Inzidenz ca. 1-2:100.000. Risikoerkrankungen
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Inzidenz ca. 1-2:100.000. Risikoerkrankungen
HEPATOLOGIE BILIÄRE KARZINOME GALLENBLASENKARZINOM 1. Screening/Surveillance: Inzidenz ca. 1-2:100.000. Risikoerkrankungen: Porzellangallenblase, Gallenblasenpolypen > 1cm. Bei Gallenblasenpolypen jährliche Kontrollsonographie. Indikation zur elektiven Cholezystektomie bei Polypen > 1 cm und bei Porzellangallenblase. 2. Klinisches Bild: Die klinischen Symptome sind unspezifisch und umfassen Oberbauchbeschwerden (~50%), Ikterus (~50%), Gewichtsverlust (~30%), Anorexie (~20%), Übelkeit und Erbrechen (~20%). Ein Ikterus ist meist Zeichen fortgeschrittener Tumorinvasion. 3. Tumorklassifikation: Histologie: Adeno-Ca (~80%), undifferenziertes Ca (~10%), papilläres und muzinönes Adneno-Ca (je ~5%). Das Staging erfolgt nach der TNM-Klassifikation. 4. Diagnostik: Sonographie, CT und ERCP (Sensitivität aller Verfahren 64-84%). Laparoskopie zur Sicherung oder Ausschluß einer Peritonealkarzinose möglich. Häufig wird die Diagnose erst intra- oder postoperativ gestellt. Tumormarker: CEA, CA 19-9. 5. Therapie: Operative Therapie: Einzig kurativer Ansatz. Bei kleinem Tumor und serosanahem Sitz ist die Cholezystektomie ausreichend. Bei Tumoren am GB-bett oder T2/T3Tumoren muss eine atypische Leberresektion angeschlossen werden. Eine Lymphadenektomie sollte zur Erhöhung der Radikalität zusätzlich durchgeführt werden. Nur etwa 15-30% sind potenziell resektabel. Die Wirksamkeit adjuvanter Therapiemaßnahmen bzw. einer postoperativen medikamentösen Tumortherapie ist bisher nicht erwiesen. Chemotherapie: Hohe Resistenz gegenüber Zytostatika, wenig durch Studien gesicherte Daten. Eine Indikation für eine palliative Chemotherapie ist nur dann gegeben, wenn das Tumorwachstum mit Lokalmaßnahmen nicht mehr beherrschbar ist und/oder wenn Metastasen vorliegen und sich der Patient in einem guten AZ (Karnowsky > 70%) befindet. Empfohlen wird dann Gemcitabine als Monotherapie oder eine wöchentliche hochdosierte Folinsäure/5-FU-Therapie, in Einzelfällen eine Kombination. Remissionen werden nur in 10 bis max. 15 % beobachtet. Strahlentherapie: Bislang keine gesicherten Daten zur adjuvanten Strahlentherapie. 6. Nachsorge: Oberbauchsonographie 6-monatlich und laborchemische Kontrollen (Leberwerte, dazu ggf. CEA und CA 19-9, falls präoperativ erhöht) 3-monatlich in den ersten beiden Jahren. GALLENGANGSKARZINOM 1. Screening/Surveillance: Selten. Risikoerkrankungen: PSC (ca. 8-15% im langjährigen Verlauf), chronisch eitrige Cholangitis, biliäre parasitäre Erkrankungen (z.B. Fasciola hepatica). 2. Klinisches Bild: Schmerzloser Ikterus, Pruritus, Gewichtsabnahme, Hepatomegalie. Bei distalem Sitz schmerzlos tastbare Gallenblase (Courvoisier-Zeichen). 139 HEPATOLOGIE BILIÄRE KARZINOME 3. Tumorausbreitung: Ca. 50% sind im oberen Drittel des Hepatocholedochus lokalisiert. Ausbreitung per continuitatem durch intraduktales und transmurales Wachstum, außerdem lymphogen entlang des D. choledochus. Fernmetastasen sind selten. 4. Tumorklassifikation: Das Staging erfolgt nach der TNM-Klassifikation. Tumoren des proximalen Choledochus der Hepatikusgabel werden nach Bismuth eingeteilt: Bismuth I: Bismuth II: Bismuth III Bismuth IV Tumor betrifft nur den proximalen Hepatikus, nicht die Hepatikusgabel. Therapie: Resektion der Hepatikusgabel und intrahepatische Anastomose. Tumor betrifft auch die Hepatikusgabel, die sekundären Aufzweigungen rechts und links jedoch nicht. Therapie: Resektion der Hepatikusgabel und des Leberhilus (Parenchymmanschette). Tumor reicht auf einer Seite (rechts oder links) bis an die sekundären Zusammenflüsse. Therapie: Hemihepatektomie, Mitresektion des Lobus caudatus (wg. Gallenwegsversorgung). Die sekundären Zusammenflüsse rechts und links sind betroffen. Therapie: Palliative transtumorale Drainage möglichst beider Leberhälften 5. Diagnostik: Sonographie, CT mit KM und ERCP (MRCP). Tumormarker: CA 19-9, CEA. 6. Therapie: Operative Therapie: Bei Tumoren des distalen und mittleren Hepatocholedochus stellt die OP nach Whipple den potentiell kurativen Radikaleingriff dar. KlatskinTumoren erfordern ein differenziertes operatives Vorgehen (siehe Tabelle). Chemotherapie: Keine kurative Therapiemöglichkeit. Eine Chemotherapie kann bei fortgeschrittenem Tumorleiden derzeit nicht empfohlen werden; bei gutem AZ kann in Einzelfällen eine Chemotherpaie mit 5-FU versucht werden. Strahlentherapie: Bei nicht operablen Patienten bzw. nach inkompletter Resektion sind nach perkutanen Strahlendosen von 30-45 Gy teilweise gute Palliativeffekte zu erzielen. Intraoperative und nachfolgende externe Strahlentherapie möglicherweise auch günstig, aber nur wenige gesicherte Daten. Palliative Therapie: Endoskopisch und radiologisch interventionell. Bei Verschlußikterus ist die Gallenwegsdrainage mittels ERC (vorzugsweise) oder perkutan transhepatisch Therapie der Wahl. Endoskopisch gelegte Kunststoffdrainagen sollten nach spätestens 3 Monaten elektiv gewechselt werden, da sie danach häufig durch Verkrustung verschließen. Bei Hinweis auf Verschluß (ansteigende Cholestaseparameter ± Fieber, sonographisch gestaute Gallengänge) Stentwechsel sofort. Bei perihilärem CCC ist eine photodynamische Therapie anzustreben, da längeres medianes Überleben von ca. 10 Monaten (im Vergleich: ohne Therapie 3, mit Gallenwegsendoprothesen 6 Monate). 7. Nachsorge: Oberbauchsonographie 6-monatlich und laborchemische Kontrollen (Leberwerte, dazu ggf. CEA und CA 19-9, falls präoperativ erhöht) 3-monatlich in den ersten beiden Jahren. Literatur: - Rau et al. In: Manual Gastrointestinale. Tumore 2001. Tumorzentrum München; 166-176. - Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ 140