A05100 - Bandornamente korr
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A05100 - Bandornamente korr
Mathematik Bandornamente Einführung Deckbewegungen endlicher Figuren Bei den Deckbewegungen endlicher Figuren stossen wir nicht auf Translationen. Da endliche Figuren nicht translationssymmetrisch sein können, gibt es bei ihnen nur drei Arten von Symmetrien: 1. nur drehsymmetrisch, die Figur besitzt ein Drehzentrum 2. nur spiegelsymmetrisch, die Figur besitzt eine Symmetrieachse 3. drehsymmetrisch und spiegelsymmetrisch, die Figur besitzt ein Drehzentrum und mindestens zwei Symmetrieachsen. Beispiele endlicher symmetrischer Figuren Figuren mit einem Drehzentrum und keiner Symmetrieachse (Windrad, Kreissäge) Drehung um 180° 2-fach rotationssymmetrisch Drehungen um 60°, 120°, . . ., 300° 6-fach rotationssymmetrisch Drehungen um 22,5°, 45°, . . . , 337,5° 16-fach rotationssymmetrisch Figuren mit einer Symmetrieachse und keinem Drehzentrum A05100-Bandornamente Einführung B.. Willimann 07.03.2007 Seite 1 / 8 Mathematik Bandornamente Einführung Figuren mit einem Drehzentrum und zwei oder mehr Symmetrieachsen Drehung um 180° 2 Geradenspiegelungen Drehungen um 90°, 180°, 270° 4 Geradenspiegelungen Drehungen um 30°, 60°, . . . , 330° 12 Geradenspiegelungen Synonyme für Geradenspiegelungen sind auch Achsenspiegelungen und Klappungen Zusammenhang zwischen Translation und Spiegelung Jede Translation lässt sich durch ein Hintereinanderausführen zweier Geradenspiegelungen an zwei parallelen Geraden ersetzen Zusammenhang zwischen Drehung und Spiegelung (Folgende 4 Aussagen sind gleichbedeutend) Eine Drehung lässt sich immer durch ein Hintereinanderausführen zweier Geradenspiegelungen an sich schneidenden Geraden mit dem Schnittpunkt als Drehzentrum ersetzen. Jede Figur, die mindestens 2 Symmetrieachsen hat ist auch drehsymmetrisch Es gibt keine endliche Figur, die mehr als eine Symmetrieachse hat, aber nicht drehsymmetrisch ist Es gibt keine endliche Figur mit nur einer Symmetrieachse, die drehsymmetrisch ist A05100-Bandornamente Einführung B.. Willimann 07.03.2007 Seite 2 / 8 Mathematik Bandornamente Einführung Was verstehen wir unter einem Bandornament? Wir denken uns eine zylindrische Rolle, auf der eine rechteckige Stempelform rundherum aufgeklebt wurde. Jetzt rollen wir den Stempel in Gedanken auf einem Parallelstreifen in beiden Richtungen unbegrenzt oft ab. So entsteht auf dem Streifen ein Bandornament. Beispiele aus der Schweiz: An Engadiner Häusern findet sich eine grosse Vielfalt von Sgraffitto-Bandornamenten. Sgraffitto ist eine Art von Wandmalerei, bei der dunkel eingefärbter Putz mit einer weiteren Putzschicht überdeckt wird und aus dieser, so lange sie feucht ist, die Figuren bis auf die untere Schicht herausgekratzt werden. A05100-Bandornamente Einführung B.. Willimann 07.03.2007 Seite 3 / 8 Mathematik Bandornamente Die sieben verschiedenen Bandornamente Bei unendlichen symmetrischen Figuren und Mustern können als Deckbewegungen Punktspiegelungen, Geradenspiegelungen, Translationen und Schubspiegelungen auftreten. (Die letzten beiden sind bei endlichen Figuren nicht möglich.) Die verschiedenen Typen beschreiben wir durch die auftretenden Deckbewegungen, wobei wir folgende Abkürzungen benutzen: • T = Translation Verschiebung um 1 Einheit • P = Punktspiegelung Drehung um 180° • Q = Querspiegelung (Achsen-) Spiegelung in Querrichtung • L = Längsspiegelung (Achsen-) Spiegelung in Längsrichtung • S = Schubspiegelung Verschiebung um ½ Einheit und Querspiegelung Das folgende Bandornament z.B. ist symmetrisch bezüglich der Mittelparallelen m und bezüglich der zu m senkrechten Symmetrieachsen vom Typ a1 und a2. Die letzten beiden nennen wir Querspiegelungsachsen. Weiter kommt dieses Ornament bei einer Punktspiegelung an S mit sich selbst zur Deckung: Ohne Beweis formulieren wir den Hauptsatz für