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2. Die deutsche Casting-Branche Eine klare Anerkennung von Kompetenzstrukturen, wie sie die amerikanische ›Casting Society of America‹ (CSA), die britische ›Casting Director’s Guild‹ (CDG), die italienische ›Unione Italiana Casting‹ (U.I.C.) sowie die französische ›Association des Responsables de Distribution Artistique‹ (A.R.D.A.) und der katalonische Castingverband ›Associació de Director’s de Càsting‹ schufen, stehen daher an oberster Stelle der BVC-Agenda. Ähnlich wie die ausländischen Verbandskollegen verstehen sich auch die interviewten deutschen Casting Directors nicht als Entdecker. Clemens Erbach schildert, wie schwer es ist, eine Entdeckung auf eine Einzelperson zurückzuführen und verweist dabei auf den komplexen Casting-Prozess, in den viele Entscheidungsträger involviert sind: »Wer ist Entdecker? Der Lehrer auf der Schauspielschule, der die Aufnahme ermöglicht hat, der Theaterregisseur, der den Schauspieler in der Rolle besetzt hat, in der der Casting Director ihn sehen und vorschlagen konnte, der Regisseur des Films, der sich auf ihn eingelassen hat, der Redakteur, der den Film betreut hat oder der Agent, der den Film auf Festivals gesehen hat und den Schauspieler unter Vertrag genommen hat. Wir stellen fest: Entdeckungen schreiben sich viele auf die Fahne.« Seine Kollegin Sabine Schroth ergänzt: »Um auf den Punkt zu kommen: Entdecker oder Talenthunter ist nicht mein Beruf!« Der Agent als Vertreter der Schauspieler »Wer sich eine Position erarbeitet hat, der wird auch vom Markt akzeptiert.«13 (Mechthild Holter/Agentur ›Players‹) Während man in Hollywood unterscheidet zwischen: • • • • 13 120 Agenten (Anlaufstelle für die Beschaffung von Aufträgen und Vertragsaushandlungen) Managern (weitsichtiger Allround-Berater, Alternative und/oder Erweiterung zum Agenten) PR-Agenten (allgemeine Positionierung auf dem Markt sowie Pressebetreuung in allen Bereichen) Coaches (hochindividualisierte Beratung zu inhaltlichen Fragen entweder für ein spezielles Projekt oder allgemein), Arnold, Frank: »Players. Wie eine Agentur arbeitet. Gespräch mit Mechthild Holter und Béla Jarzyk.« In: ›epd Film‹. (Nr. 2/2001), S.25. 2.1 Casting: Wer ist beteiligt? so sind diese Berufsfelder hierzulande nicht klar voneinander getrennt. Deutsche Agenten übernehmen alle Varianten der Vertretung und verstehen sich vielfach auch als Management. Allerdings besteht auch in Deutschland ein Bedarf an spezialisiertem Fachpersonal – so z. B. Coaches – dem sich der Praxisteil dieses Buches noch gesondert widmet. Jeder Darsteller, der sich für ein Casting bewirbt und die Vorhalle zur öffentlichen Bühne betritt, sollte sich Überlegungen zur anstehenden Vermarktung seiner Person gemacht haben. Im Falle von Kindern und Laien, die im öffentlichen Umgang wenig geschult sind und deshalb regelrecht geschützt werden sollten, liegt es in der Verantwortung der Produktionsfirma, rechtzeitig Fachleute, also PR-Agenten oder andere Fachkräfte, anzustellen. ZBF und Private Agenturen »Unter den privaten Agenten gibt es Spitzenkräfte. Da können wir nicht mithalten bzw. ist dies auch gar nicht unsere Aufgabe [...]