1 Gliederung der 1. Übung 1. Innovationsökonomik als

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1 Gliederung der 1. Übung 1. Innovationsökonomik als
Gliederung der 1. Übung
1. Innovationsökonomik als ökonomische Disziplin
1.1
Innovationsökonomik – wichtige Begriffe
1.2
Fragestellungen der Innovationsökonomik
1.2.1
Gebiete der Innovationsökonomik
1.2.2
Ebenen der Innovationsökonomik
2. Produktion von technologischem Wissen
2.1
Die
Bereitschaft
zur
Innovationstätigkeit:
Anreiz-
und
Appropriationsproblematik
2.1.1 Der ökonomische Charakter von techn. Wissen
2.1.1.1 Technolog. Know-how als öffentliches Gut und die Institution des
Patentschutzes
2.1.1.2 Appropriation in der Praxis
2.1.1.3 Technol. Know-how – ein öffentliches Gut?
2.1.2 Lernen und Kreativität: Know-how als öffentliches und privates Gut
2.1.2.1 Die Sendung von Signalen
2.1.2.2 Die Möglichkeiten des Lernens bei nicht öffentlichem Know-how
2.1.3 Staatliche vs. privatwirtschaftliche Produktion von Know-how
2.1.4 Zusammenfassung
2.2
Fähigkeit zur Innovationstätigkeit (Übung 2)
2.3
Die Akteure der Innovationstätigkeit (Übung 2)
Exkurs: Dogmenhistorischer Überblick
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1. Innovationsökonomik als ökonomische Disziplin
Die Innovationsökonomik ist eine wirtschaftswissenschaftliche Disziplin, die sich mit
der Entstehung, der Diffusion und der Imitation von Innovationen und technologischem
Fortschritt beschäftigt.
Der Blickwinkel ist dabei ökonomisch in dem Sinne, als dass die ökonomischen
Ursachen und die ökonomischen Konsequenzen der Innovationstätigkeit analysiert
werden.
1.1 Innovationsökonomik – wichtige Begriffe
Der Innovationsprozess
Idealtypisch vollzieht sich der gesamtwirtschaftliche Innovationsprozess in drei Phasen:
Inventions-, Innovations und Imitations- und Diffusionsphase.
•
Das lineare Innovationsbild
•
Das vernetzte Innovationsbild
Die Invention
Unter Invention versteht man allgemein Erfindung
•
prozessbezogene Dimension: Ideengewinnungsphase
•
ergebnisbezogene Dimension: Ergebnis von Forschungspro-zessen.
Die Innovation
Unter Innovation versteht man die erstmalige und erfolgreiche ökonomische Nutzung
einer Idee. Es ist die Transformation einer Invention in ein ökonomisch verwertbares
Ergebnis.
•
zeitliche Dimension der erstmaligen Anwendung, Nutzung oder Einführung von
Neuerungen innerhalb eines ökonomischen Systems.
•
Innovation
auch
das
Ergebnis
der
Markteinführung
(ergebnisorientierte
Dimension)
2
Die Diffusion
Den Tatbestand, dass sich eine Innovation ausbreitet, bezeichnet man als Diffusion.
Den Prozess, mit dem sich dieser Ausbreitung einer Innovation vollzieht,
bezeichnet man als Diffusionsprozess. Er ist gekennzeichnet durch eine Innovation, die
sich über bestimmte Kanäle über bestimmte Mitglieder einer Gemeinschaft verteilt.
Die Imitation
Unter Imitation versteht man die Anwendung und ökonomische Nutzung der neuen
Idee bei Konkurrenten des Innovators.
1.2 Fragestellungen der Innovationsökonomik
1.2.1 Gebiete der Innovationsökonomik
Theorie
•
Positive Theorie (beschreibende, erklärende Theorie: Wie und warum so?
überprüfbar, intersubjektiv, falsifizierbar)
•
Normative Theorie (wertende Theorie: Wie sollte es sein?)
Politik
Gesamtheit der Maßnahmen des Staates zur Beeinflussung von Ablauf und Struktur
der Wirtschaft, um damit die gesetzten ökonomischen Ziele zu erreichen. (F&EFörderung von Unternehmen, Bildungspolitik…)
•
Ordnungspolitik (Rahmenbedingungen)
•
Prozesspolitik (Steuerung der Abläufe)
Empirie
Die empirische Analyse überprüft die theoretischen Vorstellungen hinsichtlich ihrer
empirischen Relevanz und die politischen Maßnahmen hinsichtlich ihrer Tauglichkeit.
