Die Elite des Technischen Tauchens trifft sich in der Pfalz

Transcription

Die Elite des Technischen Tauchens trifft sich in der Pfalz
Die Elite des Technischen Tauchens
trifft sich in der Pfalz
5. Tech-Symposium war ein voller Erfolg
TECHDIVING NETWORK
September 11, 2015
Verfasst von: Holger Müller
Die Elite des Technischen Tauchens
trifft sich in der Pfalz
5. Tech-Symposium war ein voller Erfolg
Zwei Tage voller Highlights
Die Elite des Technischen Tauchens trifft sich in der Pfalz | 11.09.15
Wer Interesse am technischen Tauchen hat kam am 10. Und 11. September in den Bürgerhof nach Limburgerhof /
Ludwigshafen. Frei nach dem Motto „bring the best together“ organisierte das Team Techdiving Network rund um
Frank Olbert ein hochkarätig besetztes Symposium. Das Who´s Who des europäischen Techdiving trafen sich hier um
einerseits Vorträge zu halten aber andererseits auch um untereinander einen regen Austausch zu betreiben. Das
schöne daran war, dass die Profis nicht nur unter sich blieben sondern zu jederzeit das Publikum mit einbezogen
wurde. Beide Tage waren vollgespickt mit äußerst interessanten Vorträgen. Aber nicht nur bei der Auswahl der
Referenten bewies das TDN-Team Professionalität. Ebenso bei der Auswahl der Aussteller, der Technik wie auch bei
der Verköstigung der Teilnehmer wurde auf Qualität und bestes Equipment geachtet. Halt wie es beim technischen
Tauchen sein muss.
1
Samstag, 10.09.2015 – Tag 1
Los ging es bereits am Samstag um 9:00 Uhr los. Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung des gesamten
Techdiving Network Teams erwartete uns schon das erste Highlight dieser Veranstaltung. Derk Remmers (GUE
Instructor) stellte uns in einem 45 Minütigem Vortrag mit dem Thema „GUE und der CCR“ die Grundsätze des
Tauchens mit dem geschlossenen Kreislaufsystem „JJ“ vor, so wie es GUE handhabt.
Anschließend übernahm Hannelore Brandt von der Druckkammer Überlingen den Vortrag des verhinderten Stefan
Greiner. Hannelore stellte uns die technischen Einzelheiten einer Druckkammer vor, von dem Rohling –einer
einfachen Röhre- bis hin zur fertigen vollausgestatteten und funktionstüchtigen Kammer. Aber sie machte auch auf
die Schwierigkeiten aufmerksam mit denen der Badische Tauchsportverband e.V. und Druckkammerbetreiber im
Allgemeinen zu kämpfen haben.
Für die Freunde der Unterwasserfotografie war mit Sicherheit der letzte Vortrag vor der Mittagspause ein besonderes
Schmankerl. Unter dem Thema „Wenn die Sonne lacht, nimm Blende Acht – und wenn sie nicht lacht?“ erklärte uns
Uli Kunz, seines Zeichens Meeresbiologe, Fotograf, Forschungstaucher, Polarreisender, anhand vieler besuchten
Stationen rund um den Erdball die Unterwasserfotografie.
In der Mittagspause konnten sich alle Gäste mit kleinen Snacks und Getränken versorgen. Auch hier hat das
„erweiterte“ TDN-Team (danke Mädels) ganze Arbeit geleistet. Das Publikum hatte nun auch die Möglichkeit sich bei
den vielen aber professionellen Ausstellern die neuesten Infos zu holen.
Nach der Mittagspause stellten uns Maren Isigkeit und Torsten Schnitter das Projekt Baseline vor. Eine Woche
Höhlentauchen in der Cabouy inkl. Übernachtung im Trockenteil. Das versprach das Project Baseline Reseau de
L´Ouysse. 13 hochmotivierte Höhlentaucher, etliche Scooter und Stages, Vermessungsgerät, Transport-Röhren,
Sensoren, ein Hund und eine Secchi-Scheibe waren dabei.
