Erinnern für die Zukunft

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Erinnern für die Zukunft
Erinnern für die Zukunft
In Erinnerung an die Zwangsarbeiter während des Nationalsozialismus in Leipzig
Ein Begleitheft zur Ausstellung
Erinnern für die Zukunft
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Erinnern für die Zukunft
In Erinnerung an die Zwangsarbeiter während des Nationalsozialismus in Leipzig
Ein Begleitheft zur Ausstellung
Ein Projekt der Schüler der Thomasschule zu Leipzig
(Deutsche Fassung: Schüler der Henriette-Goldschmidt-Schule Leipzig)
Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus – eine bittere Erinnerung für mehr als 7 Millionen Menschen,
welche aus mehr als 20 verschiedenen europäischen Ländern zur Rüstungsarbeit verschleppt wurden.
Diese Erinnerung ist allen Überlebenden, Opfern und deren Angehörigen gewidmet.
Eine Erinnerung, die nie vergessen werden darf.
Möge diese Ausstellung die Besucher bewegen, über das Geschehene nachzudenken.
Während des Zweiten Weltkrieges war Leipzig eines der wichtigsten Rüstungszentren Deutschlands.
Im Jahr 1944 leisteten in Leipzig mehr als 100 000 Männer und Frauen - KZ-Häftlinge und
Kriegsgefangene - Zwangsarbeit für deutsche Rüstungsbetriebe.
Diese Ausstellung auf dem Gelände eines früheren Konzerns gibt einen Einblick in die Rüstungsproduktion,
insbesondere in die unvorstellbaren Lebensbedingungen der Frauen.
Rüstungsindustrie
Leipzig war einer der wichtigsten
Standorte für die Rüstungsproduktion Deutschlands. Wegen
der geplanten rapiden Steigerung
der Produktion von Kriegswaffen
und Munition war die Nachfrage nach Arbeitern größer denn
je. Obwohl bereits viele Frauen
zur Arbeit verpflichtet worden
waren, reichte dies nicht aus,
um die für die Fortsetzung des
Krieges geforderten Mengen an
Rüstungsgütern zu produzieren.
Leipzig hatte somit einen Mangel
an Arbeitskräften.
Die fünf größten Leipziger Rüstungsbetriebe sind nebenstehend hervorgehoben: Die Firma
HASAG (Hugo Schneider AG)
stellte ihre ursprüngliche Lampenproduktion binnen kürzester
Zeit auf Rüstungsmaterial um.
Der Konzern war der einzige in
Deutschland, der Panzerfäuste
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herstellte, welche im 2. Weltkrieg
eine große Bedeutung erhielten.
Aus diesem Grund wurde die
HASAG für die deutsche Wehrmacht sehr wichtig. Zweigstellen
der HASAG gab es in Tschenstochau (Czestochowa, nordwestlich von Krakau/Krakow) und in
Skarzysko Kamienna (Polen).
Ein weiterer Rüstungsbetrieb
war das ERLA-Maschinen–Werk,
ursprünglich im Erzgebirge ansässig, welches im Jahr 1934 auf Anweisung Hermann Görings sein
Maschinenbau-Werk in Leipzig
errichtete. Die Erla-Werke
spezialisierten sich auf die Produktion von Jagdflugzeugen
vom Typ Messerschmitt. Die
Produktionsanlage in Thekla
war sehr günstig gelegen, da sie
sich in unmittelbarer Nähe eines
Flugplatzes befand, welchen sie
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für Testflüge nutzen konnte. Bis
1943 waren dort 25.000 Arbeiter
beschäftigt, mindestens 18.500
davon waren Zwangsarbeiter
oder Kriegsgefangene.
Die ERLA-Werke sind historisch
besonders bedeutend, da sie der
erste Konzern waren, der
Gefangene aus Konzentrationslagern zur Arbeit einsetzte. Zwei
weitere Produktionsstätten,
welche ebenfalls KZ-Häftlinge
einsetzten, waren die MIMO
(Mitteldeutsche Motoren-Werke)
in Taucha und JUNKERS-Flugzeugwerke in Markkleeberg.
1942 begannen die Alliierten die
Angriffe auf die Rüstungsbetriebe
in Deutschland, um die deutsche
Wehrmacht zu schwächen. Die
Rüstungsbetriebe in Leipzig wurden ebenfalls bombardiert und
dabei auch die Unterkünfte der
Zwangsarbeiter getroffen.
