Breitbandinitiative Kreis Soest

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Breitbandinitiative Kreis Soest
Breitbandinitiative
Kreis Soest
Rahmenkonzept und Vorgehensvorschlag zur
kurz-/mittelfristigen und zur langfristigen
Verbesserung der Breitbandversorgung im Kreis Soest
(Stand 09/2008)
Erstellt durch:
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Inhaltsverzeichnis
1
2
2.1
3
3.1
3.2
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.6.1
4.6.2
4.6.2.1
4.6.3
5
5.1
5.1.1
5.1.2
5.1.3
5.1.4
5.2
5.2.1
5.3
5.4
5.4.1
5.5
5.5.1
5.6
5.7
5.8
5.9
5.10
6
7
8
18.9.08
Zusammenfassung – "Summary" ........................................................................................................5
Einleitung............................................................................................................................................6
Redaktionelle Anmerkung...................................................................................................................7
IST Situation / Bedarf .........................................................................................................................8
Methode der Bedarfsermittlung im Kreis Soest..................................................................................8
Gebiete mit Unterversorgung............................................................................................................10
Breitbandbedarf – Grundversorgung - Initiativen.............................................................................15
Bundesministerium für Wirtschaft – Breitbandatlas .........................................................................15
NRW - Initiative Breitband-NRW.....................................................................................................15
Breitbandinitiative HSK....................................................................................................................15
Rolle der Regulierungsbehörde Telekommunikation........................................................................16
Grundversorgung in der Schweiz......................................................................................................16
Breitbandbedarf.................................................................................................................................16
Breitband-Grundbedarf für Privatkunden .........................................................................................18
Grundbedarf Geschäftskunden..........................................................................................................18
SoHo..................................................................................................................................................19
... und langfristig ? ............................................................................................................................19
Techniken für die Breitbandversorgung............................................................................................20
DSL ...................................................................................................................................................21
ADSL ................................................................................................................................................22
ADSL2 / ADSL2+.............................................................................................................................22
SDSL.................................................................................................................................................22
VDSL ................................................................................................................................................23
Mobilfunk (UMTS/HSPDA).............................................................................................................24
EDGE – Vollverfügbarkeit bei T-Mobile ..........................................................................................25
TV-Kabel...........................................................................................................................................25
Breitbandige Funktechniken (WiMAX)............................................................................................26
Beispiel HSK - Innofactory GmbH...................................................................................................26
Breitbandige lokale Funklösungen....................................................................................................27
Beispiel Geseke-Mönninghausen – Paracom GmbH ........................................................................27
Internet über Satellit..........................................................................................................................29
Richtfunk...........................................................................................................................................30
Glasfaser............................................................................................................................................31
Vergleichende Übersicht ...................................................................................................................32
Anmerkung zur Zuverlässigkeit der Netztechniken..........................................................................35
Bestehende Dienstangebote ..............................................................................................................36
Lösungen und Lösungsvorschläge – Netzanbieter............................................................................37
Wirtschaftlichkeit – Kosten – Lösungen...........................................................................................38
-3-
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
8.1
8.1.1
8.1.2
8.1.3
8.1.4
8.1.5
8.1.6
8.2
8.2.1
8.2.1.1
8.2.1.2
8.2.2
9
9.1
9.2
10
11
11.1
11.2
11.3
11.3.1
11.3.2
11.4
11.4.1
11.4.2
11.4.3
11.4.4
11.4.5
11.4.6
18.9.08
Vorgeschlagene Kooperations- und Finanzierungsmodelle der Netzanbieter...................................38
Deutsche Telekom .............................................................................................................................38
Innofactory GmbH (Funklösungsanbieter des HSK) ........................................................................39
Paracom GmbH (Lokale Funklösungen)...........................................................................................40
Erste Einschätzung............................................................................................................................41
Lösungen der übrigen Anbieter.........................................................................................................41
Vergleich und Kurzbewertung der Lösungen....................................................................................41
Fördermöglichkeiten .........................................................................................................................42
MUNLV ............................................................................................................................................42
Schritte zur Förderung.......................................................................................................................42
Stellungnahme Landkreistag NRW zum MUNLV Förderprogramm................................................43
MWME .............................................................................................................................................43
Vorschlag Vorgehen für kurz- bis mittelfristige, sowie langfristige Entwicklung.............................44
Lösungen zur zeitnahen Verbesserung der Situation.........................................................................44
Lösungen zur langfristigen Strukturverbesserung.............................................................................45
Vorschlag nächste Schritte ................................................................................................................46
Anhang..............................................................................................................................................47
Netzanbieter im Kreis Soest..............................................................................................................47
Bandbreitenmessung – Werkzeuge - Verfügbarkeit ..........................................................................49
Schematische Darstellungen zu Breitbandnetzen .............................................................................50
DSL ...................................................................................................................................................50
Breitbandfunk....................................................................................................................................52
Versorgungskarten zum Kreis Soest..................................................................................................53
Versorgung nach "Breitbandatlas.de"................................................................................................54
Versorgung DSL................................................................................................................................55
Versorgung UMTS Vodafone ............................................................................................................56
Versorgung nach Überlagerung DSL & UMTS ................................................................................57
Versorgung TV-Kabelnetze Unitymedia ...........................................................................................58
Versorgungslücke nach Überlagerung von DSL & UMTS & TV-Kabel ..........................................59
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
1
Zusammenfassung – "Summary"
„Eine flächendeckende Breitbandversorgung ist im Kreis Soest derzeit nicht gegeben. Zur Feststellung
der Versorgungslücke und zur Prüfung der Möglichkeiten zur Schließung ist ein Konzept erarbeitet
worden, welches in der Sitzung ausführlich vorgestellt wird. Die wichtigsten Inhalte sind nachfolgend
zusammengefasst.“
In komprimierter Form lassen sich die Ergebnisse der Untersuchung und des Lösungskonzeptes
folgendermaßen zusammenfassen:
Seit Anfang des Jahres haben sich Bürger und Politiker mindestens ein Dutzend mal in der Presse im
Kreis Soest zu Wort gemeldet und die Notwendigkeit einer guten flächendeckenden
Breitbandversorgung betont
Der weitere Ausbau des DSL-Netzes (diese Breitbandtechnik hat in Deutschland einen Marktanteil
von über 90%) schreitet sehr langsam oder gar nicht mehr voran.
Im Kreis Soest liegt die Zahl der unterversorgten privaten Haushalte bei ca. 18.000 (1 Mbit/s
Grenze) und sogar bei 34.200 (2 Mbit/s Grenze), hinzu kommen verschiedene Gewerbegebiete.
Aus den Gesprächen mit der Deutschen Telekom lässt sich abschätzen, dass die Schließung der
Versorgungslücke durch einen öffentlich finanziell gestützten DSL-Ausbau mehrere Jahre dauern
würde und öffentliche Baukostenzuschüsse oberhalb von 4,5 Millionen Euro verlangt.
Das Konzept des Kreises ist Anbieter- und Technologie-neutral gegenüber den Anbietern, die im
Kreis Soest eine Versorgungsverbesserung bewirken können.
Kurzfristige Zielsetzung: pragmatische und möglichst schnelle Versorgung mit moderaten
Bandbreiten zwischen 1 und 2 Mbit/s durch einen geschickten Mix von DSL, TV-Kabel, Mobilfunk,
breitbandigen Funknetzen und Satellitendiensten
Langfristige Zielsetzung (ab 5 Jahre): nachhaltige Strukturverbesserung Ausbau von Leerrohren
für Glasfasernetze, eingebettet in die landesweiten und andere übergeordnete Breitbandaktivitäten
Es wurden die aktuellen Möglichkeiten der bestehenden Anbieter im Kreis Soest umfangreich
untersucht und teilweise auch verhandelt.
Die Versorgungssituation wird sich ohne öffentliche finanzielle Unterstützung nicht schnell
schließen lassen. Öffentliche finanzielle Unterstützung wird erforderlich sein.
Für alternative Funkvernetzungen, wie sie im Hochsauerlandkreis (HSK) realisiert werden, wären
die benötigten öffentlichen Mittel deutlich geringer als die DSL-Bauskostenzuschüsse. Die
Versorgungs-Situation lässt sich mit dieser Technik auch schneller verbessern.
Für die Versorgung kleinerer „Flecken“ (vergl. GIS-Versorgungskarte Kreis Soest) unterhalb 20
Haushalten ist der Ausbau alternativer Techniken unwirtschaftlich. Hier bieten sich Internet Zugänge
über Satellit an mit bis zu 2 Mbit/s Bandbreite.
Es wurde das organisatorische und rechtliche Umfeld untersucht und die vorliegenden Projekt- und
Vertragsvorschläge von Telekom und anderen bewertet
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Für das Handeln in der nächsten Phase werden folgende Schritte vorgeschlagen:
Fortführung und Präzisierung der erhobenen Daten der Breitband-Versorgung im GIS-System des
Kreis Soest einschließlich einer Erfolgsmessung (wo hat sich was verbessert)
Bereitstellung eines Web-Informations-Portals zum Thema Verbesserung der Breitbandversorgung
im Kreis Soest;
(Information, Fortschrittsberichte, Einzelne Projekte,...)
Koordination der Zusammenarbeit mit den Kommunen, um die Planungs-, Entscheidungs- und
Vergabe-Prozesse für Maßnahmen zur Verbesserung der Breitbandversorgung zu unterstützen.
Ziel: Realisierung der Versorgungsverbesserung durch den o.g. angemessenen Technik-Mix.
Teilnahme des Kreis Soest an den NRW-Aktivitäten zur Organisation, rechtlichen Flankierung und
Umsetzung zum schrittweise Aufbaus einer Leerrohr-Infrastruktur für Glasfasernetze im Rahmen
öffentlicher Baumaßnahmen.
2
Einleitung
Gute vernetzte Infrastrukturen sind für eine Volkswirtschaft ein entscheidender Standort- und
Wettbewerbsfaktor. Mit der Entwicklung der Informationsgesellschaft haben breitbandige KommunikationsNetze eine vergleichbare Bedeutung und Rang erlangt wie die klassischen Netzstrukturen für Verkehr und
Energie. Von vielen Politikern werden Breitbandnetze, heute vor allen Dingen in der Form der breitbandigen
Internets als die wichtigste Infrastruktur eingestuft. Diese Aussagen sind nicht neu und sind unstrittig.
Seit 2004 sind verschiedene Initiativen aktiv, um eine flächendeckend gute Versorgung mit BreitbandInternet zu erreichen. Der ländliche Raum ist hier benachteiligt und diese "Versorgungs-Lücken" sollten zum
einen kurzfristig pragmatisch aber auch in Hinblick auf den Bedarf nach weiter steigenden Bandbreiten
langfristig strategisch geschlossen werden.
Dieses Konzept soll helfen, diese Ziele im Kreis Soest konkret umzusetzen. Hierbei liegt der
Schwerpunkt zunächst auf dem "kurzfristig Pragmatischem". Wie können aus dem Angebot an
Techniken und Anbietern möglichst schnell Lösungen realisiert werden, die die Breitbandversorgung
etwas auf das heutige Niveau im besser versorgten städtischen Raum heben?
Die Diskussion um das "langfristig Strategische" basiert auf der Grundannahme, dass nur ein
konsequenter weiterer Ausbau von Glasfasernetzen, auch im ländlichen Raum, langfristig eine
ausreichend schnelle Netzinfrastruktur für zukünftige Anforderungen bereitstellen kann.
Es ist in dieser Diskussion mittlerweile auch klar, dass diese Glasfasernetze im ländlichen Raum nicht allein
durch Investitionen privater Netzbetreiber entstehen werden, sondern nur durch Kooperationen zwischen
Netzbetreibern und öffentlichen Institutionen, die Verantwortung und Möglichkeiten für die Entwicklung von
Infrastrukturen haben.
Die Fragen werden derzeit systematisiert, was hierfür an Organisation, Planungs- Steuerungs- und
Dokumentations-Systemen und Prozessen erforderlich ist, wie Kostenverrechnungsmodelle geeignet sein
können und wie der rechtliche und regulatorische Rahmen gestaltet werden sollte. Hier gilt es für den Kreis
Soest mit seinen Vorarbeiten und Systemen wie dem Geografischen Informations-System und den
verschiedenen Baumaßnahmen an dieser Diskussion auf Landes-Ebene weiter so teilzunehmen, dass eine
frühzeitige Weichenstellung in Richtung eines weiteren Infrastruktur-Ausbau erfolgen kann.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Dieses Dokument ist die Ausarbeitung zum Abschnitt Sachbericht in der Beschlussvorlage zur Sitzung des
Ausschuss für Wirtschaftsförderung im Kreis Soest am 18.9.08. Es entwickelt und begründet den sachlichen
Hintergrund für die nächsten Schritte der Breitband-Initiative.
Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Vorschläge zur kurzfristigen Verbesserung der
Breitbandversorgung im Kreis Soest. Relativ ausführlich wird auch der technische Hintergrund erläutert.
2.1 Redaktionelle Anmerkung
Um die Zuordnung dieses Dokumentes zum Sachbericht der Beschlussvorlage des Ausschusses für
Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung vom 18.09.2008 zu erleichtern, wird in einigen Kapiteln mit
direktem Bezug, der Absatz aus der Beschlussvorlage an den Anfang des Kapitels (kursive Schrift) gestellt
und dann näher erläutert.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
3
IST Situation / Bedarf
„Im Kreis Soest sind von 156 000 Haushalten ca. 3 500 Haushalte (2,5 %) nicht oder nur mit max.
384 kbit/s an das Breitbandnetz angeschlossen. Legt man einen kurzfristigen Bedarf von mindestens 2 000
kbit/s als Mindestanforderung zu Grunde, so steigt die Zahl auf ca. 34 200 Haushalte (22 %).
Die vorgenannten Zahlen beziehen sich dabei ausschließlich auf die Breitbandversorgung mit DSL-Technik.
Die Betrachtung der Versorgung durch weitere Netztechniken wie TV-Kabel oder Mobilfunk ändert derzeit
kaum etwas an der Ist-Situation. Als unterversorgt sind ebenfalls einige Gewerbegebiete einzustufen, welches
ebenfalls als deutlicher Infrastruktur-Nachteil zu sehen ist.
In Deutschland gibt es keine Rechtsverpflichtung für eine flächendeckende Breitband-Grundversorgung wie
z. B. bei dem Standard-Telefonanschluss durch die Telekom. Jedoch hat auch hierüber die politische
Diskussion begonnen. In der Schweiz hat der Bundesrat in 2007 eine gesetzliche Breitbandgrundversorgung
mit 600 kbit/s / 100 kbit/s beschlossen und einen entsprechenden Auftrag an die Swisscom vergeben. Seit
01.01.2008 ist hier ein Zugang per DSL, Mobilfunk oder Satellit zum einheitlichen Preis von 49,00 CHF
möglich.
Der Bedarf an schnellen Internetzugängen steigt weiterhin stetig an. So sind entsprechend verschiedener
Prognosen mittelfristig (5-10 Jahre) - auch im ländlichen Raum - Bandbreiten von 10 Mbit/s für
gewerbliche und private Endkunden erforderlich.“
3.1 Methode der Bedarfsermittlung im Kreis Soest
Die Bedarfsermittlung ist nicht ganz einfach, da die bekannten Informationsquellen nicht verbindlich und
genau genug für eine Planung sind:
Für eine weitere Planung sind zwei Informationen ganz wichtig:
Ermittlung der Ist-Versorgung der Anbieter, der momentane aktuelle Stand
Ermittlung der Ausbauplanung der Anbieter in den nächsten 12-24 Monaten:
Dieses erweist sich als sehr schwierig, da die Anbieter teilweise gar nicht oder nur mit groben
Angaben auf Anfragen reagieren.
Diese zweite Information ist sehr wichtig für die Planung von Anbietern, die die Versorgungslücke
schließen wollen und sie ist erforderlich bei Vergabe von Fördermitteln; denn gefördert darf nur werden,
was nicht durch Eigenaktivität der Anbieter ausgebaut wird. Es sollen nicht bereits geplante Investitionen
subventioniert werden.
Zur Ermittlung der Ist-Versorgung wurde daher folgendes Vorgehen durchgeführt:
Orientierungsdaten anhand des Bundesweiten "Breitbandatlas" des BMWI (beruht ausschließlich auf
ungeprüften Angaben der Anbieter)
Anfragen an die Anbieter im Kreis Soest, Hinterlegung der Angaben de Anbieter im GIS-System
Rasterprüfung DSL des Kreises Soest (Kreisentwicklung) - Hinterlegung der Ergebnisse im GISSystem des Kreises Soest
Stichproben in den Datenbanksystemen www.kein-DSL.de und www.schmalbandatlas.de. Bürger
können sich hier eintragen lassen, wenn ihr Bereich nicht Breitband versorgt ist
Detail-Untersuchung der Gebiete, in denen sich Bürger an die Öffentlichkeit gewandt haben
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Danach wurden im GIS-System des Kreises Soest Versorgungskarten erzeugt, die man digital auswerten
kann, z. B. durch Analyse der Anzahl der Haushalte innerhalb einer markierten Fläche. Hierbei besteht auch
die Möglichkeit die unterschiedlichen Karten für Abdeckung durch DSL, UMTS usw. so zu überlagern, dass
man die verbleibende ungefähre Versorgungslücke nach Einsatz dieser Techniken ermitteln kann.
Wir gehen an dieser Stelle nicht nur aus Transparenz gründen auf die Methode ein. Denn es stellt auch für
private Netzbetreiber eine große Schwierigkeit dar, Versorgungslücken gesichert zu ermitteln.
