Mein Kampf mit dem Visum und der ACR- I Card

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Mein Kampf mit dem Visum und der ACR- I Card
Mein Kampf mit dem Visum und der ACRI Card
Zum Abschluss des Buches noch eine Geschichte, die wir erlebten, als wir unsere ACR-I
Card (Alien Certificate of Registration) Anfang Oktober 2013 in Manila beantragten.
Ich hatte mich noch in Deutschland entschieden, auf den Philippinen möglichst schnell ein
permanentes Visum zu beantragen, dieses heißt ACR-I Card (Alien Certificate of
Registration).
Eigentlich war ich der Meinung, dass ich bereits 90% der Visums-Arbeit in Deutschland
erledigt hatte. Ich hatte dort ein Visum 13a (für Verheiratete) beantragt.
In Deutschland musste ich bereits viele Arbeiten erledigen, z.B.
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Durchführen einer kompletten Blutuntersuchung
ein Röntgenbild der Lunge, mit Bild und CD
ein polizeiliches Führungszeugnis, es übersetzen und amtlich beglaubigen lassen (in
der amtlichen Beglaubigung steht nur der Satz „Keine Einträge“. Das wurde auf
Englisch übersetzt mit „No records“. Und schon waren 30 Euro weg… und der
Vorgang hat eine Woche gedauert…)
ein Auszug der internationalen Heiratsurkunde
ein Auszug aus meiner internationalen Geburtsurkunde
eine Meldebescheinigung
eine beglaubigte Kopie meines Passes
eine beglaubigte Kopie von Dareens Pass
ein Bittschreiben meiner Ehefrau, dass sie möchte, dass ich auf die Philippinen
komme.
ein Nachweis über genügend finanzielle Mittel
einen Bluttest z.B. gegen Syphilis, mehrere Urinproben, und natürlich auch eine
Stuhlprobe
ein paar Passbilder mit bestimmten Größen, sechs von vorne, drei von der Seite.
Natürlich von der linken Seite. Das ist wichtig! Ich hatte die Bilder erst von der
rechten Seite aufnehmen lassen und musste anschließend allerdings noch einmal zum
Fotograf, da die Botschaft die linke Seite auf den Bildern haben wollte. Oder war es
mit den Seiten genau umgekehrt? Ist auch egal.
Teilnahme an einem Interview in der philippinischen Botschaft in Berlin, welche ca.
500 Kilometer entfernt von Frankfurt/Main liegt
Entrichten einer Gebühr von 160 Euro
und natürlich werden alle oben genannten Unterlagen einmal im Original benötigt,
sowie zwei Sätze mit den jeweiligen Kopien davon. Ich habe mir aber erlaubt, die
Kopien nicht auch noch extra amtlich beglaubigen zu lassen.
Auf der Botschaft in Berlin sagte mir der Konsul beim Interview, dass ich demnächst ein
resident Visum zugeschickt bekommen werde, zusammen mit einem versiegelten Umschlag,
den ich im Immigration Office in Manila in ungeöffnetem Zustand abgeben soll. Den
Umschlag soll ich in meinem Handgepäck und nicht im Koffer transportieren. Mit der
Abgabe des Umschlags in Manila beim Immigration Office würde ich relativ unkompliziert
meine ACR-I-Card bekommen. Die ACR-I-Card ist eine Plastikkarte mit Passbild und gilt als
Art Ausweis für Ausländer – es ist das permanente Visum.
Mit dem befristeten Visum könnte ich in die Philippinen auch ohne Rückflugticket einreisen,
was bedeutet, dass ich nur mit einem One-Way-Ticket durch die Passkontrolle kommen
würde. Auf diese Weise könnte ich mir sparen, ein Rückflugticket gleich mit zu kaufen,
welches ich sowieso hätte verfallen lassen müssen.
Und tatsächlich: eine Woche später war mein Reisepass mit dem permanenten Visum in
meinem Briefkasten. Die Freude war groß.
Soweit die Vorgeschichte in Deutschland (und soweit zur Theorie…)
Den philippinischen Behörden reicht wahrscheinlich auch wirklich das befristete Visum zur
Einreise ohne Rückflugticket. Den vietnamesischen Behörden aber leider nicht.
Bei unserer Zwischenlandung in Saigon fragten mich die vietnamesischen Beamten, wo denn
meine ACR-Karte sei. Ich sagte, die bekomme ich erst in Manila. Bis dahin habe ich ein
befristetes permanentes Visum von der philippinischen Botschaft in Deutschland erhalten,
quasi eine temporäre ACR Card, gültig bis 23. Oktober 2013 und bräuchte daher kein
Rückflugticket. Außerdem hätte ich einen versiegelten Umschlag für das Immigration Office
in Manila.