Rüstungsindustrie
Diese Illustration zeigt die
Lage der Fabriken, Konzentrations- und Zwangsarbeiterlager
Firmenlogo der Hugo-Schneider AG
1. Betrieb HASAG, Werk I,
Leipzig Schönefeld
2. HASAG, Werk II, Taucha
3. Erla-Werke, Leipzig
4. Mitteldeutsche Motorenwerke,
Taucha
5. Junkers-Flugzeugwerke,
Markkleeberg
6. KZ-Außenlager HASAG, Leipzig
7. KZ-Außenlager, Abtnaundorf
und Thekla
8. KZ-Außenlager Taucha
9. KZ-Außenlager Wolfswinkel,
Markkleeberg
10. Zwangsarbeiterlager
Antonienstraße
11. Zwangsarbeiter-Sammellager
Alter Meßplatz
Messerschmitt Kampfflugzeug
HASAG Werk I, Leipzig
Panzerfaustschütze
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Zwangsarbeit für die Rüstungsproduktion
Auf Grund der wachsenden
Produktion zur Fortsetzung
des Krieges wurden mehr und
mehr Arbeiter benötigt; jedoch
schrumpfte die Anzahl arbeitsfähiger Personen während des
Krieges in Deutschland und neue
Arbeitskräfte mussten gefunden
werden. Die Folge war die Deportation vieler Menschen aus ihrer
Heimat in die
Arbeiterlager in Deutschland.
Zuerst kamen Arbeiter auch
freiwillig nach Deutschland mit
dem Wunschgedanken, ihre
Lebenssituation zu verbessern.
Als sich dies mehr und mehr als
Illusion herausstellte, wurden
Arbeiter gewaltsam zur Arbeit in Deutschland gezwungen.
Viele von ihnen waren Frauen.
Auch Kriegsgefangene und KZHäftlinge wurden nun in
Arbeitslager gebracht, wo sie
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unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Die
meisten waren Osteuropäer. Unter ihnen waren Sinti und Roma
sowie viele Juden.
Bis zum Jahre 1943 arbeiteten
ungefähr 18.500 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene oder KZHäftlinge in den ERLA-Werken.
In den verschiedenen Tochterfirmen der HASAG-Werke mussten
laut statistischen Angaben
11.226 weibliche und 5.097
männliche KZ-Häftlinge für die
Nazis arbeiten.
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Zwangsarbeit für die Rüstungsproduktion
Vorderseite der Arbeitserlaubnis für einen ausländischen Arbeiter
Rückseite
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Arbeits- und Lebensbedingungen
Die Lebensbedingungen in den
Arbeitslagern waren furchtbar. Wegen des Mangels an
medizinischer Versorgung,
Ernährung, Kleidung und Hygiene lebten Tausende in einem
erschreckenden Zustand. Nur
diejenigen, die an Tuberkulose oder anderen schweren
Krankheiten litten, blieben von
der täglich 12-stündigen Arbeit
verschont. Neben den miserablen
Lebensbedingungen wurden die
Arbeiter permanent diskriminiert,
was sie zusätzlich seelisch sehr
beanspruchte.
Arbeiter aus Polen mussten ein
„P“ und jene aus der Sowjetunion „OST“ auf ihrer Kleidung
tragen, damit man erkennen
konnte, woher sie stammten. Die
Zwangsarbeiter aus den westeuropäischen Ländern, z.B. aus den
Niederlanden, wurden nicht in
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dieser Weise diskriminiert.
Schwangere Frauen litten
besonders unter dem barbarischen Regime. Nach 1943 wurden sie, wenn sie schwanger
waren, nicht mehr wie zuvor,
zurück in ihre Heimatländer
geschickt, da ihre Arbeitskraft
dringend gebraucht wurde. Viele
der Neugeborenen starben an
Mangelernährung oder wegen
der schlechten hygienischen Bedingungen. „Arisch“ aussehende
Babys wurden über die nationalsozialistische Organisation
„Lebensborn“ an deutsche Familien vermittelt.
Wegen der rauen Bedingungen
versuchten Zwangsarbeiter zu
fliehen, aber meist scheiterte
dies. Die unzureichende Ausstattung der Barackenlager sowie die
Gewalt der deutschen Aufseher,
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der die Zwangsarbeiter hilflos
ausgesetzt waren, führten zu
einer hohen Sterberate. Tausende
von ihnen erhielten nie ein
würdevolles Grab.
