frankfurter allgemeine sonntagszeitung

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52 WISSENSCHAFT
NACHRICHTEN
Organhandel?
Die Essener Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf
Organhandel gegen das Universitätsklinikum Essen. In drei Fällen
seien israelischen Patienten Nieren
eingepflanzt worden, deren Spender aus Osteuropa stammten. Dabei soll unerlaubterweise Geld geflossen sein; der Spiegel berichtet
in seiner jüngsten Ausgabe von
Summen bis zu mehreren hunderttausend Dollar. Auch an der Universitätsklinik Jena soll es den Angaben des Nachrichtenmagazins
zufolge einen solchen Fall gegeben
haben. Für die Eingriffe verantwortlich war der Transplantationsmediziner Christoph Broelsch (siehe Sonntagszeitung v. 24.03.02).
Nuklearmikroben
Mikrobiologen der amerikanischen Princeton University haben
in einer Goldmine bei Johannesburg mehr als drei Kilometer unter der Erdoberfläche Bakterien
entdeckt, die indirekt von radioaktiver Strahlung leben. Wasser, das
durch uranhaltiges Gestein zirkuliert, wird dort unten auf dem
Wege der Radiolyse in Sauerstoff
und Wasserstoff zerlegt; letzteren
nutzen die Mikroben für ihren
Stoffwechsel (Science v. 28.02.03).
Lautes Problem
Krach macht krank. Das jedenfalls
untermauert wieder einmal eine
Studie des Umweltbundesamtes in
Berlin, an der insgesamt 1700 Personen teilnahmen (dpa v. 28.02.).
Danach sind Menschen aus lauten
Wohngebieten häufiger wegen
Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung als diejenigen, die an ruhigen Straßen wohnen. Besonders
nächtlicher Lärm erhöht das Gesundheitsrisiko. Wer bei offenem
Fenster schläft, erkrankt sogar
noch häufiger. Nach einer weiteren Studie der Bundesanstalt für
Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
in Dortmund (dpa v. 26.02.) wirkt
sich Lärm auch im Büro ungünstig
aus. Die Forscher fanden heraus,
daß Angestellte bei hohem Geräuschpegel weniger effektiv arbeiten. Je lauter es bei der Arbeit zugeht, desto häufiger wird eine bereits angefangene Aufgabe wieder
von vorne begonnen. Schon ständiges Telefonklingeln und schnarrende Drucker lassen die Konzentration deutlich sinken.
Faltenwurzel
Falten gelten gemeinhin als unschön. Deshalb verdient die Kosmetikbranche nicht schlecht mit
Produkten, die gegen das Altersphänomen helfen sollen. Aber wie
entstehen Falten, und wie sehen sie
genau aus? Diese drängende Frage
haben jetzt zwei Physiker von der
Universität Cambridge beantwortet. Enrique Cerda und Lakshminarayanan Mahadevan fanden eine
Formel, mit der sich die Größe
oder „Wellenlänge“ von unschönen Knittern im Gesicht berechnen läßt (Physical Review Letters v.
21.02.). Sie entspricht in etwa der
vierten Wurzel des Verhältnisses
zwischen der Straffheit der Haut
und der Festigkeit des darunterliegenden Fleisches. „Das hilft uns inkrementiell weiter“, kommentierte
ein kritischer Kollege die Arbeit.
„Wir brauchen neue Medikamente“
auch eine Frage des Glücks, ob
eine Therapie zum richtigen Zeitpunkt und mit der richtigen Kombination in Angriff genommen
wird.
Selbst Spezialwissen und regelmäßige Fortbildung können nicht
verhindern, daß das Virus auch unter der effektivsten Therapie
bleibt, was es ist: ein rasend schneller Verwandlungskünstler. „Resistenzen sind deshalb nach wie vor
unser größtes Problem“, sagt der
Kölner Aids-Mediziner Gerd Fätkenheuer.
Bei etwa der Hälfte der Patienten versagt die HAART nach wenigen Jahren oder auch schon nach
Monaten. Das Virus bringt relativ
rasch Mutanten hervor, die auf die
gängigen therapeutischen Substanzen nicht mehr ansprechen. Hat es
durch eine Mutation ein Schlupfloch im Medikamentennetz gefunden, kann es sich unter geeigneten
Bedingungen ungehemmt vermehren und die Viruslast im Blut
schnellt schlagartig in die Höhe.
Gefördert wird dieser Effekt
durch mangelnde Therapietreue,
erklärt Fätkenheuer. „Damit das
Resistenzrisiko minimal bleibt,
müssen die Patienten eine Compliance von 95 Prozent aufweisen“ –
das heißt: Von 100 Tabletten dürfen höchstens fünf vergessen oder
zum falschen Zeitpunkt eingenommen werden.
