“Erfahrungen aus dem dreijährigen Pilotprojekt „Mantrailing“ des

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“Erfahrungen aus dem dreijährigen Pilotprojekt „Mantrailing“ des
- MANTRAILING Erfahrungen aus dem dreijährigen Pilotprojekt „Mantrailing“
des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK)
von 2004 bis 2007
Gliederung des Vortrages:
1. Was ist Mantrailing?
2. Der Individualgeruch
3. Warum Bloodhounds?
4. Vorstellung des BRK Pilotprojektes „Mantrailing“ und der gewonnenen
Erkenntnisse
1.) Was ist Mantrailing?
Der Begriff Mantrailing stammt aus dem Amerikanischen und wird dort ganz klar
einer bestimmten Sucharbeit mit dem Hund zugeordnet. Dabei verfolgt der Hund die
individuelle Geruchsspur eines ganz bestimmten Menschen. Dem Hund steht es frei,
wie er dieser Geruchsspur folgt. Er kann sich nahe oder sogar direkt auf der Fußspur
aufhalten, oder aber mehrere hundert Meter davon entfernt arbeiten – je nach
Wetterlage, Umwelteinflüssen, Gelände und individuellen Präferenzen des Hundes.
Er ist fähig, diese Spur auf jedem Gelände, auch in Stadtsituationen und noch Tage,
in Extremfällen sogar Wochen später, zu verfolgen. Da er einen bestimmten
Individualgeruch verfolgt und diesen durch Geruchsunterscheidung von jedem
anderen Geruch unterscheiden kann, wird er keine Probleme haben, dies auch in
stark kontaminiertem Gelände zu tun.
-22.) Der Individualgeruch:
Beim Individualgeruch handelt es sich um den individuellen Restgeruch, den jede
Person ausscheidet. Individualgeruch darf nicht mit dem Körpergeruch einer Person
verwechselt werden. Dieser kann abgewaschen oder überdeckt werden. Beim
Individualgeruch ist das nie möglich.
Der menschliche Körper besteht aus einer riesigen Anzahl individueller Zellen. Diese
sterben kontinuierlich ab und werden durch neue ersetzt. Diese toten Zellen werden
von Bakterien zersetzt und geben ein Gas frei. Das ist die Basis dessen, was
allgemein Individualgeruchsspur genannt wird. Unterschiede in der persönlichen
Umgebung wie Kultur, Diät, persönliche Hygiene, Körperpflegemittel, Gewürze im
Essen etc. machen die Geruchsspur einer jeden Person verschieden und einzigartig.
3.) Warum Bloodhounds?
Prinzipiell kann jede Hunderasse für das Mantrailing ausgebildet werden. Die
Grenzen der Leistung, welche eine Rasse bringen kann, sind aber sehr
unterschiedlich.
Zwar ist eine sehr gute Nasenveranlagung eine wichtige Voraussetzung für die
Mantrailing - Arbeit, aber genauso sind „dauerhafte“ Konzentrationsfähigkeit und
„enorme“ Lauffreude sehr wichtige Eigenschaften über die ein „Mantrailing – Hund“
verfügen muss!
Die Bloodhounds sind absolute Spezialisten im Bereich „Mantrailing“, weil sie über
Jahrhunderte nur für die Verfolgung von Individualgeruchsspuren gezüchtet wurden.
Sie verfügen „rassebedingt“ über eine hohe Konzentrationsfähigkeit, und das über
einen sehr langen Zeitraum. Sie können völlig abschalten, weil sie in einer eigenen
Geruchswelt leben. Gepaart mit ihrer enormen Lauffreude können sie so die
gesamte Bandbreite des Mantrailing abdecken.
4.) Vorstellung des BRK Pilotprojektes „Mantrailing“ und der gewonnenen
Erkenntnisse:
Nach jahrelangen Kontakten zur NBAS (National Bloodhound Association of
Switzerland / www.nbas.ch) und der vorausgegangenen Projektgenehmigung durch
DRK-Generalsekretariat und BRK Landesverband, erfolgte der Start des BRK LV
Pilotprojektes „Personensuche mit dem Bloodhound“ am 19. Januar 2004.
