Reiseführer zum Abtauchen. - BaZ
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Reiseführer zum Abtauchen. - BaZ
Basler Zeitung | Freitag, 29. April 2011 reiseland.sommer. Eine Beilage der Basler Zeitung. Auf die kulinarische Tour 22 > Dolce Vita auf der Piazza in Bellinzona 30 > Ein Glas Wein im Burgund der Schweiz 32 > Die Elsässer Hagebutten-Königinnen ANZEIGE Reiseführer zum Abtauchen. Ausflugs- und Badetipps gibts bei Bider &Tanner. Buchhandlung | Vorverkauf | Musikgeschäft Aeschenvorstadt 2, 4010 Basel, T 061 206 99 99, F 061 206 99 90, www.biderundtanner.ch BaZplus. Für unsere Abonnenten günstiger. Frühlingserwachen in Luzern. Exklusiv für BaZ-Leser – das ermässigte «Luzern-Ticket». Die Stadt – der See – die Berge. Was immer Sie von einer Stadt erwarten, Luzern bietet mehr, als Sie sich wünschen: Avantgarde hat hier in Form des futuristischen KKL Luzern (Kultur- und Kongresszentrum Luzern) genauso ihren Platz wie Sehenswürdigkeiten, die schon Jahrhunderte überdauert haben. Die Museen, Theater und Festivals machen Luzern zu einer Kulturstadt, die sich elegant zwischen Tradition und Trend behauptet. Tauchen Sie ein in diese Stadt und flanieren Sie die Quais entlang. Dank der einmalig schönen Lage ist Luzern weltberühmt geworden. Und Luzern bietet dem Tagesgast eine Menge Abwechslung: Die Stadt ist reich an Sehenswürdigkeiten und ideal zum Shoppen. Das berühmte Verkehrshaus ist einen Besuch wert. Mit dem «Luzern-Ticket» der SBB reisen Sie jetzt speziell günstig nach Luzern – ideal für einen erlebnisreichen Ausflugstag. Zusätzlich erhalten Sie vor Ort folgende Ermässigungen: Auf dem Mittagsschiff fahren Sie in 1. Klasse und bezahlen mit dem Halbtax-Abo nur den 2.-Klasse-Preis von CHF 21.–, und auf den Eintritt für Erwachsene im Verkehrshaus erhalten Sie eine Ermässigung von CHF 4.–. Weitere Infos finden Sie in der Broschüre, die Sie beim Kauf des LuzernTickets erhalten. Spezial-Angebote für BaZ-Abonnenten: • Bahnfahrt ab einem SBB-Bahnhof in der Nordwestschweiz nach Luzern oder Luzern Verkehrshaus. Erhältlich für die 1. oder 2. Klasse. • Mo–Fr ab 9 Uhr gültig, Sa/So ganzen Tag gültig. • Auch mit SBB-Junior-Karte kombinierbar. • Das Spezialbillett ist 3 Tage gültig. • Dauer der Aktion: 10. März–29. Mai 2011. Preise MIT Halbtax-Abo: 2. Klasse: Fr. 24.– /1. Klasse: Fr. 38.– Preise OHNE Halbtax-Abo: 2. Klasse: Fr. 48.– /1. Klasse: Fr. 76.– Ausfüllen und abgeben: Gegen Vorlage dieses Coupons erhalten Sie die «Luzern-Tickets» bei der BaZ am Aeschenplatz. S het, solang s het! Name Mitreden, wenn Freizeit und Ferien zum Thema werden. Informationen abonnieren. Mit dem BaZ-Abo. Abo-Bestellungen per Telefon 061 639 13 13, als SMS mit Kennwort «abo» oder «schnupperabo», Namen und Adresse an 363 (20 Rp./SMS) oder als E-Mail mit Betreff «Abo» oder «Schnupperabo», Namen und Adresse an [email protected] (Das Schnupperabo ist auf die Schweiz beschränkt und gilt nur für Haushalte, in welchen innerhalb der letzten 12 Monate kein BaZ-Abo abbestellt wurde.) Erst lesen, dann reden. reiseland.sommer. BaZ | 29. April 2011 | Seite 3 inhalt impressum Bammertplatte im Tüllinger «Schnägg» Eine Wanderung dem Basler Bann entlang. Gazosa in Bellinzona Die sprudelnden Süssgetränke aus dem Tessin. > 4–7 Edelweisslikör in Saillon Auf den Spuren des Walliser Falschmünzers Farinet. > 22–23 >9 Käse im Münstertal Das Hotel Spielweg im Schwarzwald. Bier in Saignelégier Eine Trottinett-Tour führt durch die Freiberge. > 10–11 Eine Reisebeilage der Basler Zeitung (Gesamtausgabe) und der «Volksstimme» vom 29.4.2011 sowie der «Neuen F ricktaler Zeitung» vom 3.5.2011, in Zusammenarbeit mit der SBB Nordwestschweiz. Chefredaktion Markus Somm > 25 Fisch in Portalban Die Bondelle ist eine Spezialität aus dem Neuenburgersee. Redaktion/Produktion Benno Brunner Roland Harisberger > 26–27 Bildredaktion Melody Gygax Gestaltung Nino Angiuli Röteli in Chur Flanieren in der ältesten Stadt der Schweiz. > 29 Blauburgunder im Klettgau Wandern im Burgund der Schweiz. > 30–31 Schafbock in Einsiedeln Spezialität der Lebkuchenbäckerei Goldapfel vor dem Benediktinerkloster. reiseland.sommer. Inserate BZM Werbe AG, Hochbergerstrasse 15, 4002 Basel Telefon 061 639 10 50, Fax 061 639 10 20. E-Mail: [email protected] > 15 Schaumwein im Val de Travers Die Kellerei Mauler existiert seit 1829. Hagebutten-Confi im Elsass Eine Reise zu der Frucht der Wildrose. Titelbild: Ingrid Schindler Fotos auf dieser Seite: Benno Brunner, Ingrid Schindler > 32–33 > 16–17 Wettbewerb Printen in Aachen Der Wallfahrtsort mit dem berühmten Dom ist auch Heimat eines Gebäcks mit Biss. > 20–21 Gewinnen Sie eine Bahnreise in der 1. Klasse nach Frankfurt Beantworten Sie die Fragen und gewinnen Sie mit etwas Glück eine Bahnreise nach Frankfurt oder Paris, Eintrittstickets für das Sonisphere Festival, Tageskarten, Eventticketgutscheine, ein Büchergutschein oder Baden-Württemberg-Tickets. > 35 Ausfliegen und profitieren mit der Bahn Neuheiten, Aktionen und viele nützliche Ausflugstipps der SBB. > 6, 8, 12/13, 14, 18/19, 28, 34 anzeige Kinde r bis 15 jah re g ratis! familienferien buchen sie jetzt ihre bergferien & sparen sie bis zu chf 2’500.– www.sunstar.ch/familien preisbeispiel: für eine 5-köpfige Familie inklusive Halbpension 5 Übernachtungen bereits ab CHF 1’250.– Angebot gültig für Juli und August 2011. infos Tel. 061 925 70 71, [email protected] reiseland.sommer. An die Grenzen gestossen 14 Kleinhüningen Eine Wanderung dem 43,172 Kilometer langen Basler Bann entlang Klybeck 16 12 10 11 St. Johann BENJAMIN WIELAND, RETO GASSMANN (Text und Fotos) Wer den Kanton Basel-Stadt umrundet, trifft einiges an. Nur keine Zöllner. Das Protokoll einer ZweiTages-Wanderung mit kleinen Hindernissen. 9 Iselin 8 Eine Wanderung, die rund um Basel-Stadt führt, wird es nie in einen Wanderführer schaffen. Denn die Grenze ist wie ein Estrich: Mit den Jahren sammelt sich vieles an, was man nicht ständig im Blick haben möchte. Zum Beispiel Silos, Autobahnen oder ein Ausschaffungsgefängnis. Trotzdem hat die Kantonsumrundung, die gemächlich gewandert etwa 15 Stunden dauert, ihren Reiz. Denn so, wie man auch in einem Estrich immer wieder Überraschendes findet, gibt es auch entlang des Basler Banns Perlen zu entdecken: einen Hindutempel, alte Eisenbahnwaggons oder einen Grenzgartenzwerg. KLEINER GRENZWÄCHTER. Den Zwerg entdecken wir zuerst. Er steht oberhalb des Zollübergangs WeilOst, gleich am Fuss des Riehener Schlipfs (Foto 1). Dort beginnt unsere Zwei-Tages-Tour. Der Schlipf ist der landschaftlich reizvollste Abschnitt der Grenze. Das motiviert. Wie sagte schon Hermann Hesse: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns hilft, zu wandern. Oder so. Auf jeden Fall hilft dieser Anfang mit seinen Rebhängen noch ein kleines bisschen mehr. Doch kommen wir zurück zum Gartenzwerg. Er spielt Kontrabass und beobachtet die Grenze. Gleich neben ihm erwartet uns der erste kuriose Grenz-Fall: Gartenzäune trennen die Schweiz von Deutschland (oder umgekehrt). Weniger reizend als der Schlipf ist der Abstieg mit Blick auf die Baustelle für die Zollfreistrasse. Also schnell weiter, einem Strässchen namens Am Wiesengriener entlang. 13 Gotthelf Bachletten 7 Gundeldingen Bruderholz Dort stehen Einfamilienhäuser an delikater Lage: Wer durch das Gartentörchen geht, verlässt nicht nur seinen Garten, sondern reist gleichzeitig auch in die Schweiz ein. Über Ackerland führt der Aufstieg in Richtung «Eiserne Hand» (2). So heisst der an einigen Stellen nur wenige Dutzend Meter schmale Landstreifen beim Bauernhof Maienbühl. Über die Herkunft des Namens gibt es viele Thesen: In einer Quelle ist die eiserne Hand ein Herrschaftszeichen, das einen Ritterhandschuh abbildete. Woanders steht geschrieben, eine eiserne Hand sei ein Ausdruck für einen Wegweiser aus Eisen. Und es gibt – wie könn- te es anders sein – auch eine Legende: Vor langer Zeit soll sich ein Waldarbeiter in diesem Gebiet eine Hand zerquetscht haben. Sie musste amputiert werden; der Unglücksrabe erhielt eine Prothese aus Metall. Wie dem auch sei, auf der Landkarte sieht der Waldzipfel aus wie eine zerquetschte Hand. Wie ein BaZ | 29. April 2011 | Seite 5 «Schnäggestraussi» 2 nd n er Eis a eH 1 15 17 Riehen Bettingen 3 Hirzbrunnen Breite Basel 4 5 spezialität 6 Etwas Währschaftes auf dem Hügel Gr afi kB aZ /re h BAMMERTPLATTE. Seit zwanzig Jahren schenken Gabi und Andi Dorn steckt er im deutschen Fleisch. Alle paar Meter ist der Grenzverlauf mit Steinen markiert. Als wir beim ersten ankommen, meldet sich das Handy: «Welcome to Germany!» Lange vor Telekom, E-Plus und wie sie alle heissen bekundete bereits die Politik Mühe mit dem Grenzverlauf. Etwa im Jahr 1942: Damals liess die NS-Führung zwischen Riehen und Lörrach einen Stacheldraht-Verbau aus dem Boden stampfen, der Flüchtlinge aufhalten sollte – zehn Kilometer lang, zehn Meter hoch. Die 1400 Meter rund um die Eiserne Hand wollten sich die Nazis Greiner in ihrer Straussenwirtschaft «Wiischänk zum Tüllinger Schnägg» selbst erzeugten Wein aus. Wir empfehlen zum Trinken eine Flasche Haltinger Gutedel «Weiler Schlipf» und zum Essen eine Bammertplatte (Griebeschmalz, Rohschinken, Wurst, Käse, Speck, Brot und als Absacker Pflaumenschnaps). Zu deftig? Es gibt Alternativen – etwa «Wiibergschnägge im Pfännli». Der Name «Straussi» stammt übrigens nicht vom australischen Vogel, sondern von Blumenstrauss: Bis heute hängen vor den Lokalen Besen mit Gebinde, die anzeigen: Wir haben geöffnet! > www.schnaeggestraussi.de Fortsetzung auf Seite 7 ausfliegen mit der bahn. BaZ | 29. April 2011 | Seite 6 Sergio, Benoît und Beat testen die Freizeitangebote der Region Das Dreiländereck Schweiz–Deutschland–Frankreich bietet abwechslungsreiche Ausflüge Als Freizeittester präsentieren Sergio, Benoît und Beat für die Nordwestschweiz insgesamt 17 Ausflugstipps. Alle Reiseziele sind mit Bahn, Postauto und Schiff erreichbar, die meisten Angebote sind bis 31. Oktober 2011 gültig. Fünf Ausflüge sind sogenannte Kombi-Angebote. Dabei sind Eintritt, Bahnfahrt und Transfer mit bis zu zehn Prozent ermässigt. Für rundum gelungene Tage. Augusta Raurica Die römische Stadt vor den Toren Basels Ein geheimnisvoller Brunnenschacht, der grösste Silberschatz der Spätantike, eine Küche mit integrierter Toilette, ein imposantes Theater oder begehbare Abwasserkanäle. Eindrückliche Ruinen und ungewöhnliche Aktivitäten machen den Ausflug in die Römerzeit zu einem spannenden, lehrreichen und unvergesslichen Erlebnis. Hier sind alle willkommen, die neugierig auf die Antike sind. Attraktionen > Für Familien: Römische Spielnachmittage, «Brot-Backen: vom Korn zum Römerbrot», «Alles Scherben?», Führungen für Familien > Für Erwachsene: Neuer szenischer Rundgang «Attias Geheimnis» > Workshop: Forschung live! Archäologen erzählen aus ihrem Alltag, öffentliche Führungen durch Augusta Raurica > Für alle: 15. 5. 2011, Internationaler Museumstag – Ein Tag bei den Römern zu Hause Römisch. Die antike Stadt Augusta Raurica bietet viele neue Attraktionen für Jung und Alt. Bergauf. Auf die Wasserfallen kommt man zu Fuss oder mit der Gondel, runter auch mit dem Trotti. Wasserfallen im Baselbiet Alle Tipps in einer Broschüre Geniessen Sie herrliche Aussichten Die Panoramagondeln führen Sie in die herrliche Jurawelt auf Wasserfallen. Die Talstation in Reigoldswil liegt nur 40 Minuten von Basel entfernt. Geniessen Sie auf einer Wanderung das Pano rama zu den schneebedeckten Alpengipfeln, zu den Vogesen und zum Schwarzwald. In einem der Bergrestaurants lässt es sich gemütlich einkehren. Danach können Sie mit dem Trottinett schwungvoll ins Tal kurven. Die Broschüre mit den Tipps und Informationen ist an den SBB Verkaufsstellen erhältlich. Infos gibts ebenfalls online unter sbb.ch, die Freizeittester weisen den Weg. Und natürlich telefonisch rund um die Uhr beim Rail Service 0900 300 300 (Fr. 1.19/Min, aus dem Schweizer Festnetz). Attraktionen > Bergfahrt in 6er-Panoramagondeln (Dauer: 12 Minuten) > Zahlreiche Wanderrouten auf der Wasserfallen > Waldseilpark > Trottinett-Vermietung (ab 12 Jahren) > Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten im Gebiet vorhanden Öffnungszeiten Museum: Mo 13.00–17.00 Uhr Di–So 10.00–17.00 Uhr Öffnungszeiten Mai–Oktober: Mo–Do 9.00–17.00 Uhr Fr–So und Feiertage 9.00–18.00 Uhr Aussenanlagen und Tierpark: 10.00–17.00 Uhr Preis ab Basel SBB: Fr. 12.20 mit ½-Abo in 2. Klasse; im ermässigten Preis inbegriffen Bahnfahrt (10%), Eintritt ins Museum inkl. Römerhaus (10%). Preis ab Basel SBB: Fr. 23.– mit ½-Abo in 2. Klasse; im ermässigten Preis inbegriffen Bahnfahrt (10%), Busfahrt (10%), Liestal–Reigoldswil mit Bus Nr. 70 sowie ermässigte Bergbahnfahrt retour. Transfer: Bahnhof Kaiseraugst in ca. 10 Minuten zu Fuss erreichbar. Transfer: Der Fussmarsch zur Talstation ist signalisiert (Dauer: 10 Minuten). Wettbewerb Verlosung von zehn SBB RailAway-Gutscheinen im Wert von je Fr. 20.– zur Anrechnung an ein Kombi-Angebot aus der Broschüre «Freizeittipps in der Nordwestschweiz, getestet von Sergio, Benoît und Beat». Den Wettbewerb mit Teilnahmebedingungen finden Sie unter > www.sbb.ch/nordwestschweiz Teilnahmeschluss ist der 15. Mai 2011. Info Tel. 061 816 22 22. Info Tel. 061 941 18 81. Dieses und weitere Angebote sind zu 100% mit Reka Rail bezahlbar. > www.augusta-raurica.ch > www.wasserfallenbahn.ch www.rekarail.ch 77_Reka Rails_2011_51x51_d.indd 1 09.03.11 12:0 reiseland.sommer. BaZ | 29. April 2011 | Seite 7 An die Grenzen gestossen Information Vorbereitung. Nur an wenigen Stellen ist die Grenze als Wanderweg beschildert. Meist muss sich der Grenzgänger den Weg suchen, was im Zeitalter von GPS und iPhone keine Schwierigkeiten bereiten sollte. Trotzdem ist es ratsam, sich im vornherein über die Situation entlang der 43,172 Kilometer Basler Bann zu informieren. Vor allem das Gebiet St. Johann wandelt sich rasch. Ach ja: Pass oder ID nicht vergessen! Fortsetzung von Seite 5 sparen. Das Deutsche Reich bat die Schweiz, den Zaun selber zu vollenden – auf ihrem eigenen Territorium. Die Schweiz wollte nicht. So blieb der Zipfel während des Zweiten Weltkriegs unbefestigt. Flüchtende nutzten das Mauseloch. Tempi passati! Lassen wir die Geschichte hinter uns, richten wir den Blick nach vorne, denn da ist schon das nächste Etappenziel in Sicht: der Sendeturm St. Chrischona (3). Auf dem Weg zum Turm kreuzen wir die Chrischona-Kirche, ihr Vorplatz ist mit 522 Metern die höchste natürliche Erhebung des Kantons. Danach folgt der Abstieg zum Rhein hinunter. Nach dem Birskopf wird die Landesgrenze von der Kantonsgrenze abgelöst. Deren Verlauf hat sich seit der Kantonstrennung im Jahr 1833 nicht mehr geändert, mit Ausnahme eines kleinen Landtauschs im Gebiet St. Jakob. Apropos St. Jakob: Bei der Stadion-Garage macht die Grenze einen scharfen Knick in Richtung Westen (4). Hinter der St. Jakobshalle, in der Brüglinger Ebene, ist der Bann in eine beinahe kitschige Landschaft eingefasst. Welch Kontrast zum darauf folgenden Dreispitz: Hier sucht sich die Grenze ihren Weg zwischen Eisenbahnschienen. Inmitten von Lagerhallen und Lastwagen finden sich einige Perlen. Etwa eine halb zerfallene Waggon-Komposition der SBB. Oder ein Hindutempel, der einzige der Nordwestschweiz (5 und 6). Parken im Ausland. Vom Dreispitz bis zur französischen Grenze ist es gar nicht mehr so einfach, dem Bann zu folgen. Wenn nicht gerade der Dorenbach die Kantone trennt (7), muss man sich auf die Karte verlassen – oder auf die Nummernschilder von Autos: Auf Privat-Parkplätzen sind BS und BL säuberlich geschieden und zeigen an, in welchem der beiden Basel man sich befindet. Weniger schön aufgetrennt ist das Gelände des Familiengartenvereins Basel West: Die Landesgrenze verläuft mitten durch die Anlage (8 und 9). Ein Vereinsmitglied ver sicherte uns aber, er habe noch nie seinen Pass zeigen müssen, um zu seinem Garten zu gelangen. Stark in Bewegung ist das Grenzgebiet im St. Johann. Noch nicht lange ist es her, als Novartis beim Bund der Autobahn durch (15 und 16) wieder ein Grenz-Fall: Das Ausschaffungsgefängnis Bässlergut liegt sprichwörtlich hart an der Grenze (17). Falls einmal ein Insasse einen Ausbruch plant, wählt er mit Bedacht die Mauer im Osten. Dann führt die Flucht nicht nur i n die Freiheit, sondern auch in ein anderes Land. Wüsste der Ausbrecher aber nicht, dass gleich nach der Mauer Deutschland beginnt, so bräuchte er lange, um dies herauszufinden. Kein Zaun, keine Markierungen. Nur ab und zu ein Schild. Und Grenzsteine. Verdientes Abendessen. Als wir Von oben. Blick vom Chrischonaturm auf Basel. Foto Dominik Plüss die Schliessung des Zollübergangs Hüningerstrasse erzwang (12 und 13). Der Pharma-Multi hat sich mit der Grenzlage gut arrangiert. Der Personal-Parkplatz ist jedoch ein Grenz-Kuriosum: Die Parkfelder liegen auf dem Territorium von SaintLouis. Die Autofahrer gelangen von der Schweiz her auf den eingezäunten Parkplatz. Nachdem sie ihr Fahrzeug abgestellt haben, führt sie eine Unterführung unter der Grenze entlang auf das Campus-Gelände (10). So spart Novartis Platz, und Daniel Vasella – so wird erzählt – soll am Morgen öfter gewitzelt haben, er komme gerade frisch aus dem Ausland… Am tiefsten Punkt. Entlang der Campus-Grenze schweift der Blick auf die vielen Baugerüste des Novartis-Architekturparks (11). Am Ufer des Hafens St. Johann wartete schon das Rheintaxi (14). Ein paar Minuten lang tuckern wir in Richtung Dreiländereck, zum tiefsten natürlichen Punkt des Kantons (245 Meter). Eine schöne Aussicht reicher besteigen wir das Quai bei der Zollanlegestelle für Kleinschiffe. Nach etwa zwanzig Minuten auf einem schmalen Fussweg und unter wieder zurück sind beim Schlipf, dem Ausgangspunkt, hält einer noch immer die Stellung: der Grenzgartenzwerg. Wir lassen ihn stehen und machen uns auf in Richtung verdientes Abendessen, eine währschafte Bammertplatte, nur Wenige hundert Meter weiter in Richtung Tüllingen (siehe «spezialität», Seite 5). Der Zwerg schenkt uns keine Beachtung. Wir sind an diesem sonnigen Tag sicherlich nicht die Ersten, die sorglos über die Grenze laufen. Und wir werden nicht die Letzten sein. anzeige Entdecken Sie das Familien- & Sportresort Feldberger Hof • Atemberaubende Lage auf 1300 m im Naturschutz- und Wandergebiet • Familienfreundlichstes Hotel Baden-Württembergs • Ponyhof und Streichelzoo (Reitunterricht ab 3 Jahren) • Badeparadies mit Saunalandschaft, Fitness-Studio, Wellness-Insel • 60 Std. Kinderbetreuung und Animation ab 2 Jahren NEU: Gratis Hochschwarzwald-Card: über 50 Freizeitangebote kostenlos Angebot: 4 Nächte vom 5. Mai bis 2. Juni 2011 All Inclusive «alkoholfrei» (Frühstücks-, Mittags- und Abendbuffet, alkoholfreie Getränke und Kaffee zu den Mahlzeiten). Freier Eintritt ins Badeparadies und FitnessStudio, Kinder- und Babybetreuung ab € 574.