An der Notwendigkeit, die Pillen in strikter Regelmäßigkeit einzunehmen, dürfte die mangelnde
Therapietreue allerdings allein
nicht liegen, gibt es mittlerweile
doch Therapien, bei denen zwei
Tabletten am Tag ausreichen. Eher
könnten die schweren Nebenwir-
kungen der HAART ausschlagge- Stelle zu fassen kriegen.“ Bis vor
bend für Therapieversager sein, kurzem zielten alle zugelassenen
denn obwohl die Ärzte bei diesem Präparate auf die Hemmung eines
Thema oft abwinken, sind schwer- der beiden Virusenzyme Reverse
ste Magen-Darm-Probleme, ent- Transkriptase oder Protease, die
stellende Umverteilungen von Kör- für die Vermehrung oder die Freiperfett (Lypodystrophiesyndrom), setzung des HIV aus der Wirtszelle
Diabetes, Knochenschwund und notwendig sind. Besonders ermutivermutlich auch ein extremes In- gend könnte sich nach Ansicht des
farktrisiko gängige Komplikatio- Kölner Infektionsmediziners desnen, die manchen Patienten nicht halb die Einführung von T-20 ausnur körperlich, sondern auch psy- wirken: eines völlig anders funktiochisch irgendwann fertigmachen. nierenden HIV-Feindes. Die ZulasManch ein HIV-Infizierter kann sung für Deutschland ist beantragt.
T-20 ist der erste
sich in so einer Situatiwirklich neue Wirkon nicht mehr überstoff seit acht Jahren.
winden, die Tabletten
Er verhindert im Gezu schlucken.
gensatz zu älteren SubTreten schließlich
stanzen, daß das Virus
auch noch resistente Viüberhaupt in die Zielren im Plasma auf, könzellen hineingelangt.
nen sie mit einer UmNach Darstellung des
stellung der Therapie
Herstellers Hoffmannzwar oft wieder unter
LaRoche klemmt sich
Kontrolle gebracht werT-20 beim Andocken
den – aber je häufiger
von HIV zwischen
die Therapie bereits geT-Helfer-Zelle und Erwechselt wurde, desto Der Kampf
reger und blockiert dastärker sinken die
durch die VerschmelChancen des Infizier- gegen Aids:
zung von Virushülle
ten, daß die neue Beund
Zellmembran.
handlung tatsächlich Fortschritte der
Das Erbgut des Virus
anschlägt. Am Ende
bleibt vor der Haustür.
sind alle möglichen Therapie, aber
In klinischen Studien
Therapieoptionen er- mehr Infizierte
ergab die Wirksamkeit
schöpft, und dem Pavon T-20 besonders
tienten ist schlicht
bei der Behandlung renicht mehr zu helfen –
zumindest so lange nicht, bis ein sistenter Patienten gute Resultate.
neues Medikament auf den Markt Auch Fätkenheuer hat im klinischen Test schon Erfahrungen gekommt.
Damit ist Fätkenheuer beim macht: „Das Zeug wirkt richtig
nächsten, für ihn besonders wichti- gut.“ Wie alle bisherigen Medikagen Punkt: „Am meisten wünschen mente sei das Präparat aber nur in
wir uns neue Medikamente. Neue der Kombination mit anderen MeGruppen von Substanzen, die das dikamenten wirklich effektiv – und
Virus an einer bisher ungenutzten gegen Resistenzen nicht sicher.
Trotz der komplizierten Behandlungsstrategien und der vielen Faktoren, die von ärztlicher
Seite bei der Therapie einer HIVInfektion beachtet werden müssen, haben die betroffenen Patienten in Deutschland nach Ansicht
vieler Experten durchaus Grund
zum Optimismus. Frank-Detlef
Goebel von der Ludwig-Maximilian-Universität in München hält
die Überlebenschancen für sehr
gut. „Es gibt in Deutschland eigentlich nur noch wenige HIV-Infizierte, die an Aids sterben.“
Zwar tötete das Vollbild der
Krankheit im vergangenen Jahr
bundesweit noch etwa 600 Menschen, aber nach Aussage des
Münchner Professors handelt es
sich dabei oft um Ausnahmefälle –
um Therapieverweigerer oder solche Patienten, die zum Zeitpunkt
der Diagnose bereits Symptome einer Erkrankung zeigten.
Ist HIV in Deutschland dann
überhaupt noch ein Problem?
