STRESS BEI HUNDEN - Personal Dog Training

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STRESS BEI HUNDEN - Personal Dog Training
x Gabi Lippitt, Sandra Dorfner
16 all4Dogs
Hilfe, mein Hund leidet
unter Stress!!!
Seine enorme Anpassungsfähigkeit hat den Hund auf der Beliebtheitsskala ganz nach
oben gebracht. Scheinbar mit bedingungsloser Kompromissbereitschaft findet er sich
im Alltag seiner Menschen ein. Eine Aufgabe, der langfristig nicht jeder Hund gewachsen
ist. Kommen die individuellen Bedürfnisse des Hundes zu kurz, spiegeln gesundheitliche
Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten seinen mentalen Zustand wider. Ein alarmierendes Zeichen für jeden Hundehalter! Von Sandra Dorfner
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Entspannung? – Dafür fehlt mir die Zeit!
Burn-out, Depression, Schlaflosigkeit und chronische Krankheiten
haben in unserer Leistungsgesellschaft Einzug gehalten. Den Warnungen der Humanmediziner vor den gesundheitlichen Folgen von
psychischem Dauerstress schließen sich Verhaltensforscher an.
Auch unser Partner Hund kann unter den hohen Anforderungen
des menschlichen Alltags leiden. Die entstehenden Folgen werden
nicht selten übersehen oder falsch interpretiert.
Eine regelmäßige Ausschüttung von
Stresshormonen
kann zu psychischen
und physiologischen Schäden führen.
Jeder Hund hat eine andere Stresstoleranz
Die Stressanfälligkeit eines Hundes hängt im Wesentlichen von
seiner genetischen Disposition (Rasse) und seinen Erfahrungen
in den ersten Lebensmonaten ab. Die oft zitierte Prägungsphase
macht ihrem Namen alle Ehre. Hat der Hund in diesem Lebensabschnitt (beginnend beim Züchter) zu wenig Möglichkeit, sich in
aller Ruhe mit wichtigen Außenreizen vertraut zu machen (Autos,
Kinder, städtische und häusliche Geräusche, andere Hunde u.a.),
kann er in seinem späteren Leben nervös und verunsichert darauf
reagieren. Auch das Verhalten der Mutterhündin (übermäßiges Bellen, nervöses Verhalten) färbt auf das Wesen ihrer Sprösslinge ab.
Besonders Welpen aus Massenzuchten (artwidrige Haltungsbedingungen und absolute Isolation) können sich im heranwachsenden
Alter als wahre Nervenbündel entpuppen. Aber Vorsicht: Auch eine
Überforderung durch Reizüberflutung (schlecht organisierte Welpenspielgruppen, Menschenansammlungen u.a.) oder negative Erfahrungen (veraltete Erziehungsmethoden, isolierte Nächte in der
Hundebox) hinterlassen ihre Spuren. Jeder Welpe hat sein eigenes
Tempo, um Erlebnisse positiv verarbeiten zu können.
Die Dosis macht das Gift
Eine ›optimale Kindheit‹ alleine macht unsere Hunde noch lange
nicht immun gegen Stress. Meistens ist es der gut gemeinte Gedanke, seinem Hund so viel als möglich bieten zu wollen, der einer
Pelznase zum Verhängnis werden kann. So mancher Hund würde
auf gemeinsame Shoppingtouren, Familienfeste oder einen Restaurantbesuch liebend gerne verzichten! Wurde unser Hund behutsam daran gewöhnt, sich zuhause auch alleine wohl zu fühlen,
können wir ihm hektische Alltagssituationen ersparen und physiologisch wertvolle Ruhephasen gönnen. Verbringt unser Hund
ohnehin viel Zeit alleine, ist der richtige Ausgleich entscheidend.
Manche Hunde drehen durch monotone Ball- und Laufspiele erst
richtig auf oder arbeiten im Hundesport (Agility, Schutzdienst) über
ihre psychischen und physiologischen Grenzen hinaus. Ihre Menschen schütteln verwundert den Kopf, warum dieser Hund einfach
»nicht müde zu bekommen ist« und sich im Alltag nur sehr schwer
auf Kommandos konzentrieren kann. Die Lösung liegt sehr nahe:
Weniger ist manchmal mehr! Geistige Beschäftigung (wie Suchspiele, Nasenarbeit und Geschicklichkeitsaufgaben) macht unsere
Vierbeiner mental müde. Eine kreative Möglichkeit, die auch unterforderten Hunden zu mehr Ausgeglichenheit verhilft – denn auch
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Langeweile bedeutet auf Dauer für den Organismus Stress.
Häufige VERHALTENSSYMPTOME bei Stress:
Nervosität
Stereotypien
Generelle Ruhelosigkeit (Hyperaktivität)
Überreaktion auf Außenreize
Zwanghafte Körperpflege
(Wundlecken von Pfoten, Rute oder Genitalbereich)
Gesteigerte Lautäußerungen (Bellen, Jaulen, Winseln)
Auf- und Ablaufen am Gartenzaun oder monotones Bellen
Vermehrtes Hecheln
Der eigenen Rute hinterher jagen
Unermüdliches Zerren oder in die Leine Beißen
Unaufhörliches Graben am Boden oder im Wasser
(Wassertropfen Abschnappen)
Soziale Unverträglichkeit (Aggression)
Mangelnde Konzentrationsfähigkeit
Zerstörung von Gegenständen
Beschwichtigungssignale
Annagen oder Zerlegen der Wohnungseinrichtung
(Möbel, Wände und Türrahmen)
Ein in der Erziehung und Ausbildung von Hunden beobachteter
Hinweis darauf, dass sich der Hund unsicher, gestresst und
überfordert fühlt.
