Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon

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Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon
Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon aus, dass eine solche
exisitiert.
Ampak ideologija najbolje deluje takrat ko je naslovniki niti ne prepoznajo in
torej a priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen obstoj.
winter/zima 2005/2006
winter/zima 2005/2006
Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše
Boris Jaušovec
ISBN:3-900181-14-4
Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše
Der Pavelhaus-Chor unter der Leitung von Bruno
Petrischek. Eine Aufnahme vom Oktober 2005. Zbor Pavlove hiše pod vodstvom Bruna Petrischka. – Posnetek oktobra leta 2005.
Impressum.
Medieninhaber:
Artikel VII-Kulturverein für Steiermark – Kulturno društvo Ğlen 7 za avstrijsko Štajersko
Elisabethinergasse 34, 8020 Graz, Österreich / Avstrija
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Pavelhaus – Pavlova hiša
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www.pavelhaus.at, [email protected]
Redaktion – redakcija: Michael Petrowitsch, Susanne Weitlaner
Gestaltung, Satz & Layout – oblikovanje: Roman Klug, 2.U.S.2. / grafics solutions
Fotonachweis – fotografije: wenn nicht anders angegeben Pavelhaus – kadar ni drugače navedeno Pavlova hiša
Übersetzung & Lektorat – prevod & lektorat: Susanne Weitlaner, Peter Pirnath, Barbara Predin, Sonja Wakounig
Förderer – pokrovitelj: Bundeskanzleramt der Republik Österreich, Abt. Volksgruppenförderung – Urad zveznega kanclerja
Republike Avstrije, oddelek za subvencioniranje etničnih skupin
ISBN:3-900181-14-4
Bildgalerie – galerija slik I
Sommerausstellung 2005 – poletna razstava
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Inhaltsverzeichnis – Vsebina
Inhaltsverzeichnis – Vsebina
Zum Geleit.....................................................5
Spremna beseda .............................................7
Mariborski judje nekoč ............................. 107
Die Juden von Maribor einst ................... 114
Preveč nacionalizma,
premalo patriotizma .....................................9
Zu viel Nationalismus,
zu wenig Patriotismus ................................12
Verleugnung, Vergessen
und Verdrängen ......................................... 121
Zanikanje, pozabljanje
in izpodrinjanje .........................................129
„Izbrisani“– Die „Ausgelöschten“ ............... 15
„Izbrisani“ .................................................... 21
Kalt-Warm .................................................135
Toplo-Hladno ............................................ 143
Interview mit Matevž Krivic .....................26
Intervju z Matevžem Krivicem ..................29
Graz im slowenischen Volkslied............... 149
Gradec v slovenskih narodnih pesmih ..... 151
Usodna privlačnost juga ..............................33
Schicksalhafter Charme des Südens .......... 37
Legionäre aus dem Süden .......................... 153
Savo Ekmečić im Gespräch ....................... 157
Zeit der Übergänge in Europa ..................... 41
Čas prehodov v Evropi ................................46
Legionarji z Juga ........................................ 159
Pogovor s Savom Ekmečićem.................... 163
Die Universität Graz setzt Akzente ...........53
Univerza Gradec postavlja poudarke ..........56
Wir haben oft auch hinübergeschaut ....... 165
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled..... 176
Grenzen erzählen ........................................ 61
Meje pripovedujejo ......................................67
Trate v Evropski uniji ................................ 185
Trate in der Europäischen Union .............. 191
Moč šibkih ................................................... 71
Die Kraft der Schwachen ............................ 76
Jüdisches Schicksal .................................... 195
Judovska usoda ..........................................222
Auf der Suche
nach einer versunkenen Kultur .................. 81
Iskanje davno minule kulture .....................86
Slovenci po svetu .......................................237
Slowenen in der Welt ................................242
Julius Franz Schütz .....................................91
Julius Franz Schütz (SLO) ..........................94
Und sie bewegt sich doch … .................... 247
In vendar se premika … ............................260
Die Rotunde von Selo .................................97
Rotunda v Selu ............................................99
Protestantismus in der Steiermark ........... 270
Protestantizem na slovenskem
štajerskem .................................................. 278
Niemals vergessen! .................................... 101
Nikoli pozabiti ..........................................104
Dejavniki razvoja Slovenije.......................286
Entwicklungsfaktoren Sloweniens ...........296
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Zum Geleit
Zum Geleit
� Text: Michael Petrowitsch
Das Jahr 2005 war eine ereignisreiches. Abgesehen von den politischen Veränderungen im Land
Steiermark wurden neue Pläne des Vereins ausformuliert, die positiv aufgenommen wurden. Etwa
gibt es die Idee, slowenische topographische Orts- und Flurbezeichnungen in Form von Kulturtafeln zu visualisieren. Ein Unterfangen, das auch auf slowenischer Seite anzudenken wäre und
neben dem historischen Aspekt einen wirtschaftlich-touristischen hätte. Man denke an Südfrankreich oder Irland. Auch in Sachen Schul- und Kindergartenpolitik war der Verein aktiv. Ein
interkultureller Kindergarten im Süden der Steiermark wäre ein Meilenstein in der Geschichte der
steirischen Minderheitenpolitik, dieser Vorschlag ist bei ausgewählten Multiplikatoren auf Gehör
gestoßen und hat eine nachhaltige Diskussion in Gang gesetzt.
Mit der vorliegenden Jahresschrift versammeln wir auch heuer wieder verschiedene Positionen aus breit gefächerten Sparten. Vier Essays eröffnen den Reigen. Gründungsmitglied Boris
Jaušovec geht der Frage nach, wieviel Abwehrnationalismus ein Land verträgt, während Herwig
Höller anhand der „Izbrisani“-Diskussion die Frage stellt, was an Identität und Nichtidentität in
einer modernen Gesellschaft möglich ist. Kulturelle Manifestationen in Beziehung zwischen Slowenien und den Bruderländern setzt Tanja Petrović und spricht vom mangelnden gesellschaftlichen und politischen Engagement in der slowenischen Kulturlandschaft. Gleichsam visionär ließ
Wolfgang Petritsch anlässlich des Symposions „Geist und Gegenwart“ auf Schloss Seggau noch vor
der Ablehnung der EU Verfassung in Frankreich mit provokanten Thesen aufhorchen. Er konstatierte ein Unbehagen: Europa ist in Europa nicht beliebt. Er sprach weiters von einer Verlagerung
Österreichs und der angrenzenden Südslavia ins Zentrum des Kontinents.
Roberta Maierhofer von der Karl Franzens Universität Graz führt uns mit ihrem Beitrag über die Brückenfunktion zwischen der Grazer Uni und Südosteuropa in den wissenschaftlichen Teil. Angelika
Brechelmaiers Wanderausstellung „Grenzen erzählen“ durften wir im März des Jahres beherbergen,
und Irena Destovniks wissenschaftliche Arbeit über Frauen im Zeitalter der bäuerlichen Wirtschaft
„Die Kraft der Schwachen“ läutete das neue Jahr ein. Die Beiträge der Autorinnen geben einen Überblick über die Ausstellungen. Das Übermurgebiet und seine versunkene jüdische Kultur und der
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Zum Geleit
südsteirische Heimatdichter Franz
Schütz prägten die
Themenbereiche
von Elisabeth Arlt.
Marjan Toš von der
Synagoge in Maribor stellt in einem
kurzen Abriss das
jüdische Leben in
Der Pavelhaus-Chor anlässlich eines Auftritts auf den Grazer Kasematten im Juli 2005 – zbor Pavlove hiše ob
nastopu na graškem Kasematten v juliju 2005
Maribor über die
Jahrhunderte vor.
Erfreuliches gibt es von Seiten der jungen Wisters. Ihre intensiven Feldforschungsarbeiten
senschaftsgeneration zu berichten. Das Auim Radkersburger und Murecker Gebiet über
die zwischenstaatlichen Wechselbeziehungen
torenkollektiv Grilj – Hadler – Hammer bein Zusammenhang mit dem EU-Beitritt wird
trachtet den sensiblen Bereich Slavizität der
hier mit einem kleinen Vorgeschmack beworSteiermark mit einem zeitgemäßen Blick und
ben. Auch Sonja Bezjak gehört zur jüngsten
löst ihn aus dem leider im universitären Bereich noch stark ethnozentristisch gedeuteten
Generation wissenschaftlicher Mitarbeiter, die
das vorliegende Signal bereichern. Sie setzt sich
Begriff des Kulturerbes, indem sie ihn in einen
regionalgeschichtlich mit dem kleinen Grenemanzipatorischen übersetzen.
zort Trate auseinander und fragt nach der regiVorstandsmitglied Robert Muscherlins reiches Arbeitsfeld führte ihn diesmal ins Kulonalen Bedeutung der europäischen Einigung.
turtouristische. Er arbeitet mit Jugendlichen
Der akribisch arbeitende Historiker Franz Joseph Schober wirbt ebenfalls für seine 2006
den Wellness- und Thermenboom auf, eine
Ausstellung im Pavelhaus war ein erstes Ergebim Pavelhaus-Verlag erscheinende Publikation.
nis, sein Beitrag ein zweites. Prof. Erich Prunč
Seine spannende Arbeit über jüdische Schicksale im südoststeirisch-slowenischen Grenzgepublizierte bereits in den Sechzigerjahren eine
kleine Studie zum Thema: Graz im slowenibiet würdigt sein eigenes Streben nach Neuem
schen Volkslied. Eine Idee, die wir gerne noch
und Unentdecktem im steirisch-slowenischenungarischen Umfeld. Marjan Šrimpf, Freund
einmal aufnehmen und in absehbarer Zeit weides Pavelhauses und RTV-Urgestein, stellt uns
terführen wollen.
in einem kurzen, aber prägnanten Überblick
Bereits in Umsetzung ist eine Studie über sloden Exodus der Slowenen in alle Welt vor und
wenische und andere südslawische Torjäger,
wirft einen Blick auf Gegenwart und Zukunft
die in Österreich reussierten. Wolfgang Kühder in Südamerika lebenden Nachfahren.
nelt, Signallesern wohl bekannt, wird uns
Der Historiker Hans Peter Wassermann begab
nächstes Jahr mit einem neuen Band über diesich in die Region Leutschach an der südsteirises Thema in unserer wissenschaftlichen Reischen Weinstraße, um anhand von erhaltenen
he beehren. Elisabeth Schobers Band in dieser
Reihe liegt bereits in den Händen des LayouChroniken Geschichtsschreibung zurechtzu-
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Spremna beseda
Spremna beseda
Michael Petrowitsch
rücken. Ein Projekt, das sich in breiterer Form
in nächster Zeit mit einer Publikation in unserer wissenschaftlichen Reihe wieder finden
wird. Anja Zaltas Beitrag zum Protestantismus
in der Untersteiermark und dessen Entwicklung bis zur Gegenwart und Jernej Zupančičs
Analyse über die nationale Entwicklung Sloweniens in der neuen Union runden die Jahresschrift ab.
Als besonderes Zuckerl freue ich mich, eine CD
beilegen zu können, die die Arbeit von Bruno
Petrischek und des Pavelhaus-Chors entsprechend würdigt.
Keine Jahresschrift ohne Kollektiv: Ein Dank
an die layoutorische Wendigkeit Roman Klugs,
an die sprachliche Zurechtbiegung durch Peter
Pirnaths, an die fachspezifische Unterstützung
der ÜbersetzerInnen und natürlich der koeditorischen Weitsicht von Susanne Weitlaner.
Leto 2005 je bilo polno energije. Če odmislimo politične spremembe v Deželi Štajerski
so bili formulirani in sprejeti novi pozitivni
načtrti društva. Kot recimo ideja, imena slovenskih topografskih krajev in rek vizualizirati v obliki kulturnih tabel. Početje, katerega bi si bilo mogoče omisliti tudi na slovenski
strani in ob zgodovinskih aspektih predstaviti tudi gospodarsko-turistično stran. Človek
misli pri tem na južno Francijo in Irsko. Tudi
v zadevah šolske ni predšolske politike je bilo
društvo aktivno. Interkulturni otroški vrtec na
jugu Štajerske bi lahko bil mejnik v zgodovini
štajerske manjšinske politike, ta predlog je pri
izbranih multiplikatorjih naletel na posluh in
spravil v pogon trajno diskusijo.
S pričujočim letnim zbornikom smo tudi letos ponovno zbrali različne pozicije iz širokega
spektra panog.
Štirje eseji odpirajo ples. Ustanovni član Boris Jaušovec sledi vprašanju, koliko obrambnega nacionalizma lahko prenesa ena dežela,
medtem ko Herwig Höller sledi vprašanju na
osnovi vprašanja izbrisanih, kaj je mogoče na
podlagi identitete in ne-identitete v moderni
družbi. Kulturne manifestacije in odnos med
Slovenijo in bratskimi deželami opisuje Tanja
Petrović in govori o pomankljivem družbenem
in političnem angažmaju v slovenski kulturni podobi. Tako rekoč vizionarsko je govoril
Wolfgang Petritsch na simpoziju Geist und
Gegenwart / Miselnost in sedanjost na gradu
Seggau še pred zavrnitvijo EU ustave v Franciji
in postavil provokatne teze v posluh. Evropa
v Evropi ni priljubljena je ugotovil in postavil
Avstrijo in sosednje Južne Slovane v center.
Roberta Maierhofer iz Karl Franzens univer-
7
Spremna beseda
ze iz Gradca nas s svojim prispevkom popelje čez most znanstvenega in izobraževalnega
dela med Graško univerzo in jugovzhodno
Evropo. Potujočo razstavo Angelike Brechelmaier „Grenzen erzählen/Meje pripovedujejo“
smo gostili marca tega leta. Znanstveno delo
Irene Destovnik o ženskah v času kmečkega
gospodarstva „Moč šibkih“ je naznanilo novo
leto. Prekmurje in njegova davno minula judovska kultura in južnoštajerski domovinski
pesnik Franz Schütz sta oblikovala tematska
področja Elisabeth Arlt. Marjan Toš iz mariborske Sinagoge predstavlja v kratkem obrisu
judovsko življenje v Mariboru skozi stoletja.
Razveseljivo od mlajše znanstvene generacije. Avtorski kolektiv Grilj – Hadler – Hammer
je opazoval senzibilno področje Slovanstva na
Štajerskem s času primernim emancipatornim
pogledom in pojem kulturne dediščine, ki je
na univerzitetnem področju žal še zelo močno
etnocentristično pojmovan, rešili iz spon ter ga
emancipatorno predelali.
Bogato delovno področje je člana predsedstva
Roberta Muscherlina tokrat popeljalo v kulturno-turistični sektor, z madino je obdelal termalni in wellness boom. Prof. Erich Prunč je že
v 60ih delal na manjši študiji o imenu Gradec
v slovenskih narodnih pesmih. Ideja, ki smo jo
radi še enkrat sprejeli in v doglednem času nadaljevali. Že v končni fazi je študija o slovenskih in drugih južnoslovanskih nogometaših, ki
so uspevali v Avstriji. Wolfgang Kühnelt, poznan bralcem Signala, nas bo že v prihodnjem
letu počastil z novo knjigo na to temo za našo
znanstveno zbirko. Knjiga Elisabeth Schober
je že v rokah našega layouterja. Njeno intenzivno terensko raziskovalno delo na področju
Radgone in Cmureka o meddržavnih izmenjavah v sklopu EU-pristopa, je tukaj predstavljeno tako za pokušino.
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Tudi Sonja Bezjak sodi k mlajši generaciji znanstvenih sodelavcev, ki so obogatili pričujoč
Signal. Ukvarja se z regionalno zgodovino malega obmejnega mesta Trate in z regionalnim
pomenom evropskega združevanja. Natančno
in temeljito delo zgodovinarja Franza Josepha
Schoberja bo kot publikacija pravtako izšla
2006 v založbi Pavlove hiše. Njegovo napeto delo o judovski usodi na južnoštajerskemslovenskem obmejnem območju časti njegovo stremenje po novem in neodkritem v
štajersko-slovensko-madžarskem
habitusu.
Marjan Šrimpf, prijatelj Pavlove hiše in RTVprakamnina, nam v kratkem, vendar pregnantnem pregledu predstavi slovenski eksodus
po vsem svetu in pogled sedanjosti in prihodnosti v južni Ameriki živečih potomcev.
Zgodovinar Hans Peter Wassermann se je podal na področje Lučan na južnoštajerski vinski
cesti, da bi na podlagi obstoječih kronik popravil zgodovinopisje. Projekt, ki se bo v naslednjem času v širši obliki našel kot publikacija
naše znanstvene zbirke. Prispevek Anje Zalta
o protenstantizmu na Spodnjem Štajerskem
in njegov razvoj do danes ter analiza Jerneja Zupančiča o razvoju v novem združenju,
zaokrožata letni zbornik.
Veseli me, da lahko kot posebno poslastico priložimo zgoščenko, ki delu Bruna Petrischeka in zbora Pavlove hiše daje ustrezno priznanje.
Nobenega letnega zbornika brez kolektiva:
Hvala okretnosti layouterja Romana Kluga,
jezikovnemu lektoriranju Petra Pirnatha, strokovni podpori prevajalcev/k in seveda daljnovidnosti sourednice Susanne Weitlaner.
Preveč nacionalizma, premalo patriotizma
Preveč nacionalizma, premalo patriotizma
Esej
� Text: Boris Jaušovec
Nekoč so rekli in verjeli, da obstajata dve različici nacionalizma. Prvi je agresiven, torej nevaren
in vreden vsega obsojanja, drugi pa je defenziven, torej upravičen in pravičen. Dilema je stara,
podobno kot tista o osvajalni, napadalni, in pravični, obrambni vojni. In ni razrešena.
Slovenci so pri sebi v svoji zgodovini do nedavnega v veliki večini prepoznavali zgolj obrambni
nacionalizem. Ta naj bi bil viden predvsem v visokem vrednotenju ohranjanja lastnega jezika, torej
slovenščine, in lastne kulture, ki da se je najbolj profilirala skozi pesništvo in literaturo. Zato ni
naključje, da je na najbolj slikovitem trgu v prestolnici Ljubljani postavljen spomenik največjemu
slovenskemu pesniku Francetu Prešerenu in ne morda kakšnemu spretnemu slovenskemu diplomatu
ali generalu, kakor svoje najznamenitejše trge ponavadi okrasijo številni drugi narodi. Seveda je
slovenski nacionalizem premogel še druge dimenzije, ne nazadnje, ko je šlo za najhujše čase, tudi
vojaško, ki pa so bile tudi zmeraj razumljene kot obrambne. Slovenci v zgodovini pač niso osvajali
tujih ozemelj, sploh pa ne z orožjem. Če je že prihajalo do spopadov, naj bi bila to zgolj obramba
slovenskega etničnega ozemlja. Seveda je takšna obramba lahko upravičena – težava nastane, če si
neko ozemlje v resnici delita dve ali več etnij.
Vendar pustimo zgodovino, ki bi zlahka našla tudi drugačne interpretacije; denimo, čemu je
asimilacijski pritisk zmeraj v slovenski družbi bil zelo visok in nadpovprečno uspešen. Slovenci
so večino svoje zgodovine preživeli v večnacionalnih tvorbah. Takšna je bila tako rekoč tisočletna
habsburška monarhija, takšna je bila manj kot stoletje trajajoča Jugoslavija. V takšnih razmerah
lažje razumemo teorijo o defenzivnem nacionalizmu, čeprav je ni treba nujno odobravati.
Vendar se je leta 1991 zgodovina temeljito spremenila. Takrat je Slovenija postala suverena država
in samostojen subjekt mednarodnega prava. V slovenski ustavi po zaslugi takrat močnih liberalnih
ali bolje libertarnih krogov sicer ne piše, da naj bi bila Slovenija država slovenskega naroda, torej zgolj
nacionalna država. Prav zato bi morala biti država odgovorna za dobro počutje vseh državljanov
in ne zgolj Slovencev, ki živijo v njej. Vendar se zdi, da to odgovornost, ki jo torej nalaga ustava,
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Preveč nacionalizma, premalo patriotizma
vsakokratna oblast razume in prevzema precej
po svoje. Če je približno ducat let vladavine
LDS v Sloveniji zaznamoval precej uspešni
pragmatizem, ki pa mu kritiki upravičeno
dodajajo aroganco, lahko to nemara še najlepše
ponazorimo prav z odnosom eldeesovskih
vlad do nacionalnih in drugih manjšin.
Verbalno so bile te vlade z Drnovškom ali
Ropom na čelu vseeno naklonjene manjšinam
in drugim odrinjenim skupinam. Vendar pa
v resnici za izboljšanje njihovega statusa v
smislu parole „vsi drugačni, vsi enakopravni“,
ki so jo sicer ponavljale do onemoglosti, niso
znale ali hotele poskrbeti. Zato se je pod temi
vladami zgodil škandal z izbrisanimi, ko je
prva poosamosvojitvena, Demosova vlada, v
stilu balkanskih etničnih čiščenj – tokrat sicer
po slovensko v rokavicah in na računalnikih
– preprosto vsem prebivalcem iz drugih
jugoslovanskih republik, ki niso zaprosili
za državljanstvo, izbrisala status stalno
naseljenih prebivalcev in s tem vseh pravic, ki
k takemu statusu gredo. Tudi položaj Romov
se v Sloveniji pod eldeeseovskimi vladami ni
izboljšal. Za vse, kar Romi imajo, je poskrbela
že bivša socialistična oblast, šele ob koncu
eldeesovske vladavine so Romi v svojih okoljih
dobili direktne mandate v mestnih svetih, kar
pa ni šlo brez odporov v premnogih lokalnih
skupnostih. Tudi tako imenovane nove
manjšine še niso dobile primernih pravic in
zaščite; drugače je bilo s Staroavstrijci, ki pa so
bolj pomenili zastavek v politični trgovini med
Ljubljano in Dunajem. LDS je pač v svojem
pragmatizmu zaznavala latentni, v resnici
pa zelo slabo prikriti slovenski šovinizem,
ignorantsko pa se je izogibala odkritemu
soočenju z njim tudi zaradi političnih
računic, saj je morala pri svojem koalicijskem
vladanju prevečkrat računati na glasno ali
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tiho podporo stalne sopotnice vseh slovenskih
vlad: Jelinčičeve Slovenske nacionalne stranke.
Aroganca do omenjenih manjšin je bila
tako zgolj zunanji, najbolj opazen izraz teh
pritlehnih dilem liberalcev.
Lani oktobra je v Sloveniji oblast prevzela
desnosredinska koalicija na čelu z Janševo SDS.
Janeza Janše se sicer ne da direktno primerjati
s koroškim populističnim glavarjem Jörgom
Haiderjem ali celo s francoskim desničarjem
Jeanom Mariejem le Penom, kakor so storili
nekateri slovenski in tuji, tudi avstrijski
mediji. Za to vlogo je mnogo bolj primeren že
omenjeni Jelinčič, res pa je, da njegova vloga
bolj spominja na slabega kabaretista kakor
na politika z jasnim premočrtnim kurzom.
Premočrtno je samo to, da, tudi tokrat formalno
v opoziciji, Jelinčič sedanji vladi spet dvori in
jo celo hvali, da je mnogo boljša od prejšnjih
eldeeseovskih. Zakaj? Jelinčič ni ravno neumen
in je tudi opazil, da je ta vlada do manjšin,
kot so izbrisani, nove manjšine, Romi, pa
tudi homoseksualci in mlade samske ženske,
ubrala mnogo manj ambivalentno politiko.
Retorika te vlade je namreč, za razliko od
eldeesovske, ki je morda koga še prepričala, da
le ni tako hudo, veliko bolj neizprosna in, kar
je še posebej odbijajoče, čeprav značilno za vse
evropske politične sile podobne provenience,
nezmotljivo pravičniška. O izbrisanih se tako
govori samo še kot o špekulantih, rešitev zanje
se sicer išče z ustavnim zakonom, ki bi po
preizkušenem scenariju, kakor ga že poznamo
tudi iz Avstrije, obšel odločbo ustavnega
sodišča, v resnici pa niti tega ni pričakovati v
doglednem času. Razen če bi to vlado spodbudil
zunanji pritisk, kar pa je malo verjetno. Tudi
Romi postajajo pravzaprav vse bolj problem
kriminala in pomanjkanja discipline, ne pa
Preveč nacionalizma, premalo patriotizma
nemara socialni problem in problem siceršnje
družbene odrinjenosti. Ilustrativen primer
slednjega je osnovna šola v Bršljinu pri Novem
mestu, kjer je novi šolski minister po vsej
verjetnosti precej namišljen gordijski vozel
problema discipline romskih otrok rešil na
sumljivo „izviren“ način. Namreč s segregacijo
romskih otrok. Formalno sicer otroke v
Bršljinu ločujejo v različne klopi po šolskem
uspehu, toda romski otroci, tudi tisti z boljšim
učnim uspehom, so vendarle pristali skupaj
in ločeni od „belih“ ali „civilnih“ vrstnikov.
Gremo naprej. Če LDS nikakor ni mogla
sprejeti zakona o registraciji istospolnih porok,
je desna vlada s tem prav pohitela. Seveda na
način, ki homoseksualno poroko jasno loči
od poroke hetroseksualnega para. Kajti, kot
so ugotavljali vladajoči, „zakon o istospolnih
skupnostih nikoli ne more biti diskriminacijski
v primerjavi z zakonom o zakonski zvezi, ker
gre za popolnoma različni stvari“. Očitana
diskriminatornost omenjenega zakona torej
sploh ni prepoznana, ker naj bi bila očitno
naravno stanje stvari. Kakor vselej v takih
primerih pa je lahko zgolj ideološko stanje
stvari. Ampak ideologija najbolje deluje takrat,
ko je naslovniki niti ne prepoznajo in torej a
priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen
obstoj. To velja tudi za ideologijo nacionalizma
v Sloveniji. Takrat, ko vam bodo najbolj
zatrjevali, da ga ni, je že na delu. Skratka,
namesto pragmatične arogance dobivamo tudi
v Sloveniji, z besedami svetovalca nekdanjega
češkega predsednika Havla Jirija Pehe, čas
nesramnega populizma. In primitivizma,
dodajamo.
zabrisali oziroma nagnali Žide, je bil tega sicer
kriv habsburški monarh, pa čeprav so se tega
ljudje menda veselili. Ko so konec 20. stoletja
v Sloveniji po tihem izbrisali izbrisane, je bila
tega kriva slovenska država, pa če to prizna ali
ne, ne pa njeni državljani.
Človek bi si v Sloveniji zaželel več državljanske
zavesti. Zato, da bi vrednota postala patriotizem
in ne nacionalizem. S tem bi morda lahko
elegantno razrešili tudi dilemo, izpostavljeno na
začetku teksta, o obrambnem in napadalnem
nacionalizmu. Nacionalisti namreč niso nujno
tudi patrioti. Patrioti, ki so nacionalisti, pa
domovini dokazljivo delajo škodo. Tako se pač
lahko zgodi, da slovenska katoliška cerkev, ki
od Slovencev terja denimo višjo rodnost, svojo
banko proda Avstrijcem. Ali to, da desničarji
prodajo svojo televizijo, namreč TV3, Hrvatu,
nato pa v imenu pravičnejše razporeditve
medijskega prostora zakonsko uzurpirajo kar
javno televizijo. Primera, kakršna sta omenjena,
sta možna prav zato, ker nacionalisti še zdaleč
niso patrioti, pa če se to sliši še tako absurdno.
Patrioti so sposobni terjati pravico in zaščito
za vse prebivalce svoje domovine, nacionalisti
česa podobnega ne morejo, ker te iste prebivalce
delijo na naše in nenaše, na prave in tuje. In
tako umetno ohranjajo konflikte, ki domovini
in njenim ljudem ne koristijo.
Vendar je pri tem pomembna razlika. To
namreč ni primitivizem ljudi, temveč oblasti.
Ko so konec 15. stoletja iz slovenskih mestec
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Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus
Zu viel Nationalismus, zu wenig
Patriotismus
Einst sagte und glaubte man, dass es gäbe zwei
Varianten von Nationalismus gebe. Der Erstere sei aggressiv, also gefährlich und verachtenswert, der Zweitere aber defensiv und somit
berechtigt und gerecht. Das Dilemma ist alt,
ähnlich jenem vom aggressiven Eroberungskrieg und vom gerechten Abwehrkrieg.
Bis vor nicht allzu langer Zeit haben die Slowenen aus ihrer Geschichte ausschließlich den
Abwehrnationalismus herausgelesen. Dieser
sei vor allem im hohen Stellenwert erkennbar,
den die Erhaltung der eigenen Sprache und der
eigenen Kultur, die sich vor allem durch Poesie und Literatur manifestiere, einnimmt. So
ist es kein Zufall, dass auf dem malerischsten Platz in der slowenischen Hauptstadt ein
Denkmal für den größten slowenischen Dichter, France Prešeren, steht und nicht etwa für
einen gewandten Diplomaten oder einen fähigen General, wie dies bei zahlreichen anderen
Nationen der Fall ist. Der slowenische Nationalismus hatte natürlich auch andere Dimensionen, nicht zuletzt aufgrund schlimmer
Kriegszeiten eine militärische, doch wurde er
immer als Abwehr verstanden. Die Slowenen
haben in ihrer Geschichte eben keine fremden
Territorien erobert. Kam es zum bewaffneten
Kampf, diente dieser bloß der Verteidigung des
slowenischen ethnischen Territoriums. Natürlich kann eine solche Abwehr berechtigt sein,
ein Problem entsteht aber dann, wenn auf einem Territorium zwei oder mehrere Volksgruppen leben.
In der Geschichte war der Assimilationsdruck
auf die slowenische Gesellschaft immer sehr
hoch und überdurchschnittlich erfolgreich. Die
12
Slowenen lebten in ihrer Geschichte in multinationalen Systemen, wie in der über Jahrhunderte existierenden Habsburgermonarchie oder
in Jugoslawien, das nicht einmal hundert Jahre
lang bestand. In diesem Kontext erscheint die
Theorie von einem defensiven Nationalismus
verständlicher, obwohl man ihr nicht unbedingt zustimmen muss. Die Geschichte nahm
1991 eine entscheidende Wende. Slowenien
wurde ein souveräner Staat und ein völkerrechtlich selbständiges Subjekt. Die slowenische Verfassung besagt aber nicht, dass Slowenien der Staat des slowenischen Volkes, also
ein Nationalstaat sei, was das Verdienst der zu
jenem Zeitpunkt starken liberalen bzw. libertären Kreise ist. Gerade deswegen müsste der
Staat für das Wohl aller Bürger Sorge tragen,
nicht nur für die Slowenen. Doch es hat zuweilen den Anschein, dass diese verfassungsmäßige Verantwortung von den jeweils an der
Macht stehenden Politikern negiert wird.
Zwar standen die zwölf Regierungsjahre der
Liberalen Demokratie (LDS) im Zeichen eines
relativ erfolgreichen Pragmatismus, wobei Kritiker der Regierung allerdings auch Arroganz
vorwarfen, doch kann man das zuvor Gesagte gerade durch das Verhältnis der LDS-Regierungen zu nationalen und anderen Minderheiten belegen. Verbal waren diese Regierungen,
sowohl unter Drnovšek als auch unter Rop,
den Minderheiten und anderen Randgruppen wohlgesinnt. Doch in der Realität konnten oder wollten sie, im Sinne der andauernd
wiederholten Parole „alle anders, alle gleich“,
ihre Lage nicht wesentlich verbessern. So gab
es unter diesen Regierungen den Skandal mit
den Ausgebürgerten, als nach der Erreichung
der staatlichen Unabhängigkeit die erste DEMOS-Regierung im Stil der balkanischen ethnischen Säuberungen – zwar auf slowenische
Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus
Art über den Schreibtisch, sozusagen mit „Glacéhandschuhen“ – allen Bürgern aus anderen
ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken,
die nicht um die Staatsbürgerschaft angesucht
hatten, den Aufenthaltsstatus und damit auch
alle daraus resultierenden Rechte aberkannte.
Auch die Lage der Roma verbesserte sich unter der LDS nicht. Alle Rechte, die die Roma
an genießen, wurden noch unter den ehemaligen kommunistischen Machthabern festgeschrieben, erst gegen Ende der LDS-Regierung
wurden den Roma in ihrem Siedlungsgebieten Direktmandate in den Stadträten zugestanden, oft gegen starke Widerstände in den
betroffenen Gemeinden. Auch die so genannten neuen Minderheiten (aus dem ehemaligen
jugoslawischen Raum) genießen nur unzureichenden Rechtsschutz. Anders verhielt es mit
den „Altösterreichern“, doch diese stellten eher
ein Objekt im Polithandel zwischen Ljubljana
und Wien dar. Die LDS registrierte zwar in ihrem Pragmatismus den latenten und schlecht
getarnten slowenischen Chauvinismus, doch
mied sie aus Ignoranz und wegen des politischen Kalküls eine offene Auseinandersetzung
mit dieser Geisteshaltung, weil sie allzu oft auf
eine offene oder stillschweigende Unterstützung ihrer Koalition durch die ständige Begleiterin aller slowenischen Regierungen, die Nationalpartei von Zmago Jelinčič, angewiesen war.
Die Arroganz gegenüber den erwähnten Minderheiten war also auch ein Ausdruck dieses politischen Dilemmas der Liberaldemokraten.
Im Oktober 2004 kam die Mitte-Rechts Regierung mit Janez Janšas Slowenischer Demokratischer Partei (SDS) an der Spitze an die Macht.
Janša ist mit dem populistischen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider oder gar mit dem
französischen Ultrarechten Jean-Marie le Pen
nicht direkt vergleichbar, obwohl einige slowenische und auch österreichische Medien solche
Vergleiche ansstellten. Der zuvor erwähnte
Jelinčič passt eher in dieses Bild, obwohl seine Rolle mehr an einen schlechten Kabarettisten erinnert. Aufgefallen ist er vor allem seine
Anbiederungsveruche; formal in der Opposition, lobt er sogar die gegenwärtige Regierung,
die die bislang beste sei. Warum? Jelinčič geht
mit dem weit weniger ambivalenten Kurs dieser Regierung gegenüber den nationalen Minderheiten, Ausgebürgerten, den durch den
Zusammenbruch Jugoslawiens entstanden
neuen Minderheiten, Roma, Homosexuellen
und jungen, alleinstehenden Frauen, konform.
Die Rethorik dieser Regierung ist zum Unterschied von jener der LDS kompromisslos, was
für alle europäischen Kräfte dieser Provenienz
charakteristisch ist. Die Ausgebürgerten werden als Spekulanten dargestellt, es wird zwar
eine verfassungskonforme Lösung angestrebt,
diese soll aber nach dem bereits in Österreich
erprobten Szenario nur das Urteil des Verfassungsgerichtshofes umgehen, aber selbst eine
formale Lösung ist in naher Zukunft nicht zu
erwarten. Mit ernsthaftem Druck von außen
ist indessen auch nicht zu rechnen. Die Frage
der Roma wird immer mehr als Kriminalitätsproblem dargestellt und nicht als soziales Problem von Gruppen am Rand der Gesellschaft
gesehen. Ein Musterbeispiel hierfür stellt die
Praxis an der Grundschule in Bršljin bei Novo
mesto dar, wo der neue Bildungsminister das
vorgebliche Problem mit den Roma mit einer
Trennung der Romakinder von den anderen
„löste”. Formell werden die Kinder in Bršljin
anhand des schulischen Erfolgs separiert,
doch auch diejenigen Romakinder, die in der
Schule besser abschneiden, werden nichtsdestotrotz von den „weißen” oder „zivilisierten”
13
Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus
Altersgenossen getrennt.Hinsichtlich gleichgeschlechtlicher Partnerschaften lehnt die LDS
deren Gleichstellung ab. Denn, so stellten die
Regierenden fest,„ein unterschiedliches Gesetz über gleichgeschlechtliche Beziehungen
gegenüber dem Ehegesetz kann niemals eine
Diskriminierung bedeuten, weil es sich um
zwei vollkommen verschiedene Dinge handelt“. Hierbei geht es um einen rein ideologischen Standpunkt. Hinsichtlich der Leugnung
der Existenz ideologischer Positionen gilt dasselbe für den Nationalismus in Slowenien. Der
Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt
schon aus, dass eine solche existiert. Letztlich
folgt auch in Slowenien, um es mit den Worten des Havel-Beraters Jiři Peha auszudrücken,
der „pragmatischen Arroganz die Zeit des unverschämten Populismus“; die Zeit des Primitivismus, könnte man hinzufügen.
Es handelt sich hierbei nicht um den Primitivismus eines Menschen von der Straße, sondern
um denjenigen der Machthaber. Die Vertreibung der Juden aus den slowenischen Ländern Ende des 15. Jahrhunderts wurde von den
Habsburgern angeordnet, wobei dies angeblich
auf die Zustimmung der Bevölkerung traf. Als
man Ende des 20. Jahrhunderts in Slowenien
stillschweigend Menschen ausbürgerte, lag das
in der Verantwortung des slowenischen Staates und nicht seiner Bürger, auch wenn dies bestritten wird.
Man würde sich in Slowenien mehr bürgerrechtliches Bewusstsein wünschen, womit
Patriotismus und nicht Nationalismus zu den
allgemeinen Werten zählen würde. So könnte
man auch das am Anfang dargestellte Dilemma zwischen abwehrendem und aggressivem
Nationalismus lösen. Nationalisten sind näm-
14
lich nicht unbedingt auch Patrioten, denn sie
fügen ihrer Heimat erwiesenermaßen Schaden
zu. So verkauft die slowenische katholische
Kirche, die von den Slowenen mehr Gebärfreudigkeit fordert, die in ihrem Besitz befindliche
Bank an österreichische Investoren. Die slowenischen Rechten wiederum verkauften ihren
Fernsehkanal TV3 an einen Kroaten, um dann
unter dem Vorwand einer gerechteren Verteilung des medialen Raumes das öffentliche
Fernsehen per Gesetz zu vereinnahmen. Beide Beispiele belegen, dass Nationalisten keine
Patrioten sind, wenn dies auch auf den ersten
Blick absurd klingen mag. Patrioten treten für
die Rechte aller Bürger ihrer Heimat ein, Nationalisten hingegen unterscheiden zwischen
den „Unseren“ und den „Fremden“. So werden
Konflikte künstlich geschürt und prolongiert,
Konflikte, die der Heimat und ihren Bürgern
großen Schaden zufügen.
O AVTORJU – ZUR PERSON
Boris Jaušovec
Boris Jaušovec je urednik sobotne priloge „V
soboto“ v dnevniku Večer, ki izhaja v Mariboru.
– Boris Jaušovec ist Redakteur der Samstagbeilage „V soboto“ der slowenischen Tageszeitung Večer.
„Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“
„Izbrisani“ – Die „Ausgelöschten“
Eine unerfreuliche Never Ending Story
� Text: Herwig Höller
Auch im Sommer 2005 waren die so genannten „Izbrisani“ („Ausgelöschten“) einmal mehr eines
der zentralen innenpolitischen Themen Sloweniens. Mehr als 13 Jahre nachdem ein Fremdengesetz, dem der slowenische Verfassungsgerichtshof wiederholt Verfassungswidrigkeit bescheinigte1,
18.305 aus anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken stammende Einwohner des Landes
aus den Melderegistern gelöscht hat, harrt das Problem nach wie vor einer befriedigenden Lösung.
1992 wurden mit dieser Streichung Tausende der gesetzlichen Grundlage ihrer Existenz beraubt.
Aber auch im Jahre 2005 dauern humanitäre und soziale Konsequenzen an, wie extreme, kafkaesk
anmutende Beispiele immer wieder illustrieren.
Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005 – Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005
15
„Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“
So etwa der Fall des gebürtigen albanisch-kosovarischen Rom Ali Berisha, der mit seiner
Familie seit 1987 in Maribor wohnte und dort
regulär gemeldet war. Von seinem „Izbris“, seiner „Auslöschung“ – so in einem Brief Berishas
an den Aktivisten Aleksandar Todorović –
habe er im Mai 1993 erfahren, als er von einem zweiwöchigen Besuch bei Verwandten in
Deutschland zurückgekehrt sei: „Am Grenzübergang bei Maribor [Šentilj-Spielfeld] verlangte der Zollbeamte meinen Reisepass, den
ich ihm aushändigte. Als er sah, dass ich einen jugoslawischen Pass habe, sagte er mir,
dass dieser nicht mehr gelte, und ich, da ich
Albaner sei, in den Kosovo zurückkehren müsse. Als ich ihm sagte, dass ich in Maribor lebe
und dort meinen ständigen Wohnsitz habe,
erwiderte er, dass in Slowenien nur Platz für
Slowenen sei. Als ich ihm sagte, dass ich mir
am nächsten Tag von den Behörden einen neuen Pass ausstellen lassen wolle, antwortete er,
dass ich in ein Gefängnis nach Ljubljana kommen werde, wo Albaner, Serben, Kroaten und
Roma zusammengesammelt werden.“ Vom
Grenzübergang ging es tatsächlich direkt in
die Schubhaft nach Ljubljana, anschließend
wurde Berisha per Flugzeug nach Albanien
abgeschoben, in ein Land, in dem er noch nie
gewesen war und auch niemanden kannte.
Dort konnte er allerdings einen albanischen
Polizisten bestechen, der ihn tags darauf in
ein Flugzeug zurück nach Ljubljana setzte, wo
er erneut in Schubhaft genommen wurde. Er
konnte jedoch aus der Schubhaft fliehen und
begab sich aus Furcht vor einer wiederholten
Abschiebung nach Deutschland. Von dort will
man ihn nun, im Sommer 2005, erneut abschieben, dieses Mal in den Kosovo. In Slowenien hat Berisha auch nach den Urteilen des
Verfassungsgerichtshofes, die – wie oben er-
16
wähnt – die Verfassungswidrigkeit der „Auslöschung“ feststellten, keinerlei Status. Auch
wenn dies der Staatsbürger Serbiens und Montenegros erst mit Verspätung registrierte: Am
27. Februar 1992 waren er und weiterte 18.304
ex-jugoslawische Staatsbürger aus den slowenischen Melderegistern gestrichen worden.
Die Geschichte der „Auslöschung“ ergab sich
aus dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien und der Entstehung
neuer, unabhängiger Staaten. Nachdem sich
in einer Volksabstimmung am 23. Dezember
1990 fast neunzig Prozent für die Unabhängigkeit ausgesprochen hatten, beschloss das Parlament Sloweniens im Juni 1991 grundlegende
Gesetze, darunter das Staatsbürgerschaftsgesetz. Darin ist u.a. festgelegt, dass Menschen,
die die jugoslawische und die slowenische
Staatsbürgerschaft2 besaßen, automatisch zu
Staatsbürgern des unabhängigen Sloweniens
wurden, und dass jugoslawische Staatsbürger, die am Tag der Volksabstimmung ihren
ordentlichen Wohnsitz in Slowenien hatten,
innerhalb von sechs Monaten die slowenische Staatsbürgerschaft beantragen konnten.
174.000 Betroffene stellten Anträge, 171.000
davon wurde auch die slowenische Staatsbürgerschaft verliehen.
Die Tücke lag allerdings im Fremdengesetz,
das ebenfalls im Juni 1991 beschlossen wurde:
Alle Einwohner Sloweniens, die die Staatsbürgerschaft einer anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik besaßen und keinen Antrag
stellten oder deren Anträge die Behörden abgelehnt hatten, wurden zwei Monate nach Ende
der Antragsfrist plötzlich wie „Fremde“ ohne
jeglichen Status behandelt. Sie verloren durch
die Löschung aus den Melderegistern Wohnsitz, Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis,
„Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“
Sozial-, Kranken- und Pensionsversicherung
usw. Ein Umstand, der zwangsläufig beträchtliche, insbesondere soziale Auswirkungen
nach sich zog.
Es mag unterschiedliche Gründe gegeben haben, die die Betroffenen bewogen haben, die
slowenische Staatsbürgerschaft trotz eines
Wohnsitzes im Lande nicht zu beantragen. Einer davon bestand wohl im Wunsch, die Staatsbürgerschaft der Heimatrepublik zu behalten,
ohne sich dabei der Konsequenzen bewusst
zu sein. Bekannte Intellektuelle und Künstler
nichtslowenischer Abstammung, wie z. B. die
aus die Kroatien gebürtige Künstlerin und Philosophin Marina Gržinić oder der Vertreter der
Neuen Slowenische Kunst, Dušan Mandić, dessen serbischer Vater als Offizier der Jugoslawischen Volksarmee in Slowenien stationiert war,
stellten rechtzeitig Anträge. Ingesamt fällt auf,
dass vor allem Menschen aus den unteren sozialen Schichten von der Streichung betroffen
sind, von denen sich wohl eine Mehrzahl der
drastischen Konsequenzen einer Nichtbeantragung der Staatsbürgerschaft nicht bewusst
war.
Als verschärfend erwies sich auch der Umstand, dass die „Auslöschung“ (siehe Interview
mit Matevž Krivic) – im Gegensatz zur Praxis in Rechtsstaaten – ohne Bescheid erfolgte.
Die „Ausgelöschten“ wurden von Amts wegen nicht verständigt. Die Monstrosität und
die Konsequenzen der „Auslöschung“ scheinen Eingeweihten von Anfang an klar gewesen zu sein: Noch vor der Beschließung des
Gesetzes hatte die Abgeordnete Metka Mencin einen Abänderungsantrag eingebracht,
der allen Bewohnern Sloweniens aus anderen
ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken,
die am Stichtag ihren Wohnsitz in Slowenien
hatten, eine permanente Aufenthaltserlaubnis
France Cukjati (Mitte) in Graz – France Cukjati (v sredini) v Gradcu,
18.7.2005
Ein Anti-„Izbrisani“-Grafitto im Zentrum von Ljubljana, Juni 2005
– Grafit proti „izbrisanim“ v centru Ljubljane. (Das ist Raub. Die so
genannten „Ausgelöschten“, 4.4.2004 – dagegen. Die Frage beim Referendum am 4. April 2004 lautete: Sind sie für ein technisches Gesetz
zur Lösung des Izbrisani-Problems. – Vprašanje na referendumu 4.
aprila 2004 se je glasilo: Ste za tehnični zakon za rešitev vprašanja
izbrisanih.)
gewährt hätte, wodurch das Problem der „Izbrisani“ erst gar nicht entstanden wäre. Dieser
Antrag wurde aber von einer Mehrheit im Parlament abgelehnt. Lokale Behörden weigerten
sich zunächst, das Gesetz zu exekutieren und
ohne Bescheid Menschen aus den Registern
zu streichen. Daraufhin ordnete der damalige
Staatssekretär im Innenministerium, Slavko
Debelak, am 27. Februar 1992 alle Meldeäm-
17
„Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“
ter an, die betroffenen Personen zu streichen3.
Wie hatte es dazu kommen können? Der seinerzeit ebenfalls „ausgelöschte“ Filmemacher
Dimitar Anakiev aus Tolmin, der vergangenes
Jahr den Dokumentarkurzfilm Zradirani (Ausradiert) drehte und nun an einer filmischen
Fortsetzung arbeitet, sieht die „Auslöschung“
als „klassischen Akt einer ethnischen Säuberung, die jedoch auf versteckte und intelligente Art“ vollzogen worden sei, indem sie als
gesetzliches Problem oder sogar als Computerfehler dargestellt werde. Man versuche auf politischer Ebene bis zum heutigen Tag mit großem Einsatz, das Wesen der „Auslöschung“ zu
verdecken. Der ehemalige Verfassungsrichter
Matevž Krivic sieht indessen die offizielle Einbürgerung von 170.000 Južnjaki (Südländer),
d.h. Menschen aus den südlichen Republiken
des ehemaligen Jugoslawiens, als den zentralen politischen Kontext4. Diese Einbürgerung
sei für die politische Rechte und auf die auf die
Politik und die öffentliche Meinung einflussreichen rechten, ausländerfeindlichen Zirkel ein
großer Schock gewesen. Mitte der Neunzigerjahre sei deshalb sogar versucht worden, den
170.000 Eingebürgerten die Staatsbürgerschaft
wieder zu entziehen. Die „Auslöschung“ von
18.000 als Kompensation für eine empörte
ausländerfeindliche Rechte?
Die meisten Betroffenen selbst wussten zunächst auch nichts von ihrem Unglück, viele
„Ausgelöschte“ erfuhren erst durch Zufälle,
dass ihnen etwas Gravierendes widerfahren
war. Aufgrund dessen war auch kein organisierter Protest gegen das erlittene Unrecht möglich – erst 2002 formierte sich um den Serben
Aleksandar Todorović, der mit seiner slowenischen Frau Mitte der Achtzigerjahre nach Ptuj
gezogen war, die erste, vor allem aktivistischaktionistisch tätige „Izbrisani“-NGO, Društvo
18
izbrisanih prebivalcev Slovenije/Verband der ausgelöschten Einwohner Sloweniens. Todorović hat
sich zwischenzeitlich mit dem Rechtsvertreter
dieser NGO überworfen und eine neue Vereinigung gegründet. Schon Mitte der Neunzigerjahre waren vereinzelte Beschwerden beim
slowenischen Verfassungsgericht eingebracht
worden, aber erst 1999 fällte dieser die erste
Entscheidung in der Causa und erklärte die
„Auslöschung“ als verfassungswidrig und forderte eine verfassungskonforme Lösung innerhalb von 6 Monaten. Die Materie war und ist
in rechtlicher Hinsicht sehr komplex. Einerseits hatten es zahlreiche „Ausgelöschte“ unter großem Aufwand geschafft, als Ausländer
neu im Land registriert zu werden sowie Aufenthalts- und Beschäftigungsbewilligungen
zu bekommen. Andererseits wurden seit 1999
zwei weitere Gesetze zur Causa beschlossen,
die allerdings vom Verfassungsgerichtshof teilweise wieder aufgehoben wurden. Ein Teil der
„Izbrisani“ erhielt auf diese Weise ihren verfassungswidrig verlorenen Status wieder zurück.
Auch wurde 2004 ein Referendum gegen die
„Ausglöschten“ abgehalten. Sowohl Fragestellung als auch Ausgang machen das Verhältnis
des politischen Mainstreams Sloweniens zu
den „Izbrisani“ deutlich. Die Frage am 4. April
2004 lautete: „Sind Sie dafür, dass das Gesetz zur Ausführung des 8. Punktes der Entscheidung des Verfassungsgerichts der Republik Slowenien, Nummer U-I-246/02-28 (EPA
956-III), in Kraft tritt, das am 25.11.2003 vom
Državni zbor (Nationalrat) der Republik Slowenien beschlossen wurde?“ Um die Frage zu
verstehen: Ein Jahr zuvor, am 3. April 2003,
hatte das Verfassungsgericht im Punkt 8 seiner Entscheidung festgehalten, dass den am
26.2.1992 „Ausgelöschten“ rückwirkend das
Aufenthaltsrecht zurückzugeben sei. Die Ant-
„Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“
wort war eindeutig: Bei einer Wahlbeteiligung
von 31,5% stimmten 94,7% gegen die Rückgabe des Status, 3,8% dafür, 1,5% ungültig. Von
einer Kompensation und weiteren Schritten einer Reparatur war dabei noch gar keine Rede.
Nach wie vor gibt es in die Illegalität abgedrängte „Izbrisani“ in und außerhalb des Landes, es wurde auch keinerlei Kompensation für
zerstörte Existenzen geleistet, und man ignorierte Urteile des Verfassungsgerichtshofes.
minister Dragutin Mate, der die Hungerstreikenden ignorierte, wurde heftig kritisiert. So
etwa in einem Kommentar des Journalisten
Dejan Pušenjak in der Tageszeitung Delo: „Jeder normale Bürger würde sich vom Innenminister erwarten, dass er zu den Hungerstreikenden fährt und Ihnen sagt: ,Im Namen des
Staates, den ich repräsentiere, entschuldige ich
mich für das Unrecht, das Ihnen der Staat zugefügt hat, als ich noch nicht Minister war.
Ich bitte Sie, den Hungerstreik zu beenden,
und bitte Sie ferner um Ihre Geduld: Wir arbeiten an einer
Lösung, die für
Sie und für uns
– die Behörden
– annehmbar
sein wird.´“5
Um auf diesen Umstand hinzuweisen und
ungelöste Probleme der „Ausgelöschten“ Sloweniens erneut
zu thematisieren, organisierte
die Civilna iniciativa izbrisanih
Während der Inaktivistov/Zivile
nenminister unInitiative ausgetätig blieb, wurde
löschter Aktivisten
die offizielle Politik zumindest
(CIIA) schließlich ab im 2005
auf
parlamentarischer Ebene
einen Hungerstreik an jenem
aktiv. In die letzte Sitzung des
Ort, an dem
Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Fortsetdie Odyssee BeDržavni
zbor vor
zung – Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005, nadaljevanje
rishas 1993 ihren
der
Sommerpause, am 14. Juli 2005, wurde der Ombudsmann
Ausgang genommen hatte. Am Grenzübergang
Spielfeld-Šentilj verweigerten zunächst neun
für Menschenrechtsfragen, Matjaž Hanžek, gelaMitglieder der Initiative die Nahrungsaufnahden, und man debattierte viereinhalb Stunden
me und forderten eine politischen Lösung des
über das Problem. Mit einer – zumindest aus
Hanžeks Sicht – ernüchternden Bilanz: „Es gibt
Problems – insbesondere im Falle Berishas. 24
ein größeres Problem mit dem fehlenden VerTage später brachen auch CIIA-Sprecher Alekständnis oder mit dem fehlenden Willen, die
sandar Todorović und der Aktivist Ilija Ivanović
in Ljubljana ihren Hungerstreik erfolglos ab.
Problematik zu verstehen. Anhand der TatsaDennoch war das mediale Echo in Sloweniens
che, wie Abgeordnete Staatsbürgerschaft und
Medien beträchtlich, und insbesondere InnenAufenthaltstitel der Ausgelöschten durchein-
19
„Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“
anderbringen, sieht man, dass sie noch nicht
verstehen, worum es geht.“6 Wenige Tage später kündigte der konservative Parlamentspräsident France Cukjati in Graz und später auch
in Ljubljana an, dass der Innenminister bis
Herbst ein Gesetz einbringen werde, mit dem
das erlittene Unrecht wieder gutgemacht würde. Eine Erklärung, die skeptisch bis sehr kritisch (Siehe Interview mit Krivic) aufgenommen wurde. Bislang (Mitte September) ist
nichts passiert.
20
ANMERKUNGEN
1
2
3
4
5
6
Entscheidungen des slowenischen Verfassungsgerichtshofs, Nr. U-I284/94 v. 4.2.1999, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 14/1999 bzw. Nr. U-I246/2 v. 3.4.2004, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 36/2003.
Die Tatsache, dass es in der Sozialistische Föderative Republik
Jugoslawien eine doppelte Staatsbürgerschaft gab, die des Bundesstaates
und die der Teilrepublik, scheint vielen Einwohnern Jugoslawiens nicht
bewusst gewesen sein. In jugoslawischen Zeiten hatte dies auch keine
Konsequenzen.
Mekina Borut, Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968, in: Večer,
25.02.2004, S. 3.
Matevž Krivic, Postskriptum, in: Jasminka Dedić – Vlasta Jalušičm – Jelka
Zorn, The erased. Organized innocence and the politics of exclusion. Hg.
v. Peace Institute. Institute for Contemporary Social and Political Studies.
Ljubljana 2003, S.160.
Dejan Pušenjak, Po čem je danas smrt, in: Delo, 16.7.2005.
Suzana Lovec, Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic, in:
Dnevnik, 18.7.2005.
„Izbrisani“
„Izbrisani“
Prav nič razveseljiva neskončna
zgodba.
Tudi poleti 2005 so bili tako imenovani
izbrisani v Sloveniji že spet ena osrednjih
notranjepolitičnih tem. Več kot trinajst let po
tistem, ko je stopil v veljavo zakon o tujcih,
ki ga je ustavno sodišče ponovno ocenilo kot
protiustavnega1, in ki je iz registra stalno
prijavljenih izbrisal 18.305 prebivalcev dežele
v Nemčiji: „Na mejnem prehodu pri Mariboru
je carinik od mene zahteval potni list, ki
sem mu ga tudi izročil. Ko je videl, da imam
jugoslovanski potni list, mi je rekel, da ta več ne
velja, ter da sem Albanec in se moram kot tak
vrniti na Kosovo. Ko sem mu rekel, da živim v
Mariboru in imam tam tudi stalno bivališče,
mi je s povzdignjenim glasom odvrnil, da je
v Sloveniji prostor le za Slovence. Ko sem ga
prosil, naj me spusti, da si bom naslednji dan
dal pri pristojnih izdati nov potni list, mi je
rekel, da lahko pridem le še v zapor v Ljubljani,
Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Medien und A. Todorović – Gladovna stavka CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005,
mediji in A. Todorović
iz drugih jugoslovanskih republik, ta problem
še kar naprej čaka na primerno rešitev. Leta
1992 so bili s tem izbrisom tisoči oropani
zakonskih podlag za svojo eksistenco. A še
v letu 2005 so, kot vedno znova opozarjajo
mnogi kafkajansko ekstremni primeri, vidne
mnoge humanitarne in socialne posledice.
Takšen primer je Ali Berisha, albanskokosovski Rom, ki s svojo družino že od leta
1987 živi v Mariboru, kjer je bil do svojega
„izbrisa“ tudi redno prijavljen. Za svoj „izbris“
je Berisha – tako je zapisal v svojem pismu
aktivistu za pravice izbrisanih Aleksandru
Todoroviću – izvedel maja 1993, ko se je vrnil
z dvotedenskega obiska pri svojih sorodnikih
kjer zbirajo Albance, Srbe, Hrvate in Rome.“ Z
mejnega prehoda je šel direktno v zbirni center
v Ljubljani, nato pa so ga z letalom izgnali v
Albanijo – v državo, kjer ni bil še nikoli in kjer
ni niti nikogar poznal. Tam mu je sicer uspelo
podkupiti nekega albanskega policista, ki ga je
dan zatem spravil v letalo nazaj proti Ljubljani,
kjer pa so ga ponovno priprli v zbirnem centru
za tujce. Iz zbirnega centra mu je sicer uspelo
pobegniti in podal se je na beg pred ponovnim
izgonom – v njemu neznano državo Nemčijo.
Od tam pa ga hočejo zdaj, poleti 2005, ponovno
izgnati, tokrat na Kosovo. V Sloveniji nima
Berisha niti po razsodbi ustavnega sodišča
nikakršnega statusa. In kot je ta državljan
Srbije in Črne gore opazil šele z zamudo: 27.
21
„Izbrisani“
februarja 1992 so bili on in še
njegovi 18.304 jugoslovanski
sodržavljani izbrisani iz
registra oseb, prijavljenih
v Sloveniji. Ta zgodba o
„izbrisu“ je tesno povezana
z razpadom Socialistične
federativne
republike
Jugoslavije in nastankom
novih neodvisnih držav na
ozemljihnekdanjihfederalnih
republik. Po tistem, ko se je na
plebiscitu 23. decembra 1990
skoraj 90 odstotkov volilnih
Hungerstreikaktion der CIIA, 17.7.2005 – gladovna stavka CIIA, 17.7.2005
upravičencev v Sloveniji
izreklo za neodvisnost, je
slovenski parlament junija 1991 sprejel temeljne
nastanitveni naslov, pravico do stalnega
zakone nove suverene države, med njimi tudi
prebivanja in dela, socialnega, bolniškega in
zakon o državljanstvu. Po eni strani so postali
pokojninskega zavarovanja itd. Ta okoliščina
ljudje, ki so imeli tako jugoslovansko (državno)
je prinesla še druge omembe vredne učinke,
2
kot slovensko (republiško) državljanstvo ,
posebno na socialnem področju.
avtomatsko državljani neodvisne Slovenije. Po
Najbrž so ljudje, ki kljub stalnemu prebivališču
drugi strani pa so lahko drugi jugoslovanski
v državi niso vložili zahteve po slovenskem
državljani, ki so imeli na dan plebiscita o
državljanstvu, imeli za to zelo različne razloge
neodvisnosti v Sloveniji prijavljeno stalno
– hoteli so na primer obdržati državljanstvo
prebivališče, pridobili slovensko državljanstvo
svoje domače republike, ne da bi se pri tem
v naslednjih šestih mesecih. Zahtevke je vložilo
zavedali morebitnih posledic svoje odločitve.
174.000 oseb, od tega je bilo 171.000 osebam
Znani intelektualci in umetniki neslovenskega
slovensko državljanstvo tudi dodeljeno.
porekla – kot na primer filozofinja in umetnica
Marina Gržinić, ki je po rodu Hrvatica, ali
A bistvo problema se skriva v zakonu o
3
član Neue Slowenische Kunst Dušan Mandić,
tujcih , ki je bil prav tako sprejet junija 1991:
katerega srbski oče je bil nastanjen v Sloveniji
vse prebivalce Slovenije z državljanstvi drugih
kot oficir Jugoslovanske ljudske armade – so
jugoslovanskih republik, ki niso vložili zahteve
svoje zahteve večinoma vložili pravočasno.
za slovensko državljanstvo ali jim je bila
Nasploh je očitno, da so bili prizadeti predvsem
zahteva zavrnjena, so dva meseca po izteku
ljudje iz nižjih socialnih slojev, ki se večinoma
roka za pridobitev državljanstva naenkrat
sploh niso zavedali drastičnih posledic
začeli obravnavati kot „tujce“ brez vsakršnega
nevložitve zahtev po državljanstvu.
statusa. Zato so z izbrisom iz registra stalno
Kot otežilna se je izkazala tudi okoliščina,
prijavljenega prebivalstva izgubili tudi
22
„Izbrisani“
na prikrit in inteligenten
način“ in predstavljeno kot
zakonski problem ali celo kot
računalniška napaka. Vse do
danes se skuša na političnem
nivoju na vse kriplje prikriti
bistvo „izbrisa“. V nasprotju
s tem pa razume nekdanji
ustavni sodnik Matevž
Krivic kot osrednji politični
kontekst5 uradno podelitev
državljanstva
170.000
„Južnjakom“ (prebivalcem
južnih republik nekdanje
Hungerstreikaktion der CIIA, hungerstreikende Aktivisten Todorović und Ivanović (von rechts),
Jugoslavije). Ta je bila za
17.7.2005 – gladovna stavka CIIA aktivistov Todorović in Ivanović (z desne), 17.7.2005
politično desnico, pa tudi
za javno mnenje pod njenim vplivom in v
da so „izbrisi“ (glej intervju z Matevžem
do tujcev sovražnih krogih, velik šok. Sredi
Krivicem) stopil v veljavo brez izdanih
devetdesetih so zato celo poskušali doseči, da bi
odločb, ki so v pravnih državah sicer običajna
tem 170.000 ljudem državljanstvo spet odvzeli.
praksa. „Izbrisani“ niso bili o tem niti uradno
„Izbris“ 18.000 ljudi torej kot kompenzacija za
obveščeni. Kot kaže, pa je bila monstruoznost
šokirano ksenofobično „desnico“?
posledic „izbrisa“ že od vsega začetka povsem
jasna posvečenim: še pred sprejetjem zakonov
Večina prizadetih sprva niti sama ni vedela
je neka poslanka predlagala spremembo, ki bi
za svojo nesrečo; mnogi „izbrisani“ so šele
omogočila vsem prebivalcem Slovenije iz drugih
po nesrečnih slučajih sploh izvedeli, da se
jugoslovanskih republik pridobiti dovoljenja
jim je pripetilo nekaj otežujočega. Pri takem
za stalno bivališče, a predlog je bil večinsko
ozadju tudi ni bil mogoč noben organiziran
zavrnjen. Tudi lokalni uradniki so sprva
protest proti povzročeni krivici – šele leta
oklevali pri izvajanju zakona in črtanju ljudi
2002 se je okrog Srba Aleksandra Todorovića,
iz registrov brez predhodnih odločb: takratni
ki se je s svojo slovensko ženo preselil na
državni sekretar v notranjem ministrstvu
Ptuj v osemdesetih, zbralo prvo in predvsem
Slavko Debelak je vsem policijskim postajam
aktivistično-akcionistično delujoče združenje
brisanje omenjene skupine ukazal – z depešo,
4
„Izbrisani“-NGO
(Društvo
izbrisanih
poslano 27. februarja 1992.
prebivalcev Slovenije); Todorović se je medtem
Kako je lahko sploh prišlo do tega? Svoj čas
sicer sprl s pravnim zastopnikom NGO
prav tako izbrisani filmar Dimitar Anakiev
(Krivicem) in ustanovil novo društvo.
iz Tolmina, ki je lani posnel film Zradirani in
Že sredi devetdesetih so bile na slovensko
trenutno pripravlja filmsko nadaljevanje, na
ustavno sodišče vložene prve posamezne
primer prikazuje izbris kot „klasično dejanje
pritožbe, šele leta 1999 pa je bil sprejet prvi
etničnega čiščenja, ki pa je bilo opravljeno
23
„Izbrisani“
sklep v tej zadevi, ki je razglasil, da je bil
izbris v nasprotju z ustavo. Zahteval pa je tudi
uskladitev zadevnih zakonov z ustavo v roku
šestih mesecev. Ta naloga je bila in je ostala
s pravnega vidika vse doslej zelo težavna. Po
eni strani so se uspeli mnogi „izbrisani“ z
mnogo truda in stroškov v Sloveniji na novo
prijaviti kot tujci ter dobiti dovoljenja za
stalno prebivanje in zaposlitev. Po drugi strani
sta bila po letu 1999 v zvezi s tem sprejeta
še dva zakona, ki pa ju je ustavno sodišče
spet razglasilo za delno neveljavna. Še nekaj
„izbrisanih“ je spet dobilo povrnjen pravni
status, ki jim je bil protiustavno odvzet. Kljub
temu pa „izbrisani“ v Sloveniji in na tujem
še vedno ne morejo računati na kakršnekoli
odškodnine za uničene eksistence in prezrte
sodbe ustavnega sodišča.
Leta 2004 je bil izveden tudi referendum (de
facto) proti izbrisanim. Tako predlagana
vprašanja kot pričakovani izid sta bila glede na
razmerja med glavnimi političnimi tokovi v
Sloveniji za „izbrisane“ pričakovana. Vprašanje
4. aprila 2004 se je glasilo: „Ali se strinjate, da
stopi v veljavo zakon o izvedbi 8. točke odločbe
ustavnega sodišča Republike Slovenije, številka
U-I-246/02-28 (EPA 956-III), ki ga je državni
zbor Republike Slovenije sprejel 25. 11. 2003?“
Če hočemo vprašanje razumeti: Več kot leto
poprej, 3. aprila 2003, je ustavno sodišče v 8.
točki svojega sklepa ugotovilo, da naj se 26.
2. 1992 izbrisanim vrne pravica do stalnega
prebivališča z veljavo za nazaj. V nasprotju
s tem pa je bil odgovor povsem jasen: pri
volilni udeležbi 31,5 % je proti vrnitvi statusa
glasovalo 94,7 %, za 3,8 %, neveljavnih pa je
bilo 1,5 % glasovnic. In pri tem sploh ni bilo
govora o odškodninah in nadaljnjih korakih
pri odpravi posledic izbrisa.
24
Da bi opozorila na to okoliščino in pospešila
obravnavo nerešenih problemov „izbrisanih“,
je Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov
(CIIA) končno od 2. julija 2005 naprej
organizirala gladovno stavko prav na kraju,
kjer se je leta 1993 začela Berisheva odisejada.
Na mejnem prehodu Šentilj-Spielfeld je devet
članov CIIA sprva odklanjalo uživanje hrane
in zahtevalo rešitev problema – še posebno v
primeru Berisha. 24 dni kasneje sta govorec
CIIA Aleksandar Todorović in aktivist Ilija
Ivanović v Ljubljani prekinila neuspešno
gladovno stavko. Kljub temu je bil odmev
v slovenskih medijih znaten, še posebej pa
je bil deležen ostrih kritik notranji minister
Dragutin Mate, ker se za gladovno stavkajoče
sploh ni zmenil. Tako na primer v komentarju,
ki ga je v dnevniku Delo objavil novinar Dejan
Pušenjak: „[…] Kajti vsak normalen državljan
bi od svojega notranjega ministra pričakoval,
da se bo odpeljal do gladovno stavkajočih in
jim rekel: ‚V imenu države, ki jo predstavljam,
se vam opravičujem za krivico, ki vam jo je
storila ta država, ko še nisem bil njen minister.
Prosim vas za prekinitev gladovne stavke in
za nadaljnje potrpljenje; prizadevamo si za
rešitev, ki bo za vas in za nas – oblastnike –
sprejemljiva. […]“6
Medtem ko je notranji minister ostajal ob
strani, se je uradna politika zganila vsaj na
parlamentarni ravni. Na zadnjem zasedanju
državnega zbora pred poletnimi počitnicami,
14. julija 2005, je bil k razpravi o tem problemu,
ki je trajala štiri ure, povabljen varuh človekovih
pravic Matjaž Hanžek. Z – vsaj s Hanžkovega
vidika – streznjujočim učinkom: „[…] veliko
težav je z manjkajočim razumevanjem ali
s pomanjkanjem volje do razumevanja tega
problema. Že glede na to, kako poslanci mešajo
„Izbrisani“
državljanstvo in stalno bivališče izbrisanih, je
jasno, da sploh še ne razumejo, zakaj pri tem
gre.“7
Nekaj dni kasneje je konzervativni predsednik
parlamenta France Cukjati v Gradcu in nato še
v Ljubljani napovedal, da bo notranji minister
do jeseni pripravil zakon, ki bo odpravil
prizadejane krivice. Ta izjava je bila sprejeta
skeptično do ostro kritično (glej intervju z
Matevžem Krivicem). Doslej (sredi septembra)
se ni zgodilo še nič.
OPOMBE
1
2
3
4
5
6
7
Sklepi ustavnega sodišča Republike Slovenije, št. U-I-284/94, 4. februar
1999, objavljeno v: Uradni list RS, št. 14/1999, oz. št. U-I-246/2, 3. april
2004, objavljeno v: Uradni list RS, št. 36/2003.
Dejstva, da je v SFRJ obstajalo dvojno državljanstvo, zvezno in republiško,
se mnogi prebivalci Jugoslavije očitno niso zavedali. V časih Jugoslavije to
niti ni bilo pomembno.
Natančneje okoliščina, navedena v členu 81 zakona o tujcih, ki se je že
pred sprejemom zakona junija 1991 zdela mnogim sporna. Poslanka Metka
Mencin je maja 1991 predlagala spremembo, po kateri bi tudi v Sloveniji
živeči jugoslovanski državljani z republiškimi državljanstvi drugih republik in
stalnim prebivališčem v Sloveniji na dan plebiscita avtomatsko dobili stalno
dovoljenje za bivanje. Če bi bil ta predlog sprejet, problem z „izbrisanimi“
sploh ne bi nastal. A večina v parlamentu je takrat glasovala proti.
Glej: Borut Mekina: Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968. Večer, 25. 02.
2004, str. 3.
Krivic, Matevž: Postskriptum, str. 160: v: Dedić, Jasminka, Jalušič, Vlasta in
Zorn Jelka: The erased: organized innocence and the politics of exclusion.
Ljubjana 2003, Peace Institute, Institute for Contemporary Social and
Political Studies.
Dejan Pušenjak: Po čem je danas smrt. Delo, 16. 7. 2005, str. 5.
Lovec, Suzana: Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic. Dnevnik,
18. 7. 2005.
ZUR PERSON – O AVTORJU
Herwig G. Höller
*1974 in Rottenmann, Slawistik- und Physikstudien in Graz und Moskau. Seit 1998 freier
Kunstkritiker, zahlreiche Publikationen in
springerin, CAMERA AUSTRIA, Spike und in
anderen Medien. Seit 2000 zudem Referent für
Medien, Video, Film im Forum Stadtpark (bis
2003, nach Strukturreform im Forum Stadtpark
Mitglied des Programmforums, zuständig für
die angesprochenen Bereiche), Lehrbeauftragter am Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit 2005 Mitarbeit
beim „Falter Steiermark“. – Herwig G. Höller
rojen 1974 v Rottenmannu, študij slavistike in
fizike v Gradcu in v Moskvi. Od 1998 svobodni
umetnostni kritik, številčne publikacije v revijah
springerin, CAMERA AUSTRIA, Spike in drugih
medijih. Od 2000 referent za medije, video, film v
Forum Stadtpark (do 2003, po strukturni reformi v Forum Stadtparku član programskega
foruma, pristojen za zgoraj navedena področja),
predavatelj na Inštitutu za slavistiko KarlFranzens-Universität Gradec. Od 2005
sodelavec pri „Falter Steiermark“.
25
Interview mit Matevž Krivic
Interview mit Matevž Krivic, von
Herwig Höller
Matevž Krivic, Sie sind Rechtsvertreter der „Društvo
izbrisanih prebivalcev Slovenije“ [Verband der ausgelöschten Einwohner Sloweniens], einer NGO, die
sich für die Rechte der so genannten „Ausgelöschten“
einsetzt. Wann und wie haben Sie erstmals erfahren, dass es ein „Izbrisani“-Problem gibt?
Als Verfassungsrichter (1990–1998), als wir in
den Jahren 1994–1995 mit ersten Fällen konfrontiert waren, die aber von juristisch ungebildeten Menschen sehr unklar formuliert waren. Sie bekamen von den Behörden auch keine
Bescheide gegen die man klagen hätte können
– das war ein großes Problem für sie, und darin besteht auch eine Erklärung für die Tatsache, dass von über 18.000 „Ausgelöschten“ nur
einige wenige Fälle vor Gericht kamen. Ich
konnte mich mit meinen Ansichten über dieses Problem im Verfassungsgericht zuerst sehr
lange nicht durchsetzen – erst im Juni 1998,
einige Monate vor dem Ende der Amtszeit des
ersten Verfassungsgerichtes, konnte ich schließlich eine vorläufige Lösung ausarbeiten, die –
überraschenderweise – sogar mit 6:1 Stimmen
angenommen wurde. Unsere Nachfolger im
Verfassungsgericht brachten dann schon im Februar 1999 diese ersten beiden Fälle zu einem
Abschluss und stellten fest, dass die „Auslöschung“, die am 26. Februar 1992 stattgefunden
hatte (sozusagen geheim, ohne jegliche Bescheide), keine gesetzliche Grundlage hat und dass
das Gesetz sofort korrigiert werden müsse, um
eine verfassungskonforme Lösung der entstandenen Probleme zu ermöglichen.
Seit wann beschäftigen Sie sich intensiv mit der
Thematik?
26
In den Jahren 1999–2001 war ich so sehr mit
anderen schwierigen verfassungsrechtlichen
Problemen beschäftigt (zuerst mit der Beseitigung, der skandalösen verfassungsgerichtlichen Fälschung des Resultats des Referendums
über die Einführung des Mehrheitswahlsystems, was erst mit einer Verfassungsänderung
im Jahre 2000 möglich war, und dann mit der
Klage vor dem neuen Verfassungsgericht gegen
den Vertrag zwischen Slowenien und dem Vatikan), dass ich sogar die oben erwähnte Entscheidung vom Februar 1999 nicht kannte.
Erst zehn Jahre nach der „Auslöschung“, als
drei Betroffene in Ptuj im Februar 2002 den
ersten Verein der „Ausgelöschten“ gegründet
hatten, begann ich sofort als dessen Rechtsvertreter zu fungieren.
Im Jahre 2003 hat der slowenische Verfassungsgerichtshof ihrer Klage gegen die gesetzlichen Grundlagen, die zur Löschung von etwa 18.000 aus anderen jugoslawischen Republiken stammenden
Einwohnern Sloweniens aus den Melderegistern
führten, Recht gegeben und diese Löschung als verfassungswidrig erklärt. Könnten Sie kurz erklären,
warum der „Izbris“ verfassungswidrig war?
Wie ich schon sagte: Weil er keine gesetzliche
Grundlage hatte und weil er darüber hinaus
„geheim“ (ohne jeglichen Bescheid) ausgeführt
wurde. Die beiden Gründe sind natürlich eng
miteinander verbunden: Wenn man keine gesetzliche Grundlage für einen Verwaltungsakt
hat, kann man auch keinen Bescheid darüber
ausstellen. Um einen solchen illegalen Verwaltungsakt mit sehr schwer wiegenden Konsequenzen dennoch auszuführen, bedarf es
schon „wichtiger“ politischer Gründe… Aber,
um gegenüber unseren Politikern nicht ungerecht zu sein: Sie wussten damals – und wissen
auch heute noch – nur sehr wenig über juridi-
Interview mit Matevž Krivic
sche Angelegenheiten Bescheid. Trotzdem sind
sie, in erster Linie die damalige „DEMOS“-Regierung und deren Innenminister Igor Bavčar
(aber später auch alle Drnovšek-Regierungen)
politisch in vollem Umfang für diesen skandalösen Umgang mit den Menschenrechten
verantwortlich. Noch viel größere Verantwortung hatte indessen der damalige Staatssekretär Slavko Debelak, ein Verwaltungsrechtler,
der die Politiker mit politisch erwünschten „juridischen Erklärungen“ versorgte…
Dennoch kam es ein Jahr später zu einem Referendum, das im Wesentlichen gegen die „Izbrisani“ gerichtet war. Dieses Problem ist bislang nicht gelöst
worden…
Ja, für Slowenien als vorgeblichen Rechtsstaat eine erstaunliche und wirklich traurige
Geschichte: Dieses Referendum hätte als offensichtlich verfassungswidrig vom Verfassungsgericht verboten werden sollen, aber der
Parlamentspräsident versäumte die Frist für einen Anruf des Verfassungsgerichts um einen
Tag, und dieses konnte nun nichts mehr unternehmen. Ein weiteres Paradoxon: Das Referendum annullierte nur ein Gesetz, das ohnehin verfassungswidrig war, weil es nur 4.000
anstelle von 12.000 (wie es das Verfassungsgerichtsurteil verlangt hatte) „ausgelöschten“
Personen ihren Status zurückgeben wollte.
Aber es folgten noch weitere, noch unglaublichere Absurditäten. Erstens: Trotz der Annullierung des von ihm eingebrachten Gesetzes setzte Innenminister Dr. Bohinc in den
folgenden Monaten eben dieses nicht mehr
bestehende Gesetz um und missachtete somit das Verfassungsgerichtsurteil, indem nur
4.000 statt 12.000 Bescheide ausstellte. Zweitens: Die damalige Opposition drohte ihm
im Parlament mit einem Strafverfahren, weil
er überhaupt die vom Verfassungsgericht verlangten Bescheide auszugeben begann (dann
stellte er nach 4.000 Bescheiden die Ausgabe
ein). Aber auch diese 12.000 stellen nur zwei
Drittel von insgesamt 18.305 „Ausgelöschten“
dar. Für die übrigen 6.000 verlangte das Verfassungsgericht die Verabschiedung eines Sondergesetzes innerhalb von sechs Monaten, also
bis Oktober 2003. Die damalige „linke“ Regierung brachte ein derartiges Gesetz aber erst im
Oktober des folgenden Jahres ein, dass noch
dazu unzulänglich war, weil es das Problem
nur zum Teil gelöst hätte. Aber auch das ging
der Opposition zu weit, und es gelang ihr mit
einer Reihe von Vorschlägen über ein Referendum, die alle vom Verfassungsgericht abgewiesen wurden, die Verabschiedung des Gesetzes
zu verhindern. Jetzt befindet sich die damalige
Opposition an der der Regierung und will von
einem solchen Gesetz nichts mehr wissen …
Auf meine Frage, wie es um die Lösung der „Izbrisani“-Problematik steht, antwortete mir der Vorsitzende des slowenischen Državni zbor [Nationalrat],
France Cukjati, am 18. Juli 2005 in Graz, dass das
slowenische Innenministerium noch im Herbst ein
Gesetz einbringen und damit das erlittene Unrecht
wieder gutmachen würde. Kurz danach wiederholte
Cukjati diese Aussage auch in Slowenien, woraufhin
Sie in einem Leserbrief an die Tageszeitung „Delo“
(23.7.2005) auf das Schärfste protestierten und
meinten: „Von einer echten Absicht der Lösung des
Problems zu sprechen, ist reiner Hohn.“ Gibt es wirklich keine politische Absicht, das Problem zu lösen?
In der Tat nicht. Der neue Regierungschef
Janša und andere haben seit ihrem Wahlsieg
mindestens zehnmal wiederholt, dass sie nur
gemeinsam mit der Opposition im Wege eines speziellen Verfassungsgesetzes dieses Problem zu „lösen“ bereit sind. Und das heißt: gar
27
Interview mit Matevž Krivic
nicht. Warum? Weil dieses Problem unter die
einfache Gesetzgebung fällt und nicht durch
ein Verfassungsgesetz lösbar ist. Mit einem
Verfassungsgesetz will die Regierung nur die
verfassungsgerichtliche Kontrolle des Gesetzes vermeiden – obwohl schon zwei Verfassungsgerichtspräsidenten öffentlich davor gewarnt haben, auf diese Weise die Verfassung
zu missachten. Die Opposition hat diesen Weg
klar abgelehnt, und so ist auch die oben zitierte
Aussage von Cukjati nur leeres Gerede. Mehr
noch: eine absichtliche Täuschung der Bürger.
Wenn in der slowenischen Öffentlichkeit über die
Lösung des Problems gesprochen wird, werden immer zwei gesetzliche Varianten in den Raum gestellt.
Einerseits ein Gesetz mit Verfassungsrang, andererseits ein „systemisches Gesetz“. Für welche Variante
treten Sie ein?
In Betracht kommt nur ein einfaches Gesetz,
man kann es auch „systemisch“ nennen. Für
ein solches Gesetz – im Einklang mit dem
Verfassungsgerichtsurteil von 2003 – hätte
die Regierung eine ausreichende Mehrheit im
Parlament, will es aber um keinen Preis verabschieden. Ein Gesetz, das die Rechte der „Ausgelöschten“ nicht anerkennt, würde vor dem
Verfassungsgericht keinen Bestand haben.
Ähnlich wie in Kärnten, wo Haider dem Erkenntnis des Österreichischen Verfassungsgerichtshofes schon seit 2001 nicht Folge leistet.
Aber dort geht es „nur“ um slowenische Ortstafeln – hier geht es um elementare Menschenrechte von 18.305 Personen, die von der Regierung gesetzwidrig verletzt worden sind.
Was würde eine Entschädigung der Betroffenen kosten, was müsste alles abgegolten werden? Seinerzeit
war einmal von Kosten in der Höhe von 600 Milliarden Tolar die Rede – ist das realistisch?
28
Niemand hat davon eine Ahnung, die erwähnte Zahl ist frei erfunden. Sicher ist nur eines:
Dass eine Entschädigung gemäß Zivilrecht
nur fünf Jahre nach Schadenseintritt möglich
ist. Jegliche Entschädigung für in den Jahren
1992–2000 erlittenes Unrecht ist somit schon
heute ausgeschlossen. Wir haben natürlich ein
eigenes Gesetz für diesen speziellen Fall gefordert, aber die Politiker werden ein solches Gesetz niemals verabschieden. Und bevor wir
mit dieser Frage vor das Straßburger Gericht
kommen, wird es sicher noch zehn bis 15 Jahre dauern …
Im Juli organisierte eine weitere NGO, die „Civilna
iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA), einen Hungerstreik an der österreichisch-slowenischen Grenze,
um auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie
distanzierten sich von dieser Aktion und kritisierten
deren Organisator, Aleksandar Todorović (Večer,
4.7.2005). Die CIIA erwiderte ihrerseits, dass sie
kein Recht hätten, den Hungerstreik zu kommentieren, und es war auch der Vorwurf zu hören, dass
sie alle Aktivitäten eingestellt hätten, weil sie auf
eine offizielle Lösung warteten, die aus der Sicht
der CIIA nicht absehbar sei. Können Sie zu diesem
Streit Stellung beziehen?
Nein, für uns alle ist es besser, diese leidigen
Fragen nicht öffentlich zu diskutieren. In einer derartigen Situation beschränke ich mich
auf unumgängliche Reaktionen auf öffentliche
Angriffe. So auch hier: Die angebliche „Einstellung aller Aktivitäten“ unseres Vereins ist
eine Lüge. In den Monaten vor den Wahlen
haben wir nur deshalb von öffentlichen Manifestationen abgesehen, um nicht noch mehr
Xenophobie unter den Wählern zu erwecken.
Ich möchte lieber nicht ausführlicher auf diese
Frage eingehen.
Intervju z Matevžem Krivicem
Andererseits, wie sehen sie Todorović und seine Aktivitäten, die zumindest diesen Sommer durchaus
medienwirksam waren?
Ich kann nur wiederholen, was ich Herrn
Todorović seit Juni 2004 schon vielmals gesagt
und geschrieben habe: „Wenn wir schon nicht
mehr zusammenarbeiten können, so sollten
wir uns zumindest nicht gegenseitig angreifen. Wir werden alle deine konstruktiven Initiativen unterstützen, nur höre mit den ungerechten Angriffen und Lügen auf!“ Er hat
damit leider nicht aufgehört, aber trotzdem
haben wir seinen letzten öffentlichen Protest
an der Grenze im Juli öffentlich unterstützt.
Nur von der Methode des Hungerstreiks haben
wir uns wegen der Gesundheitsgefährdung der
Beteiligten distanziert. Vor allem aber habe ich
für den Rom Ali Berisha, dessen Schicksal der
Hauptgrund für den Hungerstreik war, konkrete Schritte in die Wege geleitet, um ihm
die Rückkehr nach Slowenien rechtlich zu ermöglichen. Das Verfahren ist im Gange, es ist
natürlich auch möglich, dass es keinen Erfolg
bringt. Aber erst dann sollte man andere Methoden in Betracht ziehen.
Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten
Monaten? Wann ist mit einer Lösung zu rechnen?
Die einzige Hoffnung für uns besteht in der
Ausübung von Druck durch internationale
Organisationen, vor allem vom Komissär für
Menschenrechte, Gil Robles, und der Kommission gegen Intoleranz (ECRI) – Institutionen des
Straßburger Europarates (nicht der EU). Aber
die slowenische Regierung zeigt sich gegen
Kritik von europäischen Institutionen unempfänglich. Die größte Schande für Slowenien als
vorgeblichen Rechtsstaat ist vielleicht die Tatsache, dass das Land mit einer solchen menschenrechtsfeindlichen Regierung 2008 den
Vorsitz in der EU übernehmen soll. In dieser
Welt ist scheint alles möglich – nur die Durchsetzung der Menschenrechte gegenüber einer
feindlich gesinnten Staatsmacht ist anscheinend unerreichbar.
Intervju z Matevžem Krivicem
Herwig Höller
Matevž Krivic, Vi ste pravni zastopnik „Društva
izbrisanih prebivalcev Slovenije“, ki se zavzema za
pravice tako imenovanih „izbrisanih“. Kdaj in kako
ste prvič izvedeli za problem „izbrisanih“?
Kot ustavni sodnik (1990-1998), ko smo bili
v letih 1994-95 soočeni s prvimi primeri, ki
pa so bili od pravno neukih ljudi zelo nejasno
formulirani. Od oblasti tudi niso prejeli
nobenih odločb, da bi proti njim lahko vložili
tožbe – to je bil za njihov velik problem in prav
v tem je tudi obrazložitev dejstva, da so od več
kot 18.000 „izbrisanih“ prišli pred sodišča le
nekateri redki primeri. Jaz s svojimi pogledi na
ta problem na ustavnem sodišču najprej zelo
dolgo nisem mogel prodreti – in šele junija
1998, nekaj mesecev pred iztekom mandata
prve zasedbe ustavnega sodišča, sem končno
lahko pripravil neko preliminarno rešitev, ki
pa je bila (presenetljivo) sprejeta celo s 6 : 1.
Naši nasledniki na ustavnem sodišču so nato
že februarja 1999 ta dva prva primera pripeljali
do konca in zelo jasno odločili, da izbris, ki
se je zgodil 26. februarja 1992 (tako rekoč
tajno, brez vsakih odločb), ni imel nikakršne
zakonske podlage in da je treba zakon takoj
popraviti, da bi s tem omogočili rešitev nastalih
problemov v skladu z ustavo.
Od kdaj se intenzivno ukvarjate s to tematiko?
29
Intervju z Matevžem Krivicem
V letih 1999-2001 sem bil tako okupiran z
drugimi težkimi ustavnopravnimi problemi
(najprej s problemom, kako odstraniti
škandalozno ustavnosodno potvorbo izida
referenduma o uvedbi večinskega volilnega
sistema, kar je bilo možno šele s spremembo
ustave leta 2000, in nato s tožbo pred novim
ustavnim sodiščem proti pogodbi Slovenije z
Vatikanom), da celo prej omenjene odločitve
iz februarja 1999 nisem poznal (je pa tudi v
medijih ostala popolnoma zamolčana). Šele
točno deset let po „izbrisu“, ko so trije izbrisani
na Ptuju (pri Mariboru) februarja 2002
ustanovili prvo društvo izbrisanih, sem začel
takoj delovati kot njihov pravni zastopnik.
Leta 2003 je slovensko ustavno sodišče ugodilo
vaši tožbi proti zakonskim podlagam, ki so
pripeljale do izbrisa okrog 18.000 iz drugih
jugoslovanskih republik izvirajočih prebivalcev
Slovenije iz prijavnih registrov in je ta izbris
razglasilo za protiustaven. Ali lahko na kratko
pojasnite, zakaj je bil izbris protiustaven?
Kot sem že povedal: ker ni imel nobene
zakonske podlage in dodatno še zato, ker je
bil izpeljan „tajno“ (brez vsake odločbe). Oba
razloga sta seveda tesno povezana: če za neki
upravni akt ni nobene zakonske podlage, potem
o tem tudi ne moreš izdati nikakršne odločbe.
Da nekdo kljub temu izvede tak nezakonit
upravni akt z zelo težkimi posledicami, mora
za to že imeti „važne“ politične razloge…
Toda, da ne bi bil do naših politikov krivičen:
o pravu in pravnih vprašanjih so takrat vedeli
– in vedo še danes – zelo zelo malo. Kljub temu
so seveda, v prvi vrsti takratna „Demosova“
vlada in notranji minister Igor Bavčar (toda
kasneje tudi vse Drnovškove vlade) v polnem
obsegu politično odgovorni za ta škandalozni
odnos do človekovih pravic – toda še veliko
30
večja odgovornost leži na takratnem državnem
sekretarju Slavku Debelaku, ki je bil magister
prava in je politike oskrboval s politično
zaželenimi „pravnimi razlagami“…
Vendar pa je eno leto kasneje prišlo do
referenduma, ki je bil v bistvu uperjen proti
„izbrisanim“ in problem vse do danes pravno
še ni rešen…
Da, to je bila za Slovenijo kot domnevno pravno
državo nova presenetljiva in res žalostna
zgodba: ta referendum bi moral biti kot očitno
protiustaven od ustavnega sodišča prepovedan,
toda predsednik parlamenta je predlog na
ustavno sodišče vložil en dan prepozno –
in ustavno sodišče ni moglo storiti ničesar.
Nadaljnji paradoks: z uspešnim referendumom
je bil samo odstranjen (razveljavljen) neki
zakon, ki je bil tako in tako protiustaven
(ker je hotel vrniti sporni status samo 4.000
„izbrisanim“ osebam namesto 12.000, kot je to
zahtevala sodba ustavnega sodišča). Toda sledili
so še nadaljnji, še bolj neverjetni paradoksi.
Prvič, kljub razveljavitvi zakona, ki ga je on
sam predlagal, je notranji minister dr. Bohinc
v naslednjih mesecih izvršil točno ta ne več
obstoječi zakon in ne sodbo ustavnega sodišča,
izdal je torej samo 4.000 namesto 12.000
odločb! In drugič: takratna opozicija mu je v
parlamentu grozila s kazenskim postopkom,
ker je sploh začel izdajati te, od ustavnega
sodišča zahtevane odločbe (in nato je končal
pri 4.000 odločbah, namesto da bi izdal vseh
12.000)! Toda teh 12.000 ljudi sta le dve tretjini
od vseh 18.305 izbrisanih – za preostalih 6.000
je ustavno sodišče zahtevalo, da bi bilo treba v
šestih mesecih, torej do oktobra 2003, sprejeti
poseben zakon. Prejšnja „leva“ vlada je tak
(ampak slab, le polovico problemov rešujoč)
zakon predložila šele oktobra 2004, ampak tudi
to je bilo za takratno opozicijo preveč in ji je z
Intervju z Matevžem Krivicem
mnogimi novimi zahtevami za referendum, ki
pa so bile od ustavnega sodišča vse zavrnjene,
vendarle uspelo, da je sprejetje takega zakona
v prejšnjem zakonodajnem obdobju preprečila.
Sedaj je ta opozicija prišla na oblast – in noče o
takem zakonu nič več slišati…
Na moje vprašanje, kaj je sedaj z reševanjem
problematike „izbrisanih“, mi je predsednik
slovenskega državnega zbora France Cukjati 18.
julija v Gradcu odgovoril, da bo slovensko notranje
ministrstvo še jeseni predložilo zakon in da bodo s
tem vse pretrpljene krivice spet odpravljene. Kmalu
za tem je Cukjati to izjavo ponovil tudi v Sloveniji,
nakar pa ste Vi v pismu bralca v dnevniku Delo
(23. 7.) najostreje protestirali in menili: „Govoriti o
resnem namenu reševanja tega problema je navadno
norčevanje.“ Ali res ni političnega namena rešiti ta
problem?
Res ga ni. Novi šef vlade Janša in drugi so
od volilne zmage naprej najmanj desetkrat
ponovili, da so pripravljeni ta problem „rešiti“
samo skupaj z opozicijo s posebnim „ustavnim
zakonom“, drugače pa nič. In to pomeni: nič.
Zakaj? Zato, ker je ta problem vprašanje
navadne zakonodaje in ni rešljiv z ustavnim
zakonom. Z ustavnim zakonom bi se želela
vlada samo izogniti ustavnosodni kontroli
zakona – čeprav sta že dva predsednika
ustavnega sodišča posvarila pred takim
kršenjem ustave, ki da bo po njunih besedah
tudi ostalo brez uspeha. Opozicija je ta način
reševanja jasno odklonila – in tako so tudi
navedene Cukjatijeve besede zgolj prazne
besede. Še slabše: namerno zavajanje naivne
publike.
Kadar se v slovenski javnosti govori o zakonskih
rešitvah tega problema, se vedno govori o dveh
zakonskih variantah: po eni strani o ustavnem
zakonu, po drugi strani o „sistemskem zakonu“. Za
katero varianto se zavzemate Vi?
Samo navaden zakon (lahko se seveda
imenuje tudi „sistemski“) pride v poštev. Za
sprejetje takega zakona ima vlada zadostno
večino v parlamentu – toda tega noče narediti.
Pravicam „izbrisanih“ nasproten zakon ne
bi imel nobenih izgledov pred ustavnim
sodiščem – zakona v skladu s sodbo ustavnega
sodišča iz leta 2003 pa vlada za nobeno ceno
noče narediti. Podobno kot na Koroškem, kjer
Haider že dolgo noče slediti odločbi avstrijskega
ustavnega sodišča. Ampak tam gre „samo“
za slovenske krajevne napise – tu pa gre za
elementarne človekove pravice 18.305 ljudi, ki
jih je nezakonito prekršila vlada sama.
Koliko pa bi poprava krivic in odškodnina znašala,
kaj vse bi moralo biti kompenzirano? Enkrat
se je govorilo o 600 milijardah tolarjev – je to
realistično?
Nihče nima pojma o tem – omenjena številka
je popolnoma izmišljena. Gotovo je le eno: da
je odškodnina (v skladu s civilno zakonodajo)
možna samo pet let od nastanka škode. Vsaka
odškodnina za (velike) škode v letih 19922000 je torej že danes popolnoma nedosegljiva.
Mi smo seveda zahtevali poseben zakon za
ta posebni primer, toda naši politiki ne bodo
takega zakona nikoli sprejeli. In preden bomo s
tem vprašanjem lahko prišli pred strassburško
sodišče, bo trajalo gotovo še 10 ali 15 let…
Julija je neka druga nevladna organizacija,
„Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA),
organizirala gladovno stavko na avstrijsko-slovenski
meji, da bi opozorila na nerešenost problema. Vi ste
se od te akcije distancirali in ste kritizirali, da je
organizator gladovne stavke Aleksandar Todorović
odklonil Vašo prošnjo, da bi se vprašanje najprej
31
Intervju z Matevžem Krivicem
razjasnilo po pravni poti (Večer, 4. 7. 2005). CIIA
pa je odgovorila, da vi nimate nobene pravice
komentirati gladovne stavke in slišati je bilo tudi
očitek, da ste ustavili vse aktivnosti, ker ste čakali na
uradno rešitev, ki pa je po mnenju CIIA ni mogoče
pričakovati. Ali lahko komentirate ta spor?
Ne, za vse nas je bolje, če o teh bolečih
vprašanjih ne razpravljamo v javnosti. Ob vsaki
taki priložnosti se omejim le na najnujnejše
odgovore na javne napade. Tako tudi tukaj:
domnevna „ustavitev vseh aktivnosti“ našega
društva je laž. V mesecih pred volitvami smo
se samo odpovedali javnim manifestacijam, da
ne bi med volivci vzbudili še več ksenofobije. Že
iz Vašega vprašanja si lahko vsak predstavlja,
da je do razcepa med nami junija 2004 prišlo
zaradi različnih pogledov na metode našega
boja. Globlje v to vprašanje pa raje ne bi šel.
Kako pa gledate na Todorovića in njegove
aktivnosti, ki so bile vsaj to poletje vsekakor medijsko
učinkovite?
Lahko le ponovim, kar sem od junija 2004
gospodu Todoroviću že velikokrat rekel in
napisal: „Če ne moremo več skupaj delati, se
vsaj medsebojno ne napadajmo. Mi bomo
podprli vse tvoje dobre iniciative – samo
prenehaj z nepravičnimi napadi in z lažmi!“
On s tem žal ni prenehal, kljub temu pa smo
njegov zadnji javni protest na meji (julija)
javno podprli, le od metode gladovne stavke
smo se distancirali (zaradi ogrožanja življenj
nedolžnih ljudi). Predvsem pa sem za Roma
Alija Berisho, katerega usoda je bila glavni
razlog za stavko, naredil konkretne korake, da
bi mu omogočil vrnitev v Slovenijo po pravni
poti. Postopki so v teku – gotovo je možno, da
bodo tudi to neuspešno. A šele potem bodo
morda tudi druge metode lahko učinkovitejše.
32
Kakšen razvoj pričakujete v naslednjih mesecih, s
kakšnimi koraki je treba računati? In kdaj lahko
pričakujemo rešitev?
Edino upanje za nas so možni pritiski
mednarodnih instanc, predvsem komisarja
za človekove pravice gospoda Gila Roblesa in
komisije proti nestrpnosti (ECRI) – oboje sta
instituciji strassburškega Sveta Evrope (ne EU).
Toda naša vlada ne kaže niti nasproti kritikam
iz evropskih institucij nobenega spoštovanja.
Največja sramota za Slovenijo kot domnevno
pravno državo je morda dejstvo, da bi Slovenija
s takšno, človekovim pravicam sovražno vlado,
morala leta 2008 prevzeti predsedovanje EU. V
tem svetu je res vse mogoče – le spoštovanje
človekovih pravic nasproti njim sovražni
državni oblasti je skoraj nedosegljivo.
Usodna privlačnost juga
O AVTORJU – ZUR PERSON
Tanja Petrović
Usodna privlačnost
juga
Odnos Slovencev do kulture bivših
jugoslovanskih republik
Tanja Petrović, jezikoslovka (diplomirala 1998 in magistrirala 2002 v Beogradu,
doktorirala 2005 v Ljubljani), zaposlena na
Znanstvenoraziskovalnem centru v Ljubljani in
Balkanološkem inštututu v Beogradu. Ukvarja
se z antropološko lingvistiko, vprašanji manjšin
ter kulturnimi procesi na prostorih bivše
Jugoslavije – Tanja Petrović arbeitet als
Sprachwissenschaftlerin (Diplom 1998, Magisterium 2002 in Belgrad, Doktorat 2005 in
Ljubljana) am Wissenschaftsforschungsinstitut
in Ljubljana und am Institut für Balkanologie in
Belgrad. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit
antropologischer Linguistik, Minderheitenfragen und kulturellen Prozessen auf dem Gebiet
des ehemaligen Jugoslawiens.
� Text: Tanja Petrović
Maja 2004 je Republika Slovenija kot prva in najuspešnejša med državami na območju bivše
Jugoslavije postala del velike evropske družine. V obdobju po praznovanju prve obletnice članstva
v Evropski skupnosti in po štirinajstih letih samostojnosti Slovenije se mi zdi smiselno postaviti
vprašanje, kakšen je odnos Slovenije in Slovencev do ostankov zapuščine nekoč skupne države. Po
skoraj poldrugem desetletju propada skupne države, njene bivše republike na svetovnem političnem
zemljevidu nastopajo kot neodvisne države in v skladu s tem, kljub nekaterim težavam in odprtim
vprašanjem, čedalje bolj urejajo medsebojne odnose. Kaj pa je z individualnim in kolektivnim
spominom, nastalim v teku sedemdesetih letih obstoja Jugoslavije? Jugoslovansko nasledstvo
in skupni spomin, ki ju delijo nekdanji državljani Jugoslavije, ne glede na njihove medsebojne
razlike in izvirno različne kulturne tradicije, v veliki meri še vedno oblikujeta na teh prostorih tudi
odnos in distanco do drugega in tujcev:1 tako na mednarodnih športnih dogodkih, kjer v primeru,
da se “naša” nacionalna reprezentanca ne kvalificira ali izpade iz tekmovanja, bivši Jugoslovani
navijamo za “druge naše”, torej za reprezentanco ene izmed nekdanjih jugoslovanskih republik. Iz
istega razloga v prodajalnah CD plošč v Ljubljani glasba, ki nastaja na prostorih bivše Jugoslavije,
ni razvrščena na policah skupaj s tujo glasbo, temveč ima poseben status in je označena kot „bivša
domača glasba”. Odnos do bivših jugoslovanskih republik je ne nazadnje v Sloveniji drugačen tudi
zaradi velikega števila ljudi, ki prihajajo iz tistih prostorov in so danes prebivalci ali državljani
Republike Slovenije. Kakšen je pravzaprav ta odnos? Kako se oblikuje in kdo ga oblikuje?
V nadaljevanju tega besedila bomo nekaj pozornosti posvetili odnosu Slovencev do Srbije in srbske
kulture in ob tem skušali najti odgovor na predhodno postavljena vprašanja.
V zadnjih letih Slovenci zelo radi hodijo v Srbijo. Po desetletju molčanja in ignoriranja je v Sloveniji
nastopilo „ponovno odkrivanje” Srbije. In kakšna je ta Srbija? V seriji oddaj slovenske nacionalne
33
Usodna privlačnost juga
televizije „Čez planke”, kjer voditeljica
predstavlja druge države in življenjske navade
v teh državah, je bila ena oddaja namenjena
spoznavanju Srbije in Črne gore. Srbija je bila
predstavljena kot precej bizarno carstvo turbofolka, velik del oddaje so posvetili prav avtorjem
in izvajalcem te glasbene zvrsti. V oddaji je bila
na široko predstavljena Svetlana Ražnatović
alias Ceca, s katero se je novinarka pogovarjala
v prostorih nogometnega kluba „Obilić”,
katerega direktorstvo je Ceca podedovala od
ubitega moža Željka Ražnatovića Arkana, enega
najhujših vojnih zločincev na prostoru bivše
Jugoslavije. Scenarij oddaje je veliko prostora
namenil tudi zelo nenavadnim osebnostim,
kot je Giovanni, žigolo, ki obratuje v Vrnjački
Banji, najbolj znanih srbskih toplicah, kjer
za denar kratkočasi gospe v zrelih letih. Niti
besede ni bilo namenjene srbskim pisateljem,
igralcem, znanstvenikom. Niti besede o
gledaliških, filmskih in glasbenih festivalih.
Nič drugačne podobe Srbije ne ponujajo svojim
klientom številne slovenske potovalne agencije,
ki organizirajo tako obiske Beograda za novo
leto in vikend popotovanja kot tradicionalna
potovanja v Gučo na Sabor trubača. Med
glavne atrakcije Beograda agencije predlagajo
ogled hiše Cece Ražnatović in nepozabni
žur na enem izmed beograjskih splavov na
Savi, kjer se predvaja prepoznavna turbo-folk
glasba.
S tem ni nič narobe. Ponudba je odvisna v
veliki meri od zahtev trga in potemtakem
je razumljivo, da je taka, kot je: ponuja se
pravzaprav to, kar je najlažje prodati. Pa vendar
Slovenci poznajo tudi druge plati srbske kulture:
poslušajo srbski rok, gledajo srbske gledališke
predstave in filme. V Srbijo gredo tudi iz drugih
razlogov in ne samo zaradi poceni zabave. O
takšni Srbiji pa v slovenskih medijih ne slišimo
34
skoraj nič. Kaj povprečno informiranemu
Slovencu pade na pamet, če ga povprašamo
o glasbenem festivalu v Srbiji? Trobentači v
Guči, seveda: par vročih avgustovskih dni nore
zabave ob balkanski glasbi in balkanski hrani
v močno alkoholizirani atmosferi. Kaj pa je z
EXIT-om, največjim balkanskim festivalom
sodobne glasbe, ki se je v tem letu že petič
odvijal v Novem sadu? Na začetku julija 2005
je na EXIT odpotovalo veliko mladih Slovenk
in Slovencev. Tako kot leto poprej in leta pred
tem. V slovenskem medijskem prostoru je
vendarle ta dogodek dobil zelo malo prostora.
Bilo je nekako tako: kdor je vedel in ga je
dogajanje festivala zanimalo, je lahko o EXITu dobil informacije. Ostala javnost pa o tem
ni mogla veliko zvedeti, saj so mediji o tem
poročali zelo skopo. EXIT je urbani dogodek
svetovnih razmer, pravi evropski festival na
Balkanu. Zakaj nihče v Sloveniji ne govori o
balkanski kulturi, ki je istočasno zelo evropska,
ki je urbana in primerljiva s kulturo ostalih
svetovnih metropol? Zakaj je za slovenski
prostor zanimiv samo tisti del srbske kulture,
ki ima močen priokus neokusa? Če bi šlo za
državo, ki je od Slovenije oddaljena tisoče
kilometrov in o kateri Slovenci vedo zelo malo,
bi lahko poiskali razlago v nerazumevanju
in nevednosti. Tukaj pa očitno gre za nekaj
drugega.
Čeprav si nekateri slovenski intelektualci
prisotnost jugonostalgije med Slovenci in
njihova potovanja v Srbijo razlagajo z izključno
ekonomskega vidika ter navajajo kot pararelni
primer današnjim potovanjem v Srbijo
potovanja na Češkoslovaško pred leti, je težko
verjeti, da mladi Slovenci množično praznujejo
novo leto v Beogradu samo zato, kjer je tam
vse poceni. Je mogoče povod za obisk tudi to,
da v novoletni noči na beograjskih trgih igrajo
Usodna privlačnost juga
najbolj znane srbske rok in pop skupine, ki
so drugače zelo priljubljene tudi v Sloveniji?
So mogoče koncerti Ramba Amadeusa, „Van
Gogha”, „Darkwood duba” in ostalih – torej
spet zelo urbani glasbeni dogodek, ki ga Beograd
za vsako novo leto ponuja svojim prebivalcem
in gostom – to, kar mlade Slovenke in Slovence
vleče v srbsko prestolnico? Ne nazadnje, kaj
pa so Slovenci (in vsi ostali) vedeli o češki in
slovaški glasbi in kulturi, ko so tja množično
potovali na zelo poceni zimske počitnice?
Še bolj jasno se pokaže, da ekonomska razlaga
zanimanja Slovencev za Srbijo ni ne edina
ne najbolj verjetna, če pogledamo sodobno
kulturno produkcijo na slovenskem prostoru:
kot primer lahko navedemo sodobno slovensko
kinematografijo. Trije najbolj gledani slovenski
filmi po letu 1991 so „Kajmak in marmelada”
(2003), „Outsider” (1997) in „Nikogršnja
zemlja” (2001)2. Prvi na lestvici, “Kajmak in
marmelada”, je zgodba o ljubezni med Slovenko
in Bosancem. Avtor filma in nosilec glavne
vloge, Branko Ðurić (sarajevski igralec, ki že
vrsto let živi v Ljubljani, znan na celotnem
prostoru bivše Jugoslavije po vlogi v legendarni
TV nadaljevanki iz osemdesetih let „Top lista
nadrealista” in član nekdanje rock-skupine
„Bombaj štampa”), se v filmu subtilno igra s
stereotipi o Slovencih in Bosancih, nastalimi
v njihovem neposrednem stiku bivanja v
slovenskem prostoru. Film „Outsider” (režija
Andrej Košak) govori o težavah mladeniča
iz etnično mešanega zakona: oče je bosanski
oficir JLA, mati pa Slovenka, gospodinja.
Družina se zaradi očetove službe pogosto
seli po celi Jugoslaviji, zgodba pa se začne z
njenim prihodom v Ljubljano leta 1979. V
filmu se togi principi jugoslovanskega oficirja
soočajo s pogledi njegovega sina, oblikovanimi
pod močnim vplivom ljubljanske punk-
kulture. Tretji na lestvici je film „Nikogaršnja
zemlja” (režija Danis Tanović), čigar zgodba je
umeščena v z vojno zajeto Bosno in obravnava
usodo treh vojakov, pripadajočim sovražnim
vojskami, ki se znajdejo na nikogaršnji zemlji.
Kot je razvidno iz pravkar podanih kratkih
opisov, so vsi trije najbolj gledani slovenski
filmi v samostojni Sloveniji tako ali drugače
povezani z bivšo Jugoslavijo. Filmski kritik in
teoretik Marcel Stefančič jr. je napisal, da „če
hoče slovenski film zelo potegniti in postati
mega hit, mora biti zgodba nekako povezana
z bivšo Jugoslavijo… Če hoče slovenski film
v Sloveniji uspeti, ne sme ignorirati Bosancev,
‘Bosancev’ (splošni naziv za vse, ki prihajajo
južno od reke Kolpe, T. P.) in drugih ‘južnjakov’.
Jug je del formule za uspeh.”3 Skupno znanje in
skupni spomini na jugoslovanski prostor očitno
še vedno v veliki meri vplivajo na kulturno
podobo post-jugoslovanskih družb.
Če je že tako, kako lahko razložimo poudarjanje
zgolj zelo drugačnih in zelo bizarnih aspektov
srbske kulture v slovenskem javnem diskurzu?
In, če vprašanje postavimo na raven „navadnih
ljudi”, tj. porabnikov kulture – zakaj Slovenci
množično obožujejo Ceco Ražnatović in na
„saboru” v Guči nosijo majice s portreti haaških
obtožencev Ratka Mladića in Radovana
Karadžića? Beograjski novinar Teofil Pančić v
tedniku „Vreme” to slovensko oboževanje srbskih
bizarnosti, ta „antiglobalizacijski turizem”,
razlaga kot del širšega „turbolevičarskega
diskurza, ki nasprotuje establišmentu, Evropski
skupnosti in zvezi NATO”. Kot nekdo, ki že pet
let živi med Beogradom in Ljubljano ter dobro
pozna situacijo v obeh okoljih in se v obeh počuti
doma, lahko ponudim bolj kompleksen odgovor
na postavljeno vprašanje, odgovor, ki ima dva
dela, ki sta med sabo vseskozi povezana, saj se
prepletata in podpirata. Orientalizirana podoba
35
Usodna privlačnost juga
Srbije kot hedonističnega raja za radovedne,
zabave željne in od resnega dela utrujene
slovenske turiste, raja, polnega bizarnih scen
in oseb, je en izmed načinov, kako slovenska
družba, posebno ta njen del, ki sodeluje v
oblikovanju javnega mnenja, poskuša upravičiti
pojav ti. „jugonostalgije”, zelo prisoten na vseh
prostorih bivše države. Jugonostalgija se namreč
marsikaterim zdi neprimerna in nezdružljiva
z zgodbo o uspehu samostojne Slovenije.
Zanimanje za Srbijo in ohranjevanje skupnega
kulturnega prostora je nekaterim lažje sprejeti
v kolonizacijskem ključu, kot zanimanje za
nekaj, kar je zelo drugačno in zelo oddaljeno, pri
čemer ni nevarnosti identifikacije – z bizarnimi
scenami čaščenja vojnih zločincev ali tem,
kar se dogaja na „določeni vrsti beograjskih
splavov”, se je namreč težko identificirati, razen
na sproščenih, razposajenih in neobvezujočih
počitnicah. Vse to je zelo daleč od doma, kjer
je resno življenje. Doma je Evropa. „Normalne”,
evropske, urbane, univerzalno ovrednotene
manifestacije kulture, kot je recimo srbska, se pri
tem, razumljivo, ignorirajo. Drugi del odgovora
je povezan s vsesplošno komercializacijo
slovenske družbe in njenih vrednot: vredno
in sprejemljivo je to, kar je najlažje prodati, in
tukaj se vse bolj pogosto končajo vse razprave
o kakovosti in okusu.4 V takem diskurzu
se da vse relativizirati; tako je že omenjana
Ceca Ražnatović dobila neverjeten prostor v
slovenskih medijih v času njenega koncerta v
maju l. 2005, celo na nacionalni televiziji, ki
naj bi skrbela za kulturno politiko v državi.
Povezano s prvim delom odgovora pa je dejstvo,
da je omenjena gospa na veliko reklamirana kot
„ikona srbske glasbe”, in se je v medijih celo
pojavljal argument, da njen koncert v slovenski
prestolnici potrjuje, da se v Sloveniji skrbi za
kulturne potrebe Srbov, ki v tej državi živijo v
36
velikem številu. Argument, ki ga je veliko Srbov
v Sloveniji (vključno z avtorico tega besedila)
doživelo kot žaljiv, saj so zanje C. Ražnatović
in njen soprog ter njena glasba najizrazitejši
simbol časov in vrednot režima Slobodana
Miloševića, zaradi katerega je nenazadnje
veliko od njih tudi zapustilo Srbijo. Čeprav to ni
dejstvo, ki je v Sloveniji neznano, je izenačevanje
vseh že preverjeno učinkovit mehanizem
orientalizacije. Lahkotno sprejemanje takih
vrednot in takih mehanizmov, ki so zadnje
čase značilni za slovensko družbo, bi težko
ne povezali s trenutno politično in družbeno
situacijo v Republiki Sloveniji. Kot se zdi, je
ravno današnji čas, bolj kot kadarkoli pred tem,
ožigosan s pomanjkanjem politične in družbene
angažiranosti kulturnih delavcev. Ali pa je
naključje, da je prav skupina „Laibach”, za katero
lahko rečemo, da je prava „slovenska glasbena
ikona”, in to po svetovno priznanih merilih, in
istočasno ena izmed redkih glasbenih skupin na
slovenski sceni, katerih člani ob muziki izražajo
tudi čvrsto politično stališče in zagovarjajo
določene družbene vrednote, dobila drastično
zmanjšano denarno podporo Ministrstva za
kulturo Republike Slovenije, ki sofinancira
najkvalitetnejše izvajalce javnih kulturnih
programov s področja uprizoritvene, glasbene,
vizualne ter intermedijske umetnosti?5
OPOMBE
1
2
3
4
5
Prav zaradi skupne zgodovine večnacionalne države Jugoslavije šteje
zgodovinarka Maria Todorova Slovenijo za del Balkana, ker “zgodovine
Balkana v 20. stoletju ni možno predstaviti, če se območje nekdanje
Jugoslavije ne obravnava kot celota” (prim. Maria Todorova, Introduction:
Learning Memory, Remembering Identity, v: “Balkan Identities, Nation and
Memory”, Maria Todorova (ed.), New York: New York University Press 2004,
str. 13, opomba 27).
Vir: Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004.
Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004.
To je, recimo, bilo zelo razvidno v diskusiji o slovenskem turbo-folku v oddaji
“Trenja” na POP-TV 3. februarja 2005.
Prim. Izjavo za javnost skupine „Laibach” ob vložitvi tožbe zoper državo v
časopisu „RockOnNet”, 11. marec 2005, http://www.rockonnet.com/clanek.
php?id=2&article=2930.
Schicksalhafter Charme des Südens
Schicksalhafter Charme des
Südens
Die Beziehung der Slowenen zur
Kultur der ehemaligen jugoslawischen
Teilrepubliken
Im Mai 2004 wurde Slowenien als erster und
erfolgreichster der auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens entstandenen Staaten Teil
der großen europäischen Familie. In der Zeit
nach den Feiern anlässlich der einjährigen Mitgliedschaft in der EU und nach 14 Jahren der
Unabhängigkeit Sloweniens erscheint es mir
sinnvoll, sich die Frage zu stellen, wie die Beziehung Sloweniens und seiner Bürger zum
Rest des einstigen gemeinsamen Staates aussieht. Fast eineinhalb Jahrzehnte nach dem
Zerfall Jugoslawiens versuchen die ehemaligen
Teilrepubliken als unabhängige Staaten, trotz
verschiedener Probleme und offener Fragen, die
zwischenstaatlichen Beziehungen zu verbessern. Wie aber verhält es sich mit der individuellen und kollektiven Erinnerung, die im Laufe
des über 70-jährigen Bestehens Jugoslawiens
entstanden ist? Die gemeinsame Erinnerung,
die die ehemaligen Bürger Jugoslawiens ungeachtet ihrer kulturellen Unterschiede miteinander teilen, stellt noch immer in großem Maße
sowohl Nähe als auch Distanz zum Anderen
und auch gegenüber Dritten her.1 Das tritt beispielsweise bei internationalen Sportereignissen zutage: Wenn „unsere“ Nationalmannschaft ausscheidet, drücken wir als vormalige
Jugoslawen für „unser ehemaliges“ Team, d.h.
für die Mannschaft einer der ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens die Daumen. Dasselbe gilt für die Musikgeschäfte, wo auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens produzierte
Musik nicht internationalen Gruppen zugeordnet wird, sondern als „ehemalige jugoslawische Musik“ einen besonderen Status einnimmt. Die Beziehung gegenüber den anderen
ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken ist
in Slowenien schon deswegen eine besondere,
weil viele Bürger des ehemaligen Jugoslawiens
heute Einwohner oder sogar Staatsbürger Sloweniens sind. Wie sieht diese Beziehung aus
und wie ist sie entstanden?
In weiterer Folge wird in diesem Artikel das
Augenmerk auf die Beziehung der Slowenen
zu den Serben und deren Kultur gerichtet, wobei der Versuch unternommen wird, Antworten auf die zuvor gestellten Fragen zu finden.
Viele Slowenen besuchen seit einigen Jahren
immer häufiger Serbien. Nach einem Jahrzehnt
der „Eiszeit“ wird Serbien von den Slowenen
„aufs Neue entdeckt“. Wie sieht dieser Staat
aus? Eine Folge der Serie Čez planke (Über die
Zaunlatte) im staatlichen slowenischen Fernsehen, in der andere Länder und deren Bräuche
vorgestellt werden, wurde Serbien und Montenegro gewidmet. Serbien wurde als ein bizarres Reich des Turbofolks (eine Mischung aus
Disco, Rap, Techno, Bauchtanz und serbischen
Liedern) präsentiert, und einen Großteil der
Sendung widmete man den Interpreten dieser
Musikrichtung. Mit Svetlana Ražnatović alias Ceca führte eine Journalistin in den Räumen des Fußballklubs Obilić ein Interview. Die
Leitung des Klubs erbte sie von ihrem getöteten Mann Željko Ražnatović alias Arkan, der
als einer der größten Kriegsverbrecher im ehemaligen Jugoslawien gilt. In der Sendung erschienen auch viele außergewöhnliche Persönlichkeiten, wie z. B. Giovanni, ein Gigolo, der
in Vrnjačka Banja, dem bekanntesten Kurort
Serbiens, aktiv ist und für Geld Damen reiferen Alters die Langeweile vertreibt. Kein Wort
37
Schicksalhafter Charme des Südens
über serbische Schriftsteller, Schauspieler und
Forscher. Kein Wort über Theater-, Film- oder
Musikfestivals.
Ein ähnliches Bild von Serbien wird von den
slowenischen Reisebüros vermittelt, die Silvester-Reisen nach Belgrad, Wochenendausflüge
oder längere Reisen nach Guča zum TurbofolkFestival (Sabor Trubača) organisieren. Zu den
von den Reisebüros angebotenen Topattraktionen von Belgrad zählt das Haus von „Ceca“
Ražnatovič und eine unvergessliche Party auf
einem Floß auf der Save mit Turbofolkmusik.
Weil das Angebot von der Nachfrage bestimmt
wird, ist es verständlich, das das offeriert wird,
was sich am besten verkaufen lässt. Dennoch
kennen die Slowenen auch andere Seiten der
serbischen Kultur: Sie hören serbische Rockmusik, besuchen serbische Theaterstücke und sehen sich serbische Filme an. Billige Partys sind
nicht der einzige Grund, warum die Slowenen
nach Serbien fahren. Doch über diese andere
Seite Serbiens wird in den slowenischen Medien fast gar nichts berichtet.
Was fällt einem durchschnittlich informierten
Slowenen ein, wenn man ihn über ein Musikfestival in Serbien befragt? Die Trompeter
in Guča, einige heiße Sommertage im August
mit wilder Partylaune, balkanischer Musik
und balkanischem Essen in einer alkoholgetränkten Atmosphäre. Was ist mit dem EXIT,
einem der größten Festivals für moderne Musik auf dem Balkan, das im Jahre 2005 in Novi
Sad schon zum fünften Mal veranstaltet wurde? Anfang Juli 2005 nahmen viele junge Slowenen und Sloweninnen an dieser Veranstaltung teil, wie bereits 2004 und in den Jahren
davor. In den slowenischen Medien wurde diesem Ereignis aber nur wenig Platz eingeräumt,
obwohl EXIT ein Festival von internationaler
Dimension ist. Warum spricht kein Mensch in
38
Slowenien über die Kultur des Balkans, die zugleich sehr europäisch, urban und mit der Kultur von Weltmetropolen vergleichbar ist? Warum ist für Slowenien nur derjenige Teil der
serbischen Kultur interessant, der einen starken
Geruch von Geschmacklosigkeit hat? Wenn es
um einen Staat ginge, der Tausende Kilometer
von Slowenien entfernt wäre und über den die
Slowenen nur wenig Ahnung hätten, könnte
man die Erklärung in Unwissenheit und Unverständnis suchen. Hier handelt es sich aber
offensichtlich um etwas anderes.
Obwohl einige slowenische Intellektuelle die
„Jugonostalgie“ unter den Slowenen und deren Reisen nach Serbien ausschließlich mit
wirtschaftlichen Aspekten begründen und als
paralleles Beispiel die Reisen in die Tschechoslowakei vor einigen Jahren anführen, ist es
schwer vorstellbar, dass die Slowenen massenweise das neue Jahr in Belgrad feiern, nur weil
dort alles billig ist. Kann es auch daran liegen,
dass in der Silvesternacht in den Straßen von
Belgrad die bekanntesten serbischen Rock &
Pop Gruppen auftreten, die auch in Slowenien
sehr populär sind? Sind vielleicht die Konzerte
von Rambo Amadeus, Van Gogh, Darkwood dub
und anderen – also wiederum ein urbanes Musikereignis – das die Stadt Belgrad jedes Jahr
zu Silvester für die Bürger und Gäste veranstaltet, gerade das, was die jungen Slowenen an
der serbischen Metropole so fasziniert? Und
nicht zuletzt: Was wussten die Slowenen (und
auch all die anderen) über die tschechische und
slowakische Musik und Kultur, als sie massenweise dorthin auf billigen Winterurlaub gefahren sind?
Es zeigt sich, dass das slowenische Interesse an
Serbien nicht alleine mit wirtschaftlichen Faktoren zu erklären ist, vor allem wenn wir einen
Blick auf die moderne slowenische Kulturpro-
Schicksalhafter Charme des Südens
duktion werfen. Als Beispiel könnte man die
zeitgenössische slowenische Filmproduktion
anführen. Die drei beliebtesten slowenischen
Filme nach 1991 sind Kajmak in marmelada
(Kajmak und Marmelade), 2003; Outsider, 1997
und Nikogaršnja zemlja (Niemandsland), 2001.