Arbeits- und Lebensbedingungen
Einäscherungsanzeige
Schuhe eines Zwangsarbeiters
Erkennungszeichen eines
Polnischen Arbeiters
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Widerstand
Es war verboten, den Zwangsarbeitern zu helfen, denn dies
wurde von den Nazis als Untergrabung der Kampfmoral angesehen und war strafbar.
Trotzdem versuchte eine Anzahl
deutscher Arbeiter, durch liegen gelassene Lebensmittel und
warme Kleidung den Gefangenen zu helfen. Anderweitige
Unterstützung kam von Gruppen
wie dem IAK (Internationales Antifaschistisches Komitee), welches vom sowjetischen Kriegsgefangenen Nikolai Rumjanzew
geleitet wurde. Er war bekannt
unter dem Pseudonym „Orlow“.
Viele Überlebende erinnern sich
noch an ihn; seine Gruppe stand
mit 20 Lagern in Leipzig in Verbindung. Das Wirken der IAK ist in
der HASAG, den ERLA-Werken
und vielen anderen Firmen in
Leipzig nachweisbar. Im Juli
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1944 wurden Nikolai Rumjanzew
und 50 seiner Helfer entdeckt
und von der Gestapo (Geheime
Staatspolizei) gefangen genommen und in Auschwitz ermordet.
Das tragische Schicksal der
Familie Rumjanzew sollte mit
Nikolais Tod nicht enden. Seine
Frau Alja gehörte ebenfalls zu
den Zwangsarbeiterinnen. Sie
überlebte und ging zurück in ihre
Heimat. Tragischerweise glaubte
sie über 40 Jahre, ihr Sohn sei
einer deutschen Familie übergeben worden. Konstantin, der
in Leipzig geboren war, starb
jedoch, kurz nachdem sein Vater
in Auschwitz ermordet wurde.
Eine weitere Geschichte ist
die von Anna Manochina, die
schwanger war, als ihr Ehemann
Nikolai Schkola und andere
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Mitglieder des IAK in Auschwitz
ermordet wurden. Sie war eine
von wenigen, die das Lager
überlebte. Annas Tochter, Anna
Nikolajevna Kotschergina, sah
ihren Vater zum ersten Mal auf
einem Foto in einem Film, den sie
bei einem Besuch im Herbst 2000
in Leipzig sah.
Widerstand
Nikolai Schkola
Nikolai und
Alja Rumjanzewa
Anna Nikolajevna Kotschergina
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Todesmärsche
Am 13. und 14. April 1945
wurden alle Konzentrationslager
aufgegeben und die
Häftlinge auf sogenannte
Evakuierungsmärsche geschickt.
Die 5.900 Frauen der HASAGWerke und der Junkers-FlugzeugWerke in Markkleeberg wurden
ebenfalls dazu gezwungen. Die
Märsche führten in Richtung
Wurzen, Oschatz, Riesa und
Glaubitz und wurden später als
Todesmärsche bezeichnet, da
viele Gefangene während der
Märsche ums Leben kamen.
KZ-Häftlinge, die nicht mehr
fähig waren zu laufen oder einen
Fluchtversuch unternahmen,
wurden erschossen und zurück
gelassen. Trotzdem gelang es
einigen Frauen zu fliehen.
sie einen Brief, den sie von ihrem
Sohn erhalten hatte, als er in Buchenwald eingesperrt war. Dieser
Brief wurde von einem Leipziger
Bürger 35 Jahre später für diese
Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Die Todesmärsche der HASAGHäftlinge wurden von dem
Verantwortlichen des Lagers
Leipzig-Schönefeld, SS-Oberscharführer Wolfgang Plaul,
angeordnet. Sein Verbleib ist
unbekannt; daher kam er für die
Verbrechen in Leipzig nie vor
Gericht.
Unter ihnen war die Polin Adela
Edelszein. Bei ihrer Flucht verlor
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Todesmärsche
Brief an Adela
Edelszein von
ihrem Sohn
SS-Oberscharführer
Wolfgang Plaul
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Blutbad in Abtnaundorf
Im April 1945 näherten sich die
amerikanischen Truppen Leipzig.
