Remeron®
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Remeron®
Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® Remeron® ORGANON AMZV 9.11.2001 Zusammensetzung Wirkstoff: Mirtazapinum. Hilfsstoffe Schmelztabletten: Aspartamum, Aromatica, Vanillinum, Excipiens pro compresso. Filmtabletten: Excipiens pro compresso obducto. Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit Filmtabletten zu 30 mg resp. 45 mg Mirtazapinum. Schmelztabletten zu 15 mg resp. 30 mg Mirtazapinum. Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten Episoden einer unipolaren Depression. Dosierung/Anwendung Allgemeine Dosierungsrichtlinien Das Präparat kann angesichts der Halbwertszeit von 20–40 Stunden als einmalige Tagesdosis von 15–30 mg verabreicht werden. Remeron sollte vorzugsweise als Einmaldosis vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Es können aber auch gleichmässig auf den Tag verteilte Teildosen eingenommen werden (morgens und abends). Eine Beendigung der Therapie sollte ausschleichend erfolgen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Spezielle Dosierungsrichtlinien Erwachsene Die empfohlene Startdosis ist 1× 15 mg und wird vorzugsweise vor dem Zubettgehen eingenommen. Eine Dosiswirkungsbeziehung wurde bis anhin nicht eindeutig gezeigt. In klinischen Studien betrug die wirksame Dosis üblicherweise 15–45 mg. Patienten mit fehlendem Ansprechen auf 15 mg können somit eventuell von einer Dosissteigerung bis 45 mg profitieren. Die Dosissteigerungen sollten im allgemeinen nicht rascher als alle 2 Wochen erfolgen. Ältere Patienten Die empfohlene Dosierung entspricht der anderer Erwachsener. Bei älteren Patienten ist eine Dosiserhöhung sorgfältig zu überwachen, um eine zufriedenstellende und sichere Reaktion zu gewährleisten. Kinder und Jugendliche (unter 18 Jahren) Da der Nachweis einer Wirksamkeit bei Kindern und Jugendlichen mit Depression in plazebokontrollierten Studien ausblieb, wird Remeron in dieser Altersklasse nicht empfohlen. Patienten mit Nieren- und/oder Leberinsuffizienz Leberinsuffizienz: Leicht bis mässige Leberinsuffizienz führt zu einer um 50% grösseren AUC und Eliminationshalbwertszeit bei Einzeldosen. Eine Dosisanpassung ist notwendig. Niereninsuffizienz: Niereninsuffizienz führt zu einer progredienten Abnahme der Clearance und zu einer ebensolchen Zunahme von t½ und AUC. Bei mässig schwerer Niereninsuffizienz ist eine Anpassung von Einzeldosen um ein Drittel, bei schwerer Insuffizienz um die Hälfte notwendig. Hinweis zu vergessenen Einnahmen der Filmtabletten resp. Schmelztabletten Bei einer abendlichen Tagesdosis: Die vergessene Dosis sollte wegen der evtl. auftretenden Müdigkeit bei morgendlicher Einnahme ausgelassen werden. Am nächsten Abend ist die normale Dosis einzunehmen. Bei 2× täglicher Einnahme: Die vergessene Abenddosis soll nicht zusammen mit der Morgendosis eingenommen werden. Jedoch ist die vergessene Morgendosis zusammen mit der nächsten Abenddosis einzunehmen. Beim Vergessen beider Dosen eines Tages sollen diese ausgelassen werden und am folgenden Tag sind die normalen Dosen einzunehmen. Korrekte Art der Einnahme Filmtabletten Die Filmtabletten sollen unzerkaut, falls notwendig mit etwas Flüssigkeit, geschluckt werden. Schmelztabletten Remeron SolTab Schmelztabletten lösen sich auf der Zunge von selbst auf. Um das Zerfallen der Schmelztabletten zu vermeiden, dürfen diese nicht aus dem Blister gedrückt werden. Jeder Blister enthält sechs Schmelztabletten, die durch Perforation getrennt sind. Reissen Sie vorsichtig entlang der Trennlinien eine Schmelztablette ab. Ziehen Sie nun sorgfältig die Aluminiumfolie ab, in dem Sie in der mit Pfeil markierten Ecke beginnen. Nehmen Sie die Schmelztablette mit trockenen Händen heraus und legen Sie diese auf die Zunge. Die Schmelztablette wird sich rasch auflösen und kann dann unzerkaut ohne Flüssigkeit heruntergeschluckt werden. (Abbildungen siehe Packungsbeilage). Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Mirtazapin. Seite 1 Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen In den klinischen Studien mit Remeron, wie auch in der Post marketing surveillance sind wenige, im allgemeinen bei Absetzen des Medikamentes reversible Fälle von Agranulozytose beobachtet worden. Man sollte auf Symptome wie Fieber, Halsentzündung, Stomatitis oder andere Infektionsanzeichen achten; beim Auftreten solcher Symptome ist die Therapie abzubrechen und das Blutbild zu kontrollieren. Bei Patienten mit den folgenden Erkrankungen ist die Dosis vorsichtig einzustellen. Zudem ist eine regelmässige und sorgfältige Überwachung erforderlich: Epilepsie und organische Hirnsyndrome; klinische Experimente zeigten, dass bei Patienten, die mit Remeron behandelt wurden, nur selten Anfälle auftraten. Leber- oder Niereninsuffizienz. Herzerkrankungen wie Erregungsleitungsstörungen, Angina pectoris und kurz vorangegangenem Myokardinfarkt. Hierbei sollten die üblichen Vorsichtsmassnahmen getroffen werden und die Dosierung jeder Begleittherapie vorsichtig dosiert werden. Hypotonie. Wie bei anderen Antidepressiva sollte Remeron bei Patienten mit den folgenden Symptomen mit Vorsicht eingesetzt werden: Miktionsstörungen wie z.B. bei Prostatahypertrophie, obwohl Nebenwirkungen unter einer Remeron-Therapie nicht zu erwarten sind, da Remeron nur sehr schwache anticholinerge Eigenschaften besitzt. Akutes Engwinkelglaukom und erhöhter intraocularer Druck, (auch hier besteht aufgrund der sehr schwachen anticholinergen Aktivität von Remeron, nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten unerwünschter Wirkungen). Diabetes mellitus. Beim Auftreten eines Ikterus sollte die Therapie abgebrochen werden. Darüber hinaus ist, ebenso wie bei anderen Antidepressiva, folgendes zu berücksichtigen: Unter der Behandlung mit Antidepressiva können sich bei Patienten mit schizophrenen oder anderen psychotischen Störungen die psychotischen Symptome verschlechtern. Paranoide Wahnvorstellungen können sich verstärken. Unter antidepressiver Therapie kann es zu einer Verstärkung von Suizidgedanken und Suizidverhalten kommen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Patienten unter Behandlung mit Antidepressiva müssen deshalb engmaschig in Bezug auf Zeichen einer Depressionsverschlechterung, insbesondere von suizidalem Verhalten, sowie von Unruhe und/oder Akathisie (innere Unruhe, psychomotorische Agitiertheit) überwacht werden, dies vor allem zu Beginn der Behandlung und bei Dosisänderungen. Besonders gilt dies für Patienten mit vorausgegangenen Selbstmordversuchen und solche mit Suizidgedanken. Die Patienten und die sie betreuenden Personen müssen auf das mögliche Auftreten von Suizidalität im Rahmen einer antidepressiven Therapie und auf die dringende Notwendigkeit, den behandelnden Arzt in solchen Fällen aufzusuchen, aufmerksam gemacht werden. Auch nach Abbruch der Behandlung müssen die Patienten gut überwacht werden, da solche Symptome sowohl als Zeichen eines Entzugs oder eines beginnenden Rückfalls auftreten können. In Anbetracht der Suizidgefahr, vor allem zu Beginn der Behandlung, sollte dem Patienten nur eine begrenzte Anzahl von Remeron Filmtabletten resp. Schmelztabletten ausgehändigt werden. Antidepressiva besitzen kein Suchtpotential. Dennoch kann eine plötzliche Beendigung der Behandlung nach langfristiger Verabreichung zu Schwindel, Erbrechen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwitzen, Abgeschlagenheit, Angstgefühlen und Schlafstörungen führen. Daher wird eine schrittweise Dosisreduktion bei Absetzen der Therapie empfohlen. Ältere Patienten reagieren oft empfindlicher, insbesondere in Hinsicht auf Nebenwirkungen von Antidepressiva. Im Laufe der klinischen Studien mit Remeron wurden Nebenwirkungen bei älteren Patienten nicht häufiger beobachtet als bei anderen Altersgruppen; diesbezügliche Erfahrungen sind jedoch noch begrenzt. Da