Positive Investitions-Entscheidungen hängen nämlich von der gesichert ansprechbaren Kundenmenge ab. Ein
Betreiber von Funknetzen beispielsweise würde absolut fehl investieren, wenn sich herausstellen würde, dass
die Telekom oder eine Kabelnetzbetreiber gleichzeitig mit dem Aufbau seines Funknetzes den eigenen
Netzausbau weiter treibt. Solche Konstellationen und Ereignisse gibt es immer wieder vor.
Diese ungesicherte Daten über die Versorgungssituation führen zu einer nachvollziehbaren InvestitionsZurückhaltung privater Netzbetreiber. Man bewegt sich aus Investoren-Sicht im ländlichen Raum
sowieso schon im „Grenzkostenbereich“, wenn dann zusätzlich Risiken in den Vermarktungsprognosen von
über 50% hinzukommen, verbieten sich Investition für sorgfältige Kaufleute.
Nicht zuletzt spiegelt sich auch das Dilemma in der Aussage der Deutschen Telekom als öffentlicher
Aktiengesellschaft mit „Shareholder Value“ Orientierung wider, dass sich Investitionen in den DSL-Ausbau
in 2 Jahren amortisieren müssen (Konzernvorgabe).
Im Vergleich dazu lagen die Abschreibungszeiten öffentlicher Europäischer Post- und Telekomgesellschaften
vor der Liberalisierung (vor 1998) bei mehr als 20 Jahren für Leitungen und bei 8-12 Jahren für
Netzknotentechnik (Vermittlungstechnik). Dies bekräftigt die Einschätzung, dass eine flächendeckende
Breitbandversorgung im ländlichen Raum nicht allein durch private Investitionen der Netzbetreiber entstehen
wird.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
3.2 Gebiete mit Unterversorgung
Anhand der nachfolgenden Karte erkennt man, dass bei der klassischen DSL Versorgung eine Vielzahl von
Bereichen mit schlechter Versorgung (kein DSL oder DSL < 1-2 Mbit/s) übrig bleiben.
Daneben gibt es Schwerpunktgebiete (Cluster) mit Unterversorgung, meistens mit Ausprägung als
Wohngebiete mit privaten Haushalten und als auch mit Ausprägung als Gewerbegebiete.
Zur Genauigkeit der Zahlen sei hier noch einmal auf das vorhergehende Kapitel verwiesen. Für die Cluster
wurden die Zahlen aus dem GIS-System entnommen, die Daten im GIS-System beruhen aus Stützwerten.
Daher liefern die Zahlen der folgenden Tabelle in erster Linie eine Orientierung für den Handlungsbedarf.
Die Anzahl der Haushalte wurde anhand des GIS-Systems ermittelt, eine Zahl der Gewerbebetriebe kann
derzeit aus diesem System nicht ermittelt werden.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Wohngebiet
Bezeichnung Ortsteil
Nr.
1
2
Situation
Versorgung
Situation Infrastruktur
Summen Wohngebiete
Möhnesee
Günne
DSL 0-384 kbit/s
Hewingsen
DSL 0-384 kbit/s
DTAG: Versorgung über Hvt. in SoestAmpen
103
Theinigsen
DSL 0-384 kbit/s
DTAG: Versorgung über Hvt. in SoestAmpen
43
800
Brünnigsen
130
Wippringsesn
200
Echtrop
100
Warstein
2.080
Sichtigvor /
Mülheim
DSL 0-384 (DTAG
04/2008)
DTAG hat in 04/2008 Ausbauvorschlag
in 3 Stufen vorgestellt
900
Taubeneiche
kein DSL
kein DSL
50
Waldhausen
kein DSL
kein DSL
130
1.000
Anröchte
530
Altenmellrich
115
DTAG hat Vertragsentwurf übergeben
für DSL-Erweiterung
Berge
Klieve
4
18.9.08
14.658
1.376
Belecke
3
Haushalte
325
90
Welver
1.160
Flerke
40
Borgeln
450
Einecke /
Eineckerholsen
/ Ehningsen
120
Berwicke /
Stocklarn /
Hacheney
250
Eilmsen /
Vellinghausen
300
- 11 -
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Wohngebiet
5
6
Bezeichnung Ortsteil
Lippstadt
Situation
Versorgung
Situation Infrastruktur
Haushalte
Randlagen
2.010
Ost :
Böckenförde /
Schwarzenraben
800
Ost :
Dedinghausen
850
Ost: NiederDedinghausen /
Lipperode
70
West: Cappel –
Liesborn
80
West:
Hellinghausen
210
Lippstadt am
Wasserturm
Gewerbegebiet
Bad Sassendorf
994
Auf'm alten
Garten
(Neubaug.)
50
Lohne , auch
Gewerbegebiet
18.9.08
Weslarn
346
Bettinghausen
328
Ostinghausen
220
Lohner-Klei Süd
Gewerbegebiet
Lohner-Klei Nord
Gewerbegebiet
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Wohngebiet
7
Bezeichnung Ortsteil
Geseke
Situation
Versorgung
Alle Ortsteile,
besonders
Störmede
DSL versorgt, eher
Satellit an den
Ausgangsstraßen
50
Eringerfeld
203
Ehringhausen
700
Bönninghausen
40
Ermsinghausen
31
Langeneicke
Auch Gewerbe
Eringerfeld
(Akademie)
Gewerbe
Geseke Ost
Gewerbe
Betrieben
460
kein DSL direkt;
wird seit 2007 per Funk von der Fa.
Paracom versorgt
Erwitte
Völlinghausen
355
Berenbrock
126
Norddorf
60
DSL OK
0
Eickeloh
268
Satellit als Lösung
Lohner Warte
Ense
10
1.470
DSL teilweise versorgt
Niederense
18.9.08
350
819
Seringhausen
8
Haushalte
1.484
Möninghausen Wohngebiet mit
7
Situation Infrastruktur
1.000
Waltringen
270
Oberense
Vollbringen
Bilme
200
- 13 -
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Wohngebiet
9
Bezeichnung Ortsteil
Situation
Versorgung
Situation Infrastruktur
Rüthen
230
Rüthen
Langenstrasse
230
DSL Ausbau bis Ende 2008
Kneblinghausen
10
11
12
Lippetal
0
360
Schoneberg
170
Herzfeld nördlich /
Oesterheide
90
Östlich A2
100
Werl
1.250
Nieder-/OberBergstraße
270
Holtum
400
Hilbeck Randlage
580
Wickede
35
Schlückingen
13
Haushalte
35
Soest
860
Deiringsen /
Meiningsen
800
Hattropholsen
60
Ziel ist die Verbesserung der Situation für Wohngebiete und Gewerbegebiete.
Bei Infrastruktur-Maßnahmen haben Verbesserungen für Gewerbegebiete hohe Priorität, da sich hierdurch
für die Kommunen mittelfristig die Einnahmen-Situation verbessert.
18.9.08
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
4
Breitbandbedarf – Grundversorgung - Initiativen
Seit etwa 3 Jahren hat die öffentliche Diskussion um eine flächendeckende Breitbandversorgung
zugenommen.
Auf Bundes- und Länderebene haben sich verschiedenen Initiativen gebildet. Die Aktivitäten der
Breitbandinitiative des Kreises Soest versucht, Ergebnisse dieser Initiative zu verwerten und nimmt auf
Landesebene an diesen Aktivitäten teil.
4.1 Bundesministerium für Wirtschaft – Breitbandatlas
Das BMWI fördert die Entwicklung der Breitband-Infrastruktur und veröffentlicht seit einigen Jahren den
sog. Breitband-Atlas, der einen Überblick über die Breitbandversorgung in Deutschland gibt. Weiterhin
veröffentlicht das BMWI das Internet Portal www.zukunft-breitband.de.
Die Aktivitäten des BMWI liegen überwiegend im Bereich der Informationsdienste zu diesem Thema.
4.2 NRW - Initiative Breitband-NRW
Die Initiative Breitband-NRW wird vom Forschungsinstitut für Telekommunikation FTK in Dortmund
koordiniert.
Neben umfangreicher Informations- und Veranstaltungs-Aktivitäten hat die Initiative zwei Fokus-Projekte:
die Breitbandinitiative des Hochsauerlandkreises (Schwerpunkt kurzfristigen Schließung der Breitbandlücke)
und den Kreis Borken in der Grenzregion NL/NRW (Schwerpunkt Ausbau innovativer Glasfaserstrukturen).
Auf einer Konferenz am 12.6.08 in Düsseldorf wurde beide Initiativen vorgestellt.
Die Initiative Breitband-NRW wird nun unter dem Dach IKT-Cluster NRW weitergeführt, die über derzeit
sieben Schwerpunkt-Themen, darunter Breitband, die Technologie- und Strukturförderung für Informationsund Kommunikations-Technologien in NRW bündelt.
4.3 Breitbandinitiative HSK
Der Hochsauerlandkreis hat über einen Zeitraum von 2 Jahren ein sehr weitgehendes Konzept entwickelt.
Die Situation unterscheidet sich allerdings etwas von der Situation im Kreis Soest. Etwa 60.000 Haushalte
im HSK werden als unterversorgt eingestuft bei gleichzeitig weniger Netzanbietern als im Kreis Soest.
Kurzfristig und mittelfristig soll die Versorgungslücke durch eine Breitband-Funklösung geschlossen
werden. Hierzu hat der HSK als Tochter der Wirtschaftsförderungsgesellschaft eine
Telekommunikationsgesellschaft gegründet, die die Zwischenfinanzierung und Vermögensverwaltung des
Funknetzes übernimmt.
Langfristig strebt man aus den Finanzrückflüssen den Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur im HSK an.
Der HSK unterstützt die Vermarktung des Funklösung (Öffentliche Information, Bürgerversammlungen,...).
Die ersten Ortschaften sollen noch im September 2008 ans Netz gehen.
18.9.08
- 15 -
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
4.4 Rolle der Regulierungsbehörde Telekommunikation
Die Bundesnetzagentur reguliert die marktgerechte Verwertung der vorhandenen Netzinfrastrukturen mit
dem Ziel eines Wettbewerbs, der dem Verbraucher zu Gute kommt.
Aber die Regulierungsbehörde hat heute keine Handhabe, den weiteren Ausbau der
Netzinfrastrukturen zu steuern. Zumindest sind in dieser Richtung keine Aktivitäten bekannt.
Anmerkung:
Die Bundesnetzagentur reguliert auch andere vernetzte Infrastrukturen der Wirtschaft wie Bahn-, Gas- und
Elektrizitäts-Netze. Bei der Bahnregulierung ist es Allgemeingut, dass es Wettbewerb beim Bahnbetrieb aber
nicht beim Schienennetz geben soll; denn es macht betriebswirtschaftlich- und volkswirtschaftlich keinen
Sinn, parallele Schienen-Netze zu bauen.
In der Telekommunikation ist dies anders. Die EU hat in den 90er Jahren den Wettbewerb im Teilnehmernetzbereichen gewollt, nämlich den Wettbewerb zwischen Telefonnetz, TV-Kabelnetz, Funknetzen usw. .
Dies war der Grund, weshalb die Deutsche Telekom Ende der 90er beginnen musste, ihre Kabelnetze zu
verkaufen, da sie ansonsten marktbeherrschendes Unternehmen für zwei Teilnehmernetze gewesen wäre.
Dies ist auch Richtschnur für die nationale Regulierung.
Diese Situation bringt den Vorteil der technologischen Vielfalt im Teilnehmernetzbereich, aber auch den
Nachteil einer zwangsläufigen Investitionszurückhaltung im ländlichen Raum, wenn unsicher ist, ob man
ausreichend zahlende Kunden bei einem Netzausbau gewinnen kann.
4.5 Grundversorgung in der Schweiz
In der Schweiz gibt es seit dem 1.1.2008 ein gesetzliches Breitbandgrundangebot. Der Schweizer
Bundesrat hat in 2007 eine Grundversorgung von 600 kbit/s downstream und 100 kbit/s upstream
beschlossen und die Versorgung ausgeschrieben. Die Swisscom erhielt den Auftrag, diese Grundversorgung
zu realisieren.
Für dieses Grundangebot gibt es einen einheitlichen Tarif von 49 CHF (ca. 35,- €). Technisch realisiert
wird dieser Grundversorgungsdienst durch einen Technik-Mix aus DSL, Mobilfunk / UTMS,
Satellitendiensten und vorübergehend noch mit ISDN mit zusätzlicher Kanalbündelung. Insgesamt ist der
Breitbandausbau in der Schweiz weiter fortentwickelt, vor allen Dingen ist die Situation durch sehr gut
ausgebaute TV-Kabelnetze im Wettbewerb zu DSL geprägt.
4.6 Breitbandbedarf
Die Frage, wie viel Bandbreite denn für eine ordentliche Breitbandversorgung benötigt wird, ist nicht einfach
zu beantworten. Der Breitbandatlas des Bundes und ältere Untersuchung von Breitband-NRW klassifizieren
alle Anschlüsse mit mehr als 384 kbit/s als breitbandig, viele Veröffentlichungen setzen 1 Mbit/s als Grenze,
die Studien des HSK definieren 2 Mbit/s als Ziel-Standard. Hier herrscht keine Einigkeit. Einigkeit herrscht
nur bei der Erwartung, dass der Bedarf nach Bandbreite in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Wir
gehen von einer Bandbreite von ca. 10 Mbit/s längerfristig aus, d.h. nach den nächsten 5 Jahren. Als
treibende Kräfte hierfür werden im allgemeinen Echtzeit-Videodienste (IP-TV) angesehen.
18.9.08
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Die Frage nach wie viel Bandbreite ist untrennbar verknüpft mit der Frage, wann man diese erreichen will.
Will man das Niveau in der Fläche in etwa einem Jahr auf ein Niveau von mindestens 1 Mbit/s
heben?
oder
Definiert man den Minimalstandard deutliche höher und muss man dafür mehrere Jahre länger
warten?
Der Autor tendiert eindeutig zur schnelleren Lösung; denn mit 1 Mbit/s können die "Nichtversorgten" schon
viel besser "leben" als mit 56 kbit/s (Modem)
Dies lässt sich aber auch durch Messwerte und Praxiserfahrungen begründen:
Der Autor arbeitet täglich beruflich an einem DSL Anschluss mit getesteter Bandbreite von über
3 Mbit/s Bandbreite im downstream und über 1 Mbit/s upstream im DSL Netzbereich.
Emails (mit großen Anhängen), Downloads (bis über 100 Mbyte), umfangreiche InformationsRecherchen und größere File-Tansfers sind üblich, jedoch werden im beruflichen Umfeld keine TVAngebote oder Audio-Angebote genutzt.
Mittels einer Mess-Software wurde eine maximale Nutzdatenrate bei einem Download bis etwas
über 1 Mbit/s gemessen, bei einem umfangreichen "Upload" konnte eine maximale Nutzdatenrate
von etwas 800 kbit/s gemessen werden.
Hierbei handelt es sich um gemessene Maximalwerte über einen Zeitraum von mehreren Wochen.
Häufig lagen die Nutzdatenraten in einem Bereich von 300 - 600 kbit/s.
Grund hierfür ist, dass das Internet ein Verbundsystem aus unterschiedlichen Netzabschnitten und
Rechnern ist. Das schwächste Glied in dieser Kette bestimmt die Nutzdatenrate, mit der Anwender
das Internet nutzt.
(Beispiel 1: Die Geschwindigkeit einer gleichmäßigen Auto-Schlange von Soest nach Hamburg wird
durch Staus in Hamburg (Elbtunnel, Innenstadt) bestimmt, die Geschwindigkeit würde sich durch
eine 6 spurige Zufahrtstrasse im Kreis Soest zur A2 nicht verbessern lassen
Beispiel 2: Die Wasserleitung eines Haushalts hat ca. 1-2 cm2 Querschnitt, die Sammelleitung für
5000 Haushalte hat aber viel weniger als 5000 * 2 cm = 1 m2 Querschnitt, was ausreichend ist, weil
ja statistisch fast nie alle Wasserhähne gleichzeitig geöffnet sind. Der Druck auf am Wasserhahn
hängt von Höhe und Kapazität der „Quelle“ an der Einspeisung ins Leitungsnetz ab)
Das gemessene Datenvolumen lag bei ca. 150 - 200 MByte je Woche, also bei etwa 0,6 bis 1 GByte
monatlich, was bedeutet, dass man mit Tarifen, die ein monatliches Verkehrsvolumen von 4-5 GByte
erlauben, gut zurechtkommt.
Home-Banking, Home-Shopping oder Reiseauskünfte werden über einen DSL 16.000 Anschluss
wohl fast gar nicht schneller wahrgenommen werden als über einen DSL 1.000 Anschluss.
Nicht über einen DSL 1.000 Anschluss funktionieren befriedigend Videodienste und TV-Programm, wie sie
die Deutsche Telekom jetzt unter dem Paketnamen "Entertain" vermarktet. Hierzu benötigt man einen
DSL 16.000 Anschluss, einen VDSL-Anschluss oder einen TV-Kabel Anschluss.
Mit einem DSL 16.000 Anschluss ist das Internet eben nicht 8 mal schneller als mit einem DSL 2.000
Anschluss sondern nur in Einzelfällen schneller und so schnell wie die DSL-Zugangsleitung.
So kostet der DSL 16.000 Anschluss auch nicht das 8 fache wie der DSL 2.000 Anschluss, sondern bei der
Telekom mit knapp 30 € monatlich nur 10 € mehr als der DSL 2.000 Tarif mit knapp 20 €. Um die Kunden
zum Wechsel vom DSL 2.000 zum DSL 16.000 Tarif zu bewegen, müssen sich die Call-Center der Telekom
allerdings schon mächtig anstrengen.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
4.6.1
Breitband-Grundbedarf für Privatkunden
Für die Grundbedürfnisse nach Informations-Diensten, Verbraucher- und Bürger-Dienste (Auskunft,
Behörden-Anträge, Fundbüro, Steuererklärung / ELSTER, Theaterkarten, Shopping, Audio-Beiträge
(MP3)...) und Kommunikation (E-Mail, Chat) sollte ein Grunddienst wie bei einer ADSL Versorgung mit
mindestens 1 Mbit/s downstream und mindestens 128 kbit/s upstream als befriedigend eingestuft
werden. (kurzfristig zu realisierende Grundversorgung).