Nach einigen Vorbereitungstauchgängen sind fünf Tauchern bis zur zweiten Auftauchstelle ca. 2,5km vom
Höhleneingang entfernt gelangt. Dort errichteten sie ein Biwak für die Nacht, die kurz, feucht und kalt war. Am
nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg zur Sump3. Das Ziel war es den Trockenteil näher kennenzulernen,
zu vermessen und erste Fotos und Filmmaterial zu erstellen. Im Laufe des Projekts wurden zwei Sensoren installiert,
die Daten über Temperatur und Wassertiefe speichern. Zur Sichtweitenbestimmung wurde eine Secchi-Scheibe
installiert. Fortgesetzt wird das Projekt im nächsten Jahr.
Nachdem viel von Höhlen berichtet wurde, kamen im nächsten Vortrag auch die Wracktaucher auf ihre Kosten. „Mit
dem Rebreather um die Welt“ erzählte Sabine Kerkau von tollen Expeditionen. Aber auch von Schwierigkeiten mit
denen sie zu kämpfen hatte. Unter anderem berichtete sie von Expeditionen zur Andrea Doria, den Baltic Wracks,
Projekte Neufundland, Deep Wrecks in Spanien und Wracks auf den Philippinen.
Gegen 16:30 Uhr folgte der letzte Vortrag an diesem Tag. Gerade im technischen Tauchen ist nicht nur eine gute
Physis sondern auch eine sehr gute psychische Verfassung, also eine mentale Stärke, notwendig um die gewünschten
Tauchgänge durchzuführen. Thorsten Leber mit seinem Thema „Mentale Strategien“ gibt uns Strategien an die Hand
um eine bessere Handlungsqualität zu erreichen. Er zeigt auf, aus was wir den Fokus in schwierigen Situationen legen
müssen.
Die Podiumsdiskussion
Durch die Podiumsdiskussion mit dem Thema „Kreislaufgeräte – Vor- und Nachteile verschiedener Systeme“ führte
TDN-Mitglied Danny Beiert. An der Diskussion waren beteiligt: Pedro Balordi, Derk Remmers, Jan H. Hoffmann,
Michael Waldbrenner und Toddy Wälde.
Bei der kontrovers geführte Diskussion konnte man aber auch Gemeinsamkeiten feststellen. Alle waren sich einig,
dass CCRs ein Riesenpotential aber auch ein größeres Gefährdungspotential beherbergen. Immer mehr Taucher
gehen immer früher zu einem Kreislaufgerät über. Eine fundierte Ausbildung ist essentiell. Leider werden hier jedoch
häufig Mängel festgestellt. Ein extrem wichtiges Sicherheitsmerkmal sind die Checklisten, die man vor dem Tauchen
unbedingt abarbeiten sollte. Das Thema Mixed Teams wurde heiß diskutiert. Unterschiedliche Vorstellungen der
Redner, wie Mixed Team tauchen durchgeführt werden sollte und ob es überhaupt durchgeführt werden sollte,
bewies das in diesem Thema noch viel Potential liegt.
Die Workshops
Am Abend konnte man sich einem Workshop anschließen. Angeboten wurde:
•
Uli Kunz - Unterwasserfotografie
•
Danny Beiert, Toddy Wälde - Survey
•
Anja von Heynitz – Bonex Scooter Handling, Pflege, Wartung
Die Elite des Technischen Tauchens trifft sich in der Pfalz | 11.09.15
Ein äußerst interessanter Vortrag präsentierte uns Andreas Pacher. Andreas ist Polizist. Dabei hat er sich unter
anderem auf wasserpolizeiliche Aufgaben (auch Unfallerhebungen) spezialisiert. Seit 1983 ist Andreas begeisterter
Sporttaucher (Tauchlehrer seit 1989, 1989-2005 Austrian Divers; 1991 Gründung der heutigen ARGE Tauchen
Österreich). Er betrieb 16 Jahre lang eine große Tauchschule am Attersee. Sein Thema „Tod in der 11 Minute“ zeigt
uns die besorgniserregende Häufigkeit auf, in der die meisten tödlich verlaufenden Tauchunfälle, in oder um die 11
Minute passieren. Er zeigt Analysen von Tauchunfällen, nennt Gründe dafür und auch wie man diese hätte verhindern
können. Er berichtet von immer wiederkehrenden Fehlern, die meistens erfahrenen männlichen Tauchern zwischen
25 und 45 Jahren passieren.
