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Artikel
Fregatte
1
Kriegsschiff
6
Linienschiff
16
Stückpforte
22
Schlachtschiff
25
Schlacht von Trafalgar
29
Seeschlacht
37
Seeschlacht bei Abukir
44
Seeschlacht von Lissa
56
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
62
Breitseite
68
Geschütz
70
Referenzen
Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s)
75
Quelle(n), Lizenz(en) und Autor(en) des Bildes
76
Artikellizenzen
Lizenz
79
Fregatte
1
Fregatte
Fregatten sind nach heutigem Verständnis die kleinsten Kriegsschiffe, die noch in der Lage sind, selbstständige
Operationen durchzuführen. Vor allem dienen Fregatten dazu, mit ihrer oft spezialisierten Kampfkraft anderen
Kriegsschiffen in ihrem Auftrag ergänzend beizustehen. Beispielsweise können einzelne Fregatten auf
Unterwasser-Jagd, auf Flugabwehr oder auf Bekämpfung von Überwasserfahrzeugen hin ausgerüstet sein. In
Zerstörern und größeren Schiffen sind alle drei Komponenten vereinigt.
In der Vergangenheit hatte der Begriff „Fregatte“ verschiedene Bedeutungen. Z. B. wurden im deutschen Sprachraum
im 18. und 19. Jahrhundert Schiffe mit einer Vollschiffs-Takelage als Fregatten bezeichnet. Im Mittelmeerraum
nannte man einen Typ kleiner Segelfahrzeuge, die auch gerudert werden konnten, ebenfalls Fregatte;
entwicklungsgeschichtlich ist jedoch zwischen diesen und den späteren Kriegsschiffen kein Zusammenhang
nachweisbar. Dieser Artikel beschäftigt sich nachfolgend nur mit der Fregatte als Kriegsschiff.
Fregatten in der Zeit der
Segelschiffe
Entwicklung des Typs
Die Bezeichnung „Fregatte“ für relativ kleine,
schnelle Kriegsschiffe erscheint etwa seit Ende des
16. Jahrhunderts im nördlichen Europa. Das
Kennzeichen dieser Schiffe war zunächst das
Fehlen der hohen Aufbauten an Bug und Heck, die
die See-Eigenschaften bei anderen Schiffstypen
beeinträchtigten. Ansonsten bildeten sie noch
keinen einheitlichen Schiffstypus. Ein frühes
Beispiel ist die unter Heinrich VIII. in England für
die Royal Navy gebaute Tygar, von der eine
Zeichnung in der Anthony Roll überliefert ist; das
Schiff trug seine Geschütze auf einem
durchlaufenden Deck und wies weder Vordernoch Achterkastelle auf. Der Entwurf eines
ähnlichen Schiffs ist in den „Fragments of Ancient
English Shipwrightry“ des englischen Schiffbauers
Mathew Baker enthalten. Da jedoch im Nahkampf
niedrige Schiffe leichter zu entern waren, kehrte
man zu Ungunsten der Segeleigenschaften in
gewissem Rahmen zu Vorder- und Achterkastellen
zurück.
Fregatte USS Boston
Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine
Vielzahl verschieden ausgelegter Kriegsschiffe als
Fregatte USS Constitution
Fregatte bezeichnet, sowohl Schiffe mit nur einem
bewaffneten Deck als auch solche mit zweien. Andererseits wurden Schiffe, die man heute zu den
Fregatte
Fregatten bzw. deren Vorläufern zählt, mit anderen
Namen bedacht, in den Niederlanden etwa als
Pinasse. Als erste „echte“ englische Fregatte wird
häufig die unter Oliver Cromwell in Dienst
gestellte Constant Warwick bezeichnet, ein 1646
als Freibeuter gebautes Schiff mit 30 Kanonen, das
sich durch eine für damalige Verhältnisse
ungewöhnliche Länge des Kiels im Verhältnis zur
Breite des Rumpfs auszeichnete. Obwohl die
Constant Warwick und die ähnliche Adventure
schon Vorläufer des späteren Schiffstyps waren,
Kampf des englischen Linienschiffs HMS Tremendous und einer
britischen Fregatte gegen die französische Fregatte La Canonniere, 1806
wurde der Begriff „Fregatte“ keineswegs nur für
solche Schiffe verwendet, sondern allgemein für
Kriegsschiffe mit einer außergewöhnlich hohen Geschwindigkeit, weswegen man auch das 90-Kanonen-Linienschiff
Naseby (ab 1660: Royal Charles) mit diesem aus heutiger Sicht kaum passenden Namen bedachte. Erst in den
1740er Jahren entstand, nachdem es mit der schwedischen Vita Ørn von 1715 schon einen wenig beachteten
Vorläufer gegeben hatte, der klassische Segelfregatten-Typ. Konstruktiv waren dies Zweidecker (zwei komplett von
vorn bis achtern durchlaufende Decks); im Gegensatz zu früheren Fregatten war das untere Deck unbewaffnet, lag
dicht über oder gar unter der Wasserlinie und hatte keine Stückpforten. Üblicherweise wurden bei Kriegsschiffen nur
die bewaffneten Decks gezählt – obwohl die Fregatte also von der Konstruktion her zwei durchlaufende Decks hatte,
besaß sie nur ein bewaffnetes und gilt somit als „Eindecker“.
Die Bewaffnung wurde bei der „klassischen“ Fregatte nur auf dem Oberdeck und auf den Aufbauten (also
Achterdeck und Back – diese wurden übrigens nicht als Decks mitgezählt) geführt. Aufgrund dieser Konstruktion
hatten die Fregatten ein höheres Freibord als viele Zweidecker, so dass sie trotz geringerer Kanonenzahl bei
schwerer See einen Vorteil über kleinere Zweidecker besaßen, wenn diese ihre dicht über dem Wasser liegenden
schweren Geschütze nicht gebrauchen konnten und die unteren Stückpforten geschlossen halten mussten, um nicht
vollzulaufen. Die ersten Fregatten dieser Bauart waren mit 24 oder 26 Neunpfünder-Kanonen bewaffnet. Später gab
es Hauptbewaffnungen von 12-, 18- und 24-pfündigen Kanonen, mit zusätzlichen leichteren Kanonen (6- oder
9-Pfünder) oder Carronaden (z. B. 18- oder 24-Pfünder) auf den Aufbauten. Die ersten mit 24-Pfündern bewaffneten
Fregatten wurden von Fredrik Henrik af Chapman (1721–1806) entworfen und in Schweden gebaut (Bellona-Klasse
von 1782). Nach der Zahl der Kanonen wurden Fregatten als 28er, 32er, 36er, 38er oder 40er bezeichnet, wobei
zusätzlich aufgestellte Kanonen oder Carronaden auf den Aufbauten erst nach den napoleonischen Kriegen
vollständig mitgezählt wurden (Eine 38-Kanonen-Fregatte der britischen Leda-Klasse wurde z. B. während des
Krieges noch als „38er“ kategorisiert, nach dem Krieg als „46er“). Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurden in den
USA besonders schwere Fregatten wie die Constitution gebaut, die ein so genanntes „spardeck“ besaßen – die Kuhl,
der Raum zwischen Back und Achterdeck, war bei diesen Schiffen weitgehend geschlossen, so dass ein
durchgehendes Deck entstand. Praktisch waren diese Fregatten dann Zweidecker; zeitweilig waren einige der
amerikanischen Fregatten auch auf dem „spardeck“ mit einer kompletten Batterie ausgestattet. Die Verbindung von
schwerer Bewaffnung und hervorragenden Segeleigenschaften verlieh diesen Schiffen eine Überlegenheit, die im
Krieg von 1812 zu Aufsehen erregenden amerikanischen Erfolgen gegen britische Fregatten führte. Die 1834 vom
Stapel gelaufene französische Fregatte Belle Poule war ein Zweidecker ähnlicher Art und mit insgesamt 60
großkalibrigen Geschützen auf zwei vollständigen Batteriedecks bewaffnet.
Noch erhaltene hölzerne Segelfregatten sind die Unicorn und die Trincomalee in Großbritannien und sowie die
Constitution in Boston in den USA. In Frankreich wird gerade die Hermione nachgebaut.
2
Fregatte
Takelung und Segeleigenschaften
Getakelt waren die Fregatten grundsätzlich als Vollschiffe. Im Vergleich zu den ausgewogensten zeitgenössischen
Linienschiffstypen, z. B. dem 74-Kanonen-Schiff, erreichten Fregatten absolut zwar keine sehr viel höheren
Geschwindigkeiten, aber sie segelten außer bei schwerem Wetter ein wenig besser und konnten insbesondere bei
leichteren Winden dem schwereren Linienschiff davonsegeln. Erreichbar waren für die meisten Fregatten 12 Knoten,
besonders gelungene Entwürfe brachten es auf bis zu 14 Knoten.
Dampffregatten
Mitte des 19. Jahrhunderts begann man, Fregatten mit Dampfantrieb zusätzlich zur Besegelung auszustatten. Ab
1830 wurden sogenannte Radfregatten mit Schaufelradantrieb gebaut. Bei diesen Schiffen wurde oft die Takelage
reduziert, indem sie z. B. statt der üblichen Rah- eine Gaffeltakelung erhielten. Der Platzbedarf der Schaufelräder
verringerte die Bewaffnung auf dem Batteriedeck auf ca. 14 bis 20 Geschütze, meist ergänzt durch einige schwere
Bombenkanonen auf dem Oberdeck vorn und achtern (hinten). Ab ca. 1850 begann man Kriegsschiffe mit dem
effektiveren Schraubenantrieb auszurüsten. Diese sogenannten Schraubenfregatten konnten wieder mit einem
durchgehenden Batteriedeck ausgerüstet werden und glichen bis auf den Dampfantrieb fast vollständig den
Segelfregatten.
Die Besegelung wurde bei den Dampffregatten beibehalten, da die damaligen Dampfmaschinen noch recht
unzuverlässig und zudem sehr unwirtschaftlich waren, so dass sie sich nicht als Antriebsmittel für weite Reisen
eigneten. Insofern waren die Dampffregatten Segelschiffe mit Hilfsantrieb, der bei Windstille, beim Manöverieren in
engen Gewässern und im Gefecht eingesetzt wurde.
Aufgaben der Fregatten
Von ihrer Funktion her können die Segelfregatten als Kreuzer bezeichnet werden. Während es die Aufgabe der
größeren Kriegsschiffe war, als Schlachtschiffe in der Linie zu kämpfen (daher der Begriff Linienschiff), dienten die
Fregatten als Aufklärer für Linienschiffsgeschwader, als Begleitschiffe für Konvois und zur Störung des feindlichen
Handels.
Nach 1850 zeichneten sich neue Rollen für die Fregatten ab, bei denen der Kampfwert von sekundärer Bedeutung
war. So dienten sie als Schulschiffe oder als Mittel, um in entfernten Weltgegenden „Flagge zu zeigen“ und koloniale
Interessen durchzusetzen. Oft wurden Fregatten aber auch mit einem Forschungsauftrag auf Weltreise geschickt,
z. B. die österreichische Novara von 1857 bis 1859.
Mit der Entstehung der modernen Kreuzer wurde der Typ der Fregatte obsolet.
Zur Einordnung der Fregatten siehe auch die Rangeinteilung der Kriegsschiffe.
3
Fregatte
4
Moderne Fregatten
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts
übernahmen die Kreuzer die Aufgaben der
Fregatten.
Für die Sicherung der Geleitzüge des
Zweiten Weltkriegs stieg der Bedarf der
Royal Navy an Sicherungsfahrzeugen
ungeheuer an. Auf britischen Wunsch wurde
in den USA der Typ des Geleitzerstörers
(destroyer escort) entwickelt. Gleichzeitig
baute die Royal Navy selbst als verbesserte
Version der Korvette ein billiges
Hochsee-U-Jagd-Fahrzeug, das aus nahe
liegenden Gründen Fregatte genannt wurde.
Sowohl
der
hochwertige,
nach
Kriegsschiffstandards mit Turbinen- oder
Dieselantrieb hergestellte amerikanische
Geleitzerstörer als auch die britische, nach
französische Fregatte Courbet
Handelsschiffstandards
mit
Kolbendampfmaschine hergestellte Fregatte wurden in der Royal Navy als „Fregatte“ bezeichnet, was zu einiger
Verwirrung führte. In die US Navy übernommene britische Schiffe wurden dagegen „Patrol Frigate“ genannt. Nach
dem Krieg setzte sich jedoch die britische Bezeichnung weltweit durch.
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die spezialisierte Fregatte in den meisten Marinen den Zerstörer als Allzweckeinheit
abgelöst. Fregatten verdrängen heute zwischen 2.000 und 7.500 t. Man unterscheidet U-Jagd- und
Mehrzweckfregatten. Erstere sind für Geleitaufgaben ausgelegt, mit starker U-Jagd-Komponente sowie Rohr- und
Lenkwaffen für die Nahverteidigung. Letztere verfügen über weit reichende Flugkörper für Flugabwehr und
Schiffsbekämpfung.
Die modernste Entwicklung im Bereich der Überwasser-Kriegsschiffahrt stellen die Tarnkappen-Fregatten dar.
Aufgrund der Bauform, die durch die Oberflächenverhältnisse vorgegeben ist, scheinen Größe und Bewaffnung in
der Kapazität einer Fregatte am günstigsten ausgewogen zu sein. Größenmäßig liegen die Fregatten zwischen den
Zerstörern und den neuen Korvetten.
Fregatten der deutschen Marine
Die Bezeichnung „Fregatte“ gab es in der deutschen Marine von 1884 bis 1965 nicht. Die ersten nach dem Krieg
gebauten Fregatten der Bundesmarine wurden in Entwürfen noch als Geleitboote, ein Typ der Kriegsmarine,
bezeichnet. In Anpassung an NATO-Standards übernahm die Bundesmarine die Bezeichnung „Fregatte“.
Die ersten deutschen Fregatten nach dem
Krieg waren die sechs Geleitboote der
Köln-Klasse von 1965. Es handelte sich um
U-Boot-Jäger mit Artilleriebewaffnung ohne
Raketen. Diese Schiffe wurden ab 1982
durch die Bremen-Klasse ersetzt, von der
zuerst sechs, später zwei weitere Schiffe in
Fregatte Köln der Deutschen Marine
Fregatte
5
Dienst gestellt wurden. In den 1990er Jahren kam die Brandenburg-Klasse als Ersatz für die Zerstörer der
Hamburg-Klasse in Dienst. Die momentan modernste Klasse ist die F124, Typschiff ist die Sachsen.
Als Ersatz für die Zerstörer der Lütjens-Klasse werden ab 2004 die Fregatten der Sachsen-Klasse in Dienst gestellt.
Trotz der Klassifizierung als Fregatten sind diese Schiffe größer und bis auf die reduzierte Artilleriebewaffnung auch
kampfkräftiger als die alten Zerstörer. Im Gegensatz zu allen anderen deutschen Fregatten besteht die Aufgabe dieser
Klasse in der Flugabwehr, wobei sie vor allem das APAR-Radar in Verbindung mit SM-2-Flugabwehrraketen
einsetzen. Dieses deutsch-niederländische Radar- und Feuerleitsystem ist mit dem amerikanischen
Aegis-Kampfsystem vergleichbar.
Zukünftig wird die Klasse F125 die Bremen-Klasse ersetzen, wobei
über die genauen Details dieses Typs noch in Marine, Industrie und
Politik debattiert wird.
Die Volksmarine der DDR verfügte ebenfalls über einige Schiffe, die
bei der NATO als Fregatte bezeichnet wurden. Die drei Schiffe der
Koni-Klasse waren die größten Schiffe der Volksmarine. Dieser Typ
war von der UdSSR als Exportmodell entwickelt worden und wurde
auch von Bulgarien, Kuba, Algerien und Jugoslawien eingesetzt,
jedoch nicht von der sowjetischen Marine. In der Volksmarine wurden
diese Schiffe als Küstenschutzschiffe bezeichnet. Die Schiffe wurden
nach der Wiedervereinigung nur kurz übernommen und dann
verschrottet oder versenkt.
Fregatte Berlin der Volksmarine
Die kleineren Schiffe der Parchim-Klasse galten in der NATO ebenfalls als kleine Fregatten, wurden aber in der
Volksmarine als „Ubootjagdschiff“ bezeichnet. Die gesamte Klasse aus 16 Einheiten wurde 1991 an die indonesische
Marine verkauft.
Liste von Fregattenklassen
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Admiral-Gorschkow-Klasse (Russland)
Álvaro-de-Bazán-Klasse (Spanien)
Amazon-Klasse (Großbritannien)
ANZAC-Klasse (Australien)
Broadsword-Klasse (Großbritannien)
Bronstein-Klasse (USA)
De-Zeven-Provinciën-Klasse (Niederlande)
Duke-Klasse (Großbritannien)
FREMM-Fregatten (Frankreich-Italien)
F120 Köln-Klasse (Deutschland)
F122 Bremen-Klasse (Deutschland)
F123 Brandenburg-Klasse (Deutschland)
F124 Sachsen-Klasse(Deutschland)
F125 Baden-Württemberg-Klasse (Deutschland, geplant)
Fridtjof-Nansen-Klasse (Norwegen)
Georges-Leygues-Klasse (Frankreich)
Godavarti-Klasse (Indien)
Iver-Huitfeldt-Klasse (Dänemark)
• Jamaran-Klasse (Iran)
• Jianghu-Klasse (VR China)
• Jiangwai-Klasse (VR China)
Fregatte
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Knox-Klasse (USA)
Kortenaer-Klasse (Niederlande)
Krivak-I/II/III/IV-Klasse (Russland, Indien)
La-Fayette-Klasse (Frankreich)
Lupo-Klasse (Italien)
Maestrale-Klasse (Italien)
MEKO Deutschland
MILGEM (Türkei, in Bau)
Najin-Klasse (DVR Nordkorea)
Neustraschimy-Klasse (Russland)
Niteroi-Klasse (Brasilien)
Oliver-Hazard-Perry-Klasse (USA)
Siehe auch: Liste von Schiffstypen
Literatur
• Ulrich Israel u. Jürgen Gebauer: Kriegsschiffe im 19. Jahrhundert, Gondrom-Verlag, Bindlach 1989, ISBN
3-8112-0626-5
Kriegsschiff
Unter einem Kriegsschiff versteht man ein für den Krieg ausgerüstetes
Wasserfahrzeug. Seefahrende Völker und Mächte haben bereits früh
damit begonnen, für Kriegsführung und Seehandel unterschiedliche
Schiffstypen zu entwickeln. Mit Beginn der Neuzeit traten Segelschiffe
an die Stelle geruderter Kriegsschiffe, um ab der Mitte des 19.
Jahrhunderts wiederum von maschinengetriebenen Schiffen verdrängt
zu werden.
Waren Kriegsschiffe in der Vergangenheit meist auf den Kampf von
Schiffen gegen Schiffe ausgelegt, so setzte gegen Ende des 19.
Jahrhunderts die Entwicklung einer großen Typenvielfalt für
unterschiedliche Formen der Seekriegführung ein. Zu den neuen Typen
gehören U-Boote und Flugzeugträger, die den Seekrieg in die dritte
Dimension
tragen.
Andere
spezielle
Kriegsschiffe
sind
Minenabwehrfahrzeuge für die Bekämpfung von Seeminen und
Landungsschiffe für die amphibische Kriegführung. Außerdem wurden
spezielle Hilfsschiffe zur Unterstützung der Kampfschiffe entwickelt.
Begriff Kriegsschiff
Angesichts der Vielfalt von Typen und Einsatzformen ist die
Abgrenzung von Kriegsschiffen zu anderen Schiffen nicht immer
eindeutig festzulegen.
Fregatte Hamburg der Deutschen Marine
Der atomgetriebene französische Flugzeugträger
Charles de Gaulle
Kriegsschiff
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Rechtlicher Status
Völkerrechtlich verbindlich wird der Begriff in Artikel 29 des
Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (SRÜ) vom 10.
Dezember 1982 (SRÜ) wie folgt definiert:
Moderne Kampfschiffe erhalten in See von
Versorgungsschiffen Nachschub wie bei diesem
multinationalen Verband
Definition der Kriegsschiffe
„Im Sinne dieses Übereinkommens bedeutet »Kriegsschiff« ein zu den
Streitkräften eines Staates gehörendes Schiff, das die äußeren
Kennzeichen eines solchen Schiffes seiner Staatszugehörigkeit trägt; es
muß unter dem Befehl eines Offiziers stehen, der sich im Dienst des
jeweiligen Staates befindet und dessen Name in der entsprechenden
Rangliste der Streitkräfte oder in einer gleichwertigen Liste enthalten
ist; die Besatzung muß den Regeln der militärischen Disziplin
unterliegen.“
Dienstflagge der Seestreitkräfte der
Bundesrepublik Deutschland
Unter äußeren Kennzeichen eines solchen Schiffes seiner
Staatszugehörigkeit ist die Flagge der Seestreitkräfte des jeweiligen
Landes zu verstehen. Mit dem Begriff Offizier ist jeder militärisch
Vorgesetzte gemeint. Die Bestimmung, dass die Besatzung den Regeln
der militärischen Disziplin unterliegen muss, besagt, dass die
Besatzung aus Soldaten im Sinne des Völkerrechts bestehen muss.
Artikel 32 SRÜ bestimmt, dass Kriegsschiffe Immunität genießen. Das
bedeutet, dass fremde Staaten auf Kriegsschiffen, die sich in ihren
Hoheitsgewässern oder Häfen befinden, keine Rechtsgewalt ausüben
dürfen. Kriegsschiffe stellen ein Staatsgebiet ihres Landes dar.
Gleiches gilt für staatliche Schiffe, die nicht Handelszwecken dienen,
wie etwa die zivil besetzten militärischen Hilfsschiffe.
Die Bundesdienstflagge wird von den zivil
besetzten Hilfsschiffen der Deutschen Marine
geführt
Der rechtliche Status Kriegsschiff ist nicht abhängig von der Bewaffnung und Technik eines Schiffes. Das
unbewaffnete Segelschulschiff „Gorch Fock“ der Deutschen Marine ist zum Beispiel ein Kriegsschiff; die in der
Vergangenheit sogar mit leichter Artillerie bewaffneten Patrouillenboote des Bundesgrenzschutzes waren hingegen
keine Kriegsschiffe, da ihre Besatzung nicht aus Soldaten, sondern aus Polizeibeamten bestand.
Kriegsschiff
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Hilfsschiffe
Der zivil besetzte Flottentanker Rhön der
Deutschen Marine
Neben den Kriegsschiffen verfügen viele Marinen über zivil besetzte
Hilfsschiffe, die zum Teil auch leichte Waffen zur Selbstverteidigung
führen. Sie haben nicht den oben definierten Status, sondern den eines
Staatsschiffs. In der deutschen Marine gibt es zum Beispiel Tanker, die
zwar zivil besetzt sind, durchaus aber mit Kriegsschiffen zusammen
eingesetzt werden. Auch die US Navy und die britische Royal Navy
verfügen über eine größere Zahl derartiger Fahrzeuge. Militärisch
besetzte Unterstützungsfahrzeuge wie zum Beispiel die Versorger der
Berlin-Klasse werden zwar bisweilen als Hilfsschiffe bezeichnet, sind
vom Status her aber Kriegsschiffe.
Benennung der Kriegsschiffe
Es ist in allen Marinen seit sehr langer Zeit Tradition, Kriegsschiffen einen Namen zu geben. Später kamen in vielen
Marinen noch Präfixe und Kennungen aus Buchstaben oder Zahlen hinzu. In einigen Marinen wie der US Navy sind
Präfix und Kennung Teil des Schiffsnamens, in anderen wie etwa der Deutschen Marine, nicht.
Namensgebung
Die Namenstraditionen der Marinen sind stets ein Ausdruck ihres Selbstverständnisses als Teil staatlicher Macht
gewesen. So wurden in Monarchien dynastische Namen wie „Wasa“ oder „Hohenzollern“ gewählt. Heutige
republikanische Staaten drücken hingegen häufig durch die Wahl von Orts- oder Gebietsnamen („Braunschweig“,
„Ohio“) die Verbundenheit von Streitkräften und Bevölkerung aus. Üblich ist auch die Ehrung von Persönlichkeiten
(„Charles de Gaulle“, „Bismarck“) und die Erinnerung an Schlachten („Trafalgar“, „Yorktown“). Des Weiteren sind
Tiernamen („Tiger“, „Scorpion“), astronomische Bezeichnungen („Aldebaran“, „Sirius“) und Begriffe aus der Antike
(„Hermes“, „Leander“) gebräuchlich. Einige Marinen benennen ihre Schiffe außerdem nach Eigenschaften
(„Invincible“, „Le Triomphant“).
Manche Fahrzeuge tragen anstatt eines Namens nur eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen. Traditionsgemäß
gilt das zum Beispiel für alle deutschen U-Boote („U 31“) mit Ausnahme einiger Versuchs- und Schulboote
(„U-Hai“).
Schiffsnamen sind in Nordeuropa und Nordamerika meistens weiblich, insbesondere wenn es sich um Schiffe
handelt, die nach Personen oder geographischen Begriffen benannt sind (die „Eisenhower“, die „Hamburg“). Schiffe,
die nach einem Ausdruck mit Artikel (zum Beispiel Tiere, astronomische Begriffe) benannt sind, behalten dessen
Genus normalerweise bei (der „Widder“, das „Frettchen“), es kann jedoch auch die weibliche Form verwandt werden
(der/die „Pfeil“).[1] In romanischen und slawischen Sprachen wird das Genus des Namens beibehalten. Die
österreichische Seemannssprache (bis 1918) lehnt(e) sich daran an - es gab also den „Szent Istvan“, die „Kaiserin
Elisabeth“, den „Sankt Georg“ und die „Wien“ (von: die Stadt).
Kriegsschiff
9
Präfixe
Liste der Präfixe von Schiffsnamen
In einigen Marinen werden den Schiffsnamen Präfixe vorangestellt, wie etwa USS oder HMS. Diese Präfixe können
Teil des Schiffsnamens sein. Die deutsche Marine benutzt seit 1918 kein Präfix mehr, nachdem zuvor die Schiffe als
SMS (Seiner Majestät Schiff) bezeichnet worden waren.
In Anlehnung an diese nationalen Präfixe ist es in internationalen Bündnissen wie der NATO üblich, allen
Schiffsnamen ein auf einer englischen Abkürzung beruhendes Präfix voranzustellen, um Schiffe im Schriftverkehr
genau ansprechen zu können. Für deutsche Kriegsschiffe wird die Abkürzung FGS für „Federal German Ship“
verwandt. Diese NATO-Präfixe sind kein Namensbestandteil und müssen auch nicht mit den nationalen Präfixen
übereinstimmen.
Kennungen
Um Schiffe gleichen Typs auch auf größere Entfernung optisch
unterscheiden zu können, wurden Kennungen aus Zahlen oder
Buchstaben eingeführt, wobei die verschiedenen Marinen sehr
unterschiedliche Systeme verwenden oder verwendet haben. Diese
Kennungen sind im optischen Signalverkehr, d.h. in der
Kommunikation mit Scheinwerfer- oder Flaggensignalen unerlässlich,
um die verschiedenen Schiffe eines Verbandes eindeutig anzusprechen
und so Irrtümern vorzubeugen.
In der deutschen Marine waren bis etwa 1957 Kennungen aus zwei
Buchstaben üblich, die sich an den Schiffsnamen anlehnten (SX für
Linienschiff „Schleswig-Holstein“, ST für Küstenminensuchboot
„Seestern“). Anschließend wurde das in der NATO übliche System aus
Buchstaben und Zahlen eingeführt.
Deutsche Torpedoboote mit
Zwei-Buchstaben-Kennungen in den 1930er
Jahren
Das NATO-System ähnelt dem US-System, bei dem Schiffe mit einer
Buchstabenkombination für den Typ (type indicator) gefolgt von einer
Ordnungsnummer gekennzeichnet werden (DDG-2 Charles F. Adams),
wobei US-Schiffe immer nur die Zahl zeigen (DDG-2: „2“). Allerdings
wird bei der NATO-Kennung, der so genannten Hullnumber
(Rumpfnummer), immer nur ein Buchstabe benutzt (F 207 für Fregatte
Der Zerstörer USS James E. Williams (DDG-95)
mit einer kontrastarmen Kennung
„Bremen“). Dieses NATO-System wird auch in vielen westlich
orientierten Marinen benutzt. Andere Marinen kennen unterschiedliche
Systeme, die häufig nur aus Zahlen bestehen. Bisweilen drücken diese Zahlen die Zugehörigkeit von Schiffen zu
einem Verband aus (zum Beispiel 52 als 2. Schiff des 5. Geschwaders).
Im Krieg und in Einsätzen werden die Kennungen teilweise entfernt, verkleinert oder mit kontrastarmer Farbe
aufgetragen.
Schiffe mit Flugdeck tragen meistens zusätzlich zur Hullnumber eine 2-Buchstaben-Kennung in Anlehnung an den
Schiffsnamen auf dem Flugdeck, um vom Hubschrauber aus leichter identifizierbar zu sein.
Kriegsschiff
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Geschichte
Antike
Die ersten typischen Kriegsschiffe wurden von den Griechen, Persern und Phöniziern gebaut. Es waren Langschiffe,
die später zu Galeeren mit Rammsporn weiterentwickelt wurden.
Um 250 v. Chr. besaßen die Karthager die größte und kampfkräftigste Flotte von Kriegsschiffen im Mittelmeer mit
bis zu acht bis fünf Ruderern in drei Ebenen von Riemen übereinander (Quinqueremen). Dies änderte sich im Ersten
Punischen Krieg, als die Römer ein gestrandetes karthagisches Ruderschiff nachbauten.
Die Römer fügten der karthagischen Konstruktion den Corvus, eine Enterbrücke, hinzu und bemannten die Schiffe
mit Fußsoldaten. Auf diese Weise entstand die erste Marineinfanterie. Durch diesen Vorteil beim Entern
übernahmen die Römer die Seeherrschaft im Mittelmeer.
Wikinger
In Nordeuropa wurde der Typ des Wikingerlangschiffes entwickelt,
das besonders schnell und für Raubzüge geeignet war. Es ermöglichte
den Aufbau der Wikingerreiche in Russland, der Normandie, Sizilien
und Großbritannien.
Modell eines Wikingerschiffs
China
Im Kaiserreich China wurden immer größere Dschunken als
Kriegsschiffe gebaut. Der Höhepunkt dieser Entwicklung lag in der
Ming-Dynastie um 1405 bis 1430, als China mit mehr als 300 Schiffen,
die zum größten Teil in Nanjing gebaut wurden, die größte Kriegsflotte
der damaligen Welt hatte. Maßgeblich war dafür der chinesische
Admiral Ma San Bao, auch Zheng He genannt, der zur Bekämpfung
von Piraten und zur Sicherstellung der Vormacht Chinas Reisen nach
Südostasien, Indien und Afrika unternahm. Größter Schiffstyp waren
die sog. Schatzschiffe, die bis zu 9 Masten hatten und etwa 70 Meter
lang waren.
Schiffe Zheng Hes
Kriegsschiff
11
Hanse
Zur Hansezeit bestanden die Kriegsflotten im nördlichen Europa
hauptsächlich aus stärker bewaffneten Hansekoggen und Kraweelen,
die sich im Bau kaum von Handelsschiffen unterschieden.