Um es noch einmal zu unterstreichen: wenn bei einer Lösung die Versorgung besser ist als dieser Wert, ist
das sehr begrüßenswert, es sollte kein „No Go“ geben, wenn man kurzfristig nicht mehr erreichen kann.
(Um ein altes Sprichwort falsch zu zitieren: „Besser ein Ente in der Hand als eine Pute auf dem Dach!“)
IPTV Dienste oder so genannte "Tripple Play" Dienste (Telefon + Internet + TV) können mit dieser
Bandbreite in manchen Situationen nur eingeschränkt übertragen werden.
Man kann aber sehr wohl bei dieser Bandbreite Video- und Audio-Beiträge aus dem Internet herunterladen,
um sie später lokal auf dem Computer abzuspielen. Auch die Video-Streaming Angebote von ARD und ZDF
können genutzt werden.
Diese Anforderungen werden von den im folgendem beschriebenen Techniken DSL, Kabel, UMTS,
Breitband-Funk und Satellit erfüllt. Daher kann man zur kurzfristig Erreichung einer flächendeckenden
Breitbandversorgung einen situationsgerechten Mix dieser Techniken nutzen.
4.6.2
Grundbedarf Geschäftskunden
Bei Geschäftskunden entfällt fast immer das Bedürfnis nach „Breitband-Videodiensten“ (Entertainment).
Für Geschäftskunden steht Vordergrund ein schneller Zugriff auf Information, zuverlässige Transaktionen
und performante Kommunikationsdienste.
Sehr wichtig ist die Zuverlässigkeit des Dienstes.
Im Unterschied zu Privatkunden benötigen Geschäftskunden oft symmetrische Bandbreiten, also gleiche
Bandbreite für den Upload wie den Download. Beispiele hierfür sind Upload von Bildern, Zeichnungen,
CAD-Daten (Grafik-Betrieb, Maschinenbau / Konstruktion) und auch zunehmend für die Substitution
vorhandener ISDN-TK-Anlagen durch VoIP-TK-Anlagen. Bei VoIP ist pro parallel laufendem Telefonat eine
upstream Bandbreite von ca. 80 kbit/s nötig.
Deshalb haben alternative DSL-Betreiber für Geschäftskunden wie QSC zunächst nur symmetrische SDSLDienste angeboten.
Auch die zunehmenden VPN-Vernetzungen zwischen Unternehmensstandorten verlangen nach
symmetrischen Bandbreiten, da dies mehr zu Informations-Strömen zwischen Firmenstandorten führt.
Geschäftskunden sind hierbei eher bereit, die entsprechenden Leistungen der Netzbetreiber zu bezahlen.
Anders ausgedrückt, wird mit Hilfe von Strukturförderung ein Gewerbegebiet erschlossen, ist die für
Netzdiensteanbieter interessanter aus Investitions-Sicht als die Erschließung eines kleinen ländlichen
Wohngebietes.
Nicht mehr von großer Bedeutung ist die Anforderung, einen eigenen Server am Geschäftskunden Anschluss
zu betreiben, da die Angebote von zentralen Rechenzentren heute umfassend alle Bedürfnisse von
Geschäftskunden erfüllen. Diese Rechenzentren sind i.d.R. redundant direkt an IP-Backbone Netze
angeschlossenen und bieten beste Performance bei hoher Zuverlässigkeit (Service). Mit anderen Worten:
Server stehen besser „im“ Netz als „am“ Netz.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Sieht man von einem reinen SOHO Szenario ab, beginnen zufriedenstellende Dienste für
Geschäftskunden bei einem Minimum von 1 Mbit/s symmetrisch, besser 2 Mbit/s. Hier wird bei
vernetzen Unternehmen der Bandbreitenbedarf allerdings weiter steigen.
4.6.2.1 SoHo
Der englische Begriff SoHo steht für „Small Office / Home Office“. Damit soll der Bereich der Kleinbetriebe
und der Freiberufler beschrieben werden, die auch teilweise zu Hause arbeiten. Da auch größere Firmen in
zunehmendem Umfang Mitarbeitern die Option geben, im Homeoffice (teilweise) zu arbeiten, bekommt
dieser Bereich eine steigenden Bedeutung.
SoHo Anwender nehmen eine Zwischenstellung zwischen Privatkunden und Geschäftskunden ein. Viele
werden mit den Bandbreiten für Privatkunden zufrieden sein, wenn es hauptsächlich um Zugriff auf
Firmendaten und Firmen-Email geht. Ausnahmen werden aber z.B. Selbstständige im Bereich Werbung und
Medien sein (Bildverarbeitung), die dann von den Anforderungen zu den Geschäftskunden zu zählen sind.
4.6.3
... und langfristig ?
Zweifellos wird der Bedarf an Bandbreite auf der Diensteseite weiter steigen.
Die verschiedenen Informations-Typen, die im Internet vorkommen, haben sehr unterschiedliche
Datenmengen.
Bei Text, Dokumenten und Transaktionsdaten (Bestellungen, Messwerte...) ist das Datenvolumen gering, bei
Audio-Daten (MP3), Bild- und CAD-Daten schon größer, auch beim Download von Software.
Die größten Datenmengen werden wohl in Zukunft TV- und HDTV-Daten erzeugen, allerdings gibt es bis
heute nur wenige Programme, die in diesen Formaten produziert werden.
Im Projekt NDIX im Kreis Borken, eines der Pilotprojekte Breitband Landesinitiative, werden
Gewerbegebiete über Glasfaser vernetzt. Es ergeben sich völlig neue Anwendungen neben dem "klassischen"
Information aus dem Netz auf den Rechner holen. So kann als Beispiel eine interne PC-Server
Kommunikation eines Firmengebäudes komplett ausgelagert werden in ein Hochsicherheits-Rechenzentrum,
das mit Skaleneffekten bei Kosten und Performance die IT-Server zentral betreibt. Mit Anwendungen dieser
Art können sie weitere Treiber für mehr Bandbreite entwickeln.
Die langfristige technische Perspektive für eine umfassende Breitbandversorgung heißt daher Ausbau der
Glasfasernetze.
Es kann aber auch möglich sein, dass der Bandbreitenbedarf mit einer guten Grundversorgung für deutlich
längere Zeit befriedigend ist.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
5
Techniken für die Breitbandversorgung
Die technische Vielfalt im Teilnehmernetzbereich bietet mehr Chancen für die Breitbandversorgung. Wir
gehen kurz auf die wichtigsten Netztechniken ein.
DSL-Erweiterung - Telefonnetz der DTAG
Mobilfunk UMTS
TV-Kabel
Internet via Satellit
Breitbandige Funklösungen (WiMAX)
Breitbandige lokale Funklösungen (WLAN)
Glasfaser
Grundlegendes zu Bandbreite und Netzen:
Prinzipiell können heute nur vier physische Medien für die Breitbandversorgung genutzt werden, drei
leitungsgebundene Medien und ein nicht leitungsgebundenes Medium:
1. der "Äther", also Funkübertragung durch die Atmosphäre (erdnah mittels Funkmasten oder
erdfern bei Satellitenübertragung)
2. der Telefondraht des in über 100 Jahren entstandenen öffentlichen Telefonnetzes,
über 40 Millionen Haushalte ist mit Telefonleitungen versorgt. Er verläuft vom Teilnehmeranschluss
bis zum sog. Hauptverteiler an der nächsten Ortsvermittlungsstelle über eine Länge bis zu 8 km. Das
Telefonkabelnetz gehört der Deutschen Telekom.
3. das TV-Kabel der Kabelfernsehnetze, die seit den 80er Jahren entstanden sind und über 20
Millionen Haushalte versorgen. Sie bestehen aus Koaxialkabel und zwischengeschalteten
Verstärkern und Verzweigern. Das TV-Kabel endet an einer sog. Kopfstelle. Das TV-Kabel gehörte
bis Ende der 90er Jahre auch der Deutschen Telekom, sie musste es aber auf Drängen der
Europäischen Kommission verkaufen. Der Verkauf an verschiedene Regionale Gesellschaften wurde
2003 abgeschlossen.
4. die Glasfaserleitung (LWL), die heute im Kernbereich der Netze verwendet wird, versorgt nur in
wenigen Pilotgebieten private Haushalte, aber mittlerweile in Großstädten schon viele
Firmengebäude.
Vergleicht man diese Medien bezüglich ihrer Bandbreite oder Übertragungs-Kapazität, so kommt man zu
folgender Einstufung:
Funkübertragung
Funkfrequenzen sind ein knappes Gut, einzelne Frequenzbänder werden staatlich überwacht und per
Lizenz vergeben. Die physikalischen Bandbreiten zugeteilter Frequenzbänder liegen beispielsweise
im Bereich von ca. 20 MHz bei den UMTS-Frequenzen je Netzbetreiber.
Telefondraht
Es lassen sich bei ADSL Frequenzbänder bis in den 2 MHz Bereich nutzen, allerdings bei einer
spürbaren Längenbegrenzung. Bei VDSL können sogar bis 30 MHz genutzt werden, allerdings nur
bis max. 1,5 km Leitungslänge. Die höchsten erreichbaren Bitraten liegen bei etwas über 50 Mbit/s.
TV-Kabel
Die ist ein sog. Koaxialkabel, früher durchaus auch Hochfrequenzkabel genannt. Die Bandbreite des
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
nutzbaren Frequenzbandes liegt bei ca. 1 GHz, also etwa 50 bis 500 mal höher als beim
Telefondraht.
Glasfaser
Die Übertragung erfolgt per Licht und nicht als elektrisches Signal wie bei den anderen Medien. Die
möglichen Bandbreiten oberhalb des Tera Hertz Bereiches sind heute nur zu Bruchteilen ausgenutzt.
(1 THz = 1.000 GHz; 1 GHz = 1.000 MHz, 1 MHz = 1.000 KHz). Praktisch realisierte Bitrate geht
heute bis in den TeraBit/s Bereich bei Glasfaserübertragungssystemen. Die Bandbreite der Glasfaser
ist also noch einmal um mindestens 1.000-mal höher als beim TV-Kabel.
Das Glasfaserkabel hat die mit Abstand höchste Bandbreite und ist aus heutiger Sicht uneingeschränkt
zukunftssicher. Es liegt "nur" nicht in ausreichender Menge in der Erde.
Das TV-Kabel dürfte auch über mindestens weitere 10 Jahre ausreichende Bandbreite bieten, es versorgt
etwa die Hälfte aller privaten Haushalte.
Das Telefonkabel stößt an seine technischen Grenzen. Es hat allerdings einen Riesenvorteil - es ist da!
Die Funkübertragung bietet allgemein weniger Bandbreite als die leitungsgebundenen Medien. Um
Frequenzbänder wirtschaftlich besser zu nutzen, schränkt man die Funkwellenausbreitung räumlich ein, z.B.
bei den Funkzellen der Mobilfunknetze, wodurch die gleiche Frequenz in der übernächsten Funkzelle wieder
benutzt werden kann, oder bei Richtfunkstrecken, wo die Wellenausbreitung auf einen engen Raumwinkel
eingeschränkt wird. Die Funktechnik hat aber den großen Vorteil, sie lässt sich schnell und zum Vergleich
mit leitungsgebunden Medien kostengünstig aufbauen.
Bei den leitungsgebundenen Medien sind die Verlege-Arbeiten das teuerste, die Kosten der Kabel selbst
spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Ergänzend sei noch vermerkt, dass Versuche der Datenübertragung über Stromkabel, sog. „Powerline“ in
den 90er Jahren durchgeführt wurden, aber nicht zu einer nennenswerten Ausbreitung dieser Technik geführt
haben. Die Bitraten lagen unterhalb derer von DSL.
5.1 DSL
"Für die Breitbandversorgung ist DSL die am häufigsten genutzte Technik. Diese über das öffentliche
Telefonnetz angebotene Versorgung ist in Bereichen mit bis maximal 4,5 bis 5,5 km Leitungslänge ausgehend
von der Vermittlungsstelle aus nutzbar. Gerade in ländlichen Gebieten ist dadurch eine Versorgung nicht
flächendeckend möglich. In der näheren Umgebung der Vermittlungsstellen sind Bandbreiten von 16 Mbit/s
möglich."
DSL steht für „Digital Subscriber Line“ (Digitale Teilnehmer Anschlussleitung). Es ist das elektronische
„Tuning“ der Telefonzweidraht-Leitung des öffentlichen Telefonnetzes hin zu höherer Bandbreite. Wie weit
die Bandbreite auf dem Telefondraht „getunt“ werden kann, hängt von der Entfernung des Teilnehmers von
der Vermittlungsstelle ab. Ab 4,5 km Leitungslänge sinkt die Bandbreite stark ab. Dies ist die technische
Kernproblematik im ländlichen Raum, da viele Haushalte oberhalb 4,5 km Entfernung liegen.
Wie wird DSL realisiert? Aus der Struktur-Sicht enden alle Telefondrähte der Teilnehmer am sog.
Hauptverteiler (HVT) in der nächst gelegenen Telefon-Ortsvermittlungsstelle (OVSt.). Der Telefondraht
besteht aus zwei nebeneinander liegenden, verdrillten Kupferdrähten (sog. „Klingeldraht“). Fast ein
Jahrhundert lang wurde über diese Telefonleitung schlicht das analoge Tonsignal des Telefons mit einem
Frequenzbereich von 300 Hz bis 3400 Hz übertragen. Nur die Deutsche Telekom verfügt in Deutschland
über dieses flächendeckende Telefonnetz.
Mit der Einführung von ISDN wurden erstmalig Daten digital über die Telefonleitung übertragen, mit den
DSL-Techniken seit Mitte der 90er Jahre konnte die Übertragungsrate weiter verbessert werden.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Mittlerweile gibt es verschiedene Varianten für die DSL-Technik, die im folgendem kurz dargestellt werden.
5.1.1
ADSL
ADSL steht für Assymetrical Digital Subscriber Line. Die ersten ADSL Anschlüsse hatten eine Bandbreiten
von 768 kbit/s downstream und 128 kbit/s upstream. Die elektronisch ADSL-Übertragungs-Technik ließ sich
kostengünstig herstellen, dafür nahm man in Kauf, dass die Geschwindigkeit zum Netz (upstream) deutlich
geringer als Geschwindigkeit vom Netz (downstream) war, was allerdings auch dem häufigsten
Anwendungsfall entspricht, dass private Teilnehmern überwiegend Daten aus dem Netz empfangen und
weniger Daten ins Internet senden.
Weiterhin wird in Deutschland der Telefonkanal zusätzlich zum DSL-Kanal auf dem Kupferdraht in einem
anderen Frequenzband übertragen. Dies ermöglicht, dass der DSL-Kanal über eine andere Gesellschaft
angeboten wird (z.B. „1und1“) und der Telefonanschluss bei der Telekom bleibt.
Dies ist bei den SDSL-Produkten für Geschäftskunden nicht der Fall.
Für Betreiber von Servern oder Geschäftskunden mit einem hohen „upload Bedarf“ ist ADSL auf Grund der
begrenzten upstream Bandbreite weniger geeignet. Allerdings resultiert durch die geringere upstream
Bandbreite der - im Vergleich zu SDSL-Anschlüssen - relativ günstige Preis.
Ein Problem bei ADSL liegt in den Entfernungen der Anschlüsse zum Hauptverteiler der Vermittlungsstelle.
Bis zu etwa vier bis fünf Kilometer Leitungslänge kann ADSL bereitgestellt werden.
Es lohnt sich in jedem Fall zu überprüfen, ob es für Ihre Region einen oder mehrere lokale Provider (genannt
"Carrier") als Alternative zur T-Com gibt, da diese nicht selten höhere Geschwindigkeiten, bessere
Konditionen oder andere Vorteile mit sich bringen. Insbesondere in den Ballungszentren und Großstädten
gibt es in der Regel mehrere ernstzunehmende Alternativen zur Telekom.
5.1.2
ADSL2 / ADSL2+
ADSL2 ist die Nachfolgegeneration der ADSL-Technologie. ADSL2 basiert wie alle DSL-Techniken auf
einer Kupfer-Doppelader.
ADSL2 ist wird durch eine netzinterne Technik-Aufrüstung erreicht, die Anschlussdose bei Kunden bleibt
unverändert, es ist evtl. ein neuer DSL-Splitter erforderlich.
Der Upstream nutzt bis zu 0,14 Megahertz, der Downstream maximal 1,1 MHz.
Auch für ADSL2 gelten die Längenbegrenzungen auf der Kupfer-Doppelader.
Bei kürzeren Kabellängen kommt ADSL2+ zum Einsatz, eine spezialisierte Form von ADSL2. Diese
Weiterentwicklung nutzt einen größeren Frequenzbereich für den Download. Nämlich bis zu 2,2 Megahertz.
Hierdurch lassen sich auf kürzere Distanzen (~1,5 km) bis zu 24 Mbit/s Downstream bereitstellen. Dies
erlaubt das Angebot von Videodiensten (IP-TV, Videoconferencing). Bei der Telekom werden solche Dienste
unter dem Markennamen „Entertain“ angeboten.
5.1.3
SDSL
SDSL - Symmetric Digital Subscriber Line - ist die nach ADSL im Privatkundenbereich wohl bekannteste
DSL-Variante. SDSL kommt auch mit nur einem Adernpaar aus. SDSL ist ein Verfahren für VollduplexÜbertragungen mit symmetrischen Übertragungsraten.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Die downstream und die upstream Bitrate sind gleich. Dies kommt den Bedürfnissen von gewerblichen
Kunden entgegen.