Bandornamente: Aus der Sicht der Kongruenzabbildungen gibt es genau 7 verschiedene Typen von Bandornamenten Diese charakterisieren wir wie folgt: A05100-Bandornamente Die sieben verschiedenen Bandornamente B.. Willimann 07.03.2007 Seite 4 / 8 Mathematik Bandornamente Die sieben verschiedenen Bandornamente Die 7 Typen von Bandornamenten und ihre Kongruenzabbildungen: Typ 1: T Typ 2: T P Typ 3: T Q Typ 4: T S Typ 5: T L S Typ 6: T P Q S Typ 7: T P Q L S Betrachten Sie die Punkte, vertikalen Achsen und die Mittellinie als nicht als zum Ornament gehörend Interessante Seite für Bandornamente: http://fraktalwelt.de/myhome/frieze-g.htm Eine weitere, übliche Darstellungsart: (Sie können dazu auch das Flussdiagramm auf der übernächsten Seite verwenden) b b b b b entspricht _____ Typ bdbdbdbdbd entspricht _____ Typ bqbqbqbqqb entspricht _____ Typ bpbpbpbpbp entspricht _____ Typ c c c c c entspricht _____ Typ o o o o o entspricht _____ Typ bdpqbdpqbdpq entspricht _____ Typ A05100-Bandornamente Die sieben verschiedenen Bandornamente B.. Willimann 07.03.2007 Seite 5 / 8 Mathematik Bandornamente Die sieben verschiedenen Bandornamente Eine dritte Art der Klassifikation: (Sie können dazu auch das Flussdiagramm auf der nächsten Seite verwenden) entspricht Typ _____ der vorhergehenden Seite entspricht Typ _____ der vorhergehenden Seite entspricht Typ _____ der vorhergehenden Seite entspricht Typ _____ der vorhergehenden Seite entspricht Typ _____ der vorhergehenden Seite entspricht Typ _____ der vorhergehenden Seite entspricht Typ _____ der vorhergehenden Seite Tragen Sie hier Beispiele von unendlichen Friesen ein, die keine Bandornamente sind: A05100-Bandornamente Die sieben verschiedenen Bandornamente B.. Willimann 07.03.2007 Seite 6 / 8 Mathematik Bandornamente Flow Chart für die Typenbestimmung Bestimmen Sie mit diesem Flussdiagramm den Bandornamenttyp eines unendlichen Frieses: Unendlicher Fries + 7 + 2,6,7 P? L? 1,3,4,5 Typ 7 TPQLS 2,6 +6 Q? Typ 6 TPQS 2 Typ 2 TP +3 Typ 3 Q? TQ 1,4,5 +5 Typ 5 L? S? TLS 1,4 +4 Typ 4 S? T? TS 1 (oder nichts) +1 Typ 1 T? S? T nichts Kein Bandornament! A05100-Bandornamente Flow Chart für die Typenbestimmung B.. Willimann 07.03.2007 Seite 7 / 8 Mathematik Bandornamente Fries Der Fries in der Architektur Ein Fries ist in der Baukunst ein waagerechter, gemalter, geschnitzter oder gemeisselter Streifen mit seriellen Ornamenten oder figürlichen Darstellungen als Gliederung und Schmuck einer Wand. Ein Fries ist ein schmaler Streifen, welcher Flächen teilt oder voneinander abgrenzt. Auch ein glatter Streifen kann ein Fries sein. Im Allgemeinen ist ein Fries jedoch der obere Rand einer Wandfläche welcher mit einem mit Ornamenten verzierten oder auch einem glatten Streifen dekoriert ist. Bei antiken Tempeln ist der Fries der Streifen welcher unter dem Kranzgesims entlang läuft. Dieser Fries besteht bei dorischen Tempeln aus Triglyphen (Dreischlitzplatten) und Metopen (Zwischenfeldern). Bei ionischen und korinthischen Tempeln besteht der Fries aus einem Zophoros (Figurenrelief) oder aus einem Bukranienfries (Fries mit Rinderschädeln). Die am häufigsten vorkommenden Friese sind der Akanthusfries (Bärenklau, Distel), der Palmettenfries (Palmetten und Voluten), der Anthemionfries (Palmetten und Lotosblüten), der Mäander, der laufende Hund (Mäander in gerundeter Form ähnlich einer Welle). Der Zangenfries und auch das Flechtband sind Sonderformen welche nicht zu den reinen antiken Friesformen zählen. Präsentationsthemen: 1. Antike Tempel: Fries unter dem Kranzgesims 2. Dorische Tempel: Triglyphen und Metopen 3. Ionische und korinthische Tempel: Zophoros und Bukranienfries 4. Akanthusfries (Bärenklau und Distel) 5. Palmettenfries (Palmetten und Voluten) 6. Anthemionfries (Palmetten und Lotosblüten) 7. Mäanderfries 8. Zangenfries 9. Flechtband A05100-Bandornamente Fries B.. Willimann 07.03.2007 Seite 8 / 8