Nachbau einer Hansekogge von 1380
15. und 16. Jahrhundert
Das änderte sich im 15. und 16. Jahrhundert, als Feuerwaffen immer
stärker die Kriegführung bestimmten. Im Mittelmeer entstand aus den
Galeeren die Galeasse. Die Portugiesen und Spanier entwickelten den
Schiffstyp der Kogge und der Kraweel zu Karavellen und Karacken
weiter. Die Spanische Armada wurde zur größten Flotte der damaligen
Welt. Als reines Segelschiff wurde die Galeone entwickelt, die sowohl
als Handels- als auch (in schlankerer Form) als Kriegsschiff eingesetzt
wurde. Ein Beispiel dafür ist die Golden Hinde von Sir Francis Drake.
Henri Grâce à Dieu
Die Segelschiffe dominierten nun den Kriegsschiffbau, das
Linienschiff mit schlankerem Rumpf als die Handelsschiffe dominierte
ab dem 17. Jahrhundert die Meere. Vorbild für die ersten Linienschiffe war die Henri Grâce à Dieu, die 1547 21
Kanonen bei 1000 Tonnen Wasserverdrängung aufwies. Die Schiffsgeschütze, die zunächst auf dem Oberdeck
aufgestellt waren und Kugeln aus Stein oder Eisen verschossen, wurden in besonderen Waffendecks (Batteriedeck)
hinter Stückpforten untergebracht.
Dadurch wurde der Schwerpunkt nach unten verlagert und es konnten mehr Kanonen transportiert werden, ohne die
Kentergefahr zu steigern. Bevorzugte Kampftechnik wurde nun die Breitseite, bei der aus allen Rohren einer Seite
geschossen wurde. Motor dieser Entwicklung war John Hawkins. Sein Ziel waren schnelle Schiffe mit guten
Segeleigenschaften und starker Bewaffnung. Mit diesen Schiffen, der Änderung der Taktik (und einem kräftigen
Sturm) besiegte und vernichtete die englische Flotte die Spanische Armada 1588.
Kriegsschiff
12
17. Jahrhundert
Die HMS Prince Royal, gebaut 1610, war das erste Schiff mit drei
Geschützreihen und für längere Zeit das größte Kriegsschiff der Welt.
Die HMS Naseby, 1660 umbenannt in HMS Royal Charles, wurde zum
Prototyp des Kriegsschiffes für die nächsten 150 Jahre. Sie hatte 1230
Tonnen Wasserverdrängung, 80 Kanonen und 600 Mann Besatzung bei
einer Länge von 53 m und einer Breite von 14 m. Neben die größeren
Linienschiffe trat bald die Fregatte als kleineres, aber besonders
schnelles Segelkriegsschiff mit ca. 20-40 Kanonen.
Die HMS Royal Charles ca. 1670
18. Jahrhundert
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurden die Rümpfe schmaler und
eleganter. Berühmte Schiffe aus dieser Zeit sind:
• HMS Victory, das Flaggschiff von Lord Nelson in der Schlacht von
Trafalgar. Sie wurde am 23. Juli 1759 auf Kiel gelegt, aber erst
1776 in Dienst gestellt. Ab 1778 diente sie verschiedenen
Admirälen als Flaggschiff und ist heute das älteste noch in Dienst
befindliche Kriegsschiff. Die Länge beträgt 69 m, die größte Breite
15,7 m, die Wasserverdrängung 3556 Tonnen. Sie trägt 114
Kanonen und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 11 Knoten.
• USS Constellation, die 1797 als erstes Schiff im Auftrag der US
Navy gebaut wurde. Sie vereinigte die Feuerkraft einer Razee dieser
Zeit mit der Geschwindigkeit eines Baltimore-Klippers. Die
Wasserverdrängung beträgt 1278 Tonnen, die Länge 55 m, die
Breite 13 m. Bewaffnet war sie mit 36 Kanonen. Die
HMS Victory
Geschwindigkeit betrug 14 Knoten, so dass sie den Spitznamen
"Yankee Racehorse" (Yankee-Rennpferd) bekam.
19. Jahrhundert
Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert gab es einen
Entwicklungsschub, der eine ganze Reihe von Erfindungen
hervorbrachte: die Dampfmaschine, den Schaufelradantrieb, den
Propeller, die Einführung von Granaten und Panzerung. Die Granaten
waren zur Zeit der napoleonischen Kriege noch nicht ganz ausgereift,
wirkten jedoch nach Beseitigung ihrer Probleme (ab ca. 1830)
verheerend gegen ungepanzerte Holzschiffe.
Zunächst wurden deshalb die Holzschiffe mit Stahlplatten gepanzert.
Dampfkriegsschiffe wurden zunächst als Raddampfer, in der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts zunehmend als Schraubendampfer gebaut. Der
Dampfantrieb ermöglichte eine bessere Manövrierbarkeit.
HMS Warrior
Kriegsschiff
13
Nach dem Krimkrieg wurden zwei revolutionäre Schiffe gebaut, die ersten „Ironclad Warships“, die auf einen Schlag
alle anderen Schiffe wertlos machten:
• die französische Gloire 1858 und die ihr überlegene
• britische HMS Warrior 1859. Mit 15 Knoten Geschwindigkeit schneller, mit 114 mm Stahl auf Teakholz stärker
gepanzert und mit 40 schwersten Geschützen war sie stärker bewaffnet als jedes andere Schiff. Ihre eigenen
Geschütze konnten die Panzerung auf 360 Meter nicht mehr durchschlagen.
Aufgrund dieser Überlegenheit der Panzerung wurde die Taktik des
Rammens für kurze Zeit üblich (Seeschlacht von Lissa 1866).
Drehbare
Geschütztürme
wurden
zuerst
an
kleinen
Küstenkriegsschiffen (USS Monitor), ab ca. 1870 auch auf großen
Kriegsschiffen eingesetzt, als die Masten und Segel, die für weltweiten
Einsatz der Kriegsschiffe noch benötigt wurden, verschwanden, so
dass es gegen Ende des 19. Jahrhunderts praktisch nur noch
Dampfschiffe gab. Aus dem Segelschiffsbau wurden jedoch viele
Bezeichnungen für Schiffsklassen übernommen, so die Fregatte und
Korvette. Als neuer Typ entstand der Panzerkreuzer.
SMS Ferdinand Max, das österreichische
Flaggschiff in der Schlacht von Lissa
Die gezogenen Hinterlader kamen auf See erst relativ spät in
Gebrauch, da die Vorteile (bessere Zielgenauigkeit) bei den geringen
Kampfentfernungen auf See von den Nachteilen (geringeres Kaliber,
unzuverlässige Verschlüsse, Rohrkrepierer) aufgewogen wurden.
Zwischen 1880 und 1890 konnten aber große Kaliber mit langen
Rohren und panzerbrechenden Langgeschossen die Panzerungen
überwinden.
SMS Kaiser Friedrich III., ein typisches
Linienschiff aus der Zeit kurz vor 1900 mit den
schweren Geschützen in zwei Drehtürmen und
einer starken Mittelartillerie in
Kasemattaufstellung
Beginn des 20. Jahrhunderts
Nach der Seeschlacht bei Tsushima 1905 wurden die gewonnenen
Erfahrungen konsequent umgesetzt: Eine wirkungsvolle Feuerleitung
konnte nur durch Vereinheitlichung der Kaliber, eine große
Schussentfernung nur durch großkalibrige Geschütze erreicht werden.
Es entstand innerhalb eines Jahres die HMS Dreadnought, die mit zehn
30,5-cm-Geschützen ausgerüstet war, in jede beliebige Richtung
mindestens sechs davon einsetzen und jeweils zweimal pro Minute
abfeuern konnte. Wie die HMS Warrior war auch dieses Schiff der
HMS Dreadnought: Konzentration auf ein
Hauptkaliber bei reduzierter Mittelartillerie
Beginn einer neuen Epoche im Kriegsschiffbau. Alle vorher gebauten
Linienschiffe, die noch mit einer gemischten Batterie unterschiedlicher
Kaliber ausgerüstet waren, wurden dadurch in ihrem Gefechtswert stark herabgesetzt.
In der Skagerrakschlacht wurde das Gefecht auf über 10.000 Metern Entfernung ausgetragen, was mit früheren
Schiffs- und Geschütztypen undenkbar war. Die Skagerrakschlacht blieb die größte mit Schlachtschiffen
ausgetragene Seeschlacht der Zeitgeschichte.
Kriegsschiff
Nach dem Ersten Weltkrieg erlaubte der Versailler Vertrag der deutschen Marine nur einen eingeschränkten Ersatz
der wenigen verbliebenen Schlachtschiffe (diese wurden unter dem alten Begriff Linienschiff geführt). Die taktische
Entwicklung ging in den 20er und 30er Jahren deshalb in Deutschland von der schweren Schlachtflotte weg hin zu
Kreuzern. Konsequenz aus den engen vertraglichen Grenzen war die Entwicklung der, von der Auslandspresse als
„Westentaschen-Schlachtschiffe“ bezeichneten, Panzerschiffe, deren erster Prototyp das Panzerschiff Deutschland
war. Hier wurden die Eigenschaften von hoher Geschwindigkeit, schwerer Bewaffnung und großer Reichweite
miteinander vereinigt. Dazu diente die erstmalige Verwendung von Dieselmotoren und eine (im direkten Vergleich)
massive Gewichtsreduzierung. Das strategische Konzept dahinter wurde als „Kreuzerkrieg in Übersee“ bezeichnet.
Die Idee fand Ausdruck in dem Satz: „Schneller als schwerer Bewaffnete und schwerer bewaffnet als Schnellere!“
Sowohl die Deutschland (später zum Schweren Kreuzer Lützow umklassifiziert) als auch ihre Schwesterschiffe
Admiral Scheer und Admiral Graf Spee führten diesen Kreuzerkrieg im Zweiten Weltkrieg anfangs sehr erfolgreich,
desgleichen die ursprünglich auch als vergrößerte Panzerschiffe geplanten, später als Schlachtschiffe fertig gestellten
Scharnhorst und Gneisenau.
Ebenfalls seit Beginn des Jahrhunderts machte die Entwicklung von
U-Booten entscheidende Fortschritte, insbesondere in Deutschland
wurde die U-Boottechnik stark vorangetrieben. Technisch möglich
waren diese erst durch den Elektroantrieb und die Entwicklung
leistungsfähiger Akkumulatoren. Typische Waffe der U-Boote war und
ist der Torpedo. Damit waren diese Boote seit dem Ersten Weltkrieg in
der Lage, weitgehend unerkannt andere Schiffe anzugreifen und zu
versenken.
Außerdem entstanden die Torpedoboote, kleine, schnelle und vor allem
U 995 vom Typ VII, dem meistgebauten im
preiswerte Boote, deren Hauptwaffe ebenfalls der Torpedo war, und
Zweiten Weltkrieg
die gegen die Schlachtschiffflotten eingesetzt wurden. Deren
Geschütze waren zu langsam, um Torpedoboote effektiv abzuwehren. Zur Abwehr gegen die Torpedoboote entstand
daher der Torpedoboot-Zerstörer, später kurz Zerstörer genannt.
Während des ersten Weltkriegs kamen auch Ballonschiffe zum Einsatz, die zur Beobachtung des umliegenden
Meeres mit einem bemannten Ballon bestückt waren. Sie wurden jedoch nach Ende des Krieges durch die
Entwicklung von Flugzeugmutterschiffen verdrängt.
Zweiter Weltkrieg und Folgezeit
Hiermit war die Entwicklung des Schlachtschiffes praktisch beendet,
denn die Schlachtschiffe des Zweiten Weltkrieges, wie zum Beispiel
das Schlachtschiff Bismarck, hatten aufgrund ihrer Größe zusätzlich zu
der unveränderten Hauptbewaffnung eine Mittelartillerie von kleineren
Geschützen und Flugabwehrkanonen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die militärische Wirksamkeit der
U-Boote zunehmend durch die Überwachung mit Flugzeugen und
Die Yamato, das größte und stärkste gebaute
Radar, sowie die Abwehrmaßnahmen von Zerstörern neutralisiert.
Schlachtschiff.
Nach dem Krieg kamen neue Typen in Gebrauch, die den Gefechtswert
der Boote wiederum erhöhten. Durch Kernreaktoren erhielten große
U-Boote ab Mitte des 20. Jahrhunderts die Fähigkeit, sehr lange ohne Kontakt zu Stützpunkten auf See zu operieren.
Oftmals dienen solche Atom-U-Boote als mobile Abschussbasen für strategische Atomraketen.
Als weitere Entwicklung ist der Flugzeugträger zu nennen, dessen Entwicklung im Ersten Weltkrieg begann und im
Zweiten Weltkrieg forciert wurde. Der britische Angriff auf Tarent (1940) und der japanische Angriff auf Pearl
14
Kriegsschiff
15
Harbor zeigten die Überlegenheit gegenüber konventionellen Kriegsschiffen und führten dazu, dass Flugzeugträger
ein elementarer Bestandteil der großen Marinen wurden.
Gegenwart
Heute sind in erster Linie Zerstörer, Fregatten und Korvetten im
Einsatz, die häufig mit Lenkwaffen ausgerüstet sind und so - ähnlich
wie U-Boote - als mobile Abschussbasen dienen können. Es gibt aber
auch noch als Kreuzer klassifizierte Lenkwaffenkriegsschiffe, wie die
Einheiten der russische Kirow-Klasse oder die der US-amerikanischen
Ticonderoga-Klasse.
Für den Küstenschutz sind leicht bewaffnete Minensucher im Einsatz.
Schnellboote, ermöglichen es, unerlaubt eindringende Schiffe
frühzeitig abzufangen. Seit dem Zweiten Weltkrieg spielen auch
amphibische Kriegsschiffe eine große Rolle. Dazu gehören große
Landungsschiffe, die meist mit Hubschraubern und zum Teil mit einem
Dockraum ausgestattet sind. Kleine, sehr flachgehende Landungsboote
können Mannschaften, Fahrzeuge und Material an das Ufer bringen.
Diese Boote sind meist nur leicht bewaffnet.
Moderne Flugzeugträger ermöglichen den Einsatz von Bombern und
Jagdflugzeugen weit entfernt von landgestützten Basen und spielten
etwa im zweiten und dritten Golfkrieg eine wichtige Rolle. Sie dienen
auch als Führungsplattform für große Schiffsverbände. Wegen ihrer
Größe sind Flugzeugträger verwundbar gegen Angriffe mit
Seeziel-Flugkörpern und Torpedos.
Die britische Fregatte HMS Richmond schießt
einen Seeziel-Flugkörper AGM-84 Harpoon
Französische Fregatte Surcouf der
La-Fayette-Klasse mit Stealth-Technologie zur
Signaturreduzierung
Beim Kriegsschiffbau spielt die Signaturreduzierung eine bedeutende
Rolle. Am bekanntesten ist die Stealth-Technologie, die die Ortung
durch Radargeräte erschwert. Als Prototyp diente der US Navy das
Stealthschiff Sea Shadow (IX-529). Zugleich geht es aber auch darum, der Ortung durch andere Sensoren
entgegenzuwirken. Bereits seit längerem werden deshalb die Infrarot-, Magnet- und Geräuschsignaturen reduziert.
Siehe auch
• Orlogschiff
Literatur
• Bernd Loose / Bernd Oesterle: Das große Buch der Kriegsschiffe (19. & 20. Jh.), Motorbuch Verlag, ISBN
3-613-01854-3
Referenzen
[1] Duden, Die Grammatik, 7., völlig neu erarbeitete und erweiterte Auflage, Band 4, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2005; S.163, Regel 247
Linienschiff
16
Linienschiff
Ein Linienschiff ist ein historischer Typ von Kriegsschiffen. Dieser
Schiffstyp war vom 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 20.
Jahrhunderts in Gebrauch. Der Name entstand dadurch, dass diese
Schiffe im Gefecht hintereinander in Kiellinie segelten.
Hölzerne Batterieschiffe mit Segeltakelung (vor
1860)
Seeschlacht bei Abukir 1798
Segellinienschiffe
Das Linienschiff war das vom 16. bis zum 19. Jahrhundert schwerste
Kriegsschiff in Europa. Schwerfälliger als die Fregatte, besaß es die
größte Tonnage und die durchschlagsstärksten Kanonen. Der Name
leitet sich vom englischen Ship of the line her. Mit der Erfindung der
Stückpforte, einer verschließbaren Öffnung am Rumpf, um 1500 war
es möglich, Geschütze relativ dicht über der Wasseroberfläche in den
Zwischendecks zu positionieren. Derart tief liegende Geschütze
konnten relativ groß gewählt werden, ohne die Stabilität des Schiffes
zu gefährden.
Kampf des britischen Linienschiffs Tremendous
und einer britischen Fregatte gegen die
französische Fregatte La Canonniere, 1806.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Artillerie im
Seekampf beständig, während im gleichen Maße die des Enterkampfes zurückging. Im 17. Jahrhundert wurde damit
begonnen, Taktiken zu entwickeln, die der Stärke der Artillerie Rechnung trugen. Eine logische Konsequenz der
Breitseitenaufstellung war die Anordnung der Schlachtflotten in Kiellinie.
Linienschiff
17
Ansicht eines britischen Schiffs 3. Ranges (oben) und Längsschnitt eines Schiffs 1.
Ranges (unten).
Mit den englisch-niederländischen
Seekriegen ab 1652 wurde nach und
nach das Mêlée durch die Linie als
Kampfformation abgelöst und in
Instruktionen
reglementiert
und
vorgeschrieben. In den Seeschlachten
des 17. Jahrhunderts erstreckten sich
die Flotten teilweise über mehrere
Kilometer und feuerten tagelang
Breitseiten aufeinander ab. Am St
James's Day Fight vom 25. Juli 1666
kämpften 89 englische Linienschiffe
auf einer Breite von neun Meilen
gegen
88
niederländische
Linienschiffe. Dabei wurden insgesamt
nur drei Schiffe versenkt, was vor
allem auf die geringe Wirkung der
Artillerie und auf das Zielen auf die
Takelage zurückzuführen ist.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich
unterschiedliche Taktiken zur Führung
einer
Seeschlacht.
Die
starrste
Schlachtordnung war der Versuch der
strikten Einhaltung der Kielline von
beiden Seiten (laufendes Gefecht und
Passiergefecht), wie sie die britische
Admiralität lange Zeit vorschrieb.
Andere
Varianten
waren
das
Doublieren, das Crossing the T und das
Durchbrechen der feindlichen Linie.
Da die ganze Flotte in Formation nur
so schnell war wie das langsamste
Schiff, wurde die Geschwindigkeit bei
der Entwicklung von Schiffen für die
Hauptkampflinie als nebenrangig
eingestuft.
Dafür
wurden
auf
Bewaffnung und Standfestigkeit (die
Fähigkeit des Schiffes, Beschuss
auszuhalten)
Wert
gelegt.
Als
Konsequenz
dieser
Entwicklung
Die HMS Victory um 1900 in Portsmouth, dieses
Linienschiff diente Admiral Nelson 1805 bei der
Schlacht von Trafalgar als Flaggschiff.
entstand aus der Kriegsgaleone das Linienschiff.
Auf
den
Linienschiffen
waren
die
54
bis
130
Kanonen
über
mehrere
Decks
Linienschiff
verteilt, und zwar von zwei durchlaufenden Decks bis zu vier Decks.
Die Schiffe wurden gemäß ihrer Bewaffnung in Ränge eingeteilt und
als Zweidecker, Dreidecker oder Vierdecker (etwa die spanische
Santissima Trinidad) bezeichnet. Dabei bildeten die Zweidecker, die
von Bewaffnung, Segeleigenschaften und Kosten die ausgewogenste
Konstruktion waren, das Rückgrat der Linienstreitkräfte, waren aber
weniger repräsentativ als Drei- und Vierdecker. Gegen Ende des
zweiten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts führte die Royal Navy die
Kreuzspantenbauweise ein, die eine nochmalige deutliche Steigerung
Linienschiffe in der Schlacht von Trafalgar
der Schiffslänge ermöglichte. Danach wurde der schon vorher laufend
(1805)
vergrößerte
Zweidecker
endgültig
zur
dominierenden
Linienschiffsform, verbunden mit einer zukünftigen laufenden Steigerung der Kalibergrößen auf Kosten der Anzahl
der Geschütze.
Die schwersten Geschütze kamen auf das unterste Batteriedeck, es waren die 32-Pfünder bis 42-Pfünder, darüber im
Mitteldeck und Oberdeck waren die 24-Pfünder und 12-Pfünder. Die Bezeichnung der Geschütze richtete sich nach
dem Gewicht der von ihnen verschossenen Kanonenkugeln. Neben den Geschützen auf den einzelnen Decks wurden
weitere Geschütze auf dem Halbdeck oder Schanz achtern und der Back vorn platziert. Ab etwa 1780 wurden diese
Geschütze teilweise durch Karronaden, eine verheerende Nahkampfwaffe, ersetzt. Erhalten blieben aber meistens die
langrohrigen Jagdkanonen, die bei Verfolgungen eingesetzt wurden, auf der Back zur Jagd und achtern zur Abwehr
von Jägern.
Den Höhepunkt seiner Bedeutung erreichte das Linienschiff in den napoleonischen Kriegen: 1805 besiegte der
britische Admiral Horatio Nelson mit seiner Linienschiffflotte die Franzosen und Spanier in der Schlacht von
Trafalgar. Dabei diente die britische Flotte als „Wooden Wall“ gegen die drohende französische Invasion Englands.
→ über Schiffsbesatzung eines Segellinienschiffes siehe Hauptartikel Schiffsbesatzung
Schraubenlinienschiffe (1845–1860)
Eine nur kurze Blüte erlebten die Schrauben-Linienschiffe, die zusätzlich mit Dampf angetrieben werden konnten.
Zunächst wurden gegen 1845 bereits vorhandene Segel-Linienschiffe mit 300 bis 1000 PS starken Dampfmaschinen
ausgerüstet. Ab 1850 wurden solche Schiffe aber auch von Beginn an mit Schraubenantrieb geplant und gebaut, bis
diese dann nur 10 Jahre später bereits als überholt galten.
Gepanzerte Stahlschiffe mit Dampfantrieb (1860–1922)
Mit Einführung des Dampfantriebs ergaben sich für die Seebefehlshaber neue Möglichkeiten der Gefechtsführung,
da man nicht mehr auf die – gemeinsam mit dem Gegner genutzte – Kraft des Windes angewiesen war. Dies führte
ab etwa 1860 zu einer Abkehr von der reinen Linientaktik und einer Hinwendung zum formationslosen Kampf
Schiff gegen Schiff (Mêlée). Hierfür wurde die Aufgabe des reinen Breitseitenfeuers zugunsten eines verstärkten
Rundum- und Überendfeuers notwendig, was sich in der grundlegenden Neukonstruktion der Linienschiffe
niederschlug.
Panzerlinienschiffe mit Hinterladern (1860–1890)
Mit der Einführung eiserner Schiffsrümpfe seit den späten 1850er Jahren, die in den Panzerschiffen verwendet
wurden, führte die Entwicklung des Hauptkampfschiffs vom klassischen Segel-Linienschiff aus Holz hin zu
dampfgetriebenen Schiffen mit anfangs schmiedeeisernen Panzerungen. Dabei entwickelten sich verschiedene –
teilweise miteinander konkurrierende – Konzepte, die sich durch die Art, wie die Geschütze in und auf dem Schiff
aufgestellt waren, und die Anordnung der Panzerung unterschieden. Folgende Grundtypen lassen sich unterscheiden:
18
Linienschiff
Nach der Aufstellung der Geschütze
•
•
•
•
•
Batterieschiff/Breitseitschiff
Zentralbatterieschiff
Kasemattschiff
Turmschiff
Barbettschiff/Redouitschiff
Nach der Anordnung der Panzerung
• Panzergürtelschiff
• Panzerdeckschiff
• Zitadellschiff
Ferner wurden die Panzerlinienschiffe grundsätzlich in Panzerkorvetten, die ihre Bewaffnung an Oberdeck führten,
und Panzerfregatten unterschieden, die über ein Batteriedeck oder eine Kasematte verfügten. Diese Benennungen
wurden auch offiziell verwendet; es gab aber auch Typen, die beides in sich vereinten und als Panzerschiffe
eingeordnet wurden. In Folge dieser Entwicklung kam es zu einem vorübergehenden Verschwinden des Begriffs
Linienschiff, der erst um 1890 wieder auflebte.
Batterieschiff/Breitseitschiff
Die Bezeichnung Batterieschiff bezieht sich darauf, dass die Kanonen des Schiffes in einem oder mehreren
Batteriedecks standen. Da sie durch Stückpforten im Rumpf nach den Seiten hin feuerten, spricht man auch vom
Breitseitschiff. Diese Bauform lehnt sich noch sehr stark an der ihrer hölzernen Vorgänger an. Vor allem gab es noch
keine gepanzerten Querschotten, die Schutz vor von hinten oder vorne einschlagenden Geschossen geboten hätten.
Zentralbatterieschiff
Die Umstellung von Vorderladern auf Hinterlader brachte es mit sich, dass die Geschütze, die jetzt gezogene Läufe
hatten und Granaten statt Kugeln verschossen, wesentlich größer und länger waren als die alten Kanonen aus
Bronzeguss. Ihre Zahl musste deshalb drastisch reduziert werden. Beim Zentralbatterieschiff standen die Geschütze
in einem Panzerkasten, dieser hatte aber eher die Form eines gepanzerten Batteriedecks, und die Geschütze feuerten
konventionell durch Stückpforten in den Schiffsseiten.
Kasemattschiff
Um sie effektiver einsetzen zu können, wurden sie in einem in den Schiffskörper eingebauten gepanzerten Kasten,
der Kasematte, zusammengefasst. Die Geschütze standen auf drehbaren Lafetten und schossen durch mitdrehende
Schartenblenden. Vor und hinter der Zitadelle hatten die Schiffskörper Einziehungen, die den Geschützen ein glattes
Einschwenken und damit das Feuer nach voraus und achteraus ermöglichten.
Turmschiff
19
Linienschiff
20
Bei Turmschiffen waren die Geschütze in einem oder mehreren
drehbar gelagerten, zylindrischen Räumen, den Türmen, aufgestellt.
Diese Türme waren noch wesentlich einfacher als die späteren
Geschütztürme gebaut.
Barbettschiff/Redouitschiff
Bei diesem Typ befanden sich auf Vorderdeck und Achterdeck je eine
gepanzerte Brustwehr. Diese hatte einen kreisrunden oder
birnenförmigen Grundriss. In ihrem Inneren standen die Geschütze auf
einer Drehscheibe und feuerten über den Rand der Barbette genannten
Brustwehr hinweg.
HMS Hood (1890), das letzte Turmschiff
Eine, vor allem in der französischen Flotte, gebräuchliche Variante war das Redouitschiff. Hier waren die, in der
Regel diagonal gegeneinander versetzten, Drehscheiben von einer gemeinsamen, ovalen Brustwehr, dem Redouit,
umgeben. Die versetzte Aufstellung hatte den Vorteil, dass alle Geschütze gemeinsam nach voraus und achteraus
feuern konnten.
Unter dem Eindruck der Seeschlacht von Lissa 1866 entstanden darüber hinaus Varianten dieser Typen, die als
spezielle Rammschiffe konzipiert waren, wie Turmrammen oder Kasemattrammen. Auch war es nun allgemein
üblich, die Rümpfe der Schiffe mit wasserdichten Schotten in Abteilungen zu trennen, um die Überflutung im Fall
eines Rammstoßes oder eines Treffers unter der Wasserlinie zu begrenzen.
Zitadellschiff
Zunehmende Gefechtsentfernungen mit steileren Geschoßflugbahnen in Folge von Fortschritten im Geschützwesen
machten gepanzerte Decks unerlässlich. Um das Gewicht der Panzerung zu begrenzen, wurde diese auf den Bereich
der Munitionskammern und der Antriebsanlage konzentriert und an den Enden durch ebenfalls gepanzerte
Querschotten abgeschlossen. Vor und hinter der sich aus den Panzerflächen ergebenden Zitadelle waren die Schiffe
nur leicht oder gar nicht gepanzert.
Alle diese Schiffe unterschieden sich erheblich in Größe, Geschwindigkeit sowie Anzahl und Kaliber ihrer
Geschütze, was einen gemeinsamen Einsatz im Verband erheblich erschwerte. Erst als sich das Barbettschiff als
leistungsfähigster Entwurf durchzusetzen begann, nahm die Verwirrung der vielen unterschiedlichen Typen ein
Ende.
Die neuartige Anordnung der Geschütze führte zwar zu einer Steigerung der Feuerkraft über Bug und Heck, aber um
den Preis einer verminderten Feuerkraft nach den Seiten (Breitseite). Die Formation in Kiellinie erschien zunehmend
unpraktikabel. Die bisherige Marinestrategie war dadurch in Frage gestellt. Auch der Begriff Linienschiff war nun
unpassend und wurde allmählich durch den Begriff „capital ship“, Hauptschiff, beziehungsweise Schlachtschiff
ersetzt.
Einheits-Linienschiffe (1890–1905)
→Hauptartikel: Einheitslinienschiff
Die Barbettschiffe trugen einen, ab ca. 1890 bei allen Nationen zwei Geschütztürme mit je zwei Kanonen vom
Kaliber 24 bis 30,5 cm. Diese Türme waren jeweils auf der Back und auf der Schanz aufgestellt. Hier spricht man
auch von „Einheitslinienschiff“. Den Weg in die Zukunft wiesen in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts die vier
deutschen Linienschiffe der Brandenburg-Klasse mit ihren drei Zwillingstürmen für die Hauptartillerie in der
Mittelschiffslinie.
Siehe hierzu auch: Geschützturm
Linienschiff
21
Der nächste Entwicklungsschritt war, den von Panzerung umgebenen Raum in der Schiffslängsachse zu teilen und
zwischen den Geschützen Querschotten einzubauen, die ebenfalls gepanzert waren. So stand jedes Geschütz in seiner
eigenen gepanzerten Kammer, der Kasematte. Dies hatte den Vorteil, dass die benachbarten Kasematten unzerstört
blieben, sollte eine von ihnen einen Treffer erhalten.
Großlinienschiffe (1905–1922)
Den nächsten Schritt vollzogen fast zeitgleich die Briten mit der HMS
Dreadnought (1906) und die USA mit den Schiffen der
South-Carolina-Klasse (1908) mit dem Verzicht auf die Mittelartillerie
zugunsten einer stärkeren Hauptbewaffnung. Während die
Dreadnought drei Türme in Mittelschiffs- und zwei in
Seitenaufstellung führte (sogenannte Flügeltürme), lagen bei den
US-Schiffen alle vier Türme bereits in der Längsachse des Schiffes. In
Deutschland wurde dieser Typ als „Großlinienschiff“ bezeichnet.
