Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon
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Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon
Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon aus, dass eine solche exisitiert. Ampak ideologija najbolje deluje takrat ko je naslovniki niti ne prepoznajo in torej a priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen obstoj. winter/zima 2005/2006 winter/zima 2005/2006 Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše Boris Jaušovec ISBN:3-900181-14-4 Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše Der Pavelhaus-Chor unter der Leitung von Bruno Petrischek. Eine Aufnahme vom Oktober 2005. Zbor Pavlove hiše pod vodstvom Bruna Petrischka. – Posnetek oktobra leta 2005. Impressum. Medieninhaber: Artikel VII-Kulturverein für Steiermark – Kulturno društvo Ğlen 7 za avstrijsko Štajersko Elisabethinergasse 34, 8020 Graz, Österreich / Avstrija Telefon / Fax +43 (0) 316/ 77 13 83 Pavelhaus – Pavlova hiša Laafeld / Potrna 30, 8490 Bad Radkersburg, Österreich / Avstrija Telefon / Fax + 43 (0) 3476/ 3862 www.pavelhaus.at, [email protected] Redaktion – redakcija: Michael Petrowitsch, Susanne Weitlaner Gestaltung, Satz & Layout – oblikovanje: Roman Klug, 2.U.S.2. / grafics solutions Fotonachweis – fotografije: wenn nicht anders angegeben Pavelhaus – kadar ni drugače navedeno Pavlova hiša Übersetzung & Lektorat – prevod & lektorat: Susanne Weitlaner, Peter Pirnath, Barbara Predin, Sonja Wakounig Förderer – pokrovitelj: Bundeskanzleramt der Republik Österreich, Abt. Volksgruppenförderung – Urad zveznega kanclerja Republike Avstrije, oddelek za subvencioniranje etničnih skupin ISBN:3-900181-14-4 Bildgalerie – galerija slik I Sommerausstellung 2005 – poletna razstava 3 Inhaltsverzeichnis – Vsebina Inhaltsverzeichnis – Vsebina Zum Geleit.....................................................5 Spremna beseda .............................................7 Mariborski judje nekoč ............................. 107 Die Juden von Maribor einst ................... 114 Preveč nacionalizma, premalo patriotizma .....................................9 Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus ................................12 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen ......................................... 121 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje .........................................129 „Izbrisani“– Die „Ausgelöschten“ ............... 15 „Izbrisani“ .................................................... 21 Kalt-Warm .................................................135 Toplo-Hladno ............................................ 143 Interview mit Matevž Krivic .....................26 Intervju z Matevžem Krivicem ..................29 Graz im slowenischen Volkslied............... 149 Gradec v slovenskih narodnih pesmih ..... 151 Usodna privlačnost juga ..............................33 Schicksalhafter Charme des Südens .......... 37 Legionäre aus dem Süden .......................... 153 Savo Ekmečić im Gespräch ....................... 157 Zeit der Übergänge in Europa ..................... 41 Čas prehodov v Evropi ................................46 Legionarji z Juga ........................................ 159 Pogovor s Savom Ekmečićem.................... 163 Die Universität Graz setzt Akzente ...........53 Univerza Gradec postavlja poudarke ..........56 Wir haben oft auch hinübergeschaut ....... 165 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled..... 176 Grenzen erzählen ........................................ 61 Meje pripovedujejo ......................................67 Trate v Evropski uniji ................................ 185 Trate in der Europäischen Union .............. 191 Moč šibkih ................................................... 71 Die Kraft der Schwachen ............................ 76 Jüdisches Schicksal .................................... 195 Judovska usoda ..........................................222 Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur .................. 81 Iskanje davno minule kulture .....................86 Slovenci po svetu .......................................237 Slowenen in der Welt ................................242 Julius Franz Schütz .....................................91 Julius Franz Schütz (SLO) ..........................94 Und sie bewegt sich doch … .................... 247 In vendar se premika … ............................260 Die Rotunde von Selo .................................97 Rotunda v Selu ............................................99 Protestantismus in der Steiermark ........... 270 Protestantizem na slovenskem štajerskem .................................................. 278 Niemals vergessen! .................................... 101 Nikoli pozabiti ..........................................104 Dejavniki razvoja Slovenije.......................286 Entwicklungsfaktoren Sloweniens ...........296 4 Zum Geleit Zum Geleit � Text: Michael Petrowitsch Das Jahr 2005 war eine ereignisreiches. Abgesehen von den politischen Veränderungen im Land Steiermark wurden neue Pläne des Vereins ausformuliert, die positiv aufgenommen wurden. Etwa gibt es die Idee, slowenische topographische Orts- und Flurbezeichnungen in Form von Kulturtafeln zu visualisieren. Ein Unterfangen, das auch auf slowenischer Seite anzudenken wäre und neben dem historischen Aspekt einen wirtschaftlich-touristischen hätte. Man denke an Südfrankreich oder Irland. Auch in Sachen Schul- und Kindergartenpolitik war der Verein aktiv. Ein interkultureller Kindergarten im Süden der Steiermark wäre ein Meilenstein in der Geschichte der steirischen Minderheitenpolitik, dieser Vorschlag ist bei ausgewählten Multiplikatoren auf Gehör gestoßen und hat eine nachhaltige Diskussion in Gang gesetzt. Mit der vorliegenden Jahresschrift versammeln wir auch heuer wieder verschiedene Positionen aus breit gefächerten Sparten. Vier Essays eröffnen den Reigen. Gründungsmitglied Boris Jaušovec geht der Frage nach, wieviel Abwehrnationalismus ein Land verträgt, während Herwig Höller anhand der „Izbrisani“-Diskussion die Frage stellt, was an Identität und Nichtidentität in einer modernen Gesellschaft möglich ist. Kulturelle Manifestationen in Beziehung zwischen Slowenien und den Bruderländern setzt Tanja Petrović und spricht vom mangelnden gesellschaftlichen und politischen Engagement in der slowenischen Kulturlandschaft. Gleichsam visionär ließ Wolfgang Petritsch anlässlich des Symposions „Geist und Gegenwart“ auf Schloss Seggau noch vor der Ablehnung der EU Verfassung in Frankreich mit provokanten Thesen aufhorchen. Er konstatierte ein Unbehagen: Europa ist in Europa nicht beliebt. Er sprach weiters von einer Verlagerung Österreichs und der angrenzenden Südslavia ins Zentrum des Kontinents. Roberta Maierhofer von der Karl Franzens Universität Graz führt uns mit ihrem Beitrag über die Brückenfunktion zwischen der Grazer Uni und Südosteuropa in den wissenschaftlichen Teil. Angelika Brechelmaiers Wanderausstellung „Grenzen erzählen“ durften wir im März des Jahres beherbergen, und Irena Destovniks wissenschaftliche Arbeit über Frauen im Zeitalter der bäuerlichen Wirtschaft „Die Kraft der Schwachen“ läutete das neue Jahr ein. Die Beiträge der Autorinnen geben einen Überblick über die Ausstellungen. Das Übermurgebiet und seine versunkene jüdische Kultur und der 5 Zum Geleit südsteirische Heimatdichter Franz Schütz prägten die Themenbereiche von Elisabeth Arlt. Marjan Toš von der Synagoge in Maribor stellt in einem kurzen Abriss das jüdische Leben in Der Pavelhaus-Chor anlässlich eines Auftritts auf den Grazer Kasematten im Juli 2005 – zbor Pavlove hiše ob nastopu na graškem Kasematten v juliju 2005 Maribor über die Jahrhunderte vor. Erfreuliches gibt es von Seiten der jungen Wisters. Ihre intensiven Feldforschungsarbeiten senschaftsgeneration zu berichten. Das Auim Radkersburger und Murecker Gebiet über die zwischenstaatlichen Wechselbeziehungen torenkollektiv Grilj – Hadler – Hammer bein Zusammenhang mit dem EU-Beitritt wird trachtet den sensiblen Bereich Slavizität der hier mit einem kleinen Vorgeschmack beworSteiermark mit einem zeitgemäßen Blick und ben. Auch Sonja Bezjak gehört zur jüngsten löst ihn aus dem leider im universitären Bereich noch stark ethnozentristisch gedeuteten Generation wissenschaftlicher Mitarbeiter, die das vorliegende Signal bereichern. Sie setzt sich Begriff des Kulturerbes, indem sie ihn in einen regionalgeschichtlich mit dem kleinen Grenemanzipatorischen übersetzen. zort Trate auseinander und fragt nach der regiVorstandsmitglied Robert Muscherlins reiches Arbeitsfeld führte ihn diesmal ins Kulonalen Bedeutung der europäischen Einigung. turtouristische. Er arbeitet mit Jugendlichen Der akribisch arbeitende Historiker Franz Joseph Schober wirbt ebenfalls für seine 2006 den Wellness- und Thermenboom auf, eine Ausstellung im Pavelhaus war ein erstes Ergebim Pavelhaus-Verlag erscheinende Publikation. nis, sein Beitrag ein zweites. Prof. Erich Prunč Seine spannende Arbeit über jüdische Schicksale im südoststeirisch-slowenischen Grenzgepublizierte bereits in den Sechzigerjahren eine kleine Studie zum Thema: Graz im slowenibiet würdigt sein eigenes Streben nach Neuem schen Volkslied. Eine Idee, die wir gerne noch und Unentdecktem im steirisch-slowenischenungarischen Umfeld. Marjan Šrimpf, Freund einmal aufnehmen und in absehbarer Zeit weides Pavelhauses und RTV-Urgestein, stellt uns terführen wollen. in einem kurzen, aber prägnanten Überblick Bereits in Umsetzung ist eine Studie über sloden Exodus der Slowenen in alle Welt vor und wenische und andere südslawische Torjäger, wirft einen Blick auf Gegenwart und Zukunft die in Österreich reussierten. Wolfgang Kühder in Südamerika lebenden Nachfahren. nelt, Signallesern wohl bekannt, wird uns Der Historiker Hans Peter Wassermann begab nächstes Jahr mit einem neuen Band über diesich in die Region Leutschach an der südsteirises Thema in unserer wissenschaftlichen Reischen Weinstraße, um anhand von erhaltenen he beehren. Elisabeth Schobers Band in dieser Reihe liegt bereits in den Händen des LayouChroniken Geschichtsschreibung zurechtzu- 6 Spremna beseda Spremna beseda Michael Petrowitsch rücken. Ein Projekt, das sich in breiterer Form in nächster Zeit mit einer Publikation in unserer wissenschaftlichen Reihe wieder finden wird. Anja Zaltas Beitrag zum Protestantismus in der Untersteiermark und dessen Entwicklung bis zur Gegenwart und Jernej Zupančičs Analyse über die nationale Entwicklung Sloweniens in der neuen Union runden die Jahresschrift ab. Als besonderes Zuckerl freue ich mich, eine CD beilegen zu können, die die Arbeit von Bruno Petrischek und des Pavelhaus-Chors entsprechend würdigt. Keine Jahresschrift ohne Kollektiv: Ein Dank an die layoutorische Wendigkeit Roman Klugs, an die sprachliche Zurechtbiegung durch Peter Pirnaths, an die fachspezifische Unterstützung der ÜbersetzerInnen und natürlich der koeditorischen Weitsicht von Susanne Weitlaner. Leto 2005 je bilo polno energije. Če odmislimo politične spremembe v Deželi Štajerski so bili formulirani in sprejeti novi pozitivni načtrti društva. Kot recimo ideja, imena slovenskih topografskih krajev in rek vizualizirati v obliki kulturnih tabel. Početje, katerega bi si bilo mogoče omisliti tudi na slovenski strani in ob zgodovinskih aspektih predstaviti tudi gospodarsko-turistično stran. Človek misli pri tem na južno Francijo in Irsko. Tudi v zadevah šolske ni predšolske politike je bilo društvo aktivno. Interkulturni otroški vrtec na jugu Štajerske bi lahko bil mejnik v zgodovini štajerske manjšinske politike, ta predlog je pri izbranih multiplikatorjih naletel na posluh in spravil v pogon trajno diskusijo. S pričujočim letnim zbornikom smo tudi letos ponovno zbrali različne pozicije iz širokega spektra panog. Štirje eseji odpirajo ples. Ustanovni član Boris Jaušovec sledi vprašanju, koliko obrambnega nacionalizma lahko prenesa ena dežela, medtem ko Herwig Höller sledi vprašanju na osnovi vprašanja izbrisanih, kaj je mogoče na podlagi identitete in ne-identitete v moderni družbi. Kulturne manifestacije in odnos med Slovenijo in bratskimi deželami opisuje Tanja Petrović in govori o pomankljivem družbenem in političnem angažmaju v slovenski kulturni podobi. Tako rekoč vizionarsko je govoril Wolfgang Petritsch na simpoziju Geist und Gegenwart / Miselnost in sedanjost na gradu Seggau še pred zavrnitvijo EU ustave v Franciji in postavil provokatne teze v posluh. Evropa v Evropi ni priljubljena je ugotovil in postavil Avstrijo in sosednje Južne Slovane v center. Roberta Maierhofer iz Karl Franzens univer- 7 Spremna beseda ze iz Gradca nas s svojim prispevkom popelje čez most znanstvenega in izobraževalnega dela med Graško univerzo in jugovzhodno Evropo. Potujočo razstavo Angelike Brechelmaier „Grenzen erzählen/Meje pripovedujejo“ smo gostili marca tega leta. Znanstveno delo Irene Destovnik o ženskah v času kmečkega gospodarstva „Moč šibkih“ je naznanilo novo leto. Prekmurje in njegova davno minula judovska kultura in južnoštajerski domovinski pesnik Franz Schütz sta oblikovala tematska področja Elisabeth Arlt. Marjan Toš iz mariborske Sinagoge predstavlja v kratkem obrisu judovsko življenje v Mariboru skozi stoletja. Razveseljivo od mlajše znanstvene generacije. Avtorski kolektiv Grilj – Hadler – Hammer je opazoval senzibilno področje Slovanstva na Štajerskem s času primernim emancipatornim pogledom in pojem kulturne dediščine, ki je na univerzitetnem področju žal še zelo močno etnocentristično pojmovan, rešili iz spon ter ga emancipatorno predelali. Bogato delovno področje je člana predsedstva Roberta Muscherlina tokrat popeljalo v kulturno-turistični sektor, z madino je obdelal termalni in wellness boom. Prof. Erich Prunč je že v 60ih delal na manjši študiji o imenu Gradec v slovenskih narodnih pesmih. Ideja, ki smo jo radi še enkrat sprejeli in v doglednem času nadaljevali. Že v končni fazi je študija o slovenskih in drugih južnoslovanskih nogometaših, ki so uspevali v Avstriji. Wolfgang Kühnelt, poznan bralcem Signala, nas bo že v prihodnjem letu počastil z novo knjigo na to temo za našo znanstveno zbirko. Knjiga Elisabeth Schober je že v rokah našega layouterja. Njeno intenzivno terensko raziskovalno delo na področju Radgone in Cmureka o meddržavnih izmenjavah v sklopu EU-pristopa, je tukaj predstavljeno tako za pokušino. 8 Tudi Sonja Bezjak sodi k mlajši generaciji znanstvenih sodelavcev, ki so obogatili pričujoč Signal. Ukvarja se z regionalno zgodovino malega obmejnega mesta Trate in z regionalnim pomenom evropskega združevanja. Natančno in temeljito delo zgodovinarja Franza Josepha Schoberja bo kot publikacija pravtako izšla 2006 v založbi Pavlove hiše. Njegovo napeto delo o judovski usodi na južnoštajerskemslovenskem obmejnem območju časti njegovo stremenje po novem in neodkritem v štajersko-slovensko-madžarskem habitusu. Marjan Šrimpf, prijatelj Pavlove hiše in RTVprakamnina, nam v kratkem, vendar pregnantnem pregledu predstavi slovenski eksodus po vsem svetu in pogled sedanjosti in prihodnosti v južni Ameriki živečih potomcev. Zgodovinar Hans Peter Wassermann se je podal na področje Lučan na južnoštajerski vinski cesti, da bi na podlagi obstoječih kronik popravil zgodovinopisje. Projekt, ki se bo v naslednjem času v širši obliki našel kot publikacija naše znanstvene zbirke. Prispevek Anje Zalta o protenstantizmu na Spodnjem Štajerskem in njegov razvoj do danes ter analiza Jerneja Zupančiča o razvoju v novem združenju, zaokrožata letni zbornik. Veseli me, da lahko kot posebno poslastico priložimo zgoščenko, ki delu Bruna Petrischeka in zbora Pavlove hiše daje ustrezno priznanje. Nobenega letnega zbornika brez kolektiva: Hvala okretnosti layouterja Romana Kluga, jezikovnemu lektoriranju Petra Pirnatha, strokovni podpori prevajalcev/k in seveda daljnovidnosti sourednice Susanne Weitlaner. Preveč nacionalizma, premalo patriotizma Preveč nacionalizma, premalo patriotizma Esej � Text: Boris Jaušovec Nekoč so rekli in verjeli, da obstajata dve različici nacionalizma. Prvi je agresiven, torej nevaren in vreden vsega obsojanja, drugi pa je defenziven, torej upravičen in pravičen. Dilema je stara, podobno kot tista o osvajalni, napadalni, in pravični, obrambni vojni. In ni razrešena. Slovenci so pri sebi v svoji zgodovini do nedavnega v veliki večini prepoznavali zgolj obrambni nacionalizem. Ta naj bi bil viden predvsem v visokem vrednotenju ohranjanja lastnega jezika, torej slovenščine, in lastne kulture, ki da se je najbolj profilirala skozi pesništvo in literaturo. Zato ni naključje, da je na najbolj slikovitem trgu v prestolnici Ljubljani postavljen spomenik največjemu slovenskemu pesniku Francetu Prešerenu in ne morda kakšnemu spretnemu slovenskemu diplomatu ali generalu, kakor svoje najznamenitejše trge ponavadi okrasijo številni drugi narodi. Seveda je slovenski nacionalizem premogel še druge dimenzije, ne nazadnje, ko je šlo za najhujše čase, tudi vojaško, ki pa so bile tudi zmeraj razumljene kot obrambne. Slovenci v zgodovini pač niso osvajali tujih ozemelj, sploh pa ne z orožjem. Če je že prihajalo do spopadov, naj bi bila to zgolj obramba slovenskega etničnega ozemlja. Seveda je takšna obramba lahko upravičena – težava nastane, če si neko ozemlje v resnici delita dve ali več etnij. Vendar pustimo zgodovino, ki bi zlahka našla tudi drugačne interpretacije; denimo, čemu je asimilacijski pritisk zmeraj v slovenski družbi bil zelo visok in nadpovprečno uspešen. Slovenci so večino svoje zgodovine preživeli v večnacionalnih tvorbah. Takšna je bila tako rekoč tisočletna habsburška monarhija, takšna je bila manj kot stoletje trajajoča Jugoslavija. V takšnih razmerah lažje razumemo teorijo o defenzivnem nacionalizmu, čeprav je ni treba nujno odobravati. Vendar se je leta 1991 zgodovina temeljito spremenila. Takrat je Slovenija postala suverena država in samostojen subjekt mednarodnega prava. V slovenski ustavi po zaslugi takrat močnih liberalnih ali bolje libertarnih krogov sicer ne piše, da naj bi bila Slovenija država slovenskega naroda, torej zgolj nacionalna država. Prav zato bi morala biti država odgovorna za dobro počutje vseh državljanov in ne zgolj Slovencev, ki živijo v njej. Vendar se zdi, da to odgovornost, ki jo torej nalaga ustava, 9 Preveč nacionalizma, premalo patriotizma vsakokratna oblast razume in prevzema precej po svoje. Če je približno ducat let vladavine LDS v Sloveniji zaznamoval precej uspešni pragmatizem, ki pa mu kritiki upravičeno dodajajo aroganco, lahko to nemara še najlepše ponazorimo prav z odnosom eldeesovskih vlad do nacionalnih in drugih manjšin. Verbalno so bile te vlade z Drnovškom ali Ropom na čelu vseeno naklonjene manjšinam in drugim odrinjenim skupinam. Vendar pa v resnici za izboljšanje njihovega statusa v smislu parole „vsi drugačni, vsi enakopravni“, ki so jo sicer ponavljale do onemoglosti, niso znale ali hotele poskrbeti. Zato se je pod temi vladami zgodil škandal z izbrisanimi, ko je prva poosamosvojitvena, Demosova vlada, v stilu balkanskih etničnih čiščenj – tokrat sicer po slovensko v rokavicah in na računalnikih – preprosto vsem prebivalcem iz drugih jugoslovanskih republik, ki niso zaprosili za državljanstvo, izbrisala status stalno naseljenih prebivalcev in s tem vseh pravic, ki k takemu statusu gredo. Tudi položaj Romov se v Sloveniji pod eldeeseovskimi vladami ni izboljšal. Za vse, kar Romi imajo, je poskrbela že bivša socialistična oblast, šele ob koncu eldeesovske vladavine so Romi v svojih okoljih dobili direktne mandate v mestnih svetih, kar pa ni šlo brez odporov v premnogih lokalnih skupnostih. Tudi tako imenovane nove manjšine še niso dobile primernih pravic in zaščite; drugače je bilo s Staroavstrijci, ki pa so bolj pomenili zastavek v politični trgovini med Ljubljano in Dunajem. LDS je pač v svojem pragmatizmu zaznavala latentni, v resnici pa zelo slabo prikriti slovenski šovinizem, ignorantsko pa se je izogibala odkritemu soočenju z njim tudi zaradi političnih računic, saj je morala pri svojem koalicijskem vladanju prevečkrat računati na glasno ali 10 tiho podporo stalne sopotnice vseh slovenskih vlad: Jelinčičeve Slovenske nacionalne stranke. Aroganca do omenjenih manjšin je bila tako zgolj zunanji, najbolj opazen izraz teh pritlehnih dilem liberalcev. Lani oktobra je v Sloveniji oblast prevzela desnosredinska koalicija na čelu z Janševo SDS. Janeza Janše se sicer ne da direktno primerjati s koroškim populističnim glavarjem Jörgom Haiderjem ali celo s francoskim desničarjem Jeanom Mariejem le Penom, kakor so storili nekateri slovenski in tuji, tudi avstrijski mediji. Za to vlogo je mnogo bolj primeren že omenjeni Jelinčič, res pa je, da njegova vloga bolj spominja na slabega kabaretista kakor na politika z jasnim premočrtnim kurzom. Premočrtno je samo to, da, tudi tokrat formalno v opoziciji, Jelinčič sedanji vladi spet dvori in jo celo hvali, da je mnogo boljša od prejšnjih eldeeseovskih. Zakaj? Jelinčič ni ravno neumen in je tudi opazil, da je ta vlada do manjšin, kot so izbrisani, nove manjšine, Romi, pa tudi homoseksualci in mlade samske ženske, ubrala mnogo manj ambivalentno politiko. Retorika te vlade je namreč, za razliko od eldeesovske, ki je morda koga še prepričala, da le ni tako hudo, veliko bolj neizprosna in, kar je še posebej odbijajoče, čeprav značilno za vse evropske politične sile podobne provenience, nezmotljivo pravičniška. O izbrisanih se tako govori samo še kot o špekulantih, rešitev zanje se sicer išče z ustavnim zakonom, ki bi po preizkušenem scenariju, kakor ga že poznamo tudi iz Avstrije, obšel odločbo ustavnega sodišča, v resnici pa niti tega ni pričakovati v doglednem času. Razen če bi to vlado spodbudil zunanji pritisk, kar pa je malo verjetno. Tudi Romi postajajo pravzaprav vse bolj problem kriminala in pomanjkanja discipline, ne pa Preveč nacionalizma, premalo patriotizma nemara socialni problem in problem siceršnje družbene odrinjenosti. Ilustrativen primer slednjega je osnovna šola v Bršljinu pri Novem mestu, kjer je novi šolski minister po vsej verjetnosti precej namišljen gordijski vozel problema discipline romskih otrok rešil na sumljivo „izviren“ način. Namreč s segregacijo romskih otrok. Formalno sicer otroke v Bršljinu ločujejo v različne klopi po šolskem uspehu, toda romski otroci, tudi tisti z boljšim učnim uspehom, so vendarle pristali skupaj in ločeni od „belih“ ali „civilnih“ vrstnikov. Gremo naprej. Če LDS nikakor ni mogla sprejeti zakona o registraciji istospolnih porok, je desna vlada s tem prav pohitela. Seveda na način, ki homoseksualno poroko jasno loči od poroke hetroseksualnega para. Kajti, kot so ugotavljali vladajoči, „zakon o istospolnih skupnostih nikoli ne more biti diskriminacijski v primerjavi z zakonom o zakonski zvezi, ker gre za popolnoma različni stvari“. Očitana diskriminatornost omenjenega zakona torej sploh ni prepoznana, ker naj bi bila očitno naravno stanje stvari. Kakor vselej v takih primerih pa je lahko zgolj ideološko stanje stvari. Ampak ideologija najbolje deluje takrat, ko je naslovniki niti ne prepoznajo in torej a priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen obstoj. To velja tudi za ideologijo nacionalizma v Sloveniji. Takrat, ko vam bodo najbolj zatrjevali, da ga ni, je že na delu. Skratka, namesto pragmatične arogance dobivamo tudi v Sloveniji, z besedami svetovalca nekdanjega češkega predsednika Havla Jirija Pehe, čas nesramnega populizma. In primitivizma, dodajamo. zabrisali oziroma nagnali Žide, je bil tega sicer kriv habsburški monarh, pa čeprav so se tega ljudje menda veselili. Ko so konec 20. stoletja v Sloveniji po tihem izbrisali izbrisane, je bila tega kriva slovenska država, pa če to prizna ali ne, ne pa njeni državljani. Človek bi si v Sloveniji zaželel več državljanske zavesti. Zato, da bi vrednota postala patriotizem in ne nacionalizem. S tem bi morda lahko elegantno razrešili tudi dilemo, izpostavljeno na začetku teksta, o obrambnem in napadalnem nacionalizmu. Nacionalisti namreč niso nujno tudi patrioti. Patrioti, ki so nacionalisti, pa domovini dokazljivo delajo škodo. Tako se pač lahko zgodi, da slovenska katoliška cerkev, ki od Slovencev terja denimo višjo rodnost, svojo banko proda Avstrijcem. Ali to, da desničarji prodajo svojo televizijo, namreč TV3, Hrvatu, nato pa v imenu pravičnejše razporeditve medijskega prostora zakonsko uzurpirajo kar javno televizijo. Primera, kakršna sta omenjena, sta možna prav zato, ker nacionalisti še zdaleč niso patrioti, pa če se to sliši še tako absurdno. Patrioti so sposobni terjati pravico in zaščito za vse prebivalce svoje domovine, nacionalisti česa podobnega ne morejo, ker te iste prebivalce delijo na naše in nenaše, na prave in tuje. In tako umetno ohranjajo konflikte, ki domovini in njenim ljudem ne koristijo. Vendar je pri tem pomembna razlika. To namreč ni primitivizem ljudi, temveč oblasti. Ko so konec 15. stoletja iz slovenskih mestec 11 Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus Einst sagte und glaubte man, dass es gäbe zwei Varianten von Nationalismus gebe. Der Erstere sei aggressiv, also gefährlich und verachtenswert, der Zweitere aber defensiv und somit berechtigt und gerecht. Das Dilemma ist alt, ähnlich jenem vom aggressiven Eroberungskrieg und vom gerechten Abwehrkrieg. Bis vor nicht allzu langer Zeit haben die Slowenen aus ihrer Geschichte ausschließlich den Abwehrnationalismus herausgelesen. Dieser sei vor allem im hohen Stellenwert erkennbar, den die Erhaltung der eigenen Sprache und der eigenen Kultur, die sich vor allem durch Poesie und Literatur manifestiere, einnimmt. So ist es kein Zufall, dass auf dem malerischsten Platz in der slowenischen Hauptstadt ein Denkmal für den größten slowenischen Dichter, France Prešeren, steht und nicht etwa für einen gewandten Diplomaten oder einen fähigen General, wie dies bei zahlreichen anderen Nationen der Fall ist. Der slowenische Nationalismus hatte natürlich auch andere Dimensionen, nicht zuletzt aufgrund schlimmer Kriegszeiten eine militärische, doch wurde er immer als Abwehr verstanden. Die Slowenen haben in ihrer Geschichte eben keine fremden Territorien erobert. Kam es zum bewaffneten Kampf, diente dieser bloß der Verteidigung des slowenischen ethnischen Territoriums. Natürlich kann eine solche Abwehr berechtigt sein, ein Problem entsteht aber dann, wenn auf einem Territorium zwei oder mehrere Volksgruppen leben. In der Geschichte war der Assimilationsdruck auf die slowenische Gesellschaft immer sehr hoch und überdurchschnittlich erfolgreich. Die 12 Slowenen lebten in ihrer Geschichte in multinationalen Systemen, wie in der über Jahrhunderte existierenden Habsburgermonarchie oder in Jugoslawien, das nicht einmal hundert Jahre lang bestand. In diesem Kontext erscheint die Theorie von einem defensiven Nationalismus verständlicher, obwohl man ihr nicht unbedingt zustimmen muss. Die Geschichte nahm 1991 eine entscheidende Wende. Slowenien wurde ein souveräner Staat und ein völkerrechtlich selbständiges Subjekt. Die slowenische Verfassung besagt aber nicht, dass Slowenien der Staat des slowenischen Volkes, also ein Nationalstaat sei, was das Verdienst der zu jenem Zeitpunkt starken liberalen bzw. libertären Kreise ist. Gerade deswegen müsste der Staat für das Wohl aller Bürger Sorge tragen, nicht nur für die Slowenen. Doch es hat zuweilen den Anschein, dass diese verfassungsmäßige Verantwortung von den jeweils an der Macht stehenden Politikern negiert wird. Zwar standen die zwölf Regierungsjahre der Liberalen Demokratie (LDS) im Zeichen eines relativ erfolgreichen Pragmatismus, wobei Kritiker der Regierung allerdings auch Arroganz vorwarfen, doch kann man das zuvor Gesagte gerade durch das Verhältnis der LDS-Regierungen zu nationalen und anderen Minderheiten belegen. Verbal waren diese Regierungen, sowohl unter Drnovšek als auch unter Rop, den Minderheiten und anderen Randgruppen wohlgesinnt. Doch in der Realität konnten oder wollten sie, im Sinne der andauernd wiederholten Parole „alle anders, alle gleich“, ihre Lage nicht wesentlich verbessern. So gab es unter diesen Regierungen den Skandal mit den Ausgebürgerten, als nach der Erreichung der staatlichen Unabhängigkeit die erste DEMOS-Regierung im Stil der balkanischen ethnischen Säuberungen – zwar auf slowenische Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus Art über den Schreibtisch, sozusagen mit „Glacéhandschuhen“ – allen Bürgern aus anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken, die nicht um die Staatsbürgerschaft angesucht hatten, den Aufenthaltsstatus und damit auch alle daraus resultierenden Rechte aberkannte. Auch die Lage der Roma verbesserte sich unter der LDS nicht. Alle Rechte, die die Roma an genießen, wurden noch unter den ehemaligen kommunistischen Machthabern festgeschrieben, erst gegen Ende der LDS-Regierung wurden den Roma in ihrem Siedlungsgebieten Direktmandate in den Stadträten zugestanden, oft gegen starke Widerstände in den betroffenen Gemeinden. Auch die so genannten neuen Minderheiten (aus dem ehemaligen jugoslawischen Raum) genießen nur unzureichenden Rechtsschutz. Anders verhielt es mit den „Altösterreichern“, doch diese stellten eher ein Objekt im Polithandel zwischen Ljubljana und Wien dar. Die LDS registrierte zwar in ihrem Pragmatismus den latenten und schlecht getarnten slowenischen Chauvinismus, doch mied sie aus Ignoranz und wegen des politischen Kalküls eine offene Auseinandersetzung mit dieser Geisteshaltung, weil sie allzu oft auf eine offene oder stillschweigende Unterstützung ihrer Koalition durch die ständige Begleiterin aller slowenischen Regierungen, die Nationalpartei von Zmago Jelinčič, angewiesen war. Die Arroganz gegenüber den erwähnten Minderheiten war also auch ein Ausdruck dieses politischen Dilemmas der Liberaldemokraten. Im Oktober 2004 kam die Mitte-Rechts Regierung mit Janez Janšas Slowenischer Demokratischer Partei (SDS) an der Spitze an die Macht. Janša ist mit dem populistischen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider oder gar mit dem französischen Ultrarechten Jean-Marie le Pen nicht direkt vergleichbar, obwohl einige slowenische und auch österreichische Medien solche Vergleiche ansstellten. Der zuvor erwähnte Jelinčič passt eher in dieses Bild, obwohl seine Rolle mehr an einen schlechten Kabarettisten erinnert. Aufgefallen ist er vor allem seine Anbiederungsveruche; formal in der Opposition, lobt er sogar die gegenwärtige Regierung, die die bislang beste sei. Warum? Jelinčič geht mit dem weit weniger ambivalenten Kurs dieser Regierung gegenüber den nationalen Minderheiten, Ausgebürgerten, den durch den Zusammenbruch Jugoslawiens entstanden neuen Minderheiten, Roma, Homosexuellen und jungen, alleinstehenden Frauen, konform. Die Rethorik dieser Regierung ist zum Unterschied von jener der LDS kompromisslos, was für alle europäischen Kräfte dieser Provenienz charakteristisch ist. Die Ausgebürgerten werden als Spekulanten dargestellt, es wird zwar eine verfassungskonforme Lösung angestrebt, diese soll aber nach dem bereits in Österreich erprobten Szenario nur das Urteil des Verfassungsgerichtshofes umgehen, aber selbst eine formale Lösung ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Mit ernsthaftem Druck von außen ist indessen auch nicht zu rechnen. Die Frage der Roma wird immer mehr als Kriminalitätsproblem dargestellt und nicht als soziales Problem von Gruppen am Rand der Gesellschaft gesehen. Ein Musterbeispiel hierfür stellt die Praxis an der Grundschule in Bršljin bei Novo mesto dar, wo der neue Bildungsminister das vorgebliche Problem mit den Roma mit einer Trennung der Romakinder von den anderen „löste”. Formell werden die Kinder in Bršljin anhand des schulischen Erfolgs separiert, doch auch diejenigen Romakinder, die in der Schule besser abschneiden, werden nichtsdestotrotz von den „weißen” oder „zivilisierten” 13 Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus Altersgenossen getrennt.Hinsichtlich gleichgeschlechtlicher Partnerschaften lehnt die LDS deren Gleichstellung ab. Denn, so stellten die Regierenden fest,„ein unterschiedliches Gesetz über gleichgeschlechtliche Beziehungen gegenüber dem Ehegesetz kann niemals eine Diskriminierung bedeuten, weil es sich um zwei vollkommen verschiedene Dinge handelt“. Hierbei geht es um einen rein ideologischen Standpunkt. Hinsichtlich der Leugnung der Existenz ideologischer Positionen gilt dasselbe für den Nationalismus in Slowenien. Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon aus, dass eine solche existiert. Letztlich folgt auch in Slowenien, um es mit den Worten des Havel-Beraters Jiři Peha auszudrücken, der „pragmatischen Arroganz die Zeit des unverschämten Populismus“; die Zeit des Primitivismus, könnte man hinzufügen. Es handelt sich hierbei nicht um den Primitivismus eines Menschen von der Straße, sondern um denjenigen der Machthaber. Die Vertreibung der Juden aus den slowenischen Ländern Ende des 15. Jahrhunderts wurde von den Habsburgern angeordnet, wobei dies angeblich auf die Zustimmung der Bevölkerung traf. Als man Ende des 20. Jahrhunderts in Slowenien stillschweigend Menschen ausbürgerte, lag das in der Verantwortung des slowenischen Staates und nicht seiner Bürger, auch wenn dies bestritten wird. Man würde sich in Slowenien mehr bürgerrechtliches Bewusstsein wünschen, womit Patriotismus und nicht Nationalismus zu den allgemeinen Werten zählen würde. So könnte man auch das am Anfang dargestellte Dilemma zwischen abwehrendem und aggressivem Nationalismus lösen. Nationalisten sind näm- 14 lich nicht unbedingt auch Patrioten, denn sie fügen ihrer Heimat erwiesenermaßen Schaden zu. So verkauft die slowenische katholische Kirche, die von den Slowenen mehr Gebärfreudigkeit fordert, die in ihrem Besitz befindliche Bank an österreichische Investoren. Die slowenischen Rechten wiederum verkauften ihren Fernsehkanal TV3 an einen Kroaten, um dann unter dem Vorwand einer gerechteren Verteilung des medialen Raumes das öffentliche Fernsehen per Gesetz zu vereinnahmen. Beide Beispiele belegen, dass Nationalisten keine Patrioten sind, wenn dies auch auf den ersten Blick absurd klingen mag. Patrioten treten für die Rechte aller Bürger ihrer Heimat ein, Nationalisten hingegen unterscheiden zwischen den „Unseren“ und den „Fremden“. So werden Konflikte künstlich geschürt und prolongiert, Konflikte, die der Heimat und ihren Bürgern großen Schaden zufügen. O AVTORJU – ZUR PERSON Boris Jaušovec Boris Jaušovec je urednik sobotne priloge „V soboto“ v dnevniku Večer, ki izhaja v Mariboru. – Boris Jaušovec ist Redakteur der Samstagbeilage „V soboto“ der slowenischen Tageszeitung Večer. „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ „Izbrisani“ – Die „Ausgelöschten“ Eine unerfreuliche Never Ending Story � Text: Herwig Höller Auch im Sommer 2005 waren die so genannten „Izbrisani“ („Ausgelöschten“) einmal mehr eines der zentralen innenpolitischen Themen Sloweniens. Mehr als 13 Jahre nachdem ein Fremdengesetz, dem der slowenische Verfassungsgerichtshof wiederholt Verfassungswidrigkeit bescheinigte1, 18.305 aus anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken stammende Einwohner des Landes aus den Melderegistern gelöscht hat, harrt das Problem nach wie vor einer befriedigenden Lösung. 1992 wurden mit dieser Streichung Tausende der gesetzlichen Grundlage ihrer Existenz beraubt. Aber auch im Jahre 2005 dauern humanitäre und soziale Konsequenzen an, wie extreme, kafkaesk anmutende Beispiele immer wieder illustrieren. Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005 – Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005 15 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ So etwa der Fall des gebürtigen albanisch-kosovarischen Rom Ali Berisha, der mit seiner Familie seit 1987 in Maribor wohnte und dort regulär gemeldet war. Von seinem „Izbris“, seiner „Auslöschung“ – so in einem Brief Berishas an den Aktivisten Aleksandar Todorović – habe er im Mai 1993 erfahren, als er von einem zweiwöchigen Besuch bei Verwandten in Deutschland zurückgekehrt sei: „Am Grenzübergang bei Maribor [Šentilj-Spielfeld] verlangte der Zollbeamte meinen Reisepass, den ich ihm aushändigte. Als er sah, dass ich einen jugoslawischen Pass habe, sagte er mir, dass dieser nicht mehr gelte, und ich, da ich Albaner sei, in den Kosovo zurückkehren müsse. Als ich ihm sagte, dass ich in Maribor lebe und dort meinen ständigen Wohnsitz habe, erwiderte er, dass in Slowenien nur Platz für Slowenen sei. Als ich ihm sagte, dass ich mir am nächsten Tag von den Behörden einen neuen Pass ausstellen lassen wolle, antwortete er, dass ich in ein Gefängnis nach Ljubljana kommen werde, wo Albaner, Serben, Kroaten und Roma zusammengesammelt werden.“ Vom Grenzübergang ging es tatsächlich direkt in die Schubhaft nach Ljubljana, anschließend wurde Berisha per Flugzeug nach Albanien abgeschoben, in ein Land, in dem er noch nie gewesen war und auch niemanden kannte. Dort konnte er allerdings einen albanischen Polizisten bestechen, der ihn tags darauf in ein Flugzeug zurück nach Ljubljana setzte, wo er erneut in Schubhaft genommen wurde. Er konnte jedoch aus der Schubhaft fliehen und begab sich aus Furcht vor einer wiederholten Abschiebung nach Deutschland. Von dort will man ihn nun, im Sommer 2005, erneut abschieben, dieses Mal in den Kosovo. In Slowenien hat Berisha auch nach den Urteilen des Verfassungsgerichtshofes, die – wie oben er- 16 wähnt – die Verfassungswidrigkeit der „Auslöschung“ feststellten, keinerlei Status. Auch wenn dies der Staatsbürger Serbiens und Montenegros erst mit Verspätung registrierte: Am 27. Februar 1992 waren er und weiterte 18.304 ex-jugoslawische Staatsbürger aus den slowenischen Melderegistern gestrichen worden. Die Geschichte der „Auslöschung“ ergab sich aus dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien und der Entstehung neuer, unabhängiger Staaten. Nachdem sich in einer Volksabstimmung am 23. Dezember 1990 fast neunzig Prozent für die Unabhängigkeit ausgesprochen hatten, beschloss das Parlament Sloweniens im Juni 1991 grundlegende Gesetze, darunter das Staatsbürgerschaftsgesetz. Darin ist u.a. festgelegt, dass Menschen, die die jugoslawische und die slowenische Staatsbürgerschaft2 besaßen, automatisch zu Staatsbürgern des unabhängigen Sloweniens wurden, und dass jugoslawische Staatsbürger, die am Tag der Volksabstimmung ihren ordentlichen Wohnsitz in Slowenien hatten, innerhalb von sechs Monaten die slowenische Staatsbürgerschaft beantragen konnten. 174.000 Betroffene stellten Anträge, 171.000 davon wurde auch die slowenische Staatsbürgerschaft verliehen. Die Tücke lag allerdings im Fremdengesetz, das ebenfalls im Juni 1991 beschlossen wurde: Alle Einwohner Sloweniens, die die Staatsbürgerschaft einer anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik besaßen und keinen Antrag stellten oder deren Anträge die Behörden abgelehnt hatten, wurden zwei Monate nach Ende der Antragsfrist plötzlich wie „Fremde“ ohne jeglichen Status behandelt. Sie verloren durch die Löschung aus den Melderegistern Wohnsitz, Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis, „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ Sozial-, Kranken- und Pensionsversicherung usw. Ein Umstand, der zwangsläufig beträchtliche, insbesondere soziale Auswirkungen nach sich zog. Es mag unterschiedliche Gründe gegeben haben, die die Betroffenen bewogen haben, die slowenische Staatsbürgerschaft trotz eines Wohnsitzes im Lande nicht zu beantragen. Einer davon bestand wohl im Wunsch, die Staatsbürgerschaft der Heimatrepublik zu behalten, ohne sich dabei der Konsequenzen bewusst zu sein. Bekannte Intellektuelle und Künstler nichtslowenischer Abstammung, wie z. B. die aus die Kroatien gebürtige Künstlerin und Philosophin Marina Gržinić oder der Vertreter der Neuen Slowenische Kunst, Dušan Mandić, dessen serbischer Vater als Offizier der Jugoslawischen Volksarmee in Slowenien stationiert war, stellten rechtzeitig Anträge. Ingesamt fällt auf, dass vor allem Menschen aus den unteren sozialen Schichten von der Streichung betroffen sind, von denen sich wohl eine Mehrzahl der drastischen Konsequenzen einer Nichtbeantragung der Staatsbürgerschaft nicht bewusst war. Als verschärfend erwies sich auch der Umstand, dass die „Auslöschung“ (siehe Interview mit Matevž Krivic) – im Gegensatz zur Praxis in Rechtsstaaten – ohne Bescheid erfolgte. Die „Ausgelöschten“ wurden von Amts wegen nicht verständigt. Die Monstrosität und die Konsequenzen der „Auslöschung“ scheinen Eingeweihten von Anfang an klar gewesen zu sein: Noch vor der Beschließung des Gesetzes hatte die Abgeordnete Metka Mencin einen Abänderungsantrag eingebracht, der allen Bewohnern Sloweniens aus anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken, die am Stichtag ihren Wohnsitz in Slowenien hatten, eine permanente Aufenthaltserlaubnis France Cukjati (Mitte) in Graz – France Cukjati (v sredini) v Gradcu, 18.7.2005 Ein Anti-„Izbrisani“-Grafitto im Zentrum von Ljubljana, Juni 2005 – Grafit proti „izbrisanim“ v centru Ljubljane. (Das ist Raub. Die so genannten „Ausgelöschten“, 4.4.2004 – dagegen. Die Frage beim Referendum am 4. April 2004 lautete: Sind sie für ein technisches Gesetz zur Lösung des Izbrisani-Problems. – Vprašanje na referendumu 4. aprila 2004 se je glasilo: Ste za tehnični zakon za rešitev vprašanja izbrisanih.) gewährt hätte, wodurch das Problem der „Izbrisani“ erst gar nicht entstanden wäre. Dieser Antrag wurde aber von einer Mehrheit im Parlament abgelehnt. Lokale Behörden weigerten sich zunächst, das Gesetz zu exekutieren und ohne Bescheid Menschen aus den Registern zu streichen. Daraufhin ordnete der damalige Staatssekretär im Innenministerium, Slavko Debelak, am 27. Februar 1992 alle Meldeäm- 17 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ ter an, die betroffenen Personen zu streichen3. Wie hatte es dazu kommen können? Der seinerzeit ebenfalls „ausgelöschte“ Filmemacher Dimitar Anakiev aus Tolmin, der vergangenes Jahr den Dokumentarkurzfilm Zradirani (Ausradiert) drehte und nun an einer filmischen Fortsetzung arbeitet, sieht die „Auslöschung“ als „klassischen Akt einer ethnischen Säuberung, die jedoch auf versteckte und intelligente Art“ vollzogen worden sei, indem sie als gesetzliches Problem oder sogar als Computerfehler dargestellt werde. Man versuche auf politischer Ebene bis zum heutigen Tag mit großem Einsatz, das Wesen der „Auslöschung“ zu verdecken. Der ehemalige Verfassungsrichter Matevž Krivic sieht indessen die offizielle Einbürgerung von 170.000 Južnjaki (Südländer), d.h. Menschen aus den südlichen Republiken des ehemaligen Jugoslawiens, als den zentralen politischen Kontext4. Diese Einbürgerung sei für die politische Rechte und auf die auf die Politik und die öffentliche Meinung einflussreichen rechten, ausländerfeindlichen Zirkel ein großer Schock gewesen. Mitte der Neunzigerjahre sei deshalb sogar versucht worden, den 170.000 Eingebürgerten die Staatsbürgerschaft wieder zu entziehen. Die „Auslöschung“ von 18.000 als Kompensation für eine empörte ausländerfeindliche Rechte? Die meisten Betroffenen selbst wussten zunächst auch nichts von ihrem Unglück, viele „Ausgelöschte“ erfuhren erst durch Zufälle, dass ihnen etwas Gravierendes widerfahren war. Aufgrund dessen war auch kein organisierter Protest gegen das erlittene Unrecht möglich – erst 2002 formierte sich um den Serben Aleksandar Todorović, der mit seiner slowenischen Frau Mitte der Achtzigerjahre nach Ptuj gezogen war, die erste, vor allem aktivistischaktionistisch tätige „Izbrisani“-NGO, Društvo 18 izbrisanih prebivalcev Slovenije/Verband der ausgelöschten Einwohner Sloweniens. Todorović hat sich zwischenzeitlich mit dem Rechtsvertreter dieser NGO überworfen und eine neue Vereinigung gegründet. Schon Mitte der Neunzigerjahre waren vereinzelte Beschwerden beim slowenischen Verfassungsgericht eingebracht worden, aber erst 1999 fällte dieser die erste Entscheidung in der Causa und erklärte die „Auslöschung“ als verfassungswidrig und forderte eine verfassungskonforme Lösung innerhalb von 6 Monaten. Die Materie war und ist in rechtlicher Hinsicht sehr komplex. Einerseits hatten es zahlreiche „Ausgelöschte“ unter großem Aufwand geschafft, als Ausländer neu im Land registriert zu werden sowie Aufenthalts- und Beschäftigungsbewilligungen zu bekommen. Andererseits wurden seit 1999 zwei weitere Gesetze zur Causa beschlossen, die allerdings vom Verfassungsgerichtshof teilweise wieder aufgehoben wurden. Ein Teil der „Izbrisani“ erhielt auf diese Weise ihren verfassungswidrig verlorenen Status wieder zurück. Auch wurde 2004 ein Referendum gegen die „Ausglöschten“ abgehalten. Sowohl Fragestellung als auch Ausgang machen das Verhältnis des politischen Mainstreams Sloweniens zu den „Izbrisani“ deutlich. Die Frage am 4. April 2004 lautete: „Sind Sie dafür, dass das Gesetz zur Ausführung des 8. Punktes der Entscheidung des Verfassungsgerichts der Republik Slowenien, Nummer U-I-246/02-28 (EPA 956-III), in Kraft tritt, das am 25.11.2003 vom Državni zbor (Nationalrat) der Republik Slowenien beschlossen wurde?“ Um die Frage zu verstehen: Ein Jahr zuvor, am 3. April 2003, hatte das Verfassungsgericht im Punkt 8 seiner Entscheidung festgehalten, dass den am 26.2.1992 „Ausgelöschten“ rückwirkend das Aufenthaltsrecht zurückzugeben sei. Die Ant- „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ wort war eindeutig: Bei einer Wahlbeteiligung von 31,5% stimmten 94,7% gegen die Rückgabe des Status, 3,8% dafür, 1,5% ungültig. Von einer Kompensation und weiteren Schritten einer Reparatur war dabei noch gar keine Rede. Nach wie vor gibt es in die Illegalität abgedrängte „Izbrisani“ in und außerhalb des Landes, es wurde auch keinerlei Kompensation für zerstörte Existenzen geleistet, und man ignorierte Urteile des Verfassungsgerichtshofes. minister Dragutin Mate, der die Hungerstreikenden ignorierte, wurde heftig kritisiert. So etwa in einem Kommentar des Journalisten Dejan Pušenjak in der Tageszeitung Delo: „Jeder normale Bürger würde sich vom Innenminister erwarten, dass er zu den Hungerstreikenden fährt und Ihnen sagt: ,Im Namen des Staates, den ich repräsentiere, entschuldige ich mich für das Unrecht, das Ihnen der Staat zugefügt hat, als ich noch nicht Minister war. Ich bitte Sie, den Hungerstreik zu beenden, und bitte Sie ferner um Ihre Geduld: Wir arbeiten an einer Lösung, die für Sie und für uns – die Behörden – annehmbar sein wird.´“5 Um auf diesen Umstand hinzuweisen und ungelöste Probleme der „Ausgelöschten“ Sloweniens erneut zu thematisieren, organisierte die Civilna iniciativa izbrisanih Während der Inaktivistov/Zivile nenminister unInitiative ausgetätig blieb, wurde löschter Aktivisten die offizielle Politik zumindest (CIIA) schließlich ab im 2005 auf parlamentarischer Ebene einen Hungerstreik an jenem aktiv. In die letzte Sitzung des Ort, an dem Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Fortsetdie Odyssee BeDržavni zbor vor zung – Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005, nadaljevanje rishas 1993 ihren der Sommerpause, am 14. Juli 2005, wurde der Ombudsmann Ausgang genommen hatte. Am Grenzübergang Spielfeld-Šentilj verweigerten zunächst neun für Menschenrechtsfragen, Matjaž Hanžek, gelaMitglieder der Initiative die Nahrungsaufnahden, und man debattierte viereinhalb Stunden me und forderten eine politischen Lösung des über das Problem. Mit einer – zumindest aus Hanžeks Sicht – ernüchternden Bilanz: „Es gibt Problems – insbesondere im Falle Berishas. 24 ein größeres Problem mit dem fehlenden VerTage später brachen auch CIIA-Sprecher Alekständnis oder mit dem fehlenden Willen, die sandar Todorović und der Aktivist Ilija Ivanović in Ljubljana ihren Hungerstreik erfolglos ab. Problematik zu verstehen. Anhand der TatsaDennoch war das mediale Echo in Sloweniens che, wie Abgeordnete Staatsbürgerschaft und Medien beträchtlich, und insbesondere InnenAufenthaltstitel der Ausgelöschten durchein- 19 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ anderbringen, sieht man, dass sie noch nicht verstehen, worum es geht.“6 Wenige Tage später kündigte der konservative Parlamentspräsident France Cukjati in Graz und später auch in Ljubljana an, dass der Innenminister bis Herbst ein Gesetz einbringen werde, mit dem das erlittene Unrecht wieder gutgemacht würde. Eine Erklärung, die skeptisch bis sehr kritisch (Siehe Interview mit Krivic) aufgenommen wurde. Bislang (Mitte September) ist nichts passiert. 20 ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 Entscheidungen des slowenischen Verfassungsgerichtshofs, Nr. U-I284/94 v. 4.2.1999, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 14/1999 bzw. Nr. U-I246/2 v. 3.4.2004, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 36/2003. Die Tatsache, dass es in der Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien eine doppelte Staatsbürgerschaft gab, die des Bundesstaates und die der Teilrepublik, scheint vielen Einwohnern Jugoslawiens nicht bewusst gewesen sein. In jugoslawischen Zeiten hatte dies auch keine Konsequenzen. Mekina Borut, Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968, in: Večer, 25.02.2004, S. 3. Matevž Krivic, Postskriptum, in: Jasminka Dedić – Vlasta Jalušičm – Jelka Zorn, The erased. Organized innocence and the politics of exclusion. Hg. v. Peace Institute. Institute for Contemporary Social and Political Studies. Ljubljana 2003, S.160. Dejan Pušenjak, Po čem je danas smrt, in: Delo, 16.7.2005. Suzana Lovec, Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic, in: Dnevnik, 18.7.2005. „Izbrisani“ „Izbrisani“ Prav nič razveseljiva neskončna zgodba. Tudi poleti 2005 so bili tako imenovani izbrisani v Sloveniji že spet ena osrednjih notranjepolitičnih tem. Več kot trinajst let po tistem, ko je stopil v veljavo zakon o tujcih, ki ga je ustavno sodišče ponovno ocenilo kot protiustavnega1, in ki je iz registra stalno prijavljenih izbrisal 18.305 prebivalcev dežele v Nemčiji: „Na mejnem prehodu pri Mariboru je carinik od mene zahteval potni list, ki sem mu ga tudi izročil. Ko je videl, da imam jugoslovanski potni list, mi je rekel, da ta več ne velja, ter da sem Albanec in se moram kot tak vrniti na Kosovo. Ko sem mu rekel, da živim v Mariboru in imam tam tudi stalno bivališče, mi je s povzdignjenim glasom odvrnil, da je v Sloveniji prostor le za Slovence. Ko sem ga prosil, naj me spusti, da si bom naslednji dan dal pri pristojnih izdati nov potni list, mi je rekel, da lahko pridem le še v zapor v Ljubljani, Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Medien und A. Todorović – Gladovna stavka CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005, mediji in A. Todorović iz drugih jugoslovanskih republik, ta problem še kar naprej čaka na primerno rešitev. Leta 1992 so bili s tem izbrisom tisoči oropani zakonskih podlag za svojo eksistenco. A še v letu 2005 so, kot vedno znova opozarjajo mnogi kafkajansko ekstremni primeri, vidne mnoge humanitarne in socialne posledice. Takšen primer je Ali Berisha, albanskokosovski Rom, ki s svojo družino že od leta 1987 živi v Mariboru, kjer je bil do svojega „izbrisa“ tudi redno prijavljen. Za svoj „izbris“ je Berisha – tako je zapisal v svojem pismu aktivistu za pravice izbrisanih Aleksandru Todoroviću – izvedel maja 1993, ko se je vrnil z dvotedenskega obiska pri svojih sorodnikih kjer zbirajo Albance, Srbe, Hrvate in Rome.“ Z mejnega prehoda je šel direktno v zbirni center v Ljubljani, nato pa so ga z letalom izgnali v Albanijo – v državo, kjer ni bil še nikoli in kjer ni niti nikogar poznal. Tam mu je sicer uspelo podkupiti nekega albanskega policista, ki ga je dan zatem spravil v letalo nazaj proti Ljubljani, kjer pa so ga ponovno priprli v zbirnem centru za tujce. Iz zbirnega centra mu je sicer uspelo pobegniti in podal se je na beg pred ponovnim izgonom – v njemu neznano državo Nemčijo. Od tam pa ga hočejo zdaj, poleti 2005, ponovno izgnati, tokrat na Kosovo. V Sloveniji nima Berisha niti po razsodbi ustavnega sodišča nikakršnega statusa. In kot je ta državljan Srbije in Črne gore opazil šele z zamudo: 27. 21 „Izbrisani“ februarja 1992 so bili on in še njegovi 18.304 jugoslovanski sodržavljani izbrisani iz registra oseb, prijavljenih v Sloveniji. Ta zgodba o „izbrisu“ je tesno povezana z razpadom Socialistične federativne republike Jugoslavije in nastankom novih neodvisnih držav na ozemljihnekdanjihfederalnih republik. Po tistem, ko se je na plebiscitu 23. decembra 1990 skoraj 90 odstotkov volilnih Hungerstreikaktion der CIIA, 17.7.2005 – gladovna stavka CIIA, 17.7.2005 upravičencev v Sloveniji izreklo za neodvisnost, je slovenski parlament junija 1991 sprejel temeljne nastanitveni naslov, pravico do stalnega zakone nove suverene države, med njimi tudi prebivanja in dela, socialnega, bolniškega in zakon o državljanstvu. Po eni strani so postali pokojninskega zavarovanja itd. Ta okoliščina ljudje, ki so imeli tako jugoslovansko (državno) je prinesla še druge omembe vredne učinke, 2 kot slovensko (republiško) državljanstvo , posebno na socialnem področju. avtomatsko državljani neodvisne Slovenije. Po Najbrž so ljudje, ki kljub stalnemu prebivališču drugi strani pa so lahko drugi jugoslovanski v državi niso vložili zahteve po slovenskem državljani, ki so imeli na dan plebiscita o državljanstvu, imeli za to zelo različne razloge neodvisnosti v Sloveniji prijavljeno stalno – hoteli so na primer obdržati državljanstvo prebivališče, pridobili slovensko državljanstvo svoje domače republike, ne da bi se pri tem v naslednjih šestih mesecih. Zahtevke je vložilo zavedali morebitnih posledic svoje odločitve. 174.000 oseb, od tega je bilo 171.000 osebam Znani intelektualci in umetniki neslovenskega slovensko državljanstvo tudi dodeljeno. porekla – kot na primer filozofinja in umetnica Marina Gržinić, ki je po rodu Hrvatica, ali A bistvo problema se skriva v zakonu o 3 član Neue Slowenische Kunst Dušan Mandić, tujcih , ki je bil prav tako sprejet junija 1991: katerega srbski oče je bil nastanjen v Sloveniji vse prebivalce Slovenije z državljanstvi drugih kot oficir Jugoslovanske ljudske armade – so jugoslovanskih republik, ki niso vložili zahteve svoje zahteve večinoma vložili pravočasno. za slovensko državljanstvo ali jim je bila Nasploh je očitno, da so bili prizadeti predvsem zahteva zavrnjena, so dva meseca po izteku ljudje iz nižjih socialnih slojev, ki se večinoma roka za pridobitev državljanstva naenkrat sploh niso zavedali drastičnih posledic začeli obravnavati kot „tujce“ brez vsakršnega nevložitve zahtev po državljanstvu. statusa. Zato so z izbrisom iz registra stalno Kot otežilna se je izkazala tudi okoliščina, prijavljenega prebivalstva izgubili tudi 22 „Izbrisani“ na prikrit in inteligenten način“ in predstavljeno kot zakonski problem ali celo kot računalniška napaka. Vse do danes se skuša na političnem nivoju na vse kriplje prikriti bistvo „izbrisa“. V nasprotju s tem pa razume nekdanji ustavni sodnik Matevž Krivic kot osrednji politični kontekst5 uradno podelitev državljanstva 170.000 „Južnjakom“ (prebivalcem južnih republik nekdanje Hungerstreikaktion der CIIA, hungerstreikende Aktivisten Todorović und Ivanović (von rechts), Jugoslavije). Ta je bila za 17.7.2005 – gladovna stavka CIIA aktivistov Todorović in Ivanović (z desne), 17.7.2005 politično desnico, pa tudi za javno mnenje pod njenim vplivom in v da so „izbrisi“ (glej intervju z Matevžem do tujcev sovražnih krogih, velik šok. Sredi Krivicem) stopil v veljavo brez izdanih devetdesetih so zato celo poskušali doseči, da bi odločb, ki so v pravnih državah sicer običajna tem 170.000 ljudem državljanstvo spet odvzeli. praksa. „Izbrisani“ niso bili o tem niti uradno „Izbris“ 18.000 ljudi torej kot kompenzacija za obveščeni. Kot kaže, pa je bila monstruoznost šokirano ksenofobično „desnico“? posledic „izbrisa“ že od vsega začetka povsem jasna posvečenim: še pred sprejetjem zakonov Večina prizadetih sprva niti sama ni vedela je neka poslanka predlagala spremembo, ki bi za svojo nesrečo; mnogi „izbrisani“ so šele omogočila vsem prebivalcem Slovenije iz drugih po nesrečnih slučajih sploh izvedeli, da se jugoslovanskih republik pridobiti dovoljenja jim je pripetilo nekaj otežujočega. Pri takem za stalno bivališče, a predlog je bil večinsko ozadju tudi ni bil mogoč noben organiziran zavrnjen. Tudi lokalni uradniki so sprva protest proti povzročeni krivici – šele leta oklevali pri izvajanju zakona in črtanju ljudi 2002 se je okrog Srba Aleksandra Todorovića, iz registrov brez predhodnih odločb: takratni ki se je s svojo slovensko ženo preselil na državni sekretar v notranjem ministrstvu Ptuj v osemdesetih, zbralo prvo in predvsem Slavko Debelak je vsem policijskim postajam aktivistično-akcionistično delujoče združenje brisanje omenjene skupine ukazal – z depešo, 4 „Izbrisani“-NGO (Društvo izbrisanih poslano 27. februarja 1992. prebivalcev Slovenije); Todorović se je medtem Kako je lahko sploh prišlo do tega? Svoj čas sicer sprl s pravnim zastopnikom NGO prav tako izbrisani filmar Dimitar Anakiev (Krivicem) in ustanovil novo društvo. iz Tolmina, ki je lani posnel film Zradirani in Že sredi devetdesetih so bile na slovensko trenutno pripravlja filmsko nadaljevanje, na ustavno sodišče vložene prve posamezne primer prikazuje izbris kot „klasično dejanje pritožbe, šele leta 1999 pa je bil sprejet prvi etničnega čiščenja, ki pa je bilo opravljeno 23 „Izbrisani“ sklep v tej zadevi, ki je razglasil, da je bil izbris v nasprotju z ustavo. Zahteval pa je tudi uskladitev zadevnih zakonov z ustavo v roku šestih mesecev. Ta naloga je bila in je ostala s pravnega vidika vse doslej zelo težavna. Po eni strani so se uspeli mnogi „izbrisani“ z mnogo truda in stroškov v Sloveniji na novo prijaviti kot tujci ter dobiti dovoljenja za stalno prebivanje in zaposlitev. Po drugi strani sta bila po letu 1999 v zvezi s tem sprejeta še dva zakona, ki pa ju je ustavno sodišče spet razglasilo za delno neveljavna. Še nekaj „izbrisanih“ je spet dobilo povrnjen pravni status, ki jim je bil protiustavno odvzet. Kljub temu pa „izbrisani“ v Sloveniji in na tujem še vedno ne morejo računati na kakršnekoli odškodnine za uničene eksistence in prezrte sodbe ustavnega sodišča. Leta 2004 je bil izveden tudi referendum (de facto) proti izbrisanim. Tako predlagana vprašanja kot pričakovani izid sta bila glede na razmerja med glavnimi političnimi tokovi v Sloveniji za „izbrisane“ pričakovana. Vprašanje 4. aprila 2004 se je glasilo: „Ali se strinjate, da stopi v veljavo zakon o izvedbi 8. točke odločbe ustavnega sodišča Republike Slovenije, številka U-I-246/02-28 (EPA 956-III), ki ga je državni zbor Republike Slovenije sprejel 25. 11. 2003?“ Če hočemo vprašanje razumeti: Več kot leto poprej, 3. aprila 2003, je ustavno sodišče v 8. točki svojega sklepa ugotovilo, da naj se 26. 2. 1992 izbrisanim vrne pravica do stalnega prebivališča z veljavo za nazaj. V nasprotju s tem pa je bil odgovor povsem jasen: pri volilni udeležbi 31,5 % je proti vrnitvi statusa glasovalo 94,7 %, za 3,8 %, neveljavnih pa je bilo 1,5 % glasovnic. In pri tem sploh ni bilo govora o odškodninah in nadaljnjih korakih pri odpravi posledic izbrisa. 24 Da bi opozorila na to okoliščino in pospešila obravnavo nerešenih problemov „izbrisanih“, je Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov (CIIA) končno od 2. julija 2005 naprej organizirala gladovno stavko prav na kraju, kjer se je leta 1993 začela Berisheva odisejada. Na mejnem prehodu Šentilj-Spielfeld je devet članov CIIA sprva odklanjalo uživanje hrane in zahtevalo rešitev problema – še posebno v primeru Berisha. 24 dni kasneje sta govorec CIIA Aleksandar Todorović in aktivist Ilija Ivanović v Ljubljani prekinila neuspešno gladovno stavko. Kljub temu je bil odmev v slovenskih medijih znaten, še posebej pa je bil deležen ostrih kritik notranji minister Dragutin Mate, ker se za gladovno stavkajoče sploh ni zmenil. Tako na primer v komentarju, ki ga je v dnevniku Delo objavil novinar Dejan Pušenjak: „[…] Kajti vsak normalen državljan bi od svojega notranjega ministra pričakoval, da se bo odpeljal do gladovno stavkajočih in jim rekel: ‚V imenu države, ki jo predstavljam, se vam opravičujem za krivico, ki vam jo je storila ta država, ko še nisem bil njen minister. Prosim vas za prekinitev gladovne stavke in za nadaljnje potrpljenje; prizadevamo si za rešitev, ki bo za vas in za nas – oblastnike – sprejemljiva. […]“6 Medtem ko je notranji minister ostajal ob strani, se je uradna politika zganila vsaj na parlamentarni ravni. Na zadnjem zasedanju državnega zbora pred poletnimi počitnicami, 14. julija 2005, je bil k razpravi o tem problemu, ki je trajala štiri ure, povabljen varuh človekovih pravic Matjaž Hanžek. Z – vsaj s Hanžkovega vidika – streznjujočim učinkom: „[…] veliko težav je z manjkajočim razumevanjem ali s pomanjkanjem volje do razumevanja tega problema. Že glede na to, kako poslanci mešajo „Izbrisani“ državljanstvo in stalno bivališče izbrisanih, je jasno, da sploh še ne razumejo, zakaj pri tem gre.“7 Nekaj dni kasneje je konzervativni predsednik parlamenta France Cukjati v Gradcu in nato še v Ljubljani napovedal, da bo notranji minister do jeseni pripravil zakon, ki bo odpravil prizadejane krivice. Ta izjava je bila sprejeta skeptično do ostro kritično (glej intervju z Matevžem Krivicem). Doslej (sredi septembra) se ni zgodilo še nič. OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 Sklepi ustavnega sodišča Republike Slovenije, št. U-I-284/94, 4. februar 1999, objavljeno v: Uradni list RS, št. 14/1999, oz. št. U-I-246/2, 3. april 2004, objavljeno v: Uradni list RS, št. 36/2003. Dejstva, da je v SFRJ obstajalo dvojno državljanstvo, zvezno in republiško, se mnogi prebivalci Jugoslavije očitno niso zavedali. V časih Jugoslavije to niti ni bilo pomembno. Natančneje okoliščina, navedena v členu 81 zakona o tujcih, ki se je že pred sprejemom zakona junija 1991 zdela mnogim sporna. Poslanka Metka Mencin je maja 1991 predlagala spremembo, po kateri bi tudi v Sloveniji živeči jugoslovanski državljani z republiškimi državljanstvi drugih republik in stalnim prebivališčem v Sloveniji na dan plebiscita avtomatsko dobili stalno dovoljenje za bivanje. Če bi bil ta predlog sprejet, problem z „izbrisanimi“ sploh ne bi nastal. A večina v parlamentu je takrat glasovala proti. Glej: Borut Mekina: Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968. Večer, 25. 02. 2004, str. 3. Krivic, Matevž: Postskriptum, str. 160: v: Dedić, Jasminka, Jalušič, Vlasta in Zorn Jelka: The erased: organized innocence and the politics of exclusion. Ljubjana 2003, Peace Institute, Institute for Contemporary Social and Political Studies. Dejan Pušenjak: Po čem je danas smrt. Delo, 16. 7. 2005, str. 5. Lovec, Suzana: Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic. Dnevnik, 18. 7. 2005. ZUR PERSON – O AVTORJU Herwig G. Höller *1974 in Rottenmann, Slawistik- und Physikstudien in Graz und Moskau. Seit 1998 freier Kunstkritiker, zahlreiche Publikationen in springerin, CAMERA AUSTRIA, Spike und in anderen Medien. Seit 2000 zudem Referent für Medien, Video, Film im Forum Stadtpark (bis 2003, nach Strukturreform im Forum Stadtpark Mitglied des Programmforums, zuständig für die angesprochenen Bereiche), Lehrbeauftragter am Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit 2005 Mitarbeit beim „Falter Steiermark“. – Herwig G. Höller rojen 1974 v Rottenmannu, študij slavistike in fizike v Gradcu in v Moskvi. Od 1998 svobodni umetnostni kritik, številčne publikacije v revijah springerin, CAMERA AUSTRIA, Spike in drugih medijih. Od 2000 referent za medije, video, film v Forum Stadtpark (do 2003, po strukturni reformi v Forum Stadtparku član programskega foruma, pristojen za zgoraj navedena področja), predavatelj na Inštitutu za slavistiko KarlFranzens-Universität Gradec. Od 2005 sodelavec pri „Falter Steiermark“. 25 Interview mit Matevž Krivic Interview mit Matevž Krivic, von Herwig Höller Matevž Krivic, Sie sind Rechtsvertreter der „Društvo izbrisanih prebivalcev Slovenije“ [Verband der ausgelöschten Einwohner Sloweniens], einer NGO, die sich für die Rechte der so genannten „Ausgelöschten“ einsetzt. Wann und wie haben Sie erstmals erfahren, dass es ein „Izbrisani“-Problem gibt? Als Verfassungsrichter (1990–1998), als wir in den Jahren 1994–1995 mit ersten Fällen konfrontiert waren, die aber von juristisch ungebildeten Menschen sehr unklar formuliert waren. Sie bekamen von den Behörden auch keine Bescheide gegen die man klagen hätte können – das war ein großes Problem für sie, und darin besteht auch eine Erklärung für die Tatsache, dass von über 18.000 „Ausgelöschten“ nur einige wenige Fälle vor Gericht kamen. Ich konnte mich mit meinen Ansichten über dieses Problem im Verfassungsgericht zuerst sehr lange nicht durchsetzen – erst im Juni 1998, einige Monate vor dem Ende der Amtszeit des ersten Verfassungsgerichtes, konnte ich schließlich eine vorläufige Lösung ausarbeiten, die – überraschenderweise – sogar mit 6:1 Stimmen angenommen wurde. Unsere Nachfolger im Verfassungsgericht brachten dann schon im Februar 1999 diese ersten beiden Fälle zu einem Abschluss und stellten fest, dass die „Auslöschung“, die am 26. Februar 1992 stattgefunden hatte (sozusagen geheim, ohne jegliche Bescheide), keine gesetzliche Grundlage hat und dass das Gesetz sofort korrigiert werden müsse, um eine verfassungskonforme Lösung der entstandenen Probleme zu ermöglichen. Seit wann beschäftigen Sie sich intensiv mit der Thematik? 26 In den Jahren 1999–2001 war ich so sehr mit anderen schwierigen verfassungsrechtlichen Problemen beschäftigt (zuerst mit der Beseitigung, der skandalösen verfassungsgerichtlichen Fälschung des Resultats des Referendums über die Einführung des Mehrheitswahlsystems, was erst mit einer Verfassungsänderung im Jahre 2000 möglich war, und dann mit der Klage vor dem neuen Verfassungsgericht gegen den Vertrag zwischen Slowenien und dem Vatikan), dass ich sogar die oben erwähnte Entscheidung vom Februar 1999 nicht kannte. Erst zehn Jahre nach der „Auslöschung“, als drei Betroffene in Ptuj im Februar 2002 den ersten Verein der „Ausgelöschten“ gegründet hatten, begann ich sofort als dessen Rechtsvertreter zu fungieren. Im Jahre 2003 hat der slowenische Verfassungsgerichtshof ihrer Klage gegen die gesetzlichen Grundlagen, die zur Löschung von etwa 18.000 aus anderen jugoslawischen Republiken stammenden Einwohnern Sloweniens aus den Melderegistern führten, Recht gegeben und diese Löschung als verfassungswidrig erklärt. Könnten Sie kurz erklären, warum der „Izbris“ verfassungswidrig war? Wie ich schon sagte: Weil er keine gesetzliche Grundlage hatte und weil er darüber hinaus „geheim“ (ohne jeglichen Bescheid) ausgeführt wurde. Die beiden Gründe sind natürlich eng miteinander verbunden: Wenn man keine gesetzliche Grundlage für einen Verwaltungsakt hat, kann man auch keinen Bescheid darüber ausstellen. Um einen solchen illegalen Verwaltungsakt mit sehr schwer wiegenden Konsequenzen dennoch auszuführen, bedarf es schon „wichtiger“ politischer Gründe… Aber, um gegenüber unseren Politikern nicht ungerecht zu sein: Sie wussten damals – und wissen auch heute noch – nur sehr wenig über juridi- Interview mit Matevž Krivic sche Angelegenheiten Bescheid. Trotzdem sind sie, in erster Linie die damalige „DEMOS“-Regierung und deren Innenminister Igor Bavčar (aber später auch alle Drnovšek-Regierungen) politisch in vollem Umfang für diesen skandalösen Umgang mit den Menschenrechten verantwortlich. Noch viel größere Verantwortung hatte indessen der damalige Staatssekretär Slavko Debelak, ein Verwaltungsrechtler, der die Politiker mit politisch erwünschten „juridischen Erklärungen“ versorgte… Dennoch kam es ein Jahr später zu einem Referendum, das im Wesentlichen gegen die „Izbrisani“ gerichtet war. Dieses Problem ist bislang nicht gelöst worden… Ja, für Slowenien als vorgeblichen Rechtsstaat eine erstaunliche und wirklich traurige Geschichte: Dieses Referendum hätte als offensichtlich verfassungswidrig vom Verfassungsgericht verboten werden sollen, aber der Parlamentspräsident versäumte die Frist für einen Anruf des Verfassungsgerichts um einen Tag, und dieses konnte nun nichts mehr unternehmen. Ein weiteres Paradoxon: Das Referendum annullierte nur ein Gesetz, das ohnehin verfassungswidrig war, weil es nur 4.000 anstelle von 12.000 (wie es das Verfassungsgerichtsurteil verlangt hatte) „ausgelöschten“ Personen ihren Status zurückgeben wollte. Aber es folgten noch weitere, noch unglaublichere Absurditäten. Erstens: Trotz der Annullierung des von ihm eingebrachten Gesetzes setzte Innenminister Dr. Bohinc in den folgenden Monaten eben dieses nicht mehr bestehende Gesetz um und missachtete somit das Verfassungsgerichtsurteil, indem nur 4.000 statt 12.000 Bescheide ausstellte. Zweitens: Die damalige Opposition drohte ihm im Parlament mit einem Strafverfahren, weil er überhaupt die vom Verfassungsgericht verlangten Bescheide auszugeben begann (dann stellte er nach 4.000 Bescheiden die Ausgabe ein). Aber auch diese 12.000 stellen nur zwei Drittel von insgesamt 18.305 „Ausgelöschten“ dar. Für die übrigen 6.000 verlangte das Verfassungsgericht die Verabschiedung eines Sondergesetzes innerhalb von sechs Monaten, also bis Oktober 2003. Die damalige „linke“ Regierung brachte ein derartiges Gesetz aber erst im Oktober des folgenden Jahres ein, dass noch dazu unzulänglich war, weil es das Problem nur zum Teil gelöst hätte. Aber auch das ging der Opposition zu weit, und es gelang ihr mit einer Reihe von Vorschlägen über ein Referendum, die alle vom Verfassungsgericht abgewiesen wurden, die Verabschiedung des Gesetzes zu verhindern. Jetzt befindet sich die damalige Opposition an der der Regierung und will von einem solchen Gesetz nichts mehr wissen … Auf meine Frage, wie es um die Lösung der „Izbrisani“-Problematik steht, antwortete mir der Vorsitzende des slowenischen Državni zbor [Nationalrat], France Cukjati, am 18. Juli 2005 in Graz, dass das slowenische Innenministerium noch im Herbst ein Gesetz einbringen und damit das erlittene Unrecht wieder gutmachen würde. Kurz danach wiederholte Cukjati diese Aussage auch in Slowenien, woraufhin Sie in einem Leserbrief an die Tageszeitung „Delo“ (23.7.2005) auf das Schärfste protestierten und meinten: „Von einer echten Absicht der Lösung des Problems zu sprechen, ist reiner Hohn.“ Gibt es wirklich keine politische Absicht, das Problem zu lösen? In der Tat nicht. Der neue Regierungschef Janša und andere haben seit ihrem Wahlsieg mindestens zehnmal wiederholt, dass sie nur gemeinsam mit der Opposition im Wege eines speziellen Verfassungsgesetzes dieses Problem zu „lösen“ bereit sind. Und das heißt: gar 27 Interview mit Matevž Krivic nicht. Warum? Weil dieses Problem unter die einfache Gesetzgebung fällt und nicht durch ein Verfassungsgesetz lösbar ist. Mit einem Verfassungsgesetz will die Regierung nur die verfassungsgerichtliche Kontrolle des Gesetzes vermeiden – obwohl schon zwei Verfassungsgerichtspräsidenten öffentlich davor gewarnt haben, auf diese Weise die Verfassung zu missachten. Die Opposition hat diesen Weg klar abgelehnt, und so ist auch die oben zitierte Aussage von Cukjati nur leeres Gerede. Mehr noch: eine absichtliche Täuschung der Bürger. Wenn in der slowenischen Öffentlichkeit über die Lösung des Problems gesprochen wird, werden immer zwei gesetzliche Varianten in den Raum gestellt. Einerseits ein Gesetz mit Verfassungsrang, andererseits ein „systemisches Gesetz“. Für welche Variante treten Sie ein? In Betracht kommt nur ein einfaches Gesetz, man kann es auch „systemisch“ nennen. Für ein solches Gesetz – im Einklang mit dem Verfassungsgerichtsurteil von 2003 – hätte die Regierung eine ausreichende Mehrheit im Parlament, will es aber um keinen Preis verabschieden. Ein Gesetz, das die Rechte der „Ausgelöschten“ nicht anerkennt, würde vor dem Verfassungsgericht keinen Bestand haben. Ähnlich wie in Kärnten, wo Haider dem Erkenntnis des Österreichischen Verfassungsgerichtshofes schon seit 2001 nicht Folge leistet. Aber dort geht es „nur“ um slowenische Ortstafeln – hier geht es um elementare Menschenrechte von 18.305 Personen, die von der Regierung gesetzwidrig verletzt worden sind. Was würde eine Entschädigung der Betroffenen kosten, was müsste alles abgegolten werden? Seinerzeit war einmal von Kosten in der Höhe von 600 Milliarden Tolar die Rede – ist das realistisch? 28 Niemand hat davon eine Ahnung, die erwähnte Zahl ist frei erfunden. Sicher ist nur eines: Dass eine Entschädigung gemäß Zivilrecht nur fünf Jahre nach Schadenseintritt möglich ist. Jegliche Entschädigung für in den Jahren 1992–2000 erlittenes Unrecht ist somit schon heute ausgeschlossen. Wir haben natürlich ein eigenes Gesetz für diesen speziellen Fall gefordert, aber die Politiker werden ein solches Gesetz niemals verabschieden. Und bevor wir mit dieser Frage vor das Straßburger Gericht kommen, wird es sicher noch zehn bis 15 Jahre dauern … Im Juli organisierte eine weitere NGO, die „Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA), einen Hungerstreik an der österreichisch-slowenischen Grenze, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie distanzierten sich von dieser Aktion und kritisierten deren Organisator, Aleksandar Todorović (Večer, 4.7.2005). Die CIIA erwiderte ihrerseits, dass sie kein Recht hätten, den Hungerstreik zu kommentieren, und es war auch der Vorwurf zu hören, dass sie alle Aktivitäten eingestellt hätten, weil sie auf eine offizielle Lösung warteten, die aus der Sicht der CIIA nicht absehbar sei. Können Sie zu diesem Streit Stellung beziehen? Nein, für uns alle ist es besser, diese leidigen Fragen nicht öffentlich zu diskutieren. In einer derartigen Situation beschränke ich mich auf unumgängliche Reaktionen auf öffentliche Angriffe. So auch hier: Die angebliche „Einstellung aller Aktivitäten“ unseres Vereins ist eine Lüge. In den Monaten vor den Wahlen haben wir nur deshalb von öffentlichen Manifestationen abgesehen, um nicht noch mehr Xenophobie unter den Wählern zu erwecken. Ich möchte lieber nicht ausführlicher auf diese Frage eingehen. Intervju z Matevžem Krivicem Andererseits, wie sehen sie Todorović und seine Aktivitäten, die zumindest diesen Sommer durchaus medienwirksam waren? Ich kann nur wiederholen, was ich Herrn Todorović seit Juni 2004 schon vielmals gesagt und geschrieben habe: „Wenn wir schon nicht mehr zusammenarbeiten können, so sollten wir uns zumindest nicht gegenseitig angreifen. Wir werden alle deine konstruktiven Initiativen unterstützen, nur höre mit den ungerechten Angriffen und Lügen auf!“ Er hat damit leider nicht aufgehört, aber trotzdem haben wir seinen letzten öffentlichen Protest an der Grenze im Juli öffentlich unterstützt. Nur von der Methode des Hungerstreiks haben wir uns wegen der Gesundheitsgefährdung der Beteiligten distanziert. Vor allem aber habe ich für den Rom Ali Berisha, dessen Schicksal der Hauptgrund für den Hungerstreik war, konkrete Schritte in die Wege geleitet, um ihm die Rückkehr nach Slowenien rechtlich zu ermöglichen. Das Verfahren ist im Gange, es ist natürlich auch möglich, dass es keinen Erfolg bringt. Aber erst dann sollte man andere Methoden in Betracht ziehen. Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten Monaten? Wann ist mit einer Lösung zu rechnen? Die einzige Hoffnung für uns besteht in der Ausübung von Druck durch internationale Organisationen, vor allem vom Komissär für Menschenrechte, Gil Robles, und der Kommission gegen Intoleranz (ECRI) – Institutionen des Straßburger Europarates (nicht der EU). Aber die slowenische Regierung zeigt sich gegen Kritik von europäischen Institutionen unempfänglich. Die größte Schande für Slowenien als vorgeblichen Rechtsstaat ist vielleicht die Tatsache, dass das Land mit einer solchen menschenrechtsfeindlichen Regierung 2008 den Vorsitz in der EU übernehmen soll. In dieser Welt ist scheint alles möglich – nur die Durchsetzung der Menschenrechte gegenüber einer feindlich gesinnten Staatsmacht ist anscheinend unerreichbar. Intervju z Matevžem Krivicem Herwig Höller Matevž Krivic, Vi ste pravni zastopnik „Društva izbrisanih prebivalcev Slovenije“, ki se zavzema za pravice tako imenovanih „izbrisanih“. Kdaj in kako ste prvič izvedeli za problem „izbrisanih“? Kot ustavni sodnik (1990-1998), ko smo bili v letih 1994-95 soočeni s prvimi primeri, ki pa so bili od pravno neukih ljudi zelo nejasno formulirani. Od oblasti tudi niso prejeli nobenih odločb, da bi proti njim lahko vložili tožbe – to je bil za njihov velik problem in prav v tem je tudi obrazložitev dejstva, da so od več kot 18.000 „izbrisanih“ prišli pred sodišča le nekateri redki primeri. Jaz s svojimi pogledi na ta problem na ustavnem sodišču najprej zelo dolgo nisem mogel prodreti – in šele junija 1998, nekaj mesecev pred iztekom mandata prve zasedbe ustavnega sodišča, sem končno lahko pripravil neko preliminarno rešitev, ki pa je bila (presenetljivo) sprejeta celo s 6 : 1. Naši nasledniki na ustavnem sodišču so nato že februarja 1999 ta dva prva primera pripeljali do konca in zelo jasno odločili, da izbris, ki se je zgodil 26. februarja 1992 (tako rekoč tajno, brez vsakih odločb), ni imel nikakršne zakonske podlage in da je treba zakon takoj popraviti, da bi s tem omogočili rešitev nastalih problemov v skladu z ustavo. Od kdaj se intenzivno ukvarjate s to tematiko? 