Das BRK LV Pilotprojekt wurde dann unter der Schirmherrschaft der BRK
Präsidentin, Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, im Mai 2004 anlässlich einer
Pressekonferenz in Rehau der Öffentlichkeit vorgestellt.
Dies vor dem Hintergrund, dass das BRK bekannt gab, dass man am Thema
„Mantrailing“ seriös arbeitet, und um zu verhindern, dass sich womöglich nach zwei
Jahren niemand mehr für das Thema „Mantrailing“ interessiert, auf Grund der vielen
problematischen, ergebnislosen und irreführenden Mantrailing - Einsätze
verschiedenster Gruppierungen.
-3Bei dieser Pressekonferenz wurden die vier Säulen des deutschlandweit einmaligen
Pilotprojektes dargestellt:
•
„Mantrailing“ wurde mit der Spezialhunderasse BLOODHOUND durchgeführt!
•
Die Ausbildung erfolgte durch Experten aus der Schweiz und den Vereinigten
Staaten von Amerika (Frau Dr. Zähner, Schweizer Polizei, Amerikanische
Instruktoren) ca. 14-tägig, zwei Jahre lang!
•
Die BRK Pilotprojekthunde gingen während der Pilotprojekttrainingsphase in
keinen Realeinsatz! Es wurde trainiert, um in einem Zeitraum von ca. 2 Jahren
die Einsatzfähigkeit zu erreichen!
•
Das Projekt wurde
zwei Jahre schwerpunktmäßig von der Wirtschaft
Oberfrankens finanziell unterstützt!
Von Anfang Mai 2004 bis Ende April 2006 lief die Pilotprojekttrainingsphase im BRK
Kreisverband Hof / Saale - mit tatkräftiger Unterstützung der Schweizer Kollegen von
der NBAS, allen voran Frau Dr. Marlene Zähner.
Im Anschluss an die Pilotprojekttrainingsphase wurde für 1 Jahr eine
Realeinsatzphase weitergeführt, die von der Integrierten Leitstelle Hochfranken und
der Polizeidirektion Hof/Saale dokumentiert wurde. Bisher wurden die Teams zu über
30 Einsätzen alarmiert.
Jetzt, nach drei Jahren wurde das Mantrailing - Pilotprojekt, einschließlich der
Realeinsatzphase, beim BRK erfolgreich beendet!
Die ehrenamtliche Projektgruppe, bestehend aus den Hundeführern Gerald Schaller
und Armin Schweda, sowie der Einsatzkoordinatorin Tanja Schweda, hatte 10.000
Stunden mit den Bloodhounds die Suche nach Vermissten trainiert und war dazu alle
zwei bis drei Wochen in die Schweiz zu Frau Dr. Marlene Zähner gefahren (ca.
100.000 km).
Im Oktober 2004, 2005 und 2006 nahm sie an den jährlich stattfindenden
Intensivseminaren "Mantrailing mit dem Bloodhound" unter Leitung von
amerikanischen Instruktoren teil.
Zu Hause trainiert die Projektgruppe regelmäßig bis zu viermal pro Woche. Dabei
werden möglichst verschiedene Spurenleger verwendet. Das Training findet immer
an verschiedenen Orten statt, damit es zu keiner Gewöhnung der Hunde an spezielle
Plätze kommt. Hierbei werden Trails (=Individualgeruchsspuren) bis zu 10 km
Gesamtlänge abgearbeitet. Das Alter der Trails beträgt bis zu 14 Tage und die Trails
führen durch Waldgebiete, über große Freiflächen, durch Schonungen, durch belebte
Straßen, durch Einkaufszentren, Bahnhöfe und über belebte Jahrmarktplätze. Die
Trails werden zu allen möglichen Tages- und Jahreszeiten sowie Wetterlagen
abgearbeitet. Darüber hinaus werden die Hunde in Geruchsunterscheidung und
Personenidentifikation trainiert und es werden Motivationsübungen durchgeführt
-4Gewonnene Erkenntnisse:
1. Mantrailing, also die Personensuche an Hand einer Individualgeruchsspur,
funktioniert. Das ist das klare Ergebnis der Piloteinsatzphase des BRK LV
Pilotprojektes „Personensuche mit dem Bloodhound“!