Der auf Platz eins der Beliebtheitsskala rangierende Film Kajmak in marmelada mit mehr als
100.000 Zuschauern2 ist eine Liebesgeschichte zwischen einer Slowenin und einem Bosnier. Der Filmautor und Hauptdarsteller Branko
Jurić3 spielt im Film mit den gegenseitigen Vorurteilen, die Slowenen und Bosnier voneinander haben. Der Film Outsider (Regisseur Andrej
Košak) zeigt die Probleme eines Jugendlichen
aus einer Mischehe: Sein bosnischer Vater war
Offizier in der JNA (Jugoslovenska Narodna
Armija/Jugoslawische Volksarmee) und seine
Mutter slowenische Hausfrau. Die Arbeit des
Vaters verlangt von der Familie häufige Übersiedlungen. Die Geschichte beginnt mit deren
Ankunft in Ljubljana im Jahre 1979. Im Film
kollidieren die starren Prinzipien des jugoslawischen Offiziers und die Denkweise seines Sohnes, die stark von der Punk-Kultur in Ljubljana
beeinflusst ist. Der dritte Film auf der Beliebtheitsskala, Nikogaršnja zemlja (Regisseur Danis
Tanović), spielt im bosnischen Kriegsgebiet
und berichtet vom Schicksal dreier Soldaten,
die verschiedenen feindlichen Armeen angehören und im Niemandsland aufeinander treffen.
Die drei beliebtesten slowenischen Filme sind
also auf irgendeine Weise mit dem ehemaligen
Jugoslawien verbunden. Der Filmkritiker Marcel Stefančič meint dazu: „Wenn ein slowenischer Film erfolgreich oder sogar ein Megahit
werden sollte, muss die Geschichte irgendwie
mit dem ehemaligen Jugoslawien verbunden
sein. […] Wenn ein slowenischer Film Erfolg
haben will, darf er die ,Bosnier’4 und andere
,Südländer’5 nicht ignorieren. Der Süden ist
eine Erfolgsgarantie“. Die gemeinsame Erinnerung an das ehemalige Jugoslawien trägt noch
immer viel zur kulturellen Ausprägung der
postjugoslawischen Gesellschaften bei.
Wie kann man sich indessen die Betonung
der sehr unterschiedlichen Rezeption der verschiedenen, zum Teil bizarren Aspekte der
serbischen Kultur in der slowenischen Öffentlichkeit erklären? Stellen wir die Frage vom
Niveau „der einfachen Leute“, d.h. der Kulturverbraucher, aus: Warum vergöttern die Slowenen massenweise „Ceca“ Ražnatović und wieso tragen sie beim Sabor in Guča T-Shirts mit
der Porträts der Kriegsverbrecher Ratko Mladić
und Radovan Karadžić? Der Belgrader Journalist Teofil Pančić beschreibt in der Wochenzeitung Vreme die slowenische Verherrlichung
der serbischen Absonderlichkeit und den „Antiglobalisierungstourismus“ als einen Teil des
breiten „turbolinken Diskurses, der sich gegen
das politische Establishment, die EU und die
NATO richtet.“ Als jemand, der schon fünf
Jahre zwischen Belgrad und Ljubljana lebt,
die beiden Umfelder sehr gut kennt und sich
in beiden zuhause fühlt, kann ich eine komplexere, aus zwei Teilen bestehende Antwort
auf die gestellte Frage geben: Das orientalisierte Bild Serbiens als ein hedonistisches Paradies
für die Neugierige, Partyhungrige und slowenische Touristen, die des Alltagstrotts überdrüssig sind, ein Paradies voll bizarrer Szenen
und Personen, ist nur eine Möglichkeit, die so
genannte „Jugonostalgie“, die in allen Ländern
des ehemaligen Jugoslawien existiert, zu rechtfertigen. Diese „Jugonostalgie“ scheint vielen
mit der Erfolgsgeschichte des unabhängigen
Sloweniens unvereinbar. Das Interesse für Serbien und die Beibehaltung des gemeinsamen
Kulturraumes ist für einige leichter im Sinne
39
Schicksalhafter Charme des Südens
eines Interesse für etwas, das anders und weit
weg ist, wobei keine Identifikationsgefahr besteht, zu verstehen – mit bizarren Szenen der
Ehrung von Kriegsverbrechern oder mit dem,
was auf gewissen Belgrader Flößen passiert,
kann man sich nur schwer identifizieren. Dies
gelingt nur in ungezwungener und ausgelassener Urlaubsatmosphäre. All dies passiert weit
weg von zu Hause, wo sich das ernste Leben
abspielt. Zu Hause wartet Europa. „Normale“, europäische, urbane, universell bewertbare
Kulturmanifestationen werden dabei logischerweise ignoriert. Der zweite Teil der Antwort
hängt mit der allgemeinen Kommerzialisierung der slowenischen Gesellschaft und ihrer
Werte zusammen: Wertvoll und akzeptabel ist
nur das, was sich verkaufen lässt, und an diesem Punkt enden immer öfter die Diskussionen über Qualität und Geschmack6. In einem
solchen Diskurs kann man alles relativieren;
die bereits erwähnte „Ceca“ Ražnatović bekam
zur Zeit ihres Konzerts in Ljubljana im Mai
2005 unglaublich viel Raum in den slowenischen Medien, sogar im staatlichen Fernsehen,
das eigentlich einen Kulturauftrag zu erfüllen
hätte. Mit dem ersten Teil der Antwort ist der
Umstand verbunden, dass die genannte Sängerin sehr häufig als „Ikone der serbischen Musik“ angesehen wird und in den Medien sogar
das Argument auftauchte, dass ihr Konzert in
der slowenischen Metropole gezeigt habe, dass
die Slowenen auch an die Kulturbedürfnisse
der zahlreichen in Slowenien lebenden Serben
denken. Ein Argument, das viele Serben in Slowenien (einschließlich der Autorin dieses Artikels) als sehr beleidigend empfanden, da für
diese Menschen sowohl „Ceca“ Ražnatović,
ihr Ehemann wie auch ihre Musik das bezeichndste Symbol für das Miloševič-Regime
sind und viele Serben wegen der damaligen po-
40
litischen Situation das Land verlassen haben.
Dieser Umstand ist in Slowenien nicht unbekannt, und das „Über-den-Kamm-Scheren“ aller stellt einen bewährten Mechanismus des
Orientalismus dar. Die unreflektierte Annahme solcher Mechanismen, die in der letzten
Zeit für die slowenische Gesellschaft charakteristisch sind, lässt sich mit der derzeitigen
politischen und gesellschaftlichen Situation in
Slowenien erklären. Wie es scheint, ist gerade
die heutige Zeit – mehr als je zuvor – durch
den Mangel an politischem und gesellschaftlichem Engagement der Kulturschaffenden geprägt. Oder ist es nur ein Zufall, dass das Kulturministerium ausgerechnet der Musikgruppe
Laibach, die man nach internationalen Maßstäben wahrlich als „slowenische Musikikone“ bezeichnen kann und die zugleich eine der
wenigen slowenischen Musikgruppen ist, deren Mitglieder politische Positionen einnehmen
und für bestimmte gesellschaftliche Werte eintreten, die Subventionen drastisch kürzte?7
ANMERKUNGEN
1
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3
4
5
6
7
Gerade wegen der gemeinsamen Geschichte im Vielvölkerstaat Jugoslawien
zählt die Historikerin Maria Todorova Slowenien zu einem Teil des Balkans.
Man könne nämlich „die Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert nicht
richtig darstellen, wenn man das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens nicht
als eine Einheit betrachtet“ (vgl. Maria Todorova, Intoduction: Learning
Memory, Remembering Identity, in: Maria Todorova (Hg.), Balkan Identities,
Nation and Memory. New York 2004, S. 13.
Mladina, 5.1.2004.
Schauspieler aus Sarajevo, der schon viele Jahre in Ljubljana lebt und
der im ehemaligen Jugoslawien wegen seiner Rolle in der legendären TVSerie aus den 80-er Jahren Top lista nadrealista (Topliste des Surrealisten)
bekannt ist und auch Mitglied der Rock-Gruppe Bombaj štampa war.
Sammelbegriff für alle Bewohner südlich des Flusses Kolpa.
Auf Slowenisch južnjaki: Bezeichnug für die Bewohner der südlichen
ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken.
Dies kam z. B. in der Diskussion über die slowenische Turbofolkmusik in der
Sendung „Trenja“ (POP TV) am 3.2.2005 zum Ausdruck.
Vgl. Öffentlichkeitserklärung der Musikgruppe Laibach anlässlich der
Klageerhebung gegenüber dem Staat Slowenien in der Zeitschrift RockOnNet
(www.rockonnet.com/clanek.php?id=2&article=2930), 11.3.2005.
Zeit der Übergänge in Europa
Zeit der Übergänge in Europa
Ein Thesenpapier
� Text: Wolfgang Petritsch
Das nachfolgend wiedergegebene Thesenpapier wurde für den Pfingstdialog auf Schloss Seggau (11.
bis 14. Mai 2005) vorbereitet und im Rahmen des Forums Politik am 12. Mai – also noch vor der
Ablehnung des EU-Verfassungsvertrages durch Frankreich und die Niederlande – präsentiert.
Der Titel des Forums Politik „Zeit der Übergänge in Europa“ drückt die vorherrschende europäische Befindlichkeit treffend aus. Europa befindet sich in der Tat in einer Phase der Übergänge
– „Übergang“ im Singular wäre zu wenig, um den widersprüchlichen Zustand des Kontinents zu
beschreiben; ein Blick zu unseren Nachbarn genügt: Vor genau einem Jahr hat die EU ihre bislang
größte Erweiterung erfahren. Zehn neue Staaten, darunter unsere östlichen, nördlichen und südlichen Nachbarn, sind der Union beigetreten. Vor wenigen Tagen (am 25. April) haben Bulgarien
und Rumänien in Brüssel ihre Beitrittsverträge unterschrieben, beide sollen voraussichtlich 2007
beitreten. Kroatien wird derzeit noch von einem General – den in seiner Heimat viele immer noch
für einen Helden halten, der jedoch vom Haager Tribunal der Kriegsverbrechen bezichtigt wird
– vom Verhandlungsbeginn abgehalten; die europäische Ampel steht dort derzeit auf „gelb“.
„Wie geht es weiter?“ lautet die Titel-Frage. Um einigermaßen treffsicher die Frage nach der zukünftigen Entwicklung Europas beantworten zu können, muss nach dem „Woher kommen wir?“
und „Wo stehen wir heute?“ geforscht werden. Eines steht fest: Die Europäische Union präsentiert
sich in diesen Tagen nicht in bester Verfassung. Wenn es in diesem Europa überhaupt zu einem
die nationalen Grenzen überschreitenden öffentlichen Diskurs kommt, dann – fast ausschließlich
– über negativ besetzte Themen.
Was sind im Augenblick die dominanten „europäischen“ Themen?
• Das drohende „Nein“ der Franzosen zur EU-Verfassung und die Suche nach einem „Plan B“,
• Arbeitsplätze, die ostwärts wandern (wobei der „Osten“ immer öfter in China oder Indien
liegt),
• der Euro als „Teuro“,
• „grenzenlose“ Kriminalität,
41
Zeit der Übergänge in Europa
• illegale Arbeitskräfte, zunehmender Migrationsdruck,
• das Versagen „der EU“ oder „Brüssels“ angesichts rasanter Globalisierung
• und natürlich das Thema „Türkei“.
Diese Stichworte verweisen auf ein diffuses
Unbehagen – eine EU-Skepsis – weiter Bevölkerungskreise, das sich im Stimmverhalten bei
europäischen Urnengängen (und immer öfter
auch bei lokalen Wahlen) manifestiert.
Europa ist in Europa nicht beliebt. Auch in
Österreich ist die EU-Begeisterung an einem
neuerlichen Tiefpunkt angelangt, die europäische Identität ist so schwach ausgeprägt wie
seit zehn Jahren nicht. Nur 30 Prozent sehen
die EU als eine gute Sache an – bloß im traditionell EU-abgewandten Großbritannien gibt
es mit 29 Prozent noch weniger Zustimmung.
Die Negativwahrnehmung der EU erreicht
derzeit europaweit neue Höhepunkte, obgleich
es Entwicklungen gibt, die (gerade aus österreichischer Sicht) zweifellos die Bezeichnung
„historisch“ verdienen.
Denn: Die jüngste Erweiterung um acht zentral- und osteuropäische Staaten bedeutet:
• das Ende der Zweiteilung Europas und damit
• die „Rückkehr“ Österreichs ins Zentrum
des Kontinents;
• die tatsächliche „Erweiterung“ der wirtschaftlichen Möglichkeiten (wird besonders von Österreichs Klein- und Mittelbetrieben und Banken genutzt);
• vor allem aber bedeutet die jüngste EU-Erweiterung die Ausdehnung und Konsolidierung der Sicherheits- und Friedenszone Europa
Richtung Osten und Südosten.
Allerdings: Die gewaltigen Herausforderungen
42
und Probleme, mit denen das europäische Einigungsprojekt konfrontiert ist, dürfen keinesfalls klein geredet werden – sie sind sowohl endogener als auch exogener Natur.
Die EU befindet sich in einer „Transformationskrise“.
• Die EU-Verfassung ist Chiffre und Synonym für den Anfang vom Ende des europäischen Nationalstaates, der ohnehin bereits viele seiner Funktionen eingebüßt hat.
Die Verfassung schafft etwa mit dem Amt
des Präsidenten und des Außenministers
erstmals eine sichtbare EU-Repräsentanz;
das aufgewertete EU-Parlament würde in
zunehmenden Maße gemeinsam mit der
Staatenvertretung im Rat über die europäischen Gesetze entscheiden. Schließlich
sieht die europäische Verfassung die längst
überfällige Vereinfachung der komplexen
innereuropäischen Entscheidungsabläufe
vor. Das mit 350 Seiten voluminös ausgefallene Dokument signalisiert sowohl effizientere Entscheidungsregeln für die EUInstitutionen als auch mehr Einfluss der
Bürger und des EU-Parlamentes; kurz, das
dringend notwendige demokratische Mehr.
Ob dies europäische Realität wird, ist alles
andere als sicher.
• Der institutionalisierte Zwiespalt des europäischen Wirtschafts- und Sozialsystems
zwischen neoliberalem amerikanisch-asiatischem Marktwirtschaftsmodell und
kontinentaleuropäischem Sozialstaatsmodell wurde durch den Beitritt der transatlantisch orientierten osteuropäischen Staaten dramatisch verstärkt. Ein Kompromiss
zwischen den beiden Modellen ist wohl
nicht möglich.
• Die EU-Kommission, das Instrument der
Zeit der Übergänge in Europa
„Vergemeinschaftung“ Europas, tendiert
zu neoliberalen Lösungen – siehe die so genannte „Bolkenstein-Direktive“ zur vollständigen Liberalisierung des Dienstleistungsbereiches (trade in services) – die bei
EU-Gründern wie Frankreich auf heftige
Ablehnung stoßen.
• Der Stabilitäts- und Wachstumspakt – hier folge ich dem Urteil des amerikanischen Nobelpreisträgers Joseph E. Stiglitz – ist ein
problematisches, weil rigide und mechanistisch angelegtes Disziplinierungsinstrument; die kürzlich erfolgte Reform ist Flickwerk.
• Die Europäische Zentralbank verfolgt unbeirrt eine einseitig auf die Eindämmung der
Inflation ausgerichtete Politik. Dies war bei
der Einführung des Euro notwendig und
richtig. Die Folgen rigider monetärer Orthodoxie haben jedoch die nationalen Regierungen in Form von geringem Wachstum und steigenden Arbeitslosenraten zu
tragen; neue Arbeitsplätze sind europaweit
Mangelware.
• Nach der Erweiterung drohen die europäischen Steuer- und Sozialsysteme womöglich noch weiter auseinander zu klaffen (flat tax, „Steuer- und Sozialdumping“,
krasse Unterschiede bei Pensionen und anderen staatlichen Transferzahlungen). Dies
belastet die Solidarität der Nettozahler mit
den auf „light governance“ setzenden osteuropäischen Nettoempfängern.
Vor allem aber:
• Das Zusammenwachsen Europas folgt
überwiegend ökonomischen Effizienzkriterien, der Schaffung eines einheitlichen
Wirtschaftsraumes und weniger der Berücksichtigung der – im weitesten Sinne
– „kulturellen“ und gesellschaftlichen Bedürfnisse, den individuellen Wünschen
und ideellen Zielen seiner Bürger. Der europäische Bürger hat zunehmend das Gefühl, zum Objekt wirtschaftlicher Interessen geworden zu sein. Gesellschaftliche
Solidarität und soziale Gerechtigkeit haben
im politischen Diskurs keinen Platz mehr.
Überhaupt hat die Politik ihre Leitfunktion
an „die Wirtschaft“ – wer immer das auch
sein mag – abgetreten. Außerdem: Wenn
das europäische Projekt auf gemeinsamen
Wertvorstellungen gründet, dann fehlt
dem zusammenwachsenden Kontinent immer noch das kulturelle Bindemittel; denn
europäische Einheit setzt die Berücksichtigung der kulturellen Vielfalt voraus. Erst
mit dem Faktor Kultur wird eine „europäische Öffentlichkeit“ möglich, und man
wird der drohenden De-Legitimierung des
europäischen Projektes und seiner Errungenschaften wirksam und nachhaltig entgegentreten können.
• Was nach den Erweiterungen der vergangenen zehn Jahre fehlt, ist eine „Erweiterung
in den Köpfen“ – eine intellektuell-geistige
Europäisierung der Bürger jenseits alter und
neuer Demarkationslinien.
„Erweiterung und Vertiefung“ als Erfolgsstrategie? Wenn die EU-Verfassung bei den
bevorstehenden Referenden nicht die erforderliche Zustimmung erhält, ist erstmals die
bewährte Strategie „Erweiterung und Vertiefung“ in Frage gestellt.
Denn gerade die jüngste Erweiterungsrunde
wurde unter der Voraussetzung verhandelt,
dass die nun zur Disposition stehende Verfassung dem Fortschritt des Integrationsprozesses, der enorm gewachsenen Zahl der Mitglie-
43
Zeit der Übergänge in Europa
der und der daraus resultierenden Komplexität,
um nicht zu sagen „Unregierbarkeit“ Europas, Rechnung trägt. Diese integrationspolitische Gleichung – die Dialektik und Parallelität von Erweiterung und Vertiefung – scheint
nun ernsthaft in Gefahr. Das ist das eigentlich
Neue an der gegenwärtigen prekären Situation. Für unsere Nachbarn in Südosteuropa wären die möglichen Folgen unter Umständen
gravierend. Die nächste Erweiterung um Bulgarien und Rumänien wäre zwar nicht gefährdet, wohl aber der Zeitpunkt des Beitrittes. Für
Kroatien bedeutete ein Nein Frankreichs wohl
eine zusätzliche Verzögerung des Verhandlungsbeginnes. In weiterer Folge müssten die
restlichen Staaten des „Westbalkans“ – ohnehin belastet mit der Lösung der „Statusfragen“
– noch länger im Wartesaal verbringen; eine
bedauerliche Perspektive.
Hier gilt es, gemeinsame europäische Antworten zu formulieren und „Kollateralschäden“ so
klein wie möglich zu halten; im Hinblick auf
die EU-Präsidentschaft keine geringe Herausforderung für Österreich.
Zeit der Übergänge? Der Versuch, vier Fragezeichen aufzustellen. Europa Grenzen-los?
Was in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als westeuropäisches Projekt begann,
sich aber bereits damals „europäisch” nannte,
erweiterte sich in alle europäischen Himmelsrichtungen, um schließlich vor einem Jahr die
vom Kalten Krieg gezogene Demarkationslinie zu überschreiten. Nun ist der Südosten
an der Reihe – und mit der Türkei sind Fragen
zu Geographie und Grenzen des Kontinentes,
aber auch der längst überfällige Diskurs über
die geistigen Grundlagen und Identität(en) Europas, Grundsatzfragen der Zukunft des Einigungsprojektes, nicht mehr länger aufschieb-
44
bar. Endlich europäische Themen, könnte
man sagen; grundlegende Fragen, die eine aktive Öffentlichkeit, und zwar die europäische
Öffentlichkeit, benötigen und diese wohl auch
schaffen werden.
Friedensprojekt Europa? Nach innen hat die
europäische Integration weiten Teilen des Kontinentes eine in ihrer Dauer und Produktivität
historisch einmalige Friedensperiode beschert.
Die gilt es zu verlängern, auszubauen und auszudehnen. Aber wie?
Die EU ist zum „Global Player“ geworden, und
das in einer unübersichtlich gewordenen Welt
mit neuartigen Bedrohungen, Ungewissheiten und Herausforderungen. Im Gefolge von
9/11 und dem von den USA erklärten „Krieg
gegen den Terror“ rüstet das „Friedensprojekt
Europa“ auf. Es bilden sich „Battle Groups“
und „Schnelle Eingreiftruppen“, die „Verlegefähigkeit“ von europäischen Truppen ist konzeptionell aufbereitet, „Transportkapazitäten“
werden als dringend notwendig erachtet; eine
etwas verschämt als Europäische Verteidigungsagentur bezeichnete Einrichtung ist im Aufbau;
ihre Aufgaben umfassen explizit aber auch
„Ermittlung des operativen Bedarfs“ und die
„Rüstung“.
Dies kontrastiert mit einem sich ausbreitenden
Gefühl der Skepsis gegenüber militärischen Lösungen, wie es etwa in den europaweiten Demonstrationen vom Feber 2003 gegen den Irakkrieg spontan zum Ausdruck gebracht worden
ist. Jürgen Habermas und Jacques Derrida haben diese Friedensmanifestationen als „Signal
für die Geburt einer europäischen Öffentlichkeit“ gedeutet. In der Tat sind damals Millionen Europäer für eine friedliche Lösung auf
die Straße gegangen – oftmals gegen die politischen Intentionen ihrer eigenen Regierungen.
Zeit der Übergänge in Europa
Bürger haben den Slogan vom „Friedensprojekt Europa“ wörtlich genommen; eine vertane Chance für einen möglichen alternativen
Gesellschaftsentwurf und für die Stärkung der
europäischen Gemeinsamkeit und gemeinsamer Werte. Denn eher früher als später wird
sich Europa zu entscheiden haben, wo es als
„Global Player“ zwischen den Extrempositionen der US-Militarisierung der Außen- und
Sicherheitspolitik und einer – kurzfristig unrealistischen – pazifistischen Position seine Rolle sieht. Dazwischen aber liegt das weite Feld
von militärischer „hard power“ und den jetzt
schon erfolgreich angewendeten europäischen
„soft power“- Bereichen. Wo und wie sich Europa im 21. Jahrhundert in der globalen Sicherheitspolitik und ihres praktischen Einsatzes
positionieren wird, sollte eigentlich schon heute eine kritische europäische Öffentlichkeit interessieren.
Weiter bemerkenswert: Die traditionellen parteipolitischen Muster befinden sich im europäischen Kontext in Auflösung: Konservative,
Liberale und Sozialdemokraten stehen etwa in
der Irak-Frage sowohl auf derselben als auch auf
der gegnerischen Seite. Die Namen Blair und
Berlusconi, Chirac und Schröder bezeichnen
eine neue europäische Entwicklung. Das traditionelle Links-Rechts-Schema des 20. Jahrhunderts hat seine Ausschließlichkeit eingebüßt.
So verlief etwa die politische Konfliktlinie in
der Irak-Frage tendenziell zwischen dem westlichen „Alt-Europa“ und dem östlichen „NeuEuropa“. Die Zustimmung für militärische
Lösungen (und damit für den momentanen
US-Kurs) ist im ehemaligen kommunistischen
Bereich der EU größer als im westlichen Teil.
Dies bedeutet eine weitere potentielle Konfliktlinie für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Friedenspolitik.
Europa als Wirtschafts- und Sozialunion?
Die radikale Vision des friedlichen Zusammenlebens der Völker und Nationen Europas nach
dem Zeitalter der „europäischen Bürgerkriege“
begann mit der pragmatischen Verknüpfung
der beiden damals noch kriegswichtigen Grundstoffe Kohle und Stahl (Europäische Gemeinschaft
für Kohle und Stahl – EGKS); dies führte zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und
schließlich zur Europäischen Union.
Das europäische Wirtschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft, die traditionelle Rolle
des Staates, stieß noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf breite politische und gesellschaftliche Unterstützung. Die
Unterschiede wirtschaftspolitischer Praxis in
(West)Europa waren gradueller Natur.
Das europäische Sozialmodell – „Sozialstaat“,
„soziale Marktwirtschaft“ oder wie immer die
Bezeichnungen des „Grand Bargain“ zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern lauteten
– hatte sich als Gegenentwurf zum Kommunismus erfolgreich erwiesen und den europäischen Einigungsprozess beschleunigt. Die
Quadratur des Kreises schien gelungen, demokratische Freiheit und sozioökonomische Sicherheit erreicht.
Mit Ausnahme der anglo-amerikanischen
Variante Thatchers, die von Blairs „Drittem
Weg“ großteils übernommen wurde, hat sich
in Europa erst im Zuge der Globalisierungsdebatte seit den frühen neunziger Jahren eine
neue gesellschaftliche Konkurrenzsituation –
sozusagen eine „innerwestliche“ – entwickelt.
Das neoliberale Gesellschaftsmodell stellt das
traditionelle europäische Wirtschafts- und Sozialmodell in Frage. Die neuen europäischen
Instrumente – Stabilitäts- und Wachstumspakt,
Europäische Zentralbank, Lissabon-Agenda – stellen sich als unflexibel, einseitig auf Inflations-
45
Zeit der Übergänge in Europa — Čas prehodov v Evropi
bekämpfung ausgerichtet oder schlicht als
unrealistisch heraus. Sie geben keine wachstumspolitische Antwort auf die spezifischen
europäischen Herausforderungen (wie etwa
Stand und Zustand der europäischen Einigung; demographische Trends, u. a.). Die Zustimmung zur Europäischen Union, die immer
noch für steigenden Wohlstand steht, nimmt
weiter ab. Politische Reformen und Korrekturen im Sinne einer effizienten Reform – nicht
Abschaffung – des bewährten europäischen
Modells, lahmen. Wohl auch deshalb, weil es
keine Verständigung über das „Nachfolgemodell“ gibt: Soll es das amerikanisch-asiatische
sein oder ein reformiertes europäisches Sozialstaatsmodell? Solange es jedoch über diese
Frage keine grundlegende Verständigung gibt,
solange werden Projekte wie eine „europäische
Verfassung“, die diesen Namen auch verdient,
den Keim des Scheiterns in sich tragen.
Die gegenwärtige Krise kann aber auch als
Chance zur gründlichen Neuorientierung des
europäischen Einigungsprojektes verstanden
werden.
Europa als Elitenprojekt? Europa ist nicht von
„unten“ gewachsen. Es waren einige beherzte
Visionäre – Monet, Schumann, auch De Gaulle
und Adenauer – die dem Kriegskontinent eine
radikal andere politische Entwicklung als Vision mit auf den Weg aus den Trümmern des
Zweiten Weltkrieges gegeben hatten. Der auf
„bloß“ wirtschaftliche Einigung der entwickelten Industriestaaten Westeuropas beschränkte Integrationsprozess hatte damit von vorne
herein gute Chancen auf Erfolg; der demokratischen Legitimation, einer Massenbasis sozusagen, bedurfte es die längste Zeit nicht; Europa war das Projekt der politischen Eliten
schlechthin. Diese Linie blieb in Zeiten hoher
46
wirtschaftlicher Zuwachsraten und ständigen
Ausbaus des Wohlfahrtsstaates ohne größere
Probleme. Mangelnde demokratische Legitimation wurde durch wirtschaftliche Erfolgsbilanzen zum Wohle breiter Bevölkerungskreise scheinbar wettgemacht. Heute ist in Europa
vieles anders. Die „Zeit der Übergänge“ gilt in
besonderem Maße für die überfällige Verbreiterung der europäischen Legitimationsbasis.
Wie aber geht es weiter? Die neue Qualität
Europas, für die eine Verfassung ein Signal
wäre, verlangt aber auch, dass die Union aus
den Bürotürmen des Elitenprojektes tritt und
sich um eine breite demokratische Legitimierung bemüht. Die Union muss sich daher zu
einem von der Mehrheit seiner Bürger mitbestimmten und aktiv unterstützten demokratischen und sozialen Europa wandeln.
Čas prehodov v Evropi
Ta tezni spis je bil pripravljen za Pfingstdialog
– Binkoštni dialog na gradu Seggau (11. do 14.
maja 2005) in predstavljen v okviru „Foruma
politike“ dne 12. maja – torej še pred zavrnitvijo
Evropske ustave pogodbe s strani Francije in
Nizozemske.
Naslov „Foruma politike“ ČAS PREHODOV
V EVROPI točno izraža prevladujočo evropsko
razpoloženost. Evropa se dejansko nahaja v fazi
prehodov – „prehod“ v ednini bi bil premalo,
da bi opisal protislovno stanje kontinenta; že
en pogled do naših sosedov zadostuje: Pred
točno enim letom je EU doživela do sedaj svojo
največjo širitev. Deset novih držav, med drugimi
so v EU pristopili naši vzhodni, severni in južni
sosedi. Pred nekaj dnevi (25. aprila) sta Bolgarija
Čas prehodov v Evropi
in Romunija v Bruslju podpisali svoji pristopni
izjavi, obe naj bi pristopili predvidoma leta
2007. Hrvaško trenutno zadržuje pred začetki
pogajanj še general – katerega imajo v domovini
še zmeraj mnogi za junaka, čeprav ga je Haaški
tribunal obtožil vojnih zločinov. Evropski
semafor torej kaže „rumeno“.
Kako bo šlo naprej? se glasi vprašanje iz
naslova. Da bi kolikor lahko toliko točno
odgovorili na vprašanje bodočega razvoja
Evrope, moramo raziskati „od kod prihajamo
mi?“ in „kje stojimo danes?“.
Nekaj je zagotovo: Evropska unija se v teh
dneh ne predstavlja najbolje.
Če v tej Evropi sploh pride do javnega diskurza
preko nacionalnih meja, potem – skoraj
izključno – preko negativno ovrednotenih
tem.
Kaj so v tem trenutku dominantne „evropske“
teme?
• Grozilni francoski „ne“ k Evropski ustavi in
iskanje po nekem planu B
• delovna mesta, ki potujejo proti vzhodu
(pri čemer leži „vzhod“ zmeraj pogosteje na
Kitajskem ali v Indiji)
• evro je „drag“
• „brezmejna“ kriminaliteta
• ilegalne delovne sile, naraščajoč migracijski
pritisk
• neuspeh „EU“ ali „Bruslja“ spričo bliskovite
globalizacije
• in seveda tema „Turčija“.
Te iztočnice opozarjajo na difuzno nelagodje
– EU-skepso – velikih krogov prebivalstva,
ki se manifestirajo v volilnem obnašanju ob
evropskih volitvah (vse pogosteje tudi pri
lokalnih volitvah).
Evropa v Evropi ni priljubljena. Tudi v
Avstriji je EU-navdušenje nedavno prispelo
na najnižjo točko, evropska identiteta je tako
šibko oblikovana, kot ni bila zadnjih deset let.
Samo 30 odstotkov vidi EU kot dobro stvar
– samo tradicionalno EU-odbijajoča Velika
Britanija ocenjuje nekoliko slabše, namreč z 29
odstotki.
Negativno zaznavanje EU je doseglo trenutno
po vsej Evropi nov padec, čeprav obstajajo
razvoji, ki (prav z avstrijskega stališča)
nedvomno zaslužijo oznako “zgodovinski”.
Kajti: najmlajša razširitev pomeni razširitev za
osem centralnoevropskih in vzhodnoevropskih
držav,
• konec delitve Evrope in s tem
• „vrnitev“ Avstrije v center kontinenta
• dejansko
„razširitev“
gospodarskih
možnosti (korist imajo posebno avstrijska
mala in srednja podjetja ter banke)
• predvsem pa pomeni najmlajša širitev EU
raztezanje in konsolidacijo varnostnih in
mirovnih con Evrope v smeri vzhoda in
jugovzhoda.
Seveda: velikanski izzivi in problemi, s
katerimi je konfrontiran evropski združitveni
projekt, ne smejo biti pisani z malo – so tako
endogene kot tudi eksogene narave.
EU se nahaja v „transformacijski krizi“.
• EU-ustava je šifra in sinonim za začetek
in konec evropskih nacionalnih držav,
katere so tako in tako izgubile že veliko
svojih funkcij. Ustava ustvarja s funkcijo
predsednika in zunanjim ministrom prvič
vidno predstavništvo EU; postopno bo prišlo
do povzdignjene vrednosti EU-parlamenta
in Sveta državnih predstavnikov, ki bodo
odločali o evropskih zakonih. Končno
47
Čas prehodov v Evropi
•
•
•
•
48
predvideva evropska ustava že davno
zakasnelo poenostavitev kompleksnih
notranje-evropskih odločitvenih potekov.
350 strani dolg, voluminozen in nenavaden
dokument signalizira tako učinkovitejša
odločitvena pravila za EU-institucije kot tudi
večji vpliv državljanov in EU-parlamenta;
na kratko, nujno potreben demokratični
Več. Ali bo to postala evropska realiteta, je
vse prej kot gotovo.
Institucionalizirano
neskladje
evropskega gospodarskega in socialnega
sistema med neoliberalnim ameriškoazijskim
tržnogospodarskim
modelom in kontinentalno-evropskim
socialnodržavnim modelom se je z
vstopom
transatlantsko
orientiranih
vzhodnoevropskih držav dramatično
povečalo. Kompromis med obema
modeloma bržkone ni možen.
EU-komisija, instrument „vseskupne“
Evrope, tendira k neoliberalni rešitvi – glej
tako imenovano „Bolkenstein direktivo“
k dokončni liberalizaciji storitvenega
področja (trade in services) – ki je pri
ustanoviteljicah EU, kot je Francija, naletela
na ostro odklonitev.
Pakt stabilnosti in razvoja – tukaj sledim
sodbi ameriškega Nobelovega nagrajenca
Josepha E. Stiglitzkega – je problematičen,
saj je rigidno in mehanistično zasnovan
instrument kazenskih ukrepov; pred
kratkim izvedena reforma je krparija.
Evropska centralna banka neomajno
sledi enostransko na inflacijo orientirano
politiko. To je bilo ob vpeljavi evra potrebno
in pravilno. Posledice rigidne monetarne
ortodoksije pa nosijo nacionalne vlade
v obliki majhne rasti in vzpenjajoče se
brezposelnosti; nova delovna mesta so
v celotni evropski skupnosti blago, ki ga
primanjkuje.
• Po razširitvi grozi evropskemu davčnemu
in socialnemu sistemu verjetno še naprej
zijanje vsaksebi (flat tax, „davčni in socialni
dumping“, drastične razlike pri rentah in
pokojninah ter drugih državnih transfernih
plačilih). To obremenjuje solidarnost neto
plačnikov s tako imenovanimi „light
governance“ evropskimi neto prejemniki.
Predvsem pa:
• Zraščanje Evrope v eno sledi pretežno
ekonomskim kriterijem učinkovitosti,
ustvarjanju
enotnega
gospodarskega
prostora;vsemanjpaupoštevanjuvnajširšem
smislu „kulturnih“ in družbenih potreb,
individualnih želja in idejnih ciljev svojih
državljanov. Evropski državljan ima vse bolj
občutek, da postaja objekt gospodarskih
interesov. Družbena solidarnost in socialna
pravičnost nimata več prostora v političnem
diskurzu. Nasploh je politika svojo vodilno
funkcijo prepustila „gospodarstvu“ – kdor
koli že to je. Vrh vsega: če evropski projekt
temelji na skupnih predstavah o vrednotah,
potem manjka zraščajočemu se kontinentu
kulturnega veziva; evropska enotnost
predpostavlja
upoštevanje
kulturnih
raznolikosti. Šele s faktorjem kulture bo
mogoča „evropska javnost“, bo grozeča delegitimacija evropskega projekta in njenih
pridobitev učinkovita in bo mogla trajno
stopiti nasproti.
• Kar manjka razširitvi preteklih deset-, let,
je „razširitev v glavah“ – intelektualnoduševna evropeizacija državljanov onstran
starosti in demarkacijskih linij.
Čas prehodov v Evropi
„Razširitev IN poglobitev“ kot strategija
uspeha? Če EU-ustava ob bližajočem se
referendumu ne prejme potrebne privolitve, je
zanesljiva strategija „razširitve in poglobitve“
prvič postavljena pod vprašaj.
Saj so prav ob najmlajšem razširitvenem krogu
izhajali iz predpostavke, da je na razpolago
dana ustava koncipirana kot – upoštevajoč
razvoj integracijskih procesov, enormnega
povečanja števila članic in iz tega izhajajoče
kompleksnosti – „zmožna upravljanja“ Evrope.
Ta integracijsko-politična računica – dialektika
IN vzporednost razširitve in poglobitve –
izgleda sedaj resno ogrožena.
To je pravzaprav novo pri sedanji neugodni
situaciji. Za naše sosede v jugovzhodni
Evropi bi bile v določenih okoliščinah mogoče
posledice hude. Naslednja širitev z Bolgarijo
in Romunijo naj ne bi bila ogrožena, pač pa
čas njunega pristopa. Za Hrvaško bi pomenil
francoski “ne” najbrž dodatno upočasnitev
začetka pogajanj. Kot nadaljnja posledica bi
morale ostale države „zahodnega Balkana“
– že tako obremenjene z rešitvijo „statusnih
vprašanj“ – še dlje časa preživeti v čakalnici,
kar je obžalovanja vredna perspektiva.
Tukaj velja formulirati skupne evropske
odgovore in kolikor mogoče držati
„kolateralno škodo“ na vajetih; z ozirom na
EU-predsedovanje nikakor ne majhen izziv za
Avstrijo.
Čas prehodov? Poskus, postavitve štirih
vprašajev. Evropa brez meja? Kar se je v
petdesetih letih prejšnjega stoletja začelo kot
zahodnoevropski projekt – že takrat se je
imenoval „evropski“ – in se razširilo na vse
evropske strani neba, je končno pred letom dni
prekoračil demarkacijsko linijo hladne vojne.
Sedaj je na vrsti jugovzhod… in s Turčijo so na
vrsti vprašanja geografije in meja kontinenta,
pa tudi že davno zapadel diskurz o duhovnih
temeljih in identiteti/-ah Evrope, načelnih
vprašanjih prihodnosti združitvenega projekta;
vprašanja, katerih se ne da več odrivati.
… Končno evropske teme, bi lahko rekel
človek, temeljna vprašanja, ki potrebujejo
aktivno javnost, namreč evropsko javnost, in
kateri bodo tudi kos.
Evropa projekt miru? Navznoter je evropska
integracija prostranim delom kontinenta v
svojem trajanju in produktivnosti naklonila
zgodovinsko enkratno obdobje miru. To velja
podaljšati, nadgraditi in raztegniti. Ampak
kako?
EUjepostala„globalplayer“,intovnovonastalem
nepreglednem svetu z nevarnostmi novega
tipa, negotovostmi in izzivi. V spremstvu z
9/11 in s s strani ZDA napovedano „vojno proti
terorizmu“ se je oborožil „Evropski projekt
miru“. Nastale so „battle groups“ in hitre
intervencijske enote, „sposobnost prestavitve“
evropskih enot je bila koncepcionalno
obdelana, „transportne kapacitete“ naj bi bile
nujno potrebne; ena nekoliko sramežljiva,
„Evropska obrambena agentura“ imenovana
ustanova, je v gradnji; njene naloge zajemajo
eksplicitno tudi „odkrivanje operativnih
potreb“ in „oboroževanje“.
To je v kontrastu z razširjajočim se
občutkom skepse do vojaških rešitev, kot
recimo v času spontanih demonstracij po
vsej Evropi februarja 2003 proti Iraški vojni.
Jürgen Habermas in Jacques Derrida sta te
manifestacije miru tolmačila kot „signal
za rojstvo evropske javnosti“. Dejansko so
takrat milijoni Evropejcev za mirno rešitev
odšli na ulice – dostikrat proti političnim
nameram njihove lastne vlade. Državljani so
49
Čas prehodov v Evropi
slogan Evropa projekt miru vzeli dobesedno;
zamujena priložnost za možen alternativni
družbeni osnutek in za krepitev evropskih
skupnih potez ter vrednot. Kajti prej kot
pozneje se bo Evropa odločala, kje vidi svojo
vlogo kot „global player“, med ekstremnima
pozicijama militarizacije zunanje in varnostne
politike po vzoru ZDA in neko – kratkoročno
nerealistično – pacifistično pozicijo. Vmes pa
leži prostrano polje, od vojaškega „hard power“
in sedaj že uspešno uporabljenih evropskih
„soft power“ področij. Kje in kako se bo
pozicionirala Evropa v 21. stoletju v globalni
varnostni politiki in s svojim praktičnim
posredovanjem, bi pravzaprav moralo že danes
zanimati kritično evropsko javnost.
Dalje
omembe
vredno:
Tradicionalen
strankarsko-politični vzorec v evropskem
kontekstu je v razkroju: konzervativni,
liberalni in socialni-demokrati stojijo ob
vprašanju Iraka tako na isti kot tudi na
strani opozicije. Imena Blair in Berlusconi,
Chirac in Schröder označujejo nov evropski
razvoj. Tradicionalen levo-desni vzorec 20.
stoletja je svojo izključnost zapravil. Tako
približno poteka politična konfliktna linija
ob vprašanju Iraka tendenčno med zahodno
„staro Evropo“ in vzhodno „novo Evropo“.
Privolitev za vojaško rešitev (in s tem trenutno
usmeritev ZDA) je v bivšem komunističnem
območju EU večja kot v zahodnem delu. To
pomeni dodatno potenciano konfliktno linijo
za skupno evropsko varnostno in mirovno
politiko.
Evropa kot gospodarska in socialna unija?
Radikalna vizija miroljubnega skupnega
življenja ljudstev in narodov Evrope po dobi
„evropskih državljanskih vojn“ se je začela
s pragmatično povezavo takratnih dveh še
50
vojaško pomembnih prvin :premoga in jekla
(ECCS); to je vodilo k Evropski gospodarski
skupnosti (EGS) in končno k Evropski uniji.
Evropski gospodarski model socialnega tržnega
gospodarstva in tradicionalna vloga države
sta še v osemdesetih letih prejšnjega stoletja
naletela na široko politično in družbeno
podporo. Razlike gospodarsko-politične prakse
v (zahodni) Evropi so bile gradualne.
Evropski socialni model – „socialna država“,
„socialno tržno gospodarstvo“ ali kakor
koli se je že glasila oznaka „Grand Bargain“
med delodajalci in delojemalci – se je kot
protiosnutek v primerjavi s komunizmom
izkazal za uspešnega in je evropski združitveni
proces pospešil. Kvadratura kroga je bila videti
uspešna, demokratična svoboda IN socialnoekonomska varnost dosežena.
Z
izjemo
angleško-ameriške
variante
Thatcherjeve, katero je Blair s svojo „tretjo potjo“
večinoma prevzel, se je v Evropi šele v teku
globalizacijske debate iz zgodnjih devetdesetih
let razvil nov družbeni konkurenčni položaj
– takorekoč „notranje-zahodni“. Neoliberalni
družbeni model postavlja tradicionalen evropski
gospodarski in socialni model pod vprašaj.
Novi evropski instrumenti – Pakt stabilnosti
in rasti, Evropska centralna banka, Lizbonska
deklaracija – se izkažejo kot nefleksibilni,
enostransko usmerjeni k zatiranju inflacije ali
končno kot nerealistični. Ne dajejo nobenega
novega političnega odgovora na specifične
evropske izzive (kot so položaj in stanje
evropske združitve, demografske tendence
itn.). Odobravanje Evropske unije, ki še
zmeraj velja za naraščajočo blaginjo, še zmeraj
upada. Politične reforme in korekture v smislu
učinkovite reforme – ne ukinitve – zanesljivega
evropskega modela šepajo. Verjetno tudi zato,
ker ne obstaja komunikacija o „naslednjem
Čas prehodov v Evropi
modelu“: Naj bi to bil ameriško-azijski ali
reformirani evropski socialnodržavni model?
Dokler pa o teh vprašanjih ne bo obstajala
temeljna komunikacija, tako dolgo bodo
projekti kot „evropska ustava“, ki to ime tudi
zasluži, v sebi nosili klico neuspeha. Trenutna
kriza pa je lahko tolmačena kot priložnost za
temeljito reorientacijo evropskega združitvenega
projekta.
Evropa kot projekt elit? Evropa ni zrasla „od
spodaj“. Bilo je veliko srčnih vizionarjev –
Monet, Schumann, tudi De Gaulle in Adenauer
-, ki so vojnemu kontinentu dali radikalno
drugačen političen razvoj kot vizijo na pot
iz ruševin 2. svetovne vojne. Saj na „golo“
gospodarsko združitev razvitih industrijskih
držav zahodne Evrope omejen integracijski
proces je imel že od samega začetka dobre
možnosti za uspeh; demokratična legitimacija,
masovna baza takorekoč, pa je v zadnjem času
ni potrebovala; Evropa je bila kratko malo
projekt političnih elit.
Ta linija je ostala v času visoke gospodarske
stopnje rasti in nenehne izgradnje državne
blaginje brez večjih problemov. Pomanjkanje
demokratične legitimacije je bilo skozi
gospodarsko bilanco uspeha v korist širših
krogov prebivalstva navidezno nadoknadeno.
Danes je v Evropi veliko drugače. „Čas
prehodov“ velja v večini za zapoznelo razširitev
evropske legitimacijske baze. Kako pa bo šlo
naprej? Nova kvaliteta Evrope – za katero bi
lahko bila ustava signal – pa tudi zahteva, da
Unija izstopi iz pisarniških stolpov elitnega
projekta in se potrudi za široko demokratično
legitimacijo. Unija se mora zatorej spremeniti
v eno, v katerem soodloča večina državljanov
in aktivno podpira demokratično in socialno
Evropo.
ZUR PERSON – O AVTORJU
Wolfgang Petritsch
Der Autor ist österreichischer Vertreter bei den
Vereinten Nationen in Genf und war zwischen
1998 und 2002 in verschiedenen EU- und internationalen Funktionen in Südosteuropa tätig.
– Avtor je avstrijski predstavnik pri Združenih
narodih v Ženevi in je med 1998 in 2002
opravljal različne funkcije EU in mednarodne
naloge v jugovzhodni Evropi.
51
Bildgalerie – galerija slik II
Der Steirische Kulturlandesrat Kurt Flecker eröffnet im März 2005 die Ausstellung „Grenzen erzählen“ – Kurt Flecker član deželne vlade za kuturo je
marca 2005 otvoril razstavo „Meje pripovedujejo“
Workshopbetrieb im Pavelhaus: Juli 2005, Besuch aus Ungarn – delavnica v Pavlovi hiši: julij 2005, obisk iz Madžarske
52
Die Universität Graz setzt Akzente
Die Universität Graz setzt Akzente
Gesamtuniversitärer Schwerpunkt „Südöstliches Europa“
� Text: Roberta Maierhofer
Seit Jahrzehnten ist die Universität Graz in vielfältiger Weise mit den Regionen des südöstlichen
Europas durch intensive Zusammenarbeit verbunden. Es handelt sich dabei um einen weiten Bogen
von Partnerschaften, in deren Rahmen verschiedene Zielsetzungen in Wissenschaft, Forschung,
Ausbildung und Wirtschaft verfolgt werden. Ihre traditionelle Rolle in diesem Raum hat die Universität seit den politischen Veränderungen und angesichts der wachsenden politischen und wirtschaftlichen Perspektiven gefestigt und dazu genutzt, an der Entwicklung des gemeinsamen europäischen Bildungsraums maßgeblich mitzuwirken.
In der Kooperation mit Südosteuropa stärkt die Universität Graz nicht nur ihre regionale Vernetzung und die gesamteuropäische Dimension ihrer Identität als Bildungsinstitution. Diese Schwerpunktsetzung bedeutet eine Steigerung der Attraktivität sowohl der Universität Graz als auch des
Wissenschaftsstandortes Graz im Rahmen transatlantischer internationaler Kooperationen.
Im Vizerektorat für Internationale Beziehungen der Universität Graz wurde bereits im Jahre 2000 ein
gesamtuniversitärer Schwerpunkt Südöstliches Europa als profilbildender Kern des Universitätsentwicklungskonzeptes definiert und stellt im Entwicklungsplan der Universität eines der entscheidenden strategischen Konzepte dar, um die zahlreichen Aktivitäten zu bündeln und besser
koordinieren zu können.
Seither entstand eine Vielzahl neuer Programme und Kooperationen, die dem wachsenden Interesse sowohl seitens der Studierenden, Lehrenden und Forscher/innen der Universität Graz als auch
der Partnerinstitutionen, aber auch der Universität Graz und ihrer Partneruniversitäten als Institutionen Rechnung tragen. Der Bogen der gemeinsamen Aktivitäten spannt sich über Forschungsschwerpunkte an den einzelnen Fakultäten bis hin zu gesamtuniversitären Partnerschaften, Netzwerk- und Projektbeteiligungen.
Vergleicht man die Mobilitätszahlen der letzten Studienjahre, so ergibt sich ein Bild, das der Strategie der Universität Graz Recht gibt. Mehr und mehr Grazer Studierende entscheiden sich für einen
Studienaufenthalt an einer südosteuropäischen Partnerinstitution.
In gemeinsamen Aktivitäten mit dem südöstlichen Europa im Rahmen von Netzwerken (Coimbra
Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria, Donaurektorenkonferenz) sowie Programmen wie TEM-
53
Die Universität Graz setzt Akzente
PUS (Trans- European Mobility Programme
for University Studies), CEEPUS (Central European Exchange Program for University Studies), MOEL-Plus (Mittel- und Osteuropäische Länder) etc. bemüht sich die Universität
Graz, dem steigenden Interesse an Kooperationen mit dieser für den Bildungsstandort Graz
außerordentlich wichtigen Region gerecht zu
werden.
Darüber hinaus wurden an der Universität Graz
zahlreiche Schwerpunktprogramme ins Leben
gerufen, wie etwa die Stipendienprogramme
mit den Universitäten Zagreb/Kroatien und
Niš/Serbien sowie das Abschluss-Stipendium,
mit dem das Vizerektorat für Internationale Beziehungen zahlreiche Studierende aus Nicht-EU/
EWR-Ländern beim Abschluss ihres Diplom-,
Lehramts- oder Dissertationsstudiums an der
Universität Graz unterstützen konnte, wobei
mehr als 80% der Stipendien an Studierende
aus Südosteuropa vergeben wurden.
Gemeinsam mit der Kommission der Europäischen
Bischofskonferenzen bei der Europäischen Union
(COMECE) und der Diözese Graz-Seckau entwickelt die Universität Graz zurzeit die Sommeruniversität Seggau (Beginn: 2006) mit dem
Ziel der Profilierung künftiger Führungskräfte
für Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion. Interdisziplinäre Begegnung und Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Studierenden mit den Schwerpunkten
Ost- und Südosteuropa stehen dabei ebenso im
Mittelpunkt des 14-tägigen Programmes wie
das Aufzeigen kultur- und geistesgeschichtlicher Dimensionen der aktuellen europäischen
Integration.
Bietet sich mit all den erwähnten Programmen vorrangig Lehrenden und Studierenden
die Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse zu erweitern, so versteht es die Universität Graz darü-
54
ber hinaus als ihre Aufgabe, als „Lebenspartnerin“ die Schwerpunktsetzung „Südöstliches
Europa“ der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wie sie es ab Wintersemester
2005/2006 mit der überfakultären Vortragsreihe „SOE-Akademie“ vorhat.
Dass es sich nicht nur um eine strategische
Schwerpunktsetzung der Universität Graz
handelt, sondern diese von der Region mit großer Überzeugung mitgetragen wird, beweist
die Unterstützung zweier wegweisender Projekte durch den Zukunftsfonds Steiermark. In
konsequenter Weiterentwicklung der bereits
geleisteten Arbeit dokumentieren die Projekte das ernsthafte Bemühen der Universität
Graz, die im Entwicklungsplan verankerte
Profilsetzung umzusetzen und über die Universitäten hinaus, nachhaltig gesellschaftliche,
wirtschaftliche und politische Wirkung zu erzielen.
Die Umsetzung des ersten Projektes „Die
Steiermark – Internationaler Qualifizierungsstandort
für
Südosteuropa-Kompetenz“
(http://international.uni-graz.at/soe) berücksichtigt wirtschaftliche, wissenschaftliche und
kulturelle Gesichtspunkte gleichermaßen und
stellt einen Meilenstein auf dem Weg der Universität Graz zu einem gesamtuniversitären
Kompetenzzentrum dar. Ziel dieses über den
Zukunftsfonds Steiermark geförderten Projektes
ist es, die Nachhaltigkeit des bisher Erreichten
für die Region zu festigen und in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen aus dem südöstlichen Europa die Kooperation wesentlich
auszubauen und damit die Annäherung der
Bildungslandschaften voranzutreiben. Die thematische Bandbreite der Projekte umfasst:
• Menschenrechte und wirtschaftliche Zusammenarbeit in Südosteuropa
• Südosteuropa-Forschungsprojekt
Die Universität Graz setzt Akzente
•
•
•
•
Südosteuropa-Symposium
Südosteuropa-Sommerakademie
Kompetenzzentrum Südosteuropa
Datenbank Wirtschaft – Recht – Umwelt
in Südosteuropa
• Regional Policies in Europe
• Übersetzer- und Dolmetscherausbildung
Deutsch – Albanisch in Graz und Shkodër
• Historische Anthropologie im südöstlichen
Europa
• International Short Course SEE-HEAD
• Master of Medical Sciences Alpe-Adria
• Studierendenaustauschprojekt mit südeuropäischen Universitäten
Mit einem zweiten Projektantrag legt die Universität Graz den Grundstein für eine einzigartige Innovation in der steirischen Bildungslandschaft: Im Rahmen des Zukunftsfonds-Projektes
Joint Degrees (http://international.uni-graz.at/
jd/) erarbeitet die Universität Graz sechs Forschungsprojekte. Es handelt sich hiebei um
ein von mehreren Universitäten gemeinsam
geplantes Studium auf „Bologna-Magister/
Magistra-Ebene“, bei dem mehrere Partnerinstitutionen als multinationale Konsortien gemeinsame Curricula entwickeln.
Vor allem die Stärkung der europäischen Dimension des Studiums und die Erhöhung der
Attraktivität des Europäischen Bildungsraums
stehen dabei im Mittelpunkt. Mit dem Joint
Degree in Südosteuropäischer Geschichte sowie
der Beteiligung südosteuropäischer Universitäten an einigen der fünf weiteren Programme
(Jüdische Studien, Frauen- und Geschlechterforschung, Umweltsystemwissenschaften, Alpen-Adria Joint Degree in Amerikanistik/Anglistik und Lateinamerika-Studien) bietet sich
die Universität Graz einmal mehr als Brücke in
vielerlei Hinsicht an: Einerseits wird für Österreich der Weg nach Südosteuropa geöffnet, an-
dererseits wird im Sinne einer gesamteuropäischen Integration „Europa“ die Möglichkeit
geboten, sich erweitert zu verstehen.
Die Zusammenarbeit mit den Universitäten
Ljubljana (Slowenien) und Cluj (Rumänien)
im Rahmen des Teilprojektes Südosteuropäische
Geschichte ist nur einer von vielen Bereichen,
in denen die Universität Graz erfolgreich mit
Partnerinstitutionen aus dem südöstlichen Europa an der Annäherung beider Bildungsräume
und der gemeinsamen Umsetzung des BolognaProzesses zusammenarbeitet. Das Projekt zielt
u. a. auch auf verstärkte gemeinsame Qualitätssicherung sowie gegenseitige Anerkennung
akademischer Grade und Qualifikationen ab.
Langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet die Universität Graz mit ihren Partnerinstitutionen in Slowenien, den Universitäten Ljubljana (Univerza v Ljubljani), Maribor
(Univerza v Mariboru), mit denen bereits seit
1990 bzw. 1992 gesamtuniversitäre Partnerschaften und weitere zahlreiche bilaterale Abkommen bestehen.
Über bilaterale Kooperationen hinaus sind die
Universitäten Graz und Ljubljana auch im Rahmen des UTRECHT Network aktiv. So findet
alljährlich eine Summer School des Netzwerkes in Ljubljana statt, an dem zahlreiche Studierende der Universität Graz teilnehmen und
Lehrende an der Programmgestaltung mitwirken. Beide Universitäten gestalten gemeinsam
im Steering Committee des UTRECHT Network
die Schwerpunkte des Netzwerkes mit.
Eine einzigartige Form der Zusammenarbeit
fanden die Universitäten Graz und Maribor
im Rahmen des Gemeinsamen Hörsaals Maribor: Studierende beider Universitäten besuchten Lehrveranstaltungen an der jeweiligen
Partneruniversität, die automatisch an der
Heimatuniversität anerkannt wurden. Studie-
55
Univerza Gradec postavlja poudarke
renden aller Fakultäten sowohl aus Graz wie
auch aus Maribor bot sich so die Möglichkeit,
vom Studienangebot beider Universitäten zu
profitierten. Die Wirtschaftskammer Steiermark
unterstützte dieses Programm durch die Übernahme der Reisekosten.
Dies sind nur einige Beispiele von vielen, die
verdeutlichen, wie es der Universität Graz gelingt, mit ihrer Schwerpunktsetzung einen
Mehrwert nicht nur für die Institution, sondern für die gesamten Region zu schaffen.
In Zusammenarbeit mit unseren langjährigen verlässlichen Partnerinstitutionen wird die
Universität Graz auch weiterhin eine aktive
Rolle in der regionalen wie internationalen Bildungslandschaft spielen.
Univerza Gradec postavlja
poudarke
Skupno univerzitetno težišče
„Jugovzhodna Evropa“
Že desetletja je univerza v Gradcu na veliko
načinov in v intenzivnem sodelovanju
povezana z regijami Jugovzhodne Evrope.
Gre za obširen lok partnerstev, v katerega
okviru sledi ciljem znanosti, raziskovanja,
izobraževanja in gospodarstva. To tradicionalno
pozicijo je Univerza, odkar je prišlo do
političnih sprememb in spričo naraščajočih
političnih in gospodarskih perspektiv v tem
prostoru, utrdila in uporabila za odločilno
sodelovanje pri razvoju skupnega evropskega
izobraževalnega okvira.
V kooperaciji z „Jugovzhodno Evropo“
krepi Univerza Gradec ne le regionalno
prepletenost in vseevropsko dimenzijo
56
njene identitete kot izobraževalne ustanove.
Težišče pomeni stopnjevanje atraktivnosti
tako Univerze Gradec kot tudi znanstvenega
središča Gradec v okviru transatlantskih
mednarodnih sodelovanj. V uradu rektorjevega
namestnika za mednarodne odnose Univerze
Gradec so že leta 2000 definirali skupno
univerzitetno težišče „Jugovzhodna Evropa“
kot profil izobraževanja, jedro univerzitetnega
razvojnega koncepta in predstavlja v
izobraževalnem planu Univerze odločilen
strateški koncept, namenjen boljši povezanosti
in koordinaciji številnih aktivnosti.
Od takrat je nastalo veliko število novih
programov in kooperacij, ki upoštevajo
naraščajoč interes tako študentov, profesorjev
in raziskovalcev Univerze Gradec, kot tudi
partnerskih institucij, pa tudi Univerzo Gradec
in njene partnerske univerze kot institucije. Lok
skupnih aktivnosti se razteza od raziskovalnih
težišč posameznih fakultet do skupnih
univerzitetnih partnerstev, povezovanj in
udeležb pri projektih.
Primerjava (statistik) mobilnosti zadnjih
študijskih let daje sliko, ki potrjuje strategijo
Univerze Gradec. Zmeraj več graških študentov
se odloča za študijsko bivanje [izmenjavo] na
kateri od jugovzhodnih partnerskih institucij.
S skupnimi aktivnostmi z Jugovzhodno
Evropo v okviru povezovanj (Coimbra
Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria,
Donaurektorenkonferenz
–
Rektorska
konferenca Donava), kot tudi s programi
TEMPUS (Trans- European Mobility
Programme for University Studies), CEEPUS
(Central European Exchange Program for
University Studies), MOEL-Plus (Mittel- und
Osteuropäische Länder) itn., se Univerza
Gradec trudi, zadostiti naraščajoči interes za
sodelovanje z regijo, ki je za izobraževalno
Univerza Gradec postavlja poudarke
središče Gradec osrednjega pomena. Še več,
na Univerzi Gradec so priklicali v življenje
programe in težiščna področja, kot recimo
štipendijske programe z univerzama Zagreb/
Hrvaška in Niš/Srbija, kot tudi štipendijo za
zaključek študija, s katero urad namestnika
za internacionalne odnose podpira številne
študente/ke, ki niso iz dežel EU/EWR, pri
zaključku njihove diplome, zaključnem izpitu
ali dizertaciji na Univerzi Gradec, pri čemer
je bilo več kot 80 % štipendij dodeljenih
študentom/kam iz Jugovzhodne Evrope.
Skupaj s Komisijo evropske škofovske
konference pri Evropski uniji (COMECE)
in Škofijo Gradec-Seckau razvija trenutno
Univerza Gradec poletno univerzo Seggau
(začetek: 2006) s ciljem profiliranja bodočih
vodilnih kadrov v politiki, upravi, znanosti
in religiji. Interdisciplinarno srečanje in
sodelovanje med profesorji in študenti
s težiščem na Vzhodni in Jugovzhodni
Evropi je prav tako v središču pozornosti 14dnevnega programa, kot tudi predstavitev
kulturnozgodovinske in duhovnozgodovinske
dimenzije aktualne evropske integracije.
Tako kot omenjeni programi prednostno
ponujajo možnost profesorjem in študentom,
da svoje ekspertize sestavijo in nadgradijo,
tako razume Univerza Gradec to dejavnost
kot svojo nalogo, biti „življenjska družica“
težišču „Jugovzhodne Evrope“ in jo predstaviti
širši javnosti, kar načrtuje za zimski semester
2005/2006 v okviru medfakultetne serije
predavanj „SOE-Akademije“.
Da ne gre le za strateško težišče Univerze
Gradec, temveč da jo z močnim prepričanjem
podpira celotna regija, dokazuje sodelovanje
dveh vodilnih projektov „Zukunftsfonds
Steiermark – Štajerskega sklada prihodnosti“. Z
doslednim nadaljnjim razvojem že opravljenega
dela dokumentirajo projekti resna prizadevanja
Univerze Gradec, ki uresničujejo v razvojnih
načrtih določene odločitve o profilu in tako
tudi skozi univerzitetno dejavnost dosegajo
trajno družbeno, gospodarsko in politično
delovanje.
Izvedba prvega projekta „Štajerska –
mednarodno kvalifikacijsko mesto za
kopmpetenco Jugovzhodne Evrope“ (http://
international.uni-graz.at/soe) upošteva v enaki
meri gospodarske, znanstvene in kulturne
vidike ter predstavlja enega od mejnikov
na poti Univerze Gradec do splošnega
univerzitetnega kompetenčnega centra. Cilj
tega, preko Štajerskega sklada prihodnosti
dotiranega projekta, je stabilnost do sedaj
doseženega za to regijo utrditi in v sodelovanju
s partnerskimi institucijami iz Jugovzhodne
Evrope sodelovanje bistveno nadgraditi ter s
tem pospešiti zbližanje izobraževalnih krajin.
Tematska širina projekta zajema:
• človekove
pravice
in
gospodarsko
sodelovanje v Jugovzhodni Evropi
• raziskovalni projekt Jugovzhodna Evropa
• simpozij Jugovzhodna Evropa
• poletna akademija Jugovzhodna Evropa
• center kompetence Jugovzhodna Evropa
• banka podatkov gospodarsko-pravno okolje
v Jugovzhodni Evropi
• regionalne politike v Evropi
• izobraževanje tolmačev in prevajalcev
nemško-albansko v Gradcu in Skadru
(Albanija)
• zgodovinska antropologija v Jugovzhodni
Evropi
• International Short Course SEE-HEAD
• Master of Medical Sciences Alpe-Adria
• projekt
izmenjave
študentov/k
z
južnoevropskimi univerzami.
Z drugim projektnim predlogom polaga
57
Univerza Gradec postavlja poudarke
Univerza Gradec mejnik za edinstveno inovacijo
štajerske izobraževalne krajine: V okviru
projekta-sklada prihodnosti pod naslovom
„Joint Degrees“ je Univerza Gradec izdelala
šest tako imenovanih Joint Degrees (http://
international.uni-graz.at/jd/). Gre torej za
skupno načrtovan študij več univerz na stopnji
„Bologna-Magister – bolonjskega magistra“, pri
čemer razvija več partnerskih institucij skupen
kurikulum kot multinacionalni konzorcij.
Predvsem krepitev evropske dimenzije študija
kot tudi povečanje atraktivnosti evropskega
izobraževalnega prostora je pri tem v središču
pozornosti. Z Joint Degree iz jugovzhodne
evropske zgodovine kot tudi z udeležbo
jugovzhodnih univerz pri nekaj od petih
nadaljnjih programov (Judovske študije,
Ženske raziskave in raziskave spolov kot tudi
znanosti sistema okolja, Alpe-Adria Joint
Degree iz amerikanistike/anglistike, študiji
latinske Amerike) se Univerza Gradec ponuja
še enkrat več kot most v mnogoterih pomenih:
po eni strani bo za Avstrijo odprta pot proti
jugovzhodni Evropi, po drugi strani bo v
smislu evropske integracije ponujena možnost,
razumeti „Evropo“ kot razširjeno skupnost.
Sodelovanje z Univerzo Ljubljana (Slovenija) in
Univerzo Cluj (Romunija) v okviru podprojekta
„Jugovzhodna evropska zgodovina“ je le eno od
mnogih področij, pri katerih uspešno sodeluje
Univerza Gradec s partnerskimi institucijami
iz „Jugovzhodne Evrope“ pri približevanju obeh
izobraževalnih prostorov in skupni izvedbi
bolonjskih procesov. Projekt stremi med drugim
tudi k povečani skupni zagotovitvi kvalitete,
kot tudi obojestranskemu priznavanju
akademskih stopenj in kvalifikacij.
Dolgoletno uspešno sodelovanje združuje
Univerzo Gradec s partnerskima institucijama
iz Slovenije, z Univerzo v Ljubljani in Mariboru,
58
s katerima že od leta 1990 oz. 1992 obstaja
skupno univezitetno partnerstvo in številni
bilateralni dogovori.
Z vidika bilateralnih kooperacij sta Univerza
Gradec in Univerza Ljubljana aktivni tudi v
okviru UTRECHT Networka. Tako v Ljubljani
vsako leto prirejajo poletno šolo Networka,
ki se je udeležujejo mnogi študenti/ke in
profesorji Univerze Gradec, ki sodelujejo tudi
pri oblikovanju programa. Obe univerzi skupaj
oblikujeta težišča sodelovanja v Steering
Committeeju UTRECHT Networka.
Edinstveno obliko sodelovanja sta našli
Univerza Gradec in Maribor v okviru „skupnih
predavalnic Maribor“. Šudenti in študentke obeh
univerz so obiskovali predavanja partnerskih
univerz, ki so bila avtomatsko priznana tudi
na domači univerzi. Tako graškim kot tudi
mariborskim študentom/kam vseh fakultet
se je ponudila možnost izkoristiti študijsko
ponudbo obeh univerz. Štajerska gospodarska
zbornica je podprla ta program s prevzemom
stroškov prevoza.
To je le nekaj primerov od mnogih, ki
ponazarjajo, kako uspeva Univerzi Gradec s
svojim težiščnim pristopom ustvariti presežno
vrednost – ne le za institucijo, temveč za
celotno regijo.
V sodelovanju z našimi dolgoletnimi
zanesljivimi partnerji bo Univerza Gradec tudi
nadalje igrala aktivno vlogo v regionalni in
internacionalni izobraževalni krajini.
Univerza Gradec postavlja poudarke
ZUR PERSON – O AVTORJU
Roberta Maierhofer
Vizerektorin für Internationale Beziehungen
und Frauenförderung der Karl-Franzens Universität Graz • Studium der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik, Lehramt (1985) und
Doktorat (1992), Universität Graz • Studium
der Vergleichenden Literaturwissenschaften,
(1987), State University of New York, Binghamton. • Venia Docendi für das Fach „Amerikanistik“. • Fulbright Professor, University
of Pennsylvania, Philadelphia, USA (1995).
• Adjunct Associate Professor der Binghamton University, NY (seit 1996). • Paul Petry Preis für Alterswissenschaften (1998).
• Vizerektorin für Internationale Beziehungen
nach UOG 93 (1999-2003). • Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Frauenförderung
nach UG 2002 (ab 2003). – izr. univ. prof. mag.
dr. Roberta Maierhofer, M.A., namestnica
rektorja za mednarodne odnose in podporo
žensk, Karl-Franzens Universität Graz. • Študij
anglistike/amerikanistike in germanistike,
diploma (1985) in doktorat (1992),
Univerza Gradec. • Študij primerjalne
književnosti (1987), State University of
New York, Binghamton. • Venia Docendi za predmet amerikanistika. • Fulbright
Professor, University of Pennsylvania,
Philadelphia, USA (1995). • Adjunct Associate Professor, Binghamton University, NY
(od 1996). • Nagrada Paul Petry za znanosti
tretjega življenjskega obdobja (1998).
• Namestnica rektorja za internacionalne
odnose po UOG 93 (1999-2003). • Namestnica rektorja za internacionalne odnose in podporo žensk po UG 2002 (od 2003). Univerza
Gradec postavlja poudarke Skupno univerzitetno težišče „Jugovzhodna Evropa“.
59
Bildgalerie – galerija slik III
Der mazedonische Kurator Oliver Musovik spricht anlässlich der Eröffnung im Juli 2005. – govor makedonskega kuratorja Oliverja Musovika na otvoritvi julija 2005
60
Grenzen erzählen
Grenzen erzählen
Reflexionen zur Wanderausstellung
„Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“
Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ 1
� Text: Angelika Brechelmacher
Als ARGE grenzen erzählen hatten sich Tanja Täuber, Gabriela Miechtner und ich vor mehr als zwei
Jahren die Aufgabe gestellt, den öffentlichen Diskurs zum nachbarschaftlichen Verhältnis zwischen Tschechen/innen und Österreichern/innen, der seit Beginn der Verhandlungen zur bisher
größten Erweiterung der Europäischen Union in österreichischen Medien eingesetzt hatte, zu hinterfragen. Welche Bilder, welche Stereotype begründeten die in Meinungsumfragen vordergrün-
Rübenernte bei Znojmo – spravilo pese pri kraju Znojmo
61
Grenzen erzählen
dig konstatierten „Ängste der Österreicher/innen“2 vor dem EU-Beitritt der Tschechischen
Republik? In wessen Namen pochten politische Machtzirkel auf vereinheitlichend „nationale“ Interessen, die durch den Beitritt der
Nachbarstaaten gefährdet würden? [Gemeint
ist der Diskurs medialer und politischer Eliten,
die in den politischen Zentren den Topos der
„Angst der Bevölkerung“ zur Durchsetzung eigener Interessen hervorhoben (FPÖ, Gewerkschaft, Bauernbund etc.)] Wie blickte man an
der so genannten „Peripherie“, in der Grenzregion selbst, der Erweiterung entgegen? Überwogen auch hier national bis nationalistisch
geprägte „Ängste“ oder hatte sich längst ein regionales, grenzüberschreitendes Bewusstsein
entwickelt, das in der Bundeshauptstadt Wien
einfach (noch) nicht wahrgenommen wurde? Diese und ähnliche Fragen beschäftigten
uns. Wir erwarteten Antworten in der Region
selbst, auf beiden Seiten der Grenze, am besten
von derjenigen Generation, die nachbarschaftliches Zusammenleben noch vor der Errichtung des Eisernen Vorhangs erlebt hatte.
Grenzen erzählen – Sammeln von Erinnerungen. Die Interviewserie „Frauen-Leben
an der Grenze“ eröffnete 2003 eine Reihe von
grenzübergreifenden Projekten der ARGE grenzen erzählen in der österreichisch-tschechischen
Grenzregion Weinviertel-Südmähren. Die älteste Generation hat mit der Zwischenkriegszeit eine Periode erlebt, in der Kontakt zwischen den Ethnien Alltag war. Viele Frauen
und Männer beherrschten neben der Muttersprache auch die Sprache der Nachbarn/innen.
Fünfzehn biographisch-narrative Interviews
mit elf durchschnittlich 80-jährigen Frauen und
vier Männern derselben Generation erlaubten
uns Einblick in die Kindheit und Jugend dies-
62
seits und jenseits der österreichisch-tschechischen Grenze, in die nachbarschaftlichen Beziehungen, aber auch in die Verfolgungen 1938
und die Zwangsaussiedlungen 1945. In den Interviews trafen wir bisweilen auf stereotype
ethnische Abgrenzungen und Abwertungen.
Die Erzählungen von persönlichen Begegnungen aber stellten Brüche dieser Stereotype dar
und spiegelten sehr wohl nachbarschaftliche
Nähe. Die Klischees und ihre Brüche, die persönlichen Erfahrungen im Alltag standen im
Mittelpunkt unseres Interesses.
Zuhören und Hinschauen. Die Erzählenden
sprachen auf Tschechisch und Deutsch, häufiger auf Deutsch. Bisweilen wechselten sie
mitten in der Geschichte in die andere Sprache. Manche beklagten, die meisten Vokabeln seit der Schulzeit vergessen zu haben.
Als wir dann im Sommer 2004 mit allen Interviewpartnern/innen aus der Interviewserie
„Frauen-Leben an der Grenze“ in Retz den internationalen Workshop Grenzen erzählen veranstalteten, funktionierte die Verständigung
jedenfalls wunderbar. In einer großen Erzählrunde sprachen Frauen und Männer aus Suchohrdly, Retzbach, Brno, Hohenau, Bulhary
und Poysdorf über ihr Leben in der Grenzregion und die Beziehung zu den Nachbarn und
Nachbarinnen. Jedes Statement wurde simultan in die jeweils andere Sprache übersetzt.
Zwei Stunden Zuhören, ohne Unterbrechung,
mit hoher Aufmerksamkeit und gegenseitigem
Respekt. Trotz ihres teilweise hohen Alters
und trotz der Beschwerlichkeit der Anreise
hatten rund dreißig Personen teilgenommen.
Gemeinsames Mittagessen, Jause und Plaudern in kleineren Gruppen, gelöste Stimmung
bis zum Schluss der Veranstaltung.
Grenzen erzählen
Foto neue Geschichten, die Schicksale der Eltern und Großeltern, der Tanten und Onkel.
Wie sollten wir den Faden behalten, den Blickwinkel der Ausstellung auf die gemeinsame
Kindheit und Jugend, die Nachbarschaft in der
Grenzregion?
Katarina Eder aus Unterretzbach und Terezia Líčeniková aus Bulhary beim internationalen Workshop Grenzen erzählen, Retz 2004 –
Katarina Eder iz Unterretzbacha in Terezia Líčeniková iz Bulharya na
internacionalnem workshopu Meje pripovedujejo, Retz 2004
Alle unsere Gesprächspartner und -partnerinnen hatten wir mehrmals zu Hause besucht.
Mit Tonband und Kamera dokumentierten
wir die Gesprächssituationen. Die transkripierten Interviews legten wir den Erzählern/innen nochmals vor, Missverständnisse wurden
korrigiert. Immer neue Erinnerungen kamen
hoch, Ergänzungen, Einschübe. Viel Zeit nahmen wir uns für die Auswahl der persönlichen
Fotos, die in der Ausstellung zum Abschluss
der Projektserie dokumentiert werden sollten.
Wir saßen lange Nachmittage in Suchohrdly,
Hohenau und den anderen Orten und blätterten gemeinsam in den alten Fotos. Zu jedem
Ludmila Štanclovás Leidenschaft galt dem Schauspiel in einer Laiengruppe, mit der sie in den späten Zwanzigerjahren in Znojmo und den umliegenden Dörfern auftrat. Ludmila Štanclová verstarb im Frühjahr 2005.
– Strast Ludmile Štanclová je bila igra v gledališki amaterski skupini, s
katero je nastopala v poznih dvajsetih letih v Znojmovem in okoliških
vaseh. Ludmila Štanclová je umrla spomladi 2005.
Wir zeichneten alle Gespräche auf, transkripierten und übersetzen die Texte. Die Vorbereitung der letzten und größten Station unserer eigenen Reise durch die Geschichten und
die Geschichte der Grenzregion begann. Die
zweisprachige Wanderausstellung „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“ – Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“
und der deutsch-tschechischsprachige Film
„grenzen erzählen“ – „vyprávéní z pohraniči“
sollten das Erlebte sichtbar machen, unabhängig von politischen Einstellungen und historischer Übereinstimmung. Den alltäglichen
und auch besonderen „Geschichten der Nachbarschaft“ wollten wir in dieser Ausstellung
Raum geben.
Der sozialanthropologische Blickwinkel.3
„Grenzen erzählen“ – entwächst der ethnologischen Annahme, dass Kulturen lebendig und in
ständiger Bewegung sind. Nachbarschaftliches
Interagieren verschiedener ethnischer Gemeinschaften kann auf staatlicher Ebene von nationaler Ab- bzw. Ausgrenzung begleitet sein.
Dieses Ineinanderfließen unterschiedlicher
gesellschaftlicher Dynamiken entpuppte sich
im Lauf der Interviewserie als Schwerpunkt
der Forschung. Nicht nur nachbarschaftliches
Zusammenleben und grenzüberschreitende
Festlichkeiten, sondern auch Zwangsaussiedlungen und traditionelle Vorurteile flossen in
die Erzählungen ein. Unser „Ziel war es […],
die individuellen Selbst- und Weltbilder so zu
63
Grenzen erzählen
Eröffnung in Poysdorf / Weinmarkt – otvoritev v Poysdorfu / Weinmarktu
erkunden und ernstzunehmen, wie sie erzählt
wurden. […] Die historische Tiefe [der] Untersuchungen hingegen war weitgehend vom
kollektiven Gedächtnis selbst bestimmt: Die
Geschichte konnte miteinfließen, soweit sie
eben eine wahrnehmbare Rolle in den Erinnerungen und Identitätsbildern der Gewährsleute spielt.“4.
Aufbau und Gestaltung der Wanderausstellung. Die Ausstellung wurde als virtueller Spaziergang an der Grenze gestaltet. Wir hielten
uns an einen groben chronologischen Verlauf.
Nicht eingehalten wurde der einheitliche/vereinheitlichende Blickwinkel. Als Gestalterinnen der Ausstellung hüpften wir hin und her,
horchten hüben und drüben, fügten zusammen und trennten, indem wir die erzählten
Passagen von dieseits und jenseits der Grenze aneinanderreihten, eine einheitliche, national bekömmliche Sichtweise verweigernd.
Wir brachten die Erzählungen nur am Rande
mit so genannten historischen Fakten in Verbindung. Auf einer einleitenden Tafel listeten
wir einige einschneidende Ereignisse von der
Zwischenkriegszeit an bis in die Sechzigerjahre auf. „Manchmal weiß man nicht mehr, in
64
welcher Zeit und auf welcher Seite der Grenze man in den Erzählungen gerade eintaucht,
aber vielleicht ist das ja auch die zentrale Aussage“, schrieb einer unserer Besucher ins Gästebuch. Das war in unserem Sinn.
Im chronologischen Verlauf folgen wir zunächst den Lebensabschnitten unserer Gesprächspartner/innen:
Kindheit und Schule dokumentiert die ersten
Jahre im Leben unserer Interviewpartner/innen. Viele von ihnen waren in dieser Zeit beider Sprachen mächtig.
Festlichkeiten spielten in den erzählten Biografien eine wichtige Rolle. Sie waren Momente
kultureller Begegnung. Kirtage und Hochzeiten
boten Gelegenheit zu verwandtschaftlichen
Besuchen über die Grenze. Steroetype Darstellungen boten Grundlage für kulturelle Vergleiche: „Die haben tanzen können, die Südmährer! Wie die Südmährer haben tanzen können,
hat niemand tanzen können. Die haben tanzt,
links und rechts!“5
Landwirtschaft – Kleiner Grenzverkehr
– Lehrjahre – Schwere Zeiten dokumentieren Broterwerb und lokale und grenzüberschreitende wirtschaftliche Verflechtungen
in der Region. Auch Schmuggelgeschichten,
liebevoll „Kleiner Grenzverkehr“ genannt,
werden schmunzelnd zum Besten gegeben:
„Ån d’ Schuach håd mas dakennt, ob de von
drüm woan. De håm olle hintn nua die Noht
ghåbt, jå? Die unsan habm des Bandl då hintn
rauf ghåbt – und wånn wea die Schuach mit
da Noht hintn ghåbt hat, da håt ma gwußt,
des san die büllichen Bata-Schuach. Do sand
d’ Lei mit so rechte Hatscha einigångan und
die hams dånn drinnan bein Hoamgehn in an
Åcka gwoafm und håm si die neichn Schuach
ånzogn.“6
Grenzen erzählen
Brüche der Nachbarschaft fasst die Erzählungen zur nachbarschaftliche Situation vom „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 und der Annektierung
tschechoslowakischer Gebiete durch die Nazionalsozialisten bis zur Antwort der tschechoslowakischen Regierung bei Kriegsende, der
rigorosen Zwangsaussiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung ab 1945, zusammen.
und den damit verbundenen Wandel sozialer
Begegnungen nach dem Zweiten Weltkrieg, in
der kommunistischen Ära und nach der Öffnung der Grenzen 1989. Mit kurzen biografischen Texten werden die Erzähler/innen zum
Abschluss der Ausstellung vorgestellt. Fotoporträts geben die Situation des Erzählens wieder.
Eine zweisprachige Landkarte vereinfacht das
Wiederauffinden von erwähnten Ortschaften.
Im Kulturhaus von Bulhary – V kulturnem domu Bulharyja
Terezia Líčeniková vor den Abbildungen ihrer Eltern – Terezia Líčeniková
pred fotografijami svojih staršev
Im Kulturhaus von Suchohrdly bei Znojmo – V kulturnem domu
Suchohrdly-ja pri Znojmovem
Maria Marschitz bei der Eröffnung im Kulturhaus von Bulhary – Maria
Marschitz ob otvoritvi v kulturnem domu Bulharyja
Leben an der Grenze richtet den Blick nochmals auf die Veränderungen im Grenzraum
Sie benennt die Ortschaften im südmährischen Raum in beiden Sprachen und ermög-
65
Grenzen erzählen
licht die räumliche Zuordnung der Erzählungen. Der letzte Teil der Ausstellung schließlich
dokumentiert die Wanderung der Ausstellung
selbst, im Zickzack durch die Ortschaften des
Weinviertels und Südmährens, nach Retz, Suchohrdly u Znojmo, Poysdorf, Bulhary u Mikulova bis in die Kreishauptstadt Brno und ins
Museumsquartier in Wien. Beim Aufbau des
virtuellen Grenzspaziergangs in den Gemeinden wurde uns nicht nur praktische Hilfe zuteil, die Darstellungen auf den Tafeln wurden
jeweils bereits vor der Eröffnung interessiert
kommentiert und ergänzt, Personen und Orte
wurden wiedererkannt.
Zu den Eröffnungen kamen unsere Interviewpartner/innen als Ehrengäste. Manche von ihnen begleiteten die Ausstellung sogar durch
mehrere Orte. Die letzte Station führte uns
schließlich ganz in den Süden Österreichs, an
die Grenze zu Slowenien, ins Pavel-Haus bei
Bad Radkersburg.
66
ANMERKUNGEN
1
2
3
4
5
6
Ein Projekt der ARGE grenzen erzählen in Kooperation mit Česky Svaz
Žen / jihomoravská krajská organizace und der ÖAR Regionalberatung
GmbH.
Vgl. Angelika Brechelmacher, Österreichs Politik auf der Suche nach
europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen
Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur
Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes, in: Helmut Gruber – Florian Menz –
Oswald Panagl (Hg.), Sprache und politischer Wandel. Frankfurt u. a. 2003,
S. 131-150. – Angelika Brechelmacher, Identity by way of demarcation – the
discourse on the expansion of the European Union in Austria´s leading daily
papers, in: Anna Duszak (Hg.), Us and Others – Social identities across
languages, discourses and cultures. Amsterdam – Philadelphia 2002, S.
293-320.
Zitiert aus: Angelika Brechelmacher – Tanja Täuber – Gabriela Miechtner,
Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung
„Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“. Katalog zur
gleichnamigen Ausstellung und DVD „grenzen erzählen“. Wien 2005.
Katharina Eisch, Grenze. Eine Ethnographie des bayrisch-böhmischen
Grenzraums. München, 1996.
Franziska Autrieth, Kleinriedenthal, März 2004.
Maria Exel sen., Mitterretzbach, Dezember 2003.
Meje pripovedujejo
Meje pripovedujejo
refleksije potujoče razstave
„Geschichte und Geschichten der
Nachbarschaft“ – „Zgodovina in zgodbe
sosedstva“ | Putovní výstava „Historie a
příběhy sousedství“1
Kot ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo
smo si Tanja Täuber, Gabriela Miechtner
in jaz pred več kot dvema letoma zadale
nalogo, pogledati v ozadje javnega diskurza
o sosedskih odnosih med Čehi/njami in
Avstrijci/kami, ki je, od začetka pogajanj ob
največji širitvi Evropske unije doslej, zagrabila
avstrijske medije. Kakšne prispodobe,
stereotipe, centralno ugotovljene „strahove“
„Avstrijcev/k“2 utemeljujejo z raziskavami
javnega mnenja pred EU-pristopom Češke
republike? Je to bil le diskurz mestnih centrov,
ki potiska naprej nacionalne interese? Kakšen
je pogled na tako imenovano „periferijo“,
v sami obmejni regiji, glede na širitev? Ali
tudi tam prevladujejo nacionalni in vse do
nacionalistično oblikovanih „strahov“, ali pa
se je že zdavnaj razvila regionalna, čezmejna
zavest, ki v glavnem mestu Dunaju enostavno
(še) ni zaznana? Ta in podobna vprašanja
so nas zanimala. Odgovore smo si obetali
v regiji sami, na obeh straneh meje, najraje
od generacije, ki je sosedsko skupno življenje
doživela še pred postavitvijo železne zavese.
Meje pripovedujejo – zbiranje spominov.
Serija intervjujev „Frauen-leben an der Grenze“
– „Žensko življenje na meji“ je 2003 odprla niz
čezmejnih projektov ARGE meje pripovedujejo
v avstrijsko-češki obmejni regiji Weinviertel
– Južna Moravska. Najstarejša generacija je z
medvojnim časom doživela periodo, v kateri
je bil stik med etnijama del vsakdana. Veliko
žensk in moških je ob materinščini obvladalo
tudi jezik sosedov, češko in nemško, nemško
in češko. Petnajst biografsko-narativnih
intervjujev z enajstimi povprečno 80-letnimi
ženskami in štirimi moškimi iste generacije
nam je omogočilo vpogled v otroštvo in
mladost tostran in onstran avstrijsko-češke
meje, v sosedske odnose, pa tudi v preganjanje
leta 1938 in v prisilno izselitev leta 1945. V
intervjujih smo včasih naleteli na stereotipe
etnične razmejitve in razvrednotenja. Zgodbe
osebnih srečanj pa so pokazale zlom teh
stereotipov in so vsekakor zrcalile sosedsko
bližino. Klišeji in njihov zlom, osebne izkušnje
v vsakdanjiku, so bili v središču našega
interesa.
Poslušati in gledati. Pripovedovalci/ke so
govorili po češko in nemško, pogosteje po
nemško. Včasih so sredi zgodbe zamenjali
jezik. Nekateri/e so tožili/e, da so večino besed
iz šolskega časa pozabili/e. Ko smo poleti 2004
z vsemi intervjuvanimi iz serije intervjujev
„Žensko življenje na meji“ organizirali v Retzu
internacionalniworkshop„Mejepripovedujejo“,
je razumevanje potekalo vsekakor čudovito.
Na velikem pripovednem omizju so govorile
ženske in moški iz Suchohrdlyja, Retzbacha,
Brna, Hohenaua, Bulharyja in Poysdorfa o
svojem življenju v obmejni regiji in o odnosih
s sosedi in sosedami. Vsaka izjava je bila
simultano prevedena v en ali drug jezik.
Dve uri poslušanja, brez prekinitev, z veliko
pozornosti in medsebojnega spoštovanja. Kljub
njihovi deloma visoki starosti in napornemu
prihodu je sodelovalo okrog trideset oseb.
Skupno kosilo, malica in klepet v manjših
skupinah, so pripomogli k sproščenemu
67
Meje pripovedujejo
počutju do konca prireditve. Vse naše partnerje
in partnerke pogovora smo večkrat obiskali
doma. Z magnetofonskim trakom in kamero
smo dokumentirali pogovorne situacije.
Prepisane intervjuje smo še enkrat predložili
pripovedovalcem/kam, nesporazumi so bili
popravljeni. Zmeraj znova so na plano privreli
novi spomini, dopolnitve, vrinjeni odstavki.
Veliko časa smo si vzeli pri izboru osebnih
fotografij, ki naj bi dokumentirale razstavo ob
koncu projektne serije. Veliko popoldnevov
smo presedeli v Suchohrdlyju in Hohenauu
in drugih krajih in skupno listali po starih
fotografijah. K vsaki fotografiji nove zgodbe,
usode staršev in starih staršev, tet in stricev.
Kako naj obdržimo [rdečo] nit, zorni kot
razstave na otroštvo in mladost, sosedstvo v
obmejni regiji?
Posneli smo vse pogovore, jih zapisali in
prevedli. Priprava zadnje in največje postaje
našega potovanja skozi zgodbe in zgodovino
obmejne regije se je začela. Dvojezična potujoča
razstava „Zgodovina in zgodbe sosedstva“
| Putovní výstava „Historie a příběhy
sousedství“ in film v nemškem in češkem
jeziku „Meje pripovedujejo“ | „vyprávéní z
pohraniči“ naj bi doživeto naredila vidno,
neodvisno od političnih naravnanosti in
zgodovinskih analogij. Vsakdanjemu in tudi
posebnim „zgodbam iz sosedstva“ smo želeli
dati mesto na tej razstavi.
Socialno-antropološki zorni kot.3 Raziskava
„meje pripovedujejo“ izhaja iz etnološke
predpostavke, da so kulture žive in v
nenehnem premikanju. Sosedsko medsebojno
delovanje različnih etničnih skupnosti
lahko na državni ravni spremlja nacionalna
razmejitev oz. izključevanje. To prehajanje
različnih družbenih dinamik se je v teku serije
68
intervjujev izkazalo kot težišče raziskave. Ne
samo sosedsko skupno življenje in čezmejne
slovesnosti, temveč tudi prisilno izseljevanje
in tradicionalni predsodki so vpleteni v
pripovedovanja. Naš „cilj je bil […] individualne
lastne podobe in podobe o svetu raziskati
in jemati resno, kot so bile pripovedovane.
[…] Zgodovinska globina raziskav pa je bila
nasprotno v veliki meri določena s samim
kolektivnim spominom: Zgodovina je bila
dodana, v kolikor je igrala zaznavno vlogo v
spominih in podobah identitete zaupnikov/
c.“(Eisch 1996)4.
Postavitev in oblikovanje potujoče razstave.
Razstava je bila oblikovana kot sprehod ob
osvetljenih inštalacijah vzdolž meje. Držale
smo se grobega kronološkega poteka. Nismo pa
se držale enotnega/poenotenega zornega kota.
Kot oblikovalke razstave poskakujemo sem ter
tja, prisluškujemo tod in onstran, spajamo in
ločujemo, tako da nizamo pripovedovane pasaže
tostran in onstran meje in s tem zavračamo
enoten nacionalni pogled. Pripovedi smo
samo obrobno povezale s tako imenovanimi
zgodovinskimi dejstvi. Na uvodnem panoju
smo naštele nekatere odločilne dogodke od
medvojnega časa do šestdesetih let. „Včasih
človek ne ve več, v katerem času in na kateri
strani meje se je pravkar zatopil v zgodbe, toda
mogoče je prav to ključna izjava,“ je zapisal
eden naših obiskovalcev v knjigo gostov. To je
bil tudi naš namen.
V kronološkem poteku sledimo življenjskemu
obdobju naših pogovornih partnerjev/ic:
Otroštvo in šola dokumentira prva leta življenja
naših intervjuvancev/k. Mnogi od njih so bili
v tistem času dvojezični.
Slovesnosti so igrale v pripovedovanih
biografijah pomembno vlogo. Bile so trenutki
Meje pripovedujejo
kulturnih srečanj. Sejmi in poroke so nudili
priložnost sorodstvenih obiskov čez mejo.
Stereotipni prikazi ponujajo osnovo za
kulturne primerjave: „Ti so znali plesati, ti
južni Moravci! … tako kot so znali plesati
južni Moravci, tako ni znal plesati nihče. Ti so
plesali, levo in desno!“1
Kmetijstvo – maloobmejni promet – učna
doba – težki časi dokumentirajo zaslužek in
lokalno ter čezmejno gospodarsko prepletenost
v regiji. Tihotapske zgodbe, ljubko imenovane
„maloobmejni promet“, ponazarjajo najbolje:
„Po čevljih smo jih prepoznali, ali ti prihajajo
od tam preko. Ti [čevlji] so vsi imeli samo en
šiv od zadaj, da? Naši so imeli odzadaj trak
– in, če je imel nekdo čevlje s šivom od zadaj,
smo vedeli, to so poceni Bata čevlji. Od tam
so ljudje prišli z res pošvedranimi čevlji, na
poti domov pa so se preobuli in stare vrgli na
njivo.“5
Prelomi sosedstva združijo zgodbe sosedskega
položaja od priključitve Avstrije k nacistični
Nemčiji 1938 in anektiranja čehoslovaškega
področja s strani nacistov do odgovora
čehoslovaške vlade konec vojne, rigoroznega
prisilnega izseljevanja nemškogovorečega
prebivalstva od 1945.
Življenje na meji usmerja pogled še enkrat na
spremembe v obmejnem prostoru in s tem
povezano spreminjanje socialnih srečanj po
drugi svetovni vojni, v komunistični dobi in
po odprtju meja 1989.
S kratkimi biografijami so ob koncu razstave
predstavljeni/e pripovedovalci/ke. Fotografski
portreti prikazujejo situacijo pripovedovanja.
Dvojezičen zemljevid poenostavlja iskanje
omenjenih krajev. V obeh jeziki so poimenovani
kraji v južnomoravskem prostoru in s tem
omogočajo prostorsko določitev zgodb.
Zadnji del razstave končno dokumentira
potujočo razstavo samo, v cikcaku skozi kraje
Weinviertela in Južne Moravske, proti Retzu,
Suchohrdlyju in Znojmovem, Poysdorfu,
Bulharyju in Mikulovaji do okrožnega
glavnega mesta Brno in v muzejsko bivališče
na Dunaju. Pri postavitvi inštalacij v občinah
nismo dobile le praktične pomoči, predstavitve
na panojih so bile še pred otvoritvami z
zanimanjem komentirane in dopolnjene, osebe
in kraji prepoznani. K otvoritvam so prišli naši
intervjuvanci/ke kot častni/e gostje. Nekateri/
e od njih so spremljali/e razstavo skozi več
krajev. Zadnja postaja nas je peljala čisto na jug
Avstrije, na mejo s Slovenijo, v Pavlovo hišo v
Radgono.
OPOMBE
1
2
3
4
5
Projekt ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo je kooperacija z/s
kooperací: Česky Svaz Žen – jihomoravská krajská organizace in ÖAR
Regionalberatung GmbH
prim. Brechelmacher, Angelika (2003): Österreichs Politik auf der Suche
nach europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen
Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur
Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes – Avstrijska politika na poti iskanja
evropske identitete – analiza političnega in medijskega diskurza za razvoj
in akceptanco „evropskih identitet“ v času avstrijskega predsedovanju
svetu, v: Gruber, Helmut; Menz, Florian; Panagl, Oswald (Hg.): Sprache
und politischer Wandel – Jezik in politična sprememba. Frankfurt et al.:
Peter Lang. S. 131-150. – Brechelmacher, Angelika (2002): Identity by way
of demarcation – the discourse on the expansion of the European Union in
Austria´s leading daily papers. v: Duszak, Anna (2002) (ed.): Us and Others
– Social identities across languages, discourses and cultures. Amsterdam
– Philadelphia: John Benjamins. S. 293-320. und 2002).
Citirano iz: Brechelmacher, Angelika; Täuber, Tanja; Miechtner, Gabriela
(2005): Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung
– Potujoča razstava „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“/
„Zgodovina in zgodbe sosedstva“, katalog k istoimenski razstavi in DVD
grenzen erzählen – meje pripovedujejo. Wien: ARGE grenzen erzählen
Eisch, Katharina (1996): Grenze. Eine Ethnographie des bayrischböhmischen Grenzraums – Meja: Etnografija bavarsko-češkega obmejnega
prostora
Maria Exel sen., Mitterretzbach, december 2003
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Meje pripovedujejo
– Naša zahvala velja vsem našim intervjuvancen/kam za zaupanje pri našem
delu in za odprto in prisrčno vzdušje pri skupnih srečanjih. Razstava in film
bosta kmalu umeščena na spletno stran ARGE grenzenerzählen – www.
grenzenerzaehlen.at in od novembra 2005 kot virtualni sprehod po razstavi.
Zainteresirani lahko naročijo razstavni katalog skupaj s filmom „vyprávéní
z pohraniči“ | „grenzen erzählen – meje pripovedujejo“ kot DVD na naslovu
[email protected].
ZUR PERSON – O AVTORJU
Angelika Brechelmacher
Drin Angelika Brechelmacher arbeitet als Sozialanthropologin und Sprachwissenschaftlerin in Wien. Sie interessiert sich für kollektive Ab- und
Ausgrenzung, sprachlich konstruierte Identitäten, ihre Verflechtungen
und Brüche. Als Shiatsu-Trainerin ist sie in der Erwachsenenbildung tätig. – Drin Angelika Brechelmacher dela kot socialna antropologinja in
jezikovna raziskovalka na Dunaju. Zanima se za kolektivno razmejitev in
izključevanje, jezikovno konstituirane identitete, njihovo prepletenosti in
navade. Kot predavateljica shiatsuja deluje pri izobraževanju odraslih.
DANKSAGUNG
Unser Dank gilt allen unseren Interviewpartnerinnen und -partnern für ihr
Vertrauen in unsere Arbeit und die offene und herzliche Atmosphäre bei den
gemeinsamen Begegnungen. Ausstellung und Film werden demnächst auf
der Homepage der ARGE grenzen erzählen www.grenzenerzaehlen.at installiert und ab November 2005 virtuell begehbar sein. Interessierte können
den Katalog zur Ausstellung inklusive Film „vyprávéní z pohraniči“ | „grenzen
erzählen“ als DVD unter [email protected] bestellen.
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PROJEKTTEAM – PROJEKTNA SKUPINA
Drin Angelika Brechelmacher (Projektleiterin), Gabriela Miechtner, Maga
Tanja Täuber, Tina Hochkogler. Projektsupervision: Dr. Harald Payer,
ÖAR Regionalberatung GmbH. Kooperationspartnerinnen in der Tschechischen Republik: RN Drin Bronislava Milinková und Mgr. Margita Březnová/
ČSŽ – Tschechischer Frauenverband/Kreis Südmähren. – Drin Angelika
Brechelmacher (vodja projekta), Gabriela Miechtner, Maga Tanja Täuber,
Tina Hochkogler. Projektni nadzor: Dr. Harald Payer, ÖAR Regionalberatung
GmbH. Partnerji kooperacije v Češki republiki: RN Drin Bronislava Milinková
in Mgr. Margita Březnová / ČSŽ – Češko žensko združenje / okrožje Južna
Moravska.
FÖRDERUNGEN – PODPORE
Die Austellung wurde von Regionalentwicklungsfonds EFRE Wien, Kulturreferat der NÖ Landesregierung und Frauenbüro der Stadt Wien gefördert,
die Videoproduktion durch das Kulturreferat der Stadt Wien. Finanzielle
Unterstützung der tschechischen Partnerinnen: Österreichisches Kulturforum in Prag. Mit Unterstützung des Weinviertelfestivals 2004. – Dotacije:
Razstava je bila podprta s strani Regionalentwicklungsfonds EFRE
Wien (Sklada regionalnega razvoja EFRE Dunaj), Kulturreferat der NÖ
Landesregierung (Kulturnega referata deželne vlade Spodnje Avstrije), in
Frauenbüro der Stadt Wien (Ženske pisarne mesta Dunaja, video produkcija
s strani), Kulturreferat der Stadt Wien (Kulturnega referata mesta Dunaja).
Finančna podpora čeških partnerjev: Österreichisches Kulturforum in Prag
(Avstrijski kulturni forum iz Prage). V sodelovanju z Weinviertelfestivalom
2004.
Moč šibkih
Moč šibkih
Ženske v času kmečkega gospodarjenja
� Text: Irena Destovnik
V prispevku izhajam iz ugotovitev, ki sem jih opisala v knjigi Moč šibkih, Ženske v času kmečkega
gospodarjenja1 in prikazala na razstavi z istim naslovom. Način življenja žensk iz kmečkega in
podkmečkega sloja sem raziskovala v Šentjanžu v Rožu in na Šentjanških Rutah, vaških skupnostih
na dvojezičnem območju južne Koroške, in sicer v obdobju druge polovice 19. in prve polovice
20. stoletja.2 Omenjene ženske so zapustile sledi le v skopih zaznamkih v rojstnih, poročnih in
mrliških matičnih knjigah ter v notarskih aktih, predvsem v sklepih o odpravninah in ženitnih
pogodbah. Spomin nanje ohranjajo tudi njihove potomke, katerih mentalni svet se predvsem pri
starejših ni bistveno spremenil. Tradicionalni svet se je zrušil šele po drugi svetovni vojni, ko se je
vaška skupnost odprla navzven, družina pa zaprla navznoter.
Statistični podatki kažejo naslednjo sliko: leta 1883 je v obeh vaseh živelo 265 ljudi, vsi so bili
Slovenci, leta 1900 je tu živelo sedem Nemcev, leta 1910 pet, ob popisu prebivalstva leta 2002 pa
se je za govorce slovenskega jezika opredelilo okoli 23 odstotkov prebivalcev. Poklicna struktura
nekdaj kmečkega slovenskokoroškega prebivalstva, ki je danes v primerjavi z nemško krepko v
prid slovensko govorečim, se je začela spreminjati po letu 1957. Takrat je bila ustanovljena Zvezna
gimnazija za Slovence, pozneje pa še dve dvojezični višji šoli.
Z raziskavo sem hotela dokazati pomembnost gospodarske vloge žensk, ki so jo imele ženske
v času kmečkega gospodarjenja, kar pa v izbranem okolju ni bila lahka naloga. Viri, ki so na
razpolago, hkrati dokazujejo njihovo gospodarsko in družbeno podrejenost. Ker pa sem želela
oporekati mnenju o manjvrednosti dela, ki ni ovrednoteno z denarjem, sem ženske iskala tam, kjer
so bile najbolj prisotne in dejavne. Hkrati pa sem želela posledice delitve produkcije in reprodukcije
povezati s spremembami pojmov ženska, mati in gospodinja, saj je to vplivalo na današnji pomen
in položaj žensk tako v zasebnem kot javnem življenju.
Čeprav smo si ženske predvsem v 20. stoletju priborile številne politične pravice in pravice na
področju izobraževanja, zaposlitve ter socialnega varstva, analiza teh pravic pokaže, da ohranjajo
starodavne mite o ženski in moški naravi. Iluzijo linearnega razvoja je, poleg tega, da sta v 16.
stoletju cerkev in država reprodukcijo ljudi potisnili v »božje roke«, v obdobju industrializacije
porušil predvsem izgon žensk iz produkcijskega procesa. Moški so zasedli zunanji prostor, ženski
71
Moč šibkih
pa ostale v zasebnem. V kmečki ekonomiji,
ki je bila hišno in družinsko organizirana ter
brez ločnice med družinskim življenjem in
pridobitnim delom, so bile ženske kot delovna
sila na obeh področjih nepogrešljive. Tako
razloge za spolno delitev dela kot razliko med
vsakokratnim pomenom ženskega dela in
družbenim položajem žensk lahko prepoznamo
le, če upoštevamo vsa dela, ki so jih ženske
opravljale. Sodobna delitev dela na plačano
in neplačano delo je podobo ženskega dela
precej popačila. Koncept dela in naš odnos do
njega se stalno spreminjata; kaj se na področju
neplačanega ženskega dela vrednoti kot delo
in kaj kot prostočasna aktivnost, določa cena
storitve na trgu. Tudi današnje pojmovanje
kmečkega dela se je zaradi agrarnega prevrata
oblikovalo šele v drugi polovici 18. in v prvi
polovici 19. stoletja.
Čeprav so zaradi proletarizacije moške delovne
sile – leta 1935 je bilo v obeh vaseh kar 45,1
odstotka kajžarjev z manj kot petimi hektarji
zemlje – prvi gostači, označeni kot industrijski
delavci, v matičnih knjigah zapisani že leta
1888, pa njihovih družin še ne moremo označiti
kot delavske ali obrtniške. Sieder3 piše, da so
prvi delavci družino kot gospodarsko skupnost
zamenjali s plačano zaposlitvijo, njihove
žene pa so za preživetje opravljale dela, ki so
presegala reprodukcijske naloge. Njihov način
preživetja je zaradi agrarnega ozadja še dolgo
temeljil na dvojni ekonomiji. Sieder je ta tip
družine poimenoval na pol odprta družinska
struktura. V zaprtih družinskih strukturah
ženske opravljajo samo reprodukcijske naloge.
Kmečko gospodarstvo je temeljilo na lastnini
zemlje in njej ustreznemu številu delovne sile,
temelj za poroko in lastno samostojnost je
bila dediščina. Na Koroškem je veljalo načelo
nedeljivosti oziroma pravo enega dednega
72
prevzemnika. Praviloma je dedoval najstarejši
sin, ki je moral ob prevzemu izplačati tako
imenovane odpravljene dediče. Prav zaradi
tega se je v kmečkem okolju izoblikoval
raznolik podkmečki sloj prebivalstva, ki se je
od kmečkega razlikoval zgolj glede socialne
strukture. Socialni statusi ženinov in nevest
pričajo o socialni endogamiji, vendar pa so se
znotraj slojev, vezanih na kmečko ekonomijo,
te meje lažje prekoračevale, kot pa med drugimi
sloji. Za večino ljudi so bili začasni izhodi iz
privilegiranih kmečkih slojev predvsem pred
poroko skorajda pravilo. Večje število kmečkih
sinov in hčera si je pred prevzemom lastništva
ali poroko služilo kruh kot hlapci ali dekle.
Neporočene kmečke hčere so po prevzemu
lastništva enega od sorojencev v matičnih
knjigah označene kot dekle ali gostačice.
Pari brez otrok so si zagotovili preživetje in
ohranitev kmetije tako, da so posest izročili
kakemu sorodniku ali dolgoletnemu poslu.
Predindustrializacijojespolnadelitevdelaveljala
samo za moške. Ženske so vedno opravljale vsa,
moški pa le tako imenovana moška dela, to pa
je bilo povezano predvsem z ugledom. Bolj
kot so posamezna delovna opravila povezana
s samopreskrbo oziroma preživetjem družine
in ne prinašajo neposrednega zaslužka, bolj
postajajo ženska; bolj kot so tržno usmerjena in
povezana z zaslužkom, bolj so moška. Namen
porazdelitve vlog na temelju spola je določanje
mesta vsake osebe doma in v družbi, oziroma,
kot pravi Margaret Mead4, moški lahko dela
karkoli, da le to v njegovem okolju ne velja
za žensko delo. Kljub kulturnim razlikam je
vzorec univerzalen: ob prekoračitvi se moške
zasmehuje, ženske pa hvali. Tako moški kot
ženske so s ponosom pripovedovali o ženskah,
ki so opravljale moška dela, nihče pa ni
nobenega pomena pripisoval tipičnim ženskim
Moč šibkih
opravilom. Odgovori žensk o vrednotenju
lastnega dela odražajo družbeno vrednotenje.
Kljub jasni spolni obeleženosti posameznih del
in enosmernim prekoračitvam pa je v primerjavi
s kasnejšo delitvijo dela po spolu mogoče
za nazaj govoriti o dopolnjujočih oblikah
delitve dela med zakoncema. Če dokazujemo
gospodarsko nepogrešljivost žensk le s tem,
da so opravljale najtežja fizična dela, na neki
način utrjujemo odnos, ki ga ima potrošniška
družba do gospodinjstva. Ker denar v družinski
ekonomiji ni bil nekaj običajnega, so ženske
s posebnimi strategijami poskrbele za čim
manjše stroške pri oskrbi družine s prehrano,
obleko, zdravjem in izobraževanjem.
Večina avtorjev razume kmečki način
gospodarjenja kot kombinacijo bivanja in dela,
ki ženskam omogoča hkratno opravljanje
produkcijske in reprodukcijske vloge. Kljub
visokemu moralnemu pomenu materinstva,
na katerem je gradila predvsem cerkev, pa je
bila ženska pomembnejša kot delovna sila.
Kmečka ekonomija je tudi nezakonskim
materam in njihovim otrokom omogočala
preživetje, saj so bili nepogrešljivi za kmečko
družbo, ki je potrebovala številno delovno
silo. Iz ekonomskih razlogov je bila Koroška
dežela z najmanjšim številom poročenih
ljudi in največjim deležem nezakonskih
otrok. Leta 1890 jih je bilo na Koroškem 45,
na območju celotne Avstro-Ogrske pa 15
odstotkov. Med letoma 1832 in 1945 se je v
obeh vaških skupnostih rodilo 17 odstotkov
nezakonskih otrok. Več kot polovico so jih
rodile hčere večjih posestnikov, le 15 odstotkov
je bilo dekel, 24 odstotkov pa gostačic. Številke
ilustrirajo ekonomsko ozadje velikega števila
nezakonskih otrok, načine preživetja njihovih
mater pa opisujejo posamezne življenjske
zgodbe.
Rodnost se je začela zmanjševati šele, ko
zemlja ni bila več pogoj za preživetje, skrb
za nepreskrbljene družinske člane pa se je
iz družinske mreže prenesla na državne
ustanove. Državni skrbstveni sistem je družino
razbremenil skrbi za šibkejše družinske člane;
splošna socialnopolitična zakonodaja, ki so jo
države Srednje in Zahodne Evrope sprejemale
v zadnjih letih 19. in prvih letih 20. stoletja,
je bila odgovor na probleme industrijskega
kapitalizma. Čeprav je vlada že leta 1909
sprejela prvi predlog kmečkega zavarovanja,
ta ni bila sprejet, saj naj bi kmetje zaradi
neustrezne posestne strukture in številčne
prevlade malih kmetov ne prenesli finančnih
bremen socialnega zavarovanja. V Avstriji so
se kmetje lahko zdravstveno zavarovali šele
leta 1965, pokojninsko pa leta 1969.
Niti kmečke družine niti medsebojnih čustev
njenih članov ni mogoče obravnavati ločeno
od kmečke ekonomije. Ljudje so se pri izbiri
zakonskega partnerja dobro zavedali, da je
lastnina zemlje temelj preživetja ne le zanje,
temveč tudi za druge družinske člane. Zaradi
ponotranjenih vrednot so nezavedno upoštevali
ekonomske zahteve, ki niso dopuščale izbire
ter jim ni bilo kam uiti. V obdobju tako
imenovanega baby-booma sredi 20. stoletja
se je prvič v evropski zgodovini lahko vsak
odrasel in polnoleten državljan poročil brez
zakasnitve. Takrat se je ustanovitev družine
spremenila iz privilegija v družbeno normo.
Spomin na otroke, ki so umrli v prvih treh
letih življenja, se v družinskem spominu ni
ohranjal. Podatki iz rojstnih in mrliških knjig
pričajo, da je bila smrtnost otrok največja v
prvem letu. Prvi babiški tečaji v Celovcu so se
začeli že leta 1753; pouk naj bi bil vse do leta
1893 v slovenskem jeziku. Splošno bolnišnico,
v kateri so uredili tudi porodniški oddelek, so
73
Moč šibkih
zgradili leta 1784. Od ustanovitve bolnišnice
do prvega poroda ženske iz Šentjanža, to je
leta 1933, je minilo celih 149 let. Ta podatek ne
govori o težavah uvajanja strokovno vodenih
porodov na podeželje, saj porodnišnice dolgo
niso bile namenjene poročenim ženskam in
vdovam, temveč praktičnemu učenju babic
na nezakonskih materah in drugih ženskah
v stiski. V vasi so ženskam vse do leta 1842
pri porodu pomagale neizprašane babice. Od
tega leta je tudi avstrijski kazenski zakonik
predvideval hude kazni za opravljanje porodne
pomoči brez izobrazbe oziroma dovoljenja.
S pripovedovanjem o ženskah kot skupini, ki
se o kontracepciji med seboj v preteklosti ni
pogovarjala, so se ženske izognile osebnim
izpovedim. Krščanska morala je od njih
zahtevala, da so smele biti ali device ali matere,
ne pa samostojna spolna bitja. Da kot spolna
bitja niso obstajale, potrjujejo izjave, da večina
deklic ni opazila materine nosečnosti, tabu pa
so bili tudi pogovori o menstruaciji.
Zaposleno mater kot predmet sočutja je
ustvarilo šele določeno obdobje. Do kmečkih
žensk in žensk iz podkmečkega sloja, ki so
morale zaradi dela svoje otroke prepuščati
drugim osebam, puščati same brez varstva ali
pa jih za pastirje ali pestrne prepuščati drugim
kmetom, imajo ljudje povsem drugačen odnos,
kot do zunaj doma zaposlenih žensk. Iste
ženske, ki so vse življenje trdo delale na kmetiji
in hkrati skrbele za otroke, danes nasprotujejo
zaposlovanju žensk.
Kmalu po prvih razgovorih z ženskami, ki
so obe vlogi v preteklosti še združevale, sem
postavila trditev, da je povečana zaščita žensk
na področju medicinskega varstva predvsem
v zvezi z zaščito materinstva potekala hkrati
z zmanjševanjem pomena žensk na področju
produkcije. Zanimalo me je, kdaj sta se ti
74
pravici izoblikovali in zakaj. Ali so bili ti ukrepi
sprejeti zaradi žensk samih ali zaradi utrjevanja
ideologije, ki je žensko po ločitvi produkcije
in reprodukcije izrinila iz delovnega procesa.
Izkazalo se je, da zakonodaja s področja
zaščite materinstva s svojo vsebino oblikuje in
vzdržuje mnenje o primarni oziroma naravni
vlogi žensk, ki naj bi bila predvsem skrb za
otroke in druge družinske člane.
Zaradi takratnega načina dela je prevladujoči
družbeni diskurz, ki ga je oblikovala cerkev,
kot največjo vrednoto poudarjal delavnost
ženske in njeno skrb za druge. Družbeno
zaželeno žensko telo še ni bilo fizično šibko
telo, temveč objekt, s katerim se dela; človek
je bil vreden toliko, kolikor je lahko s svojim
telesom naredil. Noseče ženske so brez vsake
zaščite delale do poroda in takoj po njem.
Ker ženske še niso bile odvisne od nihanj na
trgu delovne sile, na družbeno konstrukcijo
ženskega telesa medicina še ni imela vpliva. Z
njeno pomočjo je država pozneje uravnavala
dostop do zaposlitve zunaj doma in si na ta
način v času, ki je ženskam kot smisel življenja
narekoval materinstvo, zagotavljala rezervno
armado poceni delovne sile. Šele feministične
raziskave skrbstvene zakonodaje so pokazale,
da ima navzven sicer nevtralna zakonodaja
drugačne posledice za moške kot za ženske.
Socialna in medicinska skrb za mater in
otroka sta nujni; z njima je nekaj narobe,
kadar sta utemeljeni na ideologiji in povezani
s prebivalstveno politiko. Zakonodaja, ki k
izpolnjevanju določenih ciljev usmerja vse
ženske, ne upošteva pa njihovih interesov, je
problematična. Danes se nataliteta znižuje
predvsem v državah s konzervativno spolno
ideologijo in slabo organizirano družbeno
skrbjo za otroke. Stopnja družbene skrbi je
vedno odvisna od stanja na trgu delovne
Moč šibkih
sile: ko država potrebuje ženske kot delovno
silo, hkrati pa ne želi, da bi se rodilo manj
otrok, poskrbi za zaščitne ukrepe, med
povečano brezposelnostjo pa se državna
zaščita materinstva zmanjša, prednost pri
zaposlovanju imajo moški, v ospredju pa je
ideologija, usmerjena v družinske vrednote.
Kot piše Steinman5, je moderna družba sicer
ustvarila možnosti za enakopravnost med
moškimi in ženskami, ohranila ali celo okrepila
pa je razliko med moškostjo in ženskostjo.
Tudi splošno veljavne psihološke in vzgojne
znanosti, ki določajo temeljne karakteristike
otrokovega razvoja, otežujejo odločitve žensk
za zaposlitev zunaj doma. Denise Riley6 je z
razčlenitvijo obstoječih psiholoških razprav o
razvoju otroka in njegovi življenjski odvisnosti
od matere ugotovila, da so te nastajale v tesni
zvezi s konkretnimi vladnimi zahtevami, z
demografsko politiko, s politiko zaposlovanja
in programi političnih strank. Christiane
Olivier7 piše, da človek ne more brez tveganja
tako radikalno ločiti produkcije od reprodukcije.
Ločitev je imela posledice za oba spola, tako na
področju delitve dela kot vsebine družinskih
vlog, predvsem pa je vplivala na odnos med
zasebnim družinskim življenjem in javnim
svetom dela. Gospodinjsko delo se je začelo
opravljativimenuljubezni,pravopridobitnodelo
pa naj bi potekalo zunaj doma. Tudi tehnizacija
kmetijstva je hkrati z intimizacijo družine
ženske vedno bolj izrinjala iz produkcije. S
spremenjenima vlogama gospodinje in matere,
ki nista več le funkcionalni, temveč sta hkrati
nosilki posebnih simbolnih pomenov, sta se
začela zasebni in javni prostor ločevati tudi
na podeželju. Izvor ambivalentnega odnosa
do žensk v današnji družbi vedno več avtoric
in avtorjev išče v ideologiji, ki je izključno
ženskam naprtila odgovornost za otroke. Po
Giddensu8 ima prevlada matere v zgodnji skrbi
za otroka globoke psihološke posledice za oba
spola. Danes se psihična struktura pri majhnih
deklicah in dečkih oblikuje ob odsotnosti očeta,
zaradi česar se ti ne morejo naučiti bistvenega
za komunikacijo v odraslosti, to je spoštovanja
drugega zaradi njega samega. Predvsem pa
otroci v podobi matere ne prepoznajo kulturno
dostopne in spoštovane podobe ženske, ker
jo doživljajo le v njeni materinski funkciji. S
strategijami združevanja obeh vlog se ženska
danes spoprijema, kot da je to njen zasebni
problem. Demokratizacija zasebnega življenja
bi uspela le – o tem sta pisala Giddens in
Olivierjeva -, če bi otroci od prvega dne rasli
skupaj z žensko in moškim, ki bi se svobodno in
suvereno gibala na vseh področjih družbenega
življenja.
O AVTORJU – ZUR PERSON
Irena Destovnik
Irena Destovnik je diplomirana univerzitetna etnologinja in sociologinja kulture. Ima
status samostojne ustvarjalke na področju
kulture-kustosinje in je stalna zunanja
sodelavka Slovenske prosvetne zveze v
Celovcu. – Irena Destovnik ist diplomierte Ethnologin und Kultursoziologin. Sie ist im Kulturbereich selbständig tätig (u. a. als Kustos) und
ist ständige externe Mitarbeiterin beim Slowenischen Kulturverband in Klagenfurt.
OPOMBE
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8
Irena Destovnik: Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja.
Slovenska prosvetna zveza (izd.), Drava (zal.), Celovec 2002, 240 str.
Naročnik raziskave je bila Slovenska prosvetna zveza v Celovcu, ena od
obeh osrednjih kulturnih organizacij koroških Slovencev.
Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176.
Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in
vorindustrieller Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, Salzburg
1981, S. 81.
Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97.
Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta
– Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S.
47.
Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München
1997, S. 197.
Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v
sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136.
75
Die Kraft der Schwachen
Die Kraft der Schwachen
Die Frauen im Zeitalter der bäuerlichen
Wirtschaft
Dieser Beitrag geht von den Feststellungen
aus, die ich im Buch „Moč šibkih, Ženske v
času kmečkega gospodarjenja“ (Die Kraft der
Schwachen, Die Frauen im Zeitalter der bäuerlichen Wirtschaft)1 getroffen habe und die
bei der gleichnamigen Ausstellung dargestellt
wurden. Ich untersuchte die Lebensweise der
Frauen aus der Schicht der Bauern sowie der
Knechte und Mägde in St. Johann im Rosental
und in Rabenberg – in Dorfgemeinschaften im
zweisprachigen Gebiet Südkärntens – zur Zeit
der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.2 Die genannten Frauen hinterließen ihre Spuren nur in knappen
Vermerken in Geburten- und Sterbebüchern,
Heiratsregistern und Notariatsakten, meistens
in den Beschlüssen über Abfertigungen und
in Heiratsverträgen. Die Erinnerung an diese
Frauen bewahren auch die weiblichen Nachkommen, deren mentale Welt sich vor allem
bei älteren Frauen kaum geändert hat. Die traditionelle Welt brach erst nach dem Zweiten
Weltkrieg zusammen, als sich die Dorfgemeinschaft nach außen hin öffnete, die Familie sich
hingegen nach innen zurückzog.
Die statistischen Daten zeigen folgendes Bild:
Im Jahre 1883 lebten in beiden Dörfern 265
Menschen, und zwar ausschließlich Slowenen;
im Jahre 1900 lebten hier sieben Deutschsprachige, im Jahre 1910 fünf, bei der Volkszählung
2002 definierten sich 23% der Bevölkerung als
slowenischsprachig. Die berufliche Struktur
der einst bäuerlichen slowenischsprachigen
Bevölkerung in Kärnten begann sich nach dem
Jahr 1957 zu ändern. Damals wurde das Bun-
76
desgymnasium für Slowenen gegründet, später folgten noch zwei weitere zweisprachige
höhere Schulen.
Mit der vorliegenden Studie wollte ich die Bedeutung der wirtschaftlichen Rolle der Frauen
darlegen, die sie in den Zeiten des bäuerlichen
Wirtschaftens spielten, was im ausgewählten
Umfeld sicherlich keine leichte Aufgabe war.
Die zur Verfügung stehenden Quellen belegen die zugleich wirtschaftliche und soziale Schlechterstellung der Frauen. Da ich aber
der Auffassung widersprechen wollte, dass Arbeit, die nicht bezahlt wird, minderwertig sei,
suchte ich die Frauen dort, wo sie am stärksten
vertreten waren. Zugleich wollte ich die Folgen der Produktions- und Reproduktionsteilung mit den Veränderungen des Begriffes der
Frau, Mutter und Hausfrau verbinden, da genau dies großen Einfluss auf die Position der
Frau sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben hatte.
Obwohl sich die Frauen vor allem im 20. Jahrhundert politische Rechte, Rechte im Bereich
der Ausbildung, des Berufs und des Sozialrechts erkämpft haben, zeigt eine Analyse,
dass diese den altertümlichen Mythos über
die Natur von Mann und Frau aufrechterhalten. Die Illusion einer linearen Entwicklung
ist, abgesehen davon, dass im 16. Jahrhundert
sowohl die Kirche als auch der Staat die Menschenreproduktion in die „Hände Gottes“ legten, in der Industrialisierungsperiode vor allem
mit der Verdrängung der Frau aus dem Produktionsprozess zerstört worden. Die Männer besetzten den äußeren, öffentlichen Raum, die
Frauen blieben im privaten Bereich.
In der bäuerlichen Wirtschaft, die auf Haushalt und Familie basierte und wo es keine
Trennlinie zwischen Familienleben und Erwerbstätigkeit gab, waren die Frauen als Ar-
Die Kraft der Schwachen
beitskraft in beiden Bereichen unabkömmlich.
So können wir sowohl die Gründe für die geschlechtliche Arbeitsteilung als auch die Unterschiede zwischen der Bedeutung der Arbeit
und der gesellschaftlichen Lage der Frauen nur
dann erkennen, wenn wir alle Arbeiten in Betracht ziehen, die von Frauen erledigt wurden.