– für 2 Erw. + 1 Kind ab 6 J. im DZ Weitere Pauschalangebote unter: www.feldberger-hof.de Familotel «Feldberger Hof» Dr. Pilet Spur 1 D-79868 Feldberg Tel. 0049 7676 180 Fax 0049 7676 1220 www.feldberger-hof.de E-Mail: [email protected] ausfliegen mit der bahn. BaZ | 29. April 2011 | Seite 8 Zeit für einen Ausflug – denn das Gute liegt so nah Baden-Württemberg-Ticket Tageskarte gültig in allen Nahverkehrszügen (IRE, RE, RB und S-Bahnen) in Baden-Württemberg. Montags bis freitags von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages, am Wochenende und an gesetzlichen Feiertagen schon ab 0 Uhr. Angebot für Kleingruppen bis 5 Personen: Mit DB Regio die schönsten Ausflugsziele im Nachbarland besuchen Die Schwarzwaldhauptstadt Freiburg lädt zum Bummeln und Shoppen ein. Foto Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg – Fr. 38.00 am SBB-Billettautomaten – Fr. 40.80 am SBB-Billettschalter Angebot «Single» 2. Kl. für Einzelreisende – Fr. 27.60 am SBB-Billettautomaten – Fr. 30.40 am SBB-Billettschalter Angebot «Single» 1. Kl. für Einzelreisende – Fr. 40.80 am SBB-Billettautomaten – Fr. 43.60 am SBB-Billettschalter Schneller als gedacht: Fahrzeiten mit DB Regio Abenteuer, wunderbare Landschaften, schöne Städte und jede Menge Spass und Kultur findet man in Baden- Württemberg. Beispielsweise lädt die Schwarzwaldhauptstadt Freiburg zum Bummeln und Shoppen ein, im Museum Frieder Burda locken ganzjährig attraktive Ausstellungen und der Bodensee bietet mediterranes Flair in Konstanz und auf der Insel Mainau. Günstig gehts zu allen Ausflugszielen mit der Bahn und dem Baden-Württemberg-Ticket für nur Fr. 38.–. Damit fahren bis zu 5 Personen einen Tag lang in ganz Baden-Württemberg mit allen Nahverkehrszügen in der 2. Klasse sowie in den Stadtbahnen, Strassenbahnen und Bussen aller Verkehrsverbünde. Gültig ist das Ticket in der Schweiz ab Basel SBB und Schaffhausen. Zusätzlich gilt es für Fahrten ausserhalb Baden-Württembergs auf den Schienenstrecken nach Ludwigshafen (Rhein) Hbf, Speyer, Lindau Hbf, Neu-Ulm, Miltenberg und Würzburg Hbf. Am Schalter erhalten Sie das Ticket für Fr. 40.80 mit persönlicher Beratung, übrigens auch im Verkauf bei der SBB. ab Basel Bad Bf nach – Freiburg Hbf ca. 57 Min. (stündlich, auch am Wochenende) – Riegel Ort ca. 1.45 h (stündlich, am Wochenende 2-stündlich) – Rust (Europa-Park) ca. 2 h (stündlich, auch am Wochenende) – Lahr ca. 1.45 h (stündlich, auch am Wochenende) – Offenburg ca. 1.55 h (stündlich, auch am Wochenende) – Baden-Baden ca. 2.40 h (stündlich, auch am Wochenende) – Konstanz ca. 1.53 h (stündlich, am Wochenende teilw. 2-stündlich) – Ulm ca. 3.15 h (stündlich, am Wochenende teilw. 2-stündlich) – Schaffhausen ca. 1 h (stündlich, am Wochenende teilw. 2-stündlich) ab Schaffhausen nach – Konstanz ca. 45–60 Minuten, halbstündlich (je nach Verbindung) – Ulm ca. 2.10 (stündlich, am Wochenende 2-stündlich) – Ravensburg ca. 1.20 h (stündlich, am Wochenende 2-stündlich) anzeige Rein ins Erlebnis! 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Die Bahn macht mobil. Regio Baden-Württemberg reiseland.sommer. BaZ | 29. April 2011 | Seite 9 Souvenirs an den Falschmünzer Saillon lädt zu einer philosophischen Wanderung auf den Spuren von Farinet Lioba Schneemann (Text und Fotos) Joseph-Samuel Farinet wird im Wallis heute noch verehrt. Ein Rundweg in Saillon erzählt die Geschichte des Falschmünzers. Das mittelalterliche Städtchen lockt zudem mit anderen Attraktionen. Durch Saillon führt zwar der Pilgerweg nach Santiago de Compostela, viele pilgern aber aus einem anderen Grund nach Saillon. Sie wollen ins moderne Thermalbad. Wir aber interessieren uns für die Legende um das Leben des Falschmünzers Joseph-Samuel Farinet, die hier seit Jahrzehnten gepflegt wird. Dass der Mythos lebt, dafür sorgt die Vereinigung «Freunde von Farinet» unter Leitung des Journalisten Pascal Thurre. Zudem haben einige Bücher, Verfilmungen und Theaterstücke dazu beigetragen, dass die Figur Farinet als Abenteurer und Kämpfer gegen Ungerechtigkeit im Unterwallis heute noch Kultstatus geniesst. Farinet, der Falschmünzer und selbsternannte «Geldfabrikant», fälschte einst 20-Rappen-Münzen, die zu der Zeit bei der bäuerlichen Bevölkerung mehr Vertrauen genossen als das Papiergeld der Kantonalbank. 20 Rappen waren für die arme Bevölkerung viel Geld, manch einer bezahlte gar seine Steuern mit dem Falschgeld. Der Gauner Farinet war charmant und dank seinem guten Aussehen und guter Manieren vor allem bei den Frauen beliebt. Zudem verteilte er freizügig «sein» Geld an andere. Er pendelte seit seiner Entlarvung als Betrüger im Jahr 1869 zehn Jahre lang zwischen Italien und dem Mittelwallis hin und her. In der Gegend um Saillon hat er immer wieder die Polizei an der Nase herumgeführt und sich bei den Bewohnern versteckt oder ist mit ihrer Hilfe aus dem Gefängnis geflohen. In der nahe gelegenen Schlucht von Saillon ist er 1880, nur 35-jährig und Informationen wandern. Der Sentier de vitraux beginnt unterhalb der Stadtmauer (ausgeschildert). Weitere Wanderungen: zur Hängebrücke in 136 Metern Höhe über der Salentzeschlucht, wo Farinet starb oder zum Marmorsteinbruch, Weinweg. Tourismus. Tourismusbüro Saillon, Saillon, Tel. 027 743 11 88 > www.saillon.ch > www.verbier-st-bernard.ch > www.bainsdesaillon.ch Anreisebeispiel. Basel SBB ab 6.28 Uhr, Saillon Collombeyres/ Post an 9.49 Uhr (via Visp/Sion) Robin Hood der Schweiz. Der Farinet-Rundweg führt an 21 Glasbildern vorbei. unter mysteriösen Umständen, gestorben. Dass sein Tod nie vollständig geklärt wurde, hat viel zu seiner Verklärung beigetragen. MiniWeinberg. Der Autor Willi Wottreng findet in seinem Buch «Schüttelfrost, Geschichten aus einer kalten Schweiz» eine plausible Erklärung für die Popularität der Figur Farinet: «Für die Unterwalliser ist Farinet einer der Ihren. Sie selber fühlen sich in der Schweiz oft ebenfalls am Rand wie der randständige Geldfälscher. Da füllt Farinet eine mythologische Marktlücke: Er ist der anarchistische Kämpfer gegen die zentralisierte Bürokratie in Bern.» Unterhalb der Stadtmauer beginnt beim FarinetDenkmal ein sonniger Rundweg durch den Ort und in die umliegenden Weinberge. Er führt an 21 grossen Glasbildern vorbei, die nicht nur die Geschichte des «Robin Hood der Schweiz» erzählen, sondern sich vielmehr je einem Lebensthema widmen und zu einer philosophischen Wanderung einladen. Die Glasbilder wurden vom Künstler Théo Imboden aus Täsch hergestellt, Grundlage waren Holzschnitte von Robert Héritier. Der Höhepunkt des rund einstündigen Weges, auf dem man eine schöne Aussicht auf Saillon und das Rhonetal hat, ist der kleinste Weinberg der Schweiz: Drei Reben auf einer Fläche von 1,67 Quadratmetern. Errichtet wurde er anlässlich des 100. Todestags von Farinet als Symbol der Freiheit. Im Jahr 2000 hat ihm der damalige Besitzer, Abbé Pierre, dem Dalai Lama übergeben. Bunte, mit Wünschen und Sprüchen beschriftete Schilder hängen hier überall, es sind Votivtafeln von Farinet-Pilgerern aus aller Welt. Der Journalist Thurre, Initiant und Motor hinter dem Farinet-Kult, lädt berühmte Persönlichkeiten ein, am Weinberg zu arbeiten. 300 Persönlichkeiten aller Couleur, wie etwa Michael Schumacher, Hans Erni oder Cecilia Bartoli, haben hier schon gewirkt. Jedes Jahr werden einige Deziliter Wein produziert, diese werden mit lokalem Wein vermischt und als Farinet-Wein verkauft. Falschgeldmuseum. In Saillon lohnt auch ein Rundgang innerhalb der Stadtmauern, bei dem man weitere Farinet-Orte entdecken kann. Ein Muss ist das Falschgeldmuseum an der Hauptgasse, das neben Falschgeld aus aller Welt natürlich einige der 20-Rappen-Falsch- münzen ausstellt. Zudem gibt es Interessantes zum Thema «Geld und Herstellung». Verpassen sollte man zudem nicht die Kirche mit dem Marmoraltar aus Cipolin-Marmor, der Saillon im 19. Jahrhundert weltbekannt machte. Um die Kirche spaziert man durch einen mittelalterlichen Garten zum Grab Farinets, das an prominenter Lage hoch über dem Rhonetal liegt. Als Abschluss lohnt eine Pause in einem der Restaurants am kleinen Platz im Zentrum, um danach im Thermalbad von Saillon physisch wie psychisch abzutauchen und abzuschalten. spezialität Ein kühler Tonic aus den Alpen Edelweisslikör. Die Alpenblume par excellence ist in der Natur leider selten geworden. Eine Rarität ist auch der Edelweisslikör der Firma «Abricool» in Fully, der «Edel’eis». Die Edelweiss werden im Unterwallis nach biologischen Richtlinien gezüchtet. Wer den Likör kosten möchte, kann sich eine Flasche beim Produzenten in Fully kaufen oder, was noch besser ist, kehrt einmal in Le Chable ein. Die Köchin des hübsch im alten Ortskern gelegenen, sympathischen Restaurants La Tsana kocht etwa Entrecote vom Eringer Rind mit Edelweissbutter belegt und flambiert und verfeinert natürlich wird auch das Fondue mit dem L ikör. Véronique Marmaud, die Chefin von «Abricool», e mpfiehlt, «Edel’eis» schlicht als kühlen Tonic mit Schweppes zu geniessen. Abricool, Fully, Tel. 027 744 24 56 > www.abricool.ch Restaurant La Tsana, Gastronomie de terroir, Le Chable, Tel. 027 776 40 50 > www.latsana.ch reiseland.sommer. Das Tal, wo Milch und Honig fliessen Nebst den Schweizern und Elsässern verfügen auch die Schwarzwälder über ein liebliches Münstertal christine Richard Bis 1962 hatte der «Spielweg» noch Kühe und Landwirtschaft, und weil das Grundeigentum gross ist, sind es auch die Zimmer. Heute übernachtet hier ein Gast, weil das Hotel so praktisch auf halbem Weg zwischen Mailand und Düsseldorf liegt. Während der Basler «Art» brummt das Haus, einer der Söhne ist Galerist. Die Sonnenbank vorm Gasthaus lockt auch Wanderer von jenen Weglein an, die sich viele Kilometer gemächlich die Talseiten emporziehen. Wo der Belchen sich erhebt, wo eine barocke Klosteranlage thront und stolze Bienlein in ihr eigenes Museum summen: Da ist der Himmel nah. Und der liebe Gott ist im Münstertal alleweil da. Als Wandermönch Trudpert, lobesam, ins Münstertal gezogen kam, da musst’ er alles selber tun. Der Adelssohn musste sich Essen und Trinken organisieren, eine Einsiedelei bauen und die wilden Schwarzwälder christianisieren. Das war um 640. Und dann? «Doch dann erschlugen ihn zwei Mörder mit der Axt», weiss das Info-Blatt vom Kloster St. Trudpert in bewundernswerter Sachlichkeit zu berichten. Nun, heute ist alles kommoder, vor allem im Obermünstertal. Man setzt sich im «Spielweg» zu Tische, bewundert Linnen und Bauernsilber, nascht vom Amuse-Gueule (Profiterole mit Zigerfrischkäse), schmaust sich dann durch einen Viergänger (Wildschweinsülze, Forelle, Jagd fasan, selbst gemachten Käse), trinkt dazu ein Tröpfchen oder Fläschchen einheimischer Gewächse und legt sich zufrieden ins Federnest. Während der Wildbach draussen leis sein Schlaflied murmelt, eilen Serviertöchter in Münstertäler Trachten durch die Träume, schwarze Haarschleifen wie Propeller haben sie und Decolletés, wow, eine Haut wie Milch und Honig, da gibt der Mörder die Axt freiwillig ab und kniet Seit’ an Seit’ mit dem heiligen Trudpert nieder. Ein Traum, was sonst, aber ein Traum, der den Vorzug hat, Hausgemacht. Karl-Josef Fuchs mit Ziger in der eigenen Käserei. dass die erste Hälfte wahr ist. Die Familie Fuchs führt das Hotel Spielweg heuer exakt 150 Jahre. Kein Traum ist, dass der Kellner Herr Müller ein Kind in die Küche führt, damit es sich dort seine Kugel Sorbet selber aussuchen kann. Kein Traum ist, dass unterm Dachspitz in verwinkelten Spielzimmern unzählige Plüschtiere warten, an den Gängen Vitrinen mit Exponaten aus dem Schwarzwald. Ein Alptraum allenfalls für die Besitzer ist, dass hier fünf Gebäude (mit fünf Dächern) zu pflegen sind, im Mittelpunkt das alte Wirtshaus, ehemals Post- und Vorspannstation, um über den Berg zu kommen, zum Beispiel ins Wiesental gen Basel. spezialität Der Spielweger Käse. Der Spielweger Käse ist im «Hotel Spielweg» erhältlich (Tel. 0049-7636-709-0); Besichtigung der Käserei nach Absprache. Honig verkauft nebenan das Bienenkundemuseum; das Museum ist ganzjährig geöffnet am Mittwoch, Samstag, Sonntag und an allen Feiertagen von 14 bis 17 Uhr. Tel. 0049-7636-707-30/40. > www.spielweg.com > www.bienenkundemuseum.de Ungerer-Stübchen. Das Münstertal ist 15 Kilometer lang, seine zwei Seitentäler umarmen den Belchen. Am linken Arm liegt auf 600 Meter das Viersternehotel Spielweg (Menü 47 Euro), am rechten Arm ganz oben hockt auf 1000 Meter die Almgaststätte Kälbelescheuer (Wurstsalat 6 Euro) – eine Idealkonkurrenz; in beiden ist gut sein. Als besässen die Vogesen nicht selber ein schönes Münstertal, kommt der Elsässer Tomi Ungerer seit Jahrzehnten ins Schwarzwälder Münstertal und in den «Spielweg». Hier kann man in den beiden Ungerer-Stübchen unter Originalen speisen. Es gibt im Hotel Innenpool, Sauna, Dampfbad, Freibad, schon der Grossvater hat für die Gäste im Bach Wasser in einer «Gumpe» gestaut. Wellness gibt es überall, die Attraktion hier ist die Nähe zur Natur – der Blick auf die Gehöfte am Branden (1100 Meter), die liebliche Wiesenlandschaft. Damit diese Zeitungsseite nicht zur Werbestrecke verkommt, sei angemerkt, dass Patron Karl-Josef Fuchs, der beim berühmten Franz Keller (Oberbergen am Kaiserstuhl) gelernt hat, am Herd ruhig eine Nummer zulegen könnte, um sich mit seinen derzeit 15 Punkten (Gault Millau) auch der Sterne- Region wieder zu nähern. Wenn wir schon beim Meckern sind: Es gibt auffallend viele Geissen an den Berghängen, aber keinen Ziegen käse auf dem Teller. Dabei gehört der Patron zum bewährten Club der «Naturpark-Wirte», die stolz auf die «kreative Verarbeitung einheimischer Produkte» sind. Den Belchen umarmend. Die Attraktionen Zu früh gemeckert. Erstens: Die vielen Geissen sind hier, weil sie fressend die Landschaft offen halten und ihre Halter dafür eine Prämie bekommen; Ziegenkäse stellt nur ein einziger Hof her, der über 300 Jahre alte Glocknerhof. Zweitens: Karl-Josef Fuchs kann zwar nicht mit Ziegenkäse aufwarten, aber mit Ziger – und erst noch hausgemacht in der eigenen Käserei. 1995 richtete der junge Fuchs die Käserei hinterm Gasthaus ein. Die blitzweissen Kacheln hier sind feucht, die Luft ist kühl. 200 Liter Milch im Kupferkessel geraten durchs Kälbermagenlab langsam ins Stocken, während Karl-Josef Fuchs schon schneller ins Reden kommt. Im Kleinen Walsertal hat er das Käsen gelernt. Dass erst Alte Post. Das Wirtshaus Spielweg war mal eine Vorspannstation. BaZ | 29. April 2011 | Seite 11 Information Internet. Diese Internetseiten informieren über die Gegend und die Sehenswürdigkeiten: > > > > > www.muenstertal.de www.kaelbelescheuer.de www.kaeserei-glocknerhof.de www.kloster-st-trudpert.de www.naturparksuedschwarzwald.de Literatur. > Maurice Maeterlinck: «Das Leben der Bienen». Mit einem Essay von Gerhard Roth. Unionsverlag, Zürich 2011. 256 Seiten, etwa 30 Franken. > Manfred Frust, Silvia Huth, Peter Sandbiller: «Not macht erfinderisch. Ein Jahrtausend Arbeit im Schwarzwald. Ein Ausflugsführer. Silberburg Verlag 2010. 