3
1.2.2 Ebenen der Innovationsökonomik
Mikroebene
Untersuchungen der Wirtschaftspläne der einzelnen Haushalte und Unternehmen.
•
Ursachenanalyse: Fähigkeiten, Anreize, Rolle der Wettbewerbsform, Gründe für
Forschungskooperationen, Entwik-klungsmuster…
•
Wirkungsanalyse:
Phänomen
der
Imitation,
Diffusion
von
Neuerungen,
Spillovereffekte…
Makroebene
In der Makroökonomik werden gesamtgesellschaftliche Sachverhalte analysiert.
Einzelne
Wirtschaftssubjekte
werden
aggregiert
zu
Sektoren
(Haushalts-,
Unternehmens-, Staatssektor, Ausland)
•
Wirkungsanalyse: Intensität des Wachstums, Richtung der Betroffenheit der
Produktionsfaktoren.
Mesoebene
Intersektorale Technologieströme, sektorale Innovationsmuster
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2
Produktion von technologischem Wissen
Technologie
weist einen anwendungsbezogenen Charakter auf und zielt darauf ab, die Dinge um
sich herum zu nutzen und zwar zu seinem eigenen Vorteil.
Wissenschaft
dreht sich um das menschliche Bedürfnis, die Welt um sich herum zu verstehen
(erklärender Charakter).
3 Fragen treten in diesem Zusammenhang auf:
1) Frage der Bereitschaft, Innovationen durchzuführen: Unter welchen Umständen sind
Akteure bereit, Innovationen durchzuführen?
2) Frage nach den Fähigkeiten: Welche Fähigkeiten weisen die Akteure auf, welche
neues Know-how generieren?
3) Frage nach den Akteuren: Wer treibt den technischen Fortschritt voran?
2.1 Die Bereitschaft zur Innovationstätigkeit: Anreiz- und
Appropriationsproblematik
Bereitschaft zur Innovationstätigkeit ist immer dann vorhanden, wenn der Einsatz der
Ressourcen durch den Rückfluss an Erträgen mindestens gedeckt ist.
Ist dies bei technologischem Wissen der Fall?
Ist technologisches Wissen ein öffentliches oder ein privates Gut?
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2.1.1 Der ökonomische Charakter von techn. Wissen
Öffentliche und private Güter lassen sich anhand von zwei Kriterien charakterisieren:
•
Nichtausschließbarkeit besagt, dass ein Nutzer eines bestimmten Gutes andere
Nutzer vom Konsum genau dieses Gutes nicht ausschließen kann.
•
Nichtrivalität besagt, dass der Nutzen, der einem Konsumenten durch die Nutzung
genau dieses Gutes durch den Konsum eines anderen Konsumenten nicht
beeinflusst wird.
Güter mit hohem Öffentlichkeitscharakter von privatwirtschaftlichen Unternehmen nicht
produziert und angeboten werden. (Free-Rider-Verhalten)
Wie lässt sich diese Problematik auf das Feld der Technologie und der „Produktion von
technologischem Wissen“ übertragen?
2.1.1.1
Technol. Kow-how als öffentliches Gut und die Institution des
Patentschutzes
Informationen (Technologischem Wissen) fehlt die materielle Eigenschaft und ist
beliebig teilbar.
Daraus resultiert die Problematik, dass der Inventor die Aufwendungen tragen muß,
die Nutzung des neuen Wissens jedoch von beliebig vielen Nutzern in Anspruch
genommen werden kann (sofortige und kostenlose Imitation).
Mögliche Konsequenzen: Staatliche Produktion von Know-how oder Institution des
Patentschutzes und Erhalt der Anreize zur Innovation
Patentschutz
Stellt eine institutionelle Regelung dar, die einem Innovator ermöglicht, seine Innovation
für eine gewisse Zeit alleine nutzen zu können und sich dabei anfallende (übernormale)
Profite anzueignen.
Im Gegenzug legt der Innovator die neuen technologischen Erkenntnisse offen.
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2.1.1.2
Appropriation in der Praxis
Benötigen innovative Unternehmen den Patentschutz wirklich und nehmen sie die
entsprechende Regelung auch wirklich an?
Untersuchungen
zeigen,
dass
der
Patentschutz
keinesfalls
den
effektivsten
Mechanismus oder die wichtigste Regelung darstellt, um den Innovator vor Imitatoren
zu schützen. (Die praktischen Grenzen eines Patentes; Existenz weiterer Maßnahmen )
2.1.1.3
Technol. Kow-how - ein öffentliches Gut?