Die moderne Arbeitsteilung in bezahlte und
unbezahlte Arbeit führt zu einem verfälschten
Bild der Frauenarbeit. Die Arbeitsabläufe und
unsere Einstellung dazu ändern sich ständig;
was im Bereich der unbezahlten Frauenarbeit
als Arbeit bewertet wird und was zur Freizeitaktivität zählt, bestimmt der Dienstleistungspreis am Markt. Auch die heutige Auffassung
der Bauernarbeit hat sich erst mit der Agrarrevolution in der zweiten Hälfte des 18. und in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgebildet.
Infolge der Proletarisierung der männlichen Arbeitskraft – im Jahre 1935 besaßen in den beiden Dörfern 45,1 % der Keuschler weniger als 5
ha Anbaufläche – wurden die ersten Bewohner
bereits im Jahre 1888 im Personenstandbuch
als industrielle Arbeiter eingetragen. Dennoch
können ihre Familien noch nicht als Arbeiteroder Handwerkerfamilien bezeichnet werden.
Reinhard Sieder3 schreibt, dass bei den ersten
Arbeitern die Familie als wirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft von der Lohnarbeit abgelöst
wurde, ihre Frauen übten die für das Überleben
notwenigen Arbeiten aus. Die Lebensweise basierte wegen des agrarischen Hintergrundes
noch lange auf dieser Doppelwirtschaft. Sieder
bezeichnet diese Art der Familie als halboffene
Familienstruktur. In geschlossenen Familienstrukturen hingegen üben die Frauen nur die
Mutterrolle aus.
Die bäuerliche Wirtschaft basierte auf Landeigentum und einer entsprechenden Zahl an
Arbeitskräften, die Grundlage für Heirat und
eigene Selbstständigkeit war die Erbschaft.
In Kärnten galt das Prinzip der Unteilbarkeit
des Besitzes bzw. eines einzigen Erbfolgers.
In der Regel erbte der älteste Sohn, der bei der
Übernahme die abgefertigten Erben auszahlen musste. Gerade dies war der Grund, dass
sich eine bäuerliche Unterschicht bildete, die
sich von den Bauern in der sozialen Struktur
unterschied. Der soziale Status der Brautpaare zeugt von einer sozialen Endogamie, jedoch
konnten innerhalb der Bevölkerungsschichten,
die von der Landwirtschaft lebten, die Grenzen leichter überschritten werden als bei anderen Bevölkerungsgruppen. Für die Mehrheit
der Menschen war der vorübergehende Austritt aus der privilegierten bäuerlichen Schicht
vor der Ehe fast die Regel. Viele Bauernsöhne
und Bauerntöchter verdingten sich vor der Besitzübernahme oder vor der Heirat als Knechte oder Mägde. Unverheiratete Bauerntöchter
wurden nach der Besitzübernahme durch eines der Geschwister im Standesregister als
Mägde oder Inwohner bezeichnet. Kinderlose
Paare sicherten sich das Überleben und den Erhalt ihres Bauernhofs durch die Übergabe des
Besitzes an einen Verwandten oder an einen
langjährigen Dienstboten.
Vor der Industrialisierung galt die geschlechtliche Arbeitsteilung nur für Männer. Frauen erledigten immer alle Arbeiten, Männer nur die
so genannten Männerarbeiten, was vor allem
mit dem Ansehen zu tun hatte. Je mehr eine
Arbeit mit der Selbstversorgung bzw. mit der
Sicherung des Überlebens der Familie zu tun
hat und keine direkten Gewinne bringt, desto
mehr wird sie zur so genannten Frauenarbeit;
je mehr sie marktorientiert und mit einem Verdienst verbunden ist, desto mehr wird sie zur
so genannten Männerarbeit. Der Sinn der Rol-
77
Die Kraft der Schwachen
lenverteilung auf Basis der Geschlechter liegt in
der Stärkung der Position jedes Individuums in
der Familie und in der Gesellschaft bzw., wie
Margaret Mead4 sagt, könne der Mann alle Arbeiten erledigen, solange diese in seinem Umfeld nicht als „Frauenarbeiten“ bezeichnet werden. Trotz kultureller Unterschiede gilt dieses
Muster als universell: Bei Übertretung dieser
Schranke werden die Männer verspottet, die
Frauen hingegen gelobt. Sowohl Männer als
auch Frauen waren voll Anerkennung über diejenigen Frauen, die so genannte Männerarbeiten erledigten, niemand jedoch maß den typischen Frauenarbeiten eine Bedeutung zu. Die
Antworten der Frauen über die Bewertung der
eigenen Arbeit reflektieren deren gesellschaftliche Bewertung. Trotz der klaren geschlechtlichen Prägung einiger Arbeiten kann man –
im Vergleich mit der späteren geschlechtlichen
Arbeitsteilung – im Nachhinein von einer ergänzenden Form der Arbeitsteilung zwischen
den Eheleuten sprechen.
Die meisten Autoren verstehen die bäuerliche
Art des Wirtschaftens als eine Einheit aus Leben und Arbeit, die es den Frauen ermöglicht,
gleichzeitig Produktions- und Mutterrolle zu
meistern. Trotz der hohen moralischen Bewertung der Mutterschaft, die vor allem die Kirche
betonte, war die der Rolle Frau als Arbeitskraft
wichtiger. Die bäuerliche Wirtschaft ermöglichte auch den unehelichen Müttern und ihren Kindern das Überleben, vor allem deshalb,
weil sie für die bäuerliche Gesellschaft, die viele
Arbeitskräfte brauchte, unabkömmlich waren.
Diese wirtschaftlichen Gesichtspunkte waren
ein Grund dafür, dass Kärnten die niedrigste
Zahl an verheirateten Personen und den größten Anteil an unehelichen Kindern aufwies.
Im Jahre 1890 betrug dieser Anteil in Kärnten
45, in der gesamten Donaumonarchie hinge-
78
gen nur 15 Prozent. Zwischen 1832 und 1945
kamen in den beiden Dorfgemeinschaften 17
Prozent der Kinder unehelich zur Welt. Mehr
als die Hälfte brachten die Töchter der großen
Grundbesitzer zur Welt, nur 15 Prozent der ledigen Mütter waren Mägde und 24 Prozent
Inwohnerinnen. Diese Zahlen illustrieren den
wirtschaftlichen Hintergrund der vielen unehelichen Kinder.
Die Geburtenrate begann erst zu sinken, als
die Agrarwirtschaft nicht mehr eine Voraussetzung für das Überleben war. Die Sorge um
unversorgte Familienmitglieder wurde von
den Familien auf die staatlichen Institutionen übertragen. Das staatliche Fürsorgesystem
nahm den Familien die Versorgung der schwächeren Familienmitglieder ab. Die allgemeine
sozialpolitische Gesetzgebung, die von den
mittel- und westeuropäischen Ländern Ende
des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt wurde, war eine Reaktion auf die Probleme des industriellen Kapitalismus. Obwohl die Regierung schon im Jahre
1909 die erste Gesetzesvorlage für eine Sozialversicherung der Bauern einbrachte, wurde das
Gesetz nicht beschlossen, weil man der Meinung war, dass die Bauern wegen der ungünstigen Besitzstruktur – die Mehrheit waren
Kleinbauern – die finanzielle Last der Sozialversicherung nicht tragen können. In Österreich wurde die bäuerliche Sozialversicherung
erst im Jahre 1965 eingeführt, die Pensionsversicherung 1969.
Die Entwicklungen in der Landwirtschaft können nicht getrennt von der emotionalen Situation der bäuerlichen Bevölkerung betrachtet
werden. Die Menschen waren sich bei der Partnersuche der Tatsache bewusst, dass Grundbesitz die Basis für die Gründung einer Familie
ist. Erst in der so genannten Baby-Boom-Periode
Die Kraft der Schwachen
Mitte des 20. Jahrhunderts konnte zum ersten
Mal in der Geschichte Europas jeder volljährige Bürger heiraten, die Gründung einer Familie
war nicht länger ein Privileg der Besitzenden,
sondern wurde zur gesellschaftlichen Norm.
Die Daten aus dem Geburten- und Sterbebuch
belegen, dass die Sterberate der Kinder im ersten Lebensjahr am höchsten war. Die ersten
Hebammenkurse wurden in Klagenfurt bereits im Jahre 1753 durchgeführt, der Unterricht wurde bis 1893 in slowenischer Sprache
abgehalten. Das allgemeine Krankenhaus, in
dem auch eine Entbindungsstation eingerichtet war, wurde im Jahre 1784 errichtet. Dennoch kam es dort erst ab dem Jahre 1933 zu
Entbindungen in größerer Zahl. Die Krankenhäuser wurden lange nicht von verheirateten
Frauen aufgesucht, sondern dienten in erster
Linie einem praxisorientierten Unterricht für
Hebammen an unehelichen Müttern und anderen Frauen in Not. Auf dem Land halfen bis
zum Jahr 1842 vor allem nicht geschulte Hebammen bei den Entbindungen. Ab diesem Jahr
sah das österreichische Strafgesetzbuch strenge Strafen für die Ausübung der Geburtenhilfe
ohne Ausbildung bzw. Zulassung vor.
Aus Interviews geht hervor, dass Sexualität
und Verhütung in der Vergangenheit ein stark
tabubehaftetes Thema waren, selbst wenn
Frauen unter sich waren. Das war vor allem
eine Folge der katholischen Moralverstellung,
die die Frau entweder als Jungfrau oder Mutter,
nicht aber als eigenständiges geschlechtliches
Wesen sah. Das bekräftigen auch Aussagen,
wonach die meisten Mädchen die Schwangerschaft ihrer Mütter nicht bemerkten.
Während es bei Bäuerinnen als normal betrachtet wurde, dass sie ihre Kinder auf Grund der
Arbeit anderen Personen anvertrauen mussten
oder sie ohne Aufsicht ließen, wurden berufs-
tätige Frauen, die das Gleiche taten, scheel angesehen.
In Gesprächen mit Frauen, die in der Vergangenheit Mutterschaft und Beruf vereinten,
zeigte sich, dass sich diese heute gegen die Berufstätigkeit von Frauen aussprechen. Darüber
hinaus konnte ich feststellen, dass durch die
Einführung Mutterschaftsschutzes die Bedeutung der Frau im Bereich der Produktion sank.
Mein Interesse bestand vor allem in der Frage, vor welchem Hintergrund die Gesetze über
den Mutterschaftsschutz eingeführt wurden.
Wurden diese Maßnahmen wegen der Frauen
selbst ergriffen oder wollte man dadurch jene
Ideologie verfestigen, die die Frauen aus dem
Arbeitsprozess hinausdrängte. Es stellte sich
heraus, dass die Intention des Mutterschaftsschutzes darin bestand, den Frauen ihre „natürliche“ Rolle zuzuweisen, die primär in der
Sorge um die Kinder und andere Familienmitglieder bestehe. Dieses Bild der Frau als Mutter
und Fürsorgerin wurde auch stark von der Kirche geprägt.
Ein schlanker Körper stellte damals kein Idealbild dar, denn er war Ausdruck physischer
Schwäche, und dem Menschen wurde soviel
Wert beigemessen, als er körperlich leisten
konnte. Schwangere Frauen arbeiteten ohne
jedweden Schutz bis zur Entbindung und auch
danach setzen sie ihre Arbeit gleich wieder
fort.
Feministische Untersuchungen der auf den ersten Blick geschlechtsneutralen Sozialgesetzgebung zeigten, dass diese unterschiedliche Folgen für Frauen und für Männer hatte.
Soziale Rechte und medizinische Versorgung
von Mutter und Kind sind zweifelsfrei erforderlich und wünschenswert, dürfen aber nicht
für ideologische und bevölkerungspolitische
Ziele instrumentalisiert werden. Die Gebur-
79
Die Kraft der Schwachen
tenrate sinkt vor allem in Ländern mit einer
wertkonservativen Vorstellung der Geschlechterrolle und einem Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen. Der Stellenwert der staatlichen Obsorge für Mutter und Kind hängt
immer von der Arbeitsmarktsituation ab:
Wenn Frauen als Arbeitskräfte benötigt werden und gleichzeitig ein Absinken der Geburtenrate verhindert werden soll, sorgt der Staat
für soziale Maßnahmen, während hingegen in
Zeiten steigender Arbeitslosigkeit der staatliche
Mutterschutz sinkt. Am Arbeitsmarkt haben
Männer gegenüber Frauen den Vorrang, und
es rückt eine auf konservativen Familienwerten basierende Ideologie in den Vordergrund.
Wie Ann Steinmann5 schreibt, schuf die moderne Gesellschaft zwar die Möglichkeit der
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau,
zugleich wurde aber der Unterschied zwischen
Männlichkeit und Weiblichkeit bewahrt oder
sogar gestärkt.
Denise Riley6 stellte im Vergleich psychologischer Abhandlungen bezüglich der Kindesentwicklung fest, dass diese Forschungen unter Einflussnahme konkreter Forderungen der
jeweiligen Regierung bezüglich der Bevölkerungs- und Beschäftigungspolitik zustande
kamen.
Christiane Olivier7 vertritt die Meinung, dass
man die Erwerbstätigkeit von der Familienplanung nicht völlig trennen kann. Eine Trennung
hat für beide Geschlechter Folgen – sowohl bei
der Arbeitsteilung als auch im Bereich der Rollenverteilung in den Familien. Vor allem aber
beeinflusst sie die Beziehung zwischen Familienleben und Arbeitswelt. Die Haushaltsarbeit erledigt man als „Zeichen der Liebe“, doch
die „richtige“ Erwerbstätigkeit sollte außerhalb
der eigenen vier Wände stattfinden. In der
Landwirtschaft wurden die Frauen durch die
80
Technisierung immer mehr aus der Produktionsrolle gedrängt. Die Rolle der Hausfrau und
Mutter, wurde nicht mehr nur funktionell gesehen, sondern bekam auch einen besonderen
symbolischen Wert beigemessen, und so begannen sich auch auf dem Land privater und
beruflicher Bereich zu trennen.
Die Ursache der ambivalenten Beziehung der
heutigen Gesellschaft gegenüber Frauen wird
von immer mehr Autorinnen und Autoren in
der Ideologie gesucht, die den Frauen die Verantwortung für die Kinder zuweist. Nach Anthony Giddens8 hat die bedeutende Rolle der
Mutter in der Anfangsphase der Kindererziehung sowohl für die Frau als auch für den
Mann tief greifende psychologische Konsequenzen. Die psychische Struktur der Kinder
wird heute durch die Abwesenheit des Vaters
geprägt, weshalb sie grundlegende Kenntnisse für die Kommunikation im Erwachsenalter
nicht erlernen können, d.h. das Respektieren
des Anderen. Die Demokratisierung des privaten Lebens kann nur dann erfolgreich sein –
darüber diskutierten schon Anthony Giddens
und Christiane Olivier – wenn die Kinder mit
beiden Elternteilen aufwachsen, die sich beide
in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens frei und souverän bewegen können.
ANMERKUNGEN
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4
5
6
7
8
Irena Destovnik, Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja. Hg v.
Slovenska prosvetna zveza. Klagenfurt/Celovec 2002.
Der Auftraggeber der vorliegenden Studie ist der Slowenische Kulturverband
in Klagenfurt, eine der beiden zentralen Kulturorganisationen der Kärntner
Slowenen.
Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176.
Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in vorindustrieller Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, Salzburg 1981, S.
81.
Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97.
Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta
– Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S.
47.
Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München
1997, S. 197.
Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v
sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136.
Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur
Auf der Suche nach einer
versunkenen Kultur
Jüdisches Leben im Übermurgebiet
� Text: Elisabeth Arlt
An einem trüben Spätherbsttag begebe ich mich auf den Weg in das Übermurgebiet um mich auf
die Suche nach der einst reichen jüdischen Kultur in dieser Gegend zu machen.
Mein erstes Ziel ist Lendava, eine kleine Stadt direkt an der Grenze zu Ungarn. Mein Weg führt
durch Murska Sobota, die Bezirkshauptstadt, auf dem Rückweg möchte ich auch hier Halt machen. Die Straße Richtung Lendava ist an diesem Tag – und nicht nur an diesem – stark befahren,
ist es doch die Hauptroute nach Ungarn und Kroatien, viel Schwerverkehr zeugt von der Tat-
Gedenkpark – spominski park
81
Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur
sache, dass die sich bereits seit einigen Jahren
im Bau befindliche Autobahn dringend fertig
gestellt gehört. Zwischendurch immer wieder
Traktoren, die den Verkehr aufhalten und darauf hinweisen, dass das Prekmurje seit jeher
landwirtschaftlich intensiv genütztes Gebiet
war und ist. Hat das Gebiet im Sommer ohne
Zweifel seinen Reiz, flaches Land, Maisäcker
soweit das Auge reicht, beschleicht einen im
Spätherbst leichtes Unbehagen angesichts der
abgeernteten, kahlen Felder, der nassen Kälte, des morastigen Bodens und des Nebels, der
sich wie ein Leintuch über das Land legt.
Die Strecke von Radkersburg nach Lendava
beträgt etwa 50 Kilometer, was allerdings im
Windschatten eines LKWs, den zu überholen
die durch die Witterung bedingte schlechte
Sicht unmöglich macht, leicht zum Geduldspiel werden kann.
Endlich erreiche ich Lendava und, oh Wunder,
der Nebel lichtet sich. Trotzdem präsentiert
sich die kleine Stadt nicht von ihrer besten Seite. Vielleicht liegt es am Wetter, aber ich kann
mich einer gewissen Tristesse nicht erwehren.
Lendava ist eine sehr alte Stadt und hat eine
bewegte Geschichte. Das bereits im 13. Jahrhundert errichtete Schloss thront auf den Lendavske gorice, jenen Hügeln die das größte zusammenhängende Weinbaugebiet Sloweniens
ausmachen, erhaben über der Stadt. Wie viele Städte in dieser Gegend hatte auch Lendava
unter den Türkeneinfällen vom 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert erheblich zu leiden.
Die östlichste Stadt Sloweniens hat heute
etwa 4.000 Einwohner und ist vor allem wegen ihrer Thermalquellen bekannt. Eigentlich
ist man in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch puren Zufall auf die heilenden
Quellen gestoßen. Ursprünglich hatte man
nach Erdöl gesucht…
82
Eine weitere Besonderheit Lendavas ist seine über 1.000 Jahre währende Zweisprachigkeit, Slowenen und Ungarn lebten seit jeher
einträchtig nebeneinander, bis zum Jahr 1919
gehörte Lendava ebenso wie das gesamte
Übermurgebiet zu Ungarn, nach den Friedensverträgen von Saint Germain wurde das Land
dem neu gegründeten SHS Staat zugesprochen. Noch heute hört man oft die ungarische
Sprache, auch die Namen der Menschen in dieser Gegend sind zu einem Großteil ungarisch.
Lendava besaß über zwei Jahrhunderte ein
überaus reiches jüdisches Leben. Der große
Zuzug von Juden vor allem aus Westungarn
begann im frühen 18. Jahrhundert, als die Türkengefahr gebannt war und die öde daliegende
Landschaft wieder besiedelt werden musste.
Da während der Türkeneinfälle ein Großteil
der ansässigen Bevölkerung getötet oder durch
Seuchen hinweggerafft worden war, war man
bestrebt, für das brachliegende Land Neusiedler zu gewinnen. Dazu gehörten die Juden
zunächst nicht, war es ihnen doch seit jeher
untersagt, Land zu besitzen. Eine andere so
genannte Randgruppe profitierte jedoch von
der Notwendigkeit der Neuansiedelungen. Die
Roma, seit Jahrhunderten „fahrendes Volk“,
wurden in dieser Gegend angesiedelt, sie wurden sesshaft gemacht und leben bis heute im
Prekmurje. Ähnlich wie die Juden hatten auch
sie seit Beginn ihrer Sesshaftigkeit mit Anfeindungen durch die einheimische Bevölkerung
zu kämpfen, jedoch aus anderen Gründen als
die Juden. Resultierten Neid und Missgunst
gegenüber den Juden vorwiegend aus deren
Geschäftstüchtigkeit und Geschick in finanziellen Dingen, erfuhren die Roma Repressalien
wegen ihrer Unangepasstheit und auf Grund
von Vorurteilen.
Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur
Im Prekmurje erlangten die Juden jedoch hohes Ansehen, sie waren in die Gemeinschaft
integriert, ja, sie waren ein wichtiger Teil derselben, arbeiteten bevorzugt als Händler, das
heißt, sie verkauften Waren, die andere dringend brauchten und trugen somit ganz wesentlich zu einem neuen Wohlstand in der Gegend bei, der ohne sie nicht möglich gewesen
wäre. Darüber hinaus bildeten die Juden in
diesen ausschließlich von der Landwirtschaft
geprägten Gebieten so etwas wie eine geistige
Oberschicht, die regen kulturellen Austausch
mit anderen Städten, vor allem Budapest, das
durch die neue, in den Jahren 1907/08 erbaute
Eisenbahnlinie relativ leicht zu erreichen war,
pflegte.
Erst unter Joseph II. erlangten die Juden Gleichberechtigung. Zuvor war unter Maria Theresia
1744 eine eigene Judensteuer eingeführt worden, die erst 1846 aufgehoben wurde. Dennoch
brachte das Toleranzpatent Josephs II. für die
Juden große Erleichterungen; erstmals durften
sie öffentliche Schulen besuchen, Berufe erlernen und Besitz erwerben. 1783 erhielten sie das
Recht, sich in Städten niederzulassen. Dieses
Recht war ihnen 1496 unter Kaiser Maximilian I. aberkannt worden, die Juden mussten
fliehen. So verlor beispielsweise auch die Stadt
Radkersburg ihre jüdische Gemeinde.
Erst nach der Aufhebung der Judensteuer im
Jahr 1846 waren die Juden einige Zeit völlig
gleichberechtigt, doch bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts begann sich in zunehmendem Maße der Antisemitismus in der Gesellschaft zu etablieren.
Von ihren neuerworbenen Rechten machten auch die Juden im Prekmurje Gebrauch.
Die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert
in großem Umfang einsetzte, brachte auch der
Landwirtschaft erheblichen Nutzen. Vor allem
Mühlen, Getreidespeicher, aber auch Lederfabriken, Fleischereien, Brauereien und Geschäfte
mit landwirtschaftlichem Gerät befanden sich
in jüdischem Besitz.
Ein wichtiger Geschäftszweig war das Geldund Bankwesen, das sich auch auf das Wirtschaftsleben im Übermurgebiet positiv auswirkte.
Heute ist davon nicht mehr viel zu bemerken. Ich parke mein Auto an der Hauptstraße gegenüber der Kirche. Hier soll sich irgendwo die ehemalige Synagoge befinden. Ich finde
sie nicht, muss einen Passanten fragen. Sie sei
ganz nah, sagt man mir, gleich hier, hinter dem
Supermarkt. Ich gehe ein paar Treppen hinunter, gesichtslose Wohnblocks umringen einen
Parkplatz, linker Hand macht sich recht protzig das erst vor einigen Jahren neu errichtete
Volks- und Kulturhaus der Gemeinde Lendava aus. Fast hätte ich das kleine, unscheinbare
Gebäude übersehen. Ja, das könnte sie gewesen sein! Neu renoviert und doch irgendwie
gesichtslos. Als Warenlager des benachbarten
Supermarkts hätte die Synagoge lange gedient,
erklärt mir der junge Mann, der mir aufsperrt,
wahrscheinlich hat sie dieser Umstand vor
dem endgültigen Abbruch bewahrt. Drinnen
ist alles sauber renoviert, man kann sich vorstellen, wie es früher einmal ausgesehen hat,
als es in Lendava noch einen Rabbiner gab, der
die Gottesdienste abhielt. Heute dient die Synagoge als Ausstellungsraum für Künstler und
als Konzertsaal. Oben auf der Galerie befindet
sich eine Schautafelausstellung, die das einst
blühende Leben der ehemaligen jüdischen Gemeinde Lendavas anschaulich dokumentiert.
83
Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur
￱ Foto: Elisabeth Arlt
Die ehemalige Synagoge in Lendava – nekdanja sinagoga v Lendavi
Bis 1995 sei auch die alte jüdische Schule
noch gestanden, erfahre ich, gleich gegenüber der Synagoge, sie musste dem neuen Volkshaus weichen. Sonst sieht man in Lendava
nichts mehr an jüdischen Spuren, ich bedanke
mich für die Auskunft und fahre weiter, lasse Lendava hinter mir und begebe mich Richtung Dolga Vas, das einige Kilometer westlich
liegt. Ein kleines Dorf an der Hauptstraße, ich
muss wieder fragen, diesmal eine ältere Frau,
die gerade am katholischen Friedhof ein Grab
schmückt. Wo denn der jüdische Friedhof sei,
will ich wissen. Es tue ihr leid, das wisse sie
nicht, antwortet sie. Ob es an meinem schlechten Slowenisch lag? Ich fahre weiter und sehe
schließlich rechter Hand ein etwas verwildertes, zugewachsenes Gebäude. Dahinter muss
der Friedhof sein, ich bin am Ziel! Ein besonderer Ort. Ich gehe durch ein gelbes Häuschen
und befinde mich mitten auf dem Friedhof.
Schön ist es hier, der Spätherbst zaubert eine
84
interessante Stimmung auf die Gräber, deren
Inschriften erstaunlich gut zu lesen sind. Ich
sehe zum Großteil deutsche Namen, deutsche
Inschriften. Es sind Steine auf manche Gräber
gelegt, ein schöner Brauch, das gibt Hoffnung.
Hoffnung, dass diese Menschen, von denen die
meisten, wie auf vielen Grabsteinen nachträglich vermerkt, in Auschwitz umgebracht wurden, nicht vergessen sind. Dass es sie gegeben
hat und dass sie diese Gegend für Jahrhunderte
geprägt haben. Ich gehe zu einem geschmückten Grab, Kerzen und Gestecke befinden sich
an seinem Stein. Es sieht neu aus, und ich beuge mich hinunter, um die Inschrift zu lesen.
„Lajos Blau 1903-1998“, steht darauf geschrieben. Er war der letzte Jude in Lendava. Mit
ihm ist eine Ära, die schon vorüber war, endgültig zu Ende gegangen.
Ein jüdischer Friedhof ist nach altem Ritus
in verschiedene Sektoren geteilt, Männer, un-
Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur
verheiratete Frauen, Kinder. Ob das hier auch
noch so ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, es scheint, als seien die Grabsteine zum
Teil nachträglich neu angeordnet worden. Den
Friedhof soll auch eine schöne Mauer umgeben
haben, jetzt sieht man nichts mehr davon, zuviel Unkraut wuchert um die Gräber und die
einst die Grabmäler schmückenden Thujen
sind meterhoch gewachsen und weisen eine
zum Teil groteske Schieflage auf.
Trotzdem ist das ein guter Ort, an dem ich
mich befinde. Es lässt sich ein Teil der Vergangenheit rekonstruieren, unvorstellbar, wie es
möglich war, eine so fest mit der Gegend verwachsene Kultur in so kurzer Zeit einfach auszulöschen.
In der Mitte des Friedhofs befindet sich ein
Mahnmal für die Opfer des Faschismus, ein
aus Stein gemeißelter Baumstamm soll an die
vielen Menschen erinnern, die in Auschwitz
ihr Leben verloren.
Es wird kalt, ich werfe noch einen letzten
Blick auf die vielen Grabsteine, dann fahre ich
zurück, jedoch nicht ohne als letzter Station
meiner Reise auf jüdischen Spuren noch dem
Spominski Park in Murska Sobota einen Besuch
abzustatten.
Fast übersieht man den kleinen Park, ich habe
zwar von seiner Existenz gehört, ihn nur durch
Zufall gefunden. Direkt an der Hauptstraße
aus Rakič ankommend liegt linker Hand eine
kleine Parkanlage. Alte Grabsteine des zerstörten jüdischen Friedhofs hat man hier in einem
Halbkreis angeordnet, zur Erinnerung, wie der
Name schon sagt, an etwas, was es nicht mehr
gibt. Schwer vorstellbar eigentlich: In Murska
Sobota gab es einst drei Synagogen und eine lebendige jüdische Gemeinde, heute findet man
– wie so oft – keine Spuren mehr. Murska Sobota wurde nach dem 2. Weltkrieg modern
ausgebaut. Die sogenannte „dritte Synagoge“,
die größte und schönste, wurde erst im Jahr
1956 aus Baufälligkeit abgerissen, nachdem sie
nach Vertreibung und Vernichtung der Juden
als Stall und Warenlager genützt worden war.
Eine weitere Synagoge, die „erste“ und kleinste wurde sogar erst Mitte der 90er Jahre, als
sie bereits so verfallen war, dass man sie kaum
mehr als Gebäude ausmachen konnte, ebenfalls abgerissen.
Alles weg, auch hier, der Spominski Park ist das
letzte Zeugnis.
Es leben noch einige wenige Juden im Prekmurje, die meisten wurden ermordet, die wenigen,
die überlebten, emigrierten vornehmlich nach
Israel oder in die Vereinigten Staaten. Die, die
zurückgekehrt sind, sind oft zum evangelischen Glauben konvertiert.
Ich fahre nachdenklich zurück. Könnte man
doch einige Jahre in der Geschichte ungeschehen machen. Ich hätte noch viele Fragen.
85
Iskanje davno minule kulture
Der jüdische Friedhof von Dolga Vas – judovsko pokopališče v Dolgi Vasi
Iskanje davno minule kulture
Judovsko življenje v Prekmurju
Nekega oblačnega poznojesenskega dne se
odpravim na pot v Prekmurje, da bi poiskala
nekoč bogato judovsko kulturo na tem
področju.
Moj prvi cilj je Lendava, majhno mesto
neposredno ob madžarski meji. Pot me vodi
skozi Mursko Soboto, okrajno glavno mesto, ob
povratku bi rada tudi tukaj naredila postanek.
Cesta v smeri Lendave je tega dne – in ne
samo tega – močno prometna, je glavna pot
proti Madžarski in Hrvaški. Veliko težkega
prometa priča o dejstvu, da nujno velja že leta
v izgradnji nahajajočo se avtocesto dokončati.
86
Vmes zmeraj traktorji, ki zadržujejo promet
in opozarjajo na to, da je Prekmurje že od
nekdaj bilo intenzivno kmetijsko izkoriščano
zemljišče in je še.
Kot ima področje poleti nedvomno svoje čar,
ravnina, polja s koruzo, dokler seže oko, se v
pozni jeseni priplazi lahno nelagodje spričo
pospravljenih, ogolelih polj, vlažnega mraza,
močvirnih tal in megle, ki se kot mrtvaški prt
vleče čez deželo.
Pot med Radgono in Lendavo je dolga približno
50 kilometrov, kar v zavetrju tovornjaka, ki
ga je ob slabem vremenu nemogoče prehiteti,
vsekakor lahko postane igra potrpežljivosti.
Končno pridem do Lendave in – o, čudež –
megla se je dvignila. Kljub temu se majhno
mesto ne predstavlja v svojem najboljšem
Iskanje davno minule kulture
oblačilu. Morda zaradi vremena, vendar se ne
morem ubraniti določeni turobnosti. Lendava
je zelo stara in ima bogato zgodovino. Že v
13. stoletju zgrajeni grad kraljuje vzvišen nad
mestom v Lendavskih goricah, tistih gričih, ki
tvorijo največje povezano vinorodno območje
Slovenije. Kot mnoga mesta na tem področju
je tudi Lendava v času turških vdorov od 16. do
začetka 18. stoletja močno trpela.
Najbolj vzhodno mesto Slovenije ima danes
približno 4.000 prebivalcev in je poznano
predvsem zaradi svojih termalnih vrelcev.
Pravzaprav so v 60-ih letih prejšnjega stoletja
naključno naleteli na zdravilne vrelce. Sprva so
iskali nafto...
Nadaljnja posebnost Lendave je več kot 1.000
let trajajoča dvojezičnost, Slovenci in Madžari
že od nekdaj žive eden ob drugem. Do leta
1919 je Lendava, tako kot celotno Prekmurje,
pripadala Madžarski, po St. Germainskih
mirovnih pogodbah je bila dežela dodeljena
Sloveniji. Še danes je pogosto slišati madžarski
jezik, tudi priimki v Prekmurju so pogosto
madžarski.
Lendava je imela več kot dve stoletji nadvse
bogato judovsko življenje.
Veliko priseljevanje Judov, predvsem iz
zahodne Madžarske, se je začelo v zgodnjem
18. stoletju, ko je bila turška nevarnost
pregnana in je bilo potrebno pusto pokrajino
ponovno poseliti. V času turških vdorov je
bila večina tamkajšnjih prebivalcev umorjena
ali so jih pobrale kužne bolezni, tako so si
prizadevali neobdelano zemljo prepustiti tako
imenovanim novim priseljencem. K tem v
začetku niso sodili Judje, saj jim je bilo že od
nekdaj prepovedano posedovati zemljo. A neka
druga, tako imenovana marginalna skupina,
je le imela korist od potrebe po ponovni
poselitvi. Rome, že stoletja potujoče ljudstvo,
so naselili na tem področju. Ti so se ustalili in
žive še danes v Prekmurju. Podobno kot Judje
so tudi Romi že od samega začetka bili boje s
sovražnostjo tamkajšnjega prebivalstva, vendar
iz drugačnih razlogov. Medtem ko je pri Judih
sledila predvsem iz zavisti in nevoščljivosti,
izhajajočih iz njihove poslovne sposobnosti in
spretnosti v finančnih zadevah, je pri Romih
izhajala iz njihove neprilagojenosti in podobnih
represalij na podlagi predsodkov.
V Prekmurju so Judje vendarle prišli do visokega
ugleda, bili so integrirani v skupnost, da, bili
so pomemben del istih, čeprav so bili pretežno
trgovci. To se pravi, dodali so produkte, ki so
jih drugi nujno potrebovali, in tako bistveno
pripomogli k novi blaginji področja, ki brez
njih ne bi bila mogoča.
Prav tako se je v tej pretežno kmetijski
pokrajini razvil neke vrste višji duhovni sloj,
ki je negoval živahno kulturno izmenjavo z
drugimi mesti, predvsem z Budimpešto, ki je
bila z novo, v letih 1907/08 zgrajeno železniško
linijo, relativno lahko dosegljiva.
Šele pod Jožefom II. so Judje dosegli
enakopravnost. Pod Marijo Terezijo je bil leta
1744 uveden poseben judovski davek, ki je bil
razveljavljen šele leta 1846.
Kljub temu je prinesel tolerančni patent Jožefa
II. za Jude veliko olajšanje; prvič so smeli
obiskovati javne šole, priučiti se poklica in
pridobiti posest. 1783 so dobili pravico naseliti
se v mestih. Ta pravica jim je bila leta 1496 pod
cesarjem Maksimiljanom I. odvzeta, Judje so
morali zbežati. Tako je na primer tudi mesto
Radgona izgubilo svojo judovsko četrt.
Šele po razveljavitvi judovskega davka leta
1846 so bili Judje nekaj časa popolnoma
enakopravni, vendar se je že v zadnji tretjini
19. stoletja začel v družbi okrepljeno uveljavljati
antisemitizem.
87
Iskanje davno minule kulture
Svoje novo pridobljene pravice so izkoristili
tudi Judje v Prekmurju. Na veliko se je začela
industrializacija, eden do takrat v tej okolici
neznanih fenomenov, ki je tudi kmetijstvu
prinesel znatno korist. Predvsem mlini,
kašče za žito, pa tudi tovarne usnja, mesnice,
pivovarne, trgovine s kmetijskimi orodji, so
bile v judovski lasti. Pomembna panoga je bila
denar in bančništvo, ki je pozitivno učinkovala
tudi na gospodarsko življenje v Prekmurju.
Danes od tega ni opaziti prav mnogo. Avto
parkiram na glavni cesti nasproti cerkve. Tu
nekje naj bi se nahajala nekdanja sinagoga. Ne
najdem je, moram vprašati mimoidočega. Je
prav blizu, so mi rekli, tik za samopostrežnico.
Grem nekaj stopnic navzdol, brezizrazni
stanovanjski bloki obkrožajo parkirišče, na
levi strani se bohoti pred nekaj leti novozgrajen
narodni in kulturni dom občine Lendava. Skoraj
bi spregledala majhno, neugledno stavbo. Da,
to bi lahko bila!
Na novo prenovljena, pa vendar nekako
neizrazita. Dolgo je sinagoga služila kot
skladišče bližnjemu supermarketu, mi je
razložil mladi mož, ki mi je odklenil; verjetno
jo je ta okoliščina obvarovala pred dokončnim
rušenjem. Znotraj je vse lepo prenovljeno,
lahko si je predstavljati, kako je bilo vse skupaj
videti včasih, ko je v Lendavi še bil rabin, ki je
vodil bogoslužje.
Danes služi sinagoga kot razstavni prostor za
umetnike in kot koncertna dvorana. Zgoraj
na galeriji se nahaja razstavna preglednica, ki
nazorno dokumentira nekoč cvetoče življenje
nekdanje judovske skupnosti Lendave.
Do 1995 je stala še stara judovska šola, sem
izvedela, takoj nasproti sinagoge; umakniti se
je morala novemu narodnemu domu.
Sicer v Lendavi ni več videti judovskih sledi.
Zahvalim se za informacije in se peljem
88
naprej, Lendavo pustim za seboj in se napotim
v smeri Dolge Vasi, ki leži nekaj kilometrov
zahodno. Majhna vas ob glavni cesti. Spet
moram vprašati, tokrat starejšo gospo, ki
krasi na katoliškem pokopališču neki grob.
Kje je judovsko pokopališče, želim izvedeti.
Opravičuje se, da ne ve, odgovori. Morda zaradi
moje slovenščine? Peljem naprej in vidim
končno na desni strani nekoliko podivjano
poraslo zgradbo. Zadaj bo pokopališče, na cilju
sem.
Poseben kraj. Grem skozi rumeno hišico in
se znajdem sredi pokopališča. Lepo je tukaj,
pozna jesen pričara zanimivo razpoloženje na
grobove, katerih napisi so presenetljivo dobro
ohranjeni. Vidim veliko nemških priimkov,
nemške napise, večinoma pravzaprav. Na
nekatere grobove so položili kamne – lepa
navada, to daje upanje. Upanje, da tile
ljudje, od katerih večina, kot je na mnogih
grobovih naknadno zabeleženo, je bila ubita
v Auschwitzu, niso pozabljeni. Da so obstajali
in da so to področje za stoletja zaznamovali.
Grem k nekemu okrašenemu grobu, sveče in
aranžmaji se nahajajo na [nagrobnem] kamnu.
Videti je nov in sklonim se, da bi prebrala napis.
“Lajos Blau 1903-1998,“ je bilo zapisano. Bil
je zadnji Jud iz Lendave. Z njim je dokončno
odšlo obdobje, ki je že davno minilo.
Judovsko pokopališče je po starem običaju
razdeljeno na različne sektorje: moški,
neporočene ženske , otroci. Ali je tukaj tudi
tako, se ne da več razbrati; kaže, kot da so
nekatere nagrobne kamne naknadno na novo
razvrstili. Pokopališče naj bi bilo obdano z
lepim zidom, sedaj od tega ni videti ničesar
več, preveč plevela raste okoli grobov, in tuje,
ki so nekoč krasile grobove, so meter visoko in
so deloma groteskno poševno.
Kljub temu je to dober kraj, na katerem
Iskanje davno minule kulture
se nahajam. Mogoče je rekonstruirati del
preteklosti, neverjetno, da je bilo mogoče eno,
tako močno v to področje zasidrano kulturo, v
tako kratkem času enostavno izbrisati.
V sredini pokopališča se nahaja spominsko
obeležje žrtvam fašizma, iz kamna izklesano
deblo naj bi spominjalo na mnoge žrtve, ki so v
Auschwitzu morale pustiti svoja življenja.
Hladno postaja, poslednjič še pogledam na
mnoge nagrobnike, potem se peljem nazaj, toda
ne brez obiska zadnje postaje mojega potovanja
po judovskih sledovih, „Spominskega Parka“ v
Murski Soboti.
Prav mogoče je prezreti majhen park, za
njegovo eksistenco sem že slišala, našla pa sem
ga le po naključju. Neposredno ob glavni cesti,
prihajajoč iz Rakičana, stoji na desni strani
majhen park. Stare nagrobnike razdejanega
judovskega pokopališča so tukaj razvrstili
v polkrog, v spomin, kot že naslov pove, na
nekaj, kar več ne obstaja.
Težko predstavljivo pravzaprav, v Murski
Soboti so bile nekoč tri sinagoge in živa
judovska skupnost – danes, kot tolikokrat,
nobene sledi več. Murska Sobota je bila po 2.
svetovni vojni povečana, mesto je moderno
oblikovano. Tako imenovano „tretjo sinagogo“,
največjo in najlepšo, so porušili šele leta 1956,
zaradi propadanja ali morda bolj zato, ker je
bila po pregonu in uničenju Judov uporabljana
kot hlev in skladišče.
Nadaljnjo sinagogo, „prvo“ in najmanjšo, so
porušili šele sredi 90-ih let 20. stoletja, potem,
ko je bila že tako propadla, da jo je bilo težko
prepoznati kot zgradbo.
Ničesar več, tudi tukaj, Spominski Park je
zadnje pričevanje.
V Prekmurju živi še nekaj Judov, večina
je bila umorjenih. Nekaj malega teh, ki so
preživeli je emigriralo v Izrael ali v Združene
države Amerike. Ti, ki so se vrnili, so pogosto
prestopili v evangeličansko vero.
Razmišljujoč vozim nazaj. Ko bi lahko nekaj
let v zgodovini zbrisali... Imela bi še mnogo
vprašanj.
ZUR PERSON – O AVTORJU
Elisabeth Arlt
Mag.ª Elisabeth Arlt ist Kunsthistorikerin und
arbeitet an verschiedenen Projekten im Kulturbereich in der Steiermark und in Südosteuropa. – Mag.ª Elisabeth Arlt je umetnostna
zgodovinarka in sodeluje pri raznoraznih
projektih na področju kulture na Štajerskem in v
jugovzhodni Evropi.
89
Bildgalerie – galerija slik IV
Prof. Christian Brünner und der Bürgermeister von Tuzla sprechen anlässlich des Symposions. Wieviel Minderheit(en) verträgt Europa? – Pogovor med
prof. Christianom Brünnerjem in županom Tuzle na simpoziju. Koliko manjšin prenese Evropa?
90
Julius Franz Schütz
Julius Franz Schütz
(K)ein steirischer Heimatdichter
� Text: Elisabeth Arlt
Eine sehr interessante, jedoch heute weitestgehend unbekannte
Figur in der steirischen Literaturszene der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts stellt zweifelsohne Julius Franz Schütz dar. Schütz,
1889 in Mureck geboren, entdeckte schon früh seine Begabung
zum Schreiben. Einer seiner Lehrer am Grazer Bischöflichen
Gymnasium erkannte das Talent des Knaben und förderte ihn.
Nichtsdestotrotz begann Schütz an der Grazer Universität ein
Jusstudium, das er auch abschloss. Mit einer Erbschaft des Vaters
bedacht, war es Schütz’ Plan, als Dichter unbeschwert leben zu
können. Der Erste Weltkrieg und die damit einhergehende Inflation machten diesen Traum jedoch zunichte.
Julius Franz Schütz bei einer Lesung in
der Steiermärkischen Landesbibliothek –
Schon während seiner Studienzeit begab sich Schütz auf ausgeJulius Franz Schütz na literarnem večeru v
dehnte Reisen, vor allem innerhalb Europas, aber auch nach NorŠtajerski deželni knjižnici
dafrika, die sein Leben und Werk nachhaltig prägen sollten.
Schütz fand eine Anstellung an der Steiermärkischen Landesbibliothek, die er ab dem Jahr 1939
auch leitete.
Nach 1912 gelang es ihm, einen Verlag zu finden, der seine Gedichte, die stark expressionistische
Züge aufweisen, veröffentlichte. Seine Werke wurden von anderen Verlagen jedoch auch abgelehnt, mit der Begründung, er würde am Leser vorbeischreiben, diesen nicht berühren, ihn allenfalls erstaunen. Das kränkte ihn zwar, wie aus seiner Korrespondenz ersichtlich ist, ließ ihn jedoch
nicht resignieren.
Auffallend ist die Wandlungsfähigkeit seiner Literatur, der häufige Stilwandel, der als geradezu
charakteristisch für ihn galt. Ebenso der schonungslose Naturalismus, mit dem er Dinge beschrieb
und sich Themen annahm, die den Leser mehr verstörten als unterhielten.
Was ihn nicht nur in seinem Werk, sondern auch als Menschen auszeichnete beschreiben viele seiner Zeitgenossen wie folgt: Schütz stand mit vielen Künstlern in regem Kontakt, darüber hinaus
gehörten auch Wissenschaftler anderer Disziplinen, wie der Maler Max Robathin, der Botaniker
91
Julius Franz Schütz
Verschiedene Darstellungen Schütz‘ - različne upodobitve Schütza
Herbert Lamprecht, der vor allem in Schweden
wirkte, und der Rektor der Leobener Montanuniversität Franz Platzer, die alle wie Schütz
ebenfalls in Mureck geboren wurden, zu seinem umfangreichen Bekanntenkreis.
Interessant aus heutiger Sicht in Leben und
Werk Schütz’ ist seine Heimatliebe, die entgegen der in dieser Zeit vorherrschenden Gesinnung weder deutschtümelnd noch von nationalsozialistischem Gedankengut geprägt
war. In vielen Gedichten, aber auch Romanen
beschreibt er das südsteirische Weinland, die
Gegend seiner Kindheit in und um Mureck.
Gleichzeitig jedoch hatte er großes Interesse
an fremden Kulturen, vor allem an asiatischen,
deren Sprachen er zum Teil beherrschte. Erhalten ist eine umfangreiche Sammlung an asiatischer Kunst, die er zum Teil von seinen Reisen
mitbrachte, zum Teil von Freunden geschenkt
bekommen hatte.
Überaus reich war seine Korrespondenz. Die
deutsch-kroatische Dichterin Camilla Lucerna gehörte ebenso zu seinen Freunden wie
auch der spätere Nobelpreisträger Ivo Andrić.
Schütz bemühte sich, slawische Sprachen zu
lernen und hielt sich des Öfteren in Zagreb
auf, wo er Lesungen abhielt und freundschaftliche Kontakte pflegte.
Für ihn ging durch die Grenzziehung nicht ein
Land verloren, wie es von vielen seiner Zeitgenossen empfunden wurde, sondern er betrach-
92
tete es als persönlichen Gewinn, neue Sprachen zu lernen und sich mit anderen Kulturen
vertraut zu machen.
Nachdem 1949 seine Frau Grete nach langer
schwerer Krankheit verstorben war, litt Schütz
unter zunehmender Einsamkeit. Obwohl er
fest im gesellschaftlichen Leben integriert war
und auch einen großen Freundeskreis besaß,
ist ab diesem Zeitpunkt eine gewisse Todessehnsucht zu verspüren. Es kränkte ihn sehr,
dass seine Werke zwar gelobt wurden, er aber
von der Öffentlichkeit mehr oder weniger ignoriert wurde.
Ein Anliegen waren ihm die jungen Dichter,
die er förderte und unterstützte. Dass er, der
sich selbst als Junger über die verbohrten Alten
kritisch geäußert hatte, diesem Grundsatz treu
blieb, zeigt sich, als er Anfang der 50er Jahre das
damals neu gegründete und unter den alteingesessenen Dichtern höchste Empörung hervorrufende Forum Stadtpark mit ganzer Kraft
unterstützte. Einer dieser jungen Dichter, Alfred Kolleritsch, der wie Schütz auch aus der
Gegend um Mureck stammte, wies ihm später auch in der von ihm initiierten Publikation
„Lichtungen“ einen ehrenden Platz zu.
Julius Franz Schütz, der 1961 kinderlos starb,
hinterließ seinem Heimatort Mureck, dem er
bis zu seinem Tod eng verbunden blieb, sein
Haus am Murecker Hauptplatz, und das sich
darin befindliche Mobiliar und seine überaus
Julius Franz Schütz
￱ Foto: JUZ Mureck
Julius Franz Schütz‘ Haus am Hauptplatz von Mureck, in dem heute das Stadtmuseum untergebracht ist. – hiša Juliusa Franza Schütza na Glavnem
trgu v Cmureku, v kateri je danes Mestni muzej.
umfangreiche Bibliothek, die heute in der Landesbibliothek aufbewahrt wird, mit der Auflage, daraus ein Museum zu schaffen.
Das geschah auch Anfang der 70er Jahre, als
Teile der Schützwohnung zu einem Heimatmuseum, dem damaligen Standard entsprechend, zu einem Heimatmuseum umgestaltet
wurden. Bis vor kurzem in schlechtem, unzeitgemäßem Zustand, wurde heuer eine Sichtung der Objekte samt Zustandsbestimmung
veranlasst und Maßnahmen zur Restaurierung
diverser Möbel, Kleingegenstände und Schriftstücke in die Wege geleitet, die durch unsachgemäße Lagerung bereits Schaden erlitten hatten. Wenn alles gut geht, soll in nächster Zeit
ein neues, modern adaptiertes Museum eröffnet werden, das diesem berühmten Sohn Murecks ein gebührendes Andenken zukommen
lassen und ihn vor dem Vergessen bewahren
soll.
93
Julius Franz Schütz
Julius Franz Schütz
Štajerski domači pesnik, ali tudi ne
Zelo zanimivo, vendar danes širši publiki
nepoznano figuro štajerske literarne scene
prve polovice 20. stoletja, predstavlja prav
gotovo Julius Franz Schütz. Schütz, rojen 1889
v Cmureku, je že zgodaj odkril nadarjenost za
pisanje. Eden od učiteljev na graški škofovski
gimnaziji je prepoznal dečkov talent in ga
podpiral.
Kljub temu je začel Schütz na Graški univerzi
študirati pravo, katerega je tudi zaključil.
Računajoč na očetovo dediščino, je bil Schützov
načrt neobremenjeno živeti kot pesnik. Prva
svetovna vojna in z njo povezana inflacija sta
te sanje naredili nične.
Že v času študija se je podal na dolga potovanja
predvsem po Evropi, pa tudi v severno Afriko,
ki naj bi njegovo življenje in delo trajno
zaznamovala.
Schütz je našel službo v Štajerski deželni
knjižnici, katero je od leta 1939 tudi vodil.
Po 1912 mu je uspelo najti založbo, ki je
njegove pesmi z močnimi ekspresionističnimi
potezami objavila. Njegova dela so bila s strani
drugih založb zavrnjena tudi z obrazložitvijo,
da piše mimo bralcev, da se teh ne dotakne,
kvečjemu osupne. To ga je sicer prizadelo, kar
je vidno tudi iz njegove korespondence, vendar
zato ni obupal.
Pozornost vzbuja njegova literatura zaradi
zmožnosti spremembe, pogoste menjave stila,
ki je zanj naravnost karakteristična. Prav
tako neprizanesljiv naturalizem, s katerimi je
opisoval stvari in izbrane teme, ki spravljajo
bralca bolj iz ravnotežja kot zabavajo.
Kar ga odlikuje ne samo v njegovem delu,
temveč tudi kot človeka, opisuje veliko
94
njegovih sodobnikov: Schütz je bil z mnogimi
umetniki v živahnih stikih, k tem so spadali
tudi znanstveniki drugih disciplin, kot slikar
Max Robathin, botanik Herbert Lamprecht,
ki je deloval predvsem na Švedskem, kot tudi
rektor leobenske Montanuniversität – rudarske
univerze Franz Platzer, ki so vsi, kot Schütz,
bili rojeni v Cmureku; ti so bili del njegovega
obsežnega kroga znancev.
Zanimivo z današnjega vidika Schützovega
življenja in dela je njegovo domoljubje, ki je
bilo v nasprotju z v tistem času prevladujočim
prepričanjem. Oblikovano ni bilo niti
nemškutarsko niti nacistično. V mnogih
pesmih pa tudi romanih opisuje južni štajerski
vinorodni okoliš, okolico svojega otroštva v
in okoli Cmureka. Istočasno pa so ga zelo
zanimale druge kulture, predvsem azijske,
katerih jezike je deloma obvladal. Ohranjena
je obsežna zbirka azijske umetnosti, ki jo je
deloma prinesel s svojih potovanj, deloma kot
darilo dobil od svojih prijateljev.
V enem od njegovih pisem je razbrati žalost
mladega moža, potem ko je bila njegova
ljubljena Untersteiermark – Spodnja Štajerska z
novo nastalo mejo ločena. Vendar je bil dovolj
daljnoviden, da ga ni zapopadlo takrat široko
razširjeno topo sovraštvo do vsega slovenskega.
V tem smislu ni bilo slišati kakršne koli njegove
izjave niti ni mogoče najti takšnega mišljenja v
njegovem delu.
Nadvse bogata je bila njegova korespondenca.
Nemško-hrvaška pesnica Camilla Lucerna
je prav tako štela k njegovim prijateljem kot
tudi kasnejši Nobelov nagrajenec Ivo Andrić.
Prizadeval si je naučiti se slovanskih jezikov
in je večkrat obiskal Zagreb, kjer je imel
predavanja in je gojil prijateljske stike.
Zaradi nastanka meje zanj ni bila izgubljena
dežela, kot so to čutili mnogi njegovi sodobniki,
Julius Franz Schütz
temveč je to obravnaval kot osebno pridobitev,
učiti se novih jezikov in se seznaniti z drugimi
kulturami.
Potem ko je 1949 po dolgi in težki bolezni
umrla njegova žena Grete, je Schütz trpel vse
večjo osamljenost. Čeprav je bil trdno vključen
v družbeno življenje in je imel velik krog
prijateljev, je od tega trenutka mogoče občutiti
hrepenenje po smrti. Zelo ga je žalilo, da je
njegovo delo sicer hvaljeno, njega samega pa je
javnost bolj ali manj ignorirala.
Ena od potreb mu je bila podpirati mlade
pesnike. Ker se je sam, kot mlajši, kritično
izrazil o zadrtosti starih in ostal zvest temu
načelu, je v začetku 50-ih let z vso močjo
podpiral takrat novo ustanovljeni Forum
Stadtpark, ki je izzval skrajno ogorčenje pri
starejših pesnikih. Eden teh mladih pesnikov,
Alfred Kolleritsch, ki je tako kot Schütz prihajal
iz okolice Cmureka, mu je kasneje v z njegove
strani iniciirani publikaciji Lichtungen – Jase
dodelil častitljivo mesto.
Julius Franz Schütz, ki je 1961 umrl, brez
otrok, je zapustil svojemu domačemu kraju
Cmureku, s katerim je ostal tesno povezan
vse do svoje smrti, svojo hišo na cmureškem
Glavnem trgu, v hiši nahajajoče se pohištvo
in nadvse obsežno knjižnico, ki je danes
shranjena v deželni knjižnici, z zahtevo, naj iz
tega ustvarijo muzej.
To se je tudi zgodilo v začetku 70-ih let
prejšnjega stoletja, ko so del Schützovega
stanovanja v skladu s takratnim standardom
preoblikovali v domovinski muzej.
Za do pred kratkim v slabem, nesodobnem
stanju nahajajoči se domovinski muzej je
bila letos dana pobuda poskrbeti za ogled in
določitev stanja objektov in izpeljavo ukrepov
za restavracijo različnega pohištva, majhnih
predmetov in listin, katere so se zaradi
nestrokovnega skladiščenja poškodovale. Če
bo šlo vse po sreči, naj bi v kratkem odprli nov,
moderno adaptiran muzej, ki naj bi bil primeren
spominu na tega slavnega sina Cmureka, in ga
tako obvarovati pred pozabo.
95
Die Rotunde von Selo
￱ Foto: Elisabeth Arlt
Südansicht der Rotunde von Selo – južni pogled na rotundo iz Sela
96
Die Rotunde von Selo
Die Rotunde von Selo
Eine kunsthistorische Besonderheit
� Text: Elisabeth Arlt
Ein besonders interessantes Beispiel romanischer Baukunst in Slowenien befindet sich nahe der
Ortschaft Selo im Goričko, wie diese Landschaft im äußersten Nordosten Sloweniens, unweit der
ungarischen Grenze genannt wird.
Mitten in einer Wiese steht die kleine romanische Rundkirche, die, so versteckt in der üppigen
frühsommerlichen Vegetation, kaum auszumachen ist.
Und doch handelt es sich hier um den seltenen Kirchentyp der Rotunde, der in dieser Form im
Prekmurje einzigartig ist. Im benachbarten Ungarn findet man Vertreter dieses Typs häufiger.
In Österreich ist dieser Kirchentyp ebenfalls selten, in den alpinen Regionen so gut wie gar nicht
vertreten, teilweise baute man – wie beispielsweise im niederösterreichischen Petronell – Karner in
Rotundenform, Kirchen jedoch nie.
Die Rotunde von Selo ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Nikolaus ist der Patron der Kinder, Schüler, Richter, Reisenden, Pilger, Seefahrer, Fischer und anderer.
Von außen ist der Bau sehr schlicht, man stellt sich die Kirche, wenn man sie von Bildern her
kennt, größer vor. Ein Sockel aus Natursteinen begradigt das unebene Gelände, darüber erhebt
sich ein Ziegelbau, der durch Lisenen gegliedert ist. Den Abschluss der Wand bildet ein Zackenfries, über das direkt das mit Schindeln gedeckte Dach samt kleinem aufgesetztem Glockenturm
anschließt.
An der Südseite befinden sich drei schmale Fenster, die einzige Lichtquelle, sieht man von der Türe
und einer weiteren sehr schmalen Fensteröffnung in der Apsis ab.
Betritt man die Rotunde ist man zuerst von den beeindruckenden Wandmalereien fasziniert, die
beinahe den gesamten Innenraum bedecken.
Stilistisch scheinen die Malereien, die al secco, also auf trockenen Grund gemalt wurden, älter zu
sein, als sie es tatsächlich sind. Man hat auch als Kunsthistoriker durchaus Probleme mit der Datierung. Die stark akzentuierten Umrisse, die dann farbig ausgemalt wurden, geben den Malereien
einen etwas blockhaften starren Charakter, auch die perspektivische Darstellung, fehlt gänzlich.
Tatsächlich sind die Malereien erst Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden, wie in dem vor Ort
erhältlichen Führer nachzulesen ist, stilistische Ähnlichkeiten sind mit den Fresken der Johannes-
97
Die Rotunde von Selo
kapelle von Pürgg in der Obersteiermark zu erkennen, deren Entstehungszeit jedoch bereits
in das 12. Jahrhundert datiert werden kann.
So verwundert der für das späte Entstehungsdatum künstlerisch sehr anachronistisch anmutende Stil. Ist es die Abgeschiedenheit der
Landschaft, die sich den damals zeitgemäßen
Trends in der Malerei verschlossen zeigte; man
weiß es nicht. In der Kuppel, gleichsam im
Zentrum des Raumes, befindet sich eine ausdrucksvolle Darstellung des gekreuzigten und
des auferstandenen Christus in einer Mandorla, umgeben von den Darstellungen der vier
Evangelisten samt den ihnen zugeschriebenen
Attributen.
Darunter ist die Passion Christi in sehr figurenreichen, detailverliebten Darstellungen abgebildet. Dem Betrachter wird, indem er sich
um die eigene Achse dreht, die gesamte Leidensgeschichte Christi erzählt.
Diese mittelalterlichen Bildergeschichten, deren Künstler bis auf einige wenige Ausnahmen
immer unbekannt sind, dienten dazu, die des
Schreibens Unkundigen über die Geschehnisse
in der Bibel zu unterweisen.
Die Wandmalerei wurde im Laufe der Zeit bis
hin zum Ende des Mittelalters immer realistischer, das Starre, Blockhafte in der Darstellung
wurde überwunden und biblische Szenen, wie
auch die Leiden Christi, immer drastischer und
bewegter dargestellt. Ist Christus in der Romanik noch der still Leidende, der über den Tod
triumphiert und auch als Gekreuzigter noch
eine stolze und herrschaftliche Haltung einnimmt, so ändert sich das in den folgenden
Jahrhunderten. Das geht so weit, dass Christus in der gotischen Malerei als menschlich,
als Leidender, von Wunden übersät, dargestellt
wird. Dieser Messias muss erst sein Menschsein hinter sich lassen, und das wird oft dras-
98
tisch ausgedrückt. Im Hoch und Spätmittelalter übernahmen dann die Glasfenster diese
Rolle, die, da die Wände der Gotteshäuser immer aufgelöster wurden, stetig an Bedeutung
gewannen.
In dieser romanischen Kirche wird das Hauptaugenwerk hingegen noch völlig auf die Wandmalereien gelegt.
Erwiesen ist, dass die Kirche, die Mitte des
13. Jahrhunderts erbaut wurde, anfangs keine
Wandmalereien besessen hatte, die heute vorhandenen wurden, wie schon erwähnt, erst
Mitte des 14. Jahrhunderts geschaffen.
Leider kam es in den Jahren 1845/46 zu Umbauarbeiten, die sehr unbedacht durchgeführt
worden waren und unter anderem den Abbruch der Apsis zur Folge hatten. Ihr wieder
erlangtes Aussehen verdankt die Kirche, die
heute den Status einer Kapelle hat, zwei großen Renovierungen 1956 bzw. in den Jahren
1978/79. Diese Renovierungen beinhalteten
unter anderem auch die Wiedererrichtung der
verlorenen Apsis und die sachgemäße Renovierung der Wandmalereien.
Dass das mit Sorgfalt geschah, ist heute gut
ersichtlich. Bei den Malereien blieb die Farbigkeit weitestgehend erhalten, ohne jedoch, wie
bei so mancher unsachgemäßer Restaurierung,
übermalt zu wirken. Natürlich haben die al secco aufgetragenen Farbschichten nie eine solche
Haltbarkeit und Leuchtkraft wie die auf noch
feuchtem Putz aufgetragene Freskomalerei,
trotzdem kann man sich noch ein gutes Bild
über die ursprüngliche Farblichkeit machen.
Wer also mit dem Gedanken spielt, einen Ausflug
ins Goričko zu unternehmen, der sollte es nicht
versäumen, Selo zu besuchen, die Landschaft zu
genießen und dieses schöne Beispiel romanischer
Baukunst auf sich wirken zu lassen.
Rotunda v Selu
Rotunda v Selu
Kulturno-zgodovinska posebnost
Posebno zanimiv primer romanskega
stavbarstva v Sloveniji se nahaja v kraju Selo
na Goričkem, kakor se imenuje ta pokrajina na
skrajnem severovzhodu Slovenije nedaleč od
madžarske meje.
Sredi travnika stoji majhna romanska okrogla
cerkev, ki jo je le težko zapaziti, skrito v
bohotni zgodnjepoletni vegetaciji.
In vendar gre tukaj za redek tip cerkve v
obliki rotunde, ki je v Prekmurju edinstven.
V sosednji Madžarski je mogoče predstavnike
takšnega tip najti pogosteje.
V Avstriji je takšen tip cerkve prav tako redek, v
alpskih regijah tako rekoč nezastopan, deloma
se je gradilo – kot na primer v Spodnji Avstriji
– v tej obliki kostnice, vendar ne cerkev.
Rotunda v Selu je posvečena svetemu
Miklavžu. Miklavž je zaščitnik otrok, šolarjev,
sodnikov, popotnikov, romarjev, pomorcev,
ribičev in drugih.
Od zunaj je zgradba zelo preprosta – človek
si predstavlja cerkev, če jo pozna iz slik,
večjo. Podstavek iz naravnega kamna
uravnava neraven teren, nad tem se dviguje
opečnata zgradba, ki je razčlenjena z linicami.
Zaključek stene tvori nazobčana obrobna
letev, neposredno nad njo je s skodlami pokrita
streha z majhnim zvonikom.
Na južni strani se nahajajo tri ozka okna, edini
viri svetlobe, če odmislimo vrata in zelo ozke
okenske odprtine apside.
Ob vstopu v rotundo človeka najprej
prevzamejo stenske slikarije, ki pokrivajo
skoraj celotno notranjščino.
Stilistično so slikarije, al secco, torej naslikane
na suho površino, videti starejše, kot v
resnici so. Človek ima, tudi kot umetnostni
zgodovinar, težavo z datiranjem. Močno
poudarjeni obrisi, ki so bili nato barvno
izpolnjeni, dajejo slikarijam nekoliko tog
karakter, manjka tudi prikaz iz perspektive.
Dejansko so slikarije nastale šele v sredini 14.
stoletja, kot je mogoče prebrati iz tamkajšnje
brošure s podatki, stilistične podobnosti je
mogoče najti s freskami iz Johanneskapelle
– Janezove kapele v Pürggu v Zgornji Avstriji,
katerih čas nastanka pa je mogoče datirati že
v 12. stoletje. Tako čudi – za tako pozen čas
nastanka – umetniško zelo anahronističen
stil.
Ali je to posledica odmaknjenosti pokrajine,
ki je bila nedostopna takratnim sodobnim
trendom v slikarstvu, ne ve se.
V kupoli, tako rekoč v centru prostora, se
nahaja izrazita upodobitev križanega in od
mrtvih vstalega Kristusa v mandoli, obdanega
z upodobitvami štirih evangelistov skupaj z
njihovimi atributi.
Na stenah je podrobno upodobljen Kristusov
pasion z mnogimi figurami. Opazovalcu je,
če se zavrti okoli svoje osti, prikazano celotno
Kristusovo trpljenje.
Te srednjeveške slike zgodb, katerih slikarji z
nekaj malega izjemami večinoma niso znani,
so služile kot napotki nepismenim o napisanem
v bibliji.
Stensko slikarstvo je sčasoma tja do konca
srednjega veka postajalo vedno bolj realistično;
okorno, togo v upodobitvah, je bilo preseženo.
Biblijske scene in Kristusovo trpljenje so bile
upodobljene zmeraj bolj drastično in ganljivo.
Če je Kristus v romaniki še tiho trpeči, ki slavi
zmago nad smrtjo in tudi kot križani zavzema
ponosno in gosposko držo, se to spremeni v
naslednjih stoletjih. To gre tako daleč, da je
Kristus v gotskem slikarstvu upodobljen kot
99
Rotunda v Selu
človeški, kot trpeči, posejan z ranami. Ta mesija
mora najprej pustiti za seboj svoje človečanstvo
in to je pogosto drastično prikazano.
V visokem in poznem srednjem veku
prevzamejo to vlogo steklena okna, saj so
stene božjih hiš postale s tem bolj razgibane in
so okna tako zmeraj bolj pridobila pomen.
V tej romanski cerkvi pa je nasprotno, glavna
pozornost je še docela usmerjena na stenske
slikarije.
Dokazano je, da je cerkev, ki je bila zgrajena
sredi 13. stoletja, bila v začetku brez današnjih
stenskih poslikav. Kot je že bilo omenjeno,
ustvarjene so bile šele v sredini 14. stoletja.
Žal je v letih 1845/46 je prišlo do adaptacijskih
del, ki so bila nepremišljeno izvedena in so med
drugim imela za posledico rušenje apside. Za
svojo ponovno prvotno podobo dolguje cerkev,
Die Rotunde von Selo: Fresken im Inneren – rotunda iz Sela: notranje freske
100
ki ima danes status kapelice, zahvalo dvema
velikima prenovama v letih 1956 oz. 1978/79.
Ta renoviranja so med drugim vsebovala
ponovno postavitev izgubljene apside in
strokovno adaptacijo stenskih slikarij.
Da se je to zgodilo skrbno, je vidno še danes.
Pri slikarijah je barvitost pretežno ohranjena,
ne da bi, kot pri mnogih nestrokovnih
prenovah, delovala prebarvano. Seveda nimajo
al secco nanešene barvne plasti nikoli takšne
trajnosti in luminoznosti kot na vlažen omet
naneseno freskno slikarstvo, kljub temu pa
si lahko človek ustvari dobro sliko o prvotni
barvitosti.
Kdor se torej igra z mislimi, narediti izlet na
Goričko, ta naj ne pozabi obiskati Sela, uživati
v pokrajini in se prepustiti vplivu tega lepega
primera romanskega stavbarstva.
Niemals vergessen!
Niemals vergessen!
Jüdische Kultur in Slowenien
� Text: Elisabeth Arlt
Erika Fürst, eine der wenigen im Übermurgebiet verbliebenen Menschen jüdischen Glaubens lebt
heute in Murska Sobota. Auf Vermittlung von Franc Kuzmic vom Pokrajinski muzej in Murska Sobota bekam ich die Möglichkeit, ein Interview mit ihr zu führen.
Ihre Kindheit in Murska Sobota sei sehr schön gewesen, beginnt Frau Fürst zu erzählen, ihre Eltern hätten ein Transportunternehmen gehabt, noch vorwiegend mit Pferden, ja, Pferde liebe sie
immer noch sehr. Sie hätte eine unbeschwerte Kindheit gehabt, zusammen mit ihrer Schwester.
Die Familie war angesehen und wohlhabend.
Die jüdische Kultur sei vielfältig gewesen in Murska Sobota in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg. Nachdem das Komitat Vas in den Friedensverträgen von Saint Germain im Jahr 1919 von
Ungarn an den neu gegründeten SHS Staat abgetreten werden musste, änderte sich für die Einwohner einiges. Viele Bewohner des Prekmurje, darunter auch Juden, wollten Ungarn bleiben und
zogen aus diesem Grund auf das verbliebene ungarische Staatsgebiet; der Großteil blieb jedoch.
Drei Synagogen gab es in Murska Sobota, einen Rabbiner, koschere Fleischereien, Schulen, ein Kulturzentrum, kurz, das jüdische Leben war ein wichtiger Bestandteil dieser Gegend. Eine weitere
Stadt mit vielen jüdischen Einwohnern stellte Lendava, die östlichste Stadt Sloweniens dar. Auch
dort gab es eine Synagoge, eine Schule, einen jüdischen Sportverein, reiches kulturelles Leben.
Bereits in den 20er Jahren überschattete jedoch die beginnende Wirtschaftskrise – wie beinahe
überall – auch das Leben der Bewohner des Übermurgebietes.
Frau Fürst ging in Murska Sobota in die Schule, sie erzählt, es sei eine schöne, sorgenfreie Zeit für
sie gewesen. Ihre Schulfreunde seien zumeist Katholiken und Protestanten gewesen, sie habe sich
nie anders gefühlt, die Kinder seien gute Freunde gewesen.
Auch als die Nationalsozialisten im Jahr 1933 in Deutschland die Macht übernahmen, gab es in
dieser Gegend noch keinen Grund zur Beunruhigung. Zu weit weg schienen diese Geschehnisse
zu sein, zu sicher fühlten sich die Bewohner des Prekmurje.
Es sollte bis zum April 1941 dauern, als deutsche Truppen in das Gebiet einmarschierten, das daraufhin wieder Ungarn zugesprochen wurde.
Ab diesem Zeitpunkt begannen die Repressalien vor allem gegen Juden und Roma. Jüdische Ge-
101
Niemals vergessen!
￱ Fotos(2): Pavel-Haus
Elisabeth Arlt im Gespräch mit Frau Fürst – Elisabeth Artl v pogovoru z gospo Fürst
schäfte wurden beschmiert und verwüstet,
viele jüdische Menschen verloren ihre Arbeit,
die ersten begannen über Emigration nachzudenken. Bald steigerten sich die Auswüchse von Hass und Gewalt, und es fanden erste
Verhaftungen statt.
Auch Erika Fürst und ihre Familie wurden verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz
deportiert.
Ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet, sie
kehrte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester
nach ihrer Befreiung nach Murska Sobota zurück.
Warum sie zurückgekehrt seien, möchte ich
wissen, warum sie nicht wie die meisten Überlebenden ausgewandert sei, nach Israel oder in
die Vereinigten Staaten.
Sie wisse es nicht genau, antwortet Frau Fürst.
Aber Murska Sobota sei ihre Heimat gewesen,
der Ort, an dem sie ihr Leben verbracht hatte,
bis zu jenem Tag im Sommer 1941.
Hart sei es schon gewesen, nach dem Krieg,
ohne Wohnung, ohne Nahrung, ohne Vater,
nichts so wie früher, keine Verwandten, keine
Freunde, die Überwindung, mit Mitmenschen
zu kommunizieren, die noch vor kurzem einer
Ideologie verfallen waren, die ihr und ihrer Fa-
102
milie den Vater und sie selbst fast das Leben
gekostet hätte. Aber sie habe es geschafft und
bereue es nicht, hier geblieben zu sein.
Ich bemerke, heute ist der 27. Jänner 2005.
Heute, vor genau 60 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit,
im letzten Moment und doch um Jahre zu
spät. Hat Frau Fürst den Termin für das Interview absichtlich gewählt? Erinnert sie sich daran, wie es war, zurück ins Leben zu gehen?
Es begannen Jahre des Wiederaufbaues, der
Neuorientierung in einem jungen Staat, der
nichts anderes wollte, als wirtschaftlich erfolgreich zu sein
Für Minderheiten gab es keinen Platz. Man
war froh, die Deutschen los zu sein, auch die
Sowjets, es sollte nur Jugoslawen geben in einem neuen Staat, der Jugoslawien hieß.
In den 40er Jahren gab es von Seiten der jugoslawischen Regierung Repressalien in Form
einer Art „Judengesetzgebung“, die jüdischen
Mitbürgern den Hochschulzugang verweigerte oder willkürlich den Handel mit gewissen
Produkten, vornehmlich Lebensmitteln, verbot. Von der Öffentlichkeit wurde dieses Vorgehen scharf kritisiert, es gab Protestmärsche
und Kundgebungen.
Niemals vergessen!
Unter Tito war die Lage mehr oder weniger ruhig, die jüdische Bevölkerung Jugoslawiens hatte zwar keine Unterdrückung zu befürchten,
wurde jedoch als Minderheit auch nicht wahrgenommen und hatte keine Sonderrechte.
Nach Titos Tod kam es in den 90er Jahren in
Kroatien immer wieder zu antisemitischen
Äußerungen seitens des Präsidenten Franjo
Tudjman, die lange Zeit seine Wahlkampfparolen untermalten. In Slowenien gab es, zumindest von offizieller Seite, keine derartigen
Aussagen.
Frau Fürst arbeitete lange in Murska Sobota,
jetzt ist sie in Pension und genießt es, wie sie
versichert.
Leid tue ihr, dass sie nicht zum Gottesdienst
gehen könne, es gäbe keine Synagoge mehr,
die nächste Möglichkeit, eine Synagoge zu
besuchen, wäre nach Ljubljana oder Graz zu
fahren. Aber sie fahre in der Dunkelheit nicht
mehr so gerne mit dem Auto, ja, das mache sie
schon etwas traurig, aber so sei es eben.
In Maribor, das auch eine große jüdische Gemeinde besessen hatte, leben heute nur noch
einige wenige Juden. Die im Kern gotische Synagoge, die nur aus dem Grund, dass man sie
bereits im Mittelalter zu einer katholischen
Kirche umgewandelt hatte, erhalten geblieben
ist, dient heute als Ausstellungsraum für verschiedene wechselnde Ausstellungen. Letzten
Winter wurde dort eine Schautafelausstellung
zum Thema Shoa mit dem Titel „Holokavst
1933-1945 – Pogum da se spominjamo / Holocaust 1933-1945 – der Mut, sich zu erinnern“
gezeigt.
Sie ist, wie auch die ebenfalls erhaltene Synagoge in Lendava hübsch renoviert, ja, man hat
seine Pflicht getan, aber als geschichtskundiger Besucher beschleicht einen ein klammes
Gefühl, wenn man die weißen Wände be-
trachtet. Beide Gebäude wirken kalt und leer,
zweckentfremdet, da können auch ein neuer
Dachstuhl und moderne Fenster nichts daran ändern, auch ein Gebäude lebt von seiner
Funktion.
Juden in Slowenien: ein schwieriges Thema,
das nicht aufgearbeitet ist.
Es gebe eine jüdische Gemeinschaft in Ljubljana, erzählt mir Frau Fürst, sie treffe sich regelmäßig in einem Privathaus irgendwo in der
Stadt, wo, wisse sie selbst nicht genau. Der
Rabbiner sei Italiener, er komme einmal die
Woche aus Triest, sei der slowenischen Sprache nicht sehr mächtig. Es kämen aber viele Menschen, vorwiegend Junge. Viele davon
seien keine Juden, würden aus Sympathie und
Interesse an der jüdischen Kultur die Gottesdienste und Kulturveranstaltungen besuchen.
Sie selbst sei jedoch noch nie dort gewesen.
Man müsse sich damit abfinden, dass Slowenien eben ein Staat ohne Juden sei, nicht mehr
und nicht weniger.
Erika Fürst ist es wichtig, ihre Geschichte
möglichst vielen jungen Leuten zu erzählen.
Deshalb sei sie oft in Schulen eingeladen, das
mache ihr Freude, obwohl ihre Geschichte so
traurig ist, sei es für sie immer ein gutes Gefühl,
Jugendlichen die Augen zu öffnen und Sorge zu
tragen, dass sich diese dunklen Kapitel der Geschichte nie mehr wiederholen mögen.
103
Nikoli pozabiti
Nikoli pozabiti
Judovska kultura v Sloveniji
Erika Fürst, ena od majhnega števila ljudi
judovske vere iz Prekmurja, živi danes v Murski
Soboti. S posredovanjem Franca Kuzmiča iz
Pokrajinskega muzeja iz Murske Sobote sem
dobila priložnost z njo narediti intervju.
Njena mladost v Murski Soboti je bila zelo
lepa, začne pripovedovati gospa Fürst, njeni
starši so imeli transportno podjetje, pretežno
še s konji – da, konje ima še zmeraj zelo rada.
Imela je brezskrbno mladost, skupaj s svojo
sestro. Družina je bila ugledna in premožna.
Judovska kultura je bila v Murski Soboti
raznolika v letih vse do prve svetovne vojne.
Potem, ko je madžarska županija Vas po
mirovnih pogodbah iz Saint Germaina leta
1919 pripadla novonastali državi SHS, se je
za prebivalce veliko spremenilo. Veliko, tudi
judovskih, prebivalcev Prekmurja je želelo
ostati na Madžarskem in so se iz tega razloga
preselili nazaj na Madžarsko, velika večina pa
je ostala.
V Murski Soboti so obstajale tri sinagoge, rabin,
košer mesnice, šole, kulturni center – na kratko,
judovsko življenje je bilo pomemben sestavni
del tega področja. Drugo mesto z mnogo
judovskimi prebivalci je predstavljala Lendava,
najbolj vzhodno mesto Slovenije. Tudi tam je
bila sinagoga, šola, judovsko športno društvo,
bogato kulturno življenje.
Toda že v 20-ih letih prejšnjega stoletja je
začetna gospodarska kriza – kot skoraj povsod
– zasenčila življenje prebivalcev Prekmurja.
Gospa Fürst je v Muski Soboti hodila v šolo.
Pripoveduje, da je bil to lep, brezskrben čas
zanjo. Njeni sošolci so bili večinoma katoliki
in protestanti, nikoli se ni počutila drugačna,
104
otroci so bili dobri prijatelji. Tudi ko so nacisti
od leta 1933 v Nemčiji pridobivali moč, na
tem področju še ni bilo nobenega razloga za
vznemirjenje. Predaleč so se zdeli ti dogodki,
preveč sigurne so se počutili prebivalci
Prekmurja. Vse do aprila 1941, ko so nemške
čete vkorakale v z madžarske strani ponovno
osvojeno področje in ga okupirale.
Od tega trenutka so se začele represalije
predvsem proti Judom in Romom. Judovske
trgovine so zamazali in opustošili, veliko Judov
je izgubilo službo, prvič so začeli razmišljati o
emigraciji. Kmalu so se stopnjevale zlorabe,
sovraštvo in nasilje, prišlo je do prvih aretacij.
Tudi Erika Fürst in njena družina so bili
aretirani in deportirani v koncentracijsko
taborišče Auschwitz.
Njen oče je bi v Auschwitzu umorjen, ona pa se
je z mamo in sestro vrnila v Mursko Soboto.
Zakaj so se vrnile, sem hotela vedeti, zakaj se
niso kot večina preživelih izselile v Izrael ali
Združene države.
Ne ve prav točno, odgovori gospa Fürst. Toda
Murska Sobota je bila njena domovina, kraj, na
katerem je preživela svoje življenje, do tistega
dne poleti 1941.
Težko je že bilo, po vojni, brez stanovanja,
hrane, brez očeta, ne tako kot nekoč, nobenih
sorodnikov, prijateljev; samopremagovanje,
komuniciranje s soljudmi, ki so še pred kratkim
podlegli ideologiji, ki je njo in njeno družino
skoraj stala življenja in pobrala očeta. Ampak
uspela je in ne obžaluje, da je ostala.
Pripomnim, danes je 27. januar 2005.
Danes, točno pred 60 leti, je bilo osvobojeno
koncentracijsko taborišče Auschwitz-Birkenau;
v zadnjem trenutku, pa vendar leta prepozno.
Ali je gospa Fürst namenoma izbrala ta
datum za intervju? Se spominja, kako je bilo,
vrniti se v življenje? Začela so se leta obnove,
Nikoli pozabiti
reorientacija mlade države, ki ni želela nič
drugega kot gospodarsko uspeti.
Za manjšine ni bilo prostora. Človek je bil vesel,
da se je rešil Nemcev, tudi Sovjetov, bili naj bi
le Jugoslovani v novi državi, ki se je imenovala
Jugoslavija.
V 40-ih letih prejšnjega stoletja je s strani
jugoslovanske vlade prišlo do represalij v
obliki neke vrste „judovske zakonodaje“, ki je
preprečevala judovskim sodržavljanom vpis
na visoke šole ali samovoljno prepovedala
trgovanje z določenimi proizvodi, pretežno z
živili. S strani javnosti je bil to ravnanje ostro
kritizirano, izvedeni so bili protestni pohodi in
zborovanja.
Pod Titom je bil položaj več ali manj miren,
judovskemu prebivalstvu Jugoslavije se sicer ni
bilo treba bati zatiranja, vendar kot manjšina
niso bili zaznani in niso imeli posebnih
pravic.
Po Titovi smrti je prihajalo v 90-ih letih
prejšnjega stoletja na Hrvaškem zmeraj znova
do antisemitskih izjav s strani predsednika
Franja Tudjmana, ki so pogosto dopolnjevale
njegova predvolilna gesla. V Sloveniji v
tem oziru vsaj z uradne strani ni bilo nič
objavljeno.
Gospa Fürst je dolgo časa delala v Murski
Soboti, sedaj pa je v pokoju in uživa, kot
zatrjuje.
Žal ji je, da ne more k bogoslužju, nobene
sinagoge ni več, najbližja možnost obiskati
sinagogo je peljati se v Ljubljano ali v Gradec.
Vendar se ne vozi več rada z avtom, ko se
stemni; da, to jo že žalosti, vendar tako pač
je.
V Mariboru, ki je tudi imel veliko judovsko
skupnost, živi danes le še nekaj Judov. V jedru
gotska sinagoga, ki je samo iz razloga, da so jo že
v srednjem veku spremenili v katoliško cerkev,
ostala ohranjena, služi danes kot razstavni
prostor za različne izmenjujoče se razstave.
Zadnjo zimo so prikazali razstavno preglednico
na temo Shoa z naslovom „Holokavst 19331945 – Pogum, da se spominjamo“.
Ta je, tako kot ohranjena sinagoga v Lendavi,
lepo renovirana, da, dolžnost so izpolnili,
vendar obide zgodovinsko izkušenega
obiskovalca tesen občutek, ko opazuje bele
zidove. Obe zgradbi delujeta hladno in prazno,
uporabljeni sta za druge namene, pri tem ne
more nič spremeniti niti novo ostrešje, niti
moderma okna, zgradba tudi živi od svoje
funkcije.
Judje v Sloveniji: zapletena tema, ki ni
obdelana.
V Ljubljani obstaja judovska skupnost,
pripoveduje gospa Fürst, srečujejo se redno v
privatni hiši nekje v mestu; kje, sama ne ve
točno. Rabin je Italijan, enkrat tedensko prihaja
iz Trsta, slovenskega jezika pa ne obvlada prav
dobro. Prihaja pa veliko ljudi, predvsem mladih.
Veliko od njih ni judovske vere, iz simpatije
in zanimanja za judovsko kulturo obiskujejo
bogoslužje in kulturne prireditve. Sama pa še
nikoli ni bila tam.
Človek se mora sprijazniti s tem, da je Slovenija
država brez Judov, nič več in nič manj.
Za Eriko Fürst je pomembno, da lahko svojo
zgodbo pove čim več mladim. Zato je pogosto
povabljena v šole, to jo veseli, čeprav je njena
zgodba tako žalostna. Zmeraj ima dober
občutek, mladim odpreti oči in upuštevajoč,
da se to temno poglavje zgodovine nikoli več
ne bi ponovilo.
105
Bildgalerie – galerija slik V
Prof. Helmut Konrad spricht anlässlich der Veranstaltung zum Gedenkjahr im Mai 2005 – govor prof. Helmuta Konrada na prireditvi ob spominskem
letu maja 2005
106
Mariborski judje nekoč
Mariborski judje nekoč
Obnovljena nekdanja sinagoga danes
� Text: Marjan Toš
Na slovenskem narodnostnem ozemlju srečujemo Jude predvsem od 12. stoletja naprej, vzporedno
z nastankom meščanskih naselij. Tako po številu kot po gospodarski vlogi, ki so jo odigrali, so bili
Judje oziroma njihove skupnosti pomembne zlasti v Mariboru, na Ptuju, v Celju, v Ljubljani, v Gorici,
Trstu in v nekaterih koroških mestih. Ohranjene listine pričajo, da je njihova dejavnost segala preko
deželnih meja in da je bila mobilnost judovskega življa izredno velika. V gospodarskem pogledu so
bila omenjena mesta preko judovskega življa povezana s celotno srednjo Evropo.1Nasploh so Judje
v preteklosti srednjeveške Evrope odigrali izjemno pomembno vlogo, saj so s svojo dejavnostjo
na gospodarskem in kulturnem področju prispevali k njenemu napredku in so sooblikovali njeno
podobo. Njihova glavna gospodarsko-pridobitna dejavnost, trgovanje na daljavo, predvsem v
zgodnjem srednjem veku, in denarni posli v kasnejših stoletjih, so jih pripeljali v skoraj vse dele
Evrope. Judje so bili zaradi svoje gospodarske dejavnosti, zlasti trgovanja in denarništva, navezani
na tedanja gospodarska in prometna središča. Naselili so se torej tam, kjer so našli pogoje za svojo
gospodarsko in s tem življenjsko eksistenco.2
Kot povsod drugod, so se Judje tudi na slovenskem Štajerskem naselili v krajih ob pomembnih
gospodarskih poteh. Tako so se nastanili tudi v Mariboru, kjer so se križale pomembne poti,
ki so vodile na zahod proti Koroški, na jug proti Slovenski Bistrici, prek Celja do Ljubljane in v
smeri morja, na sever proti deželnemu glavnemu mestu Gradcu, vzhodna pot pa je povezovala
Maribor s Ptujem in s potmi, ki so vodile na Ogrsko. V Mariboru so Judje predstavljali pomemben
del mestnega prebivalstva in so s svojo dejavnostjo pustili trajne sledi v njegovi zgodovini. Še
posebej odločilna in pomembna je bila v srednjeveškem Mariboru gospodarska dejavnost Judov,
ki so držali trdne povezave z mnogimi takratnimi vplivnimi gospodarskimi in tudi kulturnimi
središči. V Mariboru so se Judje naselili in živeli v jugovzhodnem delu mesta na območju, ki je
obsegalo današnjo Židovsko in Ključavničarsko ulico, del današnje Ulice kneza Koclja, spodnji del
Vetrinjske ulice in del glavnega trga. Judovsko občino je vodil judovski mojster, verske obrede in
tudi pravne zadeve pa so opravljali v sinagogi, ki je bila verjetno zgrajena že v drugi polovici 13.
stoletja. Sinagoga je bila tudi sicer versko, duhovno in kulturno središče vsake judovske skupnosti
oziroma četrti. Kjerkoli so se namreč Judje naselili, povsod so zgradili sinagogo (shodnico) za
107
Mariborski judje nekoč
Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor
molitev, branje Tore in urejanje skupnih zadev.
Judom je bilo prepovedano živeti v mestu, ki
ni imelo sinagoge. V njej so tudi prenočevali
popotniki, saj so zmeraj dobili kako odvečno
klop ali vsaj prazen kot. Sinagoga je s pročeljem
obrnjena proti jeruzalemskemu templju, in
čeprav je to posvetna ustanova, v kateri imajo
duhovniki le manjšo vlogo, ji pravijo »malo
svetišče«.3 Mariborska sinagoga naj bi bila
prvič izpričana že v času druge polovice 13.
stoletja, omenja pa se leta 1429, ko so v njej
tudi opravljali pravne posle. Ob sinagogah je
bila ponavadi šola in ob njej kopališče s tekočo
vodo za obredne kopeli. Za Maribor Vladimir
Travner navaja, da naj bi bila šola »domnevno v
židovskem stolpu« in naj bi jo bili zgradili okoli
leta 1477. Tega leta naj bi namreč cesar Friderik
III. naročil radgonskemu judovskemu mojstru
Muschu, naj Judu Davidu črta plačilo globe
dvanajstih goldinarjev, ki bi jih moral plačati
za gradnjo talmudske šole v Mariboru. Isti
avtor tudi omenja, da naj bi bilo že omenjeno
kopališče za obredne kopeli mariborskih Judov
»tik pod sinagogo ob mestnem obzidju ob
Dravi. Ob mariborski sinagogi naj bi bilo tudi
108
pokopališče, pri čemer pa isti
avtor poudarja, da po verskih
predpisih pokopališče ne bi
smelo biti poleg sinagoge. Ker
pa je bil prostor v mariborskem
judovskem getu omejen, se
Judje na to prepoved niso
mogli ozirati. Trditev opira na
nagrobnike, ki so bili najdeni
znotraj mestnega obzidja.4
Že leta 1367 je bilo judovsko
pokopališče v Mariboru zunaj
mesta, na prostoru zahodno
od današnjega Vodnikovega
trga. Mariborska sinagoga je
kot preprosta ravnokrilna stavba zagotovo
obstajale prej, preden je poleg nje živel prvi
znani rabin Abraham (umrl leta 1379).
Obokali so jo v prvi četrtini 15. stoletja, preden
je postala občasni sedež vrhovnega rabinata
za Štajersko, Koroško in Kranjsko. Izjemno
pomemben in znan je bil rabin Israel Isserlein
(1390 ?-1460 ?). Judovska četrt v Mariboru
je v 15. stoletju, ko je ekonomski potencial
judovskega prebivalstva v tem mestu dosegel
največjo moč, obsegala desetino obzidanega
mesta. Čeprav so Judje kot posebna skupina
mestnega prebivalstva živeli znotraj mestnega
obzidja v posebni četrti , to še ne pomeni,
da so živeli izključno v svojem getu. Primeri
Maribora, Ljubljane in Velikovca kažejo, da
je nek majhen del judovskega življa prebival
tudi zunaj zanj določene četrti. Znano je tudi,
da so bile posamezne meščanske družine
lastnice nepremičnin tudi v judovski četrti.
Povsem razumljivo je seveda, da obe skupini
prebivalstva nista nikoli živeli pod isto streho.
Mariborske davčne knjige iz druge polovice 15.
stoletja na primer pričajo, da so si Judje pridobili
zunaj svoje četrti kar lepo število nepremičnin.
Mariborski judje nekoč
Pri teh presojah pa moramo biti previdni, saj
so si Judje nekatere hiše pridobili le začasno,
in to na račun zapadlega dolga, ter v njih niso
prebivali. Take nepremičnine so običajno tudi
odprodali.5
Judje so bili kot del mestnega prebivalstva
dolžni skrbeti in prispevati tudi za obrambo
mesta. Ko so v letu 1465 Mariborčani popravljali
mestno obzidje in utrdbe ob judovski četrti
od Židovske ulice do Salzburškega dvora, so
zlasti za les in njegov prevoz ter za zidarje
porabili večjo količino denarja. Mestni sodnik
Sebald Mitterhueber je tedaj potrdil, da so
Judje prispevali štirideset funtov denarjev.
Medtem ko je bilo srednjeveško prebivalstvo
vezano na en kraj: podložniki so bili zavezani
grudi (glebae adscripti) in so se smeli odseliti
s svoje kmetije le s privoljenjem zemljiškega
gospoda, tudi obrtniki se v mestih zlasti zaradi
posedovanja delavnic niso selili, judovski živelj
pa je bil izjemno mobilen. Trgovski posli so
Jude pripeljali daleč na tuje in mnogi so tam
tudi ostali, saj so dobili bistveno boljše pogoje
za bivanje in za opravljanje gospodarske
dejavnosti. O veliki mobilnosti judovskega
prebivalstva pričajo tudi mnoge listine za
Maribor in kažejo na močno povezanost
mariborskih judovskih družin in sorodstvene
vezi predvsem z graškimi in ljubljanskimi Judi.
Mnoge mariborske judovske družine so se v
14. in 15. stoletju preselile v deželno glavno
mesto Gradec. Glavni gospodarski dejavnosti
Judov sta bili trgovina in denarništvo.
Trgovske zveze mariborskih Judov (pa tudi
celjskih) so segale do Dubrovnika in Benetk
ter do Dunaja in Prage. Velike dobičke je
judovskemu prebivalstvu prinašala trgovina
z beneškim blagom. S svojimi zvezami so
posredovali med domačo in tujo trgovino in
s tem koristili gospodarstvu domačih naselij.6
Mariborski Judje so imeli tudi nemajhen delež
v vinski trgovini, ki jim je prinašala lepe
dohodke. Vinski pridelek so ali preprodajali ali
pa prodajali vino, ki so si ga pridobili na račun
zapadlega dolga. Mnoge judovske družine iz
Maribora so postale tudi lastnice vinogradov
v mariborski okolici (podobna ocena velja
tudi za ptujske Jude). Nekateri dolžniki so
namreč Judom zastavljali kot posojilojemalci
vinogradniške komplekse, in ker dolga niso
mogli poravnati, so upniki postali lastniki
zemlje. Pri tem pa je zanimivo, da so si
Judje na veliko prizadevali tako pridobljene
nepremičnine čimprej prodati. Mariborski
Judje so vino zaradi boljših zaslužkov na veliko
prodajali tudi v koroških mestih. Najbolj
razširjena gospodarska dejavnost judovskega
življa v Mariboru pa so bili denarni posli,
zlasti posojanje denarja na obresti, kar je
bilo krščanskemu prebivalstvu s cerkvenimi
predpisi prepovedano. Med njihovimi dolžniki
srečujemo vse plasti takratnega prebivalstva.
Od začetka 15. stoletja, zlasti pa od sredine
stoletja, se je položaj Judov na Štajerskem
močno poslabšal. Splošna gospodarska kriza
in konkurenca krščanskega prebivalstva pri
trgovanju in celo v kreditnih poslih sta bili iz
dneva v dan večji, restrikcij deželnega kneza, ki
so jih od njega terjali meščani in plemstvo, pa
je bilo vedno več. V drugi polovici 15. stoletja
so bili Judje že popolnoma izrinjeni iz večjih
trgovskih poslov, vse bolj pa tudi iz kreditnih
in denarnih dejavnosti, kar je močno oslabilo
njihovo gospodarsko moč. Poleg občutnega
slabšanja gospodarskega položaja Judov je
v 15. stoletju naraščalo splošno sovraštvo
do Judov, ki se je zrcalilo tudi v Mariboru.
Nerazpoloženje do Judov je imelo svoje
korenine v gospodarskih, socialnih in verskih
razmerah tedanje dobe. Stopnjevala se je verska
109
Mariborski judje nekoč
Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor
nestrpnost krščanskega prebivalstva do Judov,
in to še posebej v času naravnih katastrof
ter gospodarskih, socialnih in duhovnih
kriz. Posledica je bila preganjanje judovskega
prebivalstva, začasni ali trajni izgoni iz mest in
celih dežel.7 Zahteve za rigorozne ukrepe zoper
Jude so se okrepile po smrti cesarja Friderika
III.(1493). Njegov naslednik Maksimilijan I. je
ugodil prošnji štajerskih in koroških deželnih
stanov in 18. marca 1496 ukazal, da morajo
Judje oditi s Štajerske. Že 9. marca 1496 je
izdal podoben ukaz za Jude na Koroškem. Za
Jude na Štajerskem, torej tudi v Mariboru, je
veljal rok za izselitev do 6. januarja naslednjega
leta (1497) in v roku šestih mesecev naj bi
bile poravnane vse njihove terjatve. Nekateri
mariborski Judje so se začasno zatekli najprej v
Ljubljano, od koder so morali oditi po cesarjevi
odredbi o izgonu Judov s Kranjske leta 1515.8
Del mariborskih Judov se je preselil v mesta
ob severnem in celo južnem Jadranu in na
ozemlje Beneške republike. Mariborski Judje so
v italijanskem okolju dobili ime »Morpurgo«,
ki se je ponekod ohranilo do današnjih dni.
Očitno je bila mariborska judovska skupnost
110
tako močna, da je pustila svoje
sledi celo v poimenovanjih.9
Z izgonom Judov iz Maribora
je bilo najbolj prizadeto prav
mariborsko mesto, ki je postalo
osiromašeno v gospodarskem in
kulturnem pogledu. Z izgonom
Judov so vse njihove ustanove
v Mariboru propadle, sinagogo
sta že leta 1497 kupila zakonca
Barbara in Bernardin Druckher,
ki sta si tudi sicer pridobila
največ nekdanje judovske
posesti. Sinagogo sta preuredila
v cerkev vseh svetnikov. To
se je po vsej verjetnosti zgodilo že leta 1501.
Delovala je kot katoliška cerkev vse do reform
Jožefa II., ko je bila skupaj s kaplanijo izročena
vojski. Ta je zgradbo nekdanje sinagoge
uporabljala kot skladišče do leta 1811, nato pa
je zgradba prešla v meščanske roke. Objekt je
doživel tudi več prezidav in dozidav in zgornji
del etaže je bil spremenjen celo v stanovanje.10
Leta 1992 je bila sinagoga razglašena za
kulturni in zgodovinski spomenik.11 Pripravljen
je bil tudi celoviti program njene obnove, ki so
ga zasnovali strokovnjaki in sodelavci Zavoda
za varstvo naravne in kulturne dediščine iz
Maribora.12 Leta 1992 se je začela prenova
in rekonstrukcija objekta, ki je bil pred tem
zaradi nerešenih lastniških razmerij nekaj
časa tudi zaprt. Tega leta so strokovnjaki
izdelali natančne arhitektonske posnetke in
vzporedno z raziskavami začeli pripravljati
konservatorski program in konservatorski
projekt potrebnih posegov. Zaradi izjemnih
kvalitet sinagoge v širšem prostoru so se namreč
odločili, da je treba sinagogo rekonstruirati v
tisti obliki in obsegu, za katero so imeli dovolj
materialnih podatkov in dokazov.13 Vzporedno
Mariborski judje nekoč
z raziskavami in sprotnimi ugotovitvami
o pomenu posameznih prostorov, lokaciji in
obliki posameznih okenskih odprtin, so
strokovnjaki opravili nekatere korekcije, ki so
jih vodile k prvemu cilju – iz amorfne gradbene
substance izluščiti kvalitetno arhitekturo
nekdanje sinagoge, takšne, kot je bila pred
letom 1500.14 Arheološke raziskave v prostoru
nekdanje sinagoge kljub svoji temeljitosti
niso dale konkretnejših rezultatov, ki bi dali
podatke o morebitnih starejših gradbenih fazah
sinagoge. Judje so prvič arhivsko izpričani
v drugi polovici 13. stoletja, v Mariboru pa
naj bi se bili naselili že sredi 13. stoletja,
ko naj bi se prvič omenjala tudi sinagoga.15
Neposrednih sledov te prve sinagoge, ki bi bili
stilno opredeljivi v obstoječi stavbni substanci,
niso našli. Arheološko poročilo omenja v
substrukturi le ostanke zidov, ki imajo gradbeno
značilnost iz obdobja romanike. Ne glede na
starejše vabljive špekulacije o gradbeni starosti
in gradbeni kontinuiteti mariborske sinagoge
so se strokovnjaki omejili na najdbe, ki so dajale
podatke o njeni velikosti, njeni pojavnosti ter
arhitekturnih elementih in jo opredelili kot
objekt, ki je v zdajšnji materialno dokumentirani
podobi nastal v obdobju ekonomskega in
kulturnega razcveta mariborskih Judov, to
je sredi 15. stoletja.16 Glede na zadovoljivo
število materialnih podatkov o videzu in
arhitektonski ter konstrukcijski organizaciji
zadnje gradbene faze sinagoge in na izjemnost
judovskega kultnega objekta v Mariboru so se
odločili za rekonstrukcijo celote iz srede 15.
stoletja z vsemi podrobnostmi, ki so jih uspeli
pridobiti med raziskavami stavbe. Obnova
je trajala več let, za javnost je bila nekdanja
judovska sinagoga odprta 1. aprila 2001 leta.
Že leta 1999 je bil izdelan in potrjen elaborat s
predlogom vsebinske zasnove ter organizacije
izvajanja programa v obnovljeni nekdanji
judovski sinagogi Maribor, ki sta ga pripravila
Peter Može iz Pokrajinskega muzeja Maribor
in Daniel Sajko iz Mestne občine Maribor.17 S
posebno pogodbo je bila obnovljena sinagoga
predana v začasno upravljanje Pokrajinskemu
muzeju Maribor. Ta z njo upravlja še danes.
Temeljni program, ki ga določa narava objekta
in njegova zgodovina, je program ohranjanja,
negovanja in prezentacije judovske kulturne
dediščine na prostoru današnje Slovenije. Tak
program ustreza tudi določilom Sporazuma
med vlado Republike Slovenije in vlado ZDA
o zaščiti in ohranjanju nekaterih kulturnih
predmetov in dobrin.18 Omenjeni sporazum
obe državi podpisnici zavezuje k ohranjanju
kulturnih dobrin in spomenikov, ki so
dediščina narodnih, verskih ali etničnih skupin
– žrtev genocida med 2. svetovno vojno. Za
izvajanje sporazuma sta zadolžena Ministrstvo
za zunanje zadeve Republike Slovenije –
sektor za mednarodno kulturno sodelovanje
in Ministrstvo za kulturo Republike Slovenije
– uprava za kulturno dediščino. V skladu z že
omenjenim elaboratom naj bi imela obnovljena
nekdanja judovska sinagoga v Mariboru v prvi
vrsti funkcijo muzejskega informacijskega
centra, ki bo informiral o zgodovini judovstva
na območju Maribora in celotne Slovenije in
ki bo prezentiral različne spomenike judovske
kulturne dediščine. Različne programske
usmeritve, ki naj bi sestavljale celoviti program
bodočega muzejskega in dokumentacijskega
centra judovske kulturne dediščine Slovenije,
so bile delovno poimenovane »Center judovske
kulturne dediščine Maribor«, ki pa zaradi
še ne dorečenih statusno-organizacijskih in
finančnih vprašanj še ni zaživel. Kljub temu
so nastali zametki bodočega tovrstnega centra
in vzpostavljeno je delovno sodelovanje z
111
Mariborski judje nekoč
nekaterimi podobnimi
centri in ustanovami
iz
domovine
in
tujine.
Vprašanja
okoli bodočega centra
judovske dediščine v
Mariboru so znova
Nagrobnik rabina – Grabizjemno aktualna in
stein des Rabbiners
z njimi naj bi se bolj
intenzivno ukvarjalo tudi kulturno ministrstvo.
Nasploh je doslej prevladalo stališče, da bo
dejavnost v obnovljeni nekdanji mariborski
sinagogi omejena na vsebine in programe,
ki bodo direktno povezani z muzejskodokumentacijskim oziroma informacijskim
centrom po eni strani in po drugi predstavljali
javni kulturni program, ki ga definira
mesto z drugimi kulturnimi ustanovami in
izvajalci programov. Ta segment dejavnosti
je od leta 2001 že zaživel, pri čemer je od
vsega začetka prevladalo stališče, da morajo
biti ponujeni programi vsebinsko raznoliki,
kakovostni in tematsko občasno prilagojeni
prezentaciji judovske kulturne dediščine in
aktualne kulturne ponudbe ustvarjalcev iz
države Izrael oziroma judovskih ustvarjalcev
iz Evrope in ZDA. Ta programski sklop se v
Sinagogi19 uspešno uveljavlja, saj je obnovljena
sinagoga zaživela kot manjši mestni kulturnoprireditveni center za glasbene večere,
koncerte, radijska omizja, predavanja,
pogovore, občasne likovne razstave in podobne
oblike kulturnega ustvarjanja. Zaradi dobre
akustike ga zelo rade uporabljajo manjše
glasbene skupine komornega značaja in tudi
manjše vokalne skupine. Dobro je zaživelo tudi
sodelovanje z drugimi mariborskimi kulturnimi
ustanovami (Narodni dom, Društvo likovnih
umetnikov Maribor, Univerza, različne srednje
šole, festival kreativnosti Magdalena, Mladinski
112
kulturni
center,
Zveza
kulturnih
društev, Mariborska
knjižnica, Sinagoga
Lendava), tako da je
obnovljena nekdanja
Pečat judovskega sodnika – Siegel des jüdischen Richters
sinagoga eno od
pomembnejših žarišč
kulturnega dogajanja v mariborskem starem
mestnem jedru. Vzpostavljeno je tudi korektno
sodelovanje z Judovsko skupnostjo Slovenije in
z veleposlaništvom države Izrael na Dunaju.
Sinagoga je kot izjemno pomemben kulturnozgodovinski spomenik nadvse privlačna za
mnoge domače in predvsem tuje turiste. Med
njimi je iz leta v leto več gostov iz Izraela in
Judov iz vseh delov sveta, od Avstralije do
ZDA. Statistični podatki o obiskovalcih (tako
tistih, ki prihajajo na kulturne prireditve, kot
turistov) potrjujejo ocene, da je obisk prireditev
in sinagoge kot kulturno-zgodovinskega
spomenika v okviru turističnih programov
domačih in tujih agencij dokaj stabilen. Leta
2001 je bilo zabeleženih 6629 obiskovalcev,
leta 2002, ko je bila izvedena načrta promocija,
je bilo 16.426 obiskovalcev, leta 2003 je prišlo v
sinagogo 9425 obiskovalcev, lani pa 8794. Med
obiskovalci je tudi veliko mladih, ki so jim
na voljo pedagoški programi in organizirana
vodenja v okviru pouka zgodovine ali
predmeta državljanska vzgoja in etika ter
izbirnih predmetov o verstvih. Vse več pa
je povpraševanja po strokovnem gradivu
in literaturi, ki se nanaša na zgodovino
mariborskih in slovenskih Judov, saj je med
dijaki in študenti kar nekaj zanimanja za
pisanje seminarskih oziroma diplomskih nalog
na judovsko tematiko. Programi in celotna
dejavnost sinagoge v Mariboru je deležna nadvse
korektne in permanentne medijske podpore
Mariborski judje nekoč
in pozornosti, kar je še posebej pomembno
za učinkovito promocijo. Objekt je pogosto
zanimiv za različne prireditve in srečanja
drugih ustanov in organizacij civilne družbe.
Čeprav je organizacijsko vezan na Pokrajinski
muzej Maribor, je dejavnost dovolj fleksibilna
in prilagojena potrebam ciljnih skupin, odprt
pa tudi izven formalnega delovnega časa.
Sinagoga v Mariboru je zanimiva tudi za
številne visoke obiske protokolarnega značaja.
Obnovljena nekdanja sinagoga torej omogoča
izvajanje kulturnih vsebin in programov
ter zagotavlja osnovne pogoje za postopno
ustanovitev muzejskega dokumentacijskega
ali informacijskega centra, ki bi ob ustrezni
državni (in najbrž tudi mednarodni) podpori
lahko prerasel v »Center judovske kulturne
dediščine Slovenije«.
OPOMBE
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5
6
7
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9
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16
17
18
19
Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1995, 5.
Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta,
njihov izgon in sledovi, Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7. Prim. Jože
Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve v
letu 1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor ,2000, 50-70. Prim. Janez
Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, Maribor 2002.
Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon, Ljubljana, 2001, 252.
V.Travner, Mariborski ghetto, v:Kronika slovenskih mest II ( 1935 ), 155-156.
Prim. Jože Mlinarič,Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne
izselitve v letu 1496, v:Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 50-70.
Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve
1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 54. Prim. Mariborska
davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42
in Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 17,25, 72, 76, 78 in
103.
Ibid.,57.
Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1992, 26-31.
Ibid.
Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, 2002.
Avtor navaja, da ga je ob obisku Izraela presenetil napis na trgovini ob
severnih vratih v Jeruzalem z oznako » Morpurgo store« in obisk trgovine je
potrdil njegovo predvidevanje, da gre za potomce mariborskih Judov.
Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje
judovske sinagoge v Mariboru, rokopis, KC Sinagoga, 2005.
Medobčinski uradni Vestnik, 5/92.
Strokovno skupino so sestavljali Ivan Tušek in Mihela Kajzer-Cafnik za
arheologijo, Janez Mikuž za umetnostno zgodovino; Marjan Teržan za
restavratorstvo, Irena Krajnc-Horvat za arhitekturo in Miran Ježovnik za
statiko.
Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor
Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, v:
Judovski zbornik, ČZN, 1-2, 2000, 166.
Ibid.
Ibid., 167.
Mariborska sinagoga – predlog vsebinske zasnove ter organizacije
izvajanja programa, Maribor, junij 1999. Elaborat je potrdil Strokovni kolegij
Pokrajinskega muzeja Maribor dne 16. 3. in 13. 9. 1999.
Uradni list Republike Slovenije, 57/96.
Objekta se je dobro oprijel naziv Kulturni center (KC ) Sinagoga Maribor, v
javnosti pa je prepoznan tudi po krajšem imenu Sinagoga Maribor. Lastnica
objekta je Mestna občina Maribor.
113
Die Juden von Maribor einst
Die Juden von Maribor einst
Die renovierte ehemalige Synagoge
heute
Auf dem Gebiet Sloweniens begegnen wir
den Juden vor allem ab dem 12. Jahrhundert,
was zeitlich mit der Gründung der städtischen
Siedlungen zusammenfällt. Sowohl auf Grund
ihrer Zahl als auch wegen der wirtschaftlichen
Rolle, die den Juden damals zukam, waren sie
vor allem in Maribor, Ptuj, Celje, Ljubljana
Gorica, Triest und in einigen Kärntner Städten von besonderer Bedeutung. Die überlieferten Urkunden bezeugen, dass sich die Aktivitäten der Juden über die Landesgrenzen
hinaus erstreckten und ihre Mobilität immer
stärker zunahm. In wirtschaftlicher Hinsicht
waren die erwähnten Städte durch die Juden
mit ganz Mitteleuropa verbunden1. Im Mittelalter leisteten die Juden auf wirtschaftlichem
und kulturellem Gebiet einen wichtigen Beitrag zum Fortschritt Europas und prägten seine Gestalt mit. Vor allem im Frühmittelalter
war der Fernhandel ihr Haupterwerb, in den
folgenden Jahrhunderten hingegen dominierten die Geldgeschäfte, die sie in nahezu allen
Teile Europas betrieben. Die Juden waren auf
Grund ihres wirtschaftlichen Engagements,
insbesondere wegen ihrer Handels- und Geldgeschäfte, an die damaligen Wirtschafts- und
Verkehrszentren gebunden. Sie ließen sich dort
nieder, wo sie die Voraussetzungen für ihre Erwerbstätigkeit fanden2.
Wie überall sonst, siedelten sich die Juden auch
in der slowenischen Steiermark in Orten an
den wichtigen Handelswegen an. So kamen sie
auch nach Maribor, eine am Kreuzungspunkt
bedeutender Handelswege gelegene Stadt, von
wo die Handelsrouten in westlicher Richtung
nach Kärnten, in Richtung Süden nach Slo-
114
venska Bistrica, weiter über Celje nach Ljubljana und schließlich an die Küste sowie in Richtung Norden in die Landeshauptstadt Graz
führten. In östlicher Richtung waren Maribor und Ptuj mit den nach Ungarn führenden
Handelswegen verbunden.
Im mittelalterlichen Maribor stellten die Juden einen wichtigen Teil der Stadtbevölkerung
dar und hinterließen unübersehbare Spuren.
Auf Grund ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten
pflegten sie intensive Kontakte mit zahlreichen anderen wirtschaftlichen und kulturellen
Zentren in Mitteleuropa. In Maribor machten
sich die Juden im südöstlichen Stadtteil ansässig, der die heutige Židovska ulica (Judengasse), die Ključavničarska ulica (Schlossergasse),
einen Teil der heutigen Straße Kneza Koclja,
den unteren Teil der Vetrinjska ulica und einen
Teil des Hauptplatzes umfasste. Die jüdische
Gemeinde wurde von einem Judenmeister geführt, die Gottesdienste, aber auch die Rechtsangelegenheiten wurden in der Synagoge, die
bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet worden war, abgewickelt.
Die Synagoge war das religiöse, geistige und
kulturelle Zentrum jeder jüdischen Gemeinschaft beziehungsweise jeden Judenviertels.
Juden durften nicht in einer Stadt ohne ein jüdisches Gotteshaus leben. Die Synagoge ist mit
ihrer Vorderfront nach dem Jerusalemer Tempel ausgerichtet; obwohl sie ein Profanbau ist,
in dem den Priestern eine untergeordnete Rolle zukam, nannte man sie „eine kleine Kultstätte3“. Die Synagoge von Maribor soll zum
ersten Mal bereits in zweiter Hälfte des 13.
Jahrhunderts bezeugt worden sein, urkundlich erwähnt wurde sie allerdings erst im Jahre
1429. In der unmittelbaren Nähe der Synagoge
wurden üblicherweise eine Schule gebaut und
ein Ritualbad errichtet.
Die Juden von Maribor einst
Gemäß Vladimir Travner, befand sich die um
das Jahr 1477 errichtete Schule im Judenturm.
Weiters führt Travner an, dass sich das bereits erwähnte jüdische Ritualbad in Maribor
unmittelbar unter der Synagoge an der Stadtmauer an der Drau befunden habe. Neben der
Synagoge soll auch ein jüdischer Friedhof gewesen sein, wobei Travner betont, dass dieser
gemäß den jüdischen religiösen Geboten nicht
neben der Synagoge stehen hätte dürfen. Da
aber der Raum im jüdischen Ghetto sehr begrenzt war, konnten sich die Bewohner nicht
an dieses Verbot halten. Travners These untermauern auch die Grabsteine, die innerhalb der
Stadtmauer gefunden wurden4. Bereits im Jahre 1367 befand sich der jüdische Friedhof außerhalb der Stadt, westlich des heutigen Platzes Vodnikov trg.
Als ein schlichtes, symmetrisches Gebäude
muss die Synagoge in Maribor aber bereits
früher existiert haben, noch bevor in ihrer
Nachbarschaft der erste namentlich überlieferte Rabbiner Abraham residierte (1379 gestorben). Ihre Auswölbungen erhielt die Synagoge im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts,
bevor sie als vorübergehender Sitz des Obersten Rabbinats für Steiermark, Kärnten und
Krain genutzt wurde. Eine bedeutungsvolle
Persönlichkeit war der Rabbiner Israel Isserlein
(1390–1460).
Als das wirtschaftliche Potential der Juden
von Maribor im 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, machte das jüdische Viertel
ein Zehntel des ummauerten Stadtgebiets aus.
Obwohl die Juden als besondere Gemeinschaft
der Stadtbevölkerung innerhalb der Stadtmauer in einem eigenen Viertel wohnten, bedeutete dies jedoch nicht, dass sie ausschließlich
in ihrem Ghetto lebten. Beispiele aus Maribor,
Ljubljana und Völkermarkt belegen, dass ein
kleiner Teil der jüdischen Gemeinschaft auch
außerhalb seines Viertels wohnte. Darüber hinaus ist bekannt, dass einige Bürgerfamilien
auch Eigentümer von Liegenschaften im jüdischen Viertel waren. Dennoch steht fest, dass
beide Bevölkerungsgruppen nie unter einem
Dach wohnten.
So bezeugen beispielsweise die Steuerbücher
von Maribor aus der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts, dass die Juden außerhalb ihres
Viertels eine beträchtliche Zahl von Liegenschaften erworben hatten. Dabei ist allerdings
zu berücksichtigen, dass sich einige Häuser
nur vorübergehend in ihrem Besitz befanden,
als Folge unbeglichener Schulden, bewohnt
hatten sie sie jedoch nie. Normalerweise verkauften sie solche Liegenschaften umgehend
weiter5.
Die Juden waren als Teil der Stadtbevölkerung
verpflichtet, zur Verteidigung der Stadt beizutragen. Als im Jahre 1465 die Stadtmauer und
die Festungsbauten entlang des jüdischen Viertels – von der Židovska ulica (Judengasse) bis
zum Salzburski dvor (Salzburger Hof) – erneuert wurden, mussten die Juden 40 Pfund aufbringen.
Während der Großteil der mittelalterlichen Bevölkerung an einen Ort – an die Scholle (glebale adscripti) – gebunden war und die Untertanen ihre Bauernhöfe nur mit der Zustimmung
des Grundherrn verlassen durften – auch die
städtischen Handwerker wanderten nur selten
ab – war die Mobilität der Juden sehr hoch.
Handelsgeschäfte führten sie in fremde Länder, wo sich viele von ihnen, wenn sie bessere Lebensbedingungen vorfanden, ansiedelten.
Die große Mobilität der jüdischen Bevölkerung
bestätigen zahlreiche Urkunden der Stadt Maribor. Sie bezeugen eine starke Verbundenheit
zwischen den jüdischen Familien aus Maribor
115
Die Juden von Maribor einst
mit den Juden von Graz und Ljubljana. Zahlreiche jüdische Familien aus Maribor zogen im
14. und 15. Jahrhundert in die Landeshauptstadt Graz.
Die Handelsverbindungen der Juden von Maribor (wie auch derjenigen von Celje) reichten
von Dubrovnik und Venedig bis nach Wien
und Prag. Große Gewinne erzielten sie durch
den Handel mit venezianischen Waren.6 Die
Juden von Maribor erwirtschafteten auch im
Weinhandel beträchtliche Gewinne. Schuldner
gaben den Juden ihre Weinberge zum Pfand,
da sie aber die Schulden nicht begleichen konnten, wurden die Gläubiger zu Landbesitzern.
Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Juden bestrebt waren, die auf diese Art erworbenen Liegenschaften möglichst bald weiterzuverkaufen. Die Juden von Maribor verkauften
den Wein wegen besserer Verdienste auch in
den Kärntner Städten. Die meisten Juden betrieben auch Kreditgeschäfte, weil das Zinsnehmen nach der kirchlichen Lehre Christen
verboten war. Unter ihren Gläubigern waren
damals alle Bevölkerungsschichten zu finden.
Seit dem Beginn, vor allem aber seit der Mitte
des 15. Jahrhunderts, verschlechterte sich die
Lage der Juden in der Steiermark wesentlich.
Die allgemeine Wirtschaftskrise und die Konkurrenz der christlichen Bevölkerung im Handel und sogar im Kreditwesen wurden von Tag
zu Tag größer, Bürger und Adel forderten vom
Landesfürsten immer neue Beschränkungen
für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Juden.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
wurden die Juden fast völlig aus den größeren
Handelsgeschäften und aus den Kredit- und
Geldgeschäften verdrängt, was ihr wirtschaftliches Potential schmälerte. Neben der deutlichen Verschlechterung der Wirtschaftslage
nahm der allgemeine Antijudaismus stark zu,
116
der auch an Maribor nicht vorüberging. Die
Aversionen gegen die Juden hatten ihre Wurzeln in den wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Verhältnissen der damaligen Zeit. Die
religiöse Intoleranz der Christen gegenüber
den Juden nahm, insbesondere zur Zeit von
Naturkatastrophen, wirtschaftlichen, sozialen
und geistigen Krisen, zu. All dies mündete in
der vorübergehenden oder permanenten Ausweisung der Juden.7 Die Forderungen nach rigorosen Maßnahmen gegen die Juden nahmen
nach dem Tode des Kaisers Friedrich III. (1493)
weiter zu. Sein Nachfolger, Maximilian I., gab
den Forderungen des steiermärkischen und
kärntnerischen Landesstands nach und befahl
am 18. März 1496 die Ausweisung der Juden
aus der Steiermark; bereits am 9. März 1496
erließ er einen ähnlichen Befehl betreffend die
Juden in Kärnten. Die steiermärkischen Juden, also auch diejenigen aus Maribor, waren
gezwungen, bis zum 6. Jänner des folgenden
Jahres auszuwandern. Zusätzlich mussten
sie binnen sechs Monaten alle ausstehenden
Schulden begleichen.
Einige Juden aus Maribor fanden vorübergehend Zuflucht in Ljubljana, von wo aus sie
nach dem Erlass des Kaisers über die Ausweisung aller Juden aus dem Land Krain im Jahre 1515 neuerlich fliehen mussten8. Andere zogen in die Städte an der Adria. Die Juden aus
Maribor wurden von ihrer italienischen Umgebung „Morpurgo“ genannt. Diesem Namen
kann man ab und zu noch heute begegnen.
Offensichtlich war die jüdische Gemeinschaft
von Maribor so stark, dass sie ihre Spuren sogar bei den Benennungen hinterließ9. Die Ausweisung der Juden aus Maribor traf die Stadt
selbst schwer, die dadurch in wirtschaftlicher
und kultureller Hinsicht verarmte. Die jüdischen Einrichtungen verfielen, und die Syna-
Die Juden von Maribor einst
goge wurde – wie auch der Großteil des einst
jüdischen Besitzes – bereits 1497 vom Ehepaar
Barbara und Bernandin Druckner gekauft.
Das Ehepaar ließ die Synagoge zur Allerheiligenkirche umgestalten. Dazu kam es höchstwahrscheinlich bereits im Jahr 1501. Die Funktion einer katholischen Kirche hatte sie bis zur
Einführung der Reformen von Joseph II., als
sie samt ihrer Kaplanei dem Militär übergeben
wurde. Dieses benutzte die ehemalige Synagoge bis 1811 als Lagerhaus, danach kam das Gebäude in Besitz der Bürger. Die Anlage wurde
mehrmals um- und ausgebaut, der obere Teil
des Geschosses wurde sogar in eine Wohnung
umgebaut10.
1992 wurde die Synagoge zum kulturellen und
historischen Denkmal erklärt11. Im gleichen
Jahr erarbeiteten Experten und Mitarbeiter des
Instituts für den Schutz des Natur- und Kulturerbes Maribor12 einen Plan für ihre Generalrenovierung. Ein Jahr später begann man auch mit
dem Umbau und der Rekonstruktion des Gebäudes, das zuvor wegen ungeklärter Besitzverhältnisse eine Zeit lang geschlossen bleiben
musste. Im gleichen Jahr machten die Experten detaillierte architektonische Aufnahmen
und begannen parallel zu den Forschungen das
konservatorische Programm vorzubereiten.
Man entschloss sich, die Synagoge in derjenigen Form zu rekonstruieren, für die man
genügend Materialien und Quellen gesammelt hatte13. Parallel zu den Forschungsarbeiten über die Bedeutung der einzelnen Räume,
des Standortes und der Form der Fensteröffnungen führten die Fachleute einige Umbauten durch, die sie ein Stück näher an ihr erstes
Ziel brachten: Sie meißelten aus einer formlosen Bausubstanz die wertvolle Architektur der
ehemaligen Synagoge, die bereits vor dem Jahre 1500 bestanden hatte, heraus14. Trotz aller
Sorgfältigkeit erbrachten die archäologischen
Forschungen jedoch keine konkreten Resultate, die eventuell auf noch frühere Bauphasen
oder -zustände der Synagoge schließen ließen.
