19 - Medi

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19 - Medi
1.5­ Motivation
1.5
Motivation
Die Motivationspsychologie beschäftigt sich
mit den Fragen, warum jemand etwas tut, warum man sich bei mehreren Handlungsmöglichkeiten für eine bestimmte entscheidet und
warum man manche Handlungen mit größerer Intensität verfolgt als andere. Es geht also um Fragen der
–– Zielsetzung,
–– Wahl und
–– Ausführung von Handlungen.
Als Motiv bezeichnet man den Antrieb, eine
Handlung auszuführen. Primäre (= biologische)
Motive wie Hunger, Durst, Sauerstoff und Sexualität sind angeboren. Alle primären Motive mit
Ausnahme der Sexualität sind darauf ausgerichtet, ein inneres Gleichgewicht (= Homöostase) zu erhalten. Sinkt z. B. der Blutzuckerspiegel,
so empfindet man Hunger und hat den Antrieb,
etwas zu essen. Ergänzend zu den primären Motiven gibt es noch sekundäre (= psychologische)
Motive, wie das Streben nach Macht und Leistung oder den Wunsch nach Geselligkeit und
sozialer Anerkennung. In der Motivationspsychologie gibt es verschiedene Theo­
rien, die
aus unterschiedlichen Perspektiven erklären,
warum es zur Auswahl und Durchführung verschiedener Handlungen kommt.
Merke!
Ein Verhalten bezeichnet man als intrinsisch mo­
tiviert, wenn der Spaß in der Tätigkeit (Fernse­
hen, Spazierengehen) selbst liegt. Extrinsische
Motivation liegt vor, wenn der angestrebte Nut­
zen (Bezahlung, Anerkennung) nicht Teil des
­Verhaltens ist.
1.5.1 Ethologischer Ansatz
­(Vergleichende Verhaltensforschung)
Der ethologische Ansatz versucht, jedes Verhalten durch angeborene Instinkte zu erklären. Die Erkenntnisse basieren dabei größtenteils auf Verhaltensforschung an Tieren.
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Allerdings gibt es auch im menschlichen Verhalten einige Beispiele instinktbedingter Verhaltensweisen.
Instinkthandlungen
Als Instinkthandlungen werden angeborene
Verhaltensweisen bezeichnet, die innerhalb
einer Spezies stark standardisiert ablaufen.
Beim Menschen gehört dazu beispielsweise
das Saugverhalten des Neugeborenen.
Ablauf einer Instinkthandlung: Ausgangsbasis ist ein physiologischer Mangelzustand/
Triebspannung (z. B. Hunger).
1. Ungerichtetes Appetenzverhalten: Der
Säugling pendelt mit dem Kopf hin und her,
um möglicherweise eine Befriedigung seines Hungerbedürfnisses zu finden.
2. Schlüsselreiz: Im Falle des Säuglings ist die
Brustwarze der Mutter der Schlüsselreiz.
3. Angeborener Auslösemechanismus (AAM):
Sobald der Schlüsselreiz auftaucht, läuft
ein genetisch determiniertes Programm ab
(Kind beginnt zu saugen und zu schlucken).
4. Endhandlung: Der Säugling trinkt und das
Mangelbedürfnis (Hunger) wird gestillt.
Nach der Endhandlung ist der Handlungsantriebsabfall am größten. Herrscht dann allerdings immer noch ein Mangelzustand, beginnt
die Instinkthandlung von vorn. Man spricht daher auch vom Motivationszyklus, dessen Reihenfolge du dir gut einprägen solltest: Motiv,
Appetenzverhalten, Schlüsselreiz, AAM und
Endhandlung.
Übrigens ...
Im Falle des Säuglings ist die Brustwarze der Schlüsselreiz. Solche
Schlüsselreize können durch Attrappen ersetzt werden. So löst z. B. auch
ein Gummischnuller das Saugverhalten des Säuglings aus.
Übersprunghandlungen
Wenn zwei konkurrierende Bedürfnisse gleichzeitig auftreten, deren Endhandlungen nicht
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