29 Intervju z Matevžem Krivicem V letih 1999-2001 sem bil tako okupiran z drugimi težkimi ustavnopravnimi problemi (najprej s problemom, kako odstraniti škandalozno ustavnosodno potvorbo izida referenduma o uvedbi večinskega volilnega sistema, kar je bilo možno šele s spremembo ustave leta 2000, in nato s tožbo pred novim ustavnim sodiščem proti pogodbi Slovenije z Vatikanom), da celo prej omenjene odločitve iz februarja 1999 nisem poznal (je pa tudi v medijih ostala popolnoma zamolčana). Šele točno deset let po „izbrisu“, ko so trije izbrisani na Ptuju (pri Mariboru) februarja 2002 ustanovili prvo društvo izbrisanih, sem začel takoj delovati kot njihov pravni zastopnik. Leta 2003 je slovensko ustavno sodišče ugodilo vaši tožbi proti zakonskim podlagam, ki so pripeljale do izbrisa okrog 18.000 iz drugih jugoslovanskih republik izvirajočih prebivalcev Slovenije iz prijavnih registrov in je ta izbris razglasilo za protiustaven. Ali lahko na kratko pojasnite, zakaj je bil izbris protiustaven? Kot sem že povedal: ker ni imel nobene zakonske podlage in dodatno še zato, ker je bil izpeljan „tajno“ (brez vsake odločbe). Oba razloga sta seveda tesno povezana: če za neki upravni akt ni nobene zakonske podlage, potem o tem tudi ne moreš izdati nikakršne odločbe. Da nekdo kljub temu izvede tak nezakonit upravni akt z zelo težkimi posledicami, mora za to že imeti „važne“ politične razloge… Toda, da ne bi bil do naših politikov krivičen: o pravu in pravnih vprašanjih so takrat vedeli – in vedo še danes – zelo zelo malo. Kljub temu so seveda, v prvi vrsti takratna „Demosova“ vlada in notranji minister Igor Bavčar (toda kasneje tudi vse Drnovškove vlade) v polnem obsegu politično odgovorni za ta škandalozni odnos do človekovih pravic – toda še veliko 30 večja odgovornost leži na takratnem državnem sekretarju Slavku Debelaku, ki je bil magister prava in je politike oskrboval s politično zaželenimi „pravnimi razlagami“… Vendar pa je eno leto kasneje prišlo do referenduma, ki je bil v bistvu uperjen proti „izbrisanim“ in problem vse do danes pravno še ni rešen… Da, to je bila za Slovenijo kot domnevno pravno državo nova presenetljiva in res žalostna zgodba: ta referendum bi moral biti kot očitno protiustaven od ustavnega sodišča prepovedan, toda predsednik parlamenta je predlog na ustavno sodišče vložil en dan prepozno – in ustavno sodišče ni moglo storiti ničesar. Nadaljnji paradoks: z uspešnim referendumom je bil samo odstranjen (razveljavljen) neki zakon, ki je bil tako in tako protiustaven (ker je hotel vrniti sporni status samo 4.000 „izbrisanim“ osebam namesto 12.000, kot je to zahtevala sodba ustavnega sodišča). Toda sledili so še nadaljnji, še bolj neverjetni paradoksi. Prvič, kljub razveljavitvi zakona, ki ga je on sam predlagal, je notranji minister dr. Bohinc v naslednjih mesecih izvršil točno ta ne več obstoječi zakon in ne sodbo ustavnega sodišča, izdal je torej samo 4.000 namesto 12.000 odločb! In drugič: takratna opozicija mu je v parlamentu grozila s kazenskim postopkom, ker je sploh začel izdajati te, od ustavnega sodišča zahtevane odločbe (in nato je končal pri 4.000 odločbah, namesto da bi izdal vseh 12.000)! Toda teh 12.000 ljudi sta le dve tretjini od vseh 18.305 izbrisanih – za preostalih 6.000 je ustavno sodišče zahtevalo, da bi bilo treba v šestih mesecih, torej do oktobra 2003, sprejeti poseben zakon. Prejšnja „leva“ vlada je tak (ampak slab, le polovico problemov rešujoč) zakon predložila šele oktobra 2004, ampak tudi to je bilo za takratno opozicijo preveč in ji je z Intervju z Matevžem Krivicem mnogimi novimi zahtevami za referendum, ki pa so bile od ustavnega sodišča vse zavrnjene, vendarle uspelo, da je sprejetje takega zakona v prejšnjem zakonodajnem obdobju preprečila. Sedaj je ta opozicija prišla na oblast – in noče o takem zakonu nič več slišati… Na moje vprašanje, kaj je sedaj z reševanjem problematike „izbrisanih“, mi je predsednik slovenskega državnega zbora France Cukjati 18. julija v Gradcu odgovoril, da bo slovensko notranje ministrstvo še jeseni predložilo zakon in da bodo s tem vse pretrpljene krivice spet odpravljene. Kmalu za tem je Cukjati to izjavo ponovil tudi v Sloveniji, nakar pa ste Vi v pismu bralca v dnevniku Delo (23. 7.) najostreje protestirali in menili: „Govoriti o resnem namenu reševanja tega problema je navadno norčevanje.“ Ali res ni političnega namena rešiti ta problem? Res ga ni. Novi šef vlade Janša in drugi so od volilne zmage naprej najmanj desetkrat ponovili, da so pripravljeni ta problem „rešiti“ samo skupaj z opozicijo s posebnim „ustavnim zakonom“, drugače pa nič. In to pomeni: nič. Zakaj? Zato, ker je ta problem vprašanje navadne zakonodaje in ni rešljiv z ustavnim zakonom. Z ustavnim zakonom bi se želela vlada samo izogniti ustavnosodni kontroli zakona – čeprav sta že dva predsednika ustavnega sodišča posvarila pred takim kršenjem ustave, ki da bo po njunih besedah tudi ostalo brez uspeha. Opozicija je ta način reševanja jasno odklonila – in tako so tudi navedene Cukjatijeve besede zgolj prazne besede. Še slabše: namerno zavajanje naivne publike. Kadar se v slovenski javnosti govori o zakonskih rešitvah tega problema, se vedno govori o dveh zakonskih variantah: po eni strani o ustavnem zakonu, po drugi strani o „sistemskem zakonu“. Za katero varianto se zavzemate Vi? Samo navaden zakon (lahko se seveda imenuje tudi „sistemski“) pride v poštev. Za sprejetje takega zakona ima vlada zadostno večino v parlamentu – toda tega noče narediti. Pravicam „izbrisanih“ nasproten zakon ne bi imel nobenih izgledov pred ustavnim sodiščem – zakona v skladu s sodbo ustavnega sodišča iz leta 2003 pa vlada za nobeno ceno noče narediti. Podobno kot na Koroškem, kjer Haider že dolgo noče slediti odločbi avstrijskega ustavnega sodišča. Ampak tam gre „samo“ za slovenske krajevne napise – tu pa gre za elementarne človekove pravice 18.305 ljudi, ki jih je nezakonito prekršila vlada sama. Koliko pa bi poprava krivic in odškodnina znašala, kaj vse bi moralo biti kompenzirano? Enkrat se je govorilo o 600 milijardah tolarjev – je to realistično? Nihče nima pojma o tem – omenjena številka je popolnoma izmišljena. Gotovo je le eno: da je odškodnina (v skladu s civilno zakonodajo) možna samo pet let od nastanka škode. Vsaka odškodnina za (velike) škode v letih 19922000 je torej že danes popolnoma nedosegljiva. Mi smo seveda zahtevali poseben zakon za ta posebni primer, toda naši politiki ne bodo takega zakona nikoli sprejeli. In preden bomo s tem vprašanjem lahko prišli pred strassburško sodišče, bo trajalo gotovo še 10 ali 15 let… Julija je neka druga nevladna organizacija, „Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA), organizirala gladovno stavko na avstrijsko-slovenski meji, da bi opozorila na nerešenost problema. Vi ste se od te akcije distancirali in ste kritizirali, da je organizator gladovne stavke Aleksandar Todorović odklonil Vašo prošnjo, da bi se vprašanje najprej 31 Intervju z Matevžem Krivicem razjasnilo po pravni poti (Večer, 4. 7. 2005). CIIA pa je odgovorila, da vi nimate nobene pravice komentirati gladovne stavke in slišati je bilo tudi očitek, da ste ustavili vse aktivnosti, ker ste čakali na uradno rešitev, ki pa je po mnenju CIIA ni mogoče pričakovati. Ali lahko komentirate ta spor? Ne, za vse nas je bolje, če o teh bolečih vprašanjih ne razpravljamo v javnosti. Ob vsaki taki priložnosti se omejim le na najnujnejše odgovore na javne napade. Tako tudi tukaj: domnevna „ustavitev vseh aktivnosti“ našega društva je laž. V mesecih pred volitvami smo se samo odpovedali javnim manifestacijam, da ne bi med volivci vzbudili še več ksenofobije. Že iz Vašega vprašanja si lahko vsak predstavlja, da je do razcepa med nami junija 2004 prišlo zaradi različnih pogledov na metode našega boja. Globlje v to vprašanje pa raje ne bi šel. Kako pa gledate na Todorovića in njegove aktivnosti, ki so bile vsaj to poletje vsekakor medijsko učinkovite? Lahko le ponovim, kar sem od junija 2004 gospodu Todoroviću že velikokrat rekel in napisal: „Če ne moremo več skupaj delati, se vsaj medsebojno ne napadajmo. Mi bomo podprli vse tvoje dobre iniciative – samo prenehaj z nepravičnimi napadi in z lažmi!“ On s tem žal ni prenehal, kljub temu pa smo njegov zadnji javni protest na meji (julija) javno podprli, le od metode gladovne stavke smo se distancirali (zaradi ogrožanja življenj nedolžnih ljudi). Predvsem pa sem za Roma Alija Berisho, katerega usoda je bila glavni razlog za stavko, naredil konkretne korake, da bi mu omogočil vrnitev v Slovenijo po pravni poti. Postopki so v teku – gotovo je možno, da bodo tudi to neuspešno. A šele potem bodo morda tudi druge metode lahko učinkovitejše. 32 Kakšen razvoj pričakujete v naslednjih mesecih, s kakšnimi koraki je treba računati? In kdaj lahko pričakujemo rešitev? Edino upanje za nas so možni pritiski mednarodnih instanc, predvsem komisarja za človekove pravice gospoda Gila Roblesa in komisije proti nestrpnosti (ECRI) – oboje sta instituciji strassburškega Sveta Evrope (ne EU). Toda naša vlada ne kaže niti nasproti kritikam iz evropskih institucij nobenega spoštovanja. Največja sramota za Slovenijo kot domnevno pravno državo je morda dejstvo, da bi Slovenija s takšno, človekovim pravicam sovražno vlado, morala leta 2008 prevzeti predsedovanje EU. V tem svetu je res vse mogoče – le spoštovanje človekovih pravic nasproti njim sovražni državni oblasti je skoraj nedosegljivo. Usodna privlačnost juga O AVTORJU – ZUR PERSON Tanja Petrović Usodna privlačnost juga Odnos Slovencev do kulture bivših jugoslovanskih republik Tanja Petrović, jezikoslovka (diplomirala 1998 in magistrirala 2002 v Beogradu, doktorirala 2005 v Ljubljani), zaposlena na Znanstvenoraziskovalnem centru v Ljubljani in Balkanološkem inštututu v Beogradu. Ukvarja se z antropološko lingvistiko, vprašanji manjšin ter kulturnimi procesi na prostorih bivše Jugoslavije – Tanja Petrović arbeitet als Sprachwissenschaftlerin (Diplom 1998, Magisterium 2002 in Belgrad, Doktorat 2005 in Ljubljana) am Wissenschaftsforschungsinstitut in Ljubljana und am Institut für Balkanologie in Belgrad. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit antropologischer Linguistik, Minderheitenfragen und kulturellen Prozessen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. � Text: Tanja Petrović Maja 2004 je Republika Slovenija kot prva in najuspešnejša med državami na območju bivše Jugoslavije postala del velike evropske družine. V obdobju po praznovanju prve obletnice članstva v Evropski skupnosti in po štirinajstih letih samostojnosti Slovenije se mi zdi smiselno postaviti vprašanje, kakšen je odnos Slovenije in Slovencev do ostankov zapuščine nekoč skupne države. Po skoraj poldrugem desetletju propada skupne države, njene bivše republike na svetovnem političnem zemljevidu nastopajo kot neodvisne države in v skladu s tem, kljub nekaterim težavam in odprtim vprašanjem, čedalje bolj urejajo medsebojne odnose. Kaj pa je z individualnim in kolektivnim spominom, nastalim v teku sedemdesetih letih obstoja Jugoslavije? Jugoslovansko nasledstvo in skupni spomin, ki ju delijo nekdanji državljani Jugoslavije, ne glede na njihove medsebojne razlike in izvirno različne kulturne tradicije, v veliki meri še vedno oblikujeta na teh prostorih tudi odnos in distanco do drugega in tujcev:1 tako na mednarodnih športnih dogodkih, kjer v primeru, da se “naša” nacionalna reprezentanca ne kvalificira ali izpade iz tekmovanja, bivši Jugoslovani navijamo za “druge naše”, torej za reprezentanco ene izmed nekdanjih jugoslovanskih republik. Iz istega razloga v prodajalnah CD plošč v Ljubljani glasba, ki nastaja na prostorih bivše Jugoslavije, ni razvrščena na policah skupaj s tujo glasbo, temveč ima poseben status in je označena kot „bivša domača glasba”. Odnos do bivših jugoslovanskih republik je ne nazadnje v Sloveniji drugačen tudi zaradi velikega števila ljudi, ki prihajajo iz tistih prostorov in so danes prebivalci ali državljani Republike Slovenije. Kakšen je pravzaprav ta odnos? Kako se oblikuje in kdo ga oblikuje? V nadaljevanju tega besedila bomo nekaj pozornosti posvetili odnosu Slovencev do Srbije in srbske kulture in ob tem skušali najti odgovor na predhodno postavljena vprašanja. V zadnjih letih Slovenci zelo radi hodijo v Srbijo. Po desetletju molčanja in ignoriranja je v Sloveniji nastopilo „ponovno odkrivanje” Srbije. In kakšna je ta Srbija? V seriji oddaj slovenske nacionalne 33 Usodna privlačnost juga televizije „Čez planke”, kjer voditeljica predstavlja druge države in življenjske navade v teh državah, je bila ena oddaja namenjena spoznavanju Srbije in Črne gore. Srbija je bila predstavljena kot precej bizarno carstvo turbofolka, velik del oddaje so posvetili prav avtorjem in izvajalcem te glasbene zvrsti. V oddaji je bila na široko predstavljena Svetlana Ražnatović alias Ceca, s katero se je novinarka pogovarjala v prostorih nogometnega kluba „Obilić”, katerega direktorstvo je Ceca podedovala od ubitega moža Željka Ražnatovića Arkana, enega najhujših vojnih zločincev na prostoru bivše Jugoslavije. Scenarij oddaje je veliko prostora namenil tudi zelo nenavadnim osebnostim, kot je Giovanni, žigolo, ki obratuje v Vrnjački Banji, najbolj znanih srbskih toplicah, kjer za denar kratkočasi gospe v zrelih letih. Niti besede ni bilo namenjene srbskim pisateljem, igralcem, znanstvenikom. Niti besede o gledaliških, filmskih in glasbenih festivalih. Nič drugačne podobe Srbije ne ponujajo svojim klientom številne slovenske potovalne agencije, ki organizirajo tako obiske Beograda za novo leto in vikend popotovanja kot tradicionalna potovanja v Gučo na Sabor trubača. Med glavne atrakcije Beograda agencije predlagajo ogled hiše Cece Ražnatović in nepozabni žur na enem izmed beograjskih splavov na Savi, kjer se predvaja prepoznavna turbo-folk glasba. S tem ni nič narobe. Ponudba je odvisna v veliki meri od zahtev trga in potemtakem je razumljivo, da je taka, kot je: ponuja se pravzaprav to, kar je najlažje prodati. Pa vendar Slovenci poznajo tudi druge plati srbske kulture: poslušajo srbski rok, gledajo srbske gledališke predstave in filme. V Srbijo gredo tudi iz drugih razlogov in ne samo zaradi poceni zabave. O takšni Srbiji pa v slovenskih medijih ne slišimo 34 skoraj nič. Kaj povprečno informiranemu Slovencu pade na pamet, če ga povprašamo o glasbenem festivalu v Srbiji? Trobentači v Guči, seveda: par vročih avgustovskih dni nore zabave ob balkanski glasbi in balkanski hrani v močno alkoholizirani atmosferi. Kaj pa je z EXIT-om, največjim balkanskim festivalom sodobne glasbe, ki se je v tem letu že petič odvijal v Novem sadu? Na začetku julija 2005 je na EXIT odpotovalo veliko mladih Slovenk in Slovencev. Tako kot leto poprej in leta pred tem. V slovenskem medijskem prostoru je vendarle ta dogodek dobil zelo malo prostora. Bilo je nekako tako: kdor je vedel in ga je dogajanje festivala zanimalo, je lahko o EXITu dobil informacije. Ostala javnost pa o tem ni mogla veliko zvedeti, saj so mediji o tem poročali zelo skopo. EXIT je urbani dogodek svetovnih razmer, pravi evropski festival na Balkanu. Zakaj nihče v Sloveniji ne govori o balkanski kulturi, ki je istočasno zelo evropska, ki je urbana in primerljiva s kulturo ostalih svetovnih metropol? Zakaj je za slovenski prostor zanimiv samo tisti del srbske kulture, ki ima močen priokus neokusa? Če bi šlo za državo, ki je od Slovenije oddaljena tisoče kilometrov in o kateri Slovenci vedo zelo malo, bi lahko poiskali razlago v nerazumevanju in nevednosti. Tukaj pa očitno gre za nekaj drugega. Čeprav si nekateri slovenski intelektualci prisotnost jugonostalgije med Slovenci in njihova potovanja v Srbijo razlagajo z izključno ekonomskega vidika ter navajajo kot pararelni primer današnjim potovanjem v Srbijo potovanja na Češkoslovaško pred leti, je težko verjeti, da mladi Slovenci množično praznujejo novo leto v Beogradu samo zato, kjer je tam vse poceni. Je mogoče povod za obisk tudi to, da v novoletni noči na beograjskih trgih igrajo Usodna privlačnost juga najbolj znane srbske rok in pop skupine, ki so drugače zelo priljubljene tudi v Sloveniji? So mogoče koncerti Ramba Amadeusa, „Van Gogha”, „Darkwood duba” in ostalih – torej spet zelo urbani glasbeni dogodek, ki ga Beograd za vsako novo leto ponuja svojim prebivalcem in gostom – to, kar mlade Slovenke in Slovence vleče v srbsko prestolnico? Ne nazadnje, kaj pa so Slovenci (in vsi ostali) vedeli o češki in slovaški glasbi in kulturi, ko so tja množično potovali na zelo poceni zimske počitnice? Še bolj jasno se pokaže, da ekonomska razlaga zanimanja Slovencev za Srbijo ni ne edina ne najbolj verjetna, če pogledamo sodobno kulturno produkcijo na slovenskem prostoru: kot primer lahko navedemo sodobno slovensko kinematografijo. Trije najbolj gledani slovenski filmi po letu 1991 so „Kajmak in marmelada” (2003), „Outsider” (1997) in „Nikogršnja zemlja” (2001)2. Prvi na lestvici, “Kajmak in marmelada”, je zgodba o ljubezni med Slovenko in Bosancem. Avtor filma in nosilec glavne vloge, Branko Ðurić (sarajevski igralec, ki že vrsto let živi v Ljubljani, znan na celotnem prostoru bivše Jugoslavije po vlogi v legendarni TV nadaljevanki iz osemdesetih let „Top lista nadrealista” in član nekdanje rock-skupine „Bombaj štampa”), se v filmu subtilno igra s stereotipi o Slovencih in Bosancih, nastalimi v njihovem neposrednem stiku bivanja v slovenskem prostoru. Film „Outsider” (režija Andrej Košak) govori o težavah mladeniča iz etnično mešanega zakona: oče je bosanski oficir JLA, mati pa Slovenka, gospodinja. Družina se zaradi očetove službe pogosto seli po celi Jugoslaviji, zgodba pa se začne z njenim prihodom v Ljubljano leta 1979. V filmu se togi principi jugoslovanskega oficirja soočajo s pogledi njegovega sina, oblikovanimi pod močnim vplivom ljubljanske punk- kulture. Tretji na lestvici je film „Nikogaršnja zemlja” (režija Danis Tanović), čigar zgodba je umeščena v z vojno zajeto Bosno in obravnava usodo treh vojakov, pripadajočim sovražnim vojskami, ki se znajdejo na nikogaršnji zemlji. Kot je razvidno iz pravkar podanih kratkih opisov, so vsi trije najbolj gledani slovenski filmi v samostojni Sloveniji tako ali drugače povezani z bivšo Jugoslavijo. Filmski kritik in teoretik Marcel Stefančič jr. je napisal, da „če hoče slovenski film zelo potegniti in postati mega hit, mora biti zgodba nekako povezana z bivšo Jugoslavijo… Če hoče slovenski film v Sloveniji uspeti, ne sme ignorirati Bosancev, ‘Bosancev’ (splošni naziv za vse, ki prihajajo južno od reke Kolpe, T. P.) in drugih ‘južnjakov’. Jug je del formule za uspeh.”3 Skupno znanje in skupni spomini na jugoslovanski prostor očitno še vedno v veliki meri vplivajo na kulturno podobo post-jugoslovanskih družb. Če je že tako, kako lahko razložimo poudarjanje zgolj zelo drugačnih in zelo bizarnih aspektov srbske kulture v slovenskem javnem diskurzu? In, če vprašanje postavimo na raven „navadnih ljudi”, tj. porabnikov kulture – zakaj Slovenci množično obožujejo Ceco Ražnatović in na „saboru” v Guči nosijo majice s portreti haaških obtožencev Ratka Mladića in Radovana Karadžića? Beograjski novinar Teofil Pančić v tedniku „Vreme” to slovensko oboževanje srbskih bizarnosti, ta „antiglobalizacijski turizem”, razlaga kot del širšega „turbolevičarskega diskurza, ki nasprotuje establišmentu, Evropski skupnosti in zvezi NATO”. Kot nekdo, ki že pet let živi med Beogradom in Ljubljano ter dobro pozna situacijo v obeh okoljih in se v obeh počuti doma, lahko ponudim bolj kompleksen odgovor na postavljeno vprašanje, odgovor, ki ima dva dela, ki sta med sabo vseskozi povezana, saj se prepletata in podpirata. Orientalizirana podoba 35 Usodna privlačnost juga Srbije kot hedonističnega raja za radovedne, zabave željne in od resnega dela utrujene slovenske turiste, raja, polnega bizarnih scen in oseb, je en izmed načinov, kako slovenska družba, posebno ta njen del, ki sodeluje v oblikovanju javnega mnenja, poskuša upravičiti pojav ti. „jugonostalgije”, zelo prisoten na vseh prostorih bivše države. Jugonostalgija se namreč marsikaterim zdi neprimerna in nezdružljiva z zgodbo o uspehu samostojne Slovenije. Zanimanje za Srbijo in ohranjevanje skupnega kulturnega prostora je nekaterim lažje sprejeti v kolonizacijskem ključu, kot zanimanje za nekaj, kar je zelo drugačno in zelo oddaljeno, pri čemer ni nevarnosti identifikacije – z bizarnimi scenami čaščenja vojnih zločincev ali tem, kar se dogaja na „določeni vrsti beograjskih splavov”, se je namreč težko identificirati, razen na sproščenih, razposajenih in neobvezujočih počitnicah. Vse to je zelo daleč od doma, kjer je resno življenje. Doma je Evropa. „Normalne”, evropske, urbane, univerzalno ovrednotene manifestacije kulture, kot je recimo srbska, se pri tem, razumljivo, ignorirajo. Drugi del odgovora je povezan s vsesplošno komercializacijo slovenske družbe in njenih vrednot: vredno in sprejemljivo je to, kar je najlažje prodati, in tukaj se vse bolj pogosto končajo vse razprave o kakovosti in okusu.4 V takem diskurzu se da vse relativizirati; tako je že omenjana Ceca Ražnatović dobila neverjeten prostor v slovenskih medijih v času njenega koncerta v maju l. 2005, celo na nacionalni televiziji, ki naj bi skrbela za kulturno politiko v državi. Povezano s prvim delom odgovora pa je dejstvo, da je omenjena gospa na veliko reklamirana kot „ikona srbske glasbe”, in se je v medijih celo pojavljal argument, da njen koncert v slovenski prestolnici potrjuje, da se v Sloveniji skrbi za kulturne potrebe Srbov, ki v tej državi živijo v 36 velikem številu. Argument, ki ga je veliko Srbov v Sloveniji (vključno z avtorico tega besedila) doživelo kot žaljiv, saj so zanje C. Ražnatović in njen soprog ter njena glasba najizrazitejši simbol časov in vrednot režima Slobodana Miloševića, zaradi katerega je nenazadnje veliko od njih tudi zapustilo Srbijo. Čeprav to ni dejstvo, ki je v Sloveniji neznano, je izenačevanje vseh že preverjeno učinkovit mehanizem orientalizacije. Lahkotno sprejemanje takih vrednot in takih mehanizmov, ki so zadnje čase značilni za slovensko družbo, bi težko ne povezali s trenutno politično in družbeno situacijo v Republiki Sloveniji. Kot se zdi, je ravno današnji čas, bolj kot kadarkoli pred tem, ožigosan s pomanjkanjem politične in družbene angažiranosti kulturnih delavcev. Ali pa je naključje, da je prav skupina „Laibach”, za katero lahko rečemo, da je prava „slovenska glasbena ikona”, in to po svetovno priznanih merilih, in istočasno ena izmed redkih glasbenih skupin na slovenski sceni, katerih člani ob muziki izražajo tudi čvrsto politično stališče in zagovarjajo določene družbene vrednote, dobila drastično zmanjšano denarno podporo Ministrstva za kulturo Republike Slovenije, ki sofinancira najkvalitetnejše izvajalce javnih kulturnih programov s področja uprizoritvene, glasbene, vizualne ter intermedijske umetnosti?5 OPOMBE 1 2 3 4 5 Prav zaradi skupne zgodovine večnacionalne države Jugoslavije šteje zgodovinarka Maria Todorova Slovenijo za del Balkana, ker “zgodovine Balkana v 20. stoletju ni možno predstaviti, če se območje nekdanje Jugoslavije ne obravnava kot celota” (prim. Maria Todorova, Introduction: Learning Memory, Remembering Identity, v: “Balkan Identities, Nation and Memory”, Maria Todorova (ed.), New York: New York University Press 2004, str. 13, opomba 27). Vir: Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004. Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004. To je, recimo, bilo zelo razvidno v diskusiji o slovenskem turbo-folku v oddaji “Trenja” na POP-TV 3. februarja 2005. Prim. Izjavo za javnost skupine „Laibach” ob vložitvi tožbe zoper državo v časopisu „RockOnNet”, 11. marec 2005, http://www.rockonnet.com/clanek. php?id=2&article=2930. Schicksalhafter Charme des Südens Schicksalhafter Charme des Südens Die Beziehung der Slowenen zur Kultur der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken Im Mai 2004 wurde Slowenien als erster und erfolgreichster der auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens entstandenen Staaten Teil der großen europäischen Familie. In der Zeit nach den Feiern anlässlich der einjährigen Mitgliedschaft in der EU und nach 14 Jahren der Unabhängigkeit Sloweniens erscheint es mir sinnvoll, sich die Frage zu stellen, wie die Beziehung Sloweniens und seiner Bürger zum Rest des einstigen gemeinsamen Staates aussieht. Fast eineinhalb Jahrzehnte nach dem Zerfall Jugoslawiens versuchen die ehemaligen Teilrepubliken als unabhängige Staaten, trotz verschiedener Probleme und offener Fragen, die zwischenstaatlichen Beziehungen zu verbessern. Wie aber verhält es sich mit der individuellen und kollektiven Erinnerung, die im Laufe des über 70-jährigen Bestehens Jugoslawiens entstanden ist? Die gemeinsame Erinnerung, die die ehemaligen Bürger Jugoslawiens ungeachtet ihrer kulturellen Unterschiede miteinander teilen, stellt noch immer in großem Maße sowohl Nähe als auch Distanz zum Anderen und auch gegenüber Dritten her.1 Das tritt beispielsweise bei internationalen Sportereignissen zutage: Wenn „unsere“ Nationalmannschaft ausscheidet, drücken wir als vormalige Jugoslawen für „unser ehemaliges“ Team, d.h. für die Mannschaft einer der ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens die Daumen. Dasselbe gilt für die Musikgeschäfte, wo auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens produzierte Musik nicht internationalen Gruppen zugeordnet wird, sondern als „ehemalige jugoslawische Musik“ einen besonderen Status einnimmt. Die Beziehung gegenüber den anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken ist in Slowenien schon deswegen eine besondere, weil viele Bürger des ehemaligen Jugoslawiens heute Einwohner oder sogar Staatsbürger Sloweniens sind. Wie sieht diese Beziehung aus und wie ist sie entstanden? In weiterer Folge wird in diesem Artikel das Augenmerk auf die Beziehung der Slowenen zu den Serben und deren Kultur gerichtet, wobei der Versuch unternommen wird, Antworten auf die zuvor gestellten Fragen zu finden. Viele Slowenen besuchen seit einigen Jahren immer häufiger Serbien. Nach einem Jahrzehnt der „Eiszeit“ wird Serbien von den Slowenen „aufs Neue entdeckt“. Wie sieht dieser Staat aus? Eine Folge der Serie Čez planke (Über die Zaunlatte) im staatlichen slowenischen Fernsehen, in der andere Länder und deren Bräuche vorgestellt werden, wurde Serbien und Montenegro gewidmet. Serbien wurde als ein bizarres Reich des Turbofolks (eine Mischung aus Disco, Rap, Techno, Bauchtanz und serbischen Liedern) präsentiert, und einen Großteil der Sendung widmete man den Interpreten dieser Musikrichtung. Mit Svetlana Ražnatović alias Ceca führte eine Journalistin in den Räumen des Fußballklubs Obilić ein Interview. Die Leitung des Klubs erbte sie von ihrem getöteten Mann Željko Ražnatović alias Arkan, der als einer der größten Kriegsverbrecher im ehemaligen Jugoslawien gilt. In der Sendung erschienen auch viele außergewöhnliche Persönlichkeiten, wie z. B. Giovanni, ein Gigolo, der in Vrnjačka Banja, dem bekanntesten Kurort Serbiens, aktiv ist und für Geld Damen reiferen Alters die Langeweile vertreibt. Kein Wort 37 Schicksalhafter Charme des Südens über serbische Schriftsteller, Schauspieler und Forscher. Kein Wort über Theater-, Film- oder Musikfestivals. Ein ähnliches Bild von Serbien wird von den slowenischen Reisebüros vermittelt, die Silvester-Reisen nach Belgrad, Wochenendausflüge oder längere Reisen nach Guča zum TurbofolkFestival (Sabor Trubača) organisieren. Zu den von den Reisebüros angebotenen Topattraktionen von Belgrad zählt das Haus von „Ceca“ Ražnatovič und eine unvergessliche Party auf einem Floß auf der Save mit Turbofolkmusik. Weil das Angebot von der Nachfrage bestimmt wird, ist es verständlich, das das offeriert wird, was sich am besten verkaufen lässt. Dennoch kennen die Slowenen auch andere Seiten der serbischen Kultur: Sie hören serbische Rockmusik, besuchen serbische Theaterstücke und sehen sich serbische Filme an. Billige Partys sind nicht der einzige Grund, warum die Slowenen nach Serbien fahren. Doch über diese andere Seite Serbiens wird in den slowenischen Medien fast gar nichts berichtet. Was fällt einem durchschnittlich informierten Slowenen ein, wenn man ihn über ein Musikfestival in Serbien befragt? Die Trompeter in Guča, einige heiße Sommertage im August mit wilder Partylaune, balkanischer Musik und balkanischem Essen in einer alkoholgetränkten Atmosphäre. Was ist mit dem EXIT, einem der größten Festivals für moderne Musik auf dem Balkan, das im Jahre 2005 in Novi Sad schon zum fünften Mal veranstaltet wurde? Anfang Juli 2005 nahmen viele junge Slowenen und Sloweninnen an dieser Veranstaltung teil, wie bereits 2004 und in den Jahren davor. In den slowenischen Medien wurde diesem Ereignis aber nur wenig Platz eingeräumt, obwohl EXIT ein Festival von internationaler Dimension ist. Warum spricht kein Mensch in 38 Slowenien über die Kultur des Balkans, die zugleich sehr europäisch, urban und mit der Kultur von Weltmetropolen vergleichbar ist? Warum ist für Slowenien nur derjenige Teil der serbischen Kultur interessant, der einen starken Geruch von Geschmacklosigkeit hat? Wenn es um einen Staat ginge, der Tausende Kilometer von Slowenien entfernt wäre und über den die Slowenen nur wenig Ahnung hätten, könnte man die Erklärung in Unwissenheit und Unverständnis suchen. Hier handelt es sich aber offensichtlich um etwas anderes. Obwohl einige slowenische Intellektuelle die „Jugonostalgie“ unter den Slowenen und deren Reisen nach Serbien ausschließlich mit wirtschaftlichen Aspekten begründen und als paralleles Beispiel die Reisen in die Tschechoslowakei vor einigen Jahren anführen, ist es schwer vorstellbar, dass die Slowenen massenweise das neue Jahr in Belgrad feiern, nur weil dort alles billig ist. Kann es auch daran liegen, dass in der Silvesternacht in den Straßen von Belgrad die bekanntesten serbischen Rock & Pop Gruppen auftreten, die auch in Slowenien sehr populär sind? Sind vielleicht die Konzerte von Rambo Amadeus, Van Gogh, Darkwood dub und anderen – also wiederum ein urbanes Musikereignis – das die Stadt Belgrad jedes Jahr zu Silvester für die Bürger und Gäste veranstaltet, gerade das, was die jungen Slowenen an der serbischen Metropole so fasziniert? Und nicht zuletzt: Was wussten die Slowenen (und auch all die anderen) über die tschechische und slowakische Musik und Kultur, als sie massenweise dorthin auf billigen Winterurlaub gefahren sind? Es zeigt sich, dass das slowenische Interesse an Serbien nicht alleine mit wirtschaftlichen Faktoren zu erklären ist, vor allem wenn wir einen Blick auf die moderne slowenische Kulturpro- Schicksalhafter Charme des Südens duktion werfen. Als Beispiel könnte man die zeitgenössische slowenische Filmproduktion anführen. Die drei beliebtesten slowenischen Filme nach 1991 sind Kajmak in marmelada (Kajmak und Marmelade), 2003; Outsider, 1997 und Nikogaršnja zemlja (Niemandsland), 2001. Der auf Platz eins der Beliebtheitsskala rangierende Film Kajmak in marmelada mit mehr als 100.000 Zuschauern2 ist eine Liebesgeschichte zwischen einer Slowenin und einem Bosnier. Der Filmautor und Hauptdarsteller Branko Jurić3 spielt im Film mit den gegenseitigen Vorurteilen, die Slowenen und Bosnier voneinander haben. Der Film Outsider (Regisseur Andrej Košak) zeigt die Probleme eines Jugendlichen aus einer Mischehe: Sein bosnischer Vater war Offizier in der JNA (Jugoslovenska Narodna Armija/Jugoslawische Volksarmee) und seine Mutter slowenische Hausfrau. Die Arbeit des Vaters verlangt von der Familie häufige Übersiedlungen. Die Geschichte beginnt mit deren Ankunft in Ljubljana im Jahre 1979. Im Film kollidieren die starren Prinzipien des jugoslawischen Offiziers und die Denkweise seines Sohnes, die stark von der Punk-Kultur in Ljubljana beeinflusst ist. Der dritte Film auf der Beliebtheitsskala, Nikogaršnja zemlja (Regisseur Danis Tanović), spielt im bosnischen Kriegsgebiet und berichtet vom Schicksal dreier Soldaten, die verschiedenen feindlichen Armeen angehören und im Niemandsland aufeinander treffen. Die drei beliebtesten slowenischen Filme sind also auf irgendeine Weise mit dem ehemaligen Jugoslawien verbunden. Der Filmkritiker Marcel Stefančič meint dazu: „Wenn ein slowenischer Film erfolgreich oder sogar ein Megahit werden sollte, muss die Geschichte irgendwie mit dem ehemaligen Jugoslawien verbunden sein. […] Wenn ein slowenischer Film Erfolg haben will, darf er die ,Bosnier’4 und andere ,Südländer’5 nicht ignorieren. Der Süden ist eine Erfolgsgarantie“. Die gemeinsame Erinnerung an das ehemalige Jugoslawien trägt noch immer viel zur kulturellen Ausprägung der postjugoslawischen Gesellschaften bei. Wie kann man sich indessen die Betonung der sehr unterschiedlichen Rezeption der verschiedenen, zum Teil bizarren Aspekte der serbischen Kultur in der slowenischen Öffentlichkeit erklären? Stellen wir die Frage vom Niveau „der einfachen Leute“, d.h. der Kulturverbraucher, aus: Warum vergöttern die Slowenen massenweise „Ceca“ Ražnatović und wieso tragen sie beim Sabor in Guča T-Shirts mit der Porträts der Kriegsverbrecher Ratko Mladić und Radovan Karadžić? Der Belgrader Journalist Teofil Pančić beschreibt in der Wochenzeitung Vreme die slowenische Verherrlichung der serbischen Absonderlichkeit und den „Antiglobalisierungstourismus“ als einen Teil des breiten „turbolinken Diskurses, der sich gegen das politische Establishment, die EU und die NATO richtet.“ Als jemand, der schon fünf Jahre zwischen Belgrad und Ljubljana lebt, die beiden Umfelder sehr gut kennt und sich in beiden zuhause fühlt, kann ich eine komplexere, aus zwei Teilen bestehende Antwort auf die gestellte Frage geben: Das orientalisierte Bild Serbiens als ein hedonistisches Paradies für die Neugierige, Partyhungrige und slowenische Touristen, die des Alltagstrotts überdrüssig sind, ein Paradies voll bizarrer Szenen und Personen, ist nur eine Möglichkeit, die so genannte „Jugonostalgie“, die in allen Ländern des ehemaligen Jugoslawien existiert, zu rechtfertigen. Diese „Jugonostalgie“ scheint vielen mit der Erfolgsgeschichte des unabhängigen Sloweniens unvereinbar. Das Interesse für Serbien und die Beibehaltung des gemeinsamen Kulturraumes ist für einige leichter im Sinne 39 Schicksalhafter Charme des Südens eines Interesse für etwas, das anders und weit weg ist, wobei keine Identifikationsgefahr besteht, zu verstehen – mit bizarren Szenen der Ehrung von Kriegsverbrechern oder mit dem, was auf gewissen Belgrader Flößen passiert, kann man sich nur schwer identifizieren. Dies gelingt nur in ungezwungener und ausgelassener Urlaubsatmosphäre. All dies passiert weit weg von zu Hause, wo sich das ernste Leben abspielt. Zu Hause wartet Europa. „Normale“, europäische, urbane, universell bewertbare Kulturmanifestationen werden dabei logischerweise ignoriert. Der zweite Teil der Antwort hängt mit der allgemeinen Kommerzialisierung der slowenischen Gesellschaft und ihrer Werte zusammen: Wertvoll und akzeptabel ist nur das, was sich verkaufen lässt, und an diesem Punkt enden immer öfter die Diskussionen über Qualität und Geschmack6. In einem solchen Diskurs kann man alles relativieren; die bereits erwähnte „Ceca“ Ražnatović bekam zur Zeit ihres Konzerts in Ljubljana im Mai 2005 unglaublich viel Raum in den slowenischen Medien, sogar im staatlichen Fernsehen, das eigentlich einen Kulturauftrag zu erfüllen hätte. Mit dem ersten Teil der Antwort ist der Umstand verbunden, dass die genannte Sängerin sehr häufig als „Ikone der serbischen Musik“ angesehen wird und in den Medien sogar das Argument auftauchte, dass ihr Konzert in der slowenischen Metropole gezeigt habe, dass die Slowenen auch an die Kulturbedürfnisse der zahlreichen in Slowenien lebenden Serben denken. Ein Argument, das viele Serben in Slowenien (einschließlich der Autorin dieses Artikels) als sehr beleidigend empfanden, da für diese Menschen sowohl „Ceca“ Ražnatović, ihr Ehemann wie auch ihre Musik das bezeichndste Symbol für das Miloševič-Regime sind und viele Serben wegen der damaligen po- 40 litischen Situation das Land verlassen haben. Dieser Umstand ist in Slowenien nicht unbekannt, und das „Über-den-Kamm-Scheren“ aller stellt einen bewährten Mechanismus des Orientalismus dar. Die unreflektierte Annahme solcher Mechanismen, die in der letzten Zeit für die slowenische Gesellschaft charakteristisch sind, lässt sich mit der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Situation in Slowenien erklären. Wie es scheint, ist gerade die heutige Zeit – mehr als je zuvor – durch den Mangel an politischem und gesellschaftlichem Engagement der Kulturschaffenden geprägt. Oder ist es nur ein Zufall, dass das Kulturministerium ausgerechnet der Musikgruppe Laibach, die man nach internationalen Maßstäben wahrlich als „slowenische Musikikone“ bezeichnen kann und die zugleich eine der wenigen slowenischen Musikgruppen ist, deren Mitglieder politische Positionen einnehmen und für bestimmte gesellschaftliche Werte eintreten, die Subventionen drastisch kürzte?7 ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 Gerade wegen der gemeinsamen Geschichte im Vielvölkerstaat Jugoslawien zählt die Historikerin Maria Todorova Slowenien zu einem Teil des Balkans. Man könne nämlich „die Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert nicht richtig darstellen, wenn man das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens nicht als eine Einheit betrachtet“ (vgl. Maria Todorova, Intoduction: Learning Memory, Remembering Identity, in: Maria Todorova (Hg.), Balkan Identities, Nation and Memory. New York 2004, S. 13. Mladina, 5.1.2004. Schauspieler aus Sarajevo, der schon viele Jahre in Ljubljana lebt und der im ehemaligen Jugoslawien wegen seiner Rolle in der legendären TVSerie aus den 80-er Jahren Top lista nadrealista (Topliste des Surrealisten) bekannt ist und auch Mitglied der Rock-Gruppe Bombaj štampa war. Sammelbegriff für alle Bewohner südlich des Flusses Kolpa. Auf Slowenisch južnjaki: Bezeichnug für die Bewohner der südlichen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. Dies kam z. B. in der Diskussion über die slowenische Turbofolkmusik in der Sendung „Trenja“ (POP TV) am 3.2.2005 zum Ausdruck. Vgl. Öffentlichkeitserklärung der Musikgruppe Laibach anlässlich der Klageerhebung gegenüber dem Staat Slowenien in der Zeitschrift RockOnNet (www.rockonnet.com/clanek.php?id=2&article=2930), 11.3.2005. Zeit der Übergänge in Europa Zeit der Übergänge in Europa Ein Thesenpapier � Text: Wolfgang Petritsch Das nachfolgend wiedergegebene Thesenpapier wurde für den Pfingstdialog auf Schloss Seggau (11. bis 14. Mai 2005) vorbereitet und im Rahmen des Forums Politik am 12. Mai – also noch vor der Ablehnung des EU-Verfassungsvertrages durch Frankreich und die Niederlande – präsentiert. Der Titel des Forums Politik „Zeit der Übergänge in Europa“ drückt die vorherrschende europäische Befindlichkeit treffend aus. Europa befindet sich in der Tat in einer Phase der Übergänge – „Übergang“ im Singular wäre zu wenig, um den widersprüchlichen Zustand des Kontinents zu beschreiben; ein Blick zu unseren Nachbarn genügt: Vor genau einem Jahr hat die EU ihre bislang größte Erweiterung erfahren. Zehn neue Staaten, darunter unsere östlichen, nördlichen und südlichen Nachbarn, sind der Union beigetreten. Vor wenigen Tagen (am 25. April) haben Bulgarien und Rumänien in Brüssel ihre Beitrittsverträge unterschrieben, beide sollen voraussichtlich 2007 beitreten. Kroatien wird derzeit noch von einem General – den in seiner Heimat viele immer noch für einen Helden halten, der jedoch vom Haager Tribunal der Kriegsverbrechen bezichtigt wird – vom Verhandlungsbeginn abgehalten; die europäische Ampel steht dort derzeit auf „gelb“. „Wie geht es weiter?“ lautet die Titel-Frage. Um einigermaßen treffsicher die Frage nach der zukünftigen Entwicklung Europas beantworten zu können, muss nach dem „Woher kommen wir?“ und „Wo stehen wir heute?“ geforscht werden. Eines steht fest: Die Europäische Union präsentiert sich in diesen Tagen nicht in bester Verfassung. Wenn es in diesem Europa überhaupt zu einem die nationalen Grenzen überschreitenden öffentlichen Diskurs kommt, dann – fast ausschließlich – über negativ besetzte Themen. Was sind im Augenblick die dominanten „europäischen“ Themen? • Das drohende „Nein“ der Franzosen zur EU-Verfassung und die Suche nach einem „Plan B“, • Arbeitsplätze, die ostwärts wandern (wobei der „Osten“ immer öfter in China oder Indien liegt), • der Euro als „Teuro“, • „grenzenlose“ Kriminalität, 41 Zeit der Übergänge in Europa • illegale Arbeitskräfte, zunehmender Migrationsdruck, • das Versagen „der EU“ oder „Brüssels“ angesichts rasanter Globalisierung • und natürlich das Thema „Türkei“. Diese Stichworte verweisen auf ein diffuses Unbehagen – eine EU-Skepsis – weiter Bevölkerungskreise, das sich im Stimmverhalten bei europäischen Urnengängen (und immer öfter auch bei lokalen Wahlen) manifestiert. Europa ist in Europa nicht beliebt. Auch in Österreich ist die EU-Begeisterung an einem neuerlichen Tiefpunkt angelangt, die europäische Identität ist so schwach ausgeprägt wie seit zehn Jahren nicht. Nur 30 Prozent sehen die EU als eine gute Sache an – bloß im traditionell EU-abgewandten Großbritannien gibt es mit 29 Prozent noch weniger Zustimmung. Die Negativwahrnehmung der EU erreicht derzeit europaweit neue Höhepunkte, obgleich es Entwicklungen gibt, die (gerade aus österreichischer Sicht) zweifellos die Bezeichnung „historisch“ verdienen. Denn: Die jüngste Erweiterung um acht zentral- und osteuropäische Staaten bedeutet: • das Ende der Zweiteilung Europas und damit • die „Rückkehr“ Österreichs ins Zentrum des Kontinents; • die tatsächliche „Erweiterung“ der wirtschaftlichen Möglichkeiten (wird besonders von Österreichs Klein- und Mittelbetrieben und Banken genutzt); • vor allem aber bedeutet die jüngste EU-Erweiterung die Ausdehnung und Konsolidierung der Sicherheits- und Friedenszone Europa Richtung Osten und Südosten. Allerdings: Die gewaltigen Herausforderungen 42 und Probleme, mit denen das europäische Einigungsprojekt konfrontiert ist, dürfen keinesfalls klein geredet werden – sie sind sowohl endogener als auch exogener Natur. Die EU befindet sich in einer „Transformationskrise“. • Die EU-Verfassung ist Chiffre und Synonym für den Anfang vom Ende des europäischen Nationalstaates, der ohnehin bereits viele seiner Funktionen eingebüßt hat. Die Verfassung schafft etwa mit dem Amt des Präsidenten und des Außenministers erstmals eine sichtbare EU-Repräsentanz; das aufgewertete EU-Parlament würde in zunehmenden Maße gemeinsam mit der Staatenvertretung im Rat über die europäischen Gesetze entscheiden. Schließlich sieht die europäische Verfassung die längst überfällige Vereinfachung der komplexen innereuropäischen Entscheidungsabläufe vor. Das mit 350 Seiten voluminös ausgefallene Dokument signalisiert sowohl effizientere Entscheidungsregeln für die EUInstitutionen als auch mehr Einfluss der Bürger und des EU-Parlamentes; kurz, das dringend notwendige demokratische Mehr. Ob dies europäische Realität wird, ist alles andere als sicher. • Der institutionalisierte Zwiespalt des europäischen Wirtschafts- und Sozialsystems zwischen neoliberalem amerikanisch-asiatischem Marktwirtschaftsmodell und kontinentaleuropäischem Sozialstaatsmodell wurde durch den Beitritt der transatlantisch orientierten osteuropäischen Staaten dramatisch verstärkt. Ein Kompromiss zwischen den beiden Modellen ist wohl nicht möglich. • Die EU-Kommission, das Instrument der Zeit der Übergänge in Europa „Vergemeinschaftung“ Europas, tendiert zu neoliberalen Lösungen – siehe die so genannte „Bolkenstein-Direktive“ zur vollständigen Liberalisierung des Dienstleistungsbereiches (trade in services) – die bei EU-Gründern wie Frankreich auf heftige Ablehnung stoßen. • Der Stabilitäts- und Wachstumspakt – hier folge ich dem Urteil des amerikanischen Nobelpreisträgers Joseph E. Stiglitz – ist ein problematisches, weil rigide und mechanistisch angelegtes Disziplinierungsinstrument; die kürzlich erfolgte Reform ist Flickwerk. • Die Europäische Zentralbank verfolgt unbeirrt eine einseitig auf die Eindämmung der Inflation ausgerichtete Politik. Dies war bei der Einführung des Euro notwendig und richtig. Die Folgen rigider monetärer Orthodoxie haben jedoch die nationalen Regierungen in Form von geringem Wachstum und steigenden Arbeitslosenraten zu tragen; neue Arbeitsplätze sind europaweit Mangelware. • Nach der Erweiterung drohen die europäischen Steuer- und Sozialsysteme womöglich noch weiter auseinander zu klaffen (flat tax, „Steuer- und Sozialdumping“, krasse Unterschiede bei Pensionen und anderen staatlichen Transferzahlungen). Dies belastet die Solidarität der Nettozahler mit den auf „light governance“ setzenden osteuropäischen Nettoempfängern. Vor allem aber: • Das Zusammenwachsen Europas folgt überwiegend ökonomischen Effizienzkriterien, der Schaffung eines einheitlichen Wirtschaftsraumes und weniger der Berücksichtigung der – im weitesten Sinne – „kulturellen“ und gesellschaftlichen Bedürfnisse, den individuellen Wünschen und ideellen Zielen seiner Bürger. Der europäische Bürger hat zunehmend das Gefühl, zum Objekt wirtschaftlicher Interessen geworden zu sein. Gesellschaftliche Solidarität und soziale Gerechtigkeit haben im politischen Diskurs keinen Platz mehr. Überhaupt hat die Politik ihre Leitfunktion an „die Wirtschaft“ – wer immer das auch sein mag – abgetreten. Außerdem: Wenn das europäische Projekt auf gemeinsamen Wertvorstellungen gründet, dann fehlt dem zusammenwachsenden Kontinent immer noch das kulturelle Bindemittel; denn europäische Einheit setzt die Berücksichtigung der kulturellen Vielfalt voraus. Erst mit dem Faktor Kultur wird eine „europäische Öffentlichkeit“ möglich, und man wird der drohenden De-Legitimierung des europäischen Projektes und seiner Errungenschaften wirksam und nachhaltig entgegentreten können. • Was nach den Erweiterungen der vergangenen zehn Jahre fehlt, ist eine „Erweiterung in den Köpfen“ – eine intellektuell-geistige Europäisierung der Bürger jenseits alter und neuer Demarkationslinien. „Erweiterung und Vertiefung“ als Erfolgsstrategie? Wenn die EU-Verfassung bei den bevorstehenden Referenden nicht die erforderliche Zustimmung erhält, ist erstmals die bewährte Strategie „Erweiterung und Vertiefung“ in Frage gestellt. Denn gerade die jüngste Erweiterungsrunde wurde unter der Voraussetzung verhandelt, dass die nun zur Disposition stehende Verfassung dem Fortschritt des Integrationsprozesses, der enorm gewachsenen Zahl der Mitglie- 43 Zeit der Übergänge in Europa der und der daraus resultierenden Komplexität, um nicht zu sagen „Unregierbarkeit“ Europas, Rechnung trägt. Diese integrationspolitische Gleichung – die Dialektik und Parallelität von Erweiterung und Vertiefung – scheint nun ernsthaft in Gefahr. Das ist das eigentlich Neue an der gegenwärtigen prekären Situation. Für unsere Nachbarn in Südosteuropa wären die möglichen Folgen unter Umständen gravierend. Die nächste Erweiterung um Bulgarien und Rumänien wäre zwar nicht gefährdet, wohl aber der Zeitpunkt des Beitrittes. Für Kroatien bedeutete ein Nein Frankreichs wohl eine zusätzliche Verzögerung des Verhandlungsbeginnes. In weiterer Folge müssten die restlichen Staaten des „Westbalkans“ – ohnehin belastet mit der Lösung der „Statusfragen“ – noch länger im Wartesaal verbringen; eine bedauerliche Perspektive. Hier gilt es, gemeinsame europäische Antworten zu formulieren und „Kollateralschäden“ so klein wie möglich zu halten; im Hinblick auf die EU-Präsidentschaft keine geringe Herausforderung für Österreich. Zeit der Übergänge? Der Versuch, vier Fragezeichen aufzustellen. Europa Grenzen-los? Was in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als westeuropäisches Projekt begann, sich aber bereits damals „europäisch” nannte, erweiterte sich in alle europäischen Himmelsrichtungen, um schließlich vor einem Jahr die vom Kalten Krieg gezogene Demarkationslinie zu überschreiten. Nun ist der Südosten an der Reihe – und mit der Türkei sind Fragen zu Geographie und Grenzen des Kontinentes, aber auch der längst überfällige Diskurs über die geistigen Grundlagen und Identität(en) Europas, Grundsatzfragen der Zukunft des Einigungsprojektes, nicht mehr länger aufschieb- 44 bar. Endlich europäische Themen, könnte man sagen; grundlegende Fragen, die eine aktive Öffentlichkeit, und zwar die europäische Öffentlichkeit, benötigen und diese wohl auch schaffen werden. Friedensprojekt Europa? Nach innen hat die europäische Integration weiten Teilen des Kontinentes eine in ihrer Dauer und Produktivität historisch einmalige Friedensperiode beschert. Die gilt es zu verlängern, auszubauen und auszudehnen. Aber wie? Die EU ist zum „Global Player“ geworden, und das in einer unübersichtlich gewordenen Welt mit neuartigen Bedrohungen, Ungewissheiten und Herausforderungen. Im Gefolge von 9/11 und dem von den USA erklärten „Krieg gegen den Terror“ rüstet das „Friedensprojekt Europa“ auf. Es bilden sich „Battle Groups“ und „Schnelle Eingreiftruppen“, die „Verlegefähigkeit“ von europäischen Truppen ist konzeptionell aufbereitet, „Transportkapazitäten“ werden als dringend notwendig erachtet; eine etwas verschämt als Europäische Verteidigungsagentur bezeichnete Einrichtung ist im Aufbau; ihre Aufgaben umfassen explizit aber auch „Ermittlung des operativen Bedarfs“ und die „Rüstung“. Dies kontrastiert mit einem sich ausbreitenden Gefühl der Skepsis gegenüber militärischen Lösungen, wie es etwa in den europaweiten Demonstrationen vom Feber 2003 gegen den Irakkrieg spontan zum Ausdruck gebracht worden ist. Jürgen Habermas und Jacques Derrida haben diese Friedensmanifestationen als „Signal für die Geburt einer europäischen Öffentlichkeit“ gedeutet. In der Tat sind damals Millionen Europäer für eine friedliche Lösung auf die Straße gegangen – oftmals gegen die politischen Intentionen ihrer eigenen Regierungen. Zeit der Übergänge in Europa Bürger haben den Slogan vom „Friedensprojekt Europa“ wörtlich genommen; eine vertane Chance für einen möglichen alternativen Gesellschaftsentwurf und für die Stärkung der europäischen Gemeinsamkeit und gemeinsamer Werte. Denn eher früher als später wird sich Europa zu entscheiden haben, wo es als „Global Player“ zwischen den Extrempositionen der US-Militarisierung der Außen- und Sicherheitspolitik und einer – kurzfristig unrealistischen – pazifistischen Position seine Rolle sieht. Dazwischen aber liegt das weite Feld von militärischer „hard power“ und den jetzt schon erfolgreich angewendeten europäischen „soft power“- Bereichen. Wo und wie sich Europa im 21. Jahrhundert in der globalen Sicherheitspolitik und ihres praktischen Einsatzes positionieren wird, sollte eigentlich schon heute eine kritische europäische Öffentlichkeit interessieren. Weiter bemerkenswert: Die traditionellen parteipolitischen Muster befinden sich im europäischen Kontext in Auflösung: Konservative, Liberale und Sozialdemokraten stehen etwa in der Irak-Frage sowohl auf derselben als auch auf der gegnerischen Seite. Die Namen Blair und Berlusconi, Chirac und Schröder bezeichnen eine neue europäische Entwicklung. Das traditionelle Links-Rechts-Schema des 20. Jahrhunderts hat seine Ausschließlichkeit eingebüßt. So verlief etwa die politische Konfliktlinie in der Irak-Frage tendenziell zwischen dem westlichen „Alt-Europa“ und dem östlichen „NeuEuropa“. Die Zustimmung für militärische Lösungen (und damit für den momentanen US-Kurs) ist im ehemaligen kommunistischen Bereich der EU größer als im westlichen Teil. Dies bedeutet eine weitere potentielle Konfliktlinie für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Friedenspolitik. Europa als Wirtschafts- und Sozialunion? Die radikale Vision des friedlichen Zusammenlebens der Völker und Nationen Europas nach dem Zeitalter der „europäischen Bürgerkriege“ begann mit der pragmatischen Verknüpfung der beiden damals noch kriegswichtigen Grundstoffe Kohle und Stahl (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl – EGKS); dies führte zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und schließlich zur Europäischen Union. Das europäische Wirtschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft, die traditionelle Rolle des Staates, stieß noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf breite politische und gesellschaftliche Unterstützung. Die Unterschiede wirtschaftspolitischer Praxis in (West)Europa waren gradueller Natur. Das europäische Sozialmodell – „Sozialstaat“, „soziale Marktwirtschaft“ oder wie immer die Bezeichnungen des „Grand Bargain“ zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern lauteten – hatte sich als Gegenentwurf zum Kommunismus erfolgreich erwiesen und den europäischen Einigungsprozess beschleunigt. Die Quadratur des Kreises schien gelungen, demokratische Freiheit und sozioökonomische Sicherheit erreicht. Mit Ausnahme der anglo-amerikanischen Variante Thatchers, die von Blairs „Drittem Weg“ großteils übernommen wurde, hat sich in Europa erst im Zuge der Globalisierungsdebatte seit den frühen neunziger Jahren eine neue gesellschaftliche Konkurrenzsituation – sozusagen eine „innerwestliche“ – entwickelt. Das neoliberale Gesellschaftsmodell stellt das traditionelle europäische Wirtschafts- und Sozialmodell in Frage. Die neuen europäischen Instrumente – Stabilitäts- und Wachstumspakt, Europäische Zentralbank, Lissabon-Agenda – stellen sich als unflexibel, einseitig auf Inflations- 45 Zeit der Übergänge in Europa — Čas prehodov v Evropi bekämpfung ausgerichtet oder schlicht als unrealistisch heraus. Sie geben keine wachstumspolitische Antwort auf die spezifischen europäischen Herausforderungen (wie etwa Stand und Zustand der europäischen Einigung; demographische Trends, u. a.). Die Zustimmung zur Europäischen Union, die immer noch für steigenden Wohlstand steht, nimmt weiter ab. Politische Reformen und Korrekturen im Sinne einer effizienten Reform – nicht Abschaffung – des bewährten europäischen Modells, lahmen. Wohl auch deshalb, weil es keine Verständigung über das „Nachfolgemodell“ gibt: Soll es das amerikanisch-asiatische sein oder ein reformiertes europäisches Sozialstaatsmodell? Solange es jedoch über diese Frage keine grundlegende Verständigung gibt, solange werden Projekte wie eine „europäische Verfassung“, die diesen Namen auch verdient, den Keim des Scheiterns in sich tragen. Die gegenwärtige Krise kann aber auch als Chance zur gründlichen Neuorientierung des europäischen Einigungsprojektes verstanden werden. Europa als Elitenprojekt? Europa ist nicht von „unten“ gewachsen. Es waren einige beherzte Visionäre – Monet, Schumann, auch De Gaulle und Adenauer – die dem Kriegskontinent eine radikal andere politische Entwicklung als Vision mit auf den Weg aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges gegeben hatten. Der auf „bloß“ wirtschaftliche Einigung der entwickelten Industriestaaten Westeuropas beschränkte Integrationsprozess hatte damit von vorne herein gute Chancen auf Erfolg; der demokratischen Legitimation, einer Massenbasis sozusagen, bedurfte es die längste Zeit nicht; Europa war das Projekt der politischen Eliten schlechthin. Diese Linie blieb in Zeiten hoher 46 wirtschaftlicher Zuwachsraten und ständigen Ausbaus des Wohlfahrtsstaates ohne größere Probleme. Mangelnde demokratische Legitimation wurde durch wirtschaftliche Erfolgsbilanzen zum Wohle breiter Bevölkerungskreise scheinbar wettgemacht. Heute ist in Europa vieles anders. Die „Zeit der Übergänge“ gilt in besonderem Maße für die überfällige Verbreiterung der europäischen Legitimationsbasis. Wie aber geht es weiter? Die neue Qualität Europas, für die eine Verfassung ein Signal wäre, verlangt aber auch, dass die Union aus den Bürotürmen des Elitenprojektes tritt und sich um eine breite demokratische Legitimierung bemüht. Die Union muss sich daher zu einem von der Mehrheit seiner Bürger mitbestimmten und aktiv unterstützten demokratischen und sozialen Europa wandeln. Čas prehodov v Evropi Ta tezni spis je bil pripravljen za Pfingstdialog – Binkoštni dialog na gradu Seggau (11. do 14. maja 2005) in predstavljen v okviru „Foruma politike“ dne 12. maja – torej še pred zavrnitvijo Evropske ustave pogodbe s strani Francije in Nizozemske. Naslov „Foruma politike“ ČAS PREHODOV V EVROPI točno izraža prevladujočo evropsko razpoloženost. Evropa se dejansko nahaja v fazi prehodov – „prehod“ v ednini bi bil premalo, da bi opisal protislovno stanje kontinenta; že en pogled do naših sosedov zadostuje: Pred točno enim letom je EU doživela do sedaj svojo največjo širitev. Deset novih držav, med drugimi so v EU pristopili naši vzhodni, severni in južni sosedi. Pred nekaj dnevi (25. aprila) sta Bolgarija Čas prehodov v Evropi in Romunija v Bruslju podpisali svoji pristopni izjavi, obe naj bi pristopili predvidoma leta 2007. Hrvaško trenutno zadržuje pred začetki pogajanj še general – katerega imajo v domovini še zmeraj mnogi za junaka, čeprav ga je Haaški tribunal obtožil vojnih zločinov. Evropski semafor torej kaže „rumeno“. Kako bo šlo naprej? se glasi vprašanje iz naslova. Da bi kolikor lahko toliko točno odgovorili na vprašanje bodočega razvoja Evrope, moramo raziskati „od kod prihajamo mi?“ in „kje stojimo danes?“. Nekaj je zagotovo: Evropska unija se v teh dneh ne predstavlja najbolje. Če v tej Evropi sploh pride do javnega diskurza preko nacionalnih meja, potem – skoraj izključno – preko negativno ovrednotenih tem. Kaj so v tem trenutku dominantne „evropske“ teme? • Grozilni francoski „ne“ k Evropski ustavi in iskanje po nekem planu B • delovna mesta, ki potujejo proti vzhodu (pri čemer leži „vzhod“ zmeraj pogosteje na Kitajskem ali v Indiji) • evro je „drag“ • „brezmejna“ kriminaliteta • ilegalne delovne sile, naraščajoč migracijski pritisk • neuspeh „EU“ ali „Bruslja“ spričo bliskovite globalizacije • in seveda tema „Turčija“. Te iztočnice opozarjajo na difuzno nelagodje – EU-skepso – velikih krogov prebivalstva, ki se manifestirajo v volilnem obnašanju ob evropskih volitvah (vse pogosteje tudi pri lokalnih volitvah). Evropa v Evropi ni priljubljena. Tudi v Avstriji je EU-navdušenje nedavno prispelo na najnižjo točko, evropska identiteta je tako šibko oblikovana, kot ni bila zadnjih deset let. Samo 30 odstotkov vidi EU kot dobro stvar – samo tradicionalno EU-odbijajoča Velika Britanija ocenjuje nekoliko slabše, namreč z 29 odstotki. Negativno zaznavanje EU je doseglo trenutno po vsej Evropi nov padec, čeprav obstajajo razvoji, ki (prav z avstrijskega stališča) nedvomno zaslužijo oznako “zgodovinski”. Kajti: najmlajša razširitev pomeni razširitev za osem centralnoevropskih in vzhodnoevropskih držav, • konec delitve Evrope in s tem • „vrnitev“ Avstrije v center kontinenta • dejansko „razširitev“ gospodarskih možnosti (korist imajo posebno avstrijska mala in srednja podjetja ter banke) • predvsem pa pomeni najmlajša širitev EU raztezanje in konsolidacijo varnostnih in mirovnih con Evrope v smeri vzhoda in jugovzhoda. Seveda: velikanski izzivi in problemi, s katerimi je konfrontiran evropski združitveni projekt, ne smejo biti pisani z malo – so tako endogene kot tudi eksogene narave. EU se nahaja v „transformacijski krizi“. • EU-ustava je šifra in sinonim za začetek in konec evropskih nacionalnih držav, katere so tako in tako izgubile že veliko svojih funkcij. Ustava ustvarja s funkcijo predsednika in zunanjim ministrom prvič vidno predstavništvo EU; postopno bo prišlo do povzdignjene vrednosti EU-parlamenta in Sveta državnih predstavnikov, ki bodo odločali o evropskih zakonih. Končno 47 Čas prehodov v Evropi • • • • 48 predvideva evropska ustava že davno zakasnelo poenostavitev kompleksnih notranje-evropskih odločitvenih potekov. 350 strani dolg, voluminozen in nenavaden dokument signalizira tako učinkovitejša odločitvena pravila za EU-institucije kot tudi večji vpliv državljanov in EU-parlamenta; na kratko, nujno potreben demokratični Več. Ali bo to postala evropska realiteta, je vse prej kot gotovo. Institucionalizirano neskladje evropskega gospodarskega in socialnega sistema med neoliberalnim ameriškoazijskim tržnogospodarskim modelom in kontinentalno-evropskim socialnodržavnim modelom se je z vstopom transatlantsko orientiranih vzhodnoevropskih držav dramatično povečalo. Kompromis med obema modeloma bržkone ni možen. EU-komisija, instrument „vseskupne“ Evrope, tendira k neoliberalni rešitvi – glej tako imenovano „Bolkenstein direktivo“ k dokončni liberalizaciji storitvenega področja (trade in services) – ki je pri ustanoviteljicah EU, kot je Francija, naletela na ostro odklonitev. Pakt stabilnosti in razvoja – tukaj sledim sodbi ameriškega Nobelovega nagrajenca Josepha E. Stiglitzkega – je problematičen, saj je rigidno in mehanistično zasnovan instrument kazenskih ukrepov; pred kratkim izvedena reforma je krparija. Evropska centralna banka neomajno sledi enostransko na inflacijo orientirano politiko. To je bilo ob vpeljavi evra potrebno in pravilno. Posledice rigidne monetarne ortodoksije pa nosijo nacionalne vlade v obliki majhne rasti in vzpenjajoče se brezposelnosti; nova delovna mesta so v celotni evropski skupnosti blago, ki ga primanjkuje. • Po razširitvi grozi evropskemu davčnemu in socialnemu sistemu verjetno še naprej zijanje vsaksebi (flat tax, „davčni in socialni dumping“, drastične razlike pri rentah in pokojninah ter drugih državnih transfernih plačilih). To obremenjuje solidarnost neto plačnikov s tako imenovanimi „light governance“ evropskimi neto prejemniki. Predvsem pa: • Zraščanje Evrope v eno sledi pretežno ekonomskim kriterijem učinkovitosti, ustvarjanju enotnega gospodarskega prostora;vsemanjpaupoštevanjuvnajširšem smislu „kulturnih“ in družbenih potreb, individualnih želja in idejnih ciljev svojih državljanov. Evropski državljan ima vse bolj občutek, da postaja objekt gospodarskih interesov. Družbena solidarnost in socialna pravičnost nimata več prostora v političnem diskurzu. Nasploh je politika svojo vodilno funkcijo prepustila „gospodarstvu“ – kdor koli že to je. Vrh vsega: če evropski projekt temelji na skupnih predstavah o vrednotah, potem manjka zraščajočemu se kontinentu kulturnega veziva; evropska enotnost predpostavlja upoštevanje kulturnih raznolikosti. Šele s faktorjem kulture bo mogoča „evropska javnost“, bo grozeča delegitimacija evropskega projekta in njenih pridobitev učinkovita in bo mogla trajno stopiti nasproti. • Kar manjka razširitvi preteklih deset-, let, je „razširitev v glavah“ – intelektualnoduševna evropeizacija državljanov onstran starosti in demarkacijskih linij. Čas prehodov v Evropi „Razširitev IN poglobitev“ kot strategija uspeha? Če EU-ustava ob bližajočem se referendumu ne prejme potrebne privolitve, je zanesljiva strategija „razširitve in poglobitve“ prvič postavljena pod vprašaj. Saj so prav ob najmlajšem razširitvenem krogu izhajali iz predpostavke, da je na razpolago dana ustava koncipirana kot – upoštevajoč razvoj integracijskih procesov, enormnega povečanja števila članic in iz tega izhajajoče kompleksnosti – „zmožna upravljanja“ Evrope. Ta integracijsko-politična računica – dialektika IN vzporednost razširitve in poglobitve – izgleda sedaj resno ogrožena. To je pravzaprav novo pri sedanji neugodni situaciji. Za naše sosede v jugovzhodni Evropi bi bile v določenih okoliščinah mogoče posledice hude. Naslednja širitev z Bolgarijo in Romunijo naj ne bi bila ogrožena, pač pa čas njunega pristopa. Za Hrvaško bi pomenil francoski “ne” najbrž dodatno upočasnitev začetka pogajanj. Kot nadaljnja posledica bi morale ostale države „zahodnega Balkana“ – že tako obremenjene z rešitvijo „statusnih vprašanj“ – še dlje časa preživeti v čakalnici, kar je obžalovanja vredna perspektiva. Tukaj velja formulirati skupne evropske odgovore in kolikor mogoče držati „kolateralno škodo“ na vajetih; z ozirom na EU-predsedovanje nikakor ne majhen izziv za Avstrijo. Čas prehodov? Poskus, postavitve štirih vprašajev. Evropa brez meja? Kar se je v petdesetih letih prejšnjega stoletja začelo kot zahodnoevropski projekt – že takrat se je imenoval „evropski“ – in se razširilo na vse evropske strani neba, je končno pred letom dni prekoračil demarkacijsko linijo hladne vojne. Sedaj je na vrsti jugovzhod… in s Turčijo so na vrsti vprašanja geografije in meja kontinenta, pa tudi že davno zapadel diskurz o duhovnih temeljih in identiteti/-ah Evrope, načelnih vprašanjih prihodnosti združitvenega projekta; vprašanja, katerih se ne da več odrivati. … Končno evropske teme, bi lahko rekel človek, temeljna vprašanja, ki potrebujejo aktivno javnost, namreč evropsko javnost, in kateri bodo tudi kos. Evropa projekt miru? Navznoter je evropska integracija prostranim delom kontinenta v svojem trajanju in produktivnosti naklonila zgodovinsko enkratno obdobje miru. To velja podaljšati, nadgraditi in raztegniti. Ampak kako? EUjepostala„globalplayer“,intovnovonastalem nepreglednem svetu z nevarnostmi novega tipa, negotovostmi in izzivi. V spremstvu z 9/11 in s s strani ZDA napovedano „vojno proti terorizmu“ se je oborožil „Evropski projekt miru“. Nastale so „battle groups“ in hitre intervencijske enote, „sposobnost prestavitve“ evropskih enot je bila koncepcionalno obdelana, „transportne kapacitete“ naj bi bile nujno potrebne; ena nekoliko sramežljiva, „Evropska obrambena agentura“ imenovana ustanova, je v gradnji; njene naloge zajemajo eksplicitno tudi „odkrivanje operativnih potreb“ in „oboroževanje“. To je v kontrastu z razširjajočim se občutkom skepse do vojaških rešitev, kot recimo v času spontanih demonstracij po vsej Evropi februarja 2003 proti Iraški vojni. Jürgen Habermas in Jacques Derrida sta te manifestacije miru tolmačila kot „signal za rojstvo evropske javnosti“. Dejansko so takrat milijoni Evropejcev za mirno rešitev odšli na ulice – dostikrat proti političnim nameram njihove lastne vlade. Državljani so 49 Čas prehodov v Evropi slogan Evropa projekt miru vzeli dobesedno; zamujena priložnost za možen alternativni družbeni osnutek in za krepitev evropskih skupnih potez ter vrednot. Kajti prej kot pozneje se bo Evropa odločala, kje vidi svojo vlogo kot „global player“, med ekstremnima pozicijama militarizacije zunanje in varnostne politike po vzoru ZDA in neko – kratkoročno nerealistično – pacifistično pozicijo. Vmes pa leži prostrano polje, od vojaškega „hard power“ in sedaj že uspešno uporabljenih evropskih „soft power“ področij. Kje in kako se bo pozicionirala Evropa v 21. stoletju v globalni varnostni politiki in s svojim praktičnim posredovanjem, bi pravzaprav moralo že danes zanimati kritično evropsko javnost. Dalje omembe vredno: Tradicionalen strankarsko-politični vzorec v evropskem kontekstu je v razkroju: konzervativni, liberalni in socialni-demokrati stojijo ob vprašanju Iraka tako na isti kot tudi na strani opozicije. Imena Blair in Berlusconi, Chirac in Schröder označujejo nov evropski razvoj. Tradicionalen levo-desni vzorec 20. stoletja je svojo izključnost zapravil. Tako približno poteka politična konfliktna linija ob vprašanju Iraka tendenčno med zahodno „staro Evropo“ in vzhodno „novo Evropo“. Privolitev za vojaško rešitev (in s tem trenutno usmeritev ZDA) je v bivšem komunističnem območju EU večja kot v zahodnem delu. To pomeni dodatno potenciano konfliktno linijo za skupno evropsko varnostno in mirovno politiko. Evropa kot gospodarska in socialna unija? Radikalna vizija miroljubnega skupnega življenja ljudstev in narodov Evrope po dobi „evropskih državljanskih vojn“ se je začela s pragmatično povezavo takratnih dveh še 50 vojaško pomembnih prvin :premoga in jekla (ECCS); to je vodilo k Evropski gospodarski skupnosti (EGS) in končno k Evropski uniji. Evropski gospodarski model socialnega tržnega gospodarstva in tradicionalna vloga države sta še v osemdesetih letih prejšnjega stoletja naletela na široko politično in družbeno podporo. Razlike gospodarsko-politične prakse v (zahodni) Evropi so bile gradualne. Evropski socialni model – „socialna država“, „socialno tržno gospodarstvo“ ali kakor koli se je že glasila oznaka „Grand Bargain“ med delodajalci in delojemalci – se je kot protiosnutek v primerjavi s komunizmom izkazal za uspešnega in je evropski združitveni proces pospešil. Kvadratura kroga je bila videti uspešna, demokratična svoboda IN socialnoekonomska varnost dosežena. Z izjemo angleško-ameriške variante Thatcherjeve, katero je Blair s svojo „tretjo potjo“ večinoma prevzel, se je v Evropi šele v teku globalizacijske debate iz zgodnjih devetdesetih let razvil nov družbeni konkurenčni položaj – takorekoč „notranje-zahodni“. Neoliberalni družbeni model postavlja tradicionalen evropski gospodarski in socialni model pod vprašaj. Novi evropski instrumenti – Pakt stabilnosti in rasti, Evropska centralna banka, Lizbonska deklaracija – se izkažejo kot nefleksibilni, enostransko usmerjeni k zatiranju inflacije ali končno kot nerealistični. Ne dajejo nobenega novega političnega odgovora na specifične evropske izzive (kot so položaj in stanje evropske združitve, demografske tendence itn.). Odobravanje Evropske unije, ki še zmeraj velja za naraščajočo blaginjo, še zmeraj upada. Politične reforme in korekture v smislu učinkovite reforme – ne ukinitve – zanesljivega evropskega modela šepajo. Verjetno tudi zato, ker ne obstaja komunikacija o „naslednjem Čas prehodov v Evropi modelu“: Naj bi to bil ameriško-azijski ali reformirani evropski socialnodržavni model? Dokler pa o teh vprašanjih ne bo obstajala temeljna komunikacija, tako dolgo bodo projekti kot „evropska ustava“, ki to ime tudi zasluži, v sebi nosili klico neuspeha. Trenutna kriza pa je lahko tolmačena kot priložnost za temeljito reorientacijo evropskega združitvenega projekta. Evropa kot projekt elit? Evropa ni zrasla „od spodaj“. Bilo je veliko srčnih vizionarjev – Monet, Schumann, tudi De Gaulle in Adenauer -, ki so vojnemu kontinentu dali radikalno drugačen političen razvoj kot vizijo na pot iz ruševin 2. svetovne vojne. Saj na „golo“ gospodarsko združitev razvitih industrijskih držav zahodne Evrope omejen integracijski proces je imel že od samega začetka dobre možnosti za uspeh; demokratična legitimacija, masovna baza takorekoč, pa je v zadnjem času ni potrebovala; Evropa je bila kratko malo projekt političnih elit. Ta linija je ostala v času visoke gospodarske stopnje rasti in nenehne izgradnje državne blaginje brez večjih problemov. Pomanjkanje demokratične legitimacije je bilo skozi gospodarsko bilanco uspeha v korist širših krogov prebivalstva navidezno nadoknadeno. Danes je v Evropi veliko drugače. „Čas prehodov“ velja v večini za zapoznelo razširitev evropske legitimacijske baze. Kako pa bo šlo naprej? Nova kvaliteta Evrope – za katero bi lahko bila ustava signal – pa tudi zahteva, da Unija izstopi iz pisarniških stolpov elitnega projekta in se potrudi za široko demokratično legitimacijo. Unija se mora zatorej spremeniti v eno, v katerem soodloča večina državljanov in aktivno podpira demokratično in socialno Evropo. ZUR PERSON – O AVTORJU Wolfgang Petritsch Der Autor ist österreichischer Vertreter bei den Vereinten Nationen in Genf und war zwischen 1998 und 2002 in verschiedenen EU- und internationalen Funktionen in Südosteuropa tätig. – Avtor je avstrijski predstavnik pri Združenih narodih v Ženevi in je med 1998 in 2002 opravljal različne funkcije EU in mednarodne naloge v jugovzhodni Evropi. 