Archivalisch sind die Juden zum ersten Mal in
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts belegt,
in Maribor sollen sie sich jedoch bereits Mitte
des 13. Jahrhunderts niedergelassen haben, als
auch die Synagoge zum ersten Mal schriftlich
erwähnt wurde.15 Unmittelbare Spuren der
ersten Synagoge, die in ihrer baulichen Form
der heutigen entsprochen haben soll, wurden
allerdings nie gefunden. Der archäologische
Fachbericht erwähnt lediglich, dass in der Substruktur Mauerreste gefunden wurden, die der
Romanik zuzuordnen sind. Ungeachtet verschiedener Spekulationen über die Entstehung
der Synagoge, beschränkten sich die Experten
auf diejenigen Funde, die verlässliche Angaben
über ihre Größe, Architekturelemente und ihr
Erscheinungsbild lieferten, als sie zur Zeit der
wirtschaftlichem und kulturellen Blüte der Juden in Maribor, Mitte des 15. Jahrhunderts,
entstanden ist.16
Auf Grund der ausreichenden Menge an Befunden über die architektonische und konstruktionsbedingte Form der Synagoge in ihrer letzten Bauphase hat man sich darauf geeinigt, sie
mit allen während der Forschungsarbeiten gesammelten Details neu zu errichten. Die Renovierungsarbeiten dauerten mehrere Jahre. Am
1. April 2001 öffnete die renovierte ehemalige
jüdische Synagoge ihre Tore der Öffentlichkeit.
Bereits 1999 wurde ein Fachbericht mit dem
Vorschlag über ein inhaltliches Programm und
über organisatorische Belange der Synagoge erstellt. Das Programm wurde von Peter Može
vom Regionalmuseum Maribor und Daniel Sajko
von der Stadtgemeinde Maribor konzipiert17.
Mittels eines Sondervertrages wurde die Syn-
117
Die Juden von Maribor einst
agoge dem Regionalmuseum zur vorübergehenden Verwaltung übergeben, unter dessen Zuständigkeit sie noch heute fällt.
Das auf die Charakteristik des Gebäudes und
seine Geschichte ausgerichtete Grundsatzprogramm ist der Erhaltung, der Pflege und der
Präsentation des jüdischen Kulturerbes auf
dem Gebiet des heutigen Sloweniens verpflichtet. Dieses Programm entspricht auch den Bestimmungen des Abkommens zwischen der
slowenischen und der US-Regierung über den
Schutz und die Erhaltung von Kulturgütern.18
Das Abkommen verpflichtet beide Staaten zur
Erhaltung der Kulturgüter und -denkmäler, die
das Erbe nationaler, religiöser und ethnischer
Gemeinschaften – Völkermordopfer des II.
Weltkrieges – darstellen. Zur Umsetzung des
Abkommens haben sich die Abteilung für internationale Kulturzusammenarbeit des Ministeriums
für äußere Angelegenheiten der Republik Slowenien und die Verwaltung für das kulturelle Erbe des
Kulturministeriums der Republik Slowenien verpflichtet.
Im Einklang mit dem erwähnten Fachbericht
soll die ehemalige jüdische Synagoge in erster
Linie die Funktion eines Museums und Informationszentrums haben, das über die Geschichte des Judentums in Maribor und ganz
Slowenien informiert und verschiedene Denkmäler des jüdischen Kulturerbes zur Schau
stellt. Die unterschiedlichen Programmrichtungen, die Teil des Programmganzen des
künftigen Museums und Dokumentationszentrums des jüdischen Kulturerbes Sloweniens darstellen sollen, bekamen den Arbeitstitel „Zentrum
des jüdischen Kulturerbes Maribor“. Dieses hat
allerdings wegen noch ungelöster organisatorischer und finanzieller Fragen seine Aktivitäten
noch nicht zu entfalten begonnen. Es entstanden trotzdem konkrete Ansätze für die Tätig-
118
keit eines künftigen derartigen Zentrums, und
es wurde bereits eine Zusammenarbeit mit einigen vergleichbaren slowenischen, aber auch
ausländischen Zentren und Einrichtungen initiiert. Fragen um das künftige Zentrum des
jüdischen Kulturerbes in Maribor sind neuerdings wieder sehr aktuell geworden, mit ihnen
sollte sich auch das Kulturministerium intensiv auseinandersetzen. Im Allgemeinen überwog bislang die Meinung, dass die Aktivitäten
in der ehemaligen Synagoge auf Inhalte und
beschränkt sein sollten, die unmittelbar mit
dem Museum sowie dem Dokumentationsund Informationszentrum verbunden sind
und zugleich ein öffentliches Kulturprogramm
darstellen, das von der Stadt im Einklang mit
anderen Kultureinrichtungen und Programmträgern bestimmt wird.
Diesen Grundsätzen entsprechend, entfaltete die Synagoge ab 2001 ihre Aktivitäten, wobei man von Anfang großen Wert auf ein hohes künstlerisches Niveau und auf inhaltliche
Vielfältigkeit legte. Thematisch sollte das Programm auch auf die Darstellung des jüdischen
Kulturerbes ausgerichtet und dem aktuellen
kulturellen Angebot israelischer beziehungsweise der in Europa und in den Vereinigten
Staaten lebenden jüdischen Künstler angepasst
werden.
Eine solche Ausrichtung des Programms setzt
sich bereits erfolgreich durch, und die renovierte Synagoge19 wurde als ein kleines Kultur- und Veranstaltungszentrum für Musikabende, Konzerte, Vorlesungen, Gespräche,
Bilderausstellungen u. Ä. neu belebt. Wegen
der guten Akustik werden hier von kleineren
Kammermusikgruppen und Vokalgruppen
oftmals Konzerte abgehalten. Initiiert wurde
auch eine Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen in Maribor (Kulturhaus Na-
Die Juden von Maribor einst
rodni dom, Verband bildender Künstler Maribor,
Universität Maribor, verschiedene Mittelschulen, Festival der Kreativität Magdalena, Jugendkulturzentrum, Bund der Kulturvereine, Bibliothek
Maribor). Somit wurde die Synagoge zu einem
der wichtigsten Treffpunkte des Kulturgeschehens im alten Stadtkern von Maribor. Darüber
hinaus wurde eine korrekte Zusammenarbeit
zwischen der slowenischen jüdischen Gemeinschaft und der israelischen Botschaft in Wien
hergestellt.
Als außerordentlich wichtiges kulturhistorisches Denkmal ist die Synagoge eine höchst
interessante Sehenswürdigkeit für einheimische, insbesondere aber für ausländische Touristen. Unter ihnen finden sich immer mehr
Gäste aus Israel und Juden aus aller Welt, von
Australien bis zu den USA. Die Besucherstatistik zeigt, dass die Frequenz der Besucher sowohl der kulturellen Veranstaltungen als auch
der Synagoge als kulturhistorisches Denkmal
selbst relativ stabil ist. Im Jahre 2001 wurden
6.629 Besucher verzeichnet, ein Jahr später,
nach einer Werbekampagne, bereits 16.426. Im
Jahre 2003 kamen 9.425 Besucher, im Vorjahr
waren es 8.794.
Unter den Besuchern befanden sich viele Schüler, für die eigene Führungen angeboten werden. Die Nachfrage nach Fachliteratur, die sich
auf die Geschichte der slowenischen Juden bezieht, steigt ständig, weil unter den Schülern
und Studenten großes Interesse am Thema Judentum besteht. Die Aktivitäten der Synagoge
in Maribor genießen große Aufmerksamkeit in
den Medien, was für eine wirkungsvolle Vermarktung von großem Vorteil ist. Das Gebäude ist auch ein interessanter Austragungsort
für verschiedene Veranstaltungen und Treffen anderer Institutionen und Organisationen.
Die renovierte ehemalige Synagoge ermöglicht
die Durchführung einer Reihe von kulturellen
Veranstaltungen und stellt die Voraussetzung
für die schrittweise Gründung des Museums
sowie des Dokumentations- und Informationszentrums dar, das mithilfe staatlicher (vielleicht auch internationaler) Unterstützung zu
einem „Zentrum des jüdischen Kulturerbes
Sloweniens“ wachsen soll.
119
Die Juden von Maribor einst
ANMERKUNGEN
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 5 (Die
Juden in der Geschichte Ljubljanas).
Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta,
njihov izgon in sledovi. Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7 (Die Juden
Maribors in den letzten Jahrzehnten vor ihrer Vertreibung aus der Stadt,
ihre Vertreibung und Spuren. Archiv des Regionalmusems Maribor); vgl.
Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve
v letu 1496, in: Judovski zbornik, ČZN 1–2. Maribor 2000, S. 50–70 (Die
Juden in der slowenischen Steiermark bis zu ihrer Zwangsaussiedlung im
Jahre 1496); vgl. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga
Maribor. Maribor 2002 (Geschichte der Juden in Slowenien).
Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon. Ljubljana 2001, S. 252. (Das
Judentum, Kleines Lexikon).
Vladimir Travner, Mariborski ghetto, in: Kronika slovenskih mest II (1935), S.
155–156. (Das Ghetto von Maribor); vgl. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem
Štajerskem, S. 50–70.
Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem, S. 54; vgl. Mariborska
davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42
(Steuerbuch von Maribor anno 1465) u. Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino
Maribora XVII, S. 17, 25, 72, 76, 78, 103 (Literatur über die Geschichte von
Maribor).
Ebd., S. 57.
Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 26–31.
Ebd.
Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga. Maribor 2002.
Der Autor schreibt, dass ihm während eines Besuchs in Israel ein
Geschäftsschild in Jerusalem auffiel, auf dem „Morpurgo store“ stand.
Der Besuch des Geschäfts bestätigte seine Vermutung, dass es sich um
Nachkommen der Juden von Maribor handelte.
Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje
judovske sinagoge v Mariboru, KC Sinagoga, Manuskript. Maribor 2005
(Programmentwurf und die Aktivitäten der renovierten ehemaligen
jüdischen Synagoge in Maribor).
Medobčinski uradni Vestnik, 5/92 (Interkommunales amtliches
Mitteilungsblatt).
Das Fachteam bildeten: Ivan Tušek und Mihela Kajzer-Cafnik für
Archäologie, Janez Mikuž für Kunstgeschichte, Marjan Teržan für
Restauration, Irena Krajnc-Horvat für Architektur und Miran Ježovnik für
Statik.
Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor (Institut für den
Schutz des Natur- und Kulturerbes Maribor).
Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, in:
Judovski zbornik, ČZN, 1–2. Maribor 2000, S. 166 (Das ehemalige jüdische
Viertel und die ehemalige Synagoge in Maribor).
Ebd.
Ebd., S. 167.
Synagoge Maribor – Vorschlag über den inhaltlichen Entwurf und
Organisation der Programmdurchführung, Juni 1999. Der Bericht wurde
vom Fachkollegium des Regionalmuseums Maribor am 16.3. u. 13.9.1999
genehmigt.
Amtsblatt der Republik Slowenien, 57/96.
Die offizielle Bezeichnung lautet „Kulturni Center (KC) Sinagoga Maribor“
(Kulturzentrum Synagoge Maribor), in der Öffentlichkeit ist auch der
Kurzname „Synagoge Maribor“ bekannt. Das Gebäude befindet sich im
Besitz der Gemeinde Maribor.
120
O AVTORJU – ZUR PERSON
Marjan Toš
Mag. Marjan Toš, profesor zgodovine in
geografije, kustos Pokrajinskega muzeja
Maribor v Sinagogi. Veliko se ukvarja s
proučevanjem sodobne lokalne zgodovine
Slovenskih goric, zlasti obdobja 1941-1945 in
po letu 1945. Je avtor, urednik in sourednik
številnih zbornikov, avtor prispevkov v
Književnih listih Dela, Večera in drugih
časopisov. Redno objavlja tudi v Časopisu
za zgodovino in narodopisje v Mariboru, kot
publicist in novinar se ukvarja tudi z ekološko
problematiko in sodeluje kot član uredniškega
odbora strokovnih revij LOVEC in RIBIČ. Je
dolgoletni strokovni komentator balkanskega
dogajanja za zunanjepolitično uredništvo Radia
Maribor, pisec knjižnih ocen in predstavitev za
kulturno-umetniški program Radia Maribor in
avtor številnih dokumentarnih in javnih oddajah
v okviru dokumentarno-feljtonskega programa
Radia Maribor. V zadnjih letih se še posebej
ukvarja s proučevanjem zgodovinskega
spomina na slovenske Jude po letu 1945. To
je tudi tema njegovega doktorskega študija na
Fakulteti za podiplomske humanistične študije
ISH v Ljubljani. – Mag. Marjan Toš unterichtet
Geschichte und Geographie, ist Kustos des
Regionalmuseums in der Synagoge in Maribor.
Er beschäftigt sich sehr intensiv mit der
modernen lokalen Geschichte der Slovenske
Gorice / Windischen Büheln, insbesondere
aber mit dem zeitraum 1941-1945 und danach.
Er ist Autor, Herausgeber und Mitherausgeber
zahlreicher Sammelbände und von Beiträgen,
die in den Zeitungen Delo, Vecer u. a.
veröffentlicht werden. Regelmäßig erscheinen
auch Artikel in der Zeitschrift für Geschichte
und Volkskunde in Maribor. Als Publizist
beschäftigt er sich auch mit Problemen der
Ökologie und arbeitet als Redaktionsmitglied
bei den Zeitschriften LOVEC (Der Jäger) und
RIBIC (Der Fischer) mit. Toš fungiert seit
Jahren als wissenschaftlicher Kommentator der
Ereignisse am Balkan für die außenpolitische
Redation von Radio Maribor und ist ebendort
auch im Kulturbereich tätig. In den letzten
Jahren forscht er intensiv an der Geschichte der
slowenischen Juden nach 1945. Dies ist auch
Thema seines Doktorats an der Universität in
Ljubljana.
Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
Das slowenischen Kulturerbe in der Steiermark – Eine Bestandsaufnahme
� Text: Benjamin Grilj, Simon Hadler und Mathias Hammer
Das von Prof. Moritz Csaky im Wintersemester 2003/04 an der Karl-Franzens-Universität Graz
geleitete Seminar mit dem Titel „Cultural Heritage – National Heritage?“ war Ausgangspunkt
dieser Studie. Der Begriff des „Kulturerbes“ im Kontext einer erweiterten Bedeutung von Kultur
führte uns zu der Frage, was ein historisch gewachsenes kulturelles Element ist, jedoch nicht in
den Kanon des nationalen oder auch regionalen Kulturerbes fällt. Es zeigte sich, dass die slawische
Kultur in der Steiermark, obwohl über Jahrhunderte und bis heute tief verankert, ein interessantes
Beispiel für die Ein- und Ausschließungsmechanismen von kulturellem Erbe darstellt. So soll im
Folgenden aufgezeigt werden, wo das slawische Erbe in der Steiermark seine Spuren hinterlassen
hat, wie es gleichzeitig jedoch immer mehr an den Rand des kollektiven Bewusstseins gedrängt
wurde oder ganz daraus verschwunden ist. Im Mittelpunkt der Arbeit steht besonders die Bedeutung der Sprache als kulturelles Erbe.
Die Sprache wurde in der Steiermark um die Jahrhundertwende Gegenstand des Konflikts zwischen Deutschsprachigen und Slowenen, zwei Gruppen, die sich vor dem Auftauchen des Nationalismusdiskurses aufgrund der multikulturell-sprachlichen Kommunikations- und Interaktionszusammenhänge, die in der Süd- und Untersteiermark vorherrschten, nicht eindeutig mit einer
der beiden Nationalitäten identifizierten. Hintergrund dieses neuen Konflikts war eine ethnozentristische Sichtweise von kulturellem Erbe, die mit der Entstehung nationaler Ideen zusammenhängt. Wird Sprache im Sinne einer nationalen Standardsprache bzw. einer identitätsstiftenden
Komponente als Kulturgut, das es zu bewahren gilt, angesehen, führt dies dazu, sie als statisch
und potentiell von anderen isoliert aufzufassen. Der Begriff der „Sprachgrenze“ steht exemplarisch für diese aus der Außenansicht einer Region entsprungene Konstruktion von Differenz. Diese
Idee war eine entscheidende Komponente im „Volkstumskampf“. Der von der deutschnationalen
Ideologie geschaffene Mythos einer durch Überfremdung bedrohten Grenzregion, die verteidigt
werden muss, findet auch in der aktuellen Tagespolitik nach wie vor Verwendung. Nachdem die
betreffende Landschaft im Sinne der nationalen Identität aufgeladen worden war, wurde die Anwesenheit der slowenischen Bevölkerung als Eingriff in eine ursprünglich „deutsche“ Gegend dar-
121
Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
gestellt. Um dem entgegenzuwirken, bemühte
man sich, die deutschen Sprachinseln miteinander zu verbinden und ausweiten.1
Gleichzeitig war die Annahme einer solchen
– fiktiven – Grenze notwendig, um die Nation geographisch verorten zu können, die ja bis
1918 nicht durch nationale Grenzziehungen
festgelegt war. Das Bild einer klaren Trennlinie, das keine Rücksicht auf lokale Realitäten
nahm, wurde unterstellt. Diese wurden dann
in der Tat auch immer mehr durch den Assimilationsdruck von außen geprägt.
Zu Beginn ist es notwendig, einige Begrifflichkeiten zu klären. Zwar hat gegenwärtig
der Begriff des „Kulturerbes“ Konjunktur, und
gerade die Steiermark konnte in den vergangenen Jahren damit werben. Doch selten wurde darüber reflektiert, was „kulturelles Erbe“
bedeutet. Auszugehen ist hierbei vom Begriff
„Kultur“, dessen Bedeutung sich historisch
verschiedentlich gewandelt hat: Von der Landwirtschaft und dem bestellten Land – als Gegensatz zur Natur –, der Abgrenzung gegenüber dem Unzivilisierten und Barbarischen bis
zur heute häufigen Gleichsetzung mit dem
Kunstbegriff. In dieser Arbeit steht der Begriff
jedoch in einem größeren Bedeutungszusammenhang, und wir verwenden die methodisch
sinnvolle Trennung von materieller und symbolischer Kultur, wobei Letztere Sprache und
Schrift beinhaltet. Trotz dieser Unterscheidung versuchen Wissenschaftler, auf beiden
Ebenen denselben Fragen nachzugehen: Wie
werden Güter oder Zeichen produziert und
wie werden sie für den Menschen bedeutsam?
Wie lassen sich die sozialen Beziehungen und
Handlungsweisen verstehen, in die die Dinge
des täglichen Lebens einbezogen werden?
Von diesem weiten Kulturbegriff ausgehend,
ist auch die Bedeutung von „kulturellem Erbe“
122
zu erklären. Demzufolge ist es der Teil einer
Kultur oder Tradition, der noch – in welcher
Form auch immer – gelebt wird, sprich im Bewusstsein der Menschen verankert ist. Das Erinnern gehört ebenso zum Leben einer Kultur
und Tradition wie auch beispielsweise besondere Tänze, regionale Dialekte und Ähnliches.
Daraus folgt, dass das kulturelle Erbe konstruiert ist, weil es immer vom Bewusstsein abhängt.
Ein weiterer zentraler Begriff dieser Arbeit ist
jener der Identität. Eine allgemeine Definition zu finden, ist nicht einfach, zu verschieden
sind die gebräuchlichen Verwendungen, und
allzu oft wäre ideologiekritisches Hinterfragen
notwendig, um den Begriff wieder an die sozialen oder politischen Realitäten anzupassen.
Die vorliegende Studie orientiert ihren Identitätsbegriff an folgendem Schema für Idealtypen regionaler Identitäten. Sie begrenzen auf
unterschiedliche Weise das Selbst der Gruppe.
Die Art und Weise der Definition der Merkmale, die das Selbst und damit die Gruppenzugehörigkeit festlegt, bestimmt zugleich die
Grenze gegenüber dem Fremden. Damit werden Grenzüberschreitungen entweder ermöglicht oder verhindert.
1. Primordial kodierte Identität beruft sich auf
„natürliche“ Merkmale, wie Volk oder Rasse, und ist von Kommunikation unabhängig. Sie verhindert den Eintritt in oder den
Austritt aus der Gruppe, Gemeinsamkeiten
und Vertrauen lassen sich nur sehr schwer
herstellen.
2. Konventionell bzw. zivil und kulturell kodierte Identität beruht auf Verhaltensregeln
und sozialer Routine. Sie ermöglicht die
Aufnahme von Fremden oder die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Kollektiven, weil lediglich die erlernbaren Regeln
Verleugnung, Vergessen und Verdränge
befolgt werden müssen, um dazuzugehören, wodurch die Schaffung und der Erhalt
von Gemeinsamkeit und Vertrauen erleichtert werden.
3. Sakral kodierte Identität wiederum beruft
sich auf den Glauben, die besondere Leistungskraft und die Auserwähltheit einer
Gruppe, die eine ausgezeichnete Verbindung zu einer übergeordneten Rationalität
unterhält. Solche Gruppen haben häufig
eine messianisch geprägte Haltung. Sakrale Kodierungen schließen sich zwar nicht
unbedingt von ihrer Umwelt ab, doch ist
ihnen der Drang eigen, Mitglieder anderer
Gruppen zu assimilieren oder im Kontakt
zu dominieren. Dennoch sind die Schaffung von Gemeinsamkeiten und die Möglichkeit von Grenzübertritten nicht ausgeschlossen.
Die Qualität der Grenzziehung regelt also den
Kontakt und den Austausch innerhalb der
Gruppe, aber auch den Kontakt mit anderen
Gruppen2.
Diese Idealtypen kommen allerdings nie in
einer „Reinform“ vor, sondern sind in unterschiedlichen Ausprägungen miteinander vermischt. So findet man zum Beispiel auf der
österreichischen Seite der Steiermark ab den
1890er Jahren gemeinsam mit der Betonung
der ethnischen Trennung den Mythos der
„besseren, da aufrichtigeren deutschen Mentalität“ und der „besseren, da erfolgreicheren“
Wirtschaftsweise usw., der auch das sakrale
Element seiner Identität zeigt. Seit den 1890er
Jahren dominierten in der gesamten Steiermark die zivilen Anteile gegenüber den primordialen Elementen der Identitätskonstruktion, sodass sie als gesellschaftlich verbundene
Gruppen nebeneinander lebten.
In der Arbeit wird zwar die Einteilung in pri-
mordiale, zivil kodierte und sakral kodierte
Identität übernommen, nun aber als gesetzte,
worunter wir die primordiale und die sakrale
subsumieren, und als gelebte, die wir als zivil
kodierte Identität verstehen, bezeichnet.
Entscheidend ist nun der Zusammenhang
zwischen Identität und kulturellem Erbe: Das
kulturelle Erbe ist, wie bereits oben erwähnt,
die im Bewusstsein verankerte Kulturleistung
einer Gesellschaft. Die zivile Identität entsteht
aus dem Teil des kulturellen Erbes, der für den
Großteil dieser Gesellschaft und/oder Gruppe
relevant ist. Bei primordial oder sakral kodierter Identität erfolgt die Identifizierung mit einem von einer Autorität vorgegebenen Sachverhalt.
Um die Existenz slawischer Kultur in der Steiermark auch in der heutigen Zeit nachzuweisen, sollen vorerst zwei Beispiele ausreichen:
Zum einen das sprachliche Erbe, das sich in
erster Linie auf Namen von Ortschaften, Flüssen, Bergen und Familien erstreckt.3 Im 6.
Jahrhundert setzte der Zuzug der Slawen in
die Steiermark ein (die Landnahme der bayrischen Kolonisten erfolgte vom 9. bis zum 13.
Jahrhundert). Einige wenige Beispiele belegen
deren Ausbreitung über das gesamte Land:
Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/Gradec,
Semmering/Cemernic, Schöckel/Sekkel.
Zum anderen findet sich der Hakenhof als Teil
des slawischen Erbes in der Steiermark. Bei
diesem sind der Wohn- und Stalltrakt in einer
Linie hintereinander angeordnet und werden
an der Rückseite von der Scheune abgeschlossen. Ursprünglich dürfte er aus dem Gebiet
um das heutige Murska Sobota stammen. Von
hier aus hat sich der Hakenhof nach Ungarn
und in das Gebiet des heutigen Österreichs
ausgebreitet. Die Besonderheit, die den Hakenhof im Vergleich zu den anderen „typisch
123
Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
österreichischen“ Bauernhöfen kennzeichnet,
besteht darin, dass dieser die einzige Hofform
ist, die nicht mittels Primogenitur weitervererbt wird. Die Geschichte der steirischen Slowenen wurde in den vergangenen 150 Jahren
von Assimilation und Verdrängung geprägt.
Im Folgenden sollen diese Entwicklungen
nachgezeichnet werden. Man kann davon ausgehen, dass die Trennung zwischen Slowenen
und Deutschsprachigen bis in das 19. Jahrhundert keine nationale war. Die Differenzierungen waren vielmehr sozialer Natur und kamen
in einem Stadt-Land-Gefälle zum Ausdruck.
Um die Mitte des Jahrhunderts zeichnete sich
in etwa folgendes Bild ab: In den regionalen
Zentren (wie etwa Radkersburg oder Leutschach) herrschte die deutsche Sprache vor, die
dort ansässige slowenische Bevölkerung neigte
eher zur Assimilation. Bürokratie, Politik und
später auch der Unterricht sind fast gänzlich
„deutsch“ kontrolliert, was aber auf die Umgebungsbevölkerung lange Zeit kaum Einfluss
hatte. Hier hatte sich ein eigenes System von
Zwei- u. Mischsprachigkeit entwickelt, das die
Verständigung zwischen den beiden Volksgruppen möglich machte. Gesprochen wurde ein slowenischer Dialekt, sehr viele Wörter
kamen auch aus dem Deutschen (laut Zeitzeugen die Hälfte4); umgekehrt war auch der
deutsche Dialekt stark von der slowenischen
Sprache geprägt.5
Eine nationale Trennung und damit auch der
Wandel zu einer gesetzten Identität dürfte
erst um 1880 eingetreten sein, wobei gerade
in kleineren und autarken Dörfern der Prozess
nur langsam vor sich gegangen ist und immer
nur von außen hineingetragen wurde.
Ein wichtiger Faktor bei der Verbreitung der
deutschen Sprache war die Schule. Nachdem
der Staat 1869 die Schulbildung von der Kir-
124
che übernommen hatte, wurde gerade in den
gemischtsprachigen Gebieten Slowenisch
meist nur so lange unterrichtet, bis die Schüler deutsch konnten. Die slowenischen Schüler hatten unter dem aufgrund mangelnder
Sprachkenntnisse schlechten Schulerfolg oft
sehr zu leiden, weshalb sie später ihre Muttersprache umso heftiger verleugneten.
Generell kann man sagen, dass die Slowenen
auf dem Gebiet der heutigen Steiermark nie
ein echtes Nationalgefühl entwickeln konnten. Einige wenige Ausnahmen gab es vor dem
Ersten Weltkrieg, doch seither fehlt ein solches
Zugehörigkeitsgefühl völlig.
Eine Zäsur bilden der Erste Weltkrieg, die Besatzung der zweisprachigen Gebiete durch
SHS-Truppen und die kurze und in Wahrheit
wenig spektakuläre Phase des so genannten
Abwehrkampfes. Zu dieser Zeit wurde ein Klima der Polarisierung geschaffen, in dem sich
die Bewohner auf einer der beiden Seiten positionieren mussten. Ausdruck dafür sind etwa
die Artikel in den Zeitungen Deutsche Grenzwacht und Murska Straža6 oder die Racheaktionen der deutschsprachigen Bevölkerung nach
dem Abzug der SHS-Truppen.
Vieles änderte sich nun für die slowenische Bevölkerung, die jetzt in einem eindeutig deutsch
deklarierten Land lebte. Die vielfältigen Auswirkungen verstärkten den Assimilationsdruck und die Verdrängung des Slowenischen
aus dem öffentlichen Raum.
Trotz des massiv angewachsenen Drucks
scheint die sprachliche Situation in den slowenischen Gebieten stagniert zu haben7. Ein
Großteil der Schüler hatte beim Erlernen der
deutschen Sprache weiterhin Probleme, und
die in Standardslowenisch gehaltenen Messen
waren schlecht besucht8, weil die Bevölkerung
noch immer ihren eigenen Dialekt sprach.
Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
Zwar durchschnitt nun eine Grenze den alten Lebensraum, trotzdem waren Grenzübertritte aus verschiedensten Gründen häufig. Es
scheint so, als hätte die innere Ordnung gerade
in der ländlichen Gegend noch überlebt (erst
nach 1938 sollte der einheitliche Kulturraum
endgültig zerstört werden). Nach außen hin
wurde es jedoch notwendig, seine Loyalität zu
Österreich und zum „Deutschtum“ offen zu
bekennen. Dies zeigt sich etwa im Wahlverhalten (Christlich-Sozial, Bauernbund) und im
völligen Fehlen national-slowenischer Aktivitäten.
Die nationalsozialistische Herrschaft hatte
für die steirischen Slowenen verhältnismäßig
geringe Auswirkungen. Viel eher sollte das
Kriegsende, vor allem im Gebiet von Leutschach, für die Bevölkerung noch lange prägend sein9. Die Loyalität der Bevölkerung zu
verschiedenen mit Machtanspruch auftretenden Gruppierungen führte zu einem intensiven
Drang nach Vergessen und zu dem Schweigen,
das auch noch heute vorherrscht.10
Während nach 1945 die Nachbarschaft zu
Tito-Jugoslawien eine neue Situation schuf
und aus jedem bekennenden Slowenen quasi
einen Kommunisten machte, herrschte andererseits ideologische Kontinuität vor. So wurde
der Grenzland-Mythos weiterhin hochgehalten,
wodurch die Region das besondere Augenmerk
„volksbewusster“ Kreise auf sich zog, die den
„deutschen“ bzw. den steirischen Charakter
mittels verschiedener Aktivitäten und Aufrufe
zu stärken versuchten.11
Prinzipiell hätten die im Staatsvertrag verankerten Minderheitenrechte den Schutz der
Identität der zweisprachigen Bevölkerung in
der Steiermark garantieren sollen. Doch neben
historischen Ereignissen und den ungünstigen Umfeldbedingungen durch den ökonomi-
schen Wandel war es insbesondere die Politik,
die vor allem mit dem Mittel der Verleugnung
gegen die Zweisprachigkeit ankämpfte. Gründe könnten die Gebietsansprüche Jugoslawiens, der vorherrschende Antikommunismus,
der tief verankerte Grenzland-Mythos12 oder die
Beruhigung „national“-konservativer Bevölkerungsteile und auch das starke Anpassungsbedürfnis lokaler Politiker sein.
Heute ist die Situation in den letzten Inseln
der Zweisprachigkeit desolat. Die slowenischsprachige Minderheit ist eine aussterbende13,
die Jugend versteht meist nur mehr wenige
Wörter Slowenisch. Man sieht sich auch nicht
als eine Sprachminderheit.
Welche Auswirkungen der hundert Jahre lang
währende Assimilationsdruck heute hat, zeigt
eine Studie über den Ort Laaken auf der Soboth.14 Obwohl von 23 Erwachsenen zwölf
Slowenisch als Muttersprache angaben, wird
gegenüber Außenstehenden eben diese Zweisprachigkeit geleugnet. Auch in der Region
um Radkersburg existiert Zweisprachigkeit
bis heute. Daneben können noch immer viele Menschen, auch wenn sie die Sprache nicht
sprechen, slowenische Lieder mitsingen oder
kennen zumindest noch ein paar Wörter oder
Phrasen.
Im Kontrast zu und in Verbindung mit dem
vorherigen Abschnitt soll die Wahrnehmung
slawischer Kultur und Sprache von außen, aus
der Sicht der steirischen Hochkulturproduktion, dargestellt werden. Analysiert soll der
durch den aufkommenden Nationalismusdiskurs vollzogene Wandel in der steirischen Historiographie werden, wie auch auf eine ähnliche Wahrnehmung in der Literatur am Beispiel
Peter Roseggers hingewiesen wird.
Ein erstes Werk über die steirische Geschichte
aus dem Jahre 181515 beschreibt die slawische
125
Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
Besiedelung ab dem 6. Jahrhundert noch als
besonders gewinnbringend für das nach der
Völkerwanderung verwüstete Land. Die Slawen betrieben Ackerbau und brachten damit
„die Wurzel aller Cultur fast in jeden Winkel
dieses Landes“; auch die Wiederaufnahme des
Bergbaues am Erzberg sei nur ihnen zu verdanken gewesen.16 Die Herkunft zahlreicher Ortsnamen aus dem Slawischen findet ebenso Erwähnung. In weiterer Folge wird nicht mehr
zwischen Slawen und „Deutschen“ differenziert, sondern einfach nur von den Bewohnern
des Landes gesprochen.
Eine Differenzierung bezüglich Körperbau,
Sprache und Kleidung findet sich in dem 1844
von Albert Muchar vorgelegten Geschichtswerk17, jedoch wird noch nicht zwischen verschiedenen Charakteranlagen der Bevölkerungsgruppen unterschieden. Andererseits
bezweifelt Muchar die Besiedelung der ganzen
Steiermark durch Slowenen und konstruiert einen Mythos von einer „celtisch-germanischen
Urbevölkerung“, die sich in der Obersteiermark
gehalten habe. Auch sei der Erzberg nicht von
Slowenen erschlossen worden, und überhaupt
seien, bis auf wenige Ausnahmen, auch die
Ortsnamen „rein deutsch“.18 Dieser Mythos
bereitete einen fruchtbaren Boden für spätere
nationale Diskurse.
Inwieweit dieser Mythos nachwirkte, zeigt
sich daran, dass er noch 1949 von Hans Pirchegger verteidigt wurde (interessanterweise,
als er slowenischen Historikern, die ihrerseits
auf die Bedeutung der Ortsnamen u. a. pochten, „Geschichtsfälschung“ vorwarf).19
Schließlich machen sich Tendenzen einer negativen Charakterisierung der Slowenen immer mehr bemerkbar. In dem von Wilhelm
von Gebler 1862 vorgelegten Werk über die
steirische Geschichte wird von „Slawenhor-
126
den“ gesprochen, deren Einwanderung „wahrscheinlich nicht ohne blutige Zerstörungen“
abgelaufen sei.20 Nun wird auch eindeutig charakterlich differenziert: Der „obersteirische
Mann“ sei gesund, stark, arbeitsam, aufrichtig,
selbstvertrauend etc. Doch: „Die selben Eigenschaften findet man im Ganzen auch bei dem
Untersteiermärker, doch je mehr man sich den
Grenzen Krains und Kroatiens nähert, gibt
sich auch das biegsame, kluge Wesen des Slawen kund.“21 Wobei biegsam und klug als „verschlagen“ verstanden wird.
Nach 1918 ist der „deutsche“ Charakter der
Steiermark unbestritten, und die slowenische
Minderheit in der Grenzregion wird ignoriert
oder verleugnet. Ein Beispiel einer nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Mythologie,
die bereits die neue Selbstverständlichkeit aufzeigt, alle Steirer als „Deutsche“ zu betrachten,
liefert der schon genannte Hans Pirchegger,
der 1931 schreibt: „Der Bauer war zwar meist
an seine Scholle gebunden, aber die Vorfahren
gar vieler mögen aus Bayern, aus Franken und
Schwaben gekommen sein. So fühlten sich die
Steirer ganz selbstverständlich als Deutsche,
man darf sagen: unbewußt. Im 16. Jahrhundert wurden sie sich dessen bewußt, sie sprachen offen aus, daß ihr Land ein Teil des Reiches sei, und nicht der schlechteste.“22
Nach dem Krieg legte Pirchegger scheinbar seine nationalsozialistischen Ansichten ab und
schrieb sein Werk um, allerdings findet sich
auch noch 1949 die Verteidigung von Muchars
altem Mythos.23 Bei der Schilderung des Sprachenstreites um 1900 folgt er der Terminologie
deutschnationaler Agitation. Noch bis in die
jüngste Zeit galt „der Pirchegger“ als geschätztes Standardwerk.
Was die Existenz einer slowenischen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Steiermark
Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
betrifft, so wird dieser von der Historiographie des 20. Jahrhunderts keine Beachtung
geschenkt.24 Das heutige Verhältnis zu Slowenien mag von einer freundschaftlichen
Nachbarlichkeit geprägt sein, das Bewusstsein
für ein gemeinsames Erbe ist allerdings aus der
Erinnerung verschwunden.
Nicht nur die Geschichtsschreibung, auch die
Literatur gilt es, als ein Medium der kulturellen
Wahrnehmung und Produktion einer Analyse
zu unterziehen. Exemplarisch ist hier Peter Rosegger angeführt, der, nicht zuletzt aufgrund
der identitätsstiftenden Bedeutung seiner Person selbst, ein vorzügliches Beispiel abgibt,
weil sich zeigen lässt, wie scheinbar wohlgemeinte Betrachtungen ein abschätziges Bild
transportierten. In seiner Reisebeschreibung
„Am Wanderstabe“ aus dem Jahre 1882 charakterisiert er die slowenischen Steirer als klug,
verschlossen und melancholisch. Und: „Den
Eindruck treuherziger Gemütlichkeit der deutschen Steirer fühlt man hier nicht mehr.“25 Den
– sinngemäß „rassischen“ – Einfluss der Slowenen auf die Mittelsteirer sieht Rosegger jedoch
eindeutig negativ: „So ist er auch unbeholfener
und träger in seinem geistigen Leben […] Den
geistigen Getränken, welche hier aus Obst und
Traube gezogen werden, giebt man die Schuld;
gewiß aber wirken auch andere Factoren ein –
vor Allem vielleicht die unmittelbare Nachbarschaft fremder Völker, als Slaven, Magyaren,
Romanen – man will das hier näher nicht untersuchen.“26 Das Nobelpreiskomitee verweigerte die Verleihung des Literaturnobelpreises
1913 übrigens mit dem Verweis auf des Heimatdichters deutschnationale Ansichten und
Aktivitäten bezüglich der „Südmark“.27
Kulturelles Erbe ist eine Frage des Bewusstseins. Das slawische Erbe in der Steiermark ist
größtenteils in Vergessenheit geraten und ver-
drängt worden. Die Vereinnahmung der Sprache im nationalen Sinne und das Bestreben,
sie durch Homogenisierung und Abgrenzung
zu schützen, äußerte sich in einer weitgehenden Ausmerzung jener kulturellen Zusammenhänge der Zwei- und Mehrsprachigkeit,
die als nicht wünschenswert, ja bedrohlich
erachtet wurden. Sprache auf eine verbindliche standardisierte Form festzulegen statt ihre
lokalen Variationen als kulturelles Erbe gerade im nicht-nationalen Sinne zu sehen, resultierte letztendlich im Verlust von kulturellem
Erbe und auch in einer Reduzierung der steirischen Identität. Stattdessen ist das öffentliche
Bewusstsein noch vielfach mit Figuren und
Denkbildern besetzt, die den nationalen Entfremdungs-Diskursen entsprangen.
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Verleugnung, Vergessen und Verdrängen
ANMERKUNGEN
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Peter M. Judson, Versuche um 1900, die Sprachgrenze sichtbar zu machen,
in: Moritz Csaky – Peter Stachel (Hg.), Die Verortung von Gedächtnis. Wien
2001, S.164f.
Vgl. Bernhard Giesen, Nationale und kulturelle Identität. Studien zur
Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit. Frankfurt/
Main 1991 u. Max Haller, Identität und Nationalstolz der Österreicher.
Gesellschaftliche Ursachen und Funktionen. Wien 1996.
Manfred Trummer, Slawische Steiermark, in: Christian Stenner (Hg.),
Slawische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten.
Wien – Köln – Weimar 1997, S. 17.
Klaus Jürgen Hermanik – Christian Promitzer, (Hg.), Grenzenlos
zweisprachig. Die Erinnerungen des Keuschlersohnes Anton Šantel (1845–
1920) an seine Kindheit in Leutschach und Jugend in Marburg. Aus dem
Slowenischen von Andrea Haberl-Zemljič. Graz 2002, S. 38.
http://members.a1.net/edze/reader/slawstmk.htm (8.12.2003).
Andrea Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer auf der ungarischen Seite –
Historische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen des
Sprachwechsels in der Gemeinde Radkersburg-Umgebung 1848–1997,
phil. DA. Graz 1997, S. 138ff.
Ebd., S. 146ff.
Christian Promitzer, Das Ideal vom „reinen Volkskörper“. Eine Chronologie
des Verschwindens, in: Stenner, Slawische Steiermark, S. 148f.
Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen
Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert). Graz
1996, S. 286ff.
Ebd., S. 32.
Promitzer, Verlorene Brüder, S. 340 f, 350 f; Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer,
S. 187.
Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer, S. 184, S. 191.
Klaus Jürgen Hermanik, The (hidden) Slovene minority in Austrian Styria
– including examples of Soboth region at the Austrian-Slovenian border.
TUAC-Conference: The Unifying Aspects of Cultures Vienna, 7.–9.11.2003
u. Johannes Moser – Elisabeth Katschnig-Fasch (Hg.), Blatten. Ein Dorf an
der Grenze („Kuckuck“, Sonderband 2), Graz 1992.
Moser – Katschnig-Fasch, Blatten.
Joseph Wartinger, Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Graz 1815.
Ebd., S. 31f.
Albert Muchar, Geschichte des Herzogthums Steiermark. Bde. I-III. Graz
1844. Bd. I: „Das Steirervolk ist reich begabt mit den glücklichsten Anlagen
zu trefflichen Tugenden und Taten; sein Charakter ist – bei manchen Härten
– im Ganzen edel u. anbetungswürdig.“
Ebd., Bd. III., S. 83.
Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht auf
das Kulturleben. Graz 1949, S. 252.
Wilhelm von Gebler, Geschichte des Herzogtums Steiermark von den
ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Graz 1862, S. 42.
Ebd., S. 3.
Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark 1282–1740. Graz – Wien –
Leibnitz 1931.
Pirchegger, 1949, S. 9.
Vgl. u. a. Stefan Karner, Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Graz – Wien
– Köln 2000, S. 133.
Zit. nach Anton Janko, Das Slowenenbild in Peter Roseggers Reisebeschreibungen, in: Peter Vodopivec u. a. (Hg), Kulturelle Wechselseitigkeit.
O .o. 1995, S. 201.
Zit. nach Janko, S. 199.
Walter Zitzenbacher (Hg.), Landeschronik Steiermark. Wien – München
1988, S. 303.
128
ZU DEN AUTOREN – O AVTORJIH
Benjamin Grilj
Geb. 17.8.1981 in Graz; Studium der Philosophie und Geschichte in Graz
seit 1999, 2004 mit der Diplomarbeit „Wahrheit oder Ethik“ abgeschlossen, schreibt dzt. seine Dissertation über den Zusammenhang von Sprache und Erkenntnis. – Rojen 17. avgusta 1981 v Gradcu; študij filozofije
in zgodovine v Gradcu od leta 1999, zaključil leta 2004 z diplomskim
delom „Wahrheit oder Ethik“, sedaj piše disertacijo o povezanosti jezika
in spoznanja.
Mathias Jörg Hammer
Geb. 26.7.1980 in Graz; Studium der Geschichte und der Rechtswissenschaften in Graz seit 2000, Studium der Geschichte in Groningen
2002/03. Dzt. Kand. Phil, Diplomarbeit zum Thema „Nationalism and
Historical Thought in Indonesia“ – Rojen 26. julija 1980 v Gradcu; študij
zgodovine in pravnih znanosti v Gradcu, od leta 2000, študij zgodovine v
Groningenu 2002/03, sedaj piše na filozofiji, diplomsko delo z naslovom
„Nationalism and Historical Thought in Indonesia“.
Simon Hadler
Geb. 5.9.1980 in Graz;
Studium der Geschichte und der Philosophie in Graz und Krakau seit
2000. – Rojen 5. septembra 1980 v Gradcu, študij zgodovine in filozofije
v Gradcu in Krakovu od leta 2000.
Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje
Zanikanje, pozabljanje in
izpodrinjanje
Sedanje stanje
Izhodišče te študije je bil seminar z naslovom
„Cultural Heritage – National Heritage?“
(„Kulturna dediščina – nacionalna dediščina?“),
ki ga je vodil prof. Moritz Csaky na univerzi
Karl-Franzens-Universität Graz v zimskem
semestru 2003/04. Pojem „kulturne dediščine“
v kontekstu širšega pomena kulture nas je
vodil k vprašanju, kaj je zgodovinsko razvit
kulturni element, vendar ne spada v kanon
nacionalne ali regionalne kulturne dediščine.
Pokazalo se je, da je slovanska kultura na
avstrijskem Štajerskem, čeprav se je čez
stoletja in do današnjih dni globoko zasidrala,
zanimiv primer za vključitvene in izključitvene
mehanizme kulturne dediščine. Tako bo v
nadaljevanju prikazano, kje na avstrijskem
Štajerskem je slovanska dediščina pustila svoje
sledi, kako so jo hkrati vedno bolj potiskali
na rob kolektivne zavesti ali pa je popolnoma
izginila iz nje. Delo posveča pozornost zlasti
pomenu jezika kot kulturne dediščine.
Jezik na avstrijskem Štajerskem je ob
prelomnici stoletja postal predmet konflikta
med Nemci in Slovenci, dvema skupinama,
ki se pred pojavom diskurza nacionalizma
nista enoznačno identificirali z eno od
narodnosti na podlagi večkulturno-jezikovnih
komunikacijskih in interakcijskih povezav, ki
so prevladovale na območju Južne in Spodnje
Štajerske. Ozadje tega novega konflikta je bilo
etnocentrično dojemanje kulturne dediščine,
ki je povezano z nastankom nacionalnih idej.
Če gledamo na jezik v smislu nacionalnega
standardnega jezika oz. komponente, ki daje
identiteto, kot na kulturno dobrino, ki jo je treba
varovati, vodi to k temu, da se jezik dojema kot
statičen in morebiti izoliran od ostalih. Pojem
„jezikovna meja“ ponazarja to neskladje,
ki izhaja iz zunanjega pogleda na regijo.
Njegova ideja je bila odločujoča komponenta
v „narodnostnem boju”. Mit, ki ga je tukaj
uporabila nemška nacionalna ideologija, je bil
mit o meji, ki ji je grozilo potujčevanje in jo
je bilo nujno braniti – tudi v aktualni dnevni
politiki se še vedno uporablja. Ko se je ta mit
razširil po teh pokrajinah, je bila prisotnost
slovenskega prebivalstva predstavljena kot
napad na prvotno nemško območje. Da bi se
temu uprli, so se pojavila prizadevanja, da bi
se nemški jezikovni otoki med seboj povezali
in se razširili.1
Hkrati je bilo sprejetje takšne – namišljene
– meje nujno, da je bilo mogoče narod
zemljepisno opredeliti, saj meja do leta 1918
ni bila določena z nacionalnimi razmejitvami.
Prikrito so vsiljevali jasno razmejitev, ki sploh
ne upošteva krajevnih dejstev. Nanje se je
potem dejansko tudi vedno bolj vplivalo z
asimilacijskim pritiskom od zunaj.
Na začetku moramo nujno pojasniti nekatere
pojme. Sicer je pojem „kulturne dediščine“
sedaj priljubljen in ravno Štajerska se je
lahko v preteklih letih z njim oglaševala.
Vendar se je redko razmišljalo o tem, kaj
„kulturna dediščina“ pomeni. Tukaj je treba
izhajati iz pojma „kultura“, katerega pomen
se je skozi zgodovino različno spreminjal: od
gospodarstva in obdelane zemlje, kot nasprotje
narave, distanciranost od neciviliziranega in
barbarskega, do v današnjem času pogostega
enačenja s pojmom umetnosti. V tem besedilu
pa je pojem v širši pomenski povezanosti in
uporabljamo metodološko priročno delitev
na materialno in simbolno kulturo, pri čemer
slednja zajema jezik in pisavo. Kljub temu
129
Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje
razlikovanju se skušajo znanstveniki na obeh
ravneh ukvarjati z istim vprašanjem: Kako se
proizvajajo dobrine ali znaki in kakšen pomen
imajo za človeka? Kako je mogoče razumeti
družbene odnose in načine ravnanja, v katere
se vključujejo stvari iz vsakdanjega življenja?
Na osnovi tega širokega kulturnega pojma
je mogoče pojasniti tudi pomen „kulturne
dediščine“. Zato je to del kulture ali tradicije,
ki, v kakršni koli obliki že, še živi in je torej
zasidrana v zavesti ljudi. Spominjanje prav
tako spada k življenju kulture in tradicije, kot
je na primer izvajanje posebnih plesov, uporaba
posebnih narečij in podobno. Iz tega sledi, da
je kulturna dediščina izoblikovana tako, da je
vedno odvisna od zavesti.
Naslednji osrednji pojem v tem besedilu je pojem
identitete. Sploh ni preprosto najti splošne
definicije, saj se pojem uporablja zelo različno
in prepogosto bi bilo potrebno ideološkokritično raziskovanje, da bi se ga dalo vedno
znova prilagoditi družbenim in političnim
resničnostim. Pričujoča študija usmerja svoj
pojem identitete glede na naslednjo shemo za
idealne vrste regionalnih identitet, posebnost
katerih je v tem, kaj določa njihov tip: na
različne načine omejujejo sebstvo skupine.
Vrsta in način definicije značilnosti, ki določajo
sebstvo in s tem pripadnost skupini, hkrati
pa določajo mejo nasproti tujemu. S tem se
prestopi meje ali omogočijo ali preprečijo.
1. Prvobitno kodirana identiteta se sklicuje
na „naravne“ značilnosti, kot sta narod
ali rasa, in je neodvisna od komunikacije.
Preprečuje vstop ali izstop iz skupine,
skupne značilnosti in zaupanje se le stežka
vzpostavijo.
2. Konvencionalno oz. civilno in kulturno
kodirana identiteta temelji na pravilih
vedenja in socialne rutine. Omogoča
130
sprejetje tujega ali hkratno članstvo v več
kolektivih, ker se morajo upoštevati zgolj
pravila, ki se jih je mogoče naučiti, da bi
spadali h kolektivu, kar olajša vzpostavitev
in ohranitev skupnih značilnosti in
zaupanja.
3. Sakralno kodirana identiteta se ponovno
sklicuje na prepričanje, na posebno
zmogljivost in izbranost neke skupine,
ki vzdržuje odlično zvezo z nadrejeno
razumskostjo. Takšne skupine imajo
pogosto mesijansko držo. Sakralna
kodiranja se nujno ne zapirajo pred svojim
okoljem, ampak je zanje značilna potreba
po asimilaciji drugih skupin ali po prevladi
v navezanih stikih. Vendar se vzpostavitev
skupnih značilnosti in prestopov meje ne
izključuje.
Kakovost vzpostavitve meje torej ureja tudi
stik in izmenjavo znotraj skupine ter tudi
stik z drugimi skupinami2. (prim. Giesen
1993, Haller 1992) Vsekakor se ti idealni tipi
nikoli ne pojavijo v “čisti obliki”, ampak so v
različnih oblikah med seboj pomešani. Tako je
na avstrijski strani Štajerske od 1890 mogoče
najti mitos skupaj s poudarjanjem etničnega
ločevanja „boljše, ker je iskrena“ nemške
mentalitete in „boljšega, ker je uspešnejše“
gospodarjenja itn., vse to tudi kaže sakralni
element v njihovi identiteti. Pred letom 1890 so
na celotnem Štajerskem civilni deli prevladovali
nad prvobitnimi elementi identitete, tako da
so živeli drug poleg drugega kot družbeno
povezane skupine.
V besedilu smo sicer uporabili razdelitev
identitete na prvobitno, civilno kodirano,
in sakralno kodirano, zdaj pa uporabljamo
razdelitev identitete na obstoječo, v katero
štejemo prvobitno in sakralno, in na identiteto,
vnešeno od zunaj, ki jo razumemo kot civilno
Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje
kodirano identiteto. Odločilna je zdaj povezava
med identiteto in kulturno dediščino: kulturna
dediščina je, kot je bilo omenjeno že zgoraj,
zasidrana kulturna dejavnost neke družbe.
Civilna identiteta nastane iz segmenta
kulturne dediščine, ki je pomemben za velik
del te družbe in/ali skupine. Pri prvobitno
ali sakralno kodirani identiteti pride do
identificiranja z dejanskim stanjem, ki ga
določa avtoriteta.
Da bi dokazali obstoj slovanske kulture na
avstrijskem Štajerskem tudi v današnjem času,
naj zaenkrat zadoščata dva primera: po eni
strani je to jezikovna dediščina, ki v prvi vrsti
obsega imena naselij, rek, gora in družin.3 Od
6. stoletja naprej se je okrepilo priseljevanje
Slovanov čez Štajersko (naseljevanje bavarskih
kolonistov je potekalo od 9. do 13. st.). Nekateri
redki primeri kažejo razširitev na celotno
deželo: Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/
Gradec, Semmering/Cemernic, Schöckel/
Sekkel.
Po drugi strani se zdi, da je dvorišče v obliki
črke L del slovanske dediščine na avstrijskem
Štajerskem. Pri tem stojita stanovanjski del in
hlev drug za drugim in se skleneta na zadnjem
delu skednja. Prvotno bi naj izhajal iz območja
okoli Murske Sobote. Od tukaj se je dvorišče v
obliki črke L razširilo v današnjo Madžarsko
in na območje današnje Avstrije. Posebnost, ki
označuje dvorišče v obliki črke L v primerjavi
z drugimi „tipično avstrijskimi“ kmetijami, je,
da je to edina oblika dvorišča, ki se ne deduje z
dedno pravico prvorojenca.
Zgodovino štajerskih Slovencev sta v
preteklih 150 letih zaznamovali asimilacija
in izpodrinjanje. Te težnje bodo opisane v
nadaljevanju.
Izhajati je mogoče iz dejstva, da ločitev
med Slovenci in Nemci do 19. stoletja ni
bila nacionalna. Razlikovanja so bila veliko
bolj socialnega značaja in prepoznavna v
vrzeli med mestom in podeželjem. Okrog
srede stoletja se je izoblikovala približno
takšna slika: v regionalnih središčih (kot sta
Radgona ali Lučane) je prevladoval nemški
jezik, tam živeče slovensko prebivalstvo pa
se je bolj nagibalo k asimilaciji. Uradništvo,
politika in pozneje tudi šolstvo so bili skoraj
v celoti pod nemškim nadzorom, vendar to na
okoliško prebivalstvo dolgo časa ni kaj preveč
vplivalo. Tukaj se je razvil lasten sistem dvo- in
večjezičnosti, ki je omogočil razumevanje med
obema skupinama prebivalcev. Govorilo se je
slovensko narečje, zelo veliko besed je prišlo iz
nemščine (glede na priče časa polovica4), prav
tako je tudi slovenski jezik močno vplival na
nemško narečje5.
Nacionalna ločitev in s tem tudi prehod k od
zunaj vnešeni identiteti je verjetno nastopila
šele okrog leta 1880, pri čemer se je ravno v
manjših in samozadostnih vaseh proces le
počasi odvijal, in vedno je prihajal samo od
zunaj.
Na razširjanje nemškega jezika je pomembno
vplivala šola. Ko je država leta 1869 prevzela
izobraževanje od cerkve, se je ravno na
mešano govorečih področjih slovenščina
večinoma govorila le tako dolgo, dokler se
šolarji niso naučili nemško. Slovenski šolarji so
zaradi pomanjkljivega jezikovnega znanja in
posledično slabega šolskega uspeha velikokrat
zelo trpeli, zato so pozneje še toliko močneje
zanikali svoj materni jezik.
Na splošno je mogoče trditi, da Slovenci na
območju današnje avstrijske Štajerske nikoli
niso mogli razviti prave nacionalne zavesti.
Nekaj redkih izjem je bilo pred 1. svetovno
vojno, vendar od takrat naprej sploh ni več
zaslediti takšnega občutka pripadnosti.
131
Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje
Zaradi 1. svetovne vojne, zasedbe dvojezičnih
območij s strani vojakov SHS ter kratkega in v
resniciničkajposebnegaobdobjat.i.obrambnega
boja proti SHS, je prišlo do prelomnice. V tem
času se je ustvarilo polarizirano vzdušje, v
katerem so se prebivalci morali postaviti na
eno od obeh strani. Izraz tega so morda članki
časopisov „Deutsche Grenzwacht“ in „Murska
Straža6“ ali maščevalne dejavnosti nemškega
prebivalstva po umiku enot SHS.
Tako se je za slovensko prebivalstvo, ki je zdaj
živelo v enoznačno nemško opredeljeni deželi,
veliko spremenilo. Različni vplivi so okrepili
asimilacijski pritisk in izpodrivanje slovenskega
iz javnega prostora.
Kljub močno povečanemu pritisku se zdi, da
je jezikovna situacija na slovenskih območjih
stagnirala7. Veliko šolarjev je imelo še naprej
težave pri učenju nemškega jezika in maše, ki
so se izvajale v standardni slovenščini, so bile
slabo obiskane8, ker je prebivalstvo še vedno
govorilo svoje lastno narečje. Čeprav je stari
življenjski prostor takrat presekala meja, so
bili prestopi meje iz različnih vzrokov pogosti.
Zdi se, kot da bi notranji red še preživel ravno
zaradi kmečkega okolja (šele po letu 1938 je bil
enoten kulturni prostor dokončno uničen). Na
zunaj je bilo vendarle nujno, da se odprto prizna
njegova zvestoba do Avstrije in nemškosti.
To se v neki meri kaže v obnašanju volivcev
(krščansko-socialna stranka, kmečka zveza)
in v popolni odsotnosti nacionalno-slovenskih
dejavnosti.
Čas nacionalsocialistične vladavine je na
štajerske Slovence sorazmerno malo vplival.
Veliko bolj je na prebivalstvo še dolgo vplival
konec vojne, predvsem na območju Lučan9.
Zvestoba prebivalstva različnim skupinam, ki
so hotele na oblast, je vodila k močni potrebi
po pozabljanju in k molku, ki prevladuje še
132
danes.10 Medtem ko so po letu 1945 iz sosedstva
s Titovo Jugoslavijo nastale nove razmere in
iz vsakega priznanega Slovenca pravzaprav
naredile komunista, je po drugi strani vladala
ideološka kontinuiteta. Tako se je mitos
„obmejne dežele“ še naprej cenil, zaradi česar je
regiji posvetilo pozornost „narodno zavedno“
prebivalstvo, ki je poskušalo okrepiti nemški
oz. štajerski značaj z različnimi dejavnostmi
in pozivi.11
Načeloma bi manjšinske pravice državne
pogodbe morale zagotavljati zaščito identitete
štajerskega dvojezičnega prebivalstva. Vendar
je poleg zgodovinskih dogodkov in neugodnih
okoliščin (gospodarska sprememba) bila zlasti
politika tista, ki se je proti temu borila predvsem
s sredstvom zanikanja. Vzroki bi lahko bili
ozemeljske zahteve Jugoslavije, prevladujoč
antikomunizem, globoko zakoreninjen mitos
„obmejne dežele“12, umiritev nacionalnokonzervativnih delov prebivalstva in tudi stalna
potreba krajevnih politikov po asimilaciji.
Danes je situacija na zadnjih otokih
dvojezičnosti zelo žalostna. Slovensko govoreča
manjšina izumira13, mladi razumejo le nekaj
slovenskih besed. Ljudje se tudi ne vidijo kot
jezikovna manjšina.
Kakšne učinke ima stoletni asimilacijski
pritisk danes, kaže študija o soboškem kraju
Mlake.14 Čeprav jih je od 23 odraslih 12
navedlo slovenščino kot svoj materni jezik,
se pred drugimi ta dvojezičnost zanika.
Tudi v območju okrog avstrijske Radgone je
dvojezičnost še danes prisotna. Poleg tega zna
še veliko ljudi peti slovenske pesmi ali vsaj
nekaj besed ali stalnih besednih zvez, tudi če
ne govorijo jezika.
V nasprotju in v povezavi s prejšnjim
odstavkom se predstavlja zunanje zaznavanje
slovanske kulture in jezika z vidika štajerskega
Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje
visokokulturnega ustvarjanja. Analiza bo
pokazala, kako se je spremenilo štajersko
zgodovinopisje zaradi nastalega diskurza
nacionalizma in na primeru Petra Roseggerja se
bo pokazalo podobno zaznavanje v literaturi.
Prvo delo o štajerski zgodovini iz leta 181515
opisuje slovansko naseljevanje od 6. stoletja
še kot posebej koristno za deželo, opustošeno
od preseljevanja narodov. Ukvarjali so se s
poljedelstvom in s tem vnesli „korenine vse
kulture skoraj v vsak kotiček te dežele“; tudi za
ponovno vzpostavitev rudarstva na Erzbergu
bi se bilo treba zahvaliti le njim.16 Prav tako
se omenja izvor številnih krajevnih imen iz
slovanščine. V nadaljevanju se ne razlikuje več
med Slovani in Nemci, ampak se preprosto
govori samo o prebivalcih dežele.
Razlikovanje v zvezi s telesno postavo,
jezikom in obleko se pojavi v zgodovinskem
delu Alberta Mucharja iz leta 1844, vendar
se še ne ločijo različne značajske lastnosti
skupin prebivalstva17. Po drugi strani Muchar
dvomi o poselitvi celotne Štajerske s Slovenci
in izoblikuje mitos „keltsko-germanskega
praprebivalstva“, ki bi se naj zadrževalo na
Zgornjem Štajerskem. Tudi rudnika Erzberg naj
ne bi odprli Slovenci, sploh pa so bila krajevna
imena z redkimi izjemami „popolnoma
nemška18“. Mitos je poskrbel za plodna tla za
poznejše nacionalne diskurze.
Kakšen vpliv je imel ta mitos, se kaže v tem,
da ga je še leta 1949 ponovno uporabljal Hans
Pirchegger, ki ga je branil (zanimivo, da je
slovenskim zgodovinarjem, ki so med drugim
opozarjali na pomen krajevnih imen, očital
„ponarejanje zgodovine“).19
Sčasoma so postajale težnje negativnega
označevanja Slovencev vedno bolj opazne. V
knjigi Wilhelma von Geblerja iz leta 1862 se
govori o „hordah Slovanov (Slovencev), katerih
priseljevanje očitno ni potekalo brez krvavih
razdejanj“.20 Tudi značajsko jih enoznačno
ločuje: „zgornještajerski človek“ je zdrav,
močan, delaven, iskren, samozavesten itd.
Vendar: „iste lastnosti je mogoče v celoti najti
tudi pri spodnjih Štajercih, ampak bolj se
približamo mejam Kranjske in Hrvaške, bolj
pride do izraza prilagodljiva, pametna narava
Slovanov.“21 Pri tem se pridevnika prilagodljiv
in pameten razumeta kot „zahrbten”.
Po letu 1918 je nemški značaj Štajerske nesporen,
slovenska manjšina celotne regije se ignorira
ali zanika. En primer nacionalsocialistične
mitologije krvi in zemlje, ki že nakazuje novo
samoumevnost, da se vse Štajerce dojema kot
Nemce, navaja že omenjeni Hans Pirchegger, ki
leta 1931 piše: „Kmet je bil največkrat navezan
na svojo grudo, ampak predniki zelo številnih bi
lahko prišli z Bavarske, Frankovske in Švabske.
Tako so se Štajerci čisto samoumevno počutili
kot Nemci, lahko bi se reklo, nezavedno. V
16. stoletju so se tega zavedali, odprto so
govorili, da je njihova zemlja del Rajha in ne
najslabši…“22
Po vojni je Pirchegger kot kaže opustil svoje
nacionalsocialistične poglede in je preoblikoval
svoje delo, ampak leta 1949 je še vedno
mogoče zaznati odobravanje Mucharjevega
starega mitosa.23 Pri opisovanju jezikovnega
spora okrog leta 1900 sledi terminologiji
nemškonacionalnega podpihovanja. Še do
nedavnega je veljal „Pirchegger“ za cenjeno
standardno delo.
Kar zadeva obstoj slovenske manjšine na
območju današnje avstrijske Štajerske, je
zgodovinopisje 20. stoletja ne upošteva.24
Današnji odnos do Slovenije sicer zaznamujejo
prijateljski sosedski odnosi, vendar pa je zavest
do skupne dediščine izginila iz spomina.
Ne le zgodovinsko pisanje, tudi književnost
133
Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje
kot medij kulturnega zaznavanja in ustvarjanja
je treba analizirati. Za primer je tukaj naveden
Peter Rosegger, ne nazadnje zaradi pomena
njegove osebe same, ki podpira identiteto.
Odlično
ponazarja,
kako
navidezno
dobronamerna
opažanja
prenašajo
podcenjevalno podobo. V njegovem potopisu
„Am Wanderstabe“ iz leta 1882 označi
slovenske Štajerce za pametne, zaprte
in melanholične. In: „Vtisa zvestosrčne
dobrodušnosti nemških Štajercev tukaj ni več
mogoče občutiti.“25 Vendar ima Rosegger – v
smislu „rase“ – vpliv Slovencev na prebivalce
Srednje Štajerske za enoznačno negativnega:
„Tako je tudi bolj nebogljen in lenoben v
svojem duhovnem življenju… Duhovni
pijači, ki jo tukaj pridobivajo iz sadja in
grozdja, se pripisuje krivda; gotovo pa delujejo
tudi drugi dejavniki – predvsem mogoče
neposredno sosedstvo tujih narodov, kot so
Slovani, Madžari, Romani – tega nočemo
tukaj natančneje raziskovati.“26 Odbor za
podeljevanje Nobelove nagrade je odklonil
podelitev Nobelove nagrade za književnost
leta 1913 večinoma z grajo nemškonacionalnih
pogledov in dejavnosti domovinskega pisatelja
v prid „Južne Štajerske“ („Südmark“).27
Kulturna dediščina je vprašanje zavesti.
Slovanska dediščina na avstrijskem Štajerskem
je večidel utonila v pozabo in bila izpodrinjena.
Polaščanje jezika v nacionalnem smislu in
prizadevanja, da bi ga uničili s homogenizacijo
in razmejevanjem, se je izražalo v obsežnem
iztrebljanju vsakršnih kulturnih povezav
dvo- in večjezičnosti, ki so jih imeli za
nezaželene in celo ogrožujoče. Omejitev
jezika na obvezno standardizirano obliko,
namesto da bi se upoštevale njegove krajevne
različice kot kulturna dediščina ravno v
nenacionalnem smislu, se je konec koncev
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OPOMBE
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23
24
25
26
27
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V: Csaky, Moritz; Stachel Peter (Hg.): Die Verortung von Gedächtnis. Dunaj
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Giesen, B.: Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des
kollektiven Bewußtseins d. Neuzeit. Frankfurt/M.: 19912, str. 126. In: Haller,
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Trummer, Manfred: Slawische Steiermark. V: Stenner, Christian (Hg.):
Slawische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten.
Dunaj – Köln – Weimar. 1997, 17.
Hermanik, Klaus Jürgen, Promitzer, Christian (Hg.): Grenzenlos
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http://members.a1.net/edze/reader/slawstmk.htm, 12. 2003.
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Historische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen des
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Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Geisteswis
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Juli 1997, 138 ff.
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Christian Promitzer: Das Ideal vom „reinen Volkskörper“. Eine Chronologie
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Promitzer, Christian: Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen
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Moser, Katschnig-Fasch 1992
Wartinger, Joseph, Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Gradec 1815.
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Muchar, Albert: Geschichte des Herzogthums Steiermark. Bd. I-III. Gradec,
1844, Bd. I: „Štajersko prebivalstvo je bogato obdarjeno z najboljšimi
značilnostmi odličnih kreposti in dejanj; njihov značaj je – pri nekaterih
tegobah – v celoti žlahten in vreden občudovanja.“
Ebda., Bd. III., 83.
Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht
auf das Kulturleben. Gradec, 1949, 252.
Gebler, Wilhelm iz: Geschichte des Herzogtums Steiermark von den
ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Gradec, 1862, 42.
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Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark 1282-1740. Graz – Wien –
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Pirm. npr. Karner, Stefan: Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Gradec,
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Citirano po: Janko, Anton: Das Slowenenbild in Peter Roseggers
Reisebeschreibungen. In: Peter Vodopedic u. a. (Hg): Kulturelle
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Citirano po Janko, 199.
Zitzenbacher, Walter (Hg.): Landeschronik Steiermark. Dunaj – München
1988, 303.
Kalt-Warm
Kalt-Warm
Jugendliche dokumentieren den Thermentourismus
� Text: Robert Muscherlin
Wasserplätschern, Schwimmbad-Atmosphäre, Jung und Alt in Bademode … und das alles mitten
im steirischen Winter? Eine Ausstellung im Pavel-Haus machte dies im vergangenen Jahr möglich und entführte die interessierten Besucher in die Thermenlandschaften der steirisch-slowenischen Grenzregion. Ob unsere Thermen heute Orte einer interkulturellen Begegnung und sozialen
Durchmischung sind, welches Selbstbild die dortigen Gastgeber transportieren, und wie die Jugendlichen der Region den Thermen- und Gesundheitstourismus bewerten, waren die inhaltlichen
Fragestellungen, die das Projekt Kalt-Warm – eine Kooperation zwischen dem Pavel-Haus in Laafeld,
dem Jugendzentrum HOUSE in Mureck und dem Jugendzentrum ŠMOCL in Laško – aufwerfen
wollte. Diesen Fragen ist eine achtköpfige Gruppe von Jugendlichen aus der steirisch-slowenischen
Grenzregion an Ort und Stelle nachgegangen und hat alles mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentiert: Der Blick der Jungen auf eine Erscheinung, die vor allem die Älteren anzieht.
Die acht Jugendlichen, die mit ihren Interviews und ihrem fotografischen Blick Szenen aus den
Thermenlandschaften eingefangen haben, kamen aus den Jugendzentren von Laško und Mureck.
Für die Besuche und Befragungen vor Ort wurden Thermen aus dem näheren Umkreis der Jugendlichen ausgewählt, und es wurde darauf geachtet, neben Thermenorten mit längerer Tradition
(z. B. Rogaška, Bad Gleichenberg, Laško) auch Thermen vorzustellen, die erst in der Nachkriegszeit
entstanden sind (Olimia, Bad Radkersburg). Als weiteres Kriterium galten die unterschiedlichen
inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Thermen (Kurbetrieb und Rehabilitation einerseits, Wellness und Prävention andererseits sowie die zunehmende Angebotsspezialisierung). Helfbrunn als
Wallfahrtsort mit Heilquelle komplettiert den thematischen Hintergrund.
Die Besuche selbst, die im Oktober 2004 stattgefunden haben, folgten einem einheitlichen Leitfaden. Nach einer Führung durch den Thermen-, Hotel- und Kurbetrieb wurden die Vertreter/innen
der Thermenbetriebe um die Beantwortung eines Fragenkatalogs gebeten, in der Folge wurden
in- und außerhalb der Thermen Gäste interviewt, Einheimische wie „Fremde“. Dabei wurden alle
Interviews von den Jugendlichen geführt und technisch von einem Profi (Ausstattung, Ton und
Kameraführung) begleitet. Mit Fotos wurden schließlich jene Details festgehalten, die den Jugendlichen als bemerkenswert oder typisch erschienen. Aber auch die jungen Akteure hatten einen Fra-
135
Kalt-Warm
136
Kalt-Warm
genkatalog zu beantworten, der als Grundlage
für die Schlussbewertung des Projekts diente.
In der Konzeption des Projekts ging man noch
davon aus, einen Widerspruch zu dokumentieren: Nämlich den zwischen der älteren
Generation, die oft von weit her anreist, um
die Angebote der Thermen und des Gesundheitstourismus zu nutzen, und den Jüngeren,
die in der Thermenregion ansässig sind. Denn
die Vermutung lag nahe, dass die Anziehungskraft der Thermen für die Jugendlichen nicht
nachvollziehbar ist. „Nun, wer weiß, vielleicht
werden wir auch bald in das Alter kommen,
wo wir in irgendwelche Thermen fahren, weil
wir hoffen, dort von unseren Wehwehchen befreit zu werden …“
Diese Aussage einer Jugendlichen spiegelt wider, dass diese Attraktivität, im Sinne der kurativen Wirkung einzelner Heil- und Thermalquellen, für sie durchaus verständlich ist.
Darüber hinaus – und das vielleicht doch einigermaßen überraschend – konnte im Rahmen
des Projekts Kalt-Warm dokumentiert werden,
dass auch die Jugendlichen konkretes Interesse an den Angeboten der Thermalbäder haben.
Die Indikationen der einzelnen Thermen war
ihnen dabei natürlich egal: Spaß und Aktivität einerseits, Wohlbefinden und Entspannung
andererseits – das sind die Kriterien, die ihnen
als wesentlich erschienen. Entsprechend positiv bewerteten sie Thermenanlagen, die genügend Angebote und entsprechende räumliche Ressourcen in diesen Bereichen aufweisen
konnten.
Besonders den in der Region ansässigen Jugendlichen sollte man noch einen weiteren
Stellenwert einräumen, und zwar in der Angebotsentwicklung selbst. Eine Mehrheit der
teilnehmenden Jugendlichen zeigte Interesse
am „Arbeitsmarkt Gesundheitstourismus“. Ar-
beit mit Menschen, Abwechslung, Aufstiegschancen und Internationalität waren Kriterien, die dabei im Blickfeld standen – noch vor
der Nennung konkreter Berufsbilder.
Somit ist die Position der Jugendlichen im Gesundheitstourismus von zwei verschiedenen
Seiten zu beurteilen: als neue und eventuell
auch künftige Nutzer der Angebote der steirischen und slowenischen Thermen einerseits,
als kreatives Potential in der Entwicklung neuer und weiterführender Angebote des Gesundheitstourismus andererseits.
Projektpartnerschaften im interregionalen
Kontext. Im Rahmen des Strukturförderprogramms INTERREG IIIA werden Projekte
gefördert, die die Entwicklungsgrundlagen in
den Grenzregionen verbessern, wobei vor allem auf eine neue Qualität der Zusammenarbeit über die Grenzen und somit auf eine Nutzung der gemeinsamen Stärken und Potentiale
gesetzt wird. Das Pavel-Haus nimmt hier seine
Rolle als wichtiger Verteilerpunkt für Informationen und als Koordinationsstelle für den
Ausbau von Synergien wahr und unterstützt
insgesamt drei verschiedene INTERREG IIIAAktivitäten – zwei aus Österreich, eine aus Slowenien –, die hier näher vorgestellt werden.
Jugend – Grenze – Identität. Das Jugendzentrum HOUSE Mureck initiierte mit Jugend
– Grenze – Identität im Herbst 2002 ein Interreg-Projekt, dem es um die Vernetzung der
Jugendlichen der Grenzregion SteiermarkNordostslowenien geht. Im Rahmen von Teilprojekten und Kooperationen wie Kalt-Warm,
aber vor allem mit seiner zweisprachigen Webseite www.potitzen.at wird versucht, Jugendliche über Veranstaltungen und Attraktionen
jenseits der Grenze zu informieren und die in
137
Kalt-Warm
138
Kalt-Warm
der Region aktiven Jugendorganisationen, Bildungseinrichtungen und Kulturzentren vorzustellen. Im „Denken über die Grenze“ sieht dieses Projekt damit ein probates Motto für das
künftige Handeln in der Grenzregion.
REGIO ART. Um gestalterische Kreativität
und fachlichen Austausch zwischen jungen
Künstlern/innen und bestehenden Kulturinstitutionen geht es bei REGIO ART. Im vom
Jugend- und Kulturzentrum Mladinski kulturni
center Maribor im Jänner 2005 begonnenen Interreg-Projekt geht es neben dem Aufbau einer
besseren Kommunikation vor allem um die
Ausgangspunkte der verschiedenen Jugendkultur-Identitäten in der österreichisch-slowenischen Grenzregion mit Projektpartnern von
Klagenfurt (Celovec) bis ins Prekmurje (Übermurgebiet).
Neben dem Aufbau eines „kulturellen Inkubators” als regionales Informationszentrum zur
Jugendkultur im Stadtzentrum von Maribor
gibt es eine Vielzahl von Projektreihen, Wanderausstellungen, Symposien und Veranstaltungen:
Im Teilproket TOPOS besuchte ein bilaterales Expertenteam von Kulturanthropologinnen, Künstlern, Architekten und einer Soziologin von Mai bis Juni 2005 sieben Städte des
Grenzgebiets und analysierte die von den Jugendlichen frequentierten Plätze, Räume und
Institutionen auf ihre Qualitäten, Besonderheiten, Problemstellungen sowie ihre möglichen Entwicklungspotentiale. Die Ergebnisse dieser Forschungsreihe wurden im Herbst
2005 in Maribor präsentiert.
Bis Ende Jänner 2006 läuft der im Rahmen
dieses Interreg-Projekts ausgeschriebene internationale Fotowettbewerb „Gesichter der Roma“.
Teilnehmen können junge Fotografen/innen
bis zum 30. Lebensjahr. Sie sollen mit ihren
Arbeiten den Alltag einer Minderheit festhalten, die dies- und jenseits der Grenze anzutreffen ist. Die eingesandten Arbeiten werden
prämiert und gehen ab März 2006 auf eine
Wanderausstellung von Murska Sobota und
Bad Radkersburg über Ptuj und Graz bis nach
Klagenfurt (Celovec) und Maribor.
REGIO ART richtet sich vor allem an das
junge kreative Potential in der Grenzregion,
das sich – als Hobby oder im Rahmen seiner
Ausbildung – mit verschiedenen Kunsttechniken und Kultur im Allgemeinen auseinander
setzt, aber auch an Kulturarbeiter/innen in der
Grenzregion und deren Regionalzentren sowie
an Multiplikatoren/innen in Bildungseinrichtungen und an die interessierte Öffentlichkeit.
Auch den Jugendzentren in der Grenzregion
soll mit diesem Projekt, das bis Herbst 2007
läuft, eine fachliche Unterstützung zur Förderung jugendkultureller Kreativität und Innovation angeboten werden.
InterRegion – Region der Vielfalt. Der Artikel
13 der EU-Verfassung verbietet die Diskriminierung von Minderheiten und sieht den Umgang
mit kultureller Vielfalt als wichtigen Auftrag
für alle EU-Mitgliedsstaaten und als künftige
Herausforderung der Europäischen Union, bestehende Probleme im Sinne eines friedlichen
Zusammenlebens auf einer gemeinsamen europäischen Ebene zu lösen.
Hinter diesem gesellschaftlichen Auftrag der
Europäischen Union nach einer „Cultural Diversity“ steht noch ein andere, ganz wesentliche Herausforderung: Der Aufbau einer
gemeinsamen Identität aller EU-Staatsbürger/
innen innerhalb der Staatengemeinschaft.
In diesem Sinne, umgelegt auf die Grenzregion Steiermark-Nordostslowenien, ist auch das
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vom Grazer Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit – CLIO initiierte Interreg-Projekt Interregion – Region der Vielfalt zu verstehen.
Zur Förderung der Synergieeffekte gemeinsamer wirtschaftlicher und touristischer Entwicklungpotentiale dieser Region ist nach
Meinung der Projektautoren gerade im kommunikativen und kulturell determinierten
Konfliktbereich ein Aufbau von Kompetenz,
der mit einer Vernetzung der einzelnen Organisationen beiderseits der Grenze einhergeht,
erforderlich. Es gilt, noch bestehende Berührungsängste und Konfliktpotenziale zu minimieren, die einer erfolgreichen Regionalentwicklung entgegenstehen.
Mit verschiedenen Maßnahmen, wie einem
zweisprachigen Lehrgang im Bereich des „Diversity Managements“, Workshops, Informationsveranstaltungen, einer Internetplattform
und der gezielten Unterstützung von Gemeindeverwaltungen will InterRegion – Region der
Vielfalt dazu beitragen, den Umgang der Kulturen miteinander und Mehrfachidentitäten
als Herausforderung und Chance für die gemeinsame Region Steiermark/Štajerska bzw.
Slowenien zu begreifen. Darüber hinaus will
es den regionalen Austausch fördern und eine
gemeinsame regionale Identität stärken.
Das Projekt, das im Juni 2005 begonnen hat
und bis Mai 2007 läuft, richtet sich an Jugendliche, Jugendarbeiter/innen, Lehrer/innen
und Multiplikator/inn/en in der Jugend- und
Schularbeit sowie Akteure und Akteurinnen
im Bereich Wirtschaft, kommunale Politik
und Verwaltung. Hier soll eine Profilbildung
und Leitbildentwicklung für Unternehmen,
Gemeinden bzw. Bezirke stattfinden (Gemeinden/Bezirke der Vielfalt) und die Annäherung
und Kommunikation zwischen verschiedenen Kulturen im Rahmen von Prozessmode-
rationen und eines unterstützenden Projektoachings begleitet werden.
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Kalt-Warm
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Toplo-Hladno
Toplo-Hladno
Mladina dokumentira termalni turizem
Čofotanje po vodi, atmosfera v kopališču,
mladi in stari v kopalkah … in vse to sredi
štajerske zime? Vse to je preteklega leta
omogočila razstava v Pavlovi hiši in popeljala
zainteresirano publiko v tremalno ponudbo
štajersko-slovenske obmejne regije.
Ali so danes naša termalna kopališča prostori
interkulturne in socialne izmenjave, kakšno
samopodobo ponujajo tamkajšnji gostitelji in
kako ocenjuje tamkajšnja mladina termalni
in zdraviliški turizem, so bila vsebinska
vprašanja, ki so sprožila projekt „ToploHladno“ – v kooperaciji med Pavlovo hišo v
Potrni in Mladinskim centrom ŠMOCL iz
Laškega. Na kraju samem je tem vprašanjem
sledila 8-članska mladinska skupina iz štajerske
in slovenske obmejne regije, jih dokumentirala
s fotografijami in videom ter na jih v bistvenih
osnovnih značilnostih tudi odgovorila: pogled
mladine na fenomen, ki zajema oz. obkroža
predvsem starejše. 8 zainteresiranih mladih, ki
so s svojimi intervjuji in svojim fotografskim
pogledom za nas ujeli prizore iz termalnih
ponudb, je prišlo iz mladinskih centrov Laško
in Cmurek. Za obisk in anketiranje na kraju
samem so bila izbrana termalna kopališča iz
okolice, od koder prihaja mladina, pri tem pa
je bila pozornost usmerjena v predstavitev ne
le tradicionalnih termalnih krajev z dolgoletno
zgodovino (npr. Rogaška, Bad Gleichenberg,
Laško), temveč tudi termalna kopališča, ki so
nastala šele po drugi svetovni vojni (Olimia,
Bad Radkersburg). Kot nadaljnji kriterij so
veljala različna ponudbena težiščna term
(zdraviliška ponudba in rehabilitacija na eni
strani, wellness in preventiva na drugi strani,
kot tudi naraščajoča specializacija ponudbe).
Helfbrunn kot romarska pot k zdravilnemu
vrelcu pa zaokroža tematsko ozadje.
Obiski sami, izvedeni oktobra 2004, sledijo
enotnemu vzorcu: po vodenju skozi termalni,
hotelski in zdraviliški kompleks so bili
predstavniki/ce term naprošeni odgovoriti
na katalog vprašanj, nato so bili anketirani
gostje termalnega kopališča in dnevni gostje,
tako domači kot „tuji“. Pri tem je intervjuje
izvedla mladina sama, ob tehnični pomoči
profesionalca (oprema, svetovanje pri zvočni
in filmski obdelavi). S fotografijami so bili
končno zabeleženi tudi tisti detajli, ki jih je
mladina izbrala za izredne ali tipične. Toda:
tudi mladi akterji so bili izpostavljeni katalogu
vprašanj, ki so služila kot osnova za končno
oceno oz. rezultat projekta.
V konceptu projekta smo izhajali še iz
predpostavke, da bomo dokumentirali
protislovje: namreč protislovje med starejšo
generacijo, ki pogosto pripotuje tudi od daleč,
da bi izkoristila termalno in zdraviliško
ponudbo, in mlajšimi, ki v tistih krajih živijo.
Domneva je bila namreč, da mladina te
„privlačne sile“ termalnih kompleksov ne bo
mogla podoživeti.
„No, kdo ve, morda bomo tudi mi kmalu prišli
v starost, ko se bomo vozili v kakšne terme,
saj bomo upali, da bomo tam pozdravili naše
težave…“ Izjava nekega mladega zrcali podobo
atraktivnosti v smislu kurativnega delovanja
posamičnih zdraviliških in termalnih virov,
kar je zanj povsem razumljivo. Vrh tega in
morda nekoliko presenetljivo je bilo mogoče v
okviru projekta „Toplo-Hladno“ dokumentirati,
da se tudi mladina konkretno zanima za
ponudbo termalnih kopališč. Za indikatorje
posameznih termalnih kompleksov jim je
bilo seveda vseeno: zabava in aktivnosti
na eni strani – dobro počutje in sprostitev
143
Toplo-Hladno
na drugi strani, so kriteriji, ki se jim zdijo
bistveni. V skladu s tem pozitivno ocenjujejo
termalne komplekse, ki ponujajo zadovoljivo
število takšnih prostorskih virov. Predvsem
mladini iz takšne regije je potrebno priznati
še eno vlogo: namreč razvoj ponudbe kot take.
Večina sodelujočih mladih je pokazala interes
za delovno področje „zdraviliškega turizma”.
Delo z ljudmi, raznolikost dela, možnost
napredovanja in internacionalnost so bili
kriteriji, ki so bili zorno polje – še pred omembo
konkretnih poklicev. Potemtakem je položaj
mladine v zdraviliškem turizmu potrebno
vrednotiti iz dveh različnih strani: kot nove oz.
naslednje uporabnike ponudb naših štajerskih
in slovenskih termalnih kopališč in kot
kreativni potencial za razvoj novih razširjenih
ponudb zdraviliškega turizma.
144
Projektni partnerji v medregionalnem
kontekstu.
V
okviru
strukturnega
pospeševalnega programa Interreg IIIa
so dotirani projekti, ki ponujajo razvojne
možnosti obmejnih regij – pri čemer je
poudarek predvsem na novi kvaliteti skupnega
dela preko meje in s tem v uporabi skupnih
moči in potencialov. Pavlova hiša prevzema
v tem kontekstu vlogo pomembnega stičišča
za informacije in izgradnjo sinergij in podpira
skupno tri različne aktivnosti Interreg IIIa –
dve iz Avstrije, eno iz Slovenije –, ki jih bomo
tukaj podrobneje predstavili.
Mladina-Meja-Identiteta. Mladinski center
HOUSE iz Cmureka je v jeseni leta 2002 s
projektom „Mladina-Meja-Identiteta“ iniciiral
Interreg projekt, ki skrbi za informiranje
Toplo-Hladno
mladine v obmejni regiji avstrijske Štajerske in
severovzhodne Slovenije. V okviru subprojektov
in kooperacij, kot je „Toplo-Hladno“, predvsem
pa s svojo dvojezično spletno stranjo www.
potica.at, poskušajo informirati mladino
o dogodkih in posebnostih na drugi strani
meje ter predstaviti v regiji aktivne mladinske
organizacije, izobraževalne in kulturne centre.
Z motom „Misliti čez mejo“ se kaže ta projekt
kot preizkušen za bodoče delo v regiji. Nosilec
projekta: Jugend- und Kulturzentrum HOUSE
Mureck
Regio Art. Oblikovalna kreativnost in
strokovna izmenjava med mladimi umetniki/
cami in obstoječimi kulturnimi institucijami
sta poudarka projekta „REGIO ART”. V
Interreg projektu Mladinskega in kulturnega
centra iz Maribora z začetkom v januarju 2005
gre, ob izgradnji boljše komunikacije, predvsem
za izhodišča različnih mladinskih kulturnih
identitet v avstrijsko-slovenski obmejni regiji,
s partnerji od Celovca do Prekmurja.
Ob izgradnji „kuturnega inkubatorja” – kot
regionalnega informacijskega centra za
mladinsko kulturo – v centru Maribora obstaja
še niz projektov, potujočih razstav, simpozijev
in prireditev.
V subprojektu „Topos” je maja in junija
2005 bilateralni strokovni team kulturnih
antropologov, umetnikov, arhitektov in
sociologinje obiskal sedem krajev obmejnega
pasu in analiziral frekventirana mesta
mladinskega druženja, prostore in institucije
glede na njihovo kvaliteto, posebnosti, kot
tudi razvojne možnostih. Rezultati tega
145
Toplo-Hladno
raziskovalnega niza bodo predstavljeni jeseni
2005 v Mariboru.
Do konca januarja 2006 poteka v okviru tega
Interreg projekta internacionalni fotografski
natečaj „Obrazi Romov”. Sodelujejo lahko
mladi fotografi/nje do 30-ega leta starosti. S
svojim delom naj bi zapisali vsakdan manjšine,
ki jo je mogoče srečati na obeh straneh meje.
Poslana dela bodo nagrajena in bodo marca
2006 odšla na potujočo razstavo od Murske
Sobote in Bad Radkersburga preko Ptuja in
Gradca do Celovca in Maribora.
„Regio-Art” je usmerjen predvsem na kreativni
potencial mladih v obmejni regiji, ki se – kot
hobi ali v okviru izobraževanja – ukvarjajo z
različnimi umetniškimi tehnikami in kulturo
nasploh, pa tudi na kulturne delavce/ke v
obmejni regiji in njihove regionalne centre,
146
multiplikatorje v izobraževalnih ustanovah
in zainteresirano javnost. S tem projektom, ki
bo potekal do jeseni 2007, naj bi bila ponujena
tudi strokovna pomoč mladinskim centrom
v obmejni regiji za pospeševanje mladinske
kulturne kreativnosti in inovativnosti. Nosilec
projekta: Mladinski kulturni center Maribor
InterRegion – Regija raznolikosti 13.
člen Evropske ustave zahteva zmanjšanje
predsodkov in utemeljuje ravnanje s kulturno
raznolikostjo kot pomembno nalogo vseh
članic Evropske unije – in kot enega bodočih
izzivov unije, rešiti obstoječe probleme v smislu
miroljubnega sobivanja na skupni evropski
ravni.
Za to družbeno nalogo evropske unije po
„Cultural Diversity“ se nahaja še drug zelo
Toplo-Hladno
pomemben izziv: namreč pospeševati gradnjo
skupne identitete vseh državljanov/k evropske
skupnosti.
V tem smislu, preneseno na obmejno regijo
avstrijske Štajerske in severovzhodne Slovenije,
je mogoče razumeti sproženi Interreg projekt
„Interregion – Regija raznolikosti“ graškega
društva za zgodovinsko in izobraževalno delo
„CLIO“.
Kot podpora za sinergijske efekte skupnih
gospodarskih in turističnih razvojnih
potencialov te regije je potrebno po
mnenju avtorjev projekta iti z roko v
roki s komunikativnimi in kulturno
determiniranimi
konfliktnimi
področji
do izgradnje kompetence, ki bi omogočala
povezavo posameznih organizacij na obeh
straneh meje. Velja minimirati še obstoječi
strah pred stikom in konfliktne potenciale,
ki nasprotujejo uspešnemu regionalnemu
razvoju.Z različnimi ukrepi, kot so dvojezični
tečaji na področju „Diversity Managementa“,
z delavnicami, informacijskimi prireditvami,
internetno platformo in ciljno usmerjeno
podporo občinskim upravam, želi „InterRegion
– Regija raznolikosti“ pripomoči k kulturnemu
medsebojnemu druženju in k razumevanju
večkratnih identitet kot izzivu in priložnosti
za skupno regijo – Steiermark/Štajerska oz.
Slovenija. Vrh tega želi podpirati regionalno
izmenjavo in krepiti skupno regionalno
identiteto.
Projekt, ki se je začel junija 2005 in bo potekal
do maja 2007, se obrača na mladino, mladinske
delavce/ke, učitelje/ice in multiplikatorje na
področju mladinskega in šolskega dela ter
147
Toplo-Hladno
na akterje/ke iz gospodarstva, komunalne
politike in uprave. Nastal naj bi karakterističen
profil in zgledni razvoj za podjetja, občine
oz. okraje („Občine/Okraji raznolikosti“), ob
spremljanju kontaktov in komunikacije med
različnimi kulturami v okviru moderacij in
ob pomoči projektenega koachinga. Nosilec
projekta: CLIO – Verein für Geschichts- und
Bildungsarbeit
ZUR PERSON – O AVTORJU
Robert Muscherlin
Dipl. Ing. Robert Muscherlin arbeitet als Kulturmanager in vielen interkulturellen Projekten
zwischen Österreich und Slowenien. – Robert
Muscherlin sodeluje pri raznih interkulturnih
projektih med Avstrijo in Slovenijo kot kulturni
menedžer.
148
Graz im slowenischen Volkslied
ZUR PERSON – O AVTORJU
Erich Prunč
O.Univ.-Prof. Dr. Erich Prunč, Leiter des Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft an der Karl-FranzensUniversität Graz – univ. prof. Dr. Erick Prunč,
predstojnik Inštituta za teoretično in uporabno
prevajalsko znanost na Karl-Franzens-Universität iz Gradca
Graz im slowenischen Volkslied
Die Steiermark und ihre Nachbarn
� Text: Erich Prunč
Schon bei einer oberflächlichen Durchsicht der größten Sammlung slowenischer Volkslieder (Slovenske narodne pesmi, Ljubljana 1900-1903), die der bedeutende Grazer Slawist Univ. Prof. Dr.
Karl Strekelj herausgab, fällt uns auf, dass Graz neben Laibach und Wien unter den in den Liedtexten erwähnten Städten am häufigsten (an die fünfzigmal) aufscheint. Als immer wiederkehrendes, unterscheidendes Attribut tritt hiebei das Eigenschaftswort „nemski“-„deutsch“ auf, was wohl
darauf hinweist, dass Graz zunächst als konkrete geographische Gegebenheit aufgefasst wurde:
Auf die Rolle, die das Grazer Theologenseminar und später die Universität als kulturelle Strahlungszentren für den südsteirischen und weiterhin slowenischen Raum gespielt hatten, weist das
im epischen Volkslied in zahlreichen Varianten erscheinende Motiv des (meist unglücklichen oder
sterbenden) Studenten bzw. Neupriesters hin, das ausschließlich in Graz lokalisiert wird.
Ti imaš že dva sinka,
V Nemškinu gradcu sta,
Eden bo novo mašo bral,
Bo mater z’vic jemal.
Du hast schon zwei Söhne
beide im deutschen Graz,
Der eine wird die Messe lesen,
die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen.
Oder:
Prišlo je pismo z Gradca,
Odbetežnega šolarja,
Poslala ga je mlada gospa,
Kaj bi ti, oče, v Gradec šla…
Kam ein Brief aus Graz
vom armen Scholaren,
schickt ihn eine junge Frau,
du mögest, Vater, nach Graz hin fahren…
Als Handels- und Umschlagplatz (vor allem für Wein) erweist sich Graz in den Fuhrmannsliedern,
die meist das Motiv des untreuen Geliebten zum Vorwurf haben:
149
Graz im slowenischen Volkslied
Ena ptičca perletela
S tega Gradca Nemškiga,
Per volki cesti obsedela,
Ker Furmani ainkeraje…
Kam ein Vöglein geflogen
Aus dem deutschen Graz,
Setzt sich an der großen Straße nieder,
Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten…
Oder des verführerischen Stadtmädchens:
V Gradcu na placu
Mesarjeva hči
Mi je pošto poslala
Da sama leži.
In Graz am Platz,
die Fleischertochter
hat mit Post geschickt,
dass sie alleine liegt.
Wohl die wichtigste Rolle für den südslawischen Raum hatte Graz seit 1577 als militärisches Zentrum, und zwar als oberste Kommandostelle für die Militärgrenze, inne. Deshalb wird auch Graz
als militärisches Zentrum- neben Ljubljana und Klagenfurt (Celovec) als militärische Sammelpunkte- am häufigsten genannt:
Bom pečo pokrila,
U Ljubljano bopm šla,
Da bom šocelna vidla
K’u Gradec pomaršira.
Das Kopftuch werde ich anlegen
und nach Laibach gehen,
um meinen Schatz zu sehen,
Wie er nach Graz marschiert.
Oder:
Od Celovca do Gradca
Je zajža moja,
Ta svetla mušketa
Je dečla moja!
Von Klagenfurt nach Graz
führt die Reise mein,
und die blitzende Muskete
Ist mein Mägdelein!
Mit zunehmender geographischer Entfernung aber verliert die Vorstellung der Stadt immer mehr
ihre Konturen (wobei ein Zug zum Wunderbaren nicht zu verkennen ist) und ihren konkreten
historisch-geographischen Begriffsinhalt; sie wird zu einer reinen Metapher und kann in den einzelnen Varianten des Liedes durch jede andere Stadt, deren Namne sich in das rhythmische Gerüst
des Liedes einfügt, ersetzt werden:
V Gradcu so dekleta take,
Ki imajo rinčke zlate:
Se še svetijo kakor luč,
Da fantom ni pretemna noč.
150
Dort in Graz sind solche Mädchen,
dass sie goldne Ringe tragen,
und sie glänzen wie ein Licht,
Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist.
Gradec v slovenskih narodnih pesmih
Diese wenigen Beispiele aus einer Fülle von Material zeigen uns, dass sich neben dieser allgemeinen
metaphorischen Verwendung im slowenischen Volkslied, »der literarischen Früh- und Intimsschichte eines Volkes«, die historische Bedeutung , die Graz als kulturelles, wirtschaftliches und politisches
Strahlungszentrum für den slowenischen Raum hatte, in erstaunlich klaren Zügen spiegelt.
Gradec v slovenskih narodnih pesmih
Avstrijska Štajerska in njeni sosedi
Že pri površnem pogledu velike zbirke slovenskih narodnih pesmi (Slovenske narodne pesmi,
Ljubljana 1900–1903), ki jih je izdal pomemben graški slavist Univ. Prof. Dr. Karl Strekelj nam
pade v oči, da je Gradec ob Ljubljani in Dunaju v besedilih pesmi omenjenih mest najpogosteje
(okoli petdeset krat ) omenjen. Kot zmeraj ponavljajoč se, razločevalni atribut se pri tem pojavlja
pridevnik „nemški“, kar najbrž kaže na to, da je Gradec sprva pojmovan kot konkretna geografska
danost:
Na vlogo, ki jo je imel Graški teološki seminar/Grazer Theologenseminar in kasneje Univerza kot
kulturni center za južno Štajersko in tudi slovenski prostor, kaže epska ljudska pesem v številnih
različicah prikazanih motivov (večinoma nesrečnih ali umirajočih) študentov oz. novomašnikov,
ki so bili lokalizirani izključno v Gradcu.
Ti imaš že dva sinka,
V Nemškinu gradcu sta,
Eden bo novo mašo bral,
Bo mater z’vic jemal.
Du hast schon zwei Söhne
beide im deutschen Graz,
Der eine wird die Messe lesen,
die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen.
Ali:
Prišlo je pismo z Gradca,
Odbetežnega šolarja,
Poslala ga je mlada gospa,
Kaj bi ti, oče, v Gradec šla…
Kam ein Brief aus Graz
vom armen Scholaren,
schickt ihn eine junge Frau,
du mögest, Vater, nach Graz hin fahren…
V furmanskih pesmih, ki imajo za motiv večinoma nezveste ljubice, je Gradec prikazan kot tržišče
in pretovarališče (večinoma za Dunaj).
Ena ptičca perletela
S tega Gradca Nemškiga,
Per volki cesti obsedela,
Kam ein Vöglein geflogen
Aus dem deutschen Graz,
Setzt sich an der großen Straße nieder,
151
Gradec v slovenskih narodnih pesmih
Ker Furmani ainkeraje…
Ali motiv zapeljive mestne deklice:
Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten…
V Gradcu na placu
Mesarjeva hči
Mi je pošto poslala
Da sama leži.
In Graz am Platz,
die Fleischertochter
hat mit Post geschickt,
dass sie alleine liegt.
Najpomembnejšo vlogo za južnoslovanski prostor igra Gradec od 1577 kot vrhovno poveljstvo
vojne krajine. Zato je Gradec kot vojaški center – ob Ljubljani in Celovcu – najpogosteje omenjen.
Bom pečo pokrila,
U Ljubljano bom šla,
Da bom šocelna vidla
K’u Gradec pomaršira.
Das Kopftuch werde ich anlegen
und nach Laibach gehen,
um meinen Schatz zu sehen,
Wie er nach Graz marschiert.
Ali:
Od Celovca do Gradca
Je zajža moja,
Ta svetla mušketa
Je dečla moja!
Von Klagenfurt nach Graz
führt die Reise mein,
und die blitzende Muskete
Ist mein Mägdelein!
Z vse večjo geografsko oddaljenostjo pa izgublja predstava o Gradcu zmeraj bolj na svojih obrisih (pri
čemer poteze k čudovitemu ni mogoče spregledati) in njegovi konkretni zgodovinsko-geografski
pojmovni vsebini; postane čista metafora, katero je mogoče v posamičnih varjantah pesmi
zamenjati za vsako drugo mesto, katerega ime je mogoče vstaviti v ritmično ogrodje pesmi:
V Gradcu so dekleta take,
Ki imajo rinčke zlate:
Se še svetijo kakor luč,
Da fantom ni pretemna noč.
Dort in Graz sind solche Mädchen,
dass sie goldne Ringe tragen,
und sie glänzen wie ein Licht,
Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist.
Teh nekaj primerov iz kopice gradiva nam kaže, da se, ob splošni metaforični rabi v slovenskih
narodnih pesmih, zrcali v „zgodnjih in intimnih literarnih plasteh nekega naroda“ zgodovinski
pomen, ki ga je igral Gradec kot kulturni, gospodarski in politični center za slovenski prostor in
ima presenetljivo jasne poteze.
152
Legionäre aus dem Süden
Legionäre aus dem Süden
Slowenische, kroatische, serbische und bosnische Spieler bei GAK und Sturm
� Text: Wolfgang Kühnelt
Wenn es gut läuft, ruft man sie „Fußballgott“ und freut sich, dass sie da sind. Doch wenn die Zeiten härter und die Platzierungen in der Tabelle schlechter werden, dann fordern Zuschauer und
Funktionäre, Nationaltrainer und Fernsehkommentatoren meist als erstes: Die „Jugos“ müssen
weg.
© Herbert Rienessel (www.g-a-k.at)
Ivica Osim, der Erfolgstrainer aus Sarajevo – Ivica Osim, uspešni trener iz Sarajeva
153
Legionäre aus dem Süden
Spätestens seit den großen Zeiten von Ivo
Vastić und Aleš Čeh sind sie nicht mehr aus
dem steirischen Fußball wegzudenken, die Kicker aus Maribor, Split oder Beograd. Doch so
lange wie man meinen könnte, währt die Tradition der Legionäre aus dem ehemaligen Jugoslawien noch nicht. 1963 trug sich ein Herr
namens Stefan Zeković mit drei Toren in die
GAK-Statistik ein, sonst ist über den Spieler
aus dem damaligen Jugoslawien wenig bekannt. 1964 wurden gleich drei Spieler aus
dem Süden bei Sturm engagiert. Ivan Medle,
Davor Grčić und Rade Ognjanović. Vier Jahre
später kam Tormann Damir Grloci, bekannt
durch seine eigenwilligen Kopfbedeckungen,
ins schwarz-weiß gestreifte Team. Auch der
GAK verstärkte sich in den 60ern mit Keepern
aus Jugoslawien. Eugen Ravnić (1963) und ein
Spieler aus Split namens Jurić (1965), dessen
Vorname in den Untiefen des Vereinsarchivs
verloren ging, waren die ersten. Zur selben
Zeit begann die Ära jugoslawischer Trainer im
steirischen Fußball. Milan Zevković (1964/65)
und Vlado Šimunić (1969/1970) wurden allerdings beim GAK bald wieder abgelöst.
Das Jahrhundert-Tor. Zoran Mišić, der von
August 1969 bis Juni 1971 bei den „Rotjacken“
im Tor stand, sorgte für einen der außergewöhnlichsten Zwischenfälle in der heimischen
Fußballgeschichte. Am 27. Februar 1971 spielte
der GAK im Stadion in der Körösistraße gegen
Wattens. Nach Beginn der zweiten Halbzeit
zogen die Tiroler blitzschnell vor das Grazer
Tor, Siber netzte ein. In diesem Moment fiel
der GAK-Verteidigung auf, dass ihr Schlussmann fehlte. Tormann Mišić kam verspätet
aus der Kabine, der Treffer zählte. Am Ende gewannen die Athletiker doch noch 2:1, Othmar
Behr schrieb in der Neuen Zeit vom „Jahrhun-
154
dert-Tor“. Neben den Goalies, die beide Grazer
Klubs bevorzugt aus dem Süden verpflichteten, scheinen in den Vereinschroniken ab Ende
der 60er auch erfolgreiche Feldspieler auf. Rado
Slović vom GAK etwa war beim Cupfinale seines Vereins gegen Rapid im Mai 1968 mit von
der Partie. Später war es Željko Kovač, der im
roten Dress für sehenswerte Szenen – und vor
allem für einige wichtige Tore – sorgte.
Savo Superstar. Die 70er Jahre waren geprägt
von großartigen Torhütern in den Diensten
von Sturm und GAK. Refik Muftić ab der
Saison 1974/75 bei den Schwarzen und Savo
Ekmečić aus Mostar bei den Roten schrieben
jeder auf seine Art Geschichte. Muftić, später
auch Tormanntrainer bei Sturm, trägt auf der
Stirn stolz eine Narbe, die er sich im Duell mit
der Kickerlegende George Best holte. Ekmečić
schuf durch seine knielangen Hosen mit der
Aufschrift „S“ (für Savo) einen landesweiten
Kult. Sein Teamkollege Želimir Vidović meinte in den 80er Jahren auf die Frage nach seinem Lieblingsschauspieler dann auch ohne zu
zögern: „Savo Ekmečić!“ Der Torhüter stand
jedoch nicht nur für Unterhaltung, sondern
auch für Rekorde, die bis heute unerreicht sind.
Zwischen 1978 und 1985 spielte Ekmečić permanent im GAK-Dress und brachte es auf 269
Meisterschaftspartien. Damit ist er der „Legionär“ mit den meisten Einsätzen bei den roten
„Teufeln“ – vor dem Slowenen Aleš Čeh und
dem Serben Boban Dmitrović.
In den frühen 80er Jahren ging der Stern des
kroatischen Sturm-Spielers Božo Bakota auf.
105 Tore erzielte er in rund 200 Matches. In
seiner ersten Saison 1980/81 nannte ihn die
Kronenzeitung bei der Fußball-„Oscar“-Wahl
in der Kategorie „Ausländer“ bereits ex aequo mit dem legendären Tschechen Antonin
Legionäre aus dem Süden
Panenka an dritter Stelle. Platz 1 hatte der
Sturm-Mittelfeldstratege Zvonko Breber aus
Maribor inne. In der darauf folgenden Spielzeit
wurde Bakota mit 24 Treffern vor dem RapidGoleador Hans Krankl, dem Innsbrucker Koreimann und dem Austrianer Gasselich zum
Schützenkönig der Liga. Sturm-Coach war
von März 1980 bis Juni 1982 erstmals der Kroate Oto Barić. In seiner ersten Amtszeit überwinterte Sturm als erster steirischer Verein
als Führender in der obersten Liga, am Ende
reichte es nach einer Niederlage in der letzten
Runde gegen den großen Rivalen Rapid immerhin noch zum Vize-Meistertitel. Im Jahr
darauf kam Sturm jedoch nur mehr auf Rang
6. Der zweite Versuch mit Barić als Trainer endete weniger glorreich. Am Ende der Saison
1988/89 konnten sich die Schwarzen nicht im
oberen Play-Off klassieren, Barić wurde durch
Gustl Starek ersetzt.
Ab 1983 spielte der bereits erwähnte Želimir
Vidović im GAK-Mittelfeld. Er vereinte Kraft
mit Eleganz und brachte es bis zum Jahr 1990
auf beachtliche 150 Einsätze in der obersten Liga. Ende der 80er wirkten auch Bobby
Goračinov und der Slowene Matjaž Kek sehr
erfolgreich bei den Athletikern. Kek wurde
nicht nur durch seine kunstvollen Freistöße
berühmt, er vermittelte auch andere „Legionäre“ wie den Verteidiger Stojadin Rajković
(1991–1997) und Mittelfeldmotor Aleš Čeh
(1992–2003) in die Körösistraße, die langjährige Heimat der „Rotjacken“.
Die Ära der zwei Ivicas. In der Saison 1992/93
trug sich erstmals ein junger Spieler aus Split
namens Ivica Vastić in die Torschützenstatistik der österreichischen Liga ein. Allerdings
war er noch im Dress des VSE St. Pölten zu
sehen, der nicht zuletzt dank der 18 Treffer
von Vastić das Meister-Play-Off schaffte. Von
1994 bis 2002 streifte der Kroate dann unter
der Leitung des früheren jugoslawischen Teamchefs Ivica Osim das Sturm-Trikot über. Zwei
Meistertitel, drei Pokalsiege und mehrere erfolgreiche Teilnahmen in der UEFA-Champions
League konnte Sturm in der Ära Osim-Vastić
feiern. Die Grazer Derbies wurden in dieser
Zeit vor allem durch kroatische Spieler geprägt.
In der Saison 1995/96 etwa gab es ein 1:1, Torschützen Vastić und Rajković. 1997 scorte Ivo
Vastić beim Eröffnungsspiel im Schwarzenegger-Stadion gleich zweimal, Sturm siegte mit
4:0. Im nächsten Derby traf Tomislav Kocijan
für die Schwarzen. Doch die Rache war grimmig und trug eine Glatze. 1998, 1999 und 2000
entschied Igor Pamić aus Pula mehrere Stadtduelle für den GAK. In der Körösistraße gab es in
der Folge noch einen herausragenden Moment.
Am 2. Juli 2003 nahm einer der treuesten GAKSpieler nach elf Jahren Abschied: Der slowenische Internationale Aleš Čeh spielte bei einer
freundschaftlichen Begegnung mit seinem neuen Klub NK Maribor sieben Minuten mit seiner
Rückennummer 7, ehe er sich auf eine berührende Ehrenrunde durch das gesamte Stadion
begab. Auch in der Gegenwart machen die „Legionäre“ permanent von sich reden. Auf der einen Seite sorgte der Abgang von Mario Tokić
für große Enttäuschung bei den GAK-Fans, andererseits bereiten die Pässe und Fehlpässe des
Bosniers Samir Muratović vielen Zusehern ein
Wechselbad der Gefühle. Anlass zur Bewunderung sind selbst für gegnerische FußballAnhänger die Dribblings des Kroaten Mario
Bazina in Diensten der Roten. Bei Sturm finden sich neben Trainer Miša Petrović auch der
serbische Keeper Radovan Radaković und sein
Landsmann, Mittelfeldspieler Bojan Filipović.
Die slowenische Tradition wird von Verteidi-
155
Legionäre aus dem Süden
ger Mitja Mörec fortgeführt. Bleibt noch der
Serbe Boban Dmitrović zu erwähnen, der als
einziger „Legionär aus dem Süden“ die Seiten
wechselte, bei Sturm aber keinen Vertrag für
die Saison 2005/2006 mehr bekam.
Trainer aus dem Süden
Oto Barić: Kroate. gleich zweimal Betreuer des
SK Sturm, und zwar von März 1980 bis Juni
1982 und von November 1988 bis Juli 1989.
Der viel beschäftigte Trainer (u. a. Rapid und
Austria Salzburg) war später auch österreichischer und dann kroatischer Teamchef.
Milan Djuričić: Kroate. Sturm-Coach von
Juni 1993 bis Juni 1994, danach unter anderem
beim NK Osijek und bei DSV Leoben.
Savo Ekmečić: Bosnier. GAK-Betreuer von
September 1990 bis April 1992. Zuvor acht
Jahre lang ununterbrochen Goalie im Dress
des GAK.
Milan Miklavič: Slowene. Coachte den GAK
von April 1992 bis Oktober 1993, später auch
bei Wels, Voest, Neusiedl, DSV Leoben, Rapid,
Hit Gorica und NK Mura tätig.
Miša Petrović: Serbe. Der ehemalige SturmSpieler trainiert die Mannschaft seit September 2003.
Ivica Osim: Bosnier. Seine „Amtszeit“ bei
Sturm von Juni 1994 bis September 2002 in
Österreich ist rekordverdächtig. War unter anderem jugoslawischer Teamchef und ist heute
Trainer in Japan.
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Ljubo Petrović: Serbe. GAK-Coach vom Sommer 1996 bis Herbst 1996. Er betreute außerdem Roter Stern Belgrad, Español Barcelona,
Penarol Montevideo und Olympiakos Piräus.
Was wurde aus?
Božo Bakota: Der Kroate spielte in den 80er
Jahren sehr erfolgreich für Sturm. Schützenkönig der österreichischen Liga 1982 und dritter in der ewigen Bestenliste von Sturm. Nach
seiner aktiven Karriere wanderte er wegen Betrugs für acht Monate hinter Gitter. Trainiert
heute eine Nachwuchsmannschaft („Grüner
Stern Graz“) und kickt selbst noch ab und zu
in der Halle.
Aleš Čeh: Der frühere Kapitän des slowenischen Nationalteams und verdiente Mittelfeldmotor des GAK (1992–2003) spielt heute
bei den Schwarzweißen – in Linz.
Boban Dmitrović: 1972 geboren. Der Serbe
wechselte als bislang einziger „Legionär aus
dem Süden“ direkt vom GAK zum Lokalrivalen Sturm. Galt lange als einer der stärksten Spieler auf der linken Seite in Österreich.
Dmitrović schrieb auch „passiv“ Geschichte,
als er 1996 von seinem Landsmann und GAKCoach Ljubo Petrović beim Match gegen Germinal Ekeren eine Ohrfeige einstecken musste.
Mittlerweile beim serbischen Erstligisten Borac Čačak unter Vertrag.
Savo Ekmečić: Geboren 1948 in Mostar, kam
1977 von FK Sarajevo zum GAK. Der legendäre Goalie mit den extralangen Hosen und spätere Trainer ist heute Wirt am Fußballplatz in
Graz-Gösting.
Legionäre aus dem Süden
Ivica Vastić: Der erfolgreichste Torschütze des
SK Sturm (1994–2002) stammt aus der Gegend von Split in Kroatien. Als er nach seiner
Einbürgerung 1998 bei der WM in Frankreich
gegen Chile den Ausgleichstreffer erzielte, titelte die Kronenzeitung: „Ivo, jetzt bist du ein
echter Österreicher!“ Vastić spielt nach Stationen in Japan und bei der Wiener Austria heute
gemeinsam mit seinem früheren Kontrahenten Aleš Čeh beim LASK.
Želimir Vidović: 1953 in Sarajevo geboren.
Spielte zu Beginn der 80er Jahre im jugoslawischen Team. Der Mittelfeld-Spieler und Spezialist für Assists beim FK Sarajevo und später
beim GAK wurde 1992 bei einem Rettungseinsatz für verwundete bosnische Soldaten ermordet.
Željko Vuković: Jahrgang 1962, spielte kurioserweise im Alter von 40 Jahren sein erstes Länderspiel im Dress des österreichischen
Teams. Von 1995 bis 1999 Libero beim GAK.
Der gebürtige Kroate war in der vergangenen
Saison Trainer beim Kärntner RegionalligaKlub St. Andrä, wurde aber nach einer Niederlagenserie durch Walter Kogler ersetzt.
Ein Mercedes für den SturmGoalie
Savo Ekmečiİ im Gespräch
Während sich auf dem Rasen des GAK-Trainingszentrums die roten Amateure auf ihr
Match gegen Flavia Solva vorbereiten und im
TV-Gerät Rapid Wien gegen die Lok aus Moskau antritt, setzt sich ein bestens gelaunter
Savo Ekmečić an den Tisch des Signal-Inter-
viewers. Eines steht fest: Der legendäre Humor
des langjährigen GAK-Keepers ist ihm auch im
fußballerischen Ruhestand nicht abhanden gekommen.
Signal: Gestern hat der GAK wieder ein wichtiges
Spiel gegen Sturm gewonnen. Wie viele Derbies haben Sie bestritten und an welches Resultat erinnern
Sie sich noch?
Ekmečić: Ich habe acht Jahre lang jedes Derby
gespielt. An ein Match kann ich mich besonders gut erinnern, auch wenn es keine Werbung
für den heutigen Fußball sein kann. Ich bin
nämlich am Abend vor dem Spiel, ohne es zu
wissen, in ein Sturm-Lokal geraten und habe
dort bis 4 oder 5 in der Früh getrunken. Der
Besitzer des Lokals und der anwesende SturmManager waren begeistert und haben immer
kräftig nachgeschenkt. Am nächsten Tag hat
sich das herumgesprochen und die Sturm-Fans
waren sich schon vor dem Match sicher, dass
sie gewinnen werden. Doch das Match ist 1:0
für den GAK ausgegangen und Savo Ekmečić
war der beste Mann auf dem Platz.
Signal: Wie kamen Sie eigentlich von Sarajevo zum
GAK?
Ekmečić: Durch den Sturm-Goalie. Refik
Muftić hatte seine Karriere beendet und wollte sich zum Abschluss einen neuen Mercedes
anschaffen. Der Verkaufsleiter der Firma Wittwar, bei dem er sein Auto kaufte, war GAKVorstandsmitglied. Er fragte Muftić, ob er keinen guten Tormann kennen würde, weil beide
GAK-Goalies verletzt waren. Über die Empfehlung von Muftić kam ich nach Graz.
Signal: Sie sind österreichweit durch Ihre langen
Torwarthosen bekannt geworden. Wie kamen Sie
auf die Idee?
157
Legionäre aus dem Süden
￱ Foto: © Wolfgang Kühnelt
Savo Ekmečić
Ekmečić: Ich spielte schon drei oder vier Jahre und ich merkte, dass die Leute immer wieder etwas Neues haben wollten. Für einen
Tormann interessiert sich ja kaum einer. Also
habe ich mir gedacht: Bevor sie mich durch einen anderen Goalie ersetzen, muss ich selbst irgendetwas ändern. Wenn alle mit kurzer Hose
spielen, dann nehme ich ab jetzt eine lange.
Signal: Wie viele Exemplare haben Sie selbst denn
noch?
Ekmečić: Kein einziges. Wenn ich eine Hose
brauche, bekomme ich sie von ihm.
Signal: Stimmt es, dass Sie einen eigenen Schneider
für Ihre Hosen hatten?
Ekmečić: Ja, Josef Staber. Er arbeitet heute
noch in Graz. Nach jedem Spiel habe ich ihm
meine Hose geschenkt und er hat mir jedes
Mal eine neue gemacht.
Signal: Was war Ihr schönstes Spiel beim GAK?
Ekmečić: Das war sicherlich der Cup-Sieg 1981
im Rückspiel gegen Salzburg. Ein 2:0. Der erste große Titel für eine steirische Mannschaft.
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Signal: Das „S“ auf den Beinen stand für Savo?
Ekmečić: Ja. Kann aber auch „Seppi“ heißen,
für den Namen des Schneiders.
Legionarji z Juga
Signal: Und was war das schrecklichste Tor, das Sie
bekommen haben?
Ekmečić: Das war ein Treffer, den ich mein Leben lang nie vergessen werde. Weil er nämlich
einen unschuldigen Menschen seinen Job gekostet hat. Das Spiel gegen VOEST Linz war
die letzte Chance für GAK-Trainer Hermann
Repitsch. Der Vorstand hatte von ihm nach einer schlechten Serie einen Sieg gefordert. Wir
führten 1:0, als ein Rückpass vom Vorstopper auf mich kam. Ich sah auf der linken Seite den Außendecker, der frei stand. Ich hatte
den Ball noch gar nicht gefangen, da dachte ich
schon an den nächsten Pass. Das war ein Fehler, denn der Ball sprang über meine rechte Seite und rollte langsam vielleicht 20 Zentimeter
über die Torlinie. Das Spiel endete 1:1, und der
Trainer wurde entlassen. Das hat mich sehr
getroffen, denn nicht ich wurde für meinen
Fehler bestraft, sondern jemand, der nichts dafür konnte.
Signal: Später waren Sie selbst GAK-Trainer. Was
war Ihr größter Erfolg in dieser Position?
Ekmečić: Ich war mit der Mannschaft in der
zweiten Division im Abstiegskampf. Wir haben das Play-off geschafft und das mit einem
jungen Team. Ich habe auf Nachwuchsleute,
wie Hans Kogler, Peter Guggi, Roland Goriupp
oder Edi Glieder gesetzt, die später alle eine
schöne Karriere gemacht haben.
Signal: Damals, 1991/1992, spielte auch ein Stürmer beim GAK, der Boris Ekmeščić hieß und die
entscheidenden Tore erzielte, damit der Verein nicht
absteigen musste. Wieso ist er einer der Legionäre
aus dem Süden, an die heute niemand mehr denkt,
während andere Namen nie in Vergessenheit zu geraten scheinen?
Ekmečić: Damals hat man auf den einzelnen
Spieler oft nicht so stark geachtet. Ein Stürmer
wurde einfach dafür geholt, um Tore zu machen. Deswegen hat sich später keiner an ihn
erinnert. Erwin Dampfhofer ist für mich auch
so ein Beispiel.
Signal: Die letzte Frage lautet natürlich: Wer wird
heuer Meister?
Ekmečić: Der Favorit heißt für mich Rapid.
Wenn sie allerdings in die Champions League
kommen, tippe ich eher auf Austria oder GAK.
Vorausgesetzt, wir haben nicht zuviel Verletzungspech.
Legionarji z Juga
Slovenski, hrvaški, srbski in bošnjaški
nogometaši pri GAK-u in Sturmu
Ko vse poteka dobro, jim ljudje pravijo “nogometni bogovi” in se veselijo, da jih imamo tukaj. A ko časi postanejo trši in se uvrstitve na
lestvici poslabšajo, gledalci, klubski funkcionarji, nacionalni trenerji in televizijski komentatorji ponavadi prvi zahtevajo: “Jugosi” morajo stran!
Vsaj od velikih časov Iva Vastića in Aleša Čeha
žogobrcarjev iz Maribora, Splita ali Beograda
v štajerskem nogometu ne moremo preprosto odmisliti. A tradicija legionarjev iz nekdanje Jugoslavije le ni tako dolga, kot bi si mislili. Leta 1963 se je v statistiko GAK-a s tremi
goli vpisal gospod po imenu Stefan Zeković.
O njegovem zadetku za 2:0 proti Simmeringu
je AZ 31. marca 1963 zapisal: “Tako sijajnega
gola nismo v Gradcu videli že nekaj let.” Leta
1964 so pri Sturmu takoj angažirali tri igralce
z Juga. To so bili Ivan Medle, Davor Grčić in
Rade Ognjanović. Štiri leta kasneje je prišel v
159
Legionarji z Juga
črno-belo črtasto moštvo vratar Damir Grloci, znan po svojstvenih naglavnih pokrivalih.
Tudi GAK se je v 60-ih okrepil s čuvaji mrež
iz Jugoslavije. Prva sta bila Evgen Ravnić (v sezoni 1962-1963) in igralec iz Splita po priimku
Jurić (1965), katerega osebno ime se je izgubilo
v globinah klubskega arhiva. V istem obdobju se je v štajerskem nogometu začela tudi era
jugoslovanskih trenerjev. A Milan Zevković
(1964-1965) in Vlado Šimunić (1969-1970) sta
bila pri GAK-u kmalu spet razrešena.
Gol stoletja. Zoran Mišić, ki je od avgusta 1969
do junija 1971 stal v vratih “rdečesrajčnikov”,
je poskrbel za nekaj najneverjetnejših pripetljajev domače nogometne zgodovine. 27. februarja 1971 je GAK na stadionu v Körösistraße
igral proti Wattensu. Na samem začetku drugega polčasa so Tirolci bliskovito navalili na
graški gol; Sieber je kronal napad z zadetkom.
V istem trenutku so GAK-ovi branilci ugotovili, da manjka njihov ključni soigralec. Vratar
Mišić je zamudil z vrnitvijo iz slačilnice in gol
je veljal. Na koncu so “atleti” vendarle zmagali
z 2:1, Othmar Behr pa je v Neue Zeit napisal,
da je bil tisto “gol stoletja”.
Kot kažejo klubske kronike, sta se graška kluba poleg vratarjev z Juga od konca 60-ih rada
odločala tudi za uspešne igralce v polju. Rado
Slović je na primer odigral za GAK vso tekmo v
pokalnem finalu proti Rapidu maja 1968. Kasneje je v rdečem dresu skrbel za ogleda vredne prizore – in predvsem za nekaj pomembnih
golov – Željko Kovač.
