Aufbau des visuellen Systems (Retina, Sehbahn) (PDF
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Aufbau des visuellen Systems (Retina, Sehbahn) (PDF
Sinnesphysiologie - Sehphysiologie 1 Licht als Reiz Optische Systeme Primärvorgänge an Photorezeptoren Aufbau des visuellen Systems: Retina Zwischenhirn Sehcortex Licht ist eine elektromagnetische Welle, die Wellen- und Quantennatur hat Amplitude Wellenlänge Energie eines Lichtquants: E = h . wobei = c/ , c: Lichtgeschwindigkeit im Vakuum: 3 .1010 m/sec; h: (Planck´sches Wirkungsquantum): 6,6 . 10-27 erg.sec Sichtbares Licht ist nur ein sehr kleiner Teil des elektromagnetischen Spektrums γ -Strahlen Röntgenstrahlen UV-Strahlen Infrarot Radar Radio/Kommunikation Sichtbares Licht hohe Energie E=h. = c/ niedrige Energie pro Lichtquant Wechselstrom Eigenschaften von Lichtstrahlen (geometrische Optik): Reflektion Absorption Brechung Interferenzmuster nur wenige Photonen 150 Photonen Die Wellennatur einzelner Lichtquanten 15 000 Photonen Die Evolution der Augen (1) Evolution der Augen (2) Mastergen Pax-6 Augen von Tieren: Linsenaugen menschliches Auge mit Spiegel komplexe Linsensysteme z.B. Springspinnen Komplexaugen (Facettenaugen) bestehen aus viele einzelnen Augen. Jede Linse erzeugt einen Brennfleck, kein Bild Cornea Kristallkegel Rhabdom Gegenstand Gegenstand Linsenaugen erzeugen ein verkleinertes umgekehrtes Bild Gegenstand Gegenstand Komplexaugen ein verkleinertes aufrechtes Bild. Regenbogenhaut Hornhaut Zonulafasern Ziliarmuskel Linse Glaskörper Lederhaut „weisse Augenhaut“ Netzhaut Blinder Fleck Sehnerv Sehgrube Aderhaut Auge der Wirbeltiere * Kameraauge mit Linse, die Lichtstrahlen bündelt und ein auf dem Kopf stehendes Abbild auf der Retina erzeugt * Krümmung der Linse kann durch Ciliarmuskel verändert werden (Akkomodation) (bei Fischen wird durch einen Muskel die Linse bewegt, wie bei einer Kamera) * Irisblende, durch Veränderung des Öffnungsquerschnitt Regulation der Lichtmenge durch die Pupille * Retina mit Stäbchen, Zapfen, Bipolarzellen, Ganglienzellen (vertikale Verschaltung), Horizontal- und Amakrinzellen (horizontale Verschaltung) * Stäbchen (Skotopisches System, Dämmerungssehen) * Zapfen (photopisches Sehen, farbtüchtiges System) * Fovea (Sehgrube) mit hoher Zapfendichte (etwa 7.000 Zapfen 1:1 mit Zapfenbipolaren verschaltet) * in der peripheren Retina sind 130 Millionen Stäbchen auf ca 1 Million Ganglienzellen verschaltet (Konvergenz 130 : 1, beim nachtaktiven Tiger 2.500 : 1 * Sehpigment (Rhodopsin) befindet sich in der Membran der Disks Aufbau der Wirbeltierretina Die Photorezeptoren der Säugerretina * Stäbchen (rod) * Zapfen (cone) http://www.sinnesphysiologie.de/photor/phore01.htm Stäbchendichte am höchsten Zapfendichte am höchsten Stäbchen Zapfen Geometrische Optik: Snell´sches Brechungsgesetz n1 sin / sin n2 n2 > n1 = n2 / n1 f D Linse: D: Durchmesser f: Brennweite Brennfleck Brennebene Aufgrund der Welleneigenschaften von Licht fokussiert eine Linse Licht nicht in einem Punkt sondern in einem ausgedehnten Brennfleck Beugungsscheibe Sehobjekte Beugungsscheiben der Linse für 2 Objekte Objekte Wahrnehmung Welcher Abstand der Photorezeptoren ist am besten geeignet, ein Bild aufzunehmen? G X Y B Abbildung durch eine Linse: normalsichtig kurzsichtig weitsichtig entsprechend der Strahlengesetze gilt: B/G = f/X und B/G = y/f also: f/X = Y/f damit: X•Y = f2 Akkomodation: Scharfstellen des Bildes: Y oder f verstellen Im Fischauge erfolgt die Akkomodation durch Veränderung des Abstandes zwischen Linse und Retina Photorezeptoren Außensegment Soma Axon Stäbchen Zapfen Stäbchen Zapfen Rhodopsin ist in der Diskmembran wie ein Rezeptormolekül eingebaut (pro µm2 ca 50.000 Moleküle cytoplasmatische Seite Plasmamembran Disks 1 Stäbchen enthält etwa 108 bis 109 Moleküle Rhodopsin Retinal: 11 11 cis Retinal Lichtabsorption All trans Retinal Isomerisierung am Kohlenstoffatom C11 % normierte Absorption Es gibt verschiedene Rhodopsine: sie unterscheiden sich im Opsin Dies führt zu verschiedenen spektralen Absorptionen Absorption der Stäbchen Wellenlänge des Lichts (nm) Intrazelluläre Ableitung aus einem dunkel adaptierten Photorezeptors des Gecko volle Intensität Io, Log I = 1,3 mW/cm2 Lichtreize verschiedener Intensität wurden durch Abschwächung mittels Neutralfilter erzielt Kleinschmidt & Dowling, J Gen Physiol 66:617-648, 1975 Intrazelluläre Ableitung aus Zapfen belichtet mit Licht entsprechender Wellenlängen („farbige Lichter“) http://webvision.med.utah.edu/photo2.html Rezeptorpotenzial in Photorezeptoren von Invertebraten: depolarisierendes Rezeptorpotenzial (Na+ und Ca+ Einstrom) Signaltransduktion im Photorezeptor http://www.sinnesphysiologie.de/photor/phore05.htm * cGMP Konzentration im Außensegment Ergebnis einer Balance zwischen Synthese (Aufbau) und Hydrolyse (Abbau) * cGMP Synthese durch Enzym Guanylyl zyklase (GC) wird reguliert durch GCAP (guanylyl cyclase activating protein) * GCAP akti viert GC nur bei niedriger Ca2+-Konzentration * Abbau von cGMP durch Phosphodiesterase (PDE), die bei Belichtung durch Rhodopsin und Transducin aktiviert wird * Ca2+-Konzentration im Außensegment hängt von der Akti vität der cAMP-gesteuerten Ionenkanäle ab (die wiederum von der cAMP Konzentration abhängt * Im Dunkeln sind die Kanäle offen (aktiv) und leiten Ca2+ in die Zelle (Ca2+ Konzentration von ca 400 nM reicht zur Hemmung von GCAP aus), dadurch Verhinderung einer hohen cGMP Konzentration * Bei Belichtung schliessen sich die Kanäle, und die intrazelluläre Ca2+-Konzentration fällt auf ca 50 nM (durch anhaltende Akti vität eines Ca2+- Austauschers (Import von Na+ und Export von Ca2+ und K+) * Bei niedriger Ca2+-Konzentration nun Akti vierung von GCAP und GC und damit Verstärkung der cGMP-Konzentration (und dadurch wieder teilweise Öffnung der ligandengesteuerten-Ionenkanäle!) Nach Müller, F. und Kaupp, U.N. (1998) Rhodopsin-Zyklus Transducin-Zyklus Nach der Aktivierung durch Licht bindet Rhodopsin (R*)an Transducin (T) und setzt die Signalkaskade in Gang. Zur Abschaltung der Kaskade wird R* zunächst phosphoryliert. Am phosphorylierten C-terminus bindet das Protein Arrestin und schaltet R* vollständig ab. Nach Austausch des alltrans- gegen ein 11-cisRetinal kann das Rhodopsin wieder auf Licht reagieren. Wenn R* an Transducin bindet wird GDP gegen GTP ausgetauscht, und das Protein dissoziiert in die αGTP Untereinheit und den βγ-Komplex. α-GTP bindet eine inhibitorische Untereinheit (I) der Phosphodiesterase (PDE). Durch Spaltung von GTP inaktiviert sich die αUntereinheit selbst, bindet den βγ-Komplex und kann dann erneut aktiviert werden. PDE-Zyklus Nach Entfernung der inhibitorischen Untereinheit (I) ist die Phosphodiesterase (PDE) aktiviert und hydrolysiert cGMP. Bei Absinken der Konzentration von α-GTP wird