4. Fastenpredigt Werke der Barmherzigkeit Tote bestatten

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4. Fastenpredigt Werke der Barmherzigkeit Tote bestatten
4. Fastenpredigt
Werke der Barmherzigkeit
Tote bestatten
Friedhofspforte Menslage
Das siebte Werk der (leiblichen) Barmherzigkeit
„Ich gab den Hungernden mein Brot und den Nackten meine Kleider; wenn ich
sah, dass einer aus meinem Volk gestorben war und dass man seinen Leichnam
hinter die Stadtmauer von Ninive geworfen hatte, begrub ich ihn.“ Angeregt
durch dieses Zitat aus dem Buch Tobit und aus dem Wunsch heraus, die
(leiblichen) Werke der Barmherzigkeit bei Matthäus 8,22 - Hungrige speisen,
Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen,
Gefangene besuchen –
auf die heilige Zahl sieben zu erhöhen, habt der
Kirchenvater Lactantius im dritten Jahrhundert das Werk: „Tote begraben“ zu
den Werken der Barmherzigkeit hinzugefügt.
Würde zeigen
Wenn wir (als christlichen Gemeinschaft) Tote bestatten, dann geben wir ein
Zeugnis
für
die
Würde
des
Menschen:
Die Toten sollen nicht wie verendete Tiere liegen bleiben und zur Speise für
Aasfresser werden. Sie sind und bleiben Menschen, auch wenn sie gestorben
sind. Das gilt in Zeiten des Friedens und in Zeiten des Krieges. Auch die Toten der
Kriege sollen nicht einfach auf den Schlachtfeldern zurückgelassen werden.
Dort wurde das Wort „die Ruhe nach dem Sturm“ geprägt: wenn zwischen den
Schlachten die Waffen schweigen. Diese Ruhepausen waren dazu da, dass die
Gefallenen aufgelesen und begraben werden konnten.
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Dieses Wort aus dem
Buch des Propheten Jesaja (Kap 43) macht uns deutlich: Wir sind von Gott beim
Namen gerufen. Jeder und jede. Wir sind keine anonyme Masse.
Wenn Gott einen jeden bei seinem Namen ruft, dann ist der Name der Ausdruck
der Einzigartigkeit und der persönlichen Würde. Daher gibt es auch auf unseren
Friedhöfen keine anonymen Gräber oder Gräberfelder.
Trauernde begleiten
Wenn wir (als christliche Gemeinschaft) Tote bestatten, dann helfen wir den
Hinterbliebenen, den Tod zu verarbeiten. Gerade im Umgang mit dem Tod haben
wir viele und wunderbare Zeichen:
Auch wenn die Zeichen manchmal hart wirken – die Aufbahrung, der Sarg, das
Hinunterlassen in ein Grab, die Erde, die auf den Sarg fällt - harte Zeichen, die
aber doch wichtig sind. Sie geben Gewissheit, hier ist jemand wirklich tot. Es ist
wichtig, einen würdigen Abschied von den Verstorbenen nehmen zu können.
Und es ist auch wichtig einen Ort des Trauerns und des Gedenkens zu haben.
Wie schlimm ist es, wenn man nicht weiß, wo der geliebte Mensch liegt.
Beispielweise in Folge eines Flugzeugabsturzes.
Das Grab ist für uns eine Stätte, zu der die Angehörigen gehen können. Der
regelmäßige Gang zum Friedhof, das Pflegen der Gräber, das Entzünden einer
Kerze oder Mitbringen von Blumen, das Lesen der Namen auf den Grabsteinen
sowie die Feste Allerheiligen und Allerseelen sind für viele Christen besondere
Momente, an denen sie ihrer lieben Verstorbenen gedenken.
Hoffnung feiern
Wenn wir (als christliche Gemeinde) Tote bestatten, dann verkündigen wir die
Hoffnung auf Auferstehung. Wir glauben an einen Gott, der uns nicht im Tod
lässt. Bei jeder Beerdigung ist die Rede davon: in den liturgischen Texten
(Gebeten / Lesungen ..) und in der Ansprache und den liturgischen Zeichen
(Taufwasser, Erde, Kreuz, Weihrauch, Brot und Wein): Der Tod hat nicht das
letzte Wort sondern das Leben. Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Beginn
eines neuen Lebens - der Beginn einer neuen Wirklichkeit.
Jede Beerdigung – und mag sie noch so traurig, noch so niederschmetternd sein
–
trägt
in
sich
den
Keim
der
Hoffnung.
Und jede Beerdigung öffnet uns für den Himmel. Macht uns klar, dass wir
Menschen nur Menschen sind, Gott aber Gott ist und bleibt, ein Gott des Lebens.
Uns Christen steht es gut zu Gesichte, wenn wir uns
für eine gute
Bestattungskultur einsetzen und auch das Trösten der Angehörigen und das
Beten für die Hinterbliebenen gehören ohne Zweifel dazu. Denn alle Werke der
Barmherzigkeit sollen dem Leben dienen und nicht dem Tod.