In Europa werden bis zu 2 Mbit/s (E-1 Leitung) erreicht. Theoretisch sind Raten von bis zu 3 Mbit/s
möglich. Zur Übertragung wird ein 240 kHz-Frequenzband benutzt
Für höhere Reichweiten kann für SDSL wird ein separates Adernpaar von der Vermittlungsstelle zum
Endkunden gelegt (separate Telefondose/TAE). An dieser neuen Telefondose wird dann der SDSL-Zugang
realisiert. Provider wie Arcor, QSC, Claranet nutzen diese Technik, um ihre SDSL-Tarife zur Verfügung zu
stellen. Hier können Reichweiten bis 7 km erreicht werden.
SDSL wird fast ausschließlich als DSL-Variante für Geschäftskunden vermarktet.
5.1.4
VDSL
VDSL steht für "Very High Data Rate Digital Subscriber Line"
VDSL ist wie ADSL eine digitale Übertragungsart mit asymmetrischer Geschwindigkeitsverteilung. Wie in
den vorhergehenden Kapiteln erwähnt, hängt die DSL erreichbare Bitrate stark von der Länge der
Kupferleitung ab. Hierzu wird bei VDSL die Länge der Kupferleitung verkürzt, indem die DSL-Technik
nicht im Kabel Hauptverteiler (HVt) in der Vermittlungsstelle installiert ist, sondern neben den
Kabelverzweigerkästen (KVz) am Straßenrand eine Systemschrank für die VDSL-Technik aufgebaut wird.
Zwischen diesem Systemschrank und der Vermittlungsstelle wird eine Glasfaser verlegt. VDSL benötigt also
ein Hybridnetz aus Glasfaserleitungen und Kupferkabel, wobei die zu überbrückende Kupferstrecke nicht
länger als 1,5 km sein darf.
Für VDSL wird ein Adernpaar benötigt und die verwendeten Frequenzen gehen bis ca. 30 MHz. Die
überbrückbare Leitungslänge liegt zwischen 0,3 km und 1,5 km. Die dabei erreichten Bandbreiten liegen
zwischen 13 und 52 MBit/s im Downstream und 1,5 und 2,3 MBit/s im Upstream, jeweils abnehmend mit
zunehmender Länge der Kupferstrecke.
Mit VDSL ist das Angebot von TV-Diensten über die Telefonleitung möglich geworden. Die Technik wird
bisher fast ausschließlich von der Deutschen Telekom in Großstädten angeboten.
VDSL erfordert einen sehr hohen Bauaufwand. Das folgende Bild zeigt einen VDSL Systemschrank neben
einem Kabelverzweiger. Der Systemschrank erfordert eine leistungsfähige Stromversorgung. Beim
Vorbeigehen kann man die Lüftungsgeräusche der Elektronik deutlich hören.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Bisher wird VDSL nur in Gebieten hoher Kundendichte angeboten. Die Deutsche Telekom ist durch eine
Regelung mit der Bundesnetzagentur nicht verpflichtet, die VDSL-Netzinfrastruktur anderen Dienstanbietern
zur Verfügung zu stellen. In dicht bebauten Großstadtvierteln beträgt der Abstand zwischen den VDSLSchränken oft kaum wenige hundert Meter. Es gibt kritische Stimmen im Markt, die die VDSL-Technik in
ihrer heutigen Form als zu teuer ansehen und für zukünftige HDTV Dienste als nicht ausreichend
zukunftssicher ansehen.
Von der Struktur (Topologie) her ist VDSL ähnlich einer DSL-Reichweiten-Verbesserung mittels eines sog.
Outdoor-DSL Systems. Hier wird ebenfalls eine Glasfaser oder Richtfunkstrecke zwischen dem HVt und
KVz installiert und ein kleines DSL-System am KVz installiert.
Dem Autor ist nur ein Sonderprojekt bekannt, wo eine Outdoor-DSL System in VDSL-Technik realisiert
wurde, weil die Kabellängen hinter dem KVz sehr kurz waren.
5.2 Mobilfunk (UMTS/HSPDA)
"Eine Breitbandversorgung mittels Mobilfunk ist per UMTS/HSDPA im Kreis Soest mit bis zu 3,5 Mbit/s in
verschiedenen Bereichen verfügbar. Größenteils sind die Abdeckungen mit denen der DSL Versorgung
gleich, in einigen Bereichen von Lippstadt, Welver, Werl, Ense und Möhnesee werden aber auch Gebiete
ohne klassische DSL Versorgung abgedeckt. Mit einer so genannten „FairFlat“ bietet z.B. Vodafone die
Nutzung für 30 €/Monat an."
Dort wo das Mobilfunknetz mit UMTS/HSPDA Technik aufgerüstet wurde (Funkmasten mit UMTSTechnik), kann man mobil mit bis zu 3,5 Mbit/s ins Internet. Günstigere Tarife bieten für ca. 30,- € monatlich
bis 5 GB Datenvolumen (mit Flatrate vergleichbar bei „normaler“ Nutzung). Derzeit ist die UMTSVersorgung mehr in den Städten als im ländlichen Raum gegeben. Vodafone hat den weiteren Ausbau im
ländlichen Raum angekündigt, bei T-Mobile ist die Ausbauplanung angefragt. E-Plus und O2 sind mit ihrer
geringeren Netzabdeckung hier nicht so bedeutend.
Unter dem Stichwort "Digitale Dividende" gibt es derzeit Verhandlungen und öffentliche Diskussion um die
Zuteilung neuer Frequenzbänder. "Digitale Dividende" meint, dass durch die Digitalisierung von Fernsehen
und Rundfunk und die damit verbundene Datenkompression Frequenzbänder sozusagen als Dividende der
Digitalisierung frei werden und z.B. für die Nutzung durch Mobilfunk zur Verfügung stehen. Natürlich sind
an diesen Frequenzen die Mobilfunkanbieter interessiert. Im August hat der Geschäftsführer von Vodafone.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Herr Joussen, in einer Pressemitteilung erklärt, dass Vodafone den ländlichen Raum mit UMTS versorgen
würde, wenn man zusätzliche Frequenzbänder kostenlos zur Verfügung stellt.
Dies bleibt abzuwarten.
5.2.1
EDGE – Vollverfügbarkeit bei T-Mobile
T-Mobile gibt allerdings an, dass im gesamten Kreisgebiet eine volle Funkversorgung nach dem EDGE
Standard gegeben ist. Hierbei gibt T-Mobile eine Bitrate im download von 220 kbit/s und 100 kbit/s für den
upload an.
Was ist EDGE – Hier eine kurze Information aus www.teltarif.de:
„EDGE steht für Enhanced Data Rates for GSM Evolution und wird dazu genutzt, herkömmliche GSM/GPRS-Netze aufzuwerten und auf diese Weise höhere Datenübertragungsraten zu realisieren. Anders als bei
UMTS ist kein Aufbau neuer Netzwerke erforderlich, sondern meist nur ein Austausch einzelner
Komponenten. Als Weiterentwicklung des üblichen GPRS-Standards, bei dem im Mittel 40 kBit/s erreicht
werden, bietet EDGE die Möglichkeit, den Datendurchsatz im Downstream auf typischerweise 150 kBit/s bis
200 kBit/s zu erhöhen. Theoretisch kann EDGE Datenraten bis zu 473 kBit/s erreichen.
Zwar liegt EDGE damit weit unter den Leistungsdaten von UMTS, HSDPA oder DSL, doch wird so
immerhin noch eine Übertragungsrate erreicht, die in etwa dem Dreifachen eines ISDN-Kanals entspricht.
Inzwischen ist sogar von einer Weiterentwicklung namens Evolved EDGE die Rede, mit der künftig
Download-Geschwindigkeiten bis zu 1,2 MBit/s erreicht werden sollen.
Die Pingzeiten bei EDGE liegen zwar mit 250 bis 450 ms je nach Endgerät und Netz niedriger als bei
herkömmlichen GPRS, befinden sich jedoch noch weit über jenen von HSDPA mit deutlich unter 200 ms
oder DSL mit unter 60 ms. Audio- oder Videostreams sind damit kaum ruckelfrei empfangbar. Hier muss
man sich auf regelmäßige Aussetzer und Störungen gefasst machen. Zudem kann insbesondere auch das
Laden von Websites mit vielen Elementen zur Qual werden.
Die höhere Datenrate von EDGE macht sich vor allem bei Datei-Downloads und auch -Uploads deutlich
bemerkbar. Die hier erreichten Übertragungsraten stellen gegenüber herkömmlichem GPRS einen kleinen
Quantensprung dar. Da die Nutzung von EDGE zudem, soweit am Standort verfügbar und ein passendes
Endgerät vorhanden ist, automatisch erfolgt, stellt die Technologie vor allem in Gebieten ohne UMTSVersorgung für den Nutzer einen klaren Mehrwert dar.“
5.3 TV-Kabel
"Das TV Kabel ist im Kreis Soest derzeit nur in einem kleinem Bereich von Welver aufgerüstet (Rückkanal
fähig gemacht) und somit breitbandtauglich. Die möglichen Bandbreiten liegen unabhängig von der
Entfernung bei derzeit 32 Mbit/s. Die Entscheidung, ob und wann im Kreis Soest ein weiterer Ausbau erfolgt,
ist derzeit seitens des Netzbetreibers nicht gefallen. Zum Teil ist die Entscheidung auch von dem Entschluss
der Wohnungsbaugesellschaften abhängig, ihr Kabelnetz als breitbandiges Netz (TV, Internet, Telefon) zu
nutzen."
Das TV-Kabel ist als geschlossenes Koaxialkabel deutlich breitbandiger als der Telefonzweidraht. Die Netze
ermöglichen Fernseh-Übertragung (auch HDTV) parallel zur Internet- und Telefonie-Nutzung. Dafür müssen
die Kabelnetzbetreiber allerdings ihre Netze aufrüsten (sog. Rückkanal-Fähigkeit); denn ursprünglich waren
diese Netze nur zur TV-Signalverteilung in einer Richtung ausgelegt (von der Kopfstelle zur den AntennenSteckdosen). TV-Kabel wird hauptsächlich in Mehrfamilienhäusern angeboten. Der Grad und die Planung für
die Aufrüstung für Internet-Nutzung sind nicht transparent. TK-Kabelnetze versorgen fast ausschließlich
Privat-Haushalte und keine Gewerbegebiete.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Die Breitbandinitiative ist im Gespräch mit Unititymedia, dem einzigen Kabelnetzbetreiber im Kreis Soest,
möglichst verbindliche Ausbaupläne zu bekommen.
5.4 Breitbandige Funktechniken (WiMAX)
"Mit breitbandigen Funktechniken (WiMAX) können von einzelnen Funkmasten im Umfeld von 2-5 km
Entfernung (je nach Geländebeschaffenheit) Teilnehmer mit Internet-Diensten von derzeit bis zu 6 Mbit/s
versorgt werden. Diese Technik wird vom HSK als schnell einsetzbare Lösung favorisiert, während
langfristig (10 -15 Jahre) eine Umstellung auf Glasfaserleitung angepeilt wird. Im Kreis Soest ist WiMAX
derzeit noch nicht im Einsatz."
Schätzungsweise 50.000 und mehr Teilnehmer nutzen in Deutschland diese Technik. Die Endkunden müssen
hierzu eine kleine Außenantenne z.B. im Fensterbereich installieren. Der Aufbau dieser Netze rechnet sich
nur, wenn in einem auch mittelfristig nicht DSL-versorgten Gebiet eine Mindestanzahl von 20-30 Kunden
über einen Zeitraum von 4-5 Jahren gewonnen werden kann.
Der sog. WiMAX Standard hatte vor 2-3 Jahren hohe öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, weil man sich
eine schnelle flächendeckende Funkversorgung mit Gesamt-Bandbreiten pro Funkzelle von 50 bis 100
Mbit/s erhofft hatte. International wird WiMAX als strategische Technologie zur schnellen Versorgung in
Entwicklungsländern sehr positiv eingestuft. Ende 2006 wurden von der Bundesnetzagentur eine Reihe
Funklizenzen vergeben. Es ist allerdings nicht zu einem flächendeckenden Ausbau gekommen, da sich die
Technik nur Gebieten wirtschaftlich vermarkten lässt, wo keine DSL- oder TV-Kabel Versorgung besteht.
Nur zwei Gesellschaften, die Deutschen Breitbanddienste und die Televersa haben in ihren Lizenz-Gebieten
im größeren Umfang Netzaufbau betrieben. Nach Einschätzung von Studien (WIK-Institut) ist man
allerdings mit dem weiteren Netzausbau zurückhaltend.
Gleichzeitig befindet sich der WiMAX Standard in einer weiteren Entwicklungsstufe; der heutige Standard
ist für stationäre Antennen der Kunden geeignet, die wie ein DSL-Splitter an einer festen Stelle installiert
wird. Der neue WiMAX Standard soll auch Mobilität des Empfängers einschließlich des Wechsel der
Funkzelle ("Handover") ermöglichen. Dies würde WiMAX weiteren Aufschwung geben.
Die WiMAX Standards werden bei der IEEE in der Gruppe 802.16 "Metropolitan Area Networks"
entwickelt, sind also technische Normen für Stadtnetze.
5.4.1
Beispiel HSK - Innofactory GmbH
Im HSK verfolgt man in der Kooperation Kreis/Kommunen und Netzanbieter einen Planungs- und
Vermarktungsansatz, den man bezeichnen kann als "Netzaufbau auf Bestellung", um die wirtschaftlichen
Risiken zu reduzieren.
Der Netzanbieter ist die Firma Innofactory GmbH aus Lennestadt im Sauerland. Diese Firma verbindet seit
längerem verschiedene Betriebe per Richtfunk mit dem Internet. Die Richtfunkstrecken enden an einem
Internet Zugang der Deutschen Telekom. In Gewerbe-Gebieten mit mehreren Betrieben werden Funkzellen
zur Untervernetzung aufgebaut.
In Ortschaften wird nun nach Bedarf, also. bei vorliegenden Vorbestellungen von mindestens 35 Kunden eine
Funkzelle in breitbandiger Funktechnik geplant und aufgebaut.
Der Dienst bietet eine Bandbreite von bis zu 6 Mbit/s. Nach Angaben von Innofactory ist die
Funkschnittstelle symmetrisch und synchron und erlaubt auch den Anschluss von TK-Anlagen.
Die einzelnen Funkzellen werden durch Richtfunkstrecken miteinander vernetzt. Langfristig sollen die
Richtfunkstrecken durch Glasfaserstrecken ersetzt werden, die im HSK entstehen sollen.
18.9.08
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Beim privaten Kunden wird eine Außenantenne installiert, die mit einer Netzwerkdose in der Wohnung
verbunden ist. In der Wohnung kann dann eine übliche Heimvernetzung genutzt werden.
Im September 2008 sollen erste Ortschaften in Betrieb gehen. Über die Breitbandinitiative des HSK wird
eine Besichtigung möglich sein. Ende 2009 soll der gesamte Netzaufbau abgeschlossen sein. Der HSK plant,
damit eine Versorgungslücke von ca. 60.000 Haushalten im Kreisgebiet schließen zu können.
5.5 Breitbandige lokale Funklösungen
"In einigen Bereichen des Kreises Soest wird dagegen als Funktechnik das klassische WLAN mit
Reichweiten von wenigen 100 Metern zur Breitbandversorgung (ähnlich einem Hot Spot) genutzt. In
einzelnen Bereichen wird die Technik in einer modifizierten Form eingesetzt, welches bei Sichtverbindung
Reichweiten bis zu wenigen Kilometern ermöglicht. Aufgrund der preisgünstigen Technik und der
Geschwindigkeiten moderner Router von 300 Mbit/s werden diese WLAN Funknetze hauptsächlich von
kleinen Netzbetreibern, die oft aus Selbsthilfeinitiativen hervorgegangen sind, vermarktet."
Die WLAN Standards werden bei der IEEE in der Gruppe 802.11 "Wireless Local Area Networks"
entwickelt, sind also technische Normen für begrenzte Geländenetze.
WLAN Produkte sind heute weltweit etablierte preiswerte Massenprodukte mit Millionen-Stückzahlen. Mit
besonderen Richtantennen lassen sich höhere Reichweiten erreichen, so dass auch Vernetzungen von
Ortsteilen möglich sind.
Die Bandbreite pro Teilnehmer ist laut Standard etwas geringer als bei den WiMAX Lösungen.
Die Anbindung an das Internet kann recht pragmatisch erfolgen, z.B. per Richtfunk an einen oder mehrere
DSL-Anschlüsse in einem entfernter gelegenen versorgten Gebiet.
5.5.1
Beispiel Geseke-Mönninghausen – Paracom GmbH
Im Kreis Soest ist hier als Beispiel der Ortsteil Mönninghausen in Geseke zu nennen.
Im Ortsteil Mönninghausen mit ca. 270 Haushalten und einigen Gewerbebetrieben hat in 2007 die Firma
Paracom eine solche lokale Funklösung aufgebaut. Die Firma Paracom mit Sitz in der Eifel hat zunächst
unterversorgte Gebiete in ländlichen Eifel-Raum mit dieser Lösung versorgt und bietet die Lösungen
inzwischen bundesweit an. Nach Aussagen des lokalen Projektbetreuers nutzen über 50% der Anwohner
inzwischen diesen Dienst.
Die Lösung besteht aus einem oder mehreren Funkmasten in einer Ortschaft, die über eine rundstrahlende
Antenne die einzelnen Gebäude versorgen. Dieser Funkmast ist über eine Richtfunkstrecke mit einer
weiteren, einige Kilometer entfernten Antenne verbunden, die sich in einem Gebiet mit guter
Breitbandversorgung befindet. Hier befindet sich ein redundant angelegter, breitbandiger Festnetzzugang
zum Internet.