Das interessierte die Vietnamesen aber alles überhaupt nicht. Ohne ACR-Karte brauche ich
ein Rückflugticket, sonst kann ich nicht in die Philippinen einreisen. Basta!
Mein wiederholter Versuch zu erklären, dass ich die ACR-Karte aber erst in Manila bekomme
und ich daher eine Art temporäre ACR-Karte in meinem Reisepass habe, scheiterte kläglich.
Die Dame in Vietnam erklärte mir, dass ich jetzt ein Rückflugticket in Vietnam kaufen solle,
welches ich in Manila gutschreiben lassen könnte, falls ich wirklich doch ohne Rückflugticket
in Manila rein gelassen werden sollte. Ich sagte ihr, dass ich jetzt KEIN Rückflugticket
kaufen werde. Ich hätte das wahrscheinlich sowieso nie wieder gutgeschrieben bekommen.
Desweiteren bat ich sie, bitte mit den philippinischen Behörden Kontakt aufzunehmen oder
sie soll mit ihrem Chef sprechen oder mit weiß-der-Geier wem.
Etwas angesäuert nahm sie unsere Pässe und meinte kurz, sie kläre das jetzt im zweiten
Stockwerk und Schwups - war sie auch schon weg. Und unsere Pässe waren gleich mit ihr
weg. Ich dachte nur: „hoffentlich sehe ich die gute Dame irgendwann wieder, zumindest aber
bitte unsere Pässe“. Gottlob kam sie ein paar Minuten später zurück und erzählte uns erneut
die Story mit dem Rückflugticket und anders würde es nun einmal nicht gehen. Beharrlich
trug ich die gleichen Argumente vor wie bereits zehn Minuten zuvor, woraufhin sie nach
kurzer Diskussion erneut mit unseren Pässen in dem ominösen zweiten Stockwerk
verschwand.
Nach ungefähr fünf Minuten brachte sie unsere Pässe zurück und hatte gleichzeitig auch die
Boarding Pässe für das Flugzeug nach Manila für uns dabei. Sie sagte noch kurz „es wäre
alles in Ordnung“ und verschwand.
Na also, geht doch. Die Hürde haben wir also genommen. Auch wenn ich nicht weiß, warum
es nun plötzlich doch ging. Es war mir aber auch egal.
Ankunft in Manila
Bei der Passkontrolle wurde mein Pass ausführlich begutachtet. Dareen wurde auf Tagalog
gefragt, ob ich schon einmal ein Verbrechen begangen habe oder ein Verbrecher sei.
Anscheinend hat sie die richtige Antwort gegeben, sonst hätte ich das alles jetzt gar nicht
schreiben können… Zumindest nicht auf einem Computer und schon gar nicht auf einem
Balkon. Dann meinte die Dame an der Passkontrolle, dass ich ein resident Visum hätte, das
bis 23. Oktober 2013 gültig sei. Ich sagte zu ihr ganz stolz: „Genau richtig! Und die
philippinische Botschaft in Berlin sagte mir, ich müsse irgendwann bis zu dem Datum beim
Immigration Office in Manila den versiegelten Umschlag abgeben und würde die ACR Karte
bekommen“. Ich hatte noch drei Wochen Zeit dafür.
Daraufhin strich sie mein Visum im Pass durch und trug handschriftlich ein, dass ich genau
SIEBEN Tage Zeit habe zum Immigration Office zu gehen, ansonsten verfällt mein
temporäres Visum und sie wünschte mir noch einen schönen Aufenthalt. Ich möchte gar nicht
wissen, wie intelligent mein Gesichtsausdruck ausgesehen haben muss, als sie gerade mit
ihrem Kugelschreiber in meinem Reisepass das temporäre Visum durchstrich. Allzu
intelligent wird es allerdings nicht gewesen sein.
Tja, da stand ich nun. Verdutzt, hundemüde, genervt, mit einem durchgestrichenen
temporären Visum und sieben Tage Zeit (abzgl. Wochenende sogar nur fünf Tage), mir ein
richtiges Visum zu besorgen. Aber ich nahm die Herausforderung an und dachte mir, dass die
Zeit auch ausreichen wird. Dann gehen wir halt gleich die Tage zu dem Immigration Office.
Die Reise zum Immigration Office in Manila
Am Freitag, dem 4.10.2013 sind wir – noch gewaltig Jetlag geplagt – zum Immigration Office
gefahren. Vier Tage waren bereits verstrichen und das zweitägige Wochenende stand vor der
Tür. Die Dame, die mir die sieben Tage Frist in den Pass geschrieben hatte, hatte sicherlich
noch nie ein Jetlag. Ansonsten hätte sie das garantiert nicht getan und uns mehr Zeit für den
Visum-Prozess gegeben!