Savo superstar. 70-a sta zaznamovala izjemna vratarja v službi Sturma in GAK-a: Refik Muftić od sezone 1974-1975 pri “črnih”
in Savo Ekmečić iz Mostarja pri “rdečih” sta
vsak na svoj način pisala zgodovino. Muftić,
160
ki je bil kasneje trener vratarjev pri Sturmu,
na čelu ponosno nosi brazgotino, ki jo je dobil v dvoboju z angleško nogometno legendo
Georgeom Bestom. S svojimi hlačami do kolen z napisom S (kot Savo) je Ekmečić ustvaril kar vsedržavni modni trend. Njegov klubski
kolega Želimir Vidović je v 80-ih na vprašanje,
kdo je njegov najljubši gledališki igralec, brez
odlašanja odgovoril: “Savo Ekmečić!” Ta vratar
pa ni skrbel le za zabavo, ampak tudi za rekorde, ki jih do danes ni še nihče presegel. Med
letoma 1978 in 1985 je Ekmečić stalno igral v
dresu GAK-a in odigral kar 269 prvenstvenih
tekem. S tem je postal “legionar” z največ nastopi za “rdeče vrage” – pred Slovencem Alešem
Čehom in Srbom Bobanom Dmitrovićem.
V zgodnjih 80-ih je vzšel Sturmov hrvaški
zvezdnik Božo Bakota. Na okrog 200 tekmah je dal kar 105 golov. Že v njegovi prvi sezoni 1980-1981 ga je Kronenzeitung pri izbiri nogometnih “oskarjev” v kategoriji tujcev
uvrstil na tretje mesto, skupaj z legendarnim
češkim nogometašem Antoninom Panenko.
Prvo mesto je osvojil Sturmov strateg sredine
igrišča Zvonko Breber iz Maribora. V naslednji sezoni je postal Bakota s 24 zadetki pred
Hansom Kranklom iz Rapida, Koreimannom
iz Innsbrucka in Gasselichom iz Avstrie kralj
prvoligaških strelcev.
Od marca 1980 do junija 1982 je bil trener
Sturna prvič Hrvat – Oto Barić. Med njegovo
prvo sezono je Sturm kot prvi štajerski klub
prezimil na prvem mestu najvišje lige, na koncu prvenstva pa je, po porazu v zadnjem kolu
proti velikemu rivalu Rapidu, še vedno osvojil naslov viceprvaka. Naslednje leto pa je
Sturm vendarle zasedel le še 6. mesto. Drugi
poskus z Barićem kot trenerjem se je končal
manj veličastno. Na koncu sezone 1988-1989
se “črnim” ni uspelo uvrstiti v play-off za prva-
Legionarji z Juga
ka, Barića pa je zamenjal Gustl Starek. Od leta
1983 je igral v GAK-ovi zvezni vrsti že omenjeni Želimir Vidović. Združeval je moč in eleganco ter odigral do leta 1990 omembe vrednih 150 tekem v najvišji ligi. Konec 80-ih sta
pri “atletih” zelo uspešno nastopala tudi Bobby Goračinov in Slovenec Matjaž Kek. Slednji
ni slovel le po svojih umetelnih prostih strelih,
ampak je v Körösistraße (dolgoletno domovanje “rdečesrajčnikov”) pritegnil še druge “legionarje”, kot sta na primer obrambni igralec Stojadin Rajković (1991-1997) in motor sredine
igrišča Aleš Čeh (1992-2003).
Obdobje dveh Ivic. V sezoni 1992-1993 se je
v statistiko strelcev avstrijske lige prvič vpisal
mladi igralec iz Splita po imenu Ivica Vastić.
Poleg tega ga je bilo moč videti še v dresu VSE
St. Pölten, ki se je, ne nazadnje tudi zaradi
njegovih 18 golov, uspel uvrstiti v play-off za
prvaka. Od leta 1994 do 2002 je bil ta Hrvat
nato pod vodstvom bivšega jugoslovanskega
reprezentančnega trenerja Ivice Osima aktiven
v Sturmovem trikoju. V obdobju Vastića in
Osima je Sturm slavil dva naslova državnega
prvaka, tri pokalne zmage ter več uspešnih nastopov v pokalu UEFA in Ligi prvakov. Mestne
derbije so v tem času zaznamovali predvsem
hrvaški igralci. V sezoni 1995-1996 sta bila
na primer pri 1:1 strelca Vastić in Rajković.
Leta 1997, na otvoritveni tekmi stadiona Arnolda Schwarzeneggerja, je Vastić pri zmagi
Sturma s 4:0 zadel kar dvakrat. Na naslednjem derbiju je za “črne” zadel Tomislav Kocijan. A maščevanje je bilo srdito in plešasto: v
letih 1998, 1999 in 2000 je Igor Pamić iz Pulje
odločil več mestnih dvobojev v korist GAK-a.
V Körösistraße je temu sledil še kak izstopajoč
trenutek. 2. julija 2003 se je po 11 letih od GAKa poslovil eden najzvestejših igralcev. Slovenski
internacionalec Aleš Čeh je na prijateljski tekmi s svojim novim slovenskim klubom, NK
Maribor PL, prvih sedem minut odigral s svojo
številko 7 na hrbtu, nato pa se je podal na ganljivi častni krog okrog celega stadiona.
Tudi zdaj “legionarji” ves čas skrbijo, da se
o njih govori. Po eni strani je odhod Maria
Tokića med navijači GAK-a poskrbel za veliko razočaranje, po drugi pa sprožajo podaje in
napačne podaje Bošnjaka Samira Muratovića
pri številnih gledalcih skrajno mešane občutke.
Vzrok za občudovanje so celo med pristaši nogometnih nasprotnikov preigravanja Hrvata Maria Bazine v službi “rdečih”. Pri Sturmu
najdemo poleg trenerja Miše Petrovića tudi
srbskega čuvaja mreže Radovana Radakovića
in na sredini igrišča njegovega rojaka Bojana
Filipovića. Tradicijo slovenskih igralcev nadaljuje branilec Mitja Mörec. Ostane še Srb Boban Dmitrović, ki je kot edini “legionar z Juga”
zamenjal strani, vendar mu pri Sturmu niso
podaljšali pogodbe za sezono 2005-2006.
“Predalček” trenerji z Juga:
Oto Barić: Hrvat. Že dvakrat vodja Sturma,
in sicer od marca 1980 do junija 1982 in od
novembra 1988 do julija 1989. Zelo zaposleni
trener (med drugim je vodil Rapid in Austrio
Salzburg) je bil kasneje tudi selektor avstrijske
in nato še hrvaške reprezentance.
Milan DJurićić: Hrvat. Trener Sturma od junija 1993 do junija 1994, nato med drugim treniral NK Osijek in DSV Leoben.
Savo Ekmečić: Bošnjak. Trener pri GAK-u od
septembra 1990 do aprila 1992. Prej v dresu
GAK-a neprekinjeno osem let prvi vratar.
161
Legionarji z Juga
Milan Miklavič: Slovenec. Treniral GAK od
aprila 1992 do oktobra 1993, kasneje dejaven
še pri Welsu, VOEST-u, Eausiedlu, DSV Leoben, Rapidu, HIT Gorici in NK Mura.
Miša Petrović: Srb. Bivši igralec Sturma trenira moštvo od septembra 2003.
Ivica Osim: Bošnjak. Njegova “delovna doba”
pri Sturmu od junija 1994 do septembra 2002
diši po rekordu. Med drugim je bil jugoslovanski reprezentančni selektor, trenutno pa je
trener na Japonskem.
Ljubo Petrović: Srb. Trener GAK-a od poletja
1996 do jeseni 1996. Med drugim je skrbel tudi
za Crveno Zvezdo Beograd, Español Barcelona, Penarol Montevideo in Olympiakos Pirej.
“Predalček” kaj je nastalo iz?
Božo Bakota: Hrvat, ki je v 80-ih zelo uspešno
igral za Sturm. Kralj strelcev avstrijske lige
1982 in tretji na večni lestvici najboljših pri
Sturmu. Po koncu aktivne kariere se je zaradi
goljufije za 8 mesecev preselil za rešetke. Trenutno trenira mladinsko moštvo (Zelena zvezda Gradec) ter tu in tam še sam igra dvoranski
nogomet.
Aleš Čeh: Bivši kapetan slovenske reprezentance in zaslužni motor sredine igrišča pri
GAK-u (1992-2003) igra danes za “črno-bele”
– v Linzu.
Boban Dmitrović: Rojen 1972. Srb, ki je kot
doslej prvi “legionar z Juga” presedlal neposredno od GAK-a k lokalnemu rivalu Sturmu.
Dolgo je veljal za enega najmočnejših igralcev
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leve strani igrišča v Avstriji. Zgodovino je pisal
tudi “pasivno”, ko je leta 1996 od rojaka in trenerja pri GAK-u Ljuba Petrovića na tekmi proti
moštvu Germinal Ekeren dobil klofuto. Medtem podpisal pogodbo s srbskim prvoligašem
Borcem iz Čačka.
Savo Ekmečić: Rojen 1948 v Mostarju, leta
1977 prišel iz FK Sarajevo h GAK-u. Legendarni vratar z nenavadno dolgimi hlačkami in
kasnejši trener je zdaj gostilničar na nogometnem stadionu Gradec-Gösting.
Ivica Vastić: Najuspešnejši strelec pri SK
Sturm (1994-2002), izhaja iz okolice Splita
na Hrvaškem. Ko je po pridobitvi avstrijskega
državljanstva leta 1998 na svetovnem prvenstvu v Franciji proti Čilu dosegel izenačujoči gol,
mu je Kronenzeitung priznal: “Ivo, zdaj si pravi Avstrijec!” Vastić igra zdaj, po postajah pri
dunajski Austrii in na Japonskem, skupaj z
nekdanjim nasprotnikom Alešem Čehom pri
LASK-u.
Želimir Vidović: Rojen 1953 v Sarajevu. V
začetku 80-ih igral za jugoslovansko reprezentanco. Igralec sredine in specialist za podaje pri
FK Sarajevo ter kasneje pri GAK-u, je bil med
akcijo reševanja ranjenih bošnjaških vojakov v
“jugoslovanski vojni” leta 1992 umorjen.
Željko Vuković: Letnik 1962, je, kar je posebno
zanimivo, svojo prvo tekmo v dresu avstrijske
reprezentance odigral pri 40 letih. Od 1995 do
1999 libero pri GAK-u. Po rodu Hrvat, je bil
v pretekli sezoni trener pri koroškem regionalnem ligašu Št. Andražu, vendar ga je po seriji
porazov zamenjal Walter Kogler.
Legionarji z Juga
Mercedes za Sturmovega vratarja
Pogovor s Savom Ekmečićem
Medtem ko so se na zelenici vadbenega centra GAK “rdeči” amaterji pripravljali na tekmo proti Flavii Solvi in smo na televiziji gledali prenos nastopa dunajskega Rapida proti
moskovski Lokomotivi, je k mizi Signalovega
spraševalca prisedel izvrstno razpoloženi Savo
Ekmečić. Eno je jasno: legendarni humor dolgoletnega GAK-ovega vratarja ni zbledel niti v
nogometnem pokoju.
Signal: Včeraj je GAK spet zmagal na pomembni
tekmi proti Sturmu. Na koliko mestnih derbijih ste
igrali in katerih rezultatov se še spominjate?
Ekmečić: Osem let sem igral na prav vsakem
derbiju. Ena tekma mi je ostala še posebno
dobro v spominu, čeprav ne more biti reklama
za današnji nogomet. Ne da bi to vedel, sem se
večer pred tekmo znašel v sturmovskem gostinskem lokalu, kjer sem popival do 4. ali 5. ure
zjutraj. Lastnik lokala in Sturmov menedžer,
ki je bil prav tako tam, sta bila navdušena in
sta na veliko plačevala runde. Naslednji dan so
se začele o tem širiti govorice in navijači Sturma so bili že pred tekmo prepričani, da bo njihovo moštvo zmagalo. A tekma se je končala
1:0 za GAK in Savo Ekmečić je bil najboljši
igralec na terenu.
Signal: Kako ste pravzaprav prišli iz Sarajeva
v Gradec h GAK-u?
Ekmečić: Preko vratarja pri Sturmu. Refik
Muftić je zaključeval nogometno kariero in
si je hotel za konec privoščiti novega Mercedesa. Vodja prodaje pri podjetju Wittwar, kjer
je kupoval avtomobil, je bil član vodstvenega odbora pri GAK-u. Vprašal je Muftića, če
pozna kakega dobrega vratarja, saj sta bila oba
GAK-ova standardna vratarja poškodovana.
Na Muftićevo priporočilo sem nato prišel v
Gradec.
Signal: Po vsej Avstriji ste postali znani zaradi svojih dolgih hlačk. Kako ste prišli na
to idejo?
Ekmečić: Tukaj sem igral že tri ali štiri leta, pa
sem opazil, da si ljudje venomer želijo kaj novega. Za nekega vratarja se zanima komajda kdo.
Torej sem si mislil: Preden me zamenjajo z drugim vratarjem, moram sam pri sebi nekaj spremeniti. Če vsi drugi igrajo v kratkih hlačkah,
bom jaz od takrat naprej igral v dolgih.
Signal: Ali je res, da ste imeli za svoje hlačke posebnega krojača?
Ekmečić: Da, ime mu je Josef Staber. V Gradcu dela še zdaj. Po vsaki tekmi sem mu poklonil svoje hlačke in vsakič mi je naredil nove.
Signal: Koliko primerkov pa imate še vi sami?
Ekmečić: Niti enega. Kadar potrebujem hlačke,
jih dobim od njega.
Signal: Je “S” na hlačnicah pomenil Savo?
Ekmečić: Da. Lahko pa bi pomenilo tudi Seppi, kakor je ime krojaču.
Signal: Katera tekma pri GAK-u je bila za vas
najlepša?
Ekmečić: Zagotovo je bila to pokalna zmaga leta 1981 na povratni tekmi proti Salzburgu. 2:0. To je bil prvi veliki naslov za kako
štajersko moštvo.
Signal: In kateri je bil najbolj grozen gol, kar ste jih
kdaj dobili?
Ekmečić: To je bil gol, ki ga ne bom pozabil, do-
163
Legionarji z Juga
kler bom živ. Ker je namreč povsem nedolžnega
človeka stal njegove službe. Za trenerja GAK-a
Hermanna Repitscha je bila tekma proti VOEST Linz zadnja priložnost. Predsednik kluba
je od njega po seriji slabih rezultatov zahteval
zmago. Vodili smo z 1:0, ko je proti meni priletela podaja srednjega branilca. Pogledal sem
na levo proti zunanjemu krilcu, ki je bil prost.
Žoge nisem še niti ujel, ko sem že mislil na
naslednjo podajo. To je bila napaka, ker je žoga
zletela čez mojo desno stran in se prav počasi
odkotalila morda kakih 20 centimetrov čez golovo črto. Tekma se je končala 1:1 in trenerja so
odpustili. To me je zelo prizadelo, kar za mojo
napako niso kaznovali mene, ampak nekoga,
ki ni pri tem mogel prav nič storiti.
Signal: Zadnje vprašanje je seveda: Kdo bo novi
prvak?
Ekmečić: Prvi favorit je po mojem mnenju Rapid. A če se bo uvrstil v Ligo prvakov, bi stavil
na Austrio ali na GAK – a le, če ne bomo imeli
preveč smole s poškodbami.
Signal: Kasneje ste bili sami trener pri GAK-u. Kaj
je bil v tej vlogi vaš največji uspeh?
Ekmečić: Z moštvom smo se v drugi ligi borili
za obstanek. Čeprav z mladim moštvom, smo
se uspeli uvrstiti v play-off. V ekipo sem uvrstil
tudi igralce iz podmladka, kot so Hans Kogler,
Peter Guggi, Roland Goriupp ali Edi Glieder, ki
so kasneje vsi napravili lepe kariere.
Signal: Takrat, v letih 1991-1992, je pri GAK-u igral
tudi napadalec, ki se je imenoval Boris Ekmeščić in
ki je dosegel nekaj odločilnih golov za obstanek svojega moštva v ligi. Kako to, da je on eden izmed
“legionarjev z Juga”, na katere danes nihče več ne
pomisli, medtem ko se pri drugih zdi, da ne bodo
nikoli utonili v pozabo?
Ekmečić: Takrat ljudje ponavadi niso bili tako
pozorni na posamezne igralce. Napadalec je bil
najet preprosto zato, da bi zabijal gole. Zato se
ni nanj kasneje nihče posebej spominjal. Erwin Dampfhofer je po mojem mnenju tudi
prav takšen primer.
164
ZUR PERSON – O AVTORJU
Wolfgang Kühnelt
Wolfgang Kühnelt, geboren 1967. Lebt und
arbeitet als Texter in Graz. Geschäftsführer
der Kommunikationsberatungsagentur Pretty
Commercial. Autor des Buches „Berühmte
Dynastien“, erschienen 2005 im Holzhausen
Verlag. Herausgeber des Internet-Monatsmagazins „Der Haubentaucher“, www.haubentaucher.com. – Wolfgang Kühnelt, rojen leta 1967.
živi in dela kot pisec besedil v Gradcu. Izdajatelj
mesečnika na internetu „Der Haubentaucher“,
www.haubentaucher.com.
Wir haben oft auch hinübergeschaut
Wir haben oft auch hinübergeschaut
Erinnern und Vergessen an der slowenisch-steirischen Grenze anlässlich der
EU Erweiterung
� Text: Elisabeth Schober
„Für die Beseitigung der Grenzen in den Köpfen
der Menschen gibt es derzeit keinen konkreten Termin.“1
Der erste Mai, der gemeinhin als Tag der Arbeit bekannt ist, wurde im Jahre 2004 mit einer weiteren Bedeutung aufgeladen. Die Europäische Union erweiterte sich um zehn neue Mitgliedsstaaten,
und dieses Ereignis wurde in großen Feierlichkeiten vielerorts an den Grenzen zwischen alten und
neuen Mitgliedsstaaten zelebriert. Auch an der slowenisch-steirischen wurden zahlreiche Feste
veranstaltet – zwei der größten fanden in Bad Radkersburg/Gornja Radgona und Mureck/Trate
auf den beiden Grenzbrücken statt, die über die Mur ins jeweilige Nachbarland führen.
Zu den zahlreich erschienenen Gästen aus beiden Ländern zählte auch Politprominenz: Die damalige österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner etwa fand sich ebenso wie ihr
slowenischer Gegenpart Dimitri Rupl auf der Brücke zwischen Radkersburg und Gornja Radgona
ein. „Ich freue mich sehr, dass diese Brücke nun zu einer echten Brücke der Freundschaft wird“,
meinte Ferrero. Nun gelte es, die ohnehin guten Beziehungen zu Slowenien noch weiter zu vertiefen.2 Ganz ähnlich gefärbt war der Grundtenor der offiziellen (politisch und medial geprägten) Sprache insgesamt: Die ökonomischen Vorteile für alle Beteiligten wurden herausgestrichen,
Gemeinsamkeiten und Freundschaft über Grenzen hinweg hervorgehoben, das baldige Ende der
Grenzen in Europa wurde herbeigeredet, und oft wurde ein Europa ohne Grenzen gar als bereits
eingetretene Gegenwart dargestellt: „Hätten wir uns gestern getroffen, hätten wir sagen müssen:
Dies- und jenseits der Grenze. Heute können wir aber sagen, dies- und jenseits der Mur“, erklärte etwa ein steirischer Landtagsabgeordneter in seiner Rede auf der Murecker Murbrücke. Damit
einhergehend wurde auch den beinahe sprichwörtlich gewordenen „Grenzen im Kopf“ der Kampf
angesagt: „Zur EU gibt es keine Alternative. Nicht nur die Grenzen fallen, sondern auch die Mauern in den Köpfen.“3
Doch diese offiziellen Darstellungen des Großereignisses spiegelten kaum die Ansichten einer
Mehrheit Österreichs wider. Eine Umfrage, deren Ergebnisse in der Presse vom 8. Mai 2004 veröf-
165
Wir haben oft auch hinübergeschaut
Blick von slowenischer Seite auf die Murbrücke bei Mureck / Trate – Pogled iz slovenske strani na Murin most pri Cmureku / Trate
166
Wir haben oft auch hinübergeschaut
fentlicht wurden, wirft ein anderes Licht auf
die Erweiterung: Anfang Mai 2004 befürworteten demzufolge nur 34% der Österreicher/innen die Osterweiterung, 52% sprachen sich gar
vollkommen dagegen aus.4 Damit erreichten
die Erweiterungs-Gegner/innen in Österreich
erstmals die absolute Mehrheit, just zu dem
Zeitpunkt, als sich die Erweiterung tatsächlich vollzog.5 Für mich als Kulturanthropologin stellte sich nun die Frage, was der Grund
für die Divergenzen in den Wahrnehmungen
zwischen den (politischen) Eliten und der Bevölkerung war – und zwar in einem Raum,
wo ich Spannungen allein schon auf Grund
der geopolitischen Lage und der historischen
Gegebenheiten vermutete: Wie dachte man
also direkt an einer Grenze über den weiteren
Bedeutungsverlust eben jener Linie, die eine
Grenzregion erst zu dem macht, was sie ist?
Selbst im grenznahen Ratschendorf nahe Mureck aufgewachsen, ging ich in einer dreimonatigen Feldforschung rund um den 1. Mai 2004
in den nordslowenischen Großgemeinden
Gornja Radgona und Šentilj sowie im südoststeirischen Bezirk Radkersburg der Frage nach,
wie man direkt an der Grenze über die Erweiterung dachte.6 Und abseits der Kameras und
Mikrofone waren auch andere Töne zu hören
als nur Begeisterung und Freude. Eine gewisse
Vorsicht, ja, oftmals auch Skepsis ließ sich aus
den Wortmeldungen verschiedenster Grenzraumbewohner/innen jeglichen Alters herauslesen, wie etwa einige Auszüge aus Interviewpassagen vermitteln können:
„Ja, Grenzöffnung, das ist nur so. Noch immer
stehen Polizisten und Gendarmen. Und die
Schengengrenze wird vielleicht erst 2012 sein
und nicht früher! […] [Verächtlich]: Ach!
Auch früher, wenn man wollte, konnte man
immer rüber gehen auf Besuch. Aber für Arbeit gibt es auch eine Übergangsfrist, das sind
sieben Jahre. Und sonst kommt auch nicht vieles Neues mehr [durch die Erweiterung].
Vielleicht wirtschaftlich, von Waren und so.“
(Dušan S., 26 Jahre, Črnci, SLO)
„Und wir haben ja von der Gemeinde aus
auch teilgenommen an diesen Festveranstaltungen, auch ein Festakt auf der Murbrücke,
mit einem steirisch-slowenischen Fest. Im Vorlauf habe ich schon gemerkt, dass sehr viele
sehr kritisch sind dem Beitritt gegenüber. […]
Und das wird aber nicht sehr offen geäußert.
Und jetzt auch im Nachhinein – ich habe festgestellt, dass die Teilnahme an diesen Feierlichkeiten von der Gemeindebevölkerung zwar
gegeben war, aber die hätte weitaus größer
sein können.“ (Anton Vukan, Bürgermeister von Gosdorf, A)
[Gefragt nach Grenzen im Kopf]:
„Wir haben zwar alle die EU im Kopf, aber
…“
(Janez Ferencek, Pfarrer von Apače, SLO)
Und was halten Sie von den ganzen Feiern?
„Nein, war ich nicht [dabei bei den Feiern].
Ich habe nicht einmal im Fernsehen alles gesehen. Ich kann das noch gar nicht glauben.
Dass das ehrlich ist. Das werden wir erst sehen, ob es ehrlich ist.“
– Weil es jetzt immer heißt, „grenzenlos“?
[Zögerlich]: Ja …
Trauen Sie dem nicht so?
„Ja, man weiß nicht, was kommt. Schaut‘s
euch nur an, überall, wie es zugeht. Ganz vertrauen kannst du dem nicht.“
(Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A)
167
Wir haben oft auch hinübergeschaut
der Grenzziehung in diesem Raum von zentraler Bedeutung waren und auch auf die gegenwärtige Wahrnehmung der EU-Erweiterung
von 2004 einwirken: Die kulturelle Konstruktion von Erinnerung und die alltägliche Praxis
der Verdrängung. Ich verstehe dabei Erinnern
und Vergessen als Strategien, die wie die zwei
Seiten einer Medaille funktionieren: Durch gewisse Diskurse der Erinnerung und Praxen des
Vergessens wird die Macht und Bedeutung jener nationalen Grenze „von unten her“ anerkannt und gestärkt, die ursprünglich von den
Zentren der Macht an den Peripherien gezogen wurden. Und heute, wo sich diese Grenze nach Ansicht vieler überholt hat, wirken die
Mechanismen, mittels derer sie im Leben der
Menschen erst zu einer tatsächlichen Schwelle
in Raum und Bewusstsein wurde, noch weiter
nach.
Der Grenzfluss Mur nahe Gosdorf – Mejna reka Mura pri Gorsdorfu
Im Unterschied zu Erweiterungsgegnern/innen im Landesinneren Österreichs, die oft alltägliche Ängste und Sorgen, wie Arbeitsplatzunsicherheit und Furcht vor ansteigender
Kriminalität, als ihre Beweggründe anführen7,
werden die Ressentiments gegen die jüngste
Erweiterungsrunde im Grenzraum selbst von
anderen, tiefer sitzenden Antrieben genährt,
die eng mit den historischen Ereignissen seit
der Entstehung der Grenze zusammenhängen
und von individuellen Erinnerungen und dem
kollektiven Gedächtnis der Grenzraumbewohner/innen genährt werden.
In dieser Arbeit will ich mich zwei Arten des
Sich-Arrangierens mit der Grenze annähern,
die meiner Ansicht nach in den 85 Jahren seit
168
Vorgestellte Gemeinschaften und machtvolle Grenzen. Benedict Anderson definierte
in seinem Buch „Imagined Communities“ die
Nation als vorgestellte Gemeinschaft: „it is an
imagined political community – and imagined
as both inherently limited and sovereign.“8 Anderson betont damit einerseits den konstruierten Charakter von Nationen (und damit auch
von den Nationalstaaten, die aus ihnen folgen)
und andererseits auch das vorgeblich gemeinschaftliche Element („community“), das von
großer Wichtigkeit für die Wirksamkeit des
nationalen Gedankens ist. Auch streicht er in
dieser Definition die Bedeutung der territorialen Begrenzung („inherently limited“) hervor. Denn gemeinschaftliches Zusammenleben organisiert sich zuallererst über Inklusion
und Exklusion, die unter anderem auch durch
schlichte territoriale Abgrenzung organisiert
wird; der Ausschluss von einigen ermöglicht
Wir haben oft auch hinübergeschaut
Murbrücke bei Mureck / Trate am 1. Mai 2004 – Murin most pri
Cmureku / Trate 1. maja 2004
erst den Zusammenschluss von anderen. Auf
national(staatlich)er Ebene lässt sich dieses
simple Prinzip weiter verfolgen: Nationen
funktionieren als vorgestellte Gemeinschaften,
weil sie räumlich begrenzt sind und weil die
nationale Identität dadurch gefestigt werden
kann, dass etwas anderes – ein anderer Staat,
eine andere Nation – jenseits der territorialen
Grenzen liegt. Gegen dieses Andere gilt es zu
opponieren – das kann von einem grundsätzlichen „Etwas trennt uns von denen dort drüben“ bis hin zu aktiver Feindschaft reichen –,
und diejenigen, die auf Grund einer sprachlichen oder ethnischen Teilidentität eine engere
Beziehung mit jenen haben könnten, die jenseits der Grenze leben, geraten dabei oft gleich
mit ins Visier. Auch der österreichische Essayist Karl-Markus Gauß greift den Gedanken
der Konstruiertheit von Nationen auf. Nationen seien zwar allesamt Erfindungen, schreibt
er, doch „einmal erfunden, [werden sie]
doch [zu] reale[n] und wirkungsmächtige[n]
historische[n] Gegebenheiten“.9 Analog dazu
lässt sich Ähnliches für Grenzen festhalten:
Sind sie einmal gezogen worden, so werden sie
– gerade wegen der Macht des Nationalstaates,
der auch Macht an seine Grenzen weitergibt
– zu einem wirkungsvollen Instrument, nicht
zuletzt auch im alltäglichen Umgang, in den
Köpfen der Menschen. Es gilt nun das, was
„von oben“ konstruiert wurde, in seinen Auswirkungen auf das alltägliche Leben gewöhnlicher Menschen zu verstehen.
Viele von diesen Überlegungen zu Nationen
und ihren Grenzen lassen sich praktisch in der
Geschichte jener Grenze nachzeichnen, von
der hier die Rede ist. Wie ein kurzer Blick in die
Geschichte zeigt,10 ist selbst an dieser zentraleuropäischen Grenze zwischen Österreich und
Slowenien – die im Vergleich zu höchst problematischen, militarisierten Grenzen, wie etwa
jener zwischen Israel und Palästina, geradezu
unbedeutend scheinen mag – das Diktum der
Grenzenlosigkeit erst seit kurzem relevant.
1919/1920 wurde die Staatsgrenze zwischen
dem damaligen SHS-Staat und Österreich
während der Friedensverhandlungen in St. Germain festgelegt, was für den Grenzraum rund
um Bad Radkersburg und Gornja Radgona den
Schlusspunkt zu langen, auch gewalttätigen
Auseinandersetzungen um die Grenzziehung
bildete. Nicht nur durch die Bezirkshauptstadt
verlief jetzt die Staatsgrenze mitten hindurch,
vielmehr wurde nun „ein [ganzer] historischer
Raum, der sich mehrsprachig entwickelt hat“,11
durch eine in der Landschaft gezogenen Li-
169
Wir haben oft auch hinübergeschaut
Slowenische, EU- und österreichische Flagge – Slovenska, EU in
avstrijska zastava
nie geteilt. Die Minderheiten, die dadurch auf
beiden Seiten bestehen blieben – die deutschsprachige Minderheit rund um das heute slowenische Apače und die slowenischsprachige
Minderheit in den österreichischen Dörfern
des Radkersburger Winkels – wurden im Laufe
der Jahre und Jahrzehnte immer wieder zum
Spielball der Mächte gemacht, die die Existenz
dieser Gruppen dazu nutzen wollten, Gebietsforderungen an den angrenzenden Staat zu
stellen.
In der Zeit während des Zweiten Weltkriegs
und in der Nachkriegszeit eskalierte die Lage
an der Grenze schließlich vollends: Hitlers
Diktion „Machen Sie mir dieses Land wieder
Deutsch“ folgend, wurden Vertreibungen und
170
Ermordungen von Slowenen/innen im besetzten SHS-Staat – auch unter Mithilfe der
deutschsprachigen Grenzbevölkerung – vorgenommen. Partisanen und spätere jugoslawische militärische Einheiten rächten sich bei
Kriegsende an der verbliebenen deutschsprachigen Minderheit, die größtenteils interniert
und anschließend nach Österreich ausgesiedelt
wurde. Diese Auseinandersetzungen während
des Krieges und nach dem Krieg wirkten noch
über Jahrzehnte hinweg nach. Erst 1965 fiel
die Visumspflicht zwischen den beiden Staaten, davor war die Region durch eine beinahe
unüberquerbare, eine tote Grenze geprägt.
Während sich die offiziellen Beziehungen zwischen Jugoslawien und Österreich ab den 60er
Jahren langsam mehr oder weniger normalisierten, blieben in den Köpfen der Menschen
an der Grenze die Erinnerungen oftmals wach:
„Sechzig Jahre sind vergangen, aber noch immer lebt dieser Krieg in den Menschen“, so
brachte es der junge Slowene Dušan S. aus
Črnci auf den Punkt, als ich danach fragte,
warum in seiner Umgebung besonders ältere Menschen wenig Begeisterung aufbringen
können für den Abbau der Grenze, an der sie
ihr Leben verbracht haben.
Vom Verlust der Mehrsprachigkeit. „Die
Staatsgrenze wirkt also immens homogenisierend.“12 Damit aus einem historischen,
mehrsprachigen Raum zwei klar von einander getrennte Räume werden, erfordert es viele kulturelle, soziale und persönliche Verluste.
Eine „natürliche“ Grenze gibt es nicht, vielmehr wird zumeist in den Jahren und Jahrzehnten nach einer Grenzziehung alles daran
gesetzt, die Vorstellung von der Natürlichkeit
der Grenze herzustellen und aufrecht zu halten, was auch das Streben nach ethnischer
Wir haben oft auch hinübergeschaut
und sprachlicher Gleichheit innerhalb des eigenen nationalstaatlichen Territoriums mit einschließt.
Zu den ersten und sichtbarsten Instanzen
der Kontrolle durch den Staat – also jenen
Grenzwachen, die an den jeweiligen Enden
der Brücken ihre Posten bezogen, um Grenzüberschreitungen zu überwachen und zu reglementieren – gesellten sich nun informellere Instanzen der Kontrolle hinzu, die sich um eine
Durchsetzung der Vorstellung von Homogenität bemühten: der oder die Grenzbewohner/in
selbst. Sowohl dies- als auch jenseits der Mur
gab man sich auch auf der lokalen Ebene sehr
viel Mühe, das Sprechen der jeweilig anderen
Sprache zu unterbinden – bei seinem Bekannten, bei seinem Nachbarn, bei sich selbst. In
ihrer historischen Arbeit „Die Sprache im Dorf
lassen“ berichtet Andrea Haberl-Zemljič vom
langen Festhalten und vom schließlich rasch
fortschreitenden Verlust der slowenischen
Sprache in den Dörfern von Radkersburg-Umgebung. Neben der Einflussnahme von „oben“
räumt Haberl-Zemljič auch der komplexen
und oft ambivalenten Rolle der Bewohner/innen selbst viel Platz ein:
Die Angst, daß über sie gesprochen werden
könnte, ist die Angst, bei den politischen Entscheidungsträgern aufzufallen und damit zur
Zielscheibe von Sanktionen zu werden, wie im
Lauf der Jahrzehnte oftmals erfahren werden
mußte. In diesem Zusammenhang kann sogar
von einem kollektiven Bewußtsein gesprochen
werden, das das Bewußtsein der Bewohner
der fünf Gemeinden bis heute prägt. Dabei
ist diese Furcht, nicht als loyale Österreicher
betrachtet zu werden, wenn man slowenisch
spricht, zweifellos noch in den fünfziger Jahren begründet gewesen, wie die Reaktionen der
öffentlichen Stellen auf die Volkszählung zei-
gen. Heute jedoch spricht einiges dafür, daß
die Wirklichkeit nicht mehr Anlaß zur Furcht
vor Repressalien gibt. Doch wie so oft erweisen
sich Einstellungen als wesentlich langlebiger
als die dazugehörige Realität.13
Der geschlossenen dörflichen Gemeinschaft,
die Haberl-Zemljič beschreibt, gelang es dennoch relativ lange, am Slowenischen als
„Dorfsprache“ festzuhalten, indem man sich
gleichzeitig nach außen hin bemühte, als
deutschsprachig zu gelten. Josefa P. aus Sicheldorf erzählt mir im Interview davon, wie eine
Bekannte, deren Muttersprache ebenfalls Slowenisch ist, die Sprache wechselt, sobald sie
sich beobachtet fühlt: „Und wenn sie jetzt in
die Stadt kommen oder irgendwohin, fangen
sie automatisch an [Deutsch zu sprechen], haben sie Angst, dann Slowenisch [zu reden].
Obwohl wir den ganzen Weg – sie fahrt mit
mir […] und dann fängt sie halt an [Deutsch
zu sprechen], wenn jemand zuhört. Wenn wir
alleine sind, reden wir Slowenisch.“
Ungleich schwerer und oft gänzlich unmöglich gestaltete sich aber das Festhalten an der
slowenischen Mutter- oder Umgangssprache für jene, die als Einzelne in mehrheitlich
deutschsprachige Dörfer kamen. Maria V.,
eine 80jährige Frau, die heute im österreichischen Gosdorf lebt und die in ihrer Kindheit
und Jugend, die sie im SHS-Staat nahe der
Grenze verbrachte, sowohl Slowenisch als
auch Deutsch sprach („Bei uns war das so, du
hast ja alles mit jedem reden können. Du hast
alles können. Alle zwei Sprachen.“), erzählte
mir etwa davon, wie sie nach dem Krieg gezwungen war, nacheinander beide Sprachen
aufzugeben, die sie beherrschte: Zuerst galt es,
im jugoslawischen Staat die deutsche Sprache
zu vergessen und schließlich, nachdem sie und
171
Wir haben oft auch hinübergeschaut
ihre Familie in den 50er Jahren über die Grenze nach Österreich geflüchtet waren, wiederholte sich der Sprachverlust – diesmal war es
das Slowenische, das sie aufgab, um bei Behörden und Nachbarn nicht noch mehr Argwohn
hervorrufen, da sie sich durch ihre stigmatisierte Herkunft von „drüben“ ohnedies schon
verdächtig machte:
Und ihr habt dann hier nur mehr Deutsch
geredet?
„Nur mehr Deutsch [lacht]. Von unseren Kindern kann ja keines mehr Slowenisch.“
Und haben sich deine Kinder interessiert
dafür, dass du drüben aufgewachsen bist?
Wollten sie da viel wissen darüber?
„Nein, nichts. Damals haben wir gar nichts
mehr erzählt. Haben wir gar nichts geredet
darüber nachher. Wir haben ihnen nur gesagt,
wir sind von drüben her. Gar nichts weiter.
Und heute kann sowieso keiner mehr Slowenisch. Die anderen Alten auch nicht.“
Wie in dieser Geschichte bereits anklingt, war
in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende die
deutsche Sprache jenseits der Grenze in Jugoslawien ebenso verpönt wie die slowenische im
diesseitigen österreichischen Grenzgebiet. Die
wenigen deutschsprachigen Bewohner/innen,
die nicht direkt nach dem Krieg nach Österreich ausgesiedelt wurden, sahen sich einem
Sprachverbot ausgesetzt, wie mir Anna P., eine
heute in Bad Radkersburg lebende ehemalige
Bewohnerin des Apaško polje, erzählt: „Das
waren damals stille Zeiten. Da hast du gar
nicht dürfen gescheit Deutsch reden. So war
das. Wenn einer dich gehört hat …“
Denunziationen bei den Behörden waren keine
Seltenheit, die Angst ging noch lange um, man
könnte – etwa vom eigenen Nachbarn – dabei
erwischt werden, seine deutsche Mutter- oder
172
Umgangssprache zu benutzen. Noch im Jahre 1973 wurde zum Beispiel ein Grabstein mit
deutschsprachiger Inschrift, der am Friedhof
in Apače errichtet worden war, in der Zeitung
erwähnt, da man sich noch immer an der Verwendung der deutschen Sprache stieß.14 Dass
über eine solche Inschrift sogar medial berichtet wurde, zeigt aber wohl auch, wie sehr der
umgangs- oder muttersprachliche Gebrauch
der deutschen Sprache in Jugoslawien damals
bereits zur Seltenheit geworden war.
Vom Hinüberschauen und Wegsehen.
„Ja, das Erstaunliche für mich ist gerade die
Tatsache, dass diese historisch entstandenen
Staatsgrenzen zu wirklichen Grenzen in den
Köpfen der Menschen geworden sind. Das äußert sich im Sprachverhalten, im Austausch
von Erinnerungen, in dem, worüber man redet
beziehungsweise nicht redet. Die Grenzen sind
auch die eigenen inneren Widerstände, die da
wirksam sind.“15
Ein massives Hindernis für die Herstellung
von nationaler Homogenität an einer Grenze
ist wohl der simple Umstand, dass das Andere,
das Verbotene trotzdem immer noch visuell
sichtbar bleibt. Zu jenem langen, oft schmerzhaften Prozess des Verlustes der Mehrsprachigkeit gesellte sich somit eine weitere Praxis der
Verdrängung, die diesem Umstand der Sichtbarkeit beikommen sollte: die Beschneidung
der Neugierde, des Interesses am Anderen,
die auch eng verknüpft ist mit der Wahrnehmung des physischen Raums. Denn das Ziel
einer jeden Grenze ist ihre Unsichtbarkeit, ist,
dass man sie und damit auch die Begrenztheit
des Eigenen, des Nationalen nicht mehr wahrnimmt. Dann hat die Grenze ihren eigentli-
Wir haben oft auch hinübergeschaut
chen Zweck erfüllt: Wenn das Andere und „die
von der anderen Seite“, wie man auf der österreichischen Seite die Slowenen/innen gerne
nennt, nicht mehr wahrgenommen werden,
zumindest aus dem Bewusstsein ausgeblendet
werden, wenn es schon aus dem Blickfeld niemals ganz möglich ist.
Grenzen können zwei Formen von Reaktion
auslösen – Neugierde und Identifikation oder
Abwehr – so die Kulturanthropologin Elisabeth Katschnig-Fasch: „Das Fremde hinter der
Schwelle der Erfahrung ist beängstigend und
unheimlich, das ,Außerhalb’ ist verlockend
und belastend zugleich. Es gleicht einem Spiegelbild […], hinter das man einen Blick werfen möchte, um sich dahinter selbst zu entdecken. Und mit der Beunruhigung wächst das
Bedürfnis, die Grenzen zu überschreiten.“ Was
aber, wenn die Grenze – wie es nach 1945 beinahe ein Jahrzehnt lang der Fall war – nicht
mehr überschritten werden darf?
In informellen Gesprächen und in den narrativen Interviews, die ich mit älteren Grenzraumbewohnern/innen führte, tauchte immer wieder der Begriff des „Hinüberschauens“
auf, was eine sehr konkrete Handlung meint:
Während jener Zeit der toten Grenze ging man
bis zur Mur und blickte zum jenseitigen Ufer
hinüber und hielt in Ermangelung einer tatsächlichen Annäherung nach etwas Ausschau,
das man vermisste und herbeisehnte, aber
nicht erreichen konnte:
„Ich bin ja auch ein paar Mal eingesperrt
worden, weil ich hier herübergeschaut habe.
Über die Mur. Haben sie gesagt, was ich da
hinüberschaue, habe ich gesagt, da sind meine
Leute drüben, die waren auf dieser Seite der
Mur, und ich war drüben. Ja, die müsse ich
vergessen.“
(Maria V., 80 Jahre, Gosdorf, A, die von
Jugoslawien nach Österreich hinüberschaute, nachdem Teile ihrer Verwandtschaft nach Österreich ausgesiedelt worden waren.)
„Der Vater ist mit 49 Jahren gestorben, auch
an dem Leiden. Der Doktor hat gesagt, gell,
du gehst immer nach Hause rüberschauen,
darum bist jetzt auch krank. […] Ja, der Vater ist doch jeden Tag hinübergegangen, jeden
Sonntag, der ist doch an Gemütskrankheit gestorben, das hat doch den Krebs gefördert. Bis
zur Grenze ist er gegangen.“
(Anna S., 79 Jahre, Ratschendorf, A, deren Vater jeden Sonntag von Österreich
nach Jugoslawien hinüberschaute, wo er
und seine Familie vor der zwangsweisen
Aussiedlung gelebt hatten.)
„Ja, wir haben oft auch hinübergeschaut, in
der schweren Zeit. Wir haben ja hinübergesehen. Aber, ja, was sollst du machen. Kannst
du nichts machen.“
Hat man das Haus gesehen, wo Sie daheim waren?
„Ja. […] Überhaupt im Frühjahr, wenn das
Laub unten ist.“
(Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A, die
von Österreich aus hinüber nach Jugoslawien schaute, nachdem sie 1946 gezwungen wurde, aus Jugoslawien auszusiedeln.)
Der begehrliche Blick zur anderen Seite hin, die
Neugierde auf das, was nicht mehr sein durfte, musste unter Kontrolle gebracht werden,
konnte doch das Schauen schnell in Handeln
umschlagen und aus einem Blick eine Grenzüberschreitung werden. So wurden jene Bemühungen, den Kontakt mit „drüben“ nicht ganz
173
Wir haben oft auch hinübergeschaut
abreißen zu lassen, mit umso vehementeren
Autoritäts- und Machtdemonstrationen durch
die Grenzwachen beantwortet. Im Dezember
1945 etwa kam es zur Erschießung mehrerer
junger Menschen durch jugoslawische Soldaten, weil diese die Mur illegal überquert hatten, um zu ihren alten Häusern in Jugoslawien zu gelangen.16 Auch berichteten mir meine
Gesprächspartner/innen immer wieder davon,
dass es auf jugoslawischer Seite zu Verhaftungen kam, wobei es genügte, sich auch nur in
der Nähe der Mur aufzuhalten. Um die Aufgriffe von „Unbefugten“ zu erleichtern, wurden auch die Bäume direkt am Ufer großteils
abgeholzt. Und so wurden der Grenzfluss und
seine Ufer immer mehr zum Angstraum, zur
verbotenen Zone.
Mit der Zeit ließ sich auch der sehnsuchtsvollste Blick bändigen: Anna S. (siehe Zitat
oben) war eine „Ausgesiedelte“, deren Vater
krank wurde und starb, weil er „immer nach
Hause rüberschauen“ ging und deren Mutter
„nicht mehr neugierig war auf daheim“, als
sich ihr endlich die Möglichkeit geboten hätte, wieder nach Jugoslawien zu fahren. So fuhr
ihre Tochter Anna bei der ersten Gelegenheit
alleine in jenes jugoslawische Dorf zurück, in
dem sie aufgewachsen war, um zu sehen, was
von ihrem Zuhause übrig geblieben war. Doch
man ließ sie nicht mehr in ihr altes Haus eintreten, die alten Nachbarn schauten weg, als
sie sie kommen sahen: „Das war für mich da
drinnen [legt ihre Hand auf die Herzgegend]
genau so, wie wenn alles zusammenbrechen
würde.“ Danach sei sie ebenfalls kaum mehr
über die Grenze gefahren, obwohl sie noch immer nur von „daheim drüben“ träume.
Auch Anna P. (siehe Zitat oben), deren Schwester in Jugoslawien blieb, weil sie mit einem jugoslawischen Staatsbürger verheiratet war,
174
während sie selbst nach Österreich ausgesiedelt wurde, kam, als die Grenze sich nach langen Jahren erstmals wieder ein wenig öffnete,
ausgesprochen selten über die Grenze. Dass sie
ihre eigene Schwester nach 1945 kaum je gesehen hat, kommentiert sie mit einem lapidaren:
„Jetzt ist die Schwester drüben. Und da … Jeder hat selber was, gell, da interessiert das gar
nicht …“
Wie sich erinnern?
„Unser früheres Selbst ist keineswegs so leicht
zu vergessen, denn die Vergangenheit ist unseren Erfahrungen gemäß ein enorm zähes
und beharrliches Wesen, sie wirkt in uns, auch
wenn wir uns ihrer entledigen oder entledigen
wollen.“17
Über Jahrzehnte hinweg war das Leben an
der südoststeirischen und nordslowenischen
Grenze in erster Linie von einer trennenden
Linie im Raum geprägt, die mit nationalen
Feindbildern aufgeladen, mit schmerzhaften
Erinnerungen behaftet und mit kollektivem
Stillschweigen gestärkt wurde. Der Diskurs,
der sich rund um den 1. Mai 2004 medial und
politisch entfaltete und der oftmals die Nichtigkeit dieser Grenze herbeireden wollte, die
Vergangenheit beschönigte und alte Ressentiments einfach ausblendete, negiert die Lebens- und Leidensgeschichten vieler, die in oft
schmerzhafter Weise mit dieser Grenze leben
lernen mussten.
Das Erinnern und das Vergessen, zwei Elemente, die geholfen haben, diese Grenze in
ihrer Wirkungsmacht zu stärken, gilt es nun
in seinen Auswirkungen auf das Leben der
Menschen voll zu begreifen. Schmerzhafte Erinnerungen sollen dabei aber nicht einer neu-
Wir haben oft auch hinübergeschaut
erlichen Verdrängung unterworfen und auch
nicht für unbedeutend erklärt werden, sondern
es gilt vielmehr, sich mit ihrer Bedeutsamkeit
in dem alten, national geprägten Kontext auseinanderzusetzen, um sie schließlich in einen
neuen Bezugs- und Erkenntnisrahmen stellen
zu können. Dies erfordert eine tiefere Auseinandersetzung damit, wie und warum Staatsgrenzen gezogen wurden, was sie dabei einund was sie ausschlossen und nicht zuletzt
auch, was verloren ging an Heterogenität, an
Mehrsprachigkeit und an grenzüberschreitendem Wissen in den langen Jahren, die in erster
Linie unter den Vorzeichen jeweils eines (National-)Staates standen. Nur so haben wir eine
Chance, wirklich einen gleichberechtigten,
entgrenzten Raum zu schaffen, in dem wir
– uns der Unterschiede und Gemeinsamkeiten
bewusst – aufeinander zu gehen können.
ANMERKUNGEN
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7
8
9
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11
12
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15
16
17
Gerhard Mumelter, Europas letzte geteilte Stadt wächst zusammen (http://
derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]).
Robert Lenhard, Willkommen!, in: Kleine Zeitung (Süd & Südwest),
1.5.2004.
Dieter Kindermann, Auch Mauern in den Köpfen durchbrochen, in: KronenZeitung, 1.5.2004.
Andreas Schnauder, Kein Interesse an EU-Wahlen und neuen Mitgliedern,
in: Die Presse, 8.5.2004.
Ein Jahr nach der EU-Erweiterung scheint die österreichweit verbreitete
Skepsis lediglich einer Art von Gleichgültigkeit gewichen zu sein, wie eine
journalistische Analyse von Umfragewerten, die im „Profil“ veröffentlicht
wurden, erahnen lässt: „Gar nicht so schlimm ist […] der Wert von 54
Prozent der Österreicher, die ,keine Auswirkung‘ des Beitritts der zehn EUNeulinge verspüren. Dass aber 33 Prozent der Befragten meinen, dass
der Beitritt ,eher Nachteile gebracht‘ hat, ist schon besorgniserregender.
Aber dass nur acht Prozent ,eher Vorteile‘ sehen ist – gelinde gesagt –
erschütternd.“ (Florian Kugler, Stolz auf die Erweiterung, in: Die Presse,
29.4.2005).
Elisabeth Schober, „Grenzenlos vielleicht“ – Kulturwissenschaftliche
Interpretationen von Grenzregime, Diskurs und Erinnerung im
südoststeirischen/nordslowenischen Grenzland, Phil DA. Graz, 2004.
EU-Osterweiterung: Zuversicht und Skepsis bei Österreichern!, in : KronenZeitung, 1.5.2004.
Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. Aufl. New York – London
1991, S. 6.
Karl-Markus Gauß, Das Europäische Alphabet. München 2000, S. 125.
Für diesen kurzen Überblick zog ich besonders Haberl-Zemljič, Die
Sprache im Dorf lassen. Festhalten und Aufgeben der Slowenischen
Sprache in Radkersburg Umgebung – Wissenschaftliche Schriftenreihe
des Pavelhauses, Bd. 6. Laafeld 2004; Hermann Kurahs, Grundzüge der
Geschichte Bad Radkersburgs, in: Hermann Kurahs – Erwin Reidlinger
– Erwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 u. Beatrix
Vreča, Grenzbrücken über die Mur bei Radkersburg im 20. Jahrhundert, in:
Hin und Her – Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark,
H. 7. Feldbach 1998 zu Rate.
Mensch an der Grenze zu sein, bedeutet auch eine große Verletzlichkeit.
Ein Gespräch zwischen Ilse Pollack und Eduard Staudinger; in Leibnitz
Aktuell, VI/2001.
Haberl-Zemljič, Die Sprache, S. 97.
Haberl-Zemljič, Die Sprache, S 34.
Franz Josef Schober, Ein Friedhof jenseits des Flusses. Der Friedhof
von Apače/Abstall als familien-, orts- und zeitgeschichtliche Quelle, in:
Die Briten in den Bezirken Feldbach und Radkersburg. Feldbach: 2005 –
Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 9/10, S.
229.
Mensch an der Grenze.
Rudolf Grasmug – Johann Praßl – Franz Josef Schober, So war es 1938–
1945. 50 Jahre Kriegsende in der Südosrtsteiermark – Schriften aus dem
„Museum im Tabor“, Bd. 3. Feldbach 1996, S. 43f.
György Konrád, Die Erweiterung der Mitte. Europa und Osteuropa am Ende
des 20. Jahrhunderts. Wien 1999, S. 13.
ZUR PERSON – O AVTORJU
Elisabeth Schober, Mag. Phil.
Geboren 1981. Studierte Kulturanthropologie in
Graz, Wien und Eau Claire, USA. Diplomarbeit
zum Thema „Diskurs und Erinnerung an der
steirisch-slowenischen Grenze“. Derzeit Masterstudium am Nationalism Studies Department
der CEU in Budapest. – Rojena 1981. Študirala
kulturno antropologijo v Gradcu, na Dunaju in
v Eau Claire, ZDA. Diplomska naloga na temo
Diskurz in spomin na štajersko-slovenski meji.
Trenutno master-študij na Nationalism Studies
Department CEU v Budimpešti.
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Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
Zazreti se tja preko in odvrniti
pogled
Spominjanje in pozabljanje ob
slovensko-štajerski meji ob širitvi EU
„Za odstranitev meja v človeških glavah
trenutno ni nobenega določenega termina“1
Prvi maj, ki je splošno znan kot praznik dela,
je bil leta 2004 dopolnjen še z enim pomenom.
Evropska unija (EU) se je razširila za deset novih
držav, ta dogodek pa so v mnogih obmejnih
krajih med starimi in novimi članicami
proslavili z velikimi slovesnostmi. Tudi na
meji med Slovenijo in avstrijsko Štajersko so
priredili številna slavja – dve od največjih so
pripravili na obeh mejnih mostovih, po katerih
je vodila pot v takratno sosednjo državo: med
Bad Radkersburgom in Gornjo Radgono ter
Med Cmurekom (Mureck) in Tratami.
Med številnimi gosti, ki so se udeležili obeh
slavij, so bili tudi mnogi predstavniki politične
prominence: tako takratna avstrijska zunanja
ministrica Benita Ferrero-Waldner kot njen
slovenski kolega Dimitrij Rupel sta se na primer
znašla na mostu med obema Radgonama.
„Zelo me veseli, da postaja ta most pravi most
prijateljstva,“ je menila Ferrero-Waldnerjeva.
Obveljalo je, da je treba že sicer dobre odnose
s Slovenijo še bolj poglobiti.2 Povsem podobno
je bil obarvan tudi temeljni naboj uradnega
(politično in medijsko izpostavljenega)
govorjenja nasploh: Izpostavljene so bile
ekonomske prednosti za vse udeležene,
podčrtane skupne lastnosti in prijateljstvo ne
glede na mejo, mnogo je bilo sklicevanja na
skorajšnjo odpravo meja v Evropi in pogosto
je bila omenjena celo Evropa brez meja kot že
obstoječa sedanjost: „Če bi se bili srečali včeraj,
176
bi morali reči: to- in onstran meje. Danes pa
lahko rečemo: to- in onstran Mure,“ je na
primer razlagal poslanec štajerskega deželnega
zbora v svojem govoru na mostu čez Muro pri
Cmureku. Vzporedno s tem je bil napovedan
boj tudi „mejam v glavah“, ki so postale že
pregovorne: „EU nima nobene alternative. Ne
padajo le meje, ampak tudi zidovi v glavah.“3
A ti uradni prikazi ob velikem dogodku
komajda odslikavajo stališča povprečnega
Avstrijca. Anketa, katere rezultate so objavili v
časopisu Presse 8. maja 2004, kaže širitev EU v
drugačni luči. V začetku maja je širitev EU na
vzhod odobravalo le 34 % Avstrijcev/Avstrijk,
kar 54 % pa se jih je celo izrecno opredelilo
povsem proti.4 Tako so nasprotniki širitve
prvič dosegli absolutno večino prav v trenutku,
ko je do širitve prišlo tudi dejansko.5 Zame kot
kulturno antropologinjo se je ob tem zastavilo
vprašanje, na čem temeljijo razhajanja med
dojemanjem (političnih) elit in prebivalstva – in
to v prostoru, kjer sem pričakovala napetosti že
zgolj zaradi geopolitične lege in zgodovinskih
danosti: kako torej prav na meji razmišljati o
nadaljnji izgubi pomena prav tiste črte, ki iz
mejnega območja šele napravi to, kar je? Kot
nekdo, ki je sam odraščal v obmejnem kraju
Ratschendorf pri Cmureku, sem se odpravila
na trimesečno terensko raziskavo glede 1. maja
2004 v severnoslovenski območni skupnosti
Gornja Radgona in Šentilj ter v južnoavstrijski
okraj Bad Radkersburg, spraševat, kaj menijo
ljudje ob meji o širitvi EU. In brez kamer in
mikrofonov je bilo slišati tudi drugačne zvoke
od navdušenja in veselja. Iz izjav prebivalcev/
prebivalk obmejnega območja najrazličnejših
starosti je bilo moč razbrati določeno
previdnost, celo skepso, kot je moč posredno
sklepati tudi iz izvlečkov pogovorov:
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
„No, ja, odpiranja meje, to je pač tako. Še
vedno so tu policisti in žandarji. In schengenska
meja bo morda šele leta 2012 in nič prej! […]
[Zaničljivo]: Ah! Tudi prej je lahko, kdor
je hotel, vedno šel čez na obisk. Za delo čez
mejo pa je ostalo prehodno obdobje, sedem
let. Pa tudi sicer ne bo mnogo novega zaradi
širitve. Morda gospodarsko, glede blaga
in podobnega.“ (Dušan S., 26 let, Črnci,
SLO)
„Tudi iz našega okrožja smo s slavnostnim
dogodkom na mostu čez Muro pri proslavi
sodelovali s slavjem slovenskih Štajercev. Že
predtem sem opazil, da so do širitve mnogi
prebivalci okrožja zelo kritični, […] le da
tega ne izražajo zelo odkrito. Tudi zdaj in v
prihodnje – ugotovil sem, da je bila udeležba
prebivalstva našega okrožja na širitveni
proslavi sicer opazna, a lahko bi bila še mnogo
večja.“ (Anton Vukan, župan Gosdorfa,
Austria)
[Na vprašanje o mejah v glavi]:
„Vsi imamo v glavah EU, ampak...“
(Janez Ferencek, župnik iz Apač, SLO)
In kaj ste vi imeli od vsega proslavljanja?
„Ne, nisem bila tam [na proslavi]. Še po
televiziji nisem vsega spremljala. Saj tega
sploh še ne morem verjeti, da je to iskreno. To
bomo šele videli, kako iskreno je v resnici.“
Ker se to zdaj vedno imenuje „brezmejno“?
[Obotavljajoče]: „Da...“
Ali temu ne zaupate?
„Saj ni mogoče vedeti, kaj še pride. Poglejte le,
kaj se povsod dogaja. Povsem zaupati temu ne
moreš.“ (Anna P., 84 let, Radkersburg, A)
Za razliko od nasprotnikov/nasprotnic širitve
v notranjosti Avstrije, ki so postavljali v
ospredje vsakdanje strahove in skrbi, kot na
primer nevarnost za delovna mesta in bojazen
pred porastom kriminalitete6, so odpore
do najnovejšega kroga širitve v obmejnem
območju po pogostih izjavah prebivalcev
sodeč napajali še drugi, globlje vsajeni vzgibi,
tesno povezani z zgodovinskimi dogodki vse
od nastanka meje, zasidrani v individualni in
kolektivni spomin.
V tem delu se nameravam približati dvema
vrstama samoprilagajanja na mejo, ki sta bili
po mojem mnenju že vseh 85 let od njenega
nastanka osrednjega pomena in bosta vplivali
tudi na prihodnje dojemanje širitve EU v letu
2004: kulturni konstrukciji spominjanja in
vsakdanji praksi potlačevanja. Spominjanje
in pozabljanje razumem pri tem kot strategiji,
ki funkcionirata kot nasprotni strani medalje:
skozi določene diskurze spomina in prakse
pozabe postaneta moč in pomen neke
nacionalne meje, ki so jo iz centrov oblasti
začrtali na periferiji, priznana in utrjena „od
spodaj“. In danes, ko je ta meja po mnenju
mnogih presežena, delujejo mehanizmi, preko
katerih je v življenju ljudi sploh postala dejanski
prag v prostoru in zavesti, še kar naprej.
Skupnosti v predstavah in mogočne meje.
Benedict Anderson je v knjigi Imagined
Communities definiral narod kot skupnost
v predstavah: „to je politična skupnost v
predstavah – in predstavljamo si jo kot
inherentno omejeno in hkrati suvereno.“7
Anderson s tem po eni strani poudarja
konstruiranost narodov (in s tem tudi
nacionalnih držav, ki iz njih izhajajo), po drugi
strani pa tudi njihove domnevno skupnostne
prvine („community“), ki so zelo pomembne
za učinkovitost nacionalne zavesti. V svoji
177
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
definiciji izpostavlja tudi pomen teritorialne
omejenosti („inherently limited“). Skupnostno
sobivanje je organizirano predvsem okrog
vključevanja in izključevanja, ki je med ostalim
označeno z vidno teritorialno razmejitvijo;
izključitev nekaterih omogoča tesnejšo
vključitev ostalih. Na nacional(no-držav)nem
nivoju lahko ta preprosti princip spremljamo
še naprej: narodi delujejo kot skupnosti v
predstavah, ker so prostorsko omejeni in ker
prav to lahko utrjuje nacionalno identiteto,
saj se onstran teritorialne meje nahaja nekaj
drugega – druga država, drug narod... Temu
Drugemu se velja zoperstaviti – kar lahko
sega od splošnega „nekaj nas ločuje od tistih
tam čez“ do aktivnega sovraštva – in tisti
posamezniki, ki bi lahko zaradi jezikovne ali
etnične delne identitete imeli z onimi, ki živijo
onstran meje, tesnejše odnose, so pri tem
pogosto takoj na muhi.
Misel o konstruiranosti narodov napada tudi
avstrijski esejist Karl-Markus Gauß. Narodi
nasploh sicer so iznajdeni, piše, ampak „ko
so enkrat iznajdeni [postanejo] vendarle
[vse preveč] resnične in močno učinkovite
zgodovinske danosti“.8 Analogno temu lahko
nekaj podobnega ugotovimo tudi za meje: ko
so enkrat zarisane, postanejo – prav zaradi
moči nacionalne države, ki izvaja svojo oblast
tudi (ali predvsem) na svojih mejah – učinkovit
instrument, ne nazadnje tudi pri vsakdanjem
početju, ki se naseli v glavah ljudi. Kar je bilo
konstruirano „od zgoraj“, velja torej razumeti
po učinkih na vsakdanje življenje navadnih
ljudi.
Marsikaj od teh razmišljanj o nacionalnem in
njegovih mejah lahko v praksi dokažemo tudi
glede zgodovine tiste meje, o kateri je govor
tukaj. Kratek pogled v zgodovino pokaže,9 da
je celo na tej srednjeevropski meji med Avstrijo
178
in Slovenijo – ki bi se utegnila v primerjavi z
najbolj problematičnimi in militariziranimi
mejami, kot je na primer med Izraelom in
Palestino, zdeti povsem neproblematična –
dikcija o brezmejnosti šele zadnje čase postala
relevantna.
Ko je bila v letih 1919-1920 med mirovnimi
pogajanji v St. Germainu določena meja med
tedanjo državo SHS in Avstrijo, je bilo to za
mejno področje okrog obeh Radgon ključna
točka za dolge, tudi nasilne spopade glede
zarisovanja meje. Ne le, da je državna meja
potekala skozi središče okrajne prestolnice, še
mnogo pomembneje je, da je bilo „[celotno]
zgodovinsko območje, ki se je poprej razvijalo
večjezično“10, razdeljeno s črto, vrisano v
pokrajino. Manjšini, ki sta zaradi tega nastali
na obeh straneh meje – nemškogovoreča okrog
danes slovenskih Apač in slovenskogovoreča
v avstrijskih vaseh Radgonskega kota -,
sta tako skozi leta in desetletja vedno bolj
postajali žogica v igri oblasti, ki so hotele
izkoristiti obstoj teh skupnosti pri postavljanju
ozemeljskih zahtev sosednji državi.
Med drugo svetovno vojno in v povojnem času
se je situacija ob meji zaostrila do popolnosti:
sledeč Hitlerjevi dikciji „napravite mi to deželo
spet nemško“ so začeli – tudi ob pomoči
nemškogovorečega obmejnega prebivalstva
– sistematično izganjati in moriti slovenske
prebivalce zasedenih delov SHS. Partizani
in kasneje jugoslovanske vojaške enote so
se ob koncu vojne maščevali nad preostalo
nemškogovorečo manjšino, katere pripadnike
so večinoma internirali ali izselili v Avstrijo.
Te medvojne in povojne delitve so imele učinke
še leta in desetletja kasneje. Šele leta 1965 so
bili med obema državama odpravljeni vizumi,
pred tem pa je regijo zaznamovala skoraj
neprehodna mrtva meja.
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
Medtem ko so se uradni odnosi med Jugoslavijo
in Avstrijo od 60-ih let počasi bolj kot ne
normalizirali, so ostajali spomini v glavah
obmejnih prebivalcev pogosto še naprej živi:
„Šestdeset let je minilo, a v ljudeh še vedno
živi spomin na tisto vojno,“ je to poudaril
mladi Slovenec Dušan S. iz vasi Črnci, ko
sem ga vprašala, zakaj tam okrog še posebno
starejši ljudje kažejo tako malo navdušenja nad
odpravljanjem meje, ob kateri so preživeli vse
življenje.
O izgubi večjezičnosti.
„Državna meja torej deluje gromozansko
homogenizirajoče“11
Če iz enega zgodovinskega večjezičnega
prostora nastaneta dva med sabo jasno ločena
prostora, terja to mnoge kulturne, družbene in
osebne izgube. „Naravna“ meja ne obstaja, zato
je predvsem v letih in desetletjih po razmejitvi
vsa pozornost posvečena ustvarjanju,
ohranjanju in krepitvi predstave o naravnosti
meje, kar vključuje tudi prizadevanja za
etnično in jezikovno enotnost znotraj lastnega
nacionalnodržavnega teritorija.
Poleg prvih in najbolj očitnih organov
državnega mejnega nadzora – torej mejnih
stražarjev, ki so zasedli položaje vsak na
svoji strani mostov, da bi nadzirali in izvajali
stroge predpise o prestopanju meje – so
bile vzpostavljene še neformalne kontrolne
instance, ki so si prizadevale vzpostaviti
predstave o homogenosti med samimi
prebivalci in prebivalkami ob meji. Tako na
tej kot na drugi strani Mure so se na lokalnih
ravneh zelo trudili spodrezati jezik druge
strani – pri znancih, pri sosedih, pri samih
sebi. V svojem zgodovinskem delu Pustiti
jezik v vasi poroča Andrea Haberl-Zemljič o
dolgem vztrajanju in na koncu pospešenem
izginevanju slovenskega jezika v vaseh okrog
Radgone. Poleg sprejemanja vplivov „od zgoraj“
namenja Haberl-Zemljičeva mnogo prostora
tudi kompleksni in pogosto ambivalentni vlogi
prebivalcev in prebivalk samih:
Pogosto smo morali v teku desetletij doživeti
strah pred tem, da bi izstopali in s tem
postali tarča sankcij. Nosilci političnih
odločitev seveda niso hoteli, da bi se o njih
širile govorice. V zvezi s tem lahko govorimo
celo o kolektivni zavesti, ki se je vtiskovala v
zavedanje prebivalcev petih zaselkov vse do
danes. Pri tem je bila bojazen, da nekoga ne bi
imeli za lojalnega Avstrijca, že če bi le govoril
slovensko, nedvomno utemeljena še v 50-ih,
kot so pokazale tudi reakcije javnih uradov na
ljudsko štetje. Dandanes pa kar nekaj stvari
govori v prid trditvi, da resničnost ne daje več
razlogov za strah pred represalijami. A kot
se je že mnogokrat potrdilo, so se predstave
izkazale za mnogo bolj trdožive od z njimi
povezane resničnosti.12
Zaprti vaški skupnosti, ki jo opisuje HaberlZemljičeva, pa je kljub vsemu uspelo razmeroma
dolgo obdržati slovenščino kot „vaški jezik“,
pri čemer so se člani navzven trudili veljati
za nemškogovoreče. Josefa P. iz Žetincev
(Sicheldorf) je v intervjuju pripovedovala o
tem, kako je neka njena znanka, katere materni
jezik je bila prav tako slovenščina, zamenjala
jezik, kakor hitro se je počutila opazovano:
„In če zdaj pridete v mesto ali kamorkoli že
in začnete avtomatsko [govoriti nemško], vas
je nato strah [govoriti] slovensko. Čeprav sva
vso pot – z mano se je peljala – in kadar sva
bili sami, govorili slovensko, je začela takoj
[govoriti nemško], če je kdo drug poslušal.“
Mnogo težje in marsikdaj povsem nemogoče
179
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
pa je bilo obdržati slovenščino kot materni
ali občevalni jezik tistim, ki so sami prišli v
večinoma nemškogovoreče vasi. Maria V.,
80-letna gospa, ki živi danes v avstrijskem
Gosdorfru, otroštvo in mladost je preživela
blizu meje v takratni državi SHS, govorila
pa je tako slovensko kot nemško („Pri nas je
bilo tako, da si se moral vendar vse z vsakim
pogovoriti. Moral si vse znati, v obeh jezikih.“),
mi je na primer pripovedovala o tem, kako je
morala enega za drugim opustiti oba jezika, ki
ju je obvladala: najprej je veljalo v jugoslovanski
državi pozabiti nemški jezik, in končno, ko je
s svojo družino v 50-ih prebegnila čez mejo v
Avstrijo, se je izguba jezika ponovila – tokrat
se je odpovedala slovenščini, saj pri uradnikih
in sosedih ni hotela vzbujati še več sumničenja,
kot ga je že sicer zaradi svojega stigmatiziranega
porekla „od tam preko“:
živeča bivša prebivalka Apaškega polja: „Tisto
so bili tihi časi. Takrat nisi smel nič pametnega
povedati po nemško. Tako je bilo to. Če bi te
kdo slišal …“
Ovadbe organom pregona niso bile nobena
redkost, strah se je še dolgo širil, mogoče
je bilo, če te je kdo – na primer kak sosed –
zasačil pri uporabi svoje materne ali pogovorne
nemščine. Še leta 1973 je bil na primer
nagrobni kamen z nemškim napisom, ki so
ga uredili na pokopališču v Apačah, omenjen
v časopisu, saj so se ljudje še vedno obregovali
ob uporabo nemškega jezika.13 Da so o takem
napisu poročali celo javni mediji, pa nedvomno
dokazuje tudi to, kako redka je že do takrat
postala raba nemščine kot maternega ali
občevalnega jezika.
In ste tukaj potem govorili le še nemško?
„Samo še nemško [smeh]. Od naših otrok ne
zna več nobeden nič slovensko.“
Pa je vaše otroke kaj zanimalo, da ste
zrasli „tam čez“? So hoteli o tam mnogo
izvedeti?
„Ne, ničesar. O tem nismo niti ničesar
pripovedovali. Rekli smo jim le, da smo od
tam in prav nič več. In danes tako ali tako ne
zna nihče več slovensko. Drugi starci prav tako
ne.“
„Da, zame je najbolj osupljivo prav dejstvo, da
so te zgodovinsko nastale državne meje nastale
resnične meje v glavah ljudi. To se odraža v
jezikovnem obnašanju, izmenjavi spominov, v
tem, o čemer se govori oziroma ne govori. Meje
so tudi lastni notranji odpori, ki so pri tem
dejavni.“14
Kot je čutiti že iz te zgodbe, je bila v prvih
desetletjih po vojni nemščina v Jugoslaviji prav
tako tabuizirana kot slovenščina v obmejnem
območju takratne Avstrije. Maloštevilni
nemškogovoreči prebivalci in prebivalke, ki
niso bili izseljeni v Avstrijo takoj po vojni, so se
znašli sredi prepovedi nemškega jezika, kot mi
je povedala Anna P., danes v Bad Radkersburgu
180
O gledanju tja čez in odvračanju pogleda.
Velika ovira pri vzpostavljanju nacionalne
homogenosti ob meji je že preprosta okoliščina,
da ostane drugi, prepovedani, kljub vsemu
viden s prostim očesom. Dolgemu in pogosto
bolečemu procesu izgubljanja večjezičnosti se
je torej pridružila še praksa zatiranja, ki naj
bi bila kos tej očitni okoliščini: odvračanje od
radovednosti, zanimanja za druge, kar je tesno
povezano z dojemanjem fizičnega prostora.
Kajti cilj vsake meje je nepreglednost, da človek
meje in s tem tudi omejenosti samega sebe in
svoje nacionalnosti ne zaznava več. Ko tisto
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
drugo in „tisti z one strani“ (kot na avstrijski
strani radi imenujejo Slovence/Slovenke) niso
več opaženi ali pa so vsaj izključeni iz zavesti,
ko ni več povsem mogoče niti njihovo popolno
pojavljanje v vidnem polju – šele takrat doseže
meja svoj resnični namen. Meje lahko sprožijo
dve vrsti reakcij – radovednost in identifikacijo
ali obrambo -, meni kulturna antropologinja
Elisabeth Katschnig-Fasch: „Tisto tuje za
izkustvenim pragom je zastrašujoče in grozljivo,
tisto izven je vabljivo in hkrati obremenjujoče.
Spominja na zrcalno podobo, […] za katero
bi radi pokukali in za njo odkrili sami sebe. Z
nemirom pa raste občutek potrebe, da bi meje
prestopili.“ Kaj pa, če meje – kot se je dogajalo
skoraj vse leto 1945 – sploh ni več mogoče
prestopiti?
[…] Da, oče je vsak dan šel tja, vsako nedeljo.
Umrl je vendar zaradi melanholije, ta mu je
povzročila raka. Prav do meje je hodil.“
(Anna S., 79 let, Ratschendorf, A, njen
oče je vsako nedeljo gledal iz Avstrije
v Jugoslavijo, kjer je z družino živel do
prisilne izselitve.)
Med neformalnimi pogovori in pripovednimi
intervjuji, ki sem jih opravila s starejšimi
prebivalci in prebivalkami ob meji, sem vedno
znova naletela na pojem „gledanja tja čez“, kar
pomeni zelo konkretno početje. V času „mrtve
meje“ so hodili ljudje prav do Mure in gledali
na drugo obrežje, ki so ga pogrešali in želeli, a
se mu ni bilo mogoče približati v resnici:
Poželjive poglede tja na drugo stran, radovednost
do tistega, kar ni več smelo biti njihovo, je
bilo treba spraviti pod kontrolo, saj bi sicer
gledanje hitro preraslo v trgovanje in pogledi
v prehajanje meje. Zato so mejni stražarji na
poskuse, da se stiki s „tistim tam preko“ ne bi
povsem pretrgali, ponavadi odgovarjali s toliko
bolj vehementnimi demonstracijami sile in
avtoritete. Tako so decembra 1945 jugoslovanski
vojaki ustrelili več mladih ljudi, ki so skušali
ilegalno prečkati Muro, da bi prišli do svojih
starih hiš v Jugoslaviji.15 Moji sogovorniki/
sogovornice so mi venomer pripovedovali, da
je bilo na jugoslovanski strani mnogo aretacij,
za katere je zadostovalo že to, da se je nekdo
le zadrževal v bližini Mure. Da bi olajšali
odkrivanje „nepooblaščenih oseb“, so v veliki
meri posekali tudi drevesa tik ob rečni obali.
Tako sta postali reka in njena obala vedno bolj
prepovedani coni in prostora strahu. Sčasoma
se je pustil ukrotiti tudi hrepeneči pogled:
Anna S. (glej gornji citat) je bila „izseljenka“,
„Tudi mene so nekajkrat zaprli, ker sem
gledala tja preko. Čez Muro. So mi rekli, kaj
to gledaš tam čez, pa sem odvrnila, da so tam
čez moji ljudje, oni so bili na tisti strani Mure,
jaz pa preko. Da, njih sem morala pozabiti.“
(Maria V., 80 let, Gosdorf, A, je začela
gledati iz Jugoslavije čez Muro v
Avstrijo, ko se je v Avstrijo preselil del
njenega sorodstva.)
„Moj oče je umrl pri 49 letih, tudi od trpljenja.
Doktor je povzdignil glas: ‚Ker vedno znova
hodiš gledat hiše tam čez, si zdaj tudi zbolel.‘
„Tudi mi smo v tistih težkih časih pogosto
gledali preko. Pa kaj naj bi storili. Nič ni bilo
mogoče storiti.“
Se je videla hiša, kjer ste prej stanovali?
„Da. […] Še posebno pomladi, ko je listje še
na tleh.“
(Anna P., 84 let, Radkersburg, A, ki je
gledala proti Jugoslaviji, potem ko se je
bila leta 1946 prisiljena izseliti.)
181
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
katere oče je zbolel in umrl, ker je „venomer
gledal preko proti domu“, in njena mati zato
„ni bila več radovedna, kaj je s hišo“, ko se ji je
končno ponudila priložnost, da je spet obiskala
Jugoslavijo. Tako se je njena hčerka M. ob prvi
priložnosti odpeljala v jugoslovansko vas, kjer
je odraščala, da bi si ogledala, kaj je ostalo od
nekdanjega doma. A v hišo ji niso pustili več
vstopiti in bivši sosedje so se obrnili stran, kol
so jo videli prihajati: „To je bilo zame tukaj
notri [roko je položila v bližino srca] natančno
tako, kot če bi se mi vse zlomilo.“ Po tistem se
je tudi sama le še redkokdaj odpeljala čez mejo,
čeprav še vedno sanja „le o domu tam preko“.
Tudi Anna P (glej gornji citat), katere sestra
je ostala v Jugoslaviji, ker je bila poročena z
jugoslovanskim državljanom, medtem ko se je
sama izselila v Avstrijo, je šla, čeprav se je po
dolgih letih meja prvič vsaj malo odprla, izrazito
redko čez mejo. Da je lastno sestro po letu 1945
komaj še kdaj videla, redkobesedno pojasni, češ
da „je sestra zdaj tam čez, in vsak ima sam kaj
zase, torej se za to ni treba preveč brigati...“
Kako se spominjati?
„Svojega zgodnjega sebstva nikakor ne moremo
zlahka pozabiti, kajti preteklost je glede na
naše izkušnje izredno žilavo in vztrajno bitje,
ki deluje v nas, četudi se mu odrečemo ali se
mu hočemo odreči.“16
Skozi desetletja je bilo življenje na meji
med južno Avstrijo in severno Slovenijo
zaznamovano s črto ločnico v prostoru, ki se je
napajala s podobami nacionalnega sovražnika
in bila obremenjena z bolečimi spomini in
okrepljena s kolektivnim molkom. Diskurz, ki
se je v medijih in politiki razvil okrog 1. maja
2004, je pogosto želel poudarjati nepomembnost
te meje, olepševati preteklost in preprosto
182
zamižati pred starimi zamerami, je zanikal
življenjske in trpljenjske zgodbe mnogih, ki so
se morali na pogosto boleč način naučiti živeti
ob meji.
Spominjanje in pozabljanje, elementa, ki sta
pripomogla, da se je pomen učinka meje okrepil,
je treba dojeti tudi glede na vplive, ki sta jih imela
na življenje ljudi. Bolečih spominov pa zato še
ne smemo ponovno podvreči potlačitvam niti
razglasiti za nekaj nepomembnega, ampak se
velja tem bolj spopasti z njihovim pomenom v
starem, nacionalno obremenjenem kontekstu,
da bi jih lahko končno postavili v okvir novih
odnosov in spoznanj. To pa zahteva bolj
poglobljeno preučevanje, kako in zakaj so bile
zarisane državne meje, kaj so pri tem vključile
in kaj izključile in, ne nazadnje, kaj se je pri tem
predvsem pod zaščitnim znakom vedno enega v
dolgih letih izgubilo na področjih heterogenosti,
večjezičnosti, čezmejnega znanja.
(Nacionalne) države so obstajale. Zdaj imamo
priložnost, da dosežemo zares enakopraven in
meja prost prostor, kjer bomo lahko – zavedajoč
se tako razlik kot enakosti – šli drug drugemu
naproti.
Zazreti se tja preko in odvrniti pogled
OPOMBE
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Gerhard Mumelter, Zadnje razdeljeno mesto v Evropi raste skupaj (http://
derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]) .
Robert Lenhard, Dobrodošli!, v: Kleine Zeitung (jug & jugozahod), 1. 5.
2004.
Dieter Kindermann, Tudi zidovi v glavah prebiti, v: Kronen-Zeitung, 1. 5.
2004.
Andreas Schnauder, Nobenega zanimanja za evropske volitve v novih
članicah, v: Die Presse, 8. 5. 2004.
Eno leto po širitvi EU se zdi, da se je po vsej Avstriji razširjena skepsa
zgolj skrčila v neko vrsto brezbrižnosti. Na tak sklep napeljuje novinarska
analiza anketnih odgovorov, objavljena v Profilu: „Niti ni tako hudo […], da
kar 54 % Avstrijcev ne čuti ‚nobenega učinka‘ desetih novih članic EU. Bolj
zaskrbljujoče je, da kar 33 % vprašanih meni, da je pristop novih držav
‚prinesel več škode kot koristi‘. Da pa le 8 % vidi ‚več koristi‘, je – milo rečeno
– osupljivo.“ (Florian Kugler, Ponosni na širitev, v: Die Presse, 29. 4. 2005.
Širitev EU na vzhod: Zaupanje in dvom pri Avstrijcih!, v : Kronen-Zeitung, 1.
5. 2004.
Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. izd. New York-London 1991,
str. 6.
Karl-Markus Gauß, Evropska abeceda. München 2000, str. 125.
Za ta kratki pregled sem povzemala predvsem: Haberl-Zemljič, Pustiti
jezik v vasi. Ohranjanje in opuščanje slovenskega jezika v okolici Radgone
– Znanstvena zbirka Pavlove hiše, zv. 6. Potrna 2004; Hermann Kurahs,
Temeljne poteze zgodovine Radgone, v: Hermann Kurahs-Erwin ReidlingeErwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 in. Beatrix
Vreča, Mejni mostovi čez Muro pri Radgoni v 20. stoletju, v: Sem in tja –
Feldbaški prispevki k domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, H. 7. Feldbach
1998.
Biti človek ob meji pomeni tudi veliko ranljivost. Pogovor med Ilse Pollack in
Eduardom Staudingerjem, v Leibnitz Aktuell, VI/2001.
Haberl-Zemljič, Jezik, str. 97.
Haberl-Zemljič, Jezik, str. 34.
Franz Josef Schober, Pokopališče onstran vodotoka. Pokopališče v
Apačeah/Abstall kot družinski, krajevni in časovnoizpovedni vir, v: Britanci
v okrajih Feldbach in Radkersburg. Feldbach: 2005 – Feldbaški prispevki k
domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, izd. 9/10, str. 229.
Človek na meji.
Rudolf Grasmug-Johann Praßl-Franz Josef Schober, Tako je to bilo 19381945. 50 let od konca vojne na Štajerskem – Zapisi iz „Muzeja v Taboru“, zv.
3. Feldbach 1996, str. 43f.
György Konrád, Širitev sredine. Evropa in Vzhodna Evropa ob koncu 20.
stoletja. Dunaj 1999, str. 13.
183
Bildgalerie – galerija slik VI
Oktober 2005: Symposion – oktober 2005: Simpozij - Ko ni več meja, veleposlanik Ernest Petrič
Janez Kramberger
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Franc Pukšič
Trate v Evropski uniji
Trate v Evropski uniji
Brezbrižnost do obmejnih krajev: odgovornost krajanov, občin ali države?
� Text: Sonja Bezjak
Trate ležijo v Slovenskih goricah in z edinim mostom čez Muro med Šentiljem in Gornjo Radgono
predstavljajo pomembno mednarodno prometno povezavo s čezmejnimi avstrijskimi kraji, tako v
smeri proti Lipnici kot tudi proti Gradcu in (avstrijski) Radgoni. Zgodba o Tratah je podobna še
kateri slovenski zgodbi, ki skupaj ne sodijo v zbirko tistih o uspehu.
Ljudje pred Petkovim mlinom in žago v času pred drugo svetovno vojno
185
Trate v Evropski uniji
Delavci pred stroji v Petkovem mlinu po drugi svetovni vojni – Die Arbeiter in der Petek-Mühle nach dem Zweiten Weltkrieg
In prav je, da se kdaj pa kdaj spomnimo tudi
teh malo manj uspešnih krajev. Še posebej
takih obmejnih, ki smo s 1. majem 2004
svojim avstrijskim sosedom z ‘’dvignjeno
rampo’’ postali mnogo bližji. Ob slavnostnem
zgodovinskem sprejemu smo, sicer ponosni
Slovenci, Tratenčani avstrijske sosede sprejeli
zapuščeni, razpadajoči in zaraščeni.
Ob glavni cesti, ki pelje iz avstrijskega Cmureka
(Mureck) preko Lenarta proti Mariboru ali
preko Šentilja proti Mariboru, je v dolžini
manj kot 1.800 metrov vsaj enajst sramotno
razpadajočih in zanemarjenih objektov.
Razpadajoči objekti so dokaz gospodarsko
in kulturno dejavne preteklosti na eni in
kasnejših neugodnih družbeno-političnih
razmer na drugi strani. Naj navedem le nekaj
186
znamenitosti kraja, ki ne premore kaj več kot
300 vaščanov: grad, dvorec, eden prvih mlinov
na elektriko, odkriti temelji puščavniške
kapele, ena najstarejših lip na Slovenskem,
več desetletij stara redka še ohranjena drevesa:
bukve žalujke, ciprese, platane, okrasne češnje,
samorasle tise..., ena večjih še ohranjenih kleti
v Slovenskih goricah, ostanki kamnoloma
in apnenice, pekarna, gospodarska poslopja
spodnjega in gornjega gradu…
Leta 1918, ko je bila vzpostavljena državna
meja, so Trate ostale odrezane od pomembnega
dela trga. S svojo mejno pozicijo so bile v časih
med obema vojnama in po drugi svetovni vojni
deležne le pozornosti v smislu preprečevanja
tihotapljenja. Poostren nadzor in umetno
prekinjena povezava s sosedi pa je za Trate
Trate v Evropski uniji
Novi Kinek oziroma Gornji grad oziroma Kapralov grad oziroma Hannsonov grad v tridesetih letih 20. stoletja – Das Schloss Novi Kinek bzw. Oberes
Schloss zw. Schloss Kapral bzw. Schloss Hannson in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts
pomenila izolacijo. Pot proti severu je bila
omejena, zmanjšal se je tranzit in prekinjeno
je bilo trgovanje s čezmejnimi kraji. Leta po
drugi svetovni vojni, ko so se številni slovenski
kraji razvijali, Tratam niso bila naklonjena.
Gospodarska dejavnost je v okrnjenih razmerah
in pod nacionalizacijskimi postopki zastala in
v sedemdesetih letih 20. stoletja, ko je zastal še
mlin, tudi dokončno izdahnila.
Lahko bi rekli, da je to pač zgodba obmejnih
krajev, ki so oddaljeni od središča sprejemanja
odločitev in zato deležni kvečjemu drobtinic
kruha, ki ga režejo centri. Pa bi se potem isto
moralo goditi tudi sosednjemu Cmureku,
ki se je v desetletjih ločenega življenja razvil
in uspešno prilagodil novim razmeram in
potrebam trga. Po več kot osemdesetih letih
ločenega življenja pričakujemo, da se bodo vezi
s sosednjim in za Trate najbližjim mestom
močno okrepile in presegle zgolj slovensko
nakupovanje v cenejših avstrijskih trgovinah
ter nedeljske obiske Avstrijcev v naših kmečkih
turizmih.
In da si krajani Trat želijo svojim sosedom
enakovredno stati ob boku, je seveda povsem
razumljivo. Najmanj hvaležno do zaskrbljenih
krajanov bi bilo, da bi zaradi vsesplošne
slovenske brezbrižnosti Trate s svojimi
naravnimi in kulturnimi danostmi morale
postati zanimiva in poceni priložnost sosedom
iz druge države. In kako so krajani, Občina
Šentilj in država Slovenija, skrbeli za razmere
na Tratah?
Težave z zgodovinskimi objekti na Tratah
se seveda začno že pri samih lastnikih. Novi
Kinek oz. Gornji grad je v lasti Sadjarstva
Lenart, ki je že dalj časa v stečajnem postopku
in z objektom nima nobenih načrtov. Petkov
mlin je v zasebni lasti nepremičninske družbe
iz Maribora, ki je stavbo kupila in jo prepustila
187
Trate v Evropski uniji
Služinčad v angleškem vrtu v času dr. Kapralova – Das Gesinde im
Englischen Garten in der Zeit von Dr. Kapral
nadaljnjemu propadu. Spodnji grad je v lasti
Ministrstva za delo, družino in socialne zadeve
RS, ki ga namerava prepustiti Ministrstvu za
kulturo RS. Kaj bo le to z njim, se seveda še
ne ve. Potem imamo pa občino, ki zaenkrat
še ni pripravila razvojne strategije v smislu
revitalizacije tratenških objektov. In ne le to,
z odloki je občina navedene objekte zaščitila,
vendar pa ni poskrbela za njihovo izvajanje.
Odlok o prostorskih ureditvenih pogojih za
razpršeno gradnjo v Občini Šentilj (sprejet
16. 10. 2003) v 42. členu, ki govori o kulturni
dediščini, jasno določa: ‘’Za vse posege na
objektih kulturne dediščine in njihovih vplivnih
območjih je potrebno v fazi izdelave projekta
za pridobitev dovoljenja za poseg v prostor
pridobiti pogoje in soglasja, ki jih izda pristojno
ministrstvo.’’ Iz seznama kulturne dediščine
(kjer je naveden Zavod za varstvo kulturne
dediščine Slovenije, OE Maribor, julij 2002) je
povsem jasno razvidno, da v to kategorijo sodijo
naslednji objekti na Tratah: Grad Cmurek, ki
mu domačini rečejo kar Spodnji grad, dvorec
Novi Kinek, ki mu domačini rečejo Gornji grad,
Brdonslova kapelica in Petkov mlin. Razen
kapelice je prihodnost ostalih treh objektov
povsem nejasna.
Spodnji grad (grad Cmurek) je vse do lanskega
leta dajal zavetje Zavodu za duševno in živčno
188
Cmureški grad in most v času prve svetovne vojne – Schloss Mureck im
Zeitraum des Ersten Weltkriegs
Dvorišče cmureškega gradu v času med prvo svetovno vojno – Hof des
Schlosses Mureck während des Ersten Weltkrieges
bolne Hrastovec-Trate. Grad, ki ga zgodovinski
viri prvič omenjajo v 11. stoletju, je še zmeraj v
solidnem stanju. Kakšna bo njegova prihodnost
zdaj, ko ga je navedena ustanova po več
desetletjih upravičeno zapustila, ni znano.
Nikomur. Občina se ga, kot kaže, na veliko
otepa. Ministrstvo za delo, družino in socialne
zadeve, v čigar lasti je grad, pa zaenkrat ni
predstavilo še nobenega projekta.
Petkov mlin tako imenujemo po zadnjem
zasebnem lastniku pred nacionalizacijo. Okoli
leta 1912 ga je dal postaviti Anglež Hannson,
ki je v tistih časih prebival v Novem Kineku. Po
ustnem izročilu naj bi bil ta mlin eden prvih
na elektriko v Kraljevini Jugoslaviji. Zadnjih
dvajset let je zapuščen. Namesto da bi služil
svojemu primarnemu ali kakšnemu drugemu
namenu, z njega odpadata omet in opeka.
Najbolj zanimivo in najbolj tragično se
Trate v Evropski uniji
zgodba zapleta v primeru Novega
Kineka. Zgradba služi stanovanjskim
namenom in je kot taka izpostavljena
ne samo zobu časa, kot je to opazno
v primeru mlina, ampak je poleg
vsega izpostavljena še nasilnim in
nenadzorovanim posegom. Z grobimi
posegi je prezidana dvorana, ki je
v začetku 20. stoletja predstavljala
salon in knjižnico, po nacionalizaciji
pa je bila namenjena kulturnim
prireditvam. Prezidan je tudi prehod
pod teraso. Ponekod so stara okna
že nadomestili z neustreznimi
sodobnimi okni s plastičnimi okvirji.
Da ne govorimo o puščanju strehe,
zamakanju in neurejeni kanalizaciji.
Kljub temu, da obstaja pravna podlaga
za zaščito kulturne dediščine pred
nekontroliranimi in agresivnimi
posegi, zgolj nekaj navedenih dejstev s
Propadajoče pročelje Petkovega mlina, avgust 2005 – Die verfallende Fassade der
terena priča o tem, da pristojne oblasti
Petkov Mühle im August 2005
ne izvajajo nadzora nad stanjem
in posegi v objekte, ki so jih same
označile za kulturno dediščino.
V 43. členu istega odloka nadalje
piše: ‘’Na območju PUP za razpršeno
gradnjo v Občini Šentilj se nahajajo
naslednje naravne vrednote in regijski
park, ki so predlagani za zavarovanje
(op.a.: navajam samo tiste s Trat):
Grajska lipa pri gradu Cmurek in
Grajski park Trate’’. In nadalje: ‘’Za vse
posege na zgoraj navedenih območjih
oz. v bližini naravnih vrednot, je
Porušene stopnice Kapralovega grada so včasih iz terase vodile v lepo urejen park
potrebno pridobiti naravovarstvene
– Die verfallenen Treppen des Schlosses Kapral führten einst in den schön gepflegten Park
pogoje in naravovarstveno soglasje, ki
ga izda pristojno ministrstvo’’.
V primeru Grajskega parka Trate se je
od prakse. Sredi novembra 2003 je Zavod za
ponovno izkazalo, kako daleč je lahko teorija
gozdove OE Maribor (lastnik parka je Sklad
189
Trate v Evropski uniji
kmetijskih zemljišč in gozdov RS)
začel sanitarno sečnjo z razlogom,
da zameji in odpravi podlubnika. Vse
lepo in prav, vendar že bežen sprehod
skozi park daje vedeti, da so za sečnjo
označena tudi drevesa, ki so videti
povsem zdrava. Tri markirane bukve
ne kažejo prav nobenega znaka, da
jih je napadel podlubnik. Po pritisku
krajanov in z voljo pristojnih organov
je sečnja začasno ustavljena. Srečko
Štajnbeher, vodja OE Zavoda za
varstvo kulturne dediščine, pravi:
‘’Glede na to, da sta tako dvorec kot
park vpisana v register nepremične
kulturne dediščine, kar pomeni, da
sta pod zaščito, bi morala naša služba
pripraviti konzervatorski program za
vse predvidene posege. Tudi v tem
primeru, ko gre za sečnjo v gozdu,
oziroma v parkovnem območju gradu,
bi to morali storiti.’’ Jožef Mrakič,
vodja Zavoda za gozdove OE Maribor,
dodaja, da bodo nadaljnji ukrepi v
gozdu potekali v dogovoru z Zavodom
za varstvo kulturne dediščine. Iz vsega
zgoraj napisanega je povsem jasno, da
bi dogovori morali teči avtomatično,
brez pobud in zahtev krajanov ter
posredovanja občine, že preden je
sečnja sploh začela teči. Ali smo zgolj
krajani odgovorni za nadzor nad
izvajanjem občinskega odloka?
Če se vrnemo nazaj in žalostne razmere
na Tratah pogledamo iz drugega
zornega kota, ugotovimo, da bo kraj z
vstopom v EU in s svojo novonastalo
primestno
pozicijo
izpostavljen
številnim novim možnostim in
priložnostim. Z željo, da bi zastalo
190
Zazidan prehod pod teraso, plastična okna in neurejena kanalizacija kazijo podobo
podeželskega dvorca – Der zugemauerte Durchgang unter der Terasse, Fenster mit
Kunsstoffrahmen und die nicht geregelte Kanalisation verunstalten die Gestalt des
Landschlosses
Zapuščen in razpadajoč prizidek Petkovega mlina je v osemdesetih letih gostil
punk-rockovsko sceno – Der verlassene und zerfallende Zubau der Petek-Mühle beherbergte in den 80er Jahren die Punkrock-Szene
Trate in der Europäischen Union
kolesje premaknili in ga obrnili sebi in širši
družbi v korist, so se zaskrbljeni Tratenčani
združili v Iniciativni odbor za Trate. Nastala
je pregledna brošura, v kateri nazorno popišejo
razmere v svojem kraju in izrazijo dolgoročni
cilj, da obstoječe objekte, ki trenutno kazijo
kraj in s svojim propadom potencialno
ogrožajo ljudi v okolici, ne le ohranijo, pač
pa obnovijo s ciljem širše družbene koristi.
Vse prej kot kmetijstvu prilagojeni kraj bi z
razvojno strategijo in sredstvi lahko izkoristil
svoje kulturne in naravne danosti. Denar je
moč – kadar občinski proračun ne seže tako
daleč – črpati iz različnih mošenj Evropske
unije in prav tukaj imajo prednost obmejne
regije. Z voljo in pobudami, kot jih na pristojne
organe naslavljamo krajani Trat, se iz pozabe
da privleči še tako zanemarjene objekte in
jih spremeniti v življenja polne, funkcionalne
in profitabilne. Očitno pa so volja in pobude
zaskrbljenih krajanov veliko premalo, da bi
pognali več kot desetletje mirujoče kolesje
Občine Šentilj.
Trate in der Europäischen Union
Die Gleichgültigkeit gegenüber
grenznahen Orten: Eine Frage der
Verantwortung der Bewohner, der
Gemeinde oder des Staates?
Trate liegt in den Slovenske Gorice (Windische
Bühel) und stellt mit der einzigen Brücke über
die Mur zwischen Šentilj und Gornja Radgona
eine wichtige internationale Verkehrsverbindung zu den grenznahen österreichischen Orten dar, sowohl in Richtung Leibnitz und Graz
als auch nach Bad Radkersburg. Die Geschich-
te von Trate zählt nicht zu den slowenischen
Erfolgsgeschichten.
Dennoch sollte man sich hin und wieder auch
an diese etwas weniger erfolgreichen Orte erinnern, insbesondere an die grenznahen, die seit
dem 1. Mai 2004 durch den EU-Beitritt Sloweniens den österreichischen Nachbarn näher gerückt sind. Bei den Feierlichkeiten anlässlich
dieses historisch bedeutsamen Ereignisses haben wir, die Bewohner von Trate, ansonsten
auf ihr Land stolze Slowenen, die österreichischen Nachbarn in einem verfallenden Ort
empfangen.
Entlang der Hauptstraße, die aus Mureck über
Lenart oder über Šentilj Richtung Maribor
führt, befinden sich auf einer Strecke von weniger als 1.800 Metern zumindest elf verfallende Objekte, die ein Beleg für die ungünstigen
wirtschaftlichen und gesellschaftlich-politischen Verhältnisse auf der slowenische Seite der Grenze sind. Ich erwähne hier nur ein
paar Sehenswürdigkeiten dieses Ortes, in dem
nicht viel mehr als 300 Dorfbewohner leben:
das Schloss, den Gutshof, eine der ersten elektrisch betriebenen Mühlen, die Ausgrabungen
von Fundamenten einer Einsiedlerkapelle, eine
der ältesten Linden Sloweniens, seltene, mehrere Jahrzehnte alte, gut erhaltene Bäume (eine
seltene Buchenart, Zypressen, Platanen, japanische Kirschen, wild wachsende Eiben...), einen der größten noch erhaltenen Weinkeller in
den Windischen Büheln, die Überreste eines
Steinbruchs und einer Kalkgrube, eine Bäckerei, die Wirtschaftsgebäude des Unteren und
des Oberen Schlosses ...
Im Jahre 1918, als die Staatsgrenze gezogen
wurde, wurde Trate von seinem wirtschaftlichen Umfeld getrennt. In der Zwischenkriegszeit und Nachkriegszeit erlangte der Ort nur
auf Grund des Kampfes gegen den Schmug-
191
Trate in der Europäischen Union
gel Aufmerksamkeit. Die verschärfte Überwachung der Grenze und die künstlich unterbrochene Verbindung zum Nachbarn bedeuteten
indessen für Trate die Isolation. Der Weg Richtung Norden war eingeschränkt, der Transit
nahm ab, und der Handel mit den grenznahen
Orten wurde unterbrochen. Die Jahre nach
dem Zweiten Weltkrieg, in denen sich andere slowenische Orte positiv entwickeln konnten, brachten für Trate hingegen keinen Aufschwung. Die wirtschaftliche Entwicklung
wurde sowohl durch die geographische Randlage als auch durch die Verstaatlichung stark
beeinträchtigt und erreichte in den siebziger
Jahren mit der Einstellung der Mühle ihren negativen Höhepunkt.
Man könnte sagen, dass dies eben das Schicksal von grenznahen Orten ist, die vom Zentrum, in dem die Entscheidungen gefällt
werden, weit entfernt sind. Dem aber widerspricht die Situation im benachbarten Mureck,
das sich in den Jahrzehnten der Trennung weiterentwickelt und erfolgreich den neuen Verhältnissen und Marktbedürfnissen angepasst
hat. Nach mehr als achtzig Jahren der Trennung vom nördlichen Nachbarn erwarten
wir, dass die Beziehungen zum benachbarten
Mureck stark ausgebaut werden und über den
Einkaufstourismus der Slowenen in den billigeren österreichischen Geschäften und über
Buschenschankbesuche von Österreichern in
Slowenien hinausgehen.
Dass die Einwohner von Trate den Nachbarn
ebenbürtig sein wollen, ist selbstverständlich.
Die wohl schlechteste Situation für die Bewohner wäre es, wenn Trate mit seinen natürlichen und kulturellen Besonderheiten auf
Grund der allgemeinen slowenischen Gleichgültigkeit dem Ausverkauf an das Ausland
preisgegeben würde. Es stellt sich die Frage,
192
wer für die tristen Verhältnisse in Trate verantwortlich ist: die Bevölkerung, die Gemeinde Šentilj oder der slowenische Staat?
Die Schwierigkeiten mit den historischen Objekten in Trate beginnen schon bei den Eigentumsverhältnissen. Novi Kinek, damit ist
Gornji grad (das Obere Schloss) gemeint, befindet sich im Eigentum von Sadjarstvo Lenart
(Obstbau Lenart), das schon längere Zeit in einem Konkursverfahren steckt und das für das
Objekt derzeit keine weiteren Pläne hat. Die
Petek-Mühle (Petkov mlin) ist Eigentum einer Immobiliengesellschaft aus Maribor, die
das Gebäude gekauft, aber dem weiteren Verfall überlassen hat. Spodnji grad (das Untere
Schloss) befindet sich im Besitz des Ministeriums für Arbeit, Familie und Soziales, das beabsichtigt, es dem Ministerium für Kultur zu überlassen, dessen Pläne betreffend das Gebäude
jedoch noch nicht bekannt sind. Auch die Gemeindeverwaltung von Šentilj hat noch kein
Konzept für die Revitalisierung der Gebäude
in Trate. Und nicht nur das: Die Gebäude stehen zwar auf Grund von Verordnungen unter
dem Schutz der Gemeinde, diese aber unternimmt nichts zu deren Umsetzung.
Der Artikel 42 der Verordnung zum Flächenwidmungsplan der Gemeinde Šentilj (beschlossen am 16.10.2003), der sich auf das kulturelle Erbe bezieht, besagt eindeutig: „Für alle
Veränderungen an Objekten des kulturellen
Erbes und dessen Umgebung ist es in der Phase der Projektausarbeitung notwendig, sämtliche Genehmigungen […] für Eingriffe in die
Bausubstanz […] beim zuständigen Ministerium einzuholen.“ Zu den Objekten kulturellen Erbes zählen laut einer Liste des Amtes zum
Schutz des kulturelles Erbes, Verwaltungskreis
Maribor, vom Juli 2002 folgende Objekte in
Trate: Schloss Mureck, das die Einheimischen
Trate in der Europäischen Union
Spodnji grad (Unteres Schloss) nennen, der
Gutshof Novi Kinek, von den Einheimischen
Gornji grad (Oberes Schloss) genannt, die Kapelle Brdonslova und die Petek-Mühle. Abgesehen von der kleinen Kapelle ist die Zukunft der
übrigen Objekte völlig ungewiss.
Das Schloss Mureck beherbergte bis zum
vorigen Jahr die Anstalt für psychisch Kranke
Hrastovec-Trate (Zavod za duševno in živčno bolne
Hrastovec-Trate). Das Schloss, das im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wird,
befindet sich immer noch in gutem Zustand.
Welche Zukunft das Schloss jetzt erwartet,
nachdem die Heilanstalt nach mehreren Jahrzehnten ausgezogen ist, ist unklar. Die Gemeinde will es allem Anschein nach loswerden. Das Ministerium für Arbeit, Familie und
Soziales, in dessen Eigentum sich das Schloss
befindet, hat aber bislang noch kein Projekt
vorgestellt.
Die Petek-Mühle ist nach dem letzten privaten
Eigentümer vor der Verstaatlichung benannt.
Sie wurde um das Jahr 1912 vom Engländer
Hannson errichtet, der zu dieser Zeit auf Novi
Kinek gelebt hat. Nach mündlicher Überlieferung war sie eine der ersten mit Strom betriebenen Mühlen im Königreich Jugoslawien. Die
letzten Jahrzehnte steht die Mühle still und
verfällt.
Interessant und zugleich tragisch ist die Geschichte von Novi Kinek. Das Gebäude wird
als Wohnhaus genutzt und ist als solches – wie
auch die Petek-Mühle – nicht nur dem Zahn
der Zeit, sondern auch unsachgemäßen baulichen Eingriffen ausgesetzt. Diese betreffen den
Saal, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Bibliothek diente und nach der Verstaatlichung
für Kulturveranstaltungen genutzt wurde,
und den Durchgang unter der Terrasse. Stellenweise wurden die alten Fenster durch nicht
entsprechende moderne Fenster mit Kunststoffrahmen ersetzt. Vom lecken Dach, dem
Eindringen von Wasser und der nicht geregelten Kanalisation gar nicht erst zu sprechen.
Obwohl Gesetze zum Schutz des Kulturerbes gegen unkontrollierte und unsachgemäße
Eingriffe bestehen, beweisen die angeführten
Beispiele, dass die zuständigen Behörden ihrer
Aufsichtspflicht nicht nachkommen.
Der Flächenwidmungsplan der Gemeinde
Šentilj weist im Artikel 43 die Schlosslinde
beim Schloss Mureck und den Schlosspark
Trate als Naturdenkmäler aus. Für alle Eingriffe an den betreffenden Objekten bzw. in deren
Nähe müssen Genehmigungen beim zuständigen Ministerium eingeholt werden.
Am Beispiel des Schlossparks Trate zeigte sich
wieder, wie weit Theorie und Praxis auseinander liegen können. Mitte November 2003 hat
die Forstbehörde des Verwaltungsbezirks Maribor (der Besitzer des Parks ist der Fonds landwirtschaftlicher Grundstücke und Wälder der Republik Slowenien) mit Holzschlägerungsarbeiten
mit der Begründung des Befalls der Bäume
durch Borkenkäfer begonnen. Doch schon ein
flüchtiger Spaziergang durch den Park zeigt,
dass auch Bäume zur Schlägerung freigegeben
wurden, die einen gesunden Eindruck machen.
Auf Grund von Interventionen von Einwohnern erteilte die zuständige Behörde schließlich die Weisung zur vorübergehenden Einstellung der Ausholzung. Srečko Štajnbeher, Leiter
des Amtes zum Schutz des Kulturerbes im Verwaltungsbezirk Maribor bestätigte, dass „sowohl
der Gutshof als auch der Park im Register des
immobilen Kulturerbes eingetragen sind, d.h.
dass sie unter Schutz stehen, und unsere Behörde müsste ein konservatorisches Konzept
bezüglich aller vorgesehenen baulichen Maßnahmen erstellen. Auch im Falle von Aushol-
193
Trate in der Europäischen Union
zungen im Schlosspark müsste dies der Fall
sein.“ Jožef Mrakič, Leiter der Forstbehörde
Maribor, fügt hinzu, dass weitere Eingriffe im
Wald in Zukunft in Absprache mit dem Amt
zum Schutz des Kulturerbes erfolgen werden. Aus
dem Gesagten geht hervor, dass die genannte
Behörde von sich aus vor Beginn der Schlägerungen hätte tätig werden müssen und nicht
erst nach Protesten der Bevölkerung. Oder
sind wir als Bewohner von Trate gar für die
Umsetzung der Gemeindeverordnung verantwortlich?
Wenn wir die tristen Verhältnisse in Trate aus
einem anderen Blickwinkel betrachten, können wir feststellen, dass sich dem Ort seit dem
EU-Beitritt Sloweniens neue Perspektiven und
Chancen eröffnen. Aus dem Wunsch nach
Veränderung haben sich engagierte Einwohner von Trate zu einer Initiative für Trate (Iniciativni odbor za Trate) vereint. In einer übersichtlichen Broschüre werden die Verhältnisse in
Trate dargestellt und das langfristige Ziel zum
Ausdruck gebracht, die verfallenen Baudenkmäler, die derzeit den Ort verunstalten und
potenziell auch Personen gefährden, nicht nur
zu erhalten, sondern auch einer breiten gesellschaftlichen Nutzung zuzuführen. Mit einer
vernünftigen Entwicklungsstrategie könnten
die natürlichen Ressourcen genutzt werden.
Hierzu könnte man EU-Mittel zur Förderung
der Grenzregionen lukrieren und bislang vernachlässigte Objekte vor dem endgültigen Verfall bewahren und sie lebendig, funktional und
profitabel gestalten. Offensichtlich reicht aber
das Engagement der Bewohner von Trate nicht
aus, um die Verantwortlichen der Gemeinde
Šentilj zum handeln zu bewegen.
194
O AVTORJU – ZUR PERSON
Sonja Bezjak
Sonja Bezjak, rojena 27.04.1978. Otroštvo
in gimnazijska leta preživela na Tratah.
Po končani gimnaziji študij nadaljevala na
Fakulteti za družbene vede v Ljubljani in leta
2003 diplomirala iz sociologije. Trenutno
pripravlja doktorsko nalogo iz sociologije na
isti fakulteti. V zadnjih letih se poleg študija
ukvarja še z aktualnimi problemi v domačem
kraju. – Sonja Bezjak, Jahrgang 1978, hat ihre
Kindheit und Jugend in Trate verbracht. Nach
Abschluss des Gymnasiums inskribierte sie an
der Universität von Ljubljana Gesellschaftswissenschaften und diplomierte im Jahr 2003 im
Fach Soziologie, das sie nun auch für ihr Doktorat wählte. In den letzten Jahren beschäftigt
sie sich intensiv mit den aktuellen Problemen
ihres Heimatortes.
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Zwei Teilaspekte
� Text: Franz Josef Schober
Auf beiden Seiten des Grenzbaches Kutschenitza/Kučnica lebten bis zum Zweiten Weltkrieg auch
noch Angehörige des jüdischen Volkes bzw. der jüdischen Religion.
Die Geschichte der Juden in der Stadt Radkersburg wurde von Hermann Kurahs eingehend erforscht.1 Heimo Halbrainer hat in seinem Rundgangführer „Auf den Spuren der Protestanten, Juden, Roma und Slowenen in und um Bad Radkersburg“ (Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses, Bd. 2a) der Geschichte der Juden in Radkersburg ein Kapitel gewidmet.
Über die Geschichte der Juden im Prekmurje/Übermurgebiet jenseits der Kutschenitza haben im
letzten Signal (Jahresschrift des Pavelhauses 2004/05) Franc Kuzmič sowie Lászlo Németh und
Beata Lazar berichtet. Im Gegensatz zur eher geringeren jüdischen Bevölkerungszahl im Gebiet
von Radkersburg (1934 waren es noch acht Personen) gab es im Prekmurje in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts noch relativ große jüdische Gemeinden (so lebten 1921 in Murska Sobota/Muraszombat/Olsnitz 179 Juden, im gesamten Prekmurje waren es 642).
Die Nationalsozialisten beendeten schließlich auf schreckliche Weise auch das einstige blühende
jüdische Leben im südoststeirisch-slowenischen Grenzraum. 387 Juden des Prekmurje kamen 1944
im Konzentrationslager Auschwitz oder auf dem Transport dorthin ums Leben, darunter auch das
aus Radkersburg vertriebene Ehepaar Moritz und Berta Neumann.
Im folgenden Beitrag soll nun kurz an zwei weitere Teilaspekte des „jüdischen Schicksals an der
Grenze“ erinnert werden. Einerseits an die einst große Zahl jüdischer Kurgäste im südoststeirischen Kurort Bad Gleichenberg und andererseits an den Einsatz ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter beim Stellungsbau im Jahre 1945 an der Kutschenitza-Grenze. Frau Dr. Eleonore Lappin vom
Institut für Geschichte der Juden in Österreich (St. Pölten bzw. Wien) danke ich herzlichst für die Möglichkeit der Einsichtnahme in wertvolles Quellenmaterial und für ihre große Hilfe bei der Erstellung des Kapitels über den Einsatz der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter beim Stellungsbau.
Jüdisches Leben im Kurort Bad Gleichenberg. 1837 fand die erste Kursaison in dem von Mathias Constantin Graf Wickenburg gegründeten südoststeirischen Kurort Gleichenberg (Bezirk Feld-
195
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Jüdische Kurgäste in Gleichenberg (Archiv W. Rauch, Privatbesitz, Bad Gleichenberg.) – Judovski zdraviliški gostje v Gleichenberg-u. (arhiv W.
Rauch, privatna posest, Bad Gleichenberg)
196
Jüdisches Schicksal an der Grenze
bach) statt. Wurde der Kurort in den folgenden
drei Jahrzehnten vor allem vom Adel, von höheren Militärs und reichen Bürgern aufgesucht,
so war Gleichenberg ab ca. 1870 auch das bevorzugte Ziel von Kurgästen jüdischen Glaubens. Die jüdischen Kurgäste kamen vor allem
aus Österreich und Ungarn, daneben auch aus
Polen und Galizien.
Erst das Staatsgrundgesetz von 1867 brachte
den Juden (mehr als dreieinhalb Jahrhunderte nach ihrer Vertreibung aus der Steiermark
1496/97) die Gleichstellung mit den anderen
Staatsbürgern, und sie konnten sich nun wieder uneingeschränkt in der Steiermark aufhalten.
Die jüdischen Kurgäste stellten bis 1938 einen großen Teil der Gäste in Bad Gleichenberg.2 Unter ihnen war von Juni bis September
1921 auch der aus Galizien stammende spätere
Schriftsteller Manès Sperber (1905–1984), der
auf der Flucht vor den Ereignissen des Ersten
Weltkrieges mit seiner jüdischen Familie 1916
Wien erreicht hatte.3
Eine eigentliche jüdische Gemeinde bzw. ständig hier lebende Juden hat es in Gleichenberg
aber nicht gegeben, wie auch die Volkszählungsergebnisse zeigen. Außerhalb der von Mai
bis September dauernden Kursaison, also auch
zum jeweiligen Stichtag der Volkszählungen
(zumeist der 31. Dezember), waren keine Kurgäste in Gleichenberg, und auch der überwiegende Teil der Kurärzte war abgereist.
Bei der Volkszählung 1880 gab es im Kurort
Gleichenberg selbst keinen Juden, nur eine Person mit israelitischer Konfession lebte im Ortsteil Sulz. 1890 wurden im Kurort Gleichenberg
elf Personen mit israelitischer Konfession gezählt, 1900 waren es noch fünf. In den Volkszählungen von 1910 und 1934 scheinen in Bad
Gleichenberg keine Juden mehr auf.4
Als ein wichtiger Hinweis auf eine größere Zahl jüdischer Kurgäste in Gleichenberg
nach Inkrafttreten des Staatsgrundgesetzes
von 1867 ist der Umstand zu werten, dass der
Baumeister Philipp Schweighofer aus Graz bereits 1869 die „jüdische Traiteurie“ (jüdische
Speisewirtschaft) in einem Nebengebäude
seines 1849 erbauten „Berliner Hofs“ (heute
„Kirchenwirt“) in Gleichenberg einrichtete.5
1874/75 ließ Schweighofer dann gleich neben
seinem „Berliner Hof“ die Villa „Stadt Petersburg“ (später „Charlottenburg“ genannt, heute Gemeindeamt und Volksschule) erbauen,
wohin er dann die rituelle Küche übersiedelte. Um 1880 wird die „israelitische Küche“ in
der Restauration „Stadt Petersburg“ (Philipp
Schweighofer) genannt. Kurzfristig wird um
diese Zeit auch eine „israelitische Küche“ in
der von Helene Kremsier geführten Restauration „Hohe Warte“ erwähnt, dazu gehörte auch
eine „israelitische Bäckerei“.6
1892 waren dann israelitische Küchen im 1883
erbauten „Theresienhof“ (heute „Hotel Austria“) und im bereits 1847 erbauten „Wilhelmshof“ (1991 abgetragen) zu finden.7 Während
die rituelle Küche vom „Wilhelmshof“ um die
Jahrhundertwende in die gleich daneben gelegene Villa „Hungaria“ (heute Internat „Rosenschlößl“) übersiedelte,8 sollte der „Theresienhof“ bis in die 1930er Jahre das wichtigste
Haus für das jüdische Leben in Gleichenberg
bleiben. Im Hotel „Theresienhof“ wurde bereits 1892 während der Kursaison jeden Samstag der israelitische Gottesdienst abgehalten,
hier war noch bis in die 1930er Jahre der Gebetsraum für die jüdischen Kurgäste in Bad
Gleichenberg.9 Als Besitzer des für das jüdische
Leben in Gleichenberg besonders bedeutsamen
„Theresienhofs“ findet sich vorerst Siegmund
Breiner, später als Pächter Max Goldschmied
197
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Ansichtskarte Villa „Hungaria“ und „Wilhelmshof“ mit Hinweis auf das rituelle Restaurant aus dem Jahre 1896 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednica vila „Hungaria“ in „Wilhelmshof“ z napotkom o košêr restavraciji iz leta 1896 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg)
198
Jüdisches Schicksal an der Grenze
und schließlich die Firma Horn & Imbermann.
In einem kurz vor dem Ausbruch des Ersten
Weltkrieges erschienen Büchlein über den Kurort Gleichenberg wird für „Max Goldschmied’s
Hotel und Restaurant ,Theresienhof’ […] rituelle vorzügl. Wiener Küche“ geworben.10
Im Kurort Gleichenberg lebte und arbeitete durch viele Jahre auch der aus dem Gebiet
von Pápa in Ungarn stammende Beschneider,
Schächter und Gastwirt Salomon Eisen, der es
im Laufe der Jahre von anfänglich bescheidenen Dienstverhältnissen bis zum Hotelbesitzer brachte. Er kam bereits kurz vor der Jahrhundertwende nach Gleichenberg und betrieb
vorerst über die Sommersaison (die Saison in
Gleichenberg dauerte damals nur von Mai bis
September) im Dorf Gleichenberg ein rituelles
Speiselokal.11
Eisen war in der Folge vorübergehend für eine
Saison als Schächter bei Ernestine Tritsch (Besitzerin der bereits erwähnten Villen „Wilhelmshof“ und „Hungaria“) im Dienst. In einem Büchlein über Gleichenberg aus dem Jahre
1906 findet sich dann eine Werbung für „Salamon Eisen’s rituelle Küche in der Restauration Baumer“ (= Gasthaus „Zur Hinterbrühl“ in
Gleichenberg Nr. 47). Da dieses Gasthaus etwas abseits des eigentlichen Kurortes an der
Straße zum Ortsteil Bärenreith lag, wurde den
Gästen zur Mittagszeit gratis ein Wagen zur
Verfügung gestellt.12 Beim Versuch, sein rituelles Lokal näher bei den Kuranlagen anzusiedeln, bekam Salomon Eisen auch die Auswirkungen des Antisemitismus zu spüren.
Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges betrieb Salomon Eisen auch ein Restaurant mit
koscherer Küche im Gasthaus „Fünfkirchen“.13
1919 kaufte er schließlich die nahe bei den Gleichenberger Kuranlagen gelegene Villa „Scherbaum“, die in der Folge auch den Namen „Ho-
tel Eisen“ oder Villa „Dreibaum“ hatte.14
Der jüdische Gastwirt und Hotelier Salomon
Eisen verstarb 1924 im Alter von 69 Jahren und
wurde auf dem jüdischen Friedhof im nahen
Trautmannsdorf bestattet, der als letzte Ruhestätte für in Gleichenberg verstorbene jüdische
Kurgäste diente.15 (Gleichenberg gehörte bis
1940 zur römisch-katholischen Pfarre Trautmannsdorf. Da die katholische Kirche eine Bestattung Andersgläubiger auf ihrem Friedhof
nicht zuließ und dies auch den jüdischen Glaubensvorschriften widersprochen hätte, wurde
nahe des katholischen Friedhofs ein jüdischer
Friedhof angelegt, auf dem zwischen 1881 und
1932 fast 100 Verstorbene bestattet wurden.)
Der Grabstein für Salomon Eisen ist einer der
wenigen heute noch erhaltenen Grabsteine auf
dem jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf.
In Gleichenberg boten zwei Spitäler, ein christliches und ein israelitisches, auch den ärmeren
Patienten die Möglichkeit, hier die Kur zu besuchen.16 Das christliche Hospital „Zum Pilger“ wurde bereits 1844 errichtet und wurde
während der Sommersaison von den Barmherzigen Schwestern aus Graz betreut.
Der 1883/84 gegründete Verein zur Errichtung
eines israelitischen Hospitales in Gleichenberg baute ein Spital, bei dessen Eröffnung am 23. Juni
1884 der Wiener Oberrabbiner Dr. Adolph Jellinek die Festrede hielt.17 Das israelitische Hospital „Zur Barmherzigkeit“ (Besitzer: Israelitische
Kultusgemeinde Wien) hatte 1892 acht Betten
und wurde auch im „Steiermark Hand- und
Reisebuch“ von 1914 erwähnt.18 Als Ordinarius des israelitischen Hospitals wird bis etwa
1910 Dr. Paul Hönigsberg genannt, dem dann
Dr. Josef Kentzler nachfolgte. Neben dem aus
Slawonien stammenden Dr. Hönigsberg (er
war in der Wintersaison Kurarzt in Meran)
und dem aus dem ungarischen Debrecen kom-
199
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Ansichtskarte der Villa Scherbaum/Dreibaum des Salomon Eisen, 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednica vile Scherbaum/
Dreibaum Samuel-a Eisen-a, 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg)
200
Jüdisches Schicksal an der Grenze
menden Dr. Kentzler waren in den Jahren um
1900 auch noch Dr. Martin Szigeti aus dem
ungarischen Kecskemét (im Winter Kurarzt
in Opatija/Abazzia) und Dr. David Kaufer aus
dem ungarischen Pécs/Fünfkirchen (er war im
Winter ebenfalls Kurarzt in Meran) Kurärzte
israelitischer Konfession in Gleichenberg.19
In der Zwischenkriegszeit (1919–1938) verlegten drei jüdische Ärzte aus Wien und Budapest
ihre Praxen über die Saisonzeit nach Bad Gleichenberg. Damit veranlassten sie auch viele ihrer Patienten zu einer Kur im Heilbad, da diese
ihren Hausärzten nachreisten. Dies bewirkte
auch eine beachtenswerte Steigerung der Gästefrequenz.20
In den 1920er und 1930er Jahren befand sich
neben dem bereits traditionellen jüdischen
„Theresienhof“ (Besitzer Horn & Imbermann)
und dem Hotel Eisen (Besitzer Salomon Eisens
Erben) auch noch in der „Franzensburg“ (Besitzer S. Komet) ein jüdisches Speiselokal.21
Nach dem „Anschluss“ und der nationalsozialistischen Machtübernahme im März 1938
wurden in Bad Gleichenberg das Israelitische
Hospital (Besitzer war die Israelitische Kultusgemeinde Wien) und einige Villen von der Gestapo
beschlagnahmt.22 Unter diesen Villen (deren
Besitzer zumeist aus Wien stammten) befanden sich auch der bereits mehrfach wegen seiner koscheren Küche genannte „Theresienhof“
und die „Villa Dreibaum“, der einstige Besitz
von Salomon Eisen. Die „Villa Dreibaum“ war
dann der Sitz der Ortsgruppe der NSDAP, und
das Israelitische Hospital wurde von SA und HJ
genutzt.23
In den Tagen des „Anschlusses“ 1938 wurde
auch der seit ungefähr 30 Jahren in Gleichenberg arbeitende und lebende Apotheker Mag.
Julius Roda von den Nationalsozialisten in
„Schutzhaft“ genommen. Später wurden er
Werbung für Produkte der Apotheke Roda in Gleichenberg (aus: G.
Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark, 1923) – Reklama
za proizvode lekarne Roda iz Gleichenberg-a (iz: G. Ensbrunner, Der
Kurort Gleichenberg in Steiermark/Zdraviliški kraj Gleichenberg na
Štajerskem, 1923)
und seine Familie mit nur wenig Gepäck zur
neuen deutsch-ungarischen Grenze gebracht
und nach Ungarn abgeschoben. Zuvor hatten noch im Juni 1938 einige Nationalsozialisten vor seinem Haus geschrien: „Juda verrecke! Juden hinaus!“.24 Der Apotheker Mag.
Julius Roda war wie sein Bruder, der bekannte Schriftsteller Alexander Roda Roda (dieser
war einige Male auf Besuch bei seinem Bruder
in Bad Gleichenberg gewesen), bereits vor Jahrzehnten vom mosaischen zum römisch-katholischen Glauben konvertiert (beide waren
unter dem Familiennamen Rosenfeld geboren
worden).25
Der israelitische Friedhof für die Gleichenberger Kurgäste im nahen Trautmannsdorf wurde
in der „Reichskristallnacht“ (9./10. November
1938) geschändet. Das kleine Zeremonienhaus
wurde in Brand gesteckt, Grabsteine wurden
umgeworfen.26 In den folgenden Jahren verschwanden neben der Friedhofsmauer auch
die meisten Grabsteine.27 Auf dem Friedhof
in Trautmannsdorf erinnern heute nur noch
zwei Grabsteine an die Zeit vor 1938: einer
für Jakob Pohoryles (1861–1921) und der andere für den 1924 verstorbenen Gleichenberger
Gastwirt (Hotelier) Salomon Eisen.
1947/48 wurden auf dem Friedhof in Trautmannsdorf bei Bad Gleichenberg auch die gegen Ende des Krieges an der KutschenitzaGrenze im Bereich Klöch–St. Anna am Aigen
201
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Ansichtskarten mit dem Israelitischen Hospital „Zur Barmherzigkeit“ im Kurort Gleichenberg, 1918 bzw. 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednici z izraelsko bolnišnico „Zur Barmherzigkeit“ v zdraviliškem kraju Gleichenberg, 1918 oz. 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad
Gleichenberg)
202
Jüdisches Schicksal an der Grenze
umgekommenen (ermordeten) jüdischen NSOpfer beigesetzt. Nur zwei Grabsteine erinnern an die Opfer des Jahres 1945: ein Stein
für Ernö Ackerman (1945) und ein weiterer
für Otto Neuwalder (1924–1945), der auch die
Inschrift trägt: „Zum Gedenken der hier ruhenden jüdischen Toten und Opfer der Jahre
1938–1945“.
Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau
1945 an der Kutschenitza-Grenze. Die Errichtung der „Reichsschutzstellung“ 1944/45.
Auf Grund der katastrophalen militärischen
Lage Großdeutschlands wurden ab Sommer
1944 Vorbereitungen zur Verteidigung der
Reichsgrenze getroffen. In die „Reichsschutzstellung“ oder „Südostwall“ genannte Verteidigungslinie im Südosten sollte auch der Grenzraum an der Kutschenitza einbezogen werden.
Mitte Oktober 1944 wurde mit ihrem Bau begonnen.
Der steirische Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Uiberreither hatte mit seinen
Kreisleitern für die Mobilisierung der notwendigen Arbeitskräfte und für die Aufbringung
des Materials zu sorgen. Abschnittsleiter des
Stellungsbauabschnittes V-Feldbach war der
NSDAP-Kreisleiter von Feldbach, Personalamtsleiter Anton Rutte, dem auch der Murecker Kreisleiter Arnulf Lill unterstand. Der
Stellungsbauabschnitt V umfasste die beiden
Kreise Mureck und Feldbach, also das Gebiet
von Radkersburg bis Mogersdorf (damals gehörte der burgenländische Bezirk Jennersdorf
zum Kreis Feldbach). Im südlichen Teil des
Stellungsbauabschnittes V-Feldbach lagen die
Unterabschnitte V/1-Radkersburg, V/2-Klöch,
V/3-St. Anna am Aigen und der bereits im
heutigen Burgenland liegende Unterabschnitt
V/4 Kalch.
Männer und Frauen aus allen Orten des Grenzraumes wurden mit einer Notdienstverordnung
für einige Wochen zum Stellungsbau herangezogen. Daneben waren an der KutschenitzaGrenze in den nächsten fünfeinhalb Monaten
auch Arbeitskräfte aus den Kreisen Graz-Stadt,
Graz-Land, Deutschlandsberg, Voitsberg und
Leoben, aus dem nahen Ungarn (Bezirk Murska Sobota) und aus den Gauen MünchenOberbayern und Wien im Einsatz.28
Unter den aus Wien herangeführten Arbeitskräften befand sich im Raum Klöch auch der
Schauspieler Curd Jürgens.29 Er flüchtete aber
nach einiger Zeit und wurde vom Halbenrainer Grafen Barthold Stürgkh bzw. von dessen
Frau vorübergehend in einem Weingartenhaus
versteckt.
Neben der notdienstverpflichteten Zivilbevölkerung waren Hitlerjugend aus Graz, Mürzzuschlag und Deutschlandsberg und Reichsarbeitsdienst bei den Schanzarbeiten an der
Kutschenitza-Grenze eingesetzt. Schließlich
wurden zu den Stellungsbauarbeiten auch
noch Ausländer, „Ostarbeiter“ und gefangene
ungarische Juden (denen 1944 die Deportation
nach Auschwitz erspart geblieben war) herangezogen.
Die geplante Stellungslinie wurde mit primitivsten Mitteln zumeist händisch errichtet. Auf der Linie Aigen–Deutsch Haseldorf–
Gruisla–Pölten verliefen die Stellungen nahe
des Grenzbaches Kutschenitza. Besonders im
Gruislawald sind heute noch ausgedehnte Reste dieser Anlagen (Laufgräben etc.) gut sichtbar.30 Es sind auch noch Reste der Panzergräben bei Aigen, Deutsch Haseldorf und Gruisla
vorhanden, welche die panzergefährdeten Geländeteile nahe der Grenze sichern sollten.
Bedingt durch das rasche Vorrücken der Sowjets wurden die Stellungsbauarbeiten aber
203
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Übersichtskarte der „Reichsschutzstellung“ im Raum Radkersburg bis St. Anna am Aigen – Pregledni zemljevid „obrambne linije rajha“ na področju
Radgone do St. Anna-e
204
Jüdisches Schicksal an der Grenze
schließlich bereits Ende März 1945 noch vor
der endgültigen Fertigstellung abgebrochen.
In den folgenden Apriltagen sollten sich dann
die unter dem Einsatz tausender Arbeitskräfte
ausgebauten Stellungen aber großteils als nutzlos erweisen, da sie den Anforderungen der
Fronttruppen nicht entsprachen. Die gefangenen ungarischen Juden wurden ab Anfang
1945 nahe der Kutschenitza-Grenze vor allem
für die Errichtung der Panzergräben in den Stellungsbau-Unterabschnitten Klöch (V/2) und St.
Anna am Aigen (V/3) herangezogen und mussten ihre Arbeit unter zum Großteil unmenschlichen Bedingungen verrichten.31 Nach den späteren Aussagen des Kreisleiters Anton Rutte
waren in seinem Stellungsbauabschnitt V-Feldbach (Radkersburg bis Mogersdorf) ab Jänner
1945 ca. 3.000 ungarische Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt. Mit Stichtag 1. März 1945
waren von den insgesamt 13.535 Arbeitskräften im gesamten Stellungsbauabschnitt V-Feldbach 2.464 Juden (= ca. 18,2 %).32
Ungarische Juden als Zwangsarbeiter beim
Stellungsbau im Raum Klöch. Während
im südlichsten Stellungsbau-Unterabschnitt
V/1-Radkersburg (Unterabschnittsleiter war
der Radkersburger Ortsgruppenleiter Ernst
Huallenz) offenbar keine ungarischen Juden
schanzen mussten, waren im Unterabschnitt
V/2-Klöch (Unterabschnittsleiter war SAObersturmführer und Volkssturmkommandant Anton Oswald) seit Jänner 1945 zwischen 300 und 400 ungarische Juden beim
Stellungsbau im Einsatz.33
Die ungarischen Juden waren ab Jänner 1945
in mehreren Transporten nach Klöch gekommen. Es waren einerseits jüdische Arbeitsdienstler wie Desider Schwarz aus Pécs im
Einsatz, der bereits seit 1942 im Arbeitsdienst
der ungarischen Armee war.34 (Den Juden in
Ungarn war zwar der Militärdienst mit der
Waffe untersagt, sie mussten aber im Rahmen
der Armee Zwangsarbeit leisten.) In Klöch waren andererseits auch Juden aus Budapest eingesetzt, die neben den Arbeitsdienstlern von
den Deportationen im Frühjahr 1944 nach Auschwitz verschont geblieben, jedoch nach dem
Putsch der Pfeilkreuzler Mitte Oktober 1944
den Deutschen „leihweise“ für kriegswichtige Arbeiten übergeben und zum Teil in mörderischen Fußmärschen zur Grenze getrieben
worden waren. Unter den in Klöch eingesetzten ungarischen Juden waren auch einige Frauen, vermutlich ebenfalls aus Budapest.35
Die 300 bis 400 ungarischen Juden wurden in
dem damals noch im Zentrum von Klöch liegenden Schulhaus untergebracht, das bereits
seit Oktober 1944 für die Einquartierung der
aus verschiedenen Nationen stammenden Stellungsbauarbeiter benutzt wurde.36 Die Stellungsbauküche war im ehemaligen Kurhaus
(gegenüber dem Gasthaus Domittner) eingerichtet.
Die Juden mussten jeden Tag schwere Grabungsarbeiten leisten und erhielten nur unzureichende Essensrationen. Die Behandlung
durch die Wachmannschaften war oft sehr
brutal, Prügel für die Juden waren häufig. Aufgrund der katastrophalen hygienischen Zustände im Lager und der folgenden Läuseplage
brach im Februar 1945 eine Flecktyphusepidemie aus. Es gab zwar jüdische Ärzte in den
Lagern, aber diese hatten kaum Medikamente zur Verfügung. Mitte März 1945 gelangten
Berichte über die Flecktyphus-Epidemie unter
den jüdischen Stellungsschanzern in Klöch und
St. Anna am Aigen auch bis in die Stadt Radkersburg.37 Die Klöcher Lehrerin Fränzi CostaKuhn war als Telefonistin beim Stellungsbau
205
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Laufgräben im Gruislawald am Aigen – Tranšeje v Gruislawald-u
206
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Ansichtskarte von Klöch mit dem ehemaligen Schulgebäude – Razglednica iz Klöch-a z bivšo šolski zgradbo
eingesetzt, sie wohnte auch weiterhin in ihrem Zimmer im Schulhaus. Der nähere Kontakt mit den ebenfalls im Schulhaus untergebrachten Juden war ihr aber verboten. Einmal
wurde Costa-Kuhn aber überraschend von einem jungen Juden namens Pött angesprochen.
Sie war vor dem Krieg in Budapest gerade bei
der Familie dieses Burschen Erzieherin gewesen. Die Lehrerin versorgte ihn nun heimlich
mit Lebensmitteln. Als auch er an Flecktyphus
erkrankte, versteckte sie ihn in ihrem Zimmer
und pflegte ihn wieder gesund. Pött hat dann
den weiteren Einsatz und schließlich auch das
Kriegsende überlebt. Die beherzte Lehrerin hat
dem ungarischen Juden durch ihre Hilfe vermutlich das Leben gerettet.38
Die Flecktyphusepidemie breitete sich weiter
aus. Anstatt eine ausreichende medizinische
Versorgung der Kranken sicherzustellen, soll-
ten die erkrankten Juden über Anweisung der
Gauleitung erschossen werden. In Klöch wählte am 24. März 1945 ein jüdischer Arzt 26
kranke Juden in der Meinung aus, sie würden
in ein Spital überstellt. Sie wurden mit einem
LKW abgeholt.
Der aus Budapest stammende Robert O. Fisch,
der seit 23. Jänner 1945 in Klöch war und ebenfalls an Flecktyphus erkrankt war, sollte über
Aufforderung des Arztes auch auf den LKW. Er
weigerte sich aber und wollte lieber krank weiterarbeiten; dies rettete ihm das Leben.39
Man brachte die Kranken auf dem LKW in den
nahen „Klöcklwald“ östlich von Klöch, wo sie
von den Volkssturmmännern Anton Oswald,
Anton Sablatnig und Ing. Robert Sattler erschossen wurden (den Befehl dazu hatten sie
vom Feldbacher Kreisleiter Anton Rutte bzw.
vom Murecker Kreisleiter Arnulf Lill erhalten).
207
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Das einstige Massengrab im „Klöcklwald“ – Nekdanji masovni grob v „Klöcklwald-u/ Klöckl-gozdu“
208
Jüdisches Schicksal an der Grenze
￱ fotografija: F .J. Schober
Die ebenfalls beim Stellungsbau eingeteilten
NSDAP-Ortsgruppenleiter von Klöch (Alois
Ulrich) und St. Peter am Ottersbach (Franz
Koren) sowie zwei weitere Volkssturmmänner (Anton Hütter und Franz Zelenka) mussten Absperrdienste leisten bzw. sollten auch
eine Flucht der Juden verhindern.40
Einige Tage darauf mussten die Stellungsbauarbeiten wegen der vorrückenden sowjetischen Soldaten bereits vorzeitig beendet werden. Ende März 1945 wurden nun die noch
marschfähigen ungarischen Juden aus Klöch
in Richtung KZ Mauthausen weggetrieben.
Sie marschierten vorerst über Ratschendorf
(hier wurde in der Schule genächtigt), Brunnsee, Jagerberg, St. Stefan im Rosental bis nach
Gleisdorf. Von dort führte der „Todesmarsch“
schließlich über Graz und den Präbichl weiter
in Richtung Mauthausen.41
In Klöch blieben beim Abzug ungefähr 20
schwer kranke, offenbar marschunfähige Juden zurück. Die Tür des in der Schule untergebrachten Krankenzimmers wurde einfach
zugenagelt. Ortsbewohner entdeckten die
Zurückgebliebenen und verpflegten sie. Einige Tage nach dem Abmarsch des Transportes
(um den 4. April) erschien aber ein SS-Kommando in Klöch und erschoss die jüdischen
Kranken im nahen „Steinriegelwald“ nahe der
Ortschaft Röhrl (damals Gemeindegebiet von
Hürth).42 Die Verantwortlichen für diese Morde Anfang April 1945 konnten nie vor Gericht
gestellt werden.
Ab dem 4. April 1945 begannen die direkten
Kämpfe zwischen den deutschen und den sowjetischen Truppen im Raum Klöch, die viele Tote unter den Soldaten und auch unter der
teilweise nicht geflüchteten Zivilbevölkerung
forderten. Die Toten wurden oft nur in Feldgräbern bestattet und erst 1947 exhumiert und
Der ehemalige Zwangsarbeiter Sandor Vandor 2005 auf dem Friedhof
Trautmannsdorf – nekdanji prisilni delavec Sandor Vandor 1995 na
pokopališču Trautmannsdorf
auf Friedhöfen begraben. Im Zuge der gerichtlichen Untersuchungen über die 1945 begangenen Morde an den ungarischen Juden im Raum
Klöch wurden am 29. August 1947 die Leichen
jener 26 Juden exhumiert, die im März 1945
von Volkssturmangehörigen im „Klöcklwald“
östlich von Klöch erschossen worden waren.43
Ihre sterblichen Überreste wurden am 30. August 1947 auf dem jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf (bei Bad Gleichenberg) beigesetzt.
Vom 10. bis 13. November 1947 fand schließlich der Prozess gegen die Verantwortlichen
für das „Juden-Massaker bei Klöch“ statt. Im
„Klöcher Judenmordprozess“ mussten sich der
Feldbacher NSDAP-Kreisleiter Anton Rutte,
der Murecker NSDAP-Kreisleiter Arnulf Lill,
der SA-Obersturmführer und Volkssturmunterabschnittskommandant Anton Oswald so-
209
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Übersichtsskizze zu den drei Judenmassengräbern im Raum Klöch
(StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47) – Pregledna skica treh judovskih
masovnih grobov na področju Klöch-a (StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47)
Das alte Schulhaus und die Pfarrkirche in St. Anna am Aigen (aus: H.
Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen, 1988.) – Stara šola in župnijska
cerkev v St. Anna-i am Aigen (iz: H.Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen/
Župnija St. Anna am Aigen, 1988, S.99)
wie die Volkssturmmänner Anton Sablatnig
und Ing. Robert Sattler vor einem Oberen Gericht der Britischen Militärregierung verantworten.44 Rutte und Lill wurden beschuldigt, im
März 1945 den Befehl zur Erschießung der an
Flecktyphus erkrankten Juden an Oswald, Sablatnig und Sattler gegeben zu haben. Oswald,
Sablatnig und Sattler wurden angeklagt, die 26
Juden in Klöch schließlich ermordet zu haben.
Am 13. November 1947 wurden alle fünf Angeklagten des Mordes an den Juden schuldig
erkannt und zum Tod durch den Strang verurteilt.45
Im Dezember 1947 begnadigte jedoch der britische Hochkommissar in Österreich, Generalleutnant Galloway, alle fünf zum Tode Verurteilten. Die Todesstrafe für die ehemaligen
Kreisleiter Rutte und Lill sowie für den Volks-
sturmkommandanten Oswald wurde nun in
15 Jahre Haft umgewandelt, das Strafausmaß
für Sablatnig und Sattler betrug 10 Jahre Kerker.46
Zwei weitere Massengräber mit 1945 im
Raum Klöch erschossenen ungarisch-jüdischen
Zwangsarbeitern wurden erst im Frühherbst
1948 geöffnet und die exhumierten Leichen
im jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf beigesetzt.47 Im Grab im „Steinriegelwald“ nahe
der Ortschaft Röhrl (diese gehörte damals
noch zur Gemeinde Hürth) fanden sich 22 Leichen (offenbar jener Juden, die nach dem Abmarsch der jüdischen Stellungsbauarbeiter aus
Klöch vorerst im Krankenzimmer im Schulhaus zurückgelassen wurden). Im Massengrab im „Schadlerwald“ in Deutsch Haseldorf
fanden sich 48 Tote (sie waren zuvor im Stel-
210
Jüdisches Schicksal an der Grenze
￱ fotografija: F .J. Schober
Reste des Panzergrabens im Wald bei Aigen – Ostanki tankovskega
jarka v gozdu pri Aigen-u.
lungsbau-Unterabschnitt St. Anna am Aigen
im Einsatz gewesen). Drei schon während der
Stellungsbauarbeiten in Klöch verstorbene und
vorerst auf dem Friedhof in Klöch begrabene
unbekannte ungarische Juden wurden später
ebenfalls auf den jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf überführt.48 Ebenso dürfte dies mit
sieben auf dem Friedhof in St. Anna am Aigen
begraben gewesenen ungarischen Juden geschehen sein, die auch während der Stellungsbauarbeiten verstorben waren.49
Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau
im Raum St. Anna am Aigen. Die im Stellungsbauunterabschnitt V/3-St. Anna am Aigen ab Jänner 1945 eingesetzten ungarischen
Juden waren großteils mitten im Pfarrort St.
Anna am Aigen einquartiert, die Pfarrchronik
nennt die Zahl von 400 Juden.50 Sie waren in
der damaligen Volksschule (heute Schuhhaus
Rindler), im Vereinshaus (Theatersaal, Pfarrheim) und auch in einem heute nicht mehr
bestehenden Gebäude neben dem Kaufhaus
Lippe untergebracht. Als Quartier für die ungarischen Juden dienten auch ein Barackenlager in der „Höll“ zwischen Deutsch Haseldorf
und Aigen (nahe Kramarovci/Sinnersdorf) und
zeitweise auch ein Zeltlager. Die Stellungsbauküche befand sich im Garten des Gasthauses
Fischer in St. Anna am Aigen.
Der Leiter des Stellungsbauunterabschnittes
V/3-St. Anna war Oberlehrer Johann Müller,
der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Mettersdorf.51 Er gehörte neben dem NSDAP-Ortsgruppenleiter Dr. Hans Gerscha zu den politischen Leitern, die auch für den Einsatz der
ungarischen Juden im Raum St. Anna am
Aigen verantwortlich waren. Die jüdischen
Zwangsarbeiter wurden von SA, Ukrainern
und vorübergehend auch von Angehörigen der
kroatischen SS (13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ – kroatische Nr. 1) bewacht.52 Die Behandlung durch die Bewacher
war oft sehr roh, es gab häufig Schläge. Die jüdischen Zwangsarbeiter bestanden auch in St.
Anna am Aigen zum Teil aus Arbeitsdienstlern der ungarischen Armee, wie z. B.Sandor
Vandor (siehe dessen folgenden Bericht) oder
Tibor Weiss.53 Daneben waren hier aber auch
eine große Anzahl von Juden im Einsatz, die
bereits seit Sommer 1944 im Gau Groß-Wien
als Zwangsarbeiter eingesetzt waren (sie waren bereits Ende Juni 1944 aus Ungarn nach
Strasshof überstellt worden und von dort zu
verschiedenen Arbeitsstätten im Raum Wien
und Niederösterreich verlegt worden). Unter
diesen aus dem Raum Wien herangeführten
ungarischen Juden waren auch der aus Debrecen stammende Ladislaus Dér und Imre
211
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Weisz aus Mezötur.54 Der ebenfalls aus Debrecen stammende Samuel Roth war als Verantwortlicher für die „Strasshofer Juden“ in St.
Anna am Aigen eingeteilt.55 Unter ihnen waren auch einige Frauen.
Die Juden wurden vor allem beim Bau des
Panzergrabens von den Aigner Feldern bis zur
Höllwiese nahe der Grenze zum heutigen Slowenien eingesetzt, wo sie häufig unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten.
Der in monatelanger Arbeit von den jüdischen
Zwangsarbeitern gegrabene fast zwei Kilometer lange, 4,5 m breite und 5 m tiefe Panzergraben, der bei den Endkämpfen 1945 militärisch bedeutungslos war, wurde schließlich im
November 1947 von einem Bagger zugeschüttet.56
Die Verpflegung der Juden war sehr mangelhaft. Von der Zivilbevölkerung erhielten jüdische Zwangsarbeiter manchmal heimlich
Lebensmittel, was das Überleben erleichterte (siehe die Berichte von Sandor Vandor und
Simson Schvarc). Diese Hilfestellungen reflektierten einerseits die mutige Menschlichkeit
der lokalen Bevölkerung, andererseits jedoch
auch die ungewöhnlich große Bewegungsfreiheit, die den jüdischen Stellungsbauarbeitern
gewährt wurde. Anton Rutte, der Abschnittsleiter des Stellungsbauabschnittes V-Feldbach,
kam Mitte März 1945 nach St. Anna am Aigen, weil ihm angezeigt worden war, dass die
jüdischen Zwangsarbeiter häufig in den umliegenden Ortschaften Lebensmittel hamstern
gingen. Rutte stellte die für die Bewachung
Verantwortlichen zur Rede und ließ die Juden
in St. Anna am Aigen antreten. Da einige fehlten, wurde sofort nach ihnen gesucht. Die aufgegriffenen Juden brachte man in den Gemeindearrest, wo sie von den Wächtern schwer
misshandelt wurden.57 Im Lager in St. Anna
212
am Aigen waren die hygienischen Bedingungen ebenfalls katastrophal, wegen mangelnder
Waschmöglichkeiten waren die Arbeiter bald
stark verlaust. Ein Teil der Juden kam dann in
ein Zeltlager nahe der Panzergraben-Baustelle.58 Dort wurden sie auch entlaust. Trotzdem
brach bald auch im Bereich St. Anna am Aigen
unter den Juden infolge der unzureichenden
hygienischen Bedingungen Flecktyphus aus.
Die Typhusepidemie drohte sich auszuweiten.
Da es an Medikamenten mangelte, wurden
die unheilbar Kranken von ihren Bewachern
erschossen. Eines Tages (angeblich am 13. Februar 1945) wurden 41 kranke Männer mit
einem Lastwagen in einen Wald bei Deutsch
Haseldorf gebracht, dort erschossen und in einem Massengrab beerdigt.59 Die Erschießungen wurden von einem SS-Kommando aus
Feldbach durchgeführt, Unterabschnittsleiter
Johann Müller und Ortsgruppenleiter Dr. Gerscha aus St. Anna am Aigen mussten Straßenabsperrdienste leisten.
Einige Tage vor dem Abbruch der Stellungsbauarbeiten Ende März 1945 flüchteten sieben Juden aus dem Lager, als Vergeltung dafür
wurden sieben andere Zwangsarbeiter erschossen (und offenbar ebenfalls im Massengrab bei
Deutsch Haseldorf begraben).60 Es gibt Hinweise aus der Zivilbevölkerung, dass nahe des
Barackenlagers im Bereich „Höll“ einige verstorbene oder ermordete Juden gleich an Ort
und Stelle verscharrt wurden.61 Die Lage ihrer
Gräber ist aber nicht mehr bekannt.
Einige der aus dem Großraum Wien nach St.
Anna am Aigen gebrachten Juden wurden
noch vor Ende der Stellungsbauarbeiten nach
Wien zurückgeschickt, so z. B.Ladislaus Dér.
Die anderen „Strasshofer Juden“ mussten bis
zum Abbruch des Stellungsbaus in St. Anna
am Aigen weiterarbeiten und wurden Ende
Jüdisches Schicksal an der Grenze
Simson Schvarc mit seiner Frau Dvora-Vera in Tel Aviv 2005 – Simson Schvarc z ženo Dvora-Vera v Tel Aviv-u 2005
213
Jüdisches Schicksal an der Grenze
März 1945 gemeinsam mit den jüdischen Arbeitsdienstlern vorerst bis Gnas getrieben.62 In
Gnas, wo drei jüdische Zwangsarbeiter verstarben, erhielten die halb verhungerten Juden
von einigen Ortseinwohnern Lebensmittel,
ehe der Todesmarsch über Gleisdorf, Graz, Präbichl (wo viele Zeugen des berüchtigten Massakers wurden) weiter nach Mauthausen ging.
Die Kolonne von Simson Schvarc war langsamer unterwegs und wurde bereits vor Graz
von den Sowjets befreit.
Im Barackenlager bei Aigen (nahe Kramarovci) wurde eine größere Zahl von schwer
kranken Juden zurückgelassen, unter ihnen
auch Sandor Vandor.63 Am 4. April 1945 kam
noch ein kranker Jude aus diesem Lager nach
Deutsch Haseldorf, um für seine Kameraden
im Lager Lebensmittel zu holen. Es konnte einiges gesammelt werden, und Alois Gangl aus
Deutsch Haseldorf wollte diese Lebensmittel
mit seinem Wagen zum Lager bringen. Da die
sowjetischen Soldaten an diesem Tag aber bereits von Fikšinci/Füchselsdorf herüberschossen, kehrte Gangl jedoch um. Der kranke Jude
ging mit einigen Lebensmitteln allein zurück
ins Lager.64
Bereits am nächsten Tag hatten die russischen
Soldaten das Barackenlager in der „Höll“ erreicht, die ungarischen Juden waren befreit,
und die wenigen noch Marschfähigen unter
ihnen begaben sich zu Fuß auf den Weg nach
Ungarn. Zurück blieben im Barackenlager die
Toten und Sterbenden. Auch ihre Gräber sind
bis heute unentdeckt.
In der burgenländischen Nachbargemeinde
Neuhaus am Klausenbach (Stellungsbau-Unterabschnitt V/4 Kalch) waren ebenfalls ungarische Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt.65
Als Unterkünfte dienten die Schulhäuser von
Neuhaus am Klausenbach und ein Privathaus
214
in Kalch, während in der Schule von Kalch
schließlich die Krankenstation eingerichtet
wurde. Die in der Schule von Kalch verstorbenen Juden wurden in einem nahen Waldstück
begraben (die sieben Leichen wurden erst 1988
exhumiert und auf den jüdischen Friedhof in
Rechnitz umgebettet).
Aufgrund der ebenfalls fürchterlichen hygienischen Verhältnisse brach auch im Stellungsbau-Unterabschnitt V/4 Kalch unter den Juden
bald Flecktyphus aus. Die Kranken wurden in
einem aus Zelten bestehenden Notlazarett
nahe Krottendorf (zwischen Kalch und Neuhaus am Klausenbach) isoliert, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Sie
wurden zwar entlaust, erhielten aber keine
geeigneten Medikamente. Am 23. März 1945
wurden schließlich ca. 100 erkrankte ungarische Juden von einem SS-Kommando in einem
Wald nahe des Zeltlagers bei Krottendorf erschossen und gleich dort in einem Massengrab
verscharrt.66 Im September 1969 wurden die
sterblichen Überreste von 83 Toten aus dem
Grab in Krottendorf geborgen und auf dem jüdischen Friedhof in Graz bestattet.67
Die Erinnerungen von Simson Schvarc und
Sandor Vandor. Abschließend folgen die Berichte der beiden Überlebenden Simson Schvarc
und Sandor Vandor über ihren Zwangsarbeitseinsatz beim Stellungsbau im Raum St. Anna
am Aigen. Beide traten rund 60 Jahre nach
dem Krieg unabhängig voneinander mit der
Gemeinde St. Anna am Aigen in Kontakt, um
für die Hilfe der dortigen Zivilbevölkerung zu
danken, die mit ein Grund dafür war, dass sie
den mörderischen Einsatz überlebten.68
Simson Schvarc (geb. 1929 in der Nähe der
ungarischen Stadt Miskolc) wurde nach dem
Einmarsch der deutschen Armee im März
Jüdisches Schicksal an der Grenze
1944 mit seiner Mutter und zwei Geschwistern ins Ghetto Miskolc-Diósgyör gebracht,
während sein Vater und sein ältester Bruder
in eine jüdische Arbeitseinheit der ungarischen
Armee eingezogen wurden. Der Vater kam
dann ins KZ Mauthausen und ist dort umgekommen, während der große Bruder die KZ
Buchenwald-Auschwitz und Theresienstadt
überlebte (er lebt nun heute in Kanada). Aus
dem Ghetto Diósgyor wurden die Mutter und
der kleine Bruder nach Auschwitz deportiert,
wo beide umkamen. Simson Schvarc und sein
Bruder Itzhak wurden von einem ungarischen
Offizier aus dem Ghetto gerettet, der sie zum
Arbeitsdienst einzog. Itzhak kam aber bald ins
KZ Dachau, das er ebenfalls nicht überlebte.
Über Umwege gelangte der damals noch keine
16 Jahre alte Simson Schvarc schließlich zum
Arbeitseinsatz nach St. Anna am Aigen, wo er
vorerst in Vereinsheim (Theatersaal) untergebracht war. Er berichtete in einem Brief vom
9. März 2005 an den Verfasser über seine Erinnerungen:
„Ende Dezember 1944 verfrachtete man uns in
einen Güterzug, 80 Menschen gepfercht in einem Waggon, es gab nicht einmal Platz zum
Hinsetzen, 3 Tage und Nächte ohne Verpflegung und Wasser befanden wir uns auf dem
Weg nach Österreich in eine Stadt namens
Fehring. Von dort zu Fuß nach St. Anna. Der
Ort war mit Stacheldraht vergittert […] Früher war das ein Kino. Man hat innen alles geändert und mit 3-stöckigen Holzbetten ausgestattet, wo Hunderte Juden hineingepfercht
wurden.
Es gab keine Matratzen, keine Heizung, kein
Wasser oder Toiletten. Monatelang wechselte
ich keine Kleider, der Gestank war unerträglich. Mittlerweile erkrankte ich an Flecktyphus mit sehr hohem Fieber. Unter uns gab es
einen Tierarzt namens Dr. Winkler, der mich
nicht in die Krankenstube gehen ließ, da alle,
die sich dort hinwandten, nicht mehr zurückkamen. Sie wurden einfach hingerichtet. Dr.
Winkler kümmerte sich um die Kühe von Bauern und war im Dorf eine sehr bekannte Figur. Nachdem ich die Krankheit überstanden
hatte, erkrankte Dr. Winkler, und ich habe ihn
am Feld in St. Anna begraben. Auf der Pritsche
neben mir lag ein guter und treuer Mensch namens Jenö Berger. Er war 42 Jahre alt, sprach
einige Tage lang nicht, verschloss sich gegenüber den anderen, ich versuchte ihm zu helfen,
mit dem Trinken, wo ich nur konnte. Aber es
half gar nichts. Er schlief in der Nacht ein, und
in der Früh war er tot. Das war für mich ein
schwerer Schlag. Auch ihn habe ich begraben.
(Dr. Winkler und Jenö Berger wurden auf dem
Friedhof oder außerhalb begraben. Auch andere Tote wurden dort begraben, aber ich kenne deren Namen nicht.) Die Wächter waren
Ukrainer, die sich den Deutschen angeschlossen haben, und sie waren grausam. Oft bedrohten sie die Frauen von St. Anna mit ihren
Gewehren, wenn diese unterhalb ihrer Tücher
Essenspakete versteckten und über den Zaun
warfen. Die Wächter verjagten sie, indem sie
ihnen mit ihren Waffen drohten. Über die
weiblichen Bewohner des Dorfes kann ich nur
Gutes sagen.
Zur Arbeit gingen wir, begleitet von Wächtern, zu Fuß. Wir gingen einige Kilometer, wir
arbeiteten mit den bloßen Händen, bauten
Panzergraben. […] Das Essen, das wir zeitig
in der Früh ausgeteilt erhielten, war ein Löffel
Suppe aus Trockengemüse ohne Salz und etwa
200 Gramm trockenes Brot. Nach einer Zeit,
im Februar oder März, verlegte man uns in ein
Zeltlager. (Das Lager war in der Nähe unserer
Arbeitsstätte, wo wir an dem Panzergraben ar-
215
Jüdisches Schicksal an der Grenze
￱ fotografija: F .J. Schober
Sandor Vandor 2005 in St. Anna am Aigen – Sandor Vandor 2005 v St. Anna-i am Aigen
216
Jüdisches Schicksal an der Grenze
beiteten.) Wir waren zwanzig Personen in einem Zelt. Das Lager war nicht umzäunt.
Eines Tages flohen aus dem Lager einige Personen nach Ungarn oder Slowenien. Die Rote
Armee der Russen war bereits in der Nähe der
österreichischen Grenze. Als Strafe wurde jeder zehnte Häftling hingerichtet, auch diejenigen, die krank waren. Die Tage waren sehr
schwer, die Kälte war weit unter null Grad.
Ende März führte man uns in Richtung der
Stadt Graz. Wir gingen zu Fuß, ohne Essen,
Menschen fielen unterwegs um, die Wächter
erschossen sie.
Als wir 5 Kilometer vor Graz waren, liefen die
Wächter davon, wir waren nur wenige geblieben. Wir kamen in ein Dorf und versteckten
uns auf einem Heuboden. Tags darauf gingen
wir auf Essenssuche, und da kam eine Gruppe
von SS-Soldaten und stellte uns zum Erschießen auf. Plötzlich erschien ein Mann mit einer
Gipshand, ich weiß nicht mehr, woher er kam,
und sagte den Soldaten, dass wir ungarische
Zöglinge seien, und die Soldaten gingen weg.
Der Mann, der uns gerettet hatte, das wurde
mir im Nachhinein erzählt, war der Bürgermeister, wir sahen ihn nie wieder.
Einige Stunden später kamen die Panzer der
Roten Armee und befreiten uns. Sie bewegten sich weiter in Richtung Graz, wir gingen zu Fuß in Richtung ungarische Grenze.
Ich kam im Juni 1945 nach Budapest, mager,
krank, man musste mir 6 Zähne ziehen, seelisch und körperlich angegriffen, ohne Familie.
Die ,Joint’-Organisation half mir und sorgte
für mich. Ich wohnte in einem Internat mit
noch Dutzenden Kindern wie mich, ohne Eltern, ohne häusliche Stütze, nur mit schrecklichen Erinnerungen. Im Jahre 1948 wanderte
ich nach Israel aus und begann ein neues Leben.“
Sandor Vandor (geb. 1925) stammte aus der
ungarischen Stadt Rákospalota, die heute ein
Teil von Budapest ist. Im Mai 1944 musste er
zu einem jüdischen Arbeitsbataillon der ungarischen Armee einrücken. Zur selben Zeit
musste sich auch sein Vater bei einem anderen
Arbeitsbataillon melden. Waffen durften die
Juden nicht tragen, wohl aber wurden sie zur
Arbeit herangezogen.
Vandors Arbeitsbataillon musste später von
Szöny (bei Komarom) in Richtung Österreich
(damals Teil des Deutschen Reiches) marschieren. Bis zur ungarischen Grenze wurden
die Angehörigen des jüdischen Arbeitsbataillons von ungarischen Soldaten bewacht, die
sie oft sehr grob behandelten. In der Gegend
von Sopron wurde die Grenze zum damaligen
Deutschen Reich überschritten, und die Männer wurden in deutschen Gewahrsam genommen.
Die Arbeitskompanie von Sandor Vandor marschierte dann weiter bis nach St. Anna am Aigen, das sie im Jänner 1945 erreichte. Die ungefähr 150 jüdischen Männer im Alter zwischen
ca. 18 und 40 Jahren wurden in einem heute
nicht mehr bestehenden Gebäude nahe dem
Kaufhaus Lippe untergebracht, in dem primitive Schlafräume mit zweistöckigen Schlafkojen eingerichtet worden waren.69
Das Areal wurde von deutschen Soldaten und
SS bewacht. Zweimal täglich gab es Essen.
Das Frühstück bestand aus einer Flüssigkeit,
die Kaffee genannt wurde, und einem Stück
Brot, auf dem manchmal Marmelade war. Als
Abendessen erhielten die jüdischen Arbeiter
ebenfalls eine Flüssigkeit, die nun Suppe genannt wurde. Für die harte Arbeit, die von den
Juden geleistet werden musste, war die Nahrung zu wenig und zu minderwertig. Die allgemeine Gesundheitslage war daher schlecht,
217
Jüdisches Schicksal an der Grenze
es gab weder eine Krankenstube noch irgendeine medizinische Hilfe.
Täglich musste die jüdische Arbeitskompanie unter SS-Bewachung von St. Anna am Aigen zur Arbeitsstelle marschieren. Die Juden
mussten südlich von St. Anna am Aigen einen
Panzergraben mit Spaten, Pickeln und Schaufeln ausheben. An der Arbeitsstelle wurden
die Männer von Soldaten bewacht. Wenn das
tägliche Arbeitssoll erfüllt war, konnten die
10-köpfigen Arbeitsgruppen ins Lager zurückgehen, dort wurde ihre Vollzähligkeit kontrolliert.
Obwohl es von den Wachmannschaften und
deren ukrainischen Helfern öfters harte Schläge gab, hatte Vandor selbst kaum Probleme mit
den Bewachern. Nach der Erinnerung von Sandor Vandor trugen er und die anderen Arbeitsdienstler keinen gelben Stern, sondern mussten gelbe Armschleifen tragen, die sie als Juden
kennzeichneten.
Sandor Vandor erinnert sich besonders dankbar, dass sie einige Male Hilfe von der Zivilbevölkerung aus St. Anna am Aigen und den
Umgebungsdörfern erhielten. Es kam mehrmals vor, dass zur Feldarbeit gehende Frauen
Essenspakete entlang der Straße liegen ließen,
die dann von den jüdischen Arbeitern gefunden wurden und deren Überleben erleichterten.
Sandor Vandor und sein Jugendfreund Gyuri,
der ebenfalls aus Rákospalota war, konnten
auch einige Male über den das Lager umgebenden Zaun springen und sich davonschleichen,
um Essen zu suchen. Sie bekamen öfters von
den einheimischen Frauen etwas zum Essen
zugesteckt. Einmal wurden sie sogar von zwei
Mädchen bzw. jungen Frauen ins Haus hinein
geholt und mit Eierspeisbroten bewirtet. Einem Juden zu helfen, war nach den national-
218
sozialistischen Gesetzen strafbar. Diese jungen Frauen waren aber besonders mutig und
gegenüber den NS-Gesetzen ungehorsam.
Um die vierte Woche des März 1945 erkrankten etwa 40 Männer an Typhus. Sie erhielten
keine Medikamente, sondern wurden vom
Rest der Arbeitskompanie abgesondert. Vandors Jugendfreund Gyuri blieb vorerst im Lager in St. Anna am Aigen. Er musste später mit
dem Rest der Arbeitskompanie den „Todesmarsch“ ins Konzentrationslager Mauthausen
mitmachen, hat aber überlebt. Er kehrte nach
Ungarn zurück, emigrierte aber in die USA
und starb dort bereits 1970.
Der an Typhus erkrankte Sandor Vandor wurde mit den ungefähr 40 anderen Kranken ins
Barackenlager (im Bereich „Höll“) südlich von
St. Anna am Aigen gebracht. Gyuri stützte ihn
auf dem Weg zum Barackenlager und kehrte
dann wieder ins Lager nach St. Anna am Aigen zurück. Die Kranken wurden zum Sterben im Barackenlager zurückgelassen. Sie wurden auch nicht bewacht (es gab keinen Grund
dazu, denn keiner war in der Verfassung, davonlaufen zu können). Sie wurden nicht ärztlich behandelt, es gab auch kein Essen. Von irgendwo kam ein wenig verschimmeltes Brot,
unzählige Menschen starben links und rechts
von Vandor.
Am 4. April 1945 am späten Nachmittag konnte Sandor Vandor beobachten, wie ein deutscher Soldat ein Maschinengewehr auf dem
zentralen Platz (Exerzierplatz) des Barackenlagers aufstellte. Was er damit wollte, ist nicht
klar.70 Dann kam aber ein weiterer Soldat auf
einem Fahrrad, nach einem kurzen Gespräch
packte der erste Soldat sein Maschinengewehr
wieder ein, und beide verschwanden in Eile.
In der Früh des 5. April 1945 sah Vandor
russische Soldaten, hatte aber keinen direk-
Jüdisches Schicksal an der Grenze
ten Kontakt mit ihnen. Jedenfalls waren die
noch lebenden jüdischen Zwangsarbeiter von
den Nazis befreit. Es waren im Barackenlager
vielleicht noch 20 Zwangsarbeiter am Leben,
großteils in allerschlechtestem Gesundheitszustand. Vandor erzählte den anderen die Neuigkeit von den russischen Soldaten. Mit einer
Gruppe von vielleicht noch fünf Kameraden
begab er sich sofort auf den Weg nach Ungarn.
In ihrem Zustand schafften sie am ersten Tag
gerade einmal drei Kilometer. Dort trafen sie
auf eine Kompanie russischer Soldaten, die
Verpflegung und ein Feldspital hatten. Ein Geheimdienstoffizier verhörte die ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter, dann konnten sie im
russischen Lager schlafen. Sie gingen in den
nächsten beiden Tagen bis zur Bahnlinie (die
von Murska Sobota nach Norden bis nach Ungarn führte) und konnten von dort mit einem
Zug bis in einen Vorort von Budapest mitfahren.
Der ebenfalls in einem Arbeitsbataillon dienende Vater von Sandor Vandor hatte auch überlebt. Während der Abwesenheit der Männer
waren die Mutter und die Schwester von Sandor Vandor nach Auschwitz gebracht worden.
Die Mutter wurde sofort nach der Ankunft in
Auschwitz vergast, die Schwester überlebte.
Im Zuge der durch die Niederschlagung des
ungarischen Volksaufstandes entstandenen
großen Fluchtbewegung verließ Sandor Vandor mit seiner Frau und seinem Sohn Mitte November 1956 Ungarn und erreichte bei
Deutschkreutz Österreich. Anfang Dezember
1956 wurde in Wien noch sein jüngerer Sohn
geboren, ehe die Familie nach Amerika (USA)
emigrierte.
ANMERKUNGEN
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Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg, in: Gerald
Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung
– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff; ders., Noch
mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur
Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg, in: Blätter für Heimatkunde,
75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff.
Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (KlosterPfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, S. 132, S. 133, S. 143 u. S. 193,
bringt einige Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die
Mehrzahl dem ,auserwählten Volke’ angehörte“; 1918: „allerdings 90 %
Juden“ und „meist ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist
aus Israel“ u. 1928: „Sehr viele Juden!“. Bei der Darstellung in der Chronik
ist zu berücksichtigen, dass sie nicht frei von Antisemitismus ist und daher
möglicherweise die Zahl der Juden höher einschätzt als diese tatsächlich
war, z. B.90 %. Aber zweifellos war Gleichenberg bei Juden beliebt.
Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene... Wien
1975, S. 56ff., S. 67 u. S. 122f.
Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen
Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49; Special-OrtsRepertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche
und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien
1893, S. 74; Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche
und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien
1905, S. 70; Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von
Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 38; Mathias
Macher, Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und Brunnen-Kurort.
Graz 1873, S. 24.
Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort
Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark.
Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. S. 46.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien – Leipzig 1892,
S. 114.
Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und in
Gries bei Bozen (Wintersaison).
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19; Emil
Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S.
68.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 96 u. S. 114; Georg Ensbruner,
Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Gleichenberg o. J. (1923), S. 57.
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84.
Dr. Rudolf Grasmug sei herzlichst für viele wertvolle Hinweise gedankt.
Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906,
S. 79.
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 133; Adressenbuch
von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1927 u.1929, S. 238
bzw. S. 130.
Die Villa „Dreibaum“ brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der
„Gleichenbergerhof“.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 125; Heidemarie Uhl,
Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung an die Opfer der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die Gefallenen des
Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark, in: Stefan Riesenfellner
– Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz
und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart.
Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123.
Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S.
44f.
Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte
Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 6; Karl W. Gawalowski (Hg.),
Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz 1914, S. 345; StLA, BG Feldbach,
KG Bad Gleichenberg, EZ 191.
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca.
1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34; Wilhelm K. Rauch, Bad
Gleichenberg und seine Ärzte 1772–1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff.
Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte sei Herrn Dr.
Rudolf Grasmug herzlich gedankt.
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Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 27.
Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a. d. Mur 1925, S. 51;
Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929,
S. 130; Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935.
Heimo Halbrainer – Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu
einem jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark, in: Korso,
2. Jg., Nr. 9. Graz 1988.
Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige
Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark, in: Gerald
Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung
– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211; StLA, Arisierung
1938–45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger sei für seine
Hinweise besonders gedankt.
Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich „Villa Schuch“ genannt. Sie war
eine der originellsten Villen des Kurortes und brannte bei Kriegsende 1945
ab. Heute steht an seiner Stelle der „Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des
israelitischen Spitals in Bad Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten
Weltkrieg und wurde Jahre später abgetragen.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 292; Anatol P.
Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der Zeit. Graz 1988, S. 201f u. S.
207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen Büchern von Fuksas über
Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das einstige jüdische Leben in Bad
Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen Buch „Skizzen der Zeit“
erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote z. B., dass bis 1938 der
Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwassers noch in den Händen
eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 1837–1997. Erste Kursaison –
Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet man auf Seite 65f. noch einen
kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten Gleichenberger Kuraufenthalt
und das Buch „Die vergebliche Warnung“ des Schriftstellers Manès
Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen jüdischer Herkunft.)
Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 22 u. 27; Siglinde Bolbecher
– Konstantin Kaiser, Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien –
München 2000, S. 545.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 295.
Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen, S. 123.
Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945
rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg, in: Feldbacher Beiträge
zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 115ff.
Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman.
Locarno 1976, S. 300ff; Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung
F. J. Schober.
Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald
bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die
Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen
Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach
Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2
gesendet).
Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945, S.
116ff.
Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und
Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97; Eleonore Lappin, Die
Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark, in: Gerald
Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung –
Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f.
Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von
ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944–1945.
Wien 1999, S. 215f.
Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern in Radkersburg
– wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine weiteren
Hinweise.
Desider Schwarz (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew)
WO (= War Office) 310/143.
Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Georg Fischer in Budapest
(23.12.1946), Privatbesitz; Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der
Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52. Zur Auslieferung der jüdischen
Budapester/innen siehe: László Varga, Ungarn, in: Wolfgang Benz (Hg.),
Dimensionen des Völkermordes. München 1991, S. 349; Szabolcs Szita,
Verschleppt – verhungert – vernichtet. , S. 195.
Chronik der Volksschule Klöch.
Watzek-Chronik (16.3.1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg.
Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F. J. Schober.
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Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der
Juden in Österreich, St. Pölten); Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star.
A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff.
PRO WO 310/167; Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947,
S. 2; Wahrheit, 11.11.1947, S. 2.
Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO (Foreign Office) 1020/2059; Franz
Josef Schober, 100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98,
in: Heinrich Kranzelbinder – Günther Prutsch – Franz Josef Schober,
Ratschendorf. Vom Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer
südoststeirischen Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310; Alfred
Kolleritsch, Von der schwarzen Kappe, in: Gespräche im Heilbad. Salzburg
1985, S. 49; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews
through Austria in the spring of 1945, in: Yad Vashem Studies XXVIII.
Jerusalem 2000, S. 231f.
Chronik der Volksschule Klöch; Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von
Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz; Cäcilia Schönberger
(16. u. 23.5.2005), Sammlung Franz Josef Schober; Eleonore Lappin, The
Death Marches of Hungarian Jews, S. 220.
Chronik des Gendarmeriepostens Klöch; Grenzbote, 31.8.1947, S. 5.
Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947, S. 2.
Das Steirerblatt, 14.11.1947, S. 2; Neue Zeit, 14.11.1947, S. 3; Wahrheit,
14.11.1947, S. 3.
Das Steierblatt, 10.12.1947, S. 2; Neue Zeit, 10.12.1947, S. 3; Wahrheit,
10.12.1947, S. 3.
Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13.
Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher
Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart
wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden
im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien,
Mappe KZ-Friedhöfe.
Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u.
26.4.2005), Sammlung F. J. Schober.
Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna
am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988,
S. 130 u. 135f.
Anton Rutte (25.5.1946), PRO WO 310/144.
Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz
ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ
Mauthausen (1944/45), in: Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91; Franz Eftimov
(26.3.1966), AdR BuMinl 91. 348-18/62.
Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.
Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273; Ladislaus
Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71; Imre Weisz, Moreshet D.
2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in
Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie
hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise
Einsicht gewährt.)
Shmuel Roth, Moreshet A. 1476; Szabolcs Szita, Zwangsarbeit,
Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung
in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge
1944–1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106.
Chronik des Marktes St. Anna am Aigen.
StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47.
Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F.
J. Schober.
PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45); Neue Steirische Zeitung, 12.8.1945, S. 5.
Angesichts der Daten der Erschießungsaktionen in anderen Lagern erscheint
dieses Datum allerdings zu früh. Ein Mitglied des Erschießungskommandos
soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am
selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“.
Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und
Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es
möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in
der zweiten Märzhälfte stattfand.
Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.
Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F. J. Schober.
Kleine Zeitung, 4.2.2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26.
Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143; Chronik der Pfarre St. Anna am
Aigen; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews, S. 231f;
Yad Vashem 05/89.
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Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273f.
Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F. J. Schober.
Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen
Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch, in: Gerhard Baumgartner – Eva
Müllner – Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse
und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff; Karl Knapp
(27.7.2005), Sammlung F. J. Schober.
StLA, LG Graz Vg 869/45.
Schreiben des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V.,
6.9.1994.
Von Josef Weinhandl, dem Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt ich
dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor Vandor.
Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete mir in einem
umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen an die Zwangsarbeit
in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen wurden von ihm noch in
einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet. Sandor Vandor, der heute
in Kalifornien lebt, schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe
von E-Mails seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in
St. Anna am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in
St. Anna konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore
Lappin vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war)
noch viele Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von
Sandor Vandor in: Bildpost, 30.6.2005, S. 12 u. Süd-Ost Journal, 20.7.2005,
S. 45. Simson Schvarc und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld
bei der Beantwortung meiner Fragen.
Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude
untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni
2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren.
Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude
Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von der SS abgeholt und dann
im Wald bei Röhrl erschossen wurden.
221
Judovska usoda
Judovska usoda
Dva delna vidika
Na obeh straneh obmejnega potoka
Kutschenitza/Kučnica so živeli do druge
svetovne vojne tudi še pripadniki judovskega
ljudstva oz. judovske vere.
Zgodovino Judov mesta Radgone je temeljito
raziskal Hermann Kurahs.1 Heimo Halbrainer
je v svojem obhodnem vodniku „Po sledeh
protestantov, Judov, Romov in Slovencev v
Bad Radkersburgu in okolici“ (Znanstvena
knjižna zbirka Pavlove hiše, knjiga, 2a) posvetil
zgodovini Judov v Radgoni eno poglavje.
O zgodovini Judov v Prekmurju onstran
Kučnice so poročali v zadnjem Signalu (letni
zbornik Pavlove hiše 2004/05) Franc Kuzmič,
Lászlo Németh in Beata Lazar. V nasprotju z
bolj majhnim številom judovskega prebivalstva
na področju Radgone (1934 je bilo še osem oseb)
je bilo v Prekmurju v prvi polovici 20. stoletja še
relativno veliko judovskih skupnosti (npr. 1921
je v Murski Soboti/Muraszombatu/Olsnitzu
živelo 179 Judov, v celotnem Prekmurju jih je
bilo 642).
Nacisti so na strahoten način pokončali nekoč
cvetoče judovsko življenje v jugovzhodnem
štajersko-slovenskem prostoru. 387 Judov
iz Prekmurja je prišlo 1944 ob življenje v
koncentracijskem taborišču Auschwitz ali na
poti do tja, med njimi tudi iz Radgone izgnani
zakonski par Moritz in Berta Neumann.
Naslednji prispevek naj bi na kratko spomnil
na dva nadaljna delna vidika „judovske usode
na meji“. Na eni strani na nekoč veliko število
judovskih zdraviliških gostov v jugovzhodnem
štajerskem zdravilišču Bad Gleichenberg in na
drugi strani na prisilno delo madžarskih Judov
pri Stellungsbau/izgradnji obrambne linije leta
222
1945 na meji s Kučnico. Gospe Dr. Eleonore
Lappin iz Institut für Geschichte der Juden
in Österreich/Inštituta za zgodovino Judov
v Avstriji (St. Pölten oz. Dunaj) se prisrčno
zahvaljujem za možnost vpogleda v dragocene
vire in za njeno veliko pomoč pri pripravi
poglavja o prisilnem delu madžarskih judov
pri izgradnji obrambne linije.
Judovsko življenje v zdravilišču Bad
Gleichenberg. 1837 je bilo prvo leto
zdraviliške sezone jugovzhodnega štajerskega
zdravilišča Gleichenberg (okraj Feldbach)
katerega je ustanovil Mathias Constantin grof
Wickenburg-ški. Medtem ko je bilo zdravilišče
v naslednjih treh desetletjih obiskano predvsem
s strani plemstva, visokih vojaških veljakov in
bogatih meščanov, je bil Gleichenberg od ca.
1870 tudi favoriziran cilj zdraviliških gostov
judovske vere. Judovski zdraviliški gostje so
bili predvsem iz Avstrije in Madžarske, pa tudi
Poljske in Galicije.
Šele ustavni zakon iz 1867 je prinesel Judom
(več kot tri in pol stoletja po pregonu iz
Štajerske 1496/97) enakopravnost z drugimi
državljani in so se smeli ponovno neomejeno
zadrževati na Štajerskem.
Judovski zdraviliški gostje so do 1938
predstavljali velik del gostov v Bad Gleichenbergu.2 Med njimi je bil od junija do septembra
1921 tudi iz Galicije izvirajoč kasnejši pisatelj
Manès Sperber (1905-1984), ki je na begu pred
dogodki prve svetovne vojne s svojo judovsko
družino 1916 dosegel Dunaj.3
Dejanske judovske skupnosti pa v Gleichenbergu ni bilo, kot kažejo tudi rezultati popisa
prebivalstva. Izven od maja do septembra
trajajoče zdraviliške sezone, torej tudi na
konkreten ključni dan popisa prebivalstva
(večinoma 31. december), ni bilo zdraviliških
Judovska usoda
gostov v Gleichenberg-u in tudi večina
zdraviliških zdravnikov je odpotovala.
Pri popisu prebivalstva 1880 v zdraviliškem
kraju Gleichenberg ni bilo Judov, le ena oseba
izraelske veroizpovedi v kraju Sulz. 1890 so
v zdraviliškem kraju Gleichenberg našteli 11
oseb izraelske veroizpovedi, 1900 je bilo še pet
oseb. Pri popisu prebivalstva 1910 in 1934 ni v
Bad Gleichenberg-u zaslediti nobenih Judov.4
Pomemben napotek glede visokega števila
judovskih zdraviliških gostov v Gleichenbergu
po uveljavitvi ustavnega zakona iz 1867 je, da
je stavbenik Philipp Schweighofer iz Graz-a dal
že 1869 urediti „judovsko košêr gospodarjenje
s hrano” v pomožni zgrabi njegovega
1849 zgrajenega „Berliner Hof-a“ (danes
„Kirchenwirt“) v Gleichenberg-u.5 1874/75 je
Schweighofer dal takoj ob njegovem „Berliner
Hof-u“ zgraditi vilo „Stadt Petersburg“ (kasneje
imenovano „Charlottenburg“, danes občinski
urad in ljudska šola), kamor je dal preseliti
tudi košêr kuhinjo. Okoli 1880 so v restavraciji
„Stadt Petersburg“ (Philipp-a Schweighofer-ja)
ponudili „izraelsko kuhinjo“. Kratkoročno so v
istem času ponudili „izraelsko kuhinjo“ tudi v
restavraciji „Hohe Warte“, ki jo je vodila Helene
Kremsier, k ponudbi so sodili tudi „izraelski
kruh in pecivo“.6
1892 sta omenjeni izraelski kuhinji v 1883
zgrajenem „Theresienhof-u“ (danes „Hotel
Austria“) in v že 1847 zgrajenem „Wilhelmshofu“ (1991 porušen).7 Medtem ko se je košêr
kuhinja iz „Wilhelmshof-a“ na prelomu stoletja
preselila v ob njej stoječo vilo „Hungaria“ (danes
internat „Rosenschlößl“),8 naj bi „Theresienhof“
do 30ih let prejšnjega stoletja ostal
najpomembnejši prostor judovskega življenja
v Gleichenberg-u. V hotelu „Theresienhof“ je
bilo že 1892 v času zdraviliške sezone vsako
soboto organizirano judovsko bogoslužje, tu
je bilo najti vse do 30ih let prejšnjega stoletja
tudi molitveni prostor za judovske zdraviliške
goste v Bad Gleichenberg-u.9 Kot lastnika za
judovsko življenje v Gleichenberg-u posebno
pomembnega „Theresienhof-a“ je najti
najprej Siegmund-a Breiner-ja, kasneje kot
zakupnika Max-a Goldschmied-a in končno
podjetje Horn & Imbermann. V tik pred
izbruhom prve svetovne vojne izdani knjižici
o zdraviliškem kraju Gleichenberg se ponuja
v „Max Goldschmied hotelu in restavraciji
‘Theresienhof’. ... odlična košêr Dunajska
kuhinja“.10
V zdraviliškem kraju Gleichenberg je veliko
let živel in delali tudi iz področja Papa na
Madžarskem izvirajoči mož, ki obrezuje, košêr
mesar in gostilničar Samuel Eisen, ki je v teku
let iz začetnih skromnih službenih razmerij
uspel priti do lastništva hotela. V Gleichenberg
je prišel tik pred prelomom stoletja in najprej v
času poletne sezone (sezona je v Gleichenbergu takrat trajala samo od maja do septembra)
vodil v vasi Gleichenberg košêr lokal s hrano.11
Eisen je bil pozneje, začasno, za eno sezono v
službi kot košêr mesar pri hotelirki Ernestine
Tritsch (lastnici že omenjenih vil „Wilhelmshof“
in „Hungaria“). V eni knjižici o Gleichenbergu iz leta 1906 je najti reklamo za „Salamon
Eisen-jevo košêr kuhinjo v restavraciji Baumer“
(= gostilna „Zur Hinterbrühl“ v Gleichenbergu št. 47). Ker je bila ta gostilna malo izven
dejanskega zdraviliškega kraja ob cesti proti
naselju Bärenreith, je bil gostom v času kosila
brezplačno ponujen voz.12 Ob poskusu, svoj
košêr lokal prestaviti bliže zdraviliškemu
kompleksu, je Salamon Eisen občutil učinek
antisemitizma. Tik pred začetkom prve
svetovne vojne je Samuel Eisen vodil tudi
restavracijo z izraelsko kuhinjo v gostilni
„Fünfkirchen“.13 1919 je končno kupil v bližini
223
Judovska usoda
Gleichenberg-škega zdraviliškega kompleksa
nahajajočo se vilo „Scherbaum“, ki se je kasneje
imenovala „Hotel Eisen“ ali vila „Dreibaum“.14
Judovski gostilničar in hotelir Samuel
Eisen je umrl 1924 v starosti 69 let in bil
pokopan na judovskem pokopališču v bližini
Trautmannsdorf-a, kjer je bilo izraelsko
pokopališče za judovske zdraviliške goste iz
Gleichenberg-a.15 (Gleichenberg je do 1940 sodil
k rimskokatoliški župniji Trautmannsdorf. Ker
katoliška cerkev pokop drugovercev na svojem
pokopališču ni dovoljevala, je bilo v bližini
katoliškega pokopališča zasnovano judovsko
pokopališče, na katerem je bilo med 1881 in
1932 pokopano skoraj 100 umrlih.) Nagrobni
kamen Samuel-a Eisen-a je eden redkih danes
še ohranjenih nagrobnikov na judovskem
pokopališču v Trautmannsdorf-u.
V Gleichenberg-u sta ponujali dve bolnišnici,
ena katoliška in ena izraelska, tudi revnim
pacientom možnost obiska zdravilišča.16
Katoliška bolnišnica „Zum Pilger“ je bila
zgrajena že 1844 in je bila v času poletne
sezone oskrbovana s strani graških „sester
usmiljenk“.
1883/84 je bila s strani „Verein zur Errichtung
eines israelitisches Hospitales in Gleichenberg/
Društva za izgradnjo izraelske bolnišnice
v Gleichenberg-u “ zgrajena bolnišnica. Ob
otvoritvi 23. junija 1884 je imel slavnostni
govor dunajski višji rabin Dr. Adolph Jellinek.17
Izraelska bolnišnica „Zur Barmherzigkeit“
(lastnik: Israelitische Kultusgemeinde Wien/
Izraelska verska skupnost Dunaj) je imela 1892
8 postelj in je bila omenjena tudi v štajerskem
Hand- und Reisebuch/Priročniku za potovanje
iz 1914.18 Kot ordinarij izraelske bolnišnice
je do ca. 1910 naveden Dr. Paul Hönigsberg,
kateremu je sledil Dr. Josef Kentzler. Ob iz
Slavonije izvirajočem Dr. Hönigsberg-u (ta
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je bil v zimski sezoni zdraviliški zdravnik v
Meran-u) in ob iz madžarskega Debrecena prihajajočem Dr. Kentzler-jem sta bila v
letih okoli 1900 tudi še Dr. Martin Szigeti iz
madžarskega Kecskemét-a (pozimi zdraviliški
zdravnik v Opatiji/Abazzia) in Dr. David
Kaufer iz madžarske Peč-i/Fünfkirchen (on
je bil pozimi prav tako zdraviliški zdravnik
v Meran-u) zdraviliška zdravnika izraelske
veroizpovedi v Gleichenberg-u.19
V času med obema vojnama (1919-1938)
so trije judovski zdravniki iz Dunaja in
Budimpešte prestavili svoje prakse v času
sezone v Bad Gleichenberg. S tem so poskrbeli,
da je tudi veliko njihovih pacientov za njimi
pripotovalo na zdravljenje v zdravilni kopeli.
To je pripeljalo tudi do upoštevanje vrednega
povečanja frekvence gostov.20
V 20ih in 30ih letih prejšnjega stoletja je bilo ob
že tradicionalnem judovskem „Theresienhof-u“
(lastnik Horn & Imbermann) in hotelom Eisen
(lastnik Samuel Eisens Erben) najti tudi še v
„Franzensburg-u“ (lastnik S. Komet) judovski
lokal s hrano.21
Po „priključitvi“ in nacističnem prevzemu
oblasti marca 1938 so bile v Bad Gleichenbergu s strani gestapa zasežene izraelska
bolnišnica (lastnik je bila Izraelska verska
skupnost Dunaj) in mnoge vile.22 Med temi
vilami (katerih lastniki so bili večinoma
iz Dunaja) sta bili, že večkrat zaradi svoje
izraelske kuhinje omenjeni vili „Theresienhof“
in „Villa Dreibaum“, nekdanja last Samuel-a
Eisen-a. „Villa Dreibaum“ je bila potem sedež
Ortsgruppe/krajevne sekcije NSDAP, izraelsko
bolnišnico je uporabljala SA in HJ.23
V dnevih „priključitve“ 1938 so nacisti
vzeli v „preventivni pripor“ približno 30
let v Gleichenberg-u delujočega in živečega
lekarnarja Mag. Julius Roda. Kasneje so ga
Judovska usoda
skupaj z družino in le malo prtljage spravili do
nove nemško – madžarske meje in jih izgnali
na Madžarsko. Prej so še v juniju 1938 mnogi
nacisti pred njegovo hišo vpili: „Juda verrecke!
Juden hinaus!/Jud crkni! Judi proč!“.24
Lekarnar Mag. Julius Roda je kot njegov brat,
znani pisatelj Alexander Roda (ta je bil večkrat
na obisku pri bratu v Bad Gleichenberg-u),
že pred desetletji konventiral iz mojzesovske
k rimskokatoliški veri (oba sta bila rojena s
priimkom Rosenfeld).25
Izraelsko pokopališče za zdraviliške goste iz
Gleichenberg-a v bližnjem Trautmannsdorf-u
(na katerem je bilo med 1881 in 1932 pokopanih
94 umrlih) je bilo v „kristalni noči“ (9./10.
novembra 1938) oskrunjeno. Majhna obredna
hiša je bila zažgana, nagrobniki prevrnjeni.26 V
naslednjih letih je ob pokopališkem zidu izginila
tudi večina nagrobnikov.27 Na pokopališču v
Trautmannsdorf-u spominjata danes le še dva
nagrobna spomenika na čas pred 1938: eden za
Jakob-a Pohoryles-ka (1861-1921) in drugi za
1924 umrlega Gleichenberg-škega gostilničarja
(hotelirja) Salamon-a Eisen-a.
1947/48 so bili na pokopališču v
Trautmannsdorf-u pri Bad Gleichenbergu pokopane tudi, ob koncu vojne na meji s
Kučnico na področju Klöch – St. Anna am
Aigen umorjene, judovske NS- žrtve. Samo
dva nagrobnika spominjata na žrtve leta
1945: en nagrobni kamen za Ernö Ackermana (1945) in en nadaljni nagrobni kamen za
Otto-a Neuwalder-ja (1924-1945), ki nosi tudi
napis: „V spomin tukaj počivajočim judovskim
mrtvim in žrtvam let 1938–1945“.
Judi na prisilnem delu pri izgradnji
obrambne linije 1945 na meji s Kučnico.
Postavitev „obrambne linije rajha“ 1944/45.
Na osnovi katastrofalnega vojaškega položaja
Velike Nemčije so poleti 1944 stekle priprave
za obrambo meja rajha. V obrambno linijo
imenovano „Reichsschutzstellung/obrambna
linija rajha“ ali „Südostwall/jugovzhodni
okop“ naj bi bil vključen tudi jugovzhodni
mejni prostor pri Kučnici. V sredini oktobra
1944 so začeli z gradnjo.
Štajerski gauleiter in rajhovski obrambni
komisar Uiberreither je s svojimi Kreisleiter/
okrožnimi vodji skrbel za mobilizacijo
potrebnih delavcev in za zbiranje materialov.
Abschnittsleiter/Vodja sektorja izgradnje
obrambnega linije sektorja V-Feldbach
je bil okrožni vodja NSDAP-ja Feldbach,
Personalamtsleiter/vodja kadrovskega oddelka
Anton Rutte, pod katerega je spadal tudi
Cmureški okrožni vodja Arnulf Lill. Obrambna
linija sektorja V je obsegala oba okrožja Cmurek
in Feldbach, torej področje od Radgone do
Mogersdorf-a (takrat je spadal gradiščanski
okraj Jennersdorf k okrožju Feldbach). Južni
del sektorja izgradnje obrambnega položaja VFeldbach je bil razdeljen na Unterabschnitte/
odseke V/1-Radgona, V/2-Klöch, V/3-St. Anna
am Aigen in na danes že na gradiščansekem
ležeč odsek V/4 Kalch.
Moške in ženske iz vseh teh krajev obmejnega
prostora so z Notdienstverordnung/uredbo
dežurstva za nekaj tednov zadolžili za
izgradnjo obrambne linije. Zraven so bili na
meji s Kučnico v naslednjih pet in pol mesecih
vključeni tudi delavci iz okrajev Graz-Stadt/
mesto, Graz-Land/okolica, Deutschlandsberg,
Voitsberg in Leoben, iz bližnje Madžarske
(okraj Murska Sobota) in iz okrožij MünchenOberbayern ter Dunaj.28
Med temi iz Dunaja pripeljanimi delavci
na področju Klöch-a je bil tudi igralec Curd
Jürgens.29 Čez nekaj časa je pobegnil in bil
s strani Halbenrain-škega grofa Barthold-
225
Judovska usoda
a Stürgkh-a oz. njegove žene začasno skrit
v vinogradniški hiši. Ob dežurni dolžnosti
civilnega prebivalstva so bili v delo gradnje
okopov pri meji s Kučnico vključeni tudi HJ iz
Graz-a, Mürzzuschlag-a in Deutschlandsberga. Končno so bili v izgradnjo obrambne
linije vključeni tudi tujci, delavci iz vzhoda,
taboriščniki in ujeti madžarski Judi (katerim je
1944ostalaprihranjenadeportacijavAuschwitz).
Načrtovana obrambna linija je bila zgrajena
s primitivnimi sredstvi, večinoma z rokami.
Na liniji Aigen-Deutsch Haseldorf-GruislaPölten so položaji potekali v bližini obmejnega
potoka Kučnica. Posebno v Gruislawald-u so še
danes dobro vidni raztegnjeni ostanki teh linij
(tranšeje in podobno).30 Obstajajo še ostanki
tankovskih jarkov pri Aigen-u, Deutsch
Haseldorf-u in Gruisla-vi, ki naj bi varovali
tankovsko prehodno območje v bližini meje.
Pogojeno s hitrim napredovanjem Sovjetov
so izgradnjo obrambne linije še pred dokočno
izgradnjo konec marca 1945 prekinili. V
naslednjih aprilskih dneh pa so se, z intervencijo
tisočev delavcev zgrajene, obrambne linije
izkazale za nekoristne, saj niso bile v skladu z
zahtevami vojaških enot. Ujeti madžarski Judi
so bili v začetku 1945 v bližini meje s Kučnico
vključeni predvsem v izgranjo tankovskih
jarkov obrambne linije odsekov Klöch (V/2) in
St. Anna am Aigen (V/3) in so morali opravljati
delo pod večinoma nečloveškimi pogoji.31 Po
kasnejših izjavah okrožnega vodje Antona Rutte je bilo v njegovem sektorju izgradnje
obrambne linije V-Feldbach (Radgona do
Mogersdorf-a) od januarja 1945 vključeno ca.
3.000 madžarskih Judov kot prisilnih delavcev.
Dne 1. marca 1945 je bilo od skupno ca. 13.535
delavcev na celotnem sektorju izgradnje
obrambne linije V-Feldbach 2.464 Judov (= ca.
18,2 %).32
226
Madžarski Judi kot prisilni delavci pri
izgradnji obrambne linije na področju
Klöch-a. Medtem ko na najjužnejšem
sektorju izgradnje obrambne linije V/1Radgona (sektorski vodja je bil radgonski vodja
krajevne sekcije Ernst Huallenz) očitno ni bilo
madžarskih Judov, je bilo v sektorju V/2-Klöch
(sektorski vodja je bil SA-Obersturmführer/
višji jurišni vodja in Volkssturmkommandant
Anton Oswald) od januarja 1945 med 300 in
400 madžarskih Judov vključenih v izgradnjo
obrambne linije.33
Od januarja 1945 je prišlo v Klöch več
transportov z madžarskimi Judi. Po eni strani
so bili v delo vključeni madžarski prisilni
delavci kot Schwarz Desider iz Peč-i, ki je bil
že od 1942 prisilni delavec madžarske vojske.34
(Kajti Judom iz Madžarske je bila vojaška
služba z orožjem prepovedana.) V Klöch-u
so bili po drugi strani očitno vključeni v delo
tudi Judi iz Budimpešte, ob prisilnih delavcih
madžarske vojske, katerim je bila spomladi
1944 prizanesena deportacija v Auschwitz.
Med v Klöch-u vključenimi madžarskimi Judi
je bilo tudi veliko žensk.35
300 do 400 madžarskih Judov je bilo
nameščeno v takrat še v centru Klöch-a
nahajajočo se šolo, ki je bila že od oktobra
1944 namenjena nastanitvi delavcev različnih
nacij pri izgradnji obrambne linije.36 Kuhinja
izgradnje obrambne linije je bila urejena
v bivšem zdravilišču (nasproti gostilne
Domittner).
Judi so morali dnevno opravljati težka izkopna
dela, prejemali pa so le nezadostne porcije
hrane. Obravnava s strani čuvajev je bila
pogosto zelo brutalna, udarci so bili pogosti.
Zaradi katastrofalnih higienskih pogojev v
taborišču in temu sledeči ušivosti, je februarja
1945 izbruhnila epidemija pegavice. V taborišču
Judovska usoda
so bili judovski zdravniki, vendar ti skoraj niso
imeli na razpolago zdravil. V sredini marca
1945 so prišla poročila o epidemiji pegavice
med judovskimi prisilnimi delavci okopa v
Klöch-u in St. Anna am Aigen tudi do mesta
Radgone.37
Učiteljica iz Klöch-a Fränzi Costa-Kuhn je
bila vključena v izgranjo obrambne linije kot
telefonistka. Kot prej, je še naprej živela v svoji
sobi v šoli. Bližji kontakt s prav tako v šoli
nastanjenimi Judi ji je bil prepovedan. Enkrat
je bila Costa-Kuhn presenetljivo nagovorjena
s strani mladega Juda z imenom Pött. Pred
vojno je bila v Budimpešti prav pri družini
tega fanta vzgojiteljica. Učiteljica je od takrat
skrivoma oskrbovala fanta s hrano. Ko je tudi
on zbolel za pegavico, ga je skrila v svoji sobi in
ga ozdravila. Pött je tako preživel nadalnje delo
in končno tudi konec vojne. Srčna učiteljica je
madžarskemu Judu s svojo pomočjo verjetno
rešila življenje.38
Epidemija pegavice se je razširila. Namesto
zagotovitve zadostne medicinske oskrbe
bolnim, naj bi bili oboleli Judi po navodilu
Gauleitung/okrožnega vodstva ustreljeni. V
Klöch-u je 24. marca 1945 judovski zdravnik
izbral 26 bolanih Judov z mnenjem, da bodo
premeščeni v bolnišnico. Po njih so prišli s
tovornjakom.
Iz Budimpešte izvirajoč Robert O. Fisch, ki je
bil v Klöch-u od 23. januarja 1945 in je prav
tako obolel za pegavico, bi naj s pozivom
zdravnika tudi odšel na tovornjak. Uprl se je
in je raje delal naprej bolan; to mu je rešilo
življenje.39
Bolane so s tovornjakom prepeljali v bližino
„Klöcklwald-a/Klöckl-gozda“ vzhodno od
Klöch-a, kjer so bili s strani Volkssturmmänner
Anton-a Oswald-a, Anton-a Sablatnig-a in
Ing. Robert-a Sattler-ja ustreljeni (ukaz za
to so dobili od Feldbach-škega okrajnega
vodje Anton-a Rutte-ja oz. od Cmureškega
okrajnega vodje Arnulf-a Lill-a). Prav tako v
izgradnjo obrambne linije vključena NSDAP
vodji krajevne sekcije Klöch-a (Alois Ulrich) in
St. Peter-a am Ottersbach (Franz Koren) in dva
nadaljna Volkssturmmänner (Anton Hütter
in Franz Zelenka) so morali stražiti, oz. naj bi
preprečili pobeg judov.40
Nekaj dni zatem so morali dela izgradnje
obrambne linije zaradi napredujočih sovjetskih
vojakov še predčasno zaključiti. Konec marca
1945 so madžarske Jude iz Klöch-a, ki so
še bili sposobni korakati odgnali v smeri
koncentracijskega taborišča Mauthausen.
Najprej so korakali preko Ratschendorf-a (tam
so v šoli prenočili), Brunnsee-ja, Jagerberga, St. Stefan-a im Rosental-u do Gleisdorf-a.
Od tam je končno vodil „Todesmarsch/marš
smrti“ preko Graz-a in Präbichl-a naprej v
smeri Mauthausen-a.41
V Klöch-u je ob umiku ostalo približno
20 težko bolnih Judov, očitno nemočnih
korakanja. Vrata v šoli nahajajoče se bolniške
sobe so enostavno zabili. Krajani so odkrili
zapuščene in jih oskrbeli. Nekaj dni (okoli 4.
aprila) po odhodu transporta pa se pojavi v
Klöch-u SS-komando, ki je zapuščene judovske
bolnike postrelil v bližini „Steinriegelwalda/Steinriegel-gozda“ v bližini naselja Röhrl
(takrat področje občine Hürth).42 Odgovorne
za te umore v začetku aprila 1945 ni bilo
mogoče nikoli postaviti pred sodišče.
4. aprila 1945 so se na področju Klöch-a začeli
direktni boji med nemškimi in sovjetskimi
vojaki, ki so terjali veliko mrtvih med
vojaki pa tudi med ne-pobeglim civilnim
prebivalstvom. Mrtve so pogosto pokopali
le v skupnih grobovih na poljih in šele 1947
ekshumirali in pokopali na pokopališčih. V
227
Judovska usoda
času raziskav sodišča o storjenih umorih 1945
nad madžarskimi Judi na področju Klöch-a so
29. avgusta 1947 ekshumirali trupla tistih 26ih
Judov, ki so jih marca 1945 ustrelili pripadniki
Volkssturmmänner v „Klöcklwald-u/Klöcklgozdu“ vzhodno od Klöch-a.43 Njihove
posmrtne ostanke so pokopali 30. avgust 1947
na judovskem pokopališču v Trautmannsdorfu (pri Bad Gleichenberg-u).
Od 10. do 13. novembra 1947 je končno potekal
proces odgovornim za „judovski-pokol pri
Klöch-u“. V „procesu umorov Judov v Klöch-u“
so se morali pred višjim britanskim vojaškim
sodiščem zagovarjati Feldbach-ški NSDAPokrajni vodja Anton Rutte, Cmureški NSDAPokrajni vodja Arnulf Lill, SA- Obersturmführer/
višji jurišni vodja in Volkssturmunterabschnit
tskommandant Anton Oswald in pripadnika
Volkssturmmänner Anton Sablatnig in Ing.
Robert.44 Rutte-a in Lill-a so obtožili, da sta
marca 1945 dala povelje za ustrelitev Judov
obolelih za pegavico Oswald-u, Sablatnig-u
in Sattler-ju. Oswald-a, Sablatnig-a in Sattlerja so obtožili umora 26 Judov v Klöch-u. 13.
novembra 1947 so vseh pet obtoženih umorov
nad Judi spoznali za krive in jih obsodili na
smrt z obešanjem.45
Decembra 1947 je bilo vseh pet obsojenih na
smrt s strani britanskega visokega komisarja
v Avstriji, generalpodpolkovnika Gallowaya
pomiloščeno. Smrtno obsodbo za bivša
okrajna vodja Rutte-a in Lill-a kot tudi za
Volkssturmkommandant-a
Oswald-a
je
bila spremenjena v ječo za 15 let, kazen za
Sablatniga in Sattler-ja je znašala 10 let ječe.46
Dva nadaljna masovna grobova z 1945 na
področju Klöch-a ustreljenimi madžarskimijudovskimiprisilnimidelavcisoodprlišelezgodaj
jeseni 1948. Ekshumirana trupla so pokopali na
judovskem pokopališču v Trautmannsdorf-u.47
228
V grobu v „Steinriegelwald/Steinriegel-gozdu“
v bližini naselja Röhrl (ta je takrat spadal k
občini Hürth) so našli 22 trupel (očitno tistih
Judov, ki so jih, po odhodu delavcev obrambne
linije iz Klöch-a, pustili v bolniški sobi šole).
V masovnem grobu „Schadlerwald/Schadlergozdu“ v Deutsch Haseldorf-u so našli 48
umrlih (ti so bili poprej vključeni v izgradnjo
obrambne linije odseka St. Anna am Aigen).
Tri že v času izgradnje obrambnega položaja
v Klöch-u umrle in najprej na pokopališču v
Klöch-u pokopane neznane madžarske Jude
so pozneje prav tako prenesli na judovsko
pokopališče v Trautmannsdorf-u.48 Podobno
se je verjetno zgodilo tudi s trupli ca. sedmih
madžarskih judov, ki so bili pokopani na
pokopališču v St. Anna-i am Aigen in so umrli
že v času izgradnje obrambne linije.49
Judovski prisilni delavci pri izgradnji
obrambne linije na področju St. Anna am
Aigen. V izgradnjo obrambne linije odseka
V/3-St. Anna am Aigen od januarja 1945
vključeni madžarski Judi so bili večinoma
nastanjeni v središču župnije St. Anna am
Aigen, župnijska kronika navaja število
400tih Judov.50 Nameščeni so bili v takratni
ljudski šoli (danes šola Rindler), v hiši društva
(gledališka dvorana, župnijski dom) in v
danes že neobstoječi zgradbi ob veleblagovnici
Lippe. Kot bivališče za madžarske Jude je
služilo tudi taborišče barak v „Höll-u“ med
Deutsch Haseldorf-om in Aigen-om (blizu
Kramarovcev/Sinnersdorf) in občasno tudi
šotorišče. Kuhinja izgradnje obrambne linije je
bila na vrtu gostilne Fischer v St. Anna-i am
Aigen.
Vodja izgradnje obrambne linije odseka V/3-St.
Anna je bil nadučitelj Johann Müller, NSDAPjev vodja krajevne sekcije Mettersdorf-a.51
Judovska usoda
Skupaj z NSDAP-jevim vodjem krajevne sekcije
Dr. Hans-om Gerscha je spadal k političnim
vodjem, ki so bili odgovorni tudi za vključitev
madžarskih Judov na področju St. Anna am
Aigen. Judovski prisilni delavci so bili nadzirani
s strani SA, Ukrajincev in začasno tudi s strani
pripadnikov hrvaške SS (13. Waffen-GebirgsDivision der SS/Oborožena-gorska-divizija
SS-a „Handschar“ – hrvaška št. 1).52 Ravnanje
stražarjev je bilo pogosto zelo surovo, pogosto
so padali udarci.
Tudi judovski prisilni delavci iz St. Anna-e am
Aigen so bili deloma sestavljeni iz prisilnih
delavcev kot npr. Sandor Vandor (glej njegovo
sledeče poročilo) ali Tibor Weiss.53 Ob njih
pa je bilo tukaj vključeno tudi veliko število
Judov, ki so bili že od poletja 1944 vključeni
kot prisilni delavci v okrožju Groß-Wien/
Veliki-Dunaj (že konec junija 1944 so jih iz
Madžarske premestili v Strasshof in od tam
na različna delovišča na območju Dunaja in
Dolnje Avstrije). Med temi iz območja Dunaja
premeščenimi madžarskimi Judi sta bila tudi
iz Debrecen-a izvirajoč Ladislaus Dér in Imre
Weisz iz Mezötur-a.54 Prav tako iz Debrecena izvirajoči Samuel Roth je bil določen za
odgovorno osebo za „Strasshofer Juden/
Strasshof-ske Jude“ v St. Anna-i am Aigen.55
Med njimi je bilo tudi veliko žena.
Jude so vključili večinoma v gradnjo
tankovskega jarka na Aigen-skih poljih
do Höllwiese-ja v bližini meje z današnjo
Slovenijo, kjer so pogosto delali v nečloveških
razmerah. Delo judovskih prisilnih delavcev
trajajoče več mesecev, torej kopanje skoraj
dva kilometra dolgega, 4,5 m širokega in 5 m
globokega tankovskega jarka, ki se je v zadnjih
bojih 1945 izkazal za vojaško nepomembnega,
je novembra 1947 zasul bager.56 Prehrana
Judov je bila zelo pomanjkljiva. Od civilnega
prebivalstva so judovski prisilni delavci včasih
skrivoma dobili živež, kar je olajšalo preživetje
(glej poročili Sandor-ja Vandor-ja in Simsona Schvarc-a). Anton Rutte, vodja sektorja
izgradnje obrambne linije sektorja V-Feldbach,
je sredi marca 1945 prišel v St. Anna-o am
Aigen, ker mu je bilo prijavljeno, da judovski
prisilni delavci v okoliških krajih pogosto
nabirajo hrano. Rutte je Jude iz St. Anna-a am
Aigen dal postrojiti. Ker jih je nekaj manjkalo,
so jih takoj začeli iskati. Ko so nekatere Jude
našli, so jih peljali v občinski zapor, kjer so se
nad njimi znesli stražarji.57
V taborišču v St. Anna-i am Aigen so
bile higienske razmere prav tako kmalu
katastrofalne, bilo je veliko uši. Del Judov je
potem prišlo v šotorišče v bližini gradbišča –
tankovskega jarka.58 Tam so jim tudi zatrli uši.
Kljub temu je kmalu tudi na področju St. Annae am Aigen zaradi nezadovoljivih higienskih
razmer med Judi izbruhnila pegavica.
Epidemija tifusa je grozila razširiti se. Ker je
primanjkovalo zdravil, so neozdravljive ustrelili
stražarji. Nekega dne (morda 13.februarja
1945 ?) so 41 bolanih mož s tovornjakom
odpeljali v gozd pri Deutsch Haseldorf-u, jih
tam postrelili in pokopali v masovni grob.59
Streljanje je izvedla SS-komanda iz Feldbach-a,
vodja odseka Johann Müller in vodja krajevne
sekcije Dr. Gerscha iz St. Anna-e am Aigen sta
morala urediti službo cestnih zapor.
Nekaj dni pred prekinitvijo del izgradnje
obrambne linije konec marca 1945 je iz taborišča
pobegnilo sedem Judov, za kazen oz. kot
povračilni ukrep so zato ustrelili sedem drugih
prisilnih delavcev (in očitno tudi v masovnem
grobu pri Deutsch Haseldorf-u pokopali).60
Obstajajo napotki civilnega prebivalstva, da so
v bližini taboriščnih barak na področju „Höll“
nekaj umrlih ali umorjenih Judov zagrebli kar
229
Judovska usoda
na mestu samem.61 Položaj njihovih grobav
pa ni več znan. Nekaj iz območja Dunaja
prepeljanih Judov v St. Anna-o am Aigen so
še pred koncem izgradnje obrambne linije
poslali nazaj na Dunaj, tako npr. Ladislausa Der-a. Drugi „Strasshof-ski Judi“ so morali
delati naprej do prekinitve izgradnje obrambne
linije v St. Anna-i am Aigen in so bili konec
marca 1945 skupaj z judovskimi prisilnimi
delavci gnani najprej do Gnas-a.62 V Gnasu, kjer so umrli trije judovski prisilni delavci,
so sestradani Judi dobili od krajanov živila,
preden se je začel marš smrti preko Gleisdorfa, Graz-a, Präbichl-a (kjer so bili mnogi priča
znanega pokola) naprej proti Mauthausen-u.
Kolona Simson-a Schvarc-a je bila počasneje
na poti in je bila že pred Graz-em osvobojena
s strani Sovjetov.
V taboriščnih barakah pri Aigen-u (v bližini
Kramarovcev) so pustli za seboj večje število
hudo bolanih Judov, med njimi tudi poročilo
Sandor-ja Vandor-ja.63 4. aprila 1945 je prišel
še en bolan Jud iz tega taborišča v Deutsch
Haseldorf, da bi poiskal hrano za svoje tovariše
iz taborišča. Veliko je bilo mogoče zbrati in
Alois Gangl iz Deutsch Haseldorf-a je hotel
ta živež s svojim vozom pripeljati v taborišče.
Ker pa so sovjetski vojaki tega dne že streljali
iz smeri Fikšincev/Füchselsdorf, se je Gangl
obrnil. Bolan Jud se je z nekaj živeža sam vrnil
v taborišče.64
Že naslednjega dne so ruski vojaki dosegli
taboriščne barake v Höll-u, madžarski Judi so
bili osvobojeni in nekaj malega teh, ki so bili
še sposobni pohoda so se podali peš na pot za
Madžarsko. V taboriščnih barakah so ostali
mrtvi in umirajoči.
V gradiščanski sosednji občini Neuhaus am
Klausenbach (izgradnja obrambne linieje-odsek
V/4 Kalch) so bili prav tako kot prisilni delavci
230
vključeni madžarski Judi.65 Med drugim so
bili nameščeni v šolskih poslopjih Neuhaus-a
am Klausenbach. V eni privatni hiši v Kalchu so bili prav tako nameščeni judovski prisilni
delavci, medtem ko je Kalch-ška šola služila kot
bolniški oddelek. Ti v Kalch-ški šoli umrli Judi
so bili pokopani v bližnjem gozdičku (sedem
trupel so ekshumirali šele 1988 in jih prenesli
na judovsko pokopališče Rechnitz).
Na osnovi prav tako grozotnih higienskih
razmer je tudi na odseku izgradnje obrambne
linije V/4 Kalch med Judi kmalu izbruhnila
pegavica. Bolane so osamili v zasilnem lazaretu
iz šotorov v bližini Krottendorf-a (med Kalchom in Neuhaus-om am Klausenbach), da bi
preprečili nadalnje širjenje epidemije. Bolanim
so sicer zatrli ušivost, vendar za Jude ni bilo
primernih zdravil. 23. marca 1945 je bilo
ca. 100 bolanih madžarskih Judov s strani
SS-komanda v gozdu v bližini šotoriščnega
taborišča pri Krottendorf-u ustreljenih in kar
tam v masovnem grobu pokopano.66
Spomini Simson-a Schvarc-a in Sandorja Vandor-ja. Kot zaključek sledita poročili
obeh prič Simson-a Schvarc-a in Sandor-ja
Vandor-ja o svojem prisilnem delu v letu 1945
pri izgradnji obrambne linije na področju St.
Anna am Aigen. Oba sta okoli 60 let po koncu
vojne neodvisno drug od drugega stopila
v stik z občino St. Anna am Aigen, da bi se
zahvalila za pomoč tamkajšnjemu civilnemu
prebivalstvu, ki so bili zaslužni za to, da sta
preživela te grozote.67
Simson Schvarc (roj. 1929 v bližini
madžarskega mesta Miskolc) je bil po
vkorakanju Nemške armade marca 1944 skupaj
z materjo in dvema bratoma prestavljen v geto
Miskolc-Diósgyör, medtem ko so njegovega
očeta in najstarejšega brata vpoklicali v
Judovska usoda
judovsko delovno enoto. Oče je kasneje prišel
v koncentracijsko taborišče Mauthausen in
je tam tudi umrl, medtem ko je veliki brat
preživel koncentracijska taborišča BuchenwaldAuschwitz in Theresienstadt (sedaj živi v
Kanadi). Iz geta Diósgyor so mamo in mlajšega
brata deportirali v Auschwitz, kjer sta oba
umrla. Simson-a Schvarc-a in njegovega brata
Itzhak-a je iz geta rešil madžarski oficir, vendar
pa je Itzhak kmalu prišel v koncentracijsko
taborišče Dachau, kjer je prav tako umrl.
Po ovinkih je takrat še ne 16letni Simson
Schvarc prišel na prisilno delo v St. Anna-o
am Aigen, kjer je bil najprej nameščen v hišo
društva (gledališko dvorano). V pismu z dne 9.
marca 2005 naslovljenim na avtorja [članka]
poroča o svojih spominih:
„Konec decembra 1944 so nas natovorili na
tovorni vlak, 80 ljudi stlačenih v en vagon,
prostora ni bilo niti za vsesti se, 3 dni in tri
noči brez hrane in vode smo bili na poti v
Avstrijo v neko mesto z imenom Fehring. Od
tam peš v St. Anna-o. Prostor je bil obdan z
bodečo žico ... Prej je bil to kino. Znotraj so
vse spremenili in opremili s 3-nadstropnimi
lesenimi posteljami, kamor so stisnili stotero
Judov.
Žimnic ni bilo, niti ogrevanja, vode ali
stranišč. Več mesecev nisem zamenjal obleke,
smrad je bil neznosen. Medtem sem zbolel za
pegavico z zelo visoko vročino. Med nami je
bil živinozdravnik po imenu Dr. Winkler, ki
mi ni dovolil odditi v bolniško sobo, saj se vsi
tisti, ki so se obrnili nanje, niso več vrnili. Bili
so enostavno usmrčeni. Dr. Winkler je skrbel
za krave kmetov in bil v vasi zelo znan lik.
Potem ko sem preživel bolezen, je zbolel Dr.
Winkler in jaz sem ga pokopal na polju v St.
Anna-i. Na pogradu ob meni je ležal dober in
zvest prijatel po imenu Jenö Berger. Star je bil
42 let, nekaj dni dolgo ni govoril nič, zaprl se
je napram drugih, poskušal sem mu pomagati,
s pitjem, kjer je le bilo mogoče. Vendar nič
ni pomagalo. Zvečer je zaspal in zjutraj je bil
mrtev. To je bil zame težek udarec. Tudi njega
sem pokopal. (Dr. Winkler in Jenö Berger
sta bila pokopana na ali izven pokopališča.
Tudi druge mrtve so tam pokopali, vendar
ne poznam njihovih imen.) Čuvaji so bili
Ukrajinci, ki so se pridružili Nemcem in bili
so kruti. Pogosto so grozili ženskam iz St.
Anna-e s puškami, kadar so pod svojimi plašči
skrivale zavoje s hrano in jih metale čez ograjo.
Čuvaji so jih pregnali tako, da so jim grozili
z orožjem. O ženskih prebivalcih vasi lahko
povem samo dobro.
Na delo smo šli v spremstvu čuvajev, peš.
Hodili smo nekaj kilometrov, delali zgolj z
rokami, kopali smo tankovski jarek ... Hrana,
ki smo nam jo delili zgodaj zjutraj, je bila
zajemalka juhe iz posušene zelenjave brez soli
in približno 200 g suhega kruha. Čez nekaj
časa, februarja ali marca so nas premestili v
taborišče s šotori. (Šotoriščno taborišče je bilo
v bližini našega delovišča, kjer smo kopali
tankovski jarek.) V enem šotoru nas je bilo
dvajset. Taborišče ni bilo obdano.
Nekega dne je iz taborišča zbežalo nekaj oseb
na Madžarsko ali v Slovenijo. Ruska rdeča
armada je bila že v bližini avstrijske meje. Za
kazen so usmrtili vsakega desetega zapornika,
tudi tiste, ki so bili bolani. Tisti dnevi so bili
zelo težki, temperatura je bila pod ničlo. Konec
marca so nas vodili v smeri mesta Graz. Šli smo
peš brez hrane, ljudje so na poti omagovali,
čuvaji so jih ustrelili.
Ko smo bili 5 km pred Graz-em, so čuvaji
zbežali, ostalo nas je le nekaj. Prišli smo v vas
in se skrili na senik. Naslednji dan smo odšli
iskati hrano in naleteli na SS-vojake, ki so nas
231
Judovska usoda
postavili za ustrelitev. Nenadoma se je pojavil
človek z mavcem na roki, ne vem več od kod
je prišel, in rekel vojakom, da smo madžarski
gojenci in vojaki so odšli.
Mož, ki nas je rešil, to so mi povedali kasneje,
je bil župan, nikoli več ga nismo videli.
Nekaj ur kasneje so prišli tanki rdeče armade in
nas osvobodili. Premikali so se naprej v smeri
Graz-a, mi smo odšli peš v smeri madžarske
meje. Junija 1945 sem prišel v Budimpešto,
suh, bolan, morali so mi izdreti 6 zob, duševno
in telesno utrujen, brez družine. Organizacija
‘Joint’ mi je pomagala in skrbela zame. V
interatu sem stanoval še z ducati otrok kot
sem bil jaz, brez staršev, brez domače podpore,
samo s strašnimi spomini. Leta 1948 sem se
izselil v Izrael in začel novo življenje.“
Sandor Vandor (roj. 1925) je izviral iz
madžarskega mesta Rákospalota, ki je danes
del Budimpešte. V maju 1944 je moral vstopiti
v judovski delovni bataljon madžarske vojske.
V istem času se je moral tudi njegov oče javiti
pri enem drugem delovnem bataljonu. Orožja
Judi niso smeli nositi, pač pa so jih uporabljali
kot delovno silo.
Vandor-jev delovni bataljon je moral kasneje
iz Szöny-ja (pri Komarom-em) korakati v
smeri Avstrije (takrat del Nemškega rajha).
Do madžarske meje so pripadnike judovskega
delovnega bataljona stražili madžarski
vojaki, ki so pogosto grobo ravnali z njimi. V
okolici Sopron-a so prečkali mejo takratnega
Nemškega rajha in možje so prišli pod nemški
nadzor.
Delovna četa Sandor-ja Vandor-ja je korakala
potem naprej do St. Anna-e am Aigen, ki so jo
dosegli tik po Novem letu 1945. Približno 150
judovskih mož v starosti med ca. 18 in 40 let
so namestili v danes že neobstoječo zgradbo
v bližini velblagovnice Lippe, v kateri so
232
uredili primitivne spalnice z dvonadstropnimi
spalnimi pogradi.68 Areal so stražili nemški
vojaki in SS. Dvakrat na dan so dobili hrano.
Zajtrk je bil sestavljen iz neke tekočine, ki so
jo imenovali kava in enega kosa kruha, na
katerem je bila včasih marmelada. Večerja je
bila prav tako sestavljena iz neke tekočine, ki
so jo tokrat imenovali juha. Za takšno težko
delo, ki so ga morali opraviti Judi, je bilo
hrane premalo in bila je nehranljiva. Splošni
zdravstveni položaj je bil zato slab, bilo ni niti
bolniške sobe niti kakršne koli medicinske
pomoči.
Dnevno je morala judovska delovna četa pod
SS-nadzorom korakati iz St. Anna-e am Aigen
do delovišča. Judi so morali južno od St. Annae am Aigen kopati tankovski jarek z lopatami
in cepini. Na delovišču so može stražili vojaki.
Kadar je bila dnevna delovna norma izpolnjena,
so se smele 10-glave delovne skupine vrniti v
taborišče, ob prihodu jih je moralo biti prav
tako 10.
Čeprav so s strani straže in ukrajinskih
pomočnikov pogosto padali hudi udarci,
Vandor sam skoraj ni imel težav s stražarji.
Po spominu Sandor-ja Vandor-ja, on in drugi
prisilni delavci niso nosili rumene zvezde,
temveč so morali nositi rumene trakove, ki so
jih zaznamovali kot Jude.
Sandor Vandor se posebno hvaležno spominja,
da so precejkrat dobili pomoč s strani civilnega
prebivalstva St. Anna-e am Aigen in okoliških
vasi. Večkrat se je zgodilo, da so ženske na poti
na delo na polju vzdolž ceste pustile pakete s
hrano, ki so jih našli judovski delavci in so jim
tako olajšali preživetje.
Sandor Vandor in njegov prijatelj iz mladosti
Gyuri, ki je bil prav tako iz Rákospalota, sta
večkrat uspela preskočiti taboriščno ograjo
in se odplazila iskati hrano. Večkrat so jima
Judovska usoda
domačinke vtaknile v žep kakšno hrano.
Enkrat sta bila celo s strani dveh mladih punc
oz. žensk povabljena v hišo in bila postrežena
z ocvrtim jajčnim kruhom. Takrat je bilo po
nacističnih zakonih kaznjivo pomagati Judom.
Ti dve mladi ženski pa sta bili posebno hrabri
in proti NS-zakonom neposlušni.
Okoli četrtega tedna v marcu 1945 je okoli 40
mož zbolelo za tifusom. Dobili niso nobenih
zdravil, temveč so jih ločili od ostale delovne
čete. Vandor-jev prijatelj iz mladosti Gyuri
je ostal v taborišču v St. Anna-i am Aigen.
Kasneje je moral s preostalo delovno četo
na „marš smrti“ v koncentracijsko taborišče
Mauthausen, vendar je preživel. Vrnil se je na
Madžarsko, vendar kmalu emigriral v Ameriko
(ZDA) in tam že leta 1970 umrl.
Za tifusom obolelega Sandor-ja Vandor-ja so s
približno 40 drugimi bolanimi možmi spravili
v taborišče barak (na področju „Höll-a“) južno
od St. Anna-e am Aigen. Gyuri ga je podpiral
na poti do taborišča barak in se potem vrnil
v taborišče v St. Anna-i am Aigen. Bolane so
pustili v taborišču barak, da bi umrli. Niso bili
zastraženi (ni bilo razloga za to, saj nobeden
ni bil v stanju zbežati). Tudi zdravili jih niso,
hrane tudi ni bilo. Nekako so imeli nekaj
plesnivega kruha, nešteto ljudi je umrlo levo in
desno od Vandor-ja.
4. aprila 1945 pozno popoldan je Sandor Vandor
opazoval kako nek nemški vojak postavlja
mitraljez na osrednjem prostoru (vežbališču)
taborišča barak. Kaj je s tem hotel, ni jasno.69
Potem je prišel še en vojak na kolesu in po
kratkem pogovoru je prvi vojak pospravil svoj
mitraljez in oba sta v naglici izginila.
Zjutraj 5. aprila 1945 je Vandor videl ruske
vojake, vendar z njimi ni imel neposrednega
stika. Vsekakor so bili še preživeli judovski
prisilni delavci osvobojeni. V taborišču barak je
bilo morda še 20 prisilnih delavcev pri življenju,
večina v najslabšem zdravstvenem stanju.
Vandor je ostalim povedal novico o ruskih
vojakih. V skupini s še morda petimi tovariši
se je takoj odpravili na pot za Madžarsko. V
stanju v kakršnem so bili so prvi dan zmogli
ravno še tri kilometre. Tam so srečali četo
ruskih vojakov, ki so imeli preskrbo in vojaško
bolnišnico. Oficir tajne službe je zaslišal
madžarske-judovske prisilne delavce, potem
so lahko spali v ruskem taboru. V naslednjih
dveh dneh so hodili do železniške proge (ki
je od Murske Sobote proti severu vodila do
Madžarske), od tam so se lahko peljali z
vlakom do predmestja Budimpešte.
Prav tako v delovnem bataljonu služeči oče
Sandor-ja Vandor-ja je preživel. V odsotnosti
moških so mater in sestro Sandor-ja Vandor-ja
odpeljali v Auschwitz. Mati so takoj po prihodu
v Auschwitz zaplinili, sestra je preživela.
V teku zadušitve madžarske splošne vstaje
in nastalega velikega bežanja je Sandor
Vandor z ženo in sinom sredi novembra 1956
zapustil Madžarsko in dosegel Avstrijo pri
Deutschkreutz-u. V začetku decembra 1956 se
je na Dunaju rodil njegov mlajši sin, preden je
družina emigrirala v Ameriko (ZDA).
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Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg. In: Gerald
Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung
– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff. Hermann Kurahs,
Noch mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur
Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg. In: Blätter für Heimatkunde,
75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff.
Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (KlosterPfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, 132, 133, 143 u. 193, bringt einige
Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die Mehrzahl dem
‚auserwählten Volke‘ angehörte“; 1918: „allerdings 90 % Juden“ und „meist
ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist aus Israel“ und
1928: „Sehr viele Juden!“.
Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene ... Wien
1975, S. 56ff., 67 u. 122f.
Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen
Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49. Special-OrtsRepertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche
und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien
1893, S. 74. Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche
und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien
1905, S. 70. Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von
Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik
Bad Gleichenberg), S. 38. Mathias Macher, Gleichenberg in Steiermark als
klimatischer und Brunnen-Kurort. Graz 1873, S. 24.
Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort
Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark.
Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. 46.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892,
S. 114. Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und
Gries bei Bozen (Wintersaison).
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19. Emil
Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S.
68.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892,
S. 96 u. 114. Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark.
Gleichenberg o. J. (1923), S. 57.
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84.
Dr. Rudolf Grasmug ist für viele wertvolle Hinweise herzlichst zu danken.
Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906,
S. 79.
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik
Bad Gleichenberg), S. 133. Adressenbuch von Steiermark für Industrie,
Handel u. Gewerbe. Graz 1927, S. 238. Adressenbuch von Steiermark
für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, S. 130. Die Villa „Dreibaum“
brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der „Gleichenbergerhof“.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig
1892, S. 125. Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur
Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und
an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark,
in:: Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche
Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts
bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123.
Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S.
44f.
Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte
Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884.
Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892,
S. 6. Karl W. Gawalowski (Hg.), Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz
1914, S. 345. StLA, BG Feldbach, KG Bad Gleichenberg, EZ 191.
Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca.
1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34. Wilhelm K. Rauch, Bad
Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff.
Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte ist Herrn Dr. Rudolf
Grasmug herzlich zu danken.
Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad
Gleichenberg 1993, S. 27.
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Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a.d.M. 1925, S. 51.
Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929,
S. 130. Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935.
Heimo Halbrainer/Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu einem
jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark. In: Korso, 2. Jg.,
Nr. 9. Graz 1988.
Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige
Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark. In: Gerald
Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung
– Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211. StLA, Arisierung
1938-45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger ist für seine
Hinweise besonders zu danken. Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich
„Villa Schuch“ genannt. Sie war eine der originellsten Villen des Kurortes
und brannte bei Kriegsende 1945 ab. Heute steht an seiner Stelle der
„Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des israelitischen Spitals in Bad
Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten Weltkrieg und wurde Jahre
später abgetragen.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik
Bad Gleichenberg), S. 292. Anatol P. Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der
Zeit. Graz 1988, S. 201f u. 207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen
Büchern von Fuksas über Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das
einstige jüdische Leben in Bad Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen
Buch „Skizzen der Zeit“ erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote
z.B., dass bis 1938 der Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwasser
noch in den Händen eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 19371997. Erste Kursaison – Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet
man auf Seite 65f. noch einen kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten
Gleichenberger Kuraufenthalt und das Buch „Die vergebliche Warnung“
des Schriftstellers Manès Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen
jüdischer Herkunft.)
Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad
Gleichenberg 1993, S. 22 u. 27. Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser,
Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien-München 2000, S. 545.
Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik
Bad Gleichenberg), S. 295.
Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung
an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die
Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark. In:
Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche
Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts
bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123.
Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945
rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge
zur Heimatkunde der Südoststeiermark, Heft 4. Feldbach 1989, S. 115ff.
Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman.
Locarno 1976, S. 300ff. Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung
F.J.Schober.
Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald
bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die
Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen
Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach
Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2
gesendet).
Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 rund
um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge zur
Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 116ff.
Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und
Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97. Eleonore Lappin, Die
Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald
Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung –
Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f.
Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von
ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944-1945.
Wien 1999, S. 215f. Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern
in Radkersburg – wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine
weiteren Hinweise.
Schwarz Desider (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew)
WO 310/143.
Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Fischer Georg in Budapest
(23.12.1946), Privatbesitz. Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der
Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52.
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Chronik der Volksschule Klöch.
Watzek-Chronik (16. März 1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg.
Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F.J.Schober.
Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der
Juden in Österreich, St. Pölten). Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star.
A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff.
PRO WO 310/167. Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1. Neue Zeit, 11.
November 1947, S. 2. Wahrheit, 11. November 1947, S. 2.
Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO 1020/2059. Franz Josef Schober,
100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98. In: Heinrich
Kranzelbinder/Günther Prutsch/Franz Josef Schober, Ratschendorf. Vom
Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer südoststeirischen
Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310. Alfred Kolleritsch, Von der
schwarzen Kappe. In. Gespräche im Heilbad. Salzburg 1985, S. 49.
Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through Austria
in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S.
231f.
Chronik der Volksschule Klöch.Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von
Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz. Cäcilia Schönberger
(16. u. 23.5.2005). Sammlung Franz Josef Schober. Eleonore Lappin, The
Death Marches of Hungarian Jews through Austria in the spring of 1945. In:
Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. 220.
Chronik des Gendarmeriepostens Klöch. Grenzbote, 31. August 1947, S. 5.
Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1; Neue Zeit, 11. November 1947, S.
2.
Das Steirerblatt, 14. November 1947, S. 2, Neue Zeit, 14. November 1947,
S. 3; Wahrheit, 14. November 1947, S. 3.
Das Steierblatt, 10. Dezember 1947, S. 2; Neue Zeit, 10. Dezember 1947, S.
3; Wahrheit, 10. Dezember 1947, S. 3.
Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13.
Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher
Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart
wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden
im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien,
Mappe KZ-Friedhöfe.
Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u.
26.4.2005), Sammlung F.J.Schober.
Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna
am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988,
S. 130 u. 135f.
Anton Rutte (25.5.1946). PRO WO 310/144.
Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz
ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ
Mauthausen (1944/45). In: Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91.
Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.
Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau
Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark.
Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273.
Ladislaus Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71. Imre Weisz, Moreshet
D. 2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in
Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie
hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise
Einsicht gewährt.)
Shmuel Roth, Moreshet A. 1476. Szabolcs Szita, Zwangsarbeit,
Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung
in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge
1944-1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106.
Chronik des Marktes St. Anna am Aigen.
StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47.
Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung
F.J.Schober.
PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45). Neue Steirische Zeitung, 12. August
1945, S. 5. Das Erschießungsdatum 13. Februar 1945 scheint sehr früh und
könnte vielleicht nicht stimmen. Ein Mitglied des Erschießungskommandos
soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am
selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“.
Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und
Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es
möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in
der zweiten Märzhälfte stattfand.
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Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143.
Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F.J.Schober.
Kleine Zeitung, 4. Februar 2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26.
Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Chronik der Pfarre St. Anna am
Aigen. Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through
Austria in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem
2000, S. 231f. Yad Vashem 05/89.
Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau
Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark.
Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f.
Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F.J.Schober.
Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen
Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch. In: Gerhard Baumgartner/Eva
Müllner/Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse
und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff. Karl Knapp
(27.7.2005), Sammlung F.J.Schober.
StLA, LG Graz Vg 869/45.
Durch Josef Weinhandl, den Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt
ich dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor
Vandor. Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete
mir dann in einem umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen
an die Zwangsarbeit in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen
wurden von ihm noch in einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet.
Sandor Vandor, der heute im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien lebt,
schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe von e-mails
seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in St. Anna
am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in St. Anna
konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore Lappin
vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war) noch viele
Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von Sandor
Vandor in: Bildpost, 30. Juni 2005, S. 12 und Süd-Ost Journal, 20. Juli 2005,
S. 45. Simson Schvarz und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld
bei der Beantwortung meiner Fragen.
Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude
untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni
2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren.
Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude
Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von SS abgeholt und dann im
Wald bei Röhrl erschossen wurden.
ZUR PERSON – O AVTORJU
Franz Josef Schober
Franz Josef Schober, geb. 1957, wohnhaft in
Ratschendorf; Finanzbeamter; Gründungsmitglied der Kulturinitiative Ratschendorf; Mitarbeit an diversen volkskundlichen und zeitgeschichtlichen Ausstellungen. Veröffentlichung
mehrerer zeitgeschichtlicher Arbeiten über den
Bezirk Radkersburg. – Franz Josef Schober,
rojen 1957, stanujoč v Ratschendorfu; finančni
uradnik; ustanovni član kulturne iniciative
Ratschendorf; sodeluje pri raznih etnografskih
in sodobnozgodovinskih razstavah. Objavil
je več sodobnozgodovinskih del o okraju Bad
Radkersburg.
235
Bildgalerie – galerija slik VII
Hoher Besuch anlässlich der Ausstellungseröffnung „Krieg um Slowenien 1991“ – visok obisk ob otvoritvi razstave Vojna za Slovenijo 1991
236
Slovenci po svetu
Slovenci po svetu
Potopis
� Text: Marjan Šrimpf
Ekipa televizije Maribor je v
zadnjih letih obiskala slovenske
izseljence in zdomce v dvajsetih
državah sveta. V diaspori – torej
zunaj domovine – živi okrog
300.000 Slovencev in njihovih
potomcev, največ v ZDA,
Avstraliji, Kanadi in Argentini.
Amerika – obljubljena dežela.
S trebuhom za kruhom so šli
Slovenci iz tedanje AvstroEkipa TV Maribor v Venezueli; z leve: izseljenec Albin Valenčič, novinar Marjan Šrimpf,
Ogrske že okrog leta 1900. Ob
snemalec Robert Zupanc, tonski technik Damijan Krajnc – Das Team von TV Maribor in Venezuela; von links: Aussiedler Albin Valenčič, Journalist Marjan Šrimpf, Kameramann Robert
popisu prebivalstva v ZDA leta
Zupanc, Tontechniker Damijan Krajnc
1910 se je za slovenski materin
jezik odločilo 123.631 oseb prve generacije (rojene na Slovenskem) in 59.800 Slovencev, rojenih že
v Združenih državah Amerike. Tik pred drugo svetovno vojno je živelo v ZDA 250.000, Kanadi
6000, v Argentini 25.000, v Braziliji 5000 in v Avstraliji 2000 Slovencev. Po drugi svetovni vojni
pa je iz Slovenije v prekomorske države odšlo še 20.000 do 25.000 političnih in tudi ekonomskih
emigrantov. K temu moramo prišteti še 80.000 do 100.000 Slovencev, ki jih je v šestdesetih in
sedemdesetih letih prejšnjega stoletja zajel ekonomski val. Višji zaslužek in boljše življenje so iskali
v zahodnoevropskih državah. Leta 1972 je delalo v Zahodni Evropi 72.000 Slovencev. Nekateri od
teh so se vrnili v domovino, mnogi pa tudi ne.
Takšna bi bila na kratko slika slovenskega zdomstva in izseljenstva v prejšnjem stoletju.
Ekipa Televizije Maribor, ki je bila večkrat tudi na obiskih v Potrni pri društvu 7. člen, ko je gostilo
tudi slovenske izseljence iz različnih prekomorskih držav, je obiskala naše ljudi po svetu. Tokrat
237
Slovenci po svetu
Toronto, kjer živi največ od
20.000 kanadskih Slovencev.
Imajo kar 18 društev, klubov
in domov. Mi smo bili gostje
v Slovenskem domu Lipa, kjer
so pripravili slovenski večer
s folklornimi plesi in večerjo
s potico in drugimi jedmi iz
svoje nekdanje domovine.
Med
številnimi
Slovenci
različnih poklicev je še posebej
zanimiv John Letnik iz
Leon Štukelj med slovenskimi delavci v tovarni Chrysler v Torontu, Kanada. – Leon Štukelj
Lenarta v Slovenskih goricah,
inmitten der slowenischen Arbeiter der Fabrik Chrysler in Toronto, Kanada.
ki je iz Jugoslavije v torontsko
pristanišče pripeljal odsluženo potniško ladjo
bomo strnili vtise z obiskov v Južni Ameriki,
in jo priredil v restavracijo – zdaj tja prihajajo
Avstraliji, Kanadi, ZDA in še kje.
številni ugledni gostje. Pred tremi leti je bil
Največ Slovencev se je v ZDA naselilo v državi
tam tudi slovenski olimpionik Leon Štukelj.
Ohio in v Clevelandu, ki so ga imenovali tudi
Dobitnik številnih olimpijskih kolajn je pred
drugo največje slovensko mesto, takoj za
tem obiskal nekaj slovenskih domov in bil gost
Ljubljano. Tam je bilo kar 13 slovenskih far in 14
slovenskih delavcev v tovarni avtomobilov
domov. Mnogi Slovenci so v Združenih državah
Crysler, kjer so ga izjemno lepo sprejeli.
uspešni na raznih področjih. V ZDA je denimo
imelo leta 1990 kar 738 ljudi slovenskega rodu
Južna Amerika odpira vrata. Tako kot v
doktorat znanosti. Tudi Američani poznajo
Severno Ameriko, so Slovenci začeli množično
Slovence, kot so Friderik Baraga, Luis Adamič,
odhajati tudi v Brazilijo in Argentino že pred
Frank Lausche, James Oberstar, George
letom 1900. Argentina je na podlagi zakona
Voinovič (zadnji trije so politiki), pa vesoljec
iz leta 1876 začela s sistematično kolonizacijo
Ronald Šega, v širši javnosti so manj znani
državnega ozemlja in je v ta namen začela
številni slovenski zdravniki, znanstveniki,
sklepati pogodbe za priseljevanje evropskega
profesorji, gospodarstveniki – pri vesoljski
kmečkega prebivalstva. Slovenci so začeli
agenciji NASA je delal dr. Petrač. Mi smo se
množično z ladjami iz Trsta potovati v Brazilijo
v Clevelandu srečali z Joejem Valenčičem, ki
in Argentino. To se je nadaljevalo še po koncu
pripravlja zgodovino pomembnih Slovencev
druge svetovne vojne, ko je Argentina sprejela
v zabavnem življenju in v ameriškem filmu.
več kot 6000 političnih beguncev. No, in prav
Pokazal nam je tudi dokumentarni film, ki ga
v Argentini so izjemno dobro organizirali
je naredil o življenju Slovencev v Clevelandu
šolanje v slovenskem jeziku, tako da tamkajšnji
– to je še danes na kulturnem področju zelo
Slovenci, predvsem v Buenos Airesu, zelo
pestro.
dobro govorijo slovenščino – med vsemi
Iz Clevelanda smo se odpravili v kanadsko
slovenskimi izseljenci, ki smo jih obiskali,
zvezno državo Ontario in njeno glavno mesto
238
Slovenci po svetu
znajo največ slovenskega jezika.
Večina Slovencev živi v Buenos
Airesu, kjer je že več kot 50
let zelo dejavna SLOVENSKA
KULTURNA
AKCIJA,
ki
združuje intelektualce raznih
vrst. Izdajajo literarno revijo
Meddobje,
organizirali
so
slikarsko šolo, ki jo je v začetku
vodila akademska slikarka Bara
Remec, danes deluje tam veliko
likovnikov. Obiskali smo kiparja
Marjan Šrimpf na poti čez Ande iz Santiaga de Chile v Mendozo. – Marjan Šrimpf auf dem Weg
Marjana Gruma – ta prodaja
über die Anden von Santiago de Chile nach Mendoza.
svoje izdelke iz železa po celem
iz Sevnice. Naši izseljenci so nama svetovali,
svetu, največ na Japonsko. V šali nam je dejal:
naj se odpraviva po zelo slikoviti cesti iz
“Japonci so kupili toliko mojih skulptur, da se
Santiaga prek Andov v argentinsko Mendozo,
je gotovo njihov največji otok Kijušu pogreznil
mesto, kjer ima domove okrog 500 Slovencev.
za kak centimeter.” Marjan Grum je hišo, v
Tako sva tudi storila in po šestih urah vožnje
kateri stanuje, preuredil v razstavišče, kamor
s taksijem sva prispela v mesto vina in sonca,
zdaj prihajajo številni obiskovalci iz Argentine
kot pravijo Mendozi. Slovenska kolonija ima
in iz drugih držav sveta. Ena zadnjih razstav je
lep dom z dvorano za razne prireditve, dobro
imela naslov Luč, barve, gibanje – podkrepil jo
je organizirana slovenska šola, pevski zbor in
je tudi z instalacijami boja proti drogi, ki je še
razne druge dejavnosti. V Mendozi smo srečali
kako prisotna v znanem predelu Boce, kjer je
brata Bajuk – arhitekta Božidarja in zdravnika,
Marjanova hiša.
kirurga Jurija, ki sta poleg družine Bajda najbolj
znana v slovenski skupnosti v Mendozi. Njun
Čez Ande v Mendozo. Z letalom sva s
brat Andrej je danes slovenski finančni minister
snemalcem iz Buenos Airesa odletela še v
in bivši predsednik vlade Republike Slovenije.
Santiago de Chile, kjer živi približno 100
Martin Bajda vodi podjetje, ki izdeluje največje
slovenskih družin. Svojega kluba oziroma
sode v Argentini – tudi takšne s prostornino
društva nimajo, zato se srečujejo pri različnih
10 in več tisoč litrov. Pred nedavnim so izdelali
družinah na domu in obujajo spomin na
tudi 300.000-litrsko leseno kad za Guinessovo
domovino svojih staršev, ki so tja prišli v
knjigo rekordov.
glavnem iz Primorske pred in po drugi svetovni
vojni. Eden takšnih Primorcev je Angelo
V Brazillji živi 1000 Slovencev. Poleg
Kovačič iz slovenske vasi blizu Trsta. Kovačič
ima v Santiagu že 40 let svoje podjetje, oglasili
Argentine je bila tudi Brazilija že pred
pa smo se tudi pri zlatarju Jožetu Helmlingerju.
devetdesetimi leti cilj revnih slovenskih
Skupaj s sinom imata sredi Santiaga lepo
kmetov. Tudi po drugi vojni je prišlo tja
urejeno zlatarno, sicer pa izvira njegova družina
kar nekaj Slovencev, ki pa so bili večinoma
239
Slovenci po svetu
ekonomski emigranti – za
razliko od pribežnikov v
Argentino. Največ jih živi in
dela v Sao Paolu in so v glavnem
podjetniki. Tudi oni nimajo
svojega kluba, pač pa »Skupnost
Slovencev v Braziliji«, ki šteje
kakšnih 200 družin – njihovi
člani se srečujejo, tako kot v
Čilu, po domovih. Med najbolj
znanimi Slovenci v tej državi
so pripadniki družine Hlebanja
Projektant Andrej Vadnjal, izseljenec na Novi Zelandiji, ob mostu, ki ga je projektiral (Tauranga
z Gorenjske. Prvi je tja prišel
Harbour Bridge) – Projektleiter Andrej Vadnjal, Aussiedler in Neuseeland, bei der Brücke, die
er geplant hat (Tauranga Harbour Bridge)
Janez (pred kratkim je umrl),
sledil mu je brat Federico, on
ima veliko tovarno kovinskih predmetov
k jezeru Valencija kakšnih 400 Slovencev. Med
DRAVA in je skupaj s sinom Brankom
rojaki v tej deželi je najbolj znan podjetnik
uspešen podjetnik. Tudi Janezov sin Sandro
Ivan Jerak, ki ima kar štiri manjše tovarne. Prav
je podjetnik. Med zanimivimi Slovenci je še
gotovo je najuspešnejša tovarna kuhinjskih
grafik Peter Slavec, ki pa je tudi najbolj znan
korit, ki se prodajajo po celi Latinski Ameriki.
slovenski jamar v tej državi in eden najbolj
V Venezueli živi tudi nekaj slovenskih
prizadevnih raziskovalcev brazilskih jam.
zdravnikov, umetnikov, znan je umetniški
V Belo Horizontu prav tako srečamo Slovence.
fotograf Jože Srša iz Caracasa in slikarkaNajbolj znana je družina Šalej. Ana Šalej ima
restavratorka Karolina Koglot.
turistični biro in je slovenska častna konzulka.
Težko je v takšnem kratkem zapisu zajeti
Nasledila je svojega brata Bogdana, podjetnika
celovito sliko rojakov v Južni Ameriki, a
in novinarja. Šalej je bil celo kandidat za
vendar naj omenim še skupnost Prekmurcev:
brazilskega gospodarskega ministra. Njegovo
Transmurana v Urugvaju združuje kakšnih
podjetje je znano po tem, da je prvo osvetlilo kip
100 rojakov iz Pomurja – v Montevideu imajo
Kristusa na hribu Corcavalo v Rio de Janieru,
svoj klub. Pa še skok v Bolivijo. Tam sta
kjer živi tudi Koprčanka Majda Starman.
najbolj znana pustolovec Pavel Šimac iz Nove
Gorice, ki že 45 let seka les in zdravi Indijance
Na slovenskem pikniku v Venezueli. V tem
v bolivijski džungli. O svojem razburljivem
kratkem in seveda le bežnem sprehodu med
življenju – bil je tudi zlatokop in lovec – je
Slovenci v Južni Ameriki smo se ustavili še v
napisal tri knjige, izšle so v Sloveniji. Druga je
mestu Maracay v Venezueli. V tej državi si
akademska slikarka Ejti Štih, ki razstavlja po
je ustvarilo dom okrog 700 Slovencev. Ti se
celem svetu – leta 2003 je razstavljala tudi v
enkrat na leto zberejo na pikniku v tem ali
Ljubljani in Mariboru. V Boliviji živi Ejti Štih
že 25 let in je priznana slikarka v vsej Latinski
onem mestu, se pogovorijo, kaj zapojejo in
Ameriki.
zaplešejo. Tako je bilo tudi tokrat, ko je prišlo
240
Slovenci po svetu
Esti Štih iz Santa Cruza / Bolivija – Esti Štih aus Santa Cruz / Bolivien
Slovenska dragulja na Tasmaniji. Za konec
tega kratkega obiska med slovenskimi izseljenci
v prekomorskih državah se ustavimo še v
Avstraliji. Po splošnih ocenah naj bi v Avstraliji
danes živelo okrog 25.000 Slovencev različnih
generacij. Prvi Slovenci so se začeli priseljevati v
to državo v 20-ih letih prejšnjega stoletja, žal je
ohranjenih le malo sledi o njihovem takratnem
življenju in delu. Današnjo slovensko skupnost
predstavljajo predvsem priseljenci iz let po
2. svetovni vojni. Večja slovenska središča v
Avstraliji so v Melbournu, Sydeyu in Adelaidi,
manjša pa v Perthu, Brisbanu oziroma Gold
Coastu, Canberri, Geelongu, Albury-Wodongi,
Necastlu in v Hobartu na Tasmaniji. V teh
mestih je organiziranih tudi po več slovenskih
društev, ki imajo skoraj vsa tudi svoje domove.