Beispiel Mönninghausen: Die zentrale Funkversorgung ist an einem Flutlichmasten am Sportplatz befestigt,
der relativ zentral im Ort liegt. Die Gegenstelle der Richtfunkstrecke befindet sich an einem hohen Gebäude
eines Geseker Zementwerkes, dort befindet sich der Zugang zum Internet. An diesem Standort hat der
Betreiber jederzeit Zugang für Service-Arbeiten.
Die Kosten für die zentrale Funktechnik werden auf etwa 5 T€ beziffert und die Kosten für eine zusätzliche
Relaisstation, bzw. Repeaterstation auf etwa 1 T€.
Paracom realisiert solche Projekte bei Erreichen von mindestens 35 Kundenbestellungen pro erforderliche
Basisstation im Gesamtdurchschnitt. Zusätzliche Repeaterstationen, die ökonomisch an Standorten von
Bestandskunden implementiert werden können, erfordern weitere 7 Kundenbestellungen.
18.9.08
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Die angebotenen Dienste / Tarife liegen zwischen etwa 10, 15, 27 und 36,- € monatlich (1 GB, 5 GB,
unbegrenztes Datenvolumen). Die Datenraten lagen bei Beispielmessungen über 5 Mbit/s.
Die angegebene, nutzungsabhängige Bandbreite entspricht lt. Paracom in der Regel mindestens einem
DSL2000-Account (ca. 2.048 kbit/s downstream, ca.192 kbit/s upstream), erfahrungsgemäß werden jedoch
kurzzeitig deutlich höhere Datenraten erzielt (vgl. Beispielmessungen).
Die Paracom GmbH ist ein bei der Bundesnetzagentur registrierter Dienstanbieter. Der zurzeit genutzte
Frequenzbereich liegt zwischen 5,47GHz und 5,875GHz ist von der Bundesnetzagentur für gerichtete
WLAN Vernetzungen freigegeben worden. Für die Funkverbindung zwischen Zentralantenne und
Hausanschluss wird der Standard 802.11 a genutzt mit 54 Mbit/s Bandbreite auf der Funkstrecke.
Bei den WLAN Funksystemen in den einzelnen Haushalten handelt es sich um eigene Lösungen der Fa.
Paracom basierend auf den internationalen Standards für WLAN (IEEE 802.11). Sie werden außen am
Gebäude installiert. Im Gebäude erhält der Kunden einen üblichen Netzwerkanschluss (Ethernet, IEEE
802.3). Der Eigenentwicklungsanteil der Paracom bezieht sich auf optimierte Antennen und die geforderten
Monitoring-Funktionen im Sinne eines Telekommunikationsbetreibers, sowie eine erweiterte
Softwarefunktionalität (Firewall-Funktionalitäten, Tunnelverbindungen etc.).
Prinzipiell kann aber auch Systemtechnik anderer Hersteller eingesetzt werden, die dem IEEE Standard
entsprechen.
Die Funksysteme bei den Kunden werden auf Wunsch vom Dienstanbieter gestellt, bleiben dann sein
Eigentum und müssen nicht vom Kunden erworben werden. Die Montage erfolgt durch den Außendienst der
Paracom oder in Eigenleistung des Kunden nach genau bestimmten Montageangaben der Paracom.
Jeder Funkempfänger kommuniziert direkt mit der zentralen Funkstation. Anders als bei so genannten
vermaschten WLAN Netzen in größeren Gebäuden kann der Ausfall eines Funksystems daher nicht (wie ein
Zwischenglied einer Übertragungskette) den Betrieb der anderen Kunden stören.
Zuverlässigkeit und Performance:
Das Funknetz in Mönninghausen wird durch ein zentrales Betriebscenter der Paracom fernüberwacht in
Bezug auf Ausfälle, Funkqualität und Internet-Performance. Weiterhin werden die Datenmengen der Kunden
ermittelt (Tarife) und jedem Kunden auf eine zugangsgeschützten Kunden-Web-Seite als Information zu
Verfügung gestellt.
Die angegebene Dienstverfügbarkeit beträgt 98% bezogen auf ein Jahr bezogen auf das Netz der Paracom
GmbH. Seit der Inbetriebnahme ist es angeblich bisher zu zwei jeweils zweistündigen Ausfällen des Netzes
gekommen.
Kosten - Zuschüsse – Sachmittel:
Eine Unterstützung bei der Bereitstellung der Funkstandorte (Standort, Anbringung, Stromversorgung,
Zugangsregelung) durch die Kommune ist sehr hilfreich und verkürzt die Projektzeiten und ist erwünscht.
18.9.08
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Bilder aus Mönninghausen:
Funktechnik am Flutlichtmasten des Sportplatz Mönninghausen
Richtfunkantenne (kleine Schüssel) unterhalb der Beleuchtung, Rundstrahlende Antenne an der
Mastspitze
5.6 Internet über Satellit
"Überall im Kreis Soest ist Internet über Satellit mit Bandbreiten bis zu 2 Mbit/s im Download und
128 kbit/s Upstream nutzbar. Der früher erforderliche Rückkanal über die Telefonleitung ist nicht mehr
erforderlich, da der Rückkanal seit 2007 auch über die Satellitenantenne möglich ist.
Diese Lösung kann ohne weitere erforderliche Infrastruktur-Kosten genutzt werden und ist für einzelne
abgelegene Bereiche die einzige wirtschaftliche Alternative.
Aufgrund der längeren Laufzeit des Signals von und zum Satelliten ist die Technik für Anwendungen mit
schnellen Reaktionszeiten (Spiele, Sprachdienste mittels VoIP) nicht oder nur eingeschränkt nutzbar.
Gleiches gilt für den Versand von größeren Datenmengen (z.B. Bilderdienste) aufgrund der geringen
Bandbreite für den Upload."
Über Satelliten der Gesellschaften ASTRA oder Eutelsat kann man mit ca. 1 Mbit/s Internet-Dienste nutzen
(Upstream bis 128 kbit/s). Die Versorgung ist flächendeckend in ganz Mitteleuropa. Der Kunde benötigt eine
Satelliten-Antenne ("SAT-Schüssel") mit Empfänger und Rückkanal oder die Aufrüstung einer vorhandenen
SAT-Schüssel. Vermarktet werden diese Dienste durch die Telekom (ASTRA), Filiago (ASTRA), Sky-DSL
(Eutelsat) und Teldafax (Eutelsat) bei Preisen zwischen 30,- und 50,- € pro Monat.
Diese Lösung kann überall ohne Infrastruktur-Kosten genutzt werden, gleichzeitig ist sie in der
Öffentlichkeit wenig bekannt.
Eine Besonderheit ist die physikalisch bedingte längere Signallaufzeit zum Satelliten und zurück von
ca. 0,5 s. D.h. die Antwortzeiten des Internets sind 0,5 s länger als bei terrestrischen Netzen. Die
Übertragung von Daten erfolgt dann aber mit hoher Geschwindigkeit. Interaktive Internet-Spiele
(„Ballerspiele“), können nur eingeschränkt genutzt werden. Bei Sprache gibt es kurze Verzögerungen.
International werden auch für Telefonie viele Satellitenverbindungen genutzt. Anfang der 90er wurde
Satellitentechnik auch häufig zu schnellen Versorgung der neuen Bundesländer mit
Telekommunikationsdiensten genutzt. Der Kreis Soest nutzt Internet über Satellit in seiner mobilen
18.9.08
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Einsatzleitstelle.
Zur Internationalen Funkausstellung 2008 stellte Eutelsat einen Dienst mit erhöhter Leistung von 2 Mbit/s
downstream und 156 kbit/s upstream vor.
Die Firma Google hat am 9.9.08 per Pressemitteilung angekündigt, in den nächsten Jahren bis 750 Millionen
US$ in den Ausbau Satelliten Internet Dienste zu investieren, um das Internet-Geschäft in
Entwicklungsländern zu verstärken.
Die bisherigen Wirtschaftlichkeits-Berechnungen zeigen, dass Internet über Satellit die einzige wirtschaftliche Lösung ist bei nicht versorgten Gebieten mit weniger als 20 Haushalten.
Diese Lösung ist mit keinen öffentlichen Kosten verbunden.
5.7 Richtfunk
"Eine Breitbandanbindung mittels Richtfunk ist zum einen eine sehr bewährte Technik zum anderen aber
eher für die Versorgung von Gewerbegebieten, für die Anbindung von Funkmasten (WiMAX) oder Outdoor
DSLAMs nutzbar."
Richtfunk ist eine sehr bewährte Technik, hauptsächlich innerhalb von Netzen, wo sie anstatt erdgebundener
Kabel eingesetzt werden. So sind beispielsweise die meisten Funkmasten der Mobilfunknetze im ländlichen
Raum über Richtfunkstrecken mit dem Mobilfunknetz verbunden. Richtfunkstrecken lassen sich in wenigen
Wochen errichten, während die Neuverlegung von Kabeln mit Bauarbeiten oft im Jahreszeitraum liegt.
Für die Breitbandinitiative des Kreises Soest gibt es für Richtfunk-Technik drei Anwendungsfälle:
1. Anschluss lokaler Funknetzmasten für Breitband Funktechnik an das Internet per Richtfunk
2. Anschluss von Betrieben in Gewerbegebieten (direkt oder an eine Unterverteilung)
3. Anschluss eines Outdoor DSL-Systems per Richtfunkstrecke anstatt per Glasfaser,
vermutlich schneller und kostengünstiger
Bild: Richtfunkantenne auf einem Kirchendach
18.9.08
- 30 -
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
5.8 Glasfaser
"Die Glaserfaseranbindung (FTTH – Fibre to the Home) ist mit Bandbreiten von mehreren Gigabit/s die
derzeit beste und zukunftssicherste Technik zur Breitbandanbindung. Allerdings ist der Investitionsaufwand
aufgrund einer erforderlichen Neuverlegung von Glasfaserkabeln (Erdkabeln) für bestehende Gebiete /
Bereiche so hoch, dass eine flächendeckende Nutzung fast ausgeschlossen bzw. nur in Bereichen mit hoher
Kundendichte möglich sein wird. Im Rahmen der Initiative "Breitband-NRW" finden im Kreis Borken
Pilotprojekte zur Glasfaseranbindung statt bei denen auch an einem rechtlichen wirtschaftlichen
Rahmenwerk gearbeitet wird, wie Glasfaserleitungen im ländlichen Raum als Bestandteil öffentlicher
Infrastruktur Netzanbietern zur Verfügung gestellt werden können."
Wie am Anfang dieses Kapitel Netztechnik beschrieben, ist die Glasfaser das mit Abstand leistungsfähigste
Übertragungs-Medium.
Das kostspielige an Glasfasernetze sind die Verlegearbeiten. Je weiter Glasfaser bis zum Rand eines Netzes
ausgebaut werden muss, umso länger ist die Länge aller Leitungen und damit die Zweige (Bei einem Baum
sind auch alle kleinen dünne Zweige in der Summer viel länger als der Stamm)
Seit längerem hat man Begriffe geprägt, bis zu welchem Punkt in einem Netz ein Ausbau geschehen sollte.
FTTH – Fibre to the Home – Glasfaserverlegung direkt bis in jedes Haus und Wohnung; dies trifft
auf ca. 300.000 Haushalte in den neuen Bundesländern zu. Teuer und wird wohl erst am zeitlichen
Ende der Ausbreitung von Glasfasernetzen liegen.
FTTC – Fibre to the Curb – Glasfaserverlegung bis zum Bordstein, das heißt bis zum
Straßenverteiler, von dort Verkabelung über vorhanden Kabel, VDSL ist ein Fall von Fibre to the
Curb.
FTTB – Fibre to the Building – Verlegung bis zu einem Geschäftsgebäude, von dort Verkabelung
über vorhanden Kabel. Trifft auf eine Reihe Geschäftsviertel in Großstädten zu.
FTTX – Fibre to the „X“ – meint die Verlegung zu einem sinnvollen Übergabepunkt, von dem mit
einer andere Technik (preiswerter oder vorhanden) weiter vernetzt wird.
TTX kann sein:
- to the Gewerbegebiet
- to the Funkmast
- to the Siedlung
- to the Ortsteil
FTTX Netze nennt man auch Hybrid-Netze, weil das Netz teilweise Glasfaser und teilweise über anderes
Medium geführt wird. Alle Formen dieser Hybrid Netze spielen eine wichtige Rolle für den weiteren
Netzausbau, da man mit FTTX schrittweise hohe Bandbreiten immer weiter bis an den Rand der Netzes
führen kann. Glasfaserkabel werden in Leerrohren (Kunststoff) verlegt, diese sind eigentlich die wichtigsten
Komponenten; sind sie vorhanden, kann das Glasfaserkabel auch zu einem späteren Zeitpunkt durch
Luftdrucktechniken in die Leerrohre eingeführt werden.
Bei der Erschließung neuer Gewerbegebiete ist es sinnvoll, neben Elektrokabeln und/oder Gasleitungen
gleich Leerrohre für Glasfaserkabel im Rahmen einer Baumaßnahme zu verlegen. Dann entfallen die vollen
Baukosten für die Verlegung von Glasfasernetzen in dedizierten Baumaßnahmen.
So hat der Gemeindetag in Baden-Württemberg am 5.9.2007 an seine Mitglieder appelliert, „bei
Tiefbauarbeiten jeglicher Art zu prüfen, ob Leerrohre für eine (spätere) Breitband-Infrastruktur
eingelegt werden.“
Zur Verdeutlichung der Dominanz der Verlegekosten zeigt die folgende Übersicht Kosteneckpunkte für die
18.9.08
- 31 -
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Errichtung eines Outdoor DSL-Systems (Quelle: Breitband-NRW)
Baukosten mit Tiefbau pro km
ab ~ 50 T €
Baukosten ohne Tiefbau pro km
~ 20 T €
Leerrohre u. Glasfaser pro km
~3T€
Systemschrank zum Einbau
~1T€
Outdoor DSL-System (100
Teilnehmer)
~ 5 T€
bis 150 T€ (versiegelte Flächen)
5.9 Vergleichende Übersicht
Die folgende Tabelle versucht einen kurzen Vergleich zwischen den technischen Lösungen zu geben.
Insbesondere das Kriterium Kosten pro Anschluss ist nicht nur durch die Technologie sondern auch stark
durch die Marktentwicklung geprägt.
So kosten DSL-Router im heutigen zig-Millionen DSL-Massenmarkt nur noch zweistellige Euro-Beträge,
das gleiche gilt auch WLAN Router und WLAN Adapter, seitdem die Chips in jedem Notebook verbaut
werden.
Dagegen dürften die weltweiten Installationen von WiMAX Endgeräten heute noch deutlich unter einer
Million liegen, die Ankündigung von Intel, WiMAX Chipsätze in Notebooks zu verbauen, sind bis heute
nicht umgesetzt. Daher ist WiMAX Technik für die Netzbetreiber im Einkauf noch deutlich teuer als z.B.
WLAN Technik. Dies hat derzeit Auswirkungen auf die Kosten pro Anschluss. Das gleiche gilt auch für
FTTH-Adapter.
Kurze Erläuterung der Kriterien:
Charakteristik
Beschreibt kurz die Netztechnik
Bandbreite Dienste
gibt an welche Dienste mit welchen Bandbreiten heute auf diesen Netzen angeboten werden, meint
nicht die Gesamtbandbreite der Netztechnik.
Eignung
klassifiziert Eignung für Privat-/Geschäftskunden, Grunddienste und Videodienste
Verfügbarkeit
Kurze Angabe zur Verfügbarkeit in Hinblick auf den ländlichen Raum
Kosten pro Anschluss
Einschätzung der Kosten auf der Netzseite als auch auf der Anschluss-Seite (Modem, Antenne,...)
Bauzeiten, Baumaßnahmen
gibt an, wie lange der Aufbau oder die Aufrüstung eines solchen Netzes dauern würde und nennt in
Stichworten die Baumaßnahmen.
18.9.08
- 32 -
Tabelle Breitbandiger Netz-Techniken und Kriterien
Technik / Kriterien
Charakteristik
Bandbreite Dienste
Eignung
Verfügbarkeit
Kosten pro Anschluß
(Privatkunde / SoHo /
Geschäftskunde)
Bauzeiten
Baumaßnahmen
Digitale Übertragungstechnik
auf dem Telefonkupferdraht.
Asymmetrisch
Bandbreite (Frequenz) bis
2,2 MHz
1-16 Mbit/s down
0,3-2 Mbit/s up
Privatkunde, SoHo
Breitband-Grunddienste
Fernsehdienste eingeschränkt
geeignet
ca. 85-90 % aller
Telefonanschl. in DE
Mittel
SDSL
Digitale Übertragungstechnik
auf dem Telefonkupferdraht.
Symmetrisch
Bandbreite (Frequenz) bis
3 MHz
1-3 Mbit/s down
1-3 Mbit/s up
SoHo, Geschäftskunde
Breitband-Grunddienste
VoIP mit vielen Teilnehmern
möglich
Nur in Versorgungsgebieten
von SDSL-Anbietern
(Telekom, QSC,arcor..)
Mittel
Mittel bis lang
VDSL
Aufrüstung von ADSL,
Hybrides Netz (LWL bis zum
Strassenverteiler), nur auf
kurzen Kupferdoppeladern
(max. 1-2 km)
Bandbreite (Frequenz) bis
11 MHz
Regelanbot ~ 50 Mbit/s down Privatkunde, Geschäftskunde
Bis 100 Mbit/s down
Breitband-Grunddienste
Breitband-Videodienste
Bisher nur im City-Bereich
(nur Telekom),
Angebotserweiterung um IPTV
Hoch, für ländliche Region
wahrscheinlich ungeeignet
Mittel bis lang
Hybrider Netzausbau (LWL
bis zum Strassenverteiler)
erforderlich
Digitale Übertragungstechnik
auf dem Koaxialkabel
Asymmetrisch
10 -32 Mbit/s down
1 Mbit/s up
Parallele Kanäle (Frequenzen)
für TV und Internet, Für TV
und HDTV voll geeignet.