Auf den Befehl der Leitstelle
der Gestapo in Leipzig sollten
307 kranke und gehunfähige
Häftlinge, die zu schwach zum
Gehen waren, “beseitigt”
werden. Am 18. April 1945 wurden sie während des Mittagessens in ihre Baracken eingeschlossen. Diese wurden zugenagelt,
mit Petroleum begossen und
angezündet. 84 Gefangene
verbrannten bei lebendigem Leib.
Internierte, die versuchten zu fliehen, wurden mit Gewehren und
Maschinenpistolen beschossen.
Nur mit Hilfe von Zwangsarbeitern, deren Baracken in der Nähe
waren, konnten einige gerettet
werden. Am 28. April 1945 fanden die Opfer dieser Grausamkeit
ihre letzte Ruhestätte auf dem
Südfriedhof in Leipzig.
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Die Opfer des Blutbades in Abtnaundorf
Erinnerungstafel auf dem Südfriedhof
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Blutbad in Abtnaundorf
Gemälde von Pjotr Stefanowitsch Korschunkow
Der derzeit einzig namentlich bekannte Überlebende
ist Pjotr Stefanowitsch Korschunkow, der seine
Erinnerungen an dieses Verbrechen in Skizzen und
Gemälden verarbeitete.
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Leipziger jüdische Zwangsarbeiter
Im August 1938 lebten noch
10.800 Juden in Leipzig.
Mit der Pogromnacht vom 9. zum
10. November
1938 gestalteten sich die
ohnehin schon komplizierten
Lebensumstände der jüdischen
Einwohner noch schwieriger.
Mit dem 1.September 1941
erlangte die Polizeiverordnung
zur Kennzeichnung der Juden
Gesetzeskraft und musste
innerhalb von 14 Tagen
durchgesetzt werden. Alle Juden
hatten an ihrer Kleidung deutlich
sichtbar einen gelben Stern mit
der Aufschrift „Jude“ zu tragen.
Neben den Kriegsgefangenen
wurden bis Ende 1943 bzw. bis zu
deren eigenen Deportation
Jüdische Leipziger unter widrigsten Bedingungen zur Zwangsarbeit herangezogen.
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Bereits seit 1939 gab es
die„städtische Pflichtarbeit“ für
Juden. Auf der Basis der Zustimmung durch das Arbeitsamt im
Ergebnis einer Besprechung zwischen Arbeitsamt und Stadtverwaltung am 18. April 1940 wurde
diese Zwangsform der Arbeit
immer mehr ausgedehnt.
Im Arbeitsamt wurde für den Einsatz Leipziger jüdischer Zwangsarbeiter eine eigene Abteilung
eingerichtet. Der Leiter war ein
Herr Ulbricht. Gesetzlich festgeschrieben wurden diese Maßnahmen erst 1941 mit der „Verordnung über die Beschäftigung von
Juden“.
Nachdem alle arbeitsfähigen
jüdischen Leipziger vom Arbeitsamt erfasst waren, wurden sie zu den verschiedensten
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körperlich schweren, nicht
selten gesundheitsschädlichen,
oft gefährlichen und allgemein
abgelehnten Arbeiten herangezogen.
Leipziger jüdische Zwangsarbeiter
Blick auf die Harkortstraße um 1938, im Hintergrund das Neue Rathaus. In dem Gebäude Harkortstraße 1 hatte ab 1939 auch die sogenannte „Judenstelle“
ihren Sitz, die u.a. den Arbeitszwang für die Leipziger Juden organisierte
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Leipziger jüdische Zwangsarbeiter
Die Leipziger Stadtverwaltung
setzte Juden z.B. für das Aussortieren des Mülls,
vornehmlich auf dem Scherbelberg ein. Sie arbeiteten im Tiefbau, mussten Luftschutzgräben
an der Großmarkthalle ausheben,
Planierungs-, Erd- und Gartenarbeiten auf den Städtischen Friedhöfen leisten, waren Totengräber
auf eben diesen Friedhöfen oder
wurden zu Aufforstungsarbeiten im Städtischen Forst und zu
Stadtreinigungsarbeiten verpflichtet. Arbeitsschutzkleidung gab
es für Juden keine, ebenso wenig
wie Arbeitsschutzbestimmungen
für Juden galten. Der Stundenlohn betrug 10 Pfennig.
