alessandro Torriani, der Lausbub von der Insel Funzi in Kenia
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alessandro Torriani, der Lausbub von der Insel Funzi in Kenia
28 ein tag im leben Alessandro Torriani, der Lausbub von der Insel Funzi in Kenia Aufgezeichnet von Emil Hager Er hat sich in Kenia sein eigenes kleines Paradies aufgebaut: Der Schweizer Alessandro Torriani wohnt mit seiner Frau und den vier Kindern auf der Insel Funzi und hat sich dort zum Hotelier gemacht. Auf der Insel Funzi vor der Küste Kenias wird man nie richtig erwachsen. Ich fühle mich eher wie ein Lausbub, habe immer wieder neuen Schabernack im Kopf und darf auch immer wieder neue Ideen umsetzen. Deshalb ist hier sogar ein normaler Arbeitstag immer wieder aufregend. Wir arbeiten zu dritt: Meine Frau Claudia, unser Sohn Alessandro Jr. (wir nennen ihn Sandy) und ich, Alessandro Sr. Nach einem frühen Frühstück gehen Claudia und Sandy meist an ihre Arbeit im Resort. In dieser Zeit fliege ich unsere beiden kleinen Kinder (Cincia 7, Luciano 6 Jahre alt) nach Diani in die Schule. Dies deshalb, weil die Flugzeit sechs Minuten beträgt, während dem wir mit dem Boot und dem Auto 1,5 Stunden benötigen würden. Ich habe mit 18 Jahren in Wangen-Lachen/SZ fliegen gelernt und besitze heute eine Beechcraft Bonanza. In unserem Resort-Team bin ich derjenige, der mit Ideen kommt. Ich nehme gerne ein Projekt in Angriff, delegiere dann aber ST 17/11 2. September 2011 Tochter Cincia liebt nicht nur das Inselleben, sondern sie geniesst auch die Tiere, die ihr Vater hier züchtet. auch schnell. Ausnahmen sind technische Projekte sowie das Finanzielle. Da mache ich alles selbst. Meine Frau Claudia dagegen ist sehr gut, was die täglichen Arbeiten im Resort betrifft: Vom Housekeeping über die Küche bis hin zu den Lagern und dem Papierwolf – das ist ihr Gebiet. Unser Sohn Sandy ist seit zwei Jahren voll dabei und hilft überall mit. Bei uns dreht sich der ganze Tag um unsere Gäste. Dies ist relativ anstrengend, denn auf Funzi gibt es mehr oder weniger keine Regeln: Man isst, wo man will, wann man will und mit einer grosszügigen Auswahl. Der Gast ist vollkommen frei und gestaltet sich den Tag nach Belieben. Wer den Inseltraum hat, melde sich Sie werden sich fragen, wie bin ich eigentlich auf diese Insel gekommen? Ich habe viele Jahre als Kaffeehändler für Jacobs Suchard gearbeitet. Danach habe ich meine eigene Kaffeefirma in Kenia gehabt. Wir hatten jedoch immer den Wunsch, in der Tourismusbranche Fuss zu fassen. Generosität schien uns immer einer der wichtigsten Punkte. Dies fanden wir jedoch selten. Die meisten Hotels sind vom Gewinndruck her zu eng gebaut und werden unflexibel geführt. So entschloss ich mich, eine Insel zu kaufen, pflanzte Palmen ein tag im leben Die Hotels der Welt waren ihm zu eng gebaut. Also hat Alessandro Torriani ein neues geschaffen. auch unsere eigenen Gewächshäuser für Gemüse und Salate, die aktuell im Bau sind. Vor ein paar Jahren habe ich mir einen Bagger gekauft und eigenhändig 200 Hektaren Buschland umgesetzt und 300 000 Aborea- und Eukalyptusbäume gepflanzt. Eukalyptus hat zwar viele Gegner, doch nur damit kann man der stetigen Abholzung entgegentreten. Die Menschen hier haben weder Strom noch Kerosin zum Kochen. Also holzen sie alles ab. Über die Zeit unangenehm ist es, dass wir viele nette Menschen kennenlernen, diese je- Andernorts spielen die Kinder mit Hunden oder Katzen, auf Funzi Island kann es durchaus auch eine Schildkröte sein. doch meist nach ein paar Tagen wieder aus den Augen verlieren. Mit viel Freude sind wir bei einem Waisenhaus für 150 moslemische Kinder engagiert, welches wir vor gut 20 Jahren mithalfen zu bauen und seither weiter unterstützen. Zurzeit sind wir damit beschäftigt, eine Kirche für die Christen auf der Insel zu bauen, die nach ihrer Fertigstellung während der Woche als Schule dienen soll. ◆ www.thefunzikeys.com steckbrief Alessandro Torriani Alter: 53 Jahre, verheiratet mit einer Kolumbianerin, 4 Kinder Arbeitgeber: Selbständig Arbeitsort: Insel Funzi /Kenia Gelernter Beruf: Kaffeehändler Berufliche Stationen: Vom Kaffeehändler zum Jack of all trades Hobbys: Fliegen und Hochseefischen ST 17/11 2. September 2011 und baute neun Bungalows auf einem Kilometer Strand verteilt. Dazu installierten wir einen Pool, der von der Grösse her fast olympische Ausmasse hat. Dies für die paar wenigen Gäste. Wir mussten ausserdem auch unseren eigenen Strom und unser eigenes Wasser organisieren. Dank guten Beziehungen zum Präsidenten konnten wir sicherstellen, dass wir heute das einzige Resort mit Privatstrand sind. Inzwischen haben wir sieben Inseln. Und falls jemand einen ähnlichen Traum hat, soll er oder sie sich gerne melden. Die Hauptinsel Funzi ist speziell. Die 600 Einwohner sprechen eine eigene Sprache, Kifundi genannt. Diese wird nirgendwo anders auf der Welt gesprochen. Die Menschen hier lieben ihren Frieden und so gibt es auch heute noch keine Fahrzeuge ausser unsere: einen Traktor und meinen Bagger. Man sagt ja, der einzige Unterschied zwischen Knaben und Männern sind die Kosten ihrer Spielsachen, daher eben mein Bagger... Irritiert durch all die Antibiotika in der Tierhaltung haben wir unsere eigene Zucht angelegt. Heute züchten wir knapp 300 Boran-Kühe, die wir mit Aberdeen-Angus und Charolet kreuzen, Schweine und Hühner fühlen sich bei uns ebenfalls wohl. Alles Bio, wie 29