Aufreiten
Hündinnen und Rüden, die an Menschen, Artgenossen und Gegenständen (Kissen, Decken) aufreiten
Markierverhalten
Eine Veränderung des Wasserhaushalts führt zu vermehrtem Urinieren. Übertriebenes Markieren (in Hundezonen oder zu Hause)
oder ein Zurückhalten bei stressgeladenen Spaziergängen.
Abnormes Fressverhalten
Appetitlosigkeit (bis zu einem Verzicht auf Lieblingsleckerlis)
Fresssucht (hektische Futteraufnahme oder zwanghaftes Verschlingen von aufgespürten Dingen im Freien)
Depression
Lustlosigkeit bis zum totalen Rückzug aus dem Alltagsgeschehen
(wird oft als ›auffallend braves Verhalten‹ fehl interpretiert)
u.a.
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Tierärzte und Hundetrainer sind gefordert
Machen wir uns mit Stresssymptomen (siehe Infokasten) vertraut,
wird uns bewusst, dass sich hinter manchen klinischen oder verhaltensbiologischen Veränderungen eine ernst zunehmende Ursache
verbirgt. Um einem Hund ganzheitlich helfen zu können, reicht
eine rein symptomatische Behandlung (ob in der Medizin oder im
Training) oftmals nicht aus. Immer mehr Tierärzte und Hundetrainer sind sich dieser Verantwortung bewusst und nehmen sich die
Zeit. Um mögliche Ursachen zu hinterfragen und gemeinsame Lösungsansätze zu finden. Besonderes Feingefühl ist dabei von Hundetrainern gefragt: Galt Bestrafung von ›Fehlverhalten‹ lange Zeit
als allgemeines Patentrezept, weiß man heute, dass Auffälligkeiten
im Verhalten ein wertvoller Hinweis auf den Allgemeinzustand eines Hundes sind. Die Hauptverantwortung liegt jedoch bei uns
Hundehaltern – schaffen wir ausreichend Raum für die individuellen Bedürfnisse unseres Hundes, befreien wir uns gemeinsam mit
unserem Hund vom Alltagsstress! n
Stressauslöser Halsband! Ein gut angepasstes Brustgeschirr
nimmt Hunden den schmerzhaften Druck vom empfindlichen Hals.
Durch Stress ausgelöste
KRANKHEITSSYMPTOME:
Magen-Darm-Trakt
Durchfall oder Erbrechen zählen zu den häufigsten und auffälligsten Stresssymptomen.
Eine erhöhte Magensäuresekretion zeigt sich oft durch unangenehmen Mundgeruch.
Allergien
Anhaltender Stress schwächt das Immunsystem und macht
Hunde für jegliche Allergien (Futtermittel, Milben, Gräser u.a.)
anfällig. Eine Stressreduktion kann den Verlauf einer bereits
aufgetretenen Allergie wesentlich beeinflussen.
Haut- und Fellveränderungen
Schuppenbildung, Haarausfall, stumpfes Fell, starker Juckreiz
und Ekzeme
Nieren- und Herz-Kreislauferkrankungen
Schädigung der Nebenniere, Bluthochdruck, erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko
Zyklusveränderung bei der Hündin
Bei unkastrierten Hündinnen kann Stress die Abstände und
Dauer der Läufigkeit stark beeinflussen (bis zu ›Dauerläufigkeit‹ und Ausfall)
u.a.
Gemeinsame Entspannung ist Balsam für Körper und Geist.
Sozialkontakt mit Artgenossen ist ein unverzichtbares
Grundbedürfnis eines jeden Hundes.
BUCHTIPPS
Martina Nagel und Clarissa von Reinhardt, »Stress bei Hunden«,
Animal-Learn-Verlag | Christina Sondermann, »Das große Spielebuch für Hunde: Beschäftigungsideen – Spaß im Hundealltag«, Cadmos-Verlag | Linda Tellington-Jones, »Der neue Weg
im Umgang mit Tieren: Die Tellington-TTouch-Methode«,
Kosmos-Verlag | Sarah Fischer, »Anti-Stress-Programm für Hunde«, Ulmer-Verlag | Gisela Fritsch, »So fühlt mein Hund sich
wohl«, blv-Verlag
Snacks
zum Belohnen
und Verwöhnen
Webtipps:
7 www.personaldogtraining.at
7 www.hundetraining.cc
7 www.dogs-talk.at
7 www.dogacademy.at
C
M
Y
Stressauslösende FAKTOREN:
CM
MY
Schmerz
(krankheitsbedingt oder durch physische Gewalt)
Schlafdefizit (zu kurze Tiefschlafphasen)
CY
CMY
Leistungsdruck im Hundesport
K
Trennung vom sozialen Umfeld
(Besitzerwechsel, Hundepension usw.)
Harte Erziehungsmethoden
(Leinenruck, Zwang und Strafe, Würgeketten,
Sprühhalsbänder u.a.)
Zu raue Spiele
(mit Menschen oder anderen Hunden)
Zu viele oder zu wenig Regeln im Tagesablauf
Unruhe im Haushalt
(Kleinkinder, Hektik, Anspannung und Streit in der Familie)
Besuch beim Tierarzt, Hundefriseur oder
Hundeausstellungen
Vermenschlichung
(Überforderung durch die emotionalen Bedürfnisse seiner
Besitzer)
Einsamkeit und Langeweile
Zuwenig Möglichkeiten, arttypischen Bedürfnissen
nachzugehen (durch Leinenzwang u.a.)
Mangelnder oder zu intensiver Sozialkontakt
mit Artgenossen
u.a.
www.vitakraft.at