Medizinische Hilfe für die dabei
Erkrankten oder Erschöpften gab
es kaum. 1941 leisteten noch ca.
800 Leipziger Juden
Zwangsarbeit, neben den
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bereits genannten Bereichen
auch in Wäschereien, Kürschnereien, Rauchwarenzurichtereien oder in Be- und Entladekommandos - einschließlich der
Kohleversorgung.
Zu der körperlich schweren
Arbeit kam, dass die jüdischen
Zwangsarbeiter ab 1. November
1941 nur noch dann die Straßenbahn benutzen durften, wenn
die Arbeitsstelle mehr als 7 km
von der Wohnung entfernt war,
was für viele der Zwangsarbeiter zusätzlich noch sehr lange
Fußmärsche zur „Arbeit“ bedeutete.
Erinnern für die Zukunft
Leipziger jüdische Zwangsarbeiter
Die Zwangsarbeitsverhältnisse wurden am
27. Februar 1943 beendet. Von der so genannten
„Fabrikaktion“, die in Berlin zu Verhaftungen in
größtem Ausmaß und zu Deportationen nach
Auschwitz führte, wurde Leipzig zwar nicht in
einem solchen Umfang betroffen, blieb aber davon
auch nicht unberührt. 21 Leipziger jüdische Zwangsarbeiter wurden in diesem Zusammenhang nach
Theresienstadt, respektive Auschwitz deportiert.
Drei überlebten.
Südfriedhof Leipzig
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Nachkriegszeit - Versuch der Analyse dieser Verbrechen
1946 wurden die ERLA-Werke
demontiert und anschließend
gesprengt. Walter Wendt, Leiter
des Lagers für zivile Zwangsarbeiter, wurde am 29.05.1945 verhaftet und in ein amerikanisches
Internierungslager gebracht. Sein
weiteres Schicksal ist unbekannt.
Laut der Potsdamer Konferenz
vom August 1945 mussten
die Verbrechen der Nazis
strafrechtlich verfolgt werden.
In den Prozessen von 1948/49 in
Leipzig wurden 25 Personen für
die Verbrechen von Kamienna
und Tschenstochau angeklagt.
Die Leipziger Volkszeitung (LVZ)
berichtete ausführlich über
diese Prozesse. Die Aussagen
während des Prozesses sollten
der deutschen Bevölkerung das
Ausmaß der brutalen Verbrechen
der Nazis deutlich machen.
Die Aufseher behandelten die
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Inhaftierten in grausamster
Weise. Sie schlugen ihnen ins
Gesicht, verprügelten sie mit
Stöcken, Gummischläuchen,
Gürteln, Riemen, Stahlstangen
oder Brecheisen. Häftlinge
wurden bis zur Bewusstlosigkeit
gepeitscht. Anschließend wurden
sie mit Wasser begossen und
als sie wieder zu sich kamen,
wurden die Misshandlungen
fortgesetzt, was in vielen Fällen
tödlich endete. Auch Frauen
und Kinder wurden solchen
Misshandlungen ausgesetzt.
Wachen hetzten Hunde auf
erschöpfte Häftlinge. Kranke oder
arbeitsunfähige Häftlinge wurden
umgebracht. In einem Massengrab wurden sie einer nach dem
anderen erschossen. (LVZ vom
13.11.1948)
Am 23.12.1948 wurden die
Urteile des Kamienna-Prozesses
Erinnern für die Zukunft
vor 3.000 Personen verkündet.
Vier der Angeklagten wurden
zum Tode verurteilt, zwei weitere
zu lebenslanger Haft. Andere
Angeklagte erhielten langjährige
Haftstrafen. Nur einer wurde
freigesprochen. Die Täter von
Tschenstochau erhielten im
Juni 1949 ähnliche Strafen. Der
Justizminister sagte: “Das Ziel
der Prozesse darf nicht nur sein,
Kriminelle zu bestrafen, sondern
den Menschen die Augen zu
öffnen, dass ein Weg wie dieser
wieder in der Vergasung von
Millionen von Menschen enden
würde.” (LVZ, 24. Juni 1949)
Nachkriegszeit - Versuch der Analyse dieser Verbrechen
Bilddokument eines Gerichtsprozesses, der in einer Leipziger Firma stattfand
Erinnern für die Zukunft
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Gedenken - Mahnung - Erinnerung
Am 27. Januar 1945 wurde das
Konzentrationslager Auschwitz
befreit. Heute ist dieses Datum
ein Gedenktag für die Opfer, die
unter dem nationalsozialistischen
Regime verfolgt, verschleppt
und ermordet wurden. Dieser
Tag dient zur Warnung vor
denjenigen, die sich mit der
nationalsozialistischen Ideologie
identifizieren, rechtsextreme
Parolen verbreiten und
ausländerfeindliches Verhalten
zeigen.
unter Mitwirkung der Leipziger
Bevölkerung regelmäßig
ehemalige Zwangsarbeiter nach
Leipzig einlädt.
