Etwas für`s Gemüt und erst noch Swiss Montage
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Etwas für`s Gemüt und erst noch Swiss Montage
42 s www.country tyle.ch US-Cars 34 2012 Dodge Polara 500 Convertible Etwas für`s Gemüt und erst noch Swiss Montage Z wischen 1948 und 1975 hat die AMAG in Schinznach rund 35 000 Autos aus dem Chrysler-Konzern importiert und mehrheitlich in der Schweiz montiert, darunter auch dieses - aus heutiger Sicht - ziemlich durchgeknallte Dodge Polara 500 Cabriolet. gend an die Kunden weitergeben musste; das Polara 500 Cabriolet Swiss Made wurde seinerzeit für 32 000 Franken angeboten. Ein vergleichbares Mercury Monterey Cabrio war bereits für Fr. 30 730 zu haben, hatte aber nicht den Stempel Montage Swiss. Im 1962er Jahr fanden via die AMAG in Schinznach-Bad 1939 Modelle aus dem Chrysler-Konzern (damals Chrysler, Dodge, Imperial, Plymouth) den Weg auf die Schweizer Strassen, das viertbeste Jahr für die Chrysler-Montage in der Schweiz. Für die in Schinznach montierten Modelle gab es Zollerleichterungen, die man nicht zwin- Wir fliegen auf den Mond Wir sind im Jahr 1962; die erste Antibaby-Pille ist seit einem Jahr im Handel und seit August 1961 steht auch die Berliner Mauer. John F. Kennedy, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten ist dabei, die Herzen der westlichen Welt zu erobern. In seinem Land ist er eher umstritten, gewinnt aber Instrumente. den Nervenkrieg während der Kuba-Krise, und verspricht: „Wir fliegen auf den Mond”. In diesem Umfeld - die Beatles starten gerade ihre Karriere in Liverpool - wird der Polara 500 als Spitzenmodell von Dodge aufgelegt, die Konkurrenz von General Motors hatte dem Chevrolet Impala gerade die rekordverdächtigen Flügel gestutzt. Auch Dodge nahm die etwas zurückhaltender modellierten Heckflügel weiter zurück, pflegte aber en Detail, wie die restlichen grossen Zwei, weiterhin dieses ziemlich überbordende Design mit den Ornamenten, Chromapplikationen, Automatiktastatur. farblichen Kontrasten und den Bedienungsgadgets, wie den Knopfdruckwähltasten für die Getriebeautomatik. Der Polara ist ein Auto, das von Chrom geradezu trieft, jeder der fünf einzeln abgesetzten Buchstaben auf Motorhaube und Kofferdeckel scheint aus dem vollen Gefräst, die Heckleuchtenträger sehen wie Flakabschussrohre aus, der Kühlergrill macht auf Haifischmaul, während sich die darin integrierten Scheinwerfer harmlos wie Seerosen präsentieren. Der Tacho des vom US-Car Center in Sirnach zur Verfügung gestell- Die ganze Pracht; ja so war`s in den 60ern. s www.country tyle.ch 34 2012 43 US-Cars Haifischmaul mit zwei Seerosen. Dodge Polara Convertible 1962: Aktueller Wert ca. 55 000 Franken. ten Exemplars hat erst 56 000 Kilometer auf dem Zähler, wurde kürzlich in der Schweiz restauriert, und zeigt sich in einem beinahe perfekten Zustand. Das elektrische Verdeck ist neu, Servobremsen, Servolenkung und elektrische Fensterheber hatten damals längst nicht alle Amerikaner, und vordere Einzelsitze sowieso nicht. Spaltmasse wie das Gebiss von Pipi Langstrumpf. Funktionsschliff wie die Heureka von Jean Tinguely, der seine Skulptur für die 1964 in Lausanne durchgeführte Landesausstellung schuf. Die motorische Grundversorgung stellt ein 5,9 Liter grosser V8 mit 309 SAE-PS sicher, er wird von ei- Swiss Montage. nem einzigen Fallstrom Vierfachvergaser gefüttert, und von insgesamt 16 Litern Wasser gekühlt. Das tönt ziemlich imposant, am Gaspedal fühlt es sich aber eher wie ein verknoteter Gartenschlauch an. Und das ist gut so, denn die Strassenlage erinnert an eine Hängematte. „Schnell fahren heisst wenig lenken” verriet einst Walter Röhrl, im Polara muss man am Lenkrad Wege wie beim Teigrühren machen, an schnell fahren darf man gar nicht denken, zumal die Einzelsitze der Querbeschleunigung keinen Widerstand entgegensetzen. Summa Summarum mündet der Polara 1962-Cocktail heutzutage geht noch zum Lektor! in ein vorzügliches Oldtimermenü. Zuspruch statt Neid Offen gleitet man fast schwerelos dahin und erntet vom Strassenrand einige Fragezeichen, vorwiegend aber Zuspruch statt Neid. Das farbenfrohe offene Auto bietet, was ein Oldtimerauto bieten muss. Attraktive Ornamente, frivoles Styling und für die Passagiere eine gute Portion Luftigkeit, so dass man auf allen Sitzplätzen die Einmaligkeit ohne Reue geniessen und auskosten kann. Der Polara 500, seinerzeit auch als profane Limousine erhältlich, kann dank der grosszügig bemessenen Substanz noch jahrzehntelang seine zweite Mehr Zierelemente geht kaum. Daseinsberechtigung erfüllen. Statt des damaligen Neupreises von 32 000, verlangt Surber im thurgauischen Sirnach nun runde 55 000 Franken. Die Exklusivität des Polara 500 Cabriolets und die steigende Nachfrage nach perfekten Amerikanern rechtfertigt dieses Pricing, aber auf etwas Verhandlungsspielraum würden wir spekulieren. Text und Fotos: Jürg Wick US-CAR-CENTER Lenzbühl- Gloten 8370 Sirnach/TG 071 966 52 70 079 404 81 89 [email protected] www.us-car-center.ch Rücklichter wie Flackrohre.