51 Bildgalerie – galerija slik II Der Steirische Kulturlandesrat Kurt Flecker eröffnet im März 2005 die Ausstellung „Grenzen erzählen“ – Kurt Flecker član deželne vlade za kuturo je marca 2005 otvoril razstavo „Meje pripovedujejo“ Workshopbetrieb im Pavelhaus: Juli 2005, Besuch aus Ungarn – delavnica v Pavlovi hiši: julij 2005, obisk iz Madžarske 52 Die Universität Graz setzt Akzente Die Universität Graz setzt Akzente Gesamtuniversitärer Schwerpunkt „Südöstliches Europa“ � Text: Roberta Maierhofer Seit Jahrzehnten ist die Universität Graz in vielfältiger Weise mit den Regionen des südöstlichen Europas durch intensive Zusammenarbeit verbunden. Es handelt sich dabei um einen weiten Bogen von Partnerschaften, in deren Rahmen verschiedene Zielsetzungen in Wissenschaft, Forschung, Ausbildung und Wirtschaft verfolgt werden. Ihre traditionelle Rolle in diesem Raum hat die Universität seit den politischen Veränderungen und angesichts der wachsenden politischen und wirtschaftlichen Perspektiven gefestigt und dazu genutzt, an der Entwicklung des gemeinsamen europäischen Bildungsraums maßgeblich mitzuwirken. In der Kooperation mit Südosteuropa stärkt die Universität Graz nicht nur ihre regionale Vernetzung und die gesamteuropäische Dimension ihrer Identität als Bildungsinstitution. Diese Schwerpunktsetzung bedeutet eine Steigerung der Attraktivität sowohl der Universität Graz als auch des Wissenschaftsstandortes Graz im Rahmen transatlantischer internationaler Kooperationen. Im Vizerektorat für Internationale Beziehungen der Universität Graz wurde bereits im Jahre 2000 ein gesamtuniversitärer Schwerpunkt Südöstliches Europa als profilbildender Kern des Universitätsentwicklungskonzeptes definiert und stellt im Entwicklungsplan der Universität eines der entscheidenden strategischen Konzepte dar, um die zahlreichen Aktivitäten zu bündeln und besser koordinieren zu können. Seither entstand eine Vielzahl neuer Programme und Kooperationen, die dem wachsenden Interesse sowohl seitens der Studierenden, Lehrenden und Forscher/innen der Universität Graz als auch der Partnerinstitutionen, aber auch der Universität Graz und ihrer Partneruniversitäten als Institutionen Rechnung tragen. Der Bogen der gemeinsamen Aktivitäten spannt sich über Forschungsschwerpunkte an den einzelnen Fakultäten bis hin zu gesamtuniversitären Partnerschaften, Netzwerk- und Projektbeteiligungen. Vergleicht man die Mobilitätszahlen der letzten Studienjahre, so ergibt sich ein Bild, das der Strategie der Universität Graz Recht gibt. Mehr und mehr Grazer Studierende entscheiden sich für einen Studienaufenthalt an einer südosteuropäischen Partnerinstitution. In gemeinsamen Aktivitäten mit dem südöstlichen Europa im Rahmen von Netzwerken (Coimbra Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria, Donaurektorenkonferenz) sowie Programmen wie TEM- 53 Die Universität Graz setzt Akzente PUS (Trans- European Mobility Programme for University Studies), CEEPUS (Central European Exchange Program for University Studies), MOEL-Plus (Mittel- und Osteuropäische Länder) etc. bemüht sich die Universität Graz, dem steigenden Interesse an Kooperationen mit dieser für den Bildungsstandort Graz außerordentlich wichtigen Region gerecht zu werden. Darüber hinaus wurden an der Universität Graz zahlreiche Schwerpunktprogramme ins Leben gerufen, wie etwa die Stipendienprogramme mit den Universitäten Zagreb/Kroatien und Niš/Serbien sowie das Abschluss-Stipendium, mit dem das Vizerektorat für Internationale Beziehungen zahlreiche Studierende aus Nicht-EU/ EWR-Ländern beim Abschluss ihres Diplom-, Lehramts- oder Dissertationsstudiums an der Universität Graz unterstützen konnte, wobei mehr als 80% der Stipendien an Studierende aus Südosteuropa vergeben wurden. Gemeinsam mit der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen bei der Europäischen Union (COMECE) und der Diözese Graz-Seckau entwickelt die Universität Graz zurzeit die Sommeruniversität Seggau (Beginn: 2006) mit dem Ziel der Profilierung künftiger Führungskräfte für Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion. Interdisziplinäre Begegnung und Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Studierenden mit den Schwerpunkten Ost- und Südosteuropa stehen dabei ebenso im Mittelpunkt des 14-tägigen Programmes wie das Aufzeigen kultur- und geistesgeschichtlicher Dimensionen der aktuellen europäischen Integration. Bietet sich mit all den erwähnten Programmen vorrangig Lehrenden und Studierenden die Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse zu erweitern, so versteht es die Universität Graz darü- 54 ber hinaus als ihre Aufgabe, als „Lebenspartnerin“ die Schwerpunktsetzung „Südöstliches Europa“ der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wie sie es ab Wintersemester 2005/2006 mit der überfakultären Vortragsreihe „SOE-Akademie“ vorhat. Dass es sich nicht nur um eine strategische Schwerpunktsetzung der Universität Graz handelt, sondern diese von der Region mit großer Überzeugung mitgetragen wird, beweist die Unterstützung zweier wegweisender Projekte durch den Zukunftsfonds Steiermark. In konsequenter Weiterentwicklung der bereits geleisteten Arbeit dokumentieren die Projekte das ernsthafte Bemühen der Universität Graz, die im Entwicklungsplan verankerte Profilsetzung umzusetzen und über die Universitäten hinaus, nachhaltig gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Wirkung zu erzielen. Die Umsetzung des ersten Projektes „Die Steiermark – Internationaler Qualifizierungsstandort für Südosteuropa-Kompetenz“ (http://international.uni-graz.at/soe) berücksichtigt wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Gesichtspunkte gleichermaßen und stellt einen Meilenstein auf dem Weg der Universität Graz zu einem gesamtuniversitären Kompetenzzentrum dar. Ziel dieses über den Zukunftsfonds Steiermark geförderten Projektes ist es, die Nachhaltigkeit des bisher Erreichten für die Region zu festigen und in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen aus dem südöstlichen Europa die Kooperation wesentlich auszubauen und damit die Annäherung der Bildungslandschaften voranzutreiben. Die thematische Bandbreite der Projekte umfasst: • Menschenrechte und wirtschaftliche Zusammenarbeit in Südosteuropa • Südosteuropa-Forschungsprojekt Die Universität Graz setzt Akzente • • • • Südosteuropa-Symposium Südosteuropa-Sommerakademie Kompetenzzentrum Südosteuropa Datenbank Wirtschaft – Recht – Umwelt in Südosteuropa • Regional Policies in Europe • Übersetzer- und Dolmetscherausbildung Deutsch – Albanisch in Graz und Shkodër • Historische Anthropologie im südöstlichen Europa • International Short Course SEE-HEAD • Master of Medical Sciences Alpe-Adria • Studierendenaustauschprojekt mit südeuropäischen Universitäten Mit einem zweiten Projektantrag legt die Universität Graz den Grundstein für eine einzigartige Innovation in der steirischen Bildungslandschaft: Im Rahmen des Zukunftsfonds-Projektes Joint Degrees (http://international.uni-graz.at/ jd/) erarbeitet die Universität Graz sechs Forschungsprojekte. Es handelt sich hiebei um ein von mehreren Universitäten gemeinsam geplantes Studium auf „Bologna-Magister/ Magistra-Ebene“, bei dem mehrere Partnerinstitutionen als multinationale Konsortien gemeinsame Curricula entwickeln. Vor allem die Stärkung der europäischen Dimension des Studiums und die Erhöhung der Attraktivität des Europäischen Bildungsraums stehen dabei im Mittelpunkt. Mit dem Joint Degree in Südosteuropäischer Geschichte sowie der Beteiligung südosteuropäischer Universitäten an einigen der fünf weiteren Programme (Jüdische Studien, Frauen- und Geschlechterforschung, Umweltsystemwissenschaften, Alpen-Adria Joint Degree in Amerikanistik/Anglistik und Lateinamerika-Studien) bietet sich die Universität Graz einmal mehr als Brücke in vielerlei Hinsicht an: Einerseits wird für Österreich der Weg nach Südosteuropa geöffnet, an- dererseits wird im Sinne einer gesamteuropäischen Integration „Europa“ die Möglichkeit geboten, sich erweitert zu verstehen. Die Zusammenarbeit mit den Universitäten Ljubljana (Slowenien) und Cluj (Rumänien) im Rahmen des Teilprojektes Südosteuropäische Geschichte ist nur einer von vielen Bereichen, in denen die Universität Graz erfolgreich mit Partnerinstitutionen aus dem südöstlichen Europa an der Annäherung beider Bildungsräume und der gemeinsamen Umsetzung des BolognaProzesses zusammenarbeitet. Das Projekt zielt u. a. auch auf verstärkte gemeinsame Qualitätssicherung sowie gegenseitige Anerkennung akademischer Grade und Qualifikationen ab. Langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet die Universität Graz mit ihren Partnerinstitutionen in Slowenien, den Universitäten Ljubljana (Univerza v Ljubljani), Maribor (Univerza v Mariboru), mit denen bereits seit 1990 bzw. 1992 gesamtuniversitäre Partnerschaften und weitere zahlreiche bilaterale Abkommen bestehen. Über bilaterale Kooperationen hinaus sind die Universitäten Graz und Ljubljana auch im Rahmen des UTRECHT Network aktiv. So findet alljährlich eine Summer School des Netzwerkes in Ljubljana statt, an dem zahlreiche Studierende der Universität Graz teilnehmen und Lehrende an der Programmgestaltung mitwirken. Beide Universitäten gestalten gemeinsam im Steering Committee des UTRECHT Network die Schwerpunkte des Netzwerkes mit. Eine einzigartige Form der Zusammenarbeit fanden die Universitäten Graz und Maribor im Rahmen des Gemeinsamen Hörsaals Maribor: Studierende beider Universitäten besuchten Lehrveranstaltungen an der jeweiligen Partneruniversität, die automatisch an der Heimatuniversität anerkannt wurden. Studie- 55 Univerza Gradec postavlja poudarke renden aller Fakultäten sowohl aus Graz wie auch aus Maribor bot sich so die Möglichkeit, vom Studienangebot beider Universitäten zu profitierten. Die Wirtschaftskammer Steiermark unterstützte dieses Programm durch die Übernahme der Reisekosten. Dies sind nur einige Beispiele von vielen, die verdeutlichen, wie es der Universität Graz gelingt, mit ihrer Schwerpunktsetzung einen Mehrwert nicht nur für die Institution, sondern für die gesamten Region zu schaffen. In Zusammenarbeit mit unseren langjährigen verlässlichen Partnerinstitutionen wird die Universität Graz auch weiterhin eine aktive Rolle in der regionalen wie internationalen Bildungslandschaft spielen. Univerza Gradec postavlja poudarke Skupno univerzitetno težišče „Jugovzhodna Evropa“ Že desetletja je univerza v Gradcu na veliko načinov in v intenzivnem sodelovanju povezana z regijami Jugovzhodne Evrope. Gre za obširen lok partnerstev, v katerega okviru sledi ciljem znanosti, raziskovanja, izobraževanja in gospodarstva. To tradicionalno pozicijo je Univerza, odkar je prišlo do političnih sprememb in spričo naraščajočih političnih in gospodarskih perspektiv v tem prostoru, utrdila in uporabila za odločilno sodelovanje pri razvoju skupnega evropskega izobraževalnega okvira. V kooperaciji z „Jugovzhodno Evropo“ krepi Univerza Gradec ne le regionalno prepletenost in vseevropsko dimenzijo 56 njene identitete kot izobraževalne ustanove. Težišče pomeni stopnjevanje atraktivnosti tako Univerze Gradec kot tudi znanstvenega središča Gradec v okviru transatlantskih mednarodnih sodelovanj. V uradu rektorjevega namestnika za mednarodne odnose Univerze Gradec so že leta 2000 definirali skupno univerzitetno težišče „Jugovzhodna Evropa“ kot profil izobraževanja, jedro univerzitetnega razvojnega koncepta in predstavlja v izobraževalnem planu Univerze odločilen strateški koncept, namenjen boljši povezanosti in koordinaciji številnih aktivnosti. Od takrat je nastalo veliko število novih programov in kooperacij, ki upoštevajo naraščajoč interes tako študentov, profesorjev in raziskovalcev Univerze Gradec, kot tudi partnerskih institucij, pa tudi Univerzo Gradec in njene partnerske univerze kot institucije. Lok skupnih aktivnosti se razteza od raziskovalnih težišč posameznih fakultet do skupnih univerzitetnih partnerstev, povezovanj in udeležb pri projektih. Primerjava (statistik) mobilnosti zadnjih študijskih let daje sliko, ki potrjuje strategijo Univerze Gradec. Zmeraj več graških študentov se odloča za študijsko bivanje [izmenjavo] na kateri od jugovzhodnih partnerskih institucij. S skupnimi aktivnostmi z Jugovzhodno Evropo v okviru povezovanj (Coimbra Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria, Donaurektorenkonferenz – Rektorska konferenca Donava), kot tudi s programi TEMPUS (Trans- European Mobility Programme for University Studies), CEEPUS (Central European Exchange Program for University Studies), MOEL-Plus (Mittel- und Osteuropäische Länder) itn., se Univerza Gradec trudi, zadostiti naraščajoči interes za sodelovanje z regijo, ki je za izobraževalno Univerza Gradec postavlja poudarke središče Gradec osrednjega pomena. Še več, na Univerzi Gradec so priklicali v življenje programe in težiščna področja, kot recimo štipendijske programe z univerzama Zagreb/ Hrvaška in Niš/Srbija, kot tudi štipendijo za zaključek študija, s katero urad namestnika za internacionalne odnose podpira številne študente/ke, ki niso iz dežel EU/EWR, pri zaključku njihove diplome, zaključnem izpitu ali dizertaciji na Univerzi Gradec, pri čemer je bilo več kot 80 % štipendij dodeljenih študentom/kam iz Jugovzhodne Evrope. Skupaj s Komisijo evropske škofovske konference pri Evropski uniji (COMECE) in Škofijo Gradec-Seckau razvija trenutno Univerza Gradec poletno univerzo Seggau (začetek: 2006) s ciljem profiliranja bodočih vodilnih kadrov v politiki, upravi, znanosti in religiji. Interdisciplinarno srečanje in sodelovanje med profesorji in študenti s težiščem na Vzhodni in Jugovzhodni Evropi je prav tako v središču pozornosti 14dnevnega programa, kot tudi predstavitev kulturnozgodovinske in duhovnozgodovinske dimenzije aktualne evropske integracije. Tako kot omenjeni programi prednostno ponujajo možnost profesorjem in študentom, da svoje ekspertize sestavijo in nadgradijo, tako razume Univerza Gradec to dejavnost kot svojo nalogo, biti „življenjska družica“ težišču „Jugovzhodne Evrope“ in jo predstaviti širši javnosti, kar načrtuje za zimski semester 2005/2006 v okviru medfakultetne serije predavanj „SOE-Akademije“. Da ne gre le za strateško težišče Univerze Gradec, temveč da jo z močnim prepričanjem podpira celotna regija, dokazuje sodelovanje dveh vodilnih projektov „Zukunftsfonds Steiermark – Štajerskega sklada prihodnosti“. Z doslednim nadaljnjim razvojem že opravljenega dela dokumentirajo projekti resna prizadevanja Univerze Gradec, ki uresničujejo v razvojnih načrtih določene odločitve o profilu in tako tudi skozi univerzitetno dejavnost dosegajo trajno družbeno, gospodarsko in politično delovanje. Izvedba prvega projekta „Štajerska – mednarodno kvalifikacijsko mesto za kopmpetenco Jugovzhodne Evrope“ (http:// international.uni-graz.at/soe) upošteva v enaki meri gospodarske, znanstvene in kulturne vidike ter predstavlja enega od mejnikov na poti Univerze Gradec do splošnega univerzitetnega kompetenčnega centra. Cilj tega, preko Štajerskega sklada prihodnosti dotiranega projekta, je stabilnost do sedaj doseženega za to regijo utrditi in v sodelovanju s partnerskimi institucijami iz Jugovzhodne Evrope sodelovanje bistveno nadgraditi ter s tem pospešiti zbližanje izobraževalnih krajin. Tematska širina projekta zajema: • človekove pravice in gospodarsko sodelovanje v Jugovzhodni Evropi • raziskovalni projekt Jugovzhodna Evropa • simpozij Jugovzhodna Evropa • poletna akademija Jugovzhodna Evropa • center kompetence Jugovzhodna Evropa • banka podatkov gospodarsko-pravno okolje v Jugovzhodni Evropi • regionalne politike v Evropi • izobraževanje tolmačev in prevajalcev nemško-albansko v Gradcu in Skadru (Albanija) • zgodovinska antropologija v Jugovzhodni Evropi • International Short Course SEE-HEAD • Master of Medical Sciences Alpe-Adria • projekt izmenjave študentov/k z južnoevropskimi univerzami. Z drugim projektnim predlogom polaga 57 Univerza Gradec postavlja poudarke Univerza Gradec mejnik za edinstveno inovacijo štajerske izobraževalne krajine: V okviru projekta-sklada prihodnosti pod naslovom „Joint Degrees“ je Univerza Gradec izdelala šest tako imenovanih Joint Degrees (http:// international.uni-graz.at/jd/). Gre torej za skupno načrtovan študij več univerz na stopnji „Bologna-Magister – bolonjskega magistra“, pri čemer razvija več partnerskih institucij skupen kurikulum kot multinacionalni konzorcij. Predvsem krepitev evropske dimenzije študija kot tudi povečanje atraktivnosti evropskega izobraževalnega prostora je pri tem v središču pozornosti. Z Joint Degree iz jugovzhodne evropske zgodovine kot tudi z udeležbo jugovzhodnih univerz pri nekaj od petih nadaljnjih programov (Judovske študije, Ženske raziskave in raziskave spolov kot tudi znanosti sistema okolja, Alpe-Adria Joint Degree iz amerikanistike/anglistike, študiji latinske Amerike) se Univerza Gradec ponuja še enkrat več kot most v mnogoterih pomenih: po eni strani bo za Avstrijo odprta pot proti jugovzhodni Evropi, po drugi strani bo v smislu evropske integracije ponujena možnost, razumeti „Evropo“ kot razširjeno skupnost. Sodelovanje z Univerzo Ljubljana (Slovenija) in Univerzo Cluj (Romunija) v okviru podprojekta „Jugovzhodna evropska zgodovina“ je le eno od mnogih področij, pri katerih uspešno sodeluje Univerza Gradec s partnerskimi institucijami iz „Jugovzhodne Evrope“ pri približevanju obeh izobraževalnih prostorov in skupni izvedbi bolonjskih procesov. Projekt stremi med drugim tudi k povečani skupni zagotovitvi kvalitete, kot tudi obojestranskemu priznavanju akademskih stopenj in kvalifikacij. Dolgoletno uspešno sodelovanje združuje Univerzo Gradec s partnerskima institucijama iz Slovenije, z Univerzo v Ljubljani in Mariboru, 58 s katerima že od leta 1990 oz. 1992 obstaja skupno univezitetno partnerstvo in številni bilateralni dogovori. Z vidika bilateralnih kooperacij sta Univerza Gradec in Univerza Ljubljana aktivni tudi v okviru UTRECHT Networka. Tako v Ljubljani vsako leto prirejajo poletno šolo Networka, ki se je udeležujejo mnogi študenti/ke in profesorji Univerze Gradec, ki sodelujejo tudi pri oblikovanju programa. Obe univerzi skupaj oblikujeta težišča sodelovanja v Steering Committeeju UTRECHT Networka. Edinstveno obliko sodelovanja sta našli Univerza Gradec in Maribor v okviru „skupnih predavalnic Maribor“. Šudenti in študentke obeh univerz so obiskovali predavanja partnerskih univerz, ki so bila avtomatsko priznana tudi na domači univerzi. Tako graškim kot tudi mariborskim študentom/kam vseh fakultet se je ponudila možnost izkoristiti študijsko ponudbo obeh univerz. Štajerska gospodarska zbornica je podprla ta program s prevzemom stroškov prevoza. To je le nekaj primerov od mnogih, ki ponazarjajo, kako uspeva Univerzi Gradec s svojim težiščnim pristopom ustvariti presežno vrednost – ne le za institucijo, temveč za celotno regijo. V sodelovanju z našimi dolgoletnimi zanesljivimi partnerji bo Univerza Gradec tudi nadalje igrala aktivno vlogo v regionalni in internacionalni izobraževalni krajini. Univerza Gradec postavlja poudarke ZUR PERSON – O AVTORJU Roberta Maierhofer Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Frauenförderung der Karl-Franzens Universität Graz • Studium der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik, Lehramt (1985) und Doktorat (1992), Universität Graz • Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften, (1987), State University of New York, Binghamton. • Venia Docendi für das Fach „Amerikanistik“. • Fulbright Professor, University of Pennsylvania, Philadelphia, USA (1995). • Adjunct Associate Professor der Binghamton University, NY (seit 1996). • Paul Petry Preis für Alterswissenschaften (1998). • Vizerektorin für Internationale Beziehungen nach UOG 93 (1999-2003). • Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Frauenförderung nach UG 2002 (ab 2003). – izr. univ. prof. mag. dr. Roberta Maierhofer, M.A., namestnica rektorja za mednarodne odnose in podporo žensk, Karl-Franzens Universität Graz. • Študij anglistike/amerikanistike in germanistike, diploma (1985) in doktorat (1992), Univerza Gradec. • Študij primerjalne književnosti (1987), State University of New York, Binghamton. • Venia Docendi za predmet amerikanistika. • Fulbright Professor, University of Pennsylvania, Philadelphia, USA (1995). • Adjunct Associate Professor, Binghamton University, NY (od 1996). • Nagrada Paul Petry za znanosti tretjega življenjskega obdobja (1998). • Namestnica rektorja za internacionalne odnose po UOG 93 (1999-2003). • Namestnica rektorja za internacionalne odnose in podporo žensk po UG 2002 (od 2003). Univerza Gradec postavlja poudarke Skupno univerzitetno težišče „Jugovzhodna Evropa“. 59 Bildgalerie – galerija slik III Der mazedonische Kurator Oliver Musovik spricht anlässlich der Eröffnung im Juli 2005. – govor makedonskega kuratorja Oliverja Musovika na otvoritvi julija 2005 60 Grenzen erzählen Grenzen erzählen Reflexionen zur Wanderausstellung „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“ Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ 1 � Text: Angelika Brechelmacher Als ARGE grenzen erzählen hatten sich Tanja Täuber, Gabriela Miechtner und ich vor mehr als zwei Jahren die Aufgabe gestellt, den öffentlichen Diskurs zum nachbarschaftlichen Verhältnis zwischen Tschechen/innen und Österreichern/innen, der seit Beginn der Verhandlungen zur bisher größten Erweiterung der Europäischen Union in österreichischen Medien eingesetzt hatte, zu hinterfragen. Welche Bilder, welche Stereotype begründeten die in Meinungsumfragen vordergrün- Rübenernte bei Znojmo – spravilo pese pri kraju Znojmo 61 Grenzen erzählen dig konstatierten „Ängste der Österreicher/innen“2 vor dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik? In wessen Namen pochten politische Machtzirkel auf vereinheitlichend „nationale“ Interessen, die durch den Beitritt der Nachbarstaaten gefährdet würden? [Gemeint ist der Diskurs medialer und politischer Eliten, die in den politischen Zentren den Topos der „Angst der Bevölkerung“ zur Durchsetzung eigener Interessen hervorhoben (FPÖ, Gewerkschaft, Bauernbund etc.)] Wie blickte man an der so genannten „Peripherie“, in der Grenzregion selbst, der Erweiterung entgegen? Überwogen auch hier national bis nationalistisch geprägte „Ängste“ oder hatte sich längst ein regionales, grenzüberschreitendes Bewusstsein entwickelt, das in der Bundeshauptstadt Wien einfach (noch) nicht wahrgenommen wurde? Diese und ähnliche Fragen beschäftigten uns. Wir erwarteten Antworten in der Region selbst, auf beiden Seiten der Grenze, am besten von derjenigen Generation, die nachbarschaftliches Zusammenleben noch vor der Errichtung des Eisernen Vorhangs erlebt hatte. Grenzen erzählen – Sammeln von Erinnerungen. Die Interviewserie „Frauen-Leben an der Grenze“ eröffnete 2003 eine Reihe von grenzübergreifenden Projekten der ARGE grenzen erzählen in der österreichisch-tschechischen Grenzregion Weinviertel-Südmähren. Die älteste Generation hat mit der Zwischenkriegszeit eine Periode erlebt, in der Kontakt zwischen den Ethnien Alltag war. Viele Frauen und Männer beherrschten neben der Muttersprache auch die Sprache der Nachbarn/innen. Fünfzehn biographisch-narrative Interviews mit elf durchschnittlich 80-jährigen Frauen und vier Männern derselben Generation erlaubten uns Einblick in die Kindheit und Jugend dies- 62 seits und jenseits der österreichisch-tschechischen Grenze, in die nachbarschaftlichen Beziehungen, aber auch in die Verfolgungen 1938 und die Zwangsaussiedlungen 1945. In den Interviews trafen wir bisweilen auf stereotype ethnische Abgrenzungen und Abwertungen. Die Erzählungen von persönlichen Begegnungen aber stellten Brüche dieser Stereotype dar und spiegelten sehr wohl nachbarschaftliche Nähe. Die Klischees und ihre Brüche, die persönlichen Erfahrungen im Alltag standen im Mittelpunkt unseres Interesses. Zuhören und Hinschauen. Die Erzählenden sprachen auf Tschechisch und Deutsch, häufiger auf Deutsch. Bisweilen wechselten sie mitten in der Geschichte in die andere Sprache. Manche beklagten, die meisten Vokabeln seit der Schulzeit vergessen zu haben. Als wir dann im Sommer 2004 mit allen Interviewpartnern/innen aus der Interviewserie „Frauen-Leben an der Grenze“ in Retz den internationalen Workshop Grenzen erzählen veranstalteten, funktionierte die Verständigung jedenfalls wunderbar. In einer großen Erzählrunde sprachen Frauen und Männer aus Suchohrdly, Retzbach, Brno, Hohenau, Bulhary und Poysdorf über ihr Leben in der Grenzregion und die Beziehung zu den Nachbarn und Nachbarinnen. Jedes Statement wurde simultan in die jeweils andere Sprache übersetzt. Zwei Stunden Zuhören, ohne Unterbrechung, mit hoher Aufmerksamkeit und gegenseitigem Respekt. Trotz ihres teilweise hohen Alters und trotz der Beschwerlichkeit der Anreise hatten rund dreißig Personen teilgenommen. Gemeinsames Mittagessen, Jause und Plaudern in kleineren Gruppen, gelöste Stimmung bis zum Schluss der Veranstaltung. Grenzen erzählen Foto neue Geschichten, die Schicksale der Eltern und Großeltern, der Tanten und Onkel. Wie sollten wir den Faden behalten, den Blickwinkel der Ausstellung auf die gemeinsame Kindheit und Jugend, die Nachbarschaft in der Grenzregion? Katarina Eder aus Unterretzbach und Terezia Líčeniková aus Bulhary beim internationalen Workshop Grenzen erzählen, Retz 2004 – Katarina Eder iz Unterretzbacha in Terezia Líčeniková iz Bulharya na internacionalnem workshopu Meje pripovedujejo, Retz 2004 Alle unsere Gesprächspartner und -partnerinnen hatten wir mehrmals zu Hause besucht. Mit Tonband und Kamera dokumentierten wir die Gesprächssituationen. Die transkripierten Interviews legten wir den Erzählern/innen nochmals vor, Missverständnisse wurden korrigiert. Immer neue Erinnerungen kamen hoch, Ergänzungen, Einschübe. Viel Zeit nahmen wir uns für die Auswahl der persönlichen Fotos, die in der Ausstellung zum Abschluss der Projektserie dokumentiert werden sollten. Wir saßen lange Nachmittage in Suchohrdly, Hohenau und den anderen Orten und blätterten gemeinsam in den alten Fotos. Zu jedem Ludmila Štanclovás Leidenschaft galt dem Schauspiel in einer Laiengruppe, mit der sie in den späten Zwanzigerjahren in Znojmo und den umliegenden Dörfern auftrat. Ludmila Štanclová verstarb im Frühjahr 2005. – Strast Ludmile Štanclová je bila igra v gledališki amaterski skupini, s katero je nastopala v poznih dvajsetih letih v Znojmovem in okoliških vaseh. Ludmila Štanclová je umrla spomladi 2005. Wir zeichneten alle Gespräche auf, transkripierten und übersetzen die Texte. Die Vorbereitung der letzten und größten Station unserer eigenen Reise durch die Geschichten und die Geschichte der Grenzregion begann. Die zweisprachige Wanderausstellung „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“ – Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ und der deutsch-tschechischsprachige Film „grenzen erzählen“ – „vyprávéní z pohraniči“ sollten das Erlebte sichtbar machen, unabhängig von politischen Einstellungen und historischer Übereinstimmung. Den alltäglichen und auch besonderen „Geschichten der Nachbarschaft“ wollten wir in dieser Ausstellung Raum geben. Der sozialanthropologische Blickwinkel.3 „Grenzen erzählen“ – entwächst der ethnologischen Annahme, dass Kulturen lebendig und in ständiger Bewegung sind. Nachbarschaftliches Interagieren verschiedener ethnischer Gemeinschaften kann auf staatlicher Ebene von nationaler Ab- bzw. Ausgrenzung begleitet sein. Dieses Ineinanderfließen unterschiedlicher gesellschaftlicher Dynamiken entpuppte sich im Lauf der Interviewserie als Schwerpunkt der Forschung. Nicht nur nachbarschaftliches Zusammenleben und grenzüberschreitende Festlichkeiten, sondern auch Zwangsaussiedlungen und traditionelle Vorurteile flossen in die Erzählungen ein. Unser „Ziel war es […], die individuellen Selbst- und Weltbilder so zu 63 Grenzen erzählen Eröffnung in Poysdorf / Weinmarkt – otvoritev v Poysdorfu / Weinmarktu erkunden und ernstzunehmen, wie sie erzählt wurden. […] Die historische Tiefe [der] Untersuchungen hingegen war weitgehend vom kollektiven Gedächtnis selbst bestimmt: Die Geschichte konnte miteinfließen, soweit sie eben eine wahrnehmbare Rolle in den Erinnerungen und Identitätsbildern der Gewährsleute spielt.“4. Aufbau und Gestaltung der Wanderausstellung. Die Ausstellung wurde als virtueller Spaziergang an der Grenze gestaltet. Wir hielten uns an einen groben chronologischen Verlauf. Nicht eingehalten wurde der einheitliche/vereinheitlichende Blickwinkel. Als Gestalterinnen der Ausstellung hüpften wir hin und her, horchten hüben und drüben, fügten zusammen und trennten, indem wir die erzählten Passagen von dieseits und jenseits der Grenze aneinanderreihten, eine einheitliche, national bekömmliche Sichtweise verweigernd. Wir brachten die Erzählungen nur am Rande mit so genannten historischen Fakten in Verbindung. Auf einer einleitenden Tafel listeten wir einige einschneidende Ereignisse von der Zwischenkriegszeit an bis in die Sechzigerjahre auf. „Manchmal weiß man nicht mehr, in 64 welcher Zeit und auf welcher Seite der Grenze man in den Erzählungen gerade eintaucht, aber vielleicht ist das ja auch die zentrale Aussage“, schrieb einer unserer Besucher ins Gästebuch. Das war in unserem Sinn. Im chronologischen Verlauf folgen wir zunächst den Lebensabschnitten unserer Gesprächspartner/innen: Kindheit und Schule dokumentiert die ersten Jahre im Leben unserer Interviewpartner/innen. Viele von ihnen waren in dieser Zeit beider Sprachen mächtig. Festlichkeiten spielten in den erzählten Biografien eine wichtige Rolle. Sie waren Momente kultureller Begegnung. Kirtage und Hochzeiten boten Gelegenheit zu verwandtschaftlichen Besuchen über die Grenze. Steroetype Darstellungen boten Grundlage für kulturelle Vergleiche: „Die haben tanzen können, die Südmährer! Wie die Südmährer haben tanzen können, hat niemand tanzen können. Die haben tanzt, links und rechts!“5 Landwirtschaft – Kleiner Grenzverkehr – Lehrjahre – Schwere Zeiten dokumentieren Broterwerb und lokale und grenzüberschreitende wirtschaftliche Verflechtungen in der Region. Auch Schmuggelgeschichten, liebevoll „Kleiner Grenzverkehr“ genannt, werden schmunzelnd zum Besten gegeben: „Ån d’ Schuach håd mas dakennt, ob de von drüm woan. De håm olle hintn nua die Noht ghåbt, jå? Die unsan habm des Bandl då hintn rauf ghåbt – und wånn wea die Schuach mit da Noht hintn ghåbt hat, da håt ma gwußt, des san die büllichen Bata-Schuach. Do sand d’ Lei mit so rechte Hatscha einigångan und die hams dånn drinnan bein Hoamgehn in an Åcka gwoafm und håm si die neichn Schuach ånzogn.“6 Grenzen erzählen Brüche der Nachbarschaft fasst die Erzählungen zur nachbarschaftliche Situation vom „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 und der Annektierung tschechoslowakischer Gebiete durch die Nazionalsozialisten bis zur Antwort der tschechoslowakischen Regierung bei Kriegsende, der rigorosen Zwangsaussiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung ab 1945, zusammen. und den damit verbundenen Wandel sozialer Begegnungen nach dem Zweiten Weltkrieg, in der kommunistischen Ära und nach der Öffnung der Grenzen 1989. Mit kurzen biografischen Texten werden die Erzähler/innen zum Abschluss der Ausstellung vorgestellt. Fotoporträts geben die Situation des Erzählens wieder. Eine zweisprachige Landkarte vereinfacht das Wiederauffinden von erwähnten Ortschaften. Im Kulturhaus von Bulhary – V kulturnem domu Bulharyja Terezia Líčeniková vor den Abbildungen ihrer Eltern – Terezia Líčeniková pred fotografijami svojih staršev Im Kulturhaus von Suchohrdly bei Znojmo – V kulturnem domu Suchohrdly-ja pri Znojmovem Maria Marschitz bei der Eröffnung im Kulturhaus von Bulhary – Maria Marschitz ob otvoritvi v kulturnem domu Bulharyja Leben an der Grenze richtet den Blick nochmals auf die Veränderungen im Grenzraum Sie benennt die Ortschaften im südmährischen Raum in beiden Sprachen und ermög- 65 Grenzen erzählen licht die räumliche Zuordnung der Erzählungen. Der letzte Teil der Ausstellung schließlich dokumentiert die Wanderung der Ausstellung selbst, im Zickzack durch die Ortschaften des Weinviertels und Südmährens, nach Retz, Suchohrdly u Znojmo, Poysdorf, Bulhary u Mikulova bis in die Kreishauptstadt Brno und ins Museumsquartier in Wien. Beim Aufbau des virtuellen Grenzspaziergangs in den Gemeinden wurde uns nicht nur praktische Hilfe zuteil, die Darstellungen auf den Tafeln wurden jeweils bereits vor der Eröffnung interessiert kommentiert und ergänzt, Personen und Orte wurden wiedererkannt. Zu den Eröffnungen kamen unsere Interviewpartner/innen als Ehrengäste. Manche von ihnen begleiteten die Ausstellung sogar durch mehrere Orte. Die letzte Station führte uns schließlich ganz in den Süden Österreichs, an die Grenze zu Slowenien, ins Pavel-Haus bei Bad Radkersburg. 66 ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 Ein Projekt der ARGE grenzen erzählen in Kooperation mit Česky Svaz Žen / jihomoravská krajská organizace und der ÖAR Regionalberatung GmbH. Vgl. Angelika Brechelmacher, Österreichs Politik auf der Suche nach europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes, in: Helmut Gruber – Florian Menz – Oswald Panagl (Hg.), Sprache und politischer Wandel. Frankfurt u. a. 2003, S. 131-150. – Angelika Brechelmacher, Identity by way of demarcation – the discourse on the expansion of the European Union in Austria´s leading daily papers, in: Anna Duszak (Hg.), Us and Others – Social identities across languages, discourses and cultures. Amsterdam – Philadelphia 2002, S. 293-320. Zitiert aus: Angelika Brechelmacher – Tanja Täuber – Gabriela Miechtner, Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung und DVD „grenzen erzählen“. Wien 2005. Katharina Eisch, Grenze. Eine Ethnographie des bayrisch-böhmischen Grenzraums. München, 1996. Franziska Autrieth, Kleinriedenthal, März 2004. Maria Exel sen., Mitterretzbach, Dezember 2003. Meje pripovedujejo Meje pripovedujejo refleksije potujoče razstave „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“ – „Zgodovina in zgodbe sosedstva“ | Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“1 Kot ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo smo si Tanja Täuber, Gabriela Miechtner in jaz pred več kot dvema letoma zadale nalogo, pogledati v ozadje javnega diskurza o sosedskih odnosih med Čehi/njami in Avstrijci/kami, ki je, od začetka pogajanj ob največji širitvi Evropske unije doslej, zagrabila avstrijske medije. Kakšne prispodobe, stereotipe, centralno ugotovljene „strahove“ „Avstrijcev/k“2 utemeljujejo z raziskavami javnega mnenja pred EU-pristopom Češke republike? Je to bil le diskurz mestnih centrov, ki potiska naprej nacionalne interese? Kakšen je pogled na tako imenovano „periferijo“, v sami obmejni regiji, glede na širitev? Ali tudi tam prevladujejo nacionalni in vse do nacionalistično oblikovanih „strahov“, ali pa se je že zdavnaj razvila regionalna, čezmejna zavest, ki v glavnem mestu Dunaju enostavno (še) ni zaznana? Ta in podobna vprašanja so nas zanimala. Odgovore smo si obetali v regiji sami, na obeh straneh meje, najraje od generacije, ki je sosedsko skupno življenje doživela še pred postavitvijo železne zavese. Meje pripovedujejo – zbiranje spominov. Serija intervjujev „Frauen-leben an der Grenze“ – „Žensko življenje na meji“ je 2003 odprla niz čezmejnih projektov ARGE meje pripovedujejo v avstrijsko-češki obmejni regiji Weinviertel – Južna Moravska. Najstarejša generacija je z medvojnim časom doživela periodo, v kateri je bil stik med etnijama del vsakdana. Veliko žensk in moških je ob materinščini obvladalo tudi jezik sosedov, češko in nemško, nemško in češko. Petnajst biografsko-narativnih intervjujev z enajstimi povprečno 80-letnimi ženskami in štirimi moškimi iste generacije nam je omogočilo vpogled v otroštvo in mladost tostran in onstran avstrijsko-češke meje, v sosedske odnose, pa tudi v preganjanje leta 1938 in v prisilno izselitev leta 1945. V intervjujih smo včasih naleteli na stereotipe etnične razmejitve in razvrednotenja. Zgodbe osebnih srečanj pa so pokazale zlom teh stereotipov in so vsekakor zrcalile sosedsko bližino. Klišeji in njihov zlom, osebne izkušnje v vsakdanjiku, so bili v središču našega interesa. Poslušati in gledati. Pripovedovalci/ke so govorili po češko in nemško, pogosteje po nemško. Včasih so sredi zgodbe zamenjali jezik. Nekateri/e so tožili/e, da so večino besed iz šolskega časa pozabili/e. Ko smo poleti 2004 z vsemi intervjuvanimi iz serije intervjujev „Žensko življenje na meji“ organizirali v Retzu internacionalniworkshop„Mejepripovedujejo“, je razumevanje potekalo vsekakor čudovito. Na velikem pripovednem omizju so govorile ženske in moški iz Suchohrdlyja, Retzbacha, Brna, Hohenaua, Bulharyja in Poysdorfa o svojem življenju v obmejni regiji in o odnosih s sosedi in sosedami. Vsaka izjava je bila simultano prevedena v en ali drug jezik. Dve uri poslušanja, brez prekinitev, z veliko pozornosti in medsebojnega spoštovanja. Kljub njihovi deloma visoki starosti in napornemu prihodu je sodelovalo okrog trideset oseb. Skupno kosilo, malica in klepet v manjših skupinah, so pripomogli k sproščenemu 67 Meje pripovedujejo počutju do konca prireditve. Vse naše partnerje in partnerke pogovora smo večkrat obiskali doma. Z magnetofonskim trakom in kamero smo dokumentirali pogovorne situacije. Prepisane intervjuje smo še enkrat predložili pripovedovalcem/kam, nesporazumi so bili popravljeni. Zmeraj znova so na plano privreli novi spomini, dopolnitve, vrinjeni odstavki. Veliko časa smo si vzeli pri izboru osebnih fotografij, ki naj bi dokumentirale razstavo ob koncu projektne serije. Veliko popoldnevov smo presedeli v Suchohrdlyju in Hohenauu in drugih krajih in skupno listali po starih fotografijah. K vsaki fotografiji nove zgodbe, usode staršev in starih staršev, tet in stricev. Kako naj obdržimo [rdečo] nit, zorni kot razstave na otroštvo in mladost, sosedstvo v obmejni regiji? Posneli smo vse pogovore, jih zapisali in prevedli. Priprava zadnje in največje postaje našega potovanja skozi zgodbe in zgodovino obmejne regije se je začela. Dvojezična potujoča razstava „Zgodovina in zgodbe sosedstva“ | Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ in film v nemškem in češkem jeziku „Meje pripovedujejo“ | „vyprávéní z pohraniči“ naj bi doživeto naredila vidno, neodvisno od političnih naravnanosti in zgodovinskih analogij. Vsakdanjemu in tudi posebnim „zgodbam iz sosedstva“ smo želeli dati mesto na tej razstavi. Socialno-antropološki zorni kot.3 Raziskava „meje pripovedujejo“ izhaja iz etnološke predpostavke, da so kulture žive in v nenehnem premikanju. Sosedsko medsebojno delovanje različnih etničnih skupnosti lahko na državni ravni spremlja nacionalna razmejitev oz. izključevanje. To prehajanje različnih družbenih dinamik se je v teku serije 68 intervjujev izkazalo kot težišče raziskave. Ne samo sosedsko skupno življenje in čezmejne slovesnosti, temveč tudi prisilno izseljevanje in tradicionalni predsodki so vpleteni v pripovedovanja. Naš „cilj je bil […] individualne lastne podobe in podobe o svetu raziskati in jemati resno, kot so bile pripovedovane. […] Zgodovinska globina raziskav pa je bila nasprotno v veliki meri določena s samim kolektivnim spominom: Zgodovina je bila dodana, v kolikor je igrala zaznavno vlogo v spominih in podobah identitete zaupnikov/ c.“(Eisch 1996)4. Postavitev in oblikovanje potujoče razstave. Razstava je bila oblikovana kot sprehod ob osvetljenih inštalacijah vzdolž meje. Držale smo se grobega kronološkega poteka. Nismo pa se držale enotnega/poenotenega zornega kota. Kot oblikovalke razstave poskakujemo sem ter tja, prisluškujemo tod in onstran, spajamo in ločujemo, tako da nizamo pripovedovane pasaže tostran in onstran meje in s tem zavračamo enoten nacionalni pogled. Pripovedi smo samo obrobno povezale s tako imenovanimi zgodovinskimi dejstvi. Na uvodnem panoju smo naštele nekatere odločilne dogodke od medvojnega časa do šestdesetih let. „Včasih človek ne ve več, v katerem času in na kateri strani meje se je pravkar zatopil v zgodbe, toda mogoče je prav to ključna izjava,“ je zapisal eden naših obiskovalcev v knjigo gostov. To je bil tudi naš namen. V kronološkem poteku sledimo življenjskemu obdobju naših pogovornih partnerjev/ic: Otroštvo in šola dokumentira prva leta življenja naših intervjuvancev/k. Mnogi od njih so bili v tistem času dvojezični. Slovesnosti so igrale v pripovedovanih biografijah pomembno vlogo. Bile so trenutki Meje pripovedujejo kulturnih srečanj. Sejmi in poroke so nudili priložnost sorodstvenih obiskov čez mejo. Stereotipni prikazi ponujajo osnovo za kulturne primerjave: „Ti so znali plesati, ti južni Moravci! … tako kot so znali plesati južni Moravci, tako ni znal plesati nihče. Ti so plesali, levo in desno!“1 Kmetijstvo – maloobmejni promet – učna doba – težki časi dokumentirajo zaslužek in lokalno ter čezmejno gospodarsko prepletenost v regiji. Tihotapske zgodbe, ljubko imenovane „maloobmejni promet“, ponazarjajo najbolje: „Po čevljih smo jih prepoznali, ali ti prihajajo od tam preko. Ti [čevlji] so vsi imeli samo en šiv od zadaj, da? Naši so imeli odzadaj trak – in, če je imel nekdo čevlje s šivom od zadaj, smo vedeli, to so poceni Bata čevlji. Od tam so ljudje prišli z res pošvedranimi čevlji, na poti domov pa so se preobuli in stare vrgli na njivo.“5 Prelomi sosedstva združijo zgodbe sosedskega položaja od priključitve Avstrije k nacistični Nemčiji 1938 in anektiranja čehoslovaškega področja s strani nacistov do odgovora čehoslovaške vlade konec vojne, rigoroznega prisilnega izseljevanja nemškogovorečega prebivalstva od 1945. Življenje na meji usmerja pogled še enkrat na spremembe v obmejnem prostoru in s tem povezano spreminjanje socialnih srečanj po drugi svetovni vojni, v komunistični dobi in po odprtju meja 1989. S kratkimi biografijami so ob koncu razstave predstavljeni/e pripovedovalci/ke. Fotografski portreti prikazujejo situacijo pripovedovanja. Dvojezičen zemljevid poenostavlja iskanje omenjenih krajev. V obeh jeziki so poimenovani kraji v južnomoravskem prostoru in s tem omogočajo prostorsko določitev zgodb. Zadnji del razstave končno dokumentira potujočo razstavo samo, v cikcaku skozi kraje Weinviertela in Južne Moravske, proti Retzu, Suchohrdlyju in Znojmovem, Poysdorfu, Bulharyju in Mikulovaji do okrožnega glavnega mesta Brno in v muzejsko bivališče na Dunaju. Pri postavitvi inštalacij v občinah nismo dobile le praktične pomoči, predstavitve na panojih so bile še pred otvoritvami z zanimanjem komentirane in dopolnjene, osebe in kraji prepoznani. K otvoritvam so prišli naši intervjuvanci/ke kot častni/e gostje. Nekateri/ e od njih so spremljali/e razstavo skozi več krajev. Zadnja postaja nas je peljala čisto na jug Avstrije, na mejo s Slovenijo, v Pavlovo hišo v Radgono. OPOMBE 1 2 3 4 5 Projekt ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo je kooperacija z/s kooperací: Česky Svaz Žen – jihomoravská krajská organizace in ÖAR Regionalberatung GmbH prim. Brechelmacher, Angelika (2003): Österreichs Politik auf der Suche nach europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes – Avstrijska politika na poti iskanja evropske identitete – analiza političnega in medijskega diskurza za razvoj in akceptanco „evropskih identitet“ v času avstrijskega predsedovanju svetu, v: Gruber, Helmut; Menz, Florian; Panagl, Oswald (Hg.): Sprache und politischer Wandel – Jezik in politična sprememba. Frankfurt et al.: Peter Lang. S. 131-150. – Brechelmacher, Angelika (2002): Identity by way of demarcation – the discourse on the expansion of the European Union in Austria´s leading daily papers. v: Duszak, Anna (2002) (ed.): Us and Others – Social identities across languages, discourses and cultures. Amsterdam – Philadelphia: John Benjamins. S. 293-320. und 2002). Citirano iz: Brechelmacher, Angelika; Täuber, Tanja; Miechtner, Gabriela (2005): Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung – Potujoča razstava „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“/ „Zgodovina in zgodbe sosedstva“, katalog k istoimenski razstavi in DVD grenzen erzählen – meje pripovedujejo. Wien: ARGE grenzen erzählen Eisch, Katharina (1996): Grenze. Eine Ethnographie des bayrischböhmischen Grenzraums – Meja: Etnografija bavarsko-češkega obmejnega prostora Maria Exel sen., Mitterretzbach, december 2003 69 Meje pripovedujejo – Naša zahvala velja vsem našim intervjuvancen/kam za zaupanje pri našem delu in za odprto in prisrčno vzdušje pri skupnih srečanjih. Razstava in film bosta kmalu umeščena na spletno stran ARGE grenzenerzählen – www. grenzenerzaehlen.at in od novembra 2005 kot virtualni sprehod po razstavi. Zainteresirani lahko naročijo razstavni katalog skupaj s filmom „vyprávéní z pohraniči“ | „grenzen erzählen – meje pripovedujejo“ kot DVD na naslovu [email protected]. ZUR PERSON – O AVTORJU Angelika Brechelmacher Drin Angelika Brechelmacher arbeitet als Sozialanthropologin und Sprachwissenschaftlerin in Wien. Sie interessiert sich für kollektive Ab- und Ausgrenzung, sprachlich konstruierte Identitäten, ihre Verflechtungen und Brüche. Als Shiatsu-Trainerin ist sie in der Erwachsenenbildung tätig. – Drin Angelika Brechelmacher dela kot socialna antropologinja in jezikovna raziskovalka na Dunaju. Zanima se za kolektivno razmejitev in izključevanje, jezikovno konstituirane identitete, njihovo prepletenosti in navade. Kot predavateljica shiatsuja deluje pri izobraževanju odraslih. DANKSAGUNG Unser Dank gilt allen unseren Interviewpartnerinnen und -partnern für ihr Vertrauen in unsere Arbeit und die offene und herzliche Atmosphäre bei den gemeinsamen Begegnungen. Ausstellung und Film werden demnächst auf der Homepage der ARGE grenzen erzählen www.grenzenerzaehlen.at installiert und ab November 2005 virtuell begehbar sein. Interessierte können den Katalog zur Ausstellung inklusive Film „vyprávéní z pohraniči“ | „grenzen erzählen“ als DVD unter [email protected] bestellen. 70 PROJEKTTEAM – PROJEKTNA SKUPINA Drin Angelika Brechelmacher (Projektleiterin), Gabriela Miechtner, Maga Tanja Täuber, Tina Hochkogler. Projektsupervision: Dr. Harald Payer, ÖAR Regionalberatung GmbH. Kooperationspartnerinnen in der Tschechischen Republik: RN Drin Bronislava Milinková und Mgr. Margita Březnová/ ČSŽ – Tschechischer Frauenverband/Kreis Südmähren. – Drin Angelika Brechelmacher (vodja projekta), Gabriela Miechtner, Maga Tanja Täuber, Tina Hochkogler. Projektni nadzor: Dr. Harald Payer, ÖAR Regionalberatung GmbH. Partnerji kooperacije v Češki republiki: RN Drin Bronislava Milinková in Mgr. Margita Březnová / ČSŽ – Češko žensko združenje / okrožje Južna Moravska. FÖRDERUNGEN – PODPORE Die Austellung wurde von Regionalentwicklungsfonds EFRE Wien, Kulturreferat der NÖ Landesregierung und Frauenbüro der Stadt Wien gefördert, die Videoproduktion durch das Kulturreferat der Stadt Wien. Finanzielle Unterstützung der tschechischen Partnerinnen: Österreichisches Kulturforum in Prag. Mit Unterstützung des Weinviertelfestivals 2004. – Dotacije: Razstava je bila podprta s strani Regionalentwicklungsfonds EFRE Wien (Sklada regionalnega razvoja EFRE Dunaj), Kulturreferat der NÖ Landesregierung (Kulturnega referata deželne vlade Spodnje Avstrije), in Frauenbüro der Stadt Wien (Ženske pisarne mesta Dunaja, video produkcija s strani), Kulturreferat der Stadt Wien (Kulturnega referata mesta Dunaja). Finančna podpora čeških partnerjev: Österreichisches Kulturforum in Prag (Avstrijski kulturni forum iz Prage). V sodelovanju z Weinviertelfestivalom 2004. Moč šibkih Moč šibkih Ženske v času kmečkega gospodarjenja � Text: Irena Destovnik V prispevku izhajam iz ugotovitev, ki sem jih opisala v knjigi Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja1 in prikazala na razstavi z istim naslovom. Način življenja žensk iz kmečkega in podkmečkega sloja sem raziskovala v Šentjanžu v Rožu in na Šentjanških Rutah, vaških skupnostih na dvojezičnem območju južne Koroške, in sicer v obdobju druge polovice 19. in prve polovice 20. stoletja.2 Omenjene ženske so zapustile sledi le v skopih zaznamkih v rojstnih, poročnih in mrliških matičnih knjigah ter v notarskih aktih, predvsem v sklepih o odpravninah in ženitnih pogodbah. Spomin nanje ohranjajo tudi njihove potomke, katerih mentalni svet se predvsem pri starejših ni bistveno spremenil. Tradicionalni svet se je zrušil šele po drugi svetovni vojni, ko se je vaška skupnost odprla navzven, družina pa zaprla navznoter. Statistični podatki kažejo naslednjo sliko: leta 1883 je v obeh vaseh živelo 265 ljudi, vsi so bili Slovenci, leta 1900 je tu živelo sedem Nemcev, leta 1910 pet, ob popisu prebivalstva leta 2002 pa se je za govorce slovenskega jezika opredelilo okoli 23 odstotkov prebivalcev. Poklicna struktura nekdaj kmečkega slovenskokoroškega prebivalstva, ki je danes v primerjavi z nemško krepko v prid slovensko govorečim, se je začela spreminjati po letu 1957. Takrat je bila ustanovljena Zvezna gimnazija za Slovence, pozneje pa še dve dvojezični višji šoli. Z raziskavo sem hotela dokazati pomembnost gospodarske vloge žensk, ki so jo imele ženske v času kmečkega gospodarjenja, kar pa v izbranem okolju ni bila lahka naloga. Viri, ki so na razpolago, hkrati dokazujejo njihovo gospodarsko in družbeno podrejenost. Ker pa sem želela oporekati mnenju o manjvrednosti dela, ki ni ovrednoteno z denarjem, sem ženske iskala tam, kjer so bile najbolj prisotne in dejavne. Hkrati pa sem želela posledice delitve produkcije in reprodukcije povezati s spremembami pojmov ženska, mati in gospodinja, saj je to vplivalo na današnji pomen in položaj žensk tako v zasebnem kot javnem življenju. Čeprav smo si ženske predvsem v 20. stoletju priborile številne politične pravice in pravice na področju izobraževanja, zaposlitve ter socialnega varstva, analiza teh pravic pokaže, da ohranjajo starodavne mite o ženski in moški naravi. Iluzijo linearnega razvoja je, poleg tega, da sta v 16. stoletju cerkev in država reprodukcijo ljudi potisnili v »božje roke«, v obdobju industrializacije porušil predvsem izgon žensk iz produkcijskega procesa. Moški so zasedli zunanji prostor, ženski 71 Moč šibkih pa ostale v zasebnem. V kmečki ekonomiji, ki je bila hišno in družinsko organizirana ter brez ločnice med družinskim življenjem in pridobitnim delom, so bile ženske kot delovna sila na obeh področjih nepogrešljive. Tako razloge za spolno delitev dela kot razliko med vsakokratnim pomenom ženskega dela in družbenim položajem žensk lahko prepoznamo le, če upoštevamo vsa dela, ki so jih ženske opravljale. Sodobna delitev dela na plačano in neplačano delo je podobo ženskega dela precej popačila. Koncept dela in naš odnos do njega se stalno spreminjata; kaj se na področju neplačanega ženskega dela vrednoti kot delo in kaj kot prostočasna aktivnost, določa cena storitve na trgu. Tudi današnje pojmovanje kmečkega dela se je zaradi agrarnega prevrata oblikovalo šele v drugi polovici 18. in v prvi polovici 19. stoletja. Čeprav so zaradi proletarizacije moške delovne sile – leta 1935 je bilo v obeh vaseh kar 45,1 odstotka kajžarjev z manj kot petimi hektarji zemlje – prvi gostači, označeni kot industrijski delavci, v matičnih knjigah zapisani že leta 1888, pa njihovih družin še ne moremo označiti kot delavske ali obrtniške. Sieder3 piše, da so prvi delavci družino kot gospodarsko skupnost zamenjali s plačano zaposlitvijo, njihove žene pa so za preživetje opravljale dela, ki so presegala reprodukcijske naloge. Njihov način preživetja je zaradi agrarnega ozadja še dolgo temeljil na dvojni ekonomiji. Sieder je ta tip družine poimenoval na pol odprta družinska struktura. V zaprtih družinskih strukturah ženske opravljajo samo reprodukcijske naloge. Kmečko gospodarstvo je temeljilo na lastnini zemlje in njej ustreznemu številu delovne sile, temelj za poroko in lastno samostojnost je bila dediščina. Na Koroškem je veljalo načelo nedeljivosti oziroma pravo enega dednega 72 prevzemnika. Praviloma je dedoval najstarejši sin, ki je moral ob prevzemu izplačati tako imenovane odpravljene dediče. Prav zaradi tega se je v kmečkem okolju izoblikoval raznolik podkmečki sloj prebivalstva, ki se je od kmečkega razlikoval zgolj glede socialne strukture. Socialni statusi ženinov in nevest pričajo o socialni endogamiji, vendar pa so se znotraj slojev, vezanih na kmečko ekonomijo, te meje lažje prekoračevale, kot pa med drugimi sloji. Za večino ljudi so bili začasni izhodi iz privilegiranih kmečkih slojev predvsem pred poroko skorajda pravilo. Večje število kmečkih sinov in hčera si je pred prevzemom lastništva ali poroko služilo kruh kot hlapci ali dekle. Neporočene kmečke hčere so po prevzemu lastništva enega od sorojencev v matičnih knjigah označene kot dekle ali gostačice. Pari brez otrok so si zagotovili preživetje in ohranitev kmetije tako, da so posest izročili kakemu sorodniku ali dolgoletnemu poslu. Predindustrializacijojespolnadelitevdelaveljala samo za moške. Ženske so vedno opravljale vsa, moški pa le tako imenovana moška dela, to pa je bilo povezano predvsem z ugledom. Bolj kot so posamezna delovna opravila povezana s samopreskrbo oziroma preživetjem družine in ne prinašajo neposrednega zaslužka, bolj postajajo ženska; bolj kot so tržno usmerjena in povezana z zaslužkom, bolj so moška. Namen porazdelitve vlog na temelju spola je določanje mesta vsake osebe doma in v družbi, oziroma, kot pravi Margaret Mead4, moški lahko dela karkoli, da le to v njegovem okolju ne velja za žensko delo. Kljub kulturnim razlikam je vzorec univerzalen: ob prekoračitvi se moške zasmehuje, ženske pa hvali. Tako moški kot ženske so s ponosom pripovedovali o ženskah, ki so opravljale moška dela, nihče pa ni nobenega pomena pripisoval tipičnim ženskim Moč šibkih opravilom. Odgovori žensk o vrednotenju lastnega dela odražajo družbeno vrednotenje. Kljub jasni spolni obeleženosti posameznih del in enosmernim prekoračitvam pa je v primerjavi s kasnejšo delitvijo dela po spolu mogoče za nazaj govoriti o dopolnjujočih oblikah delitve dela med zakoncema. Če dokazujemo gospodarsko nepogrešljivost žensk le s tem, da so opravljale najtežja fizična dela, na neki način utrjujemo odnos, ki ga ima potrošniška družba do gospodinjstva. Ker denar v družinski ekonomiji ni bil nekaj običajnega, so ženske s posebnimi strategijami poskrbele za čim manjše stroške pri oskrbi družine s prehrano, obleko, zdravjem in izobraževanjem. Večina avtorjev razume kmečki način gospodarjenja kot kombinacijo bivanja in dela, ki ženskam omogoča hkratno opravljanje produkcijske in reprodukcijske vloge. Kljub visokemu moralnemu pomenu materinstva, na katerem je gradila predvsem cerkev, pa je bila ženska pomembnejša kot delovna sila. Kmečka ekonomija je tudi nezakonskim materam in njihovim otrokom omogočala preživetje, saj so bili nepogrešljivi za kmečko družbo, ki je potrebovala številno delovno silo. Iz ekonomskih razlogov je bila Koroška dežela z najmanjšim številom poročenih ljudi in največjim deležem nezakonskih otrok. Leta 1890 jih je bilo na Koroškem 45, na območju celotne Avstro-Ogrske pa 15 odstotkov. Med letoma 1832 in 1945 se je v obeh vaških skupnostih rodilo 17 odstotkov nezakonskih otrok. Več kot polovico so jih rodile hčere večjih posestnikov, le 15 odstotkov je bilo dekel, 24 odstotkov pa gostačic. Številke ilustrirajo ekonomsko ozadje velikega števila nezakonskih otrok, načine preživetja njihovih mater pa opisujejo posamezne življenjske zgodbe. Rodnost se je začela zmanjševati šele, ko zemlja ni bila več pogoj za preživetje, skrb za nepreskrbljene družinske člane pa se je iz družinske mreže prenesla na državne ustanove. Državni skrbstveni sistem je družino razbremenil skrbi za šibkejše družinske člane; splošna socialnopolitična zakonodaja, ki so jo države Srednje in Zahodne Evrope sprejemale v zadnjih letih 19. in prvih letih 20. stoletja, je bila odgovor na probleme industrijskega kapitalizma. Čeprav je vlada že leta 1909 sprejela prvi predlog kmečkega zavarovanja, ta ni bila sprejet, saj naj bi kmetje zaradi neustrezne posestne strukture in številčne prevlade malih kmetov ne prenesli finančnih bremen socialnega zavarovanja. V Avstriji so se kmetje lahko zdravstveno zavarovali šele leta 1965, pokojninsko pa leta 1969. Niti kmečke družine niti medsebojnih čustev njenih članov ni mogoče obravnavati ločeno od kmečke ekonomije. Ljudje so se pri izbiri zakonskega partnerja dobro zavedali, da je lastnina zemlje temelj preživetja ne le zanje, temveč tudi za druge družinske člane. Zaradi ponotranjenih vrednot so nezavedno upoštevali ekonomske zahteve, ki niso dopuščale izbire ter jim ni bilo kam uiti. V obdobju tako imenovanega baby-booma sredi 20. stoletja se je prvič v evropski zgodovini lahko vsak odrasel in polnoleten državljan poročil brez zakasnitve. Takrat se je ustanovitev družine spremenila iz privilegija v družbeno normo. Spomin na otroke, ki so umrli v prvih treh letih življenja, se v družinskem spominu ni ohranjal. Podatki iz rojstnih in mrliških knjig pričajo, da je bila smrtnost otrok največja v prvem letu. Prvi babiški tečaji v Celovcu so se začeli že leta 1753; pouk naj bi bil vse do leta 1893 v slovenskem jeziku. Splošno bolnišnico, v kateri so uredili tudi porodniški oddelek, so 73 Moč šibkih zgradili leta 1784. Od ustanovitve bolnišnice do prvega poroda ženske iz Šentjanža, to je leta 1933, je minilo celih 149 let. Ta podatek ne govori o težavah uvajanja strokovno vodenih porodov na podeželje, saj porodnišnice dolgo niso bile namenjene poročenim ženskam in vdovam, temveč praktičnemu učenju babic na nezakonskih materah in drugih ženskah v stiski. V vasi so ženskam vse do leta 1842 pri porodu pomagale neizprašane babice. Od tega leta je tudi avstrijski kazenski zakonik predvideval hude kazni za opravljanje porodne pomoči brez izobrazbe oziroma dovoljenja. S pripovedovanjem o ženskah kot skupini, ki se o kontracepciji med seboj v preteklosti ni pogovarjala, so se ženske izognile osebnim izpovedim. Krščanska morala je od njih zahtevala, da so smele biti ali device ali matere, ne pa samostojna spolna bitja. Da kot spolna bitja niso obstajale, potrjujejo izjave, da večina deklic ni opazila materine nosečnosti, tabu pa so bili tudi pogovori o menstruaciji. Zaposleno mater kot predmet sočutja je ustvarilo šele določeno obdobje. Do kmečkih žensk in žensk iz podkmečkega sloja, ki so morale zaradi dela svoje otroke prepuščati drugim osebam, puščati same brez varstva ali pa jih za pastirje ali pestrne prepuščati drugim kmetom, imajo ljudje povsem drugačen odnos, kot do zunaj doma zaposlenih žensk. Iste ženske, ki so vse življenje trdo delale na kmetiji in hkrati skrbele za otroke, danes nasprotujejo zaposlovanju žensk. Kmalu po prvih razgovorih z ženskami, ki so obe vlogi v preteklosti še združevale, sem postavila trditev, da je povečana zaščita žensk na področju medicinskega varstva predvsem v zvezi z zaščito materinstva potekala hkrati z zmanjševanjem pomena žensk na področju produkcije. Zanimalo me je, kdaj sta se ti 74 pravici izoblikovali in zakaj. Ali so bili ti ukrepi sprejeti zaradi žensk samih ali zaradi utrjevanja ideologije, ki je žensko po ločitvi produkcije in reprodukcije izrinila iz delovnega procesa. Izkazalo se je, da zakonodaja s področja zaščite materinstva s svojo vsebino oblikuje in vzdržuje mnenje o primarni oziroma naravni vlogi žensk, ki naj bi bila predvsem skrb za otroke in druge družinske člane. Zaradi takratnega načina dela je prevladujoči družbeni diskurz, ki ga je oblikovala cerkev, kot največjo vrednoto poudarjal delavnost ženske in njeno skrb za druge. Družbeno zaželeno žensko telo še ni bilo fizično šibko telo, temveč objekt, s katerim se dela; človek je bil vreden toliko, kolikor je lahko s svojim telesom naredil. Noseče ženske so brez vsake zaščite delale do poroda in takoj po njem. Ker ženske še niso bile odvisne od nihanj na trgu delovne sile, na družbeno konstrukcijo ženskega telesa medicina še ni imela vpliva. Z njeno pomočjo je država pozneje uravnavala dostop do zaposlitve zunaj doma in si na ta način v času, ki je ženskam kot smisel življenja narekoval materinstvo, zagotavljala rezervno armado poceni delovne sile. Šele feministične raziskave skrbstvene zakonodaje so pokazale, da ima navzven sicer nevtralna zakonodaja drugačne posledice za moške kot za ženske. Socialna in medicinska skrb za mater in otroka sta nujni; z njima je nekaj narobe, kadar sta utemeljeni na ideologiji in povezani s prebivalstveno politiko. Zakonodaja, ki k izpolnjevanju določenih ciljev usmerja vse ženske, ne upošteva pa njihovih interesov, je problematična. Danes se nataliteta znižuje predvsem v državah s konzervativno spolno ideologijo in slabo organizirano družbeno skrbjo za otroke. Stopnja družbene skrbi je vedno odvisna od stanja na trgu delovne Moč šibkih sile: ko država potrebuje ženske kot delovno silo, hkrati pa ne želi, da bi se rodilo manj otrok, poskrbi za zaščitne ukrepe, med povečano brezposelnostjo pa se državna zaščita materinstva zmanjša, prednost pri zaposlovanju imajo moški, v ospredju pa je ideologija, usmerjena v družinske vrednote. Kot piše Steinman5, je moderna družba sicer ustvarila možnosti za enakopravnost med moškimi in ženskami, ohranila ali celo okrepila pa je razliko med moškostjo in ženskostjo. Tudi splošno veljavne psihološke in vzgojne znanosti, ki določajo temeljne karakteristike otrokovega razvoja, otežujejo odločitve žensk za zaposlitev zunaj doma. Denise Riley6 je z razčlenitvijo obstoječih psiholoških razprav o razvoju otroka in njegovi življenjski odvisnosti od matere ugotovila, da so te nastajale v tesni zvezi s konkretnimi vladnimi zahtevami, z demografsko politiko, s politiko zaposlovanja in programi političnih strank. Christiane Olivier7 piše, da človek ne more brez tveganja tako radikalno ločiti produkcije od reprodukcije. Ločitev je imela posledice za oba spola, tako na področju delitve dela kot vsebine družinskih vlog, predvsem pa je vplivala na odnos med zasebnim družinskim življenjem in javnim svetom dela. Gospodinjsko delo se je začelo opravljativimenuljubezni,pravopridobitnodelo pa naj bi potekalo zunaj doma. Tudi tehnizacija kmetijstva je hkrati z intimizacijo družine ženske vedno bolj izrinjala iz produkcije. S spremenjenima vlogama gospodinje in matere, ki nista več le funkcionalni, temveč sta hkrati nosilki posebnih simbolnih pomenov, sta se začela zasebni in javni prostor ločevati tudi na podeželju. Izvor ambivalentnega odnosa do žensk v današnji družbi vedno več avtoric in avtorjev išče v ideologiji, ki je izključno ženskam naprtila odgovornost za otroke. Po Giddensu8 ima prevlada matere v zgodnji skrbi za otroka globoke psihološke posledice za oba spola. Danes se psihična struktura pri majhnih deklicah in dečkih oblikuje ob odsotnosti očeta, zaradi česar se ti ne morejo naučiti bistvenega za komunikacijo v odraslosti, to je spoštovanja drugega zaradi njega samega. Predvsem pa otroci v podobi matere ne prepoznajo kulturno dostopne in spoštovane podobe ženske, ker jo doživljajo le v njeni materinski funkciji. S strategijami združevanja obeh vlog se ženska danes spoprijema, kot da je to njen zasebni problem. Demokratizacija zasebnega življenja bi uspela le – o tem sta pisala Giddens in Olivierjeva -, če bi otroci od prvega dne rasli skupaj z žensko in moškim, ki bi se svobodno in suvereno gibala na vseh področjih družbenega življenja. O AVTORJU – ZUR PERSON Irena Destovnik Irena Destovnik je diplomirana univerzitetna etnologinja in sociologinja kulture. Ima status samostojne ustvarjalke na področju kulture-kustosinje in je stalna zunanja sodelavka Slovenske prosvetne zveze v Celovcu. – Irena Destovnik ist diplomierte Ethnologin und Kultursoziologin. Sie ist im Kulturbereich selbständig tätig (u. a. als Kustos) und ist ständige externe Mitarbeiterin beim Slowenischen Kulturverband in Klagenfurt. OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 8 Irena Destovnik: Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja. Slovenska prosvetna zveza (izd.), Drava (zal.), Celovec 2002, 240 str. Naročnik raziskave je bila Slovenska prosvetna zveza v Celovcu, ena od obeh osrednjih kulturnih organizacij koroških Slovencev. Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176. Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in vorindustrieller Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, Salzburg 1981, S. 81. Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97. Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta – Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S. 47. Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München 1997, S. 197. Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136. 75 Die Kraft der Schwachen Die Kraft der Schwachen Die Frauen im Zeitalter der bäuerlichen Wirtschaft Dieser Beitrag geht von den Feststellungen aus, die ich im Buch „Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja“ (Die Kraft der Schwachen, Die Frauen im Zeitalter der bäuerlichen Wirtschaft)1 getroffen habe und die bei der gleichnamigen Ausstellung dargestellt wurden. Ich untersuchte die Lebensweise der Frauen aus der Schicht der Bauern sowie der Knechte und Mägde in St. Johann im Rosental und in Rabenberg – in Dorfgemeinschaften im zweisprachigen Gebiet Südkärntens – zur Zeit der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.2 Die genannten Frauen hinterließen ihre Spuren nur in knappen Vermerken in Geburten- und Sterbebüchern, Heiratsregistern und Notariatsakten, meistens in den Beschlüssen über Abfertigungen und in Heiratsverträgen. Die Erinnerung an diese Frauen bewahren auch die weiblichen Nachkommen, deren mentale Welt sich vor allem bei älteren Frauen kaum geändert hat. Die traditionelle Welt brach erst nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen, als sich die Dorfgemeinschaft nach außen hin öffnete, die Familie sich hingegen nach innen zurückzog. Die statistischen Daten zeigen folgendes Bild: Im Jahre 1883 lebten in beiden Dörfern 265 Menschen, und zwar ausschließlich Slowenen; im Jahre 1900 lebten hier sieben Deutschsprachige, im Jahre 1910 fünf, bei der Volkszählung 2002 definierten sich 23% der Bevölkerung als slowenischsprachig. Die berufliche Struktur der einst bäuerlichen slowenischsprachigen Bevölkerung in Kärnten begann sich nach dem Jahr 1957 zu ändern. Damals wurde das Bun- 76 desgymnasium für Slowenen gegründet, später folgten noch zwei weitere zweisprachige höhere Schulen. Mit der vorliegenden Studie wollte ich die Bedeutung der wirtschaftlichen Rolle der Frauen darlegen, die sie in den Zeiten des bäuerlichen Wirtschaftens spielten, was im ausgewählten Umfeld sicherlich keine leichte Aufgabe war. Die zur Verfügung stehenden Quellen belegen die zugleich wirtschaftliche und soziale Schlechterstellung der Frauen. Da ich aber der Auffassung widersprechen wollte, dass Arbeit, die nicht bezahlt wird, minderwertig sei, suchte ich die Frauen dort, wo sie am stärksten vertreten waren. Zugleich wollte ich die Folgen der Produktions- und Reproduktionsteilung mit den Veränderungen des Begriffes der Frau, Mutter und Hausfrau verbinden, da genau dies großen Einfluss auf die Position der Frau sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben hatte. Obwohl sich die Frauen vor allem im 20. Jahrhundert politische Rechte, Rechte im Bereich der Ausbildung, des Berufs und des Sozialrechts erkämpft haben, zeigt eine Analyse, dass diese den altertümlichen Mythos über die Natur von Mann und Frau aufrechterhalten. Die Illusion einer linearen Entwicklung ist, abgesehen davon, dass im 16. Jahrhundert sowohl die Kirche als auch der Staat die Menschenreproduktion in die „Hände Gottes“ legten, in der Industrialisierungsperiode vor allem mit der Verdrängung der Frau aus dem Produktionsprozess zerstört worden. Die Männer besetzten den äußeren, öffentlichen Raum, die Frauen blieben im privaten Bereich. In der bäuerlichen Wirtschaft, die auf Haushalt und Familie basierte und wo es keine Trennlinie zwischen Familienleben und Erwerbstätigkeit gab, waren die Frauen als Ar- Die Kraft der Schwachen beitskraft in beiden Bereichen unabkömmlich. So können wir sowohl die Gründe für die geschlechtliche Arbeitsteilung als auch die Unterschiede zwischen der Bedeutung der Arbeit und der gesellschaftlichen Lage der Frauen nur dann erkennen, wenn wir alle Arbeiten in Betracht ziehen, die von Frauen erledigt wurden. Die moderne Arbeitsteilung in bezahlte und unbezahlte Arbeit führt zu einem verfälschten Bild der Frauenarbeit. Die Arbeitsabläufe und unsere Einstellung dazu ändern sich ständig; was im Bereich der unbezahlten Frauenarbeit als Arbeit bewertet wird und was zur Freizeitaktivität zählt, bestimmt der Dienstleistungspreis am Markt. Auch die heutige Auffassung der Bauernarbeit hat sich erst mit der Agrarrevolution in der zweiten Hälfte des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgebildet. Infolge der Proletarisierung der männlichen Arbeitskraft – im Jahre 1935 besaßen in den beiden Dörfern 45,1 % der Keuschler weniger als 5 ha Anbaufläche – wurden die ersten Bewohner bereits im Jahre 1888 im Personenstandbuch als industrielle Arbeiter eingetragen. Dennoch können ihre Familien noch nicht als Arbeiteroder Handwerkerfamilien bezeichnet werden. Reinhard Sieder3 schreibt, dass bei den ersten Arbeitern die Familie als wirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft von der Lohnarbeit abgelöst wurde, ihre Frauen übten die für das Überleben notwenigen Arbeiten aus. Die Lebensweise basierte wegen des agrarischen Hintergrundes noch lange auf dieser Doppelwirtschaft. Sieder bezeichnet diese Art der Familie als halboffene Familienstruktur. In geschlossenen Familienstrukturen hingegen üben die Frauen nur die Mutterrolle aus. Die bäuerliche Wirtschaft basierte auf Landeigentum und einer entsprechenden Zahl an Arbeitskräften, die Grundlage für Heirat und eigene Selbstständigkeit war die Erbschaft. In Kärnten galt das Prinzip der Unteilbarkeit des Besitzes bzw. eines einzigen Erbfolgers. In der Regel erbte der älteste Sohn, der bei der Übernahme die abgefertigten Erben auszahlen musste. Gerade dies war der Grund, dass sich eine bäuerliche Unterschicht bildete, die sich von den Bauern in der sozialen Struktur unterschied. Der soziale Status der Brautpaare zeugt von einer sozialen Endogamie, jedoch konnten innerhalb der Bevölkerungsschichten, die von der Landwirtschaft lebten, die Grenzen leichter überschritten werden als bei anderen Bevölkerungsgruppen. Für die Mehrheit der Menschen war der vorübergehende Austritt aus der privilegierten bäuerlichen Schicht vor der Ehe fast die Regel. Viele Bauernsöhne und Bauerntöchter verdingten sich vor der Besitzübernahme oder vor der Heirat als Knechte oder Mägde. Unverheiratete Bauerntöchter wurden nach der Besitzübernahme durch eines der Geschwister im Standesregister als Mägde oder Inwohner bezeichnet. Kinderlose Paare sicherten sich das Überleben und den Erhalt ihres Bauernhofs durch die Übergabe des Besitzes an einen Verwandten oder an einen langjährigen Dienstboten. Vor der Industrialisierung galt die geschlechtliche Arbeitsteilung nur für Männer. Frauen erledigten immer alle Arbeiten, Männer nur die so genannten Männerarbeiten, was vor allem mit dem Ansehen zu tun hatte. Je mehr eine Arbeit mit der Selbstversorgung bzw. mit der Sicherung des Überlebens der Familie zu tun hat und keine direkten Gewinne bringt, desto mehr wird sie zur so genannten Frauenarbeit; je mehr sie marktorientiert und mit einem Verdienst verbunden ist, desto mehr wird sie zur so genannten Männerarbeit. Der Sinn der Rol- 77 Die Kraft der Schwachen lenverteilung auf Basis der Geschlechter liegt in der Stärkung der Position jedes Individuums in der Familie und in der Gesellschaft bzw., wie Margaret Mead4 sagt, könne der Mann alle Arbeiten erledigen, solange diese in seinem Umfeld nicht als „Frauenarbeiten“ bezeichnet werden. Trotz kultureller Unterschiede gilt dieses Muster als universell: Bei Übertretung dieser Schranke werden die Männer verspottet, die Frauen hingegen gelobt. Sowohl Männer als auch Frauen waren voll Anerkennung über diejenigen Frauen, die so genannte Männerarbeiten erledigten, niemand jedoch maß den typischen Frauenarbeiten eine Bedeutung zu. Die Antworten der Frauen über die Bewertung der eigenen Arbeit reflektieren deren gesellschaftliche Bewertung. Trotz der klaren geschlechtlichen Prägung einiger Arbeiten kann man – im Vergleich mit der späteren geschlechtlichen Arbeitsteilung – im Nachhinein von einer ergänzenden Form der Arbeitsteilung zwischen den Eheleuten sprechen. Die meisten Autoren verstehen die bäuerliche Art des Wirtschaftens als eine Einheit aus Leben und Arbeit, die es den Frauen ermöglicht, gleichzeitig Produktions- und Mutterrolle zu meistern. Trotz der hohen moralischen Bewertung der Mutterschaft, die vor allem die Kirche betonte, war die der Rolle Frau als Arbeitskraft wichtiger. Die bäuerliche Wirtschaft ermöglichte auch den unehelichen Müttern und ihren Kindern das Überleben, vor allem deshalb, weil sie für die bäuerliche Gesellschaft, die viele Arbeitskräfte brauchte, unabkömmlich waren. Diese wirtschaftlichen Gesichtspunkte waren ein Grund dafür, dass Kärnten die niedrigste Zahl an verheirateten Personen und den größten Anteil an unehelichen Kindern aufwies. Im Jahre 1890 betrug dieser Anteil in Kärnten 45, in der gesamten Donaumonarchie hinge- 78 gen nur 15 Prozent. Zwischen 1832 und 1945 kamen in den beiden Dorfgemeinschaften 17 Prozent der Kinder unehelich zur Welt. Mehr als die Hälfte brachten die Töchter der großen Grundbesitzer zur Welt, nur 15 Prozent der ledigen Mütter waren Mägde und 24 Prozent Inwohnerinnen. Diese Zahlen illustrieren den wirtschaftlichen Hintergrund der vielen unehelichen Kinder. Die Geburtenrate begann erst zu sinken, als die Agrarwirtschaft nicht mehr eine Voraussetzung für das Überleben war. Die Sorge um unversorgte Familienmitglieder wurde von den Familien auf die staatlichen Institutionen übertragen. Das staatliche Fürsorgesystem nahm den Familien die Versorgung der schwächeren Familienmitglieder ab. Die allgemeine sozialpolitische Gesetzgebung, die von den mittel- und westeuropäischen Ländern Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt wurde, war eine Reaktion auf die Probleme des industriellen Kapitalismus. Obwohl die Regierung schon im Jahre 1909 die erste Gesetzesvorlage für eine Sozialversicherung der Bauern einbrachte, wurde das Gesetz nicht beschlossen, weil man der Meinung war, dass die Bauern wegen der ungünstigen Besitzstruktur – die Mehrheit waren Kleinbauern – die finanzielle Last der Sozialversicherung nicht tragen können. In Österreich wurde die bäuerliche Sozialversicherung erst im Jahre 1965 eingeführt, die Pensionsversicherung 1969. Die Entwicklungen in der Landwirtschaft können nicht getrennt von der emotionalen Situation der bäuerlichen Bevölkerung betrachtet werden. Die Menschen waren sich bei der Partnersuche der Tatsache bewusst, dass Grundbesitz die Basis für die Gründung einer Familie ist. Erst in der so genannten Baby-Boom-Periode Die Kraft der Schwachen Mitte des 20. Jahrhunderts konnte zum ersten Mal in der Geschichte Europas jeder volljährige Bürger heiraten, die Gründung einer Familie war nicht länger ein Privileg der Besitzenden, sondern wurde zur gesellschaftlichen Norm. Die Daten aus dem Geburten- und Sterbebuch belegen, dass die Sterberate der Kinder im ersten Lebensjahr am höchsten war. Die ersten Hebammenkurse wurden in Klagenfurt bereits im Jahre 1753 durchgeführt, der Unterricht wurde bis 1893 in slowenischer Sprache abgehalten. Das allgemeine Krankenhaus, in dem auch eine Entbindungsstation eingerichtet war, wurde im Jahre 1784 errichtet. Dennoch kam es dort erst ab dem Jahre 1933 zu Entbindungen in größerer Zahl. Die Krankenhäuser wurden lange nicht von verheirateten Frauen aufgesucht, sondern dienten in erster Linie einem praxisorientierten Unterricht für Hebammen an unehelichen Müttern und anderen Frauen in Not. Auf dem Land halfen bis zum Jahr 1842 vor allem nicht geschulte Hebammen bei den Entbindungen. Ab diesem Jahr sah das österreichische Strafgesetzbuch strenge Strafen für die Ausübung der Geburtenhilfe ohne Ausbildung bzw. Zulassung vor. Aus Interviews geht hervor, dass Sexualität und Verhütung in der Vergangenheit ein stark tabubehaftetes Thema waren, selbst wenn Frauen unter sich waren. Das war vor allem eine Folge der katholischen Moralverstellung, die die Frau entweder als Jungfrau oder Mutter, nicht aber als eigenständiges geschlechtliches Wesen sah. Das bekräftigen auch Aussagen, wonach die meisten Mädchen die Schwangerschaft ihrer Mütter nicht bemerkten. Während es bei Bäuerinnen als normal betrachtet wurde, dass sie ihre Kinder auf Grund der Arbeit anderen Personen anvertrauen mussten oder sie ohne Aufsicht ließen, wurden berufs- tätige Frauen, die das Gleiche taten, scheel angesehen. In Gesprächen mit Frauen, die in der Vergangenheit Mutterschaft und Beruf vereinten, zeigte sich, dass sich diese heute gegen die Berufstätigkeit von Frauen aussprechen. Darüber hinaus konnte ich feststellen, dass durch die Einführung Mutterschaftsschutzes die Bedeutung der Frau im Bereich der Produktion sank. Mein Interesse bestand vor allem in der Frage, vor welchem Hintergrund die Gesetze über den Mutterschaftsschutz eingeführt wurden. Wurden diese Maßnahmen wegen der Frauen selbst ergriffen oder wollte man dadurch jene Ideologie verfestigen, die die Frauen aus dem Arbeitsprozess hinausdrängte. Es stellte sich heraus, dass die Intention des Mutterschaftsschutzes darin bestand, den Frauen ihre „natürliche“ Rolle zuzuweisen, die primär in der Sorge um die Kinder und andere Familienmitglieder bestehe. Dieses Bild der Frau als Mutter und Fürsorgerin wurde auch stark von der Kirche geprägt. Ein schlanker Körper stellte damals kein Idealbild dar, denn er war Ausdruck physischer Schwäche, und dem Menschen wurde soviel Wert beigemessen, als er körperlich leisten konnte. Schwangere Frauen arbeiteten ohne jedweden Schutz bis zur Entbindung und auch danach setzen sie ihre Arbeit gleich wieder fort. Feministische Untersuchungen der auf den ersten Blick geschlechtsneutralen Sozialgesetzgebung zeigten, dass diese unterschiedliche Folgen für Frauen und für Männer hatte. Soziale Rechte und medizinische Versorgung von Mutter und Kind sind zweifelsfrei erforderlich und wünschenswert, dürfen aber nicht für ideologische und bevölkerungspolitische Ziele instrumentalisiert werden. Die Gebur- 79 Die Kraft der Schwachen tenrate sinkt vor allem in Ländern mit einer wertkonservativen Vorstellung der Geschlechterrolle und einem Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen. Der Stellenwert der staatlichen Obsorge für Mutter und Kind hängt immer von der Arbeitsmarktsituation ab: Wenn Frauen als Arbeitskräfte benötigt werden und gleichzeitig ein Absinken der Geburtenrate verhindert werden soll, sorgt der Staat für soziale Maßnahmen, während hingegen in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit der staatliche Mutterschutz sinkt. Am Arbeitsmarkt haben Männer gegenüber Frauen den Vorrang, und es rückt eine auf konservativen Familienwerten basierende Ideologie in den Vordergrund. Wie Ann Steinmann5 schreibt, schuf die moderne Gesellschaft zwar die Möglichkeit der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, zugleich wurde aber der Unterschied zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit bewahrt oder sogar gestärkt. Denise Riley6 stellte im Vergleich psychologischer Abhandlungen bezüglich der Kindesentwicklung fest, dass diese Forschungen unter Einflussnahme konkreter Forderungen der jeweiligen Regierung bezüglich der Bevölkerungs- und Beschäftigungspolitik zustande kamen. Christiane Olivier7 vertritt die Meinung, dass man die Erwerbstätigkeit von der Familienplanung nicht völlig trennen kann. Eine Trennung hat für beide Geschlechter Folgen – sowohl bei der Arbeitsteilung als auch im Bereich der Rollenverteilung in den Familien. Vor allem aber beeinflusst sie die Beziehung zwischen Familienleben und Arbeitswelt. Die Haushaltsarbeit erledigt man als „Zeichen der Liebe“, doch die „richtige“ Erwerbstätigkeit sollte außerhalb der eigenen vier Wände stattfinden. In der Landwirtschaft wurden die Frauen durch die 80 Technisierung immer mehr aus der Produktionsrolle gedrängt. Die Rolle der Hausfrau und Mutter, wurde nicht mehr nur funktionell gesehen, sondern bekam auch einen besonderen symbolischen Wert beigemessen, und so begannen sich auch auf dem Land privater und beruflicher Bereich zu trennen. Die Ursache der ambivalenten Beziehung der heutigen Gesellschaft gegenüber Frauen wird von immer mehr Autorinnen und Autoren in der Ideologie gesucht, die den Frauen die Verantwortung für die Kinder zuweist. Nach Anthony Giddens8 hat die bedeutende Rolle der Mutter in der Anfangsphase der Kindererziehung sowohl für die Frau als auch für den Mann tief greifende psychologische Konsequenzen. Die psychische Struktur der Kinder wird heute durch die Abwesenheit des Vaters geprägt, weshalb sie grundlegende Kenntnisse für die Kommunikation im Erwachsenalter nicht erlernen können, d.h. das Respektieren des Anderen. Die Demokratisierung des privaten Lebens kann nur dann erfolgreich sein – darüber diskutierten schon Anthony Giddens und Christiane Olivier – wenn die Kinder mit beiden Elternteilen aufwachsen, die sich beide in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens frei und souverän bewegen können. ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 8 Irena Destovnik, Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja. Hg v. Slovenska prosvetna zveza. Klagenfurt/Celovec 2002. Der Auftraggeber der vorliegenden Studie ist der Slowenische Kulturverband in Klagenfurt, eine der beiden zentralen Kulturorganisationen der Kärntner Slowenen. Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176. Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in vorindustrieller Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, Salzburg 1981, S. 81. Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97. Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta – Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S. 47. Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München 1997, S. 197. Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136. Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur Jüdisches Leben im Übermurgebiet � Text: Elisabeth Arlt An einem trüben Spätherbsttag begebe ich mich auf den Weg in das Übermurgebiet um mich auf die Suche nach der einst reichen jüdischen Kultur in dieser Gegend zu machen. Mein erstes Ziel ist Lendava, eine kleine Stadt direkt an der Grenze zu Ungarn. Mein Weg führt durch Murska Sobota, die Bezirkshauptstadt, auf dem Rückweg möchte ich auch hier Halt machen. Die Straße Richtung Lendava ist an diesem Tag – und nicht nur an diesem – stark befahren, ist es doch die Hauptroute nach Ungarn und Kroatien, viel Schwerverkehr zeugt von der Tat- Gedenkpark – spominski park 81 Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur sache, dass die sich bereits seit einigen Jahren im Bau befindliche Autobahn dringend fertig gestellt gehört. Zwischendurch immer wieder Traktoren, die den Verkehr aufhalten und darauf hinweisen, dass das Prekmurje seit jeher landwirtschaftlich intensiv genütztes Gebiet war und ist. Hat das Gebiet im Sommer ohne Zweifel seinen Reiz, flaches Land, Maisäcker soweit das Auge reicht, beschleicht einen im Spätherbst leichtes Unbehagen angesichts der abgeernteten, kahlen Felder, der nassen Kälte, des morastigen Bodens und des Nebels, der sich wie ein Leintuch über das Land legt. Die Strecke von Radkersburg nach Lendava beträgt etwa 50 Kilometer, was allerdings im Windschatten eines LKWs, den zu überholen die durch die Witterung bedingte schlechte Sicht unmöglich macht, leicht zum Geduldspiel werden kann. Endlich erreiche ich Lendava und, oh Wunder, der Nebel lichtet sich. Trotzdem präsentiert sich die kleine Stadt nicht von ihrer besten Seite. Vielleicht liegt es am Wetter, aber ich kann mich einer gewissen Tristesse nicht erwehren. Lendava ist eine sehr alte Stadt und hat eine bewegte Geschichte. Das bereits im 13. Jahrhundert errichtete Schloss thront auf den Lendavske gorice, jenen Hügeln die das größte zusammenhängende Weinbaugebiet Sloweniens ausmachen, erhaben über der Stadt. Wie viele Städte in dieser Gegend hatte auch Lendava unter den Türkeneinfällen vom 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert erheblich zu leiden. Die östlichste Stadt Sloweniens hat heute etwa 4.000 Einwohner und ist vor allem wegen ihrer Thermalquellen bekannt. Eigentlich ist man in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch puren Zufall auf die heilenden Quellen gestoßen. Ursprünglich hatte man nach Erdöl gesucht… 82 Eine weitere Besonderheit Lendavas ist seine über 1.000 Jahre währende Zweisprachigkeit, Slowenen und Ungarn lebten seit jeher einträchtig nebeneinander, bis zum Jahr 1919 gehörte Lendava ebenso wie das gesamte Übermurgebiet zu Ungarn, nach den Friedensverträgen von Saint Germain wurde das Land dem neu gegründeten SHS Staat zugesprochen. Noch heute hört man oft die ungarische Sprache, auch die Namen der Menschen in dieser Gegend sind zu einem Großteil ungarisch. Lendava besaß über zwei Jahrhunderte ein überaus reiches jüdisches Leben. Der große Zuzug von Juden vor allem aus Westungarn begann im frühen 18. Jahrhundert, als die Türkengefahr gebannt war und die öde daliegende Landschaft wieder besiedelt werden musste. Da während der Türkeneinfälle ein Großteil der ansässigen Bevölkerung getötet oder durch Seuchen hinweggerafft worden war, war man bestrebt, für das brachliegende Land Neusiedler zu gewinnen. Dazu gehörten die Juden zunächst nicht, war es ihnen doch seit jeher untersagt, Land zu besitzen. Eine andere so genannte Randgruppe profitierte jedoch von der Notwendigkeit der Neuansiedelungen. Die Roma, seit Jahrhunderten „fahrendes Volk“, wurden in dieser Gegend angesiedelt, sie wurden sesshaft gemacht und leben bis heute im Prekmurje. Ähnlich wie die Juden hatten auch sie seit Beginn ihrer Sesshaftigkeit mit Anfeindungen durch die einheimische Bevölkerung zu kämpfen, jedoch aus anderen Gründen als die Juden. Resultierten Neid und Missgunst gegenüber den Juden vorwiegend aus deren Geschäftstüchtigkeit und Geschick in finanziellen Dingen, erfuhren die Roma Repressalien wegen ihrer Unangepasstheit und auf Grund von Vorurteilen. Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur Im Prekmurje erlangten die Juden jedoch hohes Ansehen, sie waren in die Gemeinschaft integriert, ja, sie waren ein wichtiger Teil derselben, arbeiteten bevorzugt als Händler, das heißt, sie verkauften Waren, die andere dringend brauchten und trugen somit ganz wesentlich zu einem neuen Wohlstand in der Gegend bei, der ohne sie nicht möglich gewesen wäre. Darüber hinaus bildeten die Juden in diesen ausschließlich von der Landwirtschaft geprägten Gebieten so etwas wie eine geistige Oberschicht, die regen kulturellen Austausch mit anderen Städten, vor allem Budapest, das durch die neue, in den Jahren 1907/08 erbaute Eisenbahnlinie relativ leicht zu erreichen war, pflegte. Erst unter Joseph II. erlangten die Juden Gleichberechtigung. Zuvor war unter Maria Theresia 1744 eine eigene Judensteuer eingeführt worden, die erst 1846 aufgehoben wurde. Dennoch brachte das Toleranzpatent Josephs II. für die Juden große Erleichterungen; erstmals durften sie öffentliche Schulen besuchen, Berufe erlernen und Besitz erwerben. 1783 erhielten sie das Recht, sich in Städten niederzulassen. Dieses Recht war ihnen 1496 unter Kaiser Maximilian I. aberkannt worden, die Juden mussten fliehen. So verlor beispielsweise auch die Stadt Radkersburg ihre jüdische Gemeinde. Erst nach der Aufhebung der Judensteuer im Jahr 1846 waren die Juden einige Zeit völlig gleichberechtigt, doch bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts begann sich in zunehmendem Maße der Antisemitismus in der Gesellschaft zu etablieren. Von ihren neuerworbenen Rechten machten auch die Juden im Prekmurje Gebrauch. Die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert in großem Umfang einsetzte, brachte auch der Landwirtschaft erheblichen Nutzen. Vor allem Mühlen, Getreidespeicher, aber auch Lederfabriken, Fleischereien, Brauereien und Geschäfte mit landwirtschaftlichem Gerät befanden sich in jüdischem Besitz. Ein wichtiger Geschäftszweig war das Geldund Bankwesen, das sich auch auf das Wirtschaftsleben im Übermurgebiet positiv auswirkte. Heute ist davon nicht mehr viel zu bemerken. Ich parke mein Auto an der Hauptstraße gegenüber der Kirche. Hier soll sich irgendwo die ehemalige Synagoge befinden. Ich finde sie nicht, muss einen Passanten fragen. Sie sei ganz nah, sagt man mir, gleich hier, hinter dem Supermarkt. Ich gehe ein paar Treppen hinunter, gesichtslose Wohnblocks umringen einen Parkplatz, linker Hand macht sich recht protzig das erst vor einigen Jahren neu errichtete Volks- und Kulturhaus der Gemeinde Lendava aus. Fast hätte ich das kleine, unscheinbare Gebäude übersehen. Ja, das könnte sie gewesen sein! Neu renoviert und doch irgendwie gesichtslos. Als Warenlager des benachbarten Supermarkts hätte die Synagoge lange gedient, erklärt mir der junge Mann, der mir aufsperrt, wahrscheinlich hat sie dieser Umstand vor dem endgültigen Abbruch bewahrt. Drinnen ist alles sauber renoviert, man kann sich vorstellen, wie es früher einmal ausgesehen hat, als es in Lendava noch einen Rabbiner gab, der die Gottesdienste abhielt. Heute dient die Synagoge als Ausstellungsraum für Künstler und als Konzertsaal. Oben auf der Galerie befindet sich eine Schautafelausstellung, die das einst blühende Leben der ehemaligen jüdischen Gemeinde Lendavas anschaulich dokumentiert. 83 Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur Foto: Elisabeth Arlt Die ehemalige Synagoge in Lendava – nekdanja sinagoga v Lendavi Bis 1995 sei auch die alte jüdische Schule noch gestanden, erfahre ich, gleich gegenüber der Synagoge, sie musste dem neuen Volkshaus weichen. Sonst sieht man in Lendava nichts mehr an jüdischen Spuren, ich bedanke mich für die Auskunft und fahre weiter, lasse Lendava hinter mir und begebe mich Richtung Dolga Vas, das einige Kilometer westlich liegt. Ein kleines Dorf an der Hauptstraße, ich muss wieder fragen, diesmal eine ältere Frau, die gerade am katholischen Friedhof ein Grab schmückt. Wo denn der jüdische Friedhof sei, will ich wissen. Es tue ihr leid, das wisse sie nicht, antwortet sie. Ob es an meinem schlechten Slowenisch lag? Ich fahre weiter und sehe schließlich rechter Hand ein etwas verwildertes, zugewachsenes Gebäude. Dahinter muss der Friedhof sein, ich bin am Ziel! Ein besonderer Ort. Ich gehe durch ein gelbes Häuschen und befinde mich mitten auf dem Friedhof. Schön ist es hier, der Spätherbst zaubert eine 84 interessante Stimmung auf die Gräber, deren Inschriften erstaunlich gut zu lesen sind. Ich sehe zum Großteil deutsche Namen, deutsche Inschriften. Es sind Steine auf manche Gräber gelegt, ein schöner Brauch, das gibt Hoffnung. Hoffnung, dass diese Menschen, von denen die meisten, wie auf vielen Grabsteinen nachträglich vermerkt, in Auschwitz umgebracht wurden, nicht vergessen sind. Dass es sie gegeben hat und dass sie diese Gegend für Jahrhunderte geprägt haben. Ich gehe zu einem geschmückten Grab, Kerzen und Gestecke befinden sich an seinem Stein. Es sieht neu aus, und ich beuge mich hinunter, um die Inschrift zu lesen. „Lajos Blau 1903-1998“, steht darauf geschrieben. Er war der letzte Jude in Lendava. Mit ihm ist eine Ära, die schon vorüber war, endgültig zu Ende gegangen. Ein jüdischer Friedhof ist nach altem Ritus in verschiedene Sektoren geteilt, Männer, un- Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur verheiratete Frauen, Kinder. Ob das hier auch noch so ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, es scheint, als seien die Grabsteine zum Teil nachträglich neu angeordnet worden. Den Friedhof soll auch eine schöne Mauer umgeben haben, jetzt sieht man nichts mehr davon, zuviel Unkraut wuchert um die Gräber und die einst die Grabmäler schmückenden Thujen sind meterhoch gewachsen und weisen eine zum Teil groteske Schieflage auf. Trotzdem ist das ein guter Ort, an dem ich mich befinde. Es lässt sich ein Teil der Vergangenheit rekonstruieren, unvorstellbar, wie es möglich war, eine so fest mit der Gegend verwachsene Kultur in so kurzer Zeit einfach auszulöschen. In der Mitte des Friedhofs befindet sich ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus, ein aus Stein gemeißelter Baumstamm soll an die vielen Menschen erinnern, die in Auschwitz ihr Leben verloren. Es wird kalt, ich werfe noch einen letzten Blick auf die vielen Grabsteine, dann fahre ich zurück, jedoch nicht ohne als letzter Station meiner Reise auf jüdischen Spuren noch dem Spominski Park in Murska Sobota einen Besuch abzustatten. Fast übersieht man den kleinen Park, ich habe zwar von seiner Existenz gehört, ihn nur durch Zufall gefunden. Direkt an der Hauptstraße aus Rakič ankommend liegt linker Hand eine kleine Parkanlage. Alte Grabsteine des zerstörten jüdischen Friedhofs hat man hier in einem Halbkreis angeordnet, zur Erinnerung, wie der Name schon sagt, an etwas, was es nicht mehr gibt. Schwer vorstellbar eigentlich: In Murska Sobota gab es einst drei Synagogen und eine lebendige jüdische Gemeinde, heute findet man – wie so oft – keine Spuren mehr. Murska Sobota wurde nach dem 2. Weltkrieg modern ausgebaut. Die sogenannte „dritte Synagoge“, die größte und schönste, wurde erst im Jahr 1956 aus Baufälligkeit abgerissen, nachdem sie nach Vertreibung und Vernichtung der Juden als Stall und Warenlager genützt worden war. Eine weitere Synagoge, die „erste“ und kleinste wurde sogar erst Mitte der 90er Jahre, als sie bereits so verfallen war, dass man sie kaum mehr als Gebäude ausmachen konnte, ebenfalls abgerissen. Alles weg, auch hier, der Spominski Park ist das letzte Zeugnis. Es leben noch einige wenige Juden im Prekmurje, die meisten wurden ermordet, die wenigen, die überlebten, emigrierten vornehmlich nach Israel oder in die Vereinigten Staaten. Die, die zurückgekehrt sind, sind oft zum evangelischen Glauben konvertiert. Ich fahre nachdenklich zurück. Könnte man doch einige Jahre in der Geschichte ungeschehen machen. Ich hätte noch viele Fragen. 85 Iskanje davno minule kulture Der jüdische Friedhof von Dolga Vas – judovsko pokopališče v Dolgi Vasi Iskanje davno minule kulture Judovsko življenje v Prekmurju Nekega oblačnega poznojesenskega dne se odpravim na pot v Prekmurje, da bi poiskala nekoč bogato judovsko kulturo na tem področju. Moj prvi cilj je Lendava, majhno mesto neposredno ob madžarski meji. Pot me vodi skozi Mursko Soboto, okrajno glavno mesto, ob povratku bi rada tudi tukaj naredila postanek. Cesta v smeri Lendave je tega dne – in ne samo tega – močno prometna, je glavna pot proti Madžarski in Hrvaški. Veliko težkega prometa priča o dejstvu, da nujno velja že leta v izgradnji nahajajočo se avtocesto dokončati. 86 Vmes zmeraj traktorji, ki zadržujejo promet in opozarjajo na to, da je Prekmurje že od nekdaj bilo intenzivno kmetijsko izkoriščano zemljišče in je še. Kot ima področje poleti nedvomno svoje čar, ravnina, polja s koruzo, dokler seže oko, se v pozni jeseni priplazi lahno nelagodje spričo pospravljenih, ogolelih polj, vlažnega mraza, močvirnih tal in megle, ki se kot mrtvaški prt vleče čez deželo. Pot med Radgono in Lendavo je dolga približno 50 kilometrov, kar v zavetrju tovornjaka, ki ga je ob slabem vremenu nemogoče prehiteti, vsekakor lahko postane igra potrpežljivosti. Končno pridem do Lendave in – o, čudež – megla se je dvignila. Kljub temu se majhno mesto ne predstavlja v svojem najboljšem Iskanje davno minule kulture oblačilu. Morda zaradi vremena, vendar se ne morem ubraniti določeni turobnosti. Lendava je zelo stara in ima bogato zgodovino. Že v 13. stoletju zgrajeni grad kraljuje vzvišen nad mestom v Lendavskih goricah, tistih gričih, ki tvorijo največje povezano vinorodno območje Slovenije. Kot mnoga mesta na tem področju je tudi Lendava v času turških vdorov od 16. do začetka 18. stoletja močno trpela. Najbolj vzhodno mesto Slovenije ima danes približno 4.000 prebivalcev in je poznano predvsem zaradi svojih termalnih vrelcev. Pravzaprav so v 60-ih letih prejšnjega stoletja naključno naleteli na zdravilne vrelce. Sprva so iskali nafto... Nadaljnja posebnost Lendave je več kot 1.000 let trajajoča dvojezičnost, Slovenci in Madžari že od nekdaj žive eden ob drugem. Do leta 1919 je Lendava, tako kot celotno Prekmurje, pripadala Madžarski, po St. Germainskih mirovnih pogodbah je bila dežela dodeljena Sloveniji. Še danes je pogosto slišati madžarski jezik, tudi priimki v Prekmurju so pogosto madžarski. Lendava je imela več kot dve stoletji nadvse bogato judovsko življenje. Veliko priseljevanje Judov, predvsem iz zahodne Madžarske, se je začelo v zgodnjem 18. stoletju, ko je bila turška nevarnost pregnana in je bilo potrebno pusto pokrajino ponovno poseliti. V času turških vdorov je bila večina tamkajšnjih prebivalcev umorjena ali so jih pobrale kužne bolezni, tako so si prizadevali neobdelano zemljo prepustiti tako imenovanim novim priseljencem. K tem v začetku niso sodili Judje, saj jim je bilo že od nekdaj prepovedano posedovati zemljo. A neka druga, tako imenovana marginalna skupina, je le imela korist od potrebe po ponovni poselitvi. Rome, že stoletja potujoče ljudstvo, so naselili na tem področju. Ti so se ustalili in žive še danes v Prekmurju. Podobno kot Judje so tudi Romi že od samega začetka bili boje s sovražnostjo tamkajšnjega prebivalstva, vendar iz drugačnih razlogov. Medtem ko je pri Judih sledila predvsem iz zavisti in nevoščljivosti, izhajajočih iz njihove poslovne sposobnosti in spretnosti v finančnih zadevah, je pri Romih izhajala iz njihove neprilagojenosti in podobnih represalij na podlagi predsodkov. V Prekmurju so Judje vendarle prišli do visokega ugleda, bili so integrirani v skupnost, da, bili so pomemben del istih, čeprav so bili pretežno trgovci. To se pravi, dodali so produkte, ki so jih drugi nujno potrebovali, in tako bistveno pripomogli k novi blaginji področja, ki brez njih ne bi bila mogoča. Prav tako se je v tej pretežno kmetijski pokrajini razvil neke vrste višji duhovni sloj, ki je negoval živahno kulturno izmenjavo z drugimi mesti, predvsem z Budimpešto, ki je bila z novo, v letih 1907/08 zgrajeno železniško linijo, relativno lahko dosegljiva. Šele pod Jožefom II. so Judje dosegli enakopravnost. Pod Marijo Terezijo je bil leta 1744 uveden poseben judovski davek, ki je bil razveljavljen šele leta 1846. Kljub temu je prinesel tolerančni patent Jožefa II. za Jude veliko olajšanje; prvič so smeli obiskovati javne šole, priučiti se poklica in pridobiti posest. 1783 so dobili pravico naseliti se v mestih. Ta pravica jim je bila leta 1496 pod cesarjem Maksimiljanom I. odvzeta, Judje so morali zbežati. Tako je na primer tudi mesto Radgona izgubilo svojo judovsko četrt. Šele po razveljavitvi judovskega davka leta 1846 so bili Judje nekaj časa popolnoma enakopravni, vendar se je že v zadnji tretjini 19. stoletja začel v družbi okrepljeno uveljavljati antisemitizem. 87 Iskanje davno minule kulture Svoje novo pridobljene pravice so izkoristili tudi Judje v Prekmurju. Na veliko se je začela industrializacija, eden do takrat v tej okolici neznanih fenomenov, ki je tudi kmetijstvu prinesel znatno korist. Predvsem mlini, kašče za žito, pa tudi tovarne usnja, mesnice, pivovarne, trgovine s kmetijskimi orodji, so bile v judovski lasti. Pomembna panoga je bila denar in bančništvo, ki je pozitivno učinkovala tudi na gospodarsko življenje v Prekmurju. Danes od tega ni opaziti prav mnogo. Avto parkiram na glavni cesti nasproti cerkve. Tu nekje naj bi se nahajala nekdanja sinagoga. Ne najdem je, moram vprašati mimoidočega. Je prav blizu, so mi rekli, tik za samopostrežnico. Grem nekaj stopnic navzdol, brezizrazni stanovanjski bloki obkrožajo parkirišče, na levi strani se bohoti pred nekaj leti novozgrajen narodni in kulturni dom občine Lendava. Skoraj bi spregledala majhno, neugledno stavbo. Da, to bi lahko bila! Na novo prenovljena, pa vendar nekako neizrazita. Dolgo je sinagoga služila kot skladišče bližnjemu supermarketu, mi je razložil mladi mož, ki mi je odklenil; verjetno jo je ta okoliščina obvarovala pred dokončnim rušenjem. Znotraj je vse lepo prenovljeno, lahko si je predstavljati, kako je bilo vse skupaj videti včasih, ko je v Lendavi še bil rabin, ki je vodil bogoslužje. Danes služi sinagoga kot razstavni prostor za umetnike in kot koncertna dvorana. Zgoraj na galeriji se nahaja razstavna preglednica, ki nazorno dokumentira nekoč cvetoče življenje nekdanje judovske skupnosti Lendave. Do 1995 je stala še stara judovska šola, sem izvedela, takoj nasproti sinagoge; umakniti se je morala novemu narodnemu domu. Sicer v Lendavi ni več videti judovskih sledi. Zahvalim se za informacije in se peljem 88 naprej, Lendavo pustim za seboj in se napotim v smeri Dolge Vasi, ki leži nekaj kilometrov zahodno. Majhna vas ob glavni cesti. Spet moram vprašati, tokrat starejšo gospo, ki krasi na katoliškem pokopališču neki grob. Kje je judovsko pokopališče, želim izvedeti. Opravičuje se, da ne ve, odgovori. Morda zaradi moje slovenščine? Peljem naprej in vidim končno na desni strani nekoliko podivjano poraslo zgradbo. Zadaj bo pokopališče, na cilju sem. Poseben kraj. Grem skozi rumeno hišico in se znajdem sredi pokopališča. Lepo je tukaj, pozna jesen pričara zanimivo razpoloženje na grobove, katerih napisi so presenetljivo dobro ohranjeni. Vidim veliko nemških priimkov, nemške napise, večinoma pravzaprav. Na nekatere grobove so položili kamne – lepa navada, to daje upanje. Upanje, da tile ljudje, od katerih večina, kot je na mnogih grobovih naknadno zabeleženo, je bila ubita v Auschwitzu, niso pozabljeni. Da so obstajali in da so to področje za stoletja zaznamovali. Grem k nekemu okrašenemu grobu, sveče in aranžmaji se nahajajo na [nagrobnem] kamnu. Videti je nov in sklonim se, da bi prebrala napis. “Lajos Blau 1903-1998,“ je bilo zapisano. Bil je zadnji Jud iz Lendave. Z njim je dokončno odšlo obdobje, ki je že davno minilo. Judovsko pokopališče je po starem običaju razdeljeno na različne sektorje: moški, neporočene ženske , otroci. Ali je tukaj tudi tako, se ne da več razbrati; kaže, kot da so nekatere nagrobne kamne naknadno na novo razvrstili. Pokopališče naj bi bilo obdano z lepim zidom, sedaj od tega ni videti ničesar več, preveč plevela raste okoli grobov, in tuje, ki so nekoč krasile grobove, so meter visoko in so deloma groteskno poševno. Kljub temu je to dober kraj, na katerem Iskanje davno minule kulture se nahajam. Mogoče je rekonstruirati del preteklosti, neverjetno, da je bilo mogoče eno, tako močno v to področje zasidrano kulturo, v tako kratkem času enostavno izbrisati. V sredini pokopališča se nahaja spominsko obeležje žrtvam fašizma, iz kamna izklesano deblo naj bi spominjalo na mnoge žrtve, ki so v Auschwitzu morale pustiti svoja življenja. Hladno postaja, poslednjič še pogledam na mnoge nagrobnike, potem se peljem nazaj, toda ne brez obiska zadnje postaje mojega potovanja po judovskih sledovih, „Spominskega Parka“ v Murski Soboti. Prav mogoče je prezreti majhen park, za njegovo eksistenco sem že slišala, našla pa sem ga le po naključju. Neposredno ob glavni cesti, prihajajoč iz Rakičana, stoji na desni strani majhen park. Stare nagrobnike razdejanega judovskega pokopališča so tukaj razvrstili v polkrog, v spomin, kot že naslov pove, na nekaj, kar več ne obstaja. Težko predstavljivo pravzaprav, v Murski Soboti so bile nekoč tri sinagoge in živa judovska skupnost – danes, kot tolikokrat, nobene sledi več. Murska Sobota je bila po 2. svetovni vojni povečana, mesto je moderno oblikovano. Tako imenovano „tretjo sinagogo“, največjo in najlepšo, so porušili šele leta 1956, zaradi propadanja ali morda bolj zato, ker je bila po pregonu in uničenju Judov uporabljana kot hlev in skladišče. Nadaljnjo sinagogo, „prvo“ in najmanjšo, so porušili šele sredi 90-ih let 20. stoletja, potem, ko je bila že tako propadla, da jo je bilo težko prepoznati kot zgradbo. Ničesar več, tudi tukaj, Spominski Park je zadnje pričevanje. V Prekmurju živi še nekaj Judov, večina je bila umorjenih. Nekaj malega teh, ki so preživeli je emigriralo v Izrael ali v Združene države Amerike. Ti, ki so se vrnili, so pogosto prestopili v evangeličansko vero. Razmišljujoč vozim nazaj. Ko bi lahko nekaj let v zgodovini zbrisali... Imela bi še mnogo vprašanj. ZUR PERSON – O AVTORJU Elisabeth Arlt Mag.ª Elisabeth Arlt ist Kunsthistorikerin und arbeitet an verschiedenen Projekten im Kulturbereich in der Steiermark und in Südosteuropa. – Mag.ª Elisabeth Arlt je umetnostna zgodovinarka in sodeluje pri raznoraznih projektih na področju kulture na Štajerskem in v jugovzhodni Evropi. 89 Bildgalerie – galerija slik IV Prof. Christian Brünner und der Bürgermeister von Tuzla sprechen anlässlich des Symposions. Wieviel Minderheit(en) verträgt Europa? – Pogovor med prof. Christianom Brünnerjem in županom Tuzle na simpoziju. Koliko manjšin prenese Evropa? 90 Julius Franz Schütz Julius Franz Schütz (K)ein steirischer Heimatdichter � Text: Elisabeth Arlt Eine sehr interessante, jedoch heute weitestgehend unbekannte Figur in der steirischen Literaturszene der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellt zweifelsohne Julius Franz Schütz dar. Schütz, 1889 in Mureck geboren, entdeckte schon früh seine Begabung zum Schreiben. Einer seiner Lehrer am Grazer Bischöflichen Gymnasium erkannte das Talent des Knaben und förderte ihn. Nichtsdestotrotz begann Schütz an der Grazer Universität ein Jusstudium, das er auch abschloss. Mit einer Erbschaft des Vaters bedacht, war es Schütz’ Plan, als Dichter unbeschwert leben zu können. Der Erste Weltkrieg und die damit einhergehende Inflation machten diesen Traum jedoch zunichte. Julius Franz Schütz bei einer Lesung in der Steiermärkischen Landesbibliothek – Schon während seiner Studienzeit begab sich Schütz auf ausgeJulius Franz Schütz na literarnem večeru v dehnte Reisen, vor allem innerhalb Europas, aber auch nach NorŠtajerski deželni knjižnici dafrika, die sein Leben und Werk nachhaltig prägen sollten. Schütz fand eine Anstellung an der Steiermärkischen Landesbibliothek, die er ab dem Jahr 1939 auch leitete. Nach 1912 gelang es ihm, einen Verlag zu finden, der seine Gedichte, die stark expressionistische Züge aufweisen, veröffentlichte. Seine Werke wurden von anderen Verlagen jedoch auch abgelehnt, mit der Begründung, er würde am Leser vorbeischreiben, diesen nicht berühren, ihn allenfalls erstaunen. Das kränkte ihn zwar, wie aus seiner Korrespondenz ersichtlich ist, ließ ihn jedoch nicht resignieren. Auffallend ist die Wandlungsfähigkeit seiner Literatur, der häufige Stilwandel, der als geradezu charakteristisch für ihn galt. Ebenso der schonungslose Naturalismus, mit dem er Dinge beschrieb und sich Themen annahm, die den Leser mehr verstörten als unterhielten. Was ihn nicht nur in seinem Werk, sondern auch als Menschen auszeichnete beschreiben viele seiner Zeitgenossen wie folgt: Schütz stand mit vielen Künstlern in regem Kontakt, darüber hinaus gehörten auch Wissenschaftler anderer Disziplinen, wie der Maler Max Robathin, der Botaniker 91 Julius Franz Schütz Verschiedene Darstellungen Schütz‘ - različne upodobitve Schütza Herbert Lamprecht, der vor allem in Schweden wirkte, und der Rektor der Leobener Montanuniversität Franz Platzer, die alle wie Schütz ebenfalls in Mureck geboren wurden, zu seinem umfangreichen Bekanntenkreis. Interessant aus heutiger Sicht in Leben und Werk Schütz’ ist seine Heimatliebe, die entgegen der in dieser Zeit vorherrschenden Gesinnung weder deutschtümelnd noch von nationalsozialistischem Gedankengut geprägt war. In vielen Gedichten, aber auch Romanen beschreibt er das südsteirische Weinland, die Gegend seiner Kindheit in und um Mureck. Gleichzeitig jedoch hatte er großes Interesse an fremden Kulturen, vor allem an asiatischen, deren Sprachen er zum Teil beherrschte. Erhalten ist eine umfangreiche Sammlung an asiatischer Kunst, die er zum Teil von seinen Reisen mitbrachte, zum Teil von Freunden geschenkt bekommen hatte. Überaus reich war seine Korrespondenz. Die deutsch-kroatische Dichterin Camilla Lucerna gehörte ebenso zu seinen Freunden wie auch der spätere Nobelpreisträger Ivo Andrić. Schütz bemühte sich, slawische Sprachen zu lernen und hielt sich des Öfteren in Zagreb auf, wo er Lesungen abhielt und freundschaftliche Kontakte pflegte. Für ihn ging durch die Grenzziehung nicht ein Land verloren, wie es von vielen seiner Zeitgenossen empfunden wurde, sondern er betrach- 92 tete es als persönlichen Gewinn, neue Sprachen zu lernen und sich mit anderen Kulturen vertraut zu machen. Nachdem 1949 seine Frau Grete nach langer schwerer Krankheit verstorben war, litt Schütz unter zunehmender Einsamkeit. Obwohl er fest im gesellschaftlichen Leben integriert war und auch einen großen Freundeskreis besaß, ist ab diesem Zeitpunkt eine gewisse Todessehnsucht zu verspüren. Es kränkte ihn sehr, dass seine Werke zwar gelobt wurden, er aber von der Öffentlichkeit mehr oder weniger ignoriert wurde. Ein Anliegen waren ihm die jungen Dichter, die er förderte und unterstützte. Dass er, der sich selbst als Junger über die verbohrten Alten kritisch geäußert hatte, diesem Grundsatz treu blieb, zeigt sich, als er Anfang der 50er Jahre das damals neu gegründete und unter den alteingesessenen Dichtern höchste Empörung hervorrufende Forum Stadtpark mit ganzer Kraft unterstützte. Einer dieser jungen Dichter, Alfred Kolleritsch, der wie Schütz auch aus der Gegend um Mureck stammte, wies ihm später auch in der von ihm initiierten Publikation „Lichtungen“ einen ehrenden Platz zu. Julius Franz Schütz, der 1961 kinderlos starb, hinterließ seinem Heimatort Mureck, dem er bis zu seinem Tod eng verbunden blieb, sein Haus am Murecker Hauptplatz, und das sich darin befindliche Mobiliar und seine überaus Julius Franz Schütz Foto: JUZ Mureck Julius Franz Schütz‘ Haus am Hauptplatz von Mureck, in dem heute das Stadtmuseum untergebracht ist. – hiša Juliusa Franza Schütza na Glavnem trgu v Cmureku, v kateri je danes Mestni muzej. umfangreiche Bibliothek, die heute in der Landesbibliothek aufbewahrt wird, mit der Auflage, daraus ein Museum zu schaffen. Das geschah auch Anfang der 70er Jahre, als Teile der Schützwohnung zu einem Heimatmuseum, dem damaligen Standard entsprechend, zu einem Heimatmuseum umgestaltet wurden. Bis vor kurzem in schlechtem, unzeitgemäßem Zustand, wurde heuer eine Sichtung der Objekte samt Zustandsbestimmung veranlasst und Maßnahmen zur Restaurierung diverser Möbel, Kleingegenstände und Schriftstücke in die Wege geleitet, die durch unsachgemäße Lagerung bereits Schaden erlitten hatten. Wenn alles gut geht, soll in nächster Zeit ein neues, modern adaptiertes Museum eröffnet werden, das diesem berühmten Sohn Murecks ein gebührendes Andenken zukommen lassen und ihn vor dem Vergessen bewahren soll. 93 Julius Franz Schütz Julius Franz Schütz Štajerski domači pesnik, ali tudi ne Zelo zanimivo, vendar danes širši publiki nepoznano figuro štajerske literarne scene prve polovice 20. stoletja, predstavlja prav gotovo Julius Franz Schütz. Schütz, rojen 1889 v Cmureku, je že zgodaj odkril nadarjenost za pisanje. Eden od učiteljev na graški škofovski gimnaziji je prepoznal dečkov talent in ga podpiral. Kljub temu je začel Schütz na Graški univerzi študirati pravo, katerega je tudi zaključil. Računajoč na očetovo dediščino, je bil Schützov načrt neobremenjeno živeti kot pesnik. Prva svetovna vojna in z njo povezana inflacija sta te sanje naredili nične. Že v času študija se je podal na dolga potovanja predvsem po Evropi, pa tudi v severno Afriko, ki naj bi njegovo življenje in delo trajno zaznamovala. Schütz je našel službo v Štajerski deželni knjižnici, katero je od leta 1939 tudi vodil. Po 1912 mu je uspelo najti založbo, ki je njegove pesmi z močnimi ekspresionističnimi potezami objavila. Njegova dela so bila s strani drugih založb zavrnjena tudi z obrazložitvijo, da piše mimo bralcev, da se teh ne dotakne, kvečjemu osupne. To ga je sicer prizadelo, kar je vidno tudi iz njegove korespondence, vendar zato ni obupal. Pozornost vzbuja njegova literatura zaradi zmožnosti spremembe, pogoste menjave stila, ki je zanj naravnost karakteristična. Prav tako neprizanesljiv naturalizem, s katerimi je opisoval stvari in izbrane teme, ki spravljajo bralca bolj iz ravnotežja kot zabavajo. Kar ga odlikuje ne samo v njegovem delu, temveč tudi kot človeka, opisuje veliko 94 njegovih sodobnikov: Schütz je bil z mnogimi umetniki v živahnih stikih, k tem so spadali tudi znanstveniki drugih disciplin, kot slikar Max Robathin, botanik Herbert Lamprecht, ki je deloval predvsem na Švedskem, kot tudi rektor leobenske Montanuniversität – rudarske univerze Franz Platzer, ki so vsi, kot Schütz, bili rojeni v Cmureku; ti so bili del njegovega obsežnega kroga znancev. Zanimivo z današnjega vidika Schützovega življenja in dela je njegovo domoljubje, ki je bilo v nasprotju z v tistem času prevladujočim prepričanjem. Oblikovano ni bilo niti nemškutarsko niti nacistično. V mnogih pesmih pa tudi romanih opisuje južni štajerski vinorodni okoliš, okolico svojega otroštva v in okoli Cmureka. Istočasno pa so ga zelo zanimale druge kulture, predvsem azijske, katerih jezike je deloma obvladal. Ohranjena je obsežna zbirka azijske umetnosti, ki jo je deloma prinesel s svojih potovanj, deloma kot darilo dobil od svojih prijateljev. V enem od njegovih pisem je razbrati žalost mladega moža, potem ko je bila njegova ljubljena Untersteiermark – Spodnja Štajerska z novo nastalo mejo ločena. Vendar je bil dovolj daljnoviden, da ga ni zapopadlo takrat široko razširjeno topo sovraštvo do vsega slovenskega. V tem smislu ni bilo slišati kakršne koli njegove izjave niti ni mogoče najti takšnega mišljenja v njegovem delu. Nadvse bogata je bila njegova korespondenca. Nemško-hrvaška pesnica Camilla Lucerna je prav tako štela k njegovim prijateljem kot tudi kasnejši Nobelov nagrajenec Ivo Andrić. Prizadeval si je naučiti se slovanskih jezikov in je večkrat obiskal Zagreb, kjer je imel predavanja in je gojil prijateljske stike. Zaradi nastanka meje zanj ni bila izgubljena dežela, kot so to čutili mnogi njegovi sodobniki, Julius Franz Schütz temveč je to obravnaval kot osebno pridobitev, učiti se novih jezikov in se seznaniti z drugimi kulturami. Potem ko je 1949 po dolgi in težki bolezni umrla njegova žena Grete, je Schütz trpel vse večjo osamljenost. Čeprav je bil trdno vključen v družbeno življenje in je imel velik krog prijateljev, je od tega trenutka mogoče občutiti hrepenenje po smrti. Zelo ga je žalilo, da je njegovo delo sicer hvaljeno, njega samega pa je javnost bolj ali manj ignorirala. Ena od potreb mu je bila podpirati mlade pesnike. Ker se je sam, kot mlajši, kritično izrazil o zadrtosti starih in ostal zvest temu načelu, je v začetku 50-ih let z vso močjo podpiral takrat novo ustanovljeni Forum Stadtpark, ki je izzval skrajno ogorčenje pri starejših pesnikih. Eden teh mladih pesnikov, Alfred Kolleritsch, ki je tako kot Schütz prihajal iz okolice Cmureka, mu je kasneje v z njegove strani iniciirani publikaciji Lichtungen – Jase dodelil častitljivo mesto. Julius Franz Schütz, ki je 1961 umrl, brez otrok, je zapustil svojemu domačemu kraju Cmureku, s katerim je ostal tesno povezan vse do svoje smrti, svojo hišo na cmureškem Glavnem trgu, v hiši nahajajoče se pohištvo in nadvse obsežno knjižnico, ki je danes shranjena v deželni knjižnici, z zahtevo, naj iz tega ustvarijo muzej. To se je tudi zgodilo v začetku 70-ih let prejšnjega stoletja, ko so del Schützovega stanovanja v skladu s takratnim standardom preoblikovali v domovinski muzej. Za do pred kratkim v slabem, nesodobnem stanju nahajajoči se domovinski muzej je bila letos dana pobuda poskrbeti za ogled in določitev stanja objektov in izpeljavo ukrepov za restavracijo različnega pohištva, majhnih predmetov in listin, katere so se zaradi nestrokovnega skladiščenja poškodovale. Če bo šlo vse po sreči, naj bi v kratkem odprli nov, moderno adaptiran muzej, ki naj bi bil primeren spominu na tega slavnega sina Cmureka, in ga tako obvarovati pred pozabo. 95 Die Rotunde von Selo Foto: Elisabeth Arlt Südansicht der Rotunde von Selo – južni pogled na rotundo iz Sela 96 Die Rotunde von Selo Die Rotunde von Selo Eine kunsthistorische Besonderheit � Text: Elisabeth Arlt Ein besonders interessantes Beispiel romanischer Baukunst in Slowenien befindet sich nahe der Ortschaft Selo im Goričko, wie diese Landschaft im äußersten Nordosten Sloweniens, unweit der ungarischen Grenze genannt wird. Mitten in einer Wiese steht die kleine romanische Rundkirche, die, so versteckt in der üppigen frühsommerlichen Vegetation, kaum auszumachen ist. Und doch handelt es sich hier um den seltenen Kirchentyp der Rotunde, der in dieser Form im Prekmurje einzigartig ist. Im benachbarten Ungarn findet man Vertreter dieses Typs häufiger. In Österreich ist dieser Kirchentyp ebenfalls selten, in den alpinen Regionen so gut wie gar nicht vertreten, teilweise baute man – wie beispielsweise im niederösterreichischen Petronell – Karner in Rotundenform, Kirchen jedoch nie. Die Rotunde von Selo ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Nikolaus ist der Patron der Kinder, Schüler, Richter, Reisenden, Pilger, Seefahrer, Fischer und anderer. Von außen ist der Bau sehr schlicht, man stellt sich die Kirche, wenn man sie von Bildern her kennt, größer vor. Ein Sockel aus Natursteinen begradigt das unebene Gelände, darüber erhebt sich ein Ziegelbau, der durch Lisenen gegliedert ist. Den Abschluss der Wand bildet ein Zackenfries, über das direkt das mit Schindeln gedeckte Dach samt kleinem aufgesetztem Glockenturm anschließt. An der Südseite befinden sich drei schmale Fenster, die einzige Lichtquelle, sieht man von der Türe und einer weiteren sehr schmalen Fensteröffnung in der Apsis ab. Betritt man die Rotunde ist man zuerst von den beeindruckenden Wandmalereien fasziniert, die beinahe den gesamten Innenraum bedecken. Stilistisch scheinen die Malereien, die al secco, also auf trockenen Grund gemalt wurden, älter zu sein, als sie es tatsächlich sind. Man hat auch als Kunsthistoriker durchaus Probleme mit der Datierung. Die stark akzentuierten Umrisse, die dann farbig ausgemalt wurden, geben den Malereien einen etwas blockhaften starren Charakter, auch die perspektivische Darstellung, fehlt gänzlich. Tatsächlich sind die Malereien erst Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden, wie in dem vor Ort erhältlichen Führer nachzulesen ist, stilistische Ähnlichkeiten sind mit den Fresken der Johannes- 97 Die Rotunde von Selo kapelle von Pürgg in der Obersteiermark zu erkennen, deren Entstehungszeit jedoch bereits in das 12. Jahrhundert datiert werden kann. So verwundert der für das späte Entstehungsdatum künstlerisch sehr anachronistisch anmutende Stil. Ist es die Abgeschiedenheit der Landschaft, die sich den damals zeitgemäßen Trends in der Malerei verschlossen zeigte; man weiß es nicht. In der Kuppel, gleichsam im Zentrum des Raumes, befindet sich eine ausdrucksvolle Darstellung des gekreuzigten und des auferstandenen Christus in einer Mandorla, umgeben von den Darstellungen der vier Evangelisten samt den ihnen zugeschriebenen Attributen. Darunter ist die Passion Christi in sehr figurenreichen, detailverliebten Darstellungen abgebildet. Dem Betrachter wird, indem er sich um die eigene Achse dreht, die gesamte Leidensgeschichte Christi erzählt. Diese mittelalterlichen Bildergeschichten, deren Künstler bis auf einige wenige Ausnahmen immer unbekannt sind, dienten dazu, die des Schreibens Unkundigen über die Geschehnisse in der Bibel zu unterweisen. Die Wandmalerei wurde im Laufe der Zeit bis hin zum Ende des Mittelalters immer realistischer, das Starre, Blockhafte in der Darstellung wurde überwunden und biblische Szenen, wie auch die Leiden Christi, immer drastischer und bewegter dargestellt. Ist Christus in der Romanik noch der still Leidende, der über den Tod triumphiert und auch als Gekreuzigter noch eine stolze und herrschaftliche Haltung einnimmt, so ändert sich das in den folgenden Jahrhunderten. Das geht so weit, dass Christus in der gotischen Malerei als menschlich, als Leidender, von Wunden übersät, dargestellt wird. Dieser Messias muss erst sein Menschsein hinter sich lassen, und das wird oft dras- 98 tisch ausgedrückt. Im Hoch und Spätmittelalter übernahmen dann die Glasfenster diese Rolle, die, da die Wände der Gotteshäuser immer aufgelöster wurden, stetig an Bedeutung gewannen. In dieser romanischen Kirche wird das Hauptaugenwerk hingegen noch völlig auf die Wandmalereien gelegt. Erwiesen ist, dass die Kirche, die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, anfangs keine Wandmalereien besessen hatte, die heute vorhandenen wurden, wie schon erwähnt, erst Mitte des 14. Jahrhunderts geschaffen. Leider kam es in den Jahren 1845/46 zu Umbauarbeiten, die sehr unbedacht durchgeführt worden waren und unter anderem den Abbruch der Apsis zur Folge hatten. Ihr wieder erlangtes Aussehen verdankt die Kirche, die heute den Status einer Kapelle hat, zwei großen Renovierungen 1956 bzw. in den Jahren 1978/79. Diese Renovierungen beinhalteten unter anderem auch die Wiedererrichtung der verlorenen Apsis und die sachgemäße Renovierung der Wandmalereien. Dass das mit Sorgfalt geschah, ist heute gut ersichtlich. Bei den Malereien blieb die Farbigkeit weitestgehend erhalten, ohne jedoch, wie bei so mancher unsachgemäßer Restaurierung, übermalt zu wirken. Natürlich haben die al secco aufgetragenen Farbschichten nie eine solche Haltbarkeit und Leuchtkraft wie die auf noch feuchtem Putz aufgetragene Freskomalerei, trotzdem kann man sich noch ein gutes Bild über die ursprüngliche Farblichkeit machen. Wer also mit dem Gedanken spielt, einen Ausflug ins Goričko zu unternehmen, der sollte es nicht versäumen, Selo zu besuchen, die Landschaft zu genießen und dieses schöne Beispiel romanischer Baukunst auf sich wirken zu lassen. Rotunda v Selu Rotunda v Selu Kulturno-zgodovinska posebnost Posebno zanimiv primer romanskega stavbarstva v Sloveniji se nahaja v kraju Selo na Goričkem, kakor se imenuje ta pokrajina na skrajnem severovzhodu Slovenije nedaleč od madžarske meje. Sredi travnika stoji majhna romanska okrogla cerkev, ki jo je le težko zapaziti, skrito v bohotni zgodnjepoletni vegetaciji. In vendar gre tukaj za redek tip cerkve v obliki rotunde, ki je v Prekmurju edinstven. V sosednji Madžarski je mogoče predstavnike takšnega tip najti pogosteje. V Avstriji je takšen tip cerkve prav tako redek, v alpskih regijah tako rekoč nezastopan, deloma se je gradilo – kot na primer v Spodnji Avstriji – v tej obliki kostnice, vendar ne cerkev. Rotunda v Selu je posvečena svetemu Miklavžu. Miklavž je zaščitnik otrok, šolarjev, sodnikov, popotnikov, romarjev, pomorcev, ribičev in drugih. Od zunaj je zgradba zelo preprosta – človek si predstavlja cerkev, če jo pozna iz slik, večjo. Podstavek iz naravnega kamna uravnava neraven teren, nad tem se dviguje opečnata zgradba, ki je razčlenjena z linicami. Zaključek stene tvori nazobčana obrobna letev, neposredno nad njo je s skodlami pokrita streha z majhnim zvonikom. Na južni strani se nahajajo tri ozka okna, edini viri svetlobe, če odmislimo vrata in zelo ozke okenske odprtine apside. Ob vstopu v rotundo človeka najprej prevzamejo stenske slikarije, ki pokrivajo skoraj celotno notranjščino. Stilistično so slikarije, al secco, torej naslikane na suho površino, videti starejše, kot v resnici so. Človek ima, tudi kot umetnostni zgodovinar, težavo z datiranjem. Močno poudarjeni obrisi, ki so bili nato barvno izpolnjeni, dajejo slikarijam nekoliko tog karakter, manjka tudi prikaz iz perspektive. Dejansko so slikarije nastale šele v sredini 14. stoletja, kot je mogoče prebrati iz tamkajšnje brošure s podatki, stilistične podobnosti je mogoče najti s freskami iz Johanneskapelle – Janezove kapele v Pürggu v Zgornji Avstriji, katerih čas nastanka pa je mogoče datirati že v 12. stoletje. Tako čudi – za tako pozen čas nastanka – umetniško zelo anahronističen stil. Ali je to posledica odmaknjenosti pokrajine, ki je bila nedostopna takratnim sodobnim trendom v slikarstvu, ne ve se. V kupoli, tako rekoč v centru prostora, se nahaja izrazita upodobitev križanega in od mrtvih vstalega Kristusa v mandoli, obdanega z upodobitvami štirih evangelistov skupaj z njihovimi atributi. Na stenah je podrobno upodobljen Kristusov pasion z mnogimi figurami. Opazovalcu je, če se zavrti okoli svoje osti, prikazano celotno Kristusovo trpljenje. Te srednjeveške slike zgodb, katerih slikarji z nekaj malega izjemami večinoma niso znani, so služile kot napotki nepismenim o napisanem v bibliji. Stensko slikarstvo je sčasoma tja do konca srednjega veka postajalo vedno bolj realistično; okorno, togo v upodobitvah, je bilo preseženo. Biblijske scene in Kristusovo trpljenje so bile upodobljene zmeraj bolj drastično in ganljivo. Če je Kristus v romaniki še tiho trpeči, ki slavi zmago nad smrtjo in tudi kot križani zavzema ponosno in gosposko držo, se to spremeni v naslednjih stoletjih. To gre tako daleč, da je Kristus v gotskem slikarstvu upodobljen kot 99 Rotunda v Selu človeški, kot trpeči, posejan z ranami. Ta mesija mora najprej pustiti za seboj svoje človečanstvo in to je pogosto drastično prikazano. V visokem in poznem srednjem veku prevzamejo to vlogo steklena okna, saj so stene božjih hiš postale s tem bolj razgibane in so okna tako zmeraj bolj pridobila pomen. V tej romanski cerkvi pa je nasprotno, glavna pozornost je še docela usmerjena na stenske slikarije. Dokazano je, da je cerkev, ki je bila zgrajena sredi 13. stoletja, bila v začetku brez današnjih stenskih poslikav. Kot je že bilo omenjeno, ustvarjene so bile šele v sredini 14. stoletja. Žal je v letih 1845/46 je prišlo do adaptacijskih del, ki so bila nepremišljeno izvedena in so med drugim imela za posledico rušenje apside. Za svojo ponovno prvotno podobo dolguje cerkev, Die Rotunde von Selo: Fresken im Inneren – rotunda iz Sela: notranje freske 100 ki ima danes status kapelice, zahvalo dvema velikima prenovama v letih 1956 oz. 1978/79. Ta renoviranja so med drugim vsebovala ponovno postavitev izgubljene apside in strokovno adaptacijo stenskih slikarij. Da se je to zgodilo skrbno, je vidno še danes. Pri slikarijah je barvitost pretežno ohranjena, ne da bi, kot pri mnogih nestrokovnih prenovah, delovala prebarvano. Seveda nimajo al secco nanešene barvne plasti nikoli takšne trajnosti in luminoznosti kot na vlažen omet naneseno freskno slikarstvo, kljub temu pa si lahko človek ustvari dobro sliko o prvotni barvitosti. Kdor se torej igra z mislimi, narediti izlet na Goričko, ta naj ne pozabi obiskati Sela, uživati v pokrajini in se prepustiti vplivu tega lepega primera romanskega stavbarstva. Niemals vergessen! Niemals vergessen! Jüdische Kultur in Slowenien � Text: Elisabeth Arlt Erika Fürst, eine der wenigen im Übermurgebiet verbliebenen Menschen jüdischen Glaubens lebt heute in Murska Sobota. Auf Vermittlung von Franc Kuzmic vom Pokrajinski muzej in Murska Sobota bekam ich die Möglichkeit, ein Interview mit ihr zu führen. Ihre Kindheit in Murska Sobota sei sehr schön gewesen, beginnt Frau Fürst zu erzählen, ihre Eltern hätten ein Transportunternehmen gehabt, noch vorwiegend mit Pferden, ja, Pferde liebe sie immer noch sehr. Sie hätte eine unbeschwerte Kindheit gehabt, zusammen mit ihrer Schwester. Die Familie war angesehen und wohlhabend. Die jüdische Kultur sei vielfältig gewesen in Murska Sobota in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg. Nachdem das Komitat Vas in den Friedensverträgen von Saint Germain im Jahr 1919 von Ungarn an den neu gegründeten SHS Staat abgetreten werden musste, änderte sich für die Einwohner einiges. Viele Bewohner des Prekmurje, darunter auch Juden, wollten Ungarn bleiben und zogen aus diesem Grund auf das verbliebene ungarische Staatsgebiet; der Großteil blieb jedoch. Drei Synagogen gab es in Murska Sobota, einen Rabbiner, koschere Fleischereien, Schulen, ein Kulturzentrum, kurz, das jüdische Leben war ein wichtiger Bestandteil dieser Gegend. Eine weitere Stadt mit vielen jüdischen Einwohnern stellte Lendava, die östlichste Stadt Sloweniens dar. Auch dort gab es eine Synagoge, eine Schule, einen jüdischen Sportverein, reiches kulturelles Leben. Bereits in den 20er Jahren überschattete jedoch die beginnende Wirtschaftskrise – wie beinahe überall – auch das Leben der Bewohner des Übermurgebietes. Frau Fürst ging in Murska Sobota in die Schule, sie erzählt, es sei eine schöne, sorgenfreie Zeit für sie gewesen. Ihre Schulfreunde seien zumeist Katholiken und Protestanten gewesen, sie habe sich nie anders gefühlt, die Kinder seien gute Freunde gewesen. Auch als die Nationalsozialisten im Jahr 1933 in Deutschland die Macht übernahmen, gab es in dieser Gegend noch keinen Grund zur Beunruhigung. Zu weit weg schienen diese Geschehnisse zu sein, zu sicher fühlten sich die Bewohner des Prekmurje. Es sollte bis zum April 1941 dauern, als deutsche Truppen in das Gebiet einmarschierten, das daraufhin wieder Ungarn zugesprochen wurde. Ab diesem Zeitpunkt begannen die Repressalien vor allem gegen Juden und Roma. Jüdische Ge- 101 Niemals vergessen! Fotos(2): Pavel-Haus Elisabeth Arlt im Gespräch mit Frau Fürst – Elisabeth Artl v pogovoru z gospo Fürst schäfte wurden beschmiert und verwüstet, viele jüdische Menschen verloren ihre Arbeit, die ersten begannen über Emigration nachzudenken. Bald steigerten sich die Auswüchse von Hass und Gewalt, und es fanden erste Verhaftungen statt. Auch Erika Fürst und ihre Familie wurden verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet, sie kehrte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach ihrer Befreiung nach Murska Sobota zurück. Warum sie zurückgekehrt seien, möchte ich wissen, warum sie nicht wie die meisten Überlebenden ausgewandert sei, nach Israel oder in die Vereinigten Staaten. Sie wisse es nicht genau, antwortet Frau Fürst. Aber Murska Sobota sei ihre Heimat gewesen, der Ort, an dem sie ihr Leben verbracht hatte, bis zu jenem Tag im Sommer 1941. Hart sei es schon gewesen, nach dem Krieg, ohne Wohnung, ohne Nahrung, ohne Vater, nichts so wie früher, keine Verwandten, keine Freunde, die Überwindung, mit Mitmenschen zu kommunizieren, die noch vor kurzem einer Ideologie verfallen waren, die ihr und ihrer Fa- 102 milie den Vater und sie selbst fast das Leben gekostet hätte. Aber sie habe es geschafft und bereue es nicht, hier geblieben zu sein. Ich bemerke, heute ist der 27. Jänner 2005. Heute, vor genau 60 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit, im letzten Moment und doch um Jahre zu spät. Hat Frau Fürst den Termin für das Interview absichtlich gewählt? Erinnert sie sich daran, wie es war, zurück ins Leben zu gehen? Es begannen Jahre des Wiederaufbaues, der Neuorientierung in einem jungen Staat, der nichts anderes wollte, als wirtschaftlich erfolgreich zu sein Für Minderheiten gab es keinen Platz. Man war froh, die Deutschen los zu sein, auch die Sowjets, es sollte nur Jugoslawen geben in einem neuen Staat, der Jugoslawien hieß. In den 40er Jahren gab es von Seiten der jugoslawischen Regierung Repressalien in Form einer Art „Judengesetzgebung“, die jüdischen Mitbürgern den Hochschulzugang verweigerte oder willkürlich den Handel mit gewissen Produkten, vornehmlich Lebensmitteln, verbot. Von der Öffentlichkeit wurde dieses Vorgehen scharf kritisiert, es gab Protestmärsche und Kundgebungen. Niemals vergessen! Unter Tito war die Lage mehr oder weniger ruhig, die jüdische Bevölkerung Jugoslawiens hatte zwar keine Unterdrückung zu befürchten, wurde jedoch als Minderheit auch nicht wahrgenommen und hatte keine Sonderrechte. Nach Titos Tod kam es in den 90er Jahren in Kroatien immer wieder zu antisemitischen Äußerungen seitens des Präsidenten Franjo Tudjman, die lange Zeit seine Wahlkampfparolen untermalten. In Slowenien gab es, zumindest von offizieller Seite, keine derartigen Aussagen. Frau Fürst arbeitete lange in Murska Sobota, jetzt ist sie in Pension und genießt es, wie sie versichert. Leid tue ihr, dass sie nicht zum Gottesdienst gehen könne, es gäbe keine Synagoge mehr, die nächste Möglichkeit, eine Synagoge zu besuchen, wäre nach Ljubljana oder Graz zu fahren. Aber sie fahre in der Dunkelheit nicht mehr so gerne mit dem Auto, ja, das mache sie schon etwas traurig, aber so sei es eben. In Maribor, das auch eine große jüdische Gemeinde besessen hatte, leben heute nur noch einige wenige Juden. Die im Kern gotische Synagoge, die nur aus dem Grund, dass man sie bereits im Mittelalter zu einer katholischen Kirche umgewandelt hatte, erhalten geblieben ist, dient heute als Ausstellungsraum für verschiedene wechselnde Ausstellungen. Letzten Winter wurde dort eine Schautafelausstellung zum Thema Shoa mit dem Titel „Holokavst 1933-1945 – Pogum da se spominjamo / Holocaust 1933-1945 – der Mut, sich zu erinnern“ gezeigt. Sie ist, wie auch die ebenfalls erhaltene Synagoge in Lendava hübsch renoviert, ja, man hat seine Pflicht getan, aber als geschichtskundiger Besucher beschleicht einen ein klammes Gefühl, wenn man die weißen Wände be- trachtet. Beide Gebäude wirken kalt und leer, zweckentfremdet, da können auch ein neuer Dachstuhl und moderne Fenster nichts daran ändern, auch ein Gebäude lebt von seiner Funktion. Juden in Slowenien: ein schwieriges Thema, das nicht aufgearbeitet ist. Es gebe eine jüdische Gemeinschaft in Ljubljana, erzählt mir Frau Fürst, sie treffe sich regelmäßig in einem Privathaus irgendwo in der Stadt, wo, wisse sie selbst nicht genau. Der Rabbiner sei Italiener, er komme einmal die Woche aus Triest, sei der slowenischen Sprache nicht sehr mächtig. Es kämen aber viele Menschen, vorwiegend Junge. Viele davon seien keine Juden, würden aus Sympathie und Interesse an der jüdischen Kultur die Gottesdienste und Kulturveranstaltungen besuchen. Sie selbst sei jedoch noch nie dort gewesen. Man müsse sich damit abfinden, dass Slowenien eben ein Staat ohne Juden sei, nicht mehr und nicht weniger. Erika Fürst ist es wichtig, ihre Geschichte möglichst vielen jungen Leuten zu erzählen. Deshalb sei sie oft in Schulen eingeladen, das mache ihr Freude, obwohl ihre Geschichte so traurig ist, sei es für sie immer ein gutes Gefühl, Jugendlichen die Augen zu öffnen und Sorge zu tragen, dass sich diese dunklen Kapitel der Geschichte nie mehr wiederholen mögen. 103 Nikoli pozabiti Nikoli pozabiti Judovska kultura v Sloveniji Erika Fürst, ena od majhnega števila ljudi judovske vere iz Prekmurja, živi danes v Murski Soboti. S posredovanjem Franca Kuzmiča iz Pokrajinskega muzeja iz Murske Sobote sem dobila priložnost z njo narediti intervju. Njena mladost v Murski Soboti je bila zelo lepa, začne pripovedovati gospa Fürst, njeni starši so imeli transportno podjetje, pretežno še s konji – da, konje ima še zmeraj zelo rada. Imela je brezskrbno mladost, skupaj s svojo sestro. Družina je bila ugledna in premožna. Judovska kultura je bila v Murski Soboti raznolika v letih vse do prve svetovne vojne. Potem, ko je madžarska županija Vas po mirovnih pogodbah iz Saint Germaina leta 1919 pripadla novonastali državi SHS, se je za prebivalce veliko spremenilo. Veliko, tudi judovskih, prebivalcev Prekmurja je želelo ostati na Madžarskem in so se iz tega razloga preselili nazaj na Madžarsko, velika večina pa je ostala. V Murski Soboti so obstajale tri sinagoge, rabin, košer mesnice, šole, kulturni center – na kratko, judovsko življenje je bilo pomemben sestavni del tega področja. Drugo mesto z mnogo judovskimi prebivalci je predstavljala Lendava, najbolj vzhodno mesto Slovenije. Tudi tam je bila sinagoga, šola, judovsko športno društvo, bogato kulturno življenje. Toda že v 20-ih letih prejšnjega stoletja je začetna gospodarska kriza – kot skoraj povsod – zasenčila življenje prebivalcev Prekmurja. Gospa Fürst je v Muski Soboti hodila v šolo. Pripoveduje, da je bil to lep, brezskrben čas zanjo. Njeni sošolci so bili večinoma katoliki in protestanti, nikoli se ni počutila drugačna, 104 otroci so bili dobri prijatelji. Tudi ko so nacisti od leta 1933 v Nemčiji pridobivali moč, na tem področju še ni bilo nobenega razloga za vznemirjenje. Predaleč so se zdeli ti dogodki, preveč sigurne so se počutili prebivalci Prekmurja. Vse do aprila 1941, ko so nemške čete vkorakale v z madžarske strani ponovno osvojeno področje in ga okupirale. Od tega trenutka so se začele represalije predvsem proti Judom in Romom. Judovske trgovine so zamazali in opustošili, veliko Judov je izgubilo službo, prvič so začeli razmišljati o emigraciji. Kmalu so se stopnjevale zlorabe, sovraštvo in nasilje, prišlo je do prvih aretacij. Tudi Erika Fürst in njena družina so bili aretirani in deportirani v koncentracijsko taborišče Auschwitz. Njen oče je bi v Auschwitzu umorjen, ona pa se je z mamo in sestro vrnila v Mursko Soboto. Zakaj so se vrnile, sem hotela vedeti, zakaj se niso kot večina preživelih izselile v Izrael ali Združene države. Ne ve prav točno, odgovori gospa Fürst. Toda Murska Sobota je bila njena domovina, kraj, na katerem je preživela svoje življenje, do tistega dne poleti 1941. Težko je že bilo, po vojni, brez stanovanja, hrane, brez očeta, ne tako kot nekoč, nobenih sorodnikov, prijateljev; samopremagovanje, komuniciranje s soljudmi, ki so še pred kratkim podlegli ideologiji, ki je njo in njeno družino skoraj stala življenja in pobrala očeta. Ampak uspela je in ne obžaluje, da je ostala. Pripomnim, danes je 27. januar 2005. Danes, točno pred 60 leti, je bilo osvobojeno koncentracijsko taborišče Auschwitz-Birkenau; v zadnjem trenutku, pa vendar leta prepozno. Ali je gospa Fürst namenoma izbrala ta datum za intervju? Se spominja, kako je bilo, vrniti se v življenje? Začela so se leta obnove, Nikoli pozabiti reorientacija mlade države, ki ni želela nič drugega kot gospodarsko uspeti. Za manjšine ni bilo prostora. Človek je bil vesel, da se je rešil Nemcev, tudi Sovjetov, bili naj bi le Jugoslovani v novi državi, ki se je imenovala Jugoslavija. V 40-ih letih prejšnjega stoletja je s strani jugoslovanske vlade prišlo do represalij v obliki neke vrste „judovske zakonodaje“, ki je preprečevala judovskim sodržavljanom vpis na visoke šole ali samovoljno prepovedala trgovanje z določenimi proizvodi, pretežno z živili. S strani javnosti je bil to ravnanje ostro kritizirano, izvedeni so bili protestni pohodi in zborovanja. Pod Titom je bil položaj več ali manj miren, judovskemu prebivalstvu Jugoslavije se sicer ni bilo treba bati zatiranja, vendar kot manjšina niso bili zaznani in niso imeli posebnih pravic. Po Titovi smrti je prihajalo v 90-ih letih prejšnjega stoletja na Hrvaškem zmeraj znova do antisemitskih izjav s strani predsednika Franja Tudjmana, ki so pogosto dopolnjevale njegova predvolilna gesla. V Sloveniji v tem oziru vsaj z uradne strani ni bilo nič objavljeno. Gospa Fürst je dolgo časa delala v Murski Soboti, sedaj pa je v pokoju in uživa, kot zatrjuje. Žal ji je, da ne more k bogoslužju, nobene sinagoge ni več, najbližja možnost obiskati sinagogo je peljati se v Ljubljano ali v Gradec. Vendar se ne vozi več rada z avtom, ko se stemni; da, to jo že žalosti, vendar tako pač je. V Mariboru, ki je tudi imel veliko judovsko skupnost, živi danes le še nekaj Judov. V jedru gotska sinagoga, ki je samo iz razloga, da so jo že v srednjem veku spremenili v katoliško cerkev, ostala ohranjena, služi danes kot razstavni prostor za različne izmenjujoče se razstave. Zadnjo zimo so prikazali razstavno preglednico na temo Shoa z naslovom „Holokavst 19331945 – Pogum, da se spominjamo“. Ta je, tako kot ohranjena sinagoga v Lendavi, lepo renovirana, da, dolžnost so izpolnili, vendar obide zgodovinsko izkušenega obiskovalca tesen občutek, ko opazuje bele zidove. Obe zgradbi delujeta hladno in prazno, uporabljeni sta za druge namene, pri tem ne more nič spremeniti niti novo ostrešje, niti moderma okna, zgradba tudi živi od svoje funkcije. Judje v Sloveniji: zapletena tema, ki ni obdelana. V Ljubljani obstaja judovska skupnost, pripoveduje gospa Fürst, srečujejo se redno v privatni hiši nekje v mestu; kje, sama ne ve točno. Rabin je Italijan, enkrat tedensko prihaja iz Trsta, slovenskega jezika pa ne obvlada prav dobro. Prihaja pa veliko ljudi, predvsem mladih. Veliko od njih ni judovske vere, iz simpatije in zanimanja za judovsko kulturo obiskujejo bogoslužje in kulturne prireditve. Sama pa še nikoli ni bila tam. Človek se mora sprijazniti s tem, da je Slovenija država brez Judov, nič več in nič manj. Za Eriko Fürst je pomembno, da lahko svojo zgodbo pove čim več mladim. Zato je pogosto povabljena v šole, to jo veseli, čeprav je njena zgodba tako žalostna. Zmeraj ima dober občutek, mladim odpreti oči in upuštevajoč, da se to temno poglavje zgodovine nikoli več ne bi ponovilo. 105 Bildgalerie – galerija slik V Prof. Helmut Konrad spricht anlässlich der Veranstaltung zum Gedenkjahr im Mai 2005 – govor prof. Helmuta Konrada na prireditvi ob spominskem letu maja 2005 106 Mariborski judje nekoč Mariborski judje nekoč Obnovljena nekdanja sinagoga danes � Text: Marjan Toš Na slovenskem narodnostnem ozemlju srečujemo Jude predvsem od 12. stoletja naprej, vzporedno z nastankom meščanskih naselij. Tako po številu kot po gospodarski vlogi, ki so jo odigrali, so bili Judje oziroma njihove skupnosti pomembne zlasti v Mariboru, na Ptuju, v Celju, v Ljubljani, v Gorici, Trstu in v nekaterih koroških mestih. Ohranjene listine pričajo, da je njihova dejavnost segala preko deželnih meja in da je bila mobilnost judovskega življa izredno velika. V gospodarskem pogledu so bila omenjena mesta preko judovskega življa povezana s celotno srednjo Evropo.1Nasploh so Judje v preteklosti srednjeveške Evrope odigrali izjemno pomembno vlogo, saj so s svojo dejavnostjo na gospodarskem in kulturnem področju prispevali k njenemu napredku in so sooblikovali njeno podobo. Njihova glavna gospodarsko-pridobitna dejavnost, trgovanje na daljavo, predvsem v zgodnjem srednjem veku, in denarni posli v kasnejših stoletjih, so jih pripeljali v skoraj vse dele Evrope. Judje so bili zaradi svoje gospodarske dejavnosti, zlasti trgovanja in denarništva, navezani na tedanja gospodarska in prometna središča. Naselili so se torej tam, kjer so našli pogoje za svojo gospodarsko in s tem življenjsko eksistenco.2 Kot povsod drugod, so se Judje tudi na slovenskem Štajerskem naselili v krajih ob pomembnih gospodarskih poteh. Tako so se nastanili tudi v Mariboru, kjer so se križale pomembne poti, ki so vodile na zahod proti Koroški, na jug proti Slovenski Bistrici, prek Celja do Ljubljane in v smeri morja, na sever proti deželnemu glavnemu mestu Gradcu, vzhodna pot pa je povezovala Maribor s Ptujem in s potmi, ki so vodile na Ogrsko. V Mariboru so Judje predstavljali pomemben del mestnega prebivalstva in so s svojo dejavnostjo pustili trajne sledi v njegovi zgodovini. Še posebej odločilna in pomembna je bila v srednjeveškem Mariboru gospodarska dejavnost Judov, ki so držali trdne povezave z mnogimi takratnimi vplivnimi gospodarskimi in tudi kulturnimi središči. V Mariboru so se Judje naselili in živeli v jugovzhodnem delu mesta na območju, ki je obsegalo današnjo Židovsko in Ključavničarsko ulico, del današnje Ulice kneza Koclja, spodnji del Vetrinjske ulice in del glavnega trga. Judovsko občino je vodil judovski mojster, verske obrede in tudi pravne zadeve pa so opravljali v sinagogi, ki je bila verjetno zgrajena že v drugi polovici 13. stoletja. Sinagoga je bila tudi sicer versko, duhovno in kulturno središče vsake judovske skupnosti oziroma četrti. Kjerkoli so se namreč Judje naselili, povsod so zgradili sinagogo (shodnico) za 107 Mariborski judje nekoč Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor molitev, branje Tore in urejanje skupnih zadev. Judom je bilo prepovedano živeti v mestu, ki ni imelo sinagoge. V njej so tudi prenočevali popotniki, saj so zmeraj dobili kako odvečno klop ali vsaj prazen kot. Sinagoga je s pročeljem obrnjena proti jeruzalemskemu templju, in čeprav je to posvetna ustanova, v kateri imajo duhovniki le manjšo vlogo, ji pravijo »malo svetišče«.3 Mariborska sinagoga naj bi bila prvič izpričana že v času druge polovice 13. stoletja, omenja pa se leta 1429, ko so v njej tudi opravljali pravne posle. Ob sinagogah je bila ponavadi šola in ob njej kopališče s tekočo vodo za obredne kopeli. Za Maribor Vladimir Travner navaja, da naj bi bila šola »domnevno v židovskem stolpu« in naj bi jo bili zgradili okoli leta 1477. Tega leta naj bi namreč cesar Friderik III. naročil radgonskemu judovskemu mojstru Muschu, naj Judu Davidu črta plačilo globe dvanajstih goldinarjev, ki bi jih moral plačati za gradnjo talmudske šole v Mariboru. Isti avtor tudi omenja, da naj bi bilo že omenjeno kopališče za obredne kopeli mariborskih Judov »tik pod sinagogo ob mestnem obzidju ob Dravi. Ob mariborski sinagogi naj bi bilo tudi 108 pokopališče, pri čemer pa isti avtor poudarja, da po verskih predpisih pokopališče ne bi smelo biti poleg sinagoge. Ker pa je bil prostor v mariborskem judovskem getu omejen, se Judje na to prepoved niso mogli ozirati. Trditev opira na nagrobnike, ki so bili najdeni znotraj mestnega obzidja.4 Že leta 1367 je bilo judovsko pokopališče v Mariboru zunaj mesta, na prostoru zahodno od današnjega Vodnikovega trga. Mariborska sinagoga je kot preprosta ravnokrilna stavba zagotovo obstajale prej, preden je poleg nje živel prvi znani rabin Abraham (umrl leta 1379). Obokali so jo v prvi četrtini 15. stoletja, preden je postala občasni sedež vrhovnega rabinata za Štajersko, Koroško in Kranjsko. Izjemno pomemben in znan je bil rabin Israel Isserlein (1390 ?-1460 ?). Judovska četrt v Mariboru je v 15. stoletju, ko je ekonomski potencial judovskega prebivalstva v tem mestu dosegel največjo moč, obsegala desetino obzidanega mesta. Čeprav so Judje kot posebna skupina mestnega prebivalstva živeli znotraj mestnega obzidja v posebni četrti , to še ne pomeni, da so živeli izključno v svojem getu. Primeri Maribora, Ljubljane in Velikovca kažejo, da je nek majhen del judovskega življa prebival tudi zunaj zanj določene četrti. Znano je tudi, da so bile posamezne meščanske družine lastnice nepremičnin tudi v judovski četrti. Povsem razumljivo je seveda, da obe skupini prebivalstva nista nikoli živeli pod isto streho. Mariborske davčne knjige iz druge polovice 15. stoletja na primer pričajo, da so si Judje pridobili zunaj svoje četrti kar lepo število nepremičnin. Mariborski judje nekoč Pri teh presojah pa moramo biti previdni, saj so si Judje nekatere hiše pridobili le začasno, in to na račun zapadlega dolga, ter v njih niso prebivali. Take nepremičnine so običajno tudi odprodali.5 Judje so bili kot del mestnega prebivalstva dolžni skrbeti in prispevati tudi za obrambo mesta. Ko so v letu 1465 Mariborčani popravljali mestno obzidje in utrdbe ob judovski četrti od Židovske ulice do Salzburškega dvora, so zlasti za les in njegov prevoz ter za zidarje porabili večjo količino denarja. Mestni sodnik Sebald Mitterhueber je tedaj potrdil, da so Judje prispevali štirideset funtov denarjev. Medtem ko je bilo srednjeveško prebivalstvo vezano na en kraj: podložniki so bili zavezani grudi (glebae adscripti) in so se smeli odseliti s svoje kmetije le s privoljenjem zemljiškega gospoda, tudi obrtniki se v mestih zlasti zaradi posedovanja delavnic niso selili, judovski živelj pa je bil izjemno mobilen. Trgovski posli so Jude pripeljali daleč na tuje in mnogi so tam tudi ostali, saj so dobili bistveno boljše pogoje za bivanje in za opravljanje gospodarske dejavnosti. O veliki mobilnosti judovskega prebivalstva pričajo tudi mnoge listine za Maribor in kažejo na močno povezanost mariborskih judovskih družin in sorodstvene vezi predvsem z graškimi in ljubljanskimi Judi. Mnoge mariborske judovske družine so se v 14. in 15. stoletju preselile v deželno glavno mesto Gradec. Glavni gospodarski dejavnosti Judov sta bili trgovina in denarništvo. Trgovske zveze mariborskih Judov (pa tudi celjskih) so segale do Dubrovnika in Benetk ter do Dunaja in Prage. Velike dobičke je judovskemu prebivalstvu prinašala trgovina z beneškim blagom. S svojimi zvezami so posredovali med domačo in tujo trgovino in s tem koristili gospodarstvu domačih naselij.6 Mariborski Judje so imeli tudi nemajhen delež v vinski trgovini, ki jim je prinašala lepe dohodke. Vinski pridelek so ali preprodajali ali pa prodajali vino, ki so si ga pridobili na račun zapadlega dolga. Mnoge judovske družine iz Maribora so postale tudi lastnice vinogradov v mariborski okolici (podobna ocena velja tudi za ptujske Jude). Nekateri dolžniki so namreč Judom zastavljali kot posojilojemalci vinogradniške komplekse, in ker dolga niso mogli poravnati, so upniki postali lastniki zemlje. Pri tem pa je zanimivo, da so si Judje na veliko prizadevali tako pridobljene nepremičnine čimprej prodati. Mariborski Judje so vino zaradi boljših zaslužkov na veliko prodajali tudi v koroških mestih. Najbolj razširjena gospodarska dejavnost judovskega življa v Mariboru pa so bili denarni posli, zlasti posojanje denarja na obresti, kar je bilo krščanskemu prebivalstvu s cerkvenimi predpisi prepovedano. Med njihovimi dolžniki srečujemo vse plasti takratnega prebivalstva. Od začetka 15. stoletja, zlasti pa od sredine stoletja, se je položaj Judov na Štajerskem močno poslabšal. Splošna gospodarska kriza in konkurenca krščanskega prebivalstva pri trgovanju in celo v kreditnih poslih sta bili iz dneva v dan večji, restrikcij deželnega kneza, ki so jih od njega terjali meščani in plemstvo, pa je bilo vedno več. V drugi polovici 15. stoletja so bili Judje že popolnoma izrinjeni iz večjih trgovskih poslov, vse bolj pa tudi iz kreditnih in denarnih dejavnosti, kar je močno oslabilo njihovo gospodarsko moč. Poleg občutnega slabšanja gospodarskega položaja Judov je v 15. stoletju naraščalo splošno sovraštvo do Judov, ki se je zrcalilo tudi v Mariboru. Nerazpoloženje do Judov je imelo svoje korenine v gospodarskih, socialnih in verskih razmerah tedanje dobe. Stopnjevala se je verska 109 Mariborski judje nekoč Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor nestrpnost krščanskega prebivalstva do Judov, in to še posebej v času naravnih katastrof ter gospodarskih, socialnih in duhovnih kriz. Posledica je bila preganjanje judovskega prebivalstva, začasni ali trajni izgoni iz mest in celih dežel.7 Zahteve za rigorozne ukrepe zoper Jude so se okrepile po smrti cesarja Friderika III.(1493). Njegov naslednik Maksimilijan I. je ugodil prošnji štajerskih in koroških deželnih stanov in 18. marca 1496 ukazal, da morajo Judje oditi s Štajerske. Že 9. marca 1496 je izdal podoben ukaz za Jude na Koroškem. Za Jude na Štajerskem, torej tudi v Mariboru, je veljal rok za izselitev do 6. januarja naslednjega leta (1497) in v roku šestih mesecev naj bi bile poravnane vse njihove terjatve. Nekateri mariborski Judje so se začasno zatekli najprej v Ljubljano, od koder so morali oditi po cesarjevi odredbi o izgonu Judov s Kranjske leta 1515.8 Del mariborskih Judov se je preselil v mesta ob severnem in celo južnem Jadranu in na ozemlje Beneške republike. Mariborski Judje so v italijanskem okolju dobili ime »Morpurgo«, ki se je ponekod ohranilo do današnjih dni. Očitno je bila mariborska judovska skupnost 110 tako močna, da je pustila svoje sledi celo v poimenovanjih.9 Z izgonom Judov iz Maribora je bilo najbolj prizadeto prav mariborsko mesto, ki je postalo osiromašeno v gospodarskem in kulturnem pogledu. Z izgonom Judov so vse njihove ustanove v Mariboru propadle, sinagogo sta že leta 1497 kupila zakonca Barbara in Bernardin Druckher, ki sta si tudi sicer pridobila največ nekdanje judovske posesti. Sinagogo sta preuredila v cerkev vseh svetnikov. To se je po vsej verjetnosti zgodilo že leta 1501. Delovala je kot katoliška cerkev vse do reform Jožefa II., ko je bila skupaj s kaplanijo izročena vojski. Ta je zgradbo nekdanje sinagoge uporabljala kot skladišče do leta 1811, nato pa je zgradba prešla v meščanske roke. Objekt je doživel tudi več prezidav in dozidav in zgornji del etaže je bil spremenjen celo v stanovanje.10 Leta 1992 je bila sinagoga razglašena za kulturni in zgodovinski spomenik.11 Pripravljen je bil tudi celoviti program njene obnove, ki so ga zasnovali strokovnjaki in sodelavci Zavoda za varstvo naravne in kulturne dediščine iz Maribora.12 Leta 1992 se je začela prenova in rekonstrukcija objekta, ki je bil pred tem zaradi nerešenih lastniških razmerij nekaj časa tudi zaprt. Tega leta so strokovnjaki izdelali natančne arhitektonske posnetke in vzporedno z raziskavami začeli pripravljati konservatorski program in konservatorski projekt potrebnih posegov. Zaradi izjemnih kvalitet sinagoge v širšem prostoru so se namreč odločili, da je treba sinagogo rekonstruirati v tisti obliki in obsegu, za katero so imeli dovolj materialnih podatkov in dokazov.13 Vzporedno Mariborski judje nekoč z raziskavami in sprotnimi ugotovitvami o pomenu posameznih prostorov, lokaciji in obliki posameznih okenskih odprtin, so strokovnjaki opravili nekatere korekcije, ki so jih vodile k prvemu cilju – iz amorfne gradbene substance izluščiti kvalitetno arhitekturo nekdanje sinagoge, takšne, kot je bila pred letom 1500.14 Arheološke raziskave v prostoru nekdanje sinagoge kljub svoji temeljitosti niso dale konkretnejših rezultatov, ki bi dali podatke o morebitnih starejših gradbenih fazah sinagoge. Judje so prvič arhivsko izpričani v drugi polovici 13. stoletja, v Mariboru pa naj bi se bili naselili že sredi 13. stoletja, ko naj bi se prvič omenjala tudi sinagoga.15 Neposrednih sledov te prve sinagoge, ki bi bili stilno opredeljivi v obstoječi stavbni substanci, niso našli. Arheološko poročilo omenja v substrukturi le ostanke zidov, ki imajo gradbeno značilnost iz obdobja romanike. Ne glede na starejše vabljive špekulacije o gradbeni starosti in gradbeni kontinuiteti mariborske sinagoge so se strokovnjaki omejili na najdbe, ki so dajale podatke o njeni velikosti, njeni pojavnosti ter arhitekturnih elementih in jo opredelili kot objekt, ki je v zdajšnji materialno dokumentirani podobi nastal v obdobju ekonomskega in kulturnega razcveta mariborskih Judov, to je sredi 15. stoletja.16 Glede na zadovoljivo število materialnih podatkov o videzu in arhitektonski ter konstrukcijski organizaciji zadnje gradbene faze sinagoge in na izjemnost judovskega kultnega objekta v Mariboru so se odločili za rekonstrukcijo celote iz srede 15. stoletja z vsemi podrobnostmi, ki so jih uspeli pridobiti med raziskavami stavbe. Obnova je trajala več let, za javnost je bila nekdanja judovska sinagoga odprta 1. aprila 2001 leta. Že leta 1999 je bil izdelan in potrjen elaborat s predlogom vsebinske zasnove ter organizacije izvajanja programa v obnovljeni nekdanji judovski sinagogi Maribor, ki sta ga pripravila Peter Može iz Pokrajinskega muzeja Maribor in Daniel Sajko iz Mestne občine Maribor.17 S posebno pogodbo je bila obnovljena sinagoga predana v začasno upravljanje Pokrajinskemu muzeju Maribor. Ta z njo upravlja še danes. Temeljni program, ki ga določa narava objekta in njegova zgodovina, je program ohranjanja, negovanja in prezentacije judovske kulturne dediščine na prostoru današnje Slovenije. Tak program ustreza tudi določilom Sporazuma med vlado Republike Slovenije in vlado ZDA o zaščiti in ohranjanju nekaterih kulturnih predmetov in dobrin.18 Omenjeni sporazum obe državi podpisnici zavezuje k ohranjanju kulturnih dobrin in spomenikov, ki so dediščina narodnih, verskih ali etničnih skupin – žrtev genocida med 2. svetovno vojno. Za izvajanje sporazuma sta zadolžena Ministrstvo za zunanje zadeve Republike Slovenije – sektor za mednarodno kulturno sodelovanje in Ministrstvo za kulturo Republike Slovenije – uprava za kulturno dediščino. V skladu z že omenjenim elaboratom naj bi imela obnovljena nekdanja judovska sinagoga v Mariboru v prvi vrsti funkcijo muzejskega informacijskega centra, ki bo informiral o zgodovini judovstva na območju Maribora in celotne Slovenije in ki bo prezentiral različne spomenike judovske kulturne dediščine. Različne programske usmeritve, ki naj bi sestavljale celoviti program bodočega muzejskega in dokumentacijskega centra judovske kulturne dediščine Slovenije, so bile delovno poimenovane »Center judovske kulturne dediščine Maribor«, ki pa zaradi še ne dorečenih statusno-organizacijskih in finančnih vprašanj še ni zaživel. Kljub temu so nastali zametki bodočega tovrstnega centra in vzpostavljeno je delovno sodelovanje z 111 Mariborski judje nekoč nekaterimi podobnimi centri in ustanovami iz domovine in tujine. Vprašanja okoli bodočega centra judovske dediščine v Mariboru so znova Nagrobnik rabina – Grabizjemno aktualna in stein des Rabbiners z njimi naj bi se bolj intenzivno ukvarjalo tudi kulturno ministrstvo. Nasploh je doslej prevladalo stališče, da bo dejavnost v obnovljeni nekdanji mariborski sinagogi omejena na vsebine in programe, ki bodo direktno povezani z muzejskodokumentacijskim oziroma informacijskim centrom po eni strani in po drugi predstavljali javni kulturni program, ki ga definira mesto z drugimi kulturnimi ustanovami in izvajalci programov. Ta segment dejavnosti je od leta 2001 že zaživel, pri čemer je od vsega začetka prevladalo stališče, da morajo biti ponujeni programi vsebinsko raznoliki, kakovostni in tematsko občasno prilagojeni prezentaciji judovske kulturne dediščine in aktualne kulturne ponudbe ustvarjalcev iz države Izrael oziroma judovskih ustvarjalcev iz Evrope in ZDA. Ta programski sklop se v Sinagogi19 uspešno uveljavlja, saj je obnovljena sinagoga zaživela kot manjši mestni kulturnoprireditveni center za glasbene večere, koncerte, radijska omizja, predavanja, pogovore, občasne likovne razstave in podobne oblike kulturnega ustvarjanja. Zaradi dobre akustike ga zelo rade uporabljajo manjše glasbene skupine komornega značaja in tudi manjše vokalne skupine. Dobro je zaživelo tudi sodelovanje z drugimi mariborskimi kulturnimi ustanovami (Narodni dom, Društvo likovnih umetnikov Maribor, Univerza, različne srednje šole, festival kreativnosti Magdalena, Mladinski 112 kulturni center, Zveza kulturnih društev, Mariborska knjižnica, Sinagoga Lendava), tako da je obnovljena nekdanja Pečat judovskega sodnika – Siegel des jüdischen Richters sinagoga eno od pomembnejših žarišč kulturnega dogajanja v mariborskem starem mestnem jedru. Vzpostavljeno je tudi korektno sodelovanje z Judovsko skupnostjo Slovenije in z veleposlaništvom države Izrael na Dunaju. Sinagoga je kot izjemno pomemben kulturnozgodovinski spomenik nadvse privlačna za mnoge domače in predvsem tuje turiste. Med njimi je iz leta v leto več gostov iz Izraela in Judov iz vseh delov sveta, od Avstralije do ZDA. Statistični podatki o obiskovalcih (tako tistih, ki prihajajo na kulturne prireditve, kot turistov) potrjujejo ocene, da je obisk prireditev in sinagoge kot kulturno-zgodovinskega spomenika v okviru turističnih programov domačih in tujih agencij dokaj stabilen. Leta 2001 je bilo zabeleženih 6629 obiskovalcev, leta 2002, ko je bila izvedena načrta promocija, je bilo 16.426 obiskovalcev, leta 2003 je prišlo v sinagogo 9425 obiskovalcev, lani pa 8794. Med obiskovalci je tudi veliko mladih, ki so jim na voljo pedagoški programi in organizirana vodenja v okviru pouka zgodovine ali predmeta državljanska vzgoja in etika ter izbirnih predmetov o verstvih. Vse več pa je povpraševanja po strokovnem gradivu in literaturi, ki se nanaša na zgodovino mariborskih in slovenskih Judov, saj je med dijaki in študenti kar nekaj zanimanja za pisanje seminarskih oziroma diplomskih nalog na judovsko tematiko. Programi in celotna dejavnost sinagoge v Mariboru je deležna nadvse korektne in permanentne medijske podpore Mariborski judje nekoč in pozornosti, kar je še posebej pomembno za učinkovito promocijo. Objekt je pogosto zanimiv za različne prireditve in srečanja drugih ustanov in organizacij civilne družbe. Čeprav je organizacijsko vezan na Pokrajinski muzej Maribor, je dejavnost dovolj fleksibilna in prilagojena potrebam ciljnih skupin, odprt pa tudi izven formalnega delovnega časa. Sinagoga v Mariboru je zanimiva tudi za številne visoke obiske protokolarnega značaja. Obnovljena nekdanja sinagoga torej omogoča izvajanje kulturnih vsebin in programov ter zagotavlja osnovne pogoje za postopno ustanovitev muzejskega dokumentacijskega ali informacijskega centra, ki bi ob ustrezni državni (in najbrž tudi mednarodni) podpori lahko prerasel v »Center judovske kulturne dediščine Slovenije«. OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1995, 5. Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta, njihov izgon in sledovi, Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7. Prim. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve v letu 1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor ,2000, 50-70. Prim. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, Maribor 2002. Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon, Ljubljana, 2001, 252. V.Travner, Mariborski ghetto, v:Kronika slovenskih mest II ( 1935 ), 155-156. Prim. Jože Mlinarič,Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve v letu 1496, v:Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 50-70. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve 1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 54. Prim. Mariborska davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42 in Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 17,25, 72, 76, 78 in 103. Ibid.,57. Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1992, 26-31. Ibid. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, 2002. Avtor navaja, da ga je ob obisku Izraela presenetil napis na trgovini ob severnih vratih v Jeruzalem z oznako » Morpurgo store« in obisk trgovine je potrdil njegovo predvidevanje, da gre za potomce mariborskih Judov. Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje judovske sinagoge v Mariboru, rokopis, KC Sinagoga, 2005. Medobčinski uradni Vestnik, 5/92. Strokovno skupino so sestavljali Ivan Tušek in Mihela Kajzer-Cafnik za arheologijo, Janez Mikuž za umetnostno zgodovino; Marjan Teržan za restavratorstvo, Irena Krajnc-Horvat za arhitekturo in Miran Ježovnik za statiko. Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, v: Judovski zbornik, ČZN, 1-2, 2000, 166. Ibid. Ibid., 167. Mariborska sinagoga – predlog vsebinske zasnove ter organizacije izvajanja programa, Maribor, junij 1999. Elaborat je potrdil Strokovni kolegij Pokrajinskega muzeja Maribor dne 16. 3. in 13. 9. 1999. Uradni list Republike Slovenije, 57/96. Objekta se je dobro oprijel naziv Kulturni center (KC ) Sinagoga Maribor, v javnosti pa je prepoznan tudi po krajšem imenu Sinagoga Maribor. Lastnica objekta je Mestna občina Maribor. 