So rosig sich vieles auf der Berliner Tagung ausnahm, die klare Antwort der Experten heißt: Ja, HIV
bleibt auch in Deutschland ein Problem. Denn mit den Therapien
läßt sich das Virus lediglich kontrollieren, nicht aber beseitigen.
„Das Ansteckungsrisiko bei
Therapiepatienten mit niedriger
Viruslast ist zwar reduziert, aber
es ist nicht gleich Null“, warnt
Goebel. Das sei vielen HIV-Positiven trotz der ärztlichen Hinweise
nicht bewußt. „Die werden beim
Verkehr zur Zeit wieder nachlässig und stecken ihre Partner dann
am Ende doch noch an.“ Ein deutlich verändertes Risikobewußtsein
existiert nach Goebels Ansicht
auch unter den Nichtinfizierten.
Hatten die Homosexuellen in den
achtziger und neunziger Jahren
noch großen Anteil an der Eindämmung der Seuche, so steigen
die Infektionszahlen jetzt insbesondere bei jüngeren Schwulen wieder an.
Diese Tendenz geht einher mit
dem Comeback der klassischen
Geschlechtskrankheiten.
Nach
dem seit zwei Jahren gültigen, neuen Infektionsschutzgesetz sind
zwar nicht mehr alle Erkrankungen meldepflichtig, aber trotzdem
gibt es Hinweise: So hat sich das
Männer-Frauen-Verhältnis der gemeldeten Tripperfälle deutlich auf
die Seite der Männer verschoben
– und das, sagen HIV-Experten,
sei ein klares Indiz für ein verändertes Schutzverhalten innerhalb
homosexueller Risikogruppen.
Weniger häufig, aber ebenfalls
auf dem Vormarsch: die Syphilis.
Die alte „Lustseuche“ steht unter
dem Verdacht, nicht nur parallel
zu HIV aufzutreten, sondern bei
der Infektion mit dem Virus eine
„Trigger“-Funktion zu übernehmen. Wer bereits mit Syphilis-Bakterien (Treponemen) infiziert ist
und die Erkrankung nicht rasch
behandeln läßt, ist demnach wesentlich empfänglicher für HIV.
Überdies bleiben die reiselustigen Deutschen auch nicht vor der
prekären Situation in benachbarten oder fernen Ländern geschützt. Ulrich Bienzle vom Institut für Tropenmedizin in der
Hauptstadt hält aus diesem Grund
die Infektionswelle in den ehemaligen Staaten des Ostblocks für besonders alarmierend. Der offene
Reiseverkehr erlaube einen unkontrollierten Import der Seuche, der
langfristig wieder zu steigenden Infektionsraten nicht nur von HIV,
sondern auch Tuberkulose und anderen Krankheiten in Deutschland führen werde.
Viele schwer einzuschätzende,
zum Teil noch unverstandene Faktoren, die das verbreitete Grundgefühl von optimaler medizinischer
Versorgung in Deutschland durchaus dämpfen könnten. Ganz oben
auf der Liste deutscher Forschungsziele muß nach Ansicht
von Gerd Fätkenheuer deshalb
noch immer der Impfstoff stehen.
Doch auf diesem Gebiet, das bemängelt der Bochumer Mediziner
Norbert Brockmeyer schon seit
Jahren, zeigen sich deutsche Arbeitsgruppen im internationalen
Vergleich sehr zurückhaltend.
Hat sich die Bundesrepublik im
Kampf gegen das Virus vielleicht
zu sehr auf die eigenen Bedürfnisse beschränkt? Also auf die Entwicklung einer teuren Therapie
für Infizierte, die sich dieses wohlhabende Land leisten kann – zu
Lasten einer noch aufwendigeren
Jagd nach dem Impfstoff? Die meisten Mediziner lehnen diese Vermutung ab: Daß es innerhalb der
nächsten Jahre einen wirksamen
Impfstoff geben werde, scheint
ausgeschlossen zu sein, und bis dahin muß den HIV-Infizierten in
Deutschland eben durch bessere
Therapien geholfen werden.
DIE NEUE SAMMLUNG
gehen deshalb weiter: Sie machen
sich auf die Suche nach bunter
Deko und peppen ihre traurigen Algenhäuschen mit lustigen, farbigen
Schnipseln auf (rote Plastikfäden
im Bild). Wie die norwegischen
Wissenschaftler in der Februarausgabe von behavioural and ecological
sociobiology berichten, scheinen die
Stichlingsmänner so die richtige Atmosphäre zu schaffen. Die Weibchen entschlossen sich deutlich häufiger für einfallsreiche Dekorateure
als für langweilige Normalstichlin-
ge. Und das ist noch nicht alles:
Nachdem der Nachwuchs gezeugt
ist, machen sich die Väter weder
aus dem Staub noch überlassen sie
die Kindererziehung ihren Frauen.