Wichtig dabei ist der Hinweis, dass die Hunde den menschlichen Geruch
verfolgen, nicht die Fußspur. Da der Geruch aber oftmals nicht dort liegt, wo
die Person gelaufen ist, kommt es immer wieder vor, dass die Hunde zwar
richtig arbeiten, man aber letztendlich die gesuchte Person nicht auffindet.
Diese Erkenntnis deckt sich mit den Erfahrungen vieler erfahrener
Mantrailinghundeführer. Es braucht viel Erfahrung, von Hund und Mensch,
damit man eine Einsatzsituation wirklich meistern kann.
Der Mantrailer ist ein Hilfsmittel, keine Wunderwaffe!
Sehr positiv hat sich erwiesen, dass die BRK LV Pilotprojektgruppe auf zwei
Bloodhounds zurückgreifen kann, so dass man die Ergebnisse des einen
Hundes durch den anderen Hund „überprüfen“ kann. Dabei wird das zweite
Team immer erst zum Einsatz gebracht, wenn das erste Team zu einem
Ergebnis gekommen ist. Der zweite Hundeführer kennt aber das Ergebnis des
ersten Teams nicht, damit er nicht voreingenommen an die Suche geht.
2. Mantrailing ist zwar „eingeschränkt“ mit jedem Hund machbar, sollte aber mit
Spezialhunden, d.h. Bloodhounds, durchgeführt werden, um wirklich die
gesamte Bandbreite des Mantrailing (d.h. sehr lange, sehr alte Trails in stark
kontaminierten ländlichen und städtischen Gebieten) abdecken zu können.
3. Hauptvoraussetzung für einen späteren, erfolgreichen Einsatz der
Mantrailing–Hundeteams, ist eine sehr zeitaufwändige, intensive und
seriöse Ausbildung, bei „im Mantrailing erfahrenen“ Ausbildern. Wer glaubt,
es sei mit der Anschaffung eines Bloodhounds getan, der befindet sich auf
einem gefährlichen Holzweg! Ohne die permanente Unterstützung durch die
Schweizer Kollegen von der NBAS, allen voran Frau Dr. Marlene Zähner,
wäre eine erfolgreiche Durchführung des BRK LV Pilotprojektes nicht möglich
gewesen. Unseriös und schlecht ausgebildete Mantrailing-Hundeteams stellen
ein großes Problem in Einsatzlagen dar. In der Vergangenheit wurden schon
oft ganze Suchaktionen durch derartige Mantrailing-Hundeteams in die Irre
geführt, so dass die vermissten Personen viel später, oder gar nicht
aufgefunden werden konnten. An Hand dieser abschreckenden Beispiele wird
die hohe Verantwortung zukünftiger Mantrailing-Hundeteams deutlich.
4. Über das BRK LV Pilotprojekt-Ende im Frühjahr 2007 hinaus, wird die
Pilotprojektgruppe (Schaller, Schweda und Schweda) weiterhin regelmäßig zu
den Ausbildungen der NBAS fahren, um das bisher erlangte Wissen zu
vertiefen. Genau wie in den anderen Suchdisziplinen (Flächensuche und
Trümmersuche), genügen drei Jahre nicht, um sich „Profi“ nennen zu können.
5. Die Herren Schaller und Schweda werden sich weiterhin den jährlichen NBAS
Überprüfungen der Einsatzfähigkeit (nach NBAS Standard) durch die
unabhängigen, internationalen Prüfer der NBAS, mit jahrzehntelanger
Erfahrung, unterziehen.