208 Seiten, rund 30 Franken. Anreisebeispiel. Basel, Badi- des Münstertals sind die Nähe zur Natur, der Blick auf Gehöfte und die liebliche Wiesenlandschaft. Höhenmilch ab 900 Metern interes sant ist. Dass man das zwar in der Milch nicht schmeckt, weil sie 86 Pro zent Wasser enthält; aber im Käse. Dass das Chlorophyll der frischen Wiese die Sommermilch gelb macht, nicht das Fett. Die Schweizer, die Allgäuer, die Elsässer: Alle produzieren sie Welt sorten, nur die Schwarzwälder nicht. Um eine ganzjährige Produktion an zukurbeln, gab es hier zu wenig Milch; zu viel Wald, zu wenig Wiesen. Drei Sorten Käse stellt der junge Fuchs her. Den «Spielweger Bergkä se» (hart) und den Münstertäler (halbfest), der als Rotschmierkäse mild-sahnig in Richtung Reblochon geht – und offiziell «Obermünstertä ler» Käse heisst, weil sein Kumpel aus dem Elsässer Münstertal AOCgeschützt ist. Zwei- bis dreimal pro Woche ver schwindet Fuchs in den gekachelten Räumen, um mit 27 kleinen Müns ter-Rohmilchkäsen und 2 grossen Rädern Hart-Rohmilchkäse hervor zukommen – und eben mit dem Zi ger. Er ist kein Rohmilchling, die Molke muss auf 91 Grad erhitzt wer den. Dabei, sagt Fuchs, «fährt das Eiweiss zämme»; der Ziger wird als scher Bahnhof ab 8.48 Uhr, Bad Krozingen an 9.32 Uhr, weiter ab 9.36 Uhr mit einem privaten Bähnlein, Münstertal (Schwarzwald) an 9.54 Uhr. Die Regionalbahn fährt stündlich ab Basel. Busse führen ins Obermünstertal. Mit dem Auto: Entweder auf der Autobahn A5, Abfahrt Bad Krozingen Richtung Staufen ins Münstertal. Oder über den Schwarzwald durchs Wiesental über Utzenfeld ins Münstertal. Foto Erich Spiegelhalter/STG «alemannischer Ricotta» in Maul täschle gefüllt, und zur Tomatenzeit ersetzt er den Mozzarella. Noch während der Gast aus der Stadt mit frommer Andacht der Hymne lauscht, sagt Karl-Josef Fuchs plötzlich: «Käs isch verreckte Milch.» Verreckte Milch. Wumm. Da muss man kurz daran denken, wie der Ein siedler Trudpert kurzerhand mit der Alte Tradition. Das Hotel Spielweg Axt erschlagen wurde. hat einen Hirschen und vier Sterne. Kloster-Metzgerei. Auch im Klos ter St. Trudpert kann der Tourist übernachten, und das ist ein beson deres Erlebnis nicht nur wegen der Axt. Zwar gibt es hier eine eigene Kloster-Metzgerei, in der allerhand gefährliche Gerätschaften liegen, aber das Sagen auf der weitläufigen Klosteranlage haben die freundli chen «Schwestern vom hl. Josef». Die sonnige Hanglage mit Blick ins Tal, der gepflegte Park und nicht zuletzt das sehr anständige Essen (eigene Bäckerei) und die himmli sche Ruhe tragen viel zur Beruhi gung der Gemüter und Erholung bei. Als Gästehäuser gibt es das Haus Sankt Josef mit seinen modernen Zimmern und das einfachere Haus Sankt Agnes. Die Barockkirche vom berühmten Vorarlberger Peter Thumb ist eine Pracht. Gegründet wurde die Abtei um 800 von Bene diktinern aus St. Gallen … und damit verirren wir uns so in die graue Vor zeit, dass Kinder sich langweilen und ins Bienenkundemuseum drängeln. BienenMuseum. Das Bienenkunde museum soll das zweitgrösste in Eu ropa sein. Stimmt das? Herr Glock ner nickt, aber so, dass es auch ein Kopfschütteln sein könnte. Herbert Glockner ist einer der ehrenamtli chen Hüter des Bienenmuseums, und wie alle Leute, die sich um klei ne Dinge kümmern, ist er vorsichtig. Das Museum wurde 1978 im ehemaligen Rathaus gleich neben dem Hotel Spielweg gegründet. Von der Ur-Biene in Bernstein bis zur Bie ne Maja – alles da. Es gibt alte Honig presströge, Bienenkorbformen aus aller Welt, Honigschleudern, Wa benrähmchen und einen Wildbau, geradewegs vom Zwetschgenbaum gepflückt – alles, was Bienen glück lich oder unglücklich macht. Es gibt selbst gemalte Illustrationen, Schau tafeln über das Bienenjahr und das Münstertal als wandbreites Relief. Spektakulär: In einem Schaukasten aus Glas tun echte Bienen ihren Job. Zehn Bienen wiegen ein Gramm. Fa zit: Das Gewicht von Honigsammle rinnen und angesammeltem Wissen verhält sich hier umgekehrt propor tional. Das Museum, auf zwei Stock werke verteilt, hat den Sammelsuri um-Charme alter Lehrsammlungen und ist einen Umweg wert. Es musste erst zum Bienenster ben kommen, um zu lernen: Von den wichtigsten 100 Nutzpflanzen der Welt werden mehr als 70 durch Bie nen bestäubt. Wer nebendran vorm Gasthaus seinen Obstkuchen ver zehrt und auf ein Bienlein trifft, wird es sich dreimal überlegen, ob er zu schlagen soll. Der liebe Gott sieht al les, und das Münstertal steht unter seinem besonderen Schutz. ausfliegen mit der bahn. So günstig sind schöne SBB Ferien Jetzt werden Ferienträume bei der SBB wahr: dank der neuen Ferienplattform www.sbb.ch/ferien. Sie bietet Erholungs suchenden eine grosse Auswahl an Bade ferien, Kreuzfahrten, Flugreisen, Wellness aufenthalten, Erlebnisreisen und vieles mehr zum Online-Buchen. Die Online-Ferienplattform gehört zu einem ganzen Paket für Ferienreisende. So erscheint monatlich ein neuer Prospekt mit einer attraktiven Auswahl an Pauschalangeboten. Dabei legen wir Wert auf unterschiedliche Preiskategorien, damit für alle Ansprüche etwas dabei ist. Gemeinsam ist allen Angeboten die Preisgarantie. Sodass man sicher sein kann, dass gleiche Angebote bei der SBB am günstigsten sind. Buchen kann man die Angebote von SBB Ferien auch telefonisch mit der Buchungshotline (siehe Text rechts). Und selbstverständlich sind alle Angebote in den 200 SBB Reisebüros buchbar. Dort liegen auch die Monatskataloge zum Mitnehmen auf. So kann man schon auf dem Weg durch den Bahnhof in der Ferienwelt blättern. Die neue Ferienwelt der SBB Die Top-Angebote im Mai SBB Ferien bieten günstige Pauschalangebote für schöne Ferien mit Bestpreisgarantie. Ein monatlich erscheinender Prospekt liegt in allen SBB Reisebüros und teilweise in SBB Bahnhöfen auf. SBB Ferien-Angebote sind Direktreise-Angebote unseres Partners BigXtra, einer Tochtergesellschaft von FTI, der aktuellen Nummer 5 der deutschen Reiseveranstalter. Buchungshotline unter 0848 777 111 (CHF 0.08/ Min. vom Schweizer Festnetz), montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr. Online-Buchungsplattform: > www.sbb.ch/ferien anzeige Italien – Familienspass in der Toskana ab Fr. 269.–* statt Fr. 299.– Die toskanische Sonne in der Ferienanlage Casa in Maremma in Scarlino Scalo geniessen. Diese befindet sich ca. 6 km von den Stränden in Follonica entfernt. FLUG-TÄGIGE SIVE 8 N E T P CLU ÄGY IT ALL IN REISE M AB CHF * – . 9 9 9 F 1049.– H STATT C Folgende Leistungen sind inklusive: > 7 Übernachtungen im Appartement mit Wohnraum mit Bettsofa und Kochnische, Schlafraum, Dusche/WC, Sat-TV, Klimaanlage und möblierter Terrasse > Endreinigung, Wasser, Strom, Gas > 2 Liegen + Sonnenschirm am Strand > Bettwäsche und Handtücher (wöchentlicher Wechsel) > Miniclub (ca. Mai–September) > Ein Parkplatz pro Appartement Jetzt buchen: www.sbb.ch/ferien, 0848 777 111 (CHF 0.08/Min. vom Schweizer Festnetz), im SBB Reisebüro. Prospekt gleich mitnehmen! * Angebotspreis pro Person bei Online-Buchung bis 31.5.2011. 7 Übernachtungen im 4-Sterne-Hotel Sea Garden Resort (Landeskategorie) in einer Juniorsuite mit All Inclusive, bei Anreise 24./31.5 und 7.6.2011 ab Basel. Solange Vorrat. (Bei Buchung über die Hotline zzgl. CHF 30.–, im SBB Reisebüro zzgl. CHF 60.–). Ihr Reiseveranstalter: BigXtra Touristik AG, Basel. SBB Ferien: Schöne Ferien günstig buchen! * Angebotspreis pro erwachsene Person bei Buchung bis 31.5.11 an ausgewählten Reiseterminen. Es kann eine Auftragspauschale verrechnet werden. Detaillierte Informationen finden Sie unter > www.sbb.ch/ferien BaZ | 29. April 2011 | Seite 13 Highlights im Festivalsommer an den SBB Eventvorverkaufsstellen Heavy Metal. Das Sonisphere Festival findet erstmals in Basel statt. Auch im Festivalsommer 2011 stehen viele Topacts auf den Schweizer Bühnen. Hier eine kleine Auswahl aus dem breiten Angebot: > www.sbb.ch/greenfield Malediven, 10-tägige Flugreise mit all Inclusive ab Fr. 2449.–* statt Fr. 2599.– Malediven – träumen unter Palmen. Hier gibts Traumferien wie im Paradies! Die Malediven versprechen Erholung pur an schneeweissen Sandstränden unter tropischen Palmen. Auch die faszinierende Welt unter Wasser wartet darauf, entdeckt zu werden! Folgende Leistungen sind Inklusive: > Linienflug mit renommierter Fluggesellschaft (Umsteigeverbindung) ab/bis Zürich nach Male > Flughafen- und Sicherheits gebühren > Transfers Flughafen–Hotel– Flughafen > 8 Übernachtungen im 4-SterneHotel Adaaran Select Hudhuranfushi (Landeskate gorie) im Doppelzimmer > All Inclusive >1 Ausflug Sunset/Evening Fishing p.P > Deutschsprachiger Repräsentant auf Male Sonisphere Festival, Basel St. Jakob, 23. und 24. Juni 2011 Erstmals in Basel mit: Iron Maiden, Slipknot, Limp Bizkit, Alice Cooper, Judas Priest, und viele weitere … Ein neues OpenAir für Basel mit den Söhnen Mannheims, Nena & Band und vielen weiteren Musikhighlights. Gurtenfestival, Wabern b.Bern 14. bis 17. Juli 2011 Zahlreiche Live-Acts und DJs aus den Bereichen Indie, Rock, Punk, Pop, Electro, Funk, Soul, R’n’B, Hip Hop, S inger-/Songwriter und Blues s tehen auf dem Programm des Gurtenfestivals. Vorverkauf an SBB Bahnhöfen Tickets für alle vorgestellten Veranstaltungen und viele weitere erhalten Sie an rund 200 SBB Bahnhöfen. Die Anbieter Starticket, TicketCorner und Ticketportal bieten die besten Events für Unterhaltung Suchende. Die Event-Vorverkaufsstellen sind in grösseren Bahnhöfen auch am W ochenende geöffnet. Die meisten Veranstaltungen sind bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Zudem bietet SBB RailAway für viele Events Kombi- Billette an, darin inbegriffen sind ermässigte Bahnbillette für die Anreise inkl. Eventticket. Weitere Infos auch unter > www.sbb.ch/gurtenfestival > www.sbb.ch/festivals Konzerte an aussergewöhnlichen Orten, in malerischen Parks, im antiken Römischen Theater Augusta Raurica und auf dem Lörracher Marktplatz. > www.sbb.ch/stimmen Greenfield Festival, Interlaken 9. bis 11. Juni 2011 Die Festivalsaison beginnt mit der grössten Portion Rock, die die Schweiz zu bieten hat! Das Greenfield-Festival 2011! Zwei Bühnen – 3 Tage Rock! Summerstage Basel Basel Kunsti – St. Margarethen 18. bis 20. August 2011 anzeige > www.sbb.ch/sonisphere OpenAir St. Gallen 30. Juni bis 3. Juli 2011 Vom 30. Juni bis 3. Juli 2011 geht das 35. Open Air St.Gallen über seine Bühnen: während 4 Tagen begeistern 40 Acts auf den zwei Bühnen, 20 DJs im Bacardi-Dome sowie ein komplettes Live-Programm in der Marlboro-Lounge des Sittertobel. Linkin Park zum Beispiel, mit einer exklusiven Schweizer Show! > www.sbb.ch/openair-stgallen Stimmen-Festival Lörrach (D) 7. bis 31. Juli 2011 Stimmen – internationale Stars und Entdeckungen: Als Hommage an die Kraft und Schönheit der menschlichen Stimme präsentiert das Festival Die grösste Auswahl an Tickets und SBB RailAway-Kombis für Kultur- und Sportevents gibts bei der SBB: an rund 200 SBB Bahnhöfen sowie beim Rail Service 0900 300 300 (CHF 1.19/Min. vom Schweizer Festnetz). Alle Events finden Sie unter www.sbb.ch/events. Dieses und weitere Angebote sind zu 100% mit Reka Rail bezahlbar. www.rekarail.ch 77_Reka Rails_2011_51x51_d.indd 1 Festivaltickets gibts am SBB Bahnhof. 09.03.11 12:0 ausfliegen mit der bahn. BaZ | 29. April 2011 | Seite 14 «Frankfurt am Main – Kontrastreich» Schon die Silhouette verrät: Frankfurt am Main verströmt Weltstadtflair. Doch die Wolkenkratzer- Metropole ist nicht nur ein Ziel für Geschäftsreisende – in unter drei Stunden mit der Bahn von Basel entfernt bietet die Stadt auch für Urlauber echte Highlights! Als Stadt der Kontraste kann Frankfurt nicht in ein Wort oder eine Kategorie gefasst werden. Mit den Kaiserkrönungen im Mittelalter und dem ersten deutschen Parlament 1848 spielt Frankfurt eine bedeutende Rolle in der deutschen Geschichte. Der Kaiserdom, das historische Rathaus Römer und die Paulskirche zeugen von dieser Vergangenheit. Messen werden in Frankfurt seit jeher abgehalten und tragen auch heute noch zum Bild des Wirtschaftsstandorts bei, das vor allem durch die einzige Wolkenkratzer-Skyline Deutschlands geprägt wird. Aber in Frankfurt werden auch Kunst und Kultur gross geschrieben. Mehr als 60 Museen und Ausstellungs häuser sowie rund 40 Theater prägen die vielfältige und abwechslungsreiche Kulturlandschaft der Stadt. Einmalig in der deutschen Kulturlandschaft ist das Museumsufer Frankfurt: Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die Museen am Mainufer aneinander. Neben vielen modernen und internationalen Restaurants sowie exklusiven Shoppingcentern mit atemberaubender Architektur hat sich die deutsche «Hauptstadt des Apfelweins» aber auch ein gutes Stück Beschaulichkeit bewahrt, vor allem in den gemütlichen Apfelwein-Lokalen Sachsenhausens. Frankfurt ist ab Basel bequem mit dem ICE zu erreichen. Und das stündlich und ohne Umsteigen. Die SBB bietet mit den Sparbilletten Deutschland günstige Onlinetickets an – von Basel nach Frankfurt derzeit ab 45 Franken. Informationen unter Vielfalt. Frankfurt bietet neben der einzigen Wolkenkratzer-Skyline Deutschlands auch Apfelwein, Shoppingcenter und historische Gebäude. > www.frankfurt-tourismus.de > www.sbb.ch anzeige SBB– BASEL RT U FRANKF AB CHF 45.– * Jetzt Billette online kaufen: www.sbb.ch/ticketshop * Basel–Frankfurt (Main) Hbf., einfache Fahrt, 2. Klasse inkl. Sitzplatzreservierung, Vorverkaufsfrist mind. 3 Tage, Angebot nur online erhältlich, solange Vorrat, kein Umtausch, keine Erstattung. Preis-, Produkt- und Fahrplanänderungen vorbehalten. Nach Frankfurt für ein paar Würstchen. reiseland.sommer. BaZ | 29. April 2011 | Seite 15 Ein Kloster der Superlative Einsiedeln fasziniert mit seiner 1000-jährigen Geschichte bis heute Katharina Truninger Das Benediktinerkloster beherbergt nicht nur die Schwarze Madonna, deretwegen Pilger seit Jahrhunderten nach Einsiedeln reisen. Hinter den Klostermauern befinden sich die grösste private Bibliothek der Schweiz und das wohl älteste Gestüt Europas. Wer auf dem weiten, ovalen Platz vor dem Kloster Einsiedeln steht, wird von der Grösse und Monumentalität der barocken Anlage fast erschlagen: Zwei mächtige Türme flankieren das halb runde, erhöhte Eingangsportal, hohe Mauern umgeben in einem grossen Rechteck das streng geometrisch ange legte Benediktinerkloster, das heute noch von rund 80 Patres bewohnt wird und auch ein Gymnasium mit 350 Schüle rinnen und Schülern beherbergt. Fast noch kleiner fühlt man sich, wenn man die Klosterkirche betritt: Hier erwartet einen eine solche Fülle und Farbigkeit barocker Kirchenkunst, wie man sie in dem Hochtal im Kanton Schwyz kaum erwartet hätte. Doch das Benediktinerkloster blickt auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück und ist bis heute die bedeutendste Wallfahrts kirche der Schweiz. Schwarz und sagenumwoben. Stau nend mag man sich auf die ehrwürdi gen Kirchenbänke setzen, die Abertau senden Gipsengel und Goldschnörkel betrachten oder die farbenprächtigen Deckengemälde bewundern. Nach ei ner Weile wird man sich jedoch der Ka pelle aus schwarzem Marmor zuwen den, die in einem grossen, achteckigen Kuppelraum in der Kirche steht: Es ist die sogenannte Gnadenkapelle mit der Schwarzen Madonna, deretwegen Pil ger aus aller Welt seit Jahrhunderten nach Einsiedeln strömen. Bereits im 15. Jahrhundert erreichte die Wallfahrt einen ihrer Höhepunkte: Im September 1466, als das Kloster nach einem Brand wiederaufgebaut worden war, sollen während der Engelweihe, der wichtigsten Feier in Einsiedeln, über 130 000 Besucher zum Kloster gepilgert Information Anreisebeispiel. Basel ab 8.07 Uhr, Einsiedeln an 9.57 Uhr. > www.kloster-einsiedeln.ch > www.einsiedeln.ch sein. Auf einer der Führungen, die vom Tourismusbüro und – für Wallfahrts gruppen – durch die Patres angeboten werden, erfährt man viel Wissenswertes und Kurioses über die sagenumwobene Geschichte des Klosters. So etwa, wie die Schwarze Madon na, eine hölzerne Marienfigur mit schwarzem Jesuskind, durch eine List vor den Wirren der Französischen Re volution gerettet wurde: Während die Soldaten bloss eine Kopie der wertvol len Kultfigur nach Paris brachten, wur de die echte Madonna in einer gefährli chen Nacht-und-Nebel-Aktion zunächst im Kuhstall des Sigrists von Alptal und dann in einem Frauenkloster versteckt. Weshalb die Madonna jedoch schwarz ist, sei hier nicht verraten: Diese Ge schichte soll echten Pilgern vorbehal ten sein. Bücher bis zur Decke. Ein Benedikti nerkloster ist unvorstellbar ohne seine Bibliothek. Denn Bildung ist etwas vom Wichtigsten, das der Ordensvater Be nedikt von seinen Mönchen fordert. Die grosse Stiftsbibliothek ist in einem Strenge Geometrie. Blick auf die Türme der Wallfahrtskirche in prächtigen Saal zwischen Spätbarock Einsiedeln auf den weiten, ovalen Platz vor dem Kloster. Foto Keystone und Rokoko untergebracht und ist die einzige Bibliothek im sogenannten spezialität Régence-Stil der Schweiz. Die Bücher stehen kunstvoll einge ordnet bis zur Decke des Raums: Insge Süsses Pilgergebäck samt zählt die grösste private Biblio thek der Schweiz einen Bestand von Schafbock. Wo Pilger seit alters her scharenweise verkehren, 230 000 gedruckten Büchern und 1200 muss auch fürs leibliche Wohl gesorgt sein. Die wohl bekannHandschriften, wobei die frühesten teste Einsiedler Spezialität ist der «Schafbock», ein rundes, aus dem 8. Jahrhundert stammen. Hier