Stolpersteine erinnern auch an die Geschwister Strauß
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Stolpersteine erinnern auch an die Geschwister Strauß
Fuldaer-Zeitung Page 1 of 2 Drucken Hünfeld Stolpersteine erinnern auch an die Geschwister Strauß Burghaun Mehr als 50 Juden aus Burghaun wurden zu Opfern des NS-Regimes. Damit diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten, werden am Dienstag, 27. September, die ersten von insgesamt rund 30 Stolpersteinen in der Marktgemeinde verlegt. Auch Marga und Manfred Strauß wird mit den Gedenksteinen gedacht. Die Geschwister wurden in Burghaun geboren, Marga am 29. April 1928, Manfred am 5. April 1931. Sie waren die Kinder des Viehhändlers Abraham Strauß und seiner Ehefrau Adelheid. „Die Familie wohnte in der Ringstraße unmittelbar neben der jüdischen Schule und der Synagoge“, schreibt Elisabeth Sternberg-Siebert in ihrem Buch „Jüdisches Leben im Hünfelder Land – Juden in Burghaun“, das in der Gemeindeverwaltung und im Buchhandel gekauft werden kann. Mit der Etablierung der Diktatur bekamen die Kinder bald die Auswirkungen der antisemitischen Politik zu spüren. Schon vor dem Boykott jüdischer Geschäfte und sonstiger Einrichtungen, den die Nazis am 1. April 1933 auch in Burghaun inszenierten, klirrten in der Nacht vom 21. auf den 22. März 1933 die Fensterscheiben im Hause Strauß und in den übrigen Häusern der Juden. Wie überall hatte man zur Feier des neugewählten Reichstags unter Reichskanzler Adolf Hitler einen großen Fackelzug durch das Dorf veranstaltet. Da die jüdische Schule seit 1933 wegen der zu geringen Schülerzahl geschlossen war, kam Marga Ostern 1934 mit den christlichen Kindern zusammen in die Schule. Ab dem 12. April 1937 besuchte auch Manfred die christliche Volksschule in der Schlossstraße. „Dort hatten es die jüdischen Kinder nicht immer leicht“, berichtet Elisabeth Sternberg-Siebert. Es soll sogar vorgekommen sein, dass sie nach dem Unterricht von den anderen Kindern verfolgt und verprügelt wurden. Da die Nazis jüdische Kinder schon bald nicht mehr in den christlichen Schulen duldeten, richteten sie in Burghaun eine Bezirksschule ein, in die alle jüdischen Kinder gehen mussten, die im Kreis Hünfeld lebten. Täglich lernten dort Marga und Manfred – bis eines Abends im November 1938 die Hölle losbrach. Mit dem Vieruhrzug in den Wartesaal des Todes „Kristallnacht“ nannten die Nazis das, was sich in den Tagen des 9. und 10. November 1938 ereignete. „In der Burghauner Ringstraße ging es in dieser Schreckensnacht hoch her, Marga und Manfred müssen Todesangst ausgestanden haben“, vermutet die Burghauner Autorin und fügt hinzu: „Mit Gewalt wollten fanatisierte Dörfler in die Häuser der Juden eindringen, was die Polizei gerade noch verhindern konnte.“ Sie randalierten auf der Straße und zerschlugen die gesamte Einrichtung der jüdischen Schule, schmissen Tische und Bänke in die benachbarte Synagoge und begossen alles mit Benzin. Etwa um 10 Uhr morgens mussten Marga und Manfred zusehen, wie ihr Gotteshaus in Flammen aufging und völlig ausbrannte. STOLPERSTEINE Die ersten 15 Stolpersteine werden am Dienstag, 27. September, ab 10.30 Uhr ausgehend vom Haus in der Dimbachstraße 11 im Gehweg vor den früheren Wohnungen der NS -Opfer eingelassen. Als begleitende Veranstaltung zeigt die „Initiative Stolpersteine in Burghaun“ die Ausstellung „Marga und Manfred Strauß – zwei jüdische Kinder in Burghaun“. Die Dokumentation kann von Samstag bis Donnerstag, 24. bis 29. September, bei regenfreiem Wetter von 11 bis 19 Uhr im Außenbereich des Hauses Sternberg in der Stadtstraße 15 besichtigt werden. Seit dem 1. Januar 1939 mussten die jüdischen Bürger zu ihrer Kennzeichnung zusätzliche Vornamen tragen – die Geschwister Strauß hießen nun „Marga Sara“ und „Manfred Israel“. Im Juli 1939 wurde der Unterricht in Burghaun für die wenig verbliebenen Kinder eingestellt. Da die Eltern ihre Kinder aber nicht ohne Unterricht aufwachsen lassen wollten, schickten sie Marga zu Verwandten nach Frankfurt. Auch Manfred muss dort zur Schule gegangen sein. Als Anfang Dezember 1941 die Familie eine Mitteilung über die „Evakuierung“ in den Osten bekam, kehrten Marga und Manfred zurück. Während einige Tage später fast alle noch in Burghaun anwesenden Juden nach Riga deportiert http://www.fuldaerzeitung.de/nachrichten/huenfeld/Huenfeld-Stolpersteine-erinnern-a... 18.10.2011 Fuldaer-Zeitung Page 2 of 2 wurden, blieben Marga und Manfred mit ihren Eltern vorerst verschont. Wie ihre Unterschrift auf einer Postkarte vom 14. Februar 1942 beweist, hielt sich Marga später erneut in Frankfurt auf. Offensichtlich hatte Vater Strauß durch die örtliche Behörde eine Sondergenehmigung für Marga bekommen, denn ohne diese hätte sie Burghaun nicht verlassen dürfen. „Wann Marga wieder von Frankfurt nach Hause kam, ist nicht überliefert“, erklärt Elisabeth Sternberg-Siebert. Fest steht aber, dass sie die letzte Zeit bei ihren Eltern und ihrem Bruder Manfred in Burghaun verbracht hat, bis der 5. September 1942 kam und die letzten Burghauner Juden ihren Heimatort verlassen mussten. Ein Polizist brachte die Familie zum „Vieruhrzug“ Richtung Kassel. Von Kassel wurden sie am 7. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. In dem riesigen Ghetto, dem Wartesaal zum Tod, lebten die Geschwister Strauß sowie ihre Eltern noch ungefähr ein halbes Jahr. Am 29. Januar 1943 brachte sie schließlich ein Transport der Reichsbahn nach Auschwitz. Dort wurden sie alle ermordet – Marga und Manfred, Abraham und Adelheid Strauß. vic Veröffentlicht am 23. September 2011 Zuletzt aktualisiert am 23. September 2011 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung http://www.fuldaerzeitung.de/nachrichten/huenfeld/Huenfeld-Stolpersteine-erinnern-a... 18.10.2011