« (Dr. Michael Kerwer/ZBF-Köln: 2004) Als 1994 das Monopol der ›Bundesanstalt für Arbeit‹ für die Vermittlung von Schauspielern fiel, stieg die Zahl der privaten gewerblichen Künstlervermittlungen explosionsartig. Dabei haben sich drei Agentur-Profile herausgebildet: Während sich die einen ausschließlich auf die Vermittlung von Schauspielern konzentrieren, zählen auch andere Crewmitglieder zu ihren Klienten; ein weiterer Agentur-Typ vertritt nur den Stab, also Regisseure, Kameramänner, Autoren etc. Bei den reinen Schauspieleragenturen reicht die Palette von Agenturen, die sich ausschließlich auf die Vermittlung von Ausländern spezialisiert haben, bis hin zu Agenturen, die exklusiv blonde Schauspielerinnen vermitteln. Das Gros der Agenturen vertritt allerdings Schauspieler aller Art. Im Jahr 2005 gab es in Medienhandbüchern rund 250 Einträge privater Agenturen, die vier ZBF-Agenturen für den Filmbereich mit eingerechnet. Mit ca. 6.000 Schauspielern ist die ZBF die größte deutsche Vermittlungsagentur für Schauspieler. Allein 32 Mitarbeiter bilden die Fernsehabteilung, die sich neben Schauspielern auch um die Belange Angehöriger weiterer künstlerischer und technischer Berufe (wie beispielsweise Regisseure oder Kameramänner) kümmert. Dr. Michael Kerwer verdeutlicht: »Besonders für den Schauspielernachwuchs sehen wir uns als Starthilfe in allen künstlerischen und beruflichen Fragen inklusive Informationen über den Arbeitsmarkt.« Die ZBF nimmt Schauspieler auf, die eine abgeschlossene Ausbildung nachweisen können. Wer aufgenommen wird, kommt mit einem Foto in den ZBF-Kata- 121 2. Die deutsche Casting-Branche log, der Produktionen, Fernsehsendern, Regisseuren und Casting Directors kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Auf Wunsch kann eine persönliche Beratung für Fotoaufnahmen, Vita sowie die Erstellung eines Bewerbungsvideos erfolgen. Frischgebackene und arbeitslose Schauspieler erhielten im Jahr 2004 einen jährlichen Zuschuss von 250 Euro für Fotokosten. Kosten für Kamera- und andere Weiterbildungskurse werden seit einigen Jahren allerdings nur noch in Einzelfällen übernommen. Das Verhältnis zwischen der nicht gewerblichen Vermittlungsanstalt und den gewerblichen Agenten ist nach wie vor gespannt: Einige sehen die ZBF als begünstigte Konkurrenz, die sich an den Mitteln aller Künstler – also auch derer, die von einer privaten Agentur vertreten werden – bereichert. Dazu erläutert Dr. Michael Kerwer: »Finanziert wird die ZBF übrigens von Geldern der Arbeitslosenversicherung und nicht Steuergeldern. Dabei sind prominente Schauspieler unser kleinstes Problem. Sie zahlen ja kräftig in die Kassen ein.« Natürlich kann die ZBF ihre 6.000 Klienten nicht so intensiv betreuen, wie die privaten Agenturen. Letztere vertreten in der Regel zwischen 20 und 30 Schauspieler. Während sich im ZBF-Katalog und auf der Website lediglich ein Bild je Schauspieler findet, offerieren die privaten Agentur-Kataloge meist zwei Seiten visueller Präsenz. Auch die Websites der Agenturen sind aufwändiger gestaltet. Für die Vermittlung von Engagements von über sieben Tagen dürfen laut dem deutschen Gesetz private Agenturen von ihren Klienten eine Gagenbeteiligung von 14% inklusive Mehrwertsteuer verlangen; bis zu 18% sind bei kürzeren Jobs erlaubt. In der Praxis ist aber eine Vermittlungsgebühr von 10-12% gängig. Dr. Michael Kerwer von der ZBF würde keinem von dem Eintritt in eine private Agentur abraten. Allerdings seien nicht alle Schauspieler, die von der ZBF zu einer privaten Agentur wechselten, zufrieden und kehrten daher oftmals zu dieser kostenlosen Arbeitsvermittlungsstelle zurück. ›Der Verband deutscher Schauspieler-Agenturen‹, dessen Hauptaufgabe die berufsständische Interessenvertretung ist, wurde bereits 1990 in München gegründet. 