2
Sonntag, 11.09.2015 – Tag 2
Seid ihr alle wach? Mit diesem Weckruf startete Ralf Kunzer sein Fitness Programm. Der „Wake up call“ am zweiten
Tag des Symposiums ist schon fast zur Tradition geworden. So früh am Morgen ist dieses kleine Fitnessprogramm
bestens geeignet um mit Schwung in den Tag zu starten. Übungen die Teils aus dem Kampfsport kommen, machen
müde Glieder wieder munter. Genau das Richtige, um den nächsten interessanten Vortrag konzentriert zu Verfolgen.
Und es wurde interessant und spannend. Christian Skauge, Chefredakteur der Zeitschrift Dykking in Skandinavien,
brachte uns die Norwegischen Wracks näher. Er nahm uns mit auf die unterschiedlichsten Tauchgänge. Norwegen ist
auf dem Hintergrund der Weltkriege ein El Dorado für Wracktaucher. Auf drei Hauptgebiete, Narvik, nördlich von
Bergen und Kristiansand im Süden, verteilen sich unzählige Wracks. Es lohnt sich nach Norwegen zu kommen meint
Christian. Im Winter sind die Sichtweiten sehr gut. Mehr als 40 m. Im Spätherbst sind die Wassertemperaturen
höher und die Sichtweiten immer noch plus 30 m.
Die Elite des Technischen Tauchens trifft sich in der Pfalz | 11.09.15
Altbekannte auf dem Tech-Symposium sind die Mitglieder der Cave Base. Dr. Heinke Teichmann und Florian Hang
berichteten über das Projekt Gourneyras im Tal der Vis. Das Cavebase Team hat sich für diese Expedition zwei
wesentliche Ziele gesetzt. An erster Stelle stand, dass jeder seinen Wunschtauchgang an dieser außergewöhnlich
schönen Höhle durchführen kann. An zweiter Stelle wollten Tobias und Wilke bei ihrem Push-Tauchgang das Ende
dieser Höhle erreichen. Beide Ziele wurden erfolgreich abgeschlossen.
Des weiteren erzählte Heinke und Florian über mögliche Ziele in der Zukunft, die Teilweise auch schon besucht und
erkundet wurden. Diese „neuen“ Ziele liegen zum größten Teil in Südosteuropa. Unter anderem in Slowenien,
Kroatien, Bosnien oder Montenegro.
3
Bei Pedro Belordis Vortrag wurde es doch sehr leise im Saal. Pedros Thema beschäftigte sich mit Multi Sump Diving
und der Möglichkeit der Höhlenrettung. Mit Multi Sump Diving ist das Höhlentauchen aber auch das Forschen hinter
tiefen langen Siphons gemeint. Sollte hier ein Unfall passieren, ist die Rettung sehr schwierig. Möglichkeiten und das
Training dazu vermittelte Pedro sehr anschaulich und äußerst spannend.
Eine absolute Größe des Technischen Tauchens, Rick Stanton, ließ uns in das Projekt „Pozo Azul Exploration“ hinein
schnuppern. Bereits 1982 wurde der erste Explorationstauchgang in der Pozo Azul gestartet. Die Höhle liegt in
Nordspanien und besitzt eine Wassertemperatur um die 10° Celsius. Der Name bedeutet soviel wie im englischen
„blue hole“. Im Jahr 2014 ist man bereits im sechsten Siphon angelangt, hat eine Tauchstrecke von 9375 m zurück
gelegt und die totale Distanz beträgt sogar 11000 m. Wir sind gespannt wie es weitergeht.