Bestattungskultur im Wandel
Die Bestattungskultur ändert sich:
 Was früher nahezu ausnahmslos die Regel war – die Beerdigung mit
Requiem (Hl. Messe) – wird seltener. Immer mehr Trauerfeiern finden als
Wortgottesfeier in der Friedhofskapelle oder in den Räumen eines
Bestatters statt (z.B. Haus des Abschieds - Ortland).
 Es gibt Feiern mit einem anschl. Gang zum Grab oder Feiern zur
Verabschiedung und einer anschl. Einäscherung.
 Hin und wieder finden Feiern im engsten Familienkreis / in aller Stille statt
– die Öffentlichkeit (Nachbarn, Kollegen, Freude) werden ausgeschlossen.
 Es gibt Einzel- und Familiengräber, die individuell zu gestalten sind und
daneben gibt es Rasengräber und Urnenfelder, wo die Pflege gleich
mitgeliefert wird / die Gestaltung einheitlich ist.
Auch die „Rahmenbedingungen“ ändern sich:
 Die Familien sind zunehmend weit verstreut und reisen erst am Tag der
Beerdigung an. Daher dauert es u.U. recht lange vom Sterbetag bis zur
Bestattung.
 Nachbarschaften stehen nicht mehr selbstverständlich zur Verfügung für
das Sargtragen oder für den Ausschank beim anschl. Kaffeetrinken.
 Das Totengebet in den Tagen vor der Bestattung wird immer weniger.
 Trauerkleidung wird nur noch am Tag der Beerdigung getragen, ein
Zeichen dafür, dass nicht mehr „öffentlich“ getrauert wird
 Zunehmend ist die Trauergemeinde nicht mehr mit der Liturgie (Ablauf;
Gebete; Lieder) vertraut.
Als Tendenz ist zu beobachten: „Immer weniger Ritual und immer stärkere
individuelle Gestaltung.“ Vielfach wissen die versammelte Trauergemeinde, die
teilnehmende Familie, die Freunde oder die Bekannten nicht (mehr), wer der
zuständige Pfarrer, Pastor oder Diakon ist.
Die Beziehung zu den
Hauptamtlichen bzw. zur Gemeinde ist nicht mehr gegeben.
Dennoch ist und bleibt der Begräbnisdienst ein außerordentlich wichtiger
(pastoraler) Dienst in unseren Kirchengemeinden und soll auch weiterhin gut
gestaltet werden. Der Weg auf den Friedhof ist einer der schwersten, den
Menschen zu gehen haben. Hierfür wird die Hilfe der Kirche erwartet und hier
will die Kirche auch zur Seite stehen.
Beauftragung zum Bestattungsdienst
Um all diesen Veränderungen gerecht zu werden und gute und hilfreiche Formen
für den Bestattungsdienst und die Trauerbegleitung zu finden, hat unser Bischof
Dr. Franz Josef Bode bereits im Jahre 2000 entschieden, den Begräbnisdienst auf
die Laien (haupt- und ehrenamtliche) auszuweiten. (siehe: Diözesane Ordnung
„Bestattungsdienst durch Laien“ 05.12.2000 – Überarbeitung 16.09.2008).
In dem Schreiben des Bischof heißt es: „Es ist Aufgabe der ganzen Gemeinde, für
die seelsorgliche Begleitung von Kranken und Sterbenden, für die liturgische
Feier des Begräbnisses sowie für die Zuwendung zu den Trauernden Sorge zu
tragen. Der Begräbnisdienst gehört somit zu den wichtigen Aufgaben einer
Pfarrgemeinde.“
Dieses konkret umgesetzt bedeutet für unsere Pfarreiengemeinschaft, dass
zukünftig auch die Pastoralen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die nicht
Priester oder Diakon sind, den Bestattungsdienst übernehmen werden.
Das sind konkret: Frau Dr. Ina Eggemann, Past. MA; Frau Monika Robin,
Gemeindereferentin und Frau Gabriele Kuhlmann, Krankenhausseelsorgerin im
CKQ. (Frau Past.Ass. Vera Jansen übernimmt diesen Dienst derzeit nicht, da sie
noch in der Berufseinführungsphase ist).
Der Auftrag wird dann sein: (siehe Diözesane Ordnung 2008):
Die Frauen und Männer, die mit dem Bestattungsdienst beauftragt werden,
übernehmen die Verantwortung für die würdige und liturgisch richtige Feier der
Bestattung (7.3). Dazu gehören das Trauergespräch und die Gestaltung der
Bestattung
und
die
Begleitung
der
Trauernden.
In der Regel tragen sie liturgische Kleidung (7.4). Wenn mit der Bestattung eine
Eucharistiefeier verbunden ist, sollten die Beauftragten daran teilnehmen und
einen liturgischen Dienst übernehmen (7.5).
In den kommenden Monaten werden die Past. Mitarbeiterinnen im Rahmen der
Visitation unseres Weihbischof Johannes Wübbe offiziell beauftragt werden.
Dies wird zusammen mit Beauftragungen aus anderen Pfarreiengemeinschaften
in unserem Dekanat Osnabrück-Nord geschehen. Der Bestattungsdienst /
Begräbnisdienst und die Trauerbegleitung sind und bleiben ein wichtiger Dienst.
Es gilt diesen Dienst weiterhin verlässlich und würdevoll anzubieten und zu
gestalten.