15, zum größten Teil ehemalige »Altlizenzler«, sind hier Mitglied. Im »Spannungsfeld zwischen art & business«, übernehmen die Verbandsmitglieder das umfassende Management sämtlicher professioneller Belange eines Schauspielers. Agenturen jüngeren Gründungsdatums sind hier nicht zu finden: »...eine überschaubare Mitgliederzahl soll es auch bleiben, damit ein persönlicher Kontakt nicht verloren geht«, so die Website des Verbandes. 1998 gründete sich auf Initiative von 16 neuen Agenturen der ›Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V.‹ (VdA) in Berlin. 122 2.1 Casting: Wer ist beteiligt? Gründungsmitglied waren u. a. Sigrid Narjes, Carola Studlar und Bernhard Hoestermann. Seit seiner Gründung hat sich die Zahl der im VdA vertretenen Agenturen verdoppelt. Im Jahre 2005 betreuten und vertraten 32 Agenturen 1.071 Schauspieler, 118 Regisseure, 132 Drehbuchautoren und 21 Kameraleute. Mitglied im VdA kann jeder Interessent werden, der seit mindestens einem Jahr hauptberuflich als Agent arbeitet, mindestens acht Künstler fortlaufend betreut und über eine branchenöffentliche Klientenpräsentation verfügt. Seit März 2004 bilden Uschi Keil (Agentur ›Above The Line‹) als Vorsitzende, Gisela Böndel (Agentur ›Factory‹) und Britta Imdahl (Agentur ›Imdahl‹) den Vorstand. Regionale Stammtische, Überlegungen zu geregelten Ausbildungswegen, um den Beruf des Agenten zu erlernen sowie der Nachwuchspreis ›Highlights‹, der zum ersten Mal im Jahre 2004 an der ›Filmakademie Baden-Württemberg‹ in Ludwigsburg verliehen wurde, sorgen für neuen Wind in der Branche. Die Tätigkeit des Agenten umfasst die Kontaktaufnahme mit Produzenten, Regisseuren oder Casting Directors, das Lesen von Drehbüchern, die Beratung der Schauspieler bei der Auswahl von Fotos, Vitae und Videobändern, jedoch nicht deren Herstellung. Außerdem übernehmen die Agenten die Verwaltung und den Versand von Bewerbungsunterlagen, die Terminplanung für Drehs, Honorarverhandlungen und gegebenenfalls auch Interview-Vereinbarungen sowie die Aushandlung von Marketingstrategien, um die Schauspieler bestmöglich auf dem Markt zu positionieren. Deutsche Schauspieler haben heute die unterschiedlichsten Modelle für sich gewählt, wobei durchaus die Möglichkeit besteht, sich selbst zu vermitteln. Doch nur die Wenigsten möchten noch auf einen professionellen Agenten verzichten. • • • • • Peter Lohmeyer – versuchte es ohne Agentur. Seit ein paar Jahren ist er bei der Agentur ›die agenten‹ allein wegen den Verhandlungen, dem nötigen Rechtsbeistand und Puffer für seine Privatsphäre. Katrin Saß – war es besonders wichtig, nicht in das »Ostraster« zu fallen. Die Tatsache, dass sie ihr Rollenrepertoire ausdehnen durfte, verdankt sie u. a. ihrem Agenten Bernhard Hoestermann. Martina Gedeck, Heiner Lauterbach oder Evelyn Hamann lassen sich von der ZBF vertreten. Hanna Schygulla lässt sich in Deutschland ebenfalls von der ZBF vertreten. In Paris (Hauptwohnsitz) wird sie von der Staragentur Marie Chens ›Agents Associés‹ betreut. Moritz Bleibtreu und Franka Potente haben sich für das Agenten-Paket: ›Players‹ bzw. ›Heppeler‹/Deutschland und Europa sowie die Agentur ICM/ Weltweit und einen zusätzlichen PR-Agenten entschieden. 