Stichlingsmännchen bleiben zu
Hause und hüten Heim und Nachwuchs.
Bevor Sie, liebe Leserin, diese
Zeitung jetzt unter die Nase ihres
männlichen Gegenübers halten:
Die Sache hat einen Haken. Nachdem das Stichlingsweibchen seine
Eier im schönsten aller Nester abgelegt hat, entpuppt sich der schöngeistige Softie nämlich als berechnender Rüpel – und setzt die Frau
wieder vor die Tür. Was das mit Fitneß zu tun hat, bleibt hoffentlich
unbekannt.
Kathrin Zinkant
Roter Schmuck für Stichlingsweibchen
Foto Behavioral Ecology and Sociobiology Online
Harmonie durchzieht ihre Methoden, die Sammler-Websites gleichen sich wie eine Düne der nächsten. Die Rubriken heißen ähnlich,
oft leitet eine Weltkarte die Nutzer
zu den einzelnen Exponaten, dann
zu der Liste im Standardformat,
die jeweils die Sandproben mit
Fundort, Farbe, Körnergröße ausweist, dann zu den Tauschwünschen und den Sammlerlinks und
dem Regelwerk.
Die Sandsammelregeln lassen
sich zirka an einer Hand abzählen,
etwa: Aufbewahren kann man Sand
überall, am schönsten jedoch sind
die Phiolen aus dem Laborbedarf
mit Gummi- oder Korkverschluß.
Tauschen läßt sich Sand in jeder
Menge – der ernsthafte Sammler jedoch verschickt Plastikdosen für
Kleinbildfilme, die er randvoll füllt
(35 Milliliter!), präzise mit den
Funddaten beschriftet und dreifach
versiegelt. Und abgraben darf man
Sand nur dort, wo es nicht verboten ist – fragen Sie stets voher die
Einheimischen!
Sandsammler versteht man erst,
wenn sie ihren Sand unterm Stereomikroskop fotografieren. Der unerreichte Meister dieser Kunst ist besagter Andrew Jaster. Selbst Sand-
allergiker müssen einmal sein Virtual Sandbox Museum (www.jaster.20m.com) gesehen haben – obwohl, Loes Modderman aus Holland, der kann das auch (www.scienceart.nl). Die glitzernden Splitter und zerbrochenen MikroSchneckenhäuser entwickeln einen
meditativen Sog, man möchte
gleich selbst mit dem Döschen losziehen und Sand unter die Lupe
nehmen.
Diese Wissenschaft schwebt und
ist fast vollkommen erkenntnisfrei,
ja vielleicht birgt sie nur eine neue
Art Sandtherapie (die es gibt – die
Klienten heilen sich mit Dünenwühlen). Die Sammler betrachten
ihren Sand und durchmessen Äonen, innerlich. Weshalb viele ihre
Websites zirka 1998 mit dramatischem Aufwand angelegt, aber seither achtlos hinterlassen und sich
am Meeresrand verlaufen haben,
und nun nagt der gewöhnliche
Linkzerfall an diesen Artefakten
wie Wellen an einer Sandburg. Spaziergang gefällig? Am besten bei einer der Linklisten beginnen, die
alle voller Mängel sind – vielleicht
am besten noch beim Webring der
Sandsammler
(http://h.webring.com/hub?ring=arenophile).
Das Aids-Virus trickst
die Medizin immer
wieder aus. Der
Ausbruch der
Krankheit kann bei
vielen Infizierten
bekämpft werden –
doch der Preis ist hoch.
VO N K AT H R I N Z I N K A N T
Berlin. Im öffentlichen Bewußtsein hat es das Thema Aids in
Deutschland zunehmend schwer.
Weder stellt das HI-Virus eine terroristische Bedrohung dar, noch
muß ein Infizierter hierzulande damit rechnen, sofort an Aids zu sterben. Mit ebenso modernen wie teuren Medikamenten kann die Infektion inzwischen recht gut kontrolliert werden. Doch für deutsche
Ärzte ist das Human Immunodeficiency Virus (HIV) gerade deswegen ein heißes Thema. Immerhin
leben nach den aktuellen Zahlen
des Robert-Koch-Institutes in der
Bundesrepublik etwa 40 000 HIVPositive, und jährlich kommen weitere zweitausend hinzu. Alle diese
Patienten benötigen eine individuell abgestimmte, hochkomplizierte
Therapie, die über Jahre hinweg
beobachtet und organisiert sein
will.
Keineswegs eine leichte Aufgabe, wie deutsche HIV-Experten in
den vergangenen Tagen auf dem 7.