113 Die Juden von Maribor einst Die Juden von Maribor einst Die renovierte ehemalige Synagoge heute Auf dem Gebiet Sloweniens begegnen wir den Juden vor allem ab dem 12. Jahrhundert, was zeitlich mit der Gründung der städtischen Siedlungen zusammenfällt. Sowohl auf Grund ihrer Zahl als auch wegen der wirtschaftlichen Rolle, die den Juden damals zukam, waren sie vor allem in Maribor, Ptuj, Celje, Ljubljana Gorica, Triest und in einigen Kärntner Städten von besonderer Bedeutung. Die überlieferten Urkunden bezeugen, dass sich die Aktivitäten der Juden über die Landesgrenzen hinaus erstreckten und ihre Mobilität immer stärker zunahm. In wirtschaftlicher Hinsicht waren die erwähnten Städte durch die Juden mit ganz Mitteleuropa verbunden1. Im Mittelalter leisteten die Juden auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet einen wichtigen Beitrag zum Fortschritt Europas und prägten seine Gestalt mit. Vor allem im Frühmittelalter war der Fernhandel ihr Haupterwerb, in den folgenden Jahrhunderten hingegen dominierten die Geldgeschäfte, die sie in nahezu allen Teile Europas betrieben. Die Juden waren auf Grund ihres wirtschaftlichen Engagements, insbesondere wegen ihrer Handels- und Geldgeschäfte, an die damaligen Wirtschafts- und Verkehrszentren gebunden. Sie ließen sich dort nieder, wo sie die Voraussetzungen für ihre Erwerbstätigkeit fanden2. Wie überall sonst, siedelten sich die Juden auch in der slowenischen Steiermark in Orten an den wichtigen Handelswegen an. So kamen sie auch nach Maribor, eine am Kreuzungspunkt bedeutender Handelswege gelegene Stadt, von wo die Handelsrouten in westlicher Richtung nach Kärnten, in Richtung Süden nach Slo- 114 venska Bistrica, weiter über Celje nach Ljubljana und schließlich an die Küste sowie in Richtung Norden in die Landeshauptstadt Graz führten. In östlicher Richtung waren Maribor und Ptuj mit den nach Ungarn führenden Handelswegen verbunden. Im mittelalterlichen Maribor stellten die Juden einen wichtigen Teil der Stadtbevölkerung dar und hinterließen unübersehbare Spuren. Auf Grund ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten pflegten sie intensive Kontakte mit zahlreichen anderen wirtschaftlichen und kulturellen Zentren in Mitteleuropa. In Maribor machten sich die Juden im südöstlichen Stadtteil ansässig, der die heutige Židovska ulica (Judengasse), die Ključavničarska ulica (Schlossergasse), einen Teil der heutigen Straße Kneza Koclja, den unteren Teil der Vetrinjska ulica und einen Teil des Hauptplatzes umfasste. Die jüdische Gemeinde wurde von einem Judenmeister geführt, die Gottesdienste, aber auch die Rechtsangelegenheiten wurden in der Synagoge, die bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet worden war, abgewickelt. Die Synagoge war das religiöse, geistige und kulturelle Zentrum jeder jüdischen Gemeinschaft beziehungsweise jeden Judenviertels. Juden durften nicht in einer Stadt ohne ein jüdisches Gotteshaus leben. Die Synagoge ist mit ihrer Vorderfront nach dem Jerusalemer Tempel ausgerichtet; obwohl sie ein Profanbau ist, in dem den Priestern eine untergeordnete Rolle zukam, nannte man sie „eine kleine Kultstätte3“. Die Synagoge von Maribor soll zum ersten Mal bereits in zweiter Hälfte des 13. Jahrhunderts bezeugt worden sein, urkundlich erwähnt wurde sie allerdings erst im Jahre 1429. In der unmittelbaren Nähe der Synagoge wurden üblicherweise eine Schule gebaut und ein Ritualbad errichtet. Die Juden von Maribor einst Gemäß Vladimir Travner, befand sich die um das Jahr 1477 errichtete Schule im Judenturm. Weiters führt Travner an, dass sich das bereits erwähnte jüdische Ritualbad in Maribor unmittelbar unter der Synagoge an der Stadtmauer an der Drau befunden habe. Neben der Synagoge soll auch ein jüdischer Friedhof gewesen sein, wobei Travner betont, dass dieser gemäß den jüdischen religiösen Geboten nicht neben der Synagoge stehen hätte dürfen. Da aber der Raum im jüdischen Ghetto sehr begrenzt war, konnten sich die Bewohner nicht an dieses Verbot halten. Travners These untermauern auch die Grabsteine, die innerhalb der Stadtmauer gefunden wurden4. Bereits im Jahre 1367 befand sich der jüdische Friedhof außerhalb der Stadt, westlich des heutigen Platzes Vodnikov trg. Als ein schlichtes, symmetrisches Gebäude muss die Synagoge in Maribor aber bereits früher existiert haben, noch bevor in ihrer Nachbarschaft der erste namentlich überlieferte Rabbiner Abraham residierte (1379 gestorben). Ihre Auswölbungen erhielt die Synagoge im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts, bevor sie als vorübergehender Sitz des Obersten Rabbinats für Steiermark, Kärnten und Krain genutzt wurde. Eine bedeutungsvolle Persönlichkeit war der Rabbiner Israel Isserlein (1390–1460). Als das wirtschaftliche Potential der Juden von Maribor im 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, machte das jüdische Viertel ein Zehntel des ummauerten Stadtgebiets aus. Obwohl die Juden als besondere Gemeinschaft der Stadtbevölkerung innerhalb der Stadtmauer in einem eigenen Viertel wohnten, bedeutete dies jedoch nicht, dass sie ausschließlich in ihrem Ghetto lebten. Beispiele aus Maribor, Ljubljana und Völkermarkt belegen, dass ein kleiner Teil der jüdischen Gemeinschaft auch außerhalb seines Viertels wohnte. Darüber hinaus ist bekannt, dass einige Bürgerfamilien auch Eigentümer von Liegenschaften im jüdischen Viertel waren. Dennoch steht fest, dass beide Bevölkerungsgruppen nie unter einem Dach wohnten. So bezeugen beispielsweise die Steuerbücher von Maribor aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, dass die Juden außerhalb ihres Viertels eine beträchtliche Zahl von Liegenschaften erworben hatten. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich einige Häuser nur vorübergehend in ihrem Besitz befanden, als Folge unbeglichener Schulden, bewohnt hatten sie sie jedoch nie. Normalerweise verkauften sie solche Liegenschaften umgehend weiter5. Die Juden waren als Teil der Stadtbevölkerung verpflichtet, zur Verteidigung der Stadt beizutragen. Als im Jahre 1465 die Stadtmauer und die Festungsbauten entlang des jüdischen Viertels – von der Židovska ulica (Judengasse) bis zum Salzburski dvor (Salzburger Hof) – erneuert wurden, mussten die Juden 40 Pfund aufbringen. Während der Großteil der mittelalterlichen Bevölkerung an einen Ort – an die Scholle (glebale adscripti) – gebunden war und die Untertanen ihre Bauernhöfe nur mit der Zustimmung des Grundherrn verlassen durften – auch die städtischen Handwerker wanderten nur selten ab – war die Mobilität der Juden sehr hoch. Handelsgeschäfte führten sie in fremde Länder, wo sich viele von ihnen, wenn sie bessere Lebensbedingungen vorfanden, ansiedelten. Die große Mobilität der jüdischen Bevölkerung bestätigen zahlreiche Urkunden der Stadt Maribor. Sie bezeugen eine starke Verbundenheit zwischen den jüdischen Familien aus Maribor 115 Die Juden von Maribor einst mit den Juden von Graz und Ljubljana. Zahlreiche jüdische Familien aus Maribor zogen im 14. und 15. Jahrhundert in die Landeshauptstadt Graz. Die Handelsverbindungen der Juden von Maribor (wie auch derjenigen von Celje) reichten von Dubrovnik und Venedig bis nach Wien und Prag. Große Gewinne erzielten sie durch den Handel mit venezianischen Waren.6 Die Juden von Maribor erwirtschafteten auch im Weinhandel beträchtliche Gewinne. Schuldner gaben den Juden ihre Weinberge zum Pfand, da sie aber die Schulden nicht begleichen konnten, wurden die Gläubiger zu Landbesitzern. Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Juden bestrebt waren, die auf diese Art erworbenen Liegenschaften möglichst bald weiterzuverkaufen. Die Juden von Maribor verkauften den Wein wegen besserer Verdienste auch in den Kärntner Städten. Die meisten Juden betrieben auch Kreditgeschäfte, weil das Zinsnehmen nach der kirchlichen Lehre Christen verboten war. Unter ihren Gläubigern waren damals alle Bevölkerungsschichten zu finden. Seit dem Beginn, vor allem aber seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, verschlechterte sich die Lage der Juden in der Steiermark wesentlich. Die allgemeine Wirtschaftskrise und die Konkurrenz der christlichen Bevölkerung im Handel und sogar im Kreditwesen wurden von Tag zu Tag größer, Bürger und Adel forderten vom Landesfürsten immer neue Beschränkungen für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Juden. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Juden fast völlig aus den größeren Handelsgeschäften und aus den Kredit- und Geldgeschäften verdrängt, was ihr wirtschaftliches Potential schmälerte. Neben der deutlichen Verschlechterung der Wirtschaftslage nahm der allgemeine Antijudaismus stark zu, 116 der auch an Maribor nicht vorüberging. Die Aversionen gegen die Juden hatten ihre Wurzeln in den wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Verhältnissen der damaligen Zeit. Die religiöse Intoleranz der Christen gegenüber den Juden nahm, insbesondere zur Zeit von Naturkatastrophen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Krisen, zu. All dies mündete in der vorübergehenden oder permanenten Ausweisung der Juden.7 Die Forderungen nach rigorosen Maßnahmen gegen die Juden nahmen nach dem Tode des Kaisers Friedrich III. (1493) weiter zu. Sein Nachfolger, Maximilian I., gab den Forderungen des steiermärkischen und kärntnerischen Landesstands nach und befahl am 18. März 1496 die Ausweisung der Juden aus der Steiermark; bereits am 9. März 1496 erließ er einen ähnlichen Befehl betreffend die Juden in Kärnten. Die steiermärkischen Juden, also auch diejenigen aus Maribor, waren gezwungen, bis zum 6. Jänner des folgenden Jahres auszuwandern. Zusätzlich mussten sie binnen sechs Monaten alle ausstehenden Schulden begleichen. Einige Juden aus Maribor fanden vorübergehend Zuflucht in Ljubljana, von wo aus sie nach dem Erlass des Kaisers über die Ausweisung aller Juden aus dem Land Krain im Jahre 1515 neuerlich fliehen mussten8. Andere zogen in die Städte an der Adria. Die Juden aus Maribor wurden von ihrer italienischen Umgebung „Morpurgo“ genannt. Diesem Namen kann man ab und zu noch heute begegnen. Offensichtlich war die jüdische Gemeinschaft von Maribor so stark, dass sie ihre Spuren sogar bei den Benennungen hinterließ9. Die Ausweisung der Juden aus Maribor traf die Stadt selbst schwer, die dadurch in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht verarmte. Die jüdischen Einrichtungen verfielen, und die Syna- Die Juden von Maribor einst goge wurde – wie auch der Großteil des einst jüdischen Besitzes – bereits 1497 vom Ehepaar Barbara und Bernandin Druckner gekauft. Das Ehepaar ließ die Synagoge zur Allerheiligenkirche umgestalten. Dazu kam es höchstwahrscheinlich bereits im Jahr 1501. Die Funktion einer katholischen Kirche hatte sie bis zur Einführung der Reformen von Joseph II., als sie samt ihrer Kaplanei dem Militär übergeben wurde. Dieses benutzte die ehemalige Synagoge bis 1811 als Lagerhaus, danach kam das Gebäude in Besitz der Bürger. Die Anlage wurde mehrmals um- und ausgebaut, der obere Teil des Geschosses wurde sogar in eine Wohnung umgebaut10. 1992 wurde die Synagoge zum kulturellen und historischen Denkmal erklärt11. Im gleichen Jahr erarbeiteten Experten und Mitarbeiter des Instituts für den Schutz des Natur- und Kulturerbes Maribor12 einen Plan für ihre Generalrenovierung. Ein Jahr später begann man auch mit dem Umbau und der Rekonstruktion des Gebäudes, das zuvor wegen ungeklärter Besitzverhältnisse eine Zeit lang geschlossen bleiben musste. Im gleichen Jahr machten die Experten detaillierte architektonische Aufnahmen und begannen parallel zu den Forschungen das konservatorische Programm vorzubereiten. Man entschloss sich, die Synagoge in derjenigen Form zu rekonstruieren, für die man genügend Materialien und Quellen gesammelt hatte13. Parallel zu den Forschungsarbeiten über die Bedeutung der einzelnen Räume, des Standortes und der Form der Fensteröffnungen führten die Fachleute einige Umbauten durch, die sie ein Stück näher an ihr erstes Ziel brachten: Sie meißelten aus einer formlosen Bausubstanz die wertvolle Architektur der ehemaligen Synagoge, die bereits vor dem Jahre 1500 bestanden hatte, heraus14. Trotz aller Sorgfältigkeit erbrachten die archäologischen Forschungen jedoch keine konkreten Resultate, die eventuell auf noch frühere Bauphasen oder -zustände der Synagoge schließen ließen. Archivalisch sind die Juden zum ersten Mal in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts belegt, in Maribor sollen sie sich jedoch bereits Mitte des 13. Jahrhunderts niedergelassen haben, als auch die Synagoge zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde.15 Unmittelbare Spuren der ersten Synagoge, die in ihrer baulichen Form der heutigen entsprochen haben soll, wurden allerdings nie gefunden. Der archäologische Fachbericht erwähnt lediglich, dass in der Substruktur Mauerreste gefunden wurden, die der Romanik zuzuordnen sind. Ungeachtet verschiedener Spekulationen über die Entstehung der Synagoge, beschränkten sich die Experten auf diejenigen Funde, die verlässliche Angaben über ihre Größe, Architekturelemente und ihr Erscheinungsbild lieferten, als sie zur Zeit der wirtschaftlichem und kulturellen Blüte der Juden in Maribor, Mitte des 15. Jahrhunderts, entstanden ist.16 Auf Grund der ausreichenden Menge an Befunden über die architektonische und konstruktionsbedingte Form der Synagoge in ihrer letzten Bauphase hat man sich darauf geeinigt, sie mit allen während der Forschungsarbeiten gesammelten Details neu zu errichten. Die Renovierungsarbeiten dauerten mehrere Jahre. Am 1. April 2001 öffnete die renovierte ehemalige jüdische Synagoge ihre Tore der Öffentlichkeit. Bereits 1999 wurde ein Fachbericht mit dem Vorschlag über ein inhaltliches Programm und über organisatorische Belange der Synagoge erstellt. Das Programm wurde von Peter Može vom Regionalmuseum Maribor und Daniel Sajko von der Stadtgemeinde Maribor konzipiert17. Mittels eines Sondervertrages wurde die Syn- 117 Die Juden von Maribor einst agoge dem Regionalmuseum zur vorübergehenden Verwaltung übergeben, unter dessen Zuständigkeit sie noch heute fällt. Das auf die Charakteristik des Gebäudes und seine Geschichte ausgerichtete Grundsatzprogramm ist der Erhaltung, der Pflege und der Präsentation des jüdischen Kulturerbes auf dem Gebiet des heutigen Sloweniens verpflichtet. Dieses Programm entspricht auch den Bestimmungen des Abkommens zwischen der slowenischen und der US-Regierung über den Schutz und die Erhaltung von Kulturgütern.18 Das Abkommen verpflichtet beide Staaten zur Erhaltung der Kulturgüter und -denkmäler, die das Erbe nationaler, religiöser und ethnischer Gemeinschaften – Völkermordopfer des II. Weltkrieges – darstellen. Zur Umsetzung des Abkommens haben sich die Abteilung für internationale Kulturzusammenarbeit des Ministeriums für äußere Angelegenheiten der Republik Slowenien und die Verwaltung für das kulturelle Erbe des Kulturministeriums der Republik Slowenien verpflichtet. Im Einklang mit dem erwähnten Fachbericht soll die ehemalige jüdische Synagoge in erster Linie die Funktion eines Museums und Informationszentrums haben, das über die Geschichte des Judentums in Maribor und ganz Slowenien informiert und verschiedene Denkmäler des jüdischen Kulturerbes zur Schau stellt. Die unterschiedlichen Programmrichtungen, die Teil des Programmganzen des künftigen Museums und Dokumentationszentrums des jüdischen Kulturerbes Sloweniens darstellen sollen, bekamen den Arbeitstitel „Zentrum des jüdischen Kulturerbes Maribor“. Dieses hat allerdings wegen noch ungelöster organisatorischer und finanzieller Fragen seine Aktivitäten noch nicht zu entfalten begonnen. Es entstanden trotzdem konkrete Ansätze für die Tätig- 118 keit eines künftigen derartigen Zentrums, und es wurde bereits eine Zusammenarbeit mit einigen vergleichbaren slowenischen, aber auch ausländischen Zentren und Einrichtungen initiiert. Fragen um das künftige Zentrum des jüdischen Kulturerbes in Maribor sind neuerdings wieder sehr aktuell geworden, mit ihnen sollte sich auch das Kulturministerium intensiv auseinandersetzen. Im Allgemeinen überwog bislang die Meinung, dass die Aktivitäten in der ehemaligen Synagoge auf Inhalte und beschränkt sein sollten, die unmittelbar mit dem Museum sowie dem Dokumentationsund Informationszentrum verbunden sind und zugleich ein öffentliches Kulturprogramm darstellen, das von der Stadt im Einklang mit anderen Kultureinrichtungen und Programmträgern bestimmt wird. Diesen Grundsätzen entsprechend, entfaltete die Synagoge ab 2001 ihre Aktivitäten, wobei man von Anfang großen Wert auf ein hohes künstlerisches Niveau und auf inhaltliche Vielfältigkeit legte. Thematisch sollte das Programm auch auf die Darstellung des jüdischen Kulturerbes ausgerichtet und dem aktuellen kulturellen Angebot israelischer beziehungsweise der in Europa und in den Vereinigten Staaten lebenden jüdischen Künstler angepasst werden. Eine solche Ausrichtung des Programms setzt sich bereits erfolgreich durch, und die renovierte Synagoge19 wurde als ein kleines Kultur- und Veranstaltungszentrum für Musikabende, Konzerte, Vorlesungen, Gespräche, Bilderausstellungen u. Ä. neu belebt. Wegen der guten Akustik werden hier von kleineren Kammermusikgruppen und Vokalgruppen oftmals Konzerte abgehalten. Initiiert wurde auch eine Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen in Maribor (Kulturhaus Na- Die Juden von Maribor einst rodni dom, Verband bildender Künstler Maribor, Universität Maribor, verschiedene Mittelschulen, Festival der Kreativität Magdalena, Jugendkulturzentrum, Bund der Kulturvereine, Bibliothek Maribor). Somit wurde die Synagoge zu einem der wichtigsten Treffpunkte des Kulturgeschehens im alten Stadtkern von Maribor. Darüber hinaus wurde eine korrekte Zusammenarbeit zwischen der slowenischen jüdischen Gemeinschaft und der israelischen Botschaft in Wien hergestellt. Als außerordentlich wichtiges kulturhistorisches Denkmal ist die Synagoge eine höchst interessante Sehenswürdigkeit für einheimische, insbesondere aber für ausländische Touristen. Unter ihnen finden sich immer mehr Gäste aus Israel und Juden aus aller Welt, von Australien bis zu den USA. Die Besucherstatistik zeigt, dass die Frequenz der Besucher sowohl der kulturellen Veranstaltungen als auch der Synagoge als kulturhistorisches Denkmal selbst relativ stabil ist. Im Jahre 2001 wurden 6.629 Besucher verzeichnet, ein Jahr später, nach einer Werbekampagne, bereits 16.426. Im Jahre 2003 kamen 9.425 Besucher, im Vorjahr waren es 8.794. Unter den Besuchern befanden sich viele Schüler, für die eigene Führungen angeboten werden. Die Nachfrage nach Fachliteratur, die sich auf die Geschichte der slowenischen Juden bezieht, steigt ständig, weil unter den Schülern und Studenten großes Interesse am Thema Judentum besteht. Die Aktivitäten der Synagoge in Maribor genießen große Aufmerksamkeit in den Medien, was für eine wirkungsvolle Vermarktung von großem Vorteil ist. Das Gebäude ist auch ein interessanter Austragungsort für verschiedene Veranstaltungen und Treffen anderer Institutionen und Organisationen. Die renovierte ehemalige Synagoge ermöglicht die Durchführung einer Reihe von kulturellen Veranstaltungen und stellt die Voraussetzung für die schrittweise Gründung des Museums sowie des Dokumentations- und Informationszentrums dar, das mithilfe staatlicher (vielleicht auch internationaler) Unterstützung zu einem „Zentrum des jüdischen Kulturerbes Sloweniens“ wachsen soll. 119 Die Juden von Maribor einst ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 5 (Die Juden in der Geschichte Ljubljanas). Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta, njihov izgon in sledovi. Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7 (Die Juden Maribors in den letzten Jahrzehnten vor ihrer Vertreibung aus der Stadt, ihre Vertreibung und Spuren. Archiv des Regionalmusems Maribor); vgl. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve v letu 1496, in: Judovski zbornik, ČZN 1–2. Maribor 2000, S. 50–70 (Die Juden in der slowenischen Steiermark bis zu ihrer Zwangsaussiedlung im Jahre 1496); vgl. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor. Maribor 2002 (Geschichte der Juden in Slowenien). Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon. Ljubljana 2001, S. 252. (Das Judentum, Kleines Lexikon). Vladimir Travner, Mariborski ghetto, in: Kronika slovenskih mest II (1935), S. 155–156. (Das Ghetto von Maribor); vgl. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem, S. 50–70. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem, S. 54; vgl. Mariborska davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42 (Steuerbuch von Maribor anno 1465) u. Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, S. 17, 25, 72, 76, 78, 103 (Literatur über die Geschichte von Maribor). Ebd., S. 57. Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 26–31. Ebd. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga. Maribor 2002. Der Autor schreibt, dass ihm während eines Besuchs in Israel ein Geschäftsschild in Jerusalem auffiel, auf dem „Morpurgo store“ stand. Der Besuch des Geschäfts bestätigte seine Vermutung, dass es sich um Nachkommen der Juden von Maribor handelte. Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje judovske sinagoge v Mariboru, KC Sinagoga, Manuskript. Maribor 2005 (Programmentwurf und die Aktivitäten der renovierten ehemaligen jüdischen Synagoge in Maribor). Medobčinski uradni Vestnik, 5/92 (Interkommunales amtliches Mitteilungsblatt). Das Fachteam bildeten: Ivan Tušek und Mihela Kajzer-Cafnik für Archäologie, Janez Mikuž für Kunstgeschichte, Marjan Teržan für Restauration, Irena Krajnc-Horvat für Architektur und Miran Ježovnik für Statik. Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor (Institut für den Schutz des Natur- und Kulturerbes Maribor). Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, in: Judovski zbornik, ČZN, 1–2. Maribor 2000, S. 166 (Das ehemalige jüdische Viertel und die ehemalige Synagoge in Maribor). Ebd. Ebd., S. 167. Synagoge Maribor – Vorschlag über den inhaltlichen Entwurf und Organisation der Programmdurchführung, Juni 1999. Der Bericht wurde vom Fachkollegium des Regionalmuseums Maribor am 16.3. u. 13.9.1999 genehmigt. Amtsblatt der Republik Slowenien, 57/96. Die offizielle Bezeichnung lautet „Kulturni Center (KC) Sinagoga Maribor“ (Kulturzentrum Synagoge Maribor), in der Öffentlichkeit ist auch der Kurzname „Synagoge Maribor“ bekannt. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Gemeinde Maribor. 120 O AVTORJU – ZUR PERSON Marjan Toš Mag. Marjan Toš, profesor zgodovine in geografije, kustos Pokrajinskega muzeja Maribor v Sinagogi. Veliko se ukvarja s proučevanjem sodobne lokalne zgodovine Slovenskih goric, zlasti obdobja 1941-1945 in po letu 1945. Je avtor, urednik in sourednik številnih zbornikov, avtor prispevkov v Književnih listih Dela, Večera in drugih časopisov. Redno objavlja tudi v Časopisu za zgodovino in narodopisje v Mariboru, kot publicist in novinar se ukvarja tudi z ekološko problematiko in sodeluje kot član uredniškega odbora strokovnih revij LOVEC in RIBIČ. Je dolgoletni strokovni komentator balkanskega dogajanja za zunanjepolitično uredništvo Radia Maribor, pisec knjižnih ocen in predstavitev za kulturno-umetniški program Radia Maribor in avtor številnih dokumentarnih in javnih oddajah v okviru dokumentarno-feljtonskega programa Radia Maribor. V zadnjih letih se še posebej ukvarja s proučevanjem zgodovinskega spomina na slovenske Jude po letu 1945. To je tudi tema njegovega doktorskega študija na Fakulteti za podiplomske humanistične študije ISH v Ljubljani. – Mag. Marjan Toš unterichtet Geschichte und Geographie, ist Kustos des Regionalmuseums in der Synagoge in Maribor. Er beschäftigt sich sehr intensiv mit der modernen lokalen Geschichte der Slovenske Gorice / Windischen Büheln, insbesondere aber mit dem zeitraum 1941-1945 und danach. Er ist Autor, Herausgeber und Mitherausgeber zahlreicher Sammelbände und von Beiträgen, die in den Zeitungen Delo, Vecer u. a. veröffentlicht werden. Regelmäßig erscheinen auch Artikel in der Zeitschrift für Geschichte und Volkskunde in Maribor. Als Publizist beschäftigt er sich auch mit Problemen der Ökologie und arbeitet als Redaktionsmitglied bei den Zeitschriften LOVEC (Der Jäger) und RIBIC (Der Fischer) mit. Toš fungiert seit Jahren als wissenschaftlicher Kommentator der Ereignisse am Balkan für die außenpolitische Redation von Radio Maribor und ist ebendort auch im Kulturbereich tätig. In den letzten Jahren forscht er intensiv an der Geschichte der slowenischen Juden nach 1945. Dies ist auch Thema seines Doktorats an der Universität in Ljubljana. Verleugnung, Vergessen und Verdrängen Verleugnung, Vergessen und Verdrängen Das slowenischen Kulturerbe in der Steiermark – Eine Bestandsaufnahme � Text: Benjamin Grilj, Simon Hadler und Mathias Hammer Das von Prof. Moritz Csaky im Wintersemester 2003/04 an der Karl-Franzens-Universität Graz geleitete Seminar mit dem Titel „Cultural Heritage – National Heritage?“ war Ausgangspunkt dieser Studie. Der Begriff des „Kulturerbes“ im Kontext einer erweiterten Bedeutung von Kultur führte uns zu der Frage, was ein historisch gewachsenes kulturelles Element ist, jedoch nicht in den Kanon des nationalen oder auch regionalen Kulturerbes fällt. Es zeigte sich, dass die slawische Kultur in der Steiermark, obwohl über Jahrhunderte und bis heute tief verankert, ein interessantes Beispiel für die Ein- und Ausschließungsmechanismen von kulturellem Erbe darstellt. So soll im Folgenden aufgezeigt werden, wo das slawische Erbe in der Steiermark seine Spuren hinterlassen hat, wie es gleichzeitig jedoch immer mehr an den Rand des kollektiven Bewusstseins gedrängt wurde oder ganz daraus verschwunden ist. Im Mittelpunkt der Arbeit steht besonders die Bedeutung der Sprache als kulturelles Erbe. Die Sprache wurde in der Steiermark um die Jahrhundertwende Gegenstand des Konflikts zwischen Deutschsprachigen und Slowenen, zwei Gruppen, die sich vor dem Auftauchen des Nationalismusdiskurses aufgrund der multikulturell-sprachlichen Kommunikations- und Interaktionszusammenhänge, die in der Süd- und Untersteiermark vorherrschten, nicht eindeutig mit einer der beiden Nationalitäten identifizierten. Hintergrund dieses neuen Konflikts war eine ethnozentristische Sichtweise von kulturellem Erbe, die mit der Entstehung nationaler Ideen zusammenhängt. Wird Sprache im Sinne einer nationalen Standardsprache bzw. einer identitätsstiftenden Komponente als Kulturgut, das es zu bewahren gilt, angesehen, führt dies dazu, sie als statisch und potentiell von anderen isoliert aufzufassen. Der Begriff der „Sprachgrenze“ steht exemplarisch für diese aus der Außenansicht einer Region entsprungene Konstruktion von Differenz. Diese Idee war eine entscheidende Komponente im „Volkstumskampf“. Der von der deutschnationalen Ideologie geschaffene Mythos einer durch Überfremdung bedrohten Grenzregion, die verteidigt werden muss, findet auch in der aktuellen Tagespolitik nach wie vor Verwendung. Nachdem die betreffende Landschaft im Sinne der nationalen Identität aufgeladen worden war, wurde die Anwesenheit der slowenischen Bevölkerung als Eingriff in eine ursprünglich „deutsche“ Gegend dar- 121 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen gestellt. Um dem entgegenzuwirken, bemühte man sich, die deutschen Sprachinseln miteinander zu verbinden und ausweiten.1 Gleichzeitig war die Annahme einer solchen – fiktiven – Grenze notwendig, um die Nation geographisch verorten zu können, die ja bis 1918 nicht durch nationale Grenzziehungen festgelegt war. Das Bild einer klaren Trennlinie, das keine Rücksicht auf lokale Realitäten nahm, wurde unterstellt. Diese wurden dann in der Tat auch immer mehr durch den Assimilationsdruck von außen geprägt. Zu Beginn ist es notwendig, einige Begrifflichkeiten zu klären. Zwar hat gegenwärtig der Begriff des „Kulturerbes“ Konjunktur, und gerade die Steiermark konnte in den vergangenen Jahren damit werben. Doch selten wurde darüber reflektiert, was „kulturelles Erbe“ bedeutet. Auszugehen ist hierbei vom Begriff „Kultur“, dessen Bedeutung sich historisch verschiedentlich gewandelt hat: Von der Landwirtschaft und dem bestellten Land – als Gegensatz zur Natur –, der Abgrenzung gegenüber dem Unzivilisierten und Barbarischen bis zur heute häufigen Gleichsetzung mit dem Kunstbegriff. In dieser Arbeit steht der Begriff jedoch in einem größeren Bedeutungszusammenhang, und wir verwenden die methodisch sinnvolle Trennung von materieller und symbolischer Kultur, wobei Letztere Sprache und Schrift beinhaltet. Trotz dieser Unterscheidung versuchen Wissenschaftler, auf beiden Ebenen denselben Fragen nachzugehen: Wie werden Güter oder Zeichen produziert und wie werden sie für den Menschen bedeutsam? Wie lassen sich die sozialen Beziehungen und Handlungsweisen verstehen, in die die Dinge des täglichen Lebens einbezogen werden? Von diesem weiten Kulturbegriff ausgehend, ist auch die Bedeutung von „kulturellem Erbe“ 122 zu erklären. Demzufolge ist es der Teil einer Kultur oder Tradition, der noch – in welcher Form auch immer – gelebt wird, sprich im Bewusstsein der Menschen verankert ist. Das Erinnern gehört ebenso zum Leben einer Kultur und Tradition wie auch beispielsweise besondere Tänze, regionale Dialekte und Ähnliches. Daraus folgt, dass das kulturelle Erbe konstruiert ist, weil es immer vom Bewusstsein abhängt. Ein weiterer zentraler Begriff dieser Arbeit ist jener der Identität. Eine allgemeine Definition zu finden, ist nicht einfach, zu verschieden sind die gebräuchlichen Verwendungen, und allzu oft wäre ideologiekritisches Hinterfragen notwendig, um den Begriff wieder an die sozialen oder politischen Realitäten anzupassen. Die vorliegende Studie orientiert ihren Identitätsbegriff an folgendem Schema für Idealtypen regionaler Identitäten. Sie begrenzen auf unterschiedliche Weise das Selbst der Gruppe. Die Art und Weise der Definition der Merkmale, die das Selbst und damit die Gruppenzugehörigkeit festlegt, bestimmt zugleich die Grenze gegenüber dem Fremden. Damit werden Grenzüberschreitungen entweder ermöglicht oder verhindert. 1. Primordial kodierte Identität beruft sich auf „natürliche“ Merkmale, wie Volk oder Rasse, und ist von Kommunikation unabhängig. Sie verhindert den Eintritt in oder den Austritt aus der Gruppe, Gemeinsamkeiten und Vertrauen lassen sich nur sehr schwer herstellen. 2. Konventionell bzw. zivil und kulturell kodierte Identität beruht auf Verhaltensregeln und sozialer Routine. Sie ermöglicht die Aufnahme von Fremden oder die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Kollektiven, weil lediglich die erlernbaren Regeln Verleugnung, Vergessen und Verdränge befolgt werden müssen, um dazuzugehören, wodurch die Schaffung und der Erhalt von Gemeinsamkeit und Vertrauen erleichtert werden. 3. Sakral kodierte Identität wiederum beruft sich auf den Glauben, die besondere Leistungskraft und die Auserwähltheit einer Gruppe, die eine ausgezeichnete Verbindung zu einer übergeordneten Rationalität unterhält. Solche Gruppen haben häufig eine messianisch geprägte Haltung. Sakrale Kodierungen schließen sich zwar nicht unbedingt von ihrer Umwelt ab, doch ist ihnen der Drang eigen, Mitglieder anderer Gruppen zu assimilieren oder im Kontakt zu dominieren. Dennoch sind die Schaffung von Gemeinsamkeiten und die Möglichkeit von Grenzübertritten nicht ausgeschlossen. Die Qualität der Grenzziehung regelt also den Kontakt und den Austausch innerhalb der Gruppe, aber auch den Kontakt mit anderen Gruppen2. Diese Idealtypen kommen allerdings nie in einer „Reinform“ vor, sondern sind in unterschiedlichen Ausprägungen miteinander vermischt. So findet man zum Beispiel auf der österreichischen Seite der Steiermark ab den 1890er Jahren gemeinsam mit der Betonung der ethnischen Trennung den Mythos der „besseren, da aufrichtigeren deutschen Mentalität“ und der „besseren, da erfolgreicheren“ Wirtschaftsweise usw., der auch das sakrale Element seiner Identität zeigt. Seit den 1890er Jahren dominierten in der gesamten Steiermark die zivilen Anteile gegenüber den primordialen Elementen der Identitätskonstruktion, sodass sie als gesellschaftlich verbundene Gruppen nebeneinander lebten. In der Arbeit wird zwar die Einteilung in pri- mordiale, zivil kodierte und sakral kodierte Identität übernommen, nun aber als gesetzte, worunter wir die primordiale und die sakrale subsumieren, und als gelebte, die wir als zivil kodierte Identität verstehen, bezeichnet. Entscheidend ist nun der Zusammenhang zwischen Identität und kulturellem Erbe: Das kulturelle Erbe ist, wie bereits oben erwähnt, die im Bewusstsein verankerte Kulturleistung einer Gesellschaft. Die zivile Identität entsteht aus dem Teil des kulturellen Erbes, der für den Großteil dieser Gesellschaft und/oder Gruppe relevant ist. Bei primordial oder sakral kodierter Identität erfolgt die Identifizierung mit einem von einer Autorität vorgegebenen Sachverhalt. Um die Existenz slawischer Kultur in der Steiermark auch in der heutigen Zeit nachzuweisen, sollen vorerst zwei Beispiele ausreichen: Zum einen das sprachliche Erbe, das sich in erster Linie auf Namen von Ortschaften, Flüssen, Bergen und Familien erstreckt.3 Im 6. Jahrhundert setzte der Zuzug der Slawen in die Steiermark ein (die Landnahme der bayrischen Kolonisten erfolgte vom 9. bis zum 13. Jahrhundert). Einige wenige Beispiele belegen deren Ausbreitung über das gesamte Land: Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/Gradec, Semmering/Cemernic, Schöckel/Sekkel. Zum anderen findet sich der Hakenhof als Teil des slawischen Erbes in der Steiermark. Bei diesem sind der Wohn- und Stalltrakt in einer Linie hintereinander angeordnet und werden an der Rückseite von der Scheune abgeschlossen. Ursprünglich dürfte er aus dem Gebiet um das heutige Murska Sobota stammen. Von hier aus hat sich der Hakenhof nach Ungarn und in das Gebiet des heutigen Österreichs ausgebreitet. Die Besonderheit, die den Hakenhof im Vergleich zu den anderen „typisch 123 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen österreichischen“ Bauernhöfen kennzeichnet, besteht darin, dass dieser die einzige Hofform ist, die nicht mittels Primogenitur weitervererbt wird. Die Geschichte der steirischen Slowenen wurde in den vergangenen 150 Jahren von Assimilation und Verdrängung geprägt. Im Folgenden sollen diese Entwicklungen nachgezeichnet werden. Man kann davon ausgehen, dass die Trennung zwischen Slowenen und Deutschsprachigen bis in das 19. Jahrhundert keine nationale war. Die Differenzierungen waren vielmehr sozialer Natur und kamen in einem Stadt-Land-Gefälle zum Ausdruck. Um die Mitte des Jahrhunderts zeichnete sich in etwa folgendes Bild ab: In den regionalen Zentren (wie etwa Radkersburg oder Leutschach) herrschte die deutsche Sprache vor, die dort ansässige slowenische Bevölkerung neigte eher zur Assimilation. Bürokratie, Politik und später auch der Unterricht sind fast gänzlich „deutsch“ kontrolliert, was aber auf die Umgebungsbevölkerung lange Zeit kaum Einfluss hatte. Hier hatte sich ein eigenes System von Zwei- u. Mischsprachigkeit entwickelt, das die Verständigung zwischen den beiden Volksgruppen möglich machte. Gesprochen wurde ein slowenischer Dialekt, sehr viele Wörter kamen auch aus dem Deutschen (laut Zeitzeugen die Hälfte4); umgekehrt war auch der deutsche Dialekt stark von der slowenischen Sprache geprägt.5 Eine nationale Trennung und damit auch der Wandel zu einer gesetzten Identität dürfte erst um 1880 eingetreten sein, wobei gerade in kleineren und autarken Dörfern der Prozess nur langsam vor sich gegangen ist und immer nur von außen hineingetragen wurde. Ein wichtiger Faktor bei der Verbreitung der deutschen Sprache war die Schule. Nachdem der Staat 1869 die Schulbildung von der Kir- 124 che übernommen hatte, wurde gerade in den gemischtsprachigen Gebieten Slowenisch meist nur so lange unterrichtet, bis die Schüler deutsch konnten. Die slowenischen Schüler hatten unter dem aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse schlechten Schulerfolg oft sehr zu leiden, weshalb sie später ihre Muttersprache umso heftiger verleugneten. Generell kann man sagen, dass die Slowenen auf dem Gebiet der heutigen Steiermark nie ein echtes Nationalgefühl entwickeln konnten. Einige wenige Ausnahmen gab es vor dem Ersten Weltkrieg, doch seither fehlt ein solches Zugehörigkeitsgefühl völlig. Eine Zäsur bilden der Erste Weltkrieg, die Besatzung der zweisprachigen Gebiete durch SHS-Truppen und die kurze und in Wahrheit wenig spektakuläre Phase des so genannten Abwehrkampfes. Zu dieser Zeit wurde ein Klima der Polarisierung geschaffen, in dem sich die Bewohner auf einer der beiden Seiten positionieren mussten. Ausdruck dafür sind etwa die Artikel in den Zeitungen Deutsche Grenzwacht und Murska Straža6 oder die Racheaktionen der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Abzug der SHS-Truppen. Vieles änderte sich nun für die slowenische Bevölkerung, die jetzt in einem eindeutig deutsch deklarierten Land lebte. Die vielfältigen Auswirkungen verstärkten den Assimilationsdruck und die Verdrängung des Slowenischen aus dem öffentlichen Raum. Trotz des massiv angewachsenen Drucks scheint die sprachliche Situation in den slowenischen Gebieten stagniert zu haben7. Ein Großteil der Schüler hatte beim Erlernen der deutschen Sprache weiterhin Probleme, und die in Standardslowenisch gehaltenen Messen waren schlecht besucht8, weil die Bevölkerung noch immer ihren eigenen Dialekt sprach. Verleugnung, Vergessen und Verdrängen Zwar durchschnitt nun eine Grenze den alten Lebensraum, trotzdem waren Grenzübertritte aus verschiedensten Gründen häufig. Es scheint so, als hätte die innere Ordnung gerade in der ländlichen Gegend noch überlebt (erst nach 1938 sollte der einheitliche Kulturraum endgültig zerstört werden). Nach außen hin wurde es jedoch notwendig, seine Loyalität zu Österreich und zum „Deutschtum“ offen zu bekennen. Dies zeigt sich etwa im Wahlverhalten (Christlich-Sozial, Bauernbund) und im völligen Fehlen national-slowenischer Aktivitäten. Die nationalsozialistische Herrschaft hatte für die steirischen Slowenen verhältnismäßig geringe Auswirkungen. Viel eher sollte das Kriegsende, vor allem im Gebiet von Leutschach, für die Bevölkerung noch lange prägend sein9. Die Loyalität der Bevölkerung zu verschiedenen mit Machtanspruch auftretenden Gruppierungen führte zu einem intensiven Drang nach Vergessen und zu dem Schweigen, das auch noch heute vorherrscht.10 Während nach 1945 die Nachbarschaft zu Tito-Jugoslawien eine neue Situation schuf und aus jedem bekennenden Slowenen quasi einen Kommunisten machte, herrschte andererseits ideologische Kontinuität vor. So wurde der Grenzland-Mythos weiterhin hochgehalten, wodurch die Region das besondere Augenmerk „volksbewusster“ Kreise auf sich zog, die den „deutschen“ bzw. den steirischen Charakter mittels verschiedener Aktivitäten und Aufrufe zu stärken versuchten.11 Prinzipiell hätten die im Staatsvertrag verankerten Minderheitenrechte den Schutz der Identität der zweisprachigen Bevölkerung in der Steiermark garantieren sollen. Doch neben historischen Ereignissen und den ungünstigen Umfeldbedingungen durch den ökonomi- schen Wandel war es insbesondere die Politik, die vor allem mit dem Mittel der Verleugnung gegen die Zweisprachigkeit ankämpfte. Gründe könnten die Gebietsansprüche Jugoslawiens, der vorherrschende Antikommunismus, der tief verankerte Grenzland-Mythos12 oder die Beruhigung „national“-konservativer Bevölkerungsteile und auch das starke Anpassungsbedürfnis lokaler Politiker sein. Heute ist die Situation in den letzten Inseln der Zweisprachigkeit desolat. Die slowenischsprachige Minderheit ist eine aussterbende13, die Jugend versteht meist nur mehr wenige Wörter Slowenisch. Man sieht sich auch nicht als eine Sprachminderheit. Welche Auswirkungen der hundert Jahre lang währende Assimilationsdruck heute hat, zeigt eine Studie über den Ort Laaken auf der Soboth.14 Obwohl von 23 Erwachsenen zwölf Slowenisch als Muttersprache angaben, wird gegenüber Außenstehenden eben diese Zweisprachigkeit geleugnet. Auch in der Region um Radkersburg existiert Zweisprachigkeit bis heute. Daneben können noch immer viele Menschen, auch wenn sie die Sprache nicht sprechen, slowenische Lieder mitsingen oder kennen zumindest noch ein paar Wörter oder Phrasen. Im Kontrast zu und in Verbindung mit dem vorherigen Abschnitt soll die Wahrnehmung slawischer Kultur und Sprache von außen, aus der Sicht der steirischen Hochkulturproduktion, dargestellt werden. Analysiert soll der durch den aufkommenden Nationalismusdiskurs vollzogene Wandel in der steirischen Historiographie werden, wie auch auf eine ähnliche Wahrnehmung in der Literatur am Beispiel Peter Roseggers hingewiesen wird. Ein erstes Werk über die steirische Geschichte aus dem Jahre 181515 beschreibt die slawische 125 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen Besiedelung ab dem 6. Jahrhundert noch als besonders gewinnbringend für das nach der Völkerwanderung verwüstete Land. Die Slawen betrieben Ackerbau und brachten damit „die Wurzel aller Cultur fast in jeden Winkel dieses Landes“; auch die Wiederaufnahme des Bergbaues am Erzberg sei nur ihnen zu verdanken gewesen.16 Die Herkunft zahlreicher Ortsnamen aus dem Slawischen findet ebenso Erwähnung. In weiterer Folge wird nicht mehr zwischen Slawen und „Deutschen“ differenziert, sondern einfach nur von den Bewohnern des Landes gesprochen. Eine Differenzierung bezüglich Körperbau, Sprache und Kleidung findet sich in dem 1844 von Albert Muchar vorgelegten Geschichtswerk17, jedoch wird noch nicht zwischen verschiedenen Charakteranlagen der Bevölkerungsgruppen unterschieden. Andererseits bezweifelt Muchar die Besiedelung der ganzen Steiermark durch Slowenen und konstruiert einen Mythos von einer „celtisch-germanischen Urbevölkerung“, die sich in der Obersteiermark gehalten habe. Auch sei der Erzberg nicht von Slowenen erschlossen worden, und überhaupt seien, bis auf wenige Ausnahmen, auch die Ortsnamen „rein deutsch“.18 Dieser Mythos bereitete einen fruchtbaren Boden für spätere nationale Diskurse. Inwieweit dieser Mythos nachwirkte, zeigt sich daran, dass er noch 1949 von Hans Pirchegger verteidigt wurde (interessanterweise, als er slowenischen Historikern, die ihrerseits auf die Bedeutung der Ortsnamen u. a. pochten, „Geschichtsfälschung“ vorwarf).19 Schließlich machen sich Tendenzen einer negativen Charakterisierung der Slowenen immer mehr bemerkbar. In dem von Wilhelm von Gebler 1862 vorgelegten Werk über die steirische Geschichte wird von „Slawenhor- 126 den“ gesprochen, deren Einwanderung „wahrscheinlich nicht ohne blutige Zerstörungen“ abgelaufen sei.20 Nun wird auch eindeutig charakterlich differenziert: Der „obersteirische Mann“ sei gesund, stark, arbeitsam, aufrichtig, selbstvertrauend etc. Doch: „Die selben Eigenschaften findet man im Ganzen auch bei dem Untersteiermärker, doch je mehr man sich den Grenzen Krains und Kroatiens nähert, gibt sich auch das biegsame, kluge Wesen des Slawen kund.“21 Wobei biegsam und klug als „verschlagen“ verstanden wird. Nach 1918 ist der „deutsche“ Charakter der Steiermark unbestritten, und die slowenische Minderheit in der Grenzregion wird ignoriert oder verleugnet. Ein Beispiel einer nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Mythologie, die bereits die neue Selbstverständlichkeit aufzeigt, alle Steirer als „Deutsche“ zu betrachten, liefert der schon genannte Hans Pirchegger, der 1931 schreibt: „Der Bauer war zwar meist an seine Scholle gebunden, aber die Vorfahren gar vieler mögen aus Bayern, aus Franken und Schwaben gekommen sein. So fühlten sich die Steirer ganz selbstverständlich als Deutsche, man darf sagen: unbewußt. Im 16. Jahrhundert wurden sie sich dessen bewußt, sie sprachen offen aus, daß ihr Land ein Teil des Reiches sei, und nicht der schlechteste.“22 Nach dem Krieg legte Pirchegger scheinbar seine nationalsozialistischen Ansichten ab und schrieb sein Werk um, allerdings findet sich auch noch 1949 die Verteidigung von Muchars altem Mythos.23 Bei der Schilderung des Sprachenstreites um 1900 folgt er der Terminologie deutschnationaler Agitation. Noch bis in die jüngste Zeit galt „der Pirchegger“ als geschätztes Standardwerk. Was die Existenz einer slowenischen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Steiermark Verleugnung, Vergessen und Verdrängen betrifft, so wird dieser von der Historiographie des 20. Jahrhunderts keine Beachtung geschenkt.24 Das heutige Verhältnis zu Slowenien mag von einer freundschaftlichen Nachbarlichkeit geprägt sein, das Bewusstsein für ein gemeinsames Erbe ist allerdings aus der Erinnerung verschwunden. Nicht nur die Geschichtsschreibung, auch die Literatur gilt es, als ein Medium der kulturellen Wahrnehmung und Produktion einer Analyse zu unterziehen. Exemplarisch ist hier Peter Rosegger angeführt, der, nicht zuletzt aufgrund der identitätsstiftenden Bedeutung seiner Person selbst, ein vorzügliches Beispiel abgibt, weil sich zeigen lässt, wie scheinbar wohlgemeinte Betrachtungen ein abschätziges Bild transportierten. In seiner Reisebeschreibung „Am Wanderstabe“ aus dem Jahre 1882 charakterisiert er die slowenischen Steirer als klug, verschlossen und melancholisch. Und: „Den Eindruck treuherziger Gemütlichkeit der deutschen Steirer fühlt man hier nicht mehr.“25 Den – sinngemäß „rassischen“ – Einfluss der Slowenen auf die Mittelsteirer sieht Rosegger jedoch eindeutig negativ: „So ist er auch unbeholfener und träger in seinem geistigen Leben […] Den geistigen Getränken, welche hier aus Obst und Traube gezogen werden, giebt man die Schuld; gewiß aber wirken auch andere Factoren ein – vor Allem vielleicht die unmittelbare Nachbarschaft fremder Völker, als Slaven, Magyaren, Romanen – man will das hier näher nicht untersuchen.“26 Das Nobelpreiskomitee verweigerte die Verleihung des Literaturnobelpreises 1913 übrigens mit dem Verweis auf des Heimatdichters deutschnationale Ansichten und Aktivitäten bezüglich der „Südmark“.27 Kulturelles Erbe ist eine Frage des Bewusstseins. Das slawische Erbe in der Steiermark ist größtenteils in Vergessenheit geraten und ver- drängt worden. Die Vereinnahmung der Sprache im nationalen Sinne und das Bestreben, sie durch Homogenisierung und Abgrenzung zu schützen, äußerte sich in einer weitgehenden Ausmerzung jener kulturellen Zusammenhänge der Zwei- und Mehrsprachigkeit, die als nicht wünschenswert, ja bedrohlich erachtet wurden. Sprache auf eine verbindliche standardisierte Form festzulegen statt ihre lokalen Variationen als kulturelles Erbe gerade im nicht-nationalen Sinne zu sehen, resultierte letztendlich im Verlust von kulturellem Erbe und auch in einer Reduzierung der steirischen Identität. Stattdessen ist das öffentliche Bewusstsein noch vielfach mit Figuren und Denkbildern besetzt, die den nationalen Entfremdungs-Diskursen entsprangen. 127 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Peter M. Judson, Versuche um 1900, die Sprachgrenze sichtbar zu machen, in: Moritz Csaky – Peter Stachel (Hg.), Die Verortung von Gedächtnis. Wien 2001, S.164f. Vgl. Bernhard Giesen, Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit. Frankfurt/ Main 1991 u. Max Haller, Identität und Nationalstolz der Österreicher. Gesellschaftliche Ursachen und Funktionen. Wien 1996. Manfred Trummer, Slawische Steiermark, in: Christian Stenner (Hg.), Slawische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten. Wien – Köln – Weimar 1997, S. 17. Klaus Jürgen Hermanik – Christian Promitzer, (Hg.), Grenzenlos zweisprachig. Die Erinnerungen des Keuschlersohnes Anton Šantel (1845– 1920) an seine Kindheit in Leutschach und Jugend in Marburg. Aus dem Slowenischen von Andrea Haberl-Zemljič. Graz 2002, S. 38. http://members.a1.net/edze/reader/slawstmk.htm (8.12.2003). Andrea Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer auf der ungarischen Seite – Historische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen des Sprachwechsels in der Gemeinde Radkersburg-Umgebung 1848–1997, phil. DA. Graz 1997, S. 138ff. Ebd., S. 146ff. Christian Promitzer, Das Ideal vom „reinen Volkskörper“. Eine Chronologie des Verschwindens, in: Stenner, Slawische Steiermark, S. 148f. Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert). Graz 1996, S. 286ff. Ebd., S. 32. Promitzer, Verlorene Brüder, S. 340 f, 350 f; Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer, S. 187. Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer, S. 184, S. 191. Klaus Jürgen Hermanik, The (hidden) Slovene minority in Austrian Styria – including examples of Soboth region at the Austrian-Slovenian border. TUAC-Conference: The Unifying Aspects of Cultures Vienna, 7.–9.11.2003 u. Johannes Moser – Elisabeth Katschnig-Fasch (Hg.), Blatten. Ein Dorf an der Grenze („Kuckuck“, Sonderband 2), Graz 1992. Moser – Katschnig-Fasch, Blatten. Joseph Wartinger, Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Graz 1815. Ebd., S. 31f. Albert Muchar, Geschichte des Herzogthums Steiermark. Bde. I-III. Graz 1844. Bd. I: „Das Steirervolk ist reich begabt mit den glücklichsten Anlagen zu trefflichen Tugenden und Taten; sein Charakter ist – bei manchen Härten – im Ganzen edel u. anbetungswürdig.“ Ebd., Bd. III., S. 83. Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht auf das Kulturleben. Graz 1949, S. 252. Wilhelm von Gebler, Geschichte des Herzogtums Steiermark von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Graz 1862, S. 42. Ebd., S. 3. Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark 1282–1740. Graz – Wien – Leibnitz 1931. Pirchegger, 1949, S. 9. Vgl. u. a. Stefan Karner, Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Graz – Wien – Köln 2000, S. 133. Zit. nach Anton Janko, Das Slowenenbild in Peter Roseggers Reisebeschreibungen, in: Peter Vodopivec u. a. (Hg), Kulturelle Wechselseitigkeit. O .o. 1995, S. 201. Zit. nach Janko, S. 199. Walter Zitzenbacher (Hg.), Landeschronik Steiermark. Wien – München 1988, S. 303. 128 ZU DEN AUTOREN – O AVTORJIH Benjamin Grilj Geb. 17.8.1981 in Graz; Studium der Philosophie und Geschichte in Graz seit 1999, 2004 mit der Diplomarbeit „Wahrheit oder Ethik“ abgeschlossen, schreibt dzt. seine Dissertation über den Zusammenhang von Sprache und Erkenntnis. – Rojen 17. avgusta 1981 v Gradcu; študij filozofije in zgodovine v Gradcu od leta 1999, zaključil leta 2004 z diplomskim delom „Wahrheit oder Ethik“, sedaj piše disertacijo o povezanosti jezika in spoznanja. Mathias Jörg Hammer Geb. 26.7.1980 in Graz; Studium der Geschichte und der Rechtswissenschaften in Graz seit 2000, Studium der Geschichte in Groningen 2002/03. Dzt. Kand. Phil, Diplomarbeit zum Thema „Nationalism and Historical Thought in Indonesia“ – Rojen 26. julija 1980 v Gradcu; študij zgodovine in pravnih znanosti v Gradcu, od leta 2000, študij zgodovine v Groningenu 2002/03, sedaj piše na filozofiji, diplomsko delo z naslovom „Nationalism and Historical Thought in Indonesia“. Simon Hadler Geb. 5.9.1980 in Graz; Studium der Geschichte und der Philosophie in Graz und Krakau seit 2000. – Rojen 5. septembra 1980 v Gradcu, študij zgodovine in filozofije v Gradcu in Krakovu od leta 2000. Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje Sedanje stanje Izhodišče te študije je bil seminar z naslovom „Cultural Heritage – National Heritage?“ („Kulturna dediščina – nacionalna dediščina?“), ki ga je vodil prof. Moritz Csaky na univerzi Karl-Franzens-Universität Graz v zimskem semestru 2003/04. Pojem „kulturne dediščine“ v kontekstu širšega pomena kulture nas je vodil k vprašanju, kaj je zgodovinsko razvit kulturni element, vendar ne spada v kanon nacionalne ali regionalne kulturne dediščine. Pokazalo se je, da je slovanska kultura na avstrijskem Štajerskem, čeprav se je čez stoletja in do današnjih dni globoko zasidrala, zanimiv primer za vključitvene in izključitvene mehanizme kulturne dediščine. Tako bo v nadaljevanju prikazano, kje na avstrijskem Štajerskem je slovanska dediščina pustila svoje sledi, kako so jo hkrati vedno bolj potiskali na rob kolektivne zavesti ali pa je popolnoma izginila iz nje. Delo posveča pozornost zlasti pomenu jezika kot kulturne dediščine. Jezik na avstrijskem Štajerskem je ob prelomnici stoletja postal predmet konflikta med Nemci in Slovenci, dvema skupinama, ki se pred pojavom diskurza nacionalizma nista enoznačno identificirali z eno od narodnosti na podlagi večkulturno-jezikovnih komunikacijskih in interakcijskih povezav, ki so prevladovale na območju Južne in Spodnje Štajerske. Ozadje tega novega konflikta je bilo etnocentrično dojemanje kulturne dediščine, ki je povezano z nastankom nacionalnih idej. Če gledamo na jezik v smislu nacionalnega standardnega jezika oz. komponente, ki daje identiteto, kot na kulturno dobrino, ki jo je treba varovati, vodi to k temu, da se jezik dojema kot statičen in morebiti izoliran od ostalih. Pojem „jezikovna meja“ ponazarja to neskladje, ki izhaja iz zunanjega pogleda na regijo. Njegova ideja je bila odločujoča komponenta v „narodnostnem boju”. Mit, ki ga je tukaj uporabila nemška nacionalna ideologija, je bil mit o meji, ki ji je grozilo potujčevanje in jo je bilo nujno braniti – tudi v aktualni dnevni politiki se še vedno uporablja. Ko se je ta mit razširil po teh pokrajinah, je bila prisotnost slovenskega prebivalstva predstavljena kot napad na prvotno nemško območje. Da bi se temu uprli, so se pojavila prizadevanja, da bi se nemški jezikovni otoki med seboj povezali in se razširili.1 Hkrati je bilo sprejetje takšne – namišljene – meje nujno, da je bilo mogoče narod zemljepisno opredeliti, saj meja do leta 1918 ni bila določena z nacionalnimi razmejitvami. Prikrito so vsiljevali jasno razmejitev, ki sploh ne upošteva krajevnih dejstev. Nanje se je potem dejansko tudi vedno bolj vplivalo z asimilacijskim pritiskom od zunaj. Na začetku moramo nujno pojasniti nekatere pojme. Sicer je pojem „kulturne dediščine“ sedaj priljubljen in ravno Štajerska se je lahko v preteklih letih z njim oglaševala. Vendar se je redko razmišljalo o tem, kaj „kulturna dediščina“ pomeni. Tukaj je treba izhajati iz pojma „kultura“, katerega pomen se je skozi zgodovino različno spreminjal: od gospodarstva in obdelane zemlje, kot nasprotje narave, distanciranost od neciviliziranega in barbarskega, do v današnjem času pogostega enačenja s pojmom umetnosti. V tem besedilu pa je pojem v širši pomenski povezanosti in uporabljamo metodološko priročno delitev na materialno in simbolno kulturo, pri čemer slednja zajema jezik in pisavo. Kljub temu 129 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje razlikovanju se skušajo znanstveniki na obeh ravneh ukvarjati z istim vprašanjem: Kako se proizvajajo dobrine ali znaki in kakšen pomen imajo za človeka? Kako je mogoče razumeti družbene odnose in načine ravnanja, v katere se vključujejo stvari iz vsakdanjega življenja? Na osnovi tega širokega kulturnega pojma je mogoče pojasniti tudi pomen „kulturne dediščine“. Zato je to del kulture ali tradicije, ki, v kakršni koli obliki že, še živi in je torej zasidrana v zavesti ljudi. Spominjanje prav tako spada k življenju kulture in tradicije, kot je na primer izvajanje posebnih plesov, uporaba posebnih narečij in podobno. Iz tega sledi, da je kulturna dediščina izoblikovana tako, da je vedno odvisna od zavesti. Naslednji osrednji pojem v tem besedilu je pojem identitete. Sploh ni preprosto najti splošne definicije, saj se pojem uporablja zelo različno in prepogosto bi bilo potrebno ideološkokritično raziskovanje, da bi se ga dalo vedno znova prilagoditi družbenim in političnim resničnostim. Pričujoča študija usmerja svoj pojem identitete glede na naslednjo shemo za idealne vrste regionalnih identitet, posebnost katerih je v tem, kaj določa njihov tip: na različne načine omejujejo sebstvo skupine. Vrsta in način definicije značilnosti, ki določajo sebstvo in s tem pripadnost skupini, hkrati pa določajo mejo nasproti tujemu. S tem se prestopi meje ali omogočijo ali preprečijo. 1. Prvobitno kodirana identiteta se sklicuje na „naravne“ značilnosti, kot sta narod ali rasa, in je neodvisna od komunikacije. Preprečuje vstop ali izstop iz skupine, skupne značilnosti in zaupanje se le stežka vzpostavijo. 2. Konvencionalno oz. civilno in kulturno kodirana identiteta temelji na pravilih vedenja in socialne rutine. Omogoča 130 sprejetje tujega ali hkratno članstvo v več kolektivih, ker se morajo upoštevati zgolj pravila, ki se jih je mogoče naučiti, da bi spadali h kolektivu, kar olajša vzpostavitev in ohranitev skupnih značilnosti in zaupanja. 3. Sakralno kodirana identiteta se ponovno sklicuje na prepričanje, na posebno zmogljivost in izbranost neke skupine, ki vzdržuje odlično zvezo z nadrejeno razumskostjo. Takšne skupine imajo pogosto mesijansko držo. Sakralna kodiranja se nujno ne zapirajo pred svojim okoljem, ampak je zanje značilna potreba po asimilaciji drugih skupin ali po prevladi v navezanih stikih. Vendar se vzpostavitev skupnih značilnosti in prestopov meje ne izključuje. Kakovost vzpostavitve meje torej ureja tudi stik in izmenjavo znotraj skupine ter tudi stik z drugimi skupinami2. (prim. Giesen 1993, Haller 1992) Vsekakor se ti idealni tipi nikoli ne pojavijo v “čisti obliki”, ampak so v različnih oblikah med seboj pomešani. Tako je na avstrijski strani Štajerske od 1890 mogoče najti mitos skupaj s poudarjanjem etničnega ločevanja „boljše, ker je iskrena“ nemške mentalitete in „boljšega, ker je uspešnejše“ gospodarjenja itn., vse to tudi kaže sakralni element v njihovi identiteti. Pred letom 1890 so na celotnem Štajerskem civilni deli prevladovali nad prvobitnimi elementi identitete, tako da so živeli drug poleg drugega kot družbeno povezane skupine. V besedilu smo sicer uporabili razdelitev identitete na prvobitno, civilno kodirano, in sakralno kodirano, zdaj pa uporabljamo razdelitev identitete na obstoječo, v katero štejemo prvobitno in sakralno, in na identiteto, vnešeno od zunaj, ki jo razumemo kot civilno Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje kodirano identiteto. Odločilna je zdaj povezava med identiteto in kulturno dediščino: kulturna dediščina je, kot je bilo omenjeno že zgoraj, zasidrana kulturna dejavnost neke družbe. Civilna identiteta nastane iz segmenta kulturne dediščine, ki je pomemben za velik del te družbe in/ali skupine. Pri prvobitno ali sakralno kodirani identiteti pride do identificiranja z dejanskim stanjem, ki ga določa avtoriteta. Da bi dokazali obstoj slovanske kulture na avstrijskem Štajerskem tudi v današnjem času, naj zaenkrat zadoščata dva primera: po eni strani je to jezikovna dediščina, ki v prvi vrsti obsega imena naselij, rek, gora in družin.3 Od 6. stoletja naprej se je okrepilo priseljevanje Slovanov čez Štajersko (naseljevanje bavarskih kolonistov je potekalo od 9. do 13. st.). Nekateri redki primeri kažejo razširitev na celotno deželo: Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/ Gradec, Semmering/Cemernic, Schöckel/ Sekkel. Po drugi strani se zdi, da je dvorišče v obliki črke L del slovanske dediščine na avstrijskem Štajerskem. Pri tem stojita stanovanjski del in hlev drug za drugim in se skleneta na zadnjem delu skednja. Prvotno bi naj izhajal iz območja okoli Murske Sobote. Od tukaj se je dvorišče v obliki črke L razširilo v današnjo Madžarsko in na območje današnje Avstrije. Posebnost, ki označuje dvorišče v obliki črke L v primerjavi z drugimi „tipično avstrijskimi“ kmetijami, je, da je to edina oblika dvorišča, ki se ne deduje z dedno pravico prvorojenca. Zgodovino štajerskih Slovencev sta v preteklih 150 letih zaznamovali asimilacija in izpodrinjanje. Te težnje bodo opisane v nadaljevanju. Izhajati je mogoče iz dejstva, da ločitev med Slovenci in Nemci do 19. stoletja ni bila nacionalna. Razlikovanja so bila veliko bolj socialnega značaja in prepoznavna v vrzeli med mestom in podeželjem. Okrog srede stoletja se je izoblikovala približno takšna slika: v regionalnih središčih (kot sta Radgona ali Lučane) je prevladoval nemški jezik, tam živeče slovensko prebivalstvo pa se je bolj nagibalo k asimilaciji. Uradništvo, politika in pozneje tudi šolstvo so bili skoraj v celoti pod nemškim nadzorom, vendar to na okoliško prebivalstvo dolgo časa ni kaj preveč vplivalo. Tukaj se je razvil lasten sistem dvo- in večjezičnosti, ki je omogočil razumevanje med obema skupinama prebivalcev. Govorilo se je slovensko narečje, zelo veliko besed je prišlo iz nemščine (glede na priče časa polovica4), prav tako je tudi slovenski jezik močno vplival na nemško narečje5. Nacionalna ločitev in s tem tudi prehod k od zunaj vnešeni identiteti je verjetno nastopila šele okrog leta 1880, pri čemer se je ravno v manjših in samozadostnih vaseh proces le počasi odvijal, in vedno je prihajal samo od zunaj. Na razširjanje nemškega jezika je pomembno vplivala šola. Ko je država leta 1869 prevzela izobraževanje od cerkve, se je ravno na mešano govorečih področjih slovenščina večinoma govorila le tako dolgo, dokler se šolarji niso naučili nemško. Slovenski šolarji so zaradi pomanjkljivega jezikovnega znanja in posledično slabega šolskega uspeha velikokrat zelo trpeli, zato so pozneje še toliko močneje zanikali svoj materni jezik. Na splošno je mogoče trditi, da Slovenci na območju današnje avstrijske Štajerske nikoli niso mogli razviti prave nacionalne zavesti. Nekaj redkih izjem je bilo pred 1. svetovno vojno, vendar od takrat naprej sploh ni več zaslediti takšnega občutka pripadnosti. 131 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje Zaradi 1. svetovne vojne, zasedbe dvojezičnih območij s strani vojakov SHS ter kratkega in v resniciničkajposebnegaobdobjat.i.obrambnega boja proti SHS, je prišlo do prelomnice. V tem času se je ustvarilo polarizirano vzdušje, v katerem so se prebivalci morali postaviti na eno od obeh strani. Izraz tega so morda članki časopisov „Deutsche Grenzwacht“ in „Murska Straža6“ ali maščevalne dejavnosti nemškega prebivalstva po umiku enot SHS. Tako se je za slovensko prebivalstvo, ki je zdaj živelo v enoznačno nemško opredeljeni deželi, veliko spremenilo. Različni vplivi so okrepili asimilacijski pritisk in izpodrivanje slovenskega iz javnega prostora. Kljub močno povečanemu pritisku se zdi, da je jezikovna situacija na slovenskih območjih stagnirala7. Veliko šolarjev je imelo še naprej težave pri učenju nemškega jezika in maše, ki so se izvajale v standardni slovenščini, so bile slabo obiskane8, ker je prebivalstvo še vedno govorilo svoje lastno narečje. Čeprav je stari življenjski prostor takrat presekala meja, so bili prestopi meje iz različnih vzrokov pogosti. Zdi se, kot da bi notranji red še preživel ravno zaradi kmečkega okolja (šele po letu 1938 je bil enoten kulturni prostor dokončno uničen). Na zunaj je bilo vendarle nujno, da se odprto prizna njegova zvestoba do Avstrije in nemškosti. To se v neki meri kaže v obnašanju volivcev (krščansko-socialna stranka, kmečka zveza) in v popolni odsotnosti nacionalno-slovenskih dejavnosti. Čas nacionalsocialistične vladavine je na štajerske Slovence sorazmerno malo vplival. Veliko bolj je na prebivalstvo še dolgo vplival konec vojne, predvsem na območju Lučan9. Zvestoba prebivalstva različnim skupinam, ki so hotele na oblast, je vodila k močni potrebi po pozabljanju in k molku, ki prevladuje še 132 danes.10 Medtem ko so po letu 1945 iz sosedstva s Titovo Jugoslavijo nastale nove razmere in iz vsakega priznanega Slovenca pravzaprav naredile komunista, je po drugi strani vladala ideološka kontinuiteta. Tako se je mitos „obmejne dežele“ še naprej cenil, zaradi česar je regiji posvetilo pozornost „narodno zavedno“ prebivalstvo, ki je poskušalo okrepiti nemški oz. štajerski značaj z različnimi dejavnostmi in pozivi.11 Načeloma bi manjšinske pravice državne pogodbe morale zagotavljati zaščito identitete štajerskega dvojezičnega prebivalstva. Vendar je poleg zgodovinskih dogodkov in neugodnih okoliščin (gospodarska sprememba) bila zlasti politika tista, ki se je proti temu borila predvsem s sredstvom zanikanja. Vzroki bi lahko bili ozemeljske zahteve Jugoslavije, prevladujoč antikomunizem, globoko zakoreninjen mitos „obmejne dežele“12, umiritev nacionalnokonzervativnih delov prebivalstva in tudi stalna potreba krajevnih politikov po asimilaciji. Danes je situacija na zadnjih otokih dvojezičnosti zelo žalostna. Slovensko govoreča manjšina izumira13, mladi razumejo le nekaj slovenskih besed. Ljudje se tudi ne vidijo kot jezikovna manjšina. Kakšne učinke ima stoletni asimilacijski pritisk danes, kaže študija o soboškem kraju Mlake.14 Čeprav jih je od 23 odraslih 12 navedlo slovenščino kot svoj materni jezik, se pred drugimi ta dvojezičnost zanika. Tudi v območju okrog avstrijske Radgone je dvojezičnost še danes prisotna. Poleg tega zna še veliko ljudi peti slovenske pesmi ali vsaj nekaj besed ali stalnih besednih zvez, tudi če ne govorijo jezika. V nasprotju in v povezavi s prejšnjim odstavkom se predstavlja zunanje zaznavanje slovanske kulture in jezika z vidika štajerskega Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje visokokulturnega ustvarjanja. Analiza bo pokazala, kako se je spremenilo štajersko zgodovinopisje zaradi nastalega diskurza nacionalizma in na primeru Petra Roseggerja se bo pokazalo podobno zaznavanje v literaturi. Prvo delo o štajerski zgodovini iz leta 181515 opisuje slovansko naseljevanje od 6. stoletja še kot posebej koristno za deželo, opustošeno od preseljevanja narodov. Ukvarjali so se s poljedelstvom in s tem vnesli „korenine vse kulture skoraj v vsak kotiček te dežele“; tudi za ponovno vzpostavitev rudarstva na Erzbergu bi se bilo treba zahvaliti le njim.16 Prav tako se omenja izvor številnih krajevnih imen iz slovanščine. V nadaljevanju se ne razlikuje več med Slovani in Nemci, ampak se preprosto govori samo o prebivalcih dežele. Razlikovanje v zvezi s telesno postavo, jezikom in obleko se pojavi v zgodovinskem delu Alberta Mucharja iz leta 1844, vendar se še ne ločijo različne značajske lastnosti skupin prebivalstva17. Po drugi strani Muchar dvomi o poselitvi celotne Štajerske s Slovenci in izoblikuje mitos „keltsko-germanskega praprebivalstva“, ki bi se naj zadrževalo na Zgornjem Štajerskem. Tudi rudnika Erzberg naj ne bi odprli Slovenci, sploh pa so bila krajevna imena z redkimi izjemami „popolnoma nemška18“. Mitos je poskrbel za plodna tla za poznejše nacionalne diskurze. Kakšen vpliv je imel ta mitos, se kaže v tem, da ga je še leta 1949 ponovno uporabljal Hans Pirchegger, ki ga je branil (zanimivo, da je slovenskim zgodovinarjem, ki so med drugim opozarjali na pomen krajevnih imen, očital „ponarejanje zgodovine“).19 Sčasoma so postajale težnje negativnega označevanja Slovencev vedno bolj opazne. V knjigi Wilhelma von Geblerja iz leta 1862 se govori o „hordah Slovanov (Slovencev), katerih priseljevanje očitno ni potekalo brez krvavih razdejanj“.20 Tudi značajsko jih enoznačno ločuje: „zgornještajerski človek“ je zdrav, močan, delaven, iskren, samozavesten itd. Vendar: „iste lastnosti je mogoče v celoti najti tudi pri spodnjih Štajercih, ampak bolj se približamo mejam Kranjske in Hrvaške, bolj pride do izraza prilagodljiva, pametna narava Slovanov.“21 Pri tem se pridevnika prilagodljiv in pameten razumeta kot „zahrbten”. Po letu 1918 je nemški značaj Štajerske nesporen, slovenska manjšina celotne regije se ignorira ali zanika. En primer nacionalsocialistične mitologije krvi in zemlje, ki že nakazuje novo samoumevnost, da se vse Štajerce dojema kot Nemce, navaja že omenjeni Hans Pirchegger, ki leta 1931 piše: „Kmet je bil največkrat navezan na svojo grudo, ampak predniki zelo številnih bi lahko prišli z Bavarske, Frankovske in Švabske. Tako so se Štajerci čisto samoumevno počutili kot Nemci, lahko bi se reklo, nezavedno. V 16. stoletju so se tega zavedali, odprto so govorili, da je njihova zemlja del Rajha in ne najslabši…“22 Po vojni je Pirchegger kot kaže opustil svoje nacionalsocialistične poglede in je preoblikoval svoje delo, ampak leta 1949 je še vedno mogoče zaznati odobravanje Mucharjevega starega mitosa.23 Pri opisovanju jezikovnega spora okrog leta 1900 sledi terminologiji nemškonacionalnega podpihovanja. Še do nedavnega je veljal „Pirchegger“ za cenjeno standardno delo. Kar zadeva obstoj slovenske manjšine na območju današnje avstrijske Štajerske, je zgodovinopisje 20. stoletja ne upošteva.24 Današnji odnos do Slovenije sicer zaznamujejo prijateljski sosedski odnosi, vendar pa je zavest do skupne dediščine izginila iz spomina. Ne le zgodovinsko pisanje, tudi književnost 133 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje kot medij kulturnega zaznavanja in ustvarjanja je treba analizirati. Za primer je tukaj naveden Peter Rosegger, ne nazadnje zaradi pomena njegove osebe same, ki podpira identiteto. Odlično ponazarja, kako navidezno dobronamerna opažanja prenašajo podcenjevalno podobo. V njegovem potopisu „Am Wanderstabe“ iz leta 1882 označi slovenske Štajerce za pametne, zaprte in melanholične. In: „Vtisa zvestosrčne dobrodušnosti nemških Štajercev tukaj ni več mogoče občutiti.“25 Vendar ima Rosegger – v smislu „rase“ – vpliv Slovencev na prebivalce Srednje Štajerske za enoznačno negativnega: „Tako je tudi bolj nebogljen in lenoben v svojem duhovnem življenju… Duhovni pijači, ki jo tukaj pridobivajo iz sadja in grozdja, se pripisuje krivda; gotovo pa delujejo tudi drugi dejavniki – predvsem mogoče neposredno sosedstvo tujih narodov, kot so Slovani, Madžari, Romani – tega nočemo tukaj natančneje raziskovati.“26 Odbor za podeljevanje Nobelove nagrade je odklonil podelitev Nobelove nagrade za književnost leta 1913 večinoma z grajo nemškonacionalnih pogledov in dejavnosti domovinskega pisatelja v prid „Južne Štajerske“ („Südmark“).27 Kulturna dediščina je vprašanje zavesti. Slovanska dediščina na avstrijskem Štajerskem je večidel utonila v pozabo in bila izpodrinjena. Polaščanje jezika v nacionalnem smislu in prizadevanja, da bi ga uničili s homogenizacijo in razmejevanjem, se je izražalo v obsežnem iztrebljanju vsakršnih kulturnih povezav dvo- in večjezičnosti, ki so jih imeli za nezaželene in celo ogrožujoče. Omejitev jezika na obvezno standardizirano obliko, namesto da bi se upoštevale njegove krajevne različice kot kulturna dediščina ravno v nenacionalnem smislu, se je konec koncev 134 OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Judson, Peter M.: Versuche um 1900 die Sprachgrenze sichtbar zu machen. V: Csaky, Moritz; Stachel Peter (Hg.): Die Verortung von Gedächtnis. Dunaj 2001, 164f. Giesen, B.: Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins d. Neuzeit. Frankfurt/M.: 19912, str. 126. In: Haller, M.: Identität und Nationalstolz der Österreicher: gesellschaftliche Ursachen und Funktionen. Dunaj: 1996. Trummer, Manfred: Slawische Steiermark. 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Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht auf das Kulturleben. Gradec, 1949, 252. Gebler, Wilhelm iz: Geschichte des Herzogtums Steiermark von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Gradec, 1862, 42. Ebda., 3. Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark 1282-1740. Graz – Wien – Leibnitz 1931. Pirchegger 1949, 9. Pirm. npr. Karner, Stefan: Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Gradec, Dunaj Köln 2000, 133. Citirano po: Janko, Anton: Das Slowenenbild in Peter Roseggers Reisebeschreibungen. In: Peter Vodopedic u. a. (Hg): Kulturelle Wechselseitigkeit. O.o. 1995, 201. Citirano po Janko, 199. Zitzenbacher, Walter (Hg.): Landeschronik Steiermark. Dunaj – München 1988, 303. Kalt-Warm Kalt-Warm Jugendliche dokumentieren den Thermentourismus � Text: Robert Muscherlin Wasserplätschern, Schwimmbad-Atmosphäre, Jung und Alt in Bademode … und das alles mitten im steirischen Winter? Eine Ausstellung im Pavel-Haus machte dies im vergangenen Jahr möglich und entführte die interessierten Besucher in die Thermenlandschaften der steirisch-slowenischen Grenzregion. Ob unsere Thermen heute Orte einer interkulturellen Begegnung und sozialen Durchmischung sind, welches Selbstbild die dortigen Gastgeber transportieren, und wie die Jugendlichen der Region den Thermen- und Gesundheitstourismus bewerten, waren die inhaltlichen Fragestellungen, die das Projekt Kalt-Warm – eine Kooperation zwischen dem Pavel-Haus in Laafeld, dem Jugendzentrum HOUSE in Mureck und dem Jugendzentrum ŠMOCL in Laško – aufwerfen wollte. Diesen Fragen ist eine achtköpfige Gruppe von Jugendlichen aus der steirisch-slowenischen Grenzregion an Ort und Stelle nachgegangen und hat alles mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentiert: Der Blick der Jungen auf eine Erscheinung, die vor allem die Älteren anzieht. Die acht Jugendlichen, die mit ihren Interviews und ihrem fotografischen Blick Szenen aus den Thermenlandschaften eingefangen haben, kamen aus den Jugendzentren von Laško und Mureck. Für die Besuche und Befragungen vor Ort wurden Thermen aus dem näheren Umkreis der Jugendlichen ausgewählt, und es wurde darauf geachtet, neben Thermenorten mit längerer Tradition (z. B. Rogaška, Bad Gleichenberg, Laško) auch Thermen vorzustellen, die erst in der Nachkriegszeit entstanden sind (Olimia, Bad Radkersburg). Als weiteres Kriterium galten die unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Thermen (Kurbetrieb und Rehabilitation einerseits, Wellness und Prävention andererseits sowie die zunehmende Angebotsspezialisierung). Helfbrunn als Wallfahrtsort mit Heilquelle komplettiert den thematischen Hintergrund. Die Besuche selbst, die im Oktober 2004 stattgefunden haben, folgten einem einheitlichen Leitfaden. Nach einer Führung durch den Thermen-, Hotel- und Kurbetrieb wurden die Vertreter/innen der Thermenbetriebe um die Beantwortung eines Fragenkatalogs gebeten, in der Folge wurden in- und außerhalb der Thermen Gäste interviewt, Einheimische wie „Fremde“. Dabei wurden alle Interviews von den Jugendlichen geführt und technisch von einem Profi (Ausstattung, Ton und Kameraführung) begleitet. Mit Fotos wurden schließlich jene Details festgehalten, die den Jugendlichen als bemerkenswert oder typisch erschienen. Aber auch die jungen Akteure hatten einen Fra- 135 Kalt-Warm 136 Kalt-Warm genkatalog zu beantworten, der als Grundlage für die Schlussbewertung des Projekts diente. In der Konzeption des Projekts ging man noch davon aus, einen Widerspruch zu dokumentieren: Nämlich den zwischen der älteren Generation, die oft von weit her anreist, um die Angebote der Thermen und des Gesundheitstourismus zu nutzen, und den Jüngeren, die in der Thermenregion ansässig sind. Denn die Vermutung lag nahe, dass die Anziehungskraft der Thermen für die Jugendlichen nicht nachvollziehbar ist. „Nun, wer weiß, vielleicht werden wir auch bald in das Alter kommen, wo wir in irgendwelche Thermen fahren, weil wir hoffen, dort von unseren Wehwehchen befreit zu werden …“ Diese Aussage einer Jugendlichen spiegelt wider, dass diese Attraktivität, im Sinne der kurativen Wirkung einzelner Heil- und Thermalquellen, für sie durchaus verständlich ist. Darüber hinaus – und das vielleicht doch einigermaßen überraschend – konnte im Rahmen des Projekts Kalt-Warm dokumentiert werden, dass auch die Jugendlichen konkretes Interesse an den Angeboten der Thermalbäder haben. Die Indikationen der einzelnen Thermen war ihnen dabei natürlich egal: Spaß und Aktivität einerseits, Wohlbefinden und Entspannung andererseits – das sind die Kriterien, die ihnen als wesentlich erschienen. Entsprechend positiv bewerteten sie Thermenanlagen, die genügend Angebote und entsprechende räumliche Ressourcen in diesen Bereichen aufweisen konnten. Besonders den in der Region ansässigen Jugendlichen sollte man noch einen weiteren Stellenwert einräumen, und zwar in der Angebotsentwicklung selbst. Eine Mehrheit der teilnehmenden Jugendlichen zeigte Interesse am „Arbeitsmarkt Gesundheitstourismus“. Ar- beit mit Menschen, Abwechslung, Aufstiegschancen und Internationalität waren Kriterien, die dabei im Blickfeld standen – noch vor der Nennung konkreter Berufsbilder. Somit ist die Position der Jugendlichen im Gesundheitstourismus von zwei verschiedenen Seiten zu beurteilen: als neue und eventuell auch künftige Nutzer der Angebote der steirischen und slowenischen Thermen einerseits, als kreatives Potential in der Entwicklung neuer und weiterführender Angebote des Gesundheitstourismus andererseits. Projektpartnerschaften im interregionalen Kontext. Im Rahmen des Strukturförderprogramms INTERREG IIIA werden Projekte gefördert, die die Entwicklungsgrundlagen in den Grenzregionen verbessern, wobei vor allem auf eine neue Qualität der Zusammenarbeit über die Grenzen und somit auf eine Nutzung der gemeinsamen Stärken und Potentiale gesetzt wird. Das Pavel-Haus nimmt hier seine Rolle als wichtiger Verteilerpunkt für Informationen und als Koordinationsstelle für den Ausbau von Synergien wahr und unterstützt insgesamt drei verschiedene INTERREG IIIAAktivitäten – zwei aus Österreich, eine aus Slowenien –, die hier näher vorgestellt werden. Jugend – Grenze – Identität. Das Jugendzentrum HOUSE Mureck initiierte mit Jugend – Grenze – Identität im Herbst 2002 ein Interreg-Projekt, dem es um die Vernetzung der Jugendlichen der Grenzregion SteiermarkNordostslowenien geht. Im Rahmen von Teilprojekten und Kooperationen wie Kalt-Warm, aber vor allem mit seiner zweisprachigen Webseite www.potitzen.at wird versucht, Jugendliche über Veranstaltungen und Attraktionen jenseits der Grenze zu informieren und die in 137 Kalt-Warm 138 Kalt-Warm der Region aktiven Jugendorganisationen, Bildungseinrichtungen und Kulturzentren vorzustellen. Im „Denken über die Grenze“ sieht dieses Projekt damit ein probates Motto für das künftige Handeln in der Grenzregion. REGIO ART. Um gestalterische Kreativität und fachlichen Austausch zwischen jungen Künstlern/innen und bestehenden Kulturinstitutionen geht es bei REGIO ART. Im vom Jugend- und Kulturzentrum Mladinski kulturni center Maribor im Jänner 2005 begonnenen Interreg-Projekt geht es neben dem Aufbau einer besseren Kommunikation vor allem um die Ausgangspunkte der verschiedenen Jugendkultur-Identitäten in der österreichisch-slowenischen Grenzregion mit Projektpartnern von Klagenfurt (Celovec) bis ins Prekmurje (Übermurgebiet). Neben dem Aufbau eines „kulturellen Inkubators” als regionales Informationszentrum zur Jugendkultur im Stadtzentrum von Maribor gibt es eine Vielzahl von Projektreihen, Wanderausstellungen, Symposien und Veranstaltungen: Im Teilproket TOPOS besuchte ein bilaterales Expertenteam von Kulturanthropologinnen, Künstlern, Architekten und einer Soziologin von Mai bis Juni 2005 sieben Städte des Grenzgebiets und analysierte die von den Jugendlichen frequentierten Plätze, Räume und Institutionen auf ihre Qualitäten, Besonderheiten, Problemstellungen sowie ihre möglichen Entwicklungspotentiale. Die Ergebnisse dieser Forschungsreihe wurden im Herbst 2005 in Maribor präsentiert. Bis Ende Jänner 2006 läuft der im Rahmen dieses Interreg-Projekts ausgeschriebene internationale Fotowettbewerb „Gesichter der Roma“. Teilnehmen können junge Fotografen/innen bis zum 30. Lebensjahr. Sie sollen mit ihren Arbeiten den Alltag einer Minderheit festhalten, die dies- und jenseits der Grenze anzutreffen ist. Die eingesandten Arbeiten werden prämiert und gehen ab März 2006 auf eine Wanderausstellung von Murska Sobota und Bad Radkersburg über Ptuj und Graz bis nach Klagenfurt (Celovec) und Maribor. REGIO ART richtet sich vor allem an das junge kreative Potential in der Grenzregion, das sich – als Hobby oder im Rahmen seiner Ausbildung – mit verschiedenen Kunsttechniken und Kultur im Allgemeinen auseinander setzt, aber auch an Kulturarbeiter/innen in der Grenzregion und deren Regionalzentren sowie an Multiplikatoren/innen in Bildungseinrichtungen und an die interessierte Öffentlichkeit. Auch den Jugendzentren in der Grenzregion soll mit diesem Projekt, das bis Herbst 2007 läuft, eine fachliche Unterstützung zur Förderung jugendkultureller Kreativität und Innovation angeboten werden. InterRegion – Region der Vielfalt. Der Artikel 13 der EU-Verfassung verbietet die Diskriminierung von Minderheiten und sieht den Umgang mit kultureller Vielfalt als wichtigen Auftrag für alle EU-Mitgliedsstaaten und als künftige Herausforderung der Europäischen Union, bestehende Probleme im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens auf einer gemeinsamen europäischen Ebene zu lösen. Hinter diesem gesellschaftlichen Auftrag der Europäischen Union nach einer „Cultural Diversity“ steht noch ein andere, ganz wesentliche Herausforderung: Der Aufbau einer gemeinsamen Identität aller EU-Staatsbürger/ innen innerhalb der Staatengemeinschaft. In diesem Sinne, umgelegt auf die Grenzregion Steiermark-Nordostslowenien, ist auch das 139 Kalt-Warm 140 Kalt-Warm vom Grazer Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit – CLIO initiierte Interreg-Projekt Interregion – Region der Vielfalt zu verstehen. Zur Förderung der Synergieeffekte gemeinsamer wirtschaftlicher und touristischer Entwicklungpotentiale dieser Region ist nach Meinung der Projektautoren gerade im kommunikativen und kulturell determinierten Konfliktbereich ein Aufbau von Kompetenz, der mit einer Vernetzung der einzelnen Organisationen beiderseits der Grenze einhergeht, erforderlich. Es gilt, noch bestehende Berührungsängste und Konfliktpotenziale zu minimieren, die einer erfolgreichen Regionalentwicklung entgegenstehen. Mit verschiedenen Maßnahmen, wie einem zweisprachigen Lehrgang im Bereich des „Diversity Managements“, Workshops, Informationsveranstaltungen, einer Internetplattform und der gezielten Unterstützung von Gemeindeverwaltungen will InterRegion – Region der Vielfalt dazu beitragen, den Umgang der Kulturen miteinander und Mehrfachidentitäten als Herausforderung und Chance für die gemeinsame Region Steiermark/Štajerska bzw. Slowenien zu begreifen. Darüber hinaus will es den regionalen Austausch fördern und eine gemeinsame regionale Identität stärken. Das Projekt, das im Juni 2005 begonnen hat und bis Mai 2007 läuft, richtet sich an Jugendliche, Jugendarbeiter/innen, Lehrer/innen und Multiplikator/inn/en in der Jugend- und Schularbeit sowie Akteure und Akteurinnen im Bereich Wirtschaft, kommunale Politik und Verwaltung. Hier soll eine Profilbildung und Leitbildentwicklung für Unternehmen, Gemeinden bzw. Bezirke stattfinden (Gemeinden/Bezirke der Vielfalt) und die Annäherung und Kommunikation zwischen verschiedenen Kulturen im Rahmen von Prozessmode- rationen und eines unterstützenden Projektoachings begleitet werden. 