123 2. Die deutsche Casting-Branche • • • Götz George ist seit Jahren bei der Agentur ›Ute Nicolai‹ (vormals ›Mackeben‹). Bruno Ganz – zufriedener Kunde beim ›Erna Baumbauer Management‹. Robert Stadlober und Til Schweiger – haben ihre Belange ihren Rechtsanwälten anvertraut. Eine fruchtbare Verbindung von Agent und Schauspieler funktioniert nur in gegenseitigem Einvernehmen. Wer selbst noch nicht von einem Agenten angesprochen wurde, hat immer noch die Möglichkeit, all diejenigen, die er von seinem Können überzeugen möchte, unverbindlich zu einer anstehenden Aufführung einzuladen. Trotz Aufnahmestopps, so der häufig genannte und nachvollziehbare Grund für eine Absage durch eine Agentur, wird sich niemand ein neues Talent entgehen lassen! Einige Agenturen haben sogar eine separate Rubrik für Nachwuchsschauspieler eingerichtet. Beispiel: Players und Wasted Management »Das Image eines Schauspielers muss nicht immer glatt und gefällig sein, im Gegenteil, aber es muss Gelegenheit zur Identifikation bieten. Und es müssen Marketing-Strategien des persönlichen und wirtschaftlichen Erfolges ins Auge gefasst werden.« 14 (Bastian Clevé/deutscher Autor und Produzent) Deutsche Schauspieler-Agenturen sind heute vielfach nach US-amerikanischem Vorbild als Künstlermanagements organisiert. Im Folgenden sollen ›Players‹ und ›Wasted Management‹ aus der neuen Agenturengeneration vorgestellt werden. Die ehemalige Fotojournalistin Mechthild Holter traf häufig auf junge Schauspieler, die auf der Suche nach einem neuen Vertretungsprofil waren. 1993 gründete sie die Agentur ›Players‹ und entwickelte die Idee des »Dirty Dozen«, als Sammelbegriff für eine neue Generation professioneller Schauspieler mit einer neuen Typologie von Gesichtern. Der erste Players-Katalog aus dem Jahre 1993, noch von ›Barbarella Entertainment‹ aus Köln herausgegeben, trägt den Titel: »Die Stars von morgen«. Lediglich der Name und ein typisierendes Foto mit passendem Slogan sind in diesem Katalog zu finden und das Konzept machte Schule. Neben Jürgen Vogel, Til Schweiger und Benno Fürmann führte Mechthild Holter insgesamt 32 Schauspieler als »Die Stars von morgen«; darunter waren unter anderem mit ihrem Slogan auch: 14 124 (1998): 102-103. 2.1 Casting: Wer ist beteiligt? © Players (1993) Jürgen Vogel Jahrgang: 1968 Vermarktung: Players Schauspielausbildung: learning by doing Typ: »Das tätowierte Herz« Filmerfahrung: 1982-2005 (ca. 65 Filmrollen) Erste Filmrolle: »Kinder aus Stein« Deutscher Filmpreis: 1997 Filmband in Gold/ Darstellerische Leistung für »Das Leben ist eine Baustelle« (1996) 125 2. Die deutsche Casting-Branche © Players (1993) Til Schweiger Jahrgang: 1963 Schauspielausbildung: Schauspielschule: Der Keller (Köln) Filmerfahrung: 1991-2005 (ca. 36 Filmrollen) 126 Erste Filmrolle: »Manta, Manta« (Berti) Vermarktung: Players (1993-2004) Typ: »Der nicht Gesellschaftsfähige« 2.1 Casting: Wer ist beteiligt? © Players (1993) Benno Fürmann Jahrgang: 1972 Schauspielausbildung: Lee Strasberg Theatre Institut (New York) Erste Filmrolle: »Schuld war nur der Bossa Nova« (»Little Joe«) Vermarktung: Players Typ: »Der Repo-Man« Filmerfahrung: 1992-2005 (ca. 50 Filmrollen) 127 2. Die deutsche Casting-Branche • • • • • • • • • • • Meret Becker: »Bonnie & Clyde« Peter Lohmeyer: »Heiratsschwindler« Corinna Harfouch: »Der Gläserne Himmel« Ralph Herforth: »Die Triebfeder« Herbert Knaup: »Des Teufels General« Nicolette Krebitz: »Ruf der Wildnis« Jan Josef Liefers: »Drôle de Drame« Richy Müller: »Das tatöwierte Herz« Jochen Nickel: »Messers Schneide« Andrea Sawatzki: »Leoparden küsst man nicht« Udo Kier: »Die Spitze des Eisbergs« 1995 brachte Mechthild Holter zum ersten Mal einen Katalog mit Fotos und Vitae unter dem Firmenlabel ›Players‹ heraus. Ein Jahr später stieg Béla Jarzyk als Geschäftsführer bei ›Players‹ ein. Seit 1997 vertritt die Agentur ihre Schauspieler auch europaweit; Regisseure kamen als Klienten hinzu. Ein mit dem amerikanischen vergleichbares packaging für Schauspieler gibt es ihrer Meinung nach in Deutschland nicht: »Man kann auch niemanden in einen Film hineinpressen, nach dem Motto, willst du diesen Star haben, dann musst Du auch diesen Nebendarsteller nehmen. Dafür ist die Landschaft zu klein und persönlich.«15 Packaging bedeutet in Deutschland eher Projektentwicklung. Diese Nische hat ›Players‹ erkannt und ›Independent-Players‹ gegründet, die schnell zur eigenständigen Produktionsfirma avancierte. 2005 produziert ›Independent-Players‹ seinen ersten Kinospielfilm »Reine Formsache« (Arbeitstitel). Unabhängig davon wurde ›Players-Promotion‹ geschaffen, welche Werbeverträge abschließt. Außerdem schließt die Arbeit von ›Players‹ eine umfassende organisatorische Betreuung, konzeptionelle, strategische, inhaltliche und kuratorische Beratung bei Vertragsabschlüssen mit ein. Dabei hat ›Players‹ den Anspruch, neben niveauvollem Kino auch ausgewähltes, qualitativ-hochwertiges Fernsehen zu machen: »Ich glaube, dass eine bestimmte Art von Fernsehspiel und Fernsehreihe, wo es oft die besseren Autoren gibt, durchaus für Schauspieler förderlich ist, etwa mit Regisseuren wie Dominik Graf, Max Färberbock, Hermine Huntgeburth oder 15 128 Arnold, Frank: »Players. Wie eine Agentur arbeitet. Gespräch mit Mechthild Holter und Béla Jarzyk.« In: ›epd Film‹. (Nr. 2/2001), S.26. 2.1 Casting: Wer ist beteiligt? Lars Becker, Matthias Glasner. Die haben eine andere Art von Ästhetik, eine andere Art von Stoffen, von Rollen und können auch Regie führen.« Die meisten Klienten des Berliner Managements fahren zweigleisig, d.h. sie arbeiten sowohl für das Fernsehen als auch das Kino. Einige allerdings – wie Daniel Brühl oder Moritz Bleibtreu, der seit 1997 bei ›Players‹ ist – haben sich klar für die Kinobranche entschieden. Home stories lehnen Mechthild Holters Klienten prinzipiell ab: »Die Interviews und Portraits sollen einen Bezug zur konkreten Arbeit haben, wenn sie natürlich auch persönlich sein können, aber eben nicht privat.