Abschied von den Schülern und den Laternen

10 -
Nürnberg
Donnerstag, 13. Dezember 2012
Techniklehrer Lothar Brünner prägte den Lichterzug mit seinen Lampions – jetzt geht er in den Ruhestand
Wichtiges und
Wissenswertes
zum Lichterzug
Abschied von den Schülern und den Laternen
Von Claudia Urbasek
K Heute Abend ziehen wieder
rund 1000 Schüler ab 17.45 Uhr
durch die Stadt. Start des Lichterzuges ist an der Kaiserstraße.
Von dort führt der Weg über die
Fleischbrücke zum Hauptmarkt,
vorbei an Rathaus und Sebalduskirche bis hinauf zur Burg. Am
Burgberg findet dann ein Krippenspiel der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Schule statt. Den Lichterzug gibt es seit 1948, als Nürnberg in Trümmern lag. Das Licht
sollte Hoffnung bringen.
K Unter www.christkindlesmarkt.de ist der Film „Lichterzug
der Nürnberger Schulkinder
2011“ zu sehen.
K Wegen des Lichterzuges werden heute die Fahrten der Buslinie 36 (Plärrer – Doku-Zentrum)
von etwa 17 Uhr bis voraussichtlich 19.40 Uhr verkürzt. Der Streckenabschnitt zwischen Rathaus
und Plärrer kann nicht bedient
werden. Stattdessen fahren die
Busse vom Doku-Zentrum kommend von der Haltestelle Rathaus weiter zur Haltestelle HeiligGeist-Spital der Buslinien 46 und
47. Dort wenden sie und warten
an der Bedarfshaltestelle vor der
Commerzbank. Von dort fahren
die Busse zwei Minuten vor der
fahrplanmäßigen Abfahrt an der
Haltestelle Rathaus zur Rückfahrt
ab, so dass sie ab der Haltestelle
Rathaus wieder planmäßig Richtung Doku-Zentrum unterwegs
sind. Fahrgäste, die zum Plärrer
möchten, können an der Haltestelle Heilig-Geist-Spital aussteigen und dann nach einem kurzen
Fußweg ab dem U-Bahnhof
Lorenzkirche mit der U 1 weiter
zum Plärrer fahren oder bereits
am Rathenauplatz in die U 2/U 3
umsteigen – und umgekehrt.
Fahrgäste, die die ganze Strecke
Doku-Zentrum zum Plärrer fahren möchten, nehmen die Straßenbahnlinie 6.
cur
Ein paar Holzstäbe, ein Haufen buntes
Transparentpapier, Folie, eine Ladung
LEDs und Kabel – das waren die
wunderbaren Laternen, die heute Abend
beim Lichterzug der Nürnberger
Schulen durch die Stadt hinauf zur Burg
getragen werden, noch vor wenigen
Wochen. Der Mann, der maßgeblich
dafür verantwortlich ist, dass ein
leuchtender Stern dem Christkind den
Weg weist, heißt Lothar Brünner. Seit
zwei Jahrzehnten baut er mit Schülern
der Mittelschule Insel Schütt riesige
Lampions – in diesem Jahr zum letzten
Mal. Er geht in den Ruhestand.
„Ich bin ein schlechter Chronist“,
sagt Lothar Brünner und lacht. Seit
wie vielen Jahren er mit Schülern für
den traditionellen Lichterzug Großlaternen baut, weiß er nicht mehr. „Das
müssen so zwanzig Jahre sein.“ Die
Idee zu den leuchtenden Kunstwerken
kam ihm in Glasgow. „Dort sah ich
ähnliche Objekte bei einem Laternenfestival.“ Die Schotten hätten einen
Hang zur Gigantomanie. Die Laternen waren so groß, dass sie teilweise
auf Lkw gefahren werden mussten.
Brünner wollte es kleiner, denn:
„Groß ist zwar spektakulär, aber die
Feierlichkeit leidet.“ Die Laternen,
die er mit seinen Schülern baut, sind
trotzdem noch bis zu drei Meter hoch
und werden alle von den Schülern
selbst getragen.
Es hat sich vor allem bei der Bauweise viel geändert. „Anfangs haben
wir noch Kerzen verwendet, dann ka- Lothar Brünner (vorn) mit seinem Meisterwerk. Seit etwa 20 Jahren baute er an der Mittelschule Insel Schütt mit Schülern kleine
men die Glühbirnchen, seit drei Jah- und große Laternen für den Lichterzug. Sein Kollege Philipp Gmelch hofft, Brünners Arbeit ab 2013 fortsetzen zu können.