Die neue Idee, die sich hinter einer Innovation verbirgt, das technologische Know-how,
ist nicht so leicht zu imitieren und demnach nicht immer als ein rein öffentliches Gut zu
klassifizieren. Häufig sind potentielle Imitatoren gezwungen, Ressourcen (F&EAusgaben und Zeit) einzusetzen, um das von Innovatoren geschaffene Wissen auch
aufnehmen und verstehen zu können.
Technologisches Wissen als ein latent öffentliches Gut
Dieses Know-how ist erst unter Einsatz weiterer Ressourcen vom Innovator auf einen
Imitator übertragbar. Das Nichtausschlussprinzip öffentlicher Güter ist zumindest zum
Teil außer Kraft gesetzt.
Technologisches Wissen als privates Gut
In manchen Fällen weist das technologische Wissen auch den Charakter eines privaten
Gutes auf: Es ist also nicht artikulierbar und lässt sich auch nur einmal einsetzten:
•
Know-how ist an eine bestimmte Person und deren Talent gebunden
•
Unternehmensspezifische Fähigkeiten (einmalige Kombi von technolg. Wissen
und Beschäftigten)
Das Gut Know-how weißt sowohl den Charakter eines privaten als auch eines
öffentlichen Gutes auf. Je nachdem welche der beiden Eigenschaften überwiegt,
handelt es sich um ein Gut, das privatwirtschaftlich produziert wird oder nicht.
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2.1.2 Lernen und Kreativität: Know-how als öffentliches und privates Gut
2.1.2.1
Die Sendung von Signalen
Vom Produzenten von technologischem Know-how können Informationen mittels
Signalen an den Nutzer von technologischem Know-how ausgehen. Hierbei stellen sich
folgende Fragen:
•
Können überhaupt Signale gesendet werden? – Ist wissen artikulierbar oder
kodifizierbar, so kann es gesendet werden.
•
Können Signale vom Empfänger verstanden werden? – Der Empfänger benötigt
absorptive Fähigkeiten, damit die Signale auch verstanden werden können.
•
Können die Signale vom Empfänger genutzt werden? – Nicht im Falle von
Patenschutzregelungen
→ öffentliches Gut: Know-how, das artikulierbar ist, für das der spezifische Empfänger
die absorptive Fähigkeit besitzt und dessen Nutung nicht eingeschränkt ist
→ privates Gut: Know-how, das nicht artikulierbar, für das der spezifische Empfänger
keine absorptive Fähigkeit besitzt und dessen Nutung eingeschränkt ist.
2.1.2.2
Die Möglichkeiten des Lernens bei nicht öffentlichem Know-how
Lernen
•
Lernen ist ein Vorgang, dessen Intensität und Erfolg von den Fähigkeiten und
Erfahrungen eines Lernenden abhängen. Der Lernprozess ist kumulativ und
individuell.
•
Lernen ist auch ein sozialer Prozess, an dem mehrere Akteure beteiligt sind, welche
Informationen bewusst oder unbewusst austauschen. (Learning by doing)
•
Lernen ist auch ein kreativer Prozess (Trail&error)
•
Für den Erfolg einer Innovation bzw. des Lernens ist das Umfeld beteiligt.
Innovieren ist im wesentlichen auch ein interaktiver Prozess.
Immer dann, wenn das technol. Know-how kein vollständig öffentliches Gut ist, eröffnet
sich die Möglichkeit des Lernens.
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2.1.3 Staatliche vs. Privatwirtschaftliche Produktion von Know-how
Aus der Charakterisierung technologischen Wissens als privates bzw. öffentliches Gut
folgen verschiedene institutionelle Quellen, die technol. Fortschritt hervorbringen.
Privatwirtschaftlicher Sektor
Der technologische Fortschritt wird von Unternehmen vorangetrieben, wenn die
Erträge, die für sie aus der Innovation resultieren, die F&E-Aufwendungen übersteigen.
Universitäten
Das Anreizsystem der Universität ist so ausgestaltet, dass die Innovatoren, ihre neuen
Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorstellen. Unis verkörpern den Charakter von
wissenschaftlichem Fortschritt als öffentliches Gut schlechthin.