PDEInhibitor frei und hemmt die Aktivität der PDE. Aus: Müller, F. und Kaupp, U.B. (1998) Aufbau der Wirbeltierretina Pigmentepithelzellschicht Stäbchen Zapfen äußere Körnerschicht (Zellkörper von Stäbchen und Zapfen) äußere Synapsenschicht flat midget bipolar cell (OFF) Horizontalzelle invaginating invaginating diffuse biploar midget biploar (ON) Stäbchenbipolare Amakrinzelle innere Körnerschicht (Zellkörper von Bipolar, Horizontal und Amakrinzellen) innere Synapsenschicht Ganglienzellschicht midget ganglion cell Parasol cell Retina des Menschen Organisation der rezeptiven Felder von retinalen Ganglienzellen * Transmitter der Photorezeptoren ist Glutamat * Entsprechende Bipolarzellen besitzen unterschiedliche Rezeptoren für Glutamat (auf diese Weise kommt die Vorzeichenumkehr zustande !) * Die Sehbahn temporal nasal temporal Sehnerv Chiasma Corpus geniculatum laterale (seitlicher Kniekörper) „Sehstrahlung“ (Radiatio optica) Tractus opticus * jede Ganglienzelle reagiert entsprechend ihres rezeptiven Feldes (center-on – surround-off Ganglienzelle, center-off – surround-on Ganglienzelle, Ganglienzelle reagiert nur auf Farbe, Farbkontraste, oder nur auf Bewegung) * Ausgangssignal der Netzhaut ist durch laterale Verschaltungen vorverarbeitet * Zwei unterschiedliche Gruppen von Zellen: - Form und Farbe - Detektion von Bewegung * Im Verlauf der Sehbahn getrennte Verarbeitung dieser Kanäle * P und M – System (Primaten) P (parvozelluläres) System verarbeitet Form und Farbe und hat im Thalamus (Corp. geniculatum) kleinzellige Neurone M (magnozelluläres) System verarbeitet Orts- und Bewegungsinformation, grosszellige Neuronen im Thalamus, farbuntüchtig * beide Systeme erhalten ihre Eingänge von M und P oder alpha und beta-Ganglienzellen der Retina * Typisierung und Klassifizierung der Ganglienzellen (GZ) tierartspezifisch. Bei der Katze: X - (stationäre Änderungen, langsam), Y – (schnelle Änderungen), W – GZ (für Bewegungssehen) Verschaltung im Thalamus (Corpus geniculatum) Quelle: Hubel, D.H. (1989) Auge und Gehirn – Neurobiologie des Sehens. Spektrum Verlag, Heidelberg Die primäre Sehrinde Sechsfache Schichtung der primären Sehrinde * primäre Sehrinde im Okzipitallappen * Thalamusverbindungen zu motorischen Kernen (Colliculus superior, Area praetectalis; kontrollieren lichtgesteuerte Bewegung des Auges: Pupillenreflex, reflektorische Blickmotorik) Einfache und Komplexe Neurone im visuellen Kortex Einfache Neurone (simple cells) des Cortex und ihre Eingänge Neurone des Thalamus (LGN) einfache Neurone: konzentrische rezeptive Felder der retinalen Ganglienzellen und der thalamusneurone addieren sich zu Balkenmustern Einfaches Neuron (simple cell) retinale Ganglienzellen Komplexe Neurone (complex cells) des Cortex und ihre Eingänge komplexe Neurone: Einfache Neurone für die Ausrichtung von Kanten empfindliche rezeptive Felder (simple cells) Komplexe Neurone (complex cells) Modell nach Hubel and Wiesel, 1962 Die primäre Sehrinde ist in Säulen gegliedert nach Stephan Frings, Uni Heidelberg * Neurone innerhalb einer "Säule" (30 - 100 µm Durchmesser) haben die gleiche Präferenz für die Orientierung von Lichtbalken * Neurone in den Nachbarsäulen haben eine anderen Orientierungspräferenz * okuläre Dominanzsäule: erhält vorwiegend Eingänge vom rechten (R) oder linken (L) Auge. * Farbempfindliche Säulen ohne Orientierungsspezifität heissen "Blobs" (hoher Gehalt