honiggelbes Lebkuchengebäck, das ein ruhendes Lamm auf fänden sich nicht bloss religiöse Schrif einer Wiese darstellt. Die Lebkuchenbäckerei Goldapfel stellt ten, sondern Bücher aus allen Wissens das süsse Pilgergebäck bereits seit 1724 her. Im historischen gebieten, wie Stiftsbibliothekar Pater Geschäftshaus an der Hauptstrasse vor dem Kloster sind nicht Odo Lang erklärt. Die Bibliothek ist nur das «Schafbock- und Lebkuchenmuseum» mit mehr als auch heute noch aktuell: Rund 130 250 Holzmodeln und ein schmuck eingerichteter Nostalgie laufende wissenschaftliche Zeitschrif laden untergebracht, der B äckermeister höchstpersönlich führt ten bieten die jeweils neuesten For durch die Welt der süssen Kuchen und erzählt dabei so manschungsergebnisse aus allen Wissens che Anekdote. «Die Schafböcke wurden früher von den Hausgebieten. frauen im K achelofen gebacken», sagt Karl Öchslin, der den Familienbetrieb in der 9. Generation führt. Das GeZu guter Letzt sorgt ein weiterer schäft mit den Lebkuchen war derart lukrativ, dass Superlativ für Aufsehen: Die Stal ein Vorfahre Öchslins, ein Schuhmacher, seinen Belungen des Klosters beherbergen ruf an den Nagel hängte und stattdessen seine Frau das wohl älteste, noch existierende bei der Kuchenbäckerei unterstützte. Gestüt Europas, das auf eine 1000-jährige Geschichte zurück Lebkuchenbäckerei Goldapfel, Hauptstras se 67, Einsiedeln. Tel. 055 412 12 66. blicken kann. Die 35 Warmblüter des Museumsbesichtigung kostenlos. ÖffGestüts, die Cavalli della Madonna, nungszeiten Museum: 13.30 bis 18 Uhr. holen so manchen Besucher, der noch Führungen für Gruppen auf Anfrage. in den weihrauchheiligen Gefilden > www.goldapfel.ch schwebt, wieder auf den Boden des All tags zurück. reiseland.sommer. Überschäumende Tradition Seit 1829 wird in Môtiers Sekt gekeltert – in einem Tal, wo kein Kunstmuseum. Das Château d’Ivernois, 1720 bis 1724 erbaut. Verkehrte Welt. Der Garten des Restaurants L’Aigle in Couvet. Markthalle. Blick unter den Arkaden des «Hôtel des six communes» in die Grande Rue von Môtiers. BENNO BRUNNER (Text und Fotos) Das Val de Travers ist vor allem bekannt für den Absinthe. Doch in dem Neuenburger Quertal befindet sich auch die Kellerei Mauler. Es ist die grösste der Schweiz, die Schaumwein nach traditioneller Methode keltert. Klostereingang. Der Firmensitz der Sektkellerei Mauler in Môtiers. Die Grande Rue wirkt viel zu gross für das Dorf Môtiers mit seinen bloss 825 Einwohnern. Sie ist stellenweise mehr als doppelt so breit als die Hauptstrasse, von der sie abzweigt. Sogar zwei achteckige spezialität Eine Cuvée aus der Prieuré SEKT. Die Kellerei Mauler empfängt etwa 10 000 Besucher pro Jahr. Die Degustation mit Verkauf im Caveau ist ohne Anmeldung zugänglich. Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr (montags geschlossen). Eine Flasche kostet je nach Cuvée ab rund 20 Franken. Weitere Kombinationen wie Film oder Führung mit Degustation werden nur für Gruppen auf telefonische Reservation angeboten. Mauler & Cie, Le Prieuré St-Pierre, 2112 Môtiers (NE), Tel. 032 862 03 03 > www.mauler.ch Brunnen haben in der Mitte Platz. Auch die Häuser, die die Strasse säumen, sind mondän. Etwa das Haus, wo Jean-Jacques Rousseau von 1762 bis 1765 lebte. Oder das Château d’Ivernois, von einem Pariser Architekten 1720 bis 1724 erbaut. Es beherbergt heute aussergewöhnliche seltene Autos und Kunst der Aborigines aus Australien. Damit nicht genug: Hoch über dem Dorf thront das Schloss aus dem 14. Jahrhundert, seit einigen Jahren in Privatbesitz der Uhrenmanufaktur Bovet. Am unteren Ende der Strasse liegt das 1369 erbaute Hôtel des six communes, eine ehemalige Markthalle mit Rundbogenarkaden und gotischen Fenstern im Obergeschoss. Hier traf sich anno dazumal jeweils vor Weihnachten der Rat der Gouverneure zu einem «souper des pipes», besprach das Budget, ass ausgiebig und rauchte nach dem Dessert eine Pfeife, die vom Haus offeriert wurde. Heute kann man im Restaurant immer noch fürstlich speisen, doch wer rauchen will, muss auch hier nach draussen. Immerhin hat man einen trockenen Platz unter den Arkaden und eine schöne Aussicht auf die Grande Rue. Das Val de Travers heisst so, weil es die Berge vom Neuenburgersee zu Frankreich quer traversiert. Môtiers war jahrhundertelang das Zentrum des Tals und ein wichtiger Markplatz, insbesondere auch Etappenort des Salztransports von Frankreich. Wobei man die französischen Händler nicht nur beherbergte und verköstigte, sondern auch noch selber Schwarzhandel mit dem kostbaren Gut betrieb. Den Grundstein für die grosse regionale Bedeutung des Dorfes legten Benediktinermönche vermutlich im 10. Jahrhundert. Sie gründeten auf dem Gemeindegebiet ein Kloster. Das Priorat hatte die kirchliche und weltliche Herrschaft über das Val de Travers, das damals zum Hoheitsgebiet des Königreichs Burgund gehörte. WIE CHAMPAGNER. Kloster und Kirche stehen heute noch. Nur wird heute darin mehr gearbeitet als gebetet. Die Gebäude sind Sitz der Firma Mauler. «Louis-Edouard, der Urgrossvater meines Mannes, zog vom Elsass hierher. Er hat hier 1829 begonnen, Vin mousseux zu produzieren», sagt Christine Mauler. «Champagner» darf sie nicht mehr sagen, seit die Franzosen die Marke für sich BaZ | 29. April 2011 | Seite 17 Information Essen. Café-Restaurant Hôtel des six communes mit Terrasse unter den Arkaden, Rue centrale 1, Môtiers (NE), Tel. 032 861 20 00 Rebstock gedeiht > www.sixcommunes.ch Hotel-Restaurant L’Aigle mit Gartenterasse und kleinem Park, Grande Rue 27, Couvet, Tel. 032 864 90 50 > www.gout-region.ch Rüttelpulte. Im Keller der irma Mauler präsentieren F Christine Mauler (oben) und Beat Wüthrich (links) den Weinkeller und die Sammlung alter Jahrgänge in der Krypta. Kunst. Museum für Kunst der australischen Aborigines «La Grange», Öffnungszeiten 13. Mai bis 16. Oktober 2011, Freitag, Samstag, Sonntag, von 12 Uhr bis 18 Uhr. Das Automuseum «Le Manège» ist geöffnet von Mitte Mai bis Mitte Dezember nach Voranmeldung. Grande Rue 7, Môtiers (NE), Tel. 032 861 35 10 > www.fondation-bf.ch Ausstellung. «Môtiers 2011 – Art en plein air» zeigt vom 18. Juni bis zum 18. September 2011 Kunstwerke, die in der freien Natur ausgestellt sind. Eingeladen sind junge und altgediente Künstler von John Armleder bis Rémy Zaugg. > www.artmotiers.ch Anreisebeispiel. Basel SBB ab 8.03 Uhr, Môtiers an 10.15 Uhr. Die Bahn durchfährt das Val de Travers ungefähr jede Stunde. gesichert haben. Doch die Produkti onsmethode ist die gleiche, auch wenn sie nun offiziell «Méthode tra ditionelle» heisst. Ausgerechnet auf 737 Metern über Meer, wo kein Rebstock gedei hen will? «Genau deshalb. Für die Flaschengärung brauchts einen gros sen Keller mit einer konstant kühlen Temperatur», erläutert Christine Mauler, «das wussten schon die Mön che, die Wein lagerten.» Heute liegen zwei Millionen Flaschen in den Kel lern der Familie Mauler. Alle Weine werden im alten Gemäuer gekeltert und abgefüllt. Ein Teil davon wird je doch in den 1992 erstellen Produkti onsanlagen am Dorfrand weiterver arbeitet. Nur einzelne Cuvées werden immer noch von Hand gerüttelt. Auf einer Führung durch die dunklen Klosterkeller erläutert der Guide Beat Wüthrich, wie auf den Rüttelpulten die Flaschen gedreht und dabei immer mehr aufgestellt werden, damit die Heferesten in den Hals absinken und wie dieses Depot aus der Flasche geschleudert wird. Um den Verlust auszugleichen wird ein Liqueur d’expédition hinzugefügt – ein Zusatz auf Basis von Cognac, der auch den Süssegrad bestimmt. Am Schluss wird die Flasche mit Korken und Drahtkorb verschlossen. «Die Fo lie auf dem Flaschenhals diente frü her dazu, allfällige Rückstände zu kaschieren», sagt Wüthrich. heiliges Ritual. Wir gelangen in die Krypta, unter dem Chor der ehe maligen Kirche, die seit dem 16. Jahrhundert eine Scheune ist. Hier lagern die alten Jahrgänge bis 1892: «Wir haben erst letzthin eine Flasche von 1947 getrunken – sie war halb voll und schmeckte sehr speziell, aber gut!», sagt Christine Mauler. Also schreiten wir zur Degustati on. Als Erstes entkorkt Wüthrich eine Cuvée tradition. Bei ihm wirkt es wie eine Zeremonie. Das verwun dert nicht, er studiert Theologie. Da vor war er aber Matrose, der auch in den Basler Hafenbecken 1 und 2 ar beitete. «Ein Vin mousseux will mit allen Sinnen erfasst sein», erläutert er. Also. Schritt für Schritt: 1. Das Ohr. Wüthrich lauscht ins Glas: «Hören Sie, wie er singt?» 2. Das Auge. «Die feinen Bläschen sind ein Qualitätszeichen. Der Kranz ist schön.» Er hält das Glas gegen das Licht: «Die Flüssigkeit ist klar, die Farbe ein leichtes Strohgelb.» 3. Die Nase. «Nur einmal schmecken. Der Geschmack ist sehr fein, weil das Getränk gekühlt ist. Doch man schmeckt den Duft grüner Äpfel.» 4. Der Mund. Endlich. «Halt! Nicht einfach runterschlucken! Geniessen Sie den Schluck im Mund, lassen Sie die Kohlensäure entfalten. Und nun der Abgang – schluckend auf zehn zählen, dabei sollte der Geschmack gleich bleiben.» Wir probieren noch einen Brut nature – der ist rein, ohne Liqueur d’expédition. «Der passt zu Trocken fleisch, Käse», erläutert Christine Mauler. Und dann noch ein Cuvée Louis-Edouard Mauler brut «Den trinken wir eher zu Wild oder Filet». Fast scheint es, die Frau des Hauses gönne sich täglich ein Glas. «Nein, nein, nicht jeden Tag, aber oft», sagt sie und lacht. «Zum Apéritif und zum Essen! Und die Resten verwende ich für eine feine Sauce.» Beim Probieren meldet sich der Hunger. Idealerweise liegt das Hotel des six communes gleich nebenan. Die Karte mit regionalen Spezialitä ten macht gluschtig: Forellenfilet an Mauler, Kalbskopfcarpaccio, grillier te Markknochen auf Salat oder Ab sinthe-Soufflé. Leider ist das Restau rant im April geschlossen. Ab ins Nachbardorf. Wir warten nicht auf den nächsten Zug, spazie ren an der Abendsonne nach Couvet. Vorbei am Grasflugplatz, der gerade gemäht wird, der Areuse entlang. Im Wasser stehen grau gefiederte Rei her und grau behaarte Fischer. Beide auf der Jagd nach einer Forelle. Menu à l’envers. Im Restaurant L’Aigle in Couvet nochmals Pech: Ge schlossene Gesellschaft. Zum Glück hats einen Garten, in dem uns die Wirtin gerne ein Menü serviert. Die Auswahl profiliert sich auch hier mit regionalen Spezialitäten wie Neuen burger Rösti mit lauwarmem Tom me, Büffelgeschnetzeltes aus Tra vers, Tournedos vom Pferd mit drei Saucen und – natürlich – Parfait gla cé Maison à l’Absinthe. Doch das Speziellste ist der Wein «Grillette» – ein Malbec-Merlot aus Cressier. Noch origineller zeigt sich das Restaurant nur, wenn jeweils die Lehrlinge den Laden schmeissen dürfen. Das ist in der Regel an Ostern der Fall. Dann gibts auch mal ein Menu à l’envers. Das heisst, man be ginnt mit dem Kaffee und der Créme brulée und beschliesst das Mahl mit einem Crevettencocktail und einer Fée verte. Zu einem Tal, das quer zur Landschaft liegt gehören auch Be wohner, die ab und zu quer denken. TESTBERICHT 50% * 334 Lötschberger-Rundreise. GÜNSTIGER Bahnerlebnisse, für Sie getestet von Sergio, Benoît und Beat: sbb.ch Frühlingszeit ist Reisezeit – die Freizeittester sind für Sie in den Zug gestiegen. die Seen und Wälder – geschweige denn die schmucken Dorfkirchen. Der Monat Mai stand ganz im Zeichen des Schienenverkehrs. Darum haben unsere Freizeittester eine Erlebnisreise nach der anderen unternommen und dabei so viel erlebt, dass Benoît ganze Tagebücher füllen konnte. Lassen Sie sich doch auch vom Zugreisefieber anstecken. Machen Sie wie Beat ein Fenster auf und schauen Sie sich auf sbb.ch unseren aktuellen Testbericht an. Dort finden Sie auch alle anderen Testergebnisse und über 400 weitere Tagesausflüge. s ck he il C S Ra SM ie hn ein n d , a ze h n ac n» BB vo inf rte n S en ie e fah a . ein S g rte rn k en «Zu tka Be s 4 lüc d t G en or Po 02 S w 3 n as –! ine , ch d 1. f tli ir tw 0. en r e ch a 01 ri w .2 ch ng er it e 5 K e tf .5 s s u D . m HF em od os 31 en lo r t. en P s: rd er üh ss d d C 4 e , t us e V ef lo i n 3 i » Si on hl n w die g ch s 2 n s c n e e r n z e s B B sen rt v 0) m r 9 rte d e / i n b d e s g r S au en er t. Ü on au de me . inn e .2 me ah ns n n i g s p st e ah e n 0 E i e w i c ht r re g i n d e iln o s s m gf ew W F G ri o e ite T hl e c h e K tsw e er s c G im CH elnu «Zu D i e na e in c h ta r b n d ge ( Zi b k Re Mi vo Während Benoît im 1.-Klass-Wagen die grosse Beinfreiheit und Ruhe genossen und Sergio gemütlich den Wirtschaftsteil seiner Lieblingszeitung studierte, klebte Beat förmlich am Fenster. Auf keinen Fall wollte er etwas verpassen: weder die Berge und Täler noch SBB_INS_BaZ_440x290_0511_d.indd 1-2 Gute Fahrt! * Lötschberger-Rundreise Bahnfahrt (50%) DIE FREIZEITTESTER BEATS SERVICE-TIPP Erstklassig unterwegs. BIS ZU 30% Machen Sie es wie wir: Profitieren Sie im Monat Mai mit Ihrem HalbtaxAbo von grosszügigen Spezial-Angeboten – den Luxus der 1. Klasse bezahlen Sie dann einfach mit dem gesparten Geld. Nehmen Sie also ruhig die Rundreise-Angebote dieses Monats und die Preise in der 1. Klasse etwas genauer unter die Lupe – es lohnt sich. * GÜNSTIGER SERGIOS SERVICE-TIPP Gut essen – auch unterwegs. In den Speisewagen der InterCitys und der InterCity-Neigezüge finden wir von 7 bis 21 Uhr immer das, wonach uns gerade der Appetit steht. Natürlich wäre unsere Mahlzeit nur halb so schön im Stehen, deshalb sichert Beat uns unsere Plätze im Speisewagen schon im Voraus – entweder am Schalter oder telefonisch beim Rail Service unter 0900 300 300 (CHF 1.19/Min. vom Schweizer Festnetz). Die Reservierungsgebühr von CHF 5.– pro Sitzplatz wird uns dann bei der Konsumation angerechnet. DIE DREI FREIZEITTESTER EMPFEHLEN * Wilhelm Tell Express (Premium). Bahnfahrt (30%), Schifffahrt 1. Klasse (30%) auf Vierwaldstättersee inkl. 3-Gang-Menü und im Anschluss Reise nach Locarno im 1.-Klasse-Drehstuhlwagen inkl. Welcome Drink und persönliche Begleitung. * Centovalli. Bahnfahrt (30%). * Voralpen-Express. Bahnfahrt (30%). Fahrt mit dem Voralpen-Express (30%). BENOÎTS SERVICE-TIPP So ein Tag, so erstklassig wie heute... Entspannt aus dem Fenster sehen und auch mal ein Nickerchen machen – bei meinen Tagesausflügen geniesse ich gerne mal den Luxus der 1. Klasse. Entdecken auch Sie die Schweiz, wie Sie es wollen und buchen Sie einfach alles mit einer erstklassigen Karte. Reisen Sie mit Bahn, Bus und Schiff quer durch die gesamte Schweiz oder nehmen Sie sich einen unserer 400 Ausflugtipps unter sbb.ch vor. Die Tageskarte zum Halbtax 1. Klasse gibt es für nur CHF 108.–, die 9-Uhr-Karte zum Halbtax 1. Klasse schon für CHF 94.– an Ihrem Bahnhof oder an jedem Billettautomaten. * Führerstandsfahrten. Führerstandsfahrt (30%), Streckenbeschreibung, Anschlusstickets 1. Klasse (gültig 5 Tage, via GABereichsstrecken über den üblichen Weg), Begleitung durch erfahrenen 2. Lokführer. * Rigi. Bahnfahrt (30%), Tageskarte (30%), Konsumationsgutschein (10%). * Monte Generoso. Bahnfahrt (30%), Zahnradbahn nach Monte Generoso Vetta retour. · Angebote gültig vom 1. bis 31. Mai 2011. · Die Ermässigungen können nur gewährt werden, wenn die Angebote am Schalter gekauft werden. · Weitere Informationen zu diesen Angeboten erhalten Sie am Bahnhofsschalter oder auf sbb.ch 19.04.11 09:58 reiseland.sommer. «Gebildebrot». Die Printen gibt es in unterschiedlichen Rezepturen und Formen («Models»). Eine traditionelle Bäckerei wie Klein verwendet keinen Honig. Jochen Schmid Aachen hat einen berühmten Dom und war der Sitz Karls des Grossen. Weniger bekannt ist die Aachener Printe. Für das Gebäck gilt: Je härter, desto besser. Aachen ist eine wunderbare Stadt mitten in Europa. Sicher, für einen Basler liegt sie nicht unbedingt an der Strecke. Aber sie lohnt selbst den grössten Umweg. Aachen besitzt einen kapitalen Dom, in dem Karl der Grosse begraben liegt (Weltkulturerbe!). In Aachen findet das CHIO statt, ein Pferdeevent, zu dem Rösser und Reiter aus aller Welt antraben (dieses Jahr: vom 8. bis 17. Juli). Aachen verleiht den Orden wider den tierischen Ernst, der in diesem Jahr dem Dr. a.D. Karl-Theodor von Guttenberg zugesprochen wurde. Aachen hat auch ein Dreiländereck, zusammen mit Holland und Belgien, und wenn man über die Grenze fährt, erschnuppert man schon die Nordsee. Oder aber die Pommes frites, die in Belgien so köstlich sind, dass sie auch in Aachen als belgische verkauft werden. Ausserdem hat Aachen ein defizitäres Spielkasino, eine Thermalquelle, die umso ergiebiger sprudelt, einen zweitklassigen Fussballverein, die Alemannia, und natürlich die Printe. Die Printe ist eine Aachener Delikatesse und darf auch nur in Aachen hergestellt werden. Folglich ist fast jede Strassenecke in Aachen mit einer Printen-Bäckerei bestückt. Mal heisst sie Moss, mal heisst sie Nobis, mal Lambertz, und überall in diesen Kathedralen des Bäckerhandwerks werden in grossen Kästen und Beuteln und Säcken und Dosen braune Riegel verkauft, die wie Lebkuchen im Advent aussehen. Aber man hüte sich davor zu glauben, dass es sich tatsächlich um Lebkuchen handele. Man hüte sich auch davor zu glauben, dass die Printe ein reines Vorweihnachts-Produkt ist. Und man glaube schon gar nicht, dass in allen Läden die gleichen Printen angeboten werden. Sondern: Die Printe, dieses alteingebackene Stück Aachen, wird über das ganze Jahr hinweg verkauft (und verspeist und verschenkt, gerne auch nach auswärts). Jede Printe birgt zudem ihr ureigenes Produktionsgeheimnis. Und Lebkuchen ist die Printe schon deshalb nicht, weil in ihr (wenn man ein traditioneller Printenbäcker ist) kein Honig verarbeitet wird. Womit wir bei ihren Zutaten wären. Gebäck mit Biss In Aachen und nur in Aachen entsteht die Printe Eigene Rezeptur. Wer könnte uns die Zutaten besser erklären als Heinz Klein in der Franzstrasse, nahe dem Aachener Marschiertor. Klein (56) ist in der dritten Generation Bäcker, sein Laden wird nächstes Jahr einhundert Jahre alt, und vor elf Jahren hat er gänzlich auf Printenproduktion umgestellt. 