Das Risiko im Deo - Leben nach Brustkrebs

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Das Risiko im Deo - Leben nach Brustkrebs
Körperpflege Das Risiko im Deo
Deos unter Verdacht: Lösen sie Brustkrebs aus?
Deodorants mit Aluminiumsalzen stehen im Verdacht, krebserregend
zu sein. Doch leider sind bis jetzt keine ähnlich wirksamen
Alternativen in Sicht – sagen die Hersteller.
Der Griff zum Deo ist Routine. Doch so mancher hat in letzter Zeit vielleicht kurz gezögert –
um die Inhaltsstoffe genauer zu studieren. Hitzige Diskussionen gab es um das
Aluminiumhydroxychlorid. Dieser Stoff ist ein besonders potenter Schweisshemmer, kam in
letzter Zeit jedoch in Verdacht, krebserregend zu sein.
Aluminium kommt in Lebensmitteln und Trinkwasser natürlich vor. Eine gewisse Menge
davon nehmen wir alle über die tägliche Nahrung zu uns. Zudem fügen es die Hersteller
schon seit Jahrzehnten verschiedenen Kosmetika wie Lippenstiften oder Zahnpasta bei.
Hoch dosiert, wirkt Aluminium jedoch als Nervengift.
Zudem sorgten in den letzten Jahren einige wissenschaftliche Studien für Aufregung, die
einen Zusammenhang zwischen hohen Aluminiumkonzentrationen im Körper und
Brusttumoren herstellten. Zwei Studien der Universität Chicago und der britischen
Universität Reading fanden einen direkten Zusammenhang zwischen dem Gebrauch
aluminiumhaltiger Deos und der Entstehung von Brustkrebs, zwei andere des Fred
Hutchinson Cancer Research Center in Seattle und der Universität Nizza hingegen nicht.
Wie viel Alu ist unbedenklich?
Im Labor konnten die Forscher durch eine hohe Aluminiumbeigabe zudem das
Tumorwachstum in Zellen in der Petrischale begünstigen. Auf den Menschen lässt sich
dieses Resultat jedoch nicht einfach übertragen, zu komplex ist das Zusammenspiel
verschiedener Faktoren. Ein Tierversuch, der mit einem Vielfachen der Aluminiummenge
operierte, der Menschen normalerweise ausgesetzt sind, konnte keine krebserregende
Wirkung nachweisen.
Ein wichtiger Streitpunkt: Wie hoch darf die tägliche Dosis Aluminium sein, damit sie
unbedenklich ist? Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat eine
wöchentliche «unbedenkliche» Menge festgelegt: ein Milligramm Aluminium pro Kilogramm
Körpergewicht. Viele erreichen diesen Wert jedoch schon mit der Nahrungsaufnahme. Wird
er über längere Zeit ständig überschritten, kann sich das Aluminium im Körper anreichern.
Die Deo-Hersteller setzen gern auf die Aluminiumsalze, weil diese die Poren verstopfen und
damit den Schweissfluss hemmen. Deos ohne Aluminium wirken hingegen nur antibakteriell:
Sie bekämpfen Bakterien, die den frischen, geruchlosen Schweiss mit der Zeit unangenehm
riechen lassen. Wenn die Menge an Schweiss jedoch zu gross ist, müssen die Alternativ-Deos
irgendwann kapitulieren. «Es gibt bisher keine gleichwertige, ähnlich wirkungsvolle
Alternative zum Aluminium in Deodorants», sagt Hans-Jürg Furrer, technischer Direktor
beim Schweizer Deo-Hersteller Louis Widmer. Und obwohl Furrer das Aluminium für
unbedenklich hält, hat auch Louis Widmer wie andere Hersteller auf die Nachfrage reagiert
und seit kurzem ein Deo ohne Alu im Sortiment.
Allgemein sind sich Fachleute einig, dass die Daten zu dünn sind: Erst weitere Forschungen
könnten zeigen, ob Grund zur Sorge besteht. Deshalb rät Sara Stalder, Geschäftsleiterin der
Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), zur Vorsicht: «Bis es Klarheit gibt, sollte
man vorsichtig sein.» Zudem fordert die SKS von der Industrie, aktiver nach Alternativen zu
Aluminium zu suchen.
Rasierte Haut nimmt Alu auf
Bis dahin sollten Konsumenten, wann immer es geht, auf aluminiumhaltige Deodorants
verzichten und sie nur bewusst einsetzen. Wer also vor einem langen, eventuell
schweisstreibenden Tag mit wenig Erfrischungsmöglichkeiten steht, sollte vielleicht eher auf
die potenten Geruchshemmer setzen – alle anderen auf die aluminiumfreie Alternative.
«Derzeit gibt es keine ausreichenden Hinweise, dass Aluminium als krebserregend
einzustufen ist», sagen die Experten beim Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit
und Veterinärwesen. Wie alle anderen warnen sie aber davor, die Aluminium-Deos auf frisch
rasierter oder gereizter Haut zu verwenden. Denn durch kleine Verletzungen geraten viel
eher grössere Mengen des Leichtmetalls in den Körper.
Text: Alexandra Bröhm
Bild: Jutta Klee/Corbis/Dukas
19. September 2014, Beobachter 19/2014