141 Kalt-Warm 142 Toplo-Hladno Toplo-Hladno Mladina dokumentira termalni turizem Čofotanje po vodi, atmosfera v kopališču, mladi in stari v kopalkah … in vse to sredi štajerske zime? Vse to je preteklega leta omogočila razstava v Pavlovi hiši in popeljala zainteresirano publiko v tremalno ponudbo štajersko-slovenske obmejne regije. Ali so danes naša termalna kopališča prostori interkulturne in socialne izmenjave, kakšno samopodobo ponujajo tamkajšnji gostitelji in kako ocenjuje tamkajšnja mladina termalni in zdraviliški turizem, so bila vsebinska vprašanja, ki so sprožila projekt „ToploHladno“ – v kooperaciji med Pavlovo hišo v Potrni in Mladinskim centrom ŠMOCL iz Laškega. Na kraju samem je tem vprašanjem sledila 8-članska mladinska skupina iz štajerske in slovenske obmejne regije, jih dokumentirala s fotografijami in videom ter na jih v bistvenih osnovnih značilnostih tudi odgovorila: pogled mladine na fenomen, ki zajema oz. obkroža predvsem starejše. 8 zainteresiranih mladih, ki so s svojimi intervjuji in svojim fotografskim pogledom za nas ujeli prizore iz termalnih ponudb, je prišlo iz mladinskih centrov Laško in Cmurek. Za obisk in anketiranje na kraju samem so bila izbrana termalna kopališča iz okolice, od koder prihaja mladina, pri tem pa je bila pozornost usmerjena v predstavitev ne le tradicionalnih termalnih krajev z dolgoletno zgodovino (npr. Rogaška, Bad Gleichenberg, Laško), temveč tudi termalna kopališča, ki so nastala šele po drugi svetovni vojni (Olimia, Bad Radkersburg). Kot nadaljnji kriterij so veljala različna ponudbena težiščna term (zdraviliška ponudba in rehabilitacija na eni strani, wellness in preventiva na drugi strani, kot tudi naraščajoča specializacija ponudbe). Helfbrunn kot romarska pot k zdravilnemu vrelcu pa zaokroža tematsko ozadje. Obiski sami, izvedeni oktobra 2004, sledijo enotnemu vzorcu: po vodenju skozi termalni, hotelski in zdraviliški kompleks so bili predstavniki/ce term naprošeni odgovoriti na katalog vprašanj, nato so bili anketirani gostje termalnega kopališča in dnevni gostje, tako domači kot „tuji“. Pri tem je intervjuje izvedla mladina sama, ob tehnični pomoči profesionalca (oprema, svetovanje pri zvočni in filmski obdelavi). S fotografijami so bili končno zabeleženi tudi tisti detajli, ki jih je mladina izbrala za izredne ali tipične. Toda: tudi mladi akterji so bili izpostavljeni katalogu vprašanj, ki so služila kot osnova za končno oceno oz. rezultat projekta. V konceptu projekta smo izhajali še iz predpostavke, da bomo dokumentirali protislovje: namreč protislovje med starejšo generacijo, ki pogosto pripotuje tudi od daleč, da bi izkoristila termalno in zdraviliško ponudbo, in mlajšimi, ki v tistih krajih živijo. Domneva je bila namreč, da mladina te „privlačne sile“ termalnih kompleksov ne bo mogla podoživeti. „No, kdo ve, morda bomo tudi mi kmalu prišli v starost, ko se bomo vozili v kakšne terme, saj bomo upali, da bomo tam pozdravili naše težave…“ Izjava nekega mladega zrcali podobo atraktivnosti v smislu kurativnega delovanja posamičnih zdraviliških in termalnih virov, kar je zanj povsem razumljivo. Vrh tega in morda nekoliko presenetljivo je bilo mogoče v okviru projekta „Toplo-Hladno“ dokumentirati, da se tudi mladina konkretno zanima za ponudbo termalnih kopališč. Za indikatorje posameznih termalnih kompleksov jim je bilo seveda vseeno: zabava in aktivnosti na eni strani – dobro počutje in sprostitev 143 Toplo-Hladno na drugi strani, so kriteriji, ki se jim zdijo bistveni. V skladu s tem pozitivno ocenjujejo termalne komplekse, ki ponujajo zadovoljivo število takšnih prostorskih virov. Predvsem mladini iz takšne regije je potrebno priznati še eno vlogo: namreč razvoj ponudbe kot take. Večina sodelujočih mladih je pokazala interes za delovno področje „zdraviliškega turizma”. Delo z ljudmi, raznolikost dela, možnost napredovanja in internacionalnost so bili kriteriji, ki so bili zorno polje – še pred omembo konkretnih poklicev. Potemtakem je položaj mladine v zdraviliškem turizmu potrebno vrednotiti iz dveh različnih strani: kot nove oz. naslednje uporabnike ponudb naših štajerskih in slovenskih termalnih kopališč in kot kreativni potencial za razvoj novih razširjenih ponudb zdraviliškega turizma. 144 Projektni partnerji v medregionalnem kontekstu. V okviru strukturnega pospeševalnega programa Interreg IIIa so dotirani projekti, ki ponujajo razvojne možnosti obmejnih regij – pri čemer je poudarek predvsem na novi kvaliteti skupnega dela preko meje in s tem v uporabi skupnih moči in potencialov. Pavlova hiša prevzema v tem kontekstu vlogo pomembnega stičišča za informacije in izgradnjo sinergij in podpira skupno tri različne aktivnosti Interreg IIIa – dve iz Avstrije, eno iz Slovenije –, ki jih bomo tukaj podrobneje predstavili. Mladina-Meja-Identiteta. Mladinski center HOUSE iz Cmureka je v jeseni leta 2002 s projektom „Mladina-Meja-Identiteta“ iniciiral Interreg projekt, ki skrbi za informiranje Toplo-Hladno mladine v obmejni regiji avstrijske Štajerske in severovzhodne Slovenije. V okviru subprojektov in kooperacij, kot je „Toplo-Hladno“, predvsem pa s svojo dvojezično spletno stranjo www. potica.at, poskušajo informirati mladino o dogodkih in posebnostih na drugi strani meje ter predstaviti v regiji aktivne mladinske organizacije, izobraževalne in kulturne centre. Z motom „Misliti čez mejo“ se kaže ta projekt kot preizkušen za bodoče delo v regiji. Nosilec projekta: Jugend- und Kulturzentrum HOUSE Mureck Regio Art. Oblikovalna kreativnost in strokovna izmenjava med mladimi umetniki/ cami in obstoječimi kulturnimi institucijami sta poudarka projekta „REGIO ART”. V Interreg projektu Mladinskega in kulturnega centra iz Maribora z začetkom v januarju 2005 gre, ob izgradnji boljše komunikacije, predvsem za izhodišča različnih mladinskih kulturnih identitet v avstrijsko-slovenski obmejni regiji, s partnerji od Celovca do Prekmurja. Ob izgradnji „kuturnega inkubatorja” – kot regionalnega informacijskega centra za mladinsko kulturo – v centru Maribora obstaja še niz projektov, potujočih razstav, simpozijev in prireditev. V subprojektu „Topos” je maja in junija 2005 bilateralni strokovni team kulturnih antropologov, umetnikov, arhitektov in sociologinje obiskal sedem krajev obmejnega pasu in analiziral frekventirana mesta mladinskega druženja, prostore in institucije glede na njihovo kvaliteto, posebnosti, kot tudi razvojne možnostih. Rezultati tega 145 Toplo-Hladno raziskovalnega niza bodo predstavljeni jeseni 2005 v Mariboru. Do konca januarja 2006 poteka v okviru tega Interreg projekta internacionalni fotografski natečaj „Obrazi Romov”. Sodelujejo lahko mladi fotografi/nje do 30-ega leta starosti. S svojim delom naj bi zapisali vsakdan manjšine, ki jo je mogoče srečati na obeh straneh meje. Poslana dela bodo nagrajena in bodo marca 2006 odšla na potujočo razstavo od Murske Sobote in Bad Radkersburga preko Ptuja in Gradca do Celovca in Maribora. „Regio-Art” je usmerjen predvsem na kreativni potencial mladih v obmejni regiji, ki se – kot hobi ali v okviru izobraževanja – ukvarjajo z različnimi umetniškimi tehnikami in kulturo nasploh, pa tudi na kulturne delavce/ke v obmejni regiji in njihove regionalne centre, 146 multiplikatorje v izobraževalnih ustanovah in zainteresirano javnost. S tem projektom, ki bo potekal do jeseni 2007, naj bi bila ponujena tudi strokovna pomoč mladinskim centrom v obmejni regiji za pospeševanje mladinske kulturne kreativnosti in inovativnosti. Nosilec projekta: Mladinski kulturni center Maribor InterRegion – Regija raznolikosti 13. člen Evropske ustave zahteva zmanjšanje predsodkov in utemeljuje ravnanje s kulturno raznolikostjo kot pomembno nalogo vseh članic Evropske unije – in kot enega bodočih izzivov unije, rešiti obstoječe probleme v smislu miroljubnega sobivanja na skupni evropski ravni. Za to družbeno nalogo evropske unije po „Cultural Diversity“ se nahaja še drug zelo Toplo-Hladno pomemben izziv: namreč pospeševati gradnjo skupne identitete vseh državljanov/k evropske skupnosti. V tem smislu, preneseno na obmejno regijo avstrijske Štajerske in severovzhodne Slovenije, je mogoče razumeti sproženi Interreg projekt „Interregion – Regija raznolikosti“ graškega društva za zgodovinsko in izobraževalno delo „CLIO“. Kot podpora za sinergijske efekte skupnih gospodarskih in turističnih razvojnih potencialov te regije je potrebno po mnenju avtorjev projekta iti z roko v roki s komunikativnimi in kulturno determiniranimi konfliktnimi področji do izgradnje kompetence, ki bi omogočala povezavo posameznih organizacij na obeh straneh meje. Velja minimirati še obstoječi strah pred stikom in konfliktne potenciale, ki nasprotujejo uspešnemu regionalnemu razvoju.Z različnimi ukrepi, kot so dvojezični tečaji na področju „Diversity Managementa“, z delavnicami, informacijskimi prireditvami, internetno platformo in ciljno usmerjeno podporo občinskim upravam, želi „InterRegion – Regija raznolikosti“ pripomoči k kulturnemu medsebojnemu druženju in k razumevanju večkratnih identitet kot izzivu in priložnosti za skupno regijo – Steiermark/Štajerska oz. Slovenija. Vrh tega želi podpirati regionalno izmenjavo in krepiti skupno regionalno identiteto. Projekt, ki se je začel junija 2005 in bo potekal do maja 2007, se obrača na mladino, mladinske delavce/ke, učitelje/ice in multiplikatorje na področju mladinskega in šolskega dela ter 147 Toplo-Hladno na akterje/ke iz gospodarstva, komunalne politike in uprave. Nastal naj bi karakterističen profil in zgledni razvoj za podjetja, občine oz. okraje („Občine/Okraji raznolikosti“), ob spremljanju kontaktov in komunikacije med različnimi kulturami v okviru moderacij in ob pomoči projektenega koachinga. Nosilec projekta: CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit ZUR PERSON – O AVTORJU Robert Muscherlin Dipl. Ing. Robert Muscherlin arbeitet als Kulturmanager in vielen interkulturellen Projekten zwischen Österreich und Slowenien. – Robert Muscherlin sodeluje pri raznih interkulturnih projektih med Avstrijo in Slovenijo kot kulturni menedžer. 148 Graz im slowenischen Volkslied ZUR PERSON – O AVTORJU Erich Prunč O.Univ.-Prof. Dr. Erich Prunč, Leiter des Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft an der Karl-FranzensUniversität Graz – univ. prof. Dr. Erick Prunč, predstojnik Inštituta za teoretično in uporabno prevajalsko znanost na Karl-Franzens-Universität iz Gradca Graz im slowenischen Volkslied Die Steiermark und ihre Nachbarn � Text: Erich Prunč Schon bei einer oberflächlichen Durchsicht der größten Sammlung slowenischer Volkslieder (Slovenske narodne pesmi, Ljubljana 1900-1903), die der bedeutende Grazer Slawist Univ. Prof. Dr. Karl Strekelj herausgab, fällt uns auf, dass Graz neben Laibach und Wien unter den in den Liedtexten erwähnten Städten am häufigsten (an die fünfzigmal) aufscheint. Als immer wiederkehrendes, unterscheidendes Attribut tritt hiebei das Eigenschaftswort „nemski“-„deutsch“ auf, was wohl darauf hinweist, dass Graz zunächst als konkrete geographische Gegebenheit aufgefasst wurde: Auf die Rolle, die das Grazer Theologenseminar und später die Universität als kulturelle Strahlungszentren für den südsteirischen und weiterhin slowenischen Raum gespielt hatten, weist das im epischen Volkslied in zahlreichen Varianten erscheinende Motiv des (meist unglücklichen oder sterbenden) Studenten bzw. Neupriesters hin, das ausschließlich in Graz lokalisiert wird. Ti imaš že dva sinka, V Nemškinu gradcu sta, Eden bo novo mašo bral, Bo mater z’vic jemal. Du hast schon zwei Söhne beide im deutschen Graz, Der eine wird die Messe lesen, die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen. Oder: Prišlo je pismo z Gradca, Odbetežnega šolarja, Poslala ga je mlada gospa, Kaj bi ti, oče, v Gradec šla… Kam ein Brief aus Graz vom armen Scholaren, schickt ihn eine junge Frau, du mögest, Vater, nach Graz hin fahren… Als Handels- und Umschlagplatz (vor allem für Wein) erweist sich Graz in den Fuhrmannsliedern, die meist das Motiv des untreuen Geliebten zum Vorwurf haben: 149 Graz im slowenischen Volkslied Ena ptičca perletela S tega Gradca Nemškiga, Per volki cesti obsedela, Ker Furmani ainkeraje… Kam ein Vöglein geflogen Aus dem deutschen Graz, Setzt sich an der großen Straße nieder, Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten… Oder des verführerischen Stadtmädchens: V Gradcu na placu Mesarjeva hči Mi je pošto poslala Da sama leži. In Graz am Platz, die Fleischertochter hat mit Post geschickt, dass sie alleine liegt. Wohl die wichtigste Rolle für den südslawischen Raum hatte Graz seit 1577 als militärisches Zentrum, und zwar als oberste Kommandostelle für die Militärgrenze, inne. Deshalb wird auch Graz als militärisches Zentrum- neben Ljubljana und Klagenfurt (Celovec) als militärische Sammelpunkte- am häufigsten genannt: Bom pečo pokrila, U Ljubljano bopm šla, Da bom šocelna vidla K’u Gradec pomaršira. Das Kopftuch werde ich anlegen und nach Laibach gehen, um meinen Schatz zu sehen, Wie er nach Graz marschiert. Oder: Od Celovca do Gradca Je zajža moja, Ta svetla mušketa Je dečla moja! Von Klagenfurt nach Graz führt die Reise mein, und die blitzende Muskete Ist mein Mägdelein! Mit zunehmender geographischer Entfernung aber verliert die Vorstellung der Stadt immer mehr ihre Konturen (wobei ein Zug zum Wunderbaren nicht zu verkennen ist) und ihren konkreten historisch-geographischen Begriffsinhalt; sie wird zu einer reinen Metapher und kann in den einzelnen Varianten des Liedes durch jede andere Stadt, deren Namne sich in das rhythmische Gerüst des Liedes einfügt, ersetzt werden: V Gradcu so dekleta take, Ki imajo rinčke zlate: Se še svetijo kakor luč, Da fantom ni pretemna noč. 150 Dort in Graz sind solche Mädchen, dass sie goldne Ringe tragen, und sie glänzen wie ein Licht, Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist. Gradec v slovenskih narodnih pesmih Diese wenigen Beispiele aus einer Fülle von Material zeigen uns, dass sich neben dieser allgemeinen metaphorischen Verwendung im slowenischen Volkslied, »der literarischen Früh- und Intimsschichte eines Volkes«, die historische Bedeutung , die Graz als kulturelles, wirtschaftliches und politisches Strahlungszentrum für den slowenischen Raum hatte, in erstaunlich klaren Zügen spiegelt. Gradec v slovenskih narodnih pesmih Avstrijska Štajerska in njeni sosedi Že pri površnem pogledu velike zbirke slovenskih narodnih pesmi (Slovenske narodne pesmi, Ljubljana 1900–1903), ki jih je izdal pomemben graški slavist Univ. Prof. Dr. Karl Strekelj nam pade v oči, da je Gradec ob Ljubljani in Dunaju v besedilih pesmi omenjenih mest najpogosteje (okoli petdeset krat ) omenjen. Kot zmeraj ponavljajoč se, razločevalni atribut se pri tem pojavlja pridevnik „nemški“, kar najbrž kaže na to, da je Gradec sprva pojmovan kot konkretna geografska danost: Na vlogo, ki jo je imel Graški teološki seminar/Grazer Theologenseminar in kasneje Univerza kot kulturni center za južno Štajersko in tudi slovenski prostor, kaže epska ljudska pesem v številnih različicah prikazanih motivov (večinoma nesrečnih ali umirajočih) študentov oz. novomašnikov, ki so bili lokalizirani izključno v Gradcu. Ti imaš že dva sinka, V Nemškinu gradcu sta, Eden bo novo mašo bral, Bo mater z’vic jemal. Du hast schon zwei Söhne beide im deutschen Graz, Der eine wird die Messe lesen, die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen. Ali: Prišlo je pismo z Gradca, Odbetežnega šolarja, Poslala ga je mlada gospa, Kaj bi ti, oče, v Gradec šla… Kam ein Brief aus Graz vom armen Scholaren, schickt ihn eine junge Frau, du mögest, Vater, nach Graz hin fahren… V furmanskih pesmih, ki imajo za motiv večinoma nezveste ljubice, je Gradec prikazan kot tržišče in pretovarališče (večinoma za Dunaj). Ena ptičca perletela S tega Gradca Nemškiga, Per volki cesti obsedela, Kam ein Vöglein geflogen Aus dem deutschen Graz, Setzt sich an der großen Straße nieder, 151 Gradec v slovenskih narodnih pesmih Ker Furmani ainkeraje… Ali motiv zapeljive mestne deklice: Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten… V Gradcu na placu Mesarjeva hči Mi je pošto poslala Da sama leži. In Graz am Platz, die Fleischertochter hat mit Post geschickt, dass sie alleine liegt. Najpomembnejšo vlogo za južnoslovanski prostor igra Gradec od 1577 kot vrhovno poveljstvo vojne krajine. Zato je Gradec kot vojaški center – ob Ljubljani in Celovcu – najpogosteje omenjen. Bom pečo pokrila, U Ljubljano bom šla, Da bom šocelna vidla K’u Gradec pomaršira. Das Kopftuch werde ich anlegen und nach Laibach gehen, um meinen Schatz zu sehen, Wie er nach Graz marschiert. Ali: Od Celovca do Gradca Je zajža moja, Ta svetla mušketa Je dečla moja! Von Klagenfurt nach Graz führt die Reise mein, und die blitzende Muskete Ist mein Mägdelein! Z vse večjo geografsko oddaljenostjo pa izgublja predstava o Gradcu zmeraj bolj na svojih obrisih (pri čemer poteze k čudovitemu ni mogoče spregledati) in njegovi konkretni zgodovinsko-geografski pojmovni vsebini; postane čista metafora, katero je mogoče v posamičnih varjantah pesmi zamenjati za vsako drugo mesto, katerega ime je mogoče vstaviti v ritmično ogrodje pesmi: V Gradcu so dekleta take, Ki imajo rinčke zlate: Se še svetijo kakor luč, Da fantom ni pretemna noč. Dort in Graz sind solche Mädchen, dass sie goldne Ringe tragen, und sie glänzen wie ein Licht, Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist. Teh nekaj primerov iz kopice gradiva nam kaže, da se, ob splošni metaforični rabi v slovenskih narodnih pesmih, zrcali v „zgodnjih in intimnih literarnih plasteh nekega naroda“ zgodovinski pomen, ki ga je igral Gradec kot kulturni, gospodarski in politični center za slovenski prostor in ima presenetljivo jasne poteze. 152 Legionäre aus dem Süden Legionäre aus dem Süden Slowenische, kroatische, serbische und bosnische Spieler bei GAK und Sturm � Text: Wolfgang Kühnelt Wenn es gut läuft, ruft man sie „Fußballgott“ und freut sich, dass sie da sind. Doch wenn die Zeiten härter und die Platzierungen in der Tabelle schlechter werden, dann fordern Zuschauer und Funktionäre, Nationaltrainer und Fernsehkommentatoren meist als erstes: Die „Jugos“ müssen weg. © Herbert Rienessel (www.g-a-k.at) Ivica Osim, der Erfolgstrainer aus Sarajevo – Ivica Osim, uspešni trener iz Sarajeva 153 Legionäre aus dem Süden Spätestens seit den großen Zeiten von Ivo Vastić und Aleš Čeh sind sie nicht mehr aus dem steirischen Fußball wegzudenken, die Kicker aus Maribor, Split oder Beograd. Doch so lange wie man meinen könnte, währt die Tradition der Legionäre aus dem ehemaligen Jugoslawien noch nicht. 1963 trug sich ein Herr namens Stefan Zeković mit drei Toren in die GAK-Statistik ein, sonst ist über den Spieler aus dem damaligen Jugoslawien wenig bekannt. 1964 wurden gleich drei Spieler aus dem Süden bei Sturm engagiert. Ivan Medle, Davor Grčić und Rade Ognjanović. Vier Jahre später kam Tormann Damir Grloci, bekannt durch seine eigenwilligen Kopfbedeckungen, ins schwarz-weiß gestreifte Team. Auch der GAK verstärkte sich in den 60ern mit Keepern aus Jugoslawien. Eugen Ravnić (1963) und ein Spieler aus Split namens Jurić (1965), dessen Vorname in den Untiefen des Vereinsarchivs verloren ging, waren die ersten. Zur selben Zeit begann die Ära jugoslawischer Trainer im steirischen Fußball. Milan Zevković (1964/65) und Vlado Šimunić (1969/1970) wurden allerdings beim GAK bald wieder abgelöst. Das Jahrhundert-Tor. Zoran Mišić, der von August 1969 bis Juni 1971 bei den „Rotjacken“ im Tor stand, sorgte für einen der außergewöhnlichsten Zwischenfälle in der heimischen Fußballgeschichte. Am 27. Februar 1971 spielte der GAK im Stadion in der Körösistraße gegen Wattens. Nach Beginn der zweiten Halbzeit zogen die Tiroler blitzschnell vor das Grazer Tor, Siber netzte ein. In diesem Moment fiel der GAK-Verteidigung auf, dass ihr Schlussmann fehlte. Tormann Mišić kam verspätet aus der Kabine, der Treffer zählte. Am Ende gewannen die Athletiker doch noch 2:1, Othmar Behr schrieb in der Neuen Zeit vom „Jahrhun- 154 dert-Tor“. Neben den Goalies, die beide Grazer Klubs bevorzugt aus dem Süden verpflichteten, scheinen in den Vereinschroniken ab Ende der 60er auch erfolgreiche Feldspieler auf. Rado Slović vom GAK etwa war beim Cupfinale seines Vereins gegen Rapid im Mai 1968 mit von der Partie. Später war es Željko Kovač, der im roten Dress für sehenswerte Szenen – und vor allem für einige wichtige Tore – sorgte. Savo Superstar. Die 70er Jahre waren geprägt von großartigen Torhütern in den Diensten von Sturm und GAK. Refik Muftić ab der Saison 1974/75 bei den Schwarzen und Savo Ekmečić aus Mostar bei den Roten schrieben jeder auf seine Art Geschichte. Muftić, später auch Tormanntrainer bei Sturm, trägt auf der Stirn stolz eine Narbe, die er sich im Duell mit der Kickerlegende George Best holte. Ekmečić schuf durch seine knielangen Hosen mit der Aufschrift „S“ (für Savo) einen landesweiten Kult. Sein Teamkollege Želimir Vidović meinte in den 80er Jahren auf die Frage nach seinem Lieblingsschauspieler dann auch ohne zu zögern: „Savo Ekmečić!“ Der Torhüter stand jedoch nicht nur für Unterhaltung, sondern auch für Rekorde, die bis heute unerreicht sind. Zwischen 1978 und 1985 spielte Ekmečić permanent im GAK-Dress und brachte es auf 269 Meisterschaftspartien. Damit ist er der „Legionär“ mit den meisten Einsätzen bei den roten „Teufeln“ – vor dem Slowenen Aleš Čeh und dem Serben Boban Dmitrović. In den frühen 80er Jahren ging der Stern des kroatischen Sturm-Spielers Božo Bakota auf. 105 Tore erzielte er in rund 200 Matches. In seiner ersten Saison 1980/81 nannte ihn die Kronenzeitung bei der Fußball-„Oscar“-Wahl in der Kategorie „Ausländer“ bereits ex aequo mit dem legendären Tschechen Antonin Legionäre aus dem Süden Panenka an dritter Stelle. Platz 1 hatte der Sturm-Mittelfeldstratege Zvonko Breber aus Maribor inne. In der darauf folgenden Spielzeit wurde Bakota mit 24 Treffern vor dem RapidGoleador Hans Krankl, dem Innsbrucker Koreimann und dem Austrianer Gasselich zum Schützenkönig der Liga. Sturm-Coach war von März 1980 bis Juni 1982 erstmals der Kroate Oto Barić. In seiner ersten Amtszeit überwinterte Sturm als erster steirischer Verein als Führender in der obersten Liga, am Ende reichte es nach einer Niederlage in der letzten Runde gegen den großen Rivalen Rapid immerhin noch zum Vize-Meistertitel. Im Jahr darauf kam Sturm jedoch nur mehr auf Rang 6. Der zweite Versuch mit Barić als Trainer endete weniger glorreich. Am Ende der Saison 1988/89 konnten sich die Schwarzen nicht im oberen Play-Off klassieren, Barić wurde durch Gustl Starek ersetzt. Ab 1983 spielte der bereits erwähnte Želimir Vidović im GAK-Mittelfeld. Er vereinte Kraft mit Eleganz und brachte es bis zum Jahr 1990 auf beachtliche 150 Einsätze in der obersten Liga. Ende der 80er wirkten auch Bobby Goračinov und der Slowene Matjaž Kek sehr erfolgreich bei den Athletikern. Kek wurde nicht nur durch seine kunstvollen Freistöße berühmt, er vermittelte auch andere „Legionäre“ wie den Verteidiger Stojadin Rajković (1991–1997) und Mittelfeldmotor Aleš Čeh (1992–2003) in die Körösistraße, die langjährige Heimat der „Rotjacken“. Die Ära der zwei Ivicas. In der Saison 1992/93 trug sich erstmals ein junger Spieler aus Split namens Ivica Vastić in die Torschützenstatistik der österreichischen Liga ein. Allerdings war er noch im Dress des VSE St. Pölten zu sehen, der nicht zuletzt dank der 18 Treffer von Vastić das Meister-Play-Off schaffte. Von 1994 bis 2002 streifte der Kroate dann unter der Leitung des früheren jugoslawischen Teamchefs Ivica Osim das Sturm-Trikot über. Zwei Meistertitel, drei Pokalsiege und mehrere erfolgreiche Teilnahmen in der UEFA-Champions League konnte Sturm in der Ära Osim-Vastić feiern. Die Grazer Derbies wurden in dieser Zeit vor allem durch kroatische Spieler geprägt. In der Saison 1995/96 etwa gab es ein 1:1, Torschützen Vastić und Rajković. 1997 scorte Ivo Vastić beim Eröffnungsspiel im Schwarzenegger-Stadion gleich zweimal, Sturm siegte mit 4:0. Im nächsten Derby traf Tomislav Kocijan für die Schwarzen. Doch die Rache war grimmig und trug eine Glatze. 1998, 1999 und 2000 entschied Igor Pamić aus Pula mehrere Stadtduelle für den GAK. In der Körösistraße gab es in der Folge noch einen herausragenden Moment. Am 2. Juli 2003 nahm einer der treuesten GAKSpieler nach elf Jahren Abschied: Der slowenische Internationale Aleš Čeh spielte bei einer freundschaftlichen Begegnung mit seinem neuen Klub NK Maribor sieben Minuten mit seiner Rückennummer 7, ehe er sich auf eine berührende Ehrenrunde durch das gesamte Stadion begab. Auch in der Gegenwart machen die „Legionäre“ permanent von sich reden. Auf der einen Seite sorgte der Abgang von Mario Tokić für große Enttäuschung bei den GAK-Fans, andererseits bereiten die Pässe und Fehlpässe des Bosniers Samir Muratović vielen Zusehern ein Wechselbad der Gefühle. Anlass zur Bewunderung sind selbst für gegnerische FußballAnhänger die Dribblings des Kroaten Mario Bazina in Diensten der Roten. Bei Sturm finden sich neben Trainer Miša Petrović auch der serbische Keeper Radovan Radaković und sein Landsmann, Mittelfeldspieler Bojan Filipović. Die slowenische Tradition wird von Verteidi- 155 Legionäre aus dem Süden ger Mitja Mörec fortgeführt. Bleibt noch der Serbe Boban Dmitrović zu erwähnen, der als einziger „Legionär aus dem Süden“ die Seiten wechselte, bei Sturm aber keinen Vertrag für die Saison 2005/2006 mehr bekam. Trainer aus dem Süden Oto Barić: Kroate. gleich zweimal Betreuer des SK Sturm, und zwar von März 1980 bis Juni 1982 und von November 1988 bis Juli 1989. Der viel beschäftigte Trainer (u. a. Rapid und Austria Salzburg) war später auch österreichischer und dann kroatischer Teamchef. Milan Djuričić: Kroate. Sturm-Coach von Juni 1993 bis Juni 1994, danach unter anderem beim NK Osijek und bei DSV Leoben. Savo Ekmečić: Bosnier. GAK-Betreuer von September 1990 bis April 1992. Zuvor acht Jahre lang ununterbrochen Goalie im Dress des GAK. Milan Miklavič: Slowene. Coachte den GAK von April 1992 bis Oktober 1993, später auch bei Wels, Voest, Neusiedl, DSV Leoben, Rapid, Hit Gorica und NK Mura tätig. Miša Petrović: Serbe. Der ehemalige SturmSpieler trainiert die Mannschaft seit September 2003. Ivica Osim: Bosnier. Seine „Amtszeit“ bei Sturm von Juni 1994 bis September 2002 in Österreich ist rekordverdächtig. War unter anderem jugoslawischer Teamchef und ist heute Trainer in Japan. 156 Ljubo Petrović: Serbe. GAK-Coach vom Sommer 1996 bis Herbst 1996. Er betreute außerdem Roter Stern Belgrad, Español Barcelona, Penarol Montevideo und Olympiakos Piräus. Was wurde aus? Božo Bakota: Der Kroate spielte in den 80er Jahren sehr erfolgreich für Sturm. Schützenkönig der österreichischen Liga 1982 und dritter in der ewigen Bestenliste von Sturm. Nach seiner aktiven Karriere wanderte er wegen Betrugs für acht Monate hinter Gitter. Trainiert heute eine Nachwuchsmannschaft („Grüner Stern Graz“) und kickt selbst noch ab und zu in der Halle. Aleš Čeh: Der frühere Kapitän des slowenischen Nationalteams und verdiente Mittelfeldmotor des GAK (1992–2003) spielt heute bei den Schwarzweißen – in Linz. Boban Dmitrović: 1972 geboren. Der Serbe wechselte als bislang einziger „Legionär aus dem Süden“ direkt vom GAK zum Lokalrivalen Sturm. Galt lange als einer der stärksten Spieler auf der linken Seite in Österreich. Dmitrović schrieb auch „passiv“ Geschichte, als er 1996 von seinem Landsmann und GAKCoach Ljubo Petrović beim Match gegen Germinal Ekeren eine Ohrfeige einstecken musste. Mittlerweile beim serbischen Erstligisten Borac Čačak unter Vertrag. Savo Ekmečić: Geboren 1948 in Mostar, kam 1977 von FK Sarajevo zum GAK. Der legendäre Goalie mit den extralangen Hosen und spätere Trainer ist heute Wirt am Fußballplatz in Graz-Gösting. Legionäre aus dem Süden Ivica Vastić: Der erfolgreichste Torschütze des SK Sturm (1994–2002) stammt aus der Gegend von Split in Kroatien. Als er nach seiner Einbürgerung 1998 bei der WM in Frankreich gegen Chile den Ausgleichstreffer erzielte, titelte die Kronenzeitung: „Ivo, jetzt bist du ein echter Österreicher!“ Vastić spielt nach Stationen in Japan und bei der Wiener Austria heute gemeinsam mit seinem früheren Kontrahenten Aleš Čeh beim LASK. Želimir Vidović: 1953 in Sarajevo geboren. Spielte zu Beginn der 80er Jahre im jugoslawischen Team. Der Mittelfeld-Spieler und Spezialist für Assists beim FK Sarajevo und später beim GAK wurde 1992 bei einem Rettungseinsatz für verwundete bosnische Soldaten ermordet. Željko Vuković: Jahrgang 1962, spielte kurioserweise im Alter von 40 Jahren sein erstes Länderspiel im Dress des österreichischen Teams. Von 1995 bis 1999 Libero beim GAK. Der gebürtige Kroate war in der vergangenen Saison Trainer beim Kärntner RegionalligaKlub St. Andrä, wurde aber nach einer Niederlagenserie durch Walter Kogler ersetzt. Ein Mercedes für den SturmGoalie Savo Ekmečiİ im Gespräch Während sich auf dem Rasen des GAK-Trainingszentrums die roten Amateure auf ihr Match gegen Flavia Solva vorbereiten und im TV-Gerät Rapid Wien gegen die Lok aus Moskau antritt, setzt sich ein bestens gelaunter Savo Ekmečić an den Tisch des Signal-Inter- viewers. Eines steht fest: Der legendäre Humor des langjährigen GAK-Keepers ist ihm auch im fußballerischen Ruhestand nicht abhanden gekommen. Signal: Gestern hat der GAK wieder ein wichtiges Spiel gegen Sturm gewonnen. Wie viele Derbies haben Sie bestritten und an welches Resultat erinnern Sie sich noch? Ekmečić: Ich habe acht Jahre lang jedes Derby gespielt. An ein Match kann ich mich besonders gut erinnern, auch wenn es keine Werbung für den heutigen Fußball sein kann. Ich bin nämlich am Abend vor dem Spiel, ohne es zu wissen, in ein Sturm-Lokal geraten und habe dort bis 4 oder 5 in der Früh getrunken. Der Besitzer des Lokals und der anwesende SturmManager waren begeistert und haben immer kräftig nachgeschenkt. Am nächsten Tag hat sich das herumgesprochen und die Sturm-Fans waren sich schon vor dem Match sicher, dass sie gewinnen werden. Doch das Match ist 1:0 für den GAK ausgegangen und Savo Ekmečić war der beste Mann auf dem Platz. Signal: Wie kamen Sie eigentlich von Sarajevo zum GAK? Ekmečić: Durch den Sturm-Goalie. Refik Muftić hatte seine Karriere beendet und wollte sich zum Abschluss einen neuen Mercedes anschaffen. Der Verkaufsleiter der Firma Wittwar, bei dem er sein Auto kaufte, war GAKVorstandsmitglied. Er fragte Muftić, ob er keinen guten Tormann kennen würde, weil beide GAK-Goalies verletzt waren. Über die Empfehlung von Muftić kam ich nach Graz. Signal: Sie sind österreichweit durch Ihre langen Torwarthosen bekannt geworden. Wie kamen Sie auf die Idee? 157 Legionäre aus dem Süden Foto: © Wolfgang Kühnelt Savo Ekmečić Ekmečić: Ich spielte schon drei oder vier Jahre und ich merkte, dass die Leute immer wieder etwas Neues haben wollten. Für einen Tormann interessiert sich ja kaum einer. Also habe ich mir gedacht: Bevor sie mich durch einen anderen Goalie ersetzen, muss ich selbst irgendetwas ändern. Wenn alle mit kurzer Hose spielen, dann nehme ich ab jetzt eine lange. Signal: Wie viele Exemplare haben Sie selbst denn noch? Ekmečić: Kein einziges. Wenn ich eine Hose brauche, bekomme ich sie von ihm. Signal: Stimmt es, dass Sie einen eigenen Schneider für Ihre Hosen hatten? Ekmečić: Ja, Josef Staber. Er arbeitet heute noch in Graz. Nach jedem Spiel habe ich ihm meine Hose geschenkt und er hat mir jedes Mal eine neue gemacht. Signal: Was war Ihr schönstes Spiel beim GAK? Ekmečić: Das war sicherlich der Cup-Sieg 1981 im Rückspiel gegen Salzburg. Ein 2:0. Der erste große Titel für eine steirische Mannschaft. 158 Signal: Das „S“ auf den Beinen stand für Savo? Ekmečić: Ja. Kann aber auch „Seppi“ heißen, für den Namen des Schneiders. Legionarji z Juga Signal: Und was war das schrecklichste Tor, das Sie bekommen haben? Ekmečić: Das war ein Treffer, den ich mein Leben lang nie vergessen werde. Weil er nämlich einen unschuldigen Menschen seinen Job gekostet hat. Das Spiel gegen VOEST Linz war die letzte Chance für GAK-Trainer Hermann Repitsch. Der Vorstand hatte von ihm nach einer schlechten Serie einen Sieg gefordert. Wir führten 1:0, als ein Rückpass vom Vorstopper auf mich kam. Ich sah auf der linken Seite den Außendecker, der frei stand. Ich hatte den Ball noch gar nicht gefangen, da dachte ich schon an den nächsten Pass. Das war ein Fehler, denn der Ball sprang über meine rechte Seite und rollte langsam vielleicht 20 Zentimeter über die Torlinie. Das Spiel endete 1:1, und der Trainer wurde entlassen. Das hat mich sehr getroffen, denn nicht ich wurde für meinen Fehler bestraft, sondern jemand, der nichts dafür konnte. Signal: Später waren Sie selbst GAK-Trainer. Was war Ihr größter Erfolg in dieser Position? Ekmečić: Ich war mit der Mannschaft in der zweiten Division im Abstiegskampf. Wir haben das Play-off geschafft und das mit einem jungen Team. Ich habe auf Nachwuchsleute, wie Hans Kogler, Peter Guggi, Roland Goriupp oder Edi Glieder gesetzt, die später alle eine schöne Karriere gemacht haben. Signal: Damals, 1991/1992, spielte auch ein Stürmer beim GAK, der Boris Ekmeščić hieß und die entscheidenden Tore erzielte, damit der Verein nicht absteigen musste. Wieso ist er einer der Legionäre aus dem Süden, an die heute niemand mehr denkt, während andere Namen nie in Vergessenheit zu geraten scheinen? Ekmečić: Damals hat man auf den einzelnen Spieler oft nicht so stark geachtet. Ein Stürmer wurde einfach dafür geholt, um Tore zu machen. Deswegen hat sich später keiner an ihn erinnert. Erwin Dampfhofer ist für mich auch so ein Beispiel. Signal: Die letzte Frage lautet natürlich: Wer wird heuer Meister? Ekmečić: Der Favorit heißt für mich Rapid. Wenn sie allerdings in die Champions League kommen, tippe ich eher auf Austria oder GAK. Vorausgesetzt, wir haben nicht zuviel Verletzungspech. Legionarji z Juga Slovenski, hrvaški, srbski in bošnjaški nogometaši pri GAK-u in Sturmu Ko vse poteka dobro, jim ljudje pravijo “nogometni bogovi” in se veselijo, da jih imamo tukaj. A ko časi postanejo trši in se uvrstitve na lestvici poslabšajo, gledalci, klubski funkcionarji, nacionalni trenerji in televizijski komentatorji ponavadi prvi zahtevajo: “Jugosi” morajo stran! Vsaj od velikih časov Iva Vastića in Aleša Čeha žogobrcarjev iz Maribora, Splita ali Beograda v štajerskem nogometu ne moremo preprosto odmisliti. A tradicija legionarjev iz nekdanje Jugoslavije le ni tako dolga, kot bi si mislili. Leta 1963 se je v statistiko GAK-a s tremi goli vpisal gospod po imenu Stefan Zeković. O njegovem zadetku za 2:0 proti Simmeringu je AZ 31. marca 1963 zapisal: “Tako sijajnega gola nismo v Gradcu videli že nekaj let.” Leta 1964 so pri Sturmu takoj angažirali tri igralce z Juga. To so bili Ivan Medle, Davor Grčić in Rade Ognjanović. Štiri leta kasneje je prišel v 159 Legionarji z Juga črno-belo črtasto moštvo vratar Damir Grloci, znan po svojstvenih naglavnih pokrivalih. Tudi GAK se je v 60-ih okrepil s čuvaji mrež iz Jugoslavije. Prva sta bila Evgen Ravnić (v sezoni 1962-1963) in igralec iz Splita po priimku Jurić (1965), katerega osebno ime se je izgubilo v globinah klubskega arhiva. V istem obdobju se je v štajerskem nogometu začela tudi era jugoslovanskih trenerjev. A Milan Zevković (1964-1965) in Vlado Šimunić (1969-1970) sta bila pri GAK-u kmalu spet razrešena. Gol stoletja. Zoran Mišić, ki je od avgusta 1969 do junija 1971 stal v vratih “rdečesrajčnikov”, je poskrbel za nekaj najneverjetnejših pripetljajev domače nogometne zgodovine. 27. februarja 1971 je GAK na stadionu v Körösistraße igral proti Wattensu. Na samem začetku drugega polčasa so Tirolci bliskovito navalili na graški gol; Sieber je kronal napad z zadetkom. V istem trenutku so GAK-ovi branilci ugotovili, da manjka njihov ključni soigralec. Vratar Mišić je zamudil z vrnitvijo iz slačilnice in gol je veljal. Na koncu so “atleti” vendarle zmagali z 2:1, Othmar Behr pa je v Neue Zeit napisal, da je bil tisto “gol stoletja”. Kot kažejo klubske kronike, sta se graška kluba poleg vratarjev z Juga od konca 60-ih rada odločala tudi za uspešne igralce v polju. Rado Slović je na primer odigral za GAK vso tekmo v pokalnem finalu proti Rapidu maja 1968. Kasneje je v rdečem dresu skrbel za ogleda vredne prizore – in predvsem za nekaj pomembnih golov – Željko Kovač. Savo superstar. 70-a sta zaznamovala izjemna vratarja v službi Sturma in GAK-a: Refik Muftić od sezone 1974-1975 pri “črnih” in Savo Ekmečić iz Mostarja pri “rdečih” sta vsak na svoj način pisala zgodovino. Muftić, 160 ki je bil kasneje trener vratarjev pri Sturmu, na čelu ponosno nosi brazgotino, ki jo je dobil v dvoboju z angleško nogometno legendo Georgeom Bestom. S svojimi hlačami do kolen z napisom S (kot Savo) je Ekmečić ustvaril kar vsedržavni modni trend. Njegov klubski kolega Želimir Vidović je v 80-ih na vprašanje, kdo je njegov najljubši gledališki igralec, brez odlašanja odgovoril: “Savo Ekmečić!” Ta vratar pa ni skrbel le za zabavo, ampak tudi za rekorde, ki jih do danes ni še nihče presegel. Med letoma 1978 in 1985 je Ekmečić stalno igral v dresu GAK-a in odigral kar 269 prvenstvenih tekem. S tem je postal “legionar” z največ nastopi za “rdeče vrage” – pred Slovencem Alešem Čehom in Srbom Bobanom Dmitrovićem. V zgodnjih 80-ih je vzšel Sturmov hrvaški zvezdnik Božo Bakota. Na okrog 200 tekmah je dal kar 105 golov. Že v njegovi prvi sezoni 1980-1981 ga je Kronenzeitung pri izbiri nogometnih “oskarjev” v kategoriji tujcev uvrstil na tretje mesto, skupaj z legendarnim češkim nogometašem Antoninom Panenko. Prvo mesto je osvojil Sturmov strateg sredine igrišča Zvonko Breber iz Maribora. V naslednji sezoni je postal Bakota s 24 zadetki pred Hansom Kranklom iz Rapida, Koreimannom iz Innsbrucka in Gasselichom iz Avstrie kralj prvoligaških strelcev. Od marca 1980 do junija 1982 je bil trener Sturna prvič Hrvat – Oto Barić. Med njegovo prvo sezono je Sturm kot prvi štajerski klub prezimil na prvem mestu najvišje lige, na koncu prvenstva pa je, po porazu v zadnjem kolu proti velikemu rivalu Rapidu, še vedno osvojil naslov viceprvaka. Naslednje leto pa je Sturm vendarle zasedel le še 6. mesto. Drugi poskus z Barićem kot trenerjem se je končal manj veličastno. Na koncu sezone 1988-1989 se “črnim” ni uspelo uvrstiti v play-off za prva- Legionarji z Juga ka, Barića pa je zamenjal Gustl Starek. Od leta 1983 je igral v GAK-ovi zvezni vrsti že omenjeni Želimir Vidović. Združeval je moč in eleganco ter odigral do leta 1990 omembe vrednih 150 tekem v najvišji ligi. Konec 80-ih sta pri “atletih” zelo uspešno nastopala tudi Bobby Goračinov in Slovenec Matjaž Kek. Slednji ni slovel le po svojih umetelnih prostih strelih, ampak je v Körösistraße (dolgoletno domovanje “rdečesrajčnikov”) pritegnil še druge “legionarje”, kot sta na primer obrambni igralec Stojadin Rajković (1991-1997) in motor sredine igrišča Aleš Čeh (1992-2003). Obdobje dveh Ivic. V sezoni 1992-1993 se je v statistiko strelcev avstrijske lige prvič vpisal mladi igralec iz Splita po imenu Ivica Vastić. Poleg tega ga je bilo moč videti še v dresu VSE St. Pölten, ki se je, ne nazadnje tudi zaradi njegovih 18 golov, uspel uvrstiti v play-off za prvaka. Od leta 1994 do 2002 je bil ta Hrvat nato pod vodstvom bivšega jugoslovanskega reprezentančnega trenerja Ivice Osima aktiven v Sturmovem trikoju. V obdobju Vastića in Osima je Sturm slavil dva naslova državnega prvaka, tri pokalne zmage ter več uspešnih nastopov v pokalu UEFA in Ligi prvakov. Mestne derbije so v tem času zaznamovali predvsem hrvaški igralci. V sezoni 1995-1996 sta bila na primer pri 1:1 strelca Vastić in Rajković. Leta 1997, na otvoritveni tekmi stadiona Arnolda Schwarzeneggerja, je Vastić pri zmagi Sturma s 4:0 zadel kar dvakrat. Na naslednjem derbiju je za “črne” zadel Tomislav Kocijan. A maščevanje je bilo srdito in plešasto: v letih 1998, 1999 in 2000 je Igor Pamić iz Pulje odločil več mestnih dvobojev v korist GAK-a. V Körösistraße je temu sledil še kak izstopajoč trenutek. 2. julija 2003 se je po 11 letih od GAKa poslovil eden najzvestejših igralcev. Slovenski internacionalec Aleš Čeh je na prijateljski tekmi s svojim novim slovenskim klubom, NK Maribor PL, prvih sedem minut odigral s svojo številko 7 na hrbtu, nato pa se je podal na ganljivi častni krog okrog celega stadiona. Tudi zdaj “legionarji” ves čas skrbijo, da se o njih govori. Po eni strani je odhod Maria Tokića med navijači GAK-a poskrbel za veliko razočaranje, po drugi pa sprožajo podaje in napačne podaje Bošnjaka Samira Muratovića pri številnih gledalcih skrajno mešane občutke. Vzrok za občudovanje so celo med pristaši nogometnih nasprotnikov preigravanja Hrvata Maria Bazine v službi “rdečih”. Pri Sturmu najdemo poleg trenerja Miše Petrovića tudi srbskega čuvaja mreže Radovana Radakovića in na sredini igrišča njegovega rojaka Bojana Filipovića. Tradicijo slovenskih igralcev nadaljuje branilec Mitja Mörec. Ostane še Srb Boban Dmitrović, ki je kot edini “legionar z Juga” zamenjal strani, vendar mu pri Sturmu niso podaljšali pogodbe za sezono 2005-2006. “Predalček” trenerji z Juga: Oto Barić: Hrvat. Že dvakrat vodja Sturma, in sicer od marca 1980 do junija 1982 in od novembra 1988 do julija 1989. Zelo zaposleni trener (med drugim je vodil Rapid in Austrio Salzburg) je bil kasneje tudi selektor avstrijske in nato še hrvaške reprezentance. Milan DJurićić: Hrvat. Trener Sturma od junija 1993 do junija 1994, nato med drugim treniral NK Osijek in DSV Leoben. Savo Ekmečić: Bošnjak. Trener pri GAK-u od septembra 1990 do aprila 1992. Prej v dresu GAK-a neprekinjeno osem let prvi vratar. 161 Legionarji z Juga Milan Miklavič: Slovenec. Treniral GAK od aprila 1992 do oktobra 1993, kasneje dejaven še pri Welsu, VOEST-u, Eausiedlu, DSV Leoben, Rapidu, HIT Gorici in NK Mura. Miša Petrović: Srb. Bivši igralec Sturma trenira moštvo od septembra 2003. Ivica Osim: Bošnjak. Njegova “delovna doba” pri Sturmu od junija 1994 do septembra 2002 diši po rekordu. Med drugim je bil jugoslovanski reprezentančni selektor, trenutno pa je trener na Japonskem. Ljubo Petrović: Srb. Trener GAK-a od poletja 1996 do jeseni 1996. Med drugim je skrbel tudi za Crveno Zvezdo Beograd, Español Barcelona, Penarol Montevideo in Olympiakos Pirej. “Predalček” kaj je nastalo iz? Božo Bakota: Hrvat, ki je v 80-ih zelo uspešno igral za Sturm. Kralj strelcev avstrijske lige 1982 in tretji na večni lestvici najboljših pri Sturmu. Po koncu aktivne kariere se je zaradi goljufije za 8 mesecev preselil za rešetke. Trenutno trenira mladinsko moštvo (Zelena zvezda Gradec) ter tu in tam še sam igra dvoranski nogomet. Aleš Čeh: Bivši kapetan slovenske reprezentance in zaslužni motor sredine igrišča pri GAK-u (1992-2003) igra danes za “črno-bele” – v Linzu. Boban Dmitrović: Rojen 1972. Srb, ki je kot doslej prvi “legionar z Juga” presedlal neposredno od GAK-a k lokalnemu rivalu Sturmu. Dolgo je veljal za enega najmočnejših igralcev 162 leve strani igrišča v Avstriji. Zgodovino je pisal tudi “pasivno”, ko je leta 1996 od rojaka in trenerja pri GAK-u Ljuba Petrovića na tekmi proti moštvu Germinal Ekeren dobil klofuto. Medtem podpisal pogodbo s srbskim prvoligašem Borcem iz Čačka. Savo Ekmečić: Rojen 1948 v Mostarju, leta 1977 prišel iz FK Sarajevo h GAK-u. Legendarni vratar z nenavadno dolgimi hlačkami in kasnejši trener je zdaj gostilničar na nogometnem stadionu Gradec-Gösting. Ivica Vastić: Najuspešnejši strelec pri SK Sturm (1994-2002), izhaja iz okolice Splita na Hrvaškem. Ko je po pridobitvi avstrijskega državljanstva leta 1998 na svetovnem prvenstvu v Franciji proti Čilu dosegel izenačujoči gol, mu je Kronenzeitung priznal: “Ivo, zdaj si pravi Avstrijec!” Vastić igra zdaj, po postajah pri dunajski Austrii in na Japonskem, skupaj z nekdanjim nasprotnikom Alešem Čehom pri LASK-u. Želimir Vidović: Rojen 1953 v Sarajevu. V začetku 80-ih igral za jugoslovansko reprezentanco. Igralec sredine in specialist za podaje pri FK Sarajevo ter kasneje pri GAK-u, je bil med akcijo reševanja ranjenih bošnjaških vojakov v “jugoslovanski vojni” leta 1992 umorjen. Željko Vuković: Letnik 1962, je, kar je posebno zanimivo, svojo prvo tekmo v dresu avstrijske reprezentance odigral pri 40 letih. Od 1995 do 1999 libero pri GAK-u. Po rodu Hrvat, je bil v pretekli sezoni trener pri koroškem regionalnem ligašu Št. Andražu, vendar ga je po seriji porazov zamenjal Walter Kogler. Legionarji z Juga Mercedes za Sturmovega vratarja Pogovor s Savom Ekmečićem Medtem ko so se na zelenici vadbenega centra GAK “rdeči” amaterji pripravljali na tekmo proti Flavii Solvi in smo na televiziji gledali prenos nastopa dunajskega Rapida proti moskovski Lokomotivi, je k mizi Signalovega spraševalca prisedel izvrstno razpoloženi Savo Ekmečić. Eno je jasno: legendarni humor dolgoletnega GAK-ovega vratarja ni zbledel niti v nogometnem pokoju. Signal: Včeraj je GAK spet zmagal na pomembni tekmi proti Sturmu. Na koliko mestnih derbijih ste igrali in katerih rezultatov se še spominjate? Ekmečić: Osem let sem igral na prav vsakem derbiju. Ena tekma mi je ostala še posebno dobro v spominu, čeprav ne more biti reklama za današnji nogomet. Ne da bi to vedel, sem se večer pred tekmo znašel v sturmovskem gostinskem lokalu, kjer sem popival do 4. ali 5. ure zjutraj. Lastnik lokala in Sturmov menedžer, ki je bil prav tako tam, sta bila navdušena in sta na veliko plačevala runde. Naslednji dan so se začele o tem širiti govorice in navijači Sturma so bili že pred tekmo prepričani, da bo njihovo moštvo zmagalo. A tekma se je končala 1:0 za GAK in Savo Ekmečić je bil najboljši igralec na terenu. Signal: Kako ste pravzaprav prišli iz Sarajeva v Gradec h GAK-u? Ekmečić: Preko vratarja pri Sturmu. Refik Muftić je zaključeval nogometno kariero in si je hotel za konec privoščiti novega Mercedesa. Vodja prodaje pri podjetju Wittwar, kjer je kupoval avtomobil, je bil član vodstvenega odbora pri GAK-u. Vprašal je Muftića, če pozna kakega dobrega vratarja, saj sta bila oba GAK-ova standardna vratarja poškodovana. Na Muftićevo priporočilo sem nato prišel v Gradec. Signal: Po vsej Avstriji ste postali znani zaradi svojih dolgih hlačk. Kako ste prišli na to idejo? Ekmečić: Tukaj sem igral že tri ali štiri leta, pa sem opazil, da si ljudje venomer želijo kaj novega. Za nekega vratarja se zanima komajda kdo. Torej sem si mislil: Preden me zamenjajo z drugim vratarjem, moram sam pri sebi nekaj spremeniti. Če vsi drugi igrajo v kratkih hlačkah, bom jaz od takrat naprej igral v dolgih. Signal: Ali je res, da ste imeli za svoje hlačke posebnega krojača? Ekmečić: Da, ime mu je Josef Staber. V Gradcu dela še zdaj. Po vsaki tekmi sem mu poklonil svoje hlačke in vsakič mi je naredil nove. Signal: Koliko primerkov pa imate še vi sami? Ekmečić: Niti enega. Kadar potrebujem hlačke, jih dobim od njega. Signal: Je “S” na hlačnicah pomenil Savo? Ekmečić: Da. Lahko pa bi pomenilo tudi Seppi, kakor je ime krojaču. Signal: Katera tekma pri GAK-u je bila za vas najlepša? Ekmečić: Zagotovo je bila to pokalna zmaga leta 1981 na povratni tekmi proti Salzburgu. 2:0. To je bil prvi veliki naslov za kako štajersko moštvo. Signal: In kateri je bil najbolj grozen gol, kar ste jih kdaj dobili? Ekmečić: To je bil gol, ki ga ne bom pozabil, do- 163 Legionarji z Juga kler bom živ. Ker je namreč povsem nedolžnega človeka stal njegove službe. Za trenerja GAK-a Hermanna Repitscha je bila tekma proti VOEST Linz zadnja priložnost. Predsednik kluba je od njega po seriji slabih rezultatov zahteval zmago. Vodili smo z 1:0, ko je proti meni priletela podaja srednjega branilca. Pogledal sem na levo proti zunanjemu krilcu, ki je bil prost. Žoge nisem še niti ujel, ko sem že mislil na naslednjo podajo. To je bila napaka, ker je žoga zletela čez mojo desno stran in se prav počasi odkotalila morda kakih 20 centimetrov čez golovo črto. Tekma se je končala 1:1 in trenerja so odpustili. To me je zelo prizadelo, kar za mojo napako niso kaznovali mene, ampak nekoga, ki ni pri tem mogel prav nič storiti. Signal: Zadnje vprašanje je seveda: Kdo bo novi prvak? Ekmečić: Prvi favorit je po mojem mnenju Rapid. A če se bo uvrstil v Ligo prvakov, bi stavil na Austrio ali na GAK – a le, če ne bomo imeli preveč smole s poškodbami. Signal: Kasneje ste bili sami trener pri GAK-u. Kaj je bil v tej vlogi vaš največji uspeh? Ekmečić: Z moštvom smo se v drugi ligi borili za obstanek. Čeprav z mladim moštvom, smo se uspeli uvrstiti v play-off. V ekipo sem uvrstil tudi igralce iz podmladka, kot so Hans Kogler, Peter Guggi, Roland Goriupp ali Edi Glieder, ki so kasneje vsi napravili lepe kariere. Signal: Takrat, v letih 1991-1992, je pri GAK-u igral tudi napadalec, ki se je imenoval Boris Ekmeščić in ki je dosegel nekaj odločilnih golov za obstanek svojega moštva v ligi. Kako to, da je on eden izmed “legionarjev z Juga”, na katere danes nihče več ne pomisli, medtem ko se pri drugih zdi, da ne bodo nikoli utonili v pozabo? Ekmečić: Takrat ljudje ponavadi niso bili tako pozorni na posamezne igralce. Napadalec je bil najet preprosto zato, da bi zabijal gole. Zato se ni nanj kasneje nihče posebej spominjal. Erwin Dampfhofer je po mojem mnenju tudi prav takšen primer. 164 ZUR PERSON – O AVTORJU Wolfgang Kühnelt Wolfgang Kühnelt, geboren 1967. Lebt und arbeitet als Texter in Graz. Geschäftsführer der Kommunikationsberatungsagentur Pretty Commercial. Autor des Buches „Berühmte Dynastien“, erschienen 2005 im Holzhausen Verlag. Herausgeber des Internet-Monatsmagazins „Der Haubentaucher“, www.haubentaucher.com. – Wolfgang Kühnelt, rojen leta 1967. živi in dela kot pisec besedil v Gradcu. Izdajatelj mesečnika na internetu „Der Haubentaucher“, www.haubentaucher.com. Wir haben oft auch hinübergeschaut Wir haben oft auch hinübergeschaut Erinnern und Vergessen an der slowenisch-steirischen Grenze anlässlich der EU Erweiterung � Text: Elisabeth Schober „Für die Beseitigung der Grenzen in den Köpfen der Menschen gibt es derzeit keinen konkreten Termin.“1 Der erste Mai, der gemeinhin als Tag der Arbeit bekannt ist, wurde im Jahre 2004 mit einer weiteren Bedeutung aufgeladen. Die Europäische Union erweiterte sich um zehn neue Mitgliedsstaaten, und dieses Ereignis wurde in großen Feierlichkeiten vielerorts an den Grenzen zwischen alten und neuen Mitgliedsstaaten zelebriert. Auch an der slowenisch-steirischen wurden zahlreiche Feste veranstaltet – zwei der größten fanden in Bad Radkersburg/Gornja Radgona und Mureck/Trate auf den beiden Grenzbrücken statt, die über die Mur ins jeweilige Nachbarland führen. Zu den zahlreich erschienenen Gästen aus beiden Ländern zählte auch Politprominenz: Die damalige österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner etwa fand sich ebenso wie ihr slowenischer Gegenpart Dimitri Rupl auf der Brücke zwischen Radkersburg und Gornja Radgona ein. „Ich freue mich sehr, dass diese Brücke nun zu einer echten Brücke der Freundschaft wird“, meinte Ferrero. Nun gelte es, die ohnehin guten Beziehungen zu Slowenien noch weiter zu vertiefen.2 Ganz ähnlich gefärbt war der Grundtenor der offiziellen (politisch und medial geprägten) Sprache insgesamt: Die ökonomischen Vorteile für alle Beteiligten wurden herausgestrichen, Gemeinsamkeiten und Freundschaft über Grenzen hinweg hervorgehoben, das baldige Ende der Grenzen in Europa wurde herbeigeredet, und oft wurde ein Europa ohne Grenzen gar als bereits eingetretene Gegenwart dargestellt: „Hätten wir uns gestern getroffen, hätten wir sagen müssen: Dies- und jenseits der Grenze. Heute können wir aber sagen, dies- und jenseits der Mur“, erklärte etwa ein steirischer Landtagsabgeordneter in seiner Rede auf der Murecker Murbrücke. Damit einhergehend wurde auch den beinahe sprichwörtlich gewordenen „Grenzen im Kopf“ der Kampf angesagt: „Zur EU gibt es keine Alternative. Nicht nur die Grenzen fallen, sondern auch die Mauern in den Köpfen.“3 Doch diese offiziellen Darstellungen des Großereignisses spiegelten kaum die Ansichten einer Mehrheit Österreichs wider. Eine Umfrage, deren Ergebnisse in der Presse vom 8. Mai 2004 veröf- 165 Wir haben oft auch hinübergeschaut Blick von slowenischer Seite auf die Murbrücke bei Mureck / Trate – Pogled iz slovenske strani na Murin most pri Cmureku / Trate 166 Wir haben oft auch hinübergeschaut fentlicht wurden, wirft ein anderes Licht auf die Erweiterung: Anfang Mai 2004 befürworteten demzufolge nur 34% der Österreicher/innen die Osterweiterung, 52% sprachen sich gar vollkommen dagegen aus.4 Damit erreichten die Erweiterungs-Gegner/innen in Österreich erstmals die absolute Mehrheit, just zu dem Zeitpunkt, als sich die Erweiterung tatsächlich vollzog.5 Für mich als Kulturanthropologin stellte sich nun die Frage, was der Grund für die Divergenzen in den Wahrnehmungen zwischen den (politischen) Eliten und der Bevölkerung war – und zwar in einem Raum, wo ich Spannungen allein schon auf Grund der geopolitischen Lage und der historischen Gegebenheiten vermutete: Wie dachte man also direkt an einer Grenze über den weiteren Bedeutungsverlust eben jener Linie, die eine Grenzregion erst zu dem macht, was sie ist? Selbst im grenznahen Ratschendorf nahe Mureck aufgewachsen, ging ich in einer dreimonatigen Feldforschung rund um den 1. Mai 2004 in den nordslowenischen Großgemeinden Gornja Radgona und Šentilj sowie im südoststeirischen Bezirk Radkersburg der Frage nach, wie man direkt an der Grenze über die Erweiterung dachte.6 Und abseits der Kameras und Mikrofone waren auch andere Töne zu hören als nur Begeisterung und Freude. Eine gewisse Vorsicht, ja, oftmals auch Skepsis ließ sich aus den Wortmeldungen verschiedenster Grenzraumbewohner/innen jeglichen Alters herauslesen, wie etwa einige Auszüge aus Interviewpassagen vermitteln können: „Ja, Grenzöffnung, das ist nur so. Noch immer stehen Polizisten und Gendarmen. Und die Schengengrenze wird vielleicht erst 2012 sein und nicht früher! […] [Verächtlich]: Ach! Auch früher, wenn man wollte, konnte man immer rüber gehen auf Besuch. Aber für Arbeit gibt es auch eine Übergangsfrist, das sind sieben Jahre. Und sonst kommt auch nicht vieles Neues mehr [durch die Erweiterung]. Vielleicht wirtschaftlich, von Waren und so.“ (Dušan S., 26 Jahre, Črnci, SLO) „Und wir haben ja von der Gemeinde aus auch teilgenommen an diesen Festveranstaltungen, auch ein Festakt auf der Murbrücke, mit einem steirisch-slowenischen Fest. Im Vorlauf habe ich schon gemerkt, dass sehr viele sehr kritisch sind dem Beitritt gegenüber. […] Und das wird aber nicht sehr offen geäußert. Und jetzt auch im Nachhinein – ich habe festgestellt, dass die Teilnahme an diesen Feierlichkeiten von der Gemeindebevölkerung zwar gegeben war, aber die hätte weitaus größer sein können.“ (Anton Vukan, Bürgermeister von Gosdorf, A) [Gefragt nach Grenzen im Kopf]: „Wir haben zwar alle die EU im Kopf, aber …“ (Janez Ferencek, Pfarrer von Apače, SLO) Und was halten Sie von den ganzen Feiern? „Nein, war ich nicht [dabei bei den Feiern]. Ich habe nicht einmal im Fernsehen alles gesehen. Ich kann das noch gar nicht glauben. Dass das ehrlich ist. Das werden wir erst sehen, ob es ehrlich ist.“ – Weil es jetzt immer heißt, „grenzenlos“? [Zögerlich]: Ja … Trauen Sie dem nicht so? „Ja, man weiß nicht, was kommt. Schaut‘s euch nur an, überall, wie es zugeht. Ganz vertrauen kannst du dem nicht.“ (Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A) 167 Wir haben oft auch hinübergeschaut der Grenzziehung in diesem Raum von zentraler Bedeutung waren und auch auf die gegenwärtige Wahrnehmung der EU-Erweiterung von 2004 einwirken: Die kulturelle Konstruktion von Erinnerung und die alltägliche Praxis der Verdrängung. Ich verstehe dabei Erinnern und Vergessen als Strategien, die wie die zwei Seiten einer Medaille funktionieren: Durch gewisse Diskurse der Erinnerung und Praxen des Vergessens wird die Macht und Bedeutung jener nationalen Grenze „von unten her“ anerkannt und gestärkt, die ursprünglich von den Zentren der Macht an den Peripherien gezogen wurden. Und heute, wo sich diese Grenze nach Ansicht vieler überholt hat, wirken die Mechanismen, mittels derer sie im Leben der Menschen erst zu einer tatsächlichen Schwelle in Raum und Bewusstsein wurde, noch weiter nach. Der Grenzfluss Mur nahe Gosdorf – Mejna reka Mura pri Gorsdorfu Im Unterschied zu Erweiterungsgegnern/innen im Landesinneren Österreichs, die oft alltägliche Ängste und Sorgen, wie Arbeitsplatzunsicherheit und Furcht vor ansteigender Kriminalität, als ihre Beweggründe anführen7, werden die Ressentiments gegen die jüngste Erweiterungsrunde im Grenzraum selbst von anderen, tiefer sitzenden Antrieben genährt, die eng mit den historischen Ereignissen seit der Entstehung der Grenze zusammenhängen und von individuellen Erinnerungen und dem kollektiven Gedächtnis der Grenzraumbewohner/innen genährt werden. In dieser Arbeit will ich mich zwei Arten des Sich-Arrangierens mit der Grenze annähern, die meiner Ansicht nach in den 85 Jahren seit 168 Vorgestellte Gemeinschaften und machtvolle Grenzen. Benedict Anderson definierte in seinem Buch „Imagined Communities“ die Nation als vorgestellte Gemeinschaft: „it is an imagined political community – and imagined as both inherently limited and sovereign.“8 Anderson betont damit einerseits den konstruierten Charakter von Nationen (und damit auch von den Nationalstaaten, die aus ihnen folgen) und andererseits auch das vorgeblich gemeinschaftliche Element („community“), das von großer Wichtigkeit für die Wirksamkeit des nationalen Gedankens ist. Auch streicht er in dieser Definition die Bedeutung der territorialen Begrenzung („inherently limited“) hervor. Denn gemeinschaftliches Zusammenleben organisiert sich zuallererst über Inklusion und Exklusion, die unter anderem auch durch schlichte territoriale Abgrenzung organisiert wird; der Ausschluss von einigen ermöglicht Wir haben oft auch hinübergeschaut Murbrücke bei Mureck / Trate am 1. Mai 2004 – Murin most pri Cmureku / Trate 1. maja 2004 erst den Zusammenschluss von anderen. Auf national(staatlich)er Ebene lässt sich dieses simple Prinzip weiter verfolgen: Nationen funktionieren als vorgestellte Gemeinschaften, weil sie räumlich begrenzt sind und weil die nationale Identität dadurch gefestigt werden kann, dass etwas anderes – ein anderer Staat, eine andere Nation – jenseits der territorialen Grenzen liegt. Gegen dieses Andere gilt es zu opponieren – das kann von einem grundsätzlichen „Etwas trennt uns von denen dort drüben“ bis hin zu aktiver Feindschaft reichen –, und diejenigen, die auf Grund einer sprachlichen oder ethnischen Teilidentität eine engere Beziehung mit jenen haben könnten, die jenseits der Grenze leben, geraten dabei oft gleich mit ins Visier. Auch der österreichische Essayist Karl-Markus Gauß greift den Gedanken der Konstruiertheit von Nationen auf. Nationen seien zwar allesamt Erfindungen, schreibt er, doch „einmal erfunden, [werden sie] doch [zu] reale[n] und wirkungsmächtige[n] historische[n] Gegebenheiten“.9 Analog dazu lässt sich Ähnliches für Grenzen festhalten: Sind sie einmal gezogen worden, so werden sie – gerade wegen der Macht des Nationalstaates, der auch Macht an seine Grenzen weitergibt – zu einem wirkungsvollen Instrument, nicht zuletzt auch im alltäglichen Umgang, in den Köpfen der Menschen. Es gilt nun das, was „von oben“ konstruiert wurde, in seinen Auswirkungen auf das alltägliche Leben gewöhnlicher Menschen zu verstehen. Viele von diesen Überlegungen zu Nationen und ihren Grenzen lassen sich praktisch in der Geschichte jener Grenze nachzeichnen, von der hier die Rede ist. Wie ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt,10 ist selbst an dieser zentraleuropäischen Grenze zwischen Österreich und Slowenien – die im Vergleich zu höchst problematischen, militarisierten Grenzen, wie etwa jener zwischen Israel und Palästina, geradezu unbedeutend scheinen mag – das Diktum der Grenzenlosigkeit erst seit kurzem relevant. 1919/1920 wurde die Staatsgrenze zwischen dem damaligen SHS-Staat und Österreich während der Friedensverhandlungen in St. Germain festgelegt, was für den Grenzraum rund um Bad Radkersburg und Gornja Radgona den Schlusspunkt zu langen, auch gewalttätigen Auseinandersetzungen um die Grenzziehung bildete. Nicht nur durch die Bezirkshauptstadt verlief jetzt die Staatsgrenze mitten hindurch, vielmehr wurde nun „ein [ganzer] historischer Raum, der sich mehrsprachig entwickelt hat“,11 durch eine in der Landschaft gezogenen Li- 169 Wir haben oft auch hinübergeschaut Slowenische, EU- und österreichische Flagge – Slovenska, EU in avstrijska zastava nie geteilt. Die Minderheiten, die dadurch auf beiden Seiten bestehen blieben – die deutschsprachige Minderheit rund um das heute slowenische Apače und die slowenischsprachige Minderheit in den österreichischen Dörfern des Radkersburger Winkels – wurden im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer wieder zum Spielball der Mächte gemacht, die die Existenz dieser Gruppen dazu nutzen wollten, Gebietsforderungen an den angrenzenden Staat zu stellen. In der Zeit während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit eskalierte die Lage an der Grenze schließlich vollends: Hitlers Diktion „Machen Sie mir dieses Land wieder Deutsch“ folgend, wurden Vertreibungen und 170 Ermordungen von Slowenen/innen im besetzten SHS-Staat – auch unter Mithilfe der deutschsprachigen Grenzbevölkerung – vorgenommen. Partisanen und spätere jugoslawische militärische Einheiten rächten sich bei Kriegsende an der verbliebenen deutschsprachigen Minderheit, die größtenteils interniert und anschließend nach Österreich ausgesiedelt wurde. Diese Auseinandersetzungen während des Krieges und nach dem Krieg wirkten noch über Jahrzehnte hinweg nach. Erst 1965 fiel die Visumspflicht zwischen den beiden Staaten, davor war die Region durch eine beinahe unüberquerbare, eine tote Grenze geprägt. Während sich die offiziellen Beziehungen zwischen Jugoslawien und Österreich ab den 60er Jahren langsam mehr oder weniger normalisierten, blieben in den Köpfen der Menschen an der Grenze die Erinnerungen oftmals wach: „Sechzig Jahre sind vergangen, aber noch immer lebt dieser Krieg in den Menschen“, so brachte es der junge Slowene Dušan S. aus Črnci auf den Punkt, als ich danach fragte, warum in seiner Umgebung besonders ältere Menschen wenig Begeisterung aufbringen können für den Abbau der Grenze, an der sie ihr Leben verbracht haben. Vom Verlust der Mehrsprachigkeit. „Die Staatsgrenze wirkt also immens homogenisierend.“12 Damit aus einem historischen, mehrsprachigen Raum zwei klar von einander getrennte Räume werden, erfordert es viele kulturelle, soziale und persönliche Verluste. Eine „natürliche“ Grenze gibt es nicht, vielmehr wird zumeist in den Jahren und Jahrzehnten nach einer Grenzziehung alles daran gesetzt, die Vorstellung von der Natürlichkeit der Grenze herzustellen und aufrecht zu halten, was auch das Streben nach ethnischer Wir haben oft auch hinübergeschaut und sprachlicher Gleichheit innerhalb des eigenen nationalstaatlichen Territoriums mit einschließt. Zu den ersten und sichtbarsten Instanzen der Kontrolle durch den Staat – also jenen Grenzwachen, die an den jeweiligen Enden der Brücken ihre Posten bezogen, um Grenzüberschreitungen zu überwachen und zu reglementieren – gesellten sich nun informellere Instanzen der Kontrolle hinzu, die sich um eine Durchsetzung der Vorstellung von Homogenität bemühten: der oder die Grenzbewohner/in selbst. Sowohl dies- als auch jenseits der Mur gab man sich auch auf der lokalen Ebene sehr viel Mühe, das Sprechen der jeweilig anderen Sprache zu unterbinden – bei seinem Bekannten, bei seinem Nachbarn, bei sich selbst. In ihrer historischen Arbeit „Die Sprache im Dorf lassen“ berichtet Andrea Haberl-Zemljič vom langen Festhalten und vom schließlich rasch fortschreitenden Verlust der slowenischen Sprache in den Dörfern von Radkersburg-Umgebung. Neben der Einflussnahme von „oben“ räumt Haberl-Zemljič auch der komplexen und oft ambivalenten Rolle der Bewohner/innen selbst viel Platz ein: Die Angst, daß über sie gesprochen werden könnte, ist die Angst, bei den politischen Entscheidungsträgern aufzufallen und damit zur Zielscheibe von Sanktionen zu werden, wie im Lauf der Jahrzehnte oftmals erfahren werden mußte. In diesem Zusammenhang kann sogar von einem kollektiven Bewußtsein gesprochen werden, das das Bewußtsein der Bewohner der fünf Gemeinden bis heute prägt. Dabei ist diese Furcht, nicht als loyale Österreicher betrachtet zu werden, wenn man slowenisch spricht, zweifellos noch in den fünfziger Jahren begründet gewesen, wie die Reaktionen der öffentlichen Stellen auf die Volkszählung zei- gen. Heute jedoch spricht einiges dafür, daß die Wirklichkeit nicht mehr Anlaß zur Furcht vor Repressalien gibt. Doch wie so oft erweisen sich Einstellungen als wesentlich langlebiger als die dazugehörige Realität.13 Der geschlossenen dörflichen Gemeinschaft, die Haberl-Zemljič beschreibt, gelang es dennoch relativ lange, am Slowenischen als „Dorfsprache“ festzuhalten, indem man sich gleichzeitig nach außen hin bemühte, als deutschsprachig zu gelten. Josefa P. aus Sicheldorf erzählt mir im Interview davon, wie eine Bekannte, deren Muttersprache ebenfalls Slowenisch ist, die Sprache wechselt, sobald sie sich beobachtet fühlt: „Und wenn sie jetzt in die Stadt kommen oder irgendwohin, fangen sie automatisch an [Deutsch zu sprechen], haben sie Angst, dann Slowenisch [zu reden]. Obwohl wir den ganzen Weg – sie fahrt mit mir […] und dann fängt sie halt an [Deutsch zu sprechen], wenn jemand zuhört. Wenn wir alleine sind, reden wir Slowenisch.“ Ungleich schwerer und oft gänzlich unmöglich gestaltete sich aber das Festhalten an der slowenischen Mutter- oder Umgangssprache für jene, die als Einzelne in mehrheitlich deutschsprachige Dörfer kamen. Maria V., eine 80jährige Frau, die heute im österreichischen Gosdorf lebt und die in ihrer Kindheit und Jugend, die sie im SHS-Staat nahe der Grenze verbrachte, sowohl Slowenisch als auch Deutsch sprach („Bei uns war das so, du hast ja alles mit jedem reden können. Du hast alles können. Alle zwei Sprachen.“), erzählte mir etwa davon, wie sie nach dem Krieg gezwungen war, nacheinander beide Sprachen aufzugeben, die sie beherrschte: Zuerst galt es, im jugoslawischen Staat die deutsche Sprache zu vergessen und schließlich, nachdem sie und 171 Wir haben oft auch hinübergeschaut ihre Familie in den 50er Jahren über die Grenze nach Österreich geflüchtet waren, wiederholte sich der Sprachverlust – diesmal war es das Slowenische, das sie aufgab, um bei Behörden und Nachbarn nicht noch mehr Argwohn hervorrufen, da sie sich durch ihre stigmatisierte Herkunft von „drüben“ ohnedies schon verdächtig machte: Und ihr habt dann hier nur mehr Deutsch geredet? „Nur mehr Deutsch [lacht]. Von unseren Kindern kann ja keines mehr Slowenisch.“ Und haben sich deine Kinder interessiert dafür, dass du drüben aufgewachsen bist? Wollten sie da viel wissen darüber? „Nein, nichts. Damals haben wir gar nichts mehr erzählt. Haben wir gar nichts geredet darüber nachher. Wir haben ihnen nur gesagt, wir sind von drüben her. Gar nichts weiter. Und heute kann sowieso keiner mehr Slowenisch. Die anderen Alten auch nicht.“ Wie in dieser Geschichte bereits anklingt, war in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende die deutsche Sprache jenseits der Grenze in Jugoslawien ebenso verpönt wie die slowenische im diesseitigen österreichischen Grenzgebiet. Die wenigen deutschsprachigen Bewohner/innen, die nicht direkt nach dem Krieg nach Österreich ausgesiedelt wurden, sahen sich einem Sprachverbot ausgesetzt, wie mir Anna P., eine heute in Bad Radkersburg lebende ehemalige Bewohnerin des Apaško polje, erzählt: „Das waren damals stille Zeiten. Da hast du gar nicht dürfen gescheit Deutsch reden. So war das. Wenn einer dich gehört hat …“ Denunziationen bei den Behörden waren keine Seltenheit, die Angst ging noch lange um, man könnte – etwa vom eigenen Nachbarn – dabei erwischt werden, seine deutsche Mutter- oder 172 Umgangssprache zu benutzen. Noch im Jahre 1973 wurde zum Beispiel ein Grabstein mit deutschsprachiger Inschrift, der am Friedhof in Apače errichtet worden war, in der Zeitung erwähnt, da man sich noch immer an der Verwendung der deutschen Sprache stieß.14 Dass über eine solche Inschrift sogar medial berichtet wurde, zeigt aber wohl auch, wie sehr der umgangs- oder muttersprachliche Gebrauch der deutschen Sprache in Jugoslawien damals bereits zur Seltenheit geworden war. Vom Hinüberschauen und Wegsehen. „Ja, das Erstaunliche für mich ist gerade die Tatsache, dass diese historisch entstandenen Staatsgrenzen zu wirklichen Grenzen in den Köpfen der Menschen geworden sind. Das äußert sich im Sprachverhalten, im Austausch von Erinnerungen, in dem, worüber man redet beziehungsweise nicht redet. Die Grenzen sind auch die eigenen inneren Widerstände, die da wirksam sind.“15 Ein massives Hindernis für die Herstellung von nationaler Homogenität an einer Grenze ist wohl der simple Umstand, dass das Andere, das Verbotene trotzdem immer noch visuell sichtbar bleibt. Zu jenem langen, oft schmerzhaften Prozess des Verlustes der Mehrsprachigkeit gesellte sich somit eine weitere Praxis der Verdrängung, die diesem Umstand der Sichtbarkeit beikommen sollte: die Beschneidung der Neugierde, des Interesses am Anderen, die auch eng verknüpft ist mit der Wahrnehmung des physischen Raums. Denn das Ziel einer jeden Grenze ist ihre Unsichtbarkeit, ist, dass man sie und damit auch die Begrenztheit des Eigenen, des Nationalen nicht mehr wahrnimmt. Dann hat die Grenze ihren eigentli- Wir haben oft auch hinübergeschaut chen Zweck erfüllt: Wenn das Andere und „die von der anderen Seite“, wie man auf der österreichischen Seite die Slowenen/innen gerne nennt, nicht mehr wahrgenommen werden, zumindest aus dem Bewusstsein ausgeblendet werden, wenn es schon aus dem Blickfeld niemals ganz möglich ist. Grenzen können zwei Formen von Reaktion auslösen – Neugierde und Identifikation oder Abwehr – so die Kulturanthropologin Elisabeth Katschnig-Fasch: „Das Fremde hinter der Schwelle der Erfahrung ist beängstigend und unheimlich, das ,Außerhalb’ ist verlockend und belastend zugleich. Es gleicht einem Spiegelbild […], hinter das man einen Blick werfen möchte, um sich dahinter selbst zu entdecken. Und mit der Beunruhigung wächst das Bedürfnis, die Grenzen zu überschreiten.“ Was aber, wenn die Grenze – wie es nach 1945 beinahe ein Jahrzehnt lang der Fall war – nicht mehr überschritten werden darf? In informellen Gesprächen und in den narrativen Interviews, die ich mit älteren Grenzraumbewohnern/innen führte, tauchte immer wieder der Begriff des „Hinüberschauens“ auf, was eine sehr konkrete Handlung meint: Während jener Zeit der toten Grenze ging man bis zur Mur und blickte zum jenseitigen Ufer hinüber und hielt in Ermangelung einer tatsächlichen Annäherung nach etwas Ausschau, das man vermisste und herbeisehnte, aber nicht erreichen konnte: „Ich bin ja auch ein paar Mal eingesperrt worden, weil ich hier herübergeschaut habe. Über die Mur. Haben sie gesagt, was ich da hinüberschaue, habe ich gesagt, da sind meine Leute drüben, die waren auf dieser Seite der Mur, und ich war drüben. Ja, die müsse ich vergessen.“ (Maria V., 80 Jahre, Gosdorf, A, die von Jugoslawien nach Österreich hinüberschaute, nachdem Teile ihrer Verwandtschaft nach Österreich ausgesiedelt worden waren.) „Der Vater ist mit 49 Jahren gestorben, auch an dem Leiden. Der Doktor hat gesagt, gell, du gehst immer nach Hause rüberschauen, darum bist jetzt auch krank. […] Ja, der Vater ist doch jeden Tag hinübergegangen, jeden Sonntag, der ist doch an Gemütskrankheit gestorben, das hat doch den Krebs gefördert. Bis zur Grenze ist er gegangen.“ (Anna S., 79 Jahre, Ratschendorf, A, deren Vater jeden Sonntag von Österreich nach Jugoslawien hinüberschaute, wo er und seine Familie vor der zwangsweisen Aussiedlung gelebt hatten.) „Ja, wir haben oft auch hinübergeschaut, in der schweren Zeit. Wir haben ja hinübergesehen. Aber, ja, was sollst du machen. Kannst du nichts machen.“ Hat man das Haus gesehen, wo Sie daheim waren? „Ja. […] Überhaupt im Frühjahr, wenn das Laub unten ist.“ (Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A, die von Österreich aus hinüber nach Jugoslawien schaute, nachdem sie 1946 gezwungen wurde, aus Jugoslawien auszusiedeln.) Der begehrliche Blick zur anderen Seite hin, die Neugierde auf das, was nicht mehr sein durfte, musste unter Kontrolle gebracht werden, konnte doch das Schauen schnell in Handeln umschlagen und aus einem Blick eine Grenzüberschreitung werden. So wurden jene Bemühungen, den Kontakt mit „drüben“ nicht ganz 173 Wir haben oft auch hinübergeschaut abreißen zu lassen, mit umso vehementeren Autoritäts- und Machtdemonstrationen durch die Grenzwachen beantwortet. Im Dezember 1945 etwa kam es zur Erschießung mehrerer junger Menschen durch jugoslawische Soldaten, weil diese die Mur illegal überquert hatten, um zu ihren alten Häusern in Jugoslawien zu gelangen.16 Auch berichteten mir meine Gesprächspartner/innen immer wieder davon, dass es auf jugoslawischer Seite zu Verhaftungen kam, wobei es genügte, sich auch nur in der Nähe der Mur aufzuhalten. Um die Aufgriffe von „Unbefugten“ zu erleichtern, wurden auch die Bäume direkt am Ufer großteils abgeholzt. Und so wurden der Grenzfluss und seine Ufer immer mehr zum Angstraum, zur verbotenen Zone. Mit der Zeit ließ sich auch der sehnsuchtsvollste Blick bändigen: Anna S. (siehe Zitat oben) war eine „Ausgesiedelte“, deren Vater krank wurde und starb, weil er „immer nach Hause rüberschauen“ ging und deren Mutter „nicht mehr neugierig war auf daheim“, als sich ihr endlich die Möglichkeit geboten hätte, wieder nach Jugoslawien zu fahren. So fuhr ihre Tochter Anna bei der ersten Gelegenheit alleine in jenes jugoslawische Dorf zurück, in dem sie aufgewachsen war, um zu sehen, was von ihrem Zuhause übrig geblieben war. Doch man ließ sie nicht mehr in ihr altes Haus eintreten, die alten Nachbarn schauten weg, als sie sie kommen sahen: „Das war für mich da drinnen [legt ihre Hand auf die Herzgegend] genau so, wie wenn alles zusammenbrechen würde.“ Danach sei sie ebenfalls kaum mehr über die Grenze gefahren, obwohl sie noch immer nur von „daheim drüben“ träume. Auch Anna P. (siehe Zitat oben), deren Schwester in Jugoslawien blieb, weil sie mit einem jugoslawischen Staatsbürger verheiratet war, 174 während sie selbst nach Österreich ausgesiedelt wurde, kam, als die Grenze sich nach langen Jahren erstmals wieder ein wenig öffnete, ausgesprochen selten über die Grenze. Dass sie ihre eigene Schwester nach 1945 kaum je gesehen hat, kommentiert sie mit einem lapidaren: „Jetzt ist die Schwester drüben. Und da … Jeder hat selber was, gell, da interessiert das gar nicht …“ Wie sich erinnern? „Unser früheres Selbst ist keineswegs so leicht zu vergessen, denn die Vergangenheit ist unseren Erfahrungen gemäß ein enorm zähes und beharrliches Wesen, sie wirkt in uns, auch wenn wir uns ihrer entledigen oder entledigen wollen.