Slovenska verska središča s cerkvami in
dvoranami, ki so jih postavili Slovenci sami,
delujejo v Sydneyu, Adelaidi in Melbournu.
V tej prostrani državi živi in dela veliko
pomembnih Slovencev, a imamo premalo
prostora, da bi jih pričeli naštevati. Zato le
beseda o dveh Slovenkah, ki smo ju obiskali
na otoku Tasmanija, enem najlepših predelov
Avstralije.
V mestecu Devenport živi že
več kot 40 let Primorka Anka
Makovec, ki je delala kot
bolniška sestra. Ob tem je bila
vseskozi aktivna pri varovanju
okolja. Avstralci so jo spoznali
leta 1985, ko je še z nekaterimi
somišljeniki preprečila, da bi na
čudoviti reki Gordon zgradili
hidrocentralo. Takrat so se
spopadali s policijo, privezovali
na buldožerje in s pomočjo
televizijske slike, ki je šla po
vsej Avstraliji, tudi uspeli.
Hidroelektrarne niso nikoli zgradili, za kar so
ji domačini ob reki Gordon še danes neizmerno
hvaležni, saj imajo delo v turizmu.
Druga Slovenka na otoku je Daniela Hliš. V
mestecu Bisheno na zahodni obali Tasmanije
je ob Pacifiku postavila turistično naselje
Hydeway, kiga obiskujejo turisti iz celega sveta.
Naselje se čudovito sklada z naravo, bungalovi
ne motijo okolja, v bližini je tudi živalski
vrt. Skratka, Daniela Hliš je tukaj ustvarila
izjemen kotiček za preživljanje počitnic.
Hliševa je prava pesniška duša. Doslej je izdala
že tri pesniške zbirke, od tega dve v angleščini
in eno v slovenščini, svoje pesmi objavlja tudi
v različnih literarnih revijah. Obe Slovenki
smo obiskali s kamero in nastal je zanimiv
dokumentarni film, ki smo ga poimenovali
Tasmanska dragulja.
In takšnih draguljev s tega ali onega področja
bi med Slovenci po svetu lahko našli še veliko.
Potrebujemo le čas, da jih odkrijemo...
241
Slowenen in der Welt
Marjan Šrimpf na delovnem mestu. – Marjan Šrimpf am Arbeitsplatz.
Slowenen in der Welt
Ein Reisebericht
Das TV-Team RTV Slovenija aus Maribor hat
in den letzten Jahren slowenische Auswanderer und Gastarbeiter in zwanzig Staaten der
Welt – der in Diaspora leben rund 300.000 Slowenen, die meisten davon in den USA, Australien, Kanada und in Argentinien – besucht.
Amerika – das gelobte Land. Vom Hunger
getrieben, verließen Slowenen die damalige
Donaumonarchie schon um das Jahr 1900, um
anderswo ihr Glück zu finden. Bei der Volkszählung in den USA im Jahre 1910 bezeichneten sich insgesamt 183.431 Personen (davon
123.631 der ersten noch in Slowenien geborenen und 59.800 der zweiten Generation) als
Slowenen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg
lebten in den USA 250.000, in Kanada 6.000,
in Argentinien 25.000, in Brasilien 5.000 und
in Australien 2.000 Slowenen. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wanderten noch 20.000
bis 25.000 politische und Wirtschaftsemigranten nach Übersee aus. Dazu sind noch 80.000
242
bis 100.000 Slowenen hinzuzuzählen, die in den 60er und 70er
Jahren des vorigen Jahrhunderts
im Zuge des „Wirtschaftswunders“ in den westeuropäischen
Staaten einen höheren Verdienst
und ein besseres Leben suchten. Im Jahre 1972 arbeiteten in
Westeuropa 72.000 Slowenen.
Einige von ihnen kehrten wieder zurück in die Heimat, viele
aber blieben.
Das TV-Team aus Maribor, das
schon oft in Laafeld/Potrna beim Artikel-VII-Kulturverein zu Besuch war, auch als dieser slowenische Auswanderer aus verschiedenen Überseestaaten zu Gast hatte, besuchte die Slowenen
in aller Welt. Diesmal möchten wir die Eindrücke von unseren Besuchen in den USA, Kanada, Südamerika und Australien zusammenfassen.
In den USA siedelten sich die meisten Slowenen im US-Staat Ohio und hier vor allem in
Cleveland an, das man sogar die zweitgrößte slowenische Stadt, gleich nach Ljubljana,
nannte. Dort gibt es 13 slowenische Pfarrgemeinden und 14 Kulturhäuser. In den USA
leben viele Slowenen, die auf verschiedenen
Gebieten erfolgreich sind. Im Jahre 1990 besaßen 738 Personen slowenischer Herkunft ein
Doktorat der Wissenschaften. Auch Amerikaner kennen Slowenen wie Fridrik Baraga, Luis
Adamič, Frank Lausche, James Oberstar, George Voinovič (die drei Letzteren sind Politiker)
und den Astronauten Ronald Šega. In der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind viele
slowenischen Ärzte, Wissenschaftler, Professoren und Unternehmer. In Cleveland trafen wir
Joe Valenčič, der einen Artikel oder ein Buch
Slowenen in der Welt
über die bedeutendsten Slowenen in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie schreibt.
Er führte uns einen von ihm gedrehten Dokumentarfilm über das Leben der Slowenen in
Cleveland, das über ein reiches und vielfältiges
kulturelles Angebot verfügt, vor.
Aus Cleveland führte uns der Weg nach Toronto, die Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontario, wo die Mehrzahl der 20.000 in
Kanada lebenden Slowenen wohnt. Dort gibt
es 18 slowenische Vereine, Klubs und Kulturhäuser. Wir waren im Haus des slowenischen
Kulturvereins Lipa zu Gast, wo man einen slowenischen Abend mit Folkloretänzen und einem Abendessen mit Köstlichkeiten aus der
ehemaligen Heimat (u.a. die slowenische potica [Potitze]) organisierte. Unter den zahlreichen Slowenen, die die verschiedensten Berufe
ausüben, war John Letnik aus Lenart aus den
Slovenske Gorice eine der interessantesten Persönlichkeiten. Er überführte ein ausgedientes
Passagierschiff aus Jugoslawien in den Hafen
von Toronto und baute es zu einem Restaurant
um, das heute von vielen angesehenen Gästen
besucht wird. Vor drei Jahren stattete auch der
mehrfache Olympiamedaillengewinner Leon
Štukelj dem Restaurant einen Besuch ab. Vorher besuchte er noch einige slowenische Kulturhäuser und auch die slowenischen Arbeiter
in der Chrysler-Autofabrik, wo man ihm einen
herzlichen Empfang bereitete.
Südamerika öffnet seine Pforten. Vor der
Wende zum 20. Jahrhundert wanderten Slowenen in großer Zahl auch nach Brasilien
und Argentinien aus. Argentinien begann ab
1876 mit der systematischen Kolonisation seines Staatsgebietes und warb zu diesem Zweck
bäuerliche Bevölkerung aus Europa an. Die
Slowenen reisten von Triest aus nach Brasili-
en und Argentinien. Dieser Trend setzte sich
noch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
fort, als Argentinien mehr als 6.000 politische
Flüchtlinge aufnahm. In Argentinien ist der
Unterricht der slowenischen Sprache so gut organisiert, dass die dort lebenden Slowenen, vor
allem die in Buenos Aires, wo die meisten slowenischen Einwanderer leben, über sehr gute
Slowenischkenntnisse verfügen. In der argentinischen Hauptstadt ist schon seit über 50 Jahren die Slovenska kulturna akcija (Slowenische
Kulturaktion), die Intellektuelle unterschiedlicher politischer Ausrichtungen vereinigt, sehr
aktiv. Der Kulturverein gibt die literarische
Zeitschrift Meddobje heraus und organisiert
eine Malschule, die anfänglich von der akademischen Malerin Bara Remec geleitet wurde.
Heute sind dort viele Künstler tätig. Wir besuchten den Bildhauer Marjan Grum, der seine
Kunstwerke aus Eisen in der ganzen Welt, vor
allem in Japan, verkauft. Er sagte im Scherz
zu uns: „Die Japaner haben so viele Skulpturen von mir gekauft, dass sich ihre größte Insel Kyushu wahrscheinlich schon um den einen oder anderen Zentimeter abgesenkt hat.“
Sein Haus hat er in eine Kunsthalle umgestaltet, die heute von zahlreichen Kunstliebhabern
aus Argentinien und anderen Staaten der Welt
besucht wird. Eine der letzten Ausstellungen
hieß „Luč, barve, gibanje“ (Licht, Farben, Bewegung), die er mit Installationen zum Kampf
gegen Drogen untermalte, die im bekannten
Viertel Boce, in dem Grum wohnt, ein großes
Problem darstellen.
Über die Anden nach Mendoza. Mein Kameramann und ich flogen anschließend nach
Santiago de Chile, wo etwa 100 slowenische
Familien leben. Da sie in keinem Klub oder
Verein organisiert sind, treffen sie sich bei
243
Slowenen in der Welt
sich zu Hause und schwelgen in Erinnerungen an die Heimat ihrer Eltern, die überwiegend vor und nach dem Zweiten Weltkrieg
aus dem Küstenland (Primorska) nach Chile
gekommen sind. Zu ihnen zählt auch Angelo Kovačič, der aus einem slowenischen Dorf
in der Nähe von Triest stammt. Bereits seit 40
Jahren besitzt er sein eigenes Unternehmen in
Santiago. Wir besuchten auch den aus Sevnica stammenden Juwelier Jože Helmlinger, der
mit seinem Sohn im Zentrum der Hauptstadt
ein schönes Juweliergeschäft betreibt. Die slowenischen Auswanderer empfahlen uns, den
malerischen Weg von Santiago über die Anden
in das argentinische Mendoza zu nehmen, wo
rund 500 Slowenen leben. Wir befolgten ihren
Rat und erreichten nach einer sechsstündigen
Taxifahrt die Stadt des Weines und der Sonne,
wie Mendoza häufig genannt wird. Die slowenische Kolonie besitzt ein schönes Kulturhaus
mit einem Saal für verschiedene Veranstaltungen. Auch eine slowenische Schule, ein Chor
und andere kulturelle Aktivitäten sind gut
organisiert. In Mendoza trafen wir die Brüder Bajuk (den Architekten Božidar und den
Chirurgen Jurij), die neben der Familie Bajda
eine der bekanntesten Familien in der slowenischen Gemeinschaft von Mendoza sind. Ihr
Bruder Andrej ist heute slowenischer Finanzminister war zuvor Premierminister.
Martin Bajda, leitet ein Unternehmen, das
die größten Fässer in Argentinien mit bis zu
10.000 Litern Fassungsvermögen herstellt. Vor
kurzem stellte sein Betrieb für das Guinessbuch der Rekorde einen 300.000 Liter fassenden Holzbottich her.
In Brasilien leben 1.000 Slowenen. Neben Argentinien war Brasilien ein weiteres Auswanderungsziel armer slowenischer Bauern. Auch
244
nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten viele
Slowenen in das südamerikanische Land, diese waren aber zum Unterschied zu den politischen Flüchtlingen in Argentinien zumeist
Wirtschaftsemigranten. Die Mehrheit von
ihnen lebt in Sao Paolo und arbeitet dort als
selbständige Unternehmer. Auch sie haben
keinen eigenen Klub, aber die so genannte Gemeinschaft der Slowenen in Brasilien, die etwa
200 Familien zählt, organisiert – wie in Chile
– Treffen bei verschiedenen Familien zu Hause. Zu den bekanntesten Slowenen in diesem
Land zählen die Mitglieder der Familie Hlebanja aus Oberkrain (Gorenjska). Der vor kurzem verstorbene Janez war der erste aus der
Familie, der nach Brasilien gekommen ist. Ihm
folgte sein Bruder Federico, der jetzt die große
Metallfabrik DRAVA besitzt. Sein Sohn Branko ist ebenfalls ein erfolgreicher Unternehmer.
Eine interessante Persönlichkeit ist auch der
Graphiker Peter Slavec, der zudem der bekannteste Höhlenforscher des Land ist.
Auch in Belo Horizonte treffen wir Slowenen.
Die bekannteste Familie in dieser Stadt ist die
Familie Šalej. Ana Šalej ist Besitzerin eines
Reisebüros und slowenische Honorarkonsulin. Ihr Bruder Bogdan, ein Unternehmer und
Journalist, war sogar ein Kandidat für den Posten des brasilianischen Wirtschaftsministers.
Sein Unternehmen wurde vor allem durch die
Beleuchtung der Christusstatue auf dem Berg
Corcovado in Rio de Janiero bekannt.
Auf einem slowenischen Picknick in Venezuela. Während unseres Südamerika-Trips
besuchten wir noch die slowenische Gemeinschaft in Maracay in Venezuela. In diesem
Staat schufen sich rund 700 Slowenen ihre
neue Heimat. Sie treffen sich einmal jährlich
zu einem Picknick bei Tanz und Unterhaltung.
Slowenen in der Welt
So war es auch diesmal, als rund 400 Slowenen zum See von Valencia kamen. Der bekannteste Slowene ist hier der Unternehmer
Ivan Jerak, der vier kleinere Fabriken besitzt.
Die erfolgreichste davon ist die Fabrik für Küchenspülbecken, die in ganz Lateinamerika
verkauft werden. In Venezuela leben auch einige slowenische Künstler, darunter der Fotograf
Jože Srša und die Malerin und Restauratorin
Karolina Koglot.
Es ist schwierig, in einem kurzen Aufsatz ein
ganzheitliches Bild der Slowenen in Südamerika zu vermitteln, doch eines muss noch erwähnt werden: die Gemeinschaft der Auswanderer aus dem Übermurgebiet (Prekmurje)
Transmurana in Uruguay zählt ungefähr 100
Slowenen aus der slowenischen Region Pomurje, die in Montevideo ihren eigenen Klub haben. Und jetzt noch ein Sprung nach Bolivien. Die bekanntesten Slowenen sind hier der
Abenteurer Pavel Šimac aus Nova Gorica und
die akademische Malerin Ejti Štih. Pavel Šimac
hackt dort schon seit 45 Jahren Holz und heilt
die Indianer im Dschungel von Bolivien. Über
sein abenteuerliches Leben – er war auch Goldgräber und Jäger – schrieb er drei Bücher, die
auch in Slowenien erschienen sind. Ejti Štih
stellt ihre Werke auf der ganzen Welt – im Jahre 2003 in Ljubljana und Maribor – aus. Die in
ganz Lateinamerika anerkannte Malerin lebt
schon 25 Jahre in Bolivien.
Slowenische Juwelen in Tasmanien. Am
Ende dieses kurzen Besuches bei den slowenischen Auswanderern in Übersee machen wir
noch einen Abstecher nach Australien. Heute
leben rund 25.000 Einwanderer slowenischer
Abstammung auf den Kontinent. Die ersten
Slowenen kamen in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, doch leider blieben nur we-
nige Spuren von ihrem damaligen Leben und
Wirken erhalten. Größere slowenische Gemeinschaften findet man in Melbourne, Sydney und Adelaide, kleinere in Perth, Brisbane
bzw. Gold Coast, Canberra, Geelong, Albury-Wodonga, Newcastle und in Hobard auf
der Insel Tasmanien. In diesen Städten gibt es
mehrere slowenische Vereine, von denen fast
jeder ein eigenes Kulturheim besitzt. Slowenische religiöse Zentren mit Kirchen und Sälen,
die die Slowenen in ihrer Freizeit selbst gebaut
haben, findet man in Sydney, Adeleida und
Melbourne. In diesem großen Land leben und
arbeiten viele bedeutende Slowenen, doch leider steht zu wenig Platz zur Verfügung, um sie
alle aufzuzählen. Deshalb erwähnen wir nur
zwei Sloweninnen, die wir auf der Insel Tasmanien, besuchten.
Anka Makovec, die früher als Krankenschwester tätig war und aus dem Küstenland (Primorska) stammt, lebt schon seit über 40 Jahren in
der kleinen Stadt Devenport. Die ganzen Jahre setzte sie sich auch für den Umweltschutz
ein. Die Australier lernten sie im Jahre 1985
kennen, als sie zusammen mit einigen Gleichgesinnten verhinderte, dass am schönen Fluss
Gordon ein Wasserkraftwerk errichtet wurde.
Diese lieferten sie sich Auseinandersetzungen
mit der Polizei, ketteten sie sich an Planierraupen fest und hatten schließlich mit Hilfe von
TV-Bildern, die durch ganz Australien gingen,
Erfolg. Das Wasserkraftwerk wurde nicht gebaut, wofür ihr die Einheimischen am Gordon-Fluss heute noch sehr dankbar sind.
Die zweite auf der Insel lebende Slowenin ist
Daniela Hliš. Sie errichtete in der kleinen Stadt
Bisheno an der Westküste von Tasmanien die
Feriensiedlung Hydeway, die von Touristen aus
der ganzen Welt besucht wird. Mit der Siedlung, die im Einklang mit der Natur errichtet
245
Slowenen in der Welt
wurde, schuf Daniela Hliš ein idyllisches Ferienparadies. Darüber hinaus widmet sie sich der
Poesie. Sie hat bereits drei Gedichtssammlungen herausgegeben, zwei davon in englischer
und eine in slowenischer Sprache und veröffentlicht ihre Gedichte auch in verschiedenen
Literaturzeitschriften. Wir besuchten die beiden Sloweninnen und drehten den Dokumentarfilm „Zwei Tasmanische Juwelen“.
Man könnte unter den Slowenen in der Welt
noch viele solcher Juwelen finden, die auf so
unterschiedlichen Gebieten erfolgreich sind.
Alles was man braucht ist Zeit, um sie zu entdecken…
246
O AVTORJU – ZUR PERSON
Marjan Šrimpf
Na RTV Slovenija (Televizija Slovenija – Studio Maribor) je redno zaposlen 34 let. Dela kot
novinar-komentator in spremlja gospodastrvo
in politiko. Za svojo dušo pa potuje tudi po
svetu in snema filme ter reportaže o
Slovencih, ki živijo na tem lepem našem modrem
planetu (če ga gledamo iz vesolja). 5 let je bil
tudi urednik oddaje Slovenci po svetu in
Naši na tujem, ki je tekla na 1. sporedu TV
Slovenija in kasneje na TV Maribor. V oddajah smo
predstavili prek 1000 naših izseljencev iz
prekomorskih držav in zdomcev iz Zahodne
Evrope. Govorili smo tudi o manjšinah in
pripravljali okrogle mize v studiu na temo:
SLOVENCI PO SVETU.
Poleg oddaja o Slovencih po svetu je bil v
40-tih državah, je posnel in objavil tudi 18
dokumentarnih filmov (30 minutnih), ki so bili
na sporedu TV Slovenija. Zadnja dva v letu
2005: “Dežela dolgega belega oblaka” (govori
o Novi Zelandfiji) in Vizija Vide Vidmar (portret
zdravilke -Slovenke iz Ilheusa v brazilski zvezni
državi Bahia) sta dobili tudi VIKTORJA- to je
najvišje priznanje revije STOP, ki ocenjuje TV
program v državi kot najboljša dosežka minulega tedna. – Seit 34 Jahren bei RTV Slovenija
(Slowenischer Rundfunk) beschäftigt, arbeitet
er als Journalist und Kommentator und verfolgt
Wirtschaft und Politik. Zur eigenen Freude reist
er durch die ganze Welt und dreht Filme und
Reportagen über die Slowenen, die auf diesem
unserem schönen blauen Planeten Erde leben.
Er war fünf Jahre lang Redakteur zweier Sendungen: Slovenci po svetu (Slowenen in der
Welt) und Naši na tujem (Landsleute in der
Fremde), wobei die letztgenannte zuerst beim
nationalen Sender TV Slovenija I und später
beim Regionalsender TV Maribor ausgestrahlt
wurde. In mehreren Sendungen wurden mehr
als 1.000 Auswanderer in Überseeländern und
Gastarbeiter in Westeuropa vorgestellt. Wir
sprachen auch über die Minderheiten, und im
Studio wurden Gespräche am Runden Tisch
zum Thema Slowenen in der Welt organisiert.
Neben der Sendung „Slowenen in der Welt“
besuchte er 40 Länder und veröffentlichte 18
(30-minütige) Dokumentarfilme, die beim TV
Slovenija I ausgestrahlt wurden. Die letzten
zwei Dežela dolgega belega oblaka – Das Land
der langen weißen Wolke (über Neuseeland)
und Vizija Vide Vidmar – Die Vision der Vida
Vidmar (das Portrait einer slowenischen Heilpraktikerin aus Ilheus im brasilianischen Bundesland Bahia), wurden im Jahr 2005 gezeigt
und bekamen den VIKTOR-Preis, die höchste
Auszeichnung der Zeitschrift STOP, die das
slowenische TV Programm beurteilt und die
Spitzenleistungen des vergangenen Jahres
prämiiert.
Und sie bewegt sich doch …
Und sie bewegt sich doch …
Grenzüberschreitende Nachbarschaftspolitik anhand der Region Leutschach
� Text: Heinz Wassermann
Als der Autor vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einem Forschungsauftrag die Geschichte
von vier südsteirischen Gemeinden – Eichberg-Trautenburg, Glanz an der Weinstraße, Leutschach
und Schloßberg – recherchierte,1 bekam er den durchaus wohlmeinenden Ratschlag: „Machen Sie
mir hier keinen Krieg!“ Dass sich Zeithistoriker grundsätzlich auf vermintem Gebiet bewegen, ist
an sich nicht neu. Zumeist ist damit aber die Nazi-Zeit gemeint; das war zwar auch in diesem Falle
mit gemeint, „erschwerend“ kam jedoch hinzu, dass Teile der Region Leutschach2 sowohl nach 1918
als auch nach 1945 vom SHS-Staat bzw. Jugoslawien als slowenisches Territorium beansprucht
wurden.
Als der Verfasser im Rahmen einer Lehrveranstaltung der FH-Joanneum vor Ort Recherchen für ein
Videoprojekt anstellte, meinte ein – durchaus wohl gesinnter – Gemeindebediensteter sinngemäß:
„Aber das Slowenische betonen Sie nicht allzu sehr.“
Somit ist ein zweites Konfliktfeld, die zumindest partielle „slowenische Vergangenheit“ von zwei
Gemeinden, nämlich von Glanz an der Weinstraße und von Schloßberg, benannt.
Man kann also von zwei (historischen) „Verwerfungen“ ausgehen: Zum einen die Problematik der
Grenzziehung, einschließlich zeitlich begrenzter Besetzungen durch jugoslawische Truppen, zum
anderen eine partielle „slowenisch(sprachig)e Vergangenheit“, die im Zuge von Assimilationsprozessen nach 1918 zunehmend liquidiert wurde, teilweise – wie noch weiter unten gezeigt werden
wird – aber durchaus noch historisch relevant ist.
Grenzstreitigkeiten – Grenzziehung – Grenzübergriffe und Grenzland. Dass sich die Habsburgermonarchie mit Ende des Ersten Weltkriegs – nicht ausschließlich, aber nicht zuletzt auf Grund
des Beharrens des „deutschen Elementes“ auch auf künftige Dominanz – auflöste, darf als bekannt
vorausgesetzt werden.3
Im November 1918 kam es zwischen der Republik Deutsch-Österreich und dem sich konstituierenden südslawischen Staat zu einem ersten Übereinkommen, das vor allem wirtschaftliche Belange regelte. In diesem wurde auch festgelegt, dass die künftige Grenzziehung Thema der kom-
247
Und sie bewegt sich doch …
Quelle: Wasserm./Vg. Classic
Der Friedhof von Sv. Duh/Heiligengeist 2003 – Pokopališče v Sv. Duhu/
Heiligengeist, 2003
Zeitgenössische Darstellung der jugoslawischen Gebietsforderungen
nach 1945 – Sočasne predstavitve
jugoslovanskih ozemeljskih zahtev po
letu 1945
menden Friedensverhandlungen sein werde.
Was diesen Punkt betraf, war das Abkommen
das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben
stand. „Noch vor dem am 3. November 1918
zwischen Österreich-Ungarn und der Entente
[…] geschlossenen Waffenstillstand hatte General Majster [sic!] mit seinen südslawischen
Truppen am 1. November die Stadt Marburg
besetzt. Am 25. November erfolgte die Besetzung von Spielfeld und am 1. Dezember jene
von Radkersburg. Nach der Einnahme Murecks am 3. und Halbenrains am 7. Dezember
sowie einiger weiterer Ortschaften kontrollierten die Südslawen praktisch bereits die Murlinie sowie vor allem auch die zwischen Spielfeld und Radkersburg verlaufende Bahn.“4
Anfang Dezember erfolgte auch die Besetzung
der Region Leutschach (allerdings ohne die im
Norden gelegene Gemeinde Eichberg-Trautenburg). Am 14. Jänner 1919 unternahm die Deutsche Volkswehr einen „überfallsartigen Angriff
auf die Besatzungstruppen. […] Rings um den
Markt wurde gleichzeitig das Feuer eröffnet.
[…] Nach 4-stündiger heftiger Beschießung
kam es durch Vermittlung zweier Parlamentäre zur Einstellung des Feuers.“5 Im Rahmen
dieses lokalen Scharmützels fand auch der unbeteiligte Postbeamte Alois Huber den Tod.
Der Angriff auf Leutschach war ein
248
Quelle: Chronik der Gemeinde Glanz/Verlag Classic
Quelle: Štajerski deželni arhiv/Stmk. Landesarchiv
Am 20. April 1992 fand erstmals der
gemeinsame „Georgiritt“ statt. – 20.
aprila 1992 so prvič pripravili skupno
konjeniško prireditev ob Jurijevem.
Mosaikstein(chen) des zunehmenden Widerstandes gegen die südslawische Besatzung,
der diese in zunehmendem Maße unter Druck
setzte, sodass am 14. Februar 1919 Demarkationslinien festgelegt wurden.
In diesem Zusammenhang ist vor allem die
Entwicklung in Kärnten im Auge zu behalten, wo der Widerstand wesentlich massiver
– wenngleich letztlich militärisch ebenfalls
erfolglos – war. Für die vier Rebenlandgemeinden bedeutete dieses Abkommen die vorläufige Teilung. „Im Bereich der Region Leutschach
verlief die südliche Demarkationslinie in einem Halbkreis von einem Kilometer südlich
um den Markt. Die deutschösterreichische Demarkationslinie verlief hingegen am Nordrand
der Region. Damit lagen die fast ausschließlich
deutschsprachigen Gemeinden Leutschach und
Eichberg-Trautenburg zur Gänze in der neutralen Zone. […] Die Gemeinden Glanz und
Schlossberg lagen jedoch zum Großteil innerhalb der südlichen Demarkationslinie und waren auch in zivilen Belangen dem SHS-Staat
untergeordnet. […] Bis zum 20. Februar hatten
die Besatzungstruppen den Markt Leutschach
zu räumen. […] Doch die Teilung der Region
Leutschach sollte noch die nächsten eineinhalb Jahre andauern.“6
Auf der Pariser Friedenskonferenz wurden die
Und sie bewegt sich doch …
Quelle: A. Suppan 1989/Verlag Classic
Zwischen jugoslawischen und österreichischen Vorstellungen hinsichtlich des Grenzverlaufs bestanden erhebliche Auffassungsunterschiede. – Med
jugoslovanskimi in avstrijskimi predstavami glede poteka meje je bilo mnogo bistvenih razhajanj.
Grenzen mit der Tschechoslowakei, Ungarn,
Italien und mit dem SHS-Staat gezogen. Für
die Steiermark bedeutete dies den Verlust von
einem Drittel seiner Bewohner und seines Territoriums. Vorerst umfassten die jugoslawischen Gebietsforderungen „fast die gesamte
Region Leutschach und darüber hinaus Radkers-
burg, Halbenrain, Purkla, Mureck, Straß, Ehrenhausen und Eibiswald. […] Anfang März
wurden auf der Territorialkonferenz der Friedenskonferenz die Forderungen des SHS-Staates im Bereich der Steiermark erörtert. Dabei
mußten die slowenischen Vertreter zu ihrem
Erschrecken feststellen, daß in der Kommissi-
249
Und sie bewegt sich doch …
Quelle: Wassermann/Verlag Classic
Das Bad Gleichenberger Abkommen zwischen Österreich und Jugoslawien erleichterte den Grenzübertritt wesentlich. – Sporazum iz Bad
Gleichenberga med Jugoslavijo in Avstrijo je bistveno olajšal prehajanje državne meje.
on die Tendenz vorherrschte, den Vorschlägen
der […] amerikanischen Kommission folgend,
das Drautal südlich von Leutschach als ,beste
natürliche Grenze’ festzulegen. Außerdem hielt
die amerikanische Kommission fest, daß selbst
die Bewohner des südlichen Drautals nichts
von Jugoslawien wissen wollten.“ Die im Laufe der Verhandlungen reduzierten Gebietsforderungen sparten den Markt Leutschach aus.
„Dadurch wären zumindest wenigstens die
überwiegend slowenischsprachigen Teile der
Gemeinden Schloßberg und Glanz an den
SHS-Staat gefallen. […] Im Gegensatz dazu
bestimmte der Oberste Rat, einem Vorschlag
der Territorialkommission folgend, jedoch die
Wasserscheide von der Kärntner Grenze bis
Heiligen Geist als künftige Grenze. Von dort
bis zur Mur sollte die Grenze dann entlang der
bisherigen Grenzlinie der politischen Bezirke
Leibnitz und Marburg verlaufen. […] Dieser
Passus sollte auch in den endgültigen Friedens-
250
vertrag übernommen werden.“7 Das bedeutete,
dass die vier Rebenlandgemeinden – abgesehen
von der Kirche von Hl. Geist und eines kleinen
Teils der Katastralgemeinde Schloßberg – bei
Österreich verbleiben sollten.
Im Zuge der endgültigen Grenzziehung (ab
Dezember 1920) kam es noch zu geringfügigen Korrekturen. „Insgesamt wurden im
Grenzabschnitt Hl. Geist–Spielfeld 585,8 Hektar an den SHS-Staat abgetreten, wovon allein
583,2 Hektar auf den südlichen Teil von Großwalz entfielen. Dafür wurden 514,2 Hektar
Territorium gewonnen. Da Österreich damit
jedoch eine karge Gebirgslandschaft gegen ein
reiches Weinbaugebiet eintauschte, in dem viele Österreicher Überlandbesitz hatten, wurde
dieser Tausch seitens des Länder-Zentralbüros
als vorteilhaft angesehen. […] Die Begeisterung auf regionaler Ebene (Gemeindevorstand
von Schloßberg, Bezirksausschuß von Arnfels) hielt sich jedoch in Grenzen.“8 Im Gegen-
Und sie bewegt sich doch …
satz zum östlichen Teil der Region Leutschach
war die Grenzziehung im westlichen Teil umstrittener. Konkret ging es um die Kirche, den
Friedhof und die Schule von Hl. Geist. Am 8.
Juli 1921 fasste die Interalliierte Grenzkommission den Beschluss, „daß im fraglichen Grenzabschnitt die Wasserscheidegrenze gelte. Zehn
der durch die Grenze zerschnittenen Gehöfte wurden Österreich zugewiesen, fünf fielen
an Jugoslawien. Bezüglich des Friedhofs von
Hl. Geist wurde weiters entschieden, daß er
an den SHS-Staat falle, doch hätten die österreichischen Bewohner das Recht, ihn zu besuchen und ihre Toten in einem bestimmten
Abschnitt zu bestatten.“9 Die Volksschule verblieb bei Österreich und wurde 1944, weil sie
der Gestapo als Stützpunkt gedient hatte, von
Partisanen gesprengt.
Somit wurde in diesem Bereich die Südgrenze
am 1. November 1921 endgültig festgelegt; mit
diesem Datum waren die ausgetauschten Gebiete von der jeweils anderen Seite zu räumen.
Daraus folgte auch der Status der „Doppelbesitzer“, also jener Bauern, die Grund und Boden
dies- und jenseits der Grenze hatten. Am 23. Februar 1922 wurde zwischen der Republik Österreich und dem südslawischen Staat eine Regelung bezüglich des „kleinen Grenzverkehrs“
getroffen, von dem im Bezirk Leibnitz 147 Besitzer profitieren sollten (umgekehrt verfügten
47 Jugoslawen auf österreichischem Territorium über Grundbesitz).10 Einer Erhebung von
Studenten der Universität Graz aus dem Jahre 1939 zufolge besaßen jugoslawische Bauern
in der Gemeinde Glanz 33,85 und in der Gemeinde Schloßberg 26,63 Hektar; Grundbesitzer aus der Gemeinde Glanz bewirtschafteten
63,16, aus Schloßberg 10 Hektar11 in Jugoslawien. Christian Promitzer fasst das Verhalten der
südslawischen (Besatzungs)Truppen zwischen
1919 und 1921 treffend mit „Behinderungen
und Drangsalierungen“12 zusammen. Anfang
Jänner 1919 schrieb die nach Arnfels geflüchtete Schloßberger Gemeindeführung an die Landesregierung, dass nunmehr „die slowenischen
Truppen in Leutschach den wirtschaftlichen
Verkehr mit Deutschösterreich abgesperrt
[haben], sodass die Gemeinden Leutschach,
Schlossberg und Glanz von Deutschösterreich nichts mehr bekommen, der Zuschub
von Mehl, Zucker, Petroleum, Tabak u.s.w. hat
aufgehört, aber auch vom jugoslawischen Staate ist ein Zuschub umso weniger zu erwarten,
da die Abstimmungsergebnisse uns die Südslawen noch mehr zu Feinden gemacht haben.“13
Tatsächlich versuchte die jugoslawische Seite,
mit Lebensmittellieferungen positive Stimmung für sich zu erzeugen; wer sich den Verlockungen widersetzte, ging dementsprechend
leer aus. Hausdurchsuchungen standen ebenso an der Tagesordnung wie Requirierungen,
Schikanen beim Schul- beziehungsweise, Kirchenbesuch, die Verweigerung ärztlicher Hilfe,
Misshandlungen und Übergriffe mit teilweise
tödlichen Folgen.14 Allerdings handelte es sich
nicht bei allen „Übergriffen“ auch tatsächliche um solche, sondern um übliche Kontrollen, ungeachtet dessen, ob die Grenze nun fix
gezogen oder eben nur eine Demarkationslinie
war. In diesem Zusammenhang ist darüber hinaus zu bedenken, dass am „4. April 1919 […]
die Demarkationslinie von den jugoslawischen
Organen geschlossen wurde, um das Einsickern von Schmugglern und feindlichen Agenten nach Jugoslawien zu verhindern.“15
Eine Folge der Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg bestand darin, dass sich beiderseits der Grenze – in den Bezirken „Leibnitz,
Radkersburg, Luttenberg/Ljutomer und Marburg/Maribor – eine ,tote Grenze’ herausbilde-
251
Und sie bewegt sich doch …
Einladung zum grenzüberschreitenden
LFI-Projekt „Ländlicher Raum woher
– wohin?“, 1992 – Povabilo k čezmejnemu
LFI-projektu Krajinski
prostor od kod-kam?,
1992
Quelle: Wassermann/Verlag Classic
Das Gedenkkreuz
für den am 14.
Jänner 1919 erschossenen Alois
Haas – Spominski
križ za 14. januarja 1919 ustreljenega Aloisa Haasa
te. Das Land war ein Randgebiet geworden, an
dem die schrittweise Modernisierung der folgenden Jahre weitgehend vorbeiging.“16 Konkret bedeutete dies, dass für den Grenzgürtel
– und damit auch für die vier Rebenlandgemeinden – das Fehlen bedeutender Zentren, lange
Wege in den Grazer Zentralraum, eine hohe
Agrarquote und agrarischer Nebenerwerb, unterdurchschnittliche Betriebsgrößen, stark von
außen abhängige Betriebe, unterdurchschnittliche Einkommen und ein hohes Maß an Tages- oder Wochenpendlern typisch waren – ein
Umstand, der auch heute noch Gültigkeit hat.
Darüber hinaus ist auf die Tatsache zu verweisen, dass die neue Grenze in den Köpfen der
Menschen zu keinem Zeitpunkt akzeptiert
wurde. Das mag vor allem darin begründet gewesen sein, dass durch die in Saint Germain
festgelegte Grenze die ursprüngliche verkehrsgeographische und wirtschaftliche Ausrichtung nach Maribor durchtrennt worden war.
Eine Konsequenz bestand in regem Schmuggel, der quasi als Notwehrmaßnahme betrachtet wurde.17
Über den Überfall Nazi-Deutschlands auf Jugoslawien berichtet die Schulchronik von Langegg: „Große Wehrmachtseinheiten stehen in
Bereitschaft in unmittelbarer Nähe zur Staats-
252
Quelle: Chronik d. Gem. Glanz/Verlag Classic
Quelle: Wassermann/Verlag Classic
Quelle: Wassermann/Verlag Classic
Grenzstein, aufgenommen im Gebiet
Großwalz / Sv. Duh
Mejni – kamen,
posnet v okraju
Großwalz / Sv. Duh
Der Gedenkstein für die Partisanen
der „Abteilung Lacko“ in Sv. Duh / Hl.
Geist – Spominski kamen za partizane Lackovega odreda v Sv. Duhu / Hl.
Geist
grenze. Am 6. April 1941 um 4h früh kam es
zur Entladung der Spannung. Die Deutsche
Wehrmacht rückte nach kurzem Gefecht an
der Grenze in Jugoslawien ein. Der Vormarsch
ging rasch vorwärts [,] und große Abteilungen
von Gefangenen wurden an der Schule vorbeigeführt. So wurde die hiesige Schule aus einer
Grenzschule zu einer Hinterlandschule“18. Obwohl die Grenze zu Jugoslawien ab April 1941
nicht mehr existierte, sollte die Region – anders als im Ersten Weltkrieg – die Auswirkungen des Krieges wesentlich intensiver zu spüren bekommen. Sieht man von gelegentlichen
Bombenangriffen ab, so waren es ab 1944 vor
allem die Aktivitäten der Partisanen, die nachdrücklich in Erinnerung blieben.19 Zum Dechanten und zum Gendarmerie-Postenkommandanten von Leutschach knüpften die
Partisanen nachweislich Kontakte, die allerdings nichts fruchteten. Der Kommandant der
so genannten Poßruck-Partisanen kam letztlich zum ernüchternden Schluss, dass mit den
Österreichern „nichts anzufangen“ sei.20
Das Kuriosum der Steiermark in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die fünffache Besetzung
durch Amerikaner, Briten, Sowjets, bulgarische
Einheiten und Partisanenverbände, hinterließ
Und sie bewegt sich doch …
auch vor Ort ihre wenn auch kurzlebigen Spuren. Der Leutschacher Dechant, Johann Stoff,
schrieb im Februar 1945 an das fürstbischöfliche Ordinariat in Graz: [Aus] „den Andeutungen Wissender […] können wir uns hier für die
nächste Zukunft auf allerhand gefaßt machen;
im Falle des Falles wäre dann Leibesabwesenheit weit besser als Geistesgegenwart. Betont
muß werden, daß von keiner Seite – vorläufig
– einem Pfarrhof oder Geistlichen etwas geschehen ist.“21 Die ersten fremden Truppen,
die das Pfarrgebiet besetzten, waren bulgarische Einheiten, die im Verband der Roten Armee gekämpft hatten. Ihnen folgten die ersten
Partisaneneinheiten aus dem Raum Maribor,
über die der Dechant von Leutschach berichtete, dass sie „Freiheitskämpfer im wahrsten
Sinne des Wortes und religiös eingestellt“ gewesen seien. „Als jedoch die kommunistischen
Partisanen aus dem Laibacher Gebiet und aus
dem Balkan nachrückten, mußten die [katholischen] Partisanen vielfach wieder weichen
und wegen ihrer Verteidigung [katholischer]
Interessen sogar über die Grenze fliehen, um
ihr Leben zu retten.“22 Die Gendarmeriechronik berichtet neben den Plünderungen auch
von Vergewaltigungen; welches Ausmaß diese
annahmen, ist allerdings nicht bekannt.23
Mitte Mai kamen Einheiten der der 14. Stoßdivision der Jugoslawischen Armee nach Leutschach und mit ihnen auch der später berühmt-berüchtigte Kommissar von Leutschach,
Fišinger.24 Dieser verkündete, dass er den Anschluss des Gebietes an Jugoslawien vorzubereiten habe. Das bedeutete unter anderem, dass
fortan Slowenisch als Amtssprache fungierte.
In die Amtszeit des Kommissars von Leutschach,
die unzweifelhaft als Terror, als eine Mischung
von Todesdrohungen, Plünderungen, Requirierungen und Vergewaltigungen zu bezeichnen
ist, fällt auch die Ermordung von mehr als vierzig Soldaten am 22. Mai 1945. Es handelte sich
hierbei zum Großteil um kroatische Ustaše, die
aus dem Lazarett in der ehemaligen Klosterschule geholt und in einem Graben auf bestialische Art und Weise getötet wurden. Anfang
Juli wurden die Partisaneneinheiten von sowjetischen und diese wiederum – gemäß dem
Ersten Kontrollabkommen – am 22. Juli 1945 von
britischen Einheiten abgelöst.
Zwei Jahre später schrieb der Leutschacher Dechant in einem Bericht, er habe „einen MilieuBericht über dieses unruhige und fast kriegsmäßige Grenzgebiet geben wollen“.25 Gemeint
war damit, dass die Grenzregion auch Austragungsort der innerjugoslawischen Abrechnung der siegreichen Kommunisten mit ihren
Gegnern war.26
Die von Jugoslawien Anfang 1947 erhobenen
Gebietsansprüche, die auch die Rebenlandgemeinden betrafen, versetzten die einheimische
Bevölkerung in hellen Aufruhr.27 Dem folgte die hermetische Abriegelung der Grenze,
die erst mit dem Bad Gleichenberger Abkommen
(1953), das den „kleinen Grenzverkehr“ regelte
und in der Folge ausgeweitet wurde, aufgehoben wurde. Von Bedeutung war das Abkommen in der Region vor allem für die österreichischen „Doppelbesitzer“, die fortan ihre
Besitzungen auf jugoslawischem Staatsgebiet
bewirtschaften konnten. Sieht man von gelegentlichen Grenzübergriffen ab, die jedoch
nicht mehr die „bleihaltige Qualität“ der Nachkriegsjahre erreichten, herrschte an der Grenze
Ruhe, was allerdings auch Stillstand auf mehreren Gebieten bedeutete.
Abgesehen von diplomatischen Verstimmungen wegen der von der Republik Österreich –
um es zurückhaltend zu formulieren – mehr
als zaghaft umgesetzten Minderheitenrechte,
253
Und sie bewegt sich doch …
Das Mahnmal für die in der Nähe des
Graf-Bunkers am 22. Mai 1945 ermordeten Soldaten – Spominsko obeležje
za 22. maja 1945 v bližini grofovega
bunkerja umorjenimi vojaki
die im Artikel VII des Staatsvertrages festgeschriebenen sind, können die nachbarschaftlichen Beziehungen in den folgenden Jahrzehnten als durchaus korrekt bezeichnet werden.28
Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang, dass die (unverändert gebliebene) Grenze
nicht nur eine Abgrenzung staatlicher Territorien, sondern auch eine ideologische Trennlinie war. Vor Ort bedeutete dies, dass sich
„einschlägige“ Kreise, die schon vor 1938 ihr
(Un)Wesen getrieben hatten, Anfang der fünfziger Jahre die „Grenzlandarbeit“ ins Zentrum
ihrer Aktivitäten rückten und die Behauptung
des „Deutschtums“ vor einer phantasierten
„slawischen Unterwanderung“ ins Zentrum
ihrer Agitation stellten.29
Die (lokale) Einschätzung bzw. Interpretation
wird jedoch berücksichtigen müssen, dass diese Aktivitäten auch eine soziale Zielrichtung
verfolgten, was angesichts großer Armut in
dieser Grenzregion die Frage nach der Weltanschauung als sekundär erscheinen ließ.
Die „slowenische Vergangenheit“. Um den
Anteil der slowenischsprachigen Bevölkerung
abschätzen zu können, sind sowohl die Volkszählungen der Monarchie als auch die des republikanischen Österreich nur bedingt brauchbare Indikatoren. Brachten diejenigen aus der Zeit
der Monarchie eher sozioökonomische Dominanzverhältnisse zum Ausdruck, so wurde bei
254
Quelle: Chronik der VS Großwalz
Quelle: Wassermann/Verlag Classic
Quelle: Stmk. Landesarchiv
Eine zeitgenössische Darstellung
des Grenzverlaufes in Sv. Duh. /
Heiligengeist – Takratna predstavitev poteka meje pri Sv. Duhu /
Heiligengeist
Die im August 1944 gesprengte Volksschule von Großwalz –
Avgusta 1944 razstreljena ljudska
šola v Großwalzu
den Volkszählungen der Ersten Republik das
ethnographische Verhältnis nur äußerst ungenau widergespiegelt. Kein Zweifel kann jedenfalls an der Tatsache bestehen, dass auf dem
Gebiet der Steiermark nach 1918 (und auch
nach 1945) Menschen mit slowenischer Umgangssprache leb(t)en. 1934 wurde beispielsweise nach der Sprache, deren „Kulturkreis
man sich zugehörig“ fühle, gefragt. Erhalten
sind die Daten auf Bezirksebene. „Auf dem gesamten Gebiet der österreichischen Steiermark
gab es […] 3.838 Einwohner mit slowenischer
Umgangssprache, davon 1.756 im politischen
Bezirk Lipnica/Leibnitz, wohin auch die Dörfer der Radkersburger Ecke mit Radgona/Radkersburg gehörten.“30
Die nationalsozialistische Volkszählung im
Jahre 1939 – Falschangaben standen unter
Strafe – ergab „insgesamt 3.607 Einwohner, die
in den nichtdeutschen Sprachgruppen ausgewiesen wurden (,slowenisch’, ,deutsch-slowenisch’, ,windisch’, ,deutsch-windisch’).“ Von
diesen lebten 1.444 Personen in den Bezirken
Radkersburg und Leibnitz. Die Volkszählung
von 1951 wies in der Grenzregion insgesamt
580, diejenige von 1961 229, die von 1971 257
Slowenen aus. 1991 wurden – allerdings für
das gesamte Bundesland – insgesamt 1.500
Personen mit slowenischer Muttersprache erhoben.31 Bei diesen Zählungen handelt es sich
allerdings um die gesamte slowenischsprachi-
Und sie bewegt sich doch …
ge Wohnbevölkerung in der Steiermark, unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Bleiben
somit als andere Indikatoren, die zumindest
eine vorsichtige Abschätzung erlauben, die
Schulchroniken32 und als Quellen von eminenter Bedeutung die Unterlagen aus dem Diözesanarchiv Graz. Die Visitationsprotokolle aus
den zwanziger Jahren verweisen mehrfach
darauf, dass einige Schüler der deutschen Sprache überhaupt nicht mächtig waren.33 Noch
1951 hieß es in einem Schulvisitationsbericht,
die Lernschwierigkeiten lägen unter anderem
daran, dass die Eltern vielfach „slowenisch“34
seien.
Beide Sprachen zu beherrschen, gehörte gewissermaßen zum Anforderungsprofil für
ein kirchliches Amt in der Pfarre Leutschach,
weil die Bevölkerung „der Natur nach aus
Deutschen und Slowenen“35 bestehe. So wies
der Nachfolger von Dechant Ribitsch, Anton Waude, in seinem Bewerbungsschreiben
darauf hin, dass er „die beiden slowenischen
Sprachkurse mit gutem Erfolg besucht [habe]
und er der slowenischen Sprache somit mächtig“36 sei. 1953 schrieben die Leutschacher Kapläne an das Ordinariat, dass in der Pfarre „viele Leute die deutschen Sprache schlecht oder
gar nicht“37 beherrschten, weshalb der künftige Pfarrer auch des Slowenischen mächtig
sein solle. Damals stand die Einsetzung eines
Nachfolgers von Johann Stoff (1942 bis 1953)
an, der nach Graz resignierte. Viktor Ferdinand
Krainer aus Groß St. Florian betonte in seiner
Bewerbung, dass er durch seine vormalige „Tätigkeit in der Untersteiermark […] die slowenische Sprache“ beherrsche, sodass ihm „auch
der Kontakt mit dem Slowenisch sprechenden
Teil von Leutschach nicht schwer fallen würde.“38 In der ebenfalls erfolglosen Bewerbung
von Kaplan Alois Hoinig aus Eggersdorf steht,
dass es „dort noch alte Leute geben [soll], die
überhaupt kein Wort der deutschen Sprache
verstehen“39, und natürlich verwies auch der
letztlich erfolgreiche Bewerber, Peter Reiter,
auf seine einschlägigen Sprachkenntnisse.40
Christian Promitzer hat den Prozess des Verschwindens der Slowenen in der Region Leutschach im Laufe des 20. Jahrhunderts überzeugend nachgezeichnet. Die slowenischsprachige
Bevölkerung geriet „zwischen den Hammer
der Eindeutschung und den Amboß der Stigmatisierung.“41
Abschließend soll noch darauf hingewiesen
werden, wie hoch emotional das „Thema Slowenen“ vor Ort noch immer ist. 1996 setzte
der Steiermärkische Landtag einen Unterausschuss zum Verfassungsausschuss ein, der die
Thematik der steirischen Slowenen klären hätte sollen.42 Zwischen August 1996 und Jänner
1997 tagte dieser sieben Mal. Gewissermaßen
als „Fact-Finding-Mission“, aber auch um „mit
der in dieser Frage kaum informierten Bevölkerung zu diskutieren und [um] Mißverständnisse auszuräumen“43 wurden im Juni 1997 in Bad
Radkersburg-Umgebung, Soboth und Glanz/
Schloßberg Informationsveranstaltungen oder
Gemeindeversammlungen mit Abgeordneten
der fünf im Landtag vertretenen Fraktionen
und einem Vertreter des Artikel-VII-Kulturvereins durchgeführt.
Wie die Veranstaltungen in Radkersburg-Umgebung und Soboth verliefen, entzieht sich
der Kenntnis des Verfassers. Tatsache ist, dass
die Veranstaltung am 27. Juni 1997 im Gasthof Mahorko in Glanz äußerst turbulent war.
Im Vorfeld arbeitete die Gemeindevertretung
von Glanz eine Proklamation und Resolution
aus, der sich auch die Gemeindevertreter von
Schloßberg anschlossen. Dort hieß es unter
anderem, dass die „19 bei der Volkszählung
255
Und sie bewegt sich doch …
1991 festgestellten Personen aus Altjugoslawien (18 Slowenen, 1 Kroate) […] den Aufenthalt
bei uns aufgrund der befristeten Beschäftigungs- und Aufenthaltsbewilligungen ständig
gewechselt [haben]. Tatsache ist, daß HEUTE bei uns 13 Slowenen und 6 Personen aus
Restjugoslawien (einschl[ießlich] Kroatien)[,]
großteils im erwerbsfähigen Alter[,] gemeldet
sind“, wobei diese aber erst zwischen 1990 und
1997 zugezogen seien. Historische untermauert wurde dies mit Auszügen aus Chroniken,
die im ‘s Rebenblattl – einer regionalen Gratiszeitung – abgedruckt wurden, wobei diese allerdings sehr selektiv zitiert wurden.44
Die Versammlung führte zum Eklat. „Während die Abgeordneten Lopatka/ÖVP und
Wiedner/FPÖ diese klare Meinung akzeptierten, wollten die Abg. Brünner/Lib[erales] Forum und Zitz/Grüne das Nichtvorhandensein
von Volksgruppen nicht ganz wahrhaben. Insbesondere die Aussage von Abg. Brünner löst
Unmut aus, daß wir an Slowenien noch etwas
gutzumachen hätten. Dies führte zu lautstarken Protesten und zu mehr oder weniger emotionalen und unsachlichen Wortmeldungen.
Den Antragstellern wurde vorgeworfen, mit
ihrer Antragstellung alte Wunden wieder aufgerissen und damit Unfrieden nach geschaffenen gutnachbarlichen Beziehungen gestiftet
zu haben. Nach weiteren verbalen Attacken an
die beiden vorgen[annten] Abgeordneten verließen diese vorzeitig die Gemeindeversammlung, da sie sich nach ihren eigenen Angaben
bedroht fühlten.“45 Daraufhin distanzierten
sich die Gemeindevertretungen der beiden Gemeinden „mit aller Entschiedenheit von Aussagen über ,Hitler, Rauswatschen etc.’“46.
Sozusagen unter der Hand wurde dem Verfasser von einem Bürgermeister erzählt, dass der
Umstand, dass er einen Slowenischkurs be-
256
sucht habe, von einem Teil der Bevölkerung
nicht unbedingt goutiert wurde.
Nachbarschaftspolitik vor Ort. Um es noch
einmal knapp zusammenzufassen: Die Region Leutschach ist zumindest mit zwei historischen Verwerfungen konfrontiert. Zum einen
die Grenze, zum anderen die „slowenische Vergangenheit“ zumindest eines Teiles der Region und der Bevölkerung. Unter diesen beiden
geschichtsträchtigen Aspekten muss die regionale Nachbarschaftspolitik (auch) gesehen
werden. 1995 schrieb das lokale Gratisblatt, ‘s
Rebenblattl, dass die Beziehungen dies- und jenseits der Grenze eine „inzwischen gewachsene echte Freundschaft“47 seien. Gemeint waren
damit grenzüberschreitende Aktivitäten im
Rahmen der Renovierung der Kirche von Sv.
Duh/Heiligen Geist – doch dazu später.
Am 21. Jänner 1967 nahmen Schülerinnen
und Schüler der Hauptschule Gornja Radgona
am Schulskitag der Volksschule Großwalz teil
– es ist dies die erste dokumentierte grenzüberschreitende Aktion.48
Die Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr in
Leutschach hält für die Zeit seit den siebziger
Jahren fest, dass „sich ein sehr guter Kontakt
mit einigen Feuerwehren von Slowenien angebahnt [hat]. Dieser Kontakt drückt sich auch
in gegenseitiger Hilfe aus, wenn größere Brände es erfordern.“49
Ebenfalls in den siebziger Jahren wurden „die
bis zum Zweiten Weltkrieg üblichen grenzüberschreitenden Wallfahrten nach Hl. Geist
wieder aufgenommen.“50 Allerdings waren
diese nicht immer frei von Schikanen durch
jugoslawische Zöllner, wie der Leutschacher
Pfarrer dem Verfasser erzählte.
Als sich Mitte der achtziger Jahre in Jugoslawien (beziehungsweise in Slowenien) politi-
Und sie bewegt sich doch …
sche Veränderungen abzeichneten, kam auch
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Schritt für Schritt in Gang. Ein Meilenstein
war zweifelsohne die Renovierung der Kirche
von Sv. Duh na Ostrem vrhu/Hl. Geist am
Osterberg in den späten achtziger Jahren. Treibende Kraft auf österreichischer Seite war der
Leibnitzer Bezirkshauptmann Johann Seiler,
der im Winter 1989 ein Komitee zur Rettung
der Hl. Geist-Kirche gründete, dem vor allem
die Bürgermeister der Nachbargemeinden diesseits und jenseits der Grenze angehörten. Insgesamt wurden für die Aktion „Kirche ohne
Grenze/Cerkev ne pozna meja“ die beträchtliche Summe von rund 1,5 Millionen Schilling durch verschiedene Benefizaktionen, wie
eine Bausteinaktion (Werke der Künstler Gerald Brettschuh, Gert Christian und Willibald
Karl), Liederabende usw. aufgebracht. Und die
Festschrift anlässlich der hundertjährigen Pfarrerhebung von Sv. Duh wurde bemerkenswerterweise zweisprachig verfasst.51
Überhaupt scheint die Kirche eine nicht zu
unterschätzende Triebkraft für eine neue
Nachbarschaft(spolitik) gewesen zu sein. Am
7. September 1991 – im Jahr der slowenischen
Unabhängigkeit – führte die Dekanatswallfahrt nach Sv. Duh, was „von vielen Menschen
als Zeichen besonderer Solidarität“52 aufgefasst
wurde. Am 9. Juli 1995 statteten „Pfarrbewohner von St. Georgen an der Peßnitz […] mit ihren Pfarrer Branko Macek [Maček]“ der Pfarre
Leutschach einen Besuch ab. „Alle Gläubigen
sangen und beteten in ihrer Muttersprache.“53
Nur zum Vergleich: Als knapp fünf Jahrzehnte
zuvor Dechant Reiter die Abnahme der Beichte in slowenischer Sprache durch den Pfarrer
von Gamlitz in der Pfarrkirche Leutschach ankündigte, wurde dieser deshalb von einigen
Gemeindebürgern „als Slowenenfreund bei der
staatlichen u[nd] kirchlichen Obrigkeit“ denunziert.54 Am 20. April 1992 wurde erstmals
gemeinsam der „Georgiritt“ durchgeführt, der
mittlerweile fixer Bestandteil des grenzüberschreitenden Zusammenlebens ist.
Für das Schuljahr 1993/94 vermerkt der Jahresbericht der Hauptschule Leutschach „enge Beziehungen zu slowenischen Schulen in Selnica und Ptuj“. Im Oktober 1993 besuchten die
Schüler/innen der Hauptschule Leutschach
die Hauptschule in Ptuj, der Gegenbesuch in
Leutschach fand am 3. Juni 1994 statt. In diesem Schuljahr wurde für die Hauptschule in
Selnica gesammelt, weiters standen der Besuch einer Dichterlesung in Maribor und der
Besuch einer Ausstellung in Jurij auf dem Programm.55 In den Schuljahren 1995/96, 1996/97
und 1997/98 wurden Slowenischkurse an
der Hauptschule Leutschach durchgeführt.56
Die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Großwalz führte im Schuljahr 1995/96 ein
Wandertag erstmals nach Slowenien, wo sie
die Jugendherberge Dom Škorpion aufsuchten.57
Am 10. Juni 2001 feierten die 3. und 4. Klassen der Volksschule Langegg mit Schülern der
Nachbargemeinde Kungota gemeinsam am
Eory-Kogel, wobei auch ein slowenisches Lied
gemeinsam gesungen wurde.58
1989 wurde in Leutschach erstmals eine Liedertafel unter slowenischer Beteiligung durchgeführt. Neben dem Frauensingkreis Leutschach,
dem Arnfelser Gesangsverein nahm auch das
Mariborksi Oktet daran teil.59 Damit war der
Anstoß für eine Kooperation gegeben, die sich
– abgesehen von gegenseitigen Einladungen –
nicht zuletzt in den gesanglichen Benefizaktionen zur Sanierung der Kirche von Hl. Geist
mehr als bewähren sollte.60
Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiet kam
es zunehmend zu Kooperationen. So war der
257
Und sie bewegt sich doch …
Georigiritt am 26. April 1998 ein gemeinsames
Projekt der Tourismusverbände Rebenland Leutschach und Jurij-Kungota.61
Am 24.01.1992 fand in der Hauptschule Leutschach die Eröffnungsveranstaltung des vom
Ländlichen Fortbildungsinstitut in Zusammenarbeit mit dem Beratungsring in der Republik
Slowenien und den Gemeinden Arnfels, Eichberg-Trautenburg, Glanz, Gaj, Hl. Geist, Jurij,
Oberhaag, Schloßberg, St. Johann i. Saggautal
und Svecina initiierten Projekts „Grenzraum
– Lebensraum, Slowenien – Steiermark“ unter
großer Beteiligung der Bevölkerung aus beiden
Teilen des Grenzraumes statt.62
Am 1. August 1999 wurde schließlich der
Grenz-Panoramaweg – ein 130 Kilometer langer
Wanderweg von der Soboth bis nach Radkersburg dies- und jenseits der Grenze – im Rahmen eines „Grenzenlosen Bergfestes“ offiziell eingeweiht. Planung und Umsetzung des
Projektes wurden aus Mitteln des Interreg-Programms der EU maßgeblich gefördert.63
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf
die Gegenwart. Derzeit wird laut Gemeindeamt Glanz am grenzüberschreitenden Wegprojekt Radweg R 54 – Panoramaweg gearbeitet.
Starke Verbindungen gebe es mit dem Projekt
Wirtschaftsinitiative Pößnitz-Saggautal, das „aufgrund möglicher Interreg-Mittel mit dem Bereich Ptuj (Pettau) vertieft werden“ soll.
Anlässlich des EU-Beitritts Sloweniens am
1. Mai 2004 gab es bei den Grenzübergängen
Langegg und Großwalz grenzüberschreitende Feierlichkeiten. Slowenien wird vor Ort
als nachbarschaftlicher, aufstrebender Wirtschaftspartner gesehen.64
Demnach sind die nachbarschaftlichen Beziehungen vor allem wirtschaftlich orientiert.
Das Interesse an der Sprache und der Kultur des
258
Nachbarlandes lässt hingegen von österreichischer Seite stark zu wünschen übrig. Während die meisten slowenischen Bürgermeister
deutsch sprechen, sind bei den österreichischen Bürgermeistern Slowenischkenntnisse
lediglich rudimentär (wenn überhaupt) vorhanden. Wollte man Promitzers Diktum von
den „verlorenen Brüdern“ geographisch umdrehen, so ist von österreichischer Seite kein Gefühl des Verlustes wahrzunehmen. Der Lauf
der Geschichte hat wohl sein abschließendes
Urteil gesprochen.
Und sie bewegt sich doch …
ANMERKUNGEN
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Vgl. Heinz P. Wassermann, Das 20. Jahrhundert, in: Alexander Wilhelm
(Hg.), Die Rebenlandchronik. Graz 2004, S. 191–348.
Den Begriff „Region Leutschach“ hat der Grazer Historiker Christian
Promitzer geprägt und auch überzeugend argumentiert.
Vgl. Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. ÖsterreichUngarn und der Erste Weltkrieg. Graz 1993.
Franz Josef Schober – Eduard Staudinger, Dr. Brodmann und das
Untersteirische Bauernkommando (1919–1922), in: Gottfried Almer –
Norbert Müller (Hg.), 800 Jahre Pfarre Straden 1188–1988. Straden – Graz
1988, S. 466–473 (hier S. 466).
Chronik der Gemeinde Glanz.
Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen
Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert), Phil.
Diss. Graz 1996, S. 199.
Ebd., S. 201f..
Ebd., S. 221f..
Ebd., S. 223.
Ebd., S. 232.
Vgl. Helmut Kanzler, Die volkspolitische Lage und Aufgabe im Großraum
Ratsch-Lieschen. Graz o. J. [1939]. Lebensfragen der Grenzbevölkerung,
untersucht an der steirischen Südgrenze, S. 334.
Promitzer, Brüder, S. 205.
StLA (Steiermärkisches Landesarchiv), Statth. Präs. A5B-113/11919:
Gemeinde Schloßberg an Landesregierung, 4.1.1919.
Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 316f.
Promitzer, Brüder, S. 205.
Stefan Karner, Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Aspekte ihrer
politischen, wirtschaftlich-sozialen und kulturellen Entwicklung, 2. Aufl.
Graz – Wien 1986, S. 123.
Vgl. in diesem Zusammenhang die amüsanten und berührenden
Lebenserinnerungen von Fritz Körbler: Vom Leben an der Grenze.
Besinnliche und heitere Kurzgeschichten aus entschwundener Zeit. O. O.
o. J. [1994] u. ders.: Unvergessene Heimat an der Grenze. Besinnliche und
heitere, aber auch tragische Geschichten aus entschwundener Zeit., O. O. o
J. [1997].
Chronik der Volksschule Langegg.
Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 238–240.
Vgl. Promitzer, Brüder, S. 284–289.
DAG (Diözesanarchiv Graz), Dechantliche Visitationen, Dekanat
Leutschach, Kirchenvisitationen 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an
fb. Ordinariat, 14.2.1945.
DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen
1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 11.5.1946.
Vgl. Chronik des Gendarmerieposten Leutschach.
Promitzer, Brüder, S. 303.
DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen
1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 10.6.1947.
Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 322–324.
Vgl. Ebd., S. 319–322.
Vgl. Helmut Liedermann, Österreichs Image im ehemaligen Jugoslawien,
in: Oliver Rathkolb [u. a.] (Hg.), Mit anderen Augen gesehen. Internationale
Perzeption Österreichs 1955–1990. Wien [u. a.] 2002. Österreichische
Nationalgeschichte, Bd. 2, S. 523–562.
Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 333–342.
Matjaž Klemenčič, Im Lichte der sprachlichen Statistik. Slowenischund Deutschsprachige in der Süd- und Untersteiermark 1830–1991, in:
Slowenische Steiermark. Verdrängte Minderheit in: Christian Stenner (Hg.),
Österreichs Südosten. Wien [u. a.] 1997. Zur Kunde Südosteuropas, II/23, S.
69–105 (hier S. 96).
Ebd., S. 97f..
Auf die Auswertung der Schulchroniken wird platzbedingt verzichtet. Aus
ihnen geht eindeutig hervor, dass nach 1918 auch Unterricht in slowenischer
Sprache erteilt wurde.
Vgl. DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach:
Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 3.11.1923; Dekanatsamt
Leutschach an fb Ordinariat, 9.9.1924; Dekanatsamt Leutschach an fb
Ordinariat, 1.10.1926; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 29.8.1927;
Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 14.9.1928; Dekanatsamt
Leutschach an fb Ordinariat, 6.9.1929.
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60
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62
63
64
DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach, 4622/49, S.
1900ff.
DAG, Pfarre Leutschach, Bischöfliche Visitationen: Fb Seckauer Ordinariat
an Kreisdekanat St. Florian an der Lassnitz, 5.6.1922.
DAG, Pfarrakten Leutschach, Pfarre (1560) – Besetzung (S. 1900ff), Anton
Waude an fb. Ordinariat, 6.2.1932.
Ebd., Schreiben der Kapläne von Leutschach an das bischöfliche Ordinariat,
28.10.1953.
Ebd., Viktor Ferdinand Krainer an fb. Ordinariat, 15.10.1953.
Ebd., Alois Hoinig an fb Ordinariat, 29.10.1953.
Ebd., Peter Reiter an bischöfliches Seckauer Ordinariat, 14.10.1953.
Promitzer, Brüder, S. 357.
Die Unterlagen wurden dem Verfasser freundlicherweise von Univ.-Prof. Dr.
Christian Brünner zur Verfügung gestellt.
Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Reinhold Lopatka an Peter
Kutschi, 30.5.1997.
Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Statement zur Minderheitenfrage
in unserer Gemeinde anläßlich der Gemeindeversammlung am 27.06.1997,
23.6.1997.
Bürgerversammlung der Gemeinden Glanz und Schloßberg zum Thema
„Slowenische Minderheit“, in: ´s Rebenblattl, 2/1997, S. 6.
Sammlung Brünner/Steirische Slowenen; Gemeindeversammlung zur
Minderheitenfrage am 27.06.1997 im GH Mahorko in Glanz; Distanzierung
von manchen Äußerungen, 18.7.1997.
Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´ Rebenblattl, 4/1995, S.6.
Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz.
Hans Georg Zach, 111 Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach, in: 111
Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach. 1877–1988, hg v. Freiwillige
Feuerwehr Leutschach. Leutschach 1988, S. 21.
Promitzer, Brüder, S. 325.
Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach u. Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´
Rebenblattl, 4/1995, S.6.
Heimatbuch des Marktes Leutschach.
Chronik der Gemeinde Glanz.
Chronik der Dekanatspfarre Leutschach.
Vgl. Jahresbericht der Hauptschule Leutschach 1993/94.
Vgl. Jahresberichte der Hauptschule Leutschach 1995/96, 1996/97,
1997/98.
Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz.
Vgl. Chronik der Volksschule Langegg.
Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach.
Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach; Hildgard Nagy, Musik kennt
keine Grenzen, in: s´ Rebenblattl, 1/1991, S. 4; Christl Zach, Benefizkonzert
für die Hl.-Geist-Kirche, in: s´ Rebenblattl, 3/1991, S. 15.
Vgl. Georgiritt nach Jurij/St. Georgen, in: s´ Rebenblattl, 1/1998, S. 21.
Vgl. Karlheinz Wirnsberger, Grenzraum – Lebensraum, in: s´ Rebenblattl,
1/1992, S. 4.
Der Grenz-Panoramaweg, in: s´ Rebenblattl, 2/1999, S. 3.
E-Mail von AR Karl Peitler an den Verfasser, Juni 2005.
259
In vendar se premika …
In vendar se premika …
Čezmejna sosedska politika s pomočjo
„Lučanske regije“
Ko je avtor tega prispevka pred nekaj
leti opravljal raziskave o zgodovini štirih
južnoštajerskih občin – Eichberg-Trautenburg,
Klanci ob Vinski cesti (Glanz an der
Weinstraße), Lučane (Leutschach) in Gradišče
(Schloßberg)1, je dobil vseskozi dobronameren
nasvet: „Ne zanetite mi tukaj nobene vojne!“
Da se zgodovinarji načeloma gibljemo po
miniranih območjih, ni samo po sebi nič
novega. A večinoma mislimo pri tem na
obdobje nacizma; to obdobje smo sicer tudi
nameravali vključiti v raziskavo, a k temu smo
morali dodati še „oteževalno okoliščino“, da so
po delih „Lučanske regije“2 tako po letu 1918 kot
po letu 1945 bile izražene ozemeljske zahteve
s strani države SHS oziroma Jugoslavije, češ
da gre za slovenski teritorij. Še drugi preblisk:
ko sem kot avtor v okviru seminarja, ki ga je
pripravil FH Joanneum, raziskoval na kraju
samem in pripravljal videoprojekt, mi je neki –
sicer povsem dobrohotni – občinski uslužbenec
svetoval nekaj v smislu: „Ampak slovenskega
ne poudarjajte preveč.“ In tako smo označili
drugo konfliktno polje, namreč vsaj delno
„slovensko preteklost“ dveh občin, Klancev
ob Vinski cesti in Gradišča. Torej lahko
izhajamo iz dveh (zgodovinskih) „prelomov“:
na eni strani je to problematika določanja
razmejitvene črte, skupaj s časovno omejeno
zasedbo s strani jugoslovanskih enot, na drugi
pa delna „slovensk(ojezičn)a preteklost“, ki
je bila v teku asimilacijskega procesa po letu
1918 sicer vedno bolj zatirana, a deloma – kot
bomo pokazali kasneje – še vedno vredna
zgodovinskega proučevanja.
260
Mejni spori – določanje meje – prekoračitve
pooblastil in obmejna dežela. Da je Habsburška
monarhija – ne zgolj, a tudi zaradi vztrajanja
„nemškega elementa“ pri nadaljnji dominaciji –
s koncem prve svetovne vojne razpadla, lahko
predpostavimo, da je splošno znano.3
Novembra 1918 je prišlo med republiko
Nemško Avstrijo in nastajajočo južnoslovansko
državo do sporazuma, ki je urejal predvsem
gospodarske interese. V njem sta se strani tudi
dogovorili, da bo natančna določitev meje ena
od tem prihodnje mirovne konference. Kar
zadeva to točko, sporazum ni bil vreden niti
papirja, na katerem je bil napisan. „Še pred
3. novembrom 1918 sklenjenim premirjem
med Avstro-Ogrsko in antanto […] je general
Maister s svojimi južnoslovanskimi enotami
1. novembra zasedel mesto Maribor. 25.
novembra je sledila zasedba Šentilja (Spielfeld)
in 1. decembra Radgone (Radkersburg). Po
zavzetju Cmureka (Mureck) 3. in Halbenraina
7. decembra ter še nekaj vasi so Južni Slovani
praktično že nadzirali linijo reke Mure,
predvsem pa med Šentiljem in Radgono
speljano železniško progo.“4
V začetku decembra jim je uspelo zasesti tudi
„Lučansko regijo“ (vendar brez severne občine
Eichberg-Trautenburg). 14. januarja 1919 je
„Nemška ljudska straža“ izvedla „totalni
napad na zasedbene sile […]. Hkrati so začeli
streljati z vseh strani obroča okrog trga. […]
Po štiriurnem silovitem streljanju je prišlo
po posredovanja pogajalcev z obeh strani do
prekinitve ognja.“5 V okviru te lokalne praske
je bil ubit tudi neudeleženi poštni uradnik
Alois Huber.
Napad na Lučane je bil kamen(ček) v mozaiku
vse ostrejšega odpora proti južnoslovanski
zasedbi, ki je vpletene izpostavil zadostnim
pritiskom, da so 14. februarja 1919 določili
In vendar se premika …
demarkacijske črte. V zvezi s tem ne smemo
pozabiti na razvoj sočasnih dogodkov na
Koroškem, kjer je bil odpor mnogo bolj
množičen – čeprav vojaško v glavnem enako
neučinkovit.
Za štiri občine „dežele vinskih goric“ (oz.
severnega, zdaj avstrijskega dela Slovenskih
goric, op. prev.) je ta sporazum pomenil
začasno delitev. „V območju Lučanske regije
je potekala južna demarkacijska črta znotraj
polkroga, kilometer oddaljenega od trga.
Avstrijskonemška demarkacijska črta pa je
na nasprotni strani potekala po severnem
robu regije. S tem sta bili skoraj izključno
nemškogovoreči občini Lučane in EichbergTrautenburg v celoti v nevtralni coni. […]
Občini Klanci in Gradišče sta se večinoma
nahajali znotraj južnega demarkacijskega
območja in sta bili tudi v civilnih zadevah
podrejeni državi SHS. […] Do 20. februarja bi
morale zasedbene enote izprazniti trg Lučane.
[…] A delitev Lučanske regije naj bi trajala še
naslednje leto in pol.“6
Na pariški mirovni konferenci so bile določene
meje s Čehoslovaško, Madžarsko, Italijo
in seveda tudi z državo SHS. Za Štajersko
je to pomenilo izgubo tretjine prebivalstva
in ozemlja nekdanje vojvodine. Sprva so
jugoslovanske ozemeljske zahteve obsegale
„skoraj celotno Lučansko regijo in poleg nje še
Radgono, Halbenrain, Purklo, Cmurek, Straß,
Ehrenhausen in Eibiswald. […] V začetku
marca so v okviru teritorialnega dela mirovne
konference razpravljali o ozemeljskih zahtevah
države SHS na območjiu Štajerske. Pri tem
so morali slovenski predstavniki zgroženo
ugotoviti, da je znotraj komisije prevladala
težnja, ki je, sledeč predlogom ameriške
delegacije, opredelila Dravsko dolino južno od
Lučan kot ‚najboljšo naravno mejo‘. Poleg tega
je ameriška komisija zavzela stališče, da naj bi
celo prebivalci južnega dela Dravske doline ne
hoteli niti slišati za Jugoslavijo.“ Trg Lučane je
bil iz v teku pogajanj izločen iz zmanjšanih
ozemeljskih zahtev. „S tem bi pripadli državi
SHS vsaj večinoma slovenskogovoreči deli
občin Gradišče in Klanci. […] A v nasprotju
s tem je vrhovni odbor sledil predlogu
ozemeljske komisije, da naj bi prihodnjo
državno mejo med Koroško in Sv. Duhom na
Ostrem vrhu (Hl. Geist am Osterberg) zarisali
po meji razvodja (prevladujoče smeri izlivanja
manjših vodotokov v večje, op. prev.). Naprej
do Mure naj bi meja potekala po dotedanjih
mejah političnih okrožij Lipnica (Leibnitz) in
Maribor. […] Ta navedek naj bi bil vključen
tudi v dokončni mirovni sporazum.“7 To je
pomenilo, da naj bi štiri občine „dežele vinskih
goric“ – z izjemo cerkve Sv. Duha, pa tudi
majhnega dela katastrske občine Gradišče –
ostala v Avstriji.
Med postopkom dokončnega določanja meje
(od decembra 1920) pa je vendarle prišlo do
neznatnih popravkov. „Skupaj je bilo v mejnem
odseku Sv. Duh-Šentilj državi SHS dodeljenih
dodatnih 585,8 hektarja ozemlja, od česar je
kar 583,2 hektarja odpadlo na južni del
Velikega Boča (Großwalz). V zameno je Avstrija
pridobila 514,2 hektarja ozemlja. Ker pa je
Avstrija tako zamenjala večinoma nerodovitno
ozemlje za bogato vinorodno območje, kjer so
mnogi Avstrijci imeli odmaknjene posesti, je
osrednji deželni urad to menjavo označil kot
ugodno. […] Navdušenje na regionalni ravni
(občinski glavar Gradišča, občinski odbor
Arneža [Arnfels]...) pa je bilo bolj zadržano.“8
Za razliko od „Lučanske regije“ pa je bila
razmejitev na zahodnem delu bolj sporna.
Konkretno je šlo za cerkev, pokopališče in šolo
pri Sv. Duhu. 8. julija 1921 je medzavezniška
261
In vendar se premika …
komisija sprejela sklep, „da na spornem
mejnem območju velja meja razvodja. Deset
z mejo presekanih domačij je bilo dodeljenih
Avstriji, pet jih je pripadlo Jugoslaviji. Glede
pokopališča pri Sv. Duhu je bilo nadalje
določeno, da pripade državi SHS, a avstrijski
prebivalci so obdržali pravico do obiskovanja
grobov svojih mrtvih na določenem odseku.“9
Ljudska šola je ostala v Avstriji in so jo leta
1944 – ker je služila kot postojanka gestapa –
partizani razstrelili.
Tako je bila na tem področju procedura
zaključena 1. novembra 1921; s tem
datumom bi morali obe strani tudi zapustiti
zamenjana področja. Iz tega izhaja tudi status
„dvolastnikov“, torej kmetov, ki so imeli zemljo
in posest to- in onstran meje. 23. februarja 1922
je bila med Avstrijo in južnoslovansko državo
sklenjena ureditev „maloobmejnega prometa“,
od katere naj bi v „političnem okrožju Lipnica
imelo koristi 147 lastnikov“ (na drugi strani
pa 47 jugoslovanskih posestnikov, ki so
razpolagali z lastništvom zemlje na avstrijskem
teritoriju).10 Po poizvedbah študentov graške
univerze so jugoslovanski kmetje v občini
Klanci posedovali 33,85, v občini Gradišče pa
26,63 hektarjev zemlje; zemljiški posestniki iz
občine Klanci so v Jugoslaviji obdelovali 63,16,
iz Gradišča pa 10 hektarjev.11
Christian Promitzer je obnašanje južnoslovanskih (zasedbenih) enot med letoma 1919 in 1921
prepričljivo in natančno povzel kot „oviranje in
zatiranje“.12 V začetku januarja 1919 je vodstvo
občine Gradišče, ki je zbežalo v Arnež, pisalo
deželni vladi, da so odtlej „slovenske enote v
Lučanah zaprle blagovni promet z Nemško
Avstrijo, tako da občine Lučane, Gradišče in
Klanci ne dobijo ničesar več; dobava moke,
sladkorja, petroleja, tobaka itn. je prenehala, še
262
manj pa je pričakovati dobavo iz jugoslovanske
države, saj smo po zadnjih volilnih rezultatih
pri Južnih Slovanih še bolj osovraženi.“13
Dejansko se je jugoslovanska stran poskušala
pri dobavah življenjskih potrebščin ravnati
glede na naklonjenost prebivalstva; kdor se je
upiral, je ostal temu primerno praznih rok.
Hišne preiskave so bile sprva na dnevnem redu
v enaki meri kot zaplembe, šikaniranja pri
obiskovanju šole oziroma cerkve, odrekanja
zdravniške pomoči, trpinčenja in prekoračitve
pooblastil s strani organov prisile, deloma
celo s smrtnimi posledicami.14 A v resnici vsi
„napadi“ le niso bili dejanski napadi, ampak so
izhajali tudi iz povsem legitimne potrebe po
(samo)obrambi – ne glede na to, ali so bile meje
dokončno določene ali le začasne demarkacijske
črte. V zvezi s tem je treba spomniti, da so
„jugoslovanski organi 4. aprila 1919 […] zaprli
demarkacijsko črto, ker so hoteli tihotapcem
in sovražnim agentom preprečiti infiltracijo v
Jugoslavijo.“15
Ena od posledic določanja meje po prvi
svetovni vojni je bila, da se je tako tostran
kot onstran meje – v okrožjih „Lipnica,
Radgona, Ljutomer in Maribor – izoblikovala
‚mrtva meja‘. Dežela je postala obrobje, ki ga
je postopna modernizacija v prihodnjih letih
obšla v velikem loku.“16 Konkretno se je to v
obmejnem pasu – in torej samoumevno tudi v
štirih občinah „dežele vinskih goric“ – odražalo
kot odsotnost pomembnih središč, dolge poti
do graškega osrednjega območja, visok delež
agrarne in obagrarne dejavnosti, podpovprečna
velikost proizvodnih obratov, vodenje obratov
od zunaj, podpovprečni dohodki, pa tudi visok
delež dnevnih in tedenskih migrantov – kar je
bilo od takrat značilno za to območje in velja
še danes.
In vendar se premika …
Glede na to je treba opozoriti na okoliščino, da
v glavah ljudi nova meja v nobenem trenutku
ni bila sprejeta. To bi lahko utemeljili predvsem
s tem, da je bila z v Saint Germainu določeno
in nato pred hišnim pragom zarisano mejo
prekinjena prastara prometnogeografska in
gospodarska usmeritev proti Mariboru. Ena
od posledic tega je bila, da so tihotapstvo, če
sploh, opravičevali tako rekoč kot nujen ukrep
samoohranitve, v katerega so bili prisiljeni.17
Ob napadu nacistične Nemčije na Jugoslavijo
so v šolsko kroniko Langegga zapisali, da so
bile „velike enote Wehrmachta pripravljene v
neposredni bližini državne meje. 6. aprila 1941
je okrog 4. ure prišlo do sprostitve napetosti.
Nemška vojska je po kratkem spopadu na
meji prodrla v Jugoslavijo. Napredovanje je
potekalo hitro in mnoge oddelke ujetnikov
so vodili mimo šole. Tako je tukajšnja šola iz
šole ob meji postala šola v zaledju.“18 Čeprav
meja z Jugoslavijo od 6. aprila 1941 ni več
obstajala, je regija – za razliko od prve svetovne
vojne – mnogo bolj občutila učinke vojne.
Če zanemarimo občasna bombardiranja, so
ostale prebivalcem od leta 1944 v neizbrisnem
spominu predvsem aktivnosti partizanov.19 Z
dekanom in poštnim upravnikom so partizani
dokazano navezali stike, ki pa niso obrodili
nobenih sadov. Konec koncev je poveljnik
tako imenovane „partizanske drhali“ trezno
ugotovil, da si z Avstrijci ni mogoče prav nič
pomagati.20
Posebnost Štajerske v času takoj po vojni,
namreč petkratna zasedba od Američanov,
Britancev, Sovjetov, Bolgarov in partizanskih
enot, je zapustila neposredne, dasiravno kratke
sledi.
Lučanski dekan Johann Stoff je februarja 1945
pisal knezoškofijskemu ordinariatu v Gradcu:
„Sodeč po namigih […] se lahko mi tukaj v
bližnji prihodnosti pripravimo na vse mogoče;
v vsakem primeru pa bi bilo zavračanje
mnogo boljše od sprejemanja. Poudariti pa je
treba, da se – vsaj za zdaj – z nobene strani
ni zgodilo nič hudega nobenemu župniku
ali duhovniku.“21 Prve tuje čete, ki so zasedle
območje župnije, so bile bolgarske enote, ki so
se borile v sklopu (sovjetske) Rdeče armade.
Sledile so jim partizanske enote, o katerih je
lučanski dekan poročal, da so sprva prihajale
iz območja Maribora in so jih sestavljali „borci
za svobodo v pravem pomenu besede in versko
naravnani. A ko so jim sledili komunistični
partizani iz ljubljanskega območja in z Balkana,
so se morali [katoliški] partizani mnogokrat
spet umakniti in zaradi svojega branjenja
[katoliških] interesov celo bežati čez mejo, če
so si hoteli rešiti življenje.“22 Žandarmerijska
kronika poroča poleg ropanja in plenjenja tudi
o posilstvih, katerih domnevni obseg pa ni
znan niti približno.23
Sredi maja so prišle v Lučane enote 14. udarne
divizije Jugoslovanske armade, z njimi pa
konec koncev tudi slavno-zloglasni „lučanski
komisar“.24
Ta je razglasil, da ima nalogo pripraviti vse
za pripojitev območja k Jugoslaviji. To je med
drugim pomenilo, da je slovenščina od tistega
trenutka postala uradni jezik. V času, ko je
opravljal funkcijo „lučanskega komisarja“
Fišinger, in ki ga lahko lokalno brez nadaljnjega
označimo kot obdobje najhujšega terorja – torej
kombinacije stalnih groženj s smrtjo, ropanj,
zaplemb, posilstev ipd. -, je bilo 22. maja 1945
pobitih tudi več kot štirideset vojakov; veliko
večino so sestavljali hrvaški ustaši, ki so jih iz
lazareta v nekdanji samostanski šoli odvedli
do nekega jarka in jih, deloma na zverinski
način, postrelili ali dotolkli. V začetku julija so
263
In vendar se premika …
partizanske enote zamenjale sovjetske, te pa
so se spet – v skladu s prvotnim sporazumom
o nadzoru – 22. julija 1945 umaknile
britanskim.
Dve leti kasneje je lučanski dekan v nekem
pismu zapisal, da „želi podati poročilo o
položaju v tem nemirnem in skoraj vojnemu
stanju podobnem mejnem območju.“25 S tem
je hotel povedati, da je bila obmejna regija
prizorišče znotrajjugoslovanske državljanske
vojne med belo- in rdečegardisti.26
Jugoslovanske ozemeljske zahteve, ki so se
dotikale tudi „dežele vinskih goric“, so bile v
začetku 1947 umaknjene, kar je med domačini
sprožilo vzneseno odobravanje.27 Temu pa
je nemudoma sledilo hermetično zaprtje
meje, ki je popustilo šele s sporazumom
iz Bad Gleichenberga (1953), ko je bil
zakonsko urejen, kasneje pa še razširjen, tudi
„maloobmejni promet“. Na kraju samem je bil
sporazum pomemben predvsem za avstrijske
dvolastnike, ki so lahko šele od takrat naprej
spet gospodarili s svojo lastnino na državnem
ozemlju Jugoslavije. Če zanemarimo občasne
prekoračitve pooblastil, ki pa seveda niso več
dosegale „svinčene kakovosti“ iz let takoj
po vojni, je na meji poslej vladal mir, kar pa
je resnici na ljubo pomenilo tudi zastoje na
mnogih področjih.
Z izjemo s strani Republike Avstrije – če
se izrazimo zelo zadržano – več kot le
neodločnega
uveljavljanja
manjšinskih
zakonov v skladu z Državno pogodbo (7. člen),
bi lahko medsosedske odnose označili kot
povsem korektne.28 V zvezi s tem pa ne smemo
pozabiti, da ta meja (ki je ostala nespremenjena)
ni razmejevala le državnih teritorijev, ampak
je bila tudi ideološka ločnica. Na kraju samem
je to pomenilo, da so „zadevni“ krogi, ki so se
tam že pred letom 1938 igrali svoje „zadevne“
264
(umazane) igrice, postavili „področje obmejne
dežele“ v središče svojih aktivnosti, iz tega
izpeljane zgodbice o „slovanski infiltraciji“ pa
v središče svoje duhovne drže.29
Seveda je treba ob tem upoštevati (lokalno)
relevantno oceno oziroma interpretacijo, saj so
te aktivnosti sledile tudi socialno usmerjenim
ciljem, kar vsled neverjetne revščine v tej
obmejni regiji dopušča možnost, da se nam
zazdijo vprašanja o svetovnih nazorih
drugotnega pomena.
„Slovenska preteklost“. Če želimo določiti
delež
slovenskogovorečih
prebivalcev,
so tako podatki ljudskih štetij oziroma
popisov prebivalstva v stari monarhiji kot v
republikanski Avstriji uporabni le deloma.
Kakor so bili v monarhiji predvsem izraz
socialnoekonomskih razmerij nadvlade, so bila
etnografska razmerja tudi pri ljudskih štetjih
v prvi republiki prikazana le skrajno površno.
Nobenega dvoma namreč ne more biti, da so na
področju Štajerske po letu 1918 (in tudi 1945)
živeli (in živijo) ljudje s slovenskim občevalnim
jezikom. Leta 1934 so na primer spraševali
ljudi po jeziku, „katerega kulturnemu krogu
se čutijo pripadni“. Ohranjeni so podatki „na
ravni političnih okrožij […]. Na celotnem
področju avstrijske Štajerske je bilo […] 3.838
prebivalcev s slovenskim občevalnim jezikom,
od tega 1.756 v političnem okrožju Lipnica,
h kateremu so spadale tudi vasi Radgonskega
kota skupaj z Radgono.“30 Nacionalsocialistično
ljudsko štetje v letu 1939 – za dajanje napačnih
podatkov je bila zagrožena kazen – je izkazalo
„skupaj 3.607 prebivalcev, ki so se izjasnili
za pripadnike nenemških jezikovnih skupin
(‚slovenske‘, ‚nemško-slovenske‘, ‚vindišarske‘,
‚nemško-vindišarske‘).“ Od tega je 1444 oseb
živelo v okrožjih Radgona in Lipnica. Ljudsko
In vendar se premika …
štetje leta 1951 je v obmejnem območju
ugotovilo skupaj 580, leta 1961 229, 1971 pa
257 Slovencev. Leta 1991 se je – resda v celotni
zvezni deželi – število oseb s slovenskim
maternim jezikom dvignilo na 1500.31 Zaradi
natančnosti in odprave nejasnosti pa je k temu
treba dodati pojasnilo, da je ta popis štel osebe
s stalnim prebivališčem v Avstriji ne glede na
njihovo državljanstvo.
Preostanejo torej drugi indikatorji, ki dovoljujejo
vsaj približne ocene – konkretno šolske
kronike32 in kot viri eminentnega pomena
dokumenti Škofijskega arhiva v Gradcu.
Vizitacijska poročila iz 20-ih let pogosto
opozarjajo, da nekateri učenci sploh niso
obvladali nemškega jezika.33 Še leta 1951 je bilo
v nekem poročilu o šolski vizitaciji zapisano,
da učne težave nekaterih otrok med drugim
izhajajo iz dejstva, da so njihovi starši pogosto
„slovenski“.34
Obvladovanje obeh jezikov je v župniji Lučane
do neke mere veljalo za pogoj pri prevzemanju
cerkvenih služb, češ da je tamkajšnje
prebivalstvo „po naravi sestavljeno iz Nemcev
in Slovencev“.35 Tako je Anton Waude, kasneje
izbrani naslednik dekana Ribitscha, v svojem
prijavnem dopisu omenil, da je „zelo uspešno
obiskoval oba tečaja slovenskega jezika in torej
obvlada slovenščino.“36
Leta 1953 je lučanski kaplan pisal ordinariatu,
da v župniji „mnogo ljudi le slabo govori
nemško ali pa sploh ne“37, zaradi česar bi moral
prihodnji župnik obvladati tudi slovenščino.
Takrat so izbirali naslednika Johanna Stoffa
(župnika od 1942 do 1953), ki se je umaknil
v Gradec. V svoji vlogi je Viktor Ferdinand
Krainer iz Groß St. Floriana zatrdil, da zaradi
svoje prejšnje „dejavnosti na Spodnjem
Štajerskem […] slovenski jezik“ obvlada, torej
mu „tudi stiki s slovensko govorečim delom
Lučan ne bi predstavljali težave.“38 Enako velja
za prav tako neuspešno vlogo, ki jo je podal
kaplan iz Eggelsdorfa Alois Hoinig in v kateri je
med drugim zapisal, da naj bi „tam še bili stari
ljudje […], ki sploh ne razumejo niti besede
nemškega jezika.“39 Samoumevno je, da je na
svoja tozadevna jezikovna znanja opozoril
tudi na koncu uspešni kandidat Peter Reiter.40
Christian Promitzer suhoparno ugotavlja,
da danes v Lučanski regiji ni več Slovencev.
„Slovenskogovoreče prebivalstvo“ se je znašlo
„med kladivom ponemčenja in nakovalom
stigmatizacije.“41
Končno moramo opozoriti še na to, kako
močna čustva v tistih krajih še dandanes
vzbuja načenjanje teme slovenstva. Leta 1996
je štajerski deželni zbor ustanovil pododbor
ustavnega odbora, ki naj bi razčistil vprašanje
štajerskih Slovencev.42 Med avgustom 1996 in
januarjem 1997 se je pododbor sestal sedemkrat.
Deloma kot „fact-finding mission“, a tudi zato,
da bi „skozi pogovore s prebivalstvom, ki je s tem
vprašanjem komajda kaj seznanjeno, odstranili
(tudi) nesporazume“43, so v juniju 1997 v
okrožju Radgona-okolica (Bad RadkersburgUmgebung) ter občinah Sobote (Soboth)
in Klanci/Gradišče izpeljali informativne
shode ali zbore občanov, ki so se jih udeležili
tudi poslanci vseh petih v deželnem zboru
zastopanih strank in predstavnik Slovenskega
kulturnega društva 7. člen za (avstrijsko)
Štajersko.
Kako sta potekali prireditvi v Radgoni-okolici
in Sobotah, se je vedenju avtorja izmuznilo.
Dejstvo pa je, da je prireditev 27. junija 1997 v
gostilni Mahorko v Klancih potekala izredno
burno. Zastopstvo občine Klanci je vnaprej
pripravilo izjavo in resolucijo, ki so se jima
pridružili tudi zastopniki občine Gradišče. Med
drugim je bilo v teh dokumentih zapisano, da
265
In vendar se premika …
„je 19 med ljudskim štetjem 1991 ugotovljenih
oseb iz nekdanje Jugoslavije (18 Slovencev, 1
Hrvat) tukaj bivalo na osnovi dela za določen
čas in stalno zamenjevalo dovoljenja za stalno
prebivališče. Dejstvo je, da je DANES pri nas
prijavljenih 13 Slovencev in 6 oseb iz preostale
Jugoslavije (vklj[učno] s Hrvaško), večinoma v
za pridobitno dejavnost primerni starosti,“ a
še ti so se priselili med letoma 1990 in 1997.
Zgodovinsko so to utemeljevali s kopijami
kronik, ki so izhajale v ´s Rebenblattlu
(„Vinskogoriški list“, op. prev), brezplačnem
regionalnem časopisu – a v primerjavi z
dosegljivimi originali so bili prikazi v njih zelo
selektivni.44
Zborovanje se je sprevrglo v škandal.
“Medtem ko sta poslanca Lopatka (ÖVP –
Avstrijska ljudska stranka) in Wiedner (FPÖ
– Svobodnjaška stranka Avstrije) to jasno
izraženo mnenje sprejela, poslanca Brünner
(Lib[eralni] forum) in Zitz (Zeleni) trditvam
o neobstoju narodnostnih skupnosti nista
hotela povsem verjeti. Nejevoljo je sprožila
predvsem izjava poslanca Brünnerja, da naj bi
bili Sloveniji še nekaj dolžni. To je privedlo do
glasnih protestov in bolj kot ne emocionalnih
besednih izbruhov, ki s tematiko shoda niso
imeli mnogo skupnega. Predlagateljem so
očitali, da s svojimi stališči ponovno odpirajo
stare rane in s tem vnašajo nemir v dosežene
dobrososedske odnose. Po nadaljnjih besednih
napadih nanju sta oba prej imen[ovana]
poslanca predčasno zapustila zbor občanov,
saj sta se po njunih lastnih navedbah počutila
ogroženo.”45 Zaradi tega so se predstavniki
obeh občin “z vso odločnostjo” ogradili od izjav
“v zvezi s ‘Hitlerjem, klofutami itd.’”46 Nekako
na uho je eden od tamkajšnjih županov avtorju
tega zapisa povedal, da del prebivalstva sploh
ni odobraval njegovega obiskovanja tečaja
266
slovenščine, ter da ga je to spravilo v precej
neprijeten položaj.
Sosedska politika na kraju samem. Če še
enkrat na hitro povzamemo. “Lučanska
regija” se sooča vsaj z dvema zgodovinskima
prelomnicama. Ena je meja, druga pa
“slovenska preteklost” vsaj dela regije in njenega
prebivalstva. S teh zgodovinsko utemeljenih
vidikov je treba gledati (tudi) na regionalno
sosedsko politiko. 1995 je lokalni brezplačni
časopis ´s Rebenblattl zapisal, da so odnosi
med to in ono stranjo meje “medtem prerasli v
resnično prijateljstvo”.47 S tem so bile mišljene
čezmejne aktivnosti v okviru obnavljanja
cerkve v Svetem Duhu – a o tem kasneje.
21. januarja 1967 so učenke in učenci osnovne
šole Gornja Radgona sodelovali na šolskem
smučarskem dnevu ljudske šole Veliki Boč – to
je prvo dokumentirano čezmejno dejanje.48
Slavnostni zbornik prostovoljnih gasilcev
ugotavlja za 70-a leta in naprej, da se je utirilo
zelo dobro sodelovanje z nekaj gasilskimi
društvi v Sloveniji. Ti stiki se odražajo tudi
v medsebojni pomoči, kadar je ta potrebna
zaradi večjih požarov.”49
Prav tako od 70-ih let naprej so “spet začeli
prirejati čezmejna romanja k Svetemu Duhu,
kot so bila običajna do druge svetovne vojne.”50
A kot je avtorju tega zapisa povedal lučanski
župnik, so jugoslovanski cariniki udeležence
romanj občasno šikanirali.
Ko so se sredi 80-ih v Jugoslaviji (oziroma
v Sloveniji) začele zarisovati politične
spremembe, se je postopoma krepilo tudi
čezmejno sodelovanje. Mejni kamen je bil
predvsem obnavljanje cerkve Svetega Duha na
Ostrem vrhu v poznih osemdesetih. Gonilna
sila na avstrijski strani je bil nedvomno lipniški
okrajni glavar Johann Seiler, ki je “pozimi 1989
In vendar se premika …
[ustanovil] komite za rešitev cerkve Sv. Duha,
v katerega so se vključili predvsem župani
sosednjih občin tostran in onstran meje.”
Skupaj je bila v okviru akcije “Kirche ohne
Grenze/Cerkev ne pozna meja” s pomočjo
različnih dobrodelnih akcij, kot na primer z
gradbenim kamnom (svoja dela so prispevali
umetniki Gerald Brettschuh, Gert Christian in
Willibald Karl), pevskimi večeri in podobnim,
zbrana impozantna vsota okrog 1,5 milijona
šilingov (26 milijonov sedanjih tolarjev oz.
108 tisoč evrov, op. prev.). In – kar je prav
tako vredno še posebne omembe – slavnostni
zbornik ob stoti obletnici ustanovitve župnije
Sv. Duha je bil pripravljen v dvojezični izdaji.51
Nasploh se zdi, da je bila Cerkev gonilna sila
novega sosedstva (in njegove politike), ki je ne
kaže podcenjevati. 7. septembra 1991 – v letu
slovenske osamosvojitve – je bilo dekanijsko
romanje na Sv. Duh “s strani mnogih ljudi
razumljeno in sprejeto kot znak posebne
solidarnosti.”52 9. julija 1995 so “prebivalci
župnije Sv. Jurij ob Pesnici (St. Georgen an der
Peßnitz) […] s svojim župnikom Brankom
Mačkom” obiskali župnijo Lučane. “Vsi verniki
so peli im molili v svojem maternem jeziku.”53
Zgolj za primerjavo: slabih pet desetletij
predtem je župnik iz Gomilice (Gamlitz)
v župnijski cerkvi v Lučanah napovedal
spovedi tudi v slovenskem jeziku. Dekana
Reiterja so nekateri občani zato “pri državnih
i[n] cerkvenih oblasteh ovajali kot prijatelja
Slovencev. Nikomur drugemu,” tako piše Reiter
v župnijski kroniki, “ne bi bilo ljubše […], če bi
bilo vse v njegovi župniji nemško.”54
20. aprila 1992 je bilo prvič prirejeno skupno
“jahanje na jurijevo” z blagoslovom konj, ki je
medtem postalo stalnica čezmejnega sožitja.
V šolskem letu 1993-1994 je letno poročilo
splošne šole Lučane zabeležilo “tesne stike
s slovenskima šolama v Selnici in Ptuju.”
Oktobra 1993 je sledil šolski obisk na Ptuju, ki
so ga ptujski šolarji lučanskim vrnili 3. junija
1994. V tem šolskem letu so zbirali prispevke
za šolo v Selnici, v letnem poročilu pa sta
zabeležena še obiska literarne prireditve v
Mariboru in razstave v Juriju.55 V šolskem letu
1995-1996 so v splošni šoli prvič izpeljali tečaj
slovenskega jezika; taka tečaja sta zabeležena
še v dveh naslednjih šolskih letih.56 Učenci in
učenke ljudske šole Veliki Boč so v šolskem
letu 1995-1996 na pohodniškem dnevu prvič
obiskali Slovenijo, kjer so si za cilj izbrali
mladinski dom Škorpion (pri Sv. Duhu).57
10. junija 2001 sta 3. in 4. razred ljudske šole
na Eory-Koglu proslavljala skupaj z učenci iz
sosednje občine Kungota; na slavju so učenci
obeh šol skupaj zapeli tudi slovensko pesem.58
Leta 1989 so pevsko srečanje v Lučanah prvič
pripravili z udeležbo slovenskega zastopstva.
Poleg Krožka pojočih žena Lučane in Pevskega
društva Arnež se ga je udeležil tudi Mariborski
oktet.59 S tem je bilo spočeto sodelovanje, ki se
je – poleg medsebojnih povabil – ne nazadnje
več kot izkazalo ob pevskih dobrodelnih
nastopih za sanacijo cerkve Sv. Duha.60
A tudi na gospodarskem področju je prihajalo
do vse tesnejšega sodelovanja. Jurijevo jahanje
26. aprila 1998 je bilo na primer skupni projekt
občinskih turističnih zvez Lučan in JurijaKungote.61
“Pod geslom ‘Obmejno območje – življenjski
prostor, Slovenija-(avstrijska) Štajerska’ je bila
v splošni šoli Lučane 24. 01. 1992 otvoritvena
prireditev, ki so se je v velikem številu udeležili
prebivalci iz obeh delov obmejnega območja.”
Deželni izobraževalni inštitut je pripravil
program skupaj “s Svetovalnim centrom
Republike Slovenije in lokalnimi skupnostmi
Arnež, Eichberg, Trautenberg, Klanci, Gaj, Sv.
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In vendar se premika …
Duh, Jurij, Oberhaag, Gradišče, St. Janez v
Seggauski dolini in Svečina […].”62
1. avgusta 1999 je bila v okviru “planinskega
praznika brez meja” končno tudi uradno
posvečena obmejna panoramska pot. To je
pešpot med Sobotami in Radgono, ki poteka
to- in onstran meje. “Projekt je bil v veliki meri
načrtovan in izveden ob podpori sredstev iz
programa Interreg.”63
Ozrimo se končno še za trenutek na sedanjost.
Da bi se seznanili s pregledom trenutne situacije,
smo s štirimi občinami “dežele vinskih goric”
skušali navezati stike s pomočjo elektronske
pošte. Odgovorila je le občina Klanci ob Vinski
cesti. Tačas – tako piše v odgovoru na naša
dopis – se ukvarjajo s projektom čezmejne poti
“Kolesarska pot R 54 – panoramska pot”. Močne
povezave so tudi s projektom “Gospodarska
pobuda Pesnica-Seggauska dolina”, ki pa bi ga
bilo “treba zaradi možnosti pridobitev sredstev
iz programa Interreg razširiti še na območje
Ptuja (Pettau).”
Ob vstopu Slovenije v Evropsko unijo so na
mejnih prehodih Jurij-Langegg in Sv. DuhGroßwalz potekale čezmejne slovesnosti.
“Na Slovenijo v (avstrijskih) obmejnih krajih
poslej gledamo kot na dobrososedskega in
vzpenjajočega se gospodarskega partnerja.”64
S tem so medsosedske povezave usmerjene in
določene predvsem na gospodarskih osnovah.
A medtem ko večina slovenskih županov
govori nemško, je znanje slovenščine pri
avstrijskih županih kvečjemu rudimentarno
(če sploh). Če bi želeli Promitzerjevo izjavo o
“izgubljenih bratih” geografsko preobrniti, na
avstrijski strani ne bi zaznali nobene izgube.
Tok zgodovine je najbrž že izrekel dokončno
sodbo.
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Alexander Wilhelm. Gradec 2004. str. 191-348.
Pojem “Lučanska regija” je skoval in tudi prepričljivo argumentiral graški
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prvi svetovni vojni. Gradec 1993.
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Prim. v tej zvezi vseskozi zabavne in ganljive življenjske spomine Fritza
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izginulega časa. O.O. o. J. [1994] in sodelavci: Nepozabna domovina ob
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Prim. Kronika žandarmerijske postaje Lučane.
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Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955;
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Klemenčič, Matjaž: V luči jezikovne statistike. Slovensko- in nemškogovoreči
v južni in spodnji Štajerski 1830-1991. V: Slovenski Štajerec. Zatirana
majnšina na avstrijskem Jugovzhodu. Izd. Christian Stenner. Dunaj [idr.]
1997 (= K dediščini jugovzhodne Evrope, II/23). str. 69-105 (tu str. 96).
Prav tam, str. 97f..
Obdelavi šolskih kronik se bomo zaradi pomanjkanja prostora odpovedali.
Iz njih pa lahko nedvoumno razberemo, da jim je bil po letu 1918 dodeljen
tudi pouk v slovenskem jeziku.
Prim. DAG (Škofijski arhiv Grdec), Šolski dokumenti, Dekanijske šolske
vizitacije, Lučane 1900ff; Dekanijski urad Lučane škofovskemu ordinariatu,
3. november 1923; 9. september 1924; 1. oktober 1926; 29. avgust 1927; 14.
september 1928; 6. september 1929.
DAG, Šolski dokumenti, Dekanijske vizitacije, Lučane 1900ff; 4622/49.
DAG, Župnija Lučane – škofovske vizitacije; Seckauski škofijski ordinariat
okrožnemu dekanatu St. Florian an der Lassnitz, 5. junij 1922.
DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Anton
Waude ordinariatu; 6. februar 1932.
DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); pisanje
kaplanov iz Lučan škofijskemu ordinariatu, 28. oktober 1953.
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DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Viktor
Ferdinand Krainer ordinariatu; 15. oktober 1953.
DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Alois
Hoinig ordinariatu; 29. oktober 1953.
Prim. DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff);
Peter Reiter škofijskemu ordinariatu Seckau; 14. oktober 1953.
Promitzer, bratje, str. 357.
Dokumente je avtorju prijazno dal na razpolago univ. prof. dr. Christian
Brünner.
Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Reinhold Lopatka in Peter Kutschi; 30.
maj 1997.
Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Izjava o manjšinskem vprašanju v naši
skupnosti ob zboru občanov 27. 06. 1997, 23. junij 1997.
NN: Zbor občanov občin Klanci in Gradišče na temo slovenska manjšina. V:
´s Rebenblattl, 2/1997. str. 6.
Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci; zbor občanov 27. 06. 1997 v Gost.
Mahorko v Klancih o manjšinskih vprašanjih; distanciranje od nekaterih
zahtev, 18. julij 1997.
NN, Hlg. Geist-Sv. Duh, v: s´Rebenblattl, 4/1995. S. 6.
Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč.
Zach, Hans Georg: 111 let prostovoljnega gasilstva v Lučanah. V: 111 let
prostovoljnega gasilstva v Lučanah 1877-1988. Izd. Prostovoljno gasilsko
društvo Lučane. Lučane 1988. str. 16-23 (tu str. 21).
Promitzer, bratje, str. 325.
Prim. Domovinska knjiga trga Lučane in NN, Sv. Duh, str. 6.
Domovinska knjiga trga Lučane.
Kronika skupnosti Klanci (Glanz).
Kronika dekanijske župnije Lučane.
Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1993/94.
Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1995/96, 1996/97, 1997/98.
Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč.
Prim. Kronika ljudske šole Langegg.
Prim. Domovinska knjiga trga Lučane.
Prim. Domovinska knjiga trga Lučane; Nagy, Hildgard: Glasba ne pozna
meja. V: s´Rebenblattl, 1/1991. str. 4. Zach, Christl: Dobrodelni koncert za
cerkev Sv. Duha. V: s´Rebenblattl, 3/1991. str. 15.
Prim. K. N.: Jurijevo jahanje v Jurij/St. Georgen. V: s´Rebenblattl, 1/1998. S.
21.
Wirnsberger, Karlheinz: Mejni prostor – življenjski prostor. V: s´Rebenblattl,
1/1992. str. 4.
NN: Mejna panoramska pot. V: s´Rebenblattl, 2/1999. str. 3.
Elektronsko pismo predstavnika občine Klanci Karla Peitlerja avtorju.
ZUR PERSON – O AVTORJU
Heinz P. Wassermann
Heinz P. Wassermann, Mag. Dr., geb. 1964,
Studium der Betriebswirtschaftslehre, Geschichte und Sozialkunde, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität
Graz. Diplom 1991, Promotion 1999. Mitarbeiter am Studiengang Journalismus und
Unternehmenskommunikation der FH Joanneum in Graz. E-Mail: heinz.wassermann@
fh-joanneum.at – Heinz P. Wassermann, Mag.
Dr., roj. 1964, študij ekonomije, zgodovine in
spoznavanja družbe, filozofije, psihologije in
pedagogike na univerzi iz Gradca. Diplomiral
1991, doktoriral 1999. Sodelavec študijske
smeri novinarstva in podjetne komunikacij na
FH Joanneum iz Gradca.
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Protestantizem na slovenskem štajerskem
Protestantizem na slovenskem štajerskem
Kratek zgodovinski pregled o razvoju protestantizma na Spodnjem Štajerskem od
svojih začetkov do prve svetovne vojne.
� Text: Dr. Anja Zalta
V Mariboru in okolici se je število protestantov povečalo takrat, ko so dobili protestanti leta 1578
na deželnem zboru v Brucku skoraj popolno deželno svobodo. Pred tem Maribora in Spodnje
Štajerske v celoti ne moremo primerjati z razmahom protestantizma na Kranjskem in Koroškem.
Šele v drugi polovici 16. stoletja je nova vera našla plodna tla tudi v Mariboru: leta 1587 je dal
baron Viljem Herberstein protestantom na voljo svojo graščino Betnavo, kjer so ustanovili protestantsko občino, šolo, cerkev in pokopališče, vendar pa se val protireformacije tudi Štajerske ni
izognil. Leta 1599 je Maribor obiskala protireformacijska komisija, ki je mariborskemu mestnemu
svetu in sodniku dala navodila, kako naj meščani ravnajo v verskem pogledu, nato pa je razdejala
protestantsko molilnico in pokopališče na Betnavi, kar je bil začetek konca reformacijskega gibanja v Mariboru. Že 8. januarja tega leta je bila v Mariboru požgana evangeličanska cerkev in šola.
Protestanti so še istega leta pokopališče obnovili in ga uporabljali vse do leta 1620.
Ko se je val protireformacije polegel, so se evangeličanski verniki, ki so ostali oziroma ki niso bili
pregnani in ne rekatolizirani, po letu 1784 in tolerančnem patentu Jožefa II. ponovno organizirali
tudi na Štajerskem, v Mariboru in okolici.
V prvi polovici 19. stoletja se je mesto Maribor naglo širilo: leta 1851 je štelo 6.706 prebivalcev, v
desetletju in pol se pa je število prebivalcev povečalo na 12.670, predvsem zaradi odprtja južne
železnice leta 1846, koroške železnice in leta 1863 železniške strojne tovarne.1 Železnica in industrija sta postali glavni faktor mestnega razvoja, velika večina mariborskega uradništva pa je prišla
iz avstrijskih nemških krajev. Tako je Maribor postal nemški otok sredi slovenskega podeželja. V
mesto so prišli tudi tisti s protestantskimi koreninami in so se vanj naselili kot delavci, obrtniki,
trgovci ali uradniki ter se kasneje pridružili evangeličanski občini Gradec.
Maribor je leta 1890 štel 19.898 ljudi, od tega 15.950 Nemcev in 2.650 Slovencev; na prelomu stoletja pa je bilo že 24.601 prebivalec, od tega 19.298 Nemcev in 4.602 Slovenca, 24.183 katolikov in
326 protestantov. Po podatkih, ki jih navaja Arnold Suppan, se je po ljudskem štetju med leti 1880
do 1910 nemško govoreče prebivalstvo na Spodnjem Štajerskem povečalo iz 46 734 na 73 148, tj.
iz 10,7 % na 15 %.2
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Protestantizem na slovenskem štajerskem
Proč-od-rimskega gibanja (Die Los-von-RomBewegung) in začetek 20. stoletja. 19. stoletje
je bila rojstna doba modernega nacionalizma.
Težnje po zedinjenju vseh Nemcev je zagovarjala predvsem Vsenemška stranka (Alldeutsche
Partei) Georga Ritterja von Schönererja, ki je
od začetka 80. let 19. stoletja vse bolj obvladoval nacionalno gibanje na Dunaju. Schönerer
je v glavnem propagiral združitev z nemškim
rajhom in rasni antisemitizem. Novembra leta
1898 izide Schönererjev poziv k prestopanju v protestantizem in tudi spodnještajerski
nemški tisk (predvsem Marburger Zeitung in
Deutsche Wacht) začne z močno agitacijo za
izstopanje iz rimskokatoliške cerkve, glavno
propagandno delo pa v svoje roke vse bolj prevzemata vikar Fritz May v Celju in pastor Ludwig Mahnert v Mariboru.
Spodnještajerski tisk v propagandni kampanji
za izstopanje iz rimskokatoliške cerkve sprva
poudarja, da gre v prvi vrsti za politično in
nacionalno, nikakor pa ne za religiozno (kar
poudarja Schönerer) ali celo protiavstrijsko zadevo.3 Predvsem z delovanjem mariborskega
pastorja Ludwiga Mahneta, ki je bil leta 1903 v
Mariboru izvoljen za evangeličanskega duhovnika, pa se v pročodrimski propagandi pojavlja tudi verski moment. V svojem romanu „Die
Hungerglocke“ med drugim zapiše, da so prav
Slovenci (die Windischen) najlepši, a tudi najbolj žalosten dokaz nesposobnosti Rima, da
bi neko ljudstvo popeljalo do kulturnega nivoja.4 Čeprav so na Spodnjem Štajerskem obstajali politični pogoji za uspeh pročodrimskega
gibanja, pa opaznejše uspehe gibanje doseže
šele v letih 1904-1910, ko v Lavantinski škofiji
zabeležijo 1.126 od skupaj 1.653 izstopov iz
rimskokatoliške cerkve do konca leta 1913.5
Nedvomno so so odnosi med katoliško in
evangeličansko cerkvijo v tem času zaostrili.
Avstrijski katoliški tabor je pročodrimsko gibanje razumel kot gibanje, ki se želi odcepiti
od Avstrije (Los von Österreich), in zanimivo
je tudi, da se je od gibanja distanciral tudi vrhovni cerkveni svet (Oberkirchenrat) na Dunaju.6
Razcvet protestantske vere v tem času je nedvomno posledica vpliva pročodrimskega gibanja.
Pojav
organizacije
Südmark,
vloga
evangeličanskega duhovnika Ludvika Mahnerta in borba za Podravje. Poseben problem,
ki je mučil spodnještajerske Nemce, je bilo
ozemlje Dravske doline in Slovenskih goric, ki
je bilo – razen Maribora in Ptuja – poseljeno
z večinskim slovenskim prebivalstvom: delež
Nemcev na jezikovno mešanem območju med
Špiljem in Mariborom je padel na vsega 25 %.7
Za obrambo fevdalnih gospodarskih in kulturnih postojank na slovenskem Štajerskem
in za zaviranje nadaljnjega napredovanja Slovencev so avstrijski Nemci dali že leta 1880
pobudo za ustanovitev nemške šolske družbe
– »Schulverein« –, graški Nemci pa so leta 1889
ustanovili organizacijo za gospodarsko utrjevanje slovenještajerskega nemštva – »Südmark«. »Namen Schulvereina je bil pomagati slovenještajerskim Nemcem povsod, kjer
so prebujeni Slovenci terjali slovenski šolski
pouk; namen Südmarke pa ‘varovati ogroženo
nemško zemljiško posest, pridobivati nazaj izgubljeno in gojiti med ljudmi zavest nemške
skupnosti’.«8
Organizacija Südmark je s podporo duhovnika
Ludwiga Mahnerta v letih med 1906 in 1914
izvedla kolonizacijo okolice Šentilja in Dravske
doline, da bi na tak način vzpostavila »nemško
mostišče« do Maribora. Od skupaj 75 družin s
443 člani, ki so se priselile do julija leta 1914, so
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Protestantizem na slovenskem štajerskem
kar 64 družin s 368 člani – v glavnem je šlo za
evangeličane iz Württemberga – naselili v okolici Šentilja, ostale nemške družine (iz Ogrske)
pa so naselili po Dravski dolini.9
Pastor Mahnert je za Slovence poosebljal zagrizenega nemškonacionalističnega hujskača, ki je
zaradi izrazito protidržavnega govora ob grobu smrtno ranjenega nemškega vojaka dravske
vojašnice, poročnika Emila Gugla, ki je padel
ob Maistrovi razorožitvi Schutzwehra, postal
trni v peti slovenskih oblastnikov. 28. decembra 1918 so ga aretirali: Mahnert je bil obsojen na dva meseca strogega zapora, vendar mu
sodišče obsodbe ni izreklo osebno, saj je sredi
pomladi leta 1919 pobegnil v Avstrijo.10 Mariborska evangeličanska občina je nato razpisala
prosto mesto duhovnika, na katerega se je prijavil Johann oziroma Janez ali Ivan Baron.
Prevratni časi ob koncu prve svetovne vojne. Protestanti v Sloveniji so bili po razpadu
Avstro-Ogrske odrezani od svojih avstrijskih in madžarskih verskih predstojništev.
Prevratniški časi so bili usodni za mnogo
nemških uslužbencev. Ob začetku 1. svetovne
vojne so imeli Nemci v rokah vse vajeti gospodarstva in politične oblasti, delež slovenskega prebivalstva pa je padal, zato se je sprožil
pogrom nemških ekstremistov proti slovensko
usmerjeni inteligenci in tudi duhovščini. Veliko jih je bilo aretiranih, zaprtih in deležnih
hišnih preiskav, zaslišanj in drugih šikaniranj.11
Kot odgovor na to početje so bili maja 1919
iz države izgnani vsi odpuščeni nemški
železničarji iz Spodnje Štajerske, razpustili so
nemška društva, v kolikor niso bila humanitarnega značaja, istočasno pa je deželna vlada
za Slovenijo (naslednica narodne vlade) sklenila poslati vsem občinam dopis o prepovedi podeljevanja domovinske pravice Nemcem.12 Po
272
podatkih evangeličanskega župnijskega urada
jih je v prevratnem obdobju iz Maribora odšlo
okrog 2.000.13
Nemški seniorat in evangeličanska skupnost
v Mariboru v obdobju med obema vojnama.
Kmalu po letu 1918 je nova oblast številna
nemška društva razpustila. Razpuščena so
bila stanovska in kulturna društva, društva delavcev in uradnikov, rezervnih oficirjev, upokojencev, vojaška in policijska združenja itd.14
Slovenska oblast ni prepovedala le dela društev
Deutscher Schulverein in Südmark, temveč
tudi razpečevanje njunih glasil in propagandnih sredstev.
V tem obdobju je mariborska gmajna štela
900 duš in njihova nacionalnost je bila – po
besedah evangeličanskega duhovnika J. Barona – nemška, zato so nanjo leteli očitki, da je
nacionalistična, kar se je čez dobrih deset let
tudi pokazalo.
O težkem položaju nemških vernikov v
Sloveniji je na 29. generalnem zasedanju
Evangeličanske zveze junija 1925 v Königsbergu govoril bivši mariborski, takrat innsbruški
duhovnik L. Mahnert, ki je ostro obsodil »slovenski teror«, ki da je popolnoma ohromil kulturno življenje Nemcev, jim razpustil društva,
ukinil šole in zdaj nad njimi izvaja prisilno
slavizacijo. Število vernikov je prav na račun
tega pritiska drastično padlo, zato Mahnert
navaja primerjave med podatki o številu vernikov za leti 1918 in 1925: Celje je imelo leta
1918 640 evangeličanov, leta 1925 pa le še 270.
Šentilj jih je imel najprej 300, potem 260, Maribor prej 1.800 in nato 900, Ptuj jih je imel
prej 200 in potem 110, Marenberg (Radlje ob
Dravi) pa najprej 180 in nato 90. Slovenci naj
bi onemogočali prestope v luteranstvo, vendar
se je versko življenje gmajn v odporu zoper slo-
Protestantizem na slovenskem štajerskem
venski pritisk le še okrepilo. Takrat so bile z izjemo Ljubljane vse ostale gmajne še vedno povsem nemške.15
Seniorja Barona pa je med drugim navduševalo
tudi delo z mladino in postal je predsednik
deželnocerkvenega mladinskega sveta (landeskirchlicher Jugendrat), njegovo delo pa je,
po Zajškovih besedah, v marsičem spominjalo na nacistične koncepte mladinskega gibanja, saj je na veliko poudarjala pomen nacionalne zavesti.16 Evangeličanska mladina
v Jugoslaviji se je podobno kot drugod organizirala v mladinskih združenjih in skupinah
“križarjev”, svojo aktivnost pa je udejanjala ob
raznih družabnih in športnih srečanjih.17 Pomembno vlogo v deželni cerkvi pa je imel tudi
Gerhard May, ki je po besedah Georga Wilda
veljal celo za »najpomembnejšega teološkega
vodjo nemškega protestantizma v Jugoslaviji.«18 Leta 1934 je v Göttingenu izšla njegova
knjiga o nemškem poslanstvu cerkve v diaspori (Die volksdeutsche Sendung der Kirche),
ki predstavlja najpomembnejše delo kakega
jugoslovanskega evangeličanskega teologa.
Knjiga je doživela velik odziv v vsej nemškoevangeličanski diaspori. Cerkev mora po
Mayevem mnenju ohranjati nemške elemente
evangeličanskega duha ter skrbeti za to, da si
bodo Nemci v diaspori medsebojno pomagali
in tako krepili svoj politično-gospodarski in
kulturni položaj.
V obdobju med leti 1934 in 1941 se je v okviru t.i. jugovzhodne konference (Südostkonferenz) vršil poskus združevanja nemških
evangeličanskih cerkva v diaspori. Kot vemo,
se je po razpadu tako nemške kot avstroogrske
monarhije leta 1918 njun teritorij razdelil na
več držav in nemško govoreče prebivalstvo je
ostalo v manjšini. Za pripadnike te manjšine,
predvsem v državah vzhodne in jugovzhod-
ne Evrope, se je uveljavil izraz »folksdojčer«
(Volksdeutscher), ki so si ga izmislili nacisti in
je imel politični poudarek.19
Pojav zveze Kulturbund in njena povezanost
z evangeličansko cerkvijo v Sloveniji. Po 1.
svetovni vojni so se Nemci na slovenskem
Štajerskem strnili v pevskih društvih, športnih
organizacijah in denarnih zavodih 1. oktobra
leta 1922 pa so ustanovili svoje Politično in
gospodarsko društvo Nemcev v Sloveniji (Politischer und wirtschaftlicher Verein der Deutschen in Slowenien) s sedežem v Mariboru.
