Touristen Willkommen – aber zu welchem Preis
Transcription
Touristen Willkommen – aber zu welchem Preis
Touristen Willkommen – aber zu welchem Preis? Auf dem Weg mit der Fähre von der Insel Redang nach Kuala Terengganu antwortet ein Mann auf die Frage „Was halten Sie von den vielen Touristen, die täglich auf die Insel strömen?“ mit „Langkawi“. Die Verständigung war nicht immer einfach, jedoch ist die malaysische Bevölkerung gegenüber den Touristen positiv eingestellt. Diese Erfahrungen und viele weitere interessante Begegnungen erlebten wir auf unserer Reiseroute von Kuantan nach Kuala Terengganu über Pulau Redang nach Ipoh und Belum bis hin nach Kuala Lumpur. Diese Orte durften wir im Rahmen des vierten Intensivseminars der HFT Luzern in Malaysia erkunden. Aufgabe und Ziel war es, die sozialen Auswirkungen des Tourismus auf die malaysische Bevölkerung zu untersuchen. Wie bereits vorweggenommen, haben wir mit der einheimischen Bevölkerung hauptsächlich positive Erlebnisse gehabt. Diese Erlebnisse werden wir nachfolgend, gemäss dem Verlaufe unserer Reise, schildern. Der Titel unserer Arbeit soll vor allem zum Nachdenken anregen. Die Gastfreundschaft der malaysischen Bevölkerung ist stark ausgeprägt und man merkt, dass die Präsenz der Touristen im Land vorwiegend geschätzt wird. Doch wie lange wird dieser Zustand noch anhalten und was kann man als Malaysia Reisender dazu beitragen? Vielleicht lässt sich während unseren nachstehenden Schilderungen eine Antwort zu dieser Frage finden. Ein Tipp: Gegenseitiges Verständnis kann nie schaden! Wir starten unsere Reise in Kuantan. Kuantan – Das lebendige Treiben der Einheimischen Kuantan ist eine Grossstadt an der Ostküste Malaysias. Eines der berühmten Hyatt Hotels befindet sich ebenfalls in Kuantan und liegt direkt an einem schönen Sandstrand. Obwohl es nicht dem Fünf-Sterne Standard entspricht, wird es trotzdem von vielen westlichen Touristen besucht, da es nicht viele andere Möglichkeiten gibt. Das Personal des Hotels ist freundlich, verhält sich aber gegenüber den Gästen ziemlich zurückhaltend. Es wirkt, als sei es ihnen unangenehm, mit ihnen zu kommunizieren. Dies merkt man vor allem an ihrem Auftreten und am Verhalten. Danach führte unsere Reise weiter via Kuala Terengganu auf die Insel „Pulau Redang“. Pulau Redang – Der Traum aus weissem Sand und türkisblauem Wasser Pulau Redang ist eine der schönsten Inseln Malaysias und liegt im Südchinesischen Meer. Mit der modernen und schnellen Fähre von Kuala Terrenganu erreicht man die Insel in zirka 90 Minuten. Während der Fahrt ist uns aufgefallen, dass die Crew hauptsächlich aus jungen Männern besteht. Am Hafen wurden wir direkt vom hoteleigenen Bus abgeholt, der uns auf die andere Seite der Insel, ins schöne "The Taaras" Hotel brachte. Dort trafen wir auf viele andere Europäer, neben Deutschen und Engländern auch Schweizer. Die überaus freundli-1- che und stetige Präsenz des Personals überraschte uns extrem positiv. Vom Zimmermädchen bis zum Barkeeper wurden wir immer mit einem Lachen begrüsst. Die Angestellten verhielten sich offen und suchten die Konversation. Im Vergleich zum vorherigen Hotel wurde dieser Unterschied noch stärker hervorgehoben. Nach zwei traumhaften Tagen im Paradies machten wir uns um 6.30 Uhr auf den Weg zur Fähre. Auf der Fähre trafen wir viele Einheimische, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Die Leute sind sehr offen und suchen den Kontakt, indem sie ohne Hemmungen Touristen ansprechen, obwohl der sprachliche Dialog nicht immer einfach ist. Dies zeigt das bereits am Anfang erwähnte Beispiel des jungen Arbeiters, der auf der Fähre auf uns zukam. Kuala Terengganu – Die Hafenstadt Diese Stadt liegt an der Nordostküste Malaysias und ist Ausgangspunkt auf einige Inseln. Kaum angekommen in Kuala Terrengganu, wurden uns von einem eifrigen Taxifahrer die Koffer entrissen. Anschliessend flogen wir mit zwei Stunden Verspätung nach Ipoh, wo das offizielle Seminar mit der HFT begann. Ipoh – Die touristisch noch ziemlich unberührte Stadt