Leben mit der Migration Pia Engel

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Leben mit der Migration Pia Engel
Leben mit der Migration
von Pia Engel
Der Asia-Shop an der Ecke. Die russische
Nachbarin. Der türkische Spezialitätenladen im
Einkaufszentrum. Unser Leben wird immer
internationaler. Das sagen viele. Aber stimmt
das auch?
Vor allem in ärmeren Ländern sehnen sich viele
Leute nach einem besseren Leben und glauben
dies in Deutschland oder anderen reichen
Ländern zu finden. Sie wandern aus und
versuchen hier Fuß zu fassen. Vielen gelingt
dies jedoch nicht. Sie werden in ihr Heimatland
zurückgeschickt, wo es ihnen noch schlimmer
ergeht, als vor ihrem Aufbruch. Grund dafür ist,
dass sie daheim alles verkauft haben, um die
Reise in ihr „neues und besseres Leben“ zu
finanzieren und um dort eine kleine finanzielle
Starthilfe zur Verfügung zu haben. Ein weiterer
Grund, warum die Armut in osteuropäischen
Ländern rasant steigt. Dieses Szenario muss
ein Großteil der Immigranten in Deutschland
durchleben.
Nur ein kleiner Teil der Einwanderer hat mehr
Glück. Sie erhalten in Deutschland eine
vorläufige Aufenthaltsgenehmigung und haben
in der festgelegten Frist Zeit, sich um einen Job
und einen deutschen Pass zu bewerben. Aber
auch von diesen schaffen es nur wenige, als
vollwertige Bundesbürger anerkannt zu werden.
Wenn die Immigration
trotz all den
Hindernissen gelingt, ist Folgendes nicht selten:
Den Eltern geht es hier gut. Sie haben einen
Job, finden schnell Anschluss in den jeweiligen
Glaubensgemeinschaften und machen sich
keine großen Sorgen um ihre Altersvorsorge.
Denn um die sollen sich ihre Kinder kümmern.
Doch wie geht es denen? Wie kommen sie mit
der neuen Lebenssituation klar? Viele Deutsche
sind der Meinung, dass die Kinder hier schnell
Anschluss finden und das Mobbing auf Grund
der Herkunft oder der Hautfarbe in unserer
multikulturellen Gesellschaft schon lange kein
Thema mehr ist. Doch das ist leider immer noch
Wunschdenken. Die Realität sieht immer noch
ganz anders aus.
Altersvorsorge. Denn um die sollen sich ihre
Kinder kümmern.
Doch wie geht es denen? Wie kommen sie mit
der neuen Lebenssituation klar? Viele Deutsche
sind der Meinung, dass die Kinder hier schnell
Anschluss finden und das Mobbing auf Grund
der Herkunft oder der Hautfarbe in unserer
multikulturellen Gesellschaft schon lange kein
Thema mehr ist. Doch das ist leider immer noch
Wunschdenken. Die Realität sieht immer noch
ganz anders aus.
Ein gutes Beispiel ist die 14-jährige Aike. Ihre
Eltern sind vor zwei Jahren von der Türkei nach
Deutschland ausgewandert und die Familie hat
vor zwei Monaten ihre deutschen Pässe
bekommen. Ihre beiden Zwillingsbrüder sind mit
anderthalb Jahren hier geboren und gehen in
den Kindergarten. Aike geht in die siebte
Klasse einer Gesamtschule. Ihr größtes
Problem sei die Sprache, sagt sie. Deutsch sei
sehr
schwer
und
sie
habe
große
Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen.
„Meine Brüder sind hier geboren und wachsen
zweisprachig auf. Meine Eltern haben in der
Türkei für deutsche Arbeitsgeber gearbeitet und
haben gewisse Grundkenntnisse. Aber für
einen Deutschkurs für mich ist momentan kein
Geld da“, sagt das Mädchen mit den langen
braunen Haaren traurig. Ihrer Meinung nach
wird in Deutschland zu wenig für Kinder wie sie
getan. Am meisten wünscht sie sich mehr
Akzeptanz von ihren Mitschülern. „Ich verstehe
zwar nicht immer, was sie sagen, aber anhand
ihrer Mimik kann man erahnen, dass sie über
mich lästern.
Und ich kann mich nicht wehren.“ Bei ihren
Eltern stoßen ihre Probleme auf taube Ohren.
„Sie sind zu beschäftigt mit ihren neuen Jobs.“
In die Moschee will sie nicht. Da sind zu viele
Erwachsene. „Ich wünsche mir eine Freundin,
mit der ich mich einfach unterhalten kann.“
Vielen Kindern von ausländischen Eltern geht
es so wie Aike. Sie versuchen Anschluss zu
finden, scheitern aber schon oft in der Schule.
„Die Lehrer sind meist zu beschäftigt, um auf
die Probleme des Einzelnen einzugehen“, so
Aike.
Um dieses Problem zu beseitigen, sind die
Politiker in Deutschland intensiv auf der Suche
nach einer Verbesserung. Aike gefällt dies: „Ich
möchte später Ärztin werden und daher ist es
gut, wenn jetzt schon etwas gegen die
Diskriminierung und Benachteiligung in der
Schule und am Arbeitsplatz getan wird.“