(Bei Basisinnovationen fallen sehr hohe F&E-Aufwendungen an, denen hohe
Monopolgewinne gegenüberstehen müssten, also ein Patentschutz über einen sehr
langen Zeitraum → Effektivitätsproblem)
F&E-Kooperationen
In diesen Kooperationen privatwirtschaftlicher Unternehmen findet man für den
technologischen Fortschritt sowohl die Aspekte eines privaten wie auch eines
öffentlichen Gutes. (Innerhalb der Gruppe: öffentliches Gut bzw. Clubgut)
2.1.4 Zusammenfassung
Determinanten der Innovationsbereitschaft
Spricht
man
im
Zusammenhang
mit
der
Innovationstätigkeit
von
einer
Allokationsökonomie, so steht im Vordergrund, dass es für eine erfolgreiche
Innovationstätigkeit nur auf entsprechende ökonomische Anreize ankommt, welche
dafür sorgen, dass Produktionsfaktoren bei Innovationsprojekten eingesetzt werden.
(Ökonomische Chancen und Anreize: Anreizorientierte Ansatz, Neoklassische Ansatz)
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Bei der Lern- und Wissensökonomie ist die Verbesserung des Verständnisses für
technische und ökonomische Zusammenhänge verbunden mit der Vorsorge
gegenzukünftige technologische und ökonomische Entwicklungen, sowie die Erwartung
ökonomischer Profite in der Zukunft entscheidend.
(Technologische Möglichkeiten und Know-how.: wissensorientierter Ansatz, NeoSchumpeterianischer Ansatz, Evolitorischer Ansatz)
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Exkurs: Dogmenhistorischer Überblick
Klassik
Adam Smith untersuchte technischen Fortschritt im Rahmen des Konzepts der
Arbeitsteilung (learning-by-doing, Mechanisierung als Ergebnis der Arbeitsteilung).
David Ricardo beschäftigte sich mit dem Zusammenhang technischer Fortschritt und
Knappheit von Ressourcen (Bsp. Dünger und Boden)
Neoklassik I
Alfred Marshall untersuchte wie technischer Fortschritt auftreten kann. John Hicks
betrachtete die Richtung des techn. Fortschritts. Robert M. Solow entwirft ein
Wachstumsmodell mit zeitabhängigem (exogenen) technischen Fortschritt
Schumpeter, Joseph Alois, 1883-1950, Österr hischer Nationalökonom ist eine
zentrale Persönlichkeit innerhalb der Innovationsökonomik
Berufliche Laufbahn
1901-06
Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien
1909
Professor in Czernowitz (heutige Ukraine)
1911-18
Professor in Graz
1919
Österreichischer Finanzminister
1919-20
Präsident der „American Economic Association“
1925-32
Professor in Bonn
1932-50
Professor in Havard
1937-1941
Mitbegründer und Präsident der “Econometric Society“
Die drei wichtigsten Werke
1912
Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung
1939
(Stichworte: endogener technologischer Fortschritt, Innovationen durch
kleine Gruppen von Wirtschaftssubjekten, Entrepreneur, Schumpeter I)
Business Cycles
1942
(Stichworte: Warum kommt es zu zyklischen Schwankungen beim
Wachstum, Schlüsseltechnologien, lange Wellen)
Capitalism, Sozialism and Democracy
(Stichworte: Großunternehmen
Innovatoren, Schumpeter II))
mit
Forschungsabteilungen
als
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Neoklassik II
Die neoklassische Analyse hat die Vorstellung Schumpeters aufgenommen in die
eigene gleichgewichtsorientierte Analytik aufgenommen. So beschäftigten sich unter
anderem Kenneth Arrow und Joseph Stiglitz mit der mikroökonomischen Analyse.
Aber auch die makroökonomische Analyse hat die Ideen von Schumpeter
aufgenommen (Neue Wachstumstheorie: Modell von Paul Romer und Robert E.
Lucas).
Post-Keynesianismus
Niclas Kador hat für Wachstumsphänomene stilisierte Fakten aufgestellt. Von
besonderer Bedeutung ist hierbei, dass mit der Größe des Industriesektors einer
Volkswirtschaft auch dessen Produktivität zunimmt (learning-by-doing, verbesserte
Arbeitsteilung…).
Evolutorischer Ansatz
Der evolutorische Ansatz ist auf verschiedene Quellen zurückzuführen. Zuerst ist
Schumpeter zu erwähnen, der die innovationsgetriebenen Entwicklungen von
Volkswirtschaften als einen evolutionären Prozess (von Mutation und Selektion) sah.
Daneben finden sich aber auch Post-Keynesianische Elemente, die kumulativen
Entwicklungseffekte.
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