Privatkunde, SoHo
Geschäftskunde
Breitband-Grunddienste
Breitband-Videodienste
Teilweise in den Kabelnetzen.
Ca. 700.000 Internet-Nutzer
über Kabel Ende 2007
Mittel bis hoch
Mittel bis lang
Bis 3,5 Mbit/s down
(HSPDA); Planung bis 7,2
Mbit/s; UMTS-Standard bis
384 kbit/s
Privatkunde, SoHo
Geschäftskunde
Mittel bis hoch
Breitband-Grunddienste
Ausbau in Teilbereichen der
Mobilfunknetze, im
ländlichen Raum weniger
Kurz, wenn Bereitstellung von
Funkstandorten nicht
erschwert ist.
0,5 – 6 Mbit/s down
0,128-6 Mbit/s up
Privatkunde, Geschäftskunde
Breitband-Grunddienste
Ausbau in Teilbereichen der
Lizenzgebiete in DE
Mittel bis hoch
WiMAX Modems noch teuer
Kurz, wenn Bereitstellung
von Funkstandorten nicht
erschwert ist.
ADSL / ADSL 2
TV-Kabel
Bandbreite (Frequenz) bis
862 MHz
UMTS (3G/4G)
Breitband Funk
(WiMAX / WLAN)
18.9.2008
UMTS-Mobilfunknetz
Funknetz mit mehreren
Kilometern Reichweite
(WiMAX) und bis zu 108
Mbit/s Gesamtbandbreite
Flächenversorgung
Mittel bis lang
Aufrüstung auf DSL, evtl.
Bau Outdoor-DSLAM mit
Glasfaserleitung (langwierig)
oder Richtfunk (schneller)
Bau von Funkstandorten, etwa
ein Standort je 1-2000 Tln.
33
Technik / Kriterien
Charakteristik
Bandbreite Dienste
Eignung
Verfügbarkeit
Kosten pro Anschluss
(Privatkunde / SoHo /
Geschäftskunde)
Satellit
Festverbindung
Richtfunk
Glasfaser (LWL)
18.9.2008
Übertragung über Satellitenfunkstrecken. Signallaufzeit
von ca. 270 ms
Flächenversorgung
0,5 – 2 Mbit/s down
56-156 kbit/s up
Fernsehangebote laufen auf
parallelen Kanälen
unabhängig
Privatkunde, SoHo
Dedizierte Leitung über
Kupfer oder LWL
2 – 622 Mbit/s (PDH/SDH)
Geschäftskunden
10 – 1.000 Mbit/s (Ethernet)
Breitband-Grunddienste
Breitband-Videodienste
Telefonie (ISDN-Kanäle)
Funkstrecke mit Sichtverbindung zwischen
Antennen
Entspricht einer
„Festverbindung per Funk“
2-155 Mbit/s (PDH/SDH)
Geschäftskunden
Breitband-Grunddienste
Optische Übertragung über
Glasfasern mit Lasertechnik
Heute bis zu 300 * 10 Gbit/s, Universell: alle
wird sich durch Fortschritte in Kundengruppen und alle
der optischen Technik weiter Dienste.
erhöhen.
Wird heute hauptsächlich im
Backbone-Bereich als
Sammelnetz genutzt
(Datenautobahn)
34
100% in DE und EU
Netzseite: keine
Teilnehmerseite SatellitenEmpfangs-System
Keine !! sofort verfügbar
Auf Bestellung fast überall
verfügbar (evtl. Baukosten,
Bauzeiten). Manchmal setzen
Anbieter auch
Richtfunkstrecken als
Festverbindung ein.
Teuer bis sehr teuer
Kurz bis lang
Wenige Anbieter mit
Standardprodukten (z.B.
Broadnet/QSC)
Im Projektgeschäft mehrere
Anbieter
Mittel
Im Backbone-Bereich in DE
sehr gut, in der Fläche sehr
unterschiedlich.
90% der Kosten werden durch Mittel bis lang, abhängig von
Erdarbeiten für Leer-Rohre
verfügbaren Leer-Rohren
verursacht.
Breitband-Grunddienste
Backup-Anschluss für
Gewerbekunden
Breitband-Videodienste
Telefonie (ISDN-Kanäle)
Bauzeiten
Baumaßnahmen
Preise schwanken regional
sehr stark, da abhängig von
Leer-Rohr-Verfügbarkeit
Kurz, wenn Bereitstellung von
Funkstandorten nicht
erschwert ist.
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
5.10
Anmerkung zur Zuverlässigkeit der Netztechniken
Da in einigen Presseveröffentlichungen im Kreis Soest vermutet wurde, dass Funklösungen weniger
zuverlässig seien als DSL Technik, sind einige Bemerkungen zur Zuverlässigkeit der Netztechnik sinnvoll.
Generell liegen die Angaben zur Verfügbarkeit von Telekommunikationsdiensten für Privatkunden seitens
der Dienstanbieter in einem Bereich von 97,5 bis 98%. Das heißt, dass bezogen auf das Jahr der Dienst 22,5% der Jahreszeit, also 7,3 bis 9,13 Tage im Jahr nicht zur Verfügung stehen kann, ohne dass der
Dienstanbieter gegen seine vertraglichen AGB verstößt. Dieser Wert ist verglichen mit Praxis sehr hoch, die
erfahrene Verfügbarkeit ist in der Regel viel höher. Der Autor kann sich nicht erinnern, dass sein analoger
Telefonanschluss über 20 Jahre überhaupt ausgefallen ist, bei ISDN kam es einige Male nach Gewittern zur
Ausfällen, die sich aber immer nach Trennen und Wieder anschließen des ISDN-NT (Anschlussadapter)
wieder beheben ließen.
Die Angaben der Netzanbieter sind deswegen so hoch (2-2,5%), weil bei schweren Störungsfällen, z.B.
Brand in einer Vermittlungsstelle oder an einer Funkantenne, die Instandsetzungsarbeiten mehrere Tage
dauern können.
Was Funktechniken betrifft, kann man heute durchaus von einer gleichwertigen Zuverlässigkeit wie bei
leitungsgebundener Netztechnik ausgehen. Funktechniken werden ja innerhalb der Netze von Netzbetreibern
seit Jahrzehnten eingesetzt und sind als absolut professionell einzustufen.
Bei Funktechniken auf der letzten Meile sollte auf die Dienstverfügbarkeit in den Unterlagen der Anbieter
geachtet werden. Weiterhin muss die Installation der Antennen fachmännisch durchgeführt werden und nicht
verändert werden. Ist nach einem schweren Sturm eine Antenne nicht mehr in der gleichen Montageposition,
muss diese natürlich neu ausgerichtet werden.
Bei einer Zuverlässigkeits-Betrachtung muss man auch berücksichtigen, bis zu welchen Grenzpunkten die
Zuverlässigkeit gemessen wird. Der Netzbetreiber kann nur eine verbindliche Angabe über die
Zuverlässigkeit der Netztechnik machen, über er die er die vollständige Funktionsherrschaft hat. Dies ist z.B.
bei DSL der DSL-Splitter (den der Netzbetreiber überwachen kann), aber nicht mehr der DSL-Router, dies
ist bei Mobilfunk die Funkstation aber nicht mehr das Mobiltelefon, das der Kunden kauft, dies ist bei
Funknetzlösungen noch die Kundenantenne, aber nicht mehr die Vernetzung in der Wohnung des Kunden.
Was das Heimnetz hinter dem Anschluss betrifft, hat sich gegenüber den Zeiten des einfachen
Telefonanschlusses viel geändert. Die Wohnungsvernetzung ist Eigentum und in der Funktionsherrschaft des
Kunden und heute viel komplizierter als früher. So gibt es Abhängigkeiten zum PC und dessen
Betriebssystem usw. . Oder im Keller ist die WLAN-Funkversorgung schlecht und daher bleibt der DSLBandbreite nicht mehr viel übrig. Oder vielleicht hat der billige Super-Sonderangebots Router einen
Softwarefehler oder ein Haustier hat genüsslich am Kabel „geknabbert“. All diese Effekte verschlechtern die
wahrgenommenen Zuverlässigkeit des Kunden, können aber vom Netzanbieter zu Recht nicht verantwortet
werden.
Aus Kostengründen werden private Haushalte nur mit einer Netzverbindung angeschlossen (ein Draht, ein
TV-Kabel, eine Funkverbindung).
Benötigen Geschäftskunden eine höhere Zuverlässigkeit, so hilft in der Regel nur ein zweiter Netzanschluss,
der unabhängig weiter funktioniert, wenn der erste Netzanschluss ausfällt. Dies nennt man einen "BackupAnschluss" oder auch "Fallback-Anschluss". Z.B. kann ein Unternehmen einen Satelliten- oder UMTSInternetzugang als Ersatzanschluss vorhalten. Oder ein Gewerbegebiet wird durch zwei räumlich getrennt
geführte Glasfaserleitungen versorgt und die Unternehmen sind an beiden Leitungen angeschlossen. Beim
Ausfall soll nach Möglichkeit automatisch auf den zweiten Anschluss umgeschaltet werden. Dann sind
statistische Zuverlässigkeiten von 99% und besser erreichbar. Solche Lösungen gibt es im Projektgeschäft
für Geschäftskunden. Sie sind natürlich mit deutlich zusätzlichen Kosten verbunden.
18.9.08
- 35 -
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
6
Bestehende Dienstangebote
In diesem Kapitel gibt ein zusammenfassender Überblick über die bestehenden Dienstangebote im Kreis
Soest bei den verschiedenen Breitbandtechniken
Es werden hier nur Dienste für Privatkunden erfasst, da kundenspezifische Lösungen für Geschäftskunden
nicht systematisch ermittelbar sind.
Nach Möglichkeit wurden nur reine Internet-Daten-Tarife ermittelt ohne Telefon oder andere Dienste, um
eine gute Vergleichbarkeit zu erreichen.
Technik
Produkt
Bandbreite
Preis
Verfügbarkeit
Anbieter
DSL
DSL 2.000
2 Mbit/s down
192 kbit/s up
~ 20 € / Flat
Siehe Karte im
Anhang
Telekom
DSL
DSL 6.000
6 Mbit/s down
576 kbit/s up
~ 25 €/ Flat
Siehe Karte im
Anhang
Telekom
DSL
DSL 16.000
16 Mbit/s down
1 Mbit/s up
~ 30 €/ Flat
Siehe Karte im
Anhang
Telekom
TV-Kabel
Play 2
20 Mbit/s down
1 Mbit/s up
~ 30 €/ Flat
Siehe Karte im
Anhang
Unitymedia
(mit Telefon)
3,5 Mbit/s down
1,45 Mbit/s up
(demnächst 7,2
Mbit/s down)
~ 35 € / 5 GB
„Fair Flat“
Siehe Karte im
Anhang
Vodafone
Mobil EDGE
210 Kbit/s down
100 Kbit/s up
~ 25 € / Flat
Überall im
Kreisgebiet
T-Mobile
Satellit
1 Mbit/s down
128 kbit/s up
ab 30 € / 5 GB
Überall im
Kreisgebiet
Astra / Telekom
Astra / Filiago
2 Mbit/s down
156 kbit/s up
ab 45 € / 5 GB
Preis je weiteres
GB
Breitbandfunk
(WiMAX)
6 Mbit/s down
bis zu 6 Mbit/s up
ab 35 € / Flat
Noch nicht im
Kreisgebiet
Breitbandfunk
(WLAN)
3-10 Mbit/s down
1 Mbit/s up
~ 27 € / 5 GB
~ 35 € / Flat
Nur Geseke
Paracom
Mönninghausen
Mobil UMTS
Teldafax / Eutelsat
Preise wurden teilweise dem Preisportal teltarif entnommen und gerundet.
18.9.08
- 36 -
T-Mobile etwas
teurer
Innofactory
Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
7
Lösungen und Lösungsvorschläge – Netzanbieter
"Die Reichweite bei den klassischen DSL Verbindungen kann nur durch eine Verschiebung des
Anschlusspunktes von der Vermittlungsstelle hin zum Kunden und damit zur Ortsvermittlung erfolgen. Dazu
ist z.B. an dem Ortsverteiler ein so genanntes Outdoor DSLAMs aufzubauen welches mittels Glasfaser an die
Vermittlungsstelle anzubinden ist. Die Deutsche Telekom verlangt für den Aufbau solcher Outdoor DSLAMs
eine bestimmte Anzahl an Kunden bzw. wenn diese nicht erreicht werden können, einen Baukostenzuschuss
um die „Wirtschaftlichkeitslücke“ zu schließen. Technisch wäre eine Anbindung des Oudoor DSLAMs auch
per Richtfunkstrecke möglich. Der Aufbau der Outdoor DSLAMs ist nicht einzig der Telekom vorbehalten so
dass auch andere Anbieter von dieser Lösung gebrauch machen könnten.
Der Aufbau eines breitbandigen Funknetzes entsprechend dem Modell des HSK wurde über eine erste
Konzeptstudie für verschiedene unzureichend versorgte Gebiete des Kreises Soest geprüft. Auch diese
Lösung ist ohne zusätzliche kommunale Finanzmittel nicht zu verwirklichen. Zur Realisierung ist ein
Zuschuss als zinsloses Darlehen angedacht welches anschließend mit einem festen Betrag je Kunde/Monat
zurückgezahlt wird.
Bei Gesprächen mit weiteren Netzbetreibern wie Unitymedia und Vodafone wurde der Bedarf an schnellen
Breitbandzugängen erläutert. Aber auch hier hat der wirtschaftliche Aspekt bei der Versorgung ländlicher
Gebiete Vorrang vor der flächendeckenden Versorgung.
Eine schnelle flächendeckende Versorgung ist derzeit daher nur mittels Satelliten gegeben. Für den Aufbau
von Funknetzen ist mit wenigen Monaten zu rechnen, während DSL-Glaserfaserprojekte in etwa ein Jahr
Vorlauf bis zur Inbetriebnahme benötigen."
Im folgendem werden konkreten Projektvorschläge, Kostenmodelle und Fördermöglichkeiten vorgestellt.
Natürlich auch die Gespräche mit Anbietern um ihre weiteren Ausbauabsichten, da eine Verbesserung der
Versorgungssituation durch Eigenaktivität der Netzanbieter zu begrüßen ist.
18.9.08
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
8
Wirtschaftlichkeit – Kosten – Lösungen
"Eine wirtschaftliche flächendeckende Versorgung in ländlichen Gebieten ist bei den derzeit am Markt zu
erzielenden Preisen für Internetanschlüsse für die verschiedenen TK-Anbieter wirtschaftlich nicht rentabel.
Daher sind Zuschüsse oder Fördermittel der öffentlichen Hand erforderlich, um eine Schließung der
Breitbandlücken zu gewährleisten. Eine Verpflichtung dazu gibt es nicht, jedoch sollte jede vorausschauende
Kommune aus volkswirtschaftlichem Interesse bestrebt sein, die Breitbandlücken zu schließen. Vergleichbar
ist dieses mit Aktivitäten im öffentlichen Personennahverkehr, dem Straßenbau oder der Ver- und
Entsorgung.
Die Kosten für die flächendeckende Anbindung bzw. Modernisierung des Netzes schwanken dabei je
Haushalt und umzusetzender Lösung in der Größenordnung von 100 € für die einfache Funklösung bis zu
mehreren 1.000 € für eine FTTH Anbindung.“
8.1 Vorgeschlagene Kooperations- und
Finanzierungsmodelle der Netzanbieter
Die Breitbandinitiative des Kreises Soest hat mit folgenden Netzanbietern die Diskussion um konkrete
Kooperations- und Finanzierungsmodelle begonnen:
Deutsche Telekom (DSL-Ausbau und Übergangsangebote)
Innofactory GmbH (Funklösungsanbieter des HSK)
Paracom GmbH (Lokale Funklösungen)
Die Kosten und Finanzierungsmodelle werden im folgendem auf der Basis einer ersten, noch
unverbindlichen Kostenabschätzung ausgeführt.
8.1.1
Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom hat für drei Ortsbereiche eine konkrete Vorplanung vorgelegt (Möhnesee, Warstein Sichtigvor/Mühlheim, Anröchte/Berge) einschließlich eines Vorschlags für eine Kostenbeteiligung.
Für die übrigen o.g. Versorgungsbereiche liegt eine Planung vor.
Das Kostenbeteiligungsmodell hat folgende Eckpunkte:
Die Deutsche Telekom erhält für den Ausbau einer Outdoor-DSL-Lösung einen einmaligen
Baukostenzuschuss für den Bau der Glasfaserleitung bis zum Ortsteil, entweder als Geldmittel oder
in Form von Sachmitteln (Gemeinde baut). Eine Rückzahlung ist nicht vorgesehen.
Die Glasfaserleitung ist Eigentum der DTAG mit unbeschränkten Nutzungsrechten. Die Gemeinde
hat keine Rechte im Sinne eines Eigentümers.
Es ist also ein echter Zuschuss im Sinne einer verlorenen Infrastruktur-Hilfe ohne Rückfluss.
Darüber hinaus wünscht die Telekom eine aktive Vermarktungsunterstützung durch die Kommune
und eine Zusatzzahlung von 500,- € je Kunde bei Nichterreichen. Beispiel: Die Gemeinde wird
verpflichtet binnen 6 Monaten 120 Kunden für die Telekom zu gewinnen, sind nach 6 Monate nur 80
Kunden erreicht, soll die Gemeinde zusätzlich 20.000,- € an die Telekom zahlen.