Namen društva je bil ozaveščanje Nemcev
na Slovenskem o političnih, gospodarskih in
kulturnih zadevah ter izboljševanje splošnega
položaja nemškega prebivalstva v družbi.20 Poleg svoje politične dejavnosti (sodelovanje pri
državnozborskih in občinskih volitvah) pa je
društvo delovalo tudi na kulturnem področju,
saj je odprlo čitalnico, kjer so bili na razpolago jugoslovanski, nemški in avstrijski časopisi
ter revije, septembra 1928 pa je pričela delovati
tudi ljudska in otroška knjižnica.21 Društvo je
opravljalo tudi socialno poslanstvo, saj je vsakemu nemškemu rojaku, ki je bil brez sredstev,
nudilo zdravniško in pravno pomoč.
Prvi poskusi združitve nemštva v Kraljevini
SHS so se začeli že leta 1919. Takrat je bilo v
Zrenjaninu ustanovljeno Nemško gospodarsko
in kulturno društvo (Deutscher Wirtschaftsund Kulturverein), leta 1920 pa so Nemci v
Novem Sadu osnovali še svojo matično organizacijo švabsko-nemško kulturno zvezo
(Schwäbisch-Deutscher Kulturbund), kasneje
imenovano preprosto Kulturbund. Kulturbund
je bil zasnovan kot nepolitična organizacija, z
nalogo ustanavljanja knjižnic, promoviranja
knjig, filmov, glasbe, organiziranja predavanj,
skrbi za vzgojo nemških učiteljev in duhov-
273
Protestantizem na slovenskem štajerskem
nikov itd. Društvo, ki naj bi razvijalo nemško
kulturo, se je v naslednjem desetletju izkazalo
za najpomembnejši člen utiranja hitlerjanstva
pri nas, kulturna društva pa so vse bolj postajala podaljšana roka Kulturbunda, ki je prek
njih širil nacistično ideologijo.
Kulturbund je po vzponu nacizma postajal vse bolj politična organizacija, ki je s predavanji, ljudskimi večeri, materinskimi dnevi, spoznavanji nemške kulture in nemških
pesmi ter folklore, s socialnimi podporami
revnejšim, z gostovanji, športnimi igrami itd.
širila nacionalistično ideologijo. Kulturbund si
je močno prizadeval ustanoviti nemške šole,
še posebej po izdanem odloku prosvetnega
ministrstva 1. septembra 1930, po katerem se
vpisujejo otroci v nemške šole po želji in izjavi
staršev. Tako so si z vsemi napori prizadevali, da bi zbrali v raznih krajih primerno število
otrok. »Ker pravih Nemcev in nemških otrok
razen v Mariboru nikjer ni bilo dovolj, so se z
vsemi sredstvi lotili finančno in gospodarsko
odvisnih slovenskih staršev, da bi vpisali svoje
otroke v nemške manjšinske šole.«22
Leta 1933 je v Kulturbundovih prostorih med
drugimi predaval tudi Johann Baron o pomenu Luthra, ob koncu leta pa je bil svečan
sprejem novih članov (kameradov), na katerem je Rudolf Holzer v govoru novincem že
nakazal smernice delovanja društva. Med drugim je poudaril: »Naš narod mora živeti, tudi
če moramo zato umreti. Hvaležni moramo
biti, da smo v materinskem naročju našli hrbtenico manjšine, pa naj gre za bojevanje proti
brezposelnosti ali čiščenje nemške kulture od
židovske umazanije.«23
Po sklepu banske uprave je bil zaradi vse
bolj očitnega nacionalsocialističnega delovanja 15. oktobra 1935 Kulturbund v Mari-
274
boru razpuščen, kar pa ni pretrgalo delovanje nacistično usmerjenih Nemcev v Mariboru,
saj se je njihovo delovanje strnilo v legalno dovoljenih pevskih društvih, športnih organizacijah in v nemških evangeličanskih cerkvenih
občinah ter v vrsti ilegalnih nacističnih organizacij. Po priključitvi Avstrije k nemškemu
rajhu leta 1938, po sudetski krizi in razbitju
Češkoslovaške, se je Nemcem v Sloveniji povrnilo upanje po obnovitvi Kulturbunda.
Leta 1939 je postal Kulturbund osrednja
nemška organizacija, njegov razmah pa so
spremljale občasne protestne demonstracije
in kritike slovenskih rodoljubov, ki so želeli
zatreti uničujočo petokolonaško dejavnost
v Mariboru. Vsi napori so bili zaman in ob
priključitvi slovenske Štajerske k nemškemu
rajhu so Nemci v Mariboru pričeli ustanavljati
polvojaške formacije (Deutsche Mannschaft).
Jeseni leta 1940 so v Mariboru na sestanku
okrajnih vodij Kulturbunda izvedli organizacijo »obveščevalnega in informacijskega sistema« in se dogovorili o izdelavi alarmnega sistema, »da bi bila čimbolj zagotovljena zaščita
nemške krvi in premoženja.«24 Ob okupaciji se
je velika večina mariborskih Nemcev povezala
z okupatorjem, predvsem nemški lastniki mariborskih tovarn. Okupatorjevi ukrepi v Mariboru leta 1941 so bili večinoma posledica delovanja nemške manjšine, ki je že pred vojno
pripravila gradivo, ki je bilo na voljo okupatorju ob njegovem prihodu v Maribor.25
Evangeličanska cerkev na Štajerskem je
sčasoma prevzela vlogo glasnika nemške
manjšine pri nas, saj je simbolično že od
časov pročodrimskega gibanja predstavljala čisto nemštvo ter vztrajno skrbela za ohranjanje nemškega videza: vsak poskus vdora
slovenščine v Cerkev je bil preprečen.
V tridesetih letih pa so evangeličanski du-
Protestantizem na slovenskem štajerskem
hovniki naredili še en odločilni korak: poudarjanje pomembnosti narodnosti in boj za
večjo enakopravnost nemštva sta jih zbližala z
nacionalsocialističnimi strujami. Posebej očitno
je to postalo, ko so se povezali s Kulturbundom. Če so bili do srede 30. let kulturbundovci
še zvesti državi, pa so po razpustu društva leta
1936 radikalizirali svojo politiko ter jo povsem
približali nacizmu: pričeli so uporabljati gesla o
enem narodu in enem vodji.
Po vnovični obnovitvi Kulturbunda leta 1939
je prav nemška evangeličanska duhovščina zasedla vodilna mesta v društvu, predsednik pokrajinskega vodstva za Dravsko banovino pa je
postal mariborski pastor J. Baron.26
Zajšek pravi, da je J. Baron svojo vlogo vodje
Kulturbunda vzel resno, saj je v letu 1940 banu
Dravske banovine poslal več dopisov, v katerih
opozarja na težek položaj nemške manjšine
in našteva konkretne primere, ko si bili Nemci zaradi svoje nacionalne pripadnosti tako ali
drugače šikanirani, dotaknil pa se je tudi mnogo primerov verbalnega šikaniranja Nemcev, ki
so bili deležni zbadljivk, groženj in psovk kot
npr. »nemčur« ali »prekleti švaba«.27
Vendar pa je J. Baron že dobro leto potem, ob
drugem valu nemškega preseljevanja štajerskih
Slovencev, skupaj s tovarnarjem Franzem
Tscheligijem sestavil javno izjavo, v kateri sta
izrazila ogorčenje nad nasiljem, ki so ga nemške
okupacijske sile izvajale nad štajerskim prebivalstvom nenemške narodnosti, nad ropanjem in zaplenjanjem njihovega premoženja itd.
Avtorja izjave sta za teroristične protinemške
akcije okrivila okupacijske sile same, njihovo
brutalnost in nespamet ter svojeglavo postopanje brez posvetovanja z domačimi Nemci.
Na ta način naj bi panslavistom in komunistom dale priložnost, da so s svojo protinemško
agitacijo in akcijami pritegnile tukajšnje prebivalstvo, ki naj bi bilo do pred vojne po njunih
besedah Nemcem naklonjeno.28
Baronovo odkrito ogorčenje nad početjem
nemških okupacijskih sil ga je stalo funkcije v Kulturbundu, ki se je maja 1941 v Mariboru preimenovala v Steirischer Heimatbund:
J. Barona so izključili iz kroga ljudi, na katere se je opirala nacistična oblast, in med katerimi je bilo mnogo evangeličanov, med njimi
tudi Gerhard May iz Celja, ki je bil pred letom
1941 predsednik Kulturbunda v Celju in nato
okrožni kulturni referent Heimatbunda, ki je
še naprej aktivno sodeloval pri germanizaciji Spodnje Štajerske.29 Za svoje početje je bil
jeseni leta 1944 nagrajen: postal je duhovnik
graške cerkvene občine, nato pa je v Avstriji
postal celo škof in po vojni predsednik avstrijskega Oberkirchenrata.30
Življenje Mariborske evangeličanske cerkvene občine med in po okupaciji. Slovenske cerkvene občine so po okupaciji postale del avstrijske evangeličanske cerkve, tako kot so bile do
leta 1919. Preko avstrijske evangeličanske cerkve so bile vključene v nemško evangeličansko
cerkev, naslednico Kirchenbunda. Dunajski
Oberkirchenrat je jeseni leta 1941 sestavil pregled stanja protestantskih gmajn v bivši Dravski
banovini.
Življenje mariborske verske občine se je prilagodilo spremembam, ki jih je narekoval novonastali politični položaj. Bogoslužja so bila
vsako nedeljo, razen prve nedelje v mesecu, ko
so bila na Ptuju. Po njih so sledila bogoslužja
tudi za otroke.
V svojem poročilu, ki ga je avgusta leta 1945
napisal za štajersko deželno vlado (potem ko je
v Gradcu dobil zatočišče), je J. Baron predstavil nemško manjšino na slovenskem v obdobju
275
Protestantizem na slovenskem štajerskem
1933–1941 kot nacizmu nenaklonjeno: zavrnil
je očitke, da bi imel on in njegovi sonarodnjaki
zveze z genocidnim preganjanjem Slovencev
na Štajerskem, saj so se (z izjemo nekaterih)
zavzemali za krščansko-socialno nacionalno
politiko. Heimatbund pa naj bi jim bila vsilila okupacijska oblast.31 Na njegovo žalost mu
niso verjeli ne zavezniki in tudi ne jugoslovanska oblast. Že novembra 1944 je AVNOJ
sprejel odloke, ki so določili povojno politiko
do folksdojčerjev v Jugoslaviji: njihova lastnina
je po vojni prešla v državno lastnino.32
Po odhodu J. Barona in večine nemških
evangeličanov iz Slovenije so se za mariborsko
evangeličansko cerkveno občino ponovili težki
časi, ki so spominjali na obdobje po koncu prve
svetovne vojne: Kristusova cerkev v Trubarjevi ulici je bila skupaj z župniščem in drugim
premoženjem podržavljena, cerkev je bila izropana, orgle so odpeljali na Primorsko, porušena
pa je bila tudi betonska ograja ob cerkvi in
župnišču.33 Leta 1952 je bilo evangeličanom
dovoljeno opravljati obrede v svoji cerkvi, vendar v souporabi z verniki pravoslavne veroizpovedi, saj je bila pravoslavna cerkev v Mariboru
porušena. Da cerkev ne bi popolnoma propadla, so evangeličani ob pomoči vernikov iz Prekmurja in iz tujine v letih 1985–1992 cerkev v
celoti obnovili in elektrificirali. V letu 1994 je
bil cerkveni občini vrnjen del podržavljenega
premoženja (cerkev, župnišče).
K mariborski cerkveni občini, ki je danes
del Evangeličanske cerkve v Sloveniji, katere
škofijski sedež je v Moravskih Toplicah, še danes spadajo verniki iz bližnje in daljne okolice,
ki so do konca druge svetovne vojne imeli svoje bogoslužne in druge pripadajoče objekte, ki
pa so jim bili odvzeti ali porušeni. Mariborska
gmajna trenutno šteje okoli 100 članov, čeprav
lahko na podlagi odseljevanja iz Prekmurja
276
sklepamo, da je v Mariboru in okolici kar nekaj sto evangeličanov, ki pa so se svoji veroizpovedi odtujili.34 Bogoslužja se odvijajo vsako
nedeljo ob 9:30 uri, vodi pa jih duhovnica Vladimira Mesarič.
Protestantizem na slovenskem štajerskem
OPOMBE
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V: Od Maribora do Trsta, 1850–1914, Zbornik referatov, Pedagoška fakulteta
Maribor, 1997, str. 346, glej tudi: Pleterski, Janko: Politično preganjanje
Slovencev v Avstriji 1914–1917, Poročili vojaške in vladne komisije, Viri 1,
Ljubljana 1980, str. 31–50.
Sejni zapiski narodne vlade Slovencev, Hrvatov in Srbov v Ljubljani in
deželnih vlad za Slovenijo 1918–1921, 2. del: Od 28. februarja 1919 do 5.
novembra 1919, Arhiv Republike Slovenije, Ljubljana 1999, str. 218., navaja
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PAM (Pokrajinski arhiv Maribor), pismo Der Pfarrsprengler Maribor, fond
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Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941,
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gelegentlich der 29. Generalversammlung des Evangelischen Bundes,
1925, fond Evangeljska verska občina Maribor, škatla 9, navaja Zajšek, str.
67.
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33
34
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Wild, Georg: Die deutsche evangelische Kirche in Jugoslawien 1918–1941,
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Nemci na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske
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Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941,
Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 332–333 .
ibid., str. 88.
Holzerja navaja Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih
1918–1941, Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 334.
Ferenc: Nacistična raznarodovalna politika, str. 106, navaja: Potočnik,
Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Študentska
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Žnidarič, Marjan: Prispevek k zgodovini Nemcev v Mariboru med obema
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Enciklopedija Slovenije, 11, Savs-Slovenska m, Mladinska knjiga, Ljubljana,
1997, str. 18 in pravi, da je pod Baronovo pristojnostjo delovalo pet okrožnih
vodstev (v Mariboru, Celju, Kočevju, Ljubljani in na Ptuju) z več kot 50
krajevnimi skupinami in z 12.268 člani.
Zajšek, str. 103–104.
PAM, osnutek javne izjave s popravki, neavtorizirano, nedatirano, fond
Evangeljska verska občina Maribor, škatla 61, navaja Zajšek, str. 105, in pa
»Nemci« na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske
fakultete, Ljubljana 1998, str. 112.
Baš, Franjo: Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije, Založba
Obzorja Maribor, 1989, str. 117.
Kirchengeschichte der Steiermark, Styria, Graz, 1993, str. 573.
Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni inštitut
Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 75.
Več o tem: Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni
inštitut Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 76.
Kerčman, Vili: Evangeličanska Cerkev na Slovenskem, založba
Evangeličanske Cerkve v Sloveniji, Murska Sobota, 1995, str. 276.
Ibid., str. 276.
277
Protestantismus in der Steiermark
Protestantismus in der Steiermark
Ein kurzer historischer Überblick
Kurzer historischer Überblick über die Entwicklung des Protestantismus in der Untersteiermark von seinen Anfängen bis zum
ersten Weltkrieg. Nachdem die Protestanten
im Jahre 1578 auf dem Landtag in Bruck an
der Mur die fast vollständige Landesfreiheit erhalten hatten, nahm ihre Zahl in Maribor und
Umgebung in der Folge zu. Bis zu diesem Zeitpunkt kann man die Situation in Maribor und
in der Untersteiermark mit dem Aufschwung
des Protestantismus in Krain (Kranjska) und
Kärnten (Koroška) nicht vergleichen. Erst in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam
die neue Religion auch nach Maribor: Im Jahre 1587 stellte Baron Wilhelm Herberstein den
Protestanten das Schloss Betnava zur Verfügung, wo diese eine protestantische Gemeinde gründeten und eine Schule, eine Kirche und
einen Friedhof errichteten. Doch die Welle der
Gegenreformation erfasste in weiterer Folge
auch die Steiermark. Im Jahre 1599 besuchte
eine gegenreformatorische Kommission Maribor, die dem Stadtrat und dem Stadtrichter
Anweisungen gab, wie sich die Bürger im Sinne der Religion zu verhalten haben. Dann zerstörte die Kommission den protestantischen
Beetsaal und den Friedhof in Betnava, was den
vorläufigen Anfang vom Ende der reformatorischen Bewegung in Maribor bedeutete. Schon
am 8. Jänner desselben Jahres wurden in Maribor die evangelische Kirche und die Schule niedergebrannt. Aber noch im selben Jahr setzten
die Protestanten den Friedhof wieder instand
und nutzten ihn dann bis 1620. Nach dem Toleranzpatent Josephs II im Jahre 1871 organisierten sich die evangelischen Gläubigen, die
278
nicht verbannt und nicht rekatholisiert worden waren, auch in der Untersteiermark wieder.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs
die Stadt Maribor schnell: Im Jahre 1851 zählte
sie 6.706 Einwohner, innerhalb von eineinhalb
Jahrzehnten erhöhte sich die Zahl der Einwohner auf 12.670. Das war vor allem eine Folge
der Eröffnung der Südbahn im Jahre 1846, der
Kärntner Eisenbahn und der Maschinenfabrik
für Eisenbahngüter im Jahre 18631. Eisenbahn
und Industrie waren die Hauptfaktoren für die
Stadtentwicklung, und; die große Mehrheit
der Beamten in Maribor kam aus den deutschsprachigen Gebieten Österreichs. So wurde
Maribor eine deutschsprachige Insel inmitten
des slowenischen Landes. In die Stadt kamen
auch Menschen mit protestantischen Wurzeln
und ließen sich dort als Arbeiter, Handwerker,
Händler oder Beamte nieder.
Im Jahre 1890 zählte Maribor 19.898 Einwohner, davon waren 15.950 „Deutsche“ und
2.650 Slowenen; um die Jahrhundertwende betrug die Einwohnerzahl schon 24.601, wovon
19.298 „Deutsche“ und 4.602 Slowenen waren – 24.183 Katholiken und 326 Protestanten.
Gemäß den Ergebnissen von Volkszählungen
hat sich die Zahl der deutschsprachigen Bevölkerung in der Untersteiermark in den Jahren zwischen 1880 und 1910 von 46.734 auf
73.148, d.h. von 10,7% auf 15% der Gesamtbevölkerung erhöht2.
Die Los-von-Rom-Bewegung und der Beginn
des 20. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert begann die Zeit des modernen Nationalismus.
Die Vereinigung aller „Deutschen“ wurde vor
allem von der Alldeutschen Partei von Georg Ritter von Schönerer, der seit den 1880er Jahren
einer der wichtigsten Vertreter der nationalen
Protestantismus in der Steiermark
Bewegung in Wien war, gefordert. Schönerer
propagierte vor allem die Vereinigung mit dem
Deutschen Reich und den Antisemitismus.
Im November 1898 wird Schönerers Aufforderung zum Übertritt zum Protestantismus
veröffentlicht, und auch die deutschsprachigen
Zeitungen in der Untersteiermark (vor allem
die Marburger Zeitung und die Deutsche Wacht)
beginnen mit einer starken Agitation für den
Austritt aus der römisch-katholischen Kirche.
Die Propagandaarbeit wird immer mehr von
Vikar Fritz May in Celje und Pastor Ludwig
Mahnert in Maribor übernommen.
In der Kampagne für den Austritt aus der römisch-katholischen Kirche heben die untersteirischen Zeitungen hervor, dass es sich
hierbei in erster Linie um eine politische und
nationale, keineswegs aber um eine religiöse
(wie auch Schönerer betont) oder gar um eine
antiösterreichische Sache handle3. Doch vor allem der Pastor Ludwig Mahnert, der im Jahre 1903 in Maribor zum evangelischen Priester geweiht worden war, betonte auch einen
religiösen Faktor in der Los-von-Rom-Propaganda. In seinem Roman „Die Hungerglocke“ erwähnt er unter anderem, dass gerade die „Windischen“ die schönsten Menschen seien, doch
seien sie leider auch ein trauriger Beweis für die
Unfähigkeit Roms, ein Volk auf Kulturniveau
zu heben4. Obwohl es in der Untersteiermark
gute politische Voraussetzungen für den Erfolg
der Los-von-Rom-Bewegung gab, erreichte diese
erst in den Jahren 1904–1910 beachtliche Erfolge, als in der Diözese Lavant bis zum Ende
des Jahres 1913 1.126 von insgesamt 1.653 Austritten aus der römisch-katholischen Kirche in
Österreich verzeichnet wurden5.
Zweifellos haben sich zu dieser Zeit die Beziehungen zwischen der katholischen und der
evangelischen Kirche verschärft. Das öster-
reichische katholische Lager verstand die Losvon-Rom-Bewegung als eine Los-von-ÖsterreichBewegung, und es ist sehr interessant, dass sich
auch der Evangelische Oberkirchenrat in Wien
von dieser Bewegung distanzierte6.
Das Aufblühen der protestantischen Religion
zu dieser Zeit ist indessen zweifellos die Folge
der Los-von-Rom-Bewegung.
Der Verein Südmark, die Rolle des evangelischen Priesters Ludwig Mahnert und der
Kampf um das Draugebiet (Podravje). Eine
Quelle des Unmutes für die deutschsprachige
Bevölkerung der Untersteiermark stellten die
Landschaft der Windischen Bühel (Slovenske
Gorice) und das Drautal (Dravska dolina) dar,
wo – außer in Maribor und Ptuj – vornehmlich slowenische Bevölkerung lebte: Der Anteil
der deutschsprachigen Bevölkerung in diesem
gemischtsprachigen Gebiet zwischen Spielfeld (Špilje) und Maribor betrug nur 25%7. Um
die feudalen wirtschaftlichen und kulturellen
Bollwerke in der slowenischen Steiermark zu
schützen und um die Emanzipation der Slowenen zu behindern, gründeten die „Deutschen“
im Jahre 1880 den so genannten Schulverein.
In Graz wurde im Jahre 1889 die Südmark,
ein Verein zur wirtschaftlichen Stärkung des
„Deutschtums“ in der Untersteiermark, gegründet. Dessen Aufgabe bestand in der Unterstützung der deutschsprachigen Grundbesitzer und in der Schaffung eines „deutschen
Bewusstseins“ in der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe8.
Der Verein Südmark setzte sich mit Unterstützung des Priesters Ludwig Mahnert in den Jahren zwischen 1906 und 1914 die Kolonisierung
der Umgebung von Spielfeld und des Drautals
zum Ziel, um auf diese Weise eine „deutsche
Brücke“ zur Stadt Maribor zu schaffen. Von
279
Protestantismus in der Steiermark
insgesamt 75 Familien mit 443 Mitgliedern,
die bis zum Juli 1914 zugezogen waren, wurden 64 Familien mit 368 Mitgliedern – meistens handelte es sich um Protestanten aus
Württemberg – in der Nähe von Spielfeld angesiedelt, während deutschsprachige Familien
aus Ungarn im Drautal angesiedelt wurden9.
Pastor Mahnert war für das slowenische Volk
ein fanatischer deutsch-nationalistischer Hetzer. Nach einer gegen den SHS-Staat gerichteten Rede am Grab des „deutschen“ Leutnants
Emil Gugl, der bei der Entwaffnung der Schutzwehr durch General Maister gefallenen war,
wurde er am 28. Dezember 1918 verhaftet und
zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Mahnert floh allerdings vor Haftantritt im Frühjahr 1919 nach Österreich.10 Die Evangelische
Gemeinde Maribor schrieb dann die freie Stelle aus, um die sich Johann Baron mit Erfolg bewarb.
Umbruchzeiten am Ende des ersten Weltkriegs. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie hatten die Protestanten in Slowenien
keinen Kontakt mehr zu ihren österreichischen und ungarischen Glaubensvorständen.
Die Umbruchzeit hatte für viele „deutsche“
Beamte negative Folgen. Am Beginn des Ersten Weltkriegs hatten die Deutschsprachigen
die Zügel der Wirtschaft und der politischen
Macht fest in ihrer Hand. Der Anteil der slowenischen Bevölkerung sank, und „deutsche“
Extremisten lösten einen Pogrom gegen die
slowenische Intelligenz und Geistlichkeit aus.
Viele wurden verhaftet, eingesperrt, verhört,
es fanden Hausdurchsuchungen statt u. dgl.
mehr.11 Als Folge darauf wurden im Mai 1919
alle deutschsprachigen Stahlarbeiter in der Untersteiermark entlassen und des Landes verwiesen, nicht-humanitäre „deutsche“ Vereine
280
aufgelöst, und die Landesregierung für Slowenien sandte an alle Gemeinden ein Schreiben
betreffend das Verbot der Erteilung des Heimatrechtes an „Deutsche“.12 Nach Angaben
des Evangelischen Pfarramtes verließen in der
Umbruchzeit rund 2.000 „Deutsche“ die Stadt
Maribor.13
Das Deutsche Seniorat und die evangelische
Gemeinde in Maribor während der beiden
Weltkriege. Bald nach der Gründung des Staates löste die neue Staatsmacht viele „deutsche“
Vereine, darunter Wohn-, Kultur-, Arbeiterund Beamtenvereine, Vereine von Reservenoffizieren und Pensionisten, Militär- und Polizeivereinigungen, auf.14 Der Deutsche Schulverein
und der Verein Südmark sowie deren Zeitschriften wurden verboten.
Zu dieser Zeit zählte die evangelische Gemeinde in Maribor 900 Mitglieder, deren Nationalität nach Angaben des evangelischen Priesters
Johann Baron „deutsch“ war. Man warf diesen
Personen Nationalismus vor, was sich dann
auch in einem guten Jahrzehnt bewahrheiten
sollte.
Auf der Generalversammlung des Evangelischen
Bundes in Königsberg im Juni 1925 verurteilte
der bereits erwähnte Ludwig Mahnert, der damals Priester in Innsbruck war, in seiner Rede
über die schwierige Lage der „deutschen“ Gläubigen in Slowenien den „slowenischen Terror“.
Dieser habe durch die Auflösung der Vereine
und Schulen das kulturelle Leben der „Deutschen“ gelähmt, und darüber hinaus werde
eine Zwangsslawisierung durchgeführt. Auf
Grund dieses Drucks sei die Zahl der Gläubigen drastisch gesunken. Mahnert führte einige Beispiele über die Zahl der Gläubigen in
den Jahren 1918 und 1925 an: In Celje habe es
im Jahre 1918 640 Protestanten gegeben, 1925
Protestantismus in der Steiermark
hingegen nur noch 270. In Spielfeld habe es zuerst 300, später nur noch 260, in Maribor 1800
und dann 900, in Ptuj 200, später 110 und in
Marenberg ursprünglich 180, dann aber nur
noch 90 Protestanten gegeben. Außerdem hätten die Slowenen Übertritte zum Luthertum
unmöglich gemacht haben, jedoch habe sich
das religiöse Leben durch den Widerstand gegen den slowenischen Druck gestärkt.15
Johann Baron wurde er der Vorsitzende des
landeskirchlichen Jugendrates. Seine Arbeit
wies indessen – nach Ansicht von Zajšek – nazistische Zügen auf, da er stets die Wichtigkeit
des nationalen Bewusstseins betonte.16 Die
evangelische Jugend in Jugoslawien organisierte sich in Jugendvereinigungen und Kreuzrittergruppen und veranstaltete verschiedene
gesellschaftliche Aktivitäten und Sportfeste.17 Eine wichtige Rolle in der Landeskirche
spielte auch Gerhard May, der nach Worten
von Georg Wild als „der wichtigste theologische Führer des deutschen Protestantismus in
Jugoslawien“ galt.18 Im Jahre 1934 wurde in
Göttingen sein Buch über die deutsche Mission der Kirche in der Diaspora (Die volksdeutsche Sendung der Kirche) veröffentlicht. Diese
Publikation gilt als das wichtigste Werk eines evangelischen Theologen aus Jugoslawien
und fand in der gesamten deutschen evangelischen Diaspora großen Anklang. Nach Mays
Ansicht müsse die Kirche die deutschen Elemente des evangelischen Geistes bewahren
und dafür sorgen, dass sich die Deutschen in
der Diaspora gegenseitig unterstützen und auf
diese Weise ihre politisch-wirtschaftliche und
kulturelle Lage stärken. In der Zeit zwischen
1934 und 1941 erfolgte im Rahmen der so genannten Südostkonferenz ein Versuch, die deutschen evangelischen Kirchen in der Diaspora
zu vereinigen. Die Angehörigen der deutschen
Minderheit, vor allem in ost- und südosteuropäischen Staaten, wurden in der nationalsozialistischen Terminologie „Volksdeutsche“ genannt.19
Der Kulturbund und seine Verbindung mit
der evangelischen Kirche in Slowenien. Nach
dem Zweiten Weltkrieg organisierten sich die
Deutschsprachigen in der Untersteiermark in
Gesangvereinen, Sportorganisationen u. Ä.
und gründeten am 1. Oktober 1922 den politisch-wirtschaftlichen Verein der Deutschen
in Slowenien mit Sitz in Maribor. Der Zweck
dieses Vereins war es, die „Deutschen“ in Slowenien über die politischen, wirtschaftlichen
und kulturellen Angelegenheiten zu informieren und die allgemeine Lage der deutschsprachigen Bevölkerung in der Gesellschaft zu verbessern.20 Neben der politischen Tätigkeit war
man auch im kulturellen Bereich sehr aktiv. So
wurde ein Lesesaal eröffnet, wo jugoslawische,
deutsche sowie österreichische Zeitungen und
Zeitschriften auflagen, und im September
1928 wurde auch eine Volks- und Kinderbibliothek gegründet.21 Der Verein leistete darüber
hinaus soziale Arbeit, indem man jedem mittellosen „Deutschen“ kostenlose ärztliche und
rechtliche Hilfe zukommen ließ.
Die ersten Versuche, die Deutschsprachigen
im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen
(SHS) zu vereinigen, gehen auf das Jahr 1919
zurück. In diesem Jahr wurde in Zrenjanin der
Deutsche Wirtschafts- und Kulturverein gegründet
und 1920 der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund
in Novi Sad, der später einfach Kulturbund genannt wurde. Dieser war ursprünglich eine
unpolitische Vereinigung, die sich den Betrieb
von Bibliotheken sowie die Herausgabe von
Büchern, die Produktion von Filmen und Musik, die Organisation von Vorträgen, die Aus-
281
Protestantismus in der Steiermark
bildung von deutschsprachigen Lehrern und
Priestern u.a. zur Aufgabe gemacht hatte. Der
Verein, der ursprünglich zur Förderung der
deutschen Kultur gegründet worden war, erwies sich im folgenden Jahrzehnt als die wichtigste Stütze des Nationalsozialismus in diesem Gebiet.
Der Kulturbund wurde nach dem Aufstieg des
Nationalsozialismus immer mehr zu einer politischen Organisation, die durch verschiedene
Vorträge, Lieder- und Folkloreabende, durch
soziale Unterstützung der Armen, Sportereignisse usw. seine nationalistische Ideologie verbreitete. Der Kulturbund setzte sich die Gründung deutscher Schulen zum Ziel, vor allem
nachdem das Schulministerium am 1. September 1930 eine Verordnung erlassen hatte,
derzufolge Kinder auf Wunsch der Eltern in
eine deutsche Schule eingeschrieben werden
konnten. So setzte man alle Hebel in Bewegung, um in den verschiedenen Städten genügend Kinder zu finden. „Da es außer in Maribor nirgendwo anders genug echte Deutsche
und deutsche Kinder gab, versuchte man die
finanziell und wirtschaftlich abhängigen slowenischen Eltern zu veranlassen, ihre Kinder
in eine deutsche Schule einzuschreiben“.22
Im Jahre 1933 hielt auch Johann Baron in
den Räumen des Kulturbundes über die Bedeutung Luthers eine Rede, und am Ende des Jahres fand ein feierlicher Empfang für die neuen
Mitglieder (Kameraden) statt, auf dem Rudolf Holzer in seiner Rede den Neukömmlingen die Ziele des Vereins darlegte. Unter anderem betonte er: „Unser Volk muss leben, auch
wenn wir dafür sterben müssen. Wir müssen
dankbar sein, dass wir in diesem mütterlichen
Schoß das Rückgrad der Minderheit gefunden
haben, sei es im Kampf gegen die Arbeitslosig-
282
keit oder um die Säuberung der deutschen Kultur vom Judenschmutz.23
Gemäß dem Beschluss der Banschaftsverwaltung (Provinzverwaltung) wurde der Kulturbund am 15. Oktober 1935 wegen seiner immer
offensichtlicheren nationalsozialistischen Tätigkeit aufgelöst. Doch die nazistischen „Deutschen“ in Maribor schien das in keinster Weise zu hindern. So begannen sie sich sowohl in
legalen Gesangs- und Sportvereinen sowie in
deutsch-evangelischen Kirchengemeinden als
auch in einer Reihe von illegalen nazistischen
Organisationen zu vereinigen, wo sie dann
ihre Tätigkeit fortsetzten. Nach „Anschluss“
Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre
1938, nach der Sudetenkrise und dem Angriff
auf die Tschechoslowakei, hegten die „Deutschen“ die Hoffnung, dass der Kulturbund wieder zum Leben erweckt würde.
Im Jahre 1939 wurde der Kulturbund tatsächlich eine zentrale Organisation, deren rascher
Aufschwung von gelegentlichen Protest-Demonstrationen und Kritiken slowenischer Patrioten, die dessen destruktive Tätigkeit eindämmen wollten, begleitet wurde. Doch alle
Anstrengungen waren vergeblich, und mit der
Annexion der slowenischen Untersteiermark
begannen die „Deutschen“ in Maribor die so
genannten Deutschen Mannschaften zu gründen.
Im Herbst 1940 wurde im Rahmen einer Sitzung der Bezirksleiter des Kulturbundes in Maribor ein so genanntes „Kommunikations- und
Informationssystem“ eingeführt, und man einigte sich auf die Einrichtung eines Alarmierungssystems, „damit der Schutz des deutschen Blutes und Besitzes so gut wie möglich
beschützt wird“.24 Bei der Besetzung stellte sich die große Mehrheit der „Deutschen“
in Maribor, vor allem die Fabriksbesitzer, auf
Protestantismus in der Steiermark
die Seite der Besatzungsmacht. Die darauf
folgenden Unterdrückungsmaßnahmen im
Jahre 1941 wurden durch die Aktivitäten der
deutschsprachigen Minderheit bereits vor dem
Krieg vorbereitet.25
Im Laufe der Zeit übernahm die Evangelische
Kirche in der Untersteiermark die Rolle des
Sprachrohrs der „deutschen“ Minderheit. Das
war auch nicht weiter verwunderlich, hatte
die Kirche doch schon seit der Zeit der Losvon-Rom-Bewegung das „reine Deutschtum“ betont und sich beharrlich für die Erhaltung der
„deutschen“ Kultur eingesetzt: Jeder Versuch,
die slowenische Sprache im Gottesdienst einzuführen, wurde sofort vereitelt.
In den dreißiger Jahren näherten sich die evangelischen Priester durch die Betonung der Nationalität und durch den Kampf um die Rechte
des „Deutschtums“ den nationalsozialistischen
Ideen weiter an. Besonders offensichtlich wurde dies, als sie sich mit dem Kulturbund verbanden. Waren dessen Anhänger noch bis Mitte
der dreißiger Jahren dem Staat gegenüber loyal, radikalisierten sie ihre Politik nach der Auflösung der Organisation im Jahre 1936, die immer offener nazistisch wurde. So begannen sie
die Parole von „einem Volk und einem Führer“
zu verwenden.
Nachdem der Kulturbund im Jahre 1939 wieder
gegründet worden war, besetzten evangelische
Geistliche die leitenden Stellen. Der Präsident
der Regionalleitung für die Drau-Banschaft
wurde Johann Baron, der ehemalige Pastor in
Maribor.26
Gemäß Zajšek nahm Johann Baron seine Rolle
als Leiter des Kulturbundes sehr ernst: Im Jahre 1940 sandte er dem Banus (Statthalter) der
Drau-Banschaft mehrere Schreiben, in denen
er auf die schwierige Lage der deutschsprachigen Minderheit hinwies und konkrete Beispie-
le nannte, in denen die „Deutschen“ auf Grund
ihrer Nationalität schikaniert, bedroht oder
mit Schimpfwörtern, wie „nemčur“ (verächtliche Bezeichnung für Deutsche) oder „prekleti
švaba“ (verdammter Schwabe), bedacht wurden.27
Doch schon ein gutes Jahr später, bei der zweiten Umsiedlung der untersteirischen Slowenen durch die Deutschen, gab Johann Baron
gemeinsam mit dem Fabrikanten Franz Tscheligi eine öffentliche Erklärung ab, in der sie ihre
Empörung über die Gewalt der deutschen Besatzungsmacht ausdrückten. Deren Brutalität,
Unvernunft und eigenmächtiges Handeln –
ohne sich mit den einheimischen „Deutschen“
abzusprechen – hätten es den Panslawisten
und Kommunisten erst ermöglicht, die Bevölkerung, die vor dem Krieg den „Deutschen“
wohlgesinnt gewesen sei, auf ihre Seite zu ziehen.28
Barons Kritik an der Besatzungsmacht kostete
ihn seine Stelle im Kulturbund, der im Mai 1941
in Steirischer Heimatbund umbenannt wurde.
Johann Baron wurde aus dem Kreis der Personen, auf die sich die Nazi-Herrschaft stützte,
ausgeschlossen. Dazu zählten viele Protestanten, u.a. Gerhard May aus Celje, der ehemalige
Präsident des Kulturbundes in Celje (bis 1941)
und nachmalige Kreiskulturreferent des Heimatbundes, der an der Germanisierung der Untersteiermark maßgeblich beteiligt war.29 Für seine
Taten wurde er im Herbst 1944 ausgezeichnet:
Er wurde zum Priester der Grazer Kirchengemeinde geweiht, später wurde er Bischof und
schließlich sogar Präsident des Evangelischen
Oberkirchenrats in Österreich.30
Das Leben der evangelischen Kirchengemeinde in Maribor während und nach der
Besatzung. Die slowenischen Kirchengemein-
283
Protestantismus in der Steiermark
den wurden nach der Besatzungszeit ein Teil
der österreichischen evangelischen Kirche, wie
bereits im Jahre 1919. Über die Österreichische
Evangelische Kirche waren sie in die Deutsche
Evangelische Kirche, die Nachfolgerin des Kirchenbundes, eingegliedert.
Das Leben der Gemeinde in Maribor passte
sich den neuen politischen Verhältnissen an.
Gottesdienste fanden jeden Sonntag, außer
den ersten im Monat, an dem die Messe in
Ptuj abgehalten wurde, statt.
In seinem Bericht, den Johann Baron im August 1945 für die steirische Landesregierung
verfasste (nachdem er in Graz Zuflucht gefunden hatte), bezeichnete er die deutschsprachige
Minderheit in Slowenien in der Zeit von 1933–
1941 als nazifeindlich. Er wies die Vorwürfe
zurück, dass er und seine Landsleute je etwas
mit dem Genozid an den Slowenen in der Untersteiermark zu tun gehabt hätten, denn sie
hätten sich (mit wenigen Ausnahmen) für eine
christlich-soziale und nationale Politik eingesetzt. Zum Beitritt zum Heimatbund seien sie
von der Besatzungsmacht gezwungen worden.31 Das glaubten ihm aber weder die Alliierten noch die jugoslawische Staatsmacht. Schon
im November traten die AVNOJ-Beschlüsse in
Kraft. Diese regelten die Nachkriegspolitik gegenüber den „Volksdeutschen“ in Jugoslawien:
Ihr Besitz wurde vom Staat beschlagnahmt
und ging in dessen Eigentum über.32
Nachdem Johann Baron und die Mehrheit der
„deutschen“ Protestanten Slowenien verlassen
hatten, kehrten für die Evangelische Kirchengemeinde Maribor schwierige Zeiten zurück,
wie sie schon nach dem Ersten Weltkrieg bestanden hatten. Die Christuskirche in der Trubar-Straße wurde zusammen mit dem Pfarrhaus und anderen Besitztümern verstaatlicht,
die Kirche wurde geplündert und die Orgel
284
ins slowenische Küstenland abtransportiert.
Ebenso wurde der Betonzaun um die Kirche
und das Pfarrhaus niedergerissen.33 Ab 1952
durften die Protestanten in ihrer Kirche Gottesdienste abhalten, doch mussten sie diese
mit den orthodoxen Gläubigen teilen, weil die
orthodoxe Kirche in Maribor abgerissen worden war. In den Jahren 1985–1992 wurde die
Kirche mit Hilfe von Gläubigen aus dem Übermurgebiet (Prekmurje) und aus dem Ausland
renoviert. Im Jahre 1994 bekam die Kirchengemeinde die Kirche und das Pfarrhaus aus dem
verstaatlichen Besitz zurück.
Zur Kirchengemeinde Maribor, die heute zur
Evangelischen Kirche Sloweniens mit dem Bischofssitz in Moravske Toplice gehört, zählen
auch die Gläubigen aus der näheren und weiteren Umgebung, die bis zum Ende des Zweiten
Weltkriegs ihre eigenen Kirchen gehabt hatten,
die aber später zerstört oder enteignet wurden.
Die Gemeinde Maribor zählt heute rund 100
Mitglieder, obwohl man auf Grund der Abwanderung aus dem Übermurgebiet folgern
kann, dass es in Maribor und Umgebung einige Hundert getaufte Protestanten gibt, die sich
aber von der Religion entfremdet. haben und
der Gemeinde nicht angehören34 Gottesdienste
finden jeden Samstag um 9:30 statt und werden von der Pfarrerin Vladimira Mesarič geleitet.
Protestantismus in der Steiermark
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Anton Ožinger, Maribor 1848–1914. Od multietičnega do multireligioznega,
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Gemäß der Enciklopedija Slovenije (Bd. 11, S. 18) befanden fünf
Kreisleitungen (Maribor, Celje, Kočevje, Ljubljana und Ptuj) mit mehr als 50
Ortsgruppen und 12.268 Mitgliedern in Barons Zuständigkeitsbereich.
Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 103–104.
PAM, Entwurf einer öffentlichen Erklärung mit Korrekturen, nicht autorisiert,
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Ebd., S. 76.
Vili Kerčman, Evangeličanska Cerkev na Slovenskem. Murska Sobota
1995, S. 276.
Ebd..
O AVTORJU – ZUR PERSON
Anja Zalta
Anja Zalta, rojena l. 1973 v Mariboru je na
Filozofski fakulteti v Ljubljani študirala sociologijo kulture in etnologijo. V Indiji je l. 1996
nastala diplomska naloga iz etnologije in
kulturne antropologije (Varanasi – trdnjava
hinduizma). Leta 1998 je diplomirala na
Oddelku za sociologijo FF z nalogo „Prodor drugačne misli – gnostični elementi v
herezijah 11. in 12. stoletja“. Leta 2002 je
doktorirala s temo „Gnostični elementi v kabali
in njen vpliv na evropsko kulturno zgodovino“.
prispevke
je
Strokovno-potopisne
objavljala v časnikih Delo in Večer,
pripravila je dve fotografski razstavi in
prevedla knjigo analitičnega psihologa
Edwarda F. Edingerja (Jaz in arhetip). – Anja
Zalta, 1973 in Maribor geboren, studierte an
der Philosophischen Universität in Ljubljana
Soziologie und Ethnologie. In Indien entstand
ihre Diplomarbeit im Fach Ethnologie und
Kulturantropologie (Varanasi – Festung des
Hinduismus). Im Jahr 1998 legte sie ihre Diplomprüfung zum Thema „Vormarsch anderer
Gedanken – das gnostische Element in der
Häresie des 11. und 12. Jahrhunderts“. 2002
verfasste sie die Dissertation zum Thema „Das
gnostische Element in der Kabbala und sein
Einfluss auf die europäische Kulturgeschichte“.
Sie veröffentlichte wissenschaftliche Reiseberichte in den Zeitungen Delo und Večer, gestaltete zwei Photoausstellungen und übersetzte
das analytische Werk von Edward F. Edinger
(Ich und der Archetyp) ins Slowenische.
285
Dejavniki razvoja Slovenije
Dejavniki razvoja Slovenije
Analiza
� Text:Jernej Zupančič
Prispevek obravnava dejavnike razvoja Slovenije v Evropski uniji. Uvodni predstavitvi nekaterih
ključnih procesov v razširjeni EU sledi analiza dejavnikov, ki pomembneje vplivajo na nacionalni
razvoj Slovenije. Predstavljene temeljne cilje Slovenije je mogoče doseči le ob skrbno premišljeni
strategiji. Ta mora upoštevati predvsem dejavnike, ki imajo na nacionalni razvoj največji vpliv.
Prispevek podaja analizo notranjih in zunanjih dejavnikov ter zaključuje z oceno razvojnih
možnosti in pasti Slovenije v Evropski uniji.
Z vstopom v Evropsko unijo Slovenija zapušča – v zgodovinski perspektivi nedvomno izjemno
pomembno, toda kratko in očitno prehodno – vmesno obdobje obstoja neodvisne državnosti.
Ponovno se vključuje v zelo raznorodno in kulturno ter jezikovno pestro skupnost. To je velik
strateški premik, saj tako obsežna, ekonomsko močna, pravno urejena in v temeljih demokratična
skupnost držav na starem kontinentu še ni obstajala. Združevalni proces pomeni tudi zapuščanje
in postopno zabrisovanje sledov postblokovske Evrope, ki je potrebovala pol stoletja za izgradnjo in
porušitev berlinskega zidu. Zapuščanje na eni strani te, med socialistični in kapitalistični družbeni
ustroj razpete Evrope, na drugi pa tudi poslavljanje od modela klasične nacionalne države evropskega
tipa, sta vsekakor procesa, ki zahtevata trezen premislek in (sorazmerno) hitro odločanje. Veliki
geopolitični premiki so v prvi vrsti posledica spoznanja, da je evropske gospodarske, kulturne in
tudi politične dominacije v svetu konec. Celo več: z integracijskimi procesi mora vzpostavljati
ravnovesje, če hoče obdržati in razvijati ekonomske in družbene pridobitve preteklosti. Te
pridobitve je mogoče postaviti na skupni imenovalec kakovosti življenja. Slovenija je vstopila
v Evropsko unijo v fazi njene največje prostorske in prebivalstvene širitve. Širitev je velikanski
izziv za vse: za stare članice, za novinke in za evropsko vzhodno obrobje. Stare članice morajo
sprejeti izziv ekonomske teže združitve in določena tveganja, ki jih prinašajo (še vedno) neznanke
tranzicijskih procesov v nekdanjih socialističnih sistemih, preteča recesija (ki je tudi strukturni
problem ter obenem odsev globalizacije), birokratizacija in s tem tudi rastoča javna poraba in
neučinkovitost, do ne nazadnje tudi iskanja vloge močne Evrope v svetu. Prav slednje se zdi, da je
bilo v pretekli dekadi prava polomija v neposredni – namreč balkanski – soseščini. Nove članice
286
Dejavniki razvoja Slovenije
se morajo prilagoditi sprejetim (večinoma
dobrim) normam in dosegati kakovosti na vseh
področjih. Vzhodna in Jugovzhodna Evropa,
ki bosta ostali večinoma zunaj Evropske unije,
bosta morali najti »modus vivendi« v poizkusu
vstopanja v Unijo v naslednji fazi (če in kadar
bo), predvsem pa iskati povezave na različnih
ravneh in področjih. Predvsem pa nastopa čas
mnogo tesnejšega povezovanja in sodelovanja,
izpolnjevanja izzivov lastne promocije in
afirmacije, širine in svetovljanstva, pa tudi
razvojnih pasti in tveganj, ki jih nosi v sebi
tako spremenjena Evropa, ki jo bo treba
nadvse odgovorno tudi soupravljati, ustvarjati
in spreminjati.
V desetletni fazi vključevanja Slovenije v EU
so se v prvi vrsti izpostavljali problemi pravne
in stvarne-strukturne prilagojenosti. Vrsta
študij na različnih področjih je opozarjala na
šibkosti slovenskega prostora in družbe, kakor
tudi temeljne strateške cilje, ki jih je potrebno
doseči, ob njih pa vrednote, ki bi jih ne smeli
spregledati. Med temi je bila tudi široko
zastavljena raziskava »Slovenija in nadaljnji
razvoj Evropske unije«, ki je tudi podlaga
tega prispevka. Seveda je obširno tematiko
nemogoče podati v skopo odmerjenem
prostoru članka, niti ne želimo obremenjevati
bralcev z analitičnimi podrobnostmi. Zato
smo se usmerili zlasti k temeljnim parametrom
slovenskega nacionalnega razvoja v okviru in
pogojih razširjene Evropske unije, upoštevajoč
pri tem okoliščine, procese in pojave v Sloveniji
in v svetu, ki pomembneje vplivajo na ta razvoj.
S tem želimo nadaljevati kritično razpravo o
perspektivah in pasteh razvoja Slovenije in
Slovencev v multietnični evropski skupnosti,
še posebej, kar zadeva obstoj in razvoj narodne
identitete, jezika in kulture.
Značilnosti razvoja Evropske unije. Evropska
unija je zveza sedaj petindvajsetih držav, ki
združuje 451 milijonov ljudi. Petindvajset
držav, devetnajst uradnih jezikov, a precej več
jezikov in kultur ter kolektivnih (narodnih)
identitet. Poleg nazivnih narodov-nacij
sestavljajo pestro evropsko družbo tudi
številni priseljenci in njihovi potomci ne le
iz evropskega prostora, temveč tudi iz Azije,
Afrike in Latinske Amerike. Danes predstavljajo
v večini razvitih držav Evropske unije znaten
delež prebivalstva, ki se po svoji kulturi,
veri, načinu življenja, vrednotah in drugih
lastnostih opazno razlikuje od staroselcev. V
mešanju generacij se potem stapljajo v novo
evropsko prebivalstveno stvarnost. Nacionalne
ideologije so v preteklosti stremele k etničnemu
poenotenju na ozemlju svojih držav in pri
tem uporabile različne asimilacijske politike
od pritiskov na področju šolstva in kulture
do nasilnih množičnih preseljevanj ali celo
genocida. Vendar je evropski etnični in kulturni
zemljevid ostal pester.
Tako številčna, jezikovno in kulturno raznolika
evropska družba, sestavljena iz nacionalnih
držav in državnih narodov, narodov in
skupnosti brez držav, velikega števila
avtohtonih narodnih manjšin in priseljencev
ter njihovih potomcev, je po eni strani zelo
zahtevna in tudi draga za upravljanje, po
drugi strani pa zahteva zelo strpne odnose
in vrsto sprotnih kompromisov vseh
udeleženih v medsebojnem sporazumevanju
in komunikaciji. Dokumenti Sveta Evrope in
Evropskega parlamenta ter drugih formalnih
organov EU, vsaj na deklarativni ravni,
podpirajo kulturno raznolikost Evrope, tako
klasične-avtohtone, kakor tudi različnih
priseljenskih skupnosti. Varovanje narodne
identitete, jezika in kulture je imelo in ima v
287
Dejavniki razvoja Slovenije
sodobni Evropi izjemen strateški pomen, zato
ga vidno izpostavljajo nacionalne ustave in
različni strateški dokumenti držav članic.
Poleg raznolikosti evropskega prostora in
družbe je treba posebej upoštevati ključne
pojave in procese, za katere na podlagi
preteklih izkušenj utemeljeno sodimo, da bodo
pomembneje vplivali na slovenski nacionalni
razvoj. To so predvsem:
• premik »periferije« proti vzhodu
• naraščajoča
periferizacija
nekaterih
območij
• močan imigracijski pritisk iz Azije in
Afrike
• zelo šibka rodnost in naravno zmanjševanje
prebivalstva
• problemidemografskestruktureprebivalstva
perifernih območij
• zelo močna emigracija z nekaterih območij
• močna koncentracija moči v nekaj največjih
jedrih
• asimilacijski pritiski zlasti na manjše
skupnosti
• naraščajoča socialna stratifikacija
• močna regionalistična gibanja
• regeneracija manjšin
• naraščajoča multikulturnost evropskih
družb
• birokratizacija upravljanja
• povečevanje medregionalih razlik.
Temeljni cilji razojva Slovenije v Evropski
uniji. Vključitev v Evropsko unijo pomeni
izjemno spremembo geopolitičnega položaja
Slovenije. Ob tem, strateško nedvomno zelo
pomembnem cilju ne gre prezreti drugih ciljev,
ki so pravzaprav vrednote, katerih izpolnitev
zagotavlja kakovost življenja naroda, države
in družbe na različnih področjih. Navedene so
samo tiste, ki so izraz družbenega konsenza
288
in se razmeroma pogosto (čeprav ne vedno
skupaj) navajajo kot pomembne prioritete v
različnih strategijah. To so predvsem:
• ohranitev teritorialne celovitosti
• ohranitev in razvoj narodne in drugih
identitet
• ohranitev in razvoj kulturne dediščine in
njene institucionalne organizacijske sheme
ter kulturne pokrajine
• ohranitev in razvoj človeškega potenciala:
demografske
strukture,
vitalnosti,
delovne sposobnosti in učinkovitosti
ter stabilne poselitve celotne kulturne
pokrajine; posebno mesto ima pri tem
vzgojnozobraževalni sistem
• ohranitev biotske raznovrstnosti in biotske
vitalnosti
• ohranjanje in izboljšanje okolja ter
odpravljanje že povzročenih škod
• ohranitev
in
razvoj
gospodarskih
potencialov:
proizvodnih
možnosti,
tehničnih, tehnoloških in prostorskih
kapacitet na področju industrije in
obrti, razvojnih možnosti storitvenega
sektorja, konkurenčnih pogojev kmetijstva
ob zagotavljanju strateških rezerv in
ohranjanju kakovosti okolja ter negovanju
kulturne pokrajine
• infrastrukturna
opremljnost:
zajema
fizično (prometno) infrastrukturo (ceste,
železnice, letališča, pristanišča); energetsko
infrastrukturo
(električno
omrežje,
plinovodi, toplovodi ipd.), komunikacijsko
infrastrukturo
(telefonsko,
kabelsko,
internetno omrežje, mobilna telefonija) in
tudi družbeno infrastrukturo (organizacije
in ustanove na državni in nižjih ravneh,
javni zavodi, organizacije civilne družbe,
organizacije in ustanove kot zasebne
Dejavniki razvoja Slovenije
•
•
•
•
•
•
iniciative ipd.)
kakovost
prostora:
bivalnega
in
funkcionalnega okolja, ki ga sestavljajo
neposredno naseljen sistem poselitve
ter pripadajoče površine za sprostitev in
rekreacijo
kakovost življenja stalnega in začasno
prisotnega prebivalstva, ki poleg bivalnih
kvalitet zajema še zlasti sistem socialnega
in zdravstvenega varstva
socialna varnost in pravičnost ter
zagotavljanje enakih možnosti za različne
skupine prebivalstva po spolu, starosti,
socialnem položaju, verski in narodni
pripadnosti ipd.
dobri družbeni in medčloveški odnosi
enakopravnost in nediskriminatornost do
različnih skupin državljanov in začasno
prisotnega prebivalstva
osebna, premoženjska, pravna in socialna
varnost; v tem okviru so pomembni
razvitost, organiziranost in usposobljenost
varnostnih sil (policije, vojske), ki skrbijo
tako za raven osebne kakor kolektivne
(nacionalne) varnosti.
Dejavniki razvoja Slovenije v Evropski uniji.
Predstavljeni strateški cilji razvoja Slovenije
v EU so zelo kompleksni in dolgoročni.
Uresničevati jih je mogoče z usklajeno politiko
različnih dejavnikov, upoštevaje pri tem vse
domače in mednarodne okoliščine. Slovenija
lahko aktivneje vpliva le na nekatere segmente
razvoja, drugod pa se predvsem strukturno
prilagaja ter išče zavezništva in partnerstva
ter se izogiba poljem s premočno konkurenco
ali prikritim hegemonističnim težnjam.
Dejavniki, ki jih predstavljamo v nadaljevanju,
so torej prehodni in povratni: proces lahko
torej poteka v obe smeri.
Notranji dejavniki. Med notranje dejavnike
razvoja Slovenije sodijo vsi tisti, ki neposredno
izhajajo iz slovenskega prostora in družbe.
Nanje lahko pomembneje vplivamo. To so:
• fizične lastnosti prostora; kot so prehodnost,
prometna odprtost, dostopnost, obseg in
razporeditev naravnih virov, klimatske
poteze, reliefne značilnosti, gostota rečne
mreže in vodnatost, pa tudi nekatere
družbene poteze, kot sta na primer gostota
in tip poselitve. Slovenija je stična, zelo
pestra in slikovita, a tudi ranljiva pokrajina
s precej omejitvami
• infrastrukturna opremljenost; obsega
gostoto in kakovost ter medsebojno
povezljivost
prometne,
energetske,
komunikacijske in družbene infrastrukture.
Slovenija ima solidno razvit avtocestni
sistem, toda nezadostno razporejeno
omrežje druge infrastrukture, ki je preveč
podrejena lokalnim interesom. Nekatera,
zlasti obmejna periferna območja, so
infrastrukturno zelo slabo opremljena
• gospodarska struktura; obsega razmerja
med različnimi sektorji dejavnosti,
lastniške
odnose,
učinkovitost
in
večfunkcionalnost. Slovenija se je v dobrem
desetletju spremenila iz tipične industrijske
v storitveno gospodarstvo, medtem ko je
pomen kmetijstva, razen kot vzdrževalca
podeželske kulturne pokrajine, močno
nazadoval. Opazen je trend povezovanja
podjetij, zapiranje malih obratov, selitev
proizvodnje v druge države, prihod tujih
podjetij ipd. Lastniška struktura se je
močno spremenila (privatizacija; tuji
nakupi). Gospodarska struktura velja za
dokaj ranljiv člen
• prostorska
kohezivnost;
označuje
povezanost različnih predelov države v
289
Dejavniki razvoja Slovenije
teritorialno in družbeno skupnost, ki jo
omogočajo infrastrukturna opremljenost in
povezanost, moč državnega in regionalnih
središč, zavest prebivalstva in drugi pogoji.
Slovenija je močno notranje integrirana le v
osrednjeslovenskem prostoru, medtem ko so
obsežna obmejna območja infrastrukturno
šibka, s prešibkimi regionalnimi središči (in
močnimi konkurenti), zato so že prisotne
centrifugalne težnje v smislu gravitacije
nekaterih predelov. Značilne in obenem
razvojno slabe so različne paritete v
slovenskem prostoru od medlokalnih (med
vasmi) do medregionalnih
• odnosi med središčem in obrobjem:
zajemajo vse interakcije politične, kulturne,
ekonomske in upravne (administrativne)
narave, ki se vzpostavljajo med populacijsko
in ekonomsko močnimi urbanimi območji
v osredju države ter praviloma šibkejšimi
območji (regijami) v robnih in obmejnih
predelih. Lokalizmi in regionalizmi,
naslonjeni na odpor do »središča«, so v
slovenskem prostoru precej močni
• moč in vpliv državnega središča;
prestolnice so praviloma največja mesta in
zaradi koncentracije kapitala, prebivalstva
kot človeškega potenciala (znanje,
sposobnosti, institucije), infrastrukturnega
vozlišča in drugih lastnosti s prevlado
tendenc koncentracije izjemno razvojni
dejavnik celotne države. Središča nudijo
najrazličnejše storitve od delovnih mest
najrazličnejših profilov in zahtevnosti,
bogato oskrbo (trgovine, gostinskohotelske in turistične kapacitete, zabavo in
sprostitev, zdravstvo, družbene dejavnosti),
obsežno in raznovrstno kulturno ponudbo
ipd., so privlačna in razpoznavna in kot
taka olajšujejo prostorsko in narodno
290
identifikacijo. Močna Ljubljana je torej
dejavnik povečevanja strateške teže
slovenske države. Njena vloga je predvsem
zagotavljati storitve nacionalnega pomena
za prebivalstvo Slovenije ter privlačna tudi
za druge. S tem nikakor ne zanemarjamo
pomena regionalnih in lokalnih središč
• etnična struktura in medetnični odnosi; so
pomembni zaradi stabilnosti ter kot človeški
razvojni potencial. Slovenija sodi z manj
kot 90 % naslovnega naroda med etnično
razmeroma heterogene države. Zgledna
skrb za avtohtone manjšinske skupnosti
Italijanov, Madžarov, nekoliko manj pa
tudi za Rome, se srečuje s podobni pritiski
tudi imigrantskih skupnosti iz nekdanjega
jugoslovanskega prostora. Slednje so
se zaradi jezikovne bližine razmeroma
hitro integrirale v slovensko okolje. Pri
gospodarskem prodoru proti jugovzhodu
so lahko pomemben povezovalni dejavnik
• lastnosti narodne identitete in drugih
identitet; narodno identiteto sestavlja vrsta
objektivnih in subjektivnih elementov,
ki jih je mogoče razvrstiti v pet skupin:
kulturno-jezikovne,
zgodovinske,
prostorske,
socialnogospodarske
in
politične. Posameznik si jo pridobi in jo
razvija v procesu socializacije, ki poteka vse
življenje. Narodna identiteta je dokaj trajna,
ni pa nespremenljiva. Slovenska identiteta
ima močno poudarjeno jezikovno plat, kar
je zlasti med pripadniki manjšin, izseljenci
in njihovimi potomci dejavnik ločevanja.
Močno prisotne so tudi regionalne in
lokalne identitete, ki podčrtavajo močno
navezanost na prostor
• kulturna aktivnost in organiziranost: je
predvsem integracijski dejavnik navznoter,
ki utrjuje družbo v povezano skupnost,
Dejavniki razvoja Slovenije
krepi narodno identiteto (pa tudi regionalno
in lokalno), zavest in občutek pripadnosti
• odnos do Slovencev po svetu in povezanost
z njimi: slovenske manjšine v »zamejstvu«,
izseljenci in njihovi potomci predstavljajo
pomemben del slovenskega naroda in
kulturnega zaledja. Dragoceni so zaradi
svojih izkušenj, poznavanja lastnega
in slovenskega okolja, kot dejavniki
mednarodnega povezovanja ipd. Odnos do
manjšinskih ustanov in organizacij mora
biti celovit, upoštevajoč lokalne in državne
posebnosti ter upoštevajoč lojalnost do
držav, v katerih prebivajo, obenem pa naj
bi spodbujali čimveč stikov na različnih
ravneh. Potrebno je tudi usposabljanje
prebivalstva za čezmejno komunikacijo na
obeh straneh meje
• upravno-administrativna organiziranost; je
v prvi vrsti namenjena delovanju različnih
služb na različnih ravneh. Pomembna je
medsebojna povezanost prebivalstva v
administrativnih enotah in oblikovanje
ter ohranjanje identitete, obenem pa
tudi konkurenčnost s primerljivimi
enotami v sosednjih državah. Slovenija
je administrativno razdrobljena (majhne
občine) in zaradi tega sorazmerno
centralizirana (med državno in lokalno
ravnijo ni vmesnih stopenj); to je
neugodno
• izobraževalni
sistem;
povečuje
in
vzdržuje človeški potencial, dviga delovne
sposobnosti in močno vpliva na kakovost
življenja, oblikuje pa tudi narodno zavest in
identiteto. Sistem šolstva zajema formalne
stopnje od predšolske vzgoje, osnovne šole,
poklicnih in srednjih šol, šol za osebe s
posebnimi zahtevami, višjih in visokih šol,
univerze, umetnostnih akademij, pa tudi
znanstvenoraziskovalne sfere. Poleg tega
je treba upoštevati še različne neformalne
oblike izobraževanja in usposabljanja, kot
so npr. različne jezikovne šole, glasbene
šole, tečaji, športne in rekreacijske šole/
tečaji, programi dodatnega usposabljanja
in različne druge oblike izobraževanja,
usposabljanja in vzgoje, ki pripomorejo
k večji delovni učinkovitosti, osebni
razgledanosti, kulturni dejavnosti, boljši
zdravstveni, športni in rekreativni zavesti
ter podobno. Pomembna je tako kakovost
šol in programov kakor tudi njihova
dostopnost. Slovenija ima razvejan šolski
sistem, ki pokriva celoten državni teritorij.
Zaradi infrastrukturne opremljenosti je
dostop do izobraževalnih možnosti otežen
oziroma je že opazna gravitacija k središčem
v sosednjih državah
• varnostni sistem: je namenjen varovanju
ozemeljske
celovitosti,
gospodarskih
objektov, splošnih in skupnih kulturnih
dobrin, varovanje zasebnega premoženja,
zdravja in življenja prebivalstva. Varnostni
sistem sestavljajo vojaške (obrambne) in
policijske sile ter različne oblike civilne
zaščite, pa tudi zasebne (ali družbene)
varovalne agencije in ustanove. Vojska
in policija sta v večini držav tudi temelja
državnosti in pomembna nosilca nacionalne
identitete
• demografski razvoj in struktura: človek
je najpomembnejši razvojni dejavnik.
Ohranjanje števila prebivalstva, stalne
poselitve, primerne starostne sestave, so
zato med najpomembnejšimi izhodiščnimi
vrednotami in cilji. Prebivalstvena politika,
ki jo sestavljajo različni gospodarski,
zdravstveni, socialni in pravni ukrepi za
povečanje rodnosti na eni ter urejanje
291
Dejavniki razvoja Slovenije
selitvene dinamike na drugi strani, mora
voditi k zagotavljanju stabilne demografske
strukture. Slovenija sodi med države z zelo
nizko rodnostjo in negativnim naravnim
prirastkom, zato pa tudi med države, ki
bodo morale bistveno večjo pozornost
namenjati ukrepom prebivalstvene politike
(Malačič, 1993; Šircelj, 1998)
• delovne sposobnosti prebivalstva: gre
za doseganje formalne in funkcionalne
usposobljenosti za opravljanje del in služb
v gospodarstvu, kulturi, upravi, socialnih
dejavnostih, zdravstvu, storitvah in na
drugih področjih, kar navsezadnje vodi k
višji
kakovosti
življenja
domačega
prebivalstva (Kajzer, 1998), ki ustvarja
vabljivo okolje tudi za npr. tuje strokovnjake,
ki bi to raven še dvigali.
Zunanji
dejavniki.
Nabor
zunanjih
dejavnikov vpliva na družbeni in prostorski
razvoj Slovenije, zajema pa vse okoliščine,
procese in pojave zunaj teritorija Slovenije in
slovenske družbe. Večina dejavnikov izhaja
iz širše slovenske soseščine (Srednja Evropa,
Jugovzhodna Evropa) oziroma Evrope nasploh,
nekaj pa je svetovnih-globalnih. Nanje je težje
vplivati. Mednje sodijo:
• globalizacija: splet procesov in odnosov na
področjih gospodarstva, politike, kulture,
znanosti, družbenih odnosov in informacij,
kjer ima dogodek lahko odmeve v širokem
prostoru ali družbi (Boyd, 1999). Slovenije
ni mogoče gledati izolirano, temveč v močni
povezanosti in soodvisnosti z globalnimi
gibanji
• regionalizacija: prizadevanja, da bi imele
regije večje upravne pristojnosti. EU podpira
oblikovanje regij in njihovo krepitev (tudi
292
na račun nacionalnih držav) in uvaja
čedalje več programov, ki se prek njih
izvajajo. Obenem so se v evropskih državah
močno razmahnila različna regionalistična
gibanja, bodisi kot odpor proti centralizmu
bodisi kot t.i. »etnoregionalizem«
• individualizacija: urbani način življenja
postavlja posameznika, njegove pravice
in potrebe na čedalje vidnejše mesto,
obenem pa ga zaradi načina življenja
vodi tudi v določeno odtujenost. Učinki
individualizacije so zato zelo opazni na
področju socializacije in komunikacije.
Individualizacija
ovira
družbeno
kohezivnost (Mlinar, 1994)
• informatizacija: proces tehničnega in
tehnološkega razvoja, ki temelji na
razvoju komunikacijske in informacijske
tehnologije. Določa družbene odnose, vpliva
na lokacijo dejavnosti in poselitve, odloča
o kakovosti bivanja, skratka je odločilni
dejavnik prostorskega razvoja. Stopnja
informatizacije je že sedaj eno temeljnih
meril standarda in stopnje družbene in
gospodarske razvitosti. Informacijska
družba je družba komunikacij; hitrost in
kakovost prenosa informacij, spoznanj in
znanja ter storitev, je temeljna konkurenčna
prednost in razvojna zahteva (Trček,
2000). Informatizacija (tehnična stopnja)
in vsebina (kakovost) informacij je tudi
izjemno pomembnega kohezivnega značaja
tako v smislu družbe tako skupnosti kakor
teritorija, ki ga obvladuje in upravlja
• tranzicija: proces gospodarskega, političnega
in družbenega spreminjanja nekdanjih
socialističnih držav v kapitalistične. Proces
je zlasti na gospodarskem in tudi družbenem
področju počasnejši kot na političnem
(demokratizacija) (Boehm, 1997)
Dejavniki razvoja Slovenije
• fizične lastnosti širšega zaledja Slovenije:
Slovenija je reliefno omejena proti Avstriji
(gorato ozemlje) in proti delu Hrvaške,
medtem ko je proti Madžarski, Italiji in
večjemu delu Hrvaške odprta. Ti elementi
so pomembni predvsem kot osnova
gostote poselitve, gospodarske usmeritve
in moči, poteka prometa in infrastrukture.
Ti elementi imajo sorazmerno skromno
veljavo, če ni tudi ustrezne družbene
organizacije in moči; če jih torej družba ne
obvladuje učinkovito
• značilnosti poselitve širšega zaledja:
poselitvene
značilnosti
kažejo
na
prebivalstveno in posredno tudi na
gospodarsko in kulturno moč izbranih
območij. Okolica je povprečno, ponekod
bolj in drugod manj gosto naseljena kot
Slovenija. Odločilnejši pomen kot gostota
poselitve pa ima omrežje mest in njihova
funkcija v ožjem in širšem zaledju. V
tem pogledu so večinoma neugodne večje
koncentracije prebivalstva v bližnji soseščini,
ker predstavljajo konkurenčna gravitacijska
jedra, čeprav lahko (redkeje) pomenijo tudi
dragoceno podporo slovenskemu omrežju
mest
• infrastrukturna
opremljenost
širšega
zaledja: Infrastruktura ima izjemen pomen
predvsem zaradi tega, ker omogoča boljšo
(hitrejšo, cenejšo) komunikacijo in usmerja
prometne in druge tokove k središčem
(pospešuje ali zavira centrifugalne težnje).
Prav tako pa je pomembna tudi druga,
še posebej informacijska tehnologija
in infrastruktura. Območja v Italiji in
Avstriji so na splošno infrastrukturno bolje
opremljena kot območja v Sloveniji, na
Hrvaškem in Madžarskem pa slabše
• oblike povezanosti in organiziranosti
sosednjih območij: tri od štirih sosednjih
držav so članice Evropske unije, dve vojaške
zveze NATO. Nič manj niso pomembne
regionalne iniciative, kot so na primer
Delovna skupnost Alpe-Jadran in pobude
za Severni Jadran; programa, ki zadevata
predvsem alpski prostor (Euromontana,
Alpska konvencija), ali pa za Podonavje in
srednjo Evropo (program CADSES), ali pa
ne nazadnje tudi pobude za Jugovzhodno
Evropo (Pakt stabilnosti)
• gospodarska struktura širšega zaledja:
je pomembna zaradi gospodarske moči
partnerskih
oziroma
konkurenčnih
območij. Gospodarska struktura usmerja
prometne tokove, obenem pa je medij,
predmet ali celo sredstvo prodora v slovenski
prostor, pri čemer obstajajo možnosti vpliva
tudi na identiteto slovenskega prostora
in različne vidike kakovosti življenja v
njem. Gospodarsko zelo močna in v tem
pogledu konkurenčna je zlasti severna
Italija, regionalno pa še območji Gradca
in Zagreba; druga območja v sosedstvu
so v večji meri lahko partnerska kot pa
konkurenčna. Gospodarska usmerjenost
območji v sosedstvu se od slovenskega
prostora precej razlikuje
• etnična struktura in mednacionalni odnosi
v širšem zaledju: Slovenija je na etničnem
stičišču precej večjih, jezikovno in kulturno
zelo raznolikih sosedov z močnimi in
zgodovinsko utrjenimi in uveljavljenimi
narodnimi identitetami. Ta širši prostor je
torej po eni strani soočen z večetničnostjo
in večkulturnostjo, ki je sestavni del
zgodovinske dediščine, po drugi strani pa še
vedno obremenjen tudi z določeno latentno
konfliktnostjo. Trije od štirih sosedov so
imeli v preteklosti določeno oblast nad
293
Dejavniki razvoja Slovenije
•
•
•
•
slovenskim ozemljem in imajo še sedaj
predvsem v robnih območjih sorazmerno
močan vpliv
prisotnost agresivnih ideologij: čeprav se zdi
v 21. stoletju v kontekstu združene Evrope
in vrste deklaracij o varnosti, miroljubnosti,
dobronamernosti... nekoliko nenavadno
omenjati obstoj agresivnih ideologij, ne
moremo mimo dejstva, da te vendarle še
obstajajo. Pri tem ne gre toliko za namere
o vojaških podvigih in ozemeljskih
pričakovanjih, temveč za ideologije, ki
skušajo na različne načine efektivno
obvladovati slovenski prostor gospodarsko
in kulturno; uperjene so najprej zoper
slovenske manjšine
kulturna moč in vplivnost sosednjih regij,
držav in nacij: je sorazmerna številčnosti
in ustvarjenemu dohodku, ki skupaj
prispevata k večjemu ali manjšemu vplivu
izbrane etnije (naroda, nacije, države)
v sosedstvu. Država ima na razpolago
vrsto pomembnih institucij, ki pomagajo
oblikovati, razvijati in tudi širiti narodno
(nacionalno) identiteto. Slovenija je v tem
pogledu v položaju šibkejšega: vsi sosednji
narodi so številčnejši, imajo starejšo
državniško tradicijo in daljši čas vplivanja
na slovenski prostor (zlasti na obmejna
območja)
upravno-administrativna organiziranost:
je najprej pomembna zaradi doseganja
notranje kohezivnosti, racionalnosti in
učinkovitosti delovanja in zagotavljanja
storitev na različnih ravneh. Območja v
sosednjih državah imajo v povprečju večje
administrativne enote, predvsem pa bolj
dograjen sistem hierarhije administrativnih
enot
politična stabilnost širšega okolja: širše
294
zaledje Slovenije je v glavnem nekonfliktno,
razen na prostoru nekdanje Jugoslavije
zaradi medetničnih vojaških spopadov,
in je treba ta prostor opredeliti kot manj
stabilen
• mednarodne selitve: Evropska unija je
v celoti imigracijsko dokaj privlačna za
potrebno delovno silo ne le iz Vzhodne in
Jugovzhodne Evroope, temveč v čedalje
večji meri iz Afrike in Azije. Prostorska
mobilnost prebivalstva se povečuje in
ustvarja še bolj multikulturna okolja in
situacije (Verlič Christensen, 2002).
Prostorski,
gospodarski,
družbeni
in
etnični razvoj Slovenije je odvisen od niza
med seboj prepletajočih se dejavnikov. Na
nekatere je mogoče neposredno vplivati in jih
spreminjati sebi v prid, pri drugih je smiselno
izbirati partnerje in zaveznike, pri tretjih je
najprimernejše izogibanje ali pa nasprotovanje.
Uspešen slovenski razvoj v evropskih okvirih
ne more biti samoumevna posledica vključitve
v to naddržavno skupnost, temveč le rezultat
zavestnih, premišljenih in vztrajnih dejanj.
Ne smemo pozabiti obdobij, ko so bila za
neuspehe na zgoraj imenovanih področjih
kriva močna središča v jedru večetničnih
državnih sistemov (Dunaj v času Habsburške
monarhije, Beograd v času obeh Jugoslavij in
skoraj bi nekateri videli v podobni vlogi tudi
Bruselj). Čeprav ni mogoče zanikati obsežnih
področij, kjer je in bo vpliv drugih, še posebej
sosednjih držav, izredno pomemben, ima
na drugi strani Slovenija na razpolago vrsto
institucij države in nižjih upravnih ravni ter
možnosti organizacije in institucij civilne
družbe. Razpolaga tudi z vrsto izkušenj
številnih generacij, ki so živele v okviru
različnih državnih sistemov. To je pomembna
Dejavniki razvoja Slovenije
dediščina na poti sprotnega uveljavljanja in
promocije slovenske skupnosti kot ene izmed
evropskih družb in držav. Gre torej tudi za
odgovornost do pojavov in procesov v novem
skupnem evropskem družbenem okolju. Zato
je članstvo Slovenije v EU treba jemati ne le
kot priložnost gospodarskega in družbenega
razvoja, temveč tudi kot soodgovornost za
usodo starega kontinenta. Na ta način lahko
uspešno premaga tudi eno največjih dosedanjih
ovir: slabo prepoznavnost v evropskem in še
bolj v svetovnem okviru, predvsem pa lahko
dejavnike razvoja, tako notranje kakor zunanje,
bistveno uspešneje naravnava v prid lastnega
gospodarskega, družbenega, prostorskega,
etničnega in kulturnega razvoja.
O AVTORJU – ZUR PERSON
Doc. Dr. Jernej Zupančič
Dela na oddelku za geografijo na Filozofski
fakulteti in na Inštitutu za narodnostna vprašanja v Ljubljani. Oddelek za
geografijo, Filozofska fakulteta, Aškerčeva
2, 1000 Ljubljana, Slovenija Inštitut za
narodnostna vprašanja, Erjavčeva 26, 1000
Ljubljana, Slovenija; jernej.zupancic@guest.
arnes.si – Arbeitet am Institut für Geographie
an der Philosophischen Fakultät und am Institut
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str. (ur. J. Zupančič)
295
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
Eine Analyse
Der vorliegende Beitrag behandelt die Entwicklungsfaktoren Sloweniens in der Europäischen Union. Der einleitenden Darstellung
einiger Schlüsselprozesse der EU-Erweiterung
folgt eine Analyse der Faktoren, die die nationale Entwicklung Sloweniens bedeutend beeinflussen. Die hier vorgestellten Grundziele
Sloweniens kann man nur mit einer sorgfältig
durchdachten Strategie erreichen. Diese muss
vor allem Faktoren berücksichtigen, die auf
die nationale Entwicklung größten Einfluss
haben. Der Beitrag gibt die Analyse innerer
und äußerer Faktoren wieder und schließt mit
der Bewertung der Entwicklungsmöglichkeiten
Sloweniens in der Europäischen Union und
der damit verbundenen Risiken.
Mit dem Beitritt zur Europäischen Union beendet Slowenien eine – aus historischer Perspektive zweifellos äußerst wichtige, aber kurze und offensichtlich vorübergehende – Periode
des Bestehens einer unabhängigen Eigenstaatlichkeit. Erneut gliedert sich Slowenien in eine
sehr heterogene und sowohl kulturell als auch
sprachlich vielfältige Gemeinschaft ein. Dies
bedeutet eine große strategische Veränderung,
denn eine so große, ökonomisch starke, rechtlich reglementierte und in den Fundamenten
demokratische Staatengemeinschaft hat in Europa in dieser Form noch nicht existiert. Dieser Prozess der Vereinigung bedeutet auch die
Überwindung und die Verwischung der Spuren des durch feindliche Blöcke geteilten Europas, das ein halbes Jahrhundert bestanden
hat. Dies bedeutet einerseits die Auflösung
der Spannungen zwischen der kommunisti-
296
schen und der kapitalistischen Gesellschaftsordnung innerhalb Europas, andererseits den
Abschied vom Modell des klassischen europäischen Nationalstaates. Diese Prozesse erfordern auf jeden Fall nüchterne Überlegungen
und relativ rasche Entscheidungsprozesse. Die
großen geopolitischen Veränderungen sind in
erster Linie eine Folge der Erkenntnis, dass die
wirtschaftliche, kulturelle und politische Dominanz Europas in der Welt vorüber ist. Wenn
die ökonomischen und gesellschaftlichen Errungenschaften der Vergangenheit beibehalten und weiterentwickelt werden sollen, muss
daher durch Integrationsprozesse ein europäisches Gleichgewicht hergestellt werden. Diese
Errungenschaften können auf den gemeinsamen Nenner „Lebensqualität“ gebracht werden. Slowenien ist der Europäischen Union
in der Phase ihrer größten räumlichen Erweiterung und der damit verbundenen enormen
Vergrößerung ihrer Einwohnerzahl beigetreten. Diese Erweiterung stellt eine ungeheure
Herausforderung für alle Beteiligten – für die
alten und für die neuen Mitglieder sowie für
die im Osten angrenzenden Staaten – dar. Die
alten Mitgliedsstaaten müssen die ökonomische Last der europäischen Integration tragen.
Hinzu kommen bestimmte Risiken, die die
Transformationsprozesse in den ehemaligen
kommunistischen Staaten mit sich bringen,
drohende Rezession (die die Strukturprobleme und Globalisierung reflektiert), Bürokratismus (damit verbunden: steigender Verbrauch
öffentlicher Mittel bei zunehmender Ineffizienz) und nicht zuletzt die Suche nach einer
stärkeren Rolle Europas in der Welt. Gerade
Letzteres erscheint im vergangenen Jahrzehnt
in Bezug auf die unmittelbaren Nachbarregionen auf dem Balkan als regelrechte Bauchlandung. Die neuen Mitglieder müssen sich den
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
akzeptierten und überwiegend bewährten
Normen anpassen und in allen Bereichen entsprechende Qualität erreichen. Der Zeitpunkt
eines engeren Zusammenschlusses und einer
intensiveren Zusammenarbeit ist gekommen.
Das bedeutet die Betonung von Offenheit und
Weltbürgertum, birgt aber auch die Entwicklungsfallen und Risiken, die das so veränderte
Europa in sich trägt. Dieses Europa muss verantwortungsvoll gestaltet, verändert und verwaltet werden.
In der zehnjährigen Phase der Annäherung
Sloweniens an die EU haben sich in erster Linie Probleme rechtlicher und struktureller Anpassungen gezeigt. Verschiedene Studien warnen vor Unzulänglichkeiten Sloweniens und
dessen Gesellschaft. Darunter befindet sich
die sehr breit angelegte Untersuchung „Slowenien und die Weiterentwicklung der Europäischen Union1“, die auch die Grundlage dieses
Beitrages darstellt. Natürlich kann man diese
umfassende Thematik weder in einem kurzen
Artikel wiedergeben, und der Leser soll nicht
mit analytischen Einzelheiten belastet werden. Deshalb haben wir uns insbesondere an
den grundlegenden Parametern der nationalen
Entwicklung Sloweniens im Rahmen einer erweiterten Europäischen Union orientiert. Wir
berücksichtigen dabei die Umstände, Prozesse
und Phänomene in Slowenien und in der Welt,
die die Entwicklung grundlegend beeinflussen.
Damit wollen wir die kritische Diskussion
über die Perspektiven und Gefahren der Entwicklung Sloweniens innerhalb der multiethnischen Europäischen Union fortsetzen, vor
allem was Volksidentität, Sprache und Kultur
betrifft.
Merkmale der Entwicklung der Europäischen
Union. Die Europäische Union ist ein Verbund
von mittlerweile fünfundzwanzig Staaten mit
451 Millionen Einwohnern. Fünfundzwanzig
Staaten, neunzehn Amtssprachen, tatsächlich
aber wesentlich mehr Sprachen, Kulturen und
kollektive (Volks-)Identitäten. Neben den unterschiedlichen Ethnien und Nationen setzt
sich die heterogene europäische Gesellschaft
auch aus zahlreichen Einwanderern und deren Nachkommen nicht nur aus dem europäischen Raum, sondern auch aus Asien, Afrika
und Lateinamerika zusammen. Heute stellen
die Immigranten in den meisten Ländern der
Europäischen Union einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung und unterscheiden sich
in Bezug auf Kultur, Religion, Lebensweise,
Wertvorstellungen und andere Eigenschaften
deutlich von den Altansässigen. Die Durchmischung über Generationen hinweg führte zur
Verschmelzung und zu einer neuen Realität
der europäischen Einwohnerschaft. Die nationalen Ideologien strebten in der Vergangenheit
eine ethnische Vereinheitlichung auf dem Territorium der betreffenden Staaten an und übten dabei verschiedene Formen von Assimilationsdruck – von Pression im Bereich Schule und
Kultur bis hin zu gewaltsamen Massenumsiedelungen oder sogar bis zum Genozid – aus.
Trotzdem ist Europa ethnisch und kulturell
inhomogen geblieben.
Diese sprachlich und kulturell vielfältige europäische Gesellschaft, bestehend aus Nationalstaaten, Staatsvölkern, ethnischen Gemeinschaften ohne eigenen Staat, einer großen Zahl
autochthoner nationaler Minderheiten sowie
Zuwanderern ist einerseits sehr aufwändig
und teuer zu verwalten und verlangt andererseits ein hohes Maß an Toleranz und ständig
neue Kompromisse aller Beteiligten. Die Satzungen des Europarates und des europäischen
Parlaments sowie der anderen EU-Behörden
297
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
unterstützen zumindest deklamatorisch die
kulturelle Vielfalt Europas, sowohl in Bezug
auf autochthone ethnische Gemeinschaften
als auch auf die verschiedenen Einwanderergruppen. Der Schutz der Volksidentität, der
Sprache und der Kultur besaß und besitzt in
Europa auch weiterhin eine wesentliche strategische Bedeutung, die durch die nationalen
Verfassungen und verschiedene Grundsatzdokumente der Mitgliedsstaaten deutlich hervorgehoben wird.
Neben der Vielfalt des europäischen Raumes
und der Gesellschaft ist es notwendig, spezielle Schlüsselerscheinungen und Prozesse zu berücksichtigen, die erfahrungsgemäß wesentlichen Einfluss auf die nationale Entwicklung in
Slowenien haben werden:
• Verschiebung der „Peripherie“ in Richtung
Osten,
• wachsende Peripherisierung bestimmter
Gebiete,
• starker Immigrationsdruck aus Asien und
Afrika,
• sehr geringe Natalität und damit verbundener Rückgang der Bevölkerungszahl,
• demografische Strukturprobleme in peripheren Gebieten,
• starke Konzentration der Macht in einigen
großen Zentren,
• Assimilationsdruck, vor allem auf kleinere
Gemeinschaften,
• wachsende soziale Stratifikation,
• starke regionalistische Bewegungen,
• Stärkung der Minderheiten,
• wachsende Multikulturalität der europäischen Gesellschaften,
• Vergrößerung interregionaler Unterschiede.
Grundziel der Entwicklung Sloweniens in
298
der Europäischen Union. Der Beitritt zur Europäischen Union bringt eine wesentliche Veränderung der geopolitischen Lage Sloweniens
mit sich. Neben dieser strategisch bedeutenden Tatsache darf man die Wertvorstellungen nicht übersehen, deren Erfüllung die Lebensqualität einer Nation, eines Staates und
einer Gesellschaft in verschiedenen Bereichen
sichert. Angeführt werden nur diejenigen, die
Ausdruck des gesellschaftlichen Konsenses
sind und verhältnismäßig oft – wenn auch
nicht immer gemeinsam – als wichtige Prioritäten in Zusammenhang mit verschiedenen
Strategien angegeben werden:
• Bewahrung der territorialen Einheit,
• Bewahrung und Entwicklung nationaler
und anderer Identitäten,
• Bewahrung des Kulturerbes,
• Erhaltung und Entwicklung des menschlichen Potenzials: demografische Struktur,
Vitalität, berufliche Qualifikation und Leistungsfähigkeit sowie stabile Besiedelung der
gesamten Kulturlandschaft; eine besondere
Rolle spielt hierbei das Erziehungswesen,
• Bewahrung der biotischen Vielfältigkeit
und Vitalität,
• Schutz der Umwelt und die Beseitigung bereits eingetretener Schädigungen,
• Erhaltung und Entwicklung der wirtschaftlichen Potenziale: Produktionsmöglichkeiten, technische, technologische und
räumliche Kapazitäten auf den Gebieten
Industrie und Gewerbe, Entwicklung des
Dienstleistungssektors, Konkurrenzfähigkeit der Landwirtschaft bei Sicherung der
strategischen Reserven sowie Schutz der
Umwelt und Pflege der Kulturlandschaft,
• Qualität der Infrastruktur: Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Eisenbahnen, Flughäfen, Fluss- und Seehäfen), Energie-Infra-
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
•
•
•
•
•
•
struktur (Strom-, Erdgas-, Fernwärmenetz
u. Ä.), Kommunikationsinfrastruktur (Telefonnetz, Internet, Mobilfunknetz) sowie
gesellschaftliche Infrastruktur (Organisationen und Einrichtungen auf staatlicher
bzw. lokaler Ebene [öffentliche Ämter], private Initiativen als Faktoren der Zivilgesellschaft u. Ä.),
Qualität des Lebensraumes, die sowohl das
unmittelbar besiedelte Gebiet als auch die
dazugehörigen Erholungsgebiete betrifft,
Lebensqualität der Bevölkerung, die neben
der Wohnqualität insbesondere auch das
System der Sozial- und Gesundheitsfürsorge umfasst,
soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Zusicherung gleicher Möglichkeiten für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen hinsichtlich Geschlecht, Alter, sozialer Position,
Religions- und Volkszugehörigkeit u. Ä.,
gesellschaftlicher Zusammenhalt,
Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung der verschiedenen gesellschaftlichen
Gruppen,
persönliche, soziale, Vermögens- und
Rechtssicherheit; in diesem Zusammenhang ist die Effizienz der Sicherheitskräfte
(Polizei, Armee) von Bedeutung, die sowohl
auf persönlicher als auch auf kollektiver
(nationaler) Ebene die Sicherheit garantieren sollen .
Entwicklungsfaktoren Sloweniens in der Europäischen Union. Die vorgestellten strategischen Ziele der Entwicklung Sloweniens in
der EU sind langfristig und sehr komplex. Verwirklichen kann man sie durch eine alle heimischen und internationalen Umstände berücksichtigende Politik. Slowenien kann nur einige
Bereiche der Entwicklung aktiv beeinflussen,
kann sich aber anderswo vor allem strukturell
anpassen, indem es Verbündete und Partner
sucht. Im Folgenden werden die inneren und
äußeren Faktoren der Entwicklung dargestellt:
Innnere Faktoren. Zu den inneren Entwicklungsfaktoren Sloweniens zählen diejenigen,
die unmittelbar aus dem slowenischem Raum
und der slowenischen Gesellschaft hervorgehen:
• Die physischen Eigenschaften des Gebietes:
verkehrtechnische Bedingungen, Klima,
Landschaftsformen, aber auch verschiedene gesellschaftliche Merkmale, wie Dichte
und Typus der Besiedelung.
• Die infrastrukturellen Bedingungen umfassen Dichte und Qualität sowie die wechselseitige Verbindung von Verkehrs-, Energie-,
Kommunikations- und gesellschaftlicher
Infrastruktur. Slowenien besitzt ein gut
ausgebautes Autobahnnetz, das System der
übrigen Infrastruktur ist hingegen unzureichend und in hohem Maße lokalen Interessen untergeordnet. Einige, vor allem
grenznahe, periphere Gebiete sind infrastrukturell sehr schlecht ausgestattet.
• Die Wirtschaftstruktur setzt sich aus dem
Verhältnis zwischen den verschiedenen
Wirtschaftsbereichen, Eigentumsverhältnissen und Produktivität zusammen. Slowenien hat sich in einem guten Jahrzehnt
von einer typisch industriellen Wirtschaft
hin zur Dienstleistungswirtschaft entwickelt. Unterdessen ist die Bedeutung der
Landwirtschaft, abgesehen von der Pflege
der ländlichen Kulturlandschaft, stark zurückgegangen. Sichtbar ist der Trend zum
Zusammenschluss von Unternehmen, die
Schließung von Kleinbetrieben, die Abwanderung der Produktion in andere Länder, die
299
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
Ansiedlung ausländischer Betriebe u. Ä. Die
Eigentumsstruktur hat sich stark verändert
(Privatisierung, Erwerb durch Ausländer).
Die Wirtschaftsstruktur gilt als relativer
Schwachpunkt.
• Die räumliche Kohäsion bezeichnet den
Zusammenschluss verschiedener Gebiete
des Landes zu einer territorialen und gesellschaftlichen Gemeinschaft, die ein infrastrukturelles System und die Einheit
des Staates, das Staatsbewusstsein der Einwohner u.a. ermöglicht. Slowenien ist nur
im Zentrum stark integriert, während weite Grenzgebiete infrastrukturell unzureichend ausgestattet sind, mit zu schwachen
regionalen Zentren, weshalb in einigen Gebieten zentrifugale Tendenzen vorhanden
sind.
• Die Beziehungen zwischen dem Zentrum
und der Peripherie umfassen alle Interaktionen politischer, kultureller, ökonomischer
und administrativer Natur, die zwischen
den bevölkerungsreichen und ökonomisch
entwickelten urbanen Gebieten und in der
Regel wirtschaftlich rückständigeren Gebieten in grenznahen Regionen erfolgen.
Die auf lokaler und regionaler Ebene vorhandene Abneigung gegenüber dem „Zentrum“ ist in Slowenien stark ausgeprägt.
• Die Dominanz der städtischen Zentren: Die
Hauptstadt ist in der Regel die größte Stadt
des Landes und ist wegen der Konzentration von Kapital, Bevölkerung als menschliches Potenzial (Wissen, Fähigkeiten,
staatliche Institutionen), infrastruktureller
Knotenpunkte und anderer Eigenschaften
führend bei herausragenden Entwicklungen und Errungenschaften des Staates. Das
Zentrum bietet die meisten Arbeitsplätze
unterschiedlicher Anforderungsprofile, eine
300
hohe Konzentration der Versorgung (Handel, Gastgewerbe, Hotel- und Tourismuskapazitäten, Unterhaltung und Regeneration, Gesundheitswesen, gesellschaftliches
Leben), ein umfangreiches und vielfältiges
kulturelles Angebot u. dgl. mehr. Es übt eine
hohe Anziehungskraft aus und begünstigt
damit die Entstehung von staatlicher Identifikation und Volksidentität. Mit dem Gesagten wollen wir aber in keiner Weise die
Bedeutung regionaler und lokaler Zentren
vernachlässigen.
• Die ethnische Struktur und zwischenethnische Beziehungen spielen für die staatliche
Stabilität eine wichtige Rolle. Mit weniger
als 90 % Slowenen in der Gesamtbevölkerung zählt das Land zu den ethnisch verhältnismäßig heterogenen Staaten. Einem
vorbildlichen Status der autochthonen Minderheiten der Italiener und Ungarn – etwas
eingeschränkter gilt dies auch für die Roma
– steht ein Drängen der Immigrationsgemeinschaften aus dem ehemaligen jugoslawischen Raum nach ähnlichen Rechten gegenüber. Die Letzteren können sich wegen
der sprachlichen Verwandtschaft rasch in
die slowenische Lebensumwelt integrieren.
Bei wirtschaftlichen Kontakten mit dem
südosteuropäischen Raum können sie einen bedeutenden verbindenden Faktor darstellen.
• Die Eigenschaften der Volksidentität und
anderer Identitäten: Die Volksidentität besteht aus einer Reihe objektiver und subjektiver Elemente, die sich in fünf Gruppen
(kulturell-sprachliche, historische, geographische, soziale und wirtschaftlich-politische) einordnen lassen. Der Einzelne erlangt
und entwickelt sie im Prozess seiner Sozialisation, der ein ganzes Leben lang andauert.
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
Die Volksidentität ist relativ beständig, jedoch nicht unveränderbar. Die slowenische
Identität betont stark die sprachliche Komponente, was insbesondere für Angehörige
von Minderheiten und Einwanderern einen
ausgeprägten Ausgrenzungsfaktor bedeutet. Stark ausgeprägt sind auch regionale
und lokale Identitäten, die die starke Verbundenheit mit der Region unterstreichen.
• Das kulturelle Leben stellt einen wesentlichen Integrationsfaktor nach innen dar, der
die Gesellschaft zu einer stabilen Gemeinschaft verfestigt und (auch regionale und
lokale) Volksidentität und das Staatsbewusstsein stärkt.
• Die Beziehungen zu den Slowenen im Ausland: Die slowenischen Minderheiten jenseits der Grenze sowie Auswanderer und
deren Nachkommen stellen einen wichtigen Teil des slowenischen Volkes und des
slowenischen Kulturraumes dar. Bedeutend
sind sie vor allem als Faktoren in den internationalen Beziehungen. Die Beziehungen
zu Minderheitenorganisationen müssen auf
allen Ebenen stattfinden und lokale und
staatliche Besonderheiten sowie die Loyalität zu den Ländern, in denen sie ansässig
sind, berücksichtigen. Zugleich sollte aber
ein möglichst enger Kontakt auf verschiedenen Ebenen angeregt und die Voraussetzungen für eine grenzüberschreitende
Kommunikation der Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze geschaffen werden.
• Die Organisation der Verwaltung bezieht
sich in erster Linie auf die Tätigkeit verschiedener Ämter auf unterschiedlichen
Ebenen. Wesentlich ist die Verbundenheit
der Bevölkerung mit den eigenen Administrationseinheiten und die Identitätsbildung,
zugleich aber auch die Wettbewerbsfähig-
keit mit vergleichbaren Einheiten in den
benachbarten Staaten. Slowenien ist administrativ in kleine Gemeinden zersplittert,
andererseits jedoch relativ zentralistisch organisiert, weil es zwischen der staatlichen
und der lokalen Ebene keine Zwischenstufen gibt, was sich als nachteilig erweist.
• Das Bildungswesen steigert die Chancen des
Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt und beeinflusst maßgeblich die Qualität des Lebens,
formt aber auch nationales Bewusstsein
und Identität. Das System des Schulwesens
umfasst die Stufen der Vorschulerziehung,
Grundschulen, Berufschulen und Mittelschulen, die Schulen für Personen mit
besonderen Bedürfnissen, Akademien,
Fachhochschulen, Universitäten, Kunstakademien und Forschungseinrichtungen.
Hinzu kommen noch Weiterbildungseinrichtungen, wie z. B.Sprachschulen, Musikschulen, Sport- und Freizeitvereine, die
durch verschiedene Formen der Bildung
und Weiterbildung zu größerer Arbeitseffizienz, persönlicher Allgemeinbildung, kulturellem Engagement, besserem Gesundheitsbewusstsein u. Ä. verhelfen. Wichtig
sind sowohl die Qualität der Schulen und
die Bildungsinhalte als auch ihre Zugänglichkeit. Slowenien hat ein differenziertes
Schulsystem, das das gesamte Land abdeckt. Auf Grund der infrastrukturellen Bedingungen ist allerdings der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten erschwert, und es lässt
sich ist bereits die Anziehungskraft von
Zentren in den Nachbarstaaten feststellen.
• Das Sicherheitssystem soll den Schutz der
territorialen Einheit, der Wirtschaftsobjekte, der kulturellen Güter, des Privatvermögens, der Gesundheit und des Lebens der
Bevölkerung gewährleisten. Das Sicher-
301
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
heitssystem besteht aus Militär und Polizei,
verschiedenen Formen des Zivilschutzes,
aber auch aus privaten Sicherheitsdiensten.
Armee und Polizei stellen in den meisten
Staaten auch das Fundament der der nationalen Souveränität dar und sind wichtige
Träger der nationalen Identität.
• Die demographische Struktur: Der Mensch
stellt den wichtigsten Entwicklungsfaktor
dar. Die Erhaltung der Bevölkerungszahl
und eine günstige Altersstruktur sind deshalb als die wichtigsten Ziele zu betrachten. Die Bevölkerungspolitik beinhaltet
verschiedene Maßnahmen auf wirtschaftlichem, gesundheits- und sozialpolitischem
sowie rechtlichem Gebiet. Zum Zweck Sicherung einer stabilen demographischen
Struktur wird eine Erhöhung der Geburtenrate angestrebt, und auf der anderen Seite
soll eine Regulierung von Landflucht und
Verstädterung erreicht werden. Slowenien
zählt zu den Staaten mit einer sehr niedrigen Geburtsrate und einem damit verbundenen Bevölkerungsrückgang und muss
daher bevölkerungspolitischen Maßnahmen wesentlich größere Aufmerksamkeit
schenken.2
• Die berufliche Qualifikation der Bevölkerung: Hierbei geht es um die Erlangung der
formalen und funktionalen Befähigung zur
Ausübung von Tätigkeiten in Wirtschaft,
Kultur, Verwaltung, im Sozialbereich, im
Gesundheitswesen, im Dienstleistungssektor und in anderen Bereichen, was schließlich zu einer höheren Lebensqualität der
heimischen Bevölkerung führt.3
Äußere Faktoren. Die Einschätzung der äußeren Faktoren, die alle Umstände, Prozesse und
Erscheinungen außerhalb des slowenischen
302
Staates und der slowenischen Gesellschaft
umfassen, wirkt auf die gesellschaftliche und
räumliche Entwicklung Sloweniens zurück.
Die Mehrheit der Faktoren geht aus der Nachbarschaft in Mittel- und Südosteuropa bzw.
aus Europa im Allgemeinen hervor, einige Faktoren sind auch global bedingt:
• Globalisierung: Auf Grund der Verflechtungen von Prozessen und Beziehungen innerhalb von Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft kann ein Ereignis
Folgeeffekte im breiten Raum oder in der
Gesellschaft hervorrufen.4 Man kann Slowenien nicht isoliert, sondern nur in engem
Zusammenhang und in Wechselbeziehung
mit globalen Entwicklungen betrachten.
• Regionalisierung: Bestrebungen nach größeren Verwaltungskompetenzen der Regionen: Die EU unterstützt die Stärkung der
Regionen (auch auf Kosten der Nationalstaaten) und führt immer mehr Programme ein, über die sich diese Bestrebungen
realisieren lassen. Gleichzeitig haben sich in
europäischen Staaten verschiedene regionale Bewegungen stark entfaltet, entweder als
Widerstand gegen den Zentralismus oder
als Form eines so genannten „Ethnoregionalismus“.
• Individualisierung: Die urbane Lebensweise
stellt den Einzelnen, seine Rechte und Bedürfnisse immer deutlicher in den Vordergrund, gleichzeitig aber führt diese Lebensweise auch zu einer gewissen Entfremdung.
Die Auswirkungen der Individualisierung
sind deshalb auf dem Gebiet der Sozialisation und Kommunikation deutlich sichtbar:
Sie beeinträchtigt den gesellschaftlichen
Zusammenhalt.5
• Informatisierung: Der Prozess, der auf der
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
Entwicklung der Kommunikations- und Informationstechnologie basiert. Er bestimmt
die gesellschaftlichen Beziehungen, nimmt
Einfluss auf Wirtschaftsstandorte und Besiedelung, bestimmt über die Lebensqualität und ist ein entscheidender Faktor der
räumlichen Entwicklung. Der Grad der
Informatisierung ist schon jetzt einer der
grundlegenden Maßstäbe für den Standard
der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Entwicklung. Die Geschwindigkeit und die
Qualität der Informationsübertragung sowie die übermittelten Informationen sind
grundlegende Konkurrenzvorteile und Entwicklungsvoraussetzungen6 und spielen eine
wesentliche Rolle im Sinne des Zusammenhaltes der Gesellschaft und des Staates.
• Die Transformation ist der Prozess des wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Übergangs ehemaliger kommunistischer in kapitalistische Staaten. Dieser
Prozess verläuft im wirtschaftlichen und
im gesellschaftlichen Bereich langsamer als
im politischen (Demokratisierung).7
• Die landschaftliche Beschaffenheit der an
Slowenien angrenzenden Gebiete: Slowenien ist gegen Österreich und teilweise gegen
Kroatien durch Gebirge begrenzt, während
es gegen Ungarn, Italien und den größeren
Teil Kroatiens hin offen ist. Diese Faktoren
sind vor allem als Grundlage für die Besiedelungsdichte, die wirtschaftliche Ausrichtung sowie den Verkehr und die Infrastruktur wichtig. Diesen Elementen kommt aber
nur eine verhältnismäßig geringere Bedeutung zu, wenn es nicht auch eine entsprechende gesellschaftliche Organisation und
eine politische Macht gibt, die diese Faktoren kontrolliert.
• Die Besiedelungseigenschaften der angren-
zenden Gebiete spiegeln die Bevölkerungszahl und indirekt auch die wirtschaftliche
und kulturelle Stärke ausgewählter Gebiete wider. Die Nachbargebiete sind durchschnittlich dicht besiedelt, stellenweise
dichter und anderswo weniger dicht als in
Slowenien. Entscheidendere Bedeutung als
die Besiedelungsdichte haben hingegen die
Städte mit ihren Funktionen in der unmittelbaren und in der weiteren Umgebung. In
dieser Hinsicht sind größere Bevölkerungskonzentrationen in der näheren Nachbarschaft zumeist ungünstig, weil sie konkurrierende Gravitationskerne darstellen.
• Die infrastrukturellen Bedingungen in den
Nachbarstaaten: Die Infrastruktur hat vor
allem deshalb besondere Bedeutung, weil
sie schnellere und billigere Kommunikation ermöglicht und die Verkehrsströme
in die Zentren lenkt, was die Zentrifugaltendenzen beschleunigen oder mindern
kann. Die Gebiete in Italien und Österreich
sind im Allgemeinen infrastrukturell besser
ausgestattet als diejenigen in Slowenien,
während in Kroatien und Ungarn oftmals
schlechtere Bedingungen herrschen.
• Formen der Integration und der internationalen Zusammenarbeit in den Nachbarstaaten: Drei von den vier Nachbarstaaten Sloweniens sind Mitglieder der Europäischen
Union, zwei des Militärbündnisses NATO.
Nicht weniger wichtig sind allerdings regionale Initiativen, wie zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Alpe-Adria, die Initiativen
für die nördliche Adria, Programme für den
Alpenraum (Euromontana, Alpenkonvention), für den Donauraum und Mitteleuropa
(CADSES) und nicht zuletzt auch die Initiativen für Südosteuropa (Stabilitätspakt).
• Die Wirtschaftsstruktur der Nachbarstaa-
303
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
ten Sloweniens: Die Wirtschaftsstruktur
lenkt die Verkehrsströme und ist zugleich
Mittler, Gegenstand oder sogar Mittel des
Vordringens in den slowenischen Raum.
Dies hat auch Einfluss auch auf die Identität
Sloweniens und auf verschiedene Aspekte
der Lebensqualität. Eine starke Konkurrenz
stellt vor allem der norditalienische Raum
dar, was auf die übrigen Nachbarstaaten
weniger zutrifft. Von regionaler Bedeutung
sind noch die Ballungsräume Graz und
Zagreb; die anderen Gebiete in der Nachbarschaft können mehr als Partner denn
als Konkurrenten betrachtet werden. Die
wirtschaftliche Ausrichtung in den Nachbargebieten unterscheidet sich maßgeblich
von der im slowenischen Raum.
• Ethnische Struktur und Beziehungen zu
den angrenzenden Gebieten: Slowenien befindet sich an einer ethnischen Schnittstelle zwischen größeren sprachlich und kulturell ungleichartigen Nachbarn mit starken
und historisch gefestigten Volksidentitäten. Dieser Raum ist also auf einer Seite
mit Multiethnizität und Multikulturalität,
die Bestandteil des historischen Erbes sind,
konfrontiert, auf der anderen Seite hingegen immer noch mit latenten Konflikten
belastet. Drei von den vier Nachbarstaaten haben in der Vergangenheit in unterschiedlicher Form Macht über das heutige slowenische Staatsgebiet ausgeübt und
beeinflussen auch weiterhin vor allem die
Randgebiete relativ stark.
• Die Existenz aggressiver Ideologien: Obwohl es im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund eines vereinten Europas und zahlreichen Deklarationen über Sicherheit,
Frieden und gute nachbarschaftliche Beziehungen ein wenig ungewöhnlich erscheint,
304
•
•
•
•
das Bestehen aggressiver Ideologien zu erwähnen, können wir nicht an der Tatsache
vorbei, dass diese dennoch existieren. Dabei
geht es weniger um kriegerische Pläne und
territoriale Ansprüche, sondern um Ideologien, die versuchen auf verschiedene Weise den slowenischen Raum wirtschaftlich
und kulturell zu beherrschen.
Der kulturelle Einfluss der benachbarten
Regionen, Staaten und Nationen steht in
Zusammenhang mit Bevölkerungszahl
und Bruttonationalprodukt, die gemeinsam
zu größerem oder kleinerem Einfluss in der
Nachbarschaft beitragen. Der Staat verfügt
über eine Reihe von Institutionen, die die
nationale Identität formen und verbreiten.
Slowenien ist in dieser Hinsicht in der Position des Schwächeren: Alle Nachbarnationen sind bevölkerungsreicher, besitzen
eine ältere Staatstradition und haben über
einen gewissen Zeitraum hinweg Einfluss
auf den slowenischen Raum (vor allem auf
die Grenzgebiete) ausgeübt.
Die Verwaltungsstruktur ist für den inneren Zusammenhalt und die Effizienz bei
der Gewährleistung staatlicher Leistungen
auf verschiedenen Ebenen bedeutend. Die
Gebiete in den Nachbarstaaten haben in
der Regel größere administrative Einheiten,
vor allem aber eine besser entwickelte Verwaltungshierarchie.
Die politische Stabilität der Nachbarstaaten: Die Verhältnisse in den an Slowenien angrenzenden Gebiete sind größtenteils
konfliktfrei, abgesehen von den Gebieten
des ehemaligen Jugoslawiens, die man auf
Grund der vergangenen militärischen Auseinandersetzungen als weniger stabil bezeichnen muss.
Internationale Migration: Die Europäische
Entwicklungsfaktoren Sloweniens
Union ist für Arbeitsimmigranten insgesamt sehr attraktiv, nicht nur aus der Ostund Südosteuropa, sondern in immer größerem Ausmaß auch aus Afrika und Asien.
Die Mobilität der Völker steigt und schafft
in verstärktem Ausmaß multikulturelle
Umwelten.8
Die räumliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethnische Entwicklung Sloweniens
ist von einer Reihe miteinander verflochtener Faktoren abhängig. Bei manchen besteht
die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen
und sie zum eigenen Nutzen zu verändern,
bei anderen ist es sinnvoll, Partner und Verbündete zu suchen, bei dritten erscheint eine
Ausweichstrategie oder die Konfrontation am
besten geeignet. Die erfolgreiche slowenische
Entwicklung im europäischen Rahmen ist keine selbstverständliche Folge der Eingliederung
in diese übernationale Gemeinschaft, sondern
das Resultat bewusster, durchdachter und
ausdauernder Vorgangsweise. Die Zeiten sind
vorbei, in denen für Misserfolge in den oben
genannten Bereichen die Zentren multiethnischer Staatssysteme verantwortlich gemacht
werden können (Wien zur Zeit der Habsburger-Monarchie, Belgrad zur Zeit der beiden jugoslawischen Staaten; manche befürchten dass
nun Brüssel eine ähnliche Rolle einnehmen
könnte). Obwohl Einflüsse von außen – vor
allem von den Nachbarstaaten – unbestreitbar sind, besitzt Slowenien auf der anderen
Seite eine Reihe von Institutionen auf staatlicher und lokaler Ebene und Organisationen
der Zivilgesellschaft. Das Land verfügt auch
über vielfältige Erfahrungen mehrerer Generationen, die in verschiedenen staatlichen Systemen gelebt haben. Das ist ein wichtiges Erbe
auf dem Weg der Herausbildung einer eigen-
ständigen slowenischen Gemeinschaft innerhalb Europas. Es geht auch um die Verantwortung gegenüber Entwicklungen in der neuen,
gemeinsamen europäischen Gesellschaft. Deshalb ist die Mitgliedschaft Sloweniens in der
EU nicht nur als Möglichkeit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung,
sondern auch als Mitverantwortung für das
Schicksal des alten Kontinents zu sehen. Auf
diese Weise kann auch eines der größten bisherigen Hindernisse beseitigt werden: Der unzureichende Bekanntheitsgrad Sloweniens im
europäischen und noch mehr im globalen Kontext. Vor allem aber kann Slowenien sowohl
innere als auch äußere Entwicklungsfaktoren
wesentlich erfolgreicher zugunsten der eigenen
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, räumlichen, ethnischen und kulturellen Entwicklung
beeinflussen.
ENDNOTEN – ANMERKUNGEN
1
2
3
4
5
6
7
8
Milan Bufon – Boris Jesih – Dubravko Škiljan – Jernej Zupančič (Red.),
Slovenija in nadaljnji razvoj Evropske unije, zaključno poročilo, raziskovalna
naloga. Ljubljana 2003.
Janez Malačič, Prebivalstvo Slovenije danes in jutri. Slovenci in prihodnost.
Ljubljana 1993; Milivoj Šircelj, Demografski razvoj Slovenije, in IB revija, Jg.
32, H. 1–3 u. 4–5, 1998.
Alenka Kajzer, Človeški dejavnik in trg dela. Strategija RS za vključitev v
EU. Ljubljana 1998.
Gavin Boyd – John H. Dunning (Hg.), Structural change in and cooperation
in the global economy. Cheltenham – Northhampton 1999.
Zdravko Mlinar, Individualizacija in globalizacija v prostoru. Ljubljana 1993.
Franc Trček, Problemi informatizacije Slovenije, in: Teorija in praksa, Jg. 37,
H. 6, 2000.
Andreja Böhm (Hg.), Privatization in Central and Eastern Europe 1995.
Ljubljana 1996.
Barbara Verlič Christensen, Evropa v precepu med svobodo in omejitvami
migracij. Ljubljana 2002.
305
Zukünftig erscheinende und bisher erschienene Publikationen
Wissenschaftliche Reihe
Znanstvena zbirka Pavlove hiše
Vom Leben an der Grenze
Aufsätze zur Zeitgeschichte der
südoststeirisch-slowenischen
Grenzräume
A: Franz Josef Schober
Ein Sammelband mehrjähriger Beschäftigung
mit der Geschichte der südoststeirisch-slowenischen Grenze im 20. Jahrhundert
Auswahl: Vom Leben an der Grenze im 20.
Jahrhundert, Der Kampf um die neue Grenze
im Raum MureckApače/Abstall, Ocinje/Guizenhof, Kramarovci/Sinnersdorf und Fikšinci/
Füchselsdorf, Erinnerungen an die Jahre 1938
bis 1945, Dr. Julius Matthèy-Guenet, Dr.
Sergej Kapralov, Anton Festl, Krieg um Slowenien 1991 …
Die steirischen Slowenen
Tagungsband zum Symposium
Hg.: Katalin Munda Hirnök & Susanne
Weitlaner
Sammelband mit Vorträgen zur Konferenz
„Ethnologisches Erbe und Kulturkreis der steirischen Slowenen“ mit Fachexkursion, 23. –
24. September 2004 in Zusammenarbeit mit der
Slowenischen ethnologischen Gesellschaft / Slovensko etnološko društvo
306
Legionäre aus dem Süden
Fußballer aus Exjugoslawien in der
Steiermark
A: Wolfgang Kühnelt
Der Autor erarbeitet in einem historischen Teil
das Gewesene und geht der Frage nach, was
aus ihnen wurde.
Diskurs und Erinnerung an der
steirisch-slowenischen Grenze.
Eine Analyse anlässlich des EU-Beitritts
A: Elisabeth Schober
Die Autorin untersucht anlässlich des EU-Beitrittes Sloweniens mit Hilfe von Tiefengesprächen Unaufgearbeitetes und Verschüttetes.
Audio Compact Disc
Ljudska pesem na Štajerskem
Eine Bestandsaufnahme der
südsteirischen zweisprachigen
Liedkultur
A: Eva Maria Hois
Basierend auf Feldforschungsaufnahmen aus
aus dem Jahr 2001 erscheint im Jahr 2006 in
Zusammenarbeit mit dem Steirischen Volksliedwerk ein Tonträger mit Dokumentarmaterial slowenischen Liedgutes aus dem Südsteirischen Grenzgebiet.
Bodoče izdane publikacije Pavlove hiše
Literarische Reihe
Literarna zbirka Pavlove hiše
Gedichte in dt. und slowenischer
Sprache
A: Vencelslav Šprager
Der umtriebige Künstler veröffentlicht erstmals in der Pavelhausreihe.
Lyrikband
A: Rezka Kanzian
Neue Gedichte der in Graz lebenden Kärntner
Slowenin
Kunst und Gesellschaft
Umetnost in družba
Schengenblick
A: Michael Petrowitsch, V.A.
Themenbeiträge zum Projekt / zbornik k projektu
DE
98 S.
A5+
2003
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 10.-
ISBN 3-9501567-2-0
Bukaka spat here
A: Alexander Brener/Barbara Schurz
Katalog zur Ausstellung/katalog k razstavi
E
136 S.
A5
2002
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 5.-
ISBN 3-9501567-1-2
„Leb ich mein Schicksal aus“
A: Josefa Prelog
Josefa Prelog – Lebensgeschichte einer steirischen
Slowenin – Življenska zgodba Štajerske Slovenke
Jožice Prelog
DE-SL
168 S.
A5
2001
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 10.-
ISBN 3-85013-889-5
Machen Sie mir dieses Land wieder
… Naredite mi to deželo spet…
Make this country…again
V.A.
Steirischer Herbst 2001, Katalog zur Ausstellung/
zbornik k razstavi
DE-SL-E
58 S.
A4
2001
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 10.-
—
307
Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften
Wissenschaftliche Reihe
Znanstvena zbirka Pavlove hiše
Ardigata! Krucinal!
Ein slowenisches Schimpfwörterbuch basierend auf
Arbeiten von Josef Matl (1897-1074) zum deutschslawischen Sprach und Kulturkontakt
A: Michael Reichmayr
DE–SL
424 S.
2003
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 1
A5
EURO 25.-
Drugačna Radgona / The hidden
side of Bad Radkersburg
Plan zum Rundgangsführer
A: Heimo Halbrainer
DT, SL, E
—
—
2004
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 2.-
DT: ISBN 3-9501567-6-3
SL: ISBN 3-900181-05-5
E: ISBN 3-900181-06-3
ISBN 3-9501-5673-9
Auf den Spuren der Protestanten,
Juden, Roma und Slowenen in
und um Bad Radkersburg
Rundgangsführer, 2.Auflage
A: Heimo Halbrainer
DE
103 S.
2003
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 2
A5
EURO 10.-
ISBN 3-9501567-4-7
Po sledeh protestantov, Judov,
Romov in Slovencev v Radgoni in
okolici
Vodnik za obhod
A: Heimo Halbrainer
SL
99 st.
2003
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 2a
308
A5
EURO 10.-
ISBN 3-9501567-5-5
Die Natur des Sollens...
Erstdruck der mit dem Wartinger-Preis ausgezeichneten Dissertation des steirischen Philosophen
Franz Weber (1890-1975)
Prvi natis disertacije štajerskega filozofa Franceta
Vebra (1890-1975), odlikovana z Wartingerjevo
nagrado
A: Franz Weber
DE-SL
181 S.
2004
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 4
A5
EURO 15.-
ISBN 3-900181-01-2
Do sedaj izdane publikacije Pavlove hiše
Drinnen und draußen, wir und ihr.
Fremdenfeindlichkeit als soziale Praxis der Zugehörigkeit – Eine Feldstudie im Radkersburger Winkel
Sovražnost do tujcev kot socialna praksa pripradnosti – Raziskava na terenu Radgonskega kota
A: Sonja Ebner
DE-SL
227 S.
2005
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 5
A5
EURO 15.-
Srečko Kosovels Integrali: Ein herausgeberisches
Artefakt und sein Rang als herausragende Erscheinung der slowenischen Avantgarde.
A: Erwin Köstler
DE-SL
223 S.
2005
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 7
A5
EURO 15.-
ISBN 3-900181-04-7
ISBN 3-900181-02-0
Die Sprache im Dorf lassen
Festhalten und Aufgeben der slowenischen Sprache
in Radkersburg und Umgebung.
A: Andrea Haberl-Zemljič
DE-SL
327 S.
2004
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 6
Vom Erleben und Deuten
A5
EURO 15.-
Von Ajda bis Žuži
Eine kulturhistorische und sprachwissenschaftliche
Studie über österreichische Rindernamen.
A: Michael Reichmayr
DE-SL
199 S.
2005
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 8
A5
EURO 15.-
ISBN 3-900181-11X9
ISBN 3-900181-03-9
309
Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften
Literarische Reihe
Literarna zbirka Pavlove hiše
Unsere Jahresschrift
Naš letni zbornik
Mein grimmiges Jahrhundert
Eine Auswahl an Gedichten von Avgust Pavel in
ungarischer, slowenischer und deutscher Sprache
A: August Pavel
DE-SL-H
127 S.
2005
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band/Knjiga 1
120 x 210
EURO 10.-
ISBN 3-900181-12-8
Signal 2004/2005
Inhalt/vsebina: Hallo EU – Hallo Slowenien /
Halo EU – Halo Slovenija; Avstrijski konvent in
manjšinske pravice / Der Volksgruppenschutz im
Österreichkonvent; Roma in Europa / Romi v Evropi; Judje v Prekmurju / Juden im Prekmurje und
vieles mehr / in drugo
V.A.
DE-SL
115 S.
216 x 280
2004
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 10.-
ISBN 3-900181-08-X
Signal 2003/2004
Inhalt/vsebina: Josef Schleich – Der Judenschlepper
– tihotapec judov; Alois Hergouth – Ein Abend in
Sladka Gora – Večer na Sladki Gori; ZeitzeugInnen und Jugendliche im Dialog – Priče časa v dialogu z mladino; Die Minoriten in Graz und Ptuj
– Minoriti v Gradcu in na Ptuju; Fremdenfeindlichkeit als soziale Praxis– sovražnost do tujcev kot
socialna praksa und vieles mehr / in drugo
V.A.
310
Do sedaj izdane publikacije Pavlove hiše
DE-SL
—
216 x 280
2003
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 10.-
Kunstkataloge
Umetnostni katalogi
—
Signal 2002/2003
Inhalt/vsebina: Abstall – aus der Zeitgeschichte
eines Grenzraumes / Apače – sodobna zgodovina
v obmejnem prostoru; Grußwort Judith Simon-Pavels / Pozdravne besede Judith Simon Pavel; Der
„Brückenbauer“August Pavel / „Graditelj mostov“
Avgust Pavel ; Das Gebiet um Radkersburg in der
Josephinischen Landesaufnahme Področje Radgone
v »Jožefinski izmeri« und vieles mehr / in drugo
V.A.
DE-SL
—
A4
2002
Pavelhaus – Pavlova hiša
EURO 5.-
—
Signal 2001/2002
Inhalt/vsebina: Portrait des Slavisten und Balkanologen Josef Matl (1897-1974) / portret slavista
in balkanologa Jožeta Matla; Die Deutschen in
Slowenien 1918-1941 Nemci v Sloveniji 1918-1941;
Die Štajerc-Partei 1914-1918 „Štajerčeva“ stranka
1914-1918; Neue Nachbarn – novi sosedi; Steirer
& Štajrer: Ein Sprachenfest – praznik jezikov
V.A
DE-SL
—
A4
2001
Pavelhaus – Pavlova hiša
In Passing
Katalog der Sommerausstellung 2003 des Pavelhauses u. a. mit Sabine Bittner/Helmut Weber,
Plamen Dejanoff, Luka Dekleva, Sarah Dis, Petra
Gerschner. Kurator: Walter Seidl
E
16 S.
2003
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band / Knjiga 1
190 x 270
EURO 10.-
ISBN 3-900181-00-4
EURO 5.-
—
Radical Positioning
Katalog zur Sommerausstellung 2004 des Pavelhauses u. a. mit Barbara Casper, Irwin, Tanja
Ostojič, Transparadiso. Kuratorin: Marina Gržinič
E
20 S.
2004
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band / Knjiga 2
190 x 270
EURO 10.-
ISBN 3-900181-07-1
311
Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften
Breaking the visual
Katalog zu der im Rahmen des Steirischen Herbstes; 2004 im Pavelhaus gezeigten Ausstellung;
Mitwirkende Künstler: Tomo Brejc, Richard Crow,
Nikolaus Gansterer, N.I.C.J.O.B. u. a.; Kurator:
Walter Seidl
E
16 S.
2004
Pavelhaus – Pavlova hiša
Band / Knjiga 3
190 x 270
EURO 10.-
ISBN 3-900181-10-1
Kontakt/Bestellung
Kontakt/naročilo
Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark
Društvo člen 7 za avstrijsko Štajersko
Elisabethinergasse 34
8020 Graz, Austria
Telefon/Fax 0043-316-771383
Pavelhaus – Pavlova hiša
Laafeld/Potrna 30
8490 Bad Radkersburg, Austria
Telefon/Fax 0043-3476-3862
[email protected]
www.pavelhaus.at
312