Wir wohnten zu dem Zeitpunkt ganz im Osten von Manila, das ist sogar schon in der
Peripherie von Manila. Das Immigration Office befindet sich allerdings ganz im Westen, in
der Nähe von Malate und dem Hafen. Das bedeutete etwa zwei 2 Stunden Fahrzeit und ein
einziger Stau. Angefangen vor unserer Haustür, aufgehört vor dem Immigration Office,
zwanzig Kilometer später.
Zuerst muss man auch erst einmal einen Taxifahrer finden, der einen zu dem Immigration
Office fährt. Denn er muss den ganzen Weg wieder zurück fahren und das sehr
wahrscheinlich ohne Fahrgäste, eine sog. Leerfahrt. An so etwas hat kein Taxifahrer Freude.
Hinzu kommt, dass es auf den Philippinen das sogenannte Number-Coding gibt, welches
vielen Taxen nicht erlaubt, an bestimmten Tagen in bestimmten Bereichen in Manila zu
fahren. Das fünfte Taxi, das wir nach fast einer Stunde Wartezeit in brütender Hitze anhielten
und mit einem Aufschlag von 100 Peso bestachen (ca. 1,70 Euro), fuhr uns die zwei Stunden
zum Immigration Office.
Dort angekommen, ging ich trotz allem noch gut gelaunt und ziemlich blauäugig in das Office
hinein, denn ich wollte nur schnell meine ACR-Karte holen und verschwinden – so dachte ich
das zumindest.
Im Immigration Office:
Wir trafen auf gefühlte eine Millionen Menschen, vor ca. 40 geöffneten Schaltern. Ich sah
viele wartende und wild umher rennende Menschen. Irgendwie spürte ich: hier hat keiner
einen Plan und auch keiner einen Durchblick. Weder die Kunden oder besser gesagt
Ausländer, noch die Beamten. So schien es zumindest. Nach einer Frage am Eingang, wo wir
denn hingehen müssten, wurden wir an Schalter 35 verwiesen. Man geht einfach direkt zu
einem Schalter, egal ob viele Menschen davor auf was-auch-immer warten, es blickt sowieso
keiner richtig durch, wann er an der Reihe wäre.
Am Schalter 35 habe ich meinen Pass und den versiegelten Umschlag vorgelegt und nach der
ACR-Karte gefragt. Oder besser gesagt: Dareen hat gefragt, denn es war so eine Lautstärke in
dem Raum, dass weder ich und auch Dareen die Dame gar nicht verstanden haben. Da aber
der Mund der philippinischen Beamtin viel eher auf Augenhöhe von Dareens Ohr anstatt
meines Ohres war, bat ich Dareen, mit ihr zu sprechen. Jetzt müsste ich doch direkt,
unkompliziert und schnell meine ACR-Karte erhalten, oder nicht?
Ungefähr fünf Sekunden später bekamen wir von der Dame anstatt meiner Karte einen
kleinen Zettel, auf dem stand, dass wir als Allererstes zum Medical Bureau of Quarantaine
gehen (bzw. fahren) sollen, welches kurz hinter dem Manila Hotel liegt in der Nähe des
Rosario Parks - wo auch immer das sein soll. Wir bräuchten einen Stempel in meinem Pass,
dass medizinisch alles in Ordnung sei.
Unser Verweis auf den dicken versiegelten Umschlag und dass ich alle medizinischen Tests
bereits in Deutschland gemacht hatte und ich doch nur noch die ACR-Karte abholen wollte,
fand kein Gehör. Wir verließen daraufhin wieder das Immigration Office.
Draußen im großen Trubel und noch größerer Hitze als zwei Stunden zuvor, haben wir
schließlich ein Taxi genommen, welches uns zu dem Quarantaine Bureau fahren sollte.
Glücklicherweise nahmen wir ein Taxi, denn das Quarantaine-Bureau war ungefähr vier
Kilometer entfernt. Ansonsten hätten wir durch die Hitze beim Laufen unsere komplette
Energie bereits verpulvert, die brauchten wir aber noch für den Rest des Tages, wie sich
schnell herausstellte.
In dem Bureau angekommen und nach mehrmaligem Nachfragen, wo wir hingehen sollen,
sind wir in einem kleinen Bereich gelandet, der mehr an eine Notaufnahme eines
Krankenhauses erinnerte. In einem Vorzimmer saßen bereits ein paar Leute und warteten
anscheinend. In dem Büro nach dem Vorzimmer standen fünf sehr kleine Schreibtische –
schön hintereinander angebracht – und es saß jeweils eine Beamtin davor. Es erinnerte mich
ein bisschen an die Büros aus den 40er Jahren, die man aus den alten Filmen her kennt.