Ipoh ist die Hauptstadt des Bundesstaates Perak und liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Kuala Lumpur am Fluss Kinta. Die Stadt zählt 673'346 Einwohner. Die chinesische Bevölkerung dominiert mit 69%, gefolgt von Malaien und Indern. Die Stadt ist touristisch noch wenig erschlossen. Hotels sind nicht viele vorhanden und die Besucher stammen hauptsächlich aus Malaysia selbst oder aus den angrenzenden Ländern. Dies erklärt auch, dass westliche Touristen noch stark auffallen. Wir lösten aufgrund unseres Aussehens eine gewisse Faszination auf die Bevölkerung aus. Dies bestätigte sich auf unserem Ausflug in die Cameron Highlands. Es gab einen regelrechten Ansturm auf unsere Gruppe. Die lokalen Besucher waren besessen davon, ein Foto mit uns zu ergattern. Ohne unser Einverständnis lichteten sie uns wie Prominente ab. Bei einem Gespräch mit einer Kioskbesitzerin in den Cameron Highlands, die ursprünglich aus Kuala Lumpur stammt, ging hervor, dass für sie die internationale Atmosphäre in Kuala Lumpur zu unpersönlich ist. Daher entschloss sie sich zu ihrem Ehemann in die Cameron Highlands zu ziehen. Dort sei der Umgang noch viel persönlicher und familiärer. Die Cameron Highlands liegen östlich der Stadt Ipoh. Sie sind aufgrund ihrer Erdbeer- und Teeplantagen ein Anziehungspunkt für zahlreiche Touristen. Eines Nachts besuchten wir den Night Market in Ipoh. Es ist hauptsächlich ein Markt, wo die Händler preiswert ihre gefälschten und Billigwaren anbieten. Sie sind eher zurückhaltend aber doch aufmerksam und präsent. Überraschenderweise sind die Marktanbieter des Night Markets weniger aufdringlich als die Angestellten in den Shoppingcentern, welche einem auf Schritt und Tritt ständig folgen! -2- Belum – Das Resort mitten im Grünen Royal Belum ist ein Rainforest - Resort im Bundesstaat Perak in Malaysia. Er liegt ganz im Norden und grenzt an Thailand. Dieser Regenwald ist mit 120 Mio. Jahren einer der ältesten der Welt – sogar noch älter als der Amazonas! Bei unserer Ankunft im Belum Rainforest Resort wurden wir mit offenen Armen empfangen. Zu unserem Erstaunen trafen wir auf einen Mitarbeiter, welcher vorher im berühmten Beach & Spa Resort des Hotel The Taaras auf der Insel Redang 17 Jahre gearbeitet hatte. Auf unsere Frage, wieso er Pulau Redang und sein Hotel verlassen hat, antwortete er „too long“. Nun fühle er sich im Regenwald ebenfalls wohl. Bei einem unserer Ausflüge erlebten wir eine sehr berührende Begegnung mit dem Ureinwohnervolk – den „Orang Aslis“. Mit einigen Booten legten wir alle an ihrer kleinen Insel an. Mit unserer Ankunft von 70 Personen überfluteten wir das bescheidene Dörfchen der Orang Aslis. Beide Seiten fühlten sich nicht ganz wohl in ihrer Haut. Die Ureinwohner wirkten auf uns so, wie wenn sie uns gar nicht wahrnehmen würden. Sie kümmerten sich nicht gross um unsere Anwesenheit. Währenddessen bestaunten wir die selbstgemachten Hütten aus Bambusholz und Blättern. Im Zentrum der lediglich auf Stelzen aufgebauten Behausungen befindet sich der Dorfplatz. Hier verweilen die Mütter mit ihren Kindern, während die Männer auf die Jagd gehen, um für genügend Nahrung zu sorgen. Das Oberhaupt des Dorfes ist dafür verantwortlich, dass alle auf der Insel genügend zu Essen haben. Die Lebenserwartung der Orang Aslis liegt bei ungefähr 50 Jahren. Das Oberhaupt ist jedoch schon stolze 59 Jahre alt. Neben der Jagd beschäftigt sich das Volk auch noch mit Handarbeiten wie z.B. selbstgemachte Halsketten aus Baummaterialien, geflochtene Schachteln aus Bambus oder geschnitzte Geh- und Jagdstöcke. Nachdenklich und betroffen verliessen wir ihre Insel wieder. Leider mussten wir feststellen, dass dies nicht das beste Beispiel für interkulturellen Austausch im Tourismus ist. Es wäre ratsamer, in einer kleineren Gruppe die Orang Aslis zu besuchen, anstatt diese so zu „überfallen“. Kuala Lumpur – Die pulsierende Millionenmetropole Kuala Lumpur, übersetzt schlammige Flussmündung, ist die Hauptstadt Malaysias und liegt 35 km von der Westküste der Malaysischen Halbinsel entfernt am Zusammenfluss der Flüsse Gombak und Klang. Die Bevölkerung besteht zu 52% aus Chinesen, 39% Malaien und 6% Indern. Hinzu kommen Araber, Sri Lanker, Europäer, Indonesier und Philippiner. In der Millionenmetropole sind die verschiedensten Kulturen vertreten. Man sieht die Minarette der Moscheen, christliche Kirchtürme, chinesische Pagoden und indische Tempel. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 1‘475337. -3- Unvergessliche Tage in Kuala Lumpur Wir verbrachten fast fünf Tage in Kuala Lumpur. Die Stadt hat zahlreiche touristische Attraktionen zu bieten. Wir kamen während unserem Aufenthalt selbst in den Genuss, einige dieser hautnah zu erleben. Dabei versuchten wir die sozialen Auswirkungen des Tourismus in der Stadt zu erfassen, indem wir mit den Einwohnern ins Gespräch kamen. Am ersten Tag beschlossen wir, uns "Chinatown" näher anzusehen. Kuala Lumpur’s Chinatown hebt sich von anderen Chinatowns, welche wir bis jetzt gesehen haben, ab. In Kuala Lumpur’s Chinatown wird massenhaft gefälschte Ware angeboten. Deren Verkäufer sind mehrheitlich keine Chinesen und sind extrem aufdringlich, wenn es um den Verkauf oder auch nur um das Begutachten der Ware geht. Am zweiten Tag in Kuala Lumpur beschlossen wir, in einer der zahlreich vorhandenen Shopping Malls auf Einkaufstour zu gehen. Kuala Lumpur ist ein Einkaufsparadies für jedermann. Es wird ersichtlich, wie gut es der Stadt geht und gleichzeitig wie westlich diese erscheint. Die Verkäufer der Läden sind zuvorkommend und freundlich. Einziger Negativpunkt der festzustellen war ist, dass uns die Verkäufer auch hier auf Schritt und Tritt verfolgen. Dies war für unser Befinden ein wenig befremdend und fühlte sich zeitweise unangenehm an. Wir fragten uns, was wohl der Grund für dieses Verhalten war. Besteht etwa ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Ausländern bzw. Touristen? Leider konnten wir keine Antwort auf diese Frage finden. Fakt ist aber, dass wir dieses Verhalten nur gegenüber Touristen beobachten konnten. Während unseres weiteren Aufenthaltes in der Shopping Mall, konnten wir es uns nicht nehmen lassen, uns eine Pediküre zu gönnen. Diese sind in Asien besonders kostengünstig. Bei solch einer Behandlung erhält man die vollste Aufmerksamkeit der Angestellten. Die meist jungen Frauen sind extrem bedacht und freundlich. Ihre Arbeit erledigen sie fast untertänig. Leider macht es diese Verhaltensweise schwierig mit den Angestellten ins Gespräch zu kommen. Während unseres Besuches im Salon ist uns besonders aufgefallen, dass die Kunden hauptsächlich Touristen und vor allem europäisch stämmige Besucher sind. Man darf behaupten, dass es die Touristen sind, welche das Geld in die Salons bringen. Für unseren dritten Tag in KL buchten wir bei unserem Hotel einen Ausflug zu den Batu Caves und ins Elephant Conservation Centre in Kuala Gandah, im Bundestaat Pahang. Die Batu Caves sind Kalksteinhöhlen rund 15 km nördlich der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpurs und beherbergen mehrere Hindu-Tempel. Zu unserer Überraschung wurde für den Zutritt zu den Caves keinen Eintrittspreis verlangt. Dass nicht aus jeder touristischen Attraktion versucht wird Profit zu schlagen, empfanden wir eine positive Feststellung. -4- Der Besuch des Elephant Conservation Centre war dagegen weniger positiv. Die Elefanten waren unserer Meinung nach in zu kleinen Ställen eingesperrt. Zudem waren viel zu viele Besucher vor Ort und die Elefanten wurden zu deren Belustigung zirkusmässig vorgeführt. Das Baden mit dem Elefanten Baby, dass wir ursprünglich gebucht hatten, wurde in letzter Minute gestrichen. Darüber waren wir überhaupt nicht erfreut. Die Begründung für die Absage war, der angeblich zu hohe Wasserstand des Flusses und die damit verbundene Gefahr. Auf unsere Frage hin, ob dies tatsächlich der Fall sei, gab unser Reiseführer zu, dass dieser Grund gegenüber des Touristen oftmals als Ausrede benutzt wird. Die Besitzer bzw. Arbeiter der Conservation Center’s erhalten, wie uns berichtet