Außerdem finden jedes Jahr am
27. Januar Kranzniederlegungen
in Abtnaundorf, am Gedenkstein
in der Permoserstraße sowie auf
dem Südfriedhof statt.
Am 4. Mai 2000 begann die
Arbeit am Projekt „Ehemalige
Zwangsarbeiter in Leipzig“. Die
Stadt sieht sich verantwortlich,
an diese dunkle Periode der
Stadtgeschichte zu erinnern
und somit die Verantwortung
anzunehmen. Ein Teil des
Projektes ist, dass die Stadt
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Erinnern für die Zukunft
Gedenken - Mahnung - Erinnerung
Worte zum Gedenken und zur Ehrung der Toten. Sie
werden jährlich an der Gedenkstelle verlesen.
Wir denken heute
An die Opfer von Gewalt und Krieg,
Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen
oder danach in Gefangenschaft, als
Vertriebene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken
derer, die ums Leben kamen, weil sie
Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten.
Und derer, die den Tod fanden,
weil sie an ihrer Überzeugung
oder ihrem Glauben festhielten.
Wir gedenken
derer, die verfolgt und getötet wurden,
weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden,
oder deren Leben wegen einer Krankheit
oder Behinderung
als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege
unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und
politischer Verfolgung, um die Opfer sinnloser
Gewalt, die bei uns Schutz suchten.
Wir trauern mit den Müttern und mit allen,
die Leid tragen, um die Toten.
Doch unser Leben steht im Zeichen
der Hoffnung auf Versöhnung unter den
Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt
dem Frieden unter den Menschen
zu Hause und in der Welt.
Gedenkstein in Abtnaundorf
Erinnern für die Zukunft
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Was geblieben ist, ist das Andenken an Tausende Opfer der Zwangsarbeit in Leipzig, aber auch die Erinnerung derer, die diese schreckliche Zeit überlebt haben.
Viele von ihnen haben Leipzig bereits wieder gesehen oder den Wunsch geäußert, das neue Leipzig
kennen zu lernen. Häufig wurde zum Ausdruck gebracht, dass dieses Wiederkommen nach Leipzig den
schmerzhaften Prozess der Beschäftigung mit diesem schmerzhaften Einschnitt in das eigene Leben zum
Abschluss gebracht hat. Viele der ehemaligen Zwangsarbeiter fühlten sich danach endlich frei.
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Erinnern für die Zukunft
1998 - die ersten ehemaligen Zwangsarbeiter kehrten in die
früheren HASAG Werke nach Leipzig zurück
Eintrag ins
Gästebuch der
Ausstellung
Erinnern für die Zukunft
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Der zweite Teil dieser Ausstellung bezieht sich hauptsächlich auf die persönlichen Schicksale der Frauen
und Kinder, die in den Zwangsarbeitslagern leben mussten.
In den 1990er Jahren kehrten erstmals Überlebende nach Leipzig zurück, zu den Plätzen, an denen sie
litten und an denen ihre Freunde ermordet wurden.
Persönliche Dokumente und Auszüge von Erfahrungsberichten der Frauen zeigen einerseits die schrecklichen Erfahrungen in den Lagern, andererseits bezeugen sie den Optimismus, den unbeugsamen Geist
und den Glauben an eine Zeit ohne Faschismus und Krieg.
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Erinnern für die Zukunft
Irene Nenoff fand Sponsoren und war für die Organisation des Projekts verantwortlich.
Schüler der 11. Klasse der Thomasschule der Leistungskurse Geschichte und Englisch wählten Dokumente
aus und erstellten den englischen Text dieser Broschüre. Die Gestaltung und künstlerische Umsetzung
wurde von Wenzel Steinmetz übernommen. Die Schüler wurden von ihren Lehrern, einem Praxis-Lehrer,
einem Fremdsprach-Assistenten und einem Interpreter unterstützt. Für alle Beteiligten war das Projekt ein
Lern-Erlebnis und eine Herausforderung.