Hierdurch würde die Kommune zur Vertriebsarbeit für die Deutsche Telekom „zwangsverpflichtet“
und es entsteht ein zusätzliches finanzielles Risiko. Dieser Eckpunkt ist m.E. nicht akzeptabel.
Der Vertragsvorschlag der Deutschen Telekom (Beispiel Anröchte) wurde vom Bereich Recht des Kreises
geprüft, eine Annahme des Vertrages kann ohne substanzielle Veränderungen nicht empfohlen werden.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Anhand des Kostenmodells ergibt sich anhand der wenigen vorliegenden Kostenbeispiele eine Bandbreite für
die Zuschüsse von 300 € bis 600 € je neu versorgtem Haushalt. Ein mittlerer Wert für die Zuschußkosten auf
der Basis einer größeren Anzahl von Ausbauprojekten aus der Vergangenheit ist bei der Telekom angefragt.
Hochgerechnet ergäbe sich ein Finanzierungsbedarf für den gesamten Kreis Soest von 4,5 - 8 M € als
Zuschuss gemäß der Vorstellungen der Telekom. Hinzu kämen interne Finanzierungskosten für diese
Summe.
Auf Anfrage hat Telekom bisher mündlich zugesichert, dass ein nahtloser Tarifwechsel innerhalb der
unterschiedlichen Angebote der Deutschen Telekom möglich sein wird. Hat Beispielsweise ein Kunden DSL
über Satellit der Telekom gewählt, soll er unabhängig von der noch ausstehenden Vertragslaufzeit auf einen
Festnetz DSL-Tarif wechseln können.
Eine technische Variante für einen Teil der Ortschaften könnte sein, anstatt der Verlegung von Glasfasern
zwischen Hvt und Kvz eine Richtfunkstrecke zu errichten. Dies könnte Baukosten und Bauzeiten reduzieren.
Die Machbarkeit hängt von den geografischen Gegebenheiten der Projekte ab, sollte aber geprüft werden.
Ende August hat die Telekom ihre weitere Planung mitgeteilt, für einige aus Sicht des Kreises
unterversorgten Gebiete ist derzeit keine weitere Ausbauplanung vorgesehen.
8.1.2
Innofactory GmbH (Funklösungsanbieter des HSK)
Die Firma Innofactory ist Projektpartner im Breibandprojekt des HSK. Die Breitbandinitiative des Kreises
Soest hat verschiedene Gespräche mit diesem Anbieter geführt. Innofactory hat eine Grob-Planung und eine
erste Kostenschätzung vorgelegt. Die Grafik dieser Planung findet man im Anhang.
Das Netzkonzept basiert auf einem Richtfunknetz und lokalen Funkzellen in einer WiMAX ähnlichen
Funktechnik der Fa. Alvarion.
Wie schon in Kapitel 5 angemerkt folgt der Netzausbau einer Strategie "Netzaufbau nach Bestellung", um zu
vermeiden, dass Funkzellen aufgebaut und sich nicht vermarkten lassen.
Für diese Strategie benötigt die Firma Innofactory die Unterstützung der Kreise/Kommunen. Neben der
Grobplanung für ein Netz, dass den Kreis Soest versorgt, hat Innofactory eine erste Kostenplanung
übergeben. Diese umfasst die Netzkosten einschließlich der Funksysteme für die geschätzte Kundenzahl,
aber keine Kosten für Werbung und Vertrieb (Hier wird die Unterstützung erwartet.).
Innofactory erwartet keine direkten Zuschüsse, sondern eine Zwischenfinanzierung für die Netzkosten in
Form eines zinslosen Darlehns (Insofern wären die Übernahme der Finanzierungskosten durch
Kreis/Kommunen der Zuschuss). Die Rückzahlung erfolgt jährlich auf der Basis vertraglich gebundener
Kunden der Innofactory, indem pro Kunde ein fester Betrag pro Jahr zurückgezahlt wird. Dies ist ein
Unterschied zu einer üblichen Darlehnstilgung. Je nach Vermarktungserfolg wird das Darlehn schneller,
langsamer oder im ungünstigen Fall sehr langsam zurückgezahlt. D.h. Innofactory bietet die Rückzahlung
nur aus den Einnahmen aus dem wirklich realisierten Geschäft an. Damit sitzen Kreis/Kommune "mit im
Boot" bezüglich der Vermarktung der Lösung und sollten im eigenen Interesse die Vermarktung der Lösung
unterstützen.
Während es sich bei der Telekom um einen verlorenen Investitionskosten-Zuschuss handelt, spielen
Annahmen über die Vermarktungsquote bei der Funknetzlösung eine wichtige Rolle für die Refinanzierung.
Für die ersten Modellrechnungen wurde daher ein Nutzungsanteil (gleich Kundenanteil) von 25 % über 5
Jahre angenommen, d.h. jeder 4. versorgte Haushalt würde den Dienst auch bestellen.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Erste Eckpunkte bei diesem Modell sehen wie folgt aus:
Netzkosten für eine Funkversorgung für ca. 20.000 Haushalte
einschließlich Kosten für Funksysteme der Kunden
ca. 2,5 M €
Darlehnshöhe zur Finanzierung des Funknetzes
ca. 2,5 M €
Versorgte Kundenquote 25 %, d.h. ca. 5.000 gewonnene Kunden
Jährliche Rückzahlung durch Innofactory bei stabiler Kundenquote
ca. 600 - 650 T €
Rückzahlungsperioden ab nach 1. Betriebsjahr
ca. 4-5 Jahre
Interne Zinskosten für die Finanzierung (Annahme 8% Zins)
ca. 500 T €
Berechnung, als würde Kreis/Kommune einen Kredit aufgenommen
Diese Finanzierungskosten fallen bei Zuschüssen an die Deutsche Telekom rechnerisch ebenfalls an.
Im Anhang kann man gut erkennen, wie die Bereiche der einzelnen Funkzellen über die Richtfunkstrecken
miteinander verbunden werden. Dies zeigt, dass es sinnvoll ist, ein solches Netz als Gesamtnetz oder
zumindest in größeren Teilen zu realisieren.
Theoretisch ließe sich dieses Funknetz auch als Teilnetz für einzelne Ortsbereiche einzeln realisieren,
allerdings bei abnehmender Wirtschaftlichkeit und steigenden Stückkosten. Außerdem wären Planungs- und
Abstimmungsaufwand und Montageaufwand bei bis zu 15 Einzelprojekten größer als bei einer sinnvollen
Zusammenfassung von Projekten.
Innofactory hat daher den verständlichen Wunsch geäußert, für mehrere Ortschaften, d.h. für einen größeren
Netzverbund zusammenfassend in eine Realisierungs-Planung zu gehen.
Innofactory hat für das Finanzierungsmodell einen schriftlichen Vertragsvorschlag gemacht, der noch
weiterer Klärung bedarf.
Wie bereits in dem Kapitel über die Breitband Initiative des HSK erwähnt, wird ein Besuch eines
funktionsfähigen Netzes in einem Ort des HSK ab Ende September möglich sein.
8.1.3
Paracom GmbH (Lokale Funklösungen)
Die Firma Paracom ist erst relativ spät angesprochen worden und hat deshalb noch keine Kostenabschätzung
und Gesamtplanung für alle zu versorgenden Gebiete für den Kreis Soest erarbeiten können. Auch ist nicht
über Finanzierungsmodelle gesprochen worden. Nach einem ersten Feedback plant man eine redundante
Internet-Anbindung mit zwei Fall-Back Anschlüssen und eine Richtfunk-Versorgung der lokalen Funknetze.
Paracom geht bei der lokalen Vernetzung von ca. 5 T€ Kosten je Antennenstandort aus und von ca. 1 T€
Kosten je Relais-Antenne. Hinzu kommen Kosten für ein Richtfunk-Netz zur Versorgung der lokalen
Funkbereiche.
Für eine Gesamtvernetzung mit einer vergleichbaren Anzahl von Funkstandorten wie bei der Innofactory
Lösung ist bei erster Abschätzung von Netzkosten von ca. 1 bis 1,3 M€ auszugehen. Hierin sind allerdings
nicht die Kosten für die Funkantennen der Kunden enthalten.
Ebenso wie Innofactory wäre auch Paracom an einer Bündelung von Einzelprojekten zu einer Gesamtlösung
interessiert.
Und ebenso wie Innofactory baut Paracom Netze nur bei Vorliegen einer ausreichenden Anzahl von
Kundenbestellungen auf.
An dieser Stelle ist keine Aussage möglich und sinnvoll, ob eine Lösung der Firma Paracom günstiger oder
teurer wäre als der Vorschlag der Firma Innofactory. Eine solche Aussage ist auch nicht Ziel dieses
Dokumentes; ein belastbarer Kostenvergleich ist erst auf der Basis einer konkreten Detailplanung und auf der
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Basis konkreter Angebote im Rahmen vertraulicher Angebotsverhandlungen zuverlässig möglich.
Die bisherigen Aussagen der Firma Paracom bestätigen aber sehr positiv, dass eine „bedarfsfolgende“
Funkvernetzung einen deutlich geringeren Einsatz öffentlicher Mittel verlangen würde als die
Bezuschussung der DSL-Projekte der Deutschen Telekom.
Ein Besuch und eine Vorführung des funktionsfähigen Netzes in Geseke Mönninghausen ist mit Hilfe des
dortigen Projektbetreuers möglich.
8.1.4
Erste Einschätzung
Eine erste Einschätzung kommt zu folgenden Aussagen:
Das Modell der Deutschen Telekom sieht Kostenzuschüsse zum DSL-Ausbau vor, die im Bereich
von 4,5 – 8 M € liegen. Es gibt keinen finanziellen Rückfluss, d.h. die öffentlichen Mittel wären
verloren. Die Bauzeiten je Projekt liegen bei einem Jahr und länger aufgrund von Tiefbau Arbeiten;
für alle DSL-Projekte ist daher vermutlich von einer Projektperiode von 2-3 Jahren auszugehen. Die
Versorgung der Outdoor-DSL Systeme per Richtfunk könnte hierbei noch eine Option zur
Reduzierung von Kosten und Zeit sein.
Die Kosten einer Funknetzlösung für den Kreis Soest bewegen sich bei etwa 25 – 55 % der Kosten
für die DSL-Aufrüstung. Funknetze würden nur „bedarfsfolgend“ gebaut, nachdem ausreichend
Bestellungen von Kunden vorliegen. Die Funknetz-Realisierung wäre bis spätestens Ende 2009
abgeschlossen.
Ein mögliches Finanzierungsmodell wäre die Zwischenfinanzierung der Funktechnik in Form eines
Darlehns. Die Rückzahlung erfolgt auf der Basis der Kunden, die den Dienst nutzen. Ist das Darlehn
zurückgezahlt, wäre öffentlichen Mittel etwa in Höhe von 0,5 M € für die Zinskosten des Darlehns
verbraucht (Zinskosten kommen auch bei der DSL-Finanzierung hinzu).
Der Erfolg des Modells setzt insbesondere in der Initial-Phase (Information der Ortschaften,
erforderliche Bestellungen für den Netzaufbau) eine aktive Rolle von Kreis und Kommunen voraus.
Insofern ist es konsequent, dass der HSK seiner Initiative eine eigene organisatorische Form gegeben
hat.
Die Lösungsmodelle bestätigen, dass bei nicht versorgten isolierten Wohngebieten unterhalb 20
Haushalten eine Satellitenlösung die einzige Lösung ist.
8.1.5
Lösungen der übrigen Anbieter
Mit den anderen Anbietern (UMTS; TV-Kabel, LWL) werden Gespräche geführt (siehe Anhang) über ISTStand und Planung ihrer Netzabdeckung. Diese Pläne sind auch in die Ermittlung der Unterversorgung im
Kreis Soest eingegangen.
Allerdings haben diese Anbieter noch keine Sonderprogramme (wie Telekom) oder ein Projektgeschäft für
den ländlichen Raum (Innofactory, Paracom) aufgesetzt.
8.1.6
Vergleich und Kurzbewertung der Lösungen
Bei den vorhergehenden Kostenangaben handelt es sich um erste Berechnungen auf der Basis von Daten, die
sich mit weitergehender Detailplanung weiter verändern können. Sie sollen hier aufzeigen in welcher
Größenordnung mit etwa 20-30% Ungenauigkeit sich Projektkosten befinden.
Insgesamt sind die Funklösungen bei einer ersten Prüfung kostengünstiger als die Zuschüsse zum DSLAusbau durch die Telekom. Zeitlich sollten beide Funklösungen etwa in einem Jahr zum Betrieb zur
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Verfügung gestellt werden können. Hier ist beim DSL-Ausbau eher mit einem Zeitraum von 2-3 Jahren zu
rechnen.
Die Funklösungen erfordern aktive öffentliche Mithilfe
Bürgerinformationen müssen unterstützt werden, um ausreichende Bestellungen als Voraussetzung
für den Netzaufbau sicherzustellen
Die Bereitstellung von Standorten für Funktechnik muss aktiv unterstützt werden und diese
Standorte zur Kosten nah bei Null zur Verfügung gestellt werden können.
Bei der Vergabe sollte man sich auf die Erfahrungen aus dem HSK stützen.
Stabilität der Netzanbieter: bei den beiden Firmen für die Funklösung handelt es sich um noch kleinere
mittelständische Unternehmen. Hier sollte bei einer Vergabe geprüft werden, wie der Netzbetrieb fortgeführt
werden kann, wenn diese Firmen selbst den Dienst nicht mehr anbieten.
Eine genauere Bewertung kann erst im Rahmen einer konkreten Angebots-Anfrage und
Lösungsverhandlungen erfolgen.
Es stellt sich nun die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser kurzfristigen Lösungen. Wie schon im Kapitel
über Glasfaserstrukturen beschrieben, wird beim Ausbau der Netze eine vollständige Glasfaserverkabelung
(FTTH – Fibre to the Home) erst spät erreicht werden (wenn überhaupt). Von daher können die kurzfristigen
Lösungen im Rahmen hybrider Netzstrukturen noch länger und besser genutzt werden.
8.2 Fördermöglichkeiten
8.2.1
MUNLV
„Fördermöglichkeiten bestehen über das MUNLV für Orte mit weniger als 10 000 EW mit einer Förderquote
von 40% und einer maximalen Fördersumme von 50.000 €. Dabei ist der Nachweis der fehlenden
Breitbandversorgung einschl. fehlender Ausbauabsichten von Netzbetreibern sowie der tatsächliche Bedarf
nachzuweisen. Weiterhin ist ein Netzbetreiber durch ein offenes und transparentes Verfahren auszuwählen.
Das Fördervolumen des MUNLV liegt bei 1,1 M€ für 2008. Förderempfänger können Kreise und Gemeinden
sein, obwohl angesichts des Umfangs des Förderprogramms eine primäre Ausrichtung auf die Gemeinden
gegeben ist. Der Landkreistag NRW sieht allerdings die Kreise vorrangig in der Rolle eines Koordinators um
einen effizienteren Mitteleinsatz - als bei alleiniger Durchführung durch die Gemeinden - zu erzielen"
Bei 31 Landkreisen in Nordrhein-Westfalen läge statistisch ein anzunehmender Förderanteil bei knapp 36 T
€ pro Jahr, ginge man optimistischer von 2 - 3 geförderten Projekten pro Jahr aus, könnte man von etwa
maximal 5 Projekten in 2 Jahren oder maximal 250 T € Fördersumme ausgehen. Dies wären deutlich unter
10% der vorher genannten Kostenabschätzung.
Die Fördermöglichkeiten sind sicherlich zu begrüßen. Sie sollten jedoch nur Entscheidungen zur
Projektfinanzierung flankieren aber nicht deren Grundlage sein.
8.2.1.1 Schritte zur Förderung
Gefördert werden können Orte unter 10.000 Einwohnern, keine Gewerbegebiete
Gefördert werden kann Netz-Infrastruktur, aber keine Dienstleistungen wie Beratung
Es ist ein Nachweis der Unterversorgung zu erbringen:
zum IST Stand der Netzversorgung
als auch nach weiterem geplanten Netzausbau durch die Anbieter
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
(Es ist verständlich, einen bereits entschiedenen privatwirtschaftlichen Netzausbau nicht fördern zu.
Nach den bisherigen Erfahrungen ist es jedoch schwierig, von den Netzanbietern verbindliche
Netzausbaupläne zu erhalten, da die Planungen häufig nur vorläufig sind und eine wiederholte
Prüfung bis zu Freigabe durchlaufen.
Pragmatisch wäre zu überlegen, ob für einen Ortschaft eine zeitlich befristete Anfrage nach
Netzausbau und Ausbauplanung und die darauf erfolgenden Antworten bis zum Fristende als
ausreichend anerkannt werden können.)
Der zu erwartende Stand der Versorgung nach einem weiteren Ausbau durch die vorhandenen
Anbieter nach 1-2 Jahren
Ausschreibung der Erweiterungsmaßnahmen soll Technologie-neutral erfolgen.
(Der Vorschlag wäre, sich hierbei an den einfachen Beispielen aus Gemeinden in BW zu orientieren.
Dies sollte aber mit dem MUNLV gemeinsam geprüft werden)
Bewertung der Angebote, Auswahl und Beantragung der Fördermittel
8.2.1.2 Stellungnahme Landkreistag NRW zum MUNLV
Förderprogramm
Der Landkreistag hat am 28.8.08 im Rundschreiben 775/08 folgende Punkte zur Förderrichtlinie des
MUNLV verhandelt und ergänzt:
Es dürfen durch Kommunen auch Maßnahmen für die Förderung beantragen, die zeitlich bereits vor
dem Förderantrag begonnen haben
Auch Kreise in NRW können als potentielle Förderempfänger behandelt werden.