150 Kilo in spezialität Bald hundertjährig Printen. Die Aachener Printenbäcke- rei Klein liegt zentral in der Aachener Innenstadt. Sie wurde im Jahre 1912 gegründet. Hier bietet sich Besuchergruppen nach telefonischer Anmeldung die Möglichkeit, Einblick in die Printenherstellung zu nehmen. Printenbäckerei Klein, Franzstrasse 91, D-52064 Aachen, Tel. +49 241 47 435-0. > www.printen.de Wallfahrt. Der Aachener Dom beherbergt angeblich das Kleid Mariens, die BaZ | 29. April 2011 | Seite 21 Information Übernachtung. Das Hotel Hesse ist einfach, bahnhofsnah, ab 69 Euro das Doppelzimmer, der Quellenhof exquisit (nahe Spielcasino, ab 154 Euro das Doppelzimmer). Anreisebeispiel. Basel SBB ab 11.12 Uhr, Aachen an 16.07 Uhr (ICE bis Köln, dann weiter mit dem Regionalexpress). Literatur. Einen schönen Überblick über Aachen und sein Umland vermittelt die «Merian»-Ausgabe «Aachen» vom Mai 2010. Informationen über das Gebäck allgemein im «Aachener Printen-Brevier» von Werner Setzen, erschienen im Verlag Meyer & Meyer. der Woche, in der Vorweihnachtszeit eine Tonne täglich. In seiner Hinterhofwerkstatt stehen die Teigwalkmaschinen («Kneter»), die Formenstanzer («Models») und die Backöfen herum, in denen die Printen erst zu Printen gedeihen. Klein ist nicht nur ein Traditionalist, sondern fast schon ein Fundamentalist im Printenbacken. Deshalb gerät ihm kein Honig in den Teig, weil der nicht genügend karamellisiert. Sondern nur Zuckerrübensirup. Dazu kommen dunkler Zucker, dunkles Weizenmehl sowie die Gewürze Anis, Zimt, Koriander, Nelken, Piment oder Kardamom. Oder noch andere wundersame Dinge. In der je geheimen Mischung, die die Eigenart der Printe ausmacht. Die Rezeptur wird gehütet wie bei Coca-Cola. Der sehr feste Teig, mit einer Spur Wasser, mit Pottasche und Natron zum Treiben gebracht, wird dann gebacken, 20 Minuten bei 200 Grad. Immer gilt: Die wirkliche Aachener Printe ist bruchhart. So hart, dass es einem beim Zubiss fast die Zahnkronen herauszieht. Bäcker Klein nennt den Vorgang treffend: mit den Zähnen «wegschreddern». Windeln Jesu und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Foto iStockphoto Weiche Alternative. Das ist heutzutage nicht jedermanns Geschmack. Die Masse der Printenesser will es weich, wie Fundamentalist Klein etwas bedauernd feststellt. Und deshalb wird ein Gutteil der frisch gebackenen Printe für den Weichprintenesser in der «Klimakammer» in Kleins Hinterhof-Bäckerei bei 80 Grad Luftfeuchtigkeit und zehn Grad Celsius enthärtet, bevor sie in den Verkauf kommt. Wer sie aber hart will, bekommt sie hart – und kann sie dann im kühlen Keller auch monatelang hart halten. Wie kam die Printe zu Aachen oder Aachen zur Printe? Die Printen-Historiker haben herausgefunden, dass ihr Ursprung im ostbelgischen Dinant liegt, wo sie noch heute als «Couques de Dinant» hergestellt wird. Kupferschläger, die im späten Mittelalter und in stetigen Kriegswirren umherwanderten, brachten sie nach Aachen. Damals han- delte es sich um sogenanntes «Gebildebrot» und zeichnete sich durch grossen Formenreichtum aus. Heute noch kann man die Nascherei als Karl den Gros sen, als Aachener Dom oder auch als Osterhase erwerben. Die Printe des 21. Jahrhunderts gibt es aber auch in Stangen- und in Plattenform, mit Mandelbelag und in Schokoguss, ganz nach Wunsch. Gar nichts hält Bäcker Klein hingegen von Printen mit Marzipan- und Alkoholfüllung – die nennt er etwas abfällig «beschwipste Printen» und überlässt sie gerne der Industrieproduktion. saurer Braten. Der wirkliche Aache- ner aber isst die Printe sogar im Sauerbraten. (Für Uneingeweihte: Das ist ein Stück Rinderbraten, das mindestens drei Tage in einer Lake von zwei Teilen Wasser und einem Teil Essig gelegen hat.) Eine halbe Platte Kräuterprinten wird, während das Fleisch gut gesalzen und gepfeffert mit zwei Lorbeerblättern und vielen Zwiebeln im Kessel schmort, in einer halben Tasse Büchsenmilch eingeweicht und zum Schluss dem Bratensud zugefügt. Das kann man auch in manchen Gaststätten der Aachener Altstadt goutieren, wenn man sich eben nicht mit belgischen Fritten begnügen will. Am besten aber, so meinen wir Auswärtige, schmeckt die Printe pur und hart und brüchig – ein eier- und fettfreies Gebäck, das kraft seiner Kräutermischung segensreich die Verdauung fördert. Die Delikatesse hat sich auch im Aachener Religionstourismus durchgesetzt. Schliesslich werden im Aachener Dom angeblich das Kleid Mariens, die Windeln Jesu, ein Lendentuch desselben und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers aufbewahrt und seit 1349 alle sieben Jahre Zehntausenden von Wallfahrern gezeigt, das nächste Mal wieder im Jahre 2014. Für sie ist die Printe bestes, knackfrisches Pilgerbrot. Und selbst wenn Sie mal ins Aachener Gefängnis kommen, ist die «Printe» schon da. So heisst dort die Gefangenenzeitung. reiseland.sommer. Markttag. Auf der Piazza Nosetto verkaufen Bauern der Region ihre Produkte. Von einer Burg zur andern Bellinzona ist Tessin pur: Dolce Vita, Italianità und Burgenromantik Ingrid Schindler (Text und Fotos) Wer in den Süden fährt, lässt Bellinzona mit den berühmten Burgen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit links liegen. Genau das macht die Kantonshauptstadt zum Geheimtipp, denn in keiner anderen Stadt ist das Tessin tessinerischer als in Bellinzona. Am Samstagvormittag strotzen die engen Gassen zwischen den lombardischen Patrizierhäusern rund um die Piazza Nosetto, dem Herzen des Markttreibens, und der gemütlichen Piazza Collegiata, dem Wohnzimmer der Stadt, vor prallem Leben. Die Tische sind voll besetzt. Caffè latte, bunt funkelnde Gazose von Coldesina oder schon ein Glas Weisswein vor sich, geniessen die Einheimischen das Bad in der Morgensonne und den Schwatz mit Bekannten aus den Valli, den umgebenden Tälern. Man trifft sich, kennt sich, ist unter sich. Hier spricht man Italienisch und nicht Schwyzerdütsch oder Hochdeutsch wie in Ascona. Frisches Grün in allen Schattierungen, junger Spinat, Basilikum, Sauerampfer oder die hübschen Rosetten des Cicorino verde, stechen an den Marktständen ins Auge. Schöne junge Artischocken und anderes Frühlingsgemüse aus der Magadinoebene, dem Gemüsegarten des Tessins. Blumen, Brot, Formaggini und Alpkäse, Farina Bona, das geröstete Maismehl aus dem Onsernonetal, hausgemachte Gnocchi und Pasta, Lardo und Luganighe in allen Variationen. Das Marktangebot ist die Visitenkarte der Bauern und Produ- tag», sagt Stadtführerin Ruth Marty. «Früher war sie im Tessin eine Art zenten aus der Region. Brotersatz. Kindern gab man mit Schwein und Zicklein. Die längste Milch verrührte Polenta zum Essen Warteschlange bildet sich unter den und eine Gazosa zum Trinken.» Arkaden der Birreria Corona. Hier Martys Augen leuchten, während sie rührt Michele Carleo mit grosser Kel- Löffel für Löffel in die pampige le Polenta für eine ganze Kompanie Polenta taucht; fehlt nur die süsse im Kessel. Stundenlang. Die Portion Limonade, die früher jedes Dorf im kostet vier Franken. «Man nimmt sie Tessin, wenn nicht jede Familie selbst im Styropor mit nach Hause und isst gebraut hat. Die Pizze, die die Kellner der Birsie mit Alpkäse, Salat, Wurst oder Saucenfleisch am Samstag zu Mit- reria an die Tische tragen, sehen spezialität Tagliatelle mit Kakao. Nicht auf Bügelchampagner Gazosa. Die Flasche der Gazosa von Coldesina sieht seit 1965 gleich aus und zwar so, wie eine richtige Tessiner Limonade aussehen muss: Sie wird in die dekorative Retrobügelflasche abgefüllt, in die das Wahrzeichen der Stadt, die Türme von Castelgrande eingebrannt, ist. Es gibt die Gazosa von Coldesina in den Geschmacksrichtungen Limone, Mirtillo (geht nur in der Deutschschweiz), Mandarino, Lampone und Bitterorange. Coldesina ist gewissermassen das Original unter den ver schiedenen Tessiner Gazose, denn das 1885 gegründete Familienunternehmen im Zentrum von auch nicht schlecht aus! Marty zieht ein Faltblättchen aus der Tasche. «La Stadera», das Bellinzoneser Wochenblatt, kündigt die jeweiligen Marktmenüs der Restaurants an. Die Auswahl ist gross, 20 Wirte bieten ein günstiges Pranzo del Mercato an. Heute gibt es zum Beispiel Rindsmedaillons mit Pfeffer aus der Magadino-Ebene für 20 Franken im Grottino Ticinese, Schweinshaxe mit überbackenen Kartoffeln für 18 Franken im Grotto dei Pacifici oder Zicklein, Capretto, mit Kartoffeln und Salat für 20 Franken in der Bar l’Incontro. Bellinzona ist die älteste Gazose-Fabrik im Tessin. Heute existieren noch 13 Limonadenmarken (Gazose aus dem Misox eingerechnet) im Tessin, acht davon füllen selbst ab. Coldesina, Via Guisan 3a, 6500 Bellinzona. Bestellung via [email protected], Tel. 091 825 14 42. der Liste: Der kulinarische Geheimtipp von Bellinzona, die Trattoria Malakoff. Reservieren empfiehlt sich, das Restaurant, das es schon zu Zeiten von General Suworow gab, ist stets gut besucht – und nicht ganz leicht zu finden. Es liegt etwas versteckt an der Strasse zur Sasso Corbaro, der höchstgelegenen Burg der Stadt. Die fantastischen Pastagerichte, etwa Lasagne oder Tagliatelle mit Kakao, Gänseleber, Côte de Bœuf und erst das göttliche Orangen-TiramisÙ sind den Weg aus der Innenstadt auf jeden Fall wert. BaZ | 29. April 2011 | Seite 23 Trutziges Bollwerk. Der innenweg führt von der Burg Z Castelgrande sanft abfallend in die Stadt hinunter. Information Anreisebeispiel. Basel SBB ab 7.03 Uhr, Bellinzona an 10.23 Uhr. Essen. Bellinzona Zentrum: > Ristorante Birreria Corona, Via Camminata 5, Tel. 091 825 28 44 > Osteria Pedemonte, Via Pedemonte 12, Tel. 091 825 33 33 > Trattoria Cantinin dal Gatt, Vicolo al Sasso 4, Tel. 091 825 27 71 > Locanda Ticinese, Via Orico 3, Tel. 091 825 16 73 > Bar l’Incontro, Piazza Governo 4, Tel. 091 825 13 49 > Grottino Ticinese, Via Lavizzari 1, Tel. 091 826 39 64 Ausserhalb Bellinzonas: > Osteria Grotto Malakoff, Via Bacilieri 10, Bellinzona-Ravecchia, Tel. 091 825 49 40 > Grotto dei Pacifici, Via alla Predella, bei Sasso Corbaro, Tel. 091 825 67 57 > Fattoria l’Amorosa, Via Moyar, Gudo, Tel. 091 840 29 50 Übernachten. Gute Hotels sind in und um Bellinzona dünn gesät: > Hotel Internazionale, 3 Sterne, am Bahnhof www.hotel-internazionale.ch Mit den drei picobello restaurierten Burgen besitzt Bellinzona die imposantesten Wehranlagen des Alpenraums. Seit 2000 stehen sie auf der Liste des Unesco-Welterbes. Im Rathaus an der Piazza Nosetto kann man Audioguides mieten und beim Aufstieg auf die drei Burgen die spannende Geschichte der Stadt erfahren. Diese verdankt kriegerischen Auseinandersetzungen ihren Namen: Der leitet sich nicht von lateinisch bellus, schön, sondern bellum, Krieg, ab. Eingenommen wurden die umkämpften Burgen jedoch nie, sondern 1500 friedlich von den Mailänder Herzögen den Eidgenossen übergeben. Von den Mailändern ist unter anderem das Stadtwappen ge- Mit grosser Kelle. Michele Carleo blieben, das die Schlange der Vis- rührt Polenta im grossen Kessel. conti ziert. Lift im Fels. Zu welch trutzigem Bollwerk die mächtigen Mauern die unterste Burg Castelgrande machen, realisiert man auf dem Zinnenweg, der auf weichem Grasboden zwischen den Zinnen von der Burg sanft abfallend in die Stadt hinunterführt. Schneller geht es mit dem Aufzug. Von der Piazza Mario della Valle Kaum Hochdeutsch. Am Markttag führt mitten in der Altstadt ein in trifft man sich in Bars und Cafés. den Fels gehauener Gang zum Lift auf das majestätische Castelgrande. Das höher gelegene Castello di Montebello und die am höchsten gelegene Burg Sasso Corbaro erreicht man zu Fuss auf verschiedenen Wegen von der Stadtmitte aus. Der direkteste und anstrengendste Weg führt von der Piazza Collegiata über die Salita alla Motta nach Montebello hinauf, sanftere Varianten verlaufen über die Salita dalla Nocca und die Via Sasso Corbaro. Der Aufstieg beziehungsweise die Auffahrt mit dem Auto lohnen sich allemal. Von Sasso Corbaro aus hat man einen herrlichen Blick vom Locarneser Becken des Lago Maggiore bis zum Zusammenfluss der Flüsse Ticino und Moësa. Vor ihrer Regulierung beziehungsweise Kanalisierung im 19. Jahrhundert haben die Flüsse die heute so fruchtbare Magadino-Ebene zu einer Sumpflandschaft gemacht, die wegen ihrer schlechten Luft und Malariagefahr berüchtigt und zu meiden war. Dass heute ein ständiger Strom von Fahrzeugen im Tal unten ungerührt an den Burgen vorbeirauscht, hätten sich die alten Eidgenossen wohl kaum gedacht. > Fattoria l’Amorosa, Weingut, Agriturismo, Sementina-Gudo www.amorosa.ch Shopping. Markt jeweils Samstag von 8 bis 13 Uhr in der Altstadt, rund um die Piazza Nosetto > www.commercianti-bellinzona.ch Interessante Stände/Shopping: Wurst: Stände von Granolla aus Giubiasco und Macelleria Tamò aus Arbedo und Cama; Feinkost: Il Gastronomico della Piazetta, Piazza Collegiata 1; Pasta: Stand Pastificio Di Lella aus Sementina; Mode: Weruschka, Via Teatro 9, Boutique Regalin, Piazza Indipendenza. Burgen. Öffnungszeiten der drei Burgen von Mai bis Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr, verschiedene Events von Oper bis Ritterfest und Mittelalterturnier. Audioguide im Rathaus. Palazzo Civico, Piazza Nosetto. > www.bellinzonaunesco.ch Internet. Allgemeine Tourismus informationen: > www.ticino.ch > www.bellinzonaturismo.ch atupri.ch ATUPRI AKTIV TAGE Starten Sie mit uns ins Erlebnis Gesundheit «Mehr Gesundheit und Fitness ist auch mehr Lebensfreude. Darum hole auch ich mir Inputs von Atupri Aktiv.» Barbara Megert Atupri geht einen beispielhaften neuen Weg der Gesundheitsförderung. Mit Aktivitäten, Informationen, Ausflügen und Bewegung zeigt die Qualitäts-Krankenkasse auf, wie vielfältig die Möglichkeiten für mehr Gesundheit sind. Im Alltag und in der Freizeit. Das Angebot der Aktiv Tage bietet gesunde Bewegung, Lebensfreude, Wissen und Begegnungen – auch mit Prominenten. der Gault-Millau-Koch und Entertainer René Schudel. Auch Barbara Megert gestaltet einen Tag aktiv mit und Luca Ruch, der neue Mister Schweiz, wird in der Nacht 18./19. Juni 2011 die Wandernden von Schwyz nach Einsiedeln begleiten. Wandern gilt als eines der zentralen Elemente, die Wander Aktiv Tage werden von erfahrenen Wanderleitern begleitet. Starke Partner – darunter auch die Schweizer Wanderwege Patronatspartner: Die Atupri Aktiv Tage werden in allen Sparten von Experten geleitet. In der Ernährungsberatung sind es Profis von Swissmilk, fürs E-Biking der führende Produzent «FLYER» und fürs Kochen Jeder Aktiv Tag ein Highlight! 1 GESUNDHEITS AKTIV TAG 21. Mai Charmey FR 5 AKTIV FEST 10. September 2011 Grindelwald BE Aktiv sein braucht Energie. Aber wie ernähre ich mich optimal vor einer Aktivphase? Und wie entspanne ich danach richtig? Aktuelle Themen für einen gesunden Lebensstil. In Zusammenarbeit mit Swissmilk. 2 SCHWEIZER WANDERNACHT Genuss und Freude sind hier das Motto. Ob eine Einlage zu Outdoor-Bekleidung, ein OutdoorKochtipp von René Schudel oder mit Barbara Megert zu den Rhythmen von «Hot and Cold» tanzen – hier haben Sie die Möglichkeit für alles! 6 WANDER AKTIV TAG 18./19. Juni 2011 Schwyz SZ 29. Oktober 2011 In Zusammenarbeit mit RailAway: ein besonderes Wandererlebnis auf dem Jakobsweg von Schwyz nach Einsiedeln: Pilgern Sie zusammen mit Luca Ruch, Mister Schweiz 2011, durch die Nacht. Die Zwischenverpflegungen und das leckere Buurezmorge sind inbegriffen. Wir entdecken einige geologische und örtliche Besonderheiten des Arc Jurassien. 3 VELO AKTIV TAG Jura BE 7 VELO AKTIV TAG 19. November 2011 Locarno TI Radeln im wunderschönen herbstlichen Tessin – mit Informationen und Sehenswürdigkeiten aus der Architektur. 16. Juli 2011 Huttwil BE Nach einer Besichtigung der Fertigungshallen des führenden E-Bike-Produzenten steht eine Flotte der modernsten «FLYER» für eine Tour im schönen Emmental bereit. Anmeldetalon 13. August 2011 Engi, Elm GL Erleben Sie eine historische Wanderung entlang dem Landesplattenberg und lernen Sie die Schiefertafelwerke kennen. Die mit / gekennzeichneten Daten werden auf Französisch / Italienisch durchgeführt. 