“17 Über Jahrzehnte hinweg war das Leben an der südoststeirischen und nordslowenischen Grenze in erster Linie von einer trennenden Linie im Raum geprägt, die mit nationalen Feindbildern aufgeladen, mit schmerzhaften Erinnerungen behaftet und mit kollektivem Stillschweigen gestärkt wurde. Der Diskurs, der sich rund um den 1. Mai 2004 medial und politisch entfaltete und der oftmals die Nichtigkeit dieser Grenze herbeireden wollte, die Vergangenheit beschönigte und alte Ressentiments einfach ausblendete, negiert die Lebens- und Leidensgeschichten vieler, die in oft schmerzhafter Weise mit dieser Grenze leben lernen mussten. Das Erinnern und das Vergessen, zwei Elemente, die geholfen haben, diese Grenze in ihrer Wirkungsmacht zu stärken, gilt es nun in seinen Auswirkungen auf das Leben der Menschen voll zu begreifen. Schmerzhafte Erinnerungen sollen dabei aber nicht einer neu- Wir haben oft auch hinübergeschaut erlichen Verdrängung unterworfen und auch nicht für unbedeutend erklärt werden, sondern es gilt vielmehr, sich mit ihrer Bedeutsamkeit in dem alten, national geprägten Kontext auseinanderzusetzen, um sie schließlich in einen neuen Bezugs- und Erkenntnisrahmen stellen zu können. Dies erfordert eine tiefere Auseinandersetzung damit, wie und warum Staatsgrenzen gezogen wurden, was sie dabei einund was sie ausschlossen und nicht zuletzt auch, was verloren ging an Heterogenität, an Mehrsprachigkeit und an grenzüberschreitendem Wissen in den langen Jahren, die in erster Linie unter den Vorzeichen jeweils eines (National-)Staates standen. Nur so haben wir eine Chance, wirklich einen gleichberechtigten, entgrenzten Raum zu schaffen, in dem wir – uns der Unterschiede und Gemeinsamkeiten bewusst – aufeinander zu gehen können. ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Gerhard Mumelter, Europas letzte geteilte Stadt wächst zusammen (http:// derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]). Robert Lenhard, Willkommen!, in: Kleine Zeitung (Süd & Südwest), 1.5.2004. Dieter Kindermann, Auch Mauern in den Köpfen durchbrochen, in: KronenZeitung, 1.5.2004. Andreas Schnauder, Kein Interesse an EU-Wahlen und neuen Mitgliedern, in: Die Presse, 8.5.2004. Ein Jahr nach der EU-Erweiterung scheint die österreichweit verbreitete Skepsis lediglich einer Art von Gleichgültigkeit gewichen zu sein, wie eine journalistische Analyse von Umfragewerten, die im „Profil“ veröffentlicht wurden, erahnen lässt: „Gar nicht so schlimm ist […] der Wert von 54 Prozent der Österreicher, die ,keine Auswirkung‘ des Beitritts der zehn EUNeulinge verspüren. Dass aber 33 Prozent der Befragten meinen, dass der Beitritt ,eher Nachteile gebracht‘ hat, ist schon besorgniserregender. Aber dass nur acht Prozent ,eher Vorteile‘ sehen ist – gelinde gesagt – erschütternd.“ (Florian Kugler, Stolz auf die Erweiterung, in: Die Presse, 29.4.2005). Elisabeth Schober, „Grenzenlos vielleicht“ – Kulturwissenschaftliche Interpretationen von Grenzregime, Diskurs und Erinnerung im südoststeirischen/nordslowenischen Grenzland, Phil DA. Graz, 2004. EU-Osterweiterung: Zuversicht und Skepsis bei Österreichern!, in : KronenZeitung, 1.5.2004. Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. Aufl. New York – London 1991, S. 6. Karl-Markus Gauß, Das Europäische Alphabet. München 2000, S. 125. Für diesen kurzen Überblick zog ich besonders Haberl-Zemljič, Die Sprache im Dorf lassen. Festhalten und Aufgeben der Slowenischen Sprache in Radkersburg Umgebung – Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses, Bd. 6. Laafeld 2004; Hermann Kurahs, Grundzüge der Geschichte Bad Radkersburgs, in: Hermann Kurahs – Erwin Reidlinger – Erwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 u. Beatrix Vreča, Grenzbrücken über die Mur bei Radkersburg im 20. Jahrhundert, in: Hin und Her – Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 7. Feldbach 1998 zu Rate. Mensch an der Grenze zu sein, bedeutet auch eine große Verletzlichkeit. Ein Gespräch zwischen Ilse Pollack und Eduard Staudinger; in Leibnitz Aktuell, VI/2001. Haberl-Zemljič, Die Sprache, S. 97. Haberl-Zemljič, Die Sprache, S 34. Franz Josef Schober, Ein Friedhof jenseits des Flusses. Der Friedhof von Apače/Abstall als familien-, orts- und zeitgeschichtliche Quelle, in: Die Briten in den Bezirken Feldbach und Radkersburg. Feldbach: 2005 – Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 9/10, S. 229. Mensch an der Grenze. Rudolf Grasmug – Johann Praßl – Franz Josef Schober, So war es 1938– 1945. 50 Jahre Kriegsende in der Südosrtsteiermark – Schriften aus dem „Museum im Tabor“, Bd. 3. Feldbach 1996, S. 43f. György Konrád, Die Erweiterung der Mitte. Europa und Osteuropa am Ende des 20. Jahrhunderts. Wien 1999, S. 13. ZUR PERSON – O AVTORJU Elisabeth Schober, Mag. Phil. Geboren 1981. Studierte Kulturanthropologie in Graz, Wien und Eau Claire, USA. Diplomarbeit zum Thema „Diskurs und Erinnerung an der steirisch-slowenischen Grenze“. Derzeit Masterstudium am Nationalism Studies Department der CEU in Budapest. – Rojena 1981. Študirala kulturno antropologijo v Gradcu, na Dunaju in v Eau Claire, ZDA. Diplomska naloga na temo Diskurz in spomin na štajersko-slovenski meji. Trenutno master-študij na Nationalism Studies Department CEU v Budimpešti. 175 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled Zazreti se tja preko in odvrniti pogled Spominjanje in pozabljanje ob slovensko-štajerski meji ob širitvi EU „Za odstranitev meja v človeških glavah trenutno ni nobenega določenega termina“1 Prvi maj, ki je splošno znan kot praznik dela, je bil leta 2004 dopolnjen še z enim pomenom. Evropska unija (EU) se je razširila za deset novih držav, ta dogodek pa so v mnogih obmejnih krajih med starimi in novimi članicami proslavili z velikimi slovesnostmi. Tudi na meji med Slovenijo in avstrijsko Štajersko so priredili številna slavja – dve od največjih so pripravili na obeh mejnih mostovih, po katerih je vodila pot v takratno sosednjo državo: med Bad Radkersburgom in Gornjo Radgono ter Med Cmurekom (Mureck) in Tratami. Med številnimi gosti, ki so se udeležili obeh slavij, so bili tudi mnogi predstavniki politične prominence: tako takratna avstrijska zunanja ministrica Benita Ferrero-Waldner kot njen slovenski kolega Dimitrij Rupel sta se na primer znašla na mostu med obema Radgonama. „Zelo me veseli, da postaja ta most pravi most prijateljstva,“ je menila Ferrero-Waldnerjeva. Obveljalo je, da je treba že sicer dobre odnose s Slovenijo še bolj poglobiti.2 Povsem podobno je bil obarvan tudi temeljni naboj uradnega (politično in medijsko izpostavljenega) govorjenja nasploh: Izpostavljene so bile ekonomske prednosti za vse udeležene, podčrtane skupne lastnosti in prijateljstvo ne glede na mejo, mnogo je bilo sklicevanja na skorajšnjo odpravo meja v Evropi in pogosto je bila omenjena celo Evropa brez meja kot že obstoječa sedanjost: „Če bi se bili srečali včeraj, 176 bi morali reči: to- in onstran meje. Danes pa lahko rečemo: to- in onstran Mure,“ je na primer razlagal poslanec štajerskega deželnega zbora v svojem govoru na mostu čez Muro pri Cmureku. Vzporedno s tem je bil napovedan boj tudi „mejam v glavah“, ki so postale že pregovorne: „EU nima nobene alternative. Ne padajo le meje, ampak tudi zidovi v glavah.“3 A ti uradni prikazi ob velikem dogodku komajda odslikavajo stališča povprečnega Avstrijca. Anketa, katere rezultate so objavili v časopisu Presse 8. maja 2004, kaže širitev EU v drugačni luči. V začetku maja je širitev EU na vzhod odobravalo le 34 % Avstrijcev/Avstrijk, kar 54 % pa se jih je celo izrecno opredelilo povsem proti.4 Tako so nasprotniki širitve prvič dosegli absolutno večino prav v trenutku, ko je do širitve prišlo tudi dejansko.5 Zame kot kulturno antropologinjo se je ob tem zastavilo vprašanje, na čem temeljijo razhajanja med dojemanjem (političnih) elit in prebivalstva – in to v prostoru, kjer sem pričakovala napetosti že zgolj zaradi geopolitične lege in zgodovinskih danosti: kako torej prav na meji razmišljati o nadaljnji izgubi pomena prav tiste črte, ki iz mejnega območja šele napravi to, kar je? Kot nekdo, ki je sam odraščal v obmejnem kraju Ratschendorf pri Cmureku, sem se odpravila na trimesečno terensko raziskavo glede 1. maja 2004 v severnoslovenski območni skupnosti Gornja Radgona in Šentilj ter v južnoavstrijski okraj Bad Radkersburg, spraševat, kaj menijo ljudje ob meji o širitvi EU. In brez kamer in mikrofonov je bilo slišati tudi drugačne zvoke od navdušenja in veselja. Iz izjav prebivalcev/ prebivalk obmejnega območja najrazličnejših starosti je bilo moč razbrati določeno previdnost, celo skepso, kot je moč posredno sklepati tudi iz izvlečkov pogovorov: Zazreti se tja preko in odvrniti pogled „No, ja, odpiranja meje, to je pač tako. Še vedno so tu policisti in žandarji. In schengenska meja bo morda šele leta 2012 in nič prej! […] [Zaničljivo]: Ah! Tudi prej je lahko, kdor je hotel, vedno šel čez na obisk. Za delo čez mejo pa je ostalo prehodno obdobje, sedem let. Pa tudi sicer ne bo mnogo novega zaradi širitve. Morda gospodarsko, glede blaga in podobnega.“ (Dušan S., 26 let, Črnci, SLO) „Tudi iz našega okrožja smo s slavnostnim dogodkom na mostu čez Muro pri proslavi sodelovali s slavjem slovenskih Štajercev. Že predtem sem opazil, da so do širitve mnogi prebivalci okrožja zelo kritični, […] le da tega ne izražajo zelo odkrito. Tudi zdaj in v prihodnje – ugotovil sem, da je bila udeležba prebivalstva našega okrožja na širitveni proslavi sicer opazna, a lahko bi bila še mnogo večja.“ (Anton Vukan, župan Gosdorfa, Austria) [Na vprašanje o mejah v glavi]: „Vsi imamo v glavah EU, ampak...“ (Janez Ferencek, župnik iz Apač, SLO) In kaj ste vi imeli od vsega proslavljanja? „Ne, nisem bila tam [na proslavi]. Še po televiziji nisem vsega spremljala. Saj tega sploh še ne morem verjeti, da je to iskreno. To bomo šele videli, kako iskreno je v resnici.“ Ker se to zdaj vedno imenuje „brezmejno“? [Obotavljajoče]: „Da...“ Ali temu ne zaupate? „Saj ni mogoče vedeti, kaj še pride. Poglejte le, kaj se povsod dogaja. Povsem zaupati temu ne moreš.“ (Anna P., 84 let, Radkersburg, A) Za razliko od nasprotnikov/nasprotnic širitve v notranjosti Avstrije, ki so postavljali v ospredje vsakdanje strahove in skrbi, kot na primer nevarnost za delovna mesta in bojazen pred porastom kriminalitete6, so odpore do najnovejšega kroga širitve v obmejnem območju po pogostih izjavah prebivalcev sodeč napajali še drugi, globlje vsajeni vzgibi, tesno povezani z zgodovinskimi dogodki vse od nastanka meje, zasidrani v individualni in kolektivni spomin. V tem delu se nameravam približati dvema vrstama samoprilagajanja na mejo, ki sta bili po mojem mnenju že vseh 85 let od njenega nastanka osrednjega pomena in bosta vplivali tudi na prihodnje dojemanje širitve EU v letu 2004: kulturni konstrukciji spominjanja in vsakdanji praksi potlačevanja. Spominjanje in pozabljanje razumem pri tem kot strategiji, ki funkcionirata kot nasprotni strani medalje: skozi določene diskurze spomina in prakse pozabe postaneta moč in pomen neke nacionalne meje, ki so jo iz centrov oblasti začrtali na periferiji, priznana in utrjena „od spodaj“. In danes, ko je ta meja po mnenju mnogih presežena, delujejo mehanizmi, preko katerih je v življenju ljudi sploh postala dejanski prag v prostoru in zavesti, še kar naprej. Skupnosti v predstavah in mogočne meje. Benedict Anderson je v knjigi Imagined Communities definiral narod kot skupnost v predstavah: „to je politična skupnost v predstavah – in predstavljamo si jo kot inherentno omejeno in hkrati suvereno.“7 Anderson s tem po eni strani poudarja konstruiranost narodov (in s tem tudi nacionalnih držav, ki iz njih izhajajo), po drugi strani pa tudi njihove domnevno skupnostne prvine („community“), ki so zelo pomembne za učinkovitost nacionalne zavesti. V svoji 177 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled definiciji izpostavlja tudi pomen teritorialne omejenosti („inherently limited“). Skupnostno sobivanje je organizirano predvsem okrog vključevanja in izključevanja, ki je med ostalim označeno z vidno teritorialno razmejitvijo; izključitev nekaterih omogoča tesnejšo vključitev ostalih. Na nacional(no-držav)nem nivoju lahko ta preprosti princip spremljamo še naprej: narodi delujejo kot skupnosti v predstavah, ker so prostorsko omejeni in ker prav to lahko utrjuje nacionalno identiteto, saj se onstran teritorialne meje nahaja nekaj drugega – druga država, drug narod... Temu Drugemu se velja zoperstaviti – kar lahko sega od splošnega „nekaj nas ločuje od tistih tam čez“ do aktivnega sovraštva – in tisti posamezniki, ki bi lahko zaradi jezikovne ali etnične delne identitete imeli z onimi, ki živijo onstran meje, tesnejše odnose, so pri tem pogosto takoj na muhi. Misel o konstruiranosti narodov napada tudi avstrijski esejist Karl-Markus Gauß. Narodi nasploh sicer so iznajdeni, piše, ampak „ko so enkrat iznajdeni [postanejo] vendarle [vse preveč] resnične in močno učinkovite zgodovinske danosti“.8 Analogno temu lahko nekaj podobnega ugotovimo tudi za meje: ko so enkrat zarisane, postanejo – prav zaradi moči nacionalne države, ki izvaja svojo oblast tudi (ali predvsem) na svojih mejah – učinkovit instrument, ne nazadnje tudi pri vsakdanjem početju, ki se naseli v glavah ljudi. Kar je bilo konstruirano „od zgoraj“, velja torej razumeti po učinkih na vsakdanje življenje navadnih ljudi. Marsikaj od teh razmišljanj o nacionalnem in njegovih mejah lahko v praksi dokažemo tudi glede zgodovine tiste meje, o kateri je govor tukaj. Kratek pogled v zgodovino pokaže,9 da je celo na tej srednjeevropski meji med Avstrijo 178 in Slovenijo – ki bi se utegnila v primerjavi z najbolj problematičnimi in militariziranimi mejami, kot je na primer med Izraelom in Palestino, zdeti povsem neproblematična – dikcija o brezmejnosti šele zadnje čase postala relevantna. Ko je bila v letih 1919-1920 med mirovnimi pogajanji v St. Germainu določena meja med tedanjo državo SHS in Avstrijo, je bilo to za mejno področje okrog obeh Radgon ključna točka za dolge, tudi nasilne spopade glede zarisovanja meje. Ne le, da je državna meja potekala skozi središče okrajne prestolnice, še mnogo pomembneje je, da je bilo „[celotno] zgodovinsko območje, ki se je poprej razvijalo večjezično“10, razdeljeno s črto, vrisano v pokrajino. Manjšini, ki sta zaradi tega nastali na obeh straneh meje – nemškogovoreča okrog danes slovenskih Apač in slovenskogovoreča v avstrijskih vaseh Radgonskega kota -, sta tako skozi leta in desetletja vedno bolj postajali žogica v igri oblasti, ki so hotele izkoristiti obstoj teh skupnosti pri postavljanju ozemeljskih zahtev sosednji državi. Med drugo svetovno vojno in v povojnem času se je situacija ob meji zaostrila do popolnosti: sledeč Hitlerjevi dikciji „napravite mi to deželo spet nemško“ so začeli – tudi ob pomoči nemškogovorečega obmejnega prebivalstva – sistematično izganjati in moriti slovenske prebivalce zasedenih delov SHS. Partizani in kasneje jugoslovanske vojaške enote so se ob koncu vojne maščevali nad preostalo nemškogovorečo manjšino, katere pripadnike so večinoma internirali ali izselili v Avstrijo. Te medvojne in povojne delitve so imele učinke še leta in desetletja kasneje. Šele leta 1965 so bili med obema državama odpravljeni vizumi, pred tem pa je regijo zaznamovala skoraj neprehodna mrtva meja. Zazreti se tja preko in odvrniti pogled Medtem ko so se uradni odnosi med Jugoslavijo in Avstrijo od 60-ih let počasi bolj kot ne normalizirali, so ostajali spomini v glavah obmejnih prebivalcev pogosto še naprej živi: „Šestdeset let je minilo, a v ljudeh še vedno živi spomin na tisto vojno,“ je to poudaril mladi Slovenec Dušan S. iz vasi Črnci, ko sem ga vprašala, zakaj tam okrog še posebno starejši ljudje kažejo tako malo navdušenja nad odpravljanjem meje, ob kateri so preživeli vse življenje. O izgubi večjezičnosti. „Državna meja torej deluje gromozansko homogenizirajoče“11 Če iz enega zgodovinskega večjezičnega prostora nastaneta dva med sabo jasno ločena prostora, terja to mnoge kulturne, družbene in osebne izgube. „Naravna“ meja ne obstaja, zato je predvsem v letih in desetletjih po razmejitvi vsa pozornost posvečena ustvarjanju, ohranjanju in krepitvi predstave o naravnosti meje, kar vključuje tudi prizadevanja za etnično in jezikovno enotnost znotraj lastnega nacionalnodržavnega teritorija. Poleg prvih in najbolj očitnih organov državnega mejnega nadzora – torej mejnih stražarjev, ki so zasedli položaje vsak na svoji strani mostov, da bi nadzirali in izvajali stroge predpise o prestopanju meje – so bile vzpostavljene še neformalne kontrolne instance, ki so si prizadevale vzpostaviti predstave o homogenosti med samimi prebivalci in prebivalkami ob meji. Tako na tej kot na drugi strani Mure so se na lokalnih ravneh zelo trudili spodrezati jezik druge strani – pri znancih, pri sosedih, pri samih sebi. V svojem zgodovinskem delu Pustiti jezik v vasi poroča Andrea Haberl-Zemljič o dolgem vztrajanju in na koncu pospešenem izginevanju slovenskega jezika v vaseh okrog Radgone. Poleg sprejemanja vplivov „od zgoraj“ namenja Haberl-Zemljičeva mnogo prostora tudi kompleksni in pogosto ambivalentni vlogi prebivalcev in prebivalk samih: Pogosto smo morali v teku desetletij doživeti strah pred tem, da bi izstopali in s tem postali tarča sankcij. Nosilci političnih odločitev seveda niso hoteli, da bi se o njih širile govorice. V zvezi s tem lahko govorimo celo o kolektivni zavesti, ki se je vtiskovala v zavedanje prebivalcev petih zaselkov vse do danes. Pri tem je bila bojazen, da nekoga ne bi imeli za lojalnega Avstrijca, že če bi le govoril slovensko, nedvomno utemeljena še v 50-ih, kot so pokazale tudi reakcije javnih uradov na ljudsko štetje. Dandanes pa kar nekaj stvari govori v prid trditvi, da resničnost ne daje več razlogov za strah pred represalijami. A kot se je že mnogokrat potrdilo, so se predstave izkazale za mnogo bolj trdožive od z njimi povezane resničnosti.12 Zaprti vaški skupnosti, ki jo opisuje HaberlZemljičeva, pa je kljub vsemu uspelo razmeroma dolgo obdržati slovenščino kot „vaški jezik“, pri čemer so se člani navzven trudili veljati za nemškogovoreče. Josefa P. iz Žetincev (Sicheldorf) je v intervjuju pripovedovala o tem, kako je neka njena znanka, katere materni jezik je bila prav tako slovenščina, zamenjala jezik, kakor hitro se je počutila opazovano: „In če zdaj pridete v mesto ali kamorkoli že in začnete avtomatsko [govoriti nemško], vas je nato strah [govoriti] slovensko. Čeprav sva vso pot – z mano se je peljala – in kadar sva bili sami, govorili slovensko, je začela takoj [govoriti nemško], če je kdo drug poslušal.“ Mnogo težje in marsikdaj povsem nemogoče 179 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled pa je bilo obdržati slovenščino kot materni ali občevalni jezik tistim, ki so sami prišli v večinoma nemškogovoreče vasi. Maria V., 80-letna gospa, ki živi danes v avstrijskem Gosdorfru, otroštvo in mladost je preživela blizu meje v takratni državi SHS, govorila pa je tako slovensko kot nemško („Pri nas je bilo tako, da si se moral vendar vse z vsakim pogovoriti. Moral si vse znati, v obeh jezikih.“), mi je na primer pripovedovala o tem, kako je morala enega za drugim opustiti oba jezika, ki ju je obvladala: najprej je veljalo v jugoslovanski državi pozabiti nemški jezik, in končno, ko je s svojo družino v 50-ih prebegnila čez mejo v Avstrijo, se je izguba jezika ponovila – tokrat se je odpovedala slovenščini, saj pri uradnikih in sosedih ni hotela vzbujati še več sumničenja, kot ga je že sicer zaradi svojega stigmatiziranega porekla „od tam preko“: živeča bivša prebivalka Apaškega polja: „Tisto so bili tihi časi. Takrat nisi smel nič pametnega povedati po nemško. Tako je bilo to. Če bi te kdo slišal …“ Ovadbe organom pregona niso bile nobena redkost, strah se je še dolgo širil, mogoče je bilo, če te je kdo – na primer kak sosed – zasačil pri uporabi svoje materne ali pogovorne nemščine. Še leta 1973 je bil na primer nagrobni kamen z nemškim napisom, ki so ga uredili na pokopališču v Apačah, omenjen v časopisu, saj so se ljudje še vedno obregovali ob uporabo nemškega jezika.13 Da so o takem napisu poročali celo javni mediji, pa nedvomno dokazuje tudi to, kako redka je že do takrat postala raba nemščine kot maternega ali občevalnega jezika. In ste tukaj potem govorili le še nemško? „Samo še nemško [smeh]. Od naših otrok ne zna več nobeden nič slovensko.“ Pa je vaše otroke kaj zanimalo, da ste zrasli „tam čez“? So hoteli o tam mnogo izvedeti? „Ne, ničesar. O tem nismo niti ničesar pripovedovali. Rekli smo jim le, da smo od tam in prav nič več. In danes tako ali tako ne zna nihče več slovensko. Drugi starci prav tako ne.“ „Da, zame je najbolj osupljivo prav dejstvo, da so te zgodovinsko nastale državne meje nastale resnične meje v glavah ljudi. To se odraža v jezikovnem obnašanju, izmenjavi spominov, v tem, o čemer se govori oziroma ne govori. Meje so tudi lastni notranji odpori, ki so pri tem dejavni.“14 Kot je čutiti že iz te zgodbe, je bila v prvih desetletjih po vojni nemščina v Jugoslaviji prav tako tabuizirana kot slovenščina v obmejnem območju takratne Avstrije. Maloštevilni nemškogovoreči prebivalci in prebivalke, ki niso bili izseljeni v Avstrijo takoj po vojni, so se znašli sredi prepovedi nemškega jezika, kot mi je povedala Anna P., danes v Bad Radkersburgu 180 O gledanju tja čez in odvračanju pogleda. Velika ovira pri vzpostavljanju nacionalne homogenosti ob meji je že preprosta okoliščina, da ostane drugi, prepovedani, kljub vsemu viden s prostim očesom. Dolgemu in pogosto bolečemu procesu izgubljanja večjezičnosti se je torej pridružila še praksa zatiranja, ki naj bi bila kos tej očitni okoliščini: odvračanje od radovednosti, zanimanja za druge, kar je tesno povezano z dojemanjem fizičnega prostora. Kajti cilj vsake meje je nepreglednost, da človek meje in s tem tudi omejenosti samega sebe in svoje nacionalnosti ne zaznava več. Ko tisto Zazreti se tja preko in odvrniti pogled drugo in „tisti z one strani“ (kot na avstrijski strani radi imenujejo Slovence/Slovenke) niso več opaženi ali pa so vsaj izključeni iz zavesti, ko ni več povsem mogoče niti njihovo popolno pojavljanje v vidnem polju – šele takrat doseže meja svoj resnični namen. Meje lahko sprožijo dve vrsti reakcij – radovednost in identifikacijo ali obrambo -, meni kulturna antropologinja Elisabeth Katschnig-Fasch: „Tisto tuje za izkustvenim pragom je zastrašujoče in grozljivo, tisto izven je vabljivo in hkrati obremenjujoče. Spominja na zrcalno podobo, […] za katero bi radi pokukali in za njo odkrili sami sebe. Z nemirom pa raste občutek potrebe, da bi meje prestopili.“ Kaj pa, če meje – kot se je dogajalo skoraj vse leto 1945 – sploh ni več mogoče prestopiti? […] Da, oče je vsak dan šel tja, vsako nedeljo. Umrl je vendar zaradi melanholije, ta mu je povzročila raka. Prav do meje je hodil.“ (Anna S., 79 let, Ratschendorf, A, njen oče je vsako nedeljo gledal iz Avstrije v Jugoslavijo, kjer je z družino živel do prisilne izselitve.) Med neformalnimi pogovori in pripovednimi intervjuji, ki sem jih opravila s starejšimi prebivalci in prebivalkami ob meji, sem vedno znova naletela na pojem „gledanja tja čez“, kar pomeni zelo konkretno početje. V času „mrtve meje“ so hodili ljudje prav do Mure in gledali na drugo obrežje, ki so ga pogrešali in želeli, a se mu ni bilo mogoče približati v resnici: Poželjive poglede tja na drugo stran, radovednost do tistega, kar ni več smelo biti njihovo, je bilo treba spraviti pod kontrolo, saj bi sicer gledanje hitro preraslo v trgovanje in pogledi v prehajanje meje. Zato so mejni stražarji na poskuse, da se stiki s „tistim tam preko“ ne bi povsem pretrgali, ponavadi odgovarjali s toliko bolj vehementnimi demonstracijami sile in avtoritete. Tako so decembra 1945 jugoslovanski vojaki ustrelili več mladih ljudi, ki so skušali ilegalno prečkati Muro, da bi prišli do svojih starih hiš v Jugoslaviji.15 Moji sogovorniki/ sogovornice so mi venomer pripovedovali, da je bilo na jugoslovanski strani mnogo aretacij, za katere je zadostovalo že to, da se je nekdo le zadrževal v bližini Mure. Da bi olajšali odkrivanje „nepooblaščenih oseb“, so v veliki meri posekali tudi drevesa tik ob rečni obali. Tako sta postali reka in njena obala vedno bolj prepovedani coni in prostora strahu. Sčasoma se je pustil ukrotiti tudi hrepeneči pogled: Anna S. (glej gornji citat) je bila „izseljenka“, „Tudi mene so nekajkrat zaprli, ker sem gledala tja preko. Čez Muro. So mi rekli, kaj to gledaš tam čez, pa sem odvrnila, da so tam čez moji ljudje, oni so bili na tisti strani Mure, jaz pa preko. Da, njih sem morala pozabiti.“ (Maria V., 80 let, Gosdorf, A, je začela gledati iz Jugoslavije čez Muro v Avstrijo, ko se je v Avstrijo preselil del njenega sorodstva.) „Moj oče je umrl pri 49 letih, tudi od trpljenja. Doktor je povzdignil glas: ‚Ker vedno znova hodiš gledat hiše tam čez, si zdaj tudi zbolel.‘ „Tudi mi smo v tistih težkih časih pogosto gledali preko. Pa kaj naj bi storili. Nič ni bilo mogoče storiti.“ Se je videla hiša, kjer ste prej stanovali? „Da. […] Še posebno pomladi, ko je listje še na tleh.“ (Anna P., 84 let, Radkersburg, A, ki je gledala proti Jugoslaviji, potem ko se je bila leta 1946 prisiljena izseliti.) 181 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled katere oče je zbolel in umrl, ker je „venomer gledal preko proti domu“, in njena mati zato „ni bila več radovedna, kaj je s hišo“, ko se ji je končno ponudila priložnost, da je spet obiskala Jugoslavijo. Tako se je njena hčerka M. ob prvi priložnosti odpeljala v jugoslovansko vas, kjer je odraščala, da bi si ogledala, kaj je ostalo od nekdanjega doma. A v hišo ji niso pustili več vstopiti in bivši sosedje so se obrnili stran, kol so jo videli prihajati: „To je bilo zame tukaj notri [roko je položila v bližino srca] natančno tako, kot če bi se mi vse zlomilo.“ Po tistem se je tudi sama le še redkokdaj odpeljala čez mejo, čeprav še vedno sanja „le o domu tam preko“. Tudi Anna P (glej gornji citat), katere sestra je ostala v Jugoslaviji, ker je bila poročena z jugoslovanskim državljanom, medtem ko se je sama izselila v Avstrijo, je šla, čeprav se je po dolgih letih meja prvič vsaj malo odprla, izrazito redko čez mejo. Da je lastno sestro po letu 1945 komaj še kdaj videla, redkobesedno pojasni, češ da „je sestra zdaj tam čez, in vsak ima sam kaj zase, torej se za to ni treba preveč brigati...“ Kako se spominjati? „Svojega zgodnjega sebstva nikakor ne moremo zlahka pozabiti, kajti preteklost je glede na naše izkušnje izredno žilavo in vztrajno bitje, ki deluje v nas, četudi se mu odrečemo ali se mu hočemo odreči.“16 Skozi desetletja je bilo življenje na meji med južno Avstrijo in severno Slovenijo zaznamovano s črto ločnico v prostoru, ki se je napajala s podobami nacionalnega sovražnika in bila obremenjena z bolečimi spomini in okrepljena s kolektivnim molkom. Diskurz, ki se je v medijih in politiki razvil okrog 1. maja 2004, je pogosto želel poudarjati nepomembnost te meje, olepševati preteklost in preprosto 182 zamižati pred starimi zamerami, je zanikal življenjske in trpljenjske zgodbe mnogih, ki so se morali na pogosto boleč način naučiti živeti ob meji. Spominjanje in pozabljanje, elementa, ki sta pripomogla, da se je pomen učinka meje okrepil, je treba dojeti tudi glede na vplive, ki sta jih imela na življenje ljudi. Bolečih spominov pa zato še ne smemo ponovno podvreči potlačitvam niti razglasiti za nekaj nepomembnega, ampak se velja tem bolj spopasti z njihovim pomenom v starem, nacionalno obremenjenem kontekstu, da bi jih lahko končno postavili v okvir novih odnosov in spoznanj. To pa zahteva bolj poglobljeno preučevanje, kako in zakaj so bile zarisane državne meje, kaj so pri tem vključile in kaj izključile in, ne nazadnje, kaj se je pri tem predvsem pod zaščitnim znakom vedno enega v dolgih letih izgubilo na področjih heterogenosti, večjezičnosti, čezmejnega znanja. (Nacionalne) države so obstajale. Zdaj imamo priložnost, da dosežemo zares enakopraven in meja prost prostor, kjer bomo lahko – zavedajoč se tako razlik kot enakosti – šli drug drugemu naproti. Zazreti se tja preko in odvrniti pogled OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Gerhard Mumelter, Zadnje razdeljeno mesto v Evropi raste skupaj (http:// derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]) . Robert Lenhard, Dobrodošli!, v: Kleine Zeitung (jug & jugozahod), 1. 5. 2004. Dieter Kindermann, Tudi zidovi v glavah prebiti, v: Kronen-Zeitung, 1. 5. 2004. Andreas Schnauder, Nobenega zanimanja za evropske volitve v novih članicah, v: Die Presse, 8. 5. 2004. Eno leto po širitvi EU se zdi, da se je po vsej Avstriji razširjena skepsa zgolj skrčila v neko vrsto brezbrižnosti. Na tak sklep napeljuje novinarska analiza anketnih odgovorov, objavljena v Profilu: „Niti ni tako hudo […], da kar 54 % Avstrijcev ne čuti ‚nobenega učinka‘ desetih novih članic EU. Bolj zaskrbljujoče je, da kar 33 % vprašanih meni, da je pristop novih držav ‚prinesel več škode kot koristi‘. Da pa le 8 % vidi ‚več koristi‘, je – milo rečeno – osupljivo.“ (Florian Kugler, Ponosni na širitev, v: Die Presse, 29. 4. 2005. Širitev EU na vzhod: Zaupanje in dvom pri Avstrijcih!, v : Kronen-Zeitung, 1. 5. 2004. Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. izd. New York-London 1991, str. 6. Karl-Markus Gauß, Evropska abeceda. München 2000, str. 125. Za ta kratki pregled sem povzemala predvsem: Haberl-Zemljič, Pustiti jezik v vasi. Ohranjanje in opuščanje slovenskega jezika v okolici Radgone – Znanstvena zbirka Pavlove hiše, zv. 6. Potrna 2004; Hermann Kurahs, Temeljne poteze zgodovine Radgone, v: Hermann Kurahs-Erwin ReidlingeErwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 in. Beatrix Vreča, Mejni mostovi čez Muro pri Radgoni v 20. stoletju, v: Sem in tja – Feldbaški prispevki k domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, H. 7. Feldbach 1998. Biti človek ob meji pomeni tudi veliko ranljivost. Pogovor med Ilse Pollack in Eduardom Staudingerjem, v Leibnitz Aktuell, VI/2001. Haberl-Zemljič, Jezik, str. 97. Haberl-Zemljič, Jezik, str. 34. Franz Josef Schober, Pokopališče onstran vodotoka. Pokopališče v Apačeah/Abstall kot družinski, krajevni in časovnoizpovedni vir, v: Britanci v okrajih Feldbach in Radkersburg. Feldbach: 2005 – Feldbaški prispevki k domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, izd. 9/10, str. 229. Človek na meji. Rudolf Grasmug-Johann Praßl-Franz Josef Schober, Tako je to bilo 19381945. 50 let od konca vojne na Štajerskem – Zapisi iz „Muzeja v Taboru“, zv. 3. Feldbach 1996, str. 43f. György Konrád, Širitev sredine. Evropa in Vzhodna Evropa ob koncu 20. stoletja. Dunaj 1999, str. 13. 183 Bildgalerie – galerija slik VI Oktober 2005: Symposion – oktober 2005: Simpozij - Ko ni več meja, veleposlanik Ernest Petrič Janez Kramberger 184 Franc Pukšič Trate v Evropski uniji Trate v Evropski uniji Brezbrižnost do obmejnih krajev: odgovornost krajanov, občin ali države? � Text: Sonja Bezjak Trate ležijo v Slovenskih goricah in z edinim mostom čez Muro med Šentiljem in Gornjo Radgono predstavljajo pomembno mednarodno prometno povezavo s čezmejnimi avstrijskimi kraji, tako v smeri proti Lipnici kot tudi proti Gradcu in (avstrijski) Radgoni. Zgodba o Tratah je podobna še kateri slovenski zgodbi, ki skupaj ne sodijo v zbirko tistih o uspehu. Ljudje pred Petkovim mlinom in žago v času pred drugo svetovno vojno 185 Trate v Evropski uniji Delavci pred stroji v Petkovem mlinu po drugi svetovni vojni – Die Arbeiter in der Petek-Mühle nach dem Zweiten Weltkrieg In prav je, da se kdaj pa kdaj spomnimo tudi teh malo manj uspešnih krajev. Še posebej takih obmejnih, ki smo s 1. majem 2004 svojim avstrijskim sosedom z ‘’dvignjeno rampo’’ postali mnogo bližji. Ob slavnostnem zgodovinskem sprejemu smo, sicer ponosni Slovenci, Tratenčani avstrijske sosede sprejeli zapuščeni, razpadajoči in zaraščeni. Ob glavni cesti, ki pelje iz avstrijskega Cmureka (Mureck) preko Lenarta proti Mariboru ali preko Šentilja proti Mariboru, je v dolžini manj kot 1.800 metrov vsaj enajst sramotno razpadajočih in zanemarjenih objektov. Razpadajoči objekti so dokaz gospodarsko in kulturno dejavne preteklosti na eni in kasnejših neugodnih družbeno-političnih razmer na drugi strani. Naj navedem le nekaj 186 znamenitosti kraja, ki ne premore kaj več kot 300 vaščanov: grad, dvorec, eden prvih mlinov na elektriko, odkriti temelji puščavniške kapele, ena najstarejših lip na Slovenskem, več desetletij stara redka še ohranjena drevesa: bukve žalujke, ciprese, platane, okrasne češnje, samorasle tise..., ena večjih še ohranjenih kleti v Slovenskih goricah, ostanki kamnoloma in apnenice, pekarna, gospodarska poslopja spodnjega in gornjega gradu… Leta 1918, ko je bila vzpostavljena državna meja, so Trate ostale odrezane od pomembnega dela trga. S svojo mejno pozicijo so bile v časih med obema vojnama in po drugi svetovni vojni deležne le pozornosti v smislu preprečevanja tihotapljenja. Poostren nadzor in umetno prekinjena povezava s sosedi pa je za Trate Trate v Evropski uniji Novi Kinek oziroma Gornji grad oziroma Kapralov grad oziroma Hannsonov grad v tridesetih letih 20. stoletja – Das Schloss Novi Kinek bzw. Oberes Schloss zw. Schloss Kapral bzw. Schloss Hannson in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts pomenila izolacijo. Pot proti severu je bila omejena, zmanjšal se je tranzit in prekinjeno je bilo trgovanje s čezmejnimi kraji. Leta po drugi svetovni vojni, ko so se številni slovenski kraji razvijali, Tratam niso bila naklonjena. Gospodarska dejavnost je v okrnjenih razmerah in pod nacionalizacijskimi postopki zastala in v sedemdesetih letih 20. stoletja, ko je zastal še mlin, tudi dokončno izdahnila. Lahko bi rekli, da je to pač zgodba obmejnih krajev, ki so oddaljeni od središča sprejemanja odločitev in zato deležni kvečjemu drobtinic kruha, ki ga režejo centri. Pa bi se potem isto moralo goditi tudi sosednjemu Cmureku, ki se je v desetletjih ločenega življenja razvil in uspešno prilagodil novim razmeram in potrebam trga. Po več kot osemdesetih letih ločenega življenja pričakujemo, da se bodo vezi s sosednjim in za Trate najbližjim mestom močno okrepile in presegle zgolj slovensko nakupovanje v cenejših avstrijskih trgovinah ter nedeljske obiske Avstrijcev v naših kmečkih turizmih. In da si krajani Trat želijo svojim sosedom enakovredno stati ob boku, je seveda povsem razumljivo. Najmanj hvaležno do zaskrbljenih krajanov bi bilo, da bi zaradi vsesplošne slovenske brezbrižnosti Trate s svojimi naravnimi in kulturnimi danostmi morale postati zanimiva in poceni priložnost sosedom iz druge države. In kako so krajani, Občina Šentilj in država Slovenija, skrbeli za razmere na Tratah? Težave z zgodovinskimi objekti na Tratah se seveda začno že pri samih lastnikih. Novi Kinek oz. Gornji grad je v lasti Sadjarstva Lenart, ki je že dalj časa v stečajnem postopku in z objektom nima nobenih načrtov. Petkov mlin je v zasebni lasti nepremičninske družbe iz Maribora, ki je stavbo kupila in jo prepustila 187 Trate v Evropski uniji Služinčad v angleškem vrtu v času dr. Kapralova – Das Gesinde im Englischen Garten in der Zeit von Dr. Kapral nadaljnjemu propadu. Spodnji grad je v lasti Ministrstva za delo, družino in socialne zadeve RS, ki ga namerava prepustiti Ministrstvu za kulturo RS. Kaj bo le to z njim, se seveda še ne ve. Potem imamo pa občino, ki zaenkrat še ni pripravila razvojne strategije v smislu revitalizacije tratenških objektov. In ne le to, z odloki je občina navedene objekte zaščitila, vendar pa ni poskrbela za njihovo izvajanje. Odlok o prostorskih ureditvenih pogojih za razpršeno gradnjo v Občini Šentilj (sprejet 16. 10. 2003) v 42. členu, ki govori o kulturni dediščini, jasno določa: ‘’Za vse posege na objektih kulturne dediščine in njihovih vplivnih območjih je potrebno v fazi izdelave projekta za pridobitev dovoljenja za poseg v prostor pridobiti pogoje in soglasja, ki jih izda pristojno ministrstvo.’’ Iz seznama kulturne dediščine (kjer je naveden Zavod za varstvo kulturne dediščine Slovenije, OE Maribor, julij 2002) je povsem jasno razvidno, da v to kategorijo sodijo naslednji objekti na Tratah: Grad Cmurek, ki mu domačini rečejo kar Spodnji grad, dvorec Novi Kinek, ki mu domačini rečejo Gornji grad, Brdonslova kapelica in Petkov mlin. Razen kapelice je prihodnost ostalih treh objektov povsem nejasna. Spodnji grad (grad Cmurek) je vse do lanskega leta dajal zavetje Zavodu za duševno in živčno 188 Cmureški grad in most v času prve svetovne vojne – Schloss Mureck im Zeitraum des Ersten Weltkriegs Dvorišče cmureškega gradu v času med prvo svetovno vojno – Hof des Schlosses Mureck während des Ersten Weltkrieges bolne Hrastovec-Trate. Grad, ki ga zgodovinski viri prvič omenjajo v 11. stoletju, je še zmeraj v solidnem stanju. Kakšna bo njegova prihodnost zdaj, ko ga je navedena ustanova po več desetletjih upravičeno zapustila, ni znano. Nikomur. Občina se ga, kot kaže, na veliko otepa. Ministrstvo za delo, družino in socialne zadeve, v čigar lasti je grad, pa zaenkrat ni predstavilo še nobenega projekta. Petkov mlin tako imenujemo po zadnjem zasebnem lastniku pred nacionalizacijo. Okoli leta 1912 ga je dal postaviti Anglež Hannson, ki je v tistih časih prebival v Novem Kineku. Po ustnem izročilu naj bi bil ta mlin eden prvih na elektriko v Kraljevini Jugoslaviji. Zadnjih dvajset let je zapuščen. Namesto da bi služil svojemu primarnemu ali kakšnemu drugemu namenu, z njega odpadata omet in opeka. Najbolj zanimivo in najbolj tragično se Trate v Evropski uniji zgodba zapleta v primeru Novega Kineka. Zgradba služi stanovanjskim namenom in je kot taka izpostavljena ne samo zobu časa, kot je to opazno v primeru mlina, ampak je poleg vsega izpostavljena še nasilnim in nenadzorovanim posegom. Z grobimi posegi je prezidana dvorana, ki je v začetku 20. stoletja predstavljala salon in knjižnico, po nacionalizaciji pa je bila namenjena kulturnim prireditvam. Prezidan je tudi prehod pod teraso. Ponekod so stara okna že nadomestili z neustreznimi sodobnimi okni s plastičnimi okvirji. Da ne govorimo o puščanju strehe, zamakanju in neurejeni kanalizaciji. Kljub temu, da obstaja pravna podlaga za zaščito kulturne dediščine pred nekontroliranimi in agresivnimi posegi, zgolj nekaj navedenih dejstev s Propadajoče pročelje Petkovega mlina, avgust 2005 – Die verfallende Fassade der terena priča o tem, da pristojne oblasti Petkov Mühle im August 2005 ne izvajajo nadzora nad stanjem in posegi v objekte, ki so jih same označile za kulturno dediščino. V 43. členu istega odloka nadalje piše: ‘’Na območju PUP za razpršeno gradnjo v Občini Šentilj se nahajajo naslednje naravne vrednote in regijski park, ki so predlagani za zavarovanje (op.a.: navajam samo tiste s Trat): Grajska lipa pri gradu Cmurek in Grajski park Trate’’. In nadalje: ‘’Za vse posege na zgoraj navedenih območjih oz. v bližini naravnih vrednot, je Porušene stopnice Kapralovega grada so včasih iz terase vodile v lepo urejen park potrebno pridobiti naravovarstvene – Die verfallenen Treppen des Schlosses Kapral führten einst in den schön gepflegten Park pogoje in naravovarstveno soglasje, ki ga izda pristojno ministrstvo’’. V primeru Grajskega parka Trate se je od prakse. Sredi novembra 2003 je Zavod za ponovno izkazalo, kako daleč je lahko teorija gozdove OE Maribor (lastnik parka je Sklad 189 Trate v Evropski uniji kmetijskih zemljišč in gozdov RS) začel sanitarno sečnjo z razlogom, da zameji in odpravi podlubnika. Vse lepo in prav, vendar že bežen sprehod skozi park daje vedeti, da so za sečnjo označena tudi drevesa, ki so videti povsem zdrava. Tri markirane bukve ne kažejo prav nobenega znaka, da jih je napadel podlubnik. Po pritisku krajanov in z voljo pristojnih organov je sečnja začasno ustavljena. Srečko Štajnbeher, vodja OE Zavoda za varstvo kulturne dediščine, pravi: ‘’Glede na to, da sta tako dvorec kot park vpisana v register nepremične kulturne dediščine, kar pomeni, da sta pod zaščito, bi morala naša služba pripraviti konzervatorski program za vse predvidene posege. Tudi v tem primeru, ko gre za sečnjo v gozdu, oziroma v parkovnem območju gradu, bi to morali storiti.’’ Jožef Mrakič, vodja Zavoda za gozdove OE Maribor, dodaja, da bodo nadaljnji ukrepi v gozdu potekali v dogovoru z Zavodom za varstvo kulturne dediščine. Iz vsega zgoraj napisanega je povsem jasno, da bi dogovori morali teči avtomatično, brez pobud in zahtev krajanov ter posredovanja občine, že preden je sečnja sploh začela teči. Ali smo zgolj krajani odgovorni za nadzor nad izvajanjem občinskega odloka? Če se vrnemo nazaj in žalostne razmere na Tratah pogledamo iz drugega zornega kota, ugotovimo, da bo kraj z vstopom v EU in s svojo novonastalo primestno pozicijo izpostavljen številnim novim možnostim in priložnostim. Z željo, da bi zastalo 190 Zazidan prehod pod teraso, plastična okna in neurejena kanalizacija kazijo podobo podeželskega dvorca – Der zugemauerte Durchgang unter der Terasse, Fenster mit Kunsstoffrahmen und die nicht geregelte Kanalisation verunstalten die Gestalt des Landschlosses Zapuščen in razpadajoč prizidek Petkovega mlina je v osemdesetih letih gostil punk-rockovsko sceno – Der verlassene und zerfallende Zubau der Petek-Mühle beherbergte in den 80er Jahren die Punkrock-Szene Trate in der Europäischen Union kolesje premaknili in ga obrnili sebi in širši družbi v korist, so se zaskrbljeni Tratenčani združili v Iniciativni odbor za Trate. Nastala je pregledna brošura, v kateri nazorno popišejo razmere v svojem kraju in izrazijo dolgoročni cilj, da obstoječe objekte, ki trenutno kazijo kraj in s svojim propadom potencialno ogrožajo ljudi v okolici, ne le ohranijo, pač pa obnovijo s ciljem širše družbene koristi. Vse prej kot kmetijstvu prilagojeni kraj bi z razvojno strategijo in sredstvi lahko izkoristil svoje kulturne in naravne danosti. Denar je moč – kadar občinski proračun ne seže tako daleč – črpati iz različnih mošenj Evropske unije in prav tukaj imajo prednost obmejne regije. Z voljo in pobudami, kot jih na pristojne organe naslavljamo krajani Trat, se iz pozabe da privleči še tako zanemarjene objekte in jih spremeniti v življenja polne, funkcionalne in profitabilne. Očitno pa so volja in pobude zaskrbljenih krajanov veliko premalo, da bi pognali več kot desetletje mirujoče kolesje Občine Šentilj. Trate in der Europäischen Union Die Gleichgültigkeit gegenüber grenznahen Orten: Eine Frage der Verantwortung der Bewohner, der Gemeinde oder des Staates? Trate liegt in den Slovenske Gorice (Windische Bühel) und stellt mit der einzigen Brücke über die Mur zwischen Šentilj und Gornja Radgona eine wichtige internationale Verkehrsverbindung zu den grenznahen österreichischen Orten dar, sowohl in Richtung Leibnitz und Graz als auch nach Bad Radkersburg. Die Geschich- te von Trate zählt nicht zu den slowenischen Erfolgsgeschichten. Dennoch sollte man sich hin und wieder auch an diese etwas weniger erfolgreichen Orte erinnern, insbesondere an die grenznahen, die seit dem 1. Mai 2004 durch den EU-Beitritt Sloweniens den österreichischen Nachbarn näher gerückt sind. Bei den Feierlichkeiten anlässlich dieses historisch bedeutsamen Ereignisses haben wir, die Bewohner von Trate, ansonsten auf ihr Land stolze Slowenen, die österreichischen Nachbarn in einem verfallenden Ort empfangen. Entlang der Hauptstraße, die aus Mureck über Lenart oder über Šentilj Richtung Maribor führt, befinden sich auf einer Strecke von weniger als 1.800 Metern zumindest elf verfallende Objekte, die ein Beleg für die ungünstigen wirtschaftlichen und gesellschaftlich-politischen Verhältnisse auf der slowenische Seite der Grenze sind. Ich erwähne hier nur ein paar Sehenswürdigkeiten dieses Ortes, in dem nicht viel mehr als 300 Dorfbewohner leben: das Schloss, den Gutshof, eine der ersten elektrisch betriebenen Mühlen, die Ausgrabungen von Fundamenten einer Einsiedlerkapelle, eine der ältesten Linden Sloweniens, seltene, mehrere Jahrzehnte alte, gut erhaltene Bäume (eine seltene Buchenart, Zypressen, Platanen, japanische Kirschen, wild wachsende Eiben...), einen der größten noch erhaltenen Weinkeller in den Windischen Büheln, die Überreste eines Steinbruchs und einer Kalkgrube, eine Bäckerei, die Wirtschaftsgebäude des Unteren und des Oberen Schlosses ... Im Jahre 1918, als die Staatsgrenze gezogen wurde, wurde Trate von seinem wirtschaftlichen Umfeld getrennt. In der Zwischenkriegszeit und Nachkriegszeit erlangte der Ort nur auf Grund des Kampfes gegen den Schmug- 191 Trate in der Europäischen Union gel Aufmerksamkeit. Die verschärfte Überwachung der Grenze und die künstlich unterbrochene Verbindung zum Nachbarn bedeuteten indessen für Trate die Isolation. Der Weg Richtung Norden war eingeschränkt, der Transit nahm ab, und der Handel mit den grenznahen Orten wurde unterbrochen. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, in denen sich andere slowenische Orte positiv entwickeln konnten, brachten für Trate hingegen keinen Aufschwung. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde sowohl durch die geographische Randlage als auch durch die Verstaatlichung stark beeinträchtigt und erreichte in den siebziger Jahren mit der Einstellung der Mühle ihren negativen Höhepunkt. Man könnte sagen, dass dies eben das Schicksal von grenznahen Orten ist, die vom Zentrum, in dem die Entscheidungen gefällt werden, weit entfernt sind. Dem aber widerspricht die Situation im benachbarten Mureck, das sich in den Jahrzehnten der Trennung weiterentwickelt und erfolgreich den neuen Verhältnissen und Marktbedürfnissen angepasst hat. Nach mehr als achtzig Jahren der Trennung vom nördlichen Nachbarn erwarten wir, dass die Beziehungen zum benachbarten Mureck stark ausgebaut werden und über den Einkaufstourismus der Slowenen in den billigeren österreichischen Geschäften und über Buschenschankbesuche von Österreichern in Slowenien hinausgehen. Dass die Einwohner von Trate den Nachbarn ebenbürtig sein wollen, ist selbstverständlich. Die wohl schlechteste Situation für die Bewohner wäre es, wenn Trate mit seinen natürlichen und kulturellen Besonderheiten auf Grund der allgemeinen slowenischen Gleichgültigkeit dem Ausverkauf an das Ausland preisgegeben würde. Es stellt sich die Frage, 192 wer für die tristen Verhältnisse in Trate verantwortlich ist: die Bevölkerung, die Gemeinde Šentilj oder der slowenische Staat? Die Schwierigkeiten mit den historischen Objekten in Trate beginnen schon bei den Eigentumsverhältnissen. Novi Kinek, damit ist Gornji grad (das Obere Schloss) gemeint, befindet sich im Eigentum von Sadjarstvo Lenart (Obstbau Lenart), das schon längere Zeit in einem Konkursverfahren steckt und das für das Objekt derzeit keine weiteren Pläne hat. Die Petek-Mühle (Petkov mlin) ist Eigentum einer Immobiliengesellschaft aus Maribor, die das Gebäude gekauft, aber dem weiteren Verfall überlassen hat. Spodnji grad (das Untere Schloss) befindet sich im Besitz des Ministeriums für Arbeit, Familie und Soziales, das beabsichtigt, es dem Ministerium für Kultur zu überlassen, dessen Pläne betreffend das Gebäude jedoch noch nicht bekannt sind. Auch die Gemeindeverwaltung von Šentilj hat noch kein Konzept für die Revitalisierung der Gebäude in Trate. Und nicht nur das: Die Gebäude stehen zwar auf Grund von Verordnungen unter dem Schutz der Gemeinde, diese aber unternimmt nichts zu deren Umsetzung. Der Artikel 42 der Verordnung zum Flächenwidmungsplan der Gemeinde Šentilj (beschlossen am 16.10.2003), der sich auf das kulturelle Erbe bezieht, besagt eindeutig: „Für alle Veränderungen an Objekten des kulturellen Erbes und dessen Umgebung ist es in der Phase der Projektausarbeitung notwendig, sämtliche Genehmigungen […] für Eingriffe in die Bausubstanz […] beim zuständigen Ministerium einzuholen.“ Zu den Objekten kulturellen Erbes zählen laut einer Liste des Amtes zum Schutz des kulturelles Erbes, Verwaltungskreis Maribor, vom Juli 2002 folgende Objekte in Trate: Schloss Mureck, das die Einheimischen Trate in der Europäischen Union Spodnji grad (Unteres Schloss) nennen, der Gutshof Novi Kinek, von den Einheimischen Gornji grad (Oberes Schloss) genannt, die Kapelle Brdonslova und die Petek-Mühle. Abgesehen von der kleinen Kapelle ist die Zukunft der übrigen Objekte völlig ungewiss. Das Schloss Mureck beherbergte bis zum vorigen Jahr die Anstalt für psychisch Kranke Hrastovec-Trate (Zavod za duševno in živčno bolne Hrastovec-Trate). Das Schloss, das im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wird, befindet sich immer noch in gutem Zustand. Welche Zukunft das Schloss jetzt erwartet, nachdem die Heilanstalt nach mehreren Jahrzehnten ausgezogen ist, ist unklar. Die Gemeinde will es allem Anschein nach loswerden. Das Ministerium für Arbeit, Familie und Soziales, in dessen Eigentum sich das Schloss befindet, hat aber bislang noch kein Projekt vorgestellt. Die Petek-Mühle ist nach dem letzten privaten Eigentümer vor der Verstaatlichung benannt. Sie wurde um das Jahr 1912 vom Engländer Hannson errichtet, der zu dieser Zeit auf Novi Kinek gelebt hat. Nach mündlicher Überlieferung war sie eine der ersten mit Strom betriebenen Mühlen im Königreich Jugoslawien. Die letzten Jahrzehnte steht die Mühle still und verfällt. Interessant und zugleich tragisch ist die Geschichte von Novi Kinek. Das Gebäude wird als Wohnhaus genutzt und ist als solches – wie auch die Petek-Mühle – nicht nur dem Zahn der Zeit, sondern auch unsachgemäßen baulichen Eingriffen ausgesetzt. Diese betreffen den Saal, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Bibliothek diente und nach der Verstaatlichung für Kulturveranstaltungen genutzt wurde, und den Durchgang unter der Terrasse. Stellenweise wurden die alten Fenster durch nicht entsprechende moderne Fenster mit Kunststoffrahmen ersetzt. Vom lecken Dach, dem Eindringen von Wasser und der nicht geregelten Kanalisation gar nicht erst zu sprechen. Obwohl Gesetze zum Schutz des Kulturerbes gegen unkontrollierte und unsachgemäße Eingriffe bestehen, beweisen die angeführten Beispiele, dass die zuständigen Behörden ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen. Der Flächenwidmungsplan der Gemeinde Šentilj weist im Artikel 43 die Schlosslinde beim Schloss Mureck und den Schlosspark Trate als Naturdenkmäler aus. Für alle Eingriffe an den betreffenden Objekten bzw. in deren Nähe müssen Genehmigungen beim zuständigen Ministerium eingeholt werden. Am Beispiel des Schlossparks Trate zeigte sich wieder, wie weit Theorie und Praxis auseinander liegen können. Mitte November 2003 hat die Forstbehörde des Verwaltungsbezirks Maribor (der Besitzer des Parks ist der Fonds landwirtschaftlicher Grundstücke und Wälder der Republik Slowenien) mit Holzschlägerungsarbeiten mit der Begründung des Befalls der Bäume durch Borkenkäfer begonnen. Doch schon ein flüchtiger Spaziergang durch den Park zeigt, dass auch Bäume zur Schlägerung freigegeben wurden, die einen gesunden Eindruck machen. Auf Grund von Interventionen von Einwohnern erteilte die zuständige Behörde schließlich die Weisung zur vorübergehenden Einstellung der Ausholzung. Srečko Štajnbeher, Leiter des Amtes zum Schutz des Kulturerbes im Verwaltungsbezirk Maribor bestätigte, dass „sowohl der Gutshof als auch der Park im Register des immobilen Kulturerbes eingetragen sind, d.h. dass sie unter Schutz stehen, und unsere Behörde müsste ein konservatorisches Konzept bezüglich aller vorgesehenen baulichen Maßnahmen erstellen. Auch im Falle von Aushol- 193 Trate in der Europäischen Union zungen im Schlosspark müsste dies der Fall sein.“ Jožef Mrakič, Leiter der Forstbehörde Maribor, fügt hinzu, dass weitere Eingriffe im Wald in Zukunft in Absprache mit dem Amt zum Schutz des Kulturerbes erfolgen werden. Aus dem Gesagten geht hervor, dass die genannte Behörde von sich aus vor Beginn der Schlägerungen hätte tätig werden müssen und nicht erst nach Protesten der Bevölkerung. Oder sind wir als Bewohner von Trate gar für die Umsetzung der Gemeindeverordnung verantwortlich? Wenn wir die tristen Verhältnisse in Trate aus einem anderen Blickwinkel betrachten, können wir feststellen, dass sich dem Ort seit dem EU-Beitritt Sloweniens neue Perspektiven und Chancen eröffnen. Aus dem Wunsch nach Veränderung haben sich engagierte Einwohner von Trate zu einer Initiative für Trate (Iniciativni odbor za Trate) vereint. In einer übersichtlichen Broschüre werden die Verhältnisse in Trate dargestellt und das langfristige Ziel zum Ausdruck gebracht, die verfallenen Baudenkmäler, die derzeit den Ort verunstalten und potenziell auch Personen gefährden, nicht nur zu erhalten, sondern auch einer breiten gesellschaftlichen Nutzung zuzuführen. Mit einer vernünftigen Entwicklungsstrategie könnten die natürlichen Ressourcen genutzt werden. Hierzu könnte man EU-Mittel zur Förderung der Grenzregionen lukrieren und bislang vernachlässigte Objekte vor dem endgültigen Verfall bewahren und sie lebendig, funktional und profitabel gestalten. Offensichtlich reicht aber das Engagement der Bewohner von Trate nicht aus, um die Verantwortlichen der Gemeinde Šentilj zum handeln zu bewegen. 194 O AVTORJU – ZUR PERSON Sonja Bezjak Sonja Bezjak, rojena 27.04.1978. Otroštvo in gimnazijska leta preživela na Tratah. Po končani gimnaziji študij nadaljevala na Fakulteti za družbene vede v Ljubljani in leta 2003 diplomirala iz sociologije. Trenutno pripravlja doktorsko nalogo iz sociologije na isti fakulteti. V zadnjih letih se poleg študija ukvarja še z aktualnimi problemi v domačem kraju. – Sonja Bezjak, Jahrgang 1978, hat ihre Kindheit und Jugend in Trate verbracht. Nach Abschluss des Gymnasiums inskribierte sie an der Universität von Ljubljana Gesellschaftswissenschaften und diplomierte im Jahr 2003 im Fach Soziologie, das sie nun auch für ihr Doktorat wählte. In den letzten Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit den aktuellen Problemen ihres Heimatortes. Jüdisches Schicksal an der Grenze Jüdisches Schicksal an der Grenze Zwei Teilaspekte � Text: Franz Josef Schober Auf beiden Seiten des Grenzbaches Kutschenitza/Kučnica lebten bis zum Zweiten Weltkrieg auch noch Angehörige des jüdischen Volkes bzw. der jüdischen Religion. Die Geschichte der Juden in der Stadt Radkersburg wurde von Hermann Kurahs eingehend erforscht.1 Heimo Halbrainer hat in seinem Rundgangführer „Auf den Spuren der Protestanten, Juden, Roma und Slowenen in und um Bad Radkersburg“ (Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses, Bd. 2a) der Geschichte der Juden in Radkersburg ein Kapitel gewidmet. Über die Geschichte der Juden im Prekmurje/Übermurgebiet jenseits der Kutschenitza haben im letzten Signal (Jahresschrift des Pavelhauses 2004/05) Franc Kuzmič sowie Lászlo Németh und Beata Lazar berichtet. Im Gegensatz zur eher geringeren jüdischen Bevölkerungszahl im Gebiet von Radkersburg (1934 waren es noch acht Personen) gab es im Prekmurje in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch relativ große jüdische Gemeinden (so lebten 1921 in Murska Sobota/Muraszombat/Olsnitz 179 Juden, im gesamten Prekmurje waren es 642). Die Nationalsozialisten beendeten schließlich auf schreckliche Weise auch das einstige blühende jüdische Leben im südoststeirisch-slowenischen Grenzraum. 387 Juden des Prekmurje kamen 1944 im Konzentrationslager Auschwitz oder auf dem Transport dorthin ums Leben, darunter auch das aus Radkersburg vertriebene Ehepaar Moritz und Berta Neumann. Im folgenden Beitrag soll nun kurz an zwei weitere Teilaspekte des „jüdischen Schicksals an der Grenze“ erinnert werden. Einerseits an die einst große Zahl jüdischer Kurgäste im südoststeirischen Kurort Bad Gleichenberg und andererseits an den Einsatz ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter beim Stellungsbau im Jahre 1945 an der Kutschenitza-Grenze. Frau Dr. Eleonore Lappin vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich (St. Pölten bzw. Wien) danke ich herzlichst für die Möglichkeit der Einsichtnahme in wertvolles Quellenmaterial und für ihre große Hilfe bei der Erstellung des Kapitels über den Einsatz der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter beim Stellungsbau. Jüdisches Leben im Kurort Bad Gleichenberg. 1837 fand die erste Kursaison in dem von Mathias Constantin Graf Wickenburg gegründeten südoststeirischen Kurort Gleichenberg (Bezirk Feld- 195 Jüdisches Schicksal an der Grenze Jüdische Kurgäste in Gleichenberg (Archiv W. Rauch, Privatbesitz, Bad Gleichenberg.) – Judovski zdraviliški gostje v Gleichenberg-u. (arhiv W. Rauch, privatna posest, Bad Gleichenberg) 196 Jüdisches Schicksal an der Grenze bach) statt. Wurde der Kurort in den folgenden drei Jahrzehnten vor allem vom Adel, von höheren Militärs und reichen Bürgern aufgesucht, so war Gleichenberg ab ca. 1870 auch das bevorzugte Ziel von Kurgästen jüdischen Glaubens. Die jüdischen Kurgäste kamen vor allem aus Österreich und Ungarn, daneben auch aus Polen und Galizien. Erst das Staatsgrundgesetz von 1867 brachte den Juden (mehr als dreieinhalb Jahrhunderte nach ihrer Vertreibung aus der Steiermark 1496/97) die Gleichstellung mit den anderen Staatsbürgern, und sie konnten sich nun wieder uneingeschränkt in der Steiermark aufhalten. Die jüdischen Kurgäste stellten bis 1938 einen großen Teil der Gäste in Bad Gleichenberg.2 Unter ihnen war von Juni bis September 1921 auch der aus Galizien stammende spätere Schriftsteller Manès Sperber (1905–1984), der auf der Flucht vor den Ereignissen des Ersten Weltkrieges mit seiner jüdischen Familie 1916 Wien erreicht hatte.3 Eine eigentliche jüdische Gemeinde bzw. ständig hier lebende Juden hat es in Gleichenberg aber nicht gegeben, wie auch die Volkszählungsergebnisse zeigen. Außerhalb der von Mai bis September dauernden Kursaison, also auch zum jeweiligen Stichtag der Volkszählungen (zumeist der 31. Dezember), waren keine Kurgäste in Gleichenberg, und auch der überwiegende Teil der Kurärzte war abgereist. Bei der Volkszählung 1880 gab es im Kurort Gleichenberg selbst keinen Juden, nur eine Person mit israelitischer Konfession lebte im Ortsteil Sulz. 1890 wurden im Kurort Gleichenberg elf Personen mit israelitischer Konfession gezählt, 1900 waren es noch fünf. In den Volkszählungen von 1910 und 1934 scheinen in Bad Gleichenberg keine Juden mehr auf.4 Als ein wichtiger Hinweis auf eine größere Zahl jüdischer Kurgäste in Gleichenberg nach Inkrafttreten des Staatsgrundgesetzes von 1867 ist der Umstand zu werten, dass der Baumeister Philipp Schweighofer aus Graz bereits 1869 die „jüdische Traiteurie“ (jüdische Speisewirtschaft) in einem Nebengebäude seines 1849 erbauten „Berliner Hofs“ (heute „Kirchenwirt“) in Gleichenberg einrichtete.5 1874/75 ließ Schweighofer dann gleich neben seinem „Berliner Hof“ die Villa „Stadt Petersburg“ (später „Charlottenburg“ genannt, heute Gemeindeamt und Volksschule) erbauen, wohin er dann die rituelle Küche übersiedelte. Um 1880 wird die „israelitische Küche“ in der Restauration „Stadt Petersburg“ (Philipp Schweighofer) genannt. Kurzfristig wird um diese Zeit auch eine „israelitische Küche“ in der von Helene Kremsier geführten Restauration „Hohe Warte“ erwähnt, dazu gehörte auch eine „israelitische Bäckerei“.6 1892 waren dann israelitische Küchen im 1883 erbauten „Theresienhof“ (heute „Hotel Austria“) und im bereits 1847 erbauten „Wilhelmshof“ (1991 abgetragen) zu finden.7 Während die rituelle Küche vom „Wilhelmshof“ um die Jahrhundertwende in die gleich daneben gelegene Villa „Hungaria“ (heute Internat „Rosenschlößl“) übersiedelte,8 sollte der „Theresienhof“ bis in die 1930er Jahre das wichtigste Haus für das jüdische Leben in Gleichenberg bleiben. Im Hotel „Theresienhof“ wurde bereits 1892 während der Kursaison jeden Samstag der israelitische Gottesdienst abgehalten, hier war noch bis in die 1930er Jahre der Gebetsraum für die jüdischen Kurgäste in Bad Gleichenberg.9 Als Besitzer des für das jüdische Leben in Gleichenberg besonders bedeutsamen „Theresienhofs“ findet sich vorerst Siegmund Breiner, später als Pächter Max Goldschmied 197 Jüdisches Schicksal an der Grenze Ansichtskarte Villa „Hungaria“ und „Wilhelmshof“ mit Hinweis auf das rituelle Restaurant aus dem Jahre 1896 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednica vila „Hungaria“ in „Wilhelmshof“ z napotkom o košêr restavraciji iz leta 1896 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg) 198 Jüdisches Schicksal an der Grenze und schließlich die Firma Horn & Imbermann. In einem kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erschienen Büchlein über den Kurort Gleichenberg wird für „Max Goldschmied’s Hotel und Restaurant ,Theresienhof’ […] rituelle vorzügl. Wiener Küche“ geworben.10 Im Kurort Gleichenberg lebte und arbeitete durch viele Jahre auch der aus dem Gebiet von Pápa in Ungarn stammende Beschneider, Schächter und Gastwirt Salomon Eisen, der es im Laufe der Jahre von anfänglich bescheidenen Dienstverhältnissen bis zum Hotelbesitzer brachte. Er kam bereits kurz vor der Jahrhundertwende nach Gleichenberg und betrieb vorerst über die Sommersaison (die Saison in Gleichenberg dauerte damals nur von Mai bis September) im Dorf Gleichenberg ein rituelles Speiselokal.11 Eisen war in der Folge vorübergehend für eine Saison als Schächter bei Ernestine Tritsch (Besitzerin der bereits erwähnten Villen „Wilhelmshof“ und „Hungaria“) im Dienst. In einem Büchlein über Gleichenberg aus dem Jahre 1906 findet sich dann eine Werbung für „Salamon Eisen’s rituelle Küche in der Restauration Baumer“ (= Gasthaus „Zur Hinterbrühl“ in Gleichenberg Nr. 47). Da dieses Gasthaus etwas abseits des eigentlichen Kurortes an der Straße zum Ortsteil Bärenreith lag, wurde den Gästen zur Mittagszeit gratis ein Wagen zur Verfügung gestellt.12 Beim Versuch, sein rituelles Lokal näher bei den Kuranlagen anzusiedeln, bekam Salomon Eisen auch die Auswirkungen des Antisemitismus zu spüren. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges betrieb Salomon Eisen auch ein Restaurant mit koscherer Küche im Gasthaus „Fünfkirchen“.13 1919 kaufte er schließlich die nahe bei den Gleichenberger Kuranlagen gelegene Villa „Scherbaum“, die in der Folge auch den Namen „Ho- tel Eisen“ oder Villa „Dreibaum“ hatte.14 Der jüdische Gastwirt und Hotelier Salomon Eisen verstarb 1924 im Alter von 69 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof im nahen Trautmannsdorf bestattet, der als letzte Ruhestätte für in Gleichenberg verstorbene jüdische Kurgäste diente.15 (Gleichenberg gehörte bis 1940 zur römisch-katholischen Pfarre Trautmannsdorf. Da die katholische Kirche eine Bestattung Andersgläubiger auf ihrem Friedhof nicht zuließ und dies auch den jüdischen Glaubensvorschriften widersprochen hätte, wurde nahe des katholischen Friedhofs ein jüdischer Friedhof angelegt, auf dem zwischen 1881 und 1932 fast 100 Verstorbene bestattet wurden.) Der Grabstein für Salomon Eisen ist einer der wenigen heute noch erhaltenen Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf. In Gleichenberg boten zwei Spitäler, ein christliches und ein israelitisches, auch den ärmeren Patienten die Möglichkeit, hier die Kur zu besuchen.16 Das christliche Hospital „Zum Pilger“ wurde bereits 1844 errichtet und wurde während der Sommersaison von den Barmherzigen Schwestern aus Graz betreut. Der 1883/84 gegründete Verein zur Errichtung eines israelitischen Hospitales in Gleichenberg baute ein Spital, bei dessen Eröffnung am 23. Juni 1884 der Wiener Oberrabbiner Dr. Adolph Jellinek die Festrede hielt.17 Das israelitische Hospital „Zur Barmherzigkeit“ (Besitzer: Israelitische Kultusgemeinde Wien) hatte 1892 acht Betten und wurde auch im „Steiermark Hand- und Reisebuch“ von 1914 erwähnt.18 Als Ordinarius des israelitischen Hospitals wird bis etwa 1910 Dr. Paul Hönigsberg genannt, dem dann Dr. Josef Kentzler nachfolgte. Neben dem aus Slawonien stammenden Dr. Hönigsberg (er war in der Wintersaison Kurarzt in Meran) und dem aus dem ungarischen Debrecen kom- 199 Jüdisches Schicksal an der Grenze Ansichtskarte der Villa Scherbaum/Dreibaum des Salomon Eisen, 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednica vile Scherbaum/ Dreibaum Samuel-a Eisen-a, 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg) 200 Jüdisches Schicksal an der Grenze menden Dr. Kentzler waren in den Jahren um 1900 auch noch Dr. Martin Szigeti aus dem ungarischen Kecskemét (im Winter Kurarzt in Opatija/Abazzia) und Dr. David Kaufer aus dem ungarischen Pécs/Fünfkirchen (er war im Winter ebenfalls Kurarzt in Meran) Kurärzte israelitischer Konfession in Gleichenberg.19 In der Zwischenkriegszeit (1919–1938) verlegten drei jüdische Ärzte aus Wien und Budapest ihre Praxen über die Saisonzeit nach Bad Gleichenberg. Damit veranlassten sie auch viele ihrer Patienten zu einer Kur im Heilbad, da diese ihren Hausärzten nachreisten. Dies bewirkte auch eine beachtenswerte Steigerung der Gästefrequenz.20 In den 1920er und 1930er Jahren befand sich neben dem bereits traditionellen jüdischen „Theresienhof“ (Besitzer Horn & Imbermann) und dem Hotel Eisen (Besitzer Salomon Eisens Erben) auch noch in der „Franzensburg“ (Besitzer S. Komet) ein jüdisches Speiselokal.21 Nach dem „Anschluss“ und der nationalsozialistischen Machtübernahme im März 1938 wurden in Bad Gleichenberg das Israelitische Hospital (Besitzer war die Israelitische Kultusgemeinde Wien) und einige Villen von der Gestapo beschlagnahmt.22 Unter diesen Villen (deren Besitzer zumeist aus Wien stammten) befanden sich auch der bereits mehrfach wegen seiner koscheren Küche genannte „Theresienhof“ und die „Villa Dreibaum“, der einstige Besitz von Salomon Eisen. Die „Villa Dreibaum“ war dann der Sitz der Ortsgruppe der NSDAP, und das Israelitische Hospital wurde von SA und HJ genutzt.23 In den Tagen des „Anschlusses“ 1938 wurde auch der seit ungefähr 30 Jahren in Gleichenberg arbeitende und lebende Apotheker Mag. Julius Roda von den Nationalsozialisten in „Schutzhaft“ genommen. Später wurden er Werbung für Produkte der Apotheke Roda in Gleichenberg (aus: G. Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark, 1923) – Reklama za proizvode lekarne Roda iz Gleichenberg-a (iz: G. Ensbrunner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark/Zdraviliški kraj Gleichenberg na Štajerskem, 1923) und seine Familie mit nur wenig Gepäck zur neuen deutsch-ungarischen Grenze gebracht und nach Ungarn abgeschoben. Zuvor hatten noch im Juni 1938 einige Nationalsozialisten vor seinem Haus geschrien: „Juda verrecke! Juden hinaus!“.24 Der Apotheker Mag. Julius Roda war wie sein Bruder, der bekannte Schriftsteller Alexander Roda Roda (dieser war einige Male auf Besuch bei seinem Bruder in Bad Gleichenberg gewesen), bereits vor Jahrzehnten vom mosaischen zum römisch-katholischen Glauben konvertiert (beide waren unter dem Familiennamen Rosenfeld geboren worden).25 Der israelitische Friedhof für die Gleichenberger Kurgäste im nahen Trautmannsdorf wurde in der „Reichskristallnacht“ (9./10. November 1938) geschändet. Das kleine Zeremonienhaus wurde in Brand gesteckt, Grabsteine wurden umgeworfen.26 In den folgenden Jahren verschwanden neben der Friedhofsmauer auch die meisten Grabsteine.27 Auf dem Friedhof in Trautmannsdorf erinnern heute nur noch zwei Grabsteine an die Zeit vor 1938: einer für Jakob Pohoryles (1861–1921) und der andere für den 1924 verstorbenen Gleichenberger Gastwirt (Hotelier) Salomon Eisen. 1947/48 wurden auf dem Friedhof in Trautmannsdorf bei Bad Gleichenberg auch die gegen Ende des Krieges an der KutschenitzaGrenze im Bereich Klöch–St. Anna am Aigen 201 Jüdisches Schicksal an der Grenze Ansichtskarten mit dem Israelitischen Hospital „Zur Barmherzigkeit“ im Kurort Gleichenberg, 1918 bzw. 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednici z izraelsko bolnišnico „Zur Barmherzigkeit“ v zdraviliškem kraju Gleichenberg, 1918 oz. 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg) 202 Jüdisches Schicksal an der Grenze umgekommenen (ermordeten) jüdischen NSOpfer beigesetzt. Nur zwei Grabsteine erinnern an die Opfer des Jahres 1945: ein Stein für Ernö Ackerman (1945) und ein weiterer für Otto Neuwalder (1924–1945), der auch die Inschrift trägt: „Zum Gedenken der hier ruhenden jüdischen Toten und Opfer der Jahre 1938–1945“. Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau 1945 an der Kutschenitza-Grenze. Die Errichtung der „Reichsschutzstellung“ 1944/45. Auf Grund der katastrophalen militärischen Lage Großdeutschlands wurden ab Sommer 1944 Vorbereitungen zur Verteidigung der Reichsgrenze getroffen. In die „Reichsschutzstellung“ oder „Südostwall“ genannte Verteidigungslinie im Südosten sollte auch der Grenzraum an der Kutschenitza einbezogen werden. Mitte Oktober 1944 wurde mit ihrem Bau begonnen. Der steirische Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Uiberreither hatte mit seinen Kreisleitern für die Mobilisierung der notwendigen Arbeitskräfte und für die Aufbringung des Materials zu sorgen. Abschnittsleiter des Stellungsbauabschnittes V-Feldbach war der NSDAP-Kreisleiter von Feldbach, Personalamtsleiter Anton Rutte, dem auch der Murecker Kreisleiter Arnulf Lill unterstand. Der Stellungsbauabschnitt V umfasste die beiden Kreise Mureck und Feldbach, also das Gebiet von Radkersburg bis Mogersdorf (damals gehörte der burgenländische Bezirk Jennersdorf zum Kreis Feldbach). Im südlichen Teil des Stellungsbauabschnittes V-Feldbach lagen die Unterabschnitte V/1-Radkersburg, V/2-Klöch, V/3-St. Anna am Aigen und der bereits im heutigen Burgenland liegende Unterabschnitt V/4 Kalch. Männer und Frauen aus allen Orten des Grenzraumes wurden mit einer Notdienstverordnung für einige Wochen zum Stellungsbau herangezogen. Daneben waren an der KutschenitzaGrenze in den nächsten fünfeinhalb Monaten auch Arbeitskräfte aus den Kreisen Graz-Stadt, Graz-Land, Deutschlandsberg, Voitsberg und Leoben, aus dem nahen Ungarn (Bezirk Murska Sobota) und aus den Gauen MünchenOberbayern und Wien im Einsatz.28 Unter den aus Wien herangeführten Arbeitskräften befand sich im Raum Klöch auch der Schauspieler Curd Jürgens.29 Er flüchtete aber nach einiger Zeit und wurde vom Halbenrainer Grafen Barthold Stürgkh bzw. von dessen Frau vorübergehend in einem Weingartenhaus versteckt. Neben der notdienstverpflichteten Zivilbevölkerung waren Hitlerjugend aus Graz, Mürzzuschlag und Deutschlandsberg und Reichsarbeitsdienst bei den Schanzarbeiten an der Kutschenitza-Grenze eingesetzt. Schließlich wurden zu den Stellungsbauarbeiten auch noch Ausländer, „Ostarbeiter“ und gefangene ungarische Juden (denen 1944 die Deportation nach Auschwitz erspart geblieben war) herangezogen. Die geplante Stellungslinie wurde mit primitivsten Mitteln zumeist händisch errichtet. Auf der Linie Aigen–Deutsch Haseldorf– Gruisla–Pölten verliefen die Stellungen nahe des Grenzbaches Kutschenitza. Besonders im Gruislawald sind heute noch ausgedehnte Reste dieser Anlagen (Laufgräben etc.) gut sichtbar.30 Es sind auch noch Reste der Panzergräben bei Aigen, Deutsch Haseldorf und Gruisla vorhanden, welche die panzergefährdeten Geländeteile nahe der Grenze sichern sollten. Bedingt durch das rasche Vorrücken der Sowjets wurden die Stellungsbauarbeiten aber 203 Jüdisches Schicksal an der Grenze Übersichtskarte der „Reichsschutzstellung“ im Raum Radkersburg bis St. Anna am Aigen – Pregledni zemljevid „obrambne linije rajha“ na področju Radgone do St. Anna-e 204 Jüdisches Schicksal an der Grenze schließlich bereits Ende März 1945 noch vor der endgültigen Fertigstellung abgebrochen. In den folgenden Apriltagen sollten sich dann die unter dem Einsatz tausender Arbeitskräfte ausgebauten Stellungen aber großteils als nutzlos erweisen, da sie den Anforderungen der Fronttruppen nicht entsprachen. Die gefangenen ungarischen Juden wurden ab Anfang 1945 nahe der Kutschenitza-Grenze vor allem für die Errichtung der Panzergräben in den Stellungsbau-Unterabschnitten Klöch (V/2) und St. Anna am Aigen (V/3) herangezogen und mussten ihre Arbeit unter zum Großteil unmenschlichen Bedingungen verrichten.31 Nach den späteren Aussagen des Kreisleiters Anton Rutte waren in seinem Stellungsbauabschnitt V-Feldbach (Radkersburg bis Mogersdorf) ab Jänner 1945 ca. 3.000 ungarische Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt. Mit Stichtag 1. März 1945 waren von den insgesamt 13.535 Arbeitskräften im gesamten Stellungsbauabschnitt V-Feldbach 2.464 Juden (= ca. 18,2 %).32 Ungarische Juden als Zwangsarbeiter beim Stellungsbau im Raum Klöch. Während im südlichsten Stellungsbau-Unterabschnitt V/1-Radkersburg (Unterabschnittsleiter war der Radkersburger Ortsgruppenleiter Ernst Huallenz) offenbar keine ungarischen Juden schanzen mussten, waren im Unterabschnitt V/2-Klöch (Unterabschnittsleiter war SAObersturmführer und Volkssturmkommandant Anton Oswald) seit Jänner 1945 zwischen 300 und 400 ungarische Juden beim Stellungsbau im Einsatz.33 Die ungarischen Juden waren ab Jänner 1945 in mehreren Transporten nach Klöch gekommen. Es waren einerseits jüdische Arbeitsdienstler wie Desider Schwarz aus Pécs im Einsatz, der bereits seit 1942 im Arbeitsdienst der ungarischen Armee war.34 (Den Juden in Ungarn war zwar der Militärdienst mit der Waffe untersagt, sie mussten aber im Rahmen der Armee Zwangsarbeit leisten.) In Klöch waren andererseits auch Juden aus Budapest eingesetzt, die neben den Arbeitsdienstlern von den Deportationen im Frühjahr 1944 nach Auschwitz verschont geblieben, jedoch nach dem Putsch der Pfeilkreuzler Mitte Oktober 1944 den Deutschen „leihweise“ für kriegswichtige Arbeiten übergeben und zum Teil in mörderischen Fußmärschen zur Grenze getrieben worden waren. Unter den in Klöch eingesetzten ungarischen Juden waren auch einige Frauen, vermutlich ebenfalls aus Budapest.35 Die 300 bis 400 ungarischen Juden wurden in dem damals noch im Zentrum von Klöch liegenden Schulhaus untergebracht, das bereits seit Oktober 1944 für die Einquartierung der aus verschiedenen Nationen stammenden Stellungsbauarbeiter benutzt wurde.36 Die Stellungsbauküche war im ehemaligen Kurhaus (gegenüber dem Gasthaus Domittner) eingerichtet. Die Juden mussten jeden Tag schwere Grabungsarbeiten leisten und erhielten nur unzureichende Essensrationen. Die Behandlung durch die Wachmannschaften war oft sehr brutal, Prügel für die Juden waren häufig. Aufgrund der katastrophalen hygienischen Zustände im Lager und der folgenden Läuseplage brach im Februar 1945 eine Flecktyphusepidemie aus. Es gab zwar jüdische Ärzte in den Lagern, aber diese hatten kaum Medikamente zur Verfügung. Mitte März 1945 gelangten Berichte über die Flecktyphus-Epidemie unter den jüdischen Stellungsschanzern in Klöch und St. Anna am Aigen auch bis in die Stadt Radkersburg.37 Die Klöcher Lehrerin Fränzi CostaKuhn war als Telefonistin beim Stellungsbau 205 Jüdisches Schicksal an der Grenze Laufgräben im Gruislawald am Aigen – Tranšeje v Gruislawald-u 206 Jüdisches Schicksal an der Grenze Ansichtskarte von Klöch mit dem ehemaligen Schulgebäude – Razglednica iz Klöch-a z bivšo šolski zgradbo eingesetzt, sie wohnte auch weiterhin in ihrem Zimmer im Schulhaus. Der nähere Kontakt mit den ebenfalls im Schulhaus untergebrachten Juden war ihr aber verboten. Einmal wurde Costa-Kuhn aber überraschend von einem jungen Juden namens Pött angesprochen. Sie war vor dem Krieg in Budapest gerade bei der Familie dieses Burschen Erzieherin gewesen. Die Lehrerin versorgte ihn nun heimlich mit Lebensmitteln. Als auch er an Flecktyphus erkrankte, versteckte sie ihn in ihrem Zimmer und pflegte ihn wieder gesund. Pött hat dann den weiteren Einsatz und schließlich auch das Kriegsende überlebt. Die beherzte Lehrerin hat dem ungarischen Juden durch ihre Hilfe vermutlich das Leben gerettet.38 Die Flecktyphusepidemie breitete sich weiter aus. Anstatt eine ausreichende medizinische Versorgung der Kranken sicherzustellen, soll- ten die erkrankten Juden über Anweisung der Gauleitung erschossen werden. In Klöch wählte am 24. März 1945 ein jüdischer Arzt 26 kranke Juden in der Meinung aus, sie würden in ein Spital überstellt. Sie wurden mit einem LKW abgeholt. Der aus Budapest stammende Robert O. Fisch, der seit 23. Jänner 1945 in Klöch war und ebenfalls an Flecktyphus erkrankt war, sollte über Aufforderung des Arztes auch auf den LKW. Er weigerte sich aber und wollte lieber krank weiterarbeiten; dies rettete ihm das Leben.39 Man brachte die Kranken auf dem LKW in den nahen „Klöcklwald“ östlich von Klöch, wo sie von den Volkssturmmännern Anton Oswald, Anton Sablatnig und Ing. Robert Sattler erschossen wurden (den Befehl dazu hatten sie vom Feldbacher Kreisleiter Anton Rutte bzw. vom Murecker Kreisleiter Arnulf Lill erhalten). 