8.2.2
MWME
Beim Wirtschaftsministerium soll ein Förderprogramm zur Breitband-Infrastrukturverbesserung für
Gewerbegebiete in Vorbereitung sein. Nähere Informationen liegen noch nicht vor.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
9 Vorschlag Vorgehen für kurz- bis mittelfristige, sowie
langfristige Entwicklung
„Die Breitbandinitiative des Kreises Soest sollte weiterhin in die Aktivitäten der „Breitband NRW“
eingebunden werden. Weiterhin sollte ein weiterer Intensiver Austausch mit dem HSK erfolgen.
Der Bedarf an Breitbandanschlüssen ist laufend zu ermitteln und fortzuschreiben.
Zur Minderung von Kosten bei der Verlegung von Glasfaser- bzw. Kabel-Leerrohren sollte eine Datenbank
zur Koordination von Baumaßnahmen unter Beteiligung von Landesstraßenbauämtern,
Infrastrukturinhabern, Energieversorgern, kommunalen Tiefbau-Ämtern, Stadtwerken, Tiefbau-Unternehmen
und sonstigen Baulastträgern erstellt werden.
Zur kurzfristigen Versorgung weiterer Bereiche ist in einigen Bereichen die Erstellung eines Outdoor
DSLAMs gegen Kostenbeteiligung möglich. In anderen Bereichen erscheint eine Funklösung als sinnvolle
und schnell zu installierende (Übergangs-) Lösung.
Mittelfristig ist der Anschluss der Ortsvermittlungen mittels Glasfaser, Richtfunk oder auch ggf. TV Kabel
anzustreben. Langfristig ist FTTH (Glasfaseranbindung bis zum Endkunden) die erste wenn auch die
teuerste Wahl.
Zur Durchführung von entsprechenden Projekten ist eine Koordination und Unterstützung (Gutachter) zu
empfehlen. So könnten Projekt- und Vertragsvorschläge inhaltlich und rechtlich geprüft und Aussagen zu den
wirtschaftlichen Daten vorgenommen werden.
Eine flächendeckende Versorgung und der Betrieb von schnellen Internetanschlüssen ist durch Kreise oder
Kommunen über eine eigene Telekommunikationsgesellschaft, die den rechtlichen Betriebsauflagen der
Telekommunikation (TKG) unterliegt, nach § 107 GO NRW nicht zulässig. Jedoch kann die Schaffung,
Bereitstellung und Vermietung öffentlicher Infrastruktur (Leerrohre, Standorte für Funkmasten,
Glasfaserstrecken) über eine eigene Gesellschaft in Betracht gezogen werden.
Daher bietet es sich an, die Beteiligungsgesellschaft EVB mbH des Kreises Soest prüfen zu lassen, ob diese
die Aufgaben im Zusammenhang mit einer flächendeckenden Erschließung des Kreisgebietes entsprechend
dem vorgelegten Konzept übernehmen kann.“
9.1 Lösungen zur zeitnahen Verbesserung der Situation
Hieraus ergeben sich folgende Punkte für die zeitnahen Ziele:
Fortsetzung der systematischen Erfassung der IST- und Plan-Daten im GIS-System des Kreis Soest
Empfehlung der Lösung Internet über Satellit für Versorgungslücken mit weniger als 20 Haushalten.
- Die Deutsche Telekom will hierzu einen Demonstrations-Anschluss zur Verfügung stellen.
Weitere Gespräche mit Anbietern mit dem Ziel eines schnelleren Netzausbau
- Kontakt zu Unitymedia, Vodafone, T-Mobile zu Netzausbauplanung für TV-Kabel und UMTS
Fortsetzung der Planungsgespräche mit den oben beschriebenen Anbietern Telekom, Innofactory,
Paracom mit dem Angebot an die Kommunen zur Teilnahme / Unterstützung dieses Vorgehens
Information und Unterstützung der Kommunen bei den Lösungs- und Vertragsverhandlungen mit der
DTAG und anderen Anbietern.
Gestaltung von Entscheidungswegen, so dass sie konform zu den rechtlichen Randbedingungen
(Vergaberecht, Wettbewerbsneutralität...) sind.
Entwicklung von Musterverträgen und Leitfäden zur konformen Gestaltung der Lösungsumsetzung,
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
auch zur Beantragung von Fördermitteln des MUNLV
Erstellung eines Web-Portals des Kreis Soest über die Aktivitäten der Breitbandinitiative, Auskunft
über die Versorgungs-Situation, Berichten über Projekte und Fortschritt.
Diese Portal kann einen öffentlichen Teil für Bürgerinformation haben als auch einen gesicherten
Bereich zur Bereitstellung interner Information für die aktive Beteiligten an den Breitband
Aktivitäten.
Fortsetzung der Teilnahme an der überregionalen Breitband-Diskussion – Breitbandinitiative NRW,
etc.
9.2 Lösungen zur langfristigen Strukturverbesserung
Eine langfristige (> 5 Jahre) Strukturverbesserung im ländlichen Raum erfordert die Integration der
Strukturelemente für die Telekommunikation (Leerrohre, Standorte...) in die öffentliche Struktur-Planung
und -Realisierung (vergl. Appell Gemeindetag BW). Wenn Politiker erklären, dass breitbandige
Kommunikationsnetze neben Straße, Schiene, Gas, Wasser und Strom zum festen Bestandteil moderner
Infrastrukturen gehören, muss hieraus eine Praxis entwickelt werden. Darum geht es.
Und das ist sicherlich leichter gesagt als getan; denn die Koordination und Dokumentation von TiefbauMaßnahmen unter Einbeziehung verschiedener Instanzen ist sicherlich nicht trivial.
Weiterhin muss die Planung den Verlauf der heutigen Netzstrukturen der Netzbetreiber berücksichtigen,
damit Leerrohre an das bestehende Netz angeschlossen werden und nicht in einer Waldlichtung enden. Im
HSK hat daher die Breitbandinitiative bereits einen Abstimmung mit der RWE im Sinne einer Clearingstelle
vereinbart, die sich auch mit Schnittstellen zwischen GIS-Systemen befassen wird.
In finanzieller Hinsicht wird darüber diskutiert, dass Kreise, Städte, Kommunen als Träger der Infrastruktur
im ländlichen Raum diese neutral an Netzbetreiber vermieten können. Ein kommerzielles und rechtliches
Rahmenwerk hierzu muss erarbeitet werden.
Auf Landesebene soll ein Teil dieser Fragen im Glasfaser-Projekt „3N“ (NL, NRW, Niedersachsen) im
Bereich zwischen den Niederlanden, NRW und Niedersachsen untersucht werden.
Für den Kreis Soest ist es sinnvoll, ausgehend von der erarbeiteten Dokumentation im Bereich
Kreisentwicklung (GIS), die Aktivitäten so fortzuführen, dass man gut auf diese kommende
Weichenstellung vorbereitet ist und sie mitgestaltet.
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
10 Vorschlag nächste Schritte
Die bisherigen Kapitel haben versucht aufzuzeigen:
Was ist die Situation?
Was sind die Anforderungen? kurz- bis mittelfristig und langfristig
Welche Möglichkeiten gibt es technisch?
Was kann getan werden? Informell, Organisatorisch, Finanziell
Welche Wege gibt es? Förderung, Vorgehen, Entscheidungswege
Was erscheint kurzfristig sinnvoll? Technik-Mix passend zur lokalen Bedarfssituation
Was ist langfristig sinnvoll? Unterstützung des Infrastruktur-Ausbaus in öffentlich-privater
Kooperation
Nun stellt sich die Frage nach dem konkreten Handeln.
Ein Schlüsselwort ist hierbei „Bündelung“. Die vielen Aktivitäten auf lokaler Ebene sollten
zusammengeführt werden, um gemeinsam mehr zu erreichen.
Die wird übrigens auch von den Netzbetreibern begrüßt.
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11 Anhang
11.1
Netzanbieter im Kreis Soest
Mit folgenden Netzanbietern besteht seitens des Kreis-Soest Kontakt, die jeweiligen Ansprechpartner können
beim Kreis nachgefragt werden
Deutsche Telekom – www.telekom.de
- DSL
Projektpläne und Kostenabschätzung für die DSL-Erweiterungen in 3 Gemeinden liegen vor, die
vorläufige Ausbauplanung liegt seit Ende 08/2008 vor.
- Mobilfunk UMTS/HSPDA
IST-Versorgungssituation ist bekannt, vorläufige Ausbauplanung ist nicht bekannt.
Helinet – www.helinet.de
- DSL, Glasfaser in Pilotprojekten Hamm
Innofactory – www.innofactory.de
- Funknetze (Lösung HSK)
Paracom – www.paracom-eifel.de
- Lokale Funknetzlösungen
Vodafone – www.vodafone.de
- Mobilfunk UMTS/HSPDA
Vorläufige Planungsdaten für den UMTS-Ausbau liegen vor
Unitymedia – www.unitiymedia.de
- TV-Kabelnetze
IST-Daten und vorläufige Planungsdaten für den Ausbau liegen vor
RWE Westfalen Weser Ems – www.rwe.com
- Glasfaser-Infrastruktur des RWE-Konzerns in Westfalen
- im Kreis Soest Nutzung für den Backbone der Versatel
Darüber hinaus kommen folgende Anbieter für den Kreis Soest in Betracht, mit denen im Sinne einer
Priorisierung keine Gespräche geführt wurden:
E-Plus, O2 – www.eplus.de, www.o2.de
- Mobilfunk
die zwei kleineren Mobilfunkanbieter haben traditionell eine geringere Netzabdeckung als
T-Mobile und Vodafone, bei O2 kommt hinzu, dass auch heute noch weitgehend die Funkmasten
der T-Mobile genutzt werden (im sog. Nationalen Roaming Verfahren). Von daher ist hier keine
Schließung von Versorgungslücken zu erwarten
- DSL
O2 bietet auch DSL-Dienste an; da diese Dienste auf der Telefonkupferleitung der Deutschen
Telekom realisiert werden, kann O2 immer nur eine Untermenge der Versorgung der Telekom
anbieten und ist auf deren Ausbau angewiesen.
Filiago – www.filiago.de
- Satellitendienste
vermarktet die Satellitendienste der Astra Satelliten
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
Teldafax – www.teldafax.de
- Satellitendienste
vermarktet die Satellitendienste der Eutelsat Satelliten
QSC AG – www.qsc.de
- DSL
DSL-Dienste, insbesondere SDSL-Dienste für Geschäftskunden, eigener Glasfaser-Backbone
gemeinsam mit Tele2, DSL-Zugangsdienste meist auf Basis der Telekom-Leitungen
QSL hat Ende die Broadnet in Hamburg übernommen, die bundesweit Funklösungen anbieten.
In Projekten kann QSC daher z.B. die Erschließung von Gewerbe-Gebieten per Richtfunk
realisieren.
Deutsche Breitbanddienste DBD - www.dbd-breitband.de/ , http://www.dslonair.de/
- Funknetze (Breitband)
Anbieter mit bundesweiter WiMAX-Lizenz
Diensteanbieter, mit den keine Kontakte gepflegt werden, weil diese im Sinne einer Verbesserung der
Versorgungs-Situation nicht sinnvoll sind:
DSL-Anbieter, die Netzdienste der Deutschen Telekom vermarkten oder die Telefonkupferleitung
der Telekom anbieten, diese Anbieter sind an die Telefonkupferleitung der Telekom gebunden:
- 1und1 – www.1und1.de
- Congstar – www.congstar.de
- Arcor – www.arcor.de
(gehört inzwischen zu Vodafone)
- Freenet – www.freenet.de
- Hansenet – www.hansenet.de
- Versatel – www.versatel.de
- ...
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Mobilfunkanbieter, die Netzdienste der 4 Mobilfunknetzbetreiber vermarkten
- Congstar – www.congstar.de
- Talkline – www.talkline.de
- Phonehouse – www.phonehouse.de
- Mobilcom – www.mobilcom.de
- ...
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11.2
Bandbreitenmessung – Werkzeuge - Verfügbarkeit
Im Internet findet man verschiedene Werkzeuge zur Messung der Geschwindigkeit eines Anschlusses. Hier
sind einige Seiten im Internet aufgelistet:
http://www.performance.fh-trier.de/
Test der Fachhochschule Trier
http://www.onlinekosten.de/breitband/dsl/dsl_tools
Downloadbereich des Portals "Onlinekosten", wo es verschiedenen Softwarewerkzeuge (teils
kostenlos) zur Messung von Bandbreite und Verkehrsvolumen gibt.
http://www.speedtest.net/
Internationaler Web-Test für DSL Zugangsgeschwindigkeit
http://www.wieistmeineip.de
Zeigt aktuelle IP-Adresse und DSL-Speedtest
http://www.computerbild.de
COMPUTER BILD: im Unterbereich Tests, Downloads, Ratgeber & Kurse, Kaufberatung, Video
http://entertain.eki.t-home.de/service/dslcheck/
Deutsche Telekom: Test Verfügbarkeit von VDSL
http://www.telekom.de/
Deutsche Telekom: Dort suchen nach „DSL-Manager“, Testsoftware kann heruntergeladen werden
und ist kostenlos.
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11.3
Schematische Darstellungen zu Breitbandnetzen
11.3.1
DSL
In den folgenden Skizzen wird die Struktur des DSL-Netzes aufgezeigt, um die Einordnung möglicher
Infrastruktur-Maßnahmen zu erleichtern.
Bild 1: Struktur des öffentlichen Telefonnetzes der Telekom als Ausgangspunkt
Vermittlungsgebäude
Telefone
Telefon-Dosen
Kabelverzweiger (Strasse)
„KVz“
Kabelverteiler
„HVt“
Vermittlungsstelle
„OVst“
T
T
Telefonnetz
„PSTN“
T
T
Kupfer
Doppeladern
Kupfer
Bündel-Kabel
Telefon Kupfer Netz
●
Über 40 Millionen Anschlüsse
●
Mehrere tausend HVt
bis 8 km
Bild 2: DSL-Erweiterung des Telefonnetzes der Telekom
Vermittlungsgebäude
T
PC
Telefon-Dosen
DSL-Splitter
Kabelverzweiger (Strasse)
„KVz“
Kabelverteiler
„HVt“
Vermittlungsstelle
„OVst“
T
Telefonnetz
„PSTN“
T
PC
T
DSL
Kupfer
Doppeladern
DSL
Multiplexer
Kupfer
Bündel-Kabel
bis 8 km
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Internet
DSL-Erweiterung:
●
Kupferader wird am HVt zum DSL System geschwenkt
● Datenkanal wird zum Internet geleitet
●
Telefonkanal wird zur Vermittlungsstelle geleitet
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Bild 3: DSL-Struktur bei einem alternativen Netzanbieter "B"
Vermittlungsgebäude
Telefon & PC
T
PC
Telefon-Dosen
DSL-Splitter
Kabelverzweiger (Strasse)
„KVz“
Kabelverteiler
„HVt“
Vermittlungsstelle
„OVst“
T
Telefonnetz
„PSTN“
T
PC
T
DSL
Kupfer
Doppeladern
DSL
Multiplexer
Internet
Kupfer
Bündel-Kabel
DSL
bis 8 km
Achtung !!
Länge und Beschaffenheit der Kupferader zwischen
Telefondose und HVt bleibt beim Anbieter „B“ genau so
wie bei der Telekom !!
DSL Konfiguration Anbieter „B“:
●
„B“ mietet Fläche im Vermittlungsgebäude an
● „B“ betreibt dort sein eigenes DSL-System
●
Kupferdraht eines Kunden von „B“ wird
vom HVt auf DSL-System von „B“ geschwenkt
● „B“ zahlt an Telekom einen regulierten Preis
für die Miete der Kupfer-Doppelader je Kunde
Bild 4: DSL-Netz mit "Outdoor" DSL-System
Telefon & PC
PC
Telefon-Dosen
DSL-Splitter
Kabelverzweiger (Strasse)
„KVz“
Kabelverteiler
„HVt“
Vermittlungsstelle
„OVst“
T
T
Telefonnetz
„PSTN“
T
PC
Kupfer
Bündel-Kabel
T
DSL
T
PC
Kupfer
Doppeladern
DSL
DSL System
im Aussenbereich
Neu zu verlegende
Glasfaser
bis 8 km
DSL
Multiplexer
DSL-Erweiterung:
● Kupferkabel zwischen HVt und KVz wird durch
Glasfasersystem ersetzt
● Outdoor DSL-System wird am KVz gebaut
●
Kupfer Doppeladern enden dann am Outdoor
DSL-System
Anstelle einer Glasfaserstrecke könnte auch eine Funkverbindung gebaut werden.
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Internet
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
11.3.2
Breitbandfunk
Bild 5: Schema einer Breitbandfunk Versorgung (Quelle WIK Consult)
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Breitbandkonzept Kreis Soest 09/2008
11.4
Versorgungskarten zum Kreis Soest
Die nachfolgenden Karten geben einen Überblick über die Breitbandversorgung des Kreises Soest.
1. Zunächst der offizielle Breitbandatlas.de des BMWI. Man sieht deutlich, dass dieser Atlas
auf der Ebene des Kreises Soest nur sehr grobe Anhaltspunkte zur Versorgung bietet. Für ein
gezieltes Herangehen an die Versorgungslücken ist er nicht ausreichend genau.
2. Die Versorgung mit DSL
3. Die Versorgung mit UMTS Diensten der Vodafone
4. Die Versorgung nach Überlagerung von DSL und UMTs
5. Die Versorgung mit TV-Kabel
6. Die Versorgungslücke nach Überlagerung von DSL, UMTS und TV-Kabel
11.4.1
Versorgung nach "Breitbandatlas.de"
11.4.2
Versorgung DSL
11.4.3
18.9.2008
Versorgung UMTS Vodafone
56
11.4.4
Versorgung nach Überlagerung DSL & UMTS
11.4.5
Versorgung TV-Kabelnetze Unitymedia
11.4.6
Versorgungslücke nach Überlagerung von DSL & UMTS & TV-Kabel