«16 40 Schauspieler und 14 Regisseure vertritt ›Players‹ im Jahr 2005. Oftmals wird Mechthild Holters Tätigkeit auch als Casting verstanden, da sie den Produzenten fundierte Besetzungsvorschläge anbietet. Allerdings grenzt Mechthild Holter sich deutlich davon ab: »Das passiert oft, dass wir mit Casting Directors in einen Topf geschmissen werden. Wir machen eindeutig andere Arbeit.« Dem kann sich Sibylle Breitbach, die Chefin von ›Wasted Management‹ nur anschließen: »Vielen ist nicht klar, was wir machen.« Dabei versteht sich Sibylle Breitbach als »Künstler-Managerin«: »Für meine »Klienten« verstehe ich mich als eine Fusion aus Agent, Manager, Pressesprecherin sowie Rechtsberater. Ohne eine Sympathieebene kann man eine solche »Beziehung« nicht eingehen.« Sibylle Breitbach hält ihren Klientenkreis mit Absicht klein, wenn auch breitgefächert: Neben den Schauspielerinnen Heike Makatsch und Sibel Kekilli vertritt sie auch den Schauspieler und Moderator Christian Ulmen. Darüber hinaus ist ›Wasted Management‹ in Deutschland seit 2004 für die Pressearbeit des in Los Angeles ansässigen deutschen Independent-Produzenten Marco Weber (»IGBY!«/ 2003) von ›Atlantic Streamline‹ zuständig. Parallel dazu nimmt Sibylle Breitbach noch zeitlich begrenzte Projekte an, wie beispielsweise die Pressekoordination der deutschen »Robbie Williams Tour« oder die Pressearbeit für Musikprojekte von Jasmin Tabatabai. 2005 avancierte die Künstlermanagerin beispielsweise für ihren Klienten Marco Weber und seine Produktion »A Grimm Love Story« (Arbeitstitel) zur Koproduzentin. »Ich kann nicht planen, was ich in einem Jahr mache. Man verpasst zuviel, wenn man einzig und allein nach fest gefahrenen Strategien lebt.« 16 Ebd.: 29. 129 2. Die deutsche Casting-Branche Sibylle Breitbach hatte ursprünglich im Justizministerium in Bonn gearbeitet, bevor sie Anfang der 90er-Jahre das Kölner Chelsea-Hotel managte, das in der Gründungszeit von VIVA zu einem vielfach von Künstlern und Musikern frequentierten Ort wurde. Im Hotel lernte Sibylle Breitbach die damalige VIVA-Moderatorin Heike Makatsch kennen; mit ihr als erster Klientin gründete sie 1995 ›Wasted Management‹. Die Website des Künstlermanagements beschreibt ihren Anspruch: »Als gleichberechtigte Partner agieren Agentin und Künstler Hand in Hand, formulieren gemeinsam Wünsche und Vorstellungen, erdenken Strategien und erarbeiten Projekte, die ›Wasted Management‹ gezielt angeht und erfolgreich realisiert.« Sibylle Breitbach pflegt für ihre Klienten die Kontakte zu Casting Directors, Produzenten und Regisseuren. Job- und Marketing-Akquise, einhergehend mit persönlicher Pressearbeit, gehören zum Arbeitsalltag von ›Wasted Management‹. In einem Interview mit Reinhold Beckmann (2003) kommentiert Heike Makatsch hierzu: »Ich lasse mich nicht von einem Zufall zum anderen treiben.« Und so ist auch die Tatsache, dass die ehemalige Moderatorin Heike Makatsch mit »Männerpension« (1996) in die Filmwelt wechselte, kein Zufall. Neben dem Engagement ihrer Managerin ist dies aber auch An Dorthe Brakers offenem Gespür für charismatische junge Schauspieler geschuldet. Heike Makatsch Jahrgang:1971 Schauspielausbildung: learning by doing Filmerfahrung: 1992-2005 (ca. 30 Filmrollen) Erste Filmrolle: »Männerpension« (1996) Vermarktung: Wasted Management Typ: Heike Makatsch – bitte nicht festlegen! © Thomas Leidig (2004) 130