Von klassischer Bionik zur Bionik im Management
Transcription
Von klassischer Bionik zur Bionik im Management
Von klassischer Bionik zur Bionik im Management Leonardo da Vinci (1452 – 1519) Universalgelehrter + der erste „Bioniker“ • frühe Arbeiten über Vogelflug • klassisches Werk „Sul volo degli uccelli (Florenz, 1505) Erster Entwurf eines Fallschirms um 1484 Sir Matthew Baker‘s Galeone von 1586 Baker-Galeone Baujahr ca. 1586 Vorbilder: Dorschkopf und Makrelenschwanz Der „Steinhuder Hecht“ – erstes U-Boot (1772) nach Naturvorbild Wilhelm Graf zu Schaumburg-Lippe beauftragt 1762 den Ingenieur und Militärschullehrer Jakob Chrysostomus Praetorius mit dem Bau eines Unterwasserfahrzeugs Praetorius lässt sich von Fischen inspirieren und konstruiert ein Fahrzeug in der Form eines Hechts mit Rückenflossen als Segeln und beweglicher Schwanzflosse für die Unterwasserfahrt. Die Jungfern-Tauchfahrt des „Steinhuder Hecht“ findet 1772 im Steinhuder Meer statt. An Bord sind 8 Mann Besatzung, die Tauchfahrt dauert 12 Minuten. Die Erfindung des Stacheldrahts durch Kelly (1868) US Patent #74,379, Feb.11,1868 Osage (Maclura pomifera) Otto Lilienthal, Vorreiter der Bionik in Deutschland, 1895 „Wenn die Schwalbe an unseren Fenstern vorbeisegelt, wenn die Lerche als Punkt am Himmel steht und ihre Lebensfreude in die Luft hinaussingt, dann erfasst eine Sehnsucht den Menschen: Er wünscht sich, aufzusteigen, frei wie ein Vogel über Felder und spiegelglatte Seen zu gleiten und die Landschaft so zu genießen, wie es nur ein Vogel kann." (Otto Lilienthal) Der Flossenpropeller Zdenko, Ritter von Limbeck, 1904 „Gegenstand der Erfindung ist ein Flossenpropeller für Schiffe, welcher an Stelle eines Schraubenpropellers am Hinterschiff angebracht ist und nach Art der Schwanzflosse der Fische durch Ausschläge nach Steuerbord und Backbord eine vorwärtstreibende Bewegung ausübt.“ Kais. Königl. Patentamt, Nr. 17173, Klasse 65b vom 10.August 1904 K. Braun, Koordinator BioKoN Standort UdS Naturorientierte Axial- und Radialventilatoren Quelle: Ziehl-Abegg, 2007 OWLET •Entwickelt mit bionischen Erkenntnissen ( Vorbild Eule) – völlig neuartige Flügelgeometrie •Extrem leise •Niedrigster Energieverbrauch Cpro • • • Vorbild ist die aerodynamisch ideale Form eines Wassertropfens + die Flügelform des Space-Shuttle Geringer Strömungswiderstand Verringerung der Geräuschemission Exzellente Akustik extrem leise Höchste Effizienz schützt die Umwelt Hohe Festigkeit Quelle: Ziehl-Abegg Wissenschaftler des MIT modifizierten die NanoTopografie eines Polymerfilms nach dem Vorbild Geckofuss •Veränderungen im Durchmesser der Nanokegel •Veränderungen im Abstand dieser Erhebungen •Veränderungen der Form •Nanokegel erhalten Überzug aus oxidierten Dextranen Das neu entwickelte Klebepflaster haftet auch unter feuchten Bedingungen gut und eignet sich zum Einsatz im Körperinneren Quelle: PNAS, Vol. 105 Seegurken als Vorbild für neues Nanokomposit Seegurken können bei Gefahr ihre weiche Haut in kürzester Zeit in eine harte Oberfläche verwandeln Forschern der Case Western University ist es gelungen, ein Nanokomposit nach dem Vorbild der Seegurke zu entwickeln Quelle: Prof. Ch. Weder, Case Western University Denkbare Einsatzmöglichkeiten: Elektroden für künstl. Nervensystem Mikroelektroden zur Behandlung von Parkinson Prothetik Bionik im Management Wirtschaft und Natur weisen erstaunliche Parallelen auf Wettbewerb: Auf keinem Markt herrschen so harte Bedingungen wie in der Natur. Es geht nicht nur ums Fressen und Gefressen werden. Das Prinzip der Konkurrenz herrscht überall: um Futterplätze, Fortpflanzungspartner, Jagdreviere + Ruheräume Organisation: ein zentrales Erfolgsprinzip in der Natur. Wölfe, Ameisen oder Delfine schließen sich zusammen + vollbringen gemeinsam erstaunliche Leistungen. Dabei gibt es vielfältige Organisationsformen – familiäre Rudel, multikulturelle Vogelschwärme, variable Delfinteams, von Despoten geführte Affenhorden, hochkomplexe Bienenstaaten Kundenansprache: Tiere + Pflanzen müssen äußerst trickreich werben, damit es mit der Bindung eines passablen Fortpflanzungspartners klappt Ressourcenmanagement: niemand muss so ökonomisch denken + handeln wie Tiere, die im Winter, in Eis oder in der Wüste überleben wollen Kooperation: der Zahnkärpfling schwimmt wie ein Zahnstocher durchs Maul des Krokodils + reinigt dessen Zähne. Dafür wird er nicht gefressen – und wird satt Swarming – Logistik lernt von Ameisen •Ameisen kennzeichnen Wege via Pheromonen •Nachfolgende Tiere verstärken die Duftmarke + sichern so die optimale Route •Verteil-Parallele Algorithmen + Optimierungsverfahren ermöglichten die Erstellung eines mathematischen Entscheidungsmodells •Pheromone werden durch gewichtete Wahrscheinlichkeiten ersetzt •In konkretem Fall CO2 um 20% Quelle: Prof. J. Homberger, HFT Stuttgart Das Sankt Galler Modell „Kybernetik ist die Lehre von der Regulierung/ Steuerung und Kommunikation im Lebewesen und in der Maschine“ Norbert Wiener Die Funktionsweisen von Lebewesen und Maschinen unterliegen gemeinsamen Prinzipien Ente des Jacques de Vaucanson, um 1738 Stafford Beer, 1926-2002 „We will seek the source of effective organization in the cybernetics of natural processes – the brain itself.“ Matrioschka-Puppen als Vorbild für VSM: jedes lebensfähige System besteht aus mehreren lebensfähigen Systemen + ist zugleich selbst Teil eines lebensfähigen Systems Viable System Model® (VSM): Self-Organizing Structures Diagnose und Design von Organisationsstrukturen. Angenommen, eine Organisation funktioniert so robust, flexibel und anpassungsfähig wie ein Mensch funktioniert. Das ist keine Utopie, sondern schon heute Realität. Für die Entwicklung des VSM wurde aus allen biologischen Organismen genau das herauskristallisiert, was ihre Lebensfähigkeit ausmacht. Diese Control-Struktur ist wie auch das menschliche Zentralnervensystem in der Lage, größte Komplexität und Dynamik zu beherrschen. Es lässt sich auf jede existierende Organisation anwenden und bringt sie zum Funktionieren. Von der Metapher zum Modell Funktionsweise des menschlichen Nervensystems Quelle: Stafford Beer, ‚Brain of the Firm‘, 1972. Charakteristische Funktionen & Steuerungsleistungen des menschlichen Nervensystems Viable System Model (VSM) Fünf Funktionen sind für die Lebensfähigkeit einer Organisation notwendig: 1. 2. 3. 4. 5. Operieren (Zweck erfüllen) Koordinieren Optimieren Aufklären Werte setzen Sensibilitätsmodell nach Vester Den viel zitierten Begriff des «vernetzten Denkens» hat der Biokybernetiker Prof. Dr. Dr. hc. Frederic Vester geprägt. Mit seinem Sensitivitätsmodell können in vielen Problembereichen Lösungsstrategien für systemgerechtes Planen und Handeln entwickelt werden. Anwendungsgebiete - Unternehmensstrategien - Management - Technisches Consulting - Mediation und Konfliktlösung - Risikomanagement - Verkehrsplanung - Entsorgungs- und Stromwirtschaft - Kommunal-, Stadt- und Regionalplanung - Wissenschaft, Forschung und Ausbildung Die Syntegration 5 Personen ... diskutieren 1 Thema 30 Personen arbeiten an 12 Themen Die Teilnehmer arbeiten dabei in 3 verschiedenen Rollen: •Team-Mitglied (in zwei Gruppen) •Kritiker (in zwei weiteren Gruppen) •Beobachter (in vier weiteren Gruppen) „Don‘t fight forces – use them“ R. Buckminster Fuller Bei der wirksamen Umsetzung von Strategien und Projektergebnissen bedient man sich eines bionisch inspirierten „Workshop Designs“ , basierend auf dem Strukturprinzip der Kieselalge. Dieses Kommunikationsdesign – das in der Architektur bei den geodätischen DomkuppelKonstruktionen von Buckminster Fuller ebenfalls „Pate“ gestanden hat – ist in seiner Wirksamkeit geeignet, das in Köpfen verteilte Wissen innerhalb kürzestmöglicher Zeit zu Umsetzungsergebnissen zu verdichten. Man könnte dies auch genetischen Code wirksamer Kommunikation bezeichnen. Evolutionäres Innovationsmanagement Beispiel aus biologischem System Mutations-Selektions-Prinzip als Optimierungsstrategie Anwendung auf technisches System Evolutionäre Experimentieranordnung zur Optimierung des Wirkungsgrades einer Düse nach nur 200 Schritten (davon 45 erfolgreich) wird der Wirkungsgrad einer Düse um 55% verbessert Evolutives Innovationsmanagement schafft - dem Prinzip der Evolution folgend schnellere, schlankere + wirksamere Erneuerungsprozesse Fazit: Die Bionik eröffnet eine völlig neue Dimension für wirksames Management: Sie ermöglicht die Anwendung der Ergebnisse, welche die Natur in einem jahrmillionen dauernden Trial und Error Prozess an optimierten Ergebnissen entwickelt hat. Diese Ergebnisse sind immer optimal und weisen den höchsten Wirksamkeitsgrad auf. Es gilt die Einsicht: Man kann die Natur nicht verbessern! Wir sollten daher zur Lösung der komplexen Probleme im Management dieses Reservoir nutzen!