4 Name 8 21. Januar 2012 Mettmenalp GL Einmal mit Schneeschuhen durch den Schnee stapfen und gleichzeitig etwas über Schneeverhältnisse und Lawinengefahr erfahren? Die Schneeschuhleiterin und ortskundige Jägerin zeigt wie’s geht und wo die Tiere überwintern. WANDER AKTIV TAG Vorname SCHNEESCHUH AKTIV TAG Strasse | Nr. Melden Sie sich jetzt an PLZ | Ort Jahrgang Am besten im Internet unter atupri.ch AKTIV Ausflüge & Events Aktiv Tage oder via Hotline 0844 822 122. Mobile Ich melde mich für folgende/n Aktiv Tag/e an: 2 3 4 5 6 7 Einsenden an: Atupri Krankenkasse, Sarah Durscher, Zieglerstrasse 29, 3000 Bern 65 8 Anzahl Personen Bei Anmeldung von weiteren Personen bitte zusätzliche Namen inkl. Angaben auf einem separaten Blatt notieren und beilegen. 1 Atupri Versicherte nehmen GRATIS teil. Nicht bei Atupri versicherte Teilnehmer/innen bezahlen einen Unkostenanteil von CHF 60.–. reiseland.sommer. BaZ | 29. April 2011 | Seite 25 Tretend durch den Tannenwald Mit dem Trottinett lässt sich die Region um Saignelégier rollend erkunden Lioba Schneemann (Text und Fotos) Eine der beliebtesten Trotti-Strecken führt von Saignelégier nach Glovelier. Sie bietet auf rund zwanzig Kilometern einen schönen Einblick in die vielfältige Juralandschaft. Allerdings sieht es leichter aus, als es ist. Ab dem Bahnhof in Saig nelégier, wo man die Trotti netts, Flickzeug und Helme in Empfang nimmt, geht es zunächst gemütlich voran. Am Ortsausgang passiert man die Uhrenfabrik Lacroix und die grosse Käserei, in der der Tête de Moine AOC hergestellt wird. Die grossen Trottinetts rollen einwandfrei und bremsen dank Scheiben bremsen ebenso gut, zudem sind sie mit Federgabeln ausgestattet. Allerdings merken wir bald: Auf ebe nen Strecken müssen wir recht fest mit den Füssen vom Boden abstossen, was vor allem unserer Neun jährigen nicht besonders behagt. Und weil es auf den Schotterwegen arg schüt telt, jucken die Hände, was man halt einfach versuchen muss zu ignorieren. Nach Saignelégier durch queren wir die für den Jura typische offene Weideland schaft. Hinter Pré-Petitjean geht es dann dank Gefälle recht schnell voran. Die 500 Meter Höhendifferenz bis Glovelier müssen ja ir gendwie vernichtet werden! Die Route ist hier etwas an spruchsvoller, und spätes tens jetzt lernt man Federga bel und Scheibenbremsen schätzen. Auf Naturwegen flitzen wir durch lichte Tan nenwälder, an zwei kleinen Seen (Naturschutzgebieten) vorbei, zweimal kreuzen wir die Bahnstrecke. Nach dem Etang de Bollement, der noch auf gut 800 Metern Höhe liegt, geht es plötzlich steil bergab. Imposante Schlucht. Hier wird es ganz wildroman tisch: Der Fluss Tabaillon hat sich tief in die Kalk schichten des Jura einge schnitten und eine imposan te Schlucht geschaffen. Die se Tour lohnt sich auch, wenn die Bäume des Misch waldes noch keine Blätter krone ausgebildet haben und man durch die kahlen Zweige die hohen Felswän de betrachten kann. Mit dem Trottinett ist dieser Abschnitt allerdings Information Trottinett. Neben der beschriebenen Route von Saignelégier nach Glovelier kann man auch ab Saignelégier zum Tal des Doubs hinabfahren, entweder bis Goumois oder nach Soubey. Miete für Individualreisende: Gare de Saignelégier Tel. 032 952 42 75, für Gruppen Tel. 032 952 42 90 > www.les-cj.ch Tourismus. Jura Tourisme, Saignelégier, Tel. 032 420 47 70 > www.juratourisme.ch Hotel. Zum Erholen danach: Neu gibt es im Hotel Cristal in Saignelégier einen öffentlich zugänglichen Spa- und Wellnessbereich. > www.hotelcristal.ch Buchtipp. Französischer & Schweizer Jura – Touren, Einkehren, Unterkommen. Martin Jenni, Hans Ikenberg, Oase-Verlag, Badenweiler, 5. Auflage 2010, 34 Franken. Anreisebeispiel. Basel SBB ab 8.37 Uhr, Saigne légier an 10.11 Uhr kaum zu befahren, denn der Wander- und Mountainbike weg ist steil, zudem zwingt uns das Geröll zum Schie ben. Allerdings ist das kein Nachteil, denn hier wäre es viel zu schade, um in aller Windeseile durchzusausen. So können alle ausgiebig den Anblick auf die schrof fen Kalkwände und die üp pige Vegetation geniessen und dem gluckernden Bach zuhören. Leicht bergab. Zugege ben: Etwas weniger anstren gend haben wir uns das Trotti-Fahren schon vorge stellt – was aber keineswegs heissen will, dass man es nicht einmal versuchen soll te. Die Schönheit des Jura, die Pferde auf den Weiden und die abwechslungsreiche Route lassen jedenfalls sol che Mühen rasch vergessen. Mehrmals lassen sich die «Voll schön hier!» Obwohl es auf den Schotterwegen arg Kinder sogar zu einem «Voll schüttelt, haben sogar die Kinder Freude an der Route. schön hier!» hinreissen. Zum Glück folgt am spezialität Schluss der beste Abschnitt der ganzen Route – das mei nen jedenfalls die Kinder. Zu Ehren der Brauerei-Katze Denn bis nach Glovelier geht es auf einem leicht befahr Bier. Die Auszeichnung als «bestes Eichenfass-Bier baren Weg stetig leicht berg der Welt» erhielt das Sour Ale «Abbey de Saint ab. Man kann die Trottinetts Bon-Chien» im Jahr 2009. Nicht nur deshalb sollte endlich mühelos rollen las man das elf Volumenprozent starke Imperial Stout sen. testen, sondern auch, weil es zu Ehren der ver storbenen Brauerei-Katze gebraut wurde. Neue und «explosive» Biere zu brauen, war das Ziel des Mit der Bahn zurück. Ei innovativen Braumeisters und Önologen der senbahnfans kommen auf «Brasserie des Franches-Montagnes», Jérome diesem Ausflug ebenso auf Rebetez, als er 1997 mit dem Brauen begann. ihre Kosten. Denn bei Com Seine Experimentierfreude und eine Prise be-Tabeillon muss die rote jurassische Aufmüpfigkeit tragen einiges Jura-Bahn eine Spitzkehre machen, die einzige dieser dazu bei, dass die zehn Kreationen von BFM Art in der Schweiz. Dies so exotisch sind unter den Bieren. Ein langsames wie das Durchqueren von Herantasten ist hier gefragt. Für Anfänger sind acht Tunnels erleben wir bei «La Meule», «Le Salamandre» und «La der 30-minütigen Fahrt Cuivrée» zu empfehlen. Ersteres ist ein von Glovelier nach Saigne helles Bier mit Ingwer und Salbei, das légier zurück. Wer an den zweite ein leichteres Weissbier mit floraler Ausgangsort zurückfährt, Gewürznote, und beim Dritten soll ein passiert die Trotti-Strecke Hauch Karamell zu schmecken sein. mit der Bahn noch einmal Brasserie de Franches-Montagnes, Saignelégier. Besuchsdegustationen, Direktverkauf (Bier, G läser, und kann somit die einzel T-Shirts) und Veranstaltungen. nen Abschnitte Revue pas > www.brasseriebfm.ch sieren lassen. reiseland.sommer. Allein auf weiter Flur Durch das Naturschutzgebiet Grande Cariçaie am Neuenburgersee Benno Brunner (Text und Fotos) nach Farbe. Ein Rumpf wird frisch gestrichen. Der Kontrast zu einem schönen Sommerwochenende könnte nicht grösser sein. Dann ist der Campingplatz mit seinen 415 Parzellen und 60 Passantenplätzen voller Feriengäste, die 300 Parkplätze mit Autos und Campern besetzt, der Strand Auf dem Fussweg zum Hafen voll, der See gesprenkelt mit Segelspazieren zwei Grossmütter mit Bu- schiffen, der Hafen complet. schiwagen zur Schiffsanlegestelle. Ansonsten ist die Strasse leer. Der Nackt am Strand. Jetzt im Frühling Campingplatz linkerhand ist voll. sind sogar die Ferienhäuschen am Kein Wunder: Die Wohnwagen, die Seeufer geschlossen, kein Mensch ist hier stehen, sind fast ausnahmslos da. Doch – ganz hinten lärmt ein feste Wagenwohnungen. Die Läden Gärtner mit dem Laubbläser. Wir fliesind jedoch verriegelt, der Grill ist hen ins Naturschutzgebiet «Réserve abgedeckt, die Palme verpackt und naturelle des Grèves de la Motte», das verschnürt. Nur das Restaurant La zur «Grande Cariçaie» gehört. Wobei: Nacelle ist offen, bietet zwei Menüs Natur? Hier ist ja auch alles frisch geund Fondue. mäht. Statt Schilf nur Stoppeln. SchilDer Parkplatz rechts ist ebenfalls der klären den ignoranten Touristen besetzt – allerdings mit Segelschiffen auf: Das ist natürlich! Da ist nicht einauf Anhängern. Beim Hafen pumpt fach Schilf, sondern schützenswerte ein Velofahrer den Hinterpneu mit Kleinseggen und Kopfbinsen. Und da Druckluft. Weiter hinten riecht es wird gemäht, maschinell zerkleinert, Portalban wirbt mit seinem Hafen, seinem Camping, seinem Sandstrand. Im Sommer ist das Dorf am Neuenburgersee ins besondere für Basler ein belieb tes Ferienziel. Wir erkunden, was der Hafenort im Frühling zu bieten hat. spezialität Schmeckt wilder als Egli Bondelle. Die Bondelle ist ein Fisch aus der Gattung der Felchen (Coregonus). Sie lebt in tiefen Seen und ernährt sich von Plankton, wird etwa 20 Zentimeter lang. «Bondelles schmecken wilder als der Egli, haben mehr Geschmack», sagt der Fischer Eric Delley. Der Fisch steht rund um den Neuenburgersee in Restaurants auf der Karte. Viele Fischer verkaufen ihn auch frisch oder geräuchert. Eric Delley, Portalban, Tel. 026 677 35 12 (24) werden Baumstümpfe entfernt, Büsche ausgemerzt. Alles, um die Verbuschung der Feuchtwiesen und das Austrocknen der überfluteten Lebensräume zu verhindern. Eine Tafel erläutert: «Der Eingriff erscheint sehr gewallttätig, aber Sie können beruhigt sein: Die Vegetation des Feuchtgebiets ist sehr dynamisch und bis zum nächsten Sommer sehen Sie fast keine Spuren der Arbeit mehr.» Dafür ist es ruhig. Bald hören wir auf dem Steg, der übers Ried führt, nur noch das Klappern der Holzlatten. Im Föhrenwald dann nur noch das Rauschen der Wellen, das Kreischen der Möwen. In der Mitte des Wegs zum nächsten Dorf Cudrefin zeigt ein kleiner Wegweiser zum Ufer. Über behelfsmässig in den Pflotsch gelegte Bretter und Äste gehts durch ein Wäldchen an den Sandstrand, der mit Muscheln und Schwemmholz übersät ist. Auch da: kein Mensch. Wir erinnern uns, als wir mal im Sommer hier waren. Da lagen wir an der Sonne und plötzlich bewegte sich etwas in den Büschen. Männer kamen heraus, um im See zu schwimmen. Die Kinder fragten: «Wieso sind die alle blutt?» Und wir merkten allmählich, dass in der Bucht immer wieder Boote aufkreuzten, Ausschau hielten und einzelne Badende aufluden. Gegen Abend war der Strand voller Männer hier. Am heutigen Frühlingstag kreuzt nur ein älteres Paar auf, das allerdings angezogen ist. Wir gehen trotzdem weiter. Am Wegrand hat es grüne Bänder, alle paar Meter eine Falle. Werden da Frösche für die Pfanne gefangen? Nein, beruhigt eine weitere Tafel: Naturschützer zählen so Molche, Frösche und Kröten. Amphibien-Monitoring nennt sich dieses Projekt. Wir sehen in den Pfützen links und rechts des Weges nur Laich und ab und zu ein paar Luftbläschen aufsteigen, wenn ein Frosch ins Wasser gesprungen ist. Das einzige Tier, das wir entdecken, ist eine Schlange, die tot auf dem Weg liegt. Doch kaum kommen wir wieder aufs offene Feld, entpuppt sich ein dürrer Grasbüschel als Fuchs, der wie ein Kojote in der Prärie Ausschau hält. Kampf dem Kormoran. Nach fast zwei Stunden erreichen wir den Ort Cudrefin am Ostende des Naturschutzgebietes Grèves de la Motte. Ein schöner Uhrturm steht mitten im Dorf – und vor allem eine Bäckerei mit frischem Brot und eine Metzgerei mit Paté und Wurst. Wir haben Hunger, können jedoch nicht lange die Aussicht auf den See geniessen. Denn wir müssen bald zurückwandern, der Platz im Restaurant Le Bateau ist reserviert. Von Cudrefin aus fährt im Frühling kein Schiff nach Portalban, nur in die andere Richtung nach Neuchâtel. Und der Bus macht derart grosse Umwege durch den Broye-Bezirk, dass er auch fast zwei Stunden ins rund sechs Kilometer entfernte Nachbardorf benötigt. Das Restaurant Le Bateau befindet sich im Dampfer Fribourg aus dem Jahr 1913. 1966 wurde er in BaZ | 29. April 2011 | Seite 27 Portalban aus dem Wasser gezogen und umgebaut. Gut haben wir reserviert: Auch in der Nebensaison ist das Lokal voll. Viele Einheimische kommen hierher, die Küche ist bekannt für ihre Fischgerichte: Neben den allgegenwärtigen Eglifilets (Filets de perche «en friture») haben jetzt Hecht und Bondelle Saison. Den Hecht kennen wir, der schwimmt auch im Becken unter dem Bateau. Aber die Bondelle? Der Fisch stammt aus dem Neuenburgersee. Eine Felchenart, die bei uns auch Albeli heisst, erklärt uns am nächsten Tag Eric Delley aus Portalban. Er ist einer der rund 30 Berufsfischer auf dem See. Die Bondelle sei vor allem bei Deutschschweizern beliebt, drei Viertel seines Fangs verkauft Eric Delley in die Deutschschweiz, die Romands essen vor allem Filets de perche. Mitten im Gespräch zeigt er auf den See, wo ein Schwarm schwarzer Kormorane seeaufwärts zieht: «Schau, dort, gegen die führen wir unsere grosse Schlacht!» Die Kolonie wurde auf künstlichen Inseln im Naturschutzgebiet angesiedelt, wo sie keine Feinde hat – und wird immer grösser. «Zurzeit sind es etwa 600. So ein Vogel frisst 500 bis 600 Gramm Fisch pro Tag», sagt Delley. Deshalb wollen die Fischer sie auf 100 bis 200 Paare limitieren. Eric Delley, Präsident der Corporation des Pêcheurs Professionnels du Lac de Neuchâtel, ist eigentlich ein besonnener Fischer. Doch beim Anblick der schwarzen Vögel enerviert er sich: «Wenn wir nichts unternehmen, gibt es bald Tausende Kormorane. Und keine Berufsfischer mehr. Uns gibt es schon seit den Römern, bereits mein Urgrossvater war Fischer. Die Vögel sind erst seit Kurzem da.» Delley hat schon vieles überlebt: Die Umweltverschmutzung, die Touristen, der Naturschutz. Er gibt auch dieses Mal nicht klein bei. Deshalb wehren sich die Fischer entschlossen – allerdings haben sie gerade letzte Woche vor Bundesverwaltungsgericht eine Niederlage erlitten. Grosses Bauprojekt. Die Orni- thologen sind nicht das einzige Problem: Sein Fischerhaus am See steht auf einem Gebiet, auf dem die Gemeinde die touristische Infrastruktur ausbauen möchte. Alles soll vergrössert werden, der Zeltplatz, der Strand, das Hafengebäude, ein Hotel soll gebaut werden. Doch der 50-jährige Delley glaubt nicht daran. Er ist guter Dinge, dass die verschiedenen Interessen von Gemeinde, Naturschutz, Tourismus und Fischerei unter einen Hut zu bringen sind. Denn die Fischerei ist sein Leben. Es ist kein leichtes Leben, denn um genug zu verdienen, verarbeitet Delley die Fische zusammen mit seiner Frau selber, filettiert sie, räuchert sie, verkauft sie an Grossisten, Restaurants und in seiner Pêcherie auch direkt an Touristen. Wie an die Deutschschweizerin, die mal Bondelle kaufen wollte, aber ein Pfund «Filet de Bordell» verlangte. Das konnte er nicht bieten – ein Puff hat der Fischer nur wegen der Kormorane. Dem Ufer entlang. Der Neuen burgersee bietet allen etwas: den W asservögeln Nahrung, den Fischern wie Eric Delley ein Aus kommen, den T ouristen lauschige Wanderwege und Restaurants wie das Le B ateau in Portalban mit seinen F ischgerichten. Information Hotel-Restaurant. Zum Restau- rant Saint-Louis et Le Bateau in Portalban gehört auch ein Motel mit einfachen Zimmern. Ein Doppel zimmer mit Frühstück kostet 145 Franken. Sonntagabend und Montag geschlossen, Tel. 026 677 11 22. > www.le-bateau.ch Tourismus. > Webcam und Wetterdaten: www.portalban.ch > Camping und Hafen: www.delley-portalban.ch > Freizeit und Veranstaltungen: www.delley-portalban-gletterens.ch > Naturschutzgebiet Grande Cariçaie: www.grande-caricaie.ch Schiff. Die Schifffahrtsgesellschaft AG des Neuenburger- und Murtensees bietet im Winter und Frühling nur wenige Kursschiffe. Der Sommerfahrplan gilt ab 27. Mai. > www.navig.ch Anreisebeispiel. Basel SBB ab 10.03 Uhr, Portalban an 12.35 Uhr (ab Neuchâtel mit dem Schiff). ausfliegen mit der bahn. BaZ | 29. April 2011 | Seite 28 Cinque Terre – Paradies am Golf der Poeten Steilküste. Die Dörfer wie Vernazza schmiegen sich an die Hänge der Cinque Terre. Cinque Terre, fünf malerische Dörfer in lebhaften Farben, die sich an steile Felsen klammern: Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola, Riomaggiore. Hier scheinen die in Terrassen angelegten Weinberge und Olivenhaine zwischen Himmel und Erde zu schweben. Das landschaftlich so reizvolle Gebiet mit seinen pittoresken Ortschaften inspirierte schon immer Schriftsteller und Maler und trägt den Beinamen «Golf der Poeten». Im Italien-Spezialangebot zum a ttraktiven Preis von Frantour ist ein Ausflug in die Cinque Terre, dem Weltkulturerbe der Unesco, inbegriffen. anzeige Cinque Terre ab CHF 329.–* Gültig: 1.-22.4. + 11.10.-30.11.11 SchnellbucherSchnäppchen Bis am 31.5. 2011 schenken wir Ihnen zusätzlich eine Apéro-Tasche, gefüllt mit italienischen Köstlichkeiten * Bahnfahrt 2. Klasse (Basis Halbtaxabo), 3 Nächte mit Frühstück im Hotel Tigullio e de Milan, Ausflug in die Cinque Terre Flyer gültig: 1.4.-30.11.11 Exklusiv im SBB Reisebüro Basel Entdecken Sie dieses Paradies auf ausgeschilderten Spazierwegen, wie auf dem zwölf Kilometer langen, klassischen Sentiere Azzurro, der oberhalb vom Meer diese Dörfer verbindet, oder auf der spektakulären Via dell’Amore, einem in Felsen gehauenem Weg zwischen Riomaggiore und Manarola. Die ligurische Riviera ist eine der schönsten Küstenlandschaften der Welt. Eindrucksvoll r agen mit mediterraner Macchia b ewachsene Steilküsten aus dem Meer empor, fröhlich grüssen die pastellfarbenen Häuser, die sich dicht an die Hänge schmiegen, um eine unauslöschliche Sehnsucht zu hinterlassen. Die Landschaft der Cinque Terre mit den steilen terrassenförmig angelegten Weinhängen oberhalb der Dörfer wurde 1998 in das Unesco-Welterbe aufgenommen. Besucher sollten sich die Zeit und Ruhe g önnen, um sich vom Charme der Dörfer mit ihren ursprünglichen Bewohnern einfangen zu lassen. Auch wenn die Region als das Wandermekka von Italien gilt, laden im Sommer und bis in den Herbst die Badebuchten auf ein erfrischendes Bad im Meer ein. Die Cinque Terre sind per Bahn ideal in 8 Stunden ab Basel mit Umsteigen in Mailand erreichbar. Verlangen Sie im SBB Reisebüro Basel das Frantour Spezialangebot «Cinque Terre» und profitieren Sie bei einer Buchung bis 31. Mai 2011 von einer typisch-italienischen Überraschung im Wert von Fr. 50.