wurde, kein zusätzliches Geld dafür, obwohl die Durchführung mit einem hohen Mehraufwand verbunden ist. Werden hier Touristen schamlos ausgenutzt oder war dies ein Hinweis auf ein zu niedriges Einkommen der malaysischen Arbeiter an touristischen Attraktionen und sollte man diese zukünftig eher meiden? Diese Frage muss jeder von uns selbst beantworten. Abschliessend ein genereller Hinweis: Benutzen Sie in Kuala Lumpur keine Taxis, welche ohne Taxometer bedient werden! Darauf wurden wir selber mehrere Male hingewiesen. Trotzdem mussten wir feststellen, dass bei fast jeder Gelegenheit versucht wurde, uns Touristen über den Tisch zu ziehen. Nur durch energisches intervenieren unsererseits oder der Verweigerung überhaupt ins Taxi zu steigen, konnte die Taxifahrer dazu bewegen den Taxometer einzustellen. Hier wird nichts unversucht gelassen, den Touristen ein paar malaysische Ringgit mehr aus der Tasche zu ziehen. Es gilt also Obacht beim Benutzen der Taxis. Pangkor Island - Das (fast) unberührte Paradies Pulau Pangkor ist mit seinen tropischen Sandstränden eine für den Tourismus bedeutende Insel. Sie gehört zu dem malaysischen Bundesstaat Perak. Wir sind zusammen mit einer anderen Arbeitsgruppe nach Pangkor Island gereist. Von unserem Hotel aus, dem Impiana in Ipoh, buchten wir ein Maxi Taxi, welches uns zur Fähre fuhr, um dann weiter zur Insel zu gelangen. Die ganze Reise dauerte ca. zwei Stunden. Uns kam die Idee, und dies ist gar nicht so unüblich, die Insel auf Motorrädern zu erkunden. Der Besitzer der Vermietstation war zuerst zuversichtlich, mit uns das ideale Geschäft zu machen, obschon wir ihm ehrlicherweise von Beginn weg mitteilten, dass wir keinen Führerausweis dabei haben. Als er uns nach unseren Fahrkünsten fragte und einige von uns mit der Antwort zögerten, wurde er merklich unsicher. Nach einem zirka zehn minütigen Hin und Her verschwand er plötzlich und wir mussten enttäuscht feststellen, dass wir wohl heute nicht mehr mit den Rollern über die Insel düsen werden. Was war hier das Problem? Brachte der Herr kulturell bedingt einfach kein „Nein“ über die Lippen? Dies ist durchaus möglich. Während man hierzulande Wünsche oder Anforderungen geradeheraus formuliert, gilt dies in Asien als unhöflich. Der Rollerbesitzer verschwand also lieber unauffällig als uns klar zu -5- sagen, dass er uns die Roller lieber nicht geben möchten. Diese kulturellen Unterschiede sollte man immer versuchen mit Humor zu nehmen. So fuhren wir letztlich mit einem Taxi nach Coral Beach. Der Strand von Coral Beach ist sehr schön, wenn auch an manchen Stellen ein wenig verdreckt beziehungsweise nicht künstlich für Touristen verschönert. Am Strand entlang hat es ein paar wenige Bars und Restaurants sowie Wassersportmöglichkeiten. Hier wird jedoch deutlich, dass der Tourismus dort noch nicht gänzlich angekommen ist. Die lokalen Bewohner sind trotzdem oder vielleicht auch vor allem dessen äusserst freundlich und auch ein wenig neugierig. Die Frage, welche als erstes gestellt wurde, lautete fast immer: „Hi, where are you from?“ Schlusswort Eine Reise nach Malaysia ist auf jeden Fall lohnenswert und es sind vor allem die Begegnungen mit den Einheimischen, welche den Besuch zu einer unvergesslichen Erfahrung machen. Ob es nun sprachliche Barrieren oder kulturelle Missverständnisse gibt, solange man sich mit Verständnis begegnet und Respekt gegenüber dem Land und dessen Kultur aufbringt, schafft man ein friedliches Klima und ein positives Erlebnis auf beiden Seiten. Reisen Sie mit offenen Augen und Ohren! -6- Unsere Reiseroute: Einmal Quer durch Malaysia! Pulau Banding Kuala Gandah 1) Kuantan 2) Pulau Redang 3) Ipoh 4) Cameron Highlands 5) Pulau Pangkor 6) Pulau Banding / Belum Rainforest Resort 7) Kuala Lumpur 8) Kuala Gandah (Bildquelle: http://daytripsfromkualalumpur.files.wordpress.com/2013/08/day-trips-kuala-lumpur.gif ) -7- Diese Arbeit wurde verfasst von: Patricia Baschung Ilona Gruber Jacqueline Reutimann Johanna Widmer Mai, 2014 (Bildquelle: persönlich, Patricia Baschung) -8-