USS Texas (1919), ein „Super-Dreadnought“
Im Ausland sprach man allgemein von den „Dreadnoughts“, obwohl
die Dreadnought selbst eher einen Zwischenschritt auf dem Weg zur
Entwicklung noch stärkerer Schiffe darstellte. Mit der HMS Orion
(Indienststellung Januar 1912, 10 x 34,3 cm in fünf Zwillingstürmen)
begann die Zeit der „Superdreadnoughts“. Damit bezeichnete man
Schiffe, deren Hauptartillerie aus Geschützen bestand, deren Kaliber
größer als die bis dahin üblichen 12 Zoll (30,5 cm) war.
Das Gefecht in der Schlachtlinie wurde nach Ende des Ersten
Weltkrieges als überholt angesehen und auch in Deutschland wurde die
Bezeichnung „Großlinienschiff“ durch „Schlachtschiff“ ersetzt.
Zeitgenössische Ansichtskarte der SMS
Thüringen
Das Bild zeigt das Großlinienschiff SMS Thüringen (22.800 t), einen frühen Dreadnought-Typ der
Helgoland-Klasse, zwölf 30,5 cm-Geschütze sind in den 6 Drehtürmen angebracht, ein Deck tiefer befindet sich die
Mittelartillerie in Kasemattaufstellung.
Schnelle Schlachtschiffe und Großkampfschiffe (1922–1945)
Nach verschiedenen Anläufen, die Zahl und die Tonnage der Großlinienschiffe zu begrenzen (internationale
Flottenkonferenzen), erlebte der Schiffstyp ab den späten dreißiger Jahren seinen letzten Höhepunkt, bis sich im
Zweiten Weltkrieg die Verwundbarkeit dieser Schiffe gegen moderne Lufteinheiten herausstellte.
Literatur
• Remi Monaque: Trafalgar, Verlag nicht bekannt, ISBN 2-286-01869-3
• Jochen Brennecke / Hader: Panzerschiffe und Linienschiffe 1860–1910, Köhlers Verlagsges., ISBN
3-78220-116-7
• Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970, Karl Müller Verlag, ISBN 3-86070-044-8
Linienschiff
22
Siehe auch
• Schlachtkreuzer
• Liste von Schiffstypen
• Rangeinteilung der Kriegsschiffe
Stückpforte
Als Stückpforten (auch Geschützpforten) werden die
verschließbaren Öffnungen in der Bordwand von
Kriegsschiffen bezeichnet, durch welche im Schiffsinneren
aufgestellte Kanonen hindurchfeuern konnten.
Geschichte
Stückpforten wurden um 1500 vom französischen Schiffbauer
Descharge
eingeführt,
revolutionierten
den
Segelkriegsschiffbau und waren bis ins 19. Jahrhundert hinein
auf Segelkriegsschiffen vorzufinden.
Die Stückpforten der HMS Victory – gut zu sehen die
Anlass zu dieser Erfindung ist der Umstand, dass eine große
verschiedenen Deckelvarianten, sowie der traditionell rote
Anzahl schwerer Kanonen auf dem oberen Deck eines
Farbanstrich der aufgeklappten Innenseiten
Schiffes den Schwerpunkt nach oben verlagert und es instabil
macht. Aus diesem Grund war die mögliche Bewaffnung beschränkt, wenn man nicht gleichzeitig die Seetüchtigkeit
des Schiffes riskieren wollte. Indem die Kanonen auf tieferen Decks aufgestellt werden konnten (die schwersten zu
unterst) wurde eine wesentlich schwerere Bewaffnung möglich. Zudem war eine möglichst tiefe Anbringung von
Kanonen (möglichst nahe der Wasserlinie) unumgänglich, da sich nur so wesentlich kleinere oder flachere Schiffe
wie z. B. Galeeren durch Geschützfeuer effektiv bekämpfen ließen, was mit Oberdeckskanonen nicht möglich
gewesen wäre.
Durch die Einrichtung der Stückpforten und die Verlagerung der
Schiffsartillerie auf mehrere Decks innerhalb des Schiffskörpers
wurden alle diese Erfordernisse ermöglicht. In den darauffolgenden
Jahrhunderten wurden Kriegsschiffbau und Seekriegstaktik darauf
ausgerichtet, möglichst viele Kanonen in den Breitseiten zu
konzentrierten und zum Einsatz zu bringen. Mit dem Aufkommen von
Geschützen in drehbaren Türmen im 19. Jahrhundert wurden die
Stückpforten obsolet.
Aufbau
Stückpforte mit Geschütz (Innenansicht)
Stückpforten sind meistens rechteckig und dabei breiter als hoch. Die
entsprechenden Öffnungen eines Decks liegen Backbord wie Steuerbord genau gegenüber. In frühen Jahren der
Einführung der Stückpforten war es üblich, diese - bei mehreren Kanonendecks - direkt untereinander zu platzieren
(so. z. B. bei der Galeone Great Harry von 1514) – erst in der weiteren Entwicklung der Schiffstypen fand man
heraus, dass die sog. Schachbrettanordnung der Pforten strukturelle und taktische Vorteile bot.
Stückpforte
23
Außer Seitenstückpforten gab es auch Hinter- und Jagdstückpforten,
die sich im Heck bzw. Bug befanden.
Nach dem Öffnen der Luken wurden dann die Mündungen der
Kanonen zum Zielen durch die Öffnung vorgeschoben ("ausgerannt").
Die Schachbrettanordnung der Stückpforten bei
der Santissima Trinidad
Außerhalb von Gefechten wurden Stückpforten geschlossen - dadurch
waren die Kanonen (z. B. die Luntenöffnungen wie auch
Geschützmündungen der Kanonen) wie auch Lunten, Pulver, Kugeln,
Geschosse, Deckplanken etc. äußerlichen Einflüssen wie Wellengang,
Spritzwasser bei Krängung, Regen und Wind nicht mehr ausgesetzt,
was deren Funktionalität und Haltbarkeit grundsätzlich erhöhte.
Im 15. Jahrhundert wurden die Pfortendeckel (Luke, Pforte, Pfortluke)
dabei von innen verriegelt und mit einem Balken an der Bordwand
verklemmt.
Bordwand- und Decksquerschnitt einer
Geschützeinheit an einer Stückpforte
Im frühen 16. Jahrhundert erfanden dann französische Schiffbauer
scharnierbasierende Deckel, die mit einem Taljenzug nach außen über das sog. Pfortenreep (ein spezielles Seil) hin
geöffnet und über das Verschlussreep (ebenfalls ein spezielles Seil) verschlossen werden konnten – dabei gab es
sowohl Deckel-Versionen, die sich
• a.) nach oben oder
• b.) nach unten und oben oder
• c.) wie Flügeltore zu beiden Seiten hin öffnen ließen.
Stückpforten mit
ausgerannten Kanonen
Zur Erhöhung der Wasserundurchlässigkeit wurden die Ränder der geschlossenen
Deckel zusätzlich mit gefetteten Tüchern abgedichtet. Von innen waren Stückpforten –
meist wie der sie umgebende Bereich rund um die Kanonen – traditionell in roter Farbe
gestrichen, damit die Bedienmannschaft nicht demoralisiert wurde, wenn im Gefecht
fremder Beschuss das eigene Schiff treffen sollte und somit die eigene Mannschaft
schwerste und somit blutige Verletzungen davontragen konnte: Auf dem roten Anstrich
konnte Blut nur schwer ausgemacht werden.
Stückpforte
24
Falsche Stückpforten
Im 19. Jahrhundert waren schließlich auch falsche Stückpforten verbreitet, hinter denen sich gar keine Geschütze,
sondern z. B. lediglich Glasfenster oder gar nichts befand, was mit Bewaffnung zu tun hatte. Diese mit
Pfortendeckeln versehenen Versionen waren meist auf Handelsschiffen verbreitet und sollten potenzielle Angreifer
wie z. B. Piraten bezüglich des tatsächlichen Bewaffnungsstatus täuschen und diese von einem Angriff abhalten.
Diese Tradition des Führens von Scheinstückpforten ist bis heute
besonders bei vielen Großseglern beibehalten worden indem z. B. an
den Stellen der Bordwand, wo Stückpforten angebracht sein könnten,
Rechtecke entlang des sogenannten Portenbandes in entsprechenden
Farben akzentuiert wurden.
Literatur
• zu Mondfeld, Wolfram, Historische Schiffsmodelle, Sonderausgabe
2003, Orbis Verlag, München ISBN 3-572-01464-6
unbewaffneter Gaffelschoner mit Reihe
aufgemalter Scheinstückpforten
Windjammer Krusenstern
Schlachtschiff
25
Schlachtschiff
Als Schlachtschiffe werden gepanzerte Großkampfschiffe des
ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts bezeichnet. In Deutschland
wurden diese Kriegsschiffe allerdings bis zum Ende des Ersten
Weltkrieges als Linienschiffe bzw. Großlinienschiffe bezeichnet, in
Anlehnung an die Geschwaderlinienschiffe des Segelzeitalters und die
bis zum Ende des Ersten Weltkrieges angewendete Linientaktik in
Seegefechten. Im Ausland werden Schlachtschiffe zum Teil auch noch
bis heute als Panzerschiffe bezeichnet (frz. Cuirassé, ital. Corazzata,
span. Acorazado, poln. Pancernik).
Mit Einführung des Einheitskalibers beim britischen Schlachtschiff
HMS Dreadnought setzte sich vor allem im angloamerikanischen
Sprachgebrauch, aber auch in der k.u.k. Kriegsmarine die Bezeichnung
„Schlachtschiff“ als Typenbezeichnung durch. Heute versteht man
unter Schlachtschiffen im Allgemeinen – mit einigen Ausnahmen – die
am schwersten bewaffneten und gepanzerten Großkampfschiffe des
20. Jahrhunderts. Ihre Wasserverdrängung nahm im Laufe der Jahre
durch das Wettrüsten der Seemächte ständig zu. Lag sie zu Beginn des
20. Jahrhunderts noch bei ca. 20.000 t, so erreichte sie am Ende der
Ära bei den größten Entwürfen, wie der Yamato-Klasse, über 70.000 t.
Die Richelieu von 1940
Die HMS Prince of Wales im Jahre 1941
Geschichte
Die ersten Vorgänger der Schlachtschiffe wurden gegen Mitte des
19. Jahrhunderts gebaut. Anfangs waren es mit Stahl gepanzerte
Segelschiffe, die wie gewöhnliche Kriegsschiffe dieser Zeit an beiden
Seiten mit Kanonen bestückt waren. Durch die Einführung von
Explosivgeschossen auf Kriegsschiffen wurde Stahlpanzerung in der
Folge unentbehrlich. Mit der Einführung des Dampfmaschinenantriebs,
welcher die windabhängigen Segel ablöste, wurden große
Kohlenbunker nötig, um große Reichweiten wie etwa eine Atlantikoder Pazifiküberquerung zu ermöglichen. Daher mussten die Schiffe
größer konstruiert werden, was mit dem nur begrenzt belastbaren Holz
jedoch äußerst schwierig war, weshalb Stahl das Holz als tragenden
Baustoff ablöste. Durch die Optimierung von Zielvorrichtungen und
Treffgenauigkeit waren Segelschiffe zudem zu leichten Zielen
geworden.
Die Überlegenheit gepanzerter Schiffe wurde erstmals im Krimkrieg
(1853–1856) für die ganze Welt erkennbar. Aber auch die Nordstaaten
mussten im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) feststellen, was
es bedeutet, sich den Neuerungen zu verschließen, als die Südstaaten
mit ihrem Panzerschiff CSS Virginia die großen Segelschiffe der
Die Tirpitz von 1941
Die USS North Carolina von 1941
Schlachtschiff
26
Nordstaaten innerhalb von Minuten versenkten und dabei selbst
schadlos blieben. Da die Nordstaaten im modernen Kriegsschiffbau
noch keine Erfahrungen hatten, engagierten sie den schwedischen
Schiffskonstrukteur und Erfinder John Ericsson, der in der Folge die
Flotte der Nordstaaten mit anfangs nur ungern akzeptierten
Neuerungen – er erfand etwa das Prinzip des Geschützturms (siehe
auch Turmschiff) – modernisierte.
Die Yamato, das größte und stärkste
Die starke Konkurrenz unter den großen Seestreitmächten, allen voran
Schlachtschiff, das je gebaut wurde (1941)
Großbritannien und Frankreich, brachte im Zeitalter der
Industrialisierung zahlreiche neue Erfindungen und Verbesserungen in
der Kriegsschifffahrt hervor. Viele Seestreitkräfte führten interne
Wettbewerbe ein, um die besten und schnellsten Mannschaften an den
Geschützen herauszufinden und um deren Verhalten und Vorgehen zu
studieren, um es für die Ausbildung zu übernehmen. Mit der 1906
erbauten HMS Dreadnought führte man zur Vereinfachung der
Feuerleitung die Verwendung von nur einem einzigen Kaliber ein.
Die USS Wisconsin im Jahre 1944
Denn man entdeckte, dass das gleichzeitige Abfeuern von Salven
verschiedener Kaliber es dem Feuerleitpersonal erschwerte, die Aufschläge der verschiedenen Batterien zu
unterscheiden. Auch dieses Prinzip wurde von den anderen führenden Seestreitkräften rasch übernommen. Anstelle
der Bestückung der beiden Schiffsseiten mit Kanonen – was durch große Kohlenbunker seitlich der Kesselräume
kaum noch durchführbar war – stellte man zusehends auf drehbare Gefechtstürme um. Diese Entwicklung - Türme
anstatt von Batteriedecks - wurde ermöglicht und bedingt durch die Ausdehnung des Prinzips der
Schnellfeuergeschütze auf immer größere Kaliber und die damit einhergehende Entwicklung der Verschlüsse, Ziel-,
Richtmittel und der Munitionsförderung.
Gleichzeitig mit der Umstellung von Segel- auf Dampfmaschinen- und Turbinenantrieb sowie von Holz- auf
Stahlbauweise führte all dies dazu, dass die Schiffe von Marinen, die diesen Trends nicht folgten, innerhalb weniger
Jahre wertlos wurden. Denn gewöhnliche Kanonenkugeln prallten an den zur Gänze mit Stahl gepanzerten Schiffen
einfach ab, und Segelschiffe waren durch höhere Trefferquoten und Explosivgeschosse leicht manövrierunfähig zu
machen und, sofern sie keine ausreichende Panzerung hatten, innerhalb weniger Minuten versenkt.
Erster Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges waren diese schwimmenden Festungen mit ihren manchmal bis zu 1400 Mann
starken Mannschaften die uneingeschränkten Herrscher der Meere. Diese Schiffe hoben sich von den Linienschiffen
des ausgehenden 19. Jahrhunderts dadurch ab, dass die bisher übliche Zahl von vier Hauptgeschützen vom Kaliber
24–30,5 cm in zwei Türmen auf acht bis 14 Geschütze (28–34,3 cm) in bis zu sieben Türmen erhöht und die hohen
Kolbendampfmaschinen durch die wesentlich niedriger zu bauenden Dampfturbinen ersetzt wurden, was die Schiffe
niedriger und somit schwerer zu treffen machte. Das erste Schiff mit einer solchen Konfiguration war die HMS
Dreadnought. Im Ersten Weltkrieg wurden die ersten Super-Dreadnoughts wie die HMS Warspite mit weit stärkerer
Panzerung und Geschützkalibern von 38,1 cm gebaut. Ein beispielloses Wettrüsten setzte ein, das in seinen
Ausmaßen nur vom Kalten Krieg übertroffen wurde. Das größte Aufeinandertreffen von Schlachtschiffen war die
Skagerrakschlacht (englisch: Battle of Jutland) am 31. Mai 1916, als 99 deutsche gegen 151 britische Kriegsschiffe
kämpften; darunter 21 deutsche und 37 britische Großkampfschiffe.
Schlachtschiff
27
Zweiter Weltkrieg
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Schlachtschiffe als kampfkräftigste Kriegsmaschinen überhaupt
eindrucksvolle Zeugnisse militärischer und wirtschaftlicher Macht von Staaten wie Deutschland, England,
Frankreich, Italien, Japan und auch den USA, welche nach dem Ersten Weltkrieg über die modernste Kriegsflotte der
Welt verfügten. Doch bereits im Zweiten Weltkrieg zeigte sich der Schwachpunkt auch dieser taktischen Waffe,
denn die Schlachtschiffe waren in zunehmendem Maße nur noch unzureichend gegen Angriffe durch Flugzeuge
geschützt. Ging die größte Bedrohung zu Anfang noch hauptsächlich von Torpedos aus, wurden Flugzeuge im
Verlauf des Krieges mit Waffen ausgestattet, mit denen sie Schlachtschiffe erfolgreich versenken konnten (Tallboy,
Fritz X). Durch die bahnbrechenden Entwicklungen im Luftsektor waren die Schlachtschiffe praktisch veraltet. Die
Verluste der deutschen Schlachtschiffe Bismarck und Tirpitz, der britischen Schiffe HMS Prince of Wales und HMS
Repulse sowie die Verluste der US-Marine in Pearl Harbor zeigten dies deutlich. Die Versenkung der mit etwas über
70.000 Tonnen größten und stärksten je gebauten Schlachtschiffe Yamato und Musashi der japanischen Marine, die
eine Hauptbatterie mit neun 46-cm-Geschützen besaßen, schien dies endgültig zu beweisen. Diese Angriffe wurden
allerdings jeweils von hunderten Flugzeugen geflogen. Es zeigte sich auch, dass Schlachtschiffe nur selten
miteinander in Gefechte verwickelt wurden – bei der Jagd auf die Bismarck, der Versenkung der Scharnhorst durch
die HMS Duke of York, der Seeschlacht bei Punta Stilo im Mittelmeer, der Seeschlacht um Guadalcanal und dem
Gefecht in der Straße von Surigao bei den Philippinen – und daher ein eher schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis
aufwiesen. Schlachtschiffe bewährten sich zwar als „schwimmende Artillerie“ bei Landungsunternehmen, diese
Aufgaben konnten aber auch durch kleinere, billigere Schiffe und in zunehmendem Maße auch von
Kampfflugzeugen übernommen werden. Versuche, bereits vorhandene Schlachtschiffe für die neue Bedrohungslage
aus der Luft durch Umbauten anzupassen, erwiesen sich als zu teuer oder, wie beim wohl spektakulärsten Versuch,
der japanischen Ise-Klasse, als ineffektiv. Daher wurden die Schlachtschiffe nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der
nunmehr wegfallenden traditionellen Einsatzgrundlage in den meisten Marinen der Welt ausgemustert.
Zeit nach 1945
Die letzten in Dienst gestellten Einheiten waren die britische HMS
Vanguard im Jahre 1946 und die aufgrund vieler Verzögerungen erst
1949 in Dienst gestellte französische Jean Bart. Beide Schiffe hatten
jedoch ein eher kurzes Leben, denn sie wurden bereits Ende der 1960er
Jahre verschrottet. In den 1950er Jahren kamen Schlachtschiffe in
verschiedenen Konflikten nochmals zum Einsatz, hauptsächlich
während des Koreakrieges (1950 – 1953) und während der Sueskrise
1956. Allerdings beschränkte sich der Einsatz fast ausschließlich auf
Küstenbeschießungen, so etwa im Oktober 1951, als die USS New
Jersey nordkoreanische Einrichtungen bei Wŏnsan, Hŭngnam und
Kansong beschoss.
Die USS Iowa feuert eine Vollsalve; gut zu
erkennen ist die Druckwelle auf dem Wasser
Die letzten amerikanischen Schlachtschiffe der Iowa-Klasse wurden jedoch bereits 1958 eingemottet. Die USS New
Jersey wurde allerdings 1968 für rund eineinhalb Jahre für Küstenbeschießungen im Vietnamkrieg reaktiviert. Der
Einsatz des Schiffes wurde später als Erfolg gewertet. Alle vier Schiffe der Klasse wurden dann ab 1982 nocheinmal
im Rahmen des Plans Marine der 600 Schiffe aktiviert, dafür wurden sie zusätzlich mit Armored Box Launchers mit
Marschflugkörpern ausgerüstet.
Im Winter 1983/84 wurde dabei die altgediente USS New Jersey ins Mittelmeer abkommandiert und vor der Küste
des Libanon eingesetzt - zur Unterstützung der internationalen, hauptsächlich aus Franzosen und Amerikanern
bestehenden Schutztruppe für den Libanon (MNFL) - und beschoss syrische und drusische Stellungen mit ihren
40,6-cm-Geschützen. Zwei dieser Schiffe kamen ferner letztmals im Jahre 1991 zum Einsatz, als diese im Zweiten
Golfkrieg Ziele im Irak mit Artillerie und Marschflugkörpern beschossen.
Schlachtschiff
Nach dem Golfkrieg wurde das letzte Schlachtschiff der USA, die USS Missouri (BB-63), am 31. März 1992
ausgemustert. Die USS Iowa und die USS Wisconsin wurden von der US Navy noch bis 2006 in Bereitschaft
gehalten, dann aber endgültig stillgelegt.
Berühmte Schlachtschiff-Klassen
•
•
•
•
•
•
Bismarck-Klasse (Deutschland)
Iowa-Klasse (USA)
King George V-Klasse (Großbritannien)
Littorio-Klasse (Italien)
Richelieu-Klasse (Frankreich)
Yamato-Klasse (Japan)
Literatur
• David Howarth (Hrsg.): Die Schlachtschiffe. Bechtermünz Verlag, 1992, ISBN 3-86047-030-2
• John Jordan: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer. Podzun-Pallas Verlag, 1989, ISBN 3-7909-0365-5
Siehe auch
•
•
•
•
•
Seeschlacht
Linienschiff
Großkampfschiff
Liste von Schiffstypen
Liste der Linienschiffe der United States Navy
Weblinks
• Deutsche Webseite mit Informationen zu verschiedenen Schlachtschiffen [1]
• http://www.deutsche-marinegeschichte.de/geschichte/KMWaffen/Schlachtschiff/Schlachtschiffentwicklung.
htm
Referenzen
[1] http:/ / www. schlachtschiff. com/
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Schlacht von Trafalgar
29
Schlacht von Trafalgar
Schlacht von Trafalgar
Teil von: Dritter Koalitionskrieg
Gemälde der Schlacht von Trafalgar von William Turner
Datum
21. Oktober 1805
Ort
vor dem Kap Trafalgar, Südspanien
Ausgang
Britischer Sieg
Konfliktparteien
Vereinigtes
Königreich
Frankreich
Spanien
Befehlshaber
Horatio Nelson †
Pierre Charles de
Villeneuve
Truppenstärke
27 Schiffe
33 Schiffe
Verluste
449 Tote
1.241 Verwundete
4.408 Tote
2.545 Verwundete
17 Schiffe übergeben
Dritter Koalitionskrieg (1805)
Kap Finisterre – Wertingen – Haslach-Jungingen – Elchingen – Ulm – Trafalgar – Caldiero – Amstetten – Kap Ortegal –
Dürnstein – Schöngrabern – Austerlitz
Die Schlacht von Trafalgar am 21. Oktober 1805 war eine Seeschlacht am Kap Trafalgar zwischen den Briten und
den miteinander verbündeten Franzosen und Spaniern im Rahmen des dritten Koalitionskriegs. Sie sicherte die
britische Vorherrschaft zur See für mehr als ein Jahrhundert und trug so indirekt auch zu Napoleons Niederlage auf
dem europäischen Festland bei.
Im Verlauf der Schlacht besiegte die Royal Navy unter Vizeadmiral Horatio Nelson die französisch-spanische
Armada unter dem französischen Vizeadmiral Pierre Charles de Villeneuve. Dieser sollte im Auftrag Napoleons aus
dem von den Briten blockierten Hafen von Cádiz ausbrechen, um eine Landung in Süditalien zu unterstützen – die
eigentlich geplante Landung in England hatte Napoleon nach einem gescheiterten Ablenkungsmanöver durch
Villeneuve bereits kurz zuvor aufgeben müssen. Doch seine Flotte erlitt dabei eine verheerende Niederlage: Die
Briten eroberten oder zerstörten 20 seiner Schiffe, darunter die einzigartige Santissima Trinidad, während sie selber
kein einziges Kampfschiff verloren. Nelson fiel in der Schlacht, aber seine Aktion vereitelte Napoleons Pläne für
Schlacht von Trafalgar
eine Invasion der britischen Inseln endgültig.
Strategischer Hintergrund
Entscheidend für Napoleons ursprünglichen Plan einer Invasion Großbritanniens war seine Flotte, die die Landung
seines Heeres decken und dazu die Royal Navy ausschalten oder wenigstens ablenken musste. Nachdem Villeneuve
seine Flotte in Toulon mit der verbündeten spanischen Flotte bei Cádiz vereinigt hatte, sollte er zu den
Westindischen Inseln segeln, um dort britische Besitzungen anzugreifen und die französischen Truppen in
Martinique zu verstärken, wofür 12.000 Soldaten zusätzlich eingeschifft wurden. Dies sollte einen Teil der Royal
Navy von den europäischen Gewässern weglocken. Danach war vorgesehen, die vereinte Flotte wenden und nach
Brest segeln zu lassen, um sich dort mit der französischen Atlantikflotte zu treffen. Mit dieser Streitmacht wollte
Napoleon dann die Seeherrschaft im Kanal erringen, um die geplante Invasion Großbritanniens zu sichern.
Die Briten versuchten dies mit einer Blockade der
Häfen Brest und Toulon zu verhindern. Am 30. März
1805 jedoch konnte die französische Flotte Toulon
unbemerkt verlassen, da die britischen Schiffe durch
widrige Winde an einer effektiven Blockade gehindert
waren. In der Folge gelang es den französischen
Schiffen, sich vor der spanischen Küste mit der
spanischen Flotte zu treffen und den Atlantik zu
überqueren. Die britische Mittelmeerflotte unter Nelson
nahm die Verfolgung auf, konnte den Gegner jedoch
The Battle of Trafalgar von Clarkson Stanfield
nicht zum Kampf stellen. Villeneuve nutzte seine
Seeherrschaft in der Karibik allerdings nicht aus, sondern blieb nahezu untätig. Er unterließ es sogar, die 12.000
Soldaten zu entladen. Seine Flotte bestand damals aus 19 Linienschiffen und einigen Fregatten, während Nelson ihn
nur mit 9 Linienschiffen und zwei Fregatten über den Atlantik verfolgte.
Als letzterer in Barbados angekommen war, suchte Villeneuve trotz seiner überwältigenden Überlegenheit keine
Entscheidung, sondern verließ die karibischen Gewässer fluchtartig Richtung Europa. Die britische Admiralität
erahnte Napoleons Plan jedoch und beorderte Vizeadmiral Robert Calder, mit seinen Schiffen dem Feind
entgegenzusegeln. Dieser Flotte gelang es, die zahlenmäßig überlegene gegnerische Streitmacht am 22. Juli 1805 vor
Kap Finisterre zum Kampf zu stellen. Die Briten eroberten zwei spanische Schiffe, bevor die Schlacht wegen
schlechter Sichtverhältnisse abgebrochen wurde.
Danach gelang es Villeneuve, seine Kräfte mit weiteren zehn napoleonischen Linienschiffen zu verstärken, die
Calder zuvor in Ferrol blockiert hatte. Allerdings segelte er unter Missachtung der Befehle Napoleons nicht nach
Brest weiter, um die Kanalflotte zum Kampf zu stellen, sondern suchte am 20. August Zuflucht in Cádiz. Angeblich
sollen Villeneuve falsche Informationen über eine überlegene britische Flotte in der Biskaya zugetragen worden sein,
weswegen er die Befehle nicht beachtete und nach Cádiz zurückkehrte. Damit war der strategische Vorteil der
Franzosen verloren, denn nun blockierte die Royal Navy sofort den Hafen von Cádiz: anfangs allerdings nur mit den
weit unterlegenen Kräften des Admirals Cuthbert Collingwood, die von Calders Schiffen am 30. August verstärkt
wurden. Nelson selbst kehrte zunächst nach England zurück, stieß erst am 29. September mit weiteren drei
Linienschiffen zur Blockadeflotte und übernahm das Oberkommando. Dennoch waren die Briten dem Gegner
zahlenmäßig knapp unterlegen.
30
Schlacht von Trafalgar
31
Gegenüberstellung der Flotten
Britische Schiffe
Kanonen
Victory
104
Royal Sovereign
Typ
Französische Schiffe
Kanonen
Typ
Spanische Schiffe
Kanonen
Typ
Dreidecker
Bucentaure
80
Zweidecker
Santissima Trinidad
136
Vierdecker
100
Dreidecker
Formidable
80
Zweidecker
Santa Ana
112
Dreidecker
Britannia
100
Dreidecker
Indomptable
80
Zweidecker
Principe de Asturias
112
Dreidecker
Dreadnought
98
Dreidecker
Neptune
80
Zweidecker
Rayo
100
Dreidecker
Neptune
98
Dreidecker
Achille
74
Zweidecker
Neptuno
80
Zweidecker
Prince
98
Dreidecker
L'Aigle
74
Zweidecker
Argonauta
80
Zweidecker
Temeraire
98
Dreidecker
Algesiras
74
Zweidecker
Bahama
74
Zweidecker
Tonnant
80
Zweidecker
Argonaute
74
Zweidecker
Monarca
74
Zweidecker
Achille
74
Zweidecker
Duguay-Trouin
74
Zweidecker
Montañes
74
Zweidecker
Ajax
74
Zweidecker
Fougueux
74
Zweidecker
San Agustin
74
Zweidecker
Bellerophon
74
Zweidecker
Héros
74
Zweidecker
San Francisco de Asis
74
Zweidecker
Colossus
74
Zweidecker
Intrépid
74
Zweidecker
San Ildefonso
74
Zweidecker
Conqueror
74
Zweidecker
Mont-Blanc
74
Zweidecker
San Juan Nepomuceno 74
Zweidecker
Defence
74
Zweidecker
Pluton
74
Zweidecker
San Justo
74
Zweidecker
Defiance
74
Zweidecker
Redoutable
74
Zweidecker
San Leandro
64
Zweidecker
Leviathan
74
Zweidecker
Scipion
74
Zweidecker
Mars
74
Zweidecker
Berwick
74
Zweidecker
Minotaur
74
Zweidecker
Swiftsure
74
Zweidecker
Orion
74
Zweidecker
Cornelie
40
Fregatte
Revenge
74
Zweidecker
Hermione
40
Fregatte
Swiftsure
74
Zweidecker
Hortense
40
Fregatte
Thunderer
74
Zweidecker
Rhin (Schiff)
40
Fregatte
Schlacht von Trafalgar
32
Belleisle
74
Zweidecker
Themis
40
Fregatte
Spartiate
74
Zweidecker
Furet (Schiff)
18
Sloop
Africa
64
Zweidecker
Argus
10
Sloop
Agamemnon
64
Zweidecker
Polyphemus
64
Zweidecker
Euryalus
36
Fregatte
Naiad
36
Fregatte
Phoebe
36
Fregatte
Sirius
36
Fregatte
Pickle
10
Sloop
Entreprenante
10
Sloop
Vierdecker
-
Vierdecker
-
Vierdecker
1
Dreidecker
7
Dreidecker
-
Dreidecker
3
Zweidecker
20
Zweidecker
18
Zweidecker
11
Fregatten
4*
Fregatten
5*
Fregatten
-
Sloops
2*
Sloops
2*
Sloops
-
Kanonen:
2312
Kanonen:
1584
Kanonen:
1280
• Fregatten und Sloops werden aufgrund ihrer geringen Kampfkraft bei den im Artikel genannten Schiffszahlen
nicht berücksichtigt
Schlacht von Trafalgar
Verlauf der Schlacht
Napoleon war entsetzt über Villeneuves Verhalten, das ihn zur
vorläufigen Aufgabe der geplanten Invasion Englands zwang. Daher
befahl er Villeneuve, nach Neapel auszulaufen, um dort die immer
noch eingeschifften 12.000 Soldaten anzulanden. Obwohl Villeneuve
den Befehl am 28. September erhielt, blieb er untätig. Erst als er am
18. Oktober erfuhr, dass Napoleon ihn seines Kommandos entheben
wollte und sein Nachfolger, der Vizeadmiral Rosily, schon unterwegs
war, wurde er aktiv und ließ die vereinte napoleonische Kriegsflotte
am 19. Oktober 1805 aus dem Hafen von Cádiz auslaufen. Doch
wegen ungünstiger Winde und schlechter Navigation dauerte dies bis
zum Mittag des folgenden Tages. So misslang sein Versuch, der
britischen Blockade zu entgehen.