– pro Dossier. reiseland.sommer. Information Tourismus. Chur Touris- mus im Bahnhof Chur, Tel. 081 252 18 18, Mo–Fr 7–20 Uhr, Sa+So 8–18 Uhr > www.churtourismus.ch Sehenswürdigkeiten. > Rhätische Gerberei, Engadinstrasse 30, 7000 Chur, Tel. 081 252 52 42 www.felle.ch > Restaurant Hofkellerei, Hof 1, 7000 Chur, Tel. 081 252 32 30 > Rhätisches Museum, Hofstrasse 1, 7000 Chur, Tel. 081 254 16 40, Di–So 10–17 Uhr, Mo geschlossen > Römische Fundstelle, Areal Ackermann Chur – Welschdörfli, Schutzbauten von Peter Zumthor am Seilerbahnweg > Bündner Kunstmuseum, Bahnhofstrasse 35, 7000 Chur, Tel. 081 257 28 68. > Erhard Meier: Stadtführer Chur, Desertina Verlag, 15 Franken, erhältlich im Buchhandel und online: BaZ | 29. April 2011 | Seite 29 Schauen und shoppen Chur bietet auf engem Raum alles, was das Herz begehrt Eva Neugebauer (Text und Fotos) Hektik ist in Chur ein Fremdwort. In der ältesten Stadt der Schweiz lässt sich gemächlich flanieren und abtauchen in die 2000 Jahre alte Geschichte. «Es muss kalt gewesen sein, als anno 15 vor Christus ein paar zwischenverpflegungsbedürftige Truppenverbände des römischen Heeres, das unter dem Kommando der Kaiser-AugustusStiefsöhne Drusius und Tiberius gestanden hatte, auf dem Heimweg nach der heissgeliebten Cisalpina in den Tälern Rätiens ihre Zelte aufschlugen.» So beginnt der Schriftsteller Flurin Spescha seine Beschreibung der www.shop.casanova.ch römischen Wurzeln von Chur und das, was durch Anreisebeispiel. diese fruchtbare VerbinBasel SBB ab 7.33 Uhr, dung entstand, das RätoroChur an 9.52 Uhr manisch: «So kalt, dass es einige dem Erfrierungstod spezialität besonders abgeneigte Soldaten vorzogen, die Alpenüberquerung bis auf Weiteres zu Lange gelagert vertagen und vorerst zu bleiben, im nachmaligen GrauChurer röteli. Der Likör enthält neben Saft der Berg- bünden zum Beispiel, in dessen Hauptstadt Chur, zwei kirschen Obstbrandwein, Jahrtausende später die vom reinen Alkohol, Wasser, Architekten Peter Zumthor Zucker, gedörrte mit sanften Lärchenlamellen Bergkirschen, verschalten Ausgrabungen Zimt, Nelken, Vabezeugen, dass einige ihr nillestangen und Meer gar nie wiedergesehen Kardamom. Die haben, sondern daselbst eifertige Mischung nes warmen, natürlichen Towird monatelang des gestorben sind.» gelagert. Manuell gefertigt ist der Likör mit 26 Volu«Gibts ein Kino?» Nicht nur menprozent wegen dieser Ausgrabungen Alkohol zum lohnt es sich, in Chur haltzuJahreswechsel machen und nicht immer trinkfertig. 1912 nur im Vorbeizufahren vorfand ein Mitbeizuschauen an den vielen glied der DroSehenswürdigkeiten, die die gistenfamilie UlBündner Metropole zu bielius das Rezept, ten hat. und diese pflegt Zugegeben, Metropole ist und hegt dieses ein etwas gar grosses Wort Stück Bündner für die kleine Stadt am Rhein Kultur und Tramit ihren 36 690 Einwohnedition bis heute. rinnen und Einwohnern, von denen eine ganze Men- ge immer noch Zugereiste und Hängengebliebene sind, wie die alten Römer. Als ich vor 25 Jahren von Hamburg nach Chur zog, fragten erstaunte Zeitgenossen: «Chur? Kann man da wohnen? Gibts da überhaupt ein Kino?» Man kann da wohnen, es gibt mehr als ein Kino, der Freizeitwert ist enorm und selbst verwöhnte Grossstädterinnen aus Berlin, Zürich oder Barcelona kommen gerne in die Stadt zum Einkaufen. rhätische gerberei. Der Werbeslogan «Chur, die grösste Shoppingmeile zwischen Mailand und München» tönt ziemlich selbstbewusst und ist durchaus passend. Hier gibts auf engem Raum alles, was das Herz begehrt und sogar ein paar ausgefallenere Läden, die nicht nur die Marken haben, die heute in jeder Mil lionenstadt von Moskau bis New York zu finden sind. Ein Laden, den man nicht verpassen sollte, ist die Rhätische Gerberei, eines der bedeutendsten Fellverkaufsgeschäfte der Schweiz. Was sich im Keller unter dem kleinen Laden verbirgt, geht im wahrsten Sinne des Wortes auf keine Kuhhaut! Kein Tierfell, das man hier nicht findet. Von A wie Antilope über B wie Bär (Sommer- und Winterfelle!), K wie Kaninchen oder Kuh bis Z wie Zebra. Und keine Angst, alles ist legal, ordnungsgemäss importiert und nichts gewildert. In der autofreien Altstadt lässt sich gemächlich flanieren, Hektik ist in Chur ein Fremdwort. Es gibt keine Rushhour, allerdings einige Rushminutes. Sie beginnen um 11.55 und enden um 12.10 Uhr. Dann haben alle einen Platz in den Restaurants ergattert, wo man sich zu zivilen Preisen schmackhaft verköstigen kann. Entdeckt und bedeckt. Die von Peter Zumthor gestalteten Schutzbauten über Funden aus römischer Zeit. Ein besonderer Ort ist dafür ist die altgothische Chorherrenschänke von 1522 im Restaurant Hofkellerei. Hinter den Butzenscheiben am grossen grünen Ofen unter dunklen Balken gibt es bischöf lichen Wein. Zum Essen von Capuns, Maluns, Pizzokel sollte man sich unbedingt einen Churer Schiller gönnen. Dieser Wein wird zu gleichen Teilen aus roten und weissen Trauben (Pinot noir und Pinot gris) vom gleichen Hang gekeltert und kühl getrunken. Zum Dessert darf ein Churer Röteli nicht fehlen, dieses Getränk aus Saft und Steinen der immer seltener werdenden Bergkirschen, die Anfang August geerntet werden. Wer beim Bummeln durch die Stadt noch mehr erfahren will, sollte sich am Bahnhof bei Chur Tourismus einen Audio Guide ausleihen. Mit dem Knopf im Ohr, kann man zwei Stunden lang herumschlendern und hört Geschichten zu 32 Orten in und um die Altstadt. Ein Projekt, das Studierende an der Swiss School of Tourism and Hospitality in Passugg, entwickelt und realisiert haben. Junge Leute aus aller Welt werde dort ausgebildet, weshalb der Text auch in zehn Sprachen zu hören ist, darunter so exotischen wir Hindi, Mandarin, Arabisch und last not least auch auf Rätoromanisch. reiseland.sommer. Im Burgund der Schweiz Im Klettgau dreht sich alles um den Wein – auch beim Wandern Ingrid Schindler (Text und Fotos) fingen kocht und keltert, einkehren, Präsident des Branchenverbands wandern wir durchs Blauburgun- Schaffhauser Blauburgunderland. derland. Unter diesem Begriff wol- Der Winzer ist einer von wenigen len die 20 Rebbaugemeinden des Weinbauern in der Region, die selKantons und ihre Winzer den Schaff- ber keltern. Das sei einer der Grünhauser Wein einem breiteren Publi- de, so Gysel, warum der hiesige Wein kum näher bringen. «Die vielschich- weniger bekannt sei etwa Wein aus tigen Rotweine aus dem äussersten der Bündner Herrschaft. Die blaue Burgundertraube, Norden der Schweiz werden im VerDas Beste kommt zum Schluss. gleich zum Bündnerland ziemlich auch Pinot noir oder SpätburDeshalb starten und beenden wir unterschätzt», findet Erich Gysel, gunder, ist logischerweise unsere weitläufige Weinwanderung durch die Rebberge des Klettgaus in spezialität Bad Osterfingen. Die trutzige Burg im idyllischen, grünen Wangental im schweizerisch-deutschen GrenzFein und fruchtig land war im 15. Jahrhundert Sommerresidenz des Abts von Rheinau Blauburgunder. Die roten Pinot noirs des Schaffhauser und ist im wahrsten Sinn des Wortes Blauburgunderlands sind vielschichtiger, feiner und fruchtieine Hochburg für traditionsbewussger als die Burgunder. Probieren: Pinot noir Réserve Privée te Gourmets. Sie trotzt allen Trends und Pinot blanc (Michael Meyer), Pinot-noir-Cuvée Zwaa und ist für unübertreffliche Spätzle, (Michael Meyer, Ruedi Baumann), Hedinger Tradition und beste bodenständige Küche, ausgeHedinger Edition, Aagne Pinot blanc/Chardonnay und zeichneten Pinot noir und Pinot Aagne Pinot noir Spätlese (Erich und Stefan Gysel). Info: blanc berühmt und wurde als Trou> www.blauburgunderland.ch vaille in «Die Schatzkammer des Degustationen in der Vinothek in Hallau, KellereibesichtiSchweizer Weins» aufgenommen. gungen, Rebbergapéros und so weiter: Bevor wir bei Michael Meyer, der > www.hallau-tourismus.ch in vierter Generation in Bad OsterSchaffhausens Rebbaugemeinden stehen oft im Schatten der Bündner Herrschaft. Zu Unrecht: Das Klettgau zählt zu den sonnigsten Regionen der Schweiz. Das «Blauburgunderland» ist das grösste zusammenhängenden Rebgebiet der Deutschschweiz. die vorherrschende Rebsorte im Blauburgunderland und wird auf drei von vier Rebstöcken der 500 Hektar Rebfläche des Schaffhauser Lands angebaut. Daneben werden andere Trauben wie RieslingxSylvaner, Pinot gris und blanc, Kerner und andere kultiviert. Ideale Bedingungen. Das Zentrum des Schaffhauser Weins liegt im Klettgau, dem grössten zusammenhängenden Rebgebiet der Deutschschweiz. Die Rebsorte aus dem Burgund trifft hier auf ideale Bedingungen: kalkhaltige, nährstoffreiche Kies- und schwere Lehmböden, ein mildes und trockenes Klima mit warmen Tagen und kalten Nächten. Nach dem Oberwallis ist das Klettgau die sonnigste Region der Schweiz. Hinter dem Restaurant Bad Osterfingen, dessen Mineralquelle bis Anfang letzten Jahrhunderts als Bad genutzt wurde, beginnt die idyllische erste Etappe der Weinwanderung. An Höhe gewinnend marschieren wir an der Osterfinger BaZ | 29. April 2011 | Seite 31 Information Fein essen. > Gemeindehaus Neunkirch und Badibeizli Hallau www.restaurant-gemeindehaus.ch > Bad Osterfingen www.badosterfingen.ch > Übernachten im Weinfass: Rüedi-Schüür www.feste-feiern.ch Weinwege. Trasadinger Weinlehrpfad: einstündiger Rundgang in den Rebbergen ab Schulhaus Trasadingen. Etwa fünf- bis sechsstündige Rundwanderung: Bad Osterfingen–Trasardingen–HallauNeunkirch–Osterfingen. Karte: Grenzüberschreitende Wander karte des Kantons Schaffhausen 1:25 000. Zwischen Hallau und Neunkirchen verkehrt ein Bus, Sa/So im Halbstundentakt. > www.suedbadenbus.de Es gibt viele kürzere Wanderungen in den Rebbergen, zum Beispiel Trasardingen–Hallau, ein zweistündiger Rundweg durch die Reben. Dank einer List gebaut. Der Standort der Bergkirche St. Moritz könnte nicht besser sein. Kein Wunder, kommt man gern zum Heiraten und Feiern her. Trotte vorbei Richtung Wilchingen. Nach einer halben Stunde taucht die weisse Kirche des Weindorfs auf, wo wir in der Sunnebergkellerei der Hedingers zur Degustation einkehren. Nicht nur der Wein hat uns gefallen, auch der Aceto und der hübsche Dekoladen mit dänischem Geschirr und italienischem Terrakotta. Am Bach, dem Ruusgraben, entlang geht es von Wilchingen durch den Talboden hinüber nach Trasadingen. Im Dorf inspizieren wir die Fässer der Rüedi-Schüür – für den Fall, dass wir am Ende der Weinwanderung wie Diogenes die Nacht im Weinfass verbringen wollen. Von Trasadingen führen auf verschiedenen Höhen des langgezogenen Wilchingerbergs Rebwege nach Hallau, den Hauptort des Blauburgunderlands. Der Blick öffnet sich weit über die Weinberge, Felder und bewaldeten Hügel des Klettgaus. «Mehr Wald gibt es in der Schweiz nur im Jura», sagt Erich Gysel, der uns auf dieser schönsten Etappe der Tour begleitet. Mit Beizli. Das Schaffhauser Wein- baumuseum steht in Hallau. Von weitem ist die weisse Bergkirche St. Moritz zu sehen, die wir nach einer guten Stunde Gehzeit erreichen. «Die listigen Hallauer haben im 15. Jahrhundert den Bau der Kirche dem Fürstbischof von Konstanz abgeluchst, indem sie ihn mit Tierknöchelchen köderten», erzählt Gysel. «Sie haben Tier knöchelchen für Reliquien des heiligen Mauritius ausgegeben und behauptet, sie hätten sie an der Stelle, wo die Kirche heute steht, ausgegraben.» Der Standort könnte nicht besser sein, der Blick übers Land ist grandios. Kein Wunder, kommt man gern zum Heiraten und Feiern her. allau-Tourismus hat sich darauf H eingestellt und organisiert Rebberg apéros und -degustationen, Kutschenfahrten durch die Weinberge oder auch unterhaltsame Kirchenführungen mit Pfarrer a.D. Gerhard Blocher. Und natürlich auch das Räbhüüslifest im Juni, bei dem viele Winzer ihre Räbhüüsli öffnen, Wein ausschenken und Spezialitäten anbieten. Die kleinen Häuschen dienten früher, als die Bauern mit dem Velo, Pferdekarren oder zu Fuss von der anderen Talseite herüberkamen, als Unterschlupf, Materialund Vorratshütten, manche werden heute als Wochenendhaus im Weinberg genutzt. Delikat essen und trinken. Da die Räbhüüsli jedoch geschlossen sind, gehen wir nach Hallau hinunter und decken uns mit Proviant ein. Bölledünne, Speckkuchen, Rauchund Schinkenwurst bilden die Grundlage für die nächste Degu station. In der Vinothek Hallau kann man die Erzeugnisse von sieben Weintermine. 1. Mai Tag der ffenen Weinkeller, 1.–13. Mai o Gourmetfestival Blauburgunderland, 18./19. Juni Hallauer Traubenblüten- bzw. Räbhüüslifest mit Degustation im Weinberg. Weinbaumuseum. In Hallau. > www.sh-weinbaumuseum.ch Literatur. Luc Hartmann, anderungen im Weinland W Schweiz, Werd Verlag 2010. allauer Winzern probieren, da H runter die Aagne-Weine der Gysels. Der Junior, Stefan Gysel, wurde beim «Grand Prix du Vin Suisse» 2009 zum Winzer des Jahres gekürt. Danach beschliessen wir, nicht den Bus nach Neunkirch, sondern die Beine in die Hand zu nehmen, obwohl die Strecke teilweise an der Strasse entlangführt. Aber schliesslich müssen wir wieder Platz für Nachschub schaffen. Das Weinmuseum und die Badi Hallau mit dem empfehlenswerten Badibeizli – hier kochen die Lehrlinge des Restaurants Gemeindehaus Neunkirch (15 Punkte im Gault Millau) – lassen wir links liegen. Die letzte Etappe bringt uns in die Natur zurück. Zwischen Hasenund Wannenberg erreichen wir den Stuel und steigen von dort hundert Meter nach Bad Osterfingen hinunter. In den historischen Gasträumen beziehungsweise auf der lauschigen Terrasse lassen wir uns für einmal die grosse Portion Rahmschnitzel und Butterspätzli zum Badwy Abt ohne Reue schmecken. reiseland.sommer. Foto fotolia Freche Früchtchen Von Kientzheim nach Kintzheim – Menschen, Affen, Hagebutten christine richard Das Ziel unserer Elsass-Tour ist winzig – die Hagebutte. Aber die kleine Frucht hat grosse Freundinnen. Wer ist die grösste im ganzen Land: die «Madonna im Rosenhag» von Martin Schongauer oder die Verfasserin der «Marmeladen-Bibel», Christine Ferber? Oder Madame Heguenauer in Bergheim? Willkommen im Paradies der Hagebutte. Die Hagebutte ist klein, rund und gesund. Sie ist reich an Vitaminen. Sie existiert in vielerlei Gestalt, als Mus oder Konfitüre, als Tee, Likör oder Hautöl. Dass die Hagebutte auch grossartige Dienste als Juckpulver leistet, wenn man sie aufschneidet und kleinen Mädchen in den weissen Kragen steckt, ist fast vergessen. Aus und vorbei. So, wie es bald niemanden mehr jucken wird, ob er einen weissen Kragen hat oder nicht. Was sind Hagebutten? Sie sind Butten, die am Hag wachsen. Sie sind die Früchte – die «Butzen», «Butten» – verschiedener Rosenarten. Vor allem am «Hag», an den herrenlosen Hecken der Wildrose sammelten arme Leute die Hag-Butten. Und weil Rosen Dornen tragen und die Arbeit mühsam ist, nicht allzu gefährlich und wenig ertragreich, wird sie seit jeher von Frauen getan. Auch unser kleiner HagebuttenReisereport ist eine Frauengeschichte geworden. Sie beginnt in der Basler-Zeitung-Redaktion. Die elsässische Kollegin hat eine Tochter in Bijou. Madame Heguenauers Laden in Bergheim. Foto Christine Richard Bremen, die aus der Heimat «Buttemuess» mitführt, um sich die Fremde zu versüssen. Buttemuess. Butte was? Ein Mus aus Butter? Die Schweizer Kollegin kann sich erinnern, dass in ihrer Kindheit elsässische Frauen mit kleinen Leiterwagen nach Basel kamen und aus ihren Töpfen flüssigen «Buttemost» verkauften, aus dem die Basler Hausfrauen Konfitüre herstellten. Gonfi aus Most, ein Rätsel. Erste Recherchen ergeben: Der Buttenmost ist ein rohes Mus aus Hagebutten, der Frucht der Hundsrose. Auch die Frauen aus dem solothurnischen Hochwald sind dafür spezialität Samtig rein und fein Hagebutten-Confiture. In Bergheim: «L’Églantine» (10 bis 13 Uhr und 14.30 bis 19 Uhr), Place du Dr Pierre Walter, Tel. 0033 3 89 73 77 11. > www.bergheim-confitures.com In Niedermorschwihr: «Maison Ferber – Au Relais des Trois Epis» (Montag geschlossen, Dienstag bis Freitag 7 bis12.30 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr; Samstag 7 bis 18 Uhr; Sonntag 9 bis 13 Uhr), Tel. 0033 3 89 27 05 69. > www.christineferber.com bekannt, Buttenmost im Handwäglein nach Basel gekarrt zu haben. Aber das Hagebutten-Paradies aller Hagebutten-Landschaften soll bei Colmar sein, in den Vorbergen der Vogesen; nichts wie los ins Elsass. Foie gras, Kouglof und Sürkrüt kennt jeder. Die Herausforderung heisst: Buttemüss, Buttemuess, Buttemus, Buttenmoscht. Auf französisch heisst es «Confiture d’Églantines», was unbedingt vornehmer klingt, aber auch glatter, mehr nach Gel und schmierigem Gelee. Dabei