Wir sind schließlich zu einer der Damen gegangen und tatsächlich interessierte sie sich
endlich für den versiegelten Umschlag und sie checkte sogar auch die Unterlagen darin.
Nach fünf Minuten meinte sie, dass ein Urintest fehlte, den könne ich aber gleich hier noch
machen, das wäre kein Problem. Kostet 200 Peso. Dann holte sie eine kleine Pipibox und
schickte Dareen und mich alleine raus zu einer schmuddeligen öffentlichen Toilette. Ich füllte
das Gefäß. Allerdings hätte das auch Dareen machen können, denn es interessierte sowieso
niemanden.
Zurück in dem kleinen Büro musste ich erst noch die Rechnung bezahlen, die plötzlich auch
nicht mehr 200 Peso sondern nun 700 Peso betrug. Gebühren kommen natürlich auch noch
dazu. Im Anschluss wurden wir gebeten auf der Holzbank Platz zu nehmen, der Doktor würde
gleich kommen. Verdutzt guckten Dareen und ich uns an. Der Doktor? Wieso das? Aber
wahrscheinlich kontrolliert er nur die Urinprobe, die ich übrigens immer noch tapfer
mittlerweile zehn Minuten in der Hand hielt.
Kurz darauf kam auch schon der Arzt, an der Urinprobe war er allerdings nicht sehr
interessiert.
Er bat mich in sein kleines Behandlungszimmer und stellte mir auf für mich fast
unverständlichem Englisch allgemeine Fragen zu meinem Gesundheitszustand. Soweit ich ihn
verstand, was allerdings nicht einfach war, da er doch starken Akzent hatte, antwortete ich
irgendetwas. Dann fragte er nach dem Röntgenbild der Lunge, welches ich ihm gab. Langsam
wurde ich unsicher, denn ich hatte doch alle Gesundheitsuntersuchungen schon in
Deutschland durchgeführt und an die philippinische Botschaft in Berlin geschickt. Und sie
hatten doch alles gecheckt und für gut befunden und mir daraufhin das temporäre Visum
ausgestellt. Langsam verstand ich nicht mehr viel. Was lief hier gerade? Mein
Adrenalinspiegel stieg langsam an.
Der Doktor begutachtete das Röntgenbild und fragte nach dem entsprechenden dazugehörigen
Arztbefund.
Ich dachte kurz nach und wusste, dass ich den gar nicht dabei habe. Der Befund ging zwei
Monate zuvor in Deutschland direkt von dem Röntgenarzt zu meinem Hausarzt. Und es stand
auch nur drin, dass alles in Ordnung sei - wenn auch auf circa zehn Zeilen ausgedehnt und
natürlich in deutscher Sprache. Ich wusste aber, wenn ich ihm das so jetzt sagen würde, wäre
mein Tag an dem Punkt beendet. Er würde sicherlich verlangen, dass ich den Befund
besorgen und auf Englisch übersetzen und beglaubigen lassen soll. Der Prozess würde locker
vier bis sechs Wochen dauern, und dass, wo mein temporäres Visum nur noch zwei Tage
gültig ist.
Daher log ich ein klitzeklein wenig und sagte ihm, dass ich keinen Befund bekommen habe
und der Arzt in Deutschland mir nur mitteilte, dass alles in Ordnung sei. Genau das wäre auch
der Grund, warum ich nichts Schriftliches erhielt. Natürlich glaubte er mir nicht und da ich
sein Englisch sowieso kaum verstand, zog ich nun Dareen als Dolmetscherin hinzu.
Dareen erzählte ihm erfreulicherweise auch, dass wir keinen Befund haben und wählte
offensichtlich auch die richtige Strategie, indem sie vielmals um Verzeihung bat. Wir hätten
das nicht gewusst und beim nächsten Mal würden wir den deutschen Arzt sicherlich nach dem
Befund fragen. Aber jetzt soll er uns doch bitte den Stempel in den Pass geben und es nicht
daran scheitern lassen.
Die Zu-Kreuze-Kriech-Taktik funktionierte sehr gut und nach einer fünfminütigen Belehrung,
warum solch ein Befund so wichtig sei, teilte er uns mit, dass er ausnahmsweise darauf
verzichtet.
Mittlerweile wurde übrigens überraschenderweise auch meine Urinprobe abgeholt.
Als ich dachte….