ren etwa verwenden wir LEDs“, erklärt Techniklehrer Brünner. Von den gen Schüler beim Tragen schon an wärter für Technik im zweiten Jahr. gerne hier bleiben.“ Brünner wird
LEDs ist der 64-Jährige begeistert. seine Grenzen gebracht, denn immer- Schon 2011 hat der 33-Jährige mit eine große Lücke hinterlassen. Der
Sie seien zwar fünfmal so teuer – eine hin sind er oder sie bis zu 75 Minuten Brünner und den Schülern Laternen 64-Jährige will im Ruhestand nur
kostet etwa 14,99 Euro – wie Glühbirn- damit unterwegs.“ Das Wichtigste ist gebaut. „Es ist toll für mich, denn ich noch außerhalb der Schule handwerchen, benötigten aber ein Zehnfaches für Brünner, was mit den Schülern bin selbst als Kind beim Lichterzug ken – als Bühnenbildner für den Theaweniger an Energie. Die Schüler brau- passiert, wenn sie beim Laternenbau mitgelaufen.“ Ob er im kommenden terverein der Freiwilligen Feuerwehr
chen folglich weniger Akkus mitzu- ihre Fähigkeiten entdecken. Es ist Jahr noch an der Mittelschule sein Rehdorf. „Aber wenn man mich
gelebtes Lernen. „Dafür nimmt man wird, steht noch in den Sternen. Denn braucht, werde ich mit Rat und Tat
schleppen.
Ein riesiger Stern, der seit 2011 den gerne Überstunden in Kauf.“ Denn er hat keinen Einfluss darauf, welche helfen. Allerdings habe ich keine Lust
Zug anführt, ist die aufwändigste La- ohne übermäßiges persönliches Enga- Stelle ihm nach dem Ende seiner Aus- mehr, Nachmittag für Nachmittag in
terne, die Brünner jemals mit Schü- gement wäre es undenkbar, die gro- bildung zugeteilt wird. „Ich würde diesem Schulkeller zu sitzen.“
lern und Kollegen gebaut hat. 120 ßen Lampions herzustellen. „Wer sich
Stunden hat die Herstellung gedauert, nur an den Stundenplan hält, hat
zwei Tage allein das Ausschneiden schon verloren.“ Auch manche Schüder Motive, 40 Stunden das Beschich- ler sind so begeistert, dass sie sogar in
ten, das Konstruieren des Holzmoduls der Mittagspause oder ihrer Freizeit
und der Lichtanlage. Jährlich bauen helfen. Das liegt nicht zuletzt an Bründie Schüler zwei neue Großlaternen. ner: „Man muss authentisch sein,
In diesem Jahr sind es gotische Fens- dann wird man von den Schülern
ter – nach Originalbauweise mit Zir- angenommen.“ Für die Zukunft des
kel konstruiert. Finanziert werden die Technikunterrichts wünscht er sich
vor allem Block-UnLampions durch den
terricht, der mehr
Sponsor Nürnberger
Kontinuität ermögVersicherungen und
Wer sich nur an den
licht.
die Schulverwaltung.
Stundenplan hält, hat schon
Seit Ende Oktober
An seine erst Großverloren.
wurde an den Laterlaterne erinnert sich
nen gearbeitet, klebBrünner noch genau:
Lothar Brünner
ten Brünner und seit
„Das war die Lorenzzwei Jahren auch sein
kirche.“ Diese Großlaterne hat er der Kirche geschenkt. Die Kollege Philipp Gmelch nach dem
Lorenz-Laterne war der Vorläufer für Unterricht stundenlang TransparentObjekte wie das Spielzeugflugzeug, folie in die Konstruktionen. Später
die Eisenbahn, den Schönen Brunnen wurde sie mit wasserabweisender
oder einen Baum mit Rauschgolden- Klarsichtfolie überzogen. Die Schügel. Die meisten Großlaternen musste ler, in diesem Jahr sind es acht AchtBrünner allerdings vor einigen Jahren klässler, sollten wichtigere Dinge tun
schweren Herzens vernichten, denn – und dabei lernen. Zum Beispiel bauneue Brandschutzverordnungen ver- ten sie die Holzkonstruktionen und
boten deren Lagerung in den Fluren Philipp Gmelch ließ sie für die Laternen ein Lichtsystem entwickeln.
des Schulgebäudes.
Gescheitert ist noch keine seiner Dabei mussten die Schüler zunächst
Ideen. „Allerdings war die Eisenbahn in der Theorie herausfinden, ob eine
grenzwertig, denn jeder ihrer Wagen Reihen- oder eine Parallelschaltung Florian Böhm (15 Jahre), Mike Copier (14) und Niranjan Nithiyananthan (14, v.l.) sind Teil der achtköpfigen Projektgruppe aus
wog rund 13 Kilo. Das hat den jeweili- geeigneter ist. Gmelch ist Lehramtsan- zwei achten Klassen. Sie bauten 2012 zwei Großlaternen in Form gotischer Fenster für den Lichterzug. Fotos: Stefan Hippel
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