The Devil`s Rejects
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The Devil`s Rejects
The Devil’s Rejects Der Name seines Regisseurs lässt schon darauf schließen, was für eine Art von Film und was für einen Anspruch man bei „The Devil’s Rejects“ zu erwarten hat: Rob Zombie. Der den vollen Namen Robert Wolfgang Zombie tragende Regisseur hat sich vor seinem Regiedebüt 2003 mit „House of 1000 Corpses“ in erster Linie als Rockmusiker der etwas härteren Art einen Namen gemacht. Aber nicht nur für Zombies Musik braucht man einen starken Magen – seine Filme stehen den akustischen Metzeleien und Geschmacklosigkeiten in nichts nach. Es steht also fest, dass nur eingefleischte Genrekenner, oder vielmehr: Genre-Liebhaber sich mit dieser Art von Film vergnügen können. Die Grundidee, die der Regisseur und Drehbuchautor Zombie für „The Devil’s Rejects“ (auf Plakaten auf unerklärliche Weise einfach nur „TDR“ genannt) hat, ist eine sehr reizvolle: Nämlich den Film im Stile der 70er-Jahre exploitation und bmovies zu machen – eine Idee, die aufgeht. Die Begeisterung und Liebe für dieses junge, wilde, raue, anarchische und subversive Kleinkino Amerikas ist immerzu spürbar: In der wilden, schmutzigen Handkamera, der „living camera“, wie New Hollywood das Filmwerkzeug feierte - vielleicht sollte man bei Zombie aber eher, von einer dying camera sprechen; die sterbende Kamera, die im Todesrausch verzweifelte letzte Atemzüge macht, in der Hoffnung auf einen weiteren Augenblick Leben. Aber auch im wilden und besonders während der Anfangssequenz hypnotisierend schnellen Schnitt, der in seiner scheinbaren Inkonsistenz zuletzt dennoch zu erzählen vermag, dass Chaos und Anarchie, eine alles zermürbende Gewalt und der felsenfeste Glaube an absolut Nichts nicht nur dieses Kino von damals, nein: Vielleicht das neue unsrige, und vielleicht sogar, in Anwandlungen: Unsere Zeit, im innersten Wesenskern entscheidend prägt. Auch der Soundtrack schwelgt im vermeintlichen Lebens- oder Sterbensgefühl der 70er Jahre, und verleiht dem Film diese merkwürdige Mischung aus Moderne und Nostalgie – welcher Film überdies, hat es bisher gewagt, die gesamten zehn Minuten von Lynyrd Skynyrds „Free Bird“ am Stück laufen zu lassen, hier in der Schlussphase des Films? Aber auch der eigentliche Plot, der das subkulturelle Kino der 70er epigonenhaft feiert, als selbst erklärter Nachzügler; er soll hier freilich nicht unerwähnt bleiben: Dass jenes vergangene Kino als Hebamme für die Kino-Geburt des Anti-Helden fungierte, führt „The Devil’s Rejects“ wunderbar überzogen vor: Die „Sympathieträger“, die den Zuschauer durch die Geschichte führen, sind eine degenerierte, psychopathische Redneck-Familie, von der man in einem kurzen Prolog erfährt, dass sie über 75 Menschen auf ihrer Viehzucht-Farm misshandelt und brutal ermordet hat. Zu Beginn wird ihre Farm von einer schießwütigen Schar texanischer Polizisten angegriffen, bis auf die Mutter (Leslie Easterbrook) können aber alle entkommen, das heißt genauer: Der zottelige Otis (Bill Moseley), seine Schwester Baby (Sheri Moon) und der Vater Captain Spaulding (Sid Haig), die sich alle nach Charakteren aus den Filmen der Marx Brothers benannt haben. Die „Devil’s Rejects“ sind nun auf der Flucht, in erster Linie von dem ebenfalls psychopathisch angehauchten Sherifff Wydell (William Forsythe), der blutige Rache geschworen hat, nachdem die Blutbande seinen Bruder umgebracht hat.... Einer halsbrecherischen, sehr brutalen und objektiv gesehen recht geschmacklosen Tour-de-force quer durch den amerikanischen Süd-Westen steht also nichts mehr im Wege... „The Devil’s Rejects“ ist mit Sicherheit nur für Liebhaber des Genres und vor allem für die wilden Filme aus den 70er Jahren geeignet; allen anderen sei von dieser mit grotesker Komik selbstreferentiell überzeichneten Gewaltorgie eher abzuraten. Was dennoch lobende Erwähnung finden sollte, ist, dass sich Rob Zombies Film sehr abhebt von der üblichen glatten, von einer Industrie geprägten Genre-Kost, und einen Autoren und eine Handschrift sichtbar werden lässt, die ohne Rücksicht auf Verluste bis zum Ende konsequent durchgehalten wird.