Da die britische Fregatte Sirius das Auslaufen des Feindes beobachtet
und sogleich an Admiral Nelson gemeldet hatte, konnte er einen
Schlachtplan ausarbeiten. Die bisher gültige Doktrin sah vor, parallel
Nelsons Flaggschiff 'Victory' um 1900 in
zur gegnerischen Flotte zu segeln, um diese aus der Ferne zu
Portsmouth
beschießen. In Fortentwicklung bereits erfolgreicher britischer
Manöver plante Nelson jedoch, die gegnerische Schiffslinie mit zwei
Schlachtreihen von der Seite senkrecht zu durchbrechen. Die feindlichen Schiffe im Zentrum sollten im Nahkampf
niedergerungen werden, bevor weitere Schiffe aus der Schlachtreihe wenden und zu Hilfe eilen konnten. Zudem
sollte diesen so der Rückzug abgeschnitten werden. Nelson vertraute dabei vor allem der dafür besser geeigneten
Artillerie und überlegenen Nahkampfausbildung seiner Soldaten.
Am 21. Oktober stellte Nelson die 33 Schiffe unter Villeneuves Kommando mit 27 britischen Schiffen und rund
20.000 Seeleuten 40 km südlich von Cadíz an der Straße von Gibraltar zum Kampf. Seine letzte
Logbuchaufzeichnung dieses Tages vor Schlachtbeginn lautete:
„Bei Tageslicht sahen wir die vereinigte Flotte des Feindes zwischen Ost und Ostsüdost. Wir langweilten uns
zu Tode. Ich ließ die Segel setzen und die Gefechtsstationen bemannen. Der Feind fuhr südwärts: Um sieben
ermüdet der Feind. Möge der großartige Gott, den ich verehre, für mein Land und zum Wohle Europas im
Allgemeinen einen großen und glorreichen Sieg bescheren; und möge kein Fehltritt einen Makel erzeugen;
und möge Menschlichkeit nach dem Sieg das überlegene Merkmal der britischen Flotte sein. Ich selbst gebe
mein Leben Ihm anheim, der mich erschaffen hat, und möge Sein Licht über meinen Bestrebungen leuchten,
auf dass ich meinem Land treu diene. Ihm ergebe ich mich und die gerechte Sache, die zu verteidigen mir
anvertraut ist. Amen. Amen. Amen.“
Um sich die Möglichkeit der Flucht nach Cádiz zu erhalten, gab Villeneuve um 8 Uhr der Flotte den Befehl zu
wenden. Da der Wind schwach und die Besatzungen unerfahren waren, kam die Schlachtordnung vollkommen
durcheinander. Manche Schiffe preschten vor, andere fielen zurück. Das Manöver war schließlich um 10 Uhr
abgeschlossen, so dass sich die Schiffe nunmehr auf nördlichem Kurs befanden. Allerdings gab es jetzt große
Lücken in den Reihen. Als beide Flotten im rechten Winkel aufeinander zusteuerten, ließ Nelson um ca. 11:35 Uhr
den eigenen Schiffen per Flaggensignal verkünden: „England expects that every man will do his duty“ (englisch für:
„England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tun wird“).
33
Schlacht von Trafalgar
Das Kommando über die südliche der
beiden britischen Linien in Lee
(Lee-Column) führte Vizeadmiral
Cuthbert Collingwood, die nördliche
Linie in Luv (Weather Column)
befehligte Nelson selbst auf seinem
Flaggschiff, der HMS Victory. Obwohl
Villeneuve sein Manöver wohl ahnte,
ergriff
er
keine
geeigneten
Gegenmaßnahmen, sondern ließ seine
Flotte in Linie aufgereiht weitersegeln,
als sich die beiden Schlachtreihen der
Briten vom Westen her näherten. Die
Africa verlor dabei den Anschluss an
die Luv-Linie und näherte sich dem
Zeitgenössische Darstellung der Schlachtaufstellung von Trafalgar mit einem Fehler: Das
Feind daher allein von Norden. Auch
nördlichste britische Schiff ist die „Africa“, nicht die „Neptune“
andere Schiffe aus Nelsons Reihe
segelten zu langsam. Doch er vertraute auf die Überlegenheit seines Plans und setzte seinen Angriff unbeirrt fort. Als
letztes Signal ließ er auf der Victory das Signal Nr. 16 „Engage the enemy more closely“ („Näher heran an den Feind“
= Nahkampf Schiff gegen Schiff) setzen.
Bereits um 11:30 Uhr eröffnete die napoleonische Flotte mit ersten Fernschüssen das Feuer. Die eigentliche Schlacht
begann jedoch erst gegen 12 Uhr, als die britischen Schiffe sich der feindlichen Linie näherten und diese schließlich
durchbrachen. Die Royal Sovereign, auf der Collingwood seine Flagge gesetzt hatte, durchstieß als erste zwischen
der Santa Ana und der Fougueux die feindliche Linie. Alsbald kamen weitere Schiffe der Lee-Linie zu Hilfe. Es
entwickelte sich eine mit äußerster Heftigkeit geführte Schlacht: Die Schiffe tauschten verheerende Breitseiten aus
und kollidierten auch teilweise miteinander, was zu erbitterten Enterkämpfen führte.
Etwa zwanzig Minuten später erreichte auch die Weather-Column mit
der Victory an der Spitze die Linie der französisch-spanischen Flotte
zwischen der vorausfahrenden Santissima Trinidad und der
Bucentaure. Die Victory verlor durch den Beschuss der Trinidad ihren
Besanmast und einen Teil des Takelwerks. Die Temeraire schob sich
in die Lücke und deckte so das Flaggschiff, das sonst sicher zerstört
worden wäre. Nelson suchte das feindliche Flaggschiff, die
Bucentaure, das jedoch zunächst nicht als solches gekennzeichnet war.
Die Victory im Gefecht mit mehreren
Erst als die Victory die Bucentaure unter schweren Beschuss nahm und
französischen Linienschiffen von John Constable
hinter dem Heck des feindlichen Schiffes vorbeizog, setzte Villeneuve
seine Flagge. Zudem signalisierte er jetzt seiner unbeirrt auf
nördlichem Kurs segelnden Vorhut, dass sie wenden und zur Hilfe kommen solle. Admiral Dumanoir, der diese
Schiffe kommandiert, reagierte jedoch erst mit einiger Verzögerung auf diesen Befehl. Warum er nicht sogleich
wendete, ist unklar, möglicherweise konzentrierte er sich jedoch zu sehr auf die sich von Norden nähernde HMS
Africa, die sich in Richtung Zentrum vorzuarbeiten versuchte.
Nelsons Schlachtplan stellte sich also als voller Erfolg heraus: Franzosen und Spanier sahen sich alsbald in einen
erbitterten Nahkampf verwickelt und konnten der schneller und zuverlässiger feuernden britischen Artillerie nicht
standhalten. Ganz wie vorgesehen schaffte es auch die französische Vorhut nicht mehr rechtzeitig, den bedrängten
Schiffen in der Mitte zu Hilfe zu eilen.
34
Schlacht von Trafalgar
35
Das Flaggschiff Victory befand sich inmitten der härtesten Kämpfe. Gemeinsam mit der Neptune und der Temeraire
kesselte sie die Bucentaure und die Santissima Trinidad ein. Nach der weitgehenden Zerstörung des französischen
Flaggschiffs, der Bucentaure, bewegte sich die Victory auf die Redoutable zu. Als die beiden Schiffe aneinander
stießen, eröffneten Scharfschützen aus der Takelage der Redoutable das Feuer auf das Deck der Victory. Nelson
wurde von einer Musketenkugel getroffen, die seine Schulter, einen Lungenflügel und die Wirbelsäule in Höhe des
sechsten und siebten Brustwirbels durchbohrte und zwei Inches (fünf Zentimeter) unterhalb des rechten
Schulterblatts in den Rückenmuskeln stecken blieb. Er wurde unter Deck gebracht, blieb aber noch lange genug bei
Bewusstsein, um die Meldung vom überwältigenden Sieg der Briten zu empfangen. Wenig später, gegen 16:30 Uhr,
verstarb er an Bord der Victory in Captain Thomas Hardys Armen, während dieser Nelsons letzten Wunsch „Kiss
me, Hardy“ erfüllte. Nelsons letzte Worte sollen „Thank God I have performed my duty“ („Gott sei dank habe ich
meine Pflicht erfüllt“) gewesen sein.
Nun
übernahm
Collingwood
das
Kommando über die britische Flotte. Am
Ende der Schlacht am Abend des 21.
Oktober
war
ein
Großteil
der
napoleonischen Flotte zerstört oder erobert;
17 Schiffe fielen als Prisen in die Hände der
Briten. Die Royal Navy hatte nach
offiziellen britischen Zahlen 449 Tote und
1241 Verwundete zu beklagen, auf
napoleonischer Seite fielen 4408 Seeleute,
2545 wurden verwundet. Villeneuve geriet
zusammen mit tausenden seiner Seeleute in
Gefangenschaft.
Gemälde der Schlacht von Trafalgar von William Turner – Das Bild zeigt mehrere
Ein verheerender Sturm kurz nach der
aufeinander folgende Ereignisse der Schlacht zugleich: Am Mast der Victory weht
Schlacht zog viele der ohnehin schwer
Nelsons berühmtes Signal, im Hintergrund brennt die französische Achille und im
beschädigten Schiffe noch mehr in
Vordergrund sinkt die Redoutable
Mitleidenschaft: So musste die britische
Prisenbesatzung einige davon wieder aufgeben und dem Sinken oder Stranden überlassen, darunter die Santissima
Trinidad. Sie sank mit 150 Verwundeten nachdem das Schlepptau gekappt wurde. Am Tag darauf ereilte auch die
Redoutable das gleiche Schicksal. Doch konnte Collingwood alle Schiffe der Royal Navy und die verbliebenen
Prisen sicher in britische Häfen bringen. Die meisten übrig gebliebenen Schiffe der napoleonischen Flotte flüchteten
nach Cadiz zurück, vier Linienschiffe unter Konteradmiral Dumanoir-Pelley machten sich auf den Weg nach
Frankreich. In einem Folgegefecht vor Kap Ortegal am 4. November wurden aber auch sie erobert.
Die Victory wurde zunächst nach Gibraltar geschleppt; in einem Brandyfass an Bord befand sich Nelsons Leiche.
Nach deren Überführung nach London erhielt er ein Staatsbegräbnis und wurde in der Kathedrale von St. Paul's
beigesetzt. Einer Legende zufolge verteilte man den Rum, der seinen Leichnam konserviert hatte, an die Matrosen,
die dafür den Namen Nelson's Blood („Nelsons Blut“) erfanden.
Schlacht von Trafalgar
Fazit
Die Schlacht von Trafalgar schaltete Frankreichs Flotte als Rivalin der
Royal Navy endgültig aus. Napoleon war fortan nicht mehr in der
Lage, die uneingeschränkte Seeherrschaft Großbritanniens zu
gefährden. Er musste seine Invasionspläne für die Britischen Inseln
aufgeben und sich bei seinen Feldzügen auf das europäische Festland
konzentrieren. Dies führte 1812 zu seinem Feldzug gegen Russland,
der in einer Katastrophe für sein Heer endete.
Admiral Nelson wurde in Großbritannien als nationaler Held gefeiert
Trafalgar Square mit Nelsonsäule
und durch zahlreiche Denkmäler geehrt. Das bekannteste Monument
ist die Nelsonsäule auf dem Trafalgar Square in der Innenstadt von London. Außerdem wurde der Trafalgar-Day in
Gedenken des Sieges zu einem inoffiziellen Feiertag.
Das damalige Flaggschiff der britischen Flotte, die HMS Victory, lässt sich heute in den Historic Dockyards der
südenglischen Hafenstadt Portsmouth besichtigen, vor deren Küste im Sommer 2005 auch die große 200-Jahr-Feier
stattfand.
Literatur
Fachliteratur
• Tim Clayton, Phil Craig: Trafalgar. The men, the battle, the storm. Hodder & Stoughton, London 2004. ISBN
0-340-83026-3 (engl.)
• Rene Maine: Internationale Flottengeschichte. Bd 1. Von Lepanto bis Trafalgar. Stalling TB, Oldenburg 1982.
ISBN 3-7979-1894-1
• Sten Nadolny: Lord Nelsons größte Stunde. in: Die Zeit. Hamburg 2005,41. ISSN 0044-2070 [1]
• Alan Schom: Trafalgar. Countdown to Battle 1803 – 1805. Penguin Books, London 1992. ISBN 0-14-011164-6
(engl.)
Belletristik
• Alexander Dumas: Le chevalier de Sainte-Hermine (1869). Phébus, Paris 2005. ISBN 2-7529-0096-1
(Erstveröffentlichung, liegt noch nicht in dt. Übersetzung vor)
• Kenneth Fenwick: Trafalgar. Dulk, Hamburg 1955.
• Benito Pérez Galdós: Trafalgar. Die Abenteuer der Pepita González. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1997.
ISBN 3-404-13858-9 (Die erste Novelle der Episodios nacionales)
• Arturo Pérez-Reverte: Cabo Trafalgar. Alfaguara, Madrid 2004. ISBN 84-204-6717-0 (liegt noch nicht in dt.
Übersetzung vor)
• Richard Woodman: Die Wracks von Trafalgar. Kapitän Drinkwater in Nelsons letzter Schlacht. Ullstein,
Frankfurt/Berlin 1995. ISBN 3-548-23690-1
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Schlacht von Trafalgar
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Weblinks
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[2] (Sten Nadolny stellt ausführlich den historischen Hintergrund dar)
Mythos Trafalgar [3] (Eine äußerst detaillierte und kenntnisreiche Analyse der Schlacht)
Trafalgar1805.de Nelsons größter Sieg [4] (Beschreibung der Schlacht, Briefe, Berichte und Zeitungsartikel)
The Battle of Trafalgar [5] (Eine detaillierte englische Darstellung von Hintergründen, Schlachtverlauf, Folgen)
The Battle of Trafalgar [6] (engl.)
Seekrieg gegen Napoleon [7] (Beschreibung von Technik, Strategie und Taktik rund um den Seekrieg gegen
Napoleon)
Referenzen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
http:/ / dispatch. opac. d-nb. de/ DB=1. 1/ CMD?ACT=SRCHA& IKT=8& TRM=0044-2070
http:/ / www. zeit. de/ 2005/ 41/ A-Nelson?page=2
http:/ / coladores. co. funpic. de/ trafalgar. html
http:/ / www. trafalgar1805. de
http:/ / www. nelsonsnavy. co. uk/ battle-of-trafalgar. html
http:/ / www. britishbattles. com/ waterloo/ battle-trafalgar. htm
http:/ / www. line-of-battle. de
Seeschlacht
Unter einer Seeschlacht versteht man den Kampf größerer Flotten gegeneinander. Den Kampf einzelner
Kriegsschiffe oder kleinerer Schiffsverbände bezeichnet man als Seegefecht. Einen Sonderfall stellen amphibische
Operationen dar, bei denen Seestreitkräfte eine Landung unterstützen, die sich gegen Landstreitkräfte richtet.
Es gibt eine Reihe bedeutender Seeschlachten, die als entscheidende Wendepunkte in die Weltgeschichte
eingegangen sind. Als folgenreiche historische Einschnitte besonders bekannt sind beispielsweise die Seeschlacht
von Salamis, die Seeschlacht von Actium, die Seeschlacht von Lepanto, die Seeschlacht von Gravelines, die
Seeschlacht von Trafalgar oder die Seeschlacht von Tsushima. Vielfach erwiesen sich bei solchen Ereignissen neue
Schiffbau- und Seekriegstechniken oder taktische Neuerungen als die maßgebliche Vorteile, die über Sieg oder
Niederlage entschieden.
Aufgrund der modernen Aufklärungs- und Nachrichtentechnik und weit reichender Waffensysteme entspricht das
Aufeinandertreffen großer Flottenverbände nicht mehr den heutigen Bedingungen der Kriegführung. Die
Voraussetzungen für große Seeschlachten bestehen deshalb nicht mehr.
Beispiele bedeutender Seeschlachten
Salamis
In der Schlacht von Salamis (23. September 480 v. Chr.) besiegten die
Griechen, hier vornehmlich die Athener, unter der Führung des
Themistokles die Perser unter Großkönig Xerxes. Das bedeutete das
Ende der persischen Expansion nach Westen und die Rettung der
griechischen Kultur als Basis der westlichen Zivilisation. Hätten die
Perser gesiegt, so hätte der orientalische Einfluss die griechische
Kultur möglicherweise verdrängt, was die kulturelle Entwicklung
Europas bis heute beeinflusst haben könnte.
Vernichtung der spanischen Armada in der
Seeschlacht von Gravelines 1588
Seeschlacht
Die wichtigste militärische Neuerung war die Technik des Rammens. Durch kluge Taktik lockte Themistokles die
Perser so in eine Enge, dass sich ihre Riemen verkeilten und die Schiffe nicht mehr manövrierfähig waren. Dann
stießen die griechischen Trieren in die Seiten der persischen Schiffe und versenkten sie durch einen Rammstoß.
Siehe auch: Seekriegstaktik im Altertum
Mylae
In der Schlacht von Mylae im Jahre 260 v. Chr. besiegten die Römer unter Konsul Gaius Duilius die Karthager unter
Hannibal Gisko. Mit diesem Sieg wurde das Ende der karthagischen Seeherrschaft im Mittelmeer eingeleitet, Roms
Weg zur Weltmacht war frei.
Vor der Schlacht galten die Karthager als die bei weitem überlegenen Seeleute, während Rom eine reine Landmacht
war. Die entscheidende Taktik der Römer bestand darin, ihre gut ausgebildeten Soldaten über eine besondere
Vorrichtung, den Corvus, die karthagischen Schiffe entern zu lassen und als überlegene Kämpfer deren Seeleute zu
bezwingen. Der Corvus war eine Fallbrücke, die man auf das gegnerische Schiff herabstürzen ließ. Mit einem Dorn
bohrte sie sich in dessen Deck, und dann konnten die Soldaten über die Brücke stürmen. Bezeichnenderweise gaben
die Römer diese Taktik sehr bald auf, nachdem sie ihre Seemacht gefestigt hatten und ihre Flotte die Seetaktik
beherrschte.
Actium
Die Schlacht bei Actium am 2. September 31 v. Chr. war eine wichtige Seeschlacht am Ende der Römischen
Republik, durch die Octavian, der spätere Kaiser Augustus, endgültig die Vorherrschaft im Römischen Reich
erlangte. Er besiegte in dieser Schlacht mit Hilfe von Marcus Agrippa seinen Gegenspieler Marcus Antonius und die
ägyptische Königin Kleopatra VII.
Im Kampf spielten die unterschiedlichen Schiffstypen der gegnerischen Flotten eine Rolle. Während Antonius’
Schiffe groß, sehr stark bewaffnet und recht schwerfällig waren, verfügte Octavian über wesentlich kleinere und
wendigere Fahrzeuge (Liburnen) und war dem Gegner zahlenmäßig überlegen. Durch taktisches Geschick
verhinderte sein Flottenführer Agrippa, dass sich die Stärke des Gegners entfalten konnte, und nutzte die eigenen
Vorteile seinerseits optimal aus. Zwar gelang es den Ägyptern, Königin Kleopatra und die Kriegskasse durch ein
Fluchtmanöver in Sicherheit zu bringen; Antonius verlor aber den Großteil seiner Flotte durch die von Octavian
zuletzt noch eingesetzten Brandpfeile.
Der römische Bürgerkrieg war nach der Schlacht bei Actium weitgehend entschieden, Antonius und Kleopatra
mussten sich nach Alexandria zurückziehen. In Anlehnung an die von Octavian und Antonius jeweils besonders
verehrten Götter wurde die Schlacht propagandistisch als Sieg Apollons über Dionysos dargestellt: Der Sieg Roms
über Ägypten galt als Triumph des Westens über den als dekadent empfundenen Osten. Bis zur Verlegung der
Reichshauptstadt Rom nach Osten durch Kaiser Konstantin im Jahre 325 prägten die Nachwirkungen dieser
Auseinandersetzung Kultur und Politik der römischen Kaiserzeit, die womöglich deutlich anders verlaufen wäre,
wenn sich Antonius und mit ihm die östliche, griechischsprachige Reichshälfte im Bürgerkrieg durchgesetzt hätte.
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Seeschlacht
Lepanto
Die Schlacht von Lepanto war die letzte große Seeschlacht mit
geruderten Galeeren. Am 7. Oktober 1571 besiegte die Flotte der
Heiligen Liga unter Don Juan de Austria die Flotte des Osmanischen
Reichs unter Kilic Ali Pascha. Die Flotte der Heiligen Liga, eines vom
Papst initiierten Bündnisses gegen die "Ungläubigen", bestand zum
größeren Teil aus spanischen, zum kleineren Teil aus venezianischen
Schiffen. Mit dieser Schlacht wurde die seit dem Fall Konstantinopels
Schlacht von Lepanto
1453 als Bedrohung des Abendlandes empfundene türkische
Expansion eingedämmt. Die europäischen Staaten konnten im
Mittelmeer wieder Fuß fassen. Die Macht Spaniens, des Reiches, in dem die Sonne nie untergeht, erreichte ihren
Zenit.
Die wichtigste militärische Neuerung stellten die sechs venezianischen Galeassen dar, die wesentlich zum Sieg
beitrugen. Diese Schiffe waren, anders als die geruderten Galeeren, hochbordige Segelschiffe, die an beiden Seiten
über eine große Anzahl schwerer Geschütze verfügten. Ihre Feuerkraft war enorm verglichen mit den Galeeren, die
nur wenige Geschütze führen konnten. Auch waren die Galeassen kaum zu entern. Umgekehrt gelang es den
Spaniern, ihre überlegene Infanterie in den Enterkämpfen erfolgreich zum Einsatz zu bringen, wo sie – ähnlich der
römischen Marineinfanterie bei Mylae – wesentlich zum Sieg beitrug.
Gravelines
Nur 17 Jahre nach Lepanto, im Jahre 1588, erlitt die spanische Armada unter Admiral Medina Sidona, die zuvor als
mächtigste Seestreitmacht der Welt galt, in der Seeschlacht von Gravelines im Ärmelkanal eine vernichtende
Niederlage.
Spanien suchte den Erfolg mit den Mitteln, die in Lepanto noch zum Sieg geführt hatten. Wie Festungen überragten
die Galeassen mit ihren Kastellen die viel flacher gebauten britischen Schiffe. Große Geschütze und die im
Enterkampf geübte Infanterie sollten den Gegner bezwingen. Die britischen Schiffe waren zwar leichter und
niedriger gebaut und waren nur mit leichten Kanonen ausgestattet. Sie segelten jedoch erheblich besser und konnten
die Spanier leicht ausmanövrieren. Die britischen Schiffe folgten ihren Kommandeuren Charles Howard, Francis
Drake, John Hawkins und Martin Frobisher in jeweils einer Kiellinie und feuerten nacheinander ihre Breitseiten
gegen den Feind. Damit war die Idee des Linienschiffs entstanden, das sich durch seine Manövrierfähigkeit und die
Feuerkraft seiner Breitseite auszeichnete. Linienschiffe bestimmten bis zur Skagerrakschlacht 1916 den Charakter
der großen Seeschlachten.
Mit der Niederlage der spanischen Armada begann der Aufstieg der britischen Seemacht, die sich kurze Zeit später
auch endgültig gegen den verbleibenden Konkurrenten, die Niederländer, durchsetzte. Historisch schuf die
Seeschlacht von Gravelines also die Voraussetzungen für die Entstehung des Britischen Empires.
Trafalgar
In der Schlacht von Trafalgar besiegte die britische Royal Navy unter Vizeadmiral Horatio Nelson am 21. Oktober
1805 am Kap Trafalgar eine französisch-spanische Armada unter dem französischen Vizeadmiral Pierre Charles de
Villeneuve, die aus dem von den Briten blockierten Hafen von Cádiz ausbrechen sollte, um eine Landung in
Süditalien zu unterstützen. Einer der Schlüssel zum Erfolg war der von Nelson sorgfältig vorbereitete, neuartige
Schlachtplan, der ein konzentriertes Durchstoßen der feindlichen Schlachtordnung schon zu Beginn des Kampfes
vorsah. Die Briten eroberten oder zerstörten auf diese Weise die Mehrzahl der französischen Schiffe, darunter die
einzigartige Santissima Trinidad, während sie selber kein einziges Kampfschiff verloren. Nelson stützte sich neben
dem Überraschungseffekt vor allem auf die zuverlässigere Artillerie seiner Schiffe und die überlegene
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Seeschlacht
Nahkampfausbildung seiner Soldaten. Admiral Nelson selbst fiel in der Schlacht durch eine Musketenkugel. Ein
verheerender Sturm kurz nach der Schlacht zog viele der schwer beschädigten Kriegsschiffe in Mitleidenschaft und
die britischen Prisenbesatzungen mussten einige der 17 erbeuteten Schiffe wieder aufgeben. Der Verlust seiner Flotte
vereitelte Napoleons Pläne für eine Invasion der britischen Inseln endgültig und sicherte die englische Vorherrschaft
zur See nachhaltig über viele Jahrzehnte. Indirekt trug sie auch zu Napoleons Niederlage auf dem europäischen
Festland bei, die sich einige Jahre später abzuzeichnen begann.
Tsushima
Die Seeschlacht bei Tsushima fand vom 27./28. Mai 1905 in der Koreastraße zwischen der japanischen Flotte unter
Admiral Tōgō Heihachirō und einem russischen Geschwader unter dem Kommando von Admiral Sinowi
Petrowitsch Roschestwenski statt. Sie endete mit einer vernichtenden Niederlage der russischen Flotte und war
vorentscheidend für den Ausgang des Russisch-Japanischen Krieges. Sie gilt als erste moderne Seeschlacht der
Weltgeschichte. Admiral Togo ließ unter anderem das Manöver Crossing the T durchführen und zerstörte die
russischen Führungsschiffe durch geballte Feuerkraft. Die militärstrategische Analyse der Schlacht trug erheblich zur
Entwicklung der so genannten Großkampfschiffe (Dreadnoughts) bei und führte dadurch zu einem neuen Wettrüsten
der europäischen Mächte zur See, eine Mitursache für den 1. Weltkrieg. In Russland kam es bedingt durch die
Niederlage zu inneren Umwälzungen (Russische Revolution 1905), die zur Errichtung der Duma führten und das
innenpolitische Terrain für die Russischen Revolution von 1917 vorbereiteten.
Midway
In den weiten Seegebieten des Pazifiks, nördlich der Midwayinseln, trafen in der Zeit vom 2. bis 5. Juni 1942 starke
japanische und amerikanische Seestreitkräfte zur Schlacht um Midway aufeinander. Die Schlacht bestand aus einer
Folge von Luftangriffen durch Trägerflugzeuge beider Seiten. Die Schiffe der Gegner bekamen einander nie in Sicht
und haben nicht aufeinander geschossen. Am Ende hatte die japanische Flotte vier Flugzeugträger verloren, die
amerikanische einen. Auf japanischer Seite waren 3.500 Mann gefallen, auf amerikanischer 307. Diese Zahlen
erscheinen verglichen mit dem Blutzoll anderer Schlachten gering, jedoch war es vor allem der Verlust gut
ausgebildeter japanischer Piloten, der im Verein mit dem Verlust der Träger den weiteren Kriegsverlauf wesentlich
bestimmen sollte. Midway leitete die Wende im Pazifikkrieg ein und besiegelte das Schicksal des japanischen
Großmachtstrebens, das mit Siegen im russisch-japanischen Krieg 1904/05 und im Ersten Weltkrieg zuvor sehr
erfolgreich gewesen war. Für die USA war der Weg frei, sich als die erste Seemacht der Welt zu etablieren, eine
Position, die sie nach dem Ende des Kalten Krieges noch weiter ausbauen konnten.
Midway zeigte auch, dass die Zeit der Schlachtschiffe, wie die Linienschiffe seit Anfang des 20. Jahrhunderts
genannt wurden, vorbei war. Die japanischen Schlachtschiffe kamen nicht zum Schuss, die USA mussten nach dem
Verlust ihrer Schlachtflotte bei Pearl Harbor ohnehin weitgehend ohne Schlachtschiffe auskommen. Ohne Flugzeuge
war kein Seekrieg mehr möglich, das Zeitalter der Flugzeugträger hatte begonnen. Dabei dürfen andere technische
Neuerungen nicht vergessen werden, die den Verlauf der Seeschlachten des 20. Jahrhunderts beeinflusst haben. Die
wichtigsten sind Funktechnik und Radar und die sich aus dieser Technik ergebenden Möglichkeiten der Aufklärung
und Führung.
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Seeschlacht
Liste bedeutender Seeschlachten
Antike (500 v. Chr bis 476 n. Chr.)