Kongreß für Infektions- und Tropenmedizin in Berlin feststellten.
Seit der Zulassung des ersten antiretroviralen Medikaments AZT
vor 16 Jahren sind für die Behandlung von HIV-Infektionen mehr
Die Therapie ist
teuer, umständlich,
quälend – und
keineswegs immer
erfolgreich.
als ein Dutzend weitere Wirkstoffe
auf den deutschen Markt gekommen; wirksam ist immer nur eine
Kombination von mindestens
zwei, meist aber drei oder sogar
vier Präparaten, die das Virus zur
gleichen Zeit an verschiedenen
Punkten angreifen.
Die Therapie namens HAART
(Highly Active Anti-Retroviral
Therapy) beruht auf einem Baukastenprinzip, allerdings paßt nicht
jedes Klötzchen zum anderen:
Manche Medikamente untergraben den Wirkmechanismus anderer Präparate und dürfen deshalb
nur in ganz bestimmten Zusammenstellungen eingesetzt werden.
Wechselwirkungen mit herkömmlichen Medikamenten müssen beim
individuellen Therapieregime des
einzelnen Patienten ebenfalls beachtet werden.
Zwar versucht man den Ärzten
mit Therapierichtlinien einen roten Faden in die Hand zu drücken,
aber diese Regeln können den Medizinern lediglich Anhaltspunkte
bieten. Am Ende bleibt es immer
BILD AM SONNTAG
Deko für die Liebe
F
itneß ist so wichtig. Doch obwohl männlicher Muskelmasse auch im menschlichen
Balzverhalten viel Bedeutung beigemessen wird, bedeutet Fitneß im
biologischen Sinne nicht allein gutes Aussehen oder Stärke. Auch auf
die inneren Werte kommt es an.
Bei Stichlingen zum Beispiel
überzeugt das Männchen nicht nur
durch Körpersprache, sondern
auch durch Kreativität. Das haben
Sara Östlund-Nilsson und Mikael
Holmlund von der Universität
Oslo herausgefunden. Die Biologen beobachteten, wie balzende
Stichlingsmännchen die Nester für
ihren Nachwuchs bauen. Die Fische sammeln Algenmaterial und
verkleben es mit nierensekrethaltiger Spucke zu stabilen Unterkünften. Das grüne Gewaber (überall
auf dem Bild) ist optisch allerdings
eher fade und scheint Stichlingsfrauen nicht unbedingt zu beeindrucken. Die balzenden Männchen
FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 2. MÄRZ 2003, NR. 9
Ein Aids-Kranker im „Coming Home Hospiz“ der katholischen Kirche in San Francisco
Korn für Korn
VO N K L E M E N S P O L AT S C H E K
S
and ist ein Witz. Was passiert, wenn man in der Wüste
den Sozialismus einführt?
Erst mal nichts, dann wird der
Sand knapp. Oder: Was passiert,
wenn man Hans Eichel in die Wüste schickt? Erst mal nichts, dann
wird der Sand teurer. Naja, und
nicht so weiter.
Hans Luef in Österreich nimmt
Sand ernst. Rune Anda in Norwegen auch. Ebenso Andrew Jaster,
der „internationale Produzent
christlicher Medien“ in British Columbia in Kanada. Und Ralf Hermann, der Betreiber des Deutschen
Sandmuseums Salzgitter (des „ersten privaten Sandmuseums seiner
Art“). Denn sie alle sammeln Sand
– Phiolen mit Sand von verschiedenen Orten (meistens Stränden, versteht sich).
Wie ernst muß es erst dem William Diefenbach gewesen sein, der
schon 1969 die „International Sand
Collectors Society“ (ISCS) gründete. „Die Welt entdecken, Korn für
Korn“ ist das Motto dieser Gesellschaft, die im amerikanischen Connecticut sitzt und den vierteljährlichen Newsletter „The Sand Paper“
herausgibt, der sich um „allgemeine Sandinformationen, Veranstaltungshinweise“ und diese Dinge
kümmert. Die ISCS hat sich das
Ziel gesetzt, das Hobby Sandsammeln „zu organisieren und standardisieren, so daß die Mitglieder weltweit leichter korrespondieren und
Sandproben austauschen können“.
Das ist diesem Verein (oder wem
auch immer) beeindruckend gut gelungen. Weshalb sich die ISCSHomepage www.sandcollectors.org
als Einstieg in die Welt des Sandsammelns gleich gut eignet wie
wohl sämtliche anderen Websites
von Sandsammlern. Diese Leute
haben sich eine selige Kompaktwissenschaft erdacht. Wunderliche
Foto Stark/present