an Cytochromoxidase, einem mitochondrialen Enzym) * Kleiner Bereich der primären Sehrinde aus zwei okulären Dominanzsäulen sowie mehreren Blobs für jeden Ort im binokularen Sehfeld zutändig (Hyperkolumne) * Hyperkolumne enthält Information sowohl aus dem P- wie auch aus dem M-System beider Augen. Hyperkolumnen sind die funktionellen Module der primären Sehrinde Cytochromoxidase Färbung Orientierungssäulen Der visuelle Kortex Zwischenhirn Corp. geniculatus laterale V1 primärer Sehcortex V2 - V4 sekundäre Sehareale des Cortex Visuelle Felder im Cortex V1 primärer Sehcortex V2 - V4 sekundäre Sehareale des Cortex Areale des visuellen Kortex V4 Farbensehen MT Bewegungssehen V1 (Area 17) Eingangsregion des vis. Kortex Das rezeptive Feld Rezeptive Felder: Laterale Inhibition parallele Eingänge rezeptives Feld ohne laterale Inhibition inhibitorische Neurone Kontrastüberhöhung an den Rändern: Reiz rezeptives Feld mit lateraler Inhibition Erregung “Most of the useful information in natural scenes is contained in the pattern of contrasts” Ratliff (1972) Entdecker der lateralen Inhibition im Auge von Limulus Farbensehen * drei verschiedene Zapfentypen angeregt durch drei unterschiedliche Wellenlängen - kurzwelliger Rezeptor (430 nm) - mittelwelliger Rezeptor (530 nm) - langwelliger Rezeptor (560 nm) * alle drei Zapfentypen gleichmäßig breitbandig angeregt: WEISS * alle drei Zapfentypen monochromatisch (schmalbandig) gleichzeitig erregt: WEISS (schmalbandige Lichter, die sich zu weiss ergänzen, werden Komplementärfarben genannt) * Zapfen (farbtüchtige Photorezeptoren) unterscheiden sich in den Opsinen: „rot“ und „grün“ Opsine unterscheiden sich nur in 2% aller Aminosäuren (AS), „blau“ Opsin von den anderen beiden in 60% aller AS verschieden (Altweltaffen besitzen „rot“ und „grün“ Opsin, Neuweltaffen nur einen Opsintyp) * Gene für „rot“ und „grün“ Opsin liegen eng benachbart auf dem X-Chromosom * Geschlechtsgebundene Rot-Grün Blindheit (8% der männlichen Westeuropäer sind Dichromaten (besitzen „blau“-Rezeptor und „rot/grün“-Rezeptor) Stäbchen Kurz- Mittel- Langwelliger Rezeptor Spektrale Absorption der Photorezeptortypen im menschlichen Auge Theorie des Farbensehens * trichromatische Theorie des Farbensehens (Young 1802, Helmholtz 1867) (dass es nur 3 Zapfentypen beim Mensch gibt, wurde erst 1959 nachgewiesen) - damit erklärbar additive und subtraktive Farbmischung * monochromatische Wellenlängen werden unterschiedlich farbig wahrgenommen, wobei es einen kontinuierlichen Übergang der Farbempfindung gibt violett – blau – grün – gelb – rot * es werden Farben wahrgenommen, die im Spektrum gar nicht vorkommen Purpur: Mischung von rot und blau * spektrales gelb (monochromatisch) kann nicht von gelb aus Mischung (aus spektralem rot und grün) unterschieden werden. * Theorie von Ewald Hering (1834 – 1918) während der neuronalen Verarbeitung von Farbsignalen kommt es zu drei gegenläufigen „Empfindungsprozessen“ - rot – grün - gelb – blau - unbunt: schwarz – weiss (Intensitätskanal, Zwischenstufen: grau) * Gegenfarbenneurone im Corpus geniculatum * damit erklärbar Phänomene des sukzessiven und simultanen Farbkontrasts Additive Farbmischung Subtraktive Farbmischung* Kurven geben die Durchlässigkeit der entsprechenden Pigmente an nur die von beiden Filtern durchgelassene Wellenlänge kommt durch * dies ist die Farbmischung, die im Malkasten ausgeführt wird !