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494 v. Chr., Schlacht von Lade, Perser besiegen Griechen
480 v. Chr., Schlacht von Salamis, Griechen besiegen Perser
474 v. Chr., Schlacht von Cumae, Griechen besiegen Etrusker
406 v. Chr.. Schlacht bei den Arginusen, Athen besiegt Sparta
405 v. Chr., Schlacht bei Aigospotamoi, Sparta besiegt Athen
260 v. Chr., Schlacht bei den Liparischen Inseln
260 v. Chr., Schlacht von Mylae, bei Sizilien, Sieg Roms über Karthago
250 v. Chr., Seeschlacht bei Panormos, Sizilien, Römer besiegen Karthager
256 v. Chr., Schlacht am Kap Ecnomus, Sizilien, Sieg Roms über Karthager
249 v. Chr., Schlacht von Drepana, Sizilien, Karthago besiegt Rom
241 v. Chr., Schlacht bei den Ägatischen Inseln, Rom besiegt Karthago
57 v. Chr., Seeschlacht vor Aremorica, Rom besiegt Gallien
31 v. Chr., 2. September, Schlacht bei Actium, Octavian besiegt Mark Anton und Kleopatra
15. v. Chr., Seeschlacht auf dem Bodensee, Rom besiegt die Kelten
Mittelalter (476 bis 1492)
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717-718, Zweiter Angriff auf Konstantinopel
849 Seeschlacht von Ostia, christliche Flotte besiegt moslemische Flotte
um 872, Schlacht am Hafrsfjord, Mit dem Sieg Harald Hårfagres beginnt der Einigungsprozess Norwegens,
um 985, Schlacht von Helgenes, Norweger besiegen Dänen
um 987, Schlacht bei Hjørungavåg, Norweger besiegen Dänen
1000, 9. September, Seeschlacht von Svold, Dänen und Schweden besiegen Norweger
1185, Seeschlacht von Dan-no-ura, Minamoto besiegen Taira
1340, Seeschlacht von Sluis, England besiegt Frankreich
1372, 22./23. Juni, Seeschlacht von La Rochelle, Frankreich und Kastilien besiegen England
Frühe Neuzeit (1492 bis 1789)
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1535, 17. Juni. Seeschlacht bei Svendborg, Dänemark, Schweden und Preußen besiegen Lübeck
1560, 9.-14. Mai, Seeschlacht von Djerba, Osmanische Flotte besiegt Heilige Liga
1571, 7. Oktober, Schlacht von Lepanto, Heilige Liga besiegt Osmanen
1588, Vernichtung der spanischen Armada, England besiegt Spanien
1607, 25. April Schlacht bei Gibraltar, Niederlande besiegen Spanien
1639, 16./17. September, Zwei-Tage-Seeschlacht, Niederlande besiegen Spanien
1639, 21. Oktober, Seeschlacht in den Downs, Niederlande besiegen Spanien
1644, 1. Juli, Seeschlacht auf der Kolberger Heide zwischen Schweden und Dänemark
1653, 10. August, Seeschlacht vor Scheveningen, England besiegt Niederländer
1665, 13. Juni, Seeschlacht bei Lowestoft, England besiegen Niederlande
1666, 11.-14. Juni, Viertageschlacht zwischen Themsemündung und der Küste von Flandern, Niederlande besiegt
England
• 1666, 25. Juli, St James's Day Fight, England besiegt Niederlande
• 1672, 7. Juni, Schlacht in der Solebay, Niederlande besiegen England
• 1672, 21. August, Seeschlacht vor Texel, Niederlande besiegen England
• 1676, 21. April, Seeschlacht vor Palermo, Niederlande besiegt Frankreich
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Seeschlacht
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• 1676, 25. Mai, Seegefecht vor Jasmund zwischen Dänemark und Schweden
• 1702, 12. Oktober, Seeschlacht von Vigo (auch Seeschlacht von Rande), englisch-holländische Flotte besiegt
spanisch-französische Flotte
• 1714, 27. Juli, Seeschlacht von Hanko (auch: Schlacht von Gangut), Russland besiegt Schweden
• 1756, 20. Mai, Schlacht von Minorca, zwischen Großbritannien und Frankreich
• 1759, 18. August Seeschlacht bei Lagos, Großbritannien besiegt Frankreich
• 1759, 20. November Seeschlacht von Quiberon, Großbritannien besiegt Frankreich
• 1760, 8. Juli, Gefecht auf dem Restigouche-Fluss, Großbritannien besiegt Frankreich
• 1770, 5. Juli, Seeschlacht von Çeşme, Russland besiegt das Osmanische Reich
• 1778, 27. Juli, Seeschlacht vor Ouessant, zwischen Großbritannien und Frankreich
• 1779, 6. Juli, Schlacht von Grenada, zwischen Großbritannien und Frankreich
• 1781, 5. September, Seeschlacht von Chesapeake
• 1782, 25./26. Januar Seeschlacht von St. Kitts zwischen Großbritannien und Frankreich
• 1782, 12. April, Schlacht von Les Saintes, Großbritannien besiegt Frankreich
Neuere Geschichte (1789 bis 1900)
• 1789, 24. August, Erste Seeschlacht bei Ruotsinsalmi, Russland
besiegt Schweden und Finnland
• 1790, 19. Juli, Seeschlacht bei Kertsch, Russland besiegt das
Osmanische Reich
• 1790, 9./10. Juli, Zweite Seeschlacht bei Ruotsinsalmi, Schweden
und Finnland besiegen Russland
• 1790, 28./29. August, Schlacht bei Hadshi-Bey, Russland besiegt
das Osmanische Reich
• 1794, 1. Juni, Seeschlacht am 13. Prairial ("The Glorious First of
June"), Großbritannien besiegt Frankreich
Kampf des englischen Linienschiffs HMS
Tremendous und einer britischen Fregatte gegen
die französische Fregatte La Canonniere, 1806
• 1797, 14. Februar, Schlacht bei Kap St. Vincent Großbritannien besiegt Spanien
• 1798, 1./2. August, Seeschlacht bei Abukir, Großbritannien besiegt Frankreich
• 1801, 2. April, Seeschlacht von Kopenhagen, Großbritannien besiegt Dänemark
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1805, 21. Oktober, Schlacht von Trafalgar, Großbritannien besiegt Frankreich und Spanien
1807, 19. Juni, Schlacht bei Athos, Russland besiegt das Osmanische Reich
1813, 10. September, Schlacht auf dem Eriesee USA besiegen Großbritannien
1827, 20. Oktober, Schlacht von Navarino, Großbritannien, Frankreich und Russland besiegen Osmanen und
Ägypter
1849, 5. April, Gefecht bei Eckernförde, Deutscher Bund gegen Dänemark
1853, 30. November, Seeschlacht bei Sinope, Russland besiegt das Osmanische Reich
1862, 8./9. März, Schlacht von Hampton Roads
1862, 6. Juni, Schlacht von Memphis, Nordstaaten besiegen Südstaaten
1864, 9. Mai, Seegefecht vor Helgoland, Dänemark besiegt Österreich
1866, 20. Juli, Seeschlacht von Lissa, Österreich-Ungarn besiegt Italien
1894, 17. September, Schlacht vor dem Yalu
1898, 1. Mai, Schlacht in der Bucht von Manila, USA besiegen Spanien
1898, 3. Juli, Seeschlacht vor Santiago de Cuba, USA besiegen Spanien
Seeschlacht
20. Jahrhundert
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1904, 10. August, Schlacht im Gelben Meer
1905, 27. Mai, Schlacht bei Tsushima, Japan besiegt Russland
1914, 1. November, Seegefecht bei Coronel, Deutschland besiegt Großbritannien
1914, 8. Dezember, Seegefecht bei den Falklandinseln, Großbritannien besiegt Deutschland
1915, 24. Januar, Seegefecht auf der Doggerbank, Großbritannien besiegt Deutschland
1916, 31. Mai, Skagerrakschlacht, Deutschland siegt taktisch gegen Großbritannien, verliert aber strategisch
1941, 28. März, Schlacht bei Kap Matapan, Großbritannien schlägt Italien
1941, 24. Mai, Gefecht in der Dänemarkstraße Deutsche Kampfgruppe besiegt die britische Kampfgruppe,
Versenkung der HMS Hood
1941, 27. Mai, britische Verfolgung und Versenkung des deutschen Großkampfschiffs Bismarck
1942, 27./28. Februar, Schlacht in der Javasee, Japan besiegt die Alliierten
1942, 3. bis 8. Mai, Schlacht im Korallenmeer, USA besiegen Japan
1942, 4./5. Juni, Schlacht um Midway, USA besiegen Japan
1942, 9. August, Schlacht von Savo Island, Japan besiegt die Alliierten
1942, 12. bis 15. November, Schlacht um Guadalcanal, USA besiegen Japan
1944, 19. bis 21. Juni, Schlacht in der Philippinensee, USA besiegen Japan
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1944, 22. bis 26. Oktober, See- und Luftschlacht im Golf von Leyte, USA besiegen Japan
1950, 15. bis 21. September, Landung bei Incheon, USA besiegen Nordkorea
1982, 1. bis 26. Mai, See- und Luftschlacht bei den Falklandinseln, GB besiegt Argentinien
1988, 18. April, Operation Praying Mantis, USA besiegt Iran
Verweise
• Seetaktik
• Seekrieg
43
Seeschlacht bei Abukir
44
Seeschlacht bei Abukir
Seeschlacht bei Abukir
Teil von: Ägyptische Expedition Napoléons
Die Seeschlacht bei Abukir, zeitgenössisches Gemälde von Luny Thomas
Datum
1./2. August 1798
Ort
Vor der Küste von Abukir, Ägypten
Ausgang
Strategischer englischer Sieg
Konfliktparteien
Frankreich
Vereinigtes Königreich
Befehlshaber
François-Paul Brueys d'Aigalliers
Horatio Nelson
Truppenstärke
13 Linienschiffe
4 Fregatten
14 Linienschiffe und eine Brigg
Verluste
über 5.000 Tote
11 Linienschiffe und
2 Fregatten gesunken
208 Tote
677 Verwundete
Schlachten der Ägyptischen Expedition (1798–1801)
Bei den Pyramiden – Seeschlacht von Abukir – Schlacht von Abukir
Die Seeschlacht bei Abukir, englisch Battle of the Nile, war eine der entscheidenden Schlachten während der
Koalitionskriege. Sie fand am 1. und 2. August 1798 vor der Küste von Abukir, einer ägyptischen Hafenstadt etwa
15 Kilometer nordöstlich von Alexandria, statt. Dabei besiegte eine britische Kriegsflotte unter dem Kommando von
Admiral Nelson die französische Flotte, die zuvor das Expeditionsheer Napoleons nach Ägypten gebracht hatte.
Mit diesem Sieg sicherten die Briten ihre Seeherrschaft im Mittelmeer, die im Laufe der 1790er Jahre scheinbar
verloren gegangen war.
Seeschlacht bei Abukir
Vorgeschichte
Strategische Situation Großbritanniens seit Beginn des Koalitionskrieges
Nach der Hinrichtung König Ludwigs XVI. 1793 hatten zahlreiche Monarchien Europas, darunter Großbritannien,
Spanien, Portugal und die meisten deutschen und italienischen Staaten Frankreich den Krieg erklärt. Die hohe Moral
der Revolutionstruppen und das strategische Geschick des jungen Feldherren Napoleon sorgten jedoch für
anhaltende militärische Erfolge der Franzosen.[1]
1795 wurden die Niederlande von der französischen Armee besetzt. Preußen und Spanien schlossen im selben Jahr
einen Friedensvertrag mit Frankreich. Unter französischem Druck erklärte Spanien im August 1796 Großbritannien
sogar den Krieg. Damit waren die spanischen Häfen an der Atlantikküste und im Mittelmeer für die Royal Navy
nicht mehr zugänglich. 1797 musste schließlich Österreich nach mehreren Niederlagen Frieden mit Frankreich
schließen. Großbritannien war damit im Jahre 1798 das einzige einflussreiche europäische Land, das sich noch im
Krieg mit der französischen Republik befand. Zu seinen Verbündeten zählten nur noch Portugal, das weitgehend
bedeutungslose Königreich von Neapel-Sizilien und die Insel Malta. Russland verhielt sich neutral.[2]
Bereits im Oktober 1796 hatte Großbritannien seine Kriegsschiffe aus dem Mittelmeerraum abgezogen, da die
britische Regierung zunehmend einen direkten Angriff Frankreichs befürchtete. Zum Schutz gegen eine mögliche
französische Invasion der britischen Inseln patrouillierte ein Teil der Royal Navy im Ärmelkanal. Ein weiterer Teil
kreuzte vor den französischen Marinebasen Brest und Rochefort sowie vor dem spanischen Cádiz, um eine
auslaufende französische Flotte rechtzeitig abfangen zu können. Die übrigen Schiffe der Royal Navy schützten
entweder die Koloniehäfen in Übersee oder die Handelsflotten. Nachdem seit Mitte des 17. Jahrhunderts
ununterbrochen britische Kriegsschiffe im Mittelmeerraum präsent gewesen waren, verfügte Großbritannien ab 1796
bis auf Gibraltar über keinerlei Marinestützpunkte im Mittelmeerraum.[3]
Die Entscheidung für die Ägyptische Expedition
Hauptartikel: Ägyptische Expedition
Das Direktorium Frankreichs, hatte − wie von der britischen Regierung befürchtet – tatsächlich eine Invasion
Großbritanniens erwogen. Im Februar 1798 inspizierte Napoleon Bonaparte zur Vorbereitung dieser Invasion die
französischen Häfen an der Atlantikküste. Er kam jedoch bereits nach vierzehn Tagen zu dem Schluss, dass zu viele
Faktoren gegen eine solche Invasion sprachen und lehnte deren Durchführung ab. Napoleon schlug stattdessen dem
Direktorium vor, das unter osmanischem Einfluss stehende Ägypten zu besetzen.[4] Nach anfänglichem Zögern
stimmte das Direktorium diesem Vorhaben zu, da vieles für dieses Vorhaben sprach: Obwohl von einem
osmanischen Gouverneur regiert, verfügte Ägypten über keine türkischen Garnisonen. Militärischer Widerstand war
nur von etwa 10.000 Mamelucken zu erwarten. Deren militärische Stärke lag in der Kavallerie, die gegenüber einer
mit Artillerie ausgerüsteten Armee kaum noch militärische Bedeutung hatte. Frankreich würde daher eine für diese
Expedition ausreichende Truppe aufstellen können, ohne seine militärische Präsenz in Europa nachhaltig zu
schwächen. Ein Erfolg in Ägypten bot außerdem weitreichende Möglichkeiten. Von Ägypten aus waren weitere
Feldzüge sowohl innerhalb Afrikas als auch nach Asien denkbar. Feldzüge nach Indien würden den für
Großbritannien wichtigen Handel mit den Mogulreich unterbrechen und damit möglicherweise Großbritanniens
Fortbestand als Großmacht gefährden.[5]
45
Seeschlacht bei Abukir
Die französischen Vorbereitungen
Napoléon Bonaparte war sich bewusst, dass der Erfolg der Ägyptischen Expedition teilweise davon abhing, dass die
britische Regierung möglichst lange über diese Invasionspläne im Unklaren war. Die deshalb weiterhin
stattfindenden Vorbereitungen für eine Invasion der britischen Inseln stellten sicher, dass die überwiegende Zahl der
britischen Kriegsschiffe weitab vom Mittelmeer kreuzten.[6]
Die Vorbereitungen für die Ägyptische Expedition, die von Napoleons Stabschef Louis Berthier organisiert wurden,
waren dagegen auf Toulon, Marseille, Genua, Korsika und Civitavecchia verteilt, um sie möglichst lange geheim zu
halten. Toulon fungierte als Heimathafen für die Kriegsflotte, die den Transport des französischen Expeditionsheeres
über das Mittelmeer schützen sollte. Handelsschiffe durften Toulon und umgebende Häfen nicht mehr verlassen und
wurden konfisziert. Nach kurzer Zeit standen ausreichend Transportschiffe bereit, um das Expeditionsheer zu
befördern, das aus 28.200 Mann Infanterie, Ingenieuren und Kanonieren sowie 2.800 Mann Kavallerie, 1.230
Pferden mit 60 Feld- und 40 Belagerungsgeschützen bestand. Begleitet wurde dieser Transport von 13
Linienschiffen, vier Fregatten und einigen Kanonenbooten unter dem Oberbefehl von François-Paul Brueys
D'Aigalliers.[7]
Am 20. Mai verließ der erste Teil des Expeditionsheeres den Hafen von Toulon. Am 21. Mai schloss sich eine von
Genua kommende Flotte von 72 Schiffen an. Am 28. Mai stießen weitere 22 Schiffe hinzu, die von Korsika aus
gestartet waren. Die letzte Teilflotte von nochmals 56 Schiffen, die in Civitavecchia losgesegelt war, traf am 30.Mai
auf die übrigen Schiffe. Der Konvoi aus Civitavecchia schloss sich dem Verband allerdings nicht an, sondern segelte
auf einem parallelen Kurs Richtung Sizilien und erreichte Malta bereits am 6. Juni 1798, drei Tage vor dem übrigen
Konvoi.[8]
Admiral Nelsons Suche nach der französischen Flotte
Der Informationsstand von Admiral Nelson und der britischen Regierung
Die britische Regierung wusste mittlerweile, dass sich französische Truppen in der Nähe von Toulon, Marseille und
Genua sammelten und eine große Flotte für ihren Transport bereitgestellt wurde. Das Ziel dieser erneuten
französischen Kriegsanstrengungen war ihr jedoch bis Mitte April nicht klar: Man vermutete einen geplanten Angriff
auf das Königreich von Neapel, auf Sizilien oder Portugal, schloss aber auch einen Angriff auf Irland nicht aus. Die
Order, die Admiral Nelson von der britischen Admiralität erhielt, nannte diese vier möglichen Ziele und lautete:[9]
Sie haben mit Ihrem Geschwader auf jede nur mögliche Weise festzustellen, wofür die starken Kräfte... in
Toulon, Marseille und Genua bestimmt sind.
Nelson wurde ausdrücklich eine Verfolgung der französischen Flotte im gesamten Mittelmeerraum und ins Schwarze
Meer erlaubt, sollte sich dies als deren Ziel herausstellen.
Seit April zogen britische Regierungskreise zunehmend auch Ägypten als Ziel des französischen Expeditionsheers in
Betracht. Nachrichten, die per Schiff und durch Boten überbracht wurden, benötigten von London aus jedoch
mehrere Wochen, bevor sie nach Gibraltar gelangten. Bevor diese Überlegungen daher Admiral Nelson erreichen
konnten, war dieser am 9. Mai bereits aus seinem Heimathafen Gibraltar ausgelaufen.
Wiedervereinigung der britischen Flotte
Admiral Nelson und die von ihm kommandierte Flotte befanden sich am 20. Mai 70 Seemeilen südlich von Toulon
und damit in einer idealen Position, um den mit unbekanntem Ziel auslaufenden französischen Konvoi
abzufangen.[10] Am 21. Mai geriet das britische Geschwader jedoch in einen schweren Sturm, der die Schiffe weit
von ihrer Position in Richtung der felsigen Küsten von Korsika und Sardinien abtrieb. Vor allem das Flaggschiff
HMS Vanguard wurde während dieses Sturms schwer beschädigt und das übrige Geschwader infolge des Sturms
weit auseinander getrieben.[11]
46
Seeschlacht bei Abukir
47
Admiral Nelson entschied sich nach der Reparatur seines Flaggschiffs,
zu seiner Ausgangsposition vor Toulon zurückzukehren. In einer im
Vorfeld gegebenen Order hatte er festgelegt, dass Schiffe, die die
Verbindung zur übrigen Flotte verloren hatten, südlich vor Toulon
etwa in Höhe des 42. Breitengrades kreuzen sollten. Wenn sie während
dieses Manövers nicht innerhalb von 10 Tagen auf die HMS Vanguard
treffen sollten, sollten die Schiffe nach Gibraltar zurückkehren. [12]
Tatsächlich gelang es Admiral Nelson, bis zum 7. Juni vor der Küste
von Toulon den größten Teil seines Geschwaders wieder zu vereinigen
und dabei auch mit den Schiffen zusammenzutreffen, die ihm sein
Vorgesetzter Earl St. Vincent zur Verstärkung schickte. Lediglich die
drei Fregatten, die ihn bis zum Sturm begleitet hatten, trafen nicht mit
dem übrigen Geschwader zusammen.
Stopp in Neapel
Horatio Nelson, Darstellung von 1873
Bereits seit Anfang Juni wusste Admiral Nelson, dass der französische
Konvoi am 20. Mai Toulon verlassen hatte. Er vermutete, dass der
französische Konvoi als nächstes Genua angelaufen hatte, um sich dort mit den anderen Teilen der Flotte zu
vereinigen. Entsprechend dieser Vermutung ließ er die britische Flotte Kurs auf die norditalienische Küste nehmen.
Von einem abgefangenen tunesischen Kriegsschiff erfuhr er am 13. Juni, dass die französische Flotte südlich der
Spitze von Sizilien gesehen worden war. Sie segelte in östlicher Richtung.[13] Admiral Nelson hielt Portugal und
Irland als mögliches Ziel des französischen Expeditionsheers für wenig wahrscheinlich und entschied sich, mit seiner
Flotte nach Neapel zu segeln. Für diese Entscheidung sprachen mehrere Gründe. Am neapolitanischen Hof diente
William Hamilton seit 34 Jahren als britischer Botschafter und verfügte über weitreichende Kontakte.[14] Er wusste
möglicherweise bereits von weiteren Sichtungen der französischen Flotte. Das Königreich Neapel-Sizilien zählte zu
den wenigen europäischen Ländern, die sich nach wie vor gegen Frankreich stellten. Sir John Acton, der
Premierminister dieses Königreichs, hatte einen britischen Vater und war pro-britisch eingestellt. Admiral Nelson
hoffte deshalb, dass er im Hafen von Neapel auch neuen Proviant für seine Schiffe erhalten würde.
Seeschlacht bei Abukir
48
Die britische Flotte erreichte am 17. Juni Neapel und ankerte weit
außerhalb des Hafens. Admiral Nelson rechnete damit, auf Teile der
französischen Flotte zu treffen und verließ deshalb sein Flaggschiff
nicht. Thomas Troubridge, einer seiner Offiziere, segelte an seiner
Stelle an Bord der kleinen Mutine in den Hafen ein, wo William
Hamilton ihn bereits erwartet hatte. Von ihm erfuhr er, dass die
französische Flotte in Richtung Malta unterwegs war. Unsicher ist,
inwiefern William Hamilton Thomas Troubridge über ein Gespräch
zwischen dem französischen Botschafter und John Acton informierte.
In diesem Gespräch hatte der französische Botschafter erwähnt, dass
die französische Flotte von dort aus in Richtung Ägypten weitersegeln
würde. William Hamilton hatte durch John Acton davon erfahren und
berichtete davon in seinen Briefen an die britische Regierung. Auf
Basis der Briefe und Logbücher ist es sicher, dass Admiral Nelson bis
etwa 12. Juli nichts von diesem Gespräch wusste. Der Militärhistoriker
Brian Laverty vermutet in seiner ausführlichen Analyse der
Seeschlacht von Abukir, dass William Hamilton der Überzeugung war,
Der britische Diplomat William Hamilton
dass es sich bei dem Gespräch um eine gezielte französische
Desinformation handelte und diese Information gegenüber Thomas
Troubridge so beiläufig und als so wenig glaubwürdig erwähnte, dass dieser Admiral Nelson darüber bis zum 12.
Juli nicht informierte.[15]
In London dagegen war man sich mittlerweile sicher, dass die französische Flotte auf dem Weg nach Ägypten war.
Die Wissenschaftler, die auf Einladung Napoleons an der ägyptischen Expedition teilnahmen, hatten sich als die
undichte Stelle erwiesen, die das Ziel der französischen Flotte verrieten. So schrieb beispielsweise der Mineraloge
De Dolmineu an den Göttinger Naturwissenschaftler De Luc, dass man für die Expedition Bücher über Ägypten,
Persien und Indien sammele. Er teilte ihm auch mit, dass es Ziel der Expedition sei, den Handel zwischen Indien und
Großbritannien zu unterbrechen. De Luc war allerdings nicht nur Professor der Universität Göttingen, sondern auch
Mitglied des Hofstaates der britischen Königin Charlotte.[16] Die Kommunikationsmöglichkeiten des 18.
Jahrhunderts erlaubten es der britischen Admiralität jedoch nicht, Horatio Nelson davon in Kenntnis zu setzen.
Entscheidung für Alexandria
Am 18. Juni verließ Admiral Nelsons Flotte Neapel, um der französischen Truppe nach Malta zu folgen. Nelson
wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass der erste Teil des französischen Konvois dort bereits am 6. Juni eingetroffen
war und Malta sich am 9. Juni kampflos den französischen Truppen ergeben hatte. 3.000 französische Soldaten
blieben als Besatzungsmacht auf Malta zurück, als der französische Konvoi am 19. Juni dort wieder ablegte.
Admiral Nelson erfuhr von der Niederlage Maltas am 22. Juni, als die
britische Flotte eine Brigg abfing, die von Ragusa, dem heutigen
Dubrovnik, kam und bereits über den Fall von Malta informiert war.
Der Kapitän der Brigg gab jedoch an, Napoleon habe Malta bereits am
16. Juni verlassen. Diese Falschinformation führte dazu, dass Nelson
während der nächsten Wochen unterschätzte, in wie großer Nähe er
sich bereits zum französischen Konvoi befand.[17]
Aus Sicht von Admiral Nelson war mittlerweile völlig ausgeschlossen,
dass der französische Konvoi Portugal oder Irland ansteuerte; dazu
Das Mittelmeer – Nelsons Herausforderung lag
darin herauszufinden, welchen Kurs der
französische Konvoi nahm
Seeschlacht bei Abukir
befand sich die Flotte Napoleons zu weit östlich im Mittelmeer. Denkbare Ziele einer von Malta ablegenden Flotte
konnten aber Sizilien oder das Schwarze Meer sein; auch Ägypten bot sich von hier aus als Ziel an. Admiral Nelson
war sich sicher, dass ihn Nachrichten über einen Angriff der Franzosen auf Sizilien bereits erreicht hätten, wäre dies
das Ziel des französischen Geschwaders gewesen. Nach einer Beratung mit seinen Kommandeuren entschied sich
Admiral Nelson, die französische Flotte vor Alexandria zu suchen.[18]
Die Windverhältnisse waren für die britische Flotte günstig. Während der nächsten sechs Tage legte Admiral Nelson
mit seiner Flotte mitunter bis zu 150 Seemeilen innerhalb von 24 Stunden zurück. Militärhistoriker vermuten, dass
die britische Flotte am 22. Juni nur noch einen Abstand von 30 Seemeilen zur französischen Flotte hatte und an ihr in
der folgenden Nacht vorbeisegelte. In den Logbüchern der britischen Flotte ist tatsächlich festgehalten, dass am
Horizont die Masten von vier Schiffen gesichtet wurden, die der Beobachtungsposten der HMS Leander wenig später
als vier Fregatten identifizierte. Von der HMS Orion wurde dies wenig später bestätigt. Obwohl einige der britischen
Kommandeure die entdeckten vier Fregatten als eindeutiges Anzeichen einer in der Nähe segelnden großen Armada
deuteten, gab Nelson die Anweisung, diese nicht weiter zu verfolgen, sondern mit größtmöglicher Geschwindigkeit
weiter in Richtung Alexandria zu segeln. Diese Entscheidung Nelsons, die auf Unverständnis bei seinen
Kommandeuren traf und auch aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar ist, ist vermutlich auf die fehlenden
Fregatten in Nelsons Flotte zurückzuführen. Ohne diese schnellen Schiffe war Nelson nicht in der Lage, eine
hinreichende Aufklärung zu betreiben.[19]
Am 28. Juni erreichte die britische Flotte den Hafen von Alexandria, ohne dort die französische Flotte zu finden.
Thomas Hardy legte mit der HMS Mutine im Hafen an, um Kontakt mit dem britischen Konsul aufzunehmen. Dieser
hatte Alexandria jedoch verlassen. Thomas Hardy traf aber mit dem Kommandant der osmanischen Festung
zusammen, der ihm erklärte, dass er bisher keine französische Flotte gesehen hätte und dass sich Frankreich nicht im
Krieg mit dem Osmanischen Reich befände.[20] Entsprechend dem damaligen Gewohnheitsrecht gestattete der
Kommandeur der britischen Flotte, sich mit Trinkwasser zu versorgen. Er forderte sie jedoch auch auf, den Hafen
binnen 24 Stunden wieder zu verlassen. Admiral Nelson kam zu der Überzeugung, eine Fehlentscheidung getroffen
zu haben. Er ließ seine Flotte in Richtung Antalya weitersegeln.[21]
Nur 25 Stunden später legte die französische Flotte östlich von Alexandria an. Wenig später betraten die ersten
französischen Truppen ägyptischen Boden.[22]
Suche im östlichen Mittelmeerraum
Am 4. Juli erreichte Admiral Nelsons Flotte die Küste von Antalya, segelte von dort aus weiter in Richtung der
Südspitze von Kreta. Am 20. Juli hatte er wieder Sizilien erreicht. Von Syrakus aus sandte Admiral Nelson drei
Briefe an seine Frau, an William Hamilton und an seinen Vorgesetzten Admiral Lord St. Vincent. In allen drei
Briefen klingt die Frustration der vergeblichen Suche nach der französischen Flotte durch. An seine Frau schrieb
er:[23]
Ich war bislang nicht in der Lage, die französische Flotte zu finden, aber niemand wird sagen können, dass es
am mangelnden Versuch gelegen hat.
Sowohl gegenüber Hamilton und als auch seinem Vorgesetzten Earl St. Vincent klagte er, dass es seiner Flotte an
Fregatten fehlte, die aufgrund ihrer Schnelligkeit als Erkundungsschiffe hätten dienen können.[24]
Am 24. Juli verließ die britische Flotte Syrakus und fing in den nächsten Tagen mehrere Handelsschiffe ab.
Befragungen der Schiffsbesatzungen ergaben ein genaueres Bild der französischen Flottenbewegungen der letzten
vier Wochen, und für Admiral Nelson verdichtete sich die Gewissheit, dass sich die französische Flotte irgendwo vor
der Küste Syriens befinden musste – einem Gebiet, das nach damaligem Verständnis auch den Bereich des heutigen
Israels und Libanons umfasste, das damals aber zum Osmanischen Reich gehörte. Am 29. Juli ließ Nelson seine
Flotte erneut in Richtung Alexandria segeln. Selbst wenn der französische Konvoi dort nicht gelandet war, war es
sehr wahrscheinlich, dass man in Alexandrien Nachricht darüber hatte, wohin der französische Konvoi gesteuert
war.[25]
49
Seeschlacht bei Abukir
50
Am 1. August erreichte man ein zweites Mal den Hafen von Alexandria. Im Hafen befanden sich wie am 30. Juni
erneut keine französischen Schiffe, ein Posten konnte jedoch von seinem Ausguck auf der HMS Goliath Mastspitzen
in östlicher Richtung sehen. Wenig später wurde seine Sichtung vom Posten auf der HMS Zealous bestätigt.
Ausgangslage der Seeschlacht
Die Abukir-Bucht
Napoléon Bonaparte, der sich mit seinem Heer mittlerweile im ägyptischen Binnenland befand, hatte François-Paul
Brueys D'Aigalliers die Anweisung gegeben, die französischen Kriegsschiffe in der Nähe der ägyptischen Küste zu
ankern. Die Marabout-Bucht, an der die französischen Truppen anlandeten, hatte sich für die größeren und
tiefgängigeren Kriegsschiffe als ungeeigneter Ankerplatz erwiesen. Der Hafen Alexandrias, in den die meisten der
Transportschiffe des französischen Konvois einliefen, hätte von einer feindlichen Flotte einfach blockiert werden
können.[26] Brueys D'Aigalliers entschied sich daher, seine Kriegsschiffe in der Abukir-Bucht zu ankern. Er war der
Überzeugung, dass hier der britischen Flotte ein Angriff – den Brueys D'Aigalliers für wahrscheinlich hielt – nahezu
unmöglich sei.[27]
Die Abukir-Bucht erstreckt sich in einem Halbkreis über eine Breite von 16 Meilen, von Kap Abukir bis zur
Rosettamündung des Nils. Dort, wo die antike Stadt Kanopus lag, befand sich das damalige Dorf Abukir. Die Küste
fällt hier langsam in das Mittelmeer ab. Deshalb musste die französische Flotte drei Meilen seewärts verankert
werden. Der einzige natürliche Schutz bestand aus der kleinen Abukir-Insel und einigen Felsen und Sandbänken.