ist Hagebutten-Gonfi samtig rein und fein. Strategisch günstig als Ausgangsort fürs Buttemus-Abenteuer liegt Kientzheim. Vom Namen her ist das mittelalterliche Kientzheim (bei Kaysersberg) leicht zu verwechseln mit der Affen-Hochburg Kintzheim (bei Sélestat), wo unsere Reise zu Ende gehen wird. Von Kientzheim nach Kintzheim sind es kaum 25 Kilometer. Am Schluss dieser Tour hat den Kofferraum voller Gonfi-Gläser, wer ihn am Anfang nicht schon voll Riesling-Flaschen gehabt hat. Mittelalterlich. Unser ButtemusHauptquartier Kientzheim hat den Vorzug, dass die Touristenströme dran vorbeirauschen und Busse sich kaum hineinwagen, so eng ist das Tor, so schmal sind die Gässlein, so spitz ragen Fachwerkgiebel am Eck. Und dennoch hat das mittelalterliche Kientzheim alles, was dazugehört: Stadtmauer, Türme und Château, Kirche, Brunnen und Weinmuseum – alles sehr klein, aber fein. Wenn im Zentrum am Ziehbrunnen die zehn Tische von der Hostellerie Schwendi im Freien stehen, haben gerade noch acht Autos Platz – und wir im «Schwendi» eine nette Adresse zum Übernachten und Essen (Logis de France). Wer es lieber privat mag, kann gleich ums Eck bei der Familie Butterlin die «Stube Alsacienne» mieten (60 Euro für 2 Personen pro Nacht). Mehr Platz unter seinen vier Dächern bietet das gediegene Fachwerk-Ensemble «Hôtel l’Abbaye d’Alspach» mit Innenhof, Liegewiese, freundlichem Empfang und zutraulicher Katze. Leider liegt der Frühstücksraum im Souterrain. Wer hier das Top-Restaurant vermisst, findet es in Ammerschwihr, zwei Kilometer weiter. «Aux Armes de France» hat zwar seinen Michelin-Stern verloren, aber nicht seinen unprätentiösen Charme und die vorzügliche Küche. Für 28 Euro gibt es (auch abends) ein Amuse-Bouche, Foie gras de Canard, Perlhuhn oder Fisch und einen Sorbet-Teller «Maison». Nach oben gibt es kaum Grenzen. Und wo bleibt unsere liebe, kleine, bescheidene Hagebutte? Von Kientzheim aus sind drei Zentralgestalten des HagebuttenMythos mühelos erreichbar. Nummer eins ist die «Madonna im Rosenhag» von Martin Schongauer; zu finden ist das Gemälde im nur 15 Kilometer entfernten Colmar in der Dominikanerkirche (falls es nicht gerade gestohlen ist wie 1972); und zwei- BaZ | 29. April 2011 | Seite 33 Hagebuttenkönigin. Das Gemälde «Madonna im R osenhag» von Martin Schongauer in der Dominikanerkirche in Colmar. Information Übernachten. In Kientzheim: > Hôtel l’Abbaye d’Alspach (ohne Restaurant): 80 bis 160 € für 2 Personen, Tel. 0033 3 89 47 16 00. www.hotel-abbaye-alspach.com > Hostellerie Schwendi (mit Restaurant): 81€ für 2 Personen pro Nacht, Tel. 0033 3 89 47 30 50 felsfrei hängt neben der Muttergottes am Rosenhag eine Hagebutte. Königlich. Wer aber ist Hagebuttenkönigin Nummer zwei? Hier streiten sich die Geister. Zu viele Mütter, Grossmütter, zu viele Marmeladen- und Gelierköchinnen gibt es hier. Eine der ersten: Christine Ferber in Niedermorschwihr. Eine der ersten: Gabrielle Heguenauer in Bergheim. Und nun? Hinfahren. Zuerst zu Christine Ferber. Von Kientzheim ist Niedermorschwihr nur einen Katzensprung entfernt. Falls man nicht im Katzenthal hängenbleibt (im Hôtel-Restaurant «A l’Agneau»), fährt man schon nach zehn Minuten im Bergdorf Niedermorschwihr die steile Gasse hoch, und kaum hat man den winzigen Laden von Christine Ferber links erblickt («Au Relais des Trois Epis»), ist man auch schon daran vorbeigerauscht. Umkehren, parken, eintreten. Weil Christine Ferber auch Konditorin und Chocolatière ist, gibt es im Laden auch Pralinés. Und weil Diversifikation die halbe Miete ist, gibt es auch Obst, Salami und Schinken, Zeitschriften und Töpferwaren. An der Wand reiht sich, wofür Christine Ferber berühmt ist: Konfitüre an Konfitüre. 800 Gramm Zucker auf 1 Kilo Frucht, kurz und schnell erhitzt, angereichert mit verwegenen Zutaten wie Lakritz oder auch nur die schlichte Hagebutte mit Orange; keine Konservierungsmittel. Madame Ferber liefert nach Paris an die Galeries Lafayette wie ans Grand Hôtel George V. Sie hat Bücher geschrieben und Preise eingeheimst. Christine Ferber, die Verfasserin der «Marmeladen-Bibel», ist omnipräsent, auch im Internet, und ihr Lädeli am Rand der Vogesen wirkt nur wie eine Art letzter irdischer Station zum Nachweis der Existenz dieser GonfiGöttin. Haben wir mit Christine Ferber die wahre und einzige «Marmeladenkönigin des Elsass» gefunden? Ist unsere Recherche am Ende? Das verhüte Gott. Am nächsten Tag fahren wir von Kientzheim auf der Weinstrasse Richtung Norden. Die TourismusHotspots Riquewihr und Ribeauvillé, obwohl reizvoll, lassen wir links liegen und peilen direkt das Winzerdorf Bergheim an. Hier wohnt, nein residiert Gabrielle Heguenauer. Madame Heguenauers Laden mit dem bunten Blumen- und Bastel-Schmuck ist schon von Weitem zu erkennen, ebenso die resolute Gestalt der Inhaberin. Fotografieren verboten, kaufen erlaubt. Der Laden bietet die Hagebutten-Gonfi nicht nur feil, er heisst auch danach: «L’Églantine». Aber was heisst schon Laden, ein verwinkeltes Bijou ists, ein zuckriges Schatzkästlein. Unter der niedrigen Decke baumeln Trockenblumensträusse, darunter prangen Flaschen und Gläser, Säfte und eingelegte Früchte, Weingelee, Fruchtsirup und Essig. Wo noch Platz ist, hängen Devotionalien aus dem Reich der Hagebutte oder bunte Ansichtskarten, Martin Schongauers «Madonna im Rosenhag», wacht über dem Eingemachten. Es gibt Confiture nach mittelalterlichen Rezepten (mit Honig statt Zucker). Es gibt Bier-Gonfi, Confits von Tomaten, Knoblauch und Grauschalotten. Es gibt Würziges und Veilchenmässiges, und was in der «Églantine de la pleine lune» steckt oder in der «Églantine le soir à la veillée», das weiss nur die Produzentin und die sagt es nicht. Madame Heguenauer, pardon, sind Sie so etwas Ähnliches wie Christine Ferber? Mais non, wie kann man so dumm fragen. Gabrielle Heguenauer wehrt mit dem Zeigefinger ab und sagt: «Wir machen Confiture in der vierten Generation.» Na und? «Und Christine Ferber ist eine Pâtissière.» Mehr sagt Madame Heguenau- www.hotel-schwendi.com > Privatzimmer: Familie Butterlin, für 2 Personen maximal 60 € pro Nacht, Tel. 0033 3 89 47 18 59. www.maisonsdhotesdecharme.com Essen. In Ammerschwihr: > Hôtel-Restaurant «Aux Armes de France» (Mittwoch geschlossen), Tel. 0033 3 89 47 10 12. www.armesfrance.fr > Restaurant «A l’Arbre Vert» (Montag und Dienstag geschlossen), Tel. 0033 3 89 47 12 23. www.arbre-vert.net Affenberg. La Montagne des Singes in Kintzheim: offen April bis November, 10–12 Uhr und 13–17 Uhr, Tel. 0033 3 88 92 11 09. > www.montagnedessinges.com Klein, aber fein. Der Brunnen in Kientzheim. Foto Christian Amet er nicht. Wir ahnen schon: Wenn jemand in Frankreich, ja auf der ganzen Welt, das Églantine-Kochen erfunden hat, dann ist es Gabrielle Heguenauer aus Bergheim. Affig. Auch der schönste ButtemusTag hat einmal ein Ende. Wer Kinder hat, muss jetzt unbedingt nach Kintzheim, in jenes andere Kintzheim, acht Kilometer nördlich von Bergheim, wo die Affen toben. Der Montagne de Singes, der Affenberg, ist ein Kiefernwald mit rund 300 Berberaffen. Hier kann man seinen Vorfahren quasi die Hand schütteln, beschwingt von einem Crémant, in den Madame Heguenauer eine Spitze Holunder-Confiture montieren würde. Zu viel des Guten und Süs sen? Egal. In Turckheim kommt bald der Nachtwächter und nebendran in Kientzheim, im ersten Kientzheim, dem Mini-Kientzheim, wartet das Sandmännchen mit einem Sack voller Hagebutten. ausfliegen mit der bahn. BaZ | 29. April 2011 | Seite 34 Mietvelo-Aktion im Mai Einen Tag mieten, einen halben bezahlen Die Vögel zwitschern, Obstbäume blühen, die Natur wird grün und man selbst sitzt gemütlich auf einem E-Bike und radelt durch die Landschaft. Das ist Frühling, wie man ihn sich schöner nicht vorstellen kann. Ein Veloausflug mit Mietvelos von der SBB ist schön, praktisch und sogar günstig. Schön, weil man damit Velorouten entdecken kann, die nicht unbedingt vor der Haustüre liegen. Praktisch, weil man die Mietvelos einfach online oder am Vermietbahnhof reservieren kann, sie entgegennimmt und losradelt. Und günstig, weil man den ganzen Wonnemonat Mai das Velo für einen ganzen Tag mietet, aber nur für einen halben Tag bezahlt. E-Bikes, Tandems und Co. Klar hat jeder und jede ein Velo daheim. Aber wer besitzt schon ein E-Bike oder ein Tandem? Mit einem E-Bike werden sogar Berge flach, und so wird eine Fahrt durch die Emmentaler Hügel, durch den Jura oder entlang des Bodensees eine leichte Sache. Unterstützt doch der Elektromotor die eigene Tretkraft. Aus der Puste kommt man da gar nie. Und zu zweit Tandem fahren ist doch auch eine super Sache. Alles zum Fahr spass mit Mietvelos gibts unter > www.sbb.ch/mietvelo Preisbeispiele > Miete eines Tandems am 3. Mai 2011: Fr. 45.– (statt Fr. 70.–) für einen ganzen Tag (mit Halbtax oder GA) > Miete eines E-Bikes am 7. Mai 2011: Fr. 30.– (statt Fr. 45.–) für einen ganzen Tag (mit Halbtax oder GA) Seeland. Die Drei- Seen-Tour führt durch historische Städtchen wie Murten oder Erlach. Ausflugstipp Tipps Velo- und E-Bike-Plausch Murten RailAway bietet eine grosse Anzahl an Velo touren. Eine davon führt ins Berner Seeland. Die Drei-Seen-Tour fasziniert durch die abwechslungsreiche Landschaft: die Weite des Grossen Mooses, natürliche Seeufer, schöne Flusslandschaften und historische Städtchen wie Murten oder Erlach. Die Route verläuft zumeist auf motorfahrzeugfreien Wegen und ist für alle Familienmitglieder geeignet. RailAway bietet diese Tour als Kombiangebot an. Im ermässigten Preis inbegriffen sind Bahnfahrt (–20%), Tagesmiete Velo oder gegen Aufpreis E-Bike (–10%), Gratisausleihe von Suva-Helmen mit Hygieneeinsatz. Familien sind günstiger unterwegs Kindersitze gibts an allen Vermietstellen gratis. Mit der Junior-Karte bekommen Kinder bis 16 Jahre einen Rabatt von 50 Prozent (Basis Normaltarif), wenn mindestens ein Elternteil ein Velo mietet. Strecke: Murten–Ins–Thielle–Erlach–Hagneck– Kerzers–Murten Distanz: 54 Kilometer, Fahrzeit ca. 3–4 Stunden Anforderung: einfach Signalisation: Veloland Nr. 5, Nr. 8, Nr. 44 und Nr. 59 Alternative: Rundtour um den Murtensee (30 km) Preisbeispiel: 1 Erwachsener mit Halbtax, Tagesmiete Velo, Bahnfahrt ab Basel SBB, 2. Klasse: Fr. 62.80 (HR-Art.-Nr. 9633) Obligatorische Veloreservation: 058 327 60 90, > www.sbb.ch/railaway Spezialpreise für Gruppen und Schulen Gruppen ab zehn zahlenden Personen erhalten 10% Rabatt auf den Basispreisen. Schüler gruppen in Begleitung einer Lehrperson erhalten am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag sogar 50% Rabatt (Basis Normaltarif). Velo und Zug im Taschenformat Für alle, die Velo und Zug kombinieren, gibts an den Bahnhöfen 82 000 kostenlose Abstellplätze für Zweiräder. Oder in 24 Städten bewachte Velostationen. Velos können auch als Gepäck auf gegeben werden und reisen so ab 16 Franken an jeden bedienten Bahnhof. Tipp: Velo am Donnerstagabend bis 19 Uhr aufgeben und am Samstagmorgen abholen. Für ein bequemes Velowochenende. Alle Infos für Velofans sind in der handlichen Faltkarte «Velo und Zug» an jedem Bahnhof erhältlich. Sie kann auch im Internet heruntergeladen werden. > www.sbb.ch/velo Sportliche Velo-Ausflüge mit SBB RailAway Sport und Erholung mit der Bahn Tolle Kombination: Mit Zug und Velo die Schweiz entdecken Ob rasant ins Tal hinunter oder gemütlich einem See entlang: Wer diesen Frühling einige tolle Stunden auf dem Velo erleben will, kommt an den Veloangeboten von SBB RailAway kaum vorbei. Und für diejenigen mit etwas mehr Zeit gibt es die neuen zweitägigen WeekendTrails-Touren, Unterkunft und Gepäcktransport inklusive! Mit dem E-Bike ins magische Maggiatal Das E-Bike ist der Fahrtrend schlechthin. Auch RailAway hat zahlreiche E-Bike-Touren im Angebot. Freuen Sie sich zum Beispiel auf dieses neue Angebot im Tessin: Auf dem neuen regionalen Radweg Nr. 31 fahren Sie von Tenero via Ascona ins wunderschöne Maggiatal. Im längsten Tessiner Tal zeigt sich das Tessin von seiner ruhigen und schnell vergessen werden. Von Airolo führt sie durch das Val Tremola, wo die mit Steinen gepflasterte Strasse mit 37 Haarnadelkurven rund 900 Höhenmeter überwindet. Erlebnisreiche Wochenenden dank den neuen WeekendTrails Gönnen Sie sich eine kurze Auszeit bei der Sie den Stress des Alltags raueren Seite. Der Radweg bietet garantiert hinter sich lassen. Die immer wieder faszinierende Aussich- WeekendTrails von RailAway sind ten auf die Maggia und führt zu eiKurztrips in die schönsten Ecken nem schönen Teil durch die kleinen der Schweiz inkl. Bahnfahrt, ÜberOrte mit ihren typischen Dorfbildern. nachtung und Gepäcktransport. Erkunden Sie beispielsweise den Jura Neu lockt auch der Gotthardpass mit dem E-Bike auf einer zweitägigen Tour von Porrentruy nach SaigAuf dieser Alpinroute kommt nelégier. Während Sie entspannt auf Schweizer High-Tech der neuesten dem E-Bike die Landschaft genies Generation zum Einsatz. Dank den sen wird Ihr Gepäck durch Kuriere E-Bikes «Impuls» von TDS erleben zur Unterkunft im schönen StädtSie eine Querung des historischen chen St-Ursanne transportiert. Alpenpasses, welche Sie nicht so Weitere Informationen zu den Angeboten finden Sie in der Broschüre «Sport und Erholung». Auf die Bahnfahrt gibts 20 Prozent Rabatt, zudem profitieren alle – auch Inhaber eines Generalabonnements (GA) – von ermässigten Zusatzleistungen wie vergünstigte Velomiete oder Unterkunft. Info auch im Internet: > www.sbb.ch/velotouren Dieses und weitere Angebote sind zu 100% mit Reka Rail bezahlbar. www.rekarail.ch 77_Reka Rails_2011_51x51_d.indd 1 09.03.11 12:0 reiseland.sommer. BaZ | 29. April 2011 | Seite 35 Wettbewerb ✂ Lesen, lösen und gewinnen Lernen Sie auf den 36 Seiten dieser Beilage das Reiseland Schweiz und ausgesuchte a usländische Destinationen k ennen, beantworten Sie die folgenden Fragen und machen Sie sich, mit etwas Glück, mit Ihrem Gewinn selbst auf die Socken. Das sind die Preise 1. Wie viel kostet das Baden-Württemberg-Ticket «Single» in der 2. Klasse beim Kauf am SBB-Billettautomaten? A B C Fr. 27.60 Fr. 44.– Fr. 58.– Schicken Sie den Talon per Post an: 2. Wie schnell ist Frankfurt am Main ab Basel SBB erreichbar? Basler Zeitung «reiseland.sommer» Postfach, 4002 Basel A B C 2. PreisBahnreise in der 2. Klasse für 2 Personen und 2 Übernachtungen im ****Hotel Royal Saint-Honoré in Paris. Basis Doppelzimmer inkl. Frühstück. Wert ca. 1100 Franken oder ein SMS: Senden Sie ein SMS mit dem Stich wort «reiseland» (plus Lösungsbuchstaben und Adresse) an die Nummer 363 (70 Rappen/SMS) oder mailen Sie die Lösung an: [email protected] 3. Preis 1-mal 2 Eintrittstickets für das Sonisphere Festival in Basel inkl. Bahnfahrt – Wert ca. 350 Franken oder machen Sie online mit auf: http://verlag.baz.ch/reiseland weniger als 1 Stunde weniger als 3 Stunden weniger als 2 Stunden 3. Wie oft erscheint der neue Prospekt SBB Ferien mit einer attraktiven Auswahl an Pauschalangeboten? A B C monatlich wöchentlich alle 3 Monate anzeige 4. Preis1-mal 2 SBB Tageskarten in der 1. Klasse Wert ca. 200 Franken 5.–9. PreisJe einen Eventticketgutschein der SBB im Wert von 50 Franken 10. Preis 1 Büchergutschein von Bider und Tanner im Wert von 50 Franken 11.–13. PreisJe ein Baden-Württemberg Ticket für maximal 5 gemeinsam reisende Personen im Wert von ca. 40 Franken Einsendeschluss ist der 25. 5. 2011 Die Gewinnerinnen und Gewinner w erden unter den richtigen Antworten ausgelost und direkt von der Basler Zeitung benachrichtigt. Sie e rhalten ihre Preise per Post zugestellt. Teilnahmebedingungen: Von der Teilnahme ausgeschlossen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BaZ und der SBB Nordwestschweiz. Über den Wett bewerb wird keine K orrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist aus geschlossen. Eine Barauszahlung der Gewinne oder ein Umtausch ist nicht möglich. Mehrfachteilnahmen werden nicht berücksichtigt. Mietvelo: einen Tag fahren, für einen halben bezahlen. Rail Bon für eine Mietvelo-Tagesmiete zum Preis der Halbtagesmiete. Gegen Abgabe dieses Rail Bons an einem von 80 Vermietbahnhöfen bezahlen Sie für Ihr Mietvelo nur die Miete für einen halben Tag, fahren jedoch einen ganzen. www.sbb.ch/mietvelo Rail Bon nur einmal einlösbar, nicht kumulierbar, keine Barauszahlung, gültig für alle Mietvelotypen ausser Kinderanhänger und Windschattenvelos. Preis- und Produktänderungen vorbehalten. Rail Bon gültig: 1. bis 31. Mai 2011. Preisbeispiel: Miete eines Tandems am 3. Mai 2011: CHF 45.– (statt CHF 70.–) für einen ganzen Tag (mit Halbtax, GA, Fahrausweis von Swiss Travel System). Pay-Serie 0211 0000 0732 ✂ 1. Preis Bahnreise in der 1. Klasse nach Frankfurt, 2 Über nachtungen inklusive Frühstück im modernen und stillvollen Maritim Ho tel sowie eine Stadtrund fahrt für zwei Personen. Wert ca. 1200 Franken Die Wettbewerbsfragen * Gültig vom 1.4. bis 31.10.2011. RailAway-Kombi-Angebot: Augusta Raurica, 10% auf Bahnfahrt, 10% auf den Eintritt ins Museum inkl. Römerhaus. Alle Infos unter sbb.ch/nordwestschweiz RailAway Freizeittipps in der Nordwestschweiz, getestet von Sergio, Benoît und Beat.