Obwohl der Umfang der Informationen der Ausstellung in diesem Heft nicht widergespiegelt werden
kann, haben Gäste nun die Gelegenheit, mit Hilfe dieser Broschüre wesentliche Informationen über die
Ausstellung zu gewinnen. Dank gilt dem Team der Gedenkstätte, das freundlicherweise die nötigen Dokumente und Fotos zur Vervollständigung des Projekts zur Verfügung stellte.
An der Entwicklung haben mitgewirkt:
Anna Baldauf, Clemens Behr, Karola Böhmer, Sebastian Carl, Jule Engler, Gabriele Freitag, Romy Geßner,
Paul Heller, Romy Holzmann, Felix Hübner, Maria Lötzsch, Justine Michel, Charlotte Näher, Irene Nenoff,
Christiane Olschewski, Xenia Poppe, Gregor Praetorius, Kati Prange, Simone Rahn, Odila Schröder,
Wenzel Steinmetz, Werner Stephan, Brigitte Viehmann, Creed Weiler, Wolfgang Zabel, Victoria Zorn
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Die deutsche Ausgabe wurde im Rahmen eines Projektes der Henriette-Goldschmidt-Schule Leipzig
realisiert von Carolin Kellner, Jenny Pfeifer, Henrik Zechendorf, Franziska Intrau und Dr. Eberhard Ulm.
Besonderer Dank gilt:
- Lee Fairbanks (USA)
- Project Prometheus der Jugendbank Leipzig
- Stiftung Mitarbeit in Bonn
- Consulate General of the United States of America
- Stiftung Frauenkirche Dresden und Pfarrer Feydt
- Thomaskirche Leipzig und Pfarrer Wolff
- Thomanerbund e.V. und Professor Haufe
Doreen Andriefski, Annette Cotta, Edith Graebert, Jana Becker-König, Rolf Kralovitz, Ingeborg Krieg,
Ines Kuperberg (USA), Margaret Bach Lesser (USA), Dr. Freya Luderer, Johanna Ludwig, Dr. Evelyn
Matijaschtschuk, Norbert Molkenbur, Elke Musial, Professor Pietro Nenoff, Ute Trinkkeller, Ilona UlbrichSediq, Dr. Jona Trommer, Dr. Eberhard Ulm
Förderverein Dr. Margarete Blank e.V., Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Leipzig, Institut für
Kommunikation Dr. Gernoth Barth Leipzig, Möbeltischlerei Biermann Leipzig, TRIBÜNE - Zeitschrift zum
Verständnis des Judentums, Thomanerbund Leipzig, Stahlwerke Riesa
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Erinnern für die Zukunft
Förderverein Dr. Margarete Blank e.V.
Ausstellung „Erinnern für die Zukunft“ in der Gedenkstätte für Zwangsarbeit
Permoserstraße 15, 04318 Leipzig, Deutschland
Telefon: 0341 - 235 2075
Fax: 0341 - 235 2076
[email protected]
www.zwangsarbeit-in-leipzig.de
Quellen
Alle Bilder und Texte wurden der genannten Ausstellung entnommen, abgesehen von:
Seiten 18-21: Autoren Dr. Andrea Lorz und Cornelia Zillies
Seite 19: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Fotothek
Seite 25 : Hauptstaatsarchiv Dresden 11378 Landesbehörde der Volkspolizei Sachsen Nr. 429, Bl. 175
Impressum
1. Auflage in deutscher Sprache 2010:
Herausgeber:
Druck:
Texte:
Layout:
1000 Exemplare
Projektgruppe “Verstehen und Verstehen geben”
Druckerei Böhlau, Scherlstraße 12, 04103 Leipzig
Im Rahmen des Schülerprojektes “Verstehen und Verstehen geben” von
Schülern der Thomasschule zu Leipzig in englischer Sprache gestaltet und von Schülern der Henriette-Goldschmidt-Schule ins Deutsche übersetzt.
Basierend auf der Grundlage der Ausstellung in der Gedenkstätte für
Zwangsarbeiter des Vereins Margarete Blank e.V.
Wenzel Steinmetz