Die französische Flotte war in einer Linie zu Küste verankert. Eine solche Aufstellung verwandelte die Flotte in eine
lang gestreckte, schwimmende Küstenbatterie, die von der Abukir-Insel aus verlief. Die Meerenge zwischen der
Abukir-Insel und dem Festland hielt Brueys aufgrund unzureichender Seekarten für unpassierbar. Er war außerdem
der Überzeugung, dass er seine Schiffe so dicht an der Küste geankert hätte, dass Kriegsschiffe hinter seiner Linie
keinen ausreichenden Manövrierraum finden würden.[28]
Beteiligte Schiffe
Franzosen
Kanonen Kapitän
Le Guerrier
74
Jean François Trullet
Le Spartiate
74
Maurice Emeriau
L'Aquilon
74
Thévenard †
Le Peuple Souverain
74
Raccord
Le Franklin
80
Armand-Simon-Marie de Blanquet du Chayla
L'Orient (Flaggschiff) 120
Comte Brueys †; Louis de Casabianca †
Le Tonnant
84
Aristide Aubert Dupetit-Thouars †
L'Heureux
74
Etienne
Le Timoléon
74
Trullet
Le Mercure
74
Cambon
Le Guillaume Tell
80
Pierre de Villeneuve
Le Généreux
74
LeJoille
La Sérieuse
36
Martin
L'Artermise
36
Estandlet
La Justice
40
Villeneuve
Seeschlacht bei Abukir
51
Le Conquérant
74
Jean Dalbarade
La Diane
48
Denis Decrès
Briten
Kanonen Kapitän
HMS Goliath
74
Thomas Foley
HMS Zealous
74
Samuel Hood
HMS Orion
74
James Saumarez
HMS Theseus
74
Ralph Willett Miller
HMS Audacious
74
Davidge Gould
HMS Vanguard
(Flaggschiff)
74
Horatio Nelson; Edward Berry
HMS Minotaur
74
Thomas Louis
HMS Defence
74
John Strutt Peyton
HMS Majestic
74
George Blagdon Westcott †
HMS Leander
50
Charles Thompson (Kapitän)
HMS Culloden
74
Thomas Troubridge
HMS Swiftsure
74
Benjamin Hallowell Carew
HMS Mutine
18
Thomas Hardy
HMS Alexander
74
Alexander Ball
HMS Bellerophon
74
Henry Darby
Die Schlacht
Foleys Entscheidung
Als die L’Heureux am frühen Nachmittag des 1. August 1798 die
Zealous sichtete, war Admiral Brueys D'Aigalliers nicht weiter
beunruhigt – es erschien unwahrscheinlich, dass die britische Flotte
noch an diesem Tag angreifen würde.[29] Er ließ allerdings
Rückrufsignale für die Arbeitskommandos setzen, denn die Hälfte
seiner Besatzungen begab sich täglich an Land, um entweder Brunnen
zu graben oder Proviant zu beschaffen. Über 4000 Mann erreichten
ihre Schiffe nicht mehr und mussten der Schlacht von Land aus
zusehen.
Das britische Geschwader hatte indessen den stehenden Befehl, dass
einem vor Anker liegenden Gegner keinerlei Zeit für die Vorbereitung
gegeben werden sollte. Trotz der Tageszeit begann sofort der Angriff.
Um 15 Uhr wurde das Signal „Klar zum Gefecht“ gehisst. Um 17:30
Uhr standen die britischen Schiffe aus Nordwest kommend in Kiellinie
querab von der Abukir-Insel. Die Schlacht begann kurz nach 18 Uhr,
als das Tageslicht schon nachließ.
Verlauf der Schlacht; die britischen Schiffe sind
in Rot eingezeichnet, die französischen in Blau
Seeschlacht bei Abukir
Thomas Foley, der die HMS Goliath kommandierte, hielt anders als der französische Admiral Brueys D'Aigalliers
die Meerenge zwischen der Abukir-Insel und der Festlandküste für manövrierbar. Er besaß unter anderem einen
französischen Atlas aus dem Jahre 1764, der die Tiefen in der Bucht angab.[30] Auch dass die französische Flotte in
der Lage gewesen war, die Schiffe in einer langen Linie vor der Küste zu verankern, ließ Thomas Foley darauf
schließen, dass hinter der französischen Linie das Wasser noch eine ausreichende Tiefe hatte, um sein Schiff dort zu
manövrieren. Thomas Foleys schnelle Entscheidung, die französische Linie nach innen zu durchbrechen, bestimmte
den ganzen Verlauf der Schlacht. Die französische Flotte war auf einen Angriff von dieser Seite vollkommen
unvorbereitet und der HMS Goliath folgten die britischen Schiffe HMS Zealous, HMS Audacios, HMS Orion und
HMS Theseus, während der Rest der Flotte in Kiellinie von See aus angriff, was die Wucht des Angriffes
verdoppelte.[31]
Admiral Nelson erläuterte später Lord Howe seine Taktik: [32]
Indem ich die Vorhut und das Zentrum des Gegners angriff, und weil der Wind genau in Richtung seiner Linie
wehte, konnte ich jede beliebige Stärke gegenüber wenigen Schiffen zur Geltung bringen.
So wurde beispielsweise die Guerrier, die sich an der Spitze der französischen Linie befand, nacheinander von der
HMS Goliath, der HMS Zealous, der HMS Audacious, der HMS Orion und der HMS Theseus unter Beschuss
genommen und war binnen Kürze gefechtsuntauglich.
Explosion der L’Orient
Dank Thomas Foleys Entscheidung, sein Schiff zwischen die Küste
und die französische Linie zu steuern, erhielten die vorderen
französischen Schiffe von zwei Seiten Beschuss. Ähnlich wie die
französische Guerrier waren auch die Aquilon, die Peuple Souverain
und die Spartiate sehr schnell stark beschädigt.[33] Die waffenstärksten
französischen Schiffe – darunter das französische Flaggschiff L'Orient
– befanden sich jedoch in der Mitte der französischen Linie. Die
britische HMS Bellerophon erlitt schweren Schaden, als sie sich
gegenüber diesem Schiff positionierte, verlor zwei ihrer drei Masten
und trieb im Verlauf der Schlacht seewärts ab.[34] Gegen 22 Uhr
nahmen jedoch die britischen Schiffe HMS Swiftsure und HMS
Alexander die L’Orient unter Beschuss, auf deren Deck bald Feuer
Das französische Flaggschiff L'Orient explodiert
ausbrach. Der Kapitän der HMS Swiftsure ordnete gezielte Schüsse in
am 1. August 1798 um 22 Uhr, zeitgenössisches
die Flammen an, um die Löscharbeiten der französischen Crew zu
Gemälde von Arnald George
behindern. Der französische Admiral Brueys D'Aigalliers, der sich auf
diesem Schiff befand, war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer
verwundet, beharrte jedoch darauf, an Deck zu bleiben. Wenig später wurde er von einem Schuss getroffen, der ihn
tötete.
Das sich weiter ausbreitende Feuer auf der L’Orient ließ eine Explosion des Munitionslagers befürchten. Die meisten
der britischen und französischen Kommandeure, deren Schiffe sich in unmittelbarer Nähe befanden, entschieden sich
daher, ihre Schiffe in eine größere Entfernung zur L’Orient zu bringen. Die französischen Schiffe Heureux und
Mercure strandeten infolgedessen an der Festlandküste. Wenig später explodierte die L’Orient; Schiffs- und
Leichenteile wurden durch die Wucht der Explosion eine Seemeile weit in der Bucht verstreut, und der Lärm der
Explosion war bis in das neun Seemeilen weit entfernt liegende Alexandria zu hören.[35] Es war der entscheidende
Wendepunkt der Schlacht. Fünf französische Schiffe befanden sich in britischer Hand; die Heureux und die Mercure
feuerten zwar noch ihre Kanonen ab, waren jedoch manövrierunfähig.[36]
52
Seeschlacht bei Abukir
Admiral Villeneuve an Bord der Guillaume Tell entschloss sich angesichts der hoffnungslosen Lage der
französischen Flotte zur Flucht und konnte gemeinsam mit der Généreux und den Fregatten Justice und Diane nach
Korfu entkommen. Alle drei Schiffe waren weitgehend unbeschädigt und Admiral Nelson verzichtete darauf, sie
durch eines seiner Schiffe verfolgen zu lassen, da diese alle schwer beschädigt waren.[37] Die mittlerweile
mastenlosen Tonnant und Timoléon setzten ihren aussichtslosen Kampf bis in den Nachmittag des 2. August fort;
danach gab die Tonnant auf; die Crew der Timoléon dagegen setzte ihr Schiff in Brand und ruderte in den Beibooten
an Land, um der Gefangennahme zu entkommen.[38]
Folgen
Die Opfer
Von Admiral Brueys D'Aigalliers dreizehn Linienschiffen und vier Fregatten waren elf Linienschiffe und zwei
Fregatten verloren gegangen. Admiral Brueys D'Aigalliers selber sowie sieben weitere französische Kommandanten
waren gefallen, über 5.200[39] französische Matrosen waren entweder tot oder wurden vermisst – mehr als 1.000
Matrosen waren allein bei der Explosion der L’Orient zu Tode gekommen.[40] 3.305 Matrosen waren von den Briten
gefangen genommen worden. [41] Die Vernichtung der französischen Flotte war so vollständig, dass sie gelegentlich
mit der verheerenden Niederlage verglichen wird, die die japanische Marine der russischen in der Schlacht von
Tsushima 1905 bereitete.[42]
Die Engländer beklagten unmittelbar nach der Schlacht 218 Tote und
677 Verwundete.[43] In den Tagen nach der Schlacht starben allerdings
noch eine Reihe der Verwundeten.[44] Unter den Toten und
Verwundeten befanden sich auch Frauen: Die Regularien der
britischen Marine verboten eigentlich die Anwesenheit von Frauen an
Bord von Kriegsschiffen. Es war aber nicht unüblich, dass Frauen
ihrem Ehemann an Bord folgten. Während der Schlacht halfen sie,
Pulver und Munition an Deck zu bringen oder versorgten die
Mannschaft mit Wasser. John Nicol, ein Seemann auf der HMS
Der verletzte Admiral Nelson kommt an Deck,
Goliath, hielt in seinem Tagebuch fest, dass mehrere verwundet
um die brennende L'Orient zu sehen
wurden und eine aus Leith stammende Frau ihren Verletzungen erlag.
Kapitän Thomas Foley nahm vier Frauen in seiner Musterungsliste auf,
die sich während der Schlacht um die Verletzten gekümmert hatten und deren Männer entweder in der Schlacht
gefallen oder in den kommenden Wochen ihren Verletzungen erlegen waren.[45]
Im britischen Geschwader hatte jedes Schiff schweren Schaden genommen: die HMS Culloden war im Verlauf der
Schlacht auf Grund gelaufen, und die HMS Bellerophon und die HMS Majestic hatten ihre Masten verloren. Alle
britischen Schiffe konnten aber wieder repariert werden.
Die hohe Anzahl der Opfer, die diese Schlacht forderte, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Schiffe mit der
Breitseite zueinander ankerten und aus nächster Nähe aufeinander feuerten. Seeschlachten, die auf offener See
geführt wurden, hatten aufgrund der höheren Manövrierfähigkeit in der Regel weniger Opfer zur Folge.
Auswirkungen
Der französische Plan eines Vormarsches nach Indien war mit der Niederlage in der Seeschlacht bei Abukir in Frage
gestellt; gleichzeitig wurde der Sieg der Briten als der erste größere Rückschlag Napoléon Bonapartes gewertet.[46]
Die britische Vorherrschaft zur See war allerdings für den Rest der Koalitionskriege noch nicht sichergestellt. Erst
mit der Schlacht von Trafalgar sieben Jahre später, bei der Admiral Nelson über eine französisch-spanische Flotte
siegte, wurde diese endgültig für mehr als ein Jahrhundert gesichert.[47]
53
Seeschlacht bei Abukir
Horatio Nelson wurde für seinen Sieg in der Schlacht bei Abukir in den britischen Adelsstand erhoben. Die
Ostindische Kompanie, welche von Nelson über den Ausgang der Schlacht informiert wurde, indem er einen seiner
Offiziere von Alexandria aus nach Indien sendete, zeigte ihm gegenüber ihre Dankbarkeit durch ein Geschenk von
10.000 Pfund. Zahlreiche Ehrungen erwies ihm auch das Königreich von Neapel-Sizilien, deren Königin Maria
Karolina – eine Schwester der hingerichteten französischen Königin Marie Antoinettes – eine entschiedene
Gegnerin der französischen Republik war. Die französische Niederlage vor Abukir war für das Königreich
Neapel-Sizilien auch der Anlass, Rom einzunehmen. Das erwies sich allerdings als vorschnelle Entscheidung. Der
Gegenangriff der französischen Truppen war erfolgreich und in Neapel kam es zu einem Aufstand, der Ferdinand I.
und Königin Maria Karolina zwang, im Dezember 1798 nach Sizilien zu fliehen.[48]
Für die Karriere von Napoléon Bonaparte blieb die verheerende französische Niederlage von Abukir nahezu
folgenlos. Sie wurde von dem Triumph der erfolgreichen Ägyptischen Expedition in den Schatten gestellt.
Erinnerungen
Kunst, Literatur, Denkmäler
Die Seeschlacht bei Abukir ist mehrfach von britischen Marinemalern dargestellt worden. Gemälde von Arnald
George und Luny Thomas zeigen die Schlacht in den dramatischen Momenten, in denen die französischen Schiffe in
Flammen standen.
Ein literarisches Denkmal fand die Seeschlacht auch in Felicia Hemans Gedicht Casabianca, das vielen Briten vor
allem wegen seiner ersten, häufig parodierten Zeile „The boy stood on the burning deck“ bekannt ist. Es schildert den
Tod des erst zwölfjährigen Sohnes von Louis de Casabianca, der auf dem von seinem Vater kommandierten
französischen Flaggschiff L’Orient Dienst tat und während der Explosion des Schiffes ums Leben kam.
Ein Denkmal, das an die Seeschlacht von Abukir erinnern soll, befindet sich in der Nähe von Stonehenge. Es besteht
aus einer Vielzahl kleiner Birkenhaine, die als „Nile Clumps“ bezeichnet werden. Nach lokaler Legende repräsentiert
jeder der Birkenhaine ein Schiff der französischen und britischen Flotte. Die Anpflanzung soll auf Emma Hamilton,
der späteren Geliebten von Admiral Nelson, zurückzuführen sein. Sie freundete sich nach Nelsons Tod mit der
Marquess of Queensbury, einer örtlichen Großgrundbesitzerin an und überzeugte sie gemeinsam mit Thomas Hardy,
dieses ungewöhnliche Denkmal zu pflanzen. Nicht mehr alle Birkenhaine stehen. Die meisten befinden sich heute
auf Land des Stonehenge Historic Landscape, das dem britischen National Trust gehört. Zur Zeit bestehen Pläne,
einige dieser Birkenhaine wieder anzupflanzen.
Archäologie
1998 und 1999 wurden Wracks der französischen Flotte von dem Unterwasser-Archäologen Franck Goddio
entdeckt.[49] Im Jahre 2000 fand Paolo Gallo, ein italienischer Archäologe, eine Grabstätte auf einem heute als
„Nelsons Insel“ bezeichneten Eiland in der Abukir-Bucht. Das Grab enthält die Überreste von Seeleuten und
Offizieren; es befinden sich in dem Grab auch die Überreste dreier weiblicher Skelette sowie zweier Kleinkinder.
Der britische Archäologe Nick Slope konnte belegen, dass einige der im Grab Bestatteten Tote der Seeschlacht bei
Abukir waren; andere Tote sind auf eine Expedition aus dem Jahre 1801 zurückzuführen. Sicher ist, dass zwei der
weiblichen Toten sowie die verstorbenen Kleinkinder im Jahre 1801 gestorben sind. Für das dritte weibliche Skelett
ist dies nicht sicher. Es könnte sich daher um eine der Toten der Seeschlacht von Abukir handeln.
Am 18. April 2005 erhielten die in dem Grab gefundenen Toten ein militärisches Ehrenbegräbnis durch die
Mannschaft des britischen Schiffs HMS Chatham, das sich zu dieser Zeit in ägyptischen Gewässern aufhielt.[50]
54
Seeschlacht bei Abukir
Literatur
• Roy Adkins, Lesley Adkins: The War for All the Oceans – From Nelson at the Nile to Napoleon at Waterloo,
Abacus Kibdib 2007, ISBN 978-0349-119168.
• John Keegan: Intelligence in war. Knowledge of the enemy from Napoleon to Al-Qaeda, Pimlico, London 2004.
ISBN 0-7126-6650-8.
• Brian Lavery: Nelson and the Nile – The Naval War against Bonaparte 1798, Caxton Publishing Group, London,
2003 ISBN 1-84067-5225.
• Oliver Warner: Große Seeschlachten, Ariel Verlag, Frankfurt am Main 1963.
Weblinks
• Die Seeschlacht in der Bucht von Abukir (Battle of the Nile) [51]
• Englische Webpage mit einer ausführlichen Darstellung der Schlacht [52]
Referenzen
[1] Adkins und Adkins, S. 6
[2] Lavery, S. 10 und Keegan, S. 36
[3] Keegan, S. 34
[4] Adkins und Adkins, S. 7 und Lavery, S. 7 bis 9
[5] Lavery, S. 12 – 13, S. 15 und Keegan, S. 38
[6] Adkins und Adkins, S. 8
[7] Keegan, S. 40
[8] Lavery, S. 77; Adkins und Adkins, S. 11
[9] Warner, S. 148
[10] Lavery, S.65
[11] Adkins und Adkins, S. 9
[12] Keegan, S. 45 f.
[13] Laverty, S. 122 sowie Adkins und Adkins, S. 13– Keegan gibt als Datum den 14. Juni an, S. 48
[14] Laverty, S. 122
[15] Laverty, S. 124 und S. 134
[16] Keegan, S. 51 und 52
[17] Laverty, S. 126 und Keegan, S. 55
[18] Adkins und Adkins, S. 14
[19] Laverty, S. 127 – 129 und Keegan, S. 56 – 57
[20] Laverty, S. 129
[21] Laverty, S. 130
[22] Keegan, S. 58 sowie Adkins und Adkins, S. 15
[23] zit. n. Keegan, S. 59
[24] Adkins und Adkins, S. 18 und 19
[25] Keegan, S. 60
[26] Laverty, S. 142 und 148 – 153
[27] Adkins und Adkins, S. 21
[28] Adkins und Adkins, S. 21 und 22
[29] Adkins und Adkins, S. 26
[30] Adkins und Adkins, S. 24
[31] Adkins und Adkins, S. 26 – 28; Keegan, S. 63; Laverty, S. 178- 181
[32] zit. n. Warner, S. 152
[33] Adkins und Adkins, S. 29
[34] Adkins und Adkins, S. 34; Keegan, S. 64; Laverty S. 195
[35] Adkins und Adkins, S. 35 – 37; Keegan, S. 64; Laverty S. 195 -199
[36] Laverty, S. 201
[37] Laverty, S. 202 und 209
[38] Keegan, S. 65
[39] Adkins und Adkins, S. 37
[40] Keegan, S. 65
55
Seeschlacht bei Abukir
56
[41] Adkins und Adkins, S. 38
[42] Keegan, S. 64
[43] Adkins und Adkins, S.37
[44] Laverty, S. 216 und 217
[45] Laverty, S. 189 und 218
[46] Adkins und Adkins, S. 41
[47] Keegan, S. 65
[48] Adkins und Adkins, S. 43
[49] Website über die archäologische Entdeckung (http:/ / www. franckgoddio. org/ Sitemap/ Project/ ProjectArticel.
aspx?ProjectName=Napoleon& Layout=B& XmlDocument=0013. xml)
[50] Tannalee Smith: 30 Members of British Fleet Reburied, Associated Press, 18. April 2005
[51] http:/ / coladores. co. funpic. de/ abuindex. html
[52] http:/ / www. nelsonsnavy. co. uk/ broadside1. html
Seeschlacht von Lissa
Seeschlacht von Lissa
Teil von: Dritter Italienischer Unabhängigkeitskrieg
Anton Romako: Admiral Tegetthoff in der Seeschlacht von Lissa, 1878–1880
Datum
20. Juli 1866
Ort
Vis, Kroatien
Ausgang
Sieg Österreichs
Konfliktparteien
Italien
Österreich
Befehlshaber
Carlo Pellion di Persano
Wilhelm von Tegetthoff
Truppenstärke
28 Schiffe
26 Schiffe
Verluste
2 Schiffe
612 Tote
38 Verwundete
19 Gefangene
kein Schiff
38 Tote
138 Verwundete
Deutscher Krieg,
3. Italienischer Unabhängigkeitskrieg (1866)
Seeschlacht von Lissa
57
Custozza - Hühnerwasser - Podol - Nachod - Trautenau - Langensalza - Skalitz - Münchengrätz - Gitschin - Königshof Schweinschädel - Königgrätz - Dermbach - Kissingen - Mainfeldzug - Frohnhofen - Aschaffenburg - Lissa - Bezzecca Blumenau - Hundheim - Tauberbischofsheim - Werbach - Helmstadt - Uettingen
Im Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg gewann der österreichische Admiral Wilhelm von Tegetthoff am 20.
Juli 1866 durch Anwendung der Rammtaktik die Seeschlacht von Lissa bei der heute Vis genannten Insel gegen die
zahlenmäßig überlegene italienische Flotte unter Admiral Carlo Pellion di Persano. Vermutlich handelte es sich um
die letzte durch Anwendung dieser Taktik gewonnene größere Seeschlacht. Dies war die erste Seeschlacht, in der in
größerem Umfang Panzerschiffe eingesetzt wurden.
Trotz einiger Siege über Italien verlor Österreich aber den Krieg vor allem an der zweiten Front gegen das mit Italien
verbündete Preußen (Schlacht von Königgrätz) und musste im Frieden von Wien Venetien an Italien abtreten.
Vorgeschichte
Im Juni 1866 brach der Krieg zwischen Preußen und Österreich aus. Italien, mit Preußen alliiert, erklärte Österreich
den Krieg und sandte Truppen in die Lombardei. Obwohl die italienische Armee den Österreichern zahlenmäßig
überlegen war, wurde sie am 24. Juni besiegt und zum Rückzug gezwungen. Die Preußen retteten die Situation,
indem sie die Österreicher in der Schlacht von Königgrätz (heute: Hradec Králové) am 3. Juli schlugen. Die
Niederlage in Königgrätz und die Information, dass die Österreicher über einen Waffenstillstand verhandelten,
zwang die italienische Marine zum Zug. Die Italiener wollten die österreichischen Gebiete an der Adria einnehmen.
Diese Gebiete wollten die Italiener in den Friedensverhandlungen als Verhandlungsgegenstand nutzen. Der
Kommandeur der italienischen Flotte, Admiral Carlo Persano, kreuzte vom 9. bis zum 11. Juli auf der geografischen
Breite von Lissa, ohne die Österreicher aktiv anzugreifen. Persanos passives Verhalten wurde stark kritisiert und der
Oberbefehlshaber der Marine befahl ihm, irgendeine Erfolg versprechende Aktion zu unternehmen. Folglich wurde
beschlossen, die Insel Lissa (kroat. Vis), das so genannte „Gibraltar der Adria“, einzunehmen.
Die österreichische Flotte war zu diesem Zeitpunkt veraltet. Konteradmiral Wilhelm von Tegetthoff war zur
Improvisation gezwungen. Er ließ seine Schiffe mit Eisenplatten, Eisenbahnschienen und Ketten behelfsmäßig
panzern.
Die Verteidigung von Lissa bestand aus 1.833 Soldaten, starken Festungen und Küstenbatterien (Wellington,
Bentainks, Magnaremi und Nadpostranje) mit insgesamt 88 Kanonen. Weiter existierte eine Polizeistation auf dem
Hügel Hum (585 Meter), mit einer Telegrafenverbindung zum Festland über die Insel Hvar. Die italienische Flotte
verließ Ancona, den italienischen Flottenstützpunkt, am Nachmittag des 16. Juli und erreichte Lissa, ohne einen
detaillierten Operationsplan vorbereitet zu haben.
Verlauf
Italienischer Angriff auf Lissa
Persanos Flotte kreuzte am 17. Juli bei Lissa, aber zu weit entfernt, um von den Verteidigern gesehen zu werden.
Das einzige Schiff, das sehr nahe herankam, war das Aufklärungsschiff RN Messaggero, welches den Stabschef der
Flotte an Bord hatte, um die Positionen der Küstenbatterien und Festungen aufzuklären. Am nächsten Tag näherte
sich die ganze Flotte der Insel und startete den Angriff. Einige Panzerschiffe wurden zum Hafen von Hvar gesandt,
um die Telegrafenverbindung Vis-Hvar-Split zu unterbrechen. Weitere Aufklärungsschiffe wurden nach
Nord-Westen entsandt. Das Gros der Flotte griff Lissa um 10:30 Uhr an drei verschiedenen Positionen an. Das erste
Geschwader von Panzerschiffen unter Kommandant Giovanni Vacca eröffnete das Feuer auf die österreichischen
Batterien bei Komiža. Das zweite Geschwader, unter dem Kommando von Persano selbst, attackierte den Hafen von
Lissa, während das dritte Geschwader, bestehend aus hölzernen Fregatten unter Giovanni Battista Albini,
angewiesen war, die Batterien in Nadpostranje zu zerstören und Truppen in der Bucht von Rukvac anzulanden. Das
Seeschlacht von Lissa
58
erste Artillerieduell zeigte, dass die Küstenbatterien (speziell die in Komiža) zu hoch für die italienischen Kanonen
lagen. Folglich zogen sich die italienischen Schiffe nach einigen Stunden nutzlosen Bombardements zurück und
unterstützten das zweite Geschwader beim Angriff auf den Hafen von Lissa.
Am nächsten Tag (19. Juli) zog sich die gesamte Flotte vor dem Hafen
von Lissa zusammen und griff geschlossen an. Die Italiener bekamen
Unterstützung durch das moderne, turmbestückte Panzerschiff RN
Affondatore und einige Truppentransporter. Diese Schiffe nahmen
ebenfalls am Angriff auf den Hafen von Lissa teil. Obwohl vier
Panzerschiffe in den Hafen eindringen konnten, wurde der Widerstand
der Verteidiger nicht wesentlich geschwächt.
Das italienische Turmpanzerschiff RN
Affondatore
Beginn der Schlacht
Ausgangssituation der Schlacht von Lissa
Am dritten Tag, dem 20. Juli war die Lage der Verteidiger von Lissa
kritisch. Zwei Drittel der Kanonen waren am Vortag zerstört worden
und die Italiener bereiteten am frühen Morgen die Landung vor. In
dem Moment, als die Panzerschiffe den entscheidenden Angriff auf
den Hafen und die Batterien starteten und die Holzschiffe sich mit
2.200 Mann der Bucht von Rogačić zur Landung näherten, sichtete und
identifizierte das Aufklärungsschiff RN Esploratore Schiffe, die sich
aus nordwestlicher Richtung näherten. Als Persano diese Information
erhielt, stoppte er die Landeoperation und steuerte dem Gegner
entgegen. Nach einigen telegrafischen Nachrichten von Lissa über die
Präsenz und Aktivitäten der italienischen Flotte hatte sich der
Befehlshaber der österreichischen Flotte, Konteradmiral Wilhelm
Freiherr von Tegetthoff, entschieden, seine Position in der Nordadria
zu verlassen, um den bedrängten Truppen bei Lissa zu Hilfe zu
kommen. Er handelte schnell – die österreichische Flotte verließ den
Liegeplatz Fažana um 13 Uhr - und eilte nach Süden.
In der Nacht vor der Schlacht hielt Tegetthoff mit vollen Segeln Richtung Lissa. Ein Sturm vom Westen brachte
Regen, Wind und heftigen Seegang, der das Segeln erschwerte, aber am Morgen ließ der Sturm zur Gänze nach.
Gegen 9 Uhr tauchten die Hügel von Lissa aus dem Nebel auf, nur wenig später, nachdem sich die italienische Flotte
im Meer nördlich von Lissa verteilt hatte.
Die österreichische Flotte segelte in Dreiecksformation. Das erste
Dreieck (unter dem Befehl Admiral Tegetthoffs) bestand aus sieben
Panzerschiffen, das zweite (unter dem Befehl des Kapitän zur See
Anton von Petz), 1000 Meter hinter dem ersten, bestand aus sechs
Holzfregatten, geführt von dem Linienschiff SMS Kaiser und das dritte
(unter dem Befehl Fregattenkapitän Eberles), 1000 Meter hinter dem
zweiten, bestand aus sieben Kanonenbooten. Dies war auch die
Angriffsformation. Um 10:30 Uhr, als sich die beiden Flotten sehr
nahe standen, befahl Tegetthoff, die Geschwindigkeit zu erhöhen und
Das österreichische Linienschiff SMS Kaiser nach
der Schlacht
Seeschlacht von Lissa
„Distanzen schließen – den Feind rammen“. Die hölzernen Schiffe
wurden angewiesen, die Panzerschiffe zu unterstützen. Angeblich sagte
Persano, als er den Feind sah: «Ecco i pescatori!» („Hier kommen die
Fischdampfer!“), dies ist aber nicht gesichert. Wegen der
Landevorbereitungen und der Truppentransporter in See konnte er am
Anfang der Schlacht nur zehn Panzerschiffe gegen Tegetthoff
schicken. Das Panzerschiff RN Formidabile, beschädigt während des
Angriffes auf den Hafen von Lissa, segelte nach Ancona, die Terribile
fiel hinter die Komitza zurück und die Holzschiffe luden die
Landungstruppen, Boote und Ausrüstung. Als die Österreicher den
Angriff starteten, segelte Persano mit drei Panzerschiffen in jedem
Geschwader in Linienformation und entschied plötzlich, das
Flaggschiff zu wechseln. Er verließ die RN Re d´Italia und betrat die
RN Affondatore, welche außerhalb der Gefechtsformation stand. Durch
diese Aktion stiftete er Verwirrung unter seinen Offizieren und zerriss
die Gefechtsformation, indem er einen Leerraum zwischen der Vorhut
und der Mitte der Formation schuf. Konteradmiral Tegetthoff bemerkte
dies, und um 10:50 Uhr sprengte die österreichische Flotte die
italienische Gefechtsformation.
59
Das italienische Panzerschiff RN Re d´Italia
Das österreichische Flaggschiff, das Panzerschiff
Ferdinand Max
Die österreichischen Panzerschiffe drehten nach rechts ab und griffen das Zentrum der italienischen Formation an.