die Sicherheit und Wirksamkeit von Remeron bei Kindern nicht bewiesen wurde, wird eine Behandlung von Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen. Zwei randomisierte placebo-kontrollierte Studien konnten die Wirksamkeit von Remeron für die Behandlung von Major Depressive Disorders (MDD) bei Kindern und Jugendlichen nicht zeigen. Die Sicherheit und Wirksamkeit von Mirtazapin in der Therapie pädiatrischer Depressionen kann nicht von Daten bei Erwachsenen abgeleitet werden. Unter antidepressiver Therapie wurden Suizidversuche und Suizidgedanken sowie aggressives Verhalten (aggressives und feindseliges Verhalten mit Herausforderung und Wutausbrüchen) bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Placebo jedoch häufiger gemeldet. Interaktionen In-vitro-Untersuchungen haben ergeben, dass Mirtazapin ein Substrat und schwacher kompetitiver Inhibitor der Cytochrom P450Enzyme CYP1A2, CYP2D6 und CYP3A4 ist. Mit Inhibitoren dieser Enzyme kann es zu klinisch signifikanten Interaktionen kommen: z.B. erhöht Cimetidin die AUC von Mirtazapin um 64% und diejenige des aktiven Metaboliten Desmethylmirtazapin zusätzlich um 11%. In vivo Untersuchungen haben ergeben, dass Mirtazapin die Pharmakokinetik von Amitryptilin nicht wesentlich beeinflusst. Die gleichzeitige Verabreichung des potenten CYP3A4 Inhibitors Ketokonazol führt zu einer Erhöhung des MirtazapinPlasmaspiegels und der AUC von 40% bzw. 50%. Eine kombinierte Behandlung von Mirtazapin und einem potenten Inhibitor der CYP3A4 wie HIV-Protease Inhibitoren, Azole, Antimykotika, Erythromycin oder Nefadozon sollte mit Vorsicht erfolgen. In einer unkontrollierten Pilotstudie an psychotischen Patienten, die mit Mirtazapin und Risperidon therapiert wurden, wurden keine ausgeprägten Veränderungen der Plasmakonzentrationen von Risperidon und des 9-Hydroxymetaboliten von Risperidon festgestellt. Remeron kann die zentralnervös-dämpfende Wirkung von Alkohol potenzieren; Patienten sollten deshalb auf die Einnahme alkoholischer Getränke während der Behandlung verzichten. Remeron sollte nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern oder innerhalb von 2 Wochen nach Beendigung einer solchen Therapie verabreicht werden. Remeron kann die sedative Wirkung von Benzodiazepinen verstärken; bei gleichzeitiger Verschreibung ist Vorsicht geboten. Seite 2 Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® CYP3A4 Induktoren wie Carbamazepin und Phenytoin erhöhen die Mirtazapin-Clearance um das Zweifache mit der Folge, dass die Mirtazapin-Plasmakonzentrationen um 45–60% sinken. Falls Carbamazepin oder ein anderer Induktor des hepatischen Metabolismus (wie Rifampicin) einer Mirtazapin-Behandlung hinzugefügt wird, muss die Mirtazapin-Dosis ggf. erhöht werden. Falls die Behandlung mit solchen Arzneimitteln abgebrochen wird, muss die Mirtazapin-Dosis ggf. reduziert werden. In in-vivo Untersuchungen beeinflusste Mirtazapin die Pharmakokinetik von Carbamazepin und Phenytoin (CYP3A4 Substrat) nicht. Bei einer täglichen Dosis von 30 mg Mirtazapin gibt es eine statistisch signifikante Verlängerung des INR bei Patienten, die gleichzeitig mit Warfarin behandelt wurden. Da bei einer höheren Mirtazapin-Dosis ein grösserer Einfluss nicht ausgeschlossen werden kann, sollte bei gleichzeitiger Verabreichung von Warfarin und Mirtazapin das INR überwacht werden. Studien über eine kombinierte Behandlung von Remeron und Phenprocoumon liegen nicht vor. Schwangerschaft/Stillzeit Reproduktionsstudien bei Tieren haben Risiken für die Foeten gezeigt und man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Remeron sollte nur dann an schwangere Frauen verschrieben werden, wenn der Nutzen seines Gebrauchs die Risiken überwiegt. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Remeron eine adäquate Kontrazeption anwenden. Obwohl im Tierexperiment nur vernachlässigbare Mengen Remeron in die Muttermilch ausgeschieden wurden, sollte aufgrund fehlender Humanstudien auf die Verwendung von Remeron während der Stillzeit verzichtet werden. Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen Remeron kann die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass sie Tätigkeiten wie beispielsweise das Lenken eines Motorfahrzeuges oder die Bedienung von Maschinen nur ausführen, wenn nach Meinung des Arztes gewährleistet ist, dass sie nicht durch die Behandlung beeinträchtigt werden. Unerwünschte Wirkungen Die folgende Tabelle zeigt die in placebo-kontrollierten, klinischen Studien mit Remeron Filmtabletten über einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen beobachteten, unerwünschten Wirkungen, die in mehr als 2% der Patienten der jeweiligen Behandlungsgruppe (Verum, Placebo) auftraten. Körperteil/unerwünschte Wirkung Anzahl (%) der Patienten Remeron Film- Placebo tabletten: 15–30 mg/Tag N= 522 N= 475 Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: Gewichtszunahme 57 (10,9) Zentrales Nervensystem: Sedation im Allgemeinen Schwindel Schlaflosigkeit Nervosität Abnormales Denken Depression Ungewöhnliche Träume Angstgefühle Apathie Tremor Augen: Abnormales Sehen Kardiovaskuläres System: Tachykardie/Palpitationen Verdauungssystem: Trockener Mund Gesteigerter Appetit Obstipation Nausea Diarrhoe Dyspepsie Flatulenz Haut und Anhangsgebilde: Hautausschlag 224 (42,9) 47 (9,0) 35 (6,7) 29 (5,6) 23 (4,4) 21 (4,0) 21 (4,0) 18 (3,4) 18 (3,4) 12 (2,3) 6 (1,3) 73 (15,4) 26 (5,5) 31 (6,5) 23 (4,8) 6 (1,3) 15 (3,2) 7 (1,5) 15 (3,2) 6 (1,3) 5 (1,1) 9 (1,7) 12 (2,5) 17 (3,3) 15 (3,2) 127 (24,3) 71 (13,6) 59 (11,3) 23 (4,4) 16 (3,1) 12 (2,3) 12 (2,3) 68 (14,3) 11 (2,3) 33 (6,9) 27 (5,7) 21 (4,4) 14 (2,9) 11 (2,3) 6 (1,1) 13 (2,7) Bewegungsapparat: Myalgie 12 (2,3) 7 (1,5) Körper insgesamt: Asthenie Kopfschmerzen Akutes Abdomen Grippesymptome 52 (10,0) 45 (8,6) 44 (8,4) 21 (4,0) 31 (6,5) 63 (13,3) 32 (6,7) 13 (2,7) Seite 3 Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® Körperteil/unerwünschte Wirkung Anzahl (%) der Patienten Remeron Film- Placebo tabletten: 15–30 mg/Tag N= 522 N= 475 Ödeme Rückenschmerzen 18 11 (3,4) (2,1) 4 3 (0,8) (0,6) Ein Transaminasen-Anstieg wurde gelegentlich beobachtet. Auch wurden Hypokinesie, Synkope, Agitation, Anorexie, orthostatische Hypotension, Amblyopie, Störungen des Geschmacksempfindens; Pharyngitis, Hyperkinesie (unruhige Beine) und Granulozytopenie sowie Agranulozytose (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen») und delirante Zustände beobachtet. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen kann davon ausgegangen werden, dass das Nebenwirkungsprofil der Schmelztabletten demjenigen der Filmtabletten entspricht. Überdosierung Toxikologiestudien zeigen, dass klinisch relevante kardiotoxische Effekte nach einer Überdosierung von Remeron nicht auftreten. In Ergebnissen von klinischen Studien und durch Erfahrungen aus der Anwendung in der Praxis konnte festgestellt werden, dass nach einer Überdosierung von Remeron, eine Dämpfung des zentralen Nervensystems mit Desorientierung und länger andauernde Sedierung sowie Tachykardie und mässige Hypo- oder Hypertension beobachtet wurden. Allerdings sind auch schwerwiegendere Folgen (inkl. Todesfälle) mit sehr viel höheren Dosen als die therapeutischen Dosen (insbesondere bei gemischten Überdosierungen) möglich. Bei Überdosierung ist eine Magenspülung mit einer symptomatischen Therapie zur Unterstützung der Vitalfunktionen einzuleiten. Eigenschaften/Wirkungen ATC-Code: N06AX11 Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik Remeron enthält den antidepressiven Wirkstoff Mirtazapin. Erste Wirkungen zeigen sich im allgemeinen nach ein- bis zweiwöchiger Behandlung. Remeron ist ein zentral aktiver präsynaptischer α2-Antagonist, der die zentrale noradrenerge und serotonerge Übertragung erhöht. Die Steigerung des Serotoninumsatzes wird spezifisch über 5-HT1-Rezeptoren vermittelt, da die 