Auch HP Hartmann betreibt Höhlenexplorationen. Aber auf eine andere Art. Er taucht Sidemount. Beeindruckende
Videosequenzen und kleine Filme brachte er mit zu 5. Tech-Symposium. Meistens taucht H P in Mexiko. Aber auch
auf den Bahamas entstanden eindrucksvolle Bilder.
Ein weitere GUE Instruktor taucht mit uns ein in Italiens vulkanische Gebiete. Die Liparischen Inseln. Mario Arenas
Projekt Baseline befasst sich mit Tiefwasser Archäologischen Untersuchungen auf Pantelleria und die Äolischen
Inseln. Im Monat September 2014 wurde im tiefen Gewässer des Pantelleria, Lipari und Panarea eine Kampagne der
archäologischen Untersuchungen durchgeführt.
Über neues aus der Dekompressinoslehre berichtete Dr. med. Wölfel. Mit großem Geschick, konnte er komplexe
Zusammenhänge hervorragend vermitteln. Anhand von anschaulichen Alltagsbeispielen, vermittelte er schwierige
biochemische Zusammenhänge und schlug dabei einen Bogen von altbekanntem zu topaktuellen Erkenntnissen.
Jochen Mahlmann nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch Deutschlands schönste Höhle. Die
Blautopfhöhle. Jochen leitete 10 Jahre lang die ARGE Blautopf. Er gibt uns einen Rückblick in vergangene Zeiten und
berichtet von den aktuellen Forschungsschwerpunkten. Faszinierende Fotos vom Versturz 3 – die Entdeckung der
Folterkammer zeigt Jochen dem staunenden Publikum. Er nimmt alle mit auf eine Zeitreise, Angefangen um 1960
mit der Gruppe Eschenbach bis hin in das Jahr 2014, wo Jochen einen großen Bericht mit National Geographics
verfasste.
Der letzte Beitrag an diesem Tag und zugleich der letzte für das 5. Tech-Symposium hält ein guter alter Freund des
TDN-Teams, Toddy Wälde. Im speziellen für Rebreather Taucher wurde es interessant. Toddy berichtete über
Sidemount Rebreather. Überraschend war, dass dieses System schon eine 25 bis 30 jährige Geschichte hat. Jedoch
wurde das Sidemount Rebreather tauchen erst ab 2010 so richtig populär. Gedacht war es ursprünglich mal als Back
Up System. Toddy zeigt die Vorteile aber auch Nachteile des Sidemount Rebreathers auf und beschreibt spannend
und kurzweilig dessen Einsatz im Höhlentauchen.
Das Tec-Symposium 2015 in Limburgerhof hatte auch dieses Jahr wieder für jeden, der sich mit technischem
Tauchen beschäftigt, etwas zu bieten.
Angefangen mit den klassischen Themen Technik und aktuelle Expeditionen und Exploration bis hin zu medizinischen
Neuigkeiten war für alle etwas dabei. Sicherheitsrelevante Themen wie Tauchunfallanalyse und Höhlenrettung waren
ebenso vertreten wie Referate zu praktischen Anwendungen. Bei Workshops konnte Wissenwertes aus der
Unterwasserfotografie und –videographie erlernt werden oder auch Wissen über Scooterwartung und Survey vertieft
werden.
Über 2 komplette Tage ließ die Spannung zu keinem Moment nach und der auch am da
Sonntag Abend noch volle Saal sprach absolut für die Topqualität der internationalen Referenten.
Organisatorisch ist dem Techdiving-Network Team, mit großem persönlichen Einsatz, eine echte Bravourleistung
geglückt.
Die Elite des Technischen Tauchens trifft sich in der Pfalz | 11.09.15
Unser Fazit
4