Die Holzfregatten des zweiten Dreiecks, geführt vom Linienschiff Kaiser, griffen die Italiener von hinten an,
während die Kanonenboote, nachdem sie von der italienischen Vorhut angegriffen wurden, von einigen italienischen
Schiffen verfolgt nach Norden segelten. Die italienischen Holzfregatten, unter dem Kommando von Albini, nahmen
nicht an der Schlacht teil. Der Kampf war in mehrere kleinere Gefechte unterteilt. Der Hauptkampf war im Zentrum,
wo Tegetthoff mit sieben Panzerschiffen gegen vier Italienische focht. Daraus folgend wurde ein Exempel für die
richtige Verteilung der Einheiten geschaffen, welche ein entscheidender Teil der Schlacht war. Dichter, schwarzer
(Kohle-)Nebel sorgte auf dem Schlachtfeld für Verwirrung und half Tegetthoff, seinen Plan zu realisieren. Das
Artilleriefeuer wurde willkürlich auf die feindlichen Schiffe, welche aus dem Nebel herauskamen, eröffnet, zum Teil
auf Entfernungen unter 50 Meter.
Die meisten Schiffe, speziell die österreichischen, versuchten, den Gegner zu rammen. Tegetthoffs Flaggschiff SMS
Ferdinand Max leitete diese Versuche. Obwohl unter einem unvorteilhaftem Winkel, rammte sie das Panzerschiff
Palestro am Heck mit solcher Kraft, dass die italienischen Matrosen am Heck der Palestro gegen den Bug der
Ferdinand Max geschleudert wurden. Nachdem Tegetthoff geschrien hatte: „Wer will die Flagge haben?“ rannte der
kroatische Offiziersanwärter Nikola Karkovic zur Flagge, nahm sie an sich und lief unter schwerstem Gewehrfeuer
auf sein Schiff zurück. Die Flagge war die erste Trophäe in der Schlacht.
Zur selben Zeit lag die Kaiser unter schwerem Feuer von hinten. Das italienische Flaggschiff Affondatore nahm an
diesen Angriffen teil. Die Kaiser vermied zweimal, von der Affondatore gerammt zu werden und feuerte eine
Breitseite aus kurzer Entfernung auf die Affondatore. Obwohl die Kanonen der Kaiser schwächer als die des
italienischen Gegner waren und die Panzerung nicht durchschlagen konnten, richteten zwei Dutzend Geschosse bei
der Affondatore beträchtlichen Schaden an. Nach einem weiteren Duell mit einem anderen Panzerschiff musste sich
die Kaiser mit zerstörten Aufbauten in den Hafen von Lissa zurückziehen.
Seeschlacht von Lissa
Die Re d′Italia lag unter schwerem Feuer und die Palestro versuchte,
ihr zu Hilfe zu eilen. Nachdem sie von der Ferdinand Max gerammt
wurde, erlitt die Palestro zahlreiche Treffer. Feuer brach aus und sie
zog sich zur gleichen Zeit wie die Kaiser vom Schlachtfeld zurück.
Zwei andere italienische Schiffe nahmen die Palestro in Schlepp und
die Besatzung wurde mit Booten von Bord gebracht. Kapitän Capellini
stoppte die Räumung des Schiffes und blieb mit seiner Mannschaft
freiwillig an Bord, um das Feuer zu bekämpfen.
60
Die Seeschlacht bei Lissa. Monumentalgemälde
von Alexander Kircher (Heeresgeschichtliches
Museum, Wien)
Währenddessen erreichte die Schlacht ihren Höhepunkt. Das Ruder der
Re d′Italia war beschädigt und sie wurde zum Anhalten gezwungen.
Konteradmiral Tegetthoff bemerkte dies, segelte um 11:30 Uhr mit voller Geschwindigkeit (11,5 Knoten) auf sie zu
und rammte die Re d′Italia auf der Backbordseite. Das italienische Schiff sank in drei Minuten und nahm 381
Matrosen mit in die Tiefe.
Persanos ganze Aufmerksamkeit sank, er setzte ständig Flaggensignale
wie: „Die Flotte soll den Feind jagen, freies Manövrieren, freies
Segeln“, „Jedes Schiff, das nicht kämpft, ist nicht in seiner Position“,
„Folgen Sie ihrem Kommandeur in Linienformation“. Viele
Kommandanten missachteten das Signal, weil sie nichts von Persanos
Schiffswechsel wussten.
Gegen 12:15 Uhr war der intensivste Teil der Schlacht beendet. Die
österreichischen Schiffe liefen in drei parallelen Linien nach Norden
zum Hafen von Lissa. Die Italiener segelten in zwei Linien westlich
der Österreicher. Einige sporadische Schüsse wurden noch bis 14:00
Uhr ausgetauscht, als man das Feuer komplett einstellte. Eine halbe
Stunde später sank die Palestro durch explodierende Munition, welche
durch das Feuer gezündet wurde. Nur 19 Mann von 250 überlebten.
Symbol für den österreichischen Sieg: Der
Rammstoß von Tegetthoffs Flaggschiff
Erzherzog Ferdinand Max gegen das italienische
Flaggschiff Re d'Italia (nach dem Gemälde von
Kappler).
Keine der beiden Parteien versuchte den Kampf nachmittags weiterzuführen. In zahlenmäßiger Überlegenheit, aber
demoralisiert und ohne Kohle und Munition verließen die Italiener bei Sonnenuntergang das Schlachtfeld und zogen
sich nach Ancona zurück.
Ergebnis
Mehrere Panzerschiffe auf beiden Seiten wurden leicht beschädigt. Der
Untergang der Affondatore in Ancona 3 Tage später wurde durch die
Beschädigungen im Verlauf der Schlacht hervorgerufen.
Die italienischen Verluste bei der Seeschlacht von Lissa betrugen 612
Tote, 38 Verwundete und 19 Gefangene. Die österreichische Flotte
hatte 38 Tote und 138 Verwundete zu beklagen. Bei den Österreichern
fielen die Linienschiffskapitäne Moll und der aus Schweden
stammende Erik af Klint.
Die Seeschlacht bei Lissa, Versenkung der Rè
d´Italia. Gemälde von Carl Frederik Sørensen
(Heeresgeschichtliches Museum Wien)
Die Schlacht von Lissa war das erste Seegefecht der europäischen
Geschichte, in dem Panzerschiffe eingesetzt wurden und beeinflusste
die Entwicklung der Marinetaktik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, allerdings wurde dabei der Rammtaktik
zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Nur einige Schiffe waren speziell dafür ausgestattet und nur wenige der
Rammversuche während der Schlacht hatten auch tatsächlich Erfolg. Mit der Entwicklung durchschlagskräftigerer
Seeschlacht von Lissa
Kanonen, die Schiffe schon versenken konnten, während sie sich dem Gegner zum Rammen näherten, erwies sich
diese Taktik als unzeitgemäß. Die Italiener besaßen zwar zahlreichere und bessere Schiffe als die Österreicher,
konnten dies aber in der Schlacht nicht zum Vorteil nutzen. Die Italiener besaßen wenig Erfahrung und wurden
schlecht geführt, was in dieser Schlacht entscheidend war. Die Niederlage in der Schlacht um Lissa wurde von den
Italienern als Tragödie angesehen. Admiral Persano wurde seines Amtes enthoben und aus dem Marinedienst
entlassen. Tegetthoff hingegen wurde für seinen Einsatz zum Vizeadmiral befördert.
Die österreichische Flotte gewann den Kampf, weil die entscheidenden Befehle ohne Verzögerung gegeben wurden,
der Schlachtplan hervorragend ausgearbeitet war, die Mannschaften gut ausgebildet waren. Ein wesentlicher Teil des
Erfolgs wurde durch die entschlossene Vorgehensweise von Konteradmiral Tegetthoff begründet. Von den 7.871
Seeleuten der österreichischen Flotte waren mehr als 5.000 Kroaten.
In der österreichischen Hauptstadt Wien findet jährlich um den 20. Juli eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der
Gefallenen der Seeschlacht unter der Reichsbrücke statt, bei der hochrangige Offiziere des österreichischen
Bundesheeres vertreten sind.
Literatur
• A.E. Sokol: Seemacht Österreich. Die Kaiserliche und Königliche Kriegsmarine 1382-1918, F. Molden, Wien,
1972.
• A.E. Sokol: The Imperial and Royal Austro-Hungarian Navy, United States Naval Institute, Annapolis, 1968
• Johannes Ziegler: Die Ereignisse auf dem Gardasee, der italienische Angriff auf die Insel Lissa und die
Seeschlacht bei Lissa. aus: Archiv für Seewesen; Selbstverlag, Wien 1866.
Weblinks
• Bildersammlung unter www.lissa.net/orleans/LIsola_di_Lissa/lissab.html [1]
• Die Seeschlacht von Lissa auf der Webseite der Italienischen Marine (italienisch) [2]
Referenzen
[1] http:/ / www. lissa. net/ orleans/ LIsola_di_Lissa/ lissab. html
[2] http:/ / www. marina. difesa. it/ storia/ storianavale/ storia04. asp
61
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson, 1. Baron Nelson of the Nile,
KB, Herzog von Bronte (* 29. September 1758 in Burnham Thorpe,
Norfolk, England; † 21. Oktober 1805, Kap Trafalgar, Spanien) war
ein britischer Admiral, der einige bemerkenswerte Seesiege errang
bzw. daran entscheidenden Anteil hatte: 1797 St. Vincent (vor der
Küste Portugals), 1798 Abukir, 1801 Kopenhagen, 1805 Trafalgar.
Leben
Kindheit und Jugend
Horatio Nelson wurde am 29. September 1758 in Burnham Thorpe
geboren. Sein Vater, Reverend Edmund Nelson, war Geistlicher der
Anglikanischen Kirche, wie bereits viele seiner Vorfahren. Seine
Horatio Nelson, Gemälde von Lemuel Francis
Mutter, Catherine Suckling, war eine Großnichte von Robert Walpole,
Abbott 1797 (Öl auf Leinwand, heute National
1. Earl of Orford, des ersten britischen Premierministers. Nelson war
Portrait Gallery London)
neun Jahre alt, als seine Mutter starb und ihn und seine sieben
Geschwister in der Obhut seines Vaters zurückließ. Er besuchte die Norwich Grammar School in Norwich und die
Paston Grammar School in North Walsham.
Das Segeln lernte er in Barton Broad in den Norfolk Broads, und als er zwölf war, heuerte er bei der Royal Navy an.
Seine Marinekarriere begann am 1. Januar 1771 mit der Eintragung in die Besatzungsliste der Raisonable, die von
Maurice Suckling, seinem Onkel mütterlicherseits, kommandiert wurde. Den Dienst als Midshipman trat er im März
an. Sein Onkel übernahm später eine der wichtigsten Funktionen in der Royal Navy und förderte die Anfangskarriere
seines Neffen sehr stark.
Zeit seines Lebens - auch noch als berühmter Admiral - litt Nelson stark an der Seekrankheit.
Da die Raisonable bereits nach kurzer Zeit wieder außer Dienst gestellt wurde, segelte er im August 1771 mit dem
Handelsschiff Mary Ann unter Kapitän John Rathbone in die Karibik, kehrte danach aber zur Royal Navy zurück. Ab
dem 4. Juni 1773 beteiligte er sich an einer, allerdings erfolglosen, Arktis-Expedition zur Erforschung der
Nordostpassage. Die Fahrt auf der Carcass über Spitzbergen und die Insel Nowaja Semlja auf der Suche nach einem
schiffbaren Wasserweg in östlicher Richtung zum Pazifik endete nach zeitweiliger Einschließung im Packeis mit der
vorzeitigen Rückkehr am 25. September nach England.
Die nächsten drei Jahre verbrachte Nelson auf der Fregatte Seahorse in den Gewässern Indiens, bevor er 1776
infolge schwerer Malariaanfälle krank nach England zurückkehrte. 1777 legte er seine Leutnantsprüfung ab und
segelte auf verschiedenen Kriegsschiffen in der Karibik.
62
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
63
Erste Kommandos
Die ersten Einsätze als Kommandant eines Kriegsschiffs erfolgten 1778 auf dem Schoner Little Lucy und der Brigg
Badger. Im Juni 1779 wurde er zum Kapitän (post captain) befördert. Zunächst kommandierte er die Fregatte
Hinchinbroke. Nelsons Nachfolger auf den beiden letztgenannten Schiffen wurde sein lebenslanger Freund Cuthbert
Collingwood.
1780 bekam er den Befehl, Truppentransporter nach Nicaragua zu begleiten. Das Ziel war, die spanische Festung El
Castillo am Río San Juan zu erobern. Noch vor der Besetzung der Festung am 24. April musste Nelson aus
gesundheitlichen Gründen nach England zurückkehren. Möglicherweise hatte er sich im tropischen Dschungel mit
Gelbfieber infiziert. Nach einem Jahr in England übernahm er im August 1781 das Kommando über die Fregatte
Albemarle, auf der er bis zum Juni 1783 zuerst in der Ostsee, später vor Québec und New York sowie in der Karibik
segelte.
Den 1783 geschlossenen Frieden zwischen Großbritannien und Frankreich nutzte Nelson zu einem Aufenthalt in
Frankreich, um – allerdings weitgehend erfolglos – seine Kenntnisse der französischen Sprache zu verbessern.
In dieser Friedenszeit erhielt Nelson 1784 das Kommando über die mit 28 Kanonen bestückte Fregatte Boreas, mit
der er in den Gewässern vor Antigua kreuzte. In dieser Zeit handelte er sich großen Ärger mit den britischen
Kolonisten auf Antigua durch die strikte Befolgung des „Navigation Act“ ein. Die abtrünnigen amerikanischen
Provinzen durften laut britischem Gesetz mit den britischen Kolonien in der Karibik keinen Handel treiben. Der
Handel wurde jedoch von den britischen Autoritäten, die daran gut verdienten, geduldet. Nelson beschlagnahmte
viele amerikanische Schiffe, die seiner Meinung nach gegen das Gesetz verstießen, und wurde daraufhin von den
Schiffseignern wegen illegaler Beschlagnahme des Gutes verklagt. Die Klage wurde von den Händlern von Nevis
unterstützt, sodass Nelson, von Inhaftierung bedroht, acht Monate an Bord der Boreas bleiben musste. Nur eine
Solidaritätserklärung der britischen Regierung bewahrte Nelson vor finanziellem Schaden.
In dieser Zeit lernte er die junge Witwe Frances („Fanny“) Nisbet kennen, die er am 11. März 1787, zum Ende seiner
Mission in der Karibik, auf der Insel Nevis heiratete. Die Ehe sollte kinderlos bleiben. Nach der Rückkehr nach
England nahm Nelson den Abschied als aktiver Seeoffizier und lebte mit seiner Frau auf Halbsold für fünf Jahre im
Pfarrhaus von Burnham Thorpe.
Reaktivierung und erster Ruhm
Als sich die Französische Revolution über die Grenzen Frankreichs
ausbreitete, hatte das die Bildung einer Kriegskoalition der
europäischen Monarchien zur Folge. Die Kriegserklärung Frankreichs
an Großbritannien erfolgte am 1. Februar 1793. Nelson bewarb sich
umgehend um ein neues Kommando und übernahm im Februar die
neugebaute, mit 64 Kanonen bestückte HMS Agamemnon. Mit diesem
Schiff begründete er seinen historischen Ruhm.
Im Juni segelte Nelson ins Mittelmeer, um sich dem Kommando von
Samuel Hood, 1. Viscount Hood, zu unterstellen. Ziel war die
Blockade von Toulon, damals der wichtigste französische Kriegshafen
in Südfrankreich. Im August wurde die Hafenstadt von britischen
Truppen erobert. Um zusätzliche Truppenverstärkungen zu bekommen,
sandte Hood Nelson in das mit England verbündete Königreich
Neapel. So kam es im September 1793 zur ersten Begegnung mit Lady
Hamilton, der Frau des britischen Botschafters. Nach der Rückkehr der
Horatio Lord Nelson, Portrait von John Hoppner
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
Agamemnon nach Toulon segelte Nelson in geheimer Mission nach Tunis und hatte dabei sein erstes größeres
Gefecht mit einem kleinen feindlichen Flottenverband. Da Toulon im Dezember zurückerobert worden war, richtete
sich das Interesse Großbritanniens auf Korsika. Im Juli 1794 griff Nelson mit seiner Besatzung und Kanonen der
Agamemnon an Land in den Angriff auf Calvi ein. Dabei kam es am 10. Juli zur ersten schweren Verwundung
Nelsons. Von einer Kanonenkugel aufgewirbelter Sand und kleine Splitter trafen sein rechtes Auge, was einen
weitgehenden Verlust der Sehkraft bewirkte. Die Verletzung war allerdings nicht sichtbar, und entgegen mancher
Darstellung trug Nelson niemals eine Augenklappe.
Bis Anfang 1797 war Nelson in verschiedenen Einsätzen im Mittelmeer, das durch den Kriegseintritt Spaniens an
strategischer Bedeutung gewonnen hatte, aktiv. Er wurde in der Zeit zum Commodore ernannt, kommandierte außer
der Agamemnon die HMS Captain. Auf diesem Schiff segelte er am 14. Februar 1797 in die erste von insgesamt vier
bedeutenden Seeschlachten, die ihm in seiner englischen Heimat einen unsterblichen Ruhm einbringen sollten. Dank
seiner genialen taktischen Fähigkeiten und bewusster Missachtung eines Befehls vom Oberbefehlshaber Admiral
John Jervis wurde die Seeschlacht bei Kap St. Vincent (1797), vor der Küste Portugals, siegreich beendet. Jervis,
dem als kommandierenden Admiral der Hauptverdienst am Erfolg zugesprochen und die Earlwürde verliehen wurde,
lobte Nelson im Nachhinein für sein mitdenkendes Vorgehen. Nelson wurde zum Knight of the Bath ernannt.
Beförderung zum Admiral
Im Februar des Jahres 1797 wurde er zum Rear Admiral of the Blue,
dem neunthöchsten Rang in der königlichen Marine, befördert.
Während einer erfolglosen Expedition am Ende des Jahres, bei der ein
spanisches Transportschiff bei Santa Cruz de Tenerife gekapert werden
sollte, wurde Nelson durch eine Musketenkugel am Ellenbogen
verletzt, woraufhin ihm der rechte Arm bis zur Schulter amputiert
werden musste.
In der Schlacht an der Nilmündung (auch als Schlacht bei Abukir
bezeichnet) am 1. August 1798 errang er einen weiteren glorreichen
Nelsons Uniform - derzeit an Bord der HMS
Sieg über die Franzosen. Weitere Ambitionen Napoleons gegen das
Victory
Vereinigte Königreich waren damit vorerst verhindert. Die von
Napoleon nach Ägypten gebrachten Truppen waren abgeschnitten und Napoleon musste unter großem Aufwand
nach Frankreich zurückgebracht werden. Nelson wurde für diesen Sieg am 6. November der Titel und die Würde
eines Barons Nelson of the Nile and of Burnham Thorpe verliehen. Der osmanische Sultan Selim III. wollte Nelson
für seinen entscheidenden Sieg ehren. Alle bisherigen Orden durften jedoch lediglich an Muslime verliehen werden,
somit erhielt Nelson zuerst den für hohe Würdenträger üblichen Çelenk. Selim III. stiftete daraufhin einen neuen
Orden, um Nelsons Sieg zu würdigen. So bekam Nelson im August 1799 den Orden des halben Mondes (Hilâl
Nişanı).
Bei der Besetzung Neapels durch die Franzosen rettete er die neapolitanisch-sizilianische Königsfamilie nach
Sizilien. Am dortigen Hof in Palermo verliebte er sich in Lady Emma Hamilton - die junge Frau des britischen
Botschafters in Neapel.
64
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
1799 wurde er Rear Admiral of the Red (siebthöchster Rang in der
königlichen Marine), sein Flaggschiff wurde die Foudroyant. Im Juli
unterstützte er mit seinen Streitkräften die Rückeroberung Neapels
sowie die Wiedereinsetzung des Königs Ferdinand IV., wofür dieser
ihm die Würde eines Herzogs von Bronte verlieh und die
dazugehörigen Ländereien auf Sizilien übertrug. Seine außereheliche
Beziehung zu Lady Hamilton sorgte im heimischen Großbritannien für
Schlagzeilen. 1800 wurde Nelson mit den Hamiltons nach
Großbritannien zurückbeordert. Lady Emma gebar ihm im Januar 1801
eine Tochter, die auf den Namen Horatia getauft wurde. Wenig später
trennte er sich von seiner Frau Fanny (es erfolgte jedoch keine
Scheidung) und gewährte ihr ein ansehnliches jährliches Einkommen.
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Die Seeschlacht bei Abukir in einem
zeitgenössischen Gemälde
Am 1. Januar 1801 wurde er Vice Admiral of the Blue (sechsthöchster Rang der Royal Navy). Am 2. April 1801
focht er die Seeschlacht von Kopenhagen, in der er die Flotte Dänemarks ausschaltete, um die „bewaffnete
Neutralität“ Dänemarks, Schwedens und Russlands zu brechen, die den britischen Handels- und Machtansprüchen
entgegenstanden. Als die Kampfsituation immer verfahrener wurde, erhielt er von seinem in sicherer Entfernung
zum Schlachtort mit dem Rest der Flotte ausharrenden Oberbefehlshaber Sir Hyde Parker den Befehl, die
Kampfhandlungen einzustellen, was jedoch vor den Rohren der Batterien den Verlust vieler Schiffe sowie eine
deutliche Niederlage bedeutet hätte. Nelson befolgte den Befehl nicht. Später sollte er sich damit herausreden, dass
er das Fernrohr an sein Auge geführt habe, jedoch keine Signalflaggen erkennen konnte (es war aber das blinde
Auge). Um zu siegen, bediente sich Nelson einer List: er bot trotz der eigentlich verfahrenen Situation den Dänen die
ehrliche Kapitulation an, die diese auch akzeptierten und sich ihm ergaben. Seine Befehlsverweigerung wurde von
der Admiralität wohlwollend akzeptiert, die Zurückhaltung und Fehleinschätzung Parkers in der Schlacht durch die
Ernennung Nelsons zum Oberbefehlshaber über die Flotte in der Ostsee abgestraft. Zusätzlich erhob ihn der König
am 22. Mai zum Viscount Nelson, of the Nile and of Burnham Thorpe. Da er keine ehelichen Kinder hatte, erhielt er
im August zusätzlich den Titel Baron Nelson, of the Nile and of Hilborough mit spezieller Anwartschaft (Siehe
auch: Earl Nelson).
Nelson konnte jedoch seine neu erworbenen Würden nicht lange
genießen. Napoleon beabsichtigte eine Invasion der britischen Inseln
und der Royal Navy bzw. Nelson kam die Aufgabe zu, den Ärmelkanal
zu verteidigen und nach Möglichkeit die französische Flotte zu
zerstören. Er erhielt den Oberbefehl über die britische Kanalflotte. Ein
von ihm geleiteter Angriff auf französische Schiffe bei
Boulogne-sur-Mer blieb am 15./16. August 1801 ergebnislos. Am 22.
Nelsons Fehlschlag bei Boulogne-sur-mer, von
Oktober 1801 wurde ein Waffenstillstand zwischen Großbritannien
Louis-Philippe Crepin
und Frankreich ausgehandelt und Nelson, der kränkelnd darniederlag,
kehrte nach England zurück. Zusammen mit dem befreundeten
Ehepaar William und Emma Hamilton bereiste der Admiral bald darauf Wales und England, wobei ein Besuch bei
Matthew Boulton in Birmingham den Höhepunkt der Tour darstellte.
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
66
Letzte Reaktivierung und Tod in der Schlacht
Der auf den Waffenstillstand folgende Friede von Amiens vom 27.
März 1802 war jedoch nicht von langer Dauer und so fuhr Nelson im
Jahre 1803 erneut hinaus. Er wurde Oberbefehlshaber der
Mittelmeerflotte und zum Vice Admiral of the White befördert, dem
fünfthöchsten Rang der Marine, sein Flaggschiff wurde die HMS
Victory, auf der er am 18. Mai 1803 seine Flagge setzte. Mit ihr nahm
er zunächst an der Seeblockade von Toulon teil und setzte erst zwei
Jahre später wieder einen Fuß auf festes Land. Nachdem die
französische Flotte durch die Reihen der Briten brechen konnte, mit
Kurs auf die Westindischen Inseln segelte und die Verfolgungsjagd
abgebrochen werden musste, zog sich Nelson erneut aus
gesundheitlichen Gründen nach Merton in England zurück.
Der Tod Nelsons in einer zeitgenössischen
Darstellung
Zwei Monate später wurde er jedoch erneut zu den Waffen gerufen. Am 14. September 1805 segelte er an Bord der
Victory von Portsmouth ab und erreichte am 28. September die britische Flotte vor der spanischen Küste. Er stand
damit den französischen und spanischen Flotten gegenüber, die sich vereinigt hatten und im Hafen von Cádiz
(Spanien) unter dem Kommando von Admiral Pierre de Villeneuve warteten.
Am 21. Oktober 1805 gelang es ihm, die zahlenmäßig überlegene
gegnerische Flotte zum Kampf zu stellen. In der sich entwickelnden
Schlacht von Trafalgar wandte er die Taktik des Durchbrechens der
feindlichen Schiffslinie an und schlug so die napoleonische Flotte
vernichtend. Von der Kugel eines französischen Schützen getroffen,
welcher von einem Mast der Redoutable aus geschossen hatte, starb er
noch am gleichen Tag, nachdem ihm der überwältigende Sieg über die
gegnerische Flotte gemeldet wurde. Die vernichtende Niederlage der
napoleonischen Flotte führte dazu, dass Frankreich als Seemacht
ausgeschaltet
wurde,
und
sicherte
die
Vormachtstellung
Großbritanniens auf den Weltmeeren. Die Expansion des kaiserlichen
Frankreichs nach Übersee wurde so gestoppt.
Tod Nelsons. Das Gemälde befindet sich derzeit
an Bord der HMS Victory - genau an der Spante,
die auf dem Gemälde zu sehen ist
Seine Leiche wurde (konserviert in einem mit Branntwein gefüllten Fass) nach London überführt, wo er unter großer
Anteilnahme der Öffentlichkeit in einem Staatsbegräbnis, das vom 5.-9. Januar 1806 andauerte, in der St. Paul's
Kathedrale beigesetzt wurde.
Nachfolger als Kommandeur der Mittelmeerflotte wurde Admiral Lord Collingwood, der schon bei der Schlacht von
Trafalgar sein Stellvertreter gewesen war.
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
Nelsons Wirkung
Nelson war bekannt dafür, dass er seine Untergebenen mit Ideen inspirierte und aus ihnen das Beste herausholte:
Dies bildete den britischen Ausdruck „The Nelson Touch“. Er war schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit.
Nelson hatte entscheidenden Anteil daran, dass die britische Marine in
den Koalitionskriegen nahezu nach Belieben die Weltmeere
beherrschen konnte. Sein Sieg in der Schlacht von Trafalgar sicherte
die britische Überlegenheit zur See und machte eine französische
Landung auf den britischen Inseln endgültig undenkbar. Das
Vereinigte Königreich, der Hauptgegner Napoleons in den
Koalitionskriegen, wurde damit nahezu unangreifbar.
Der Trafalgar Square und das darauf befindliche Nelson-Monument
Inschrift des Nelson-Denkmals in Portsmouth
sind heutzutage bekannte Punkte Londons. Nelsons Denkmal in Dublin
wurde durch einen Terroranschlag gesprengt. Die HMS Victory existiert noch heute. Sie ist das Flaggschiff des
Zweiten Seelords und ist heute im zweiten Trockendock der Marinebasis von Portsmouth zu besichtigen.
Da er keine männlichen Nachkommen hatte, wurde seinem Bruder William an seiner Statt der Titel Earl Nelson
verliehen. Zu den Nelson-Titeln siehe unter Earl Nelson und Herzog von Bronte.
Die Royal Navy benannte insgesamt fünf Schiffe nach Nelson; eine HMS Lord Nelson und vier HMS Nelson,
darunter das Typschiff der Nelson-Klasse.
Ihm zu Ehren ist das Nelsonkotelett benannt.
Literatur
• Jann M. Witt: Horatio Nelson - Triumph und Tragik eines Seehelden. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg
2005, ISBN 3-7822-0925-7
• Barry Unsworth: Horatios Schatten. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2002, ISBN 3-442-54510-2 (Ein
Roman, aber mit vielen historischen Fakten)
• Friedrich-Wilhelm Pohl: Lord Nelson - Ein Triumphzug durch Europa. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg,
ISBN 3-7822-0799-8
Stellvertretend für hunderte englischer Bücher über Lord Nelson:
• Carola Oman: Nelson. Naval Institute Press, Annapolis, USA 1996, ISBN 1-55750-618-3
• Tom Pocock: Horatio Nelson. Pimlico, London 1994, ISBN 0-7126-6123-9
• Alfred Thayer Mahan, Joseph F. Callo: The Life of Nelson: The Embodiment of the Sea Power of Great Britain.
Naval Institute Press, Annapolis, USA 2001, ISBN 1-55750-484-9
• Terry Coleman: Nelson: The Man and the Legend. Bloomsbury, London 2001, ISBN 0-7475-5685-7
67
Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson
Film
• Lord Nelsons letzte Liebe, Regie: Alexander Korda, GB 1941, (108 Min., mit Laurence Olivier, Vivien Leigh u.
a)
Weblinks
•
•
•
•
Informationen zum Seekrieg gegen Napoleon [7]
Trafalgar: Die Schlacht in der Nelson starb und unsterblich wurde [4]
Literatur von und über Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson [1] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
WDR-Reportage zum 250. Geburtstag Nelsons [2]
Referenzen
[1] https:/ / portal. d-nb. de/ opac. htm?query=Woe%3D118586939& method=simpleSearch
[2] http:/ / www. wdr. de/ themen/ kultur/ stichtag/ 2008/ 09/ 29. jhtml
Breitseite
Unter Breitseite versteht man das
gemeinsame Abfeuern der Geschütze an
einer der beiden Längsseiten eines
Kriegsschiffes. Die Breitseite ist das
bevorzugte
Schussverfahren
des
Linienschiffes.
Entwicklung
Bis zur Blüte der Entwicklung zum
Segelschiff im 15. Jahrhundert wurden
Kriegsschiffe aufgrund der besseren
Manövrierbarkeit mit Rudern angetrieben.
USS Iowa feuert eine volle Breitseite (1984)
Darum standen die Längsseiten der
Schiffskörper nicht im vollen Maße der
Bewaffnung zur Verfügung. Mit der Entwicklung der Segelschiffe, die am Wind (gegen den Wind) laufen konnten,
standen die Bordseiten der Bewaffnung mit Kanonen zur Verfügung.
Um die maximale Wirkung auf den Feind zu erzielen, musste ein Linienschiff den Gegner quer ab bekommen, d.h.
seitlich, denn die Kanonen ließen sich nur in einem engen Bereich richten. Bevorzugt wurde die Luvstellung, denn
sie gewährte die taktische Initiative. Gefeuert wurde dann gleichzeitig auf eine Entfernung von mindestens 200 bis
300 Meter durch ein Kommando des Schiffskommandanten aus allen Kanonen der jeweiligen Seite. Die Wirkung
auf den Feind war stärker als bei der Summe von Einzelschüssen. Auch war die Rauchentwicklung beim Zielen
weniger hinderlich. Es ist allerdings fraglich, ob die Breitseite als gleichzeitiges Abfeuern aller Kanonen oft oder
überhaupt durchgeführt wurde, solange die Schiffe noch aus Holz gebaut waren. Laut dem britischen
Seefahrt-Historiker Ernle Bradford hätten die aus Holz gebauten Schiffe die enorme Erschütterung durch den
Rückstoß nicht lange ausgehalten, so dass in der Regel das sogenannte Kabbel-Feuer eingesetzt wurde, bei dem die
Kanonen nacheinander vom Bug zum Heck abgefeuert wurden.