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren durch Mirtazapin blockiert werden. Es wird angenommen, dass beide Enantiomere von Mirtazapin zu dessen antidepressiver Wirkung beitragen: das S(+)-Enantiomer durch die Blockierung der α2- und 5-HT2-Rezeptoren, das R(–)-Enantiomer durch die Blockierung der 5-HT3-Rezeptoren. Die Histamin H1-antagonistische Wirkung von Remeron ist für dessen sedative Eigenschaften verantwortlich. Klinische Wirksamkeit Mirtazapin wirkt stark sedativ und hat im therapeutischen Dosierungsbereich geringen Einfluss auf das kardiovaskuläre System. Die anticholinergen Wirkungen von Mirtazapin sind geringer als bei trizyklischen Antidepressiva. Pharmakokinetik Absorption Nach oraler Verabreichung der Remeron Filmtabletten und der Remeron SolTab Schmelztabletten wird der Wirkstoff Mirtazapin schnell und gut resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt 50% und die maximalen Plasmaspiegel werden innerhalb von 2 Stunden erreicht. Bei Frauen wurden um ca. 50% höhere Spiegel von Mirtazapin als bei Männern gemessen. Die Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf die Pharmakokinetik von Mirtazapin. Distribution Die Plasmaproteinbindung beträgt ca. 85%. Metabolismus Mirtazapin wird weitgehend metabolisiert. Die Biotransformation erfolgt hauptsächlich durch Demethylierung und Oxidation mit nachfolgender Konjugation. In-vitro-Studien mit humanen Lebermikrosomen ergaben Hinweise darauf, dass die Cytochrom P450-Enzyme CYP2D6 und CYP1A2 in die Bildung des 8-hydroxy-Metaboliten von Mirtazapin involviert sind, während das Enzym CYP3A4 für die Bildung der N-demethyl- und N-oxid-Metabolite verantwortlich ist. Der Demethyl-Metabolit ist pharmakologisch aktiv und scheint dasselbe pharmakokinetische Profil wie die Stammverbindung zu besitzen. Elimination Mirtazapin wird in Form von Metaboliten innerhalb weniger Tage über den Urin und die Faeces ausgeschieden. Die mittlere Halbwertszeit der Elimination beläuft sich auf 20–40 Stunden. Gelegentlich wurden längere Halbwertszeiten, von bis zu 65 Stunden, beobachtet; kürzere Halbwertszeiten konnten bei jüngeren Menschen gemessen werden. Die Eliminations-Halbwertszeit ist ausreichend, um eine einmalige Tagesdosis zu rechtfertigen. Steady-state Bedingungen werden nach 3–4 Tagen erreicht. Mirtazapin zeigt im empfohlenen Dosisbereich eine lineare Pharmakokinetik. Kinetik spezieller Patientengruppen Die Clearance von Remeron kann bei Patienten mit Nieren- und Leberinsuffizienz sowie bei älteren Patienten herabgesetzt sein. Seite 4 Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz® Präklinische Daten Toxikologiestudien zeigen, dass klinisch relevante kardiotoxische Effekte nach einer Überdosierung von Remeron nicht auftreten. Sonstige Hinweise Hinweis Die Filmtabletten sind oval, bikonvex und rotbraun (30 mg) resp. weiss (45 mg) gefärbt. Die Filmtabletten sind auf einer Seite mit der Bezeichnung «Organon» und auf der anderen Seite mit dem Code «TZ/5» (30 mg) oder «TZ/7» (45 mg) gekennzeichnet. Die Filmtabletten zu 30 mg weisen eine Bruchrille auf, womit Sie bei Bedarf leicht in zwei Hälften geteilt werden können. Die Schmelztabletten sind rund und weiss. Die Schmelztabletten sind mit dem Code «TZ/1» (15 mg) und «TZ/2» (30 mg) gekennzeichnet. Haltbarkeit Remeron Filmtabletten resp. Schmelztabletten dürfen nur bis zu dem auf der Packung angegebenen Verfalldatum (Exp.) verwendet werden. Besondere Lagerungshinweise Die Filmtabletten resp. Schmelztabletten sollten vor Licht und Feuchtigkeit geschützt bei Raumtemperatur (15–25 °C) aufbewahrt werden. Zulassungsvermerk 54447, 56075 (Swissmedic). Zulassungsinhaberin Organon AG, 8808 Pfäffikon. Stand der Information August 2006. Der Text wurde behördlich genehmigt und vom verantwortlichen Unternehmen zur Publikation durch die Documed AG freigegeben.© Copyright 2007 by Documed AG, Basel. Die unberechtigte Nutzung und Weitergabe ist untersagt. [27.10.2006] Seite 5