68
Breitseite
Andererseits mussten die schnellsten Geschützbesatzungen (bis zu 14 Mann) auf die langsameren warten. So waren
zu Beginn eines Feuerwechsels die Breitseitenfolgen stets präziser und wirksamer. Die erste Breitseite war die
wertvollste, denn sie konnte mit sorgfältig geladenen Geschützen durchgeführt werden.
19. Jahrhundert
Nachdem im Laufe des 19. Jahrhunderts und besonders gegen dessen Ende die Schiffsgeschütze eine große
Verbesserung bezüglich Schussfolge, Zerstörungskraft und Kalibergröße erfuhren, bekam die Breitseite eine neue
taktische Bedeutung. Die Gefechtsentfernungen hatten sich infolge der größeren Reichweiten bedeutend erhöht (auf
einige tausend Meter), so dass nicht mehr über Kimme und Korn, sondern nach Schusstabellen gezielt wurde. Durch
das Abfeuern möglichst vieler Geschütze eines Kalibers zum selben Zeitpunkt konnte durch die Beobachtung des
Einschlages die Ausrichtung der Geschütze zur nächsten Salve verbessert werden, bis die Treffer deckend lagen. Das
Ziel wurde eingegabelt.
Um einen Vergleich zwischen Breitseiten verschiedener Schiffe oder Schiffsverbänden zu ermöglichen, wurde das
sogenannte Breitseitengewicht herangezogen. Dieses Maß galt aber bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs als
veraltet.
Übertragene Bedeutung
Der Begriff „Breitseite“ wird auch im übertragenen Sinne verwendet, wenn etwa bei einer Diskussion durch
massiven Einsatz von Argumenten oder Einschüchterungen der Gesprächspartner beeindruckt werden soll. Hierbei
ist zwischen Argumenten und Einschüchterungen zu unterscheiden: Begründbare Argumente zielen auf die Sache
ab, unbegründbare Einschüchterungen auf die Person.
Weblinks
• Bundeswehr - Deutsche Marine Marinelexikon [1]
Referenzen
[1] http:/ / www. marine. de/ portal/ a/ marine/ kcxml/
04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzKOD_T1A8mB2d7m5vqRUJYTQtQsBCoKUhuUkqrv65Gfm6rvrR-gX5AbGlHu6KgIAMfg8Ig!/
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69
Geschütz
70
Geschütz
Der Ausdruck Geschütz (urspr. die Waffe des
Schützen, d. h. Bogen) bezeichnet im
Militärwesen eine schwere, nicht zum
Handgebrauch verwendbare Rohr-Waffe. Der
Begriff Geschütz umfasst Mörser, Haubitzen
und Kanonen, wobei Mörser ein kleines
Verhältnis von Rohrlänge zu Kaliber haben
(wenige Kaliberlängen), Haubitzen ein
mittleres und Kanonen ein großes. Allerdings
sind diese Begriffe nicht scharf abgegrenzt.
Die Geschütze sind in der Truppengattung
„Artillerie“
zusammengefasst.
Die
Entwicklung der Geschütze war sehr stark
abhängig von der allgemeinen technischen
Entwicklung, seien es die Erfindung des
Schießpulvers, die Gusstechniken, die
Motorisierung usw.; Reichweite, Feuerkraft
und Treffgenauigkeit wurden immer weiter
gesteigert. [1] [2]
Abgrenzung
Kartaune „Greif“ auf der Festung Ehrenbreitstein, gegossen 1524, zu ihrer Zeit
die größte, 200 Zentner schwere Kanone Europas. Sie verschoss 188 Pfund
schwere Geschosse mit 94 Pfund Schwarzpulver.
Die Inschrift lautet:
Der Greiff heiß ich.
Simon goß mich.
Meinem gnädigsten Herrn von Trier dien' ich.
Wo er mich heißt gewalden,
da will ich Dorn und Mauern zerspalten.
Geschütze umfassen per Definition nur
Feuerwaffen.
Vorläufer
die
auch
[3]
Wurfgeschütz
bezeichnet werden, zählen
nicht zu den Geschützen.
Vorläufer der Geschütze
In der Antike waren Geschütze mechanische
Wurfmaschinen, wie das Katapult, die Balliste
und der Onager. Im Mittelalter wurde die
schwerste der mechanischen Wurfmaschinen
erfunden, das Trebuchet, das auch nach der
Einführung der Feuerwaffen weiter eingesetzt
wurde.
Rekonstruktion einer Wandlafette mit Halbkartaune von 1669 in Magdeburg
Geschichte der Geschütze
• Die erste Feuerwaffe war der „pot de fer“ („Eisentopf“), der zuerst 1324 in Metz eingesetzt wurde. Die erste
Darstellung gibt
Geschütz
71
es bei Walter de Milimete von 1326. Es
waren bauchige Töpfe, die auf
tischähnlichen Gestellen lagen und schwere
Pfeile verschossen. Diese provisorischen
Kleingeschütze waren zugleich die
Ahnherren der Handrohre - der ersten
Handfeuerwaffen der Geschichte.
• Das erste Pulvergeschütz kam bei der
Eroberung der Rudelsburg am 22. April
1348 zum Einsatz.[4]
• Für Edward III. wurde das ribauldeqin,
eine Art Orgelgeschütz, gebaut.
Sächsisches Geschütz 1691 (Gußeisernes Falkonett) im Innenhof der Burg
Creuzburg (Rohrlänge 147 cm , Kaliber 8 cm Zündloch oben
• Die nächste Fortentwicklung war die
Bombarde oder auch Steinbüchse. Ein jetzt
zylindrisches Rohr aus Schmiedeeisen verschoss zunächst ca. 200 Pfund schwere Stein- später dann auch
Metallkugeln. Kleinere Steinbüchsen wurden auch schon aus Bronze gegossen. 1415 benutzte Heinrich V. zehn
Geschütze, um die Mauern von Harfleur einzuschießen. 1453 wurde die bis dahin uneinnehmbare doppelte Mauer
mit Wassergraben um Konstantinopel von den Türken sturmreif geschossen. Ebenso wurden die Lafetten
entwickelt und in den Hussitenkriegen erstmals Geschütze auf Fahrzeugen montiert, außerdem bereits als
Schiffsgeschütze auf Schiffen eingesetzt.
• Im 15. Jahrhundert wurden die Feldschlangen als erste Feldgeschütze entwickelt. Zusammen mit der
(pferdebespannten) Lafette waren diese Geschütze erstmals mobil einsetzbar. Die Belagerungsgeschütze lassen
sich in 4 Arten einteilen: Hauptbüchsen, Notbüchsen, Viertelbüchsen und Mörser. Letzterer war ein
Steilfeuergeschütz, das erstmals auch explodierende Munition einsetzte und das für Belagerungen oder im
Rahmen der Festungsartillerie (als Festungsgeschütz) diente. Eine Zwischenstufe zwischen dem Mörser und der
Kanone war die Haubitze, die in Tschechien erfunden wurde.
• Im 16. Jahrhundert wurden die Belagerungsgeschütze zu Hauptbüchsen, Scharfmetzen, Kartaunen und Basilisken
entwickelt. Ab 1550 wurde das auf Doppelkartaunen, Kartaunen und Halbkartaunen vereinfacht und auf das
Kalibersystem umgestellt. Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Doppelkartaunen die schwersten
Belagerungsgeschütze. Zu dieser Zeit wandelte sich auch der Sprachgebrauch, der das Geschoßgewicht zur
Geschützbezeichnung werden ließ, z. B. wurden Kartaunen zu „40-Pfündern“ und Halbkartaunen zu
„24-Pfündern“. Leichte Hinterlader wurden bevorzugt auf Schiffen in Drehbassen montiert. Bald kam man aber
von den Hinterladern wegen mangelnder Gasdichte wieder ab. In den nächsten 200 Jahren sollte es zu keinen
wesentlichen Veränderungen der Geschütze kommen. Es gab nur kleinere Verbesserungen wie etwa
Höhenrichtschrauben, die das aufwendige Höhenrichten von Hand mit Keilen und Hebeln unnötig und den
Zielvorgang präziser machten. Auch musste nicht nach jedem Schuss die Höhe neu ausgerichtet werden. Eine
weitere Verbesserung Anfang des 18. Jahrhundert war die Einführung von Steinschlössern zur Zündung. Dadurch
entfiel das ständige Bereithalten einer brennenden Lunte auch bei Kanonen. Man begann mit dem Bau kleinerer
Geschütze für die Infanterie, den so genannten Amüsetten.
• Mitte des 19. Jahrhunderts kam es infolge der industriellen Revolution zu weitreichenden Neuerungen: Geschütze
mit gezogenem Lauf konnten explosive Langgeschosse verschießen, die durch die Züge in Rotation versetzt
wurden, was die Treffgenauigkeit entscheidend verbesserte. Damit konnte erstmals die Reichweite über die
Kernschussweite hinaus gesteigert werden. 1840 gelang es dem schwedischen Industriellen Baron von
Wahrendorff in Serie ein Hinterladungssystem für (noch glatte) Kanonen zu konstruieren. Bald führte man in
Preußen dieses System der Hinterladerkanone ein. 1846 ließ Wahrendorff ein System für gezogene Rohre folgen.
Geschütz
72
Ebenso führte die Erfindung der Eisenbahn auch zu ersten Eisenbahngeschützen. Die Geschütze wurden auch
vermehrt auf Pivotlafetten montiert, was gerade auf See zu einer besseren Richtbarkeit der Geschütze führte und
den Rückstoß auffing.
• Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand nach der Erfindung des rauchschwachen Pulvers und des Rohrrücklaufes
1897 das Schnellfeuergeschütz.
• Im Ersten Weltkrieg wurden als Infanteriebegleitwaffe der Granatwerfer und Minenwerfer entwickelt, die im
Verhältnis zum Kaliber leicht waren und eine geringe Reichweite hatten.
• Nach Entwicklung des Kraftfahrzeuges werden Geschütze zunächst durch Lastwagen gezogen und später sehr
mobil und z. T. gepanzert auf Panzern oder Selbstfahrlafetten angebracht.
• Im Kalten Krieg wurden auch Geschütze zum Abfeuern von Nuklearwaffen gebaut. Die USA setzen unter
anderem die 280 mm Atomkanone ein, die auch als M65 "Atomic Annie" bezeichnet wurde.
Systematik
Geschütze lassen sich in ihrer Funktionsprinzip und ihrem Aufbau und der Art der Ladetätigkeit unterscheiden.
Funktion
Aufbau
•
•
•
•
•
•
Kanone
Rückstoßfreies
Geschütz
Haubitze
Mörser (Geschütz)
Glattrohrkanone
Kanone mit Zug
Art der Ladetätigkeit
•
•
•
•
Vorderlader
Hinterlader
Halbautomatik
Automatische Schusswaffe
Bildergalerie
Ein Festungsmörser in
der Zitadelle Wesel
Artilleriehalle im
Heeresgeschichtlichen
Museum Wien
Pumhart von Steyr
21-cm-Mörser im
Ersten Weltkrieg
Französische 12,5 cm
Langkanone
Geschütz
73
moderne Feldkanone M-198
modernes Marine-Geschütz Mark 45
Namensgebung
Seit der Erfindung des Schießpulvers wurden Geschütze personalisiert und mit Personennamen belegt. Aus dieser
Zeit sind einige Sinnsprüche überliefert, die in das Hinterstück der damaligen Geschütze eingegossen wurden.
Ähnlich wie bei der Feldschlange oder Basilisken wurde dem einzelnen Geschütz eine Bedeutung zugeordnet:
Scharpff Hierss
Ich bin genannt der scharpffe Hierß
Wo ich zu einem Schloß ein Pierß
Stoß ich nyder mit meym gehürn
Pollwerck mawer prustwer vnd thuern
Ercker vnd Zynnen fell ich nyder
Kum ich dreyen malen wyder
So wird das schloß von mir erschellt
Das es über den pergk ab fellt.
Scharpffe Metz
Ich bin ein scharpffe Metzs genant
Wo ich wirdt in ein S(t)att gesant
Geschützprüfung im 15. Jahrhundert
Do thu ich übern Graben tantzen
Durch rinckmawr zwinger vnd schantzen
Durch kirche häuser keller kuche
Gewelb stuben kammer thu ich suche
Vnd was mich irrt am wyderprallen
Das küssz ich so das es mueß fallen.
Die Tradition der Namensgebung für besondere Geschütze der Artillerie lässt sich bis ins 20. Jahrhundert verfolgen.
Populär waren dabei immer wieder weibliche Vornamen. Im Ersten Weltkrieg belegte man den 42 cm-Mörser der
Firma Krupp mit dem Namen Dicke Bertha. Das schwerste Geschütz aller Zeiten trug den Namen Dora. Ein weniger
bekanntes Beispiel sind die beiden Kanonen Silvia und Lucrezia der Festung Crestawald in der Schweiz aus der Zeit
vor dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch männliche Namen wurden verwendet, wie etwa für den Mörser Karl.
Geschütz
Siehe auch
• Rückstoßfreies Geschütz
• Dampfgeschütz
• Gasgeschütz
Literatur
• Franz Kosar, Artillerie im 20. Jahrhundert. Das Handbuch der Geschütze ISBN 978-3-7637-6249-1
• Ferdinand Senger und Etterlin, Die deutschen Geschütze 1939-1945 ISBN 978-3-7637-5989-7
Referenzen
[1] Geschütz, Eintrag in Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905, (eingesehen am 5. Oktober 2009) (http:/ / www. zeno. org/ Meyers-1905/
A/ Geschütz)
[2] Geschütze, Eintrag in Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, 1837, (eingesehen am 5. Oktober 2009)) (http:/ / www. zeno. org/
Brockhaus-1837/ A/ Geschütze)
[3] Wurfgeschütz (Abgrenzung), Mark Feuerle, Blide - Mange - Trebuchet: Technik, Entwicklung und Wirkung des Wurfgeschützes im
Mittelalter ISBN 978-3-928186-78-0 (http:/ / www. gnt-verlag. de/ de/ titel_einleitung. php?id=78)
[4] Pro Leipzig eV (Hrsg.): Im Elsterland zwischen Zwenkau, Groitzsch und Pegau. In Zusammenarbeit mit den Städten Zwenkau, Groitzsch und
Pegau hrsg. v. Pro Leipzig e.V., Leipzig 2002, S. 178
74
Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s)
Quelle(n) und Bearbeiter des/der Artikel(s)
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Florian.Keßler, Fristu, Geos, Grand-Duc, Guandalug, Guffi, Hadhuey, Head, Hektor18, Henning M, Hydro, Ixitixel, JSchirrmacher, Johnny Controletti, KGF, Koppi2, Lukas Mall, Lycopithecus,
Mario Kuhn, MatthiasKabel, Max Plenert, Media lib, Michi M., Miiich, Mo4jolo, Mopskatze, Mps, Nikkis, Nixred, Otto Normalverbraucher, Paulmuc, Polaris, Quadratissimo, Redzac, Reptil,
ReqEngineer, Salmi, San Andreas, SchallundRauch, Seefahrt, ShipMate2009, Soebe, SonniWP3, Spartanischer Esel, Stupus mundi, Sturmbringer, Suit, Tobias1983, Uffi, Vuxi, W.wolny, WAH,
WaldiR, WerWil, Wilhelm Lehnard, Wst, Xav, ¡0-8-15!, 55 anonyme Bearbeitungen
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da Gonozal, Augiasstallputzer, Avron, Baumfreund-FFM, Ben-Zin, Bender235, Benedikt, Bernhard Wallisch, Bouncer, CBR77, Coanti, Conversion script, D, Dagonet, Dani SHA, Deedl,
DerHexer, Diba, Dishayloo, Don Magnifico, DorisAntony, Draggi, ERWEH, Ecki, Eddy Renard, Einsamer Schütze, Euku, EvaK, FWHS, Fab, Felix Stember, Florian.Keßler, FlorianKaeutner,
Galab, GiordanoBruno, HaeB, Happolati, He3nry, Helenopel, Henning M, Horatio N, Industriesklave, Interzeptionsverlust, Jed, Jesusfreund, Jochim Schiller, JogyB, John Tuttle, Jossi, JuergenL,
Karl-Henner, Katharina, Kauko, Kerslip, Larzan, Legalides, Leider, Longbow4u, LosHawlos, Löschfix, MarkusHagenlocher, Martin Bahmann, Martin-vogel, Matthiasb, McKarri, Media lib,
Mib18, Mikue, Mnh, N-Gon, Nameless, NiTenIchiRyu, Nichtbesserwisser, Nicolas17, Numbo3, Obradovic Goran, Orci, P. Birken, Pacifier, Peter200, Piflaser, Pischdi, PyroPi, Randalf, Rax, Re
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Bild:Halbe Kartaune 1669 nachbau.jpg Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Halbe_Kartaune_1669_nachbau.jpg Lizenz: GNU Free Documentation License Bearbeiter:
Bdk, Hadhuey, Rcbutcher
Image:Sächsische Geschütz aus 1691 im Innenhof der Burg Creuzburg.jpg Quelle:
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Version 1.2, November 2002
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0. PREAMBLE
The purpose of this License is to make a manual, textbook, or other functional and useful document "free" in the sense of freedom: to assure everyone the effective freedom to copy and redistribute it, with or without modifying it,
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This License is a kind of "copyleft", which means that derivative works of the document must themselves be free in the same sense. It complements the GNU General Public License, which is a copyleft license designed for free
software.
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License is not limited to software manuals; it can be used for any textual work, regardless of subject matter or whether it is published as a printed book. We recommend this License principally for works whose purpose is instruction or
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1. APPLICABILITY AND DEFINITIONS
This License applies to any manual or other work, in any medium, that contains a notice placed by the copyright holder saying it can be distributed under the terms of this License. Such a notice grants a world-wide, royalty-free
license, unlimited in duration, to use that work under the conditions stated herein. The "Document", below, refers to any such manual or work. Any member of the public is a licensee, and is addressed as "you". You accept the license
if you copy, modify or distribute the work in a way requiring permission under copyright law.
A "Modified Version" of the Document means any work containing the Document or a portion of it, either copied verbatim, or with modifications and/or translated into another language.
A "Secondary Section" is a named appendix or a front-matter section of the Document that deals exclusively with the relationship of the publishers or authors of the Document to the Document's overall subject (or to related matters)
and contains nothing that could fall directly within that overall subject. (Thus, if the Document is in part a textbook of mathematics, a Secondary Section may not explain any mathematics.) The relationship could be a matter of
historical connection with the subject or with related matters, or of legal, commercial, philosophical, ethical or political position regarding them.
The "Invariant Sections" are certain Secondary Sections whose titles are designated, as being those of Invariant Sections, in the notice that says that the Document is released under this License. If a section does not fit the above
definition of Secondary then it is not allowed to be designated as Invariant. The Document may contain zero Invariant Sections. If the Document does not identify any Invariant Sections then there are none.
The "Cover Texts" are certain short passages of text that are listed, as Front-Cover Texts or Back-Cover Texts, in the notice that says that the Document is released under this License. A Front-Cover Text may be at most 5 words, and a
Back-Cover Text may be at most 25 words.
A "Transparent" copy of the Document means a machine-readable copy, represented in a format whose specification is available to the general public, that is suitable for revising the document straightforwardly with generic text editors
or (for images composed of pixels) generic paint programs or (for drawings) some widely available drawing editor, and that is suitable for input to text formatters or for automatic translation to a variety of formats suitable for input to
text formatters. A copy made in an otherwise Transparent file format whose markup, or absence of markup, has been arranged to thwart or discourage subsequent modification by readers is not Transparent. An image format is not
Transparent if used for any substantial amount of text. A copy that is not "Transparent" is called "Opaque".
Examples of suitable formats for Transparent copies include plain ASCII without markup, Texinfo input format, LaTeX input format, SGML or XML using a publicly available DTD, and standard-conforming simple HTML,
PostScript or PDF designed for human modification. Examples of transparent image formats include PNG, XCF and JPG. Opaque formats include proprietary formats that can be read and edited only by proprietary word processors,
SGML or XML for which the DTD and/or processing tools are not generally available, and the machine-generated HTML, PostScript or PDF produced by some word processors for output purposes only.
The "Title Page" means, for a printed book, the title page itself, plus such following pages as are needed to hold, legibly, the material this License requires to appear in the title page. For works in formats which do not have any title
page as such, "Title Page" means the text near the most prominent appearance of the work's title, preceding the beginning of the body of the text.
A section "Entitled XYZ" means a named subunit of the Document whose title either is precisely XYZ or contains XYZ in parentheses following text that translates XYZ in another language. (Here XYZ stands for a specific section
name mentioned below, such as "Acknowledgements", "Dedications", "Endorsements", or "History".) To "Preserve the Title" of such a section when you modify the Document means that it remains a section "Entitled XYZ" according
to this definition.
The Document may include Warranty Disclaimers next to the notice which states that this License applies to the Document. These Warranty Disclaimers are considered to be included by reference in this License, but only as regards
disclaiming warranties: any other implication that these Warranty Disclaimers may have is void and has no effect on the meaning of this License.
2. VERBATIM COPYING
You may copy and distribute the Document in any medium, either commercially or noncommercially, provided that this License, the copyright notices, and the license notice saying this License applies to the Document are reproduced
in all copies, and that you add no other conditions whatsoever to those of this License. You may not use technical measures to obstruct or control the reading or further copying of the copies you make or distribute. However, you may
accept compensation in exchange for copies. If you distribute a large enough number of copies you must also follow the conditions in section 3.
You may also lend copies, under the same conditions stated above, and you may publicly display copies.
3. COPYING IN QUANTITY
If you publish printed copies (or copies in media that commonly have printed covers) of the Document, numbering more than 100, and the Document's license notice requires Cover Texts, you must enclose the copies in covers that
carry, clearly and legibly, all these Cover Texts: Front-Cover Texts on the front cover, and Back-Cover Texts on the back cover. Both covers must also clearly and legibly identify you as the publisher of these copies. The front cover
must present the full title with all words of the title equally prominent and visible. You may add other material on the covers in addition. Copying with changes limited to the covers, as long as they preserve the title of the Document
and satisfy these conditions, can be treated as verbatim copying in other respects.
If the required texts for either cover are too voluminous to fit legibly, you should put the first ones listed (as many as fit reasonably) on the actual cover, and continue the rest onto adjacent pages.
If you publish or distribute Opaque copies of the Document numbering more than 100, you must either include a machine-readable Transparent copy along with each Opaque copy, or state in or with each Opaque copy a
computer-network location from which the general network-using public has access to download using public-standard network protocols a complete Transparent copy of the Document, free of added material. If you use the latter
option, you must take reasonably prudent steps, when you begin distribution of Opaque copies in quantity, to ensure that this Transparent copy will remain thus accessible at the stated location until at least one year after the last time
you distribute an Opaque copy (directly or through your agents or retailers) of that edition to the public.
It is requested, but not required, that you contact the authors of the Document well before redistributing any large number of copies, to give them a chance to provide you with an updated version of the Document.
4. MODIFICATIONS
You may copy and distribute a Modified Version of the Document under the conditions of sections 2 and 3 above, provided that you release the Modified Version under precisely this License, with the Modified Version filling the role
of the Document, thus licensing distribution and modification of the Modified Version to whoever possesses a copy of it. In addition, you must do these things in the Modified Version:
•
A. Use in the Title Page (and on the covers, if any) a title distinct from that of the Document, and from those of previous versions (which should, if there were any, be listed in the History section of the Document). You may use
the same title as a previous version if the original publisher of that version gives permission.
B. List on the Title Page, as authors, one or more persons or entities responsible for authorship of the modifications in the Modified Version, together with at least five of the principal authors of the Document (all of its principal
authors, if it has fewer than five), unless they release you from this requirement.
•
C. State on the Title page the name of the publisher of the Modified Version, as the publisher.
•
D. Preserve all the copyright notices of the Document.
•
E. Add an appropriate copyright notice for your modifications adjacent to the other copyright notices.
•
F. Include, immediately after the copyright notices, a license notice giving the public permission to use the Modified Version under the terms of this License, in the form shown in the Addendum below.
•
G. Preserve in that license notice the full lists of Invariant Sections and required Cover Texts given in the Document's license notice.
•
H. Include an unaltered copy of this License.
•
I. Preserve the section Entitled "History", Preserve its Title, and add to it an item stating at least the title, year, new authors, and publisher of the Modified Version as given on the Title Page. If there is no section Entitled
"History" in the Document, create one stating the title, year, authors, and publisher of the Document as given on its Title Page, then add an item describing the Modified Version as stated in the previous sentence.
•
J. Preserve the network location, if any, given in the Document for public access to a Transparent copy of the Document, and likewise the network locations given in the Document for previous versions it was based on. These
may be placed in the "History" section. You may omit a network location for a work that was published at least four years before the Document itself, or if the original publisher of the version it refers to gives permission.
•
K. For any section Entitled "Acknowledgements" or "Dedications", Preserve the Title of the section, and preserve in the section all the substance and tone of each of the contributor acknowledgements and/or dedications given
therein.
•
L. Preserve all the Invariant Sections of the Document, unaltered in their text and in their titles. Section numbers or the equivalent are not considered part of the section titles.
•
M. Delete any section Entitled "Endorsements". Such a section may not be included in the Modified Version.
•
N. Do not retitle any existing section to be Entitled "Endorsements" or to conflict in title with any Invariant Section.
•
O. Preserve any Warranty Disclaimers.
If the Modified Version includes new front-matter sections or appendices that qualify as Secondary Sections and contain no material copied from the Document, you may at your option designate some or all of these sections as
invariant. To do this, add their titles to the list of Invariant Sections in the Modified Version's license notice. These titles must be distinct from any other section titles.
You may add a section Entitled "Endorsements", provided it contains nothing but endorsements of your Modified Version by various parties--for example, statements of peer review or that the text has been approved by an organization
as the authoritative definition of a standard.
You may add a passage of up to five words as a Front-Cover Text, and a passage of up to 25 words as a Back-Cover Text, to the end of the list of Cover Texts in the Modified Version. Only one passage of Front-Cover Text and one of
Back-Cover Text may be added by (or through arrangements made by) any one entity. If the Document already includes a cover text for the same cover, previously added by you or by arrangement made by the same entity you are
acting on behalf of, you may not add another; but you may replace the old one, on explicit permission from the previous publisher that added the old one.
The author(s) and publisher(s) of the Document do not by this License give permission to use their names for publicity for or to assert or imply endorsement of any Modified Version.
•
5. COMBINING DOCUMENTS
You may combine the Document with other documents released under this License, under the terms defined in section 4 above for modified versions, provided that you include in the combination all of the Invariant Sections of all of
the original documents, unmodified, and list them all as Invariant Sections of your combined work in its license notice, and that you preserve all their Warranty Disclaimers.
The combined work need only contain one copy of this License, and multiple identical Invariant Sections may be replaced with a single copy. If there are multiple Invariant Sections with the same name but different contents, make the
title of each such section unique by adding at the end of it, in parentheses, the name of the original author or publisher of that section if known, or else a unique number. Make the same adjustment to the section titles in the list of
Invariant Sections in the license notice of the combined work.
Lizenz
80
In the combination, you must combine any sections Entitled "History" in the various original documents, forming one section Entitled "History"; likewise combine any sections Entitled "Acknowledgements", and any sections Entitled
"Dedications". You must delete all sections Entitled "Endorsements".
6. COLLECTIONS OF DOCUMENTS
You may make a collection consisting of the Document and other documents released under this License, and replace the individual copies of this License in the various documents with a single copy that is included in the collection,
provided that you follow the rules of this License for verbatim copying of each of the documents in all other respects.
You may extract a single document from such a collection, and distribute it individually under this License, provided you insert a copy of this License into the extracted document, and follow this License in all other respects regarding
verbatim copying of that document.
7. AGGREGATION WITH INDEPENDENT WORKS
A compilation of the Document or its derivatives with other separate and independent documents or works, in or on a volume of a storage or distribution medium, is called an "aggregate" if the copyright resulting from the compilation
is not used to limit the legal rights of the compilation's users beyond what the individual works permit. When the Document is included in an aggregate, this License does not apply to the other works in the aggregate which are not
themselves derivative works of the Document.
If the Cover Text requirement of section 3 is applicable to these copies of the Document, then if the Document is less than one half of the entire aggregate, the Document's Cover Texts may be placed on covers that bracket the
Document within the aggregate, or the electronic equivalent of covers if the Document is in electronic form. Otherwise they must appear on printed covers that bracket the whole aggregate.
8. TRANSLATION
Translation is considered a kind of modification, so you may distribute translations of the Document under the terms of section 4. Replacing Invariant Sections with translations requires special permission from their copyright holders,
but you may include translations of some or all Invariant Sections in addition to the original versions of these Invariant Sections. You may include a translation of this License, and all the license notices in the Document, and any
Warranty Disclaimers, provided that you also include the original English version of this License and the original versions of those notices and disclaimers. In case of a disagreement between the translation and the original version of
this License or a notice or disclaimer, the original version will prevail.
If a section in the Document is Entitled "Acknowledgements", "Dedications", or "History", the requirement (section 4) to Preserve its Title (section 1) will typically require changing the actual title.
9. TERMINATION
You may not copy, modify, sublicense, or distribute the Document except as expressly provided for under this License. Any other attempt to copy, modify, sublicense or distribute the Document is void, and will automatically terminate
your rights under this License. However, parties who have received copies, or rights, from you under this License will not have their licenses terminated so long as such parties remain in full compliance.
10. FUTURE REVISIONS OF THIS LICENSE
The Free Software Foundation may publish new, revised versions of the GNU Free Documentation License from time to time. Such new versions will be similar in spirit to the present version, but may differ in detail to address new
problems or concerns. See http:/ / www. gnu. org/ copyleft/ .
Each version of the License is given a distinguishing version number. If the Document specifies that a particular numbered version of this License "or any later version" applies to it, you have the option of following the terms and
conditions either of that specified version or of any later version that has been published (not as a draft) by the Free Software Foundation. If the Document does not specify a version number of this License, you may choose any version
ever published (not as a draft) by the Free Software Foundation.
ADDENDUM: How to use this License for your documents
To use this License in a document you have written, include a copy of the License in the document and put the following copyright and license notices just after the title page:
Copyright (c) YEAR YOUR NAME.
Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document
under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.2
or any later version published by the Free Software Foundation;
with no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no Back-Cover Texts.
A copy of the license is included in the section entitled
"GNU Free Documentation License".
If you have Invariant Sections, Front-Cover Texts and Back-Cover Texts, replace the "with...Texts." line with this:
with the Invariant Sections being LIST THEIR TITLES, with the
Front-Cover Texts being LIST, and with the Back-Cover Texts being LIST.
If you have Invariant Sections without Cover Texts, or some other combination of the three, merge those two alternatives to suit the situation.
If your document contains nontrivial examples of program code, we recommend releasing these examples in parallel under your choice of free software license, such as the GNU General Public License, to permit their use in free
software.