207 Jüdisches Schicksal an der Grenze Das einstige Massengrab im „Klöcklwald“ – Nekdanji masovni grob v „Klöcklwald-u/ Klöckl-gozdu“ 208 Jüdisches Schicksal an der Grenze fotografija: F .J. Schober Die ebenfalls beim Stellungsbau eingeteilten NSDAP-Ortsgruppenleiter von Klöch (Alois Ulrich) und St. Peter am Ottersbach (Franz Koren) sowie zwei weitere Volkssturmmänner (Anton Hütter und Franz Zelenka) mussten Absperrdienste leisten bzw. sollten auch eine Flucht der Juden verhindern.40 Einige Tage darauf mussten die Stellungsbauarbeiten wegen der vorrückenden sowjetischen Soldaten bereits vorzeitig beendet werden. Ende März 1945 wurden nun die noch marschfähigen ungarischen Juden aus Klöch in Richtung KZ Mauthausen weggetrieben. Sie marschierten vorerst über Ratschendorf (hier wurde in der Schule genächtigt), Brunnsee, Jagerberg, St. Stefan im Rosental bis nach Gleisdorf. Von dort führte der „Todesmarsch“ schließlich über Graz und den Präbichl weiter in Richtung Mauthausen.41 In Klöch blieben beim Abzug ungefähr 20 schwer kranke, offenbar marschunfähige Juden zurück. Die Tür des in der Schule untergebrachten Krankenzimmers wurde einfach zugenagelt. Ortsbewohner entdeckten die Zurückgebliebenen und verpflegten sie. Einige Tage nach dem Abmarsch des Transportes (um den 4. April) erschien aber ein SS-Kommando in Klöch und erschoss die jüdischen Kranken im nahen „Steinriegelwald“ nahe der Ortschaft Röhrl (damals Gemeindegebiet von Hürth).42 Die Verantwortlichen für diese Morde Anfang April 1945 konnten nie vor Gericht gestellt werden. Ab dem 4. April 1945 begannen die direkten Kämpfe zwischen den deutschen und den sowjetischen Truppen im Raum Klöch, die viele Tote unter den Soldaten und auch unter der teilweise nicht geflüchteten Zivilbevölkerung forderten. Die Toten wurden oft nur in Feldgräbern bestattet und erst 1947 exhumiert und Der ehemalige Zwangsarbeiter Sandor Vandor 2005 auf dem Friedhof Trautmannsdorf – nekdanji prisilni delavec Sandor Vandor 1995 na pokopališču Trautmannsdorf auf Friedhöfen begraben. Im Zuge der gerichtlichen Untersuchungen über die 1945 begangenen Morde an den ungarischen Juden im Raum Klöch wurden am 29. August 1947 die Leichen jener 26 Juden exhumiert, die im März 1945 von Volkssturmangehörigen im „Klöcklwald“ östlich von Klöch erschossen worden waren.43 Ihre sterblichen Überreste wurden am 30. August 1947 auf dem jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf (bei Bad Gleichenberg) beigesetzt. Vom 10. bis 13. November 1947 fand schließlich der Prozess gegen die Verantwortlichen für das „Juden-Massaker bei Klöch“ statt. Im „Klöcher Judenmordprozess“ mussten sich der Feldbacher NSDAP-Kreisleiter Anton Rutte, der Murecker NSDAP-Kreisleiter Arnulf Lill, der SA-Obersturmführer und Volkssturmunterabschnittskommandant Anton Oswald so- 209 Jüdisches Schicksal an der Grenze Übersichtsskizze zu den drei Judenmassengräbern im Raum Klöch (StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47) – Pregledna skica treh judovskih masovnih grobov na področju Klöch-a (StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47) Das alte Schulhaus und die Pfarrkirche in St. Anna am Aigen (aus: H. Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen, 1988.) – Stara šola in župnijska cerkev v St. Anna-i am Aigen (iz: H.Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen/ Župnija St. Anna am Aigen, 1988, S.99) wie die Volkssturmmänner Anton Sablatnig und Ing. Robert Sattler vor einem Oberen Gericht der Britischen Militärregierung verantworten.44 Rutte und Lill wurden beschuldigt, im März 1945 den Befehl zur Erschießung der an Flecktyphus erkrankten Juden an Oswald, Sablatnig und Sattler gegeben zu haben. Oswald, Sablatnig und Sattler wurden angeklagt, die 26 Juden in Klöch schließlich ermordet zu haben. Am 13. November 1947 wurden alle fünf Angeklagten des Mordes an den Juden schuldig erkannt und zum Tod durch den Strang verurteilt.45 Im Dezember 1947 begnadigte jedoch der britische Hochkommissar in Österreich, Generalleutnant Galloway, alle fünf zum Tode Verurteilten. Die Todesstrafe für die ehemaligen Kreisleiter Rutte und Lill sowie für den Volks- sturmkommandanten Oswald wurde nun in 15 Jahre Haft umgewandelt, das Strafausmaß für Sablatnig und Sattler betrug 10 Jahre Kerker.46 Zwei weitere Massengräber mit 1945 im Raum Klöch erschossenen ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern wurden erst im Frühherbst 1948 geöffnet und die exhumierten Leichen im jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf beigesetzt.47 Im Grab im „Steinriegelwald“ nahe der Ortschaft Röhrl (diese gehörte damals noch zur Gemeinde Hürth) fanden sich 22 Leichen (offenbar jener Juden, die nach dem Abmarsch der jüdischen Stellungsbauarbeiter aus Klöch vorerst im Krankenzimmer im Schulhaus zurückgelassen wurden). Im Massengrab im „Schadlerwald“ in Deutsch Haseldorf fanden sich 48 Tote (sie waren zuvor im Stel- 210 Jüdisches Schicksal an der Grenze fotografija: F .J. Schober Reste des Panzergrabens im Wald bei Aigen – Ostanki tankovskega jarka v gozdu pri Aigen-u. lungsbau-Unterabschnitt St. Anna am Aigen im Einsatz gewesen). Drei schon während der Stellungsbauarbeiten in Klöch verstorbene und vorerst auf dem Friedhof in Klöch begrabene unbekannte ungarische Juden wurden später ebenfalls auf den jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf überführt.48 Ebenso dürfte dies mit sieben auf dem Friedhof in St. Anna am Aigen begraben gewesenen ungarischen Juden geschehen sein, die auch während der Stellungsbauarbeiten verstorben waren.49 Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau im Raum St. Anna am Aigen. Die im Stellungsbauunterabschnitt V/3-St. Anna am Aigen ab Jänner 1945 eingesetzten ungarischen Juden waren großteils mitten im Pfarrort St. Anna am Aigen einquartiert, die Pfarrchronik nennt die Zahl von 400 Juden.50 Sie waren in der damaligen Volksschule (heute Schuhhaus Rindler), im Vereinshaus (Theatersaal, Pfarrheim) und auch in einem heute nicht mehr bestehenden Gebäude neben dem Kaufhaus Lippe untergebracht. Als Quartier für die ungarischen Juden dienten auch ein Barackenlager in der „Höll“ zwischen Deutsch Haseldorf und Aigen (nahe Kramarovci/Sinnersdorf) und zeitweise auch ein Zeltlager. Die Stellungsbauküche befand sich im Garten des Gasthauses Fischer in St. Anna am Aigen. Der Leiter des Stellungsbauunterabschnittes V/3-St. Anna war Oberlehrer Johann Müller, der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Mettersdorf.51 Er gehörte neben dem NSDAP-Ortsgruppenleiter Dr. Hans Gerscha zu den politischen Leitern, die auch für den Einsatz der ungarischen Juden im Raum St. Anna am Aigen verantwortlich waren. Die jüdischen Zwangsarbeiter wurden von SA, Ukrainern und vorübergehend auch von Angehörigen der kroatischen SS (13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ – kroatische Nr. 1) bewacht.52 Die Behandlung durch die Bewacher war oft sehr roh, es gab häufig Schläge. Die jüdischen Zwangsarbeiter bestanden auch in St. Anna am Aigen zum Teil aus Arbeitsdienstlern der ungarischen Armee, wie z. B.Sandor Vandor (siehe dessen folgenden Bericht) oder Tibor Weiss.53 Daneben waren hier aber auch eine große Anzahl von Juden im Einsatz, die bereits seit Sommer 1944 im Gau Groß-Wien als Zwangsarbeiter eingesetzt waren (sie waren bereits Ende Juni 1944 aus Ungarn nach Strasshof überstellt worden und von dort zu verschiedenen Arbeitsstätten im Raum Wien und Niederösterreich verlegt worden). Unter diesen aus dem Raum Wien herangeführten ungarischen Juden waren auch der aus Debrecen stammende Ladislaus Dér und Imre 211 Jüdisches Schicksal an der Grenze Weisz aus Mezötur.54 Der ebenfalls aus Debrecen stammende Samuel Roth war als Verantwortlicher für die „Strasshofer Juden“ in St. Anna am Aigen eingeteilt.55 Unter ihnen waren auch einige Frauen. Die Juden wurden vor allem beim Bau des Panzergrabens von den Aigner Feldern bis zur Höllwiese nahe der Grenze zum heutigen Slowenien eingesetzt, wo sie häufig unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Der in monatelanger Arbeit von den jüdischen Zwangsarbeitern gegrabene fast zwei Kilometer lange, 4,5 m breite und 5 m tiefe Panzergraben, der bei den Endkämpfen 1945 militärisch bedeutungslos war, wurde schließlich im November 1947 von einem Bagger zugeschüttet.56 Die Verpflegung der Juden war sehr mangelhaft. Von der Zivilbevölkerung erhielten jüdische Zwangsarbeiter manchmal heimlich Lebensmittel, was das Überleben erleichterte (siehe die Berichte von Sandor Vandor und Simson Schvarc). Diese Hilfestellungen reflektierten einerseits die mutige Menschlichkeit der lokalen Bevölkerung, andererseits jedoch auch die ungewöhnlich große Bewegungsfreiheit, die den jüdischen Stellungsbauarbeitern gewährt wurde. Anton Rutte, der Abschnittsleiter des Stellungsbauabschnittes V-Feldbach, kam Mitte März 1945 nach St. Anna am Aigen, weil ihm angezeigt worden war, dass die jüdischen Zwangsarbeiter häufig in den umliegenden Ortschaften Lebensmittel hamstern gingen. Rutte stellte die für die Bewachung Verantwortlichen zur Rede und ließ die Juden in St. Anna am Aigen antreten. Da einige fehlten, wurde sofort nach ihnen gesucht. Die aufgegriffenen Juden brachte man in den Gemeindearrest, wo sie von den Wächtern schwer misshandelt wurden.57 Im Lager in St. Anna 212 am Aigen waren die hygienischen Bedingungen ebenfalls katastrophal, wegen mangelnder Waschmöglichkeiten waren die Arbeiter bald stark verlaust. Ein Teil der Juden kam dann in ein Zeltlager nahe der Panzergraben-Baustelle.58 Dort wurden sie auch entlaust. Trotzdem brach bald auch im Bereich St. Anna am Aigen unter den Juden infolge der unzureichenden hygienischen Bedingungen Flecktyphus aus. Die Typhusepidemie drohte sich auszuweiten. Da es an Medikamenten mangelte, wurden die unheilbar Kranken von ihren Bewachern erschossen. Eines Tages (angeblich am 13. Februar 1945) wurden 41 kranke Männer mit einem Lastwagen in einen Wald bei Deutsch Haseldorf gebracht, dort erschossen und in einem Massengrab beerdigt.59 Die Erschießungen wurden von einem SS-Kommando aus Feldbach durchgeführt, Unterabschnittsleiter Johann Müller und Ortsgruppenleiter Dr. Gerscha aus St. Anna am Aigen mussten Straßenabsperrdienste leisten. Einige Tage vor dem Abbruch der Stellungsbauarbeiten Ende März 1945 flüchteten sieben Juden aus dem Lager, als Vergeltung dafür wurden sieben andere Zwangsarbeiter erschossen (und offenbar ebenfalls im Massengrab bei Deutsch Haseldorf begraben).60 Es gibt Hinweise aus der Zivilbevölkerung, dass nahe des Barackenlagers im Bereich „Höll“ einige verstorbene oder ermordete Juden gleich an Ort und Stelle verscharrt wurden.61 Die Lage ihrer Gräber ist aber nicht mehr bekannt. Einige der aus dem Großraum Wien nach St. Anna am Aigen gebrachten Juden wurden noch vor Ende der Stellungsbauarbeiten nach Wien zurückgeschickt, so z. B.Ladislaus Dér. Die anderen „Strasshofer Juden“ mussten bis zum Abbruch des Stellungsbaus in St. Anna am Aigen weiterarbeiten und wurden Ende Jüdisches Schicksal an der Grenze Simson Schvarc mit seiner Frau Dvora-Vera in Tel Aviv 2005 – Simson Schvarc z ženo Dvora-Vera v Tel Aviv-u 2005 213 Jüdisches Schicksal an der Grenze März 1945 gemeinsam mit den jüdischen Arbeitsdienstlern vorerst bis Gnas getrieben.62 In Gnas, wo drei jüdische Zwangsarbeiter verstarben, erhielten die halb verhungerten Juden von einigen Ortseinwohnern Lebensmittel, ehe der Todesmarsch über Gleisdorf, Graz, Präbichl (wo viele Zeugen des berüchtigten Massakers wurden) weiter nach Mauthausen ging. Die Kolonne von Simson Schvarc war langsamer unterwegs und wurde bereits vor Graz von den Sowjets befreit. Im Barackenlager bei Aigen (nahe Kramarovci) wurde eine größere Zahl von schwer kranken Juden zurückgelassen, unter ihnen auch Sandor Vandor.63 Am 4. April 1945 kam noch ein kranker Jude aus diesem Lager nach Deutsch Haseldorf, um für seine Kameraden im Lager Lebensmittel zu holen. Es konnte einiges gesammelt werden, und Alois Gangl aus Deutsch Haseldorf wollte diese Lebensmittel mit seinem Wagen zum Lager bringen. Da die sowjetischen Soldaten an diesem Tag aber bereits von Fikšinci/Füchselsdorf herüberschossen, kehrte Gangl jedoch um. Der kranke Jude ging mit einigen Lebensmitteln allein zurück ins Lager.64 Bereits am nächsten Tag hatten die russischen Soldaten das Barackenlager in der „Höll“ erreicht, die ungarischen Juden waren befreit, und die wenigen noch Marschfähigen unter ihnen begaben sich zu Fuß auf den Weg nach Ungarn. Zurück blieben im Barackenlager die Toten und Sterbenden. Auch ihre Gräber sind bis heute unentdeckt. In der burgenländischen Nachbargemeinde Neuhaus am Klausenbach (Stellungsbau-Unterabschnitt V/4 Kalch) waren ebenfalls ungarische Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt.65 Als Unterkünfte dienten die Schulhäuser von Neuhaus am Klausenbach und ein Privathaus 214 in Kalch, während in der Schule von Kalch schließlich die Krankenstation eingerichtet wurde. Die in der Schule von Kalch verstorbenen Juden wurden in einem nahen Waldstück begraben (die sieben Leichen wurden erst 1988 exhumiert und auf den jüdischen Friedhof in Rechnitz umgebettet). Aufgrund der ebenfalls fürchterlichen hygienischen Verhältnisse brach auch im Stellungsbau-Unterabschnitt V/4 Kalch unter den Juden bald Flecktyphus aus. Die Kranken wurden in einem aus Zelten bestehenden Notlazarett nahe Krottendorf (zwischen Kalch und Neuhaus am Klausenbach) isoliert, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Sie wurden zwar entlaust, erhielten aber keine geeigneten Medikamente. Am 23. März 1945 wurden schließlich ca. 100 erkrankte ungarische Juden von einem SS-Kommando in einem Wald nahe des Zeltlagers bei Krottendorf erschossen und gleich dort in einem Massengrab verscharrt.66 Im September 1969 wurden die sterblichen Überreste von 83 Toten aus dem Grab in Krottendorf geborgen und auf dem jüdischen Friedhof in Graz bestattet.67 Die Erinnerungen von Simson Schvarc und Sandor Vandor. Abschließend folgen die Berichte der beiden Überlebenden Simson Schvarc und Sandor Vandor über ihren Zwangsarbeitseinsatz beim Stellungsbau im Raum St. Anna am Aigen. Beide traten rund 60 Jahre nach dem Krieg unabhängig voneinander mit der Gemeinde St. Anna am Aigen in Kontakt, um für die Hilfe der dortigen Zivilbevölkerung zu danken, die mit ein Grund dafür war, dass sie den mörderischen Einsatz überlebten.68 Simson Schvarc (geb. 1929 in der Nähe der ungarischen Stadt Miskolc) wurde nach dem Einmarsch der deutschen Armee im März Jüdisches Schicksal an der Grenze 1944 mit seiner Mutter und zwei Geschwistern ins Ghetto Miskolc-Diósgyör gebracht, während sein Vater und sein ältester Bruder in eine jüdische Arbeitseinheit der ungarischen Armee eingezogen wurden. Der Vater kam dann ins KZ Mauthausen und ist dort umgekommen, während der große Bruder die KZ Buchenwald-Auschwitz und Theresienstadt überlebte (er lebt nun heute in Kanada). Aus dem Ghetto Diósgyor wurden die Mutter und der kleine Bruder nach Auschwitz deportiert, wo beide umkamen. Simson Schvarc und sein Bruder Itzhak wurden von einem ungarischen Offizier aus dem Ghetto gerettet, der sie zum Arbeitsdienst einzog. Itzhak kam aber bald ins KZ Dachau, das er ebenfalls nicht überlebte. Über Umwege gelangte der damals noch keine 16 Jahre alte Simson Schvarc schließlich zum Arbeitseinsatz nach St. Anna am Aigen, wo er vorerst in Vereinsheim (Theatersaal) untergebracht war. Er berichtete in einem Brief vom 9. März 2005 an den Verfasser über seine Erinnerungen: „Ende Dezember 1944 verfrachtete man uns in einen Güterzug, 80 Menschen gepfercht in einem Waggon, es gab nicht einmal Platz zum Hinsetzen, 3 Tage und Nächte ohne Verpflegung und Wasser befanden wir uns auf dem Weg nach Österreich in eine Stadt namens Fehring. Von dort zu Fuß nach St. Anna. Der Ort war mit Stacheldraht vergittert […] Früher war das ein Kino. Man hat innen alles geändert und mit 3-stöckigen Holzbetten ausgestattet, wo Hunderte Juden hineingepfercht wurden. Es gab keine Matratzen, keine Heizung, kein Wasser oder Toiletten. Monatelang wechselte ich keine Kleider, der Gestank war unerträglich. Mittlerweile erkrankte ich an Flecktyphus mit sehr hohem Fieber. Unter uns gab es einen Tierarzt namens Dr. Winkler, der mich nicht in die Krankenstube gehen ließ, da alle, die sich dort hinwandten, nicht mehr zurückkamen. Sie wurden einfach hingerichtet. Dr. Winkler kümmerte sich um die Kühe von Bauern und war im Dorf eine sehr bekannte Figur. Nachdem ich die Krankheit überstanden hatte, erkrankte Dr. Winkler, und ich habe ihn am Feld in St. Anna begraben. Auf der Pritsche neben mir lag ein guter und treuer Mensch namens Jenö Berger. Er war 42 Jahre alt, sprach einige Tage lang nicht, verschloss sich gegenüber den anderen, ich versuchte ihm zu helfen, mit dem Trinken, wo ich nur konnte. Aber es half gar nichts. Er schlief in der Nacht ein, und in der Früh war er tot. Das war für mich ein schwerer Schlag. Auch ihn habe ich begraben. (Dr. Winkler und Jenö Berger wurden auf dem Friedhof oder außerhalb begraben. Auch andere Tote wurden dort begraben, aber ich kenne deren Namen nicht.) Die Wächter waren Ukrainer, die sich den Deutschen angeschlossen haben, und sie waren grausam. Oft bedrohten sie die Frauen von St. Anna mit ihren Gewehren, wenn diese unterhalb ihrer Tücher Essenspakete versteckten und über den Zaun warfen. Die Wächter verjagten sie, indem sie ihnen mit ihren Waffen drohten. Über die weiblichen Bewohner des Dorfes kann ich nur Gutes sagen. Zur Arbeit gingen wir, begleitet von Wächtern, zu Fuß. Wir gingen einige Kilometer, wir arbeiteten mit den bloßen Händen, bauten Panzergraben. […] Das Essen, das wir zeitig in der Früh ausgeteilt erhielten, war ein Löffel Suppe aus Trockengemüse ohne Salz und etwa 200 Gramm trockenes Brot. Nach einer Zeit, im Februar oder März, verlegte man uns in ein Zeltlager. (Das Lager war in der Nähe unserer Arbeitsstätte, wo wir an dem Panzergraben ar- 215 Jüdisches Schicksal an der Grenze fotografija: F .J. Schober Sandor Vandor 2005 in St. Anna am Aigen – Sandor Vandor 2005 v St. Anna-i am Aigen 216 Jüdisches Schicksal an der Grenze beiteten.) Wir waren zwanzig Personen in einem Zelt. Das Lager war nicht umzäunt. Eines Tages flohen aus dem Lager einige Personen nach Ungarn oder Slowenien. Die Rote Armee der Russen war bereits in der Nähe der österreichischen Grenze. Als Strafe wurde jeder zehnte Häftling hingerichtet, auch diejenigen, die krank waren. Die Tage waren sehr schwer, die Kälte war weit unter null Grad. Ende März führte man uns in Richtung der Stadt Graz. Wir gingen zu Fuß, ohne Essen, Menschen fielen unterwegs um, die Wächter erschossen sie. Als wir 5 Kilometer vor Graz waren, liefen die Wächter davon, wir waren nur wenige geblieben. Wir kamen in ein Dorf und versteckten uns auf einem Heuboden. Tags darauf gingen wir auf Essenssuche, und da kam eine Gruppe von SS-Soldaten und stellte uns zum Erschießen auf. Plötzlich erschien ein Mann mit einer Gipshand, ich weiß nicht mehr, woher er kam, und sagte den Soldaten, dass wir ungarische Zöglinge seien, und die Soldaten gingen weg. Der Mann, der uns gerettet hatte, das wurde mir im Nachhinein erzählt, war der Bürgermeister, wir sahen ihn nie wieder. Einige Stunden später kamen die Panzer der Roten Armee und befreiten uns. Sie bewegten sich weiter in Richtung Graz, wir gingen zu Fuß in Richtung ungarische Grenze. Ich kam im Juni 1945 nach Budapest, mager, krank, man musste mir 6 Zähne ziehen, seelisch und körperlich angegriffen, ohne Familie. Die ,Joint’-Organisation half mir und sorgte für mich. Ich wohnte in einem Internat mit noch Dutzenden Kindern wie mich, ohne Eltern, ohne häusliche Stütze, nur mit schrecklichen Erinnerungen. Im Jahre 1948 wanderte ich nach Israel aus und begann ein neues Leben.“ Sandor Vandor (geb. 1925) stammte aus der ungarischen Stadt Rákospalota, die heute ein Teil von Budapest ist. Im Mai 1944 musste er zu einem jüdischen Arbeitsbataillon der ungarischen Armee einrücken. Zur selben Zeit musste sich auch sein Vater bei einem anderen Arbeitsbataillon melden. Waffen durften die Juden nicht tragen, wohl aber wurden sie zur Arbeit herangezogen. Vandors Arbeitsbataillon musste später von Szöny (bei Komarom) in Richtung Österreich (damals Teil des Deutschen Reiches) marschieren. Bis zur ungarischen Grenze wurden die Angehörigen des jüdischen Arbeitsbataillons von ungarischen Soldaten bewacht, die sie oft sehr grob behandelten. In der Gegend von Sopron wurde die Grenze zum damaligen Deutschen Reich überschritten, und die Männer wurden in deutschen Gewahrsam genommen. Die Arbeitskompanie von Sandor Vandor marschierte dann weiter bis nach St. Anna am Aigen, das sie im Jänner 1945 erreichte. Die ungefähr 150 jüdischen Männer im Alter zwischen ca. 18 und 40 Jahren wurden in einem heute nicht mehr bestehenden Gebäude nahe dem Kaufhaus Lippe untergebracht, in dem primitive Schlafräume mit zweistöckigen Schlafkojen eingerichtet worden waren.69 Das Areal wurde von deutschen Soldaten und SS bewacht. Zweimal täglich gab es Essen. Das Frühstück bestand aus einer Flüssigkeit, die Kaffee genannt wurde, und einem Stück Brot, auf dem manchmal Marmelade war. Als Abendessen erhielten die jüdischen Arbeiter ebenfalls eine Flüssigkeit, die nun Suppe genannt wurde. Für die harte Arbeit, die von den Juden geleistet werden musste, war die Nahrung zu wenig und zu minderwertig. Die allgemeine Gesundheitslage war daher schlecht, 217 Jüdisches Schicksal an der Grenze es gab weder eine Krankenstube noch irgendeine medizinische Hilfe. Täglich musste die jüdische Arbeitskompanie unter SS-Bewachung von St. Anna am Aigen zur Arbeitsstelle marschieren. Die Juden mussten südlich von St. Anna am Aigen einen Panzergraben mit Spaten, Pickeln und Schaufeln ausheben. An der Arbeitsstelle wurden die Männer von Soldaten bewacht. Wenn das tägliche Arbeitssoll erfüllt war, konnten die 10-köpfigen Arbeitsgruppen ins Lager zurückgehen, dort wurde ihre Vollzähligkeit kontrolliert. Obwohl es von den Wachmannschaften und deren ukrainischen Helfern öfters harte Schläge gab, hatte Vandor selbst kaum Probleme mit den Bewachern. Nach der Erinnerung von Sandor Vandor trugen er und die anderen Arbeitsdienstler keinen gelben Stern, sondern mussten gelbe Armschleifen tragen, die sie als Juden kennzeichneten. Sandor Vandor erinnert sich besonders dankbar, dass sie einige Male Hilfe von der Zivilbevölkerung aus St. Anna am Aigen und den Umgebungsdörfern erhielten. Es kam mehrmals vor, dass zur Feldarbeit gehende Frauen Essenspakete entlang der Straße liegen ließen, die dann von den jüdischen Arbeitern gefunden wurden und deren Überleben erleichterten. Sandor Vandor und sein Jugendfreund Gyuri, der ebenfalls aus Rákospalota war, konnten auch einige Male über den das Lager umgebenden Zaun springen und sich davonschleichen, um Essen zu suchen. Sie bekamen öfters von den einheimischen Frauen etwas zum Essen zugesteckt. Einmal wurden sie sogar von zwei Mädchen bzw. jungen Frauen ins Haus hinein geholt und mit Eierspeisbroten bewirtet. Einem Juden zu helfen, war nach den national- 218 sozialistischen Gesetzen strafbar. Diese jungen Frauen waren aber besonders mutig und gegenüber den NS-Gesetzen ungehorsam. Um die vierte Woche des März 1945 erkrankten etwa 40 Männer an Typhus. Sie erhielten keine Medikamente, sondern wurden vom Rest der Arbeitskompanie abgesondert. Vandors Jugendfreund Gyuri blieb vorerst im Lager in St. Anna am Aigen. Er musste später mit dem Rest der Arbeitskompanie den „Todesmarsch“ ins Konzentrationslager Mauthausen mitmachen, hat aber überlebt. Er kehrte nach Ungarn zurück, emigrierte aber in die USA und starb dort bereits 1970. Der an Typhus erkrankte Sandor Vandor wurde mit den ungefähr 40 anderen Kranken ins Barackenlager (im Bereich „Höll“) südlich von St. Anna am Aigen gebracht. Gyuri stützte ihn auf dem Weg zum Barackenlager und kehrte dann wieder ins Lager nach St. Anna am Aigen zurück. Die Kranken wurden zum Sterben im Barackenlager zurückgelassen. Sie wurden auch nicht bewacht (es gab keinen Grund dazu, denn keiner war in der Verfassung, davonlaufen zu können). Sie wurden nicht ärztlich behandelt, es gab auch kein Essen. Von irgendwo kam ein wenig verschimmeltes Brot, unzählige Menschen starben links und rechts von Vandor. Am 4. April 1945 am späten Nachmittag konnte Sandor Vandor beobachten, wie ein deutscher Soldat ein Maschinengewehr auf dem zentralen Platz (Exerzierplatz) des Barackenlagers aufstellte. Was er damit wollte, ist nicht klar.70 Dann kam aber ein weiterer Soldat auf einem Fahrrad, nach einem kurzen Gespräch packte der erste Soldat sein Maschinengewehr wieder ein, und beide verschwanden in Eile. In der Früh des 5. April 1945 sah Vandor russische Soldaten, hatte aber keinen direk- Jüdisches Schicksal an der Grenze ten Kontakt mit ihnen. Jedenfalls waren die noch lebenden jüdischen Zwangsarbeiter von den Nazis befreit. Es waren im Barackenlager vielleicht noch 20 Zwangsarbeiter am Leben, großteils in allerschlechtestem Gesundheitszustand. Vandor erzählte den anderen die Neuigkeit von den russischen Soldaten. Mit einer Gruppe von vielleicht noch fünf Kameraden begab er sich sofort auf den Weg nach Ungarn. In ihrem Zustand schafften sie am ersten Tag gerade einmal drei Kilometer. Dort trafen sie auf eine Kompanie russischer Soldaten, die Verpflegung und ein Feldspital hatten. Ein Geheimdienstoffizier verhörte die ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter, dann konnten sie im russischen Lager schlafen. Sie gingen in den nächsten beiden Tagen bis zur Bahnlinie (die von Murska Sobota nach Norden bis nach Ungarn führte) und konnten von dort mit einem Zug bis in einen Vorort von Budapest mitfahren. Der ebenfalls in einem Arbeitsbataillon dienende Vater von Sandor Vandor hatte auch überlebt. Während der Abwesenheit der Männer waren die Mutter und die Schwester von Sandor Vandor nach Auschwitz gebracht worden. Die Mutter wurde sofort nach der Ankunft in Auschwitz vergast, die Schwester überlebte. Im Zuge der durch die Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes entstandenen großen Fluchtbewegung verließ Sandor Vandor mit seiner Frau und seinem Sohn Mitte November 1956 Ungarn und erreichte bei Deutschkreutz Österreich. Anfang Dezember 1956 wurde in Wien noch sein jüngerer Sohn geboren, ehe die Familie nach Amerika (USA) emigrierte. ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg, in: Gerald Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff; ders., Noch mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg, in: Blätter für Heimatkunde, 75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff. Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (KlosterPfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, S. 132, S. 133, S. 143 u. S. 193, bringt einige Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die Mehrzahl dem ,auserwählten Volke’ angehörte“; 1918: „allerdings 90 % Juden“ und „meist ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist aus Israel“ u. 1928: „Sehr viele Juden!“. Bei der Darstellung in der Chronik ist zu berücksichtigen, dass sie nicht frei von Antisemitismus ist und daher möglicherweise die Zahl der Juden höher einschätzt als diese tatsächlich war, z. B.90 %. Aber zweifellos war Gleichenberg bei Juden beliebt. Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene... Wien 1975, S. 56ff., S. 67 u. S. 122f. Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49; Special-OrtsRepertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien 1893, S. 74; Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien 1905, S. 70; Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 38; Mathias Macher, Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und Brunnen-Kurort. Graz 1873, S. 24. Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark. Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. S. 46. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien – Leipzig 1892, S. 114. Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und in Gries bei Bozen (Wintersaison). Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19; Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S. 68. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 96 u. S. 114; Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Gleichenberg o. J. (1923), S. 57. Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84. Dr. Rudolf Grasmug sei herzlichst für viele wertvolle Hinweise gedankt. Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S. 79. Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 133; Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1927 u.1929, S. 238 bzw. S. 130. Die Villa „Dreibaum“ brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der „Gleichenbergerhof“. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 125; Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark, in: Stefan Riesenfellner – Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123. Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S. 44f. Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 6; Karl W. Gawalowski (Hg.), Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz 1914, S. 345; StLA, BG Feldbach, KG Bad Gleichenberg, EZ 191. Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca. 1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34; Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772–1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff. Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte sei Herrn Dr. Rudolf Grasmug herzlich gedankt. 219 Jüdisches Schicksal an der Grenze 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 27. Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a. d. Mur 1925, S. 51; Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, S. 130; Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935. Heimo Halbrainer – Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu einem jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark, in: Korso, 2. Jg., Nr. 9. Graz 1988. Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark, in: Gerald Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211; StLA, Arisierung 1938–45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger sei für seine Hinweise besonders gedankt. Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich „Villa Schuch“ genannt. Sie war eine der originellsten Villen des Kurortes und brannte bei Kriegsende 1945 ab. Heute steht an seiner Stelle der „Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des israelitischen Spitals in Bad Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten Weltkrieg und wurde Jahre später abgetragen. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 292; Anatol P. Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der Zeit. Graz 1988, S. 201f u. S. 207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen Büchern von Fuksas über Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das einstige jüdische Leben in Bad Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen Buch „Skizzen der Zeit“ erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote z. B., dass bis 1938 der Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwassers noch in den Händen eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 1837–1997. Erste Kursaison – Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet man auf Seite 65f. noch einen kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten Gleichenberger Kuraufenthalt und das Buch „Die vergebliche Warnung“ des Schriftstellers Manès Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen jüdischer Herkunft.) Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 22 u. 27; Siglinde Bolbecher – Konstantin Kaiser, Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien – München 2000, S. 545. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 295. Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen, S. 123. Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg, in: Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 115ff. Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman. Locarno 1976, S. 300ff; Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F. J. Schober. Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2 gesendet). Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945, S. 116ff. Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97; Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark, in: Gerald Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f. Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944–1945. Wien 1999, S. 215f. Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern in Radkersburg – wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine weiteren Hinweise. Desider Schwarz (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew) WO (= War Office) 310/143. Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Georg Fischer in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz; Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52. Zur Auslieferung der jüdischen Budapester/innen siehe: László Varga, Ungarn, in: Wolfgang Benz (Hg.), Dimensionen des Völkermordes. München 1991, S. 349; Szabolcs Szita, Verschleppt – verhungert – vernichtet. , S. 195. Chronik der Volksschule Klöch. Watzek-Chronik (16.3.1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg. Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F. J. Schober. 220 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der Juden in Österreich, St. Pölten); Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star. A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff. PRO WO 310/167; Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947, S. 2; Wahrheit, 11.11.1947, S. 2. Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO (Foreign Office) 1020/2059; Franz Josef Schober, 100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98, in: Heinrich Kranzelbinder – Günther Prutsch – Franz Josef Schober, Ratschendorf. Vom Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer südoststeirischen Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310; Alfred Kolleritsch, Von der schwarzen Kappe, in: Gespräche im Heilbad. Salzburg 1985, S. 49; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through Austria in the spring of 1945, in: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. 231f. Chronik der Volksschule Klöch; Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz; Cäcilia Schönberger (16. u. 23.5.2005), Sammlung Franz Josef Schober; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews, S. 220. Chronik des Gendarmeriepostens Klöch; Grenzbote, 31.8.1947, S. 5. Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947, S. 2. Das Steirerblatt, 14.11.1947, S. 2; Neue Zeit, 14.11.1947, S. 3; Wahrheit, 14.11.1947, S. 3. Das Steierblatt, 10.12.1947, S. 2; Neue Zeit, 10.12.1947, S. 3; Wahrheit, 10.12.1947, S. 3. Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13. Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien, Mappe KZ-Friedhöfe. Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u. 26.4.2005), Sammlung F. J. Schober. Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988, S. 130 u. 135f. Anton Rutte (25.5.1946), PRO WO 310/144. Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ Mauthausen (1944/45), in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91; Franz Eftimov (26.3.1966), AdR BuMinl 91. 348-18/62. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273; Ladislaus Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71; Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise Einsicht gewährt.) Shmuel Roth, Moreshet A. 1476; Szabolcs Szita, Zwangsarbeit, Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge 1944–1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106. Chronik des Marktes St. Anna am Aigen. StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47. Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F. J. Schober. PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45); Neue Steirische Zeitung, 12.8.1945, S. 5. Angesichts der Daten der Erschießungsaktionen in anderen Lagern erscheint dieses Datum allerdings zu früh. Ein Mitglied des Erschießungskommandos soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“. Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in der zweiten Märzhälfte stattfand. Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F. J. Schober. Kleine Zeitung, 4.2.2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143; Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews, S. 231f; Yad Vashem 05/89. Jüdisches Schicksal an der Grenze 63 64 65 66 67 68 69 70 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273f. Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F. J. Schober. Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch, in: Gerhard Baumgartner – Eva Müllner – Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff; Karl Knapp (27.7.2005), Sammlung F. J. Schober. StLA, LG Graz Vg 869/45. Schreiben des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V., 6.9.1994. Von Josef Weinhandl, dem Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt ich dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor Vandor. Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete mir in einem umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen an die Zwangsarbeit in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen wurden von ihm noch in einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet. Sandor Vandor, der heute in Kalifornien lebt, schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe von E-Mails seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in St. Anna am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in St. Anna konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore Lappin vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war) noch viele Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von Sandor Vandor in: Bildpost, 30.6.2005, S. 12 u. Süd-Ost Journal, 20.7.2005, S. 45. Simson Schvarc und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld bei der Beantwortung meiner Fragen. Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni 2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren. Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von der SS abgeholt und dann im Wald bei Röhrl erschossen wurden. 221 Judovska usoda Judovska usoda Dva delna vidika Na obeh straneh obmejnega potoka Kutschenitza/Kučnica so živeli do druge svetovne vojne tudi še pripadniki judovskega ljudstva oz. judovske vere. Zgodovino Judov mesta Radgone je temeljito raziskal Hermann Kurahs.1 Heimo Halbrainer je v svojem obhodnem vodniku „Po sledeh protestantov, Judov, Romov in Slovencev v Bad Radkersburgu in okolici“ (Znanstvena knjižna zbirka Pavlove hiše, knjiga, 2a) posvetil zgodovini Judov v Radgoni eno poglavje. O zgodovini Judov v Prekmurju onstran Kučnice so poročali v zadnjem Signalu (letni zbornik Pavlove hiše 2004/05) Franc Kuzmič, Lászlo Németh in Beata Lazar. V nasprotju z bolj majhnim številom judovskega prebivalstva na področju Radgone (1934 je bilo še osem oseb) je bilo v Prekmurju v prvi polovici 20. stoletja še relativno veliko judovskih skupnosti (npr. 1921 je v Murski Soboti/Muraszombatu/Olsnitzu živelo 179 Judov, v celotnem Prekmurju jih je bilo 642). Nacisti so na strahoten način pokončali nekoč cvetoče judovsko življenje v jugovzhodnem štajersko-slovenskem prostoru. 387 Judov iz Prekmurja je prišlo 1944 ob življenje v koncentracijskem taborišču Auschwitz ali na poti do tja, med njimi tudi iz Radgone izgnani zakonski par Moritz in Berta Neumann. Naslednji prispevek naj bi na kratko spomnil na dva nadaljna delna vidika „judovske usode na meji“. Na eni strani na nekoč veliko število judovskih zdraviliških gostov v jugovzhodnem štajerskem zdravilišču Bad Gleichenberg in na drugi strani na prisilno delo madžarskih Judov pri Stellungsbau/izgradnji obrambne linije leta 222 1945 na meji s Kučnico. Gospe Dr. Eleonore Lappin iz Institut für Geschichte der Juden in Österreich/Inštituta za zgodovino Judov v Avstriji (St. Pölten oz. Dunaj) se prisrčno zahvaljujem za možnost vpogleda v dragocene vire in za njeno veliko pomoč pri pripravi poglavja o prisilnem delu madžarskih judov pri izgradnji obrambne linije. Judovsko življenje v zdravilišču Bad Gleichenberg. 1837 je bilo prvo leto zdraviliške sezone jugovzhodnega štajerskega zdravilišča Gleichenberg (okraj Feldbach) katerega je ustanovil Mathias Constantin grof Wickenburg-ški. Medtem ko je bilo zdravilišče v naslednjih treh desetletjih obiskano predvsem s strani plemstva, visokih vojaških veljakov in bogatih meščanov, je bil Gleichenberg od ca. 1870 tudi favoriziran cilj zdraviliških gostov judovske vere. Judovski zdraviliški gostje so bili predvsem iz Avstrije in Madžarske, pa tudi Poljske in Galicije. Šele ustavni zakon iz 1867 je prinesel Judom (več kot tri in pol stoletja po pregonu iz Štajerske 1496/97) enakopravnost z drugimi državljani in so se smeli ponovno neomejeno zadrževati na Štajerskem. Judovski zdraviliški gostje so do 1938 predstavljali velik del gostov v Bad Gleichenbergu.2 Med njimi je bil od junija do septembra 1921 tudi iz Galicije izvirajoč kasnejši pisatelj Manès Sperber (1905-1984), ki je na begu pred dogodki prve svetovne vojne s svojo judovsko družino 1916 dosegel Dunaj.3 Dejanske judovske skupnosti pa v Gleichenbergu ni bilo, kot kažejo tudi rezultati popisa prebivalstva. Izven od maja do septembra trajajoče zdraviliške sezone, torej tudi na konkreten ključni dan popisa prebivalstva (večinoma 31. december), ni bilo zdraviliških Judovska usoda gostov v Gleichenberg-u in tudi večina zdraviliških zdravnikov je odpotovala. Pri popisu prebivalstva 1880 v zdraviliškem kraju Gleichenberg ni bilo Judov, le ena oseba izraelske veroizpovedi v kraju Sulz. 1890 so v zdraviliškem kraju Gleichenberg našteli 11 oseb izraelske veroizpovedi, 1900 je bilo še pet oseb. Pri popisu prebivalstva 1910 in 1934 ni v Bad Gleichenberg-u zaslediti nobenih Judov.4 Pomemben napotek glede visokega števila judovskih zdraviliških gostov v Gleichenbergu po uveljavitvi ustavnega zakona iz 1867 je, da je stavbenik Philipp Schweighofer iz Graz-a dal že 1869 urediti „judovsko košêr gospodarjenje s hrano” v pomožni zgrabi njegovega 1849 zgrajenega „Berliner Hof-a“ (danes „Kirchenwirt“) v Gleichenberg-u.5 1874/75 je Schweighofer dal takoj ob njegovem „Berliner Hof-u“ zgraditi vilo „Stadt Petersburg“ (kasneje imenovano „Charlottenburg“, danes občinski urad in ljudska šola), kamor je dal preseliti tudi košêr kuhinjo. Okoli 1880 so v restavraciji „Stadt Petersburg“ (Philipp-a Schweighofer-ja) ponudili „izraelsko kuhinjo“. Kratkoročno so v istem času ponudili „izraelsko kuhinjo“ tudi v restavraciji „Hohe Warte“, ki jo je vodila Helene Kremsier, k ponudbi so sodili tudi „izraelski kruh in pecivo“.6 1892 sta omenjeni izraelski kuhinji v 1883 zgrajenem „Theresienhof-u“ (danes „Hotel Austria“) in v že 1847 zgrajenem „Wilhelmshofu“ (1991 porušen).7 Medtem ko se je košêr kuhinja iz „Wilhelmshof-a“ na prelomu stoletja preselila v ob njej stoječo vilo „Hungaria“ (danes internat „Rosenschlößl“),8 naj bi „Theresienhof“ do 30ih let prejšnjega stoletja ostal najpomembnejši prostor judovskega življenja v Gleichenberg-u. V hotelu „Theresienhof“ je bilo že 1892 v času zdraviliške sezone vsako soboto organizirano judovsko bogoslužje, tu je bilo najti vse do 30ih let prejšnjega stoletja tudi molitveni prostor za judovske zdraviliške goste v Bad Gleichenberg-u.9 Kot lastnika za judovsko življenje v Gleichenberg-u posebno pomembnega „Theresienhof-a“ je najti najprej Siegmund-a Breiner-ja, kasneje kot zakupnika Max-a Goldschmied-a in končno podjetje Horn & Imbermann. V tik pred izbruhom prve svetovne vojne izdani knjižici o zdraviliškem kraju Gleichenberg se ponuja v „Max Goldschmied hotelu in restavraciji ‘Theresienhof’. ... odlična košêr Dunajska kuhinja“.10 V zdraviliškem kraju Gleichenberg je veliko let živel in delali tudi iz področja Papa na Madžarskem izvirajoči mož, ki obrezuje, košêr mesar in gostilničar Samuel Eisen, ki je v teku let iz začetnih skromnih službenih razmerij uspel priti do lastništva hotela. V Gleichenberg je prišel tik pred prelomom stoletja in najprej v času poletne sezone (sezona je v Gleichenbergu takrat trajala samo od maja do septembra) vodil v vasi Gleichenberg košêr lokal s hrano.11 Eisen je bil pozneje, začasno, za eno sezono v službi kot košêr mesar pri hotelirki Ernestine Tritsch (lastnici že omenjenih vil „Wilhelmshof“ in „Hungaria“). V eni knjižici o Gleichenbergu iz leta 1906 je najti reklamo za „Salamon Eisen-jevo košêr kuhinjo v restavraciji Baumer“ (= gostilna „Zur Hinterbrühl“ v Gleichenbergu št. 47). Ker je bila ta gostilna malo izven dejanskega zdraviliškega kraja ob cesti proti naselju Bärenreith, je bil gostom v času kosila brezplačno ponujen voz.12 Ob poskusu, svoj košêr lokal prestaviti bliže zdraviliškemu kompleksu, je Salamon Eisen občutil učinek antisemitizma. Tik pred začetkom prve svetovne vojne je Samuel Eisen vodil tudi restavracijo z izraelsko kuhinjo v gostilni „Fünfkirchen“.13 1919 je končno kupil v bližini 223 Judovska usoda Gleichenberg-škega zdraviliškega kompleksa nahajajočo se vilo „Scherbaum“, ki se je kasneje imenovala „Hotel Eisen“ ali vila „Dreibaum“.14 Judovski gostilničar in hotelir Samuel Eisen je umrl 1924 v starosti 69 let in bil pokopan na judovskem pokopališču v bližini Trautmannsdorf-a, kjer je bilo izraelsko pokopališče za judovske zdraviliške goste iz Gleichenberg-a.15 (Gleichenberg je do 1940 sodil k rimskokatoliški župniji Trautmannsdorf. Ker katoliška cerkev pokop drugovercev na svojem pokopališču ni dovoljevala, je bilo v bližini katoliškega pokopališča zasnovano judovsko pokopališče, na katerem je bilo med 1881 in 1932 pokopano skoraj 100 umrlih.) Nagrobni kamen Samuel-a Eisen-a je eden redkih danes še ohranjenih nagrobnikov na judovskem pokopališču v Trautmannsdorf-u. V Gleichenberg-u sta ponujali dve bolnišnici, ena katoliška in ena izraelska, tudi revnim pacientom možnost obiska zdravilišča.16 Katoliška bolnišnica „Zum Pilger“ je bila zgrajena že 1844 in je bila v času poletne sezone oskrbovana s strani graških „sester usmiljenk“. 1883/84 je bila s strani „Verein zur Errichtung eines israelitisches Hospitales in Gleichenberg/ Društva za izgradnjo izraelske bolnišnice v Gleichenberg-u “ zgrajena bolnišnica. Ob otvoritvi 23. junija 1884 je imel slavnostni govor dunajski višji rabin Dr. Adolph Jellinek.17 Izraelska bolnišnica „Zur Barmherzigkeit“ (lastnik: Israelitische Kultusgemeinde Wien/ Izraelska verska skupnost Dunaj) je imela 1892 8 postelj in je bila omenjena tudi v štajerskem Hand- und Reisebuch/Priročniku za potovanje iz 1914.18 Kot ordinarij izraelske bolnišnice je do ca. 1910 naveden Dr. Paul Hönigsberg, kateremu je sledil Dr. Josef Kentzler. Ob iz Slavonije izvirajočem Dr. Hönigsberg-u (ta 224 je bil v zimski sezoni zdraviliški zdravnik v Meran-u) in ob iz madžarskega Debrecena prihajajočem Dr. Kentzler-jem sta bila v letih okoli 1900 tudi še Dr. Martin Szigeti iz madžarskega Kecskemét-a (pozimi zdraviliški zdravnik v Opatiji/Abazzia) in Dr. David Kaufer iz madžarske Peč-i/Fünfkirchen (on je bil pozimi prav tako zdraviliški zdravnik v Meran-u) zdraviliška zdravnika izraelske veroizpovedi v Gleichenberg-u.19 V času med obema vojnama (1919-1938) so trije judovski zdravniki iz Dunaja in Budimpešte prestavili svoje prakse v času sezone v Bad Gleichenberg. S tem so poskrbeli, da je tudi veliko njihovih pacientov za njimi pripotovalo na zdravljenje v zdravilni kopeli. To je pripeljalo tudi do upoštevanje vrednega povečanja frekvence gostov.20 V 20ih in 30ih letih prejšnjega stoletja je bilo ob že tradicionalnem judovskem „Theresienhof-u“ (lastnik Horn & Imbermann) in hotelom Eisen (lastnik Samuel Eisens Erben) najti tudi še v „Franzensburg-u“ (lastnik S. Komet) judovski lokal s hrano.21 Po „priključitvi“ in nacističnem prevzemu oblasti marca 1938 so bile v Bad Gleichenbergu s strani gestapa zasežene izraelska bolnišnica (lastnik je bila Izraelska verska skupnost Dunaj) in mnoge vile.22 Med temi vilami (katerih lastniki so bili večinoma iz Dunaja) sta bili, že večkrat zaradi svoje izraelske kuhinje omenjeni vili „Theresienhof“ in „Villa Dreibaum“, nekdanja last Samuel-a Eisen-a. „Villa Dreibaum“ je bila potem sedež Ortsgruppe/krajevne sekcije NSDAP, izraelsko bolnišnico je uporabljala SA in HJ.23 V dnevih „priključitve“ 1938 so nacisti vzeli v „preventivni pripor“ približno 30 let v Gleichenberg-u delujočega in živečega lekarnarja Mag. Julius Roda. Kasneje so ga Judovska usoda skupaj z družino in le malo prtljage spravili do nove nemško – madžarske meje in jih izgnali na Madžarsko. Prej so še v juniju 1938 mnogi nacisti pred njegovo hišo vpili: „Juda verrecke! Juden hinaus!/Jud crkni! Judi proč!“.24 Lekarnar Mag. Julius Roda je kot njegov brat, znani pisatelj Alexander Roda (ta je bil večkrat na obisku pri bratu v Bad Gleichenberg-u), že pred desetletji konventiral iz mojzesovske k rimskokatoliški veri (oba sta bila rojena s priimkom Rosenfeld).25 Izraelsko pokopališče za zdraviliške goste iz Gleichenberg-a v bližnjem Trautmannsdorf-u (na katerem je bilo med 1881 in 1932 pokopanih 94 umrlih) je bilo v „kristalni noči“ (9./10. novembra 1938) oskrunjeno. Majhna obredna hiša je bila zažgana, nagrobniki prevrnjeni.26 V naslednjih letih je ob pokopališkem zidu izginila tudi večina nagrobnikov.27 Na pokopališču v Trautmannsdorf-u spominjata danes le še dva nagrobna spomenika na čas pred 1938: eden za Jakob-a Pohoryles-ka (1861-1921) in drugi za 1924 umrlega Gleichenberg-škega gostilničarja (hotelirja) Salamon-a Eisen-a. 1947/48 so bili na pokopališču v Trautmannsdorf-u pri Bad Gleichenbergu pokopane tudi, ob koncu vojne na meji s Kučnico na področju Klöch – St. Anna am Aigen umorjene, judovske NS- žrtve. Samo dva nagrobnika spominjata na žrtve leta 1945: en nagrobni kamen za Ernö Ackermana (1945) in en nadaljni nagrobni kamen za Otto-a Neuwalder-ja (1924-1945), ki nosi tudi napis: „V spomin tukaj počivajočim judovskim mrtvim in žrtvam let 1938–1945“. Judi na prisilnem delu pri izgradnji obrambne linije 1945 na meji s Kučnico. Postavitev „obrambne linije rajha“ 1944/45. Na osnovi katastrofalnega vojaškega položaja Velike Nemčije so poleti 1944 stekle priprave za obrambo meja rajha. V obrambno linijo imenovano „Reichsschutzstellung/obrambna linija rajha“ ali „Südostwall/jugovzhodni okop“ naj bi bil vključen tudi jugovzhodni mejni prostor pri Kučnici. V sredini oktobra 1944 so začeli z gradnjo. Štajerski gauleiter in rajhovski obrambni komisar Uiberreither je s svojimi Kreisleiter/ okrožnimi vodji skrbel za mobilizacijo potrebnih delavcev in za zbiranje materialov. Abschnittsleiter/Vodja sektorja izgradnje obrambnega linije sektorja V-Feldbach je bil okrožni vodja NSDAP-ja Feldbach, Personalamtsleiter/vodja kadrovskega oddelka Anton Rutte, pod katerega je spadal tudi Cmureški okrožni vodja Arnulf Lill. Obrambna linija sektorja V je obsegala oba okrožja Cmurek in Feldbach, torej področje od Radgone do Mogersdorf-a (takrat je spadal gradiščanski okraj Jennersdorf k okrožju Feldbach). Južni del sektorja izgradnje obrambnega položaja VFeldbach je bil razdeljen na Unterabschnitte/ odseke V/1-Radgona, V/2-Klöch, V/3-St. Anna am Aigen in na danes že na gradiščansekem ležeč odsek V/4 Kalch. Moške in ženske iz vseh teh krajev obmejnega prostora so z Notdienstverordnung/uredbo dežurstva za nekaj tednov zadolžili za izgradnjo obrambne linije. Zraven so bili na meji s Kučnico v naslednjih pet in pol mesecih vključeni tudi delavci iz okrajev Graz-Stadt/ mesto, Graz-Land/okolica, Deutschlandsberg, Voitsberg in Leoben, iz bližnje Madžarske (okraj Murska Sobota) in iz okrožij MünchenOberbayern ter Dunaj.28 Med temi iz Dunaja pripeljanimi delavci na področju Klöch-a je bil tudi igralec Curd Jürgens.29 Čez nekaj časa je pobegnil in bil s strani Halbenrain-škega grofa Barthold- 225 Judovska usoda a Stürgkh-a oz. njegove žene začasno skrit v vinogradniški hiši. Ob dežurni dolžnosti civilnega prebivalstva so bili v delo gradnje okopov pri meji s Kučnico vključeni tudi HJ iz Graz-a, Mürzzuschlag-a in Deutschlandsberga. Končno so bili v izgradnjo obrambne linije vključeni tudi tujci, delavci iz vzhoda, taboriščniki in ujeti madžarski Judi (katerim je 1944ostalaprihranjenadeportacijavAuschwitz). Načrtovana obrambna linija je bila zgrajena s primitivnimi sredstvi, večinoma z rokami. Na liniji Aigen-Deutsch Haseldorf-GruislaPölten so položaji potekali v bližini obmejnega potoka Kučnica. Posebno v Gruislawald-u so še danes dobro vidni raztegnjeni ostanki teh linij (tranšeje in podobno).30 Obstajajo še ostanki tankovskih jarkov pri Aigen-u, Deutsch Haseldorf-u in Gruisla-vi, ki naj bi varovali tankovsko prehodno območje v bližini meje. Pogojeno s hitrim napredovanjem Sovjetov so izgradnjo obrambne linije še pred dokočno izgradnjo konec marca 1945 prekinili. V naslednjih aprilskih dneh pa so se, z intervencijo tisočev delavcev zgrajene, obrambne linije izkazale za nekoristne, saj niso bile v skladu z zahtevami vojaških enot. Ujeti madžarski Judi so bili v začetku 1945 v bližini meje s Kučnico vključeni predvsem v izgranjo tankovskih jarkov obrambne linije odsekov Klöch (V/2) in St. Anna am Aigen (V/3) in so morali opravljati delo pod večinoma nečloveškimi pogoji.31 Po kasnejših izjavah okrožnega vodje Antona Rutte je bilo v njegovem sektorju izgradnje obrambne linije V-Feldbach (Radgona do Mogersdorf-a) od januarja 1945 vključeno ca. 3.000 madžarskih Judov kot prisilnih delavcev. Dne 1. marca 1945 je bilo od skupno ca. 13.535 delavcev na celotnem sektorju izgradnje obrambne linije V-Feldbach 2.464 Judov (= ca. 18,2 %).32 226 Madžarski Judi kot prisilni delavci pri izgradnji obrambne linije na področju Klöch-a. Medtem ko na najjužnejšem sektorju izgradnje obrambne linije V/1Radgona (sektorski vodja je bil radgonski vodja krajevne sekcije Ernst Huallenz) očitno ni bilo madžarskih Judov, je bilo v sektorju V/2-Klöch (sektorski vodja je bil SA-Obersturmführer/ višji jurišni vodja in Volkssturmkommandant Anton Oswald) od januarja 1945 med 300 in 400 madžarskih Judov vključenih v izgradnjo obrambne linije.33 Od januarja 1945 je prišlo v Klöch več transportov z madžarskimi Judi. Po eni strani so bili v delo vključeni madžarski prisilni delavci kot Schwarz Desider iz Peč-i, ki je bil že od 1942 prisilni delavec madžarske vojske.34 (Kajti Judom iz Madžarske je bila vojaška služba z orožjem prepovedana.) V Klöch-u so bili po drugi strani očitno vključeni v delo tudi Judi iz Budimpešte, ob prisilnih delavcih madžarske vojske, katerim je bila spomladi 1944 prizanesena deportacija v Auschwitz. Med v Klöch-u vključenimi madžarskimi Judi je bilo tudi veliko žensk.35 300 do 400 madžarskih Judov je bilo nameščeno v takrat še v centru Klöch-a nahajajočo se šolo, ki je bila že od oktobra 1944 namenjena nastanitvi delavcev različnih nacij pri izgradnji obrambne linije.36 Kuhinja izgradnje obrambne linije je bila urejena v bivšem zdravilišču (nasproti gostilne Domittner). Judi so morali dnevno opravljati težka izkopna dela, prejemali pa so le nezadostne porcije hrane. Obravnava s strani čuvajev je bila pogosto zelo brutalna, udarci so bili pogosti. Zaradi katastrofalnih higienskih pogojev v taborišču in temu sledeči ušivosti, je februarja 1945 izbruhnila epidemija pegavice. V taborišču Judovska usoda so bili judovski zdravniki, vendar ti skoraj niso imeli na razpolago zdravil. V sredini marca 1945 so prišla poročila o epidemiji pegavice med judovskimi prisilnimi delavci okopa v Klöch-u in St. Anna am Aigen tudi do mesta Radgone.37 Učiteljica iz Klöch-a Fränzi Costa-Kuhn je bila vključena v izgranjo obrambne linije kot telefonistka. Kot prej, je še naprej živela v svoji sobi v šoli. Bližji kontakt s prav tako v šoli nastanjenimi Judi ji je bil prepovedan. Enkrat je bila Costa-Kuhn presenetljivo nagovorjena s strani mladega Juda z imenom Pött. Pred vojno je bila v Budimpešti prav pri družini tega fanta vzgojiteljica. Učiteljica je od takrat skrivoma oskrbovala fanta s hrano. Ko je tudi on zbolel za pegavico, ga je skrila v svoji sobi in ga ozdravila. Pött je tako preživel nadalnje delo in končno tudi konec vojne. Srčna učiteljica je madžarskemu Judu s svojo pomočjo verjetno rešila življenje.38 Epidemija pegavice se je razširila. Namesto zagotovitve zadostne medicinske oskrbe bolnim, naj bi bili oboleli Judi po navodilu Gauleitung/okrožnega vodstva ustreljeni. V Klöch-u je 24. marca 1945 judovski zdravnik izbral 26 bolanih Judov z mnenjem, da bodo premeščeni v bolnišnico. Po njih so prišli s tovornjakom. Iz Budimpešte izvirajoč Robert O. Fisch, ki je bil v Klöch-u od 23. januarja 1945 in je prav tako obolel za pegavico, bi naj s pozivom zdravnika tudi odšel na tovornjak. Uprl se je in je raje delal naprej bolan; to mu je rešilo življenje.39 Bolane so s tovornjakom prepeljali v bližino „Klöcklwald-a/Klöckl-gozda“ vzhodno od Klöch-a, kjer so bili s strani Volkssturmmänner Anton-a Oswald-a, Anton-a Sablatnig-a in Ing. Robert-a Sattler-ja ustreljeni (ukaz za to so dobili od Feldbach-škega okrajnega vodje Anton-a Rutte-ja oz. od Cmureškega okrajnega vodje Arnulf-a Lill-a). Prav tako v izgradnjo obrambne linije vključena NSDAP vodji krajevne sekcije Klöch-a (Alois Ulrich) in St. Peter-a am Ottersbach (Franz Koren) in dva nadaljna Volkssturmmänner (Anton Hütter in Franz Zelenka) so morali stražiti, oz. naj bi preprečili pobeg judov.40 Nekaj dni zatem so morali dela izgradnje obrambne linije zaradi napredujočih sovjetskih vojakov še predčasno zaključiti. Konec marca 1945 so madžarske Jude iz Klöch-a, ki so še bili sposobni korakati odgnali v smeri koncentracijskega taborišča Mauthausen. Najprej so korakali preko Ratschendorf-a (tam so v šoli prenočili), Brunnsee-ja, Jagerberga, St. Stefan-a im Rosental-u do Gleisdorf-a. Od tam je končno vodil „Todesmarsch/marš smrti“ preko Graz-a in Präbichl-a naprej v smeri Mauthausen-a.41 V Klöch-u je ob umiku ostalo približno 20 težko bolnih Judov, očitno nemočnih korakanja. Vrata v šoli nahajajoče se bolniške sobe so enostavno zabili. Krajani so odkrili zapuščene in jih oskrbeli. Nekaj dni (okoli 4. aprila) po odhodu transporta pa se pojavi v Klöch-u SS-komando, ki je zapuščene judovske bolnike postrelil v bližini „Steinriegelwalda/Steinriegel-gozda“ v bližini naselja Röhrl (takrat področje občine Hürth).42 Odgovorne za te umore v začetku aprila 1945 ni bilo mogoče nikoli postaviti pred sodišče. 4. aprila 1945 so se na področju Klöch-a začeli direktni boji med nemškimi in sovjetskimi vojaki, ki so terjali veliko mrtvih med vojaki pa tudi med ne-pobeglim civilnim prebivalstvom. Mrtve so pogosto pokopali le v skupnih grobovih na poljih in šele 1947 ekshumirali in pokopali na pokopališčih. V 227 Judovska usoda času raziskav sodišča o storjenih umorih 1945 nad madžarskimi Judi na področju Klöch-a so 29. avgusta 1947 ekshumirali trupla tistih 26ih Judov, ki so jih marca 1945 ustrelili pripadniki Volkssturmmänner v „Klöcklwald-u/Klöcklgozdu“ vzhodno od Klöch-a.43 Njihove posmrtne ostanke so pokopali 30. avgust 1947 na judovskem pokopališču v Trautmannsdorfu (pri Bad Gleichenberg-u). Od 10. do 13. novembra 1947 je končno potekal proces odgovornim za „judovski-pokol pri Klöch-u“. V „procesu umorov Judov v Klöch-u“ so se morali pred višjim britanskim vojaškim sodiščem zagovarjati Feldbach-ški NSDAPokrajni vodja Anton Rutte, Cmureški NSDAPokrajni vodja Arnulf Lill, SA- Obersturmführer/ višji jurišni vodja in Volkssturmunterabschnit tskommandant Anton Oswald in pripadnika Volkssturmmänner Anton Sablatnig in Ing. Robert.44 Rutte-a in Lill-a so obtožili, da sta marca 1945 dala povelje za ustrelitev Judov obolelih za pegavico Oswald-u, Sablatnig-u in Sattler-ju. Oswald-a, Sablatnig-a in Sattlerja so obtožili umora 26 Judov v Klöch-u. 13. novembra 1947 so vseh pet obtoženih umorov nad Judi spoznali za krive in jih obsodili na smrt z obešanjem.45 Decembra 1947 je bilo vseh pet obsojenih na smrt s strani britanskega visokega komisarja v Avstriji, generalpodpolkovnika Gallowaya pomiloščeno. Smrtno obsodbo za bivša okrajna vodja Rutte-a in Lill-a kot tudi za Volkssturmkommandant-a Oswald-a je bila spremenjena v ječo za 15 let, kazen za Sablatniga in Sattler-ja je znašala 10 let ječe.46 Dva nadaljna masovna grobova z 1945 na področju Klöch-a ustreljenimi madžarskimijudovskimiprisilnimidelavcisoodprlišelezgodaj jeseni 1948. Ekshumirana trupla so pokopali na judovskem pokopališču v Trautmannsdorf-u.47 228 V grobu v „Steinriegelwald/Steinriegel-gozdu“ v bližini naselja Röhrl (ta je takrat spadal k občini Hürth) so našli 22 trupel (očitno tistih Judov, ki so jih, po odhodu delavcev obrambne linije iz Klöch-a, pustili v bolniški sobi šole). V masovnem grobu „Schadlerwald/Schadlergozdu“ v Deutsch Haseldorf-u so našli 48 umrlih (ti so bili poprej vključeni v izgradnjo obrambne linije odseka St. Anna am Aigen). Tri že v času izgradnje obrambnega položaja v Klöch-u umrle in najprej na pokopališču v Klöch-u pokopane neznane madžarske Jude so pozneje prav tako prenesli na judovsko pokopališče v Trautmannsdorf-u.48 Podobno se je verjetno zgodilo tudi s trupli ca. sedmih madžarskih judov, ki so bili pokopani na pokopališču v St. Anna-i am Aigen in so umrli že v času izgradnje obrambne linije.49 Judovski prisilni delavci pri izgradnji obrambne linije na področju St. Anna am Aigen. V izgradnjo obrambne linije odseka V/3-St. Anna am Aigen od januarja 1945 vključeni madžarski Judi so bili večinoma nastanjeni v središču župnije St. Anna am Aigen, župnijska kronika navaja število 400tih Judov.50 Nameščeni so bili v takratni ljudski šoli (danes šola Rindler), v hiši društva (gledališka dvorana, župnijski dom) in v danes že neobstoječi zgradbi ob veleblagovnici Lippe. Kot bivališče za madžarske Jude je služilo tudi taborišče barak v „Höll-u“ med Deutsch Haseldorf-om in Aigen-om (blizu Kramarovcev/Sinnersdorf) in občasno tudi šotorišče. Kuhinja izgradnje obrambne linije je bila na vrtu gostilne Fischer v St. Anna-i am Aigen. Vodja izgradnje obrambne linije odseka V/3-St. Anna je bil nadučitelj Johann Müller, NSDAPjev vodja krajevne sekcije Mettersdorf-a.51 Judovska usoda Skupaj z NSDAP-jevim vodjem krajevne sekcije Dr. Hans-om Gerscha je spadal k političnim vodjem, ki so bili odgovorni tudi za vključitev madžarskih Judov na področju St. Anna am Aigen. Judovski prisilni delavci so bili nadzirani s strani SA, Ukrajincev in začasno tudi s strani pripadnikov hrvaške SS (13. Waffen-GebirgsDivision der SS/Oborožena-gorska-divizija SS-a „Handschar“ – hrvaška št. 1).52 Ravnanje stražarjev je bilo pogosto zelo surovo, pogosto so padali udarci. Tudi judovski prisilni delavci iz St. Anna-e am Aigen so bili deloma sestavljeni iz prisilnih delavcev kot npr. Sandor Vandor (glej njegovo sledeče poročilo) ali Tibor Weiss.53 Ob njih pa je bilo tukaj vključeno tudi veliko število Judov, ki so bili že od poletja 1944 vključeni kot prisilni delavci v okrožju Groß-Wien/ Veliki-Dunaj (že konec junija 1944 so jih iz Madžarske premestili v Strasshof in od tam na različna delovišča na območju Dunaja in Dolnje Avstrije). Med temi iz območja Dunaja premeščenimi madžarskimi Judi sta bila tudi iz Debrecen-a izvirajoč Ladislaus Dér in Imre Weisz iz Mezötur-a.54 Prav tako iz Debrecena izvirajoči Samuel Roth je bil določen za odgovorno osebo za „Strasshofer Juden/ Strasshof-ske Jude“ v St. Anna-i am Aigen.55 Med njimi je bilo tudi veliko žena. Jude so vključili večinoma v gradnjo tankovskega jarka na Aigen-skih poljih do Höllwiese-ja v bližini meje z današnjo Slovenijo, kjer so pogosto delali v nečloveških razmerah. Delo judovskih prisilnih delavcev trajajoče več mesecev, torej kopanje skoraj dva kilometra dolgega, 4,5 m širokega in 5 m globokega tankovskega jarka, ki se je v zadnjih bojih 1945 izkazal za vojaško nepomembnega, je novembra 1947 zasul bager.56 Prehrana Judov je bila zelo pomanjkljiva. Od civilnega prebivalstva so judovski prisilni delavci včasih skrivoma dobili živež, kar je olajšalo preživetje (glej poročili Sandor-ja Vandor-ja in Simsona Schvarc-a). Anton Rutte, vodja sektorja izgradnje obrambne linije sektorja V-Feldbach, je sredi marca 1945 prišel v St. Anna-o am Aigen, ker mu je bilo prijavljeno, da judovski prisilni delavci v okoliških krajih pogosto nabirajo hrano. Rutte je Jude iz St. Anna-a am Aigen dal postrojiti. Ker jih je nekaj manjkalo, so jih takoj začeli iskati. Ko so nekatere Jude našli, so jih peljali v občinski zapor, kjer so se nad njimi znesli stražarji.57 V taborišču v St. Anna-i am Aigen so bile higienske razmere prav tako kmalu katastrofalne, bilo je veliko uši. Del Judov je potem prišlo v šotorišče v bližini gradbišča – tankovskega jarka.58 Tam so jim tudi zatrli uši. Kljub temu je kmalu tudi na področju St. Annae am Aigen zaradi nezadovoljivih higienskih razmer med Judi izbruhnila pegavica. Epidemija tifusa je grozila razširiti se. Ker je primanjkovalo zdravil, so neozdravljive ustrelili stražarji. Nekega dne (morda 13.februarja 1945 ?) so 41 bolanih mož s tovornjakom odpeljali v gozd pri Deutsch Haseldorf-u, jih tam postrelili in pokopali v masovni grob.59 Streljanje je izvedla SS-komanda iz Feldbach-a, vodja odseka Johann Müller in vodja krajevne sekcije Dr. Gerscha iz St. Anna-e am Aigen sta morala urediti službo cestnih zapor. Nekaj dni pred prekinitvijo del izgradnje obrambne linije konec marca 1945 je iz taborišča pobegnilo sedem Judov, za kazen oz. kot povračilni ukrep so zato ustrelili sedem drugih prisilnih delavcev (in očitno tudi v masovnem grobu pri Deutsch Haseldorf-u pokopali).60 Obstajajo napotki civilnega prebivalstva, da so v bližini taboriščnih barak na področju „Höll“ nekaj umrlih ali umorjenih Judov zagrebli kar 229 Judovska usoda na mestu samem.61 Položaj njihovih grobav pa ni več znan. Nekaj iz območja Dunaja prepeljanih Judov v St. Anna-o am Aigen so še pred koncem izgradnje obrambne linije poslali nazaj na Dunaj, tako npr. Ladislausa Der-a. Drugi „Strasshof-ski Judi“ so morali delati naprej do prekinitve izgradnje obrambne linije v St. Anna-i am Aigen in so bili konec marca 1945 skupaj z judovskimi prisilnimi delavci gnani najprej do Gnas-a.62 V Gnasu, kjer so umrli trije judovski prisilni delavci, so sestradani Judi dobili od krajanov živila, preden se je začel marš smrti preko Gleisdorfa, Graz-a, Präbichl-a (kjer so bili mnogi priča znanega pokola) naprej proti Mauthausen-u. Kolona Simson-a Schvarc-a je bila počasneje na poti in je bila že pred Graz-em osvobojena s strani Sovjetov. V taboriščnih barakah pri Aigen-u (v bližini Kramarovcev) so pustli za seboj večje število hudo bolanih Judov, med njimi tudi poročilo Sandor-ja Vandor-ja.63 4. aprila 1945 je prišel še en bolan Jud iz tega taborišča v Deutsch Haseldorf, da bi poiskal hrano za svoje tovariše iz taborišča. Veliko je bilo mogoče zbrati in Alois Gangl iz Deutsch Haseldorf-a je hotel ta živež s svojim vozom pripeljati v taborišče. Ker pa so sovjetski vojaki tega dne že streljali iz smeri Fikšincev/Füchselsdorf, se je Gangl obrnil. Bolan Jud se je z nekaj živeža sam vrnil v taborišče.64 Že naslednjega dne so ruski vojaki dosegli taboriščne barake v Höll-u, madžarski Judi so bili osvobojeni in nekaj malega teh, ki so bili še sposobni pohoda so se podali peš na pot za Madžarsko. V taboriščnih barakah so ostali mrtvi in umirajoči. V gradiščanski sosednji občini Neuhaus am Klausenbach (izgradnja obrambne linieje-odsek V/4 Kalch) so bili prav tako kot prisilni delavci 230 vključeni madžarski Judi.65 Med drugim so bili nameščeni v šolskih poslopjih Neuhaus-a am Klausenbach. V eni privatni hiši v Kalchu so bili prav tako nameščeni judovski prisilni delavci, medtem ko je Kalch-ška šola služila kot bolniški oddelek. Ti v Kalch-ški šoli umrli Judi so bili pokopani v bližnjem gozdičku (sedem trupel so ekshumirali šele 1988 in jih prenesli na judovsko pokopališče Rechnitz). Na osnovi prav tako grozotnih higienskih razmer je tudi na odseku izgradnje obrambne linije V/4 Kalch med Judi kmalu izbruhnila pegavica. Bolane so osamili v zasilnem lazaretu iz šotorov v bližini Krottendorf-a (med Kalchom in Neuhaus-om am Klausenbach), da bi preprečili nadalnje širjenje epidemije. Bolanim so sicer zatrli ušivost, vendar za Jude ni bilo primernih zdravil. 23. marca 1945 je bilo ca. 100 bolanih madžarskih Judov s strani SS-komanda v gozdu v bližini šotoriščnega taborišča pri Krottendorf-u ustreljenih in kar tam v masovnem grobu pokopano.66 Spomini Simson-a Schvarc-a in Sandorja Vandor-ja. Kot zaključek sledita poročili obeh prič Simson-a Schvarc-a in Sandor-ja Vandor-ja o svojem prisilnem delu v letu 1945 pri izgradnji obrambne linije na področju St. Anna am Aigen. Oba sta okoli 60 let po koncu vojne neodvisno drug od drugega stopila v stik z občino St. Anna am Aigen, da bi se zahvalila za pomoč tamkajšnjemu civilnemu prebivalstvu, ki so bili zaslužni za to, da sta preživela te grozote.67 Simson Schvarc (roj. 1929 v bližini madžarskega mesta Miskolc) je bil po vkorakanju Nemške armade marca 1944 skupaj z materjo in dvema bratoma prestavljen v geto Miskolc-Diósgyör, medtem ko so njegovega očeta in najstarejšega brata vpoklicali v Judovska usoda judovsko delovno enoto. Oče je kasneje prišel v koncentracijsko taborišče Mauthausen in je tam tudi umrl, medtem ko je veliki brat preživel koncentracijska taborišča BuchenwaldAuschwitz in Theresienstadt (sedaj živi v Kanadi). Iz geta Diósgyor so mamo in mlajšega brata deportirali v Auschwitz, kjer sta oba umrla. Simson-a Schvarc-a in njegovega brata Itzhak-a je iz geta rešil madžarski oficir, vendar pa je Itzhak kmalu prišel v koncentracijsko taborišče Dachau, kjer je prav tako umrl. Po ovinkih je takrat še ne 16letni Simson Schvarc prišel na prisilno delo v St. Anna-o am Aigen, kjer je bil najprej nameščen v hišo društva (gledališko dvorano). V pismu z dne 9. marca 2005 naslovljenim na avtorja [članka] poroča o svojih spominih: „Konec decembra 1944 so nas natovorili na tovorni vlak, 80 ljudi stlačenih v en vagon, prostora ni bilo niti za vsesti se, 3 dni in tri noči brez hrane in vode smo bili na poti v Avstrijo v neko mesto z imenom Fehring. Od tam peš v St. Anna-o. Prostor je bil obdan z bodečo žico ... Prej je bil to kino. Znotraj so vse spremenili in opremili s 3-nadstropnimi lesenimi posteljami, kamor so stisnili stotero Judov. Žimnic ni bilo, niti ogrevanja, vode ali stranišč. Več mesecev nisem zamenjal obleke, smrad je bil neznosen. Medtem sem zbolel za pegavico z zelo visoko vročino. Med nami je bil živinozdravnik po imenu Dr. Winkler, ki mi ni dovolil odditi v bolniško sobo, saj se vsi tisti, ki so se obrnili nanje, niso več vrnili. Bili so enostavno usmrčeni. Dr. Winkler je skrbel za krave kmetov in bil v vasi zelo znan lik. Potem ko sem preživel bolezen, je zbolel Dr. Winkler in jaz sem ga pokopal na polju v St. Anna-i. Na pogradu ob meni je ležal dober in zvest prijatel po imenu Jenö Berger. Star je bil 42 let, nekaj dni dolgo ni govoril nič, zaprl se je napram drugih, poskušal sem mu pomagati, s pitjem, kjer je le bilo mogoče. Vendar nič ni pomagalo. Zvečer je zaspal in zjutraj je bil mrtev. To je bil zame težek udarec. Tudi njega sem pokopal. (Dr. Winkler in Jenö Berger sta bila pokopana na ali izven pokopališča. Tudi druge mrtve so tam pokopali, vendar ne poznam njihovih imen.) Čuvaji so bili Ukrajinci, ki so se pridružili Nemcem in bili so kruti. Pogosto so grozili ženskam iz St. Anna-e s puškami, kadar so pod svojimi plašči skrivale zavoje s hrano in jih metale čez ograjo. Čuvaji so jih pregnali tako, da so jim grozili z orožjem. O ženskih prebivalcih vasi lahko povem samo dobro. Na delo smo šli v spremstvu čuvajev, peš. Hodili smo nekaj kilometrov, delali zgolj z rokami, kopali smo tankovski jarek ... Hrana, ki smo nam jo delili zgodaj zjutraj, je bila zajemalka juhe iz posušene zelenjave brez soli in približno 200 g suhega kruha. Čez nekaj časa, februarja ali marca so nas premestili v taborišče s šotori. (Šotoriščno taborišče je bilo v bližini našega delovišča, kjer smo kopali tankovski jarek.) V enem šotoru nas je bilo dvajset. Taborišče ni bilo obdano. Nekega dne je iz taborišča zbežalo nekaj oseb na Madžarsko ali v Slovenijo. Ruska rdeča armada je bila že v bližini avstrijske meje. Za kazen so usmrtili vsakega desetega zapornika, tudi tiste, ki so bili bolani. Tisti dnevi so bili zelo težki, temperatura je bila pod ničlo. Konec marca so nas vodili v smeri mesta Graz. Šli smo peš brez hrane, ljudje so na poti omagovali, čuvaji so jih ustrelili. Ko smo bili 5 km pred Graz-em, so čuvaji zbežali, ostalo nas je le nekaj. Prišli smo v vas in se skrili na senik. Naslednji dan smo odšli iskati hrano in naleteli na SS-vojake, ki so nas 231 Judovska usoda postavili za ustrelitev. Nenadoma se je pojavil človek z mavcem na roki, ne vem več od kod je prišel, in rekel vojakom, da smo madžarski gojenci in vojaki so odšli. Mož, ki nas je rešil, to so mi povedali kasneje, je bil župan, nikoli več ga nismo videli. Nekaj ur kasneje so prišli tanki rdeče armade in nas osvobodili. Premikali so se naprej v smeri Graz-a, mi smo odšli peš v smeri madžarske meje. Junija 1945 sem prišel v Budimpešto, suh, bolan, morali so mi izdreti 6 zob, duševno in telesno utrujen, brez družine. Organizacija ‘Joint’ mi je pomagala in skrbela zame. V interatu sem stanoval še z ducati otrok kot sem bil jaz, brez staršev, brez domače podpore, samo s strašnimi spomini. Leta 1948 sem se izselil v Izrael in začel novo življenje.“ Sandor Vandor (roj. 1925) je izviral iz madžarskega mesta Rákospalota, ki je danes del Budimpešte. V maju 1944 je moral vstopiti v judovski delovni bataljon madžarske vojske. V istem času se je moral tudi njegov oče javiti pri enem drugem delovnem bataljonu. Orožja Judi niso smeli nositi, pač pa so jih uporabljali kot delovno silo. Vandor-jev delovni bataljon je moral kasneje iz Szöny-ja (pri Komarom-em) korakati v smeri Avstrije (takrat del Nemškega rajha). Do madžarske meje so pripadnike judovskega delovnega bataljona stražili madžarski vojaki, ki so pogosto grobo ravnali z njimi. V okolici Sopron-a so prečkali mejo takratnega Nemškega rajha in možje so prišli pod nemški nadzor. Delovna četa Sandor-ja Vandor-ja je korakala potem naprej do St. Anna-e am Aigen, ki so jo dosegli tik po Novem letu 1945. Približno 150 judovskih mož v starosti med ca. 18 in 40 let so namestili v danes že neobstoječo zgradbo v bližini velblagovnice Lippe, v kateri so 232 uredili primitivne spalnice z dvonadstropnimi spalnimi pogradi.68 Areal so stražili nemški vojaki in SS. Dvakrat na dan so dobili hrano. Zajtrk je bil sestavljen iz neke tekočine, ki so jo imenovali kava in enega kosa kruha, na katerem je bila včasih marmelada. Večerja je bila prav tako sestavljena iz neke tekočine, ki so jo tokrat imenovali juha. Za takšno težko delo, ki so ga morali opraviti Judi, je bilo hrane premalo in bila je nehranljiva. Splošni zdravstveni položaj je bil zato slab, bilo ni niti bolniške sobe niti kakršne koli medicinske pomoči. Dnevno je morala judovska delovna četa pod SS-nadzorom korakati iz St. Anna-e am Aigen do delovišča. Judi so morali južno od St. Annae am Aigen kopati tankovski jarek z lopatami in cepini. Na delovišču so može stražili vojaki. Kadar je bila dnevna delovna norma izpolnjena, so se smele 10-glave delovne skupine vrniti v taborišče, ob prihodu jih je moralo biti prav tako 10. Čeprav so s strani straže in ukrajinskih pomočnikov pogosto padali hudi udarci, Vandor sam skoraj ni imel težav s stražarji. Po spominu Sandor-ja Vandor-ja, on in drugi prisilni delavci niso nosili rumene zvezde, temveč so morali nositi rumene trakove, ki so jih zaznamovali kot Jude. Sandor Vandor se posebno hvaležno spominja, da so precejkrat dobili pomoč s strani civilnega prebivalstva St. Anna-e am Aigen in okoliških vasi. Večkrat se je zgodilo, da so ženske na poti na delo na polju vzdolž ceste pustile pakete s hrano, ki so jih našli judovski delavci in so jim tako olajšali preživetje. Sandor Vandor in njegov prijatelj iz mladosti Gyuri, ki je bil prav tako iz Rákospalota, sta večkrat uspela preskočiti taboriščno ograjo in se odplazila iskati hrano. Večkrat so jima Judovska usoda domačinke vtaknile v žep kakšno hrano. Enkrat sta bila celo s strani dveh mladih punc oz. žensk povabljena v hišo in bila postrežena z ocvrtim jajčnim kruhom. Takrat je bilo po nacističnih zakonih kaznjivo pomagati Judom. Ti dve mladi ženski pa sta bili posebno hrabri in proti NS-zakonom neposlušni. Okoli četrtega tedna v marcu 1945 je okoli 40 mož zbolelo za tifusom. Dobili niso nobenih zdravil, temveč so jih ločili od ostale delovne čete. Vandor-jev prijatelj iz mladosti Gyuri je ostal v taborišču v St. Anna-i am Aigen. Kasneje je moral s preostalo delovno četo na „marš smrti“ v koncentracijsko taborišče Mauthausen, vendar je preživel. Vrnil se je na Madžarsko, vendar kmalu emigriral v Ameriko (ZDA) in tam že leta 1970 umrl. Za tifusom obolelega Sandor-ja Vandor-ja so s približno 40 drugimi bolanimi možmi spravili v taborišče barak (na področju „Höll-a“) južno od St. Anna-e am Aigen. Gyuri ga je podpiral na poti do taborišča barak in se potem vrnil v taborišče v St. Anna-i am Aigen. Bolane so pustili v taborišču barak, da bi umrli. Niso bili zastraženi (ni bilo razloga za to, saj nobeden ni bil v stanju zbežati). Tudi zdravili jih niso, hrane tudi ni bilo. Nekako so imeli nekaj plesnivega kruha, nešteto ljudi je umrlo levo in desno od Vandor-ja. 4. aprila 1945 pozno popoldan je Sandor Vandor opazoval kako nek nemški vojak postavlja mitraljez na osrednjem prostoru (vežbališču) taborišča barak. Kaj je s tem hotel, ni jasno.69 Potem je prišel še en vojak na kolesu in po kratkem pogovoru je prvi vojak pospravil svoj mitraljez in oba sta v naglici izginila. Zjutraj 5. aprila 1945 je Vandor videl ruske vojake, vendar z njimi ni imel neposrednega stika. Vsekakor so bili še preživeli judovski prisilni delavci osvobojeni. V taborišču barak je bilo morda še 20 prisilnih delavcev pri življenju, večina v najslabšem zdravstvenem stanju. Vandor je ostalim povedal novico o ruskih vojakih. V skupini s še morda petimi tovariši se je takoj odpravili na pot za Madžarsko. V stanju v kakršnem so bili so prvi dan zmogli ravno še tri kilometre. Tam so srečali četo ruskih vojakov, ki so imeli preskrbo in vojaško bolnišnico. Oficir tajne službe je zaslišal madžarske-judovske prisilne delavce, potem so lahko spali v ruskem taboru. V naslednjih dveh dneh so hodili do železniške proge (ki je od Murske Sobote proti severu vodila do Madžarske), od tam so se lahko peljali z vlakom do predmestja Budimpešte. Prav tako v delovnem bataljonu služeči oče Sandor-ja Vandor-ja je preživel. V odsotnosti moških so mater in sestro Sandor-ja Vandor-ja odpeljali v Auschwitz. Mati so takoj po prihodu v Auschwitz zaplinili, sestra je preživela. V teku zadušitve madžarske splošne vstaje in nastalega velikega bežanja je Sandor Vandor z ženo in sinom sredi novembra 1956 zapustil Madžarsko in dosegel Avstrijo pri Deutschkreutz-u. V začetku decembra 1956 se je na Dunaju rodil njegov mlajši sin, preden je družina emigrirala v Ameriko (ZDA). 233 Judovska usoda OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg. In: Gerald Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff. Hermann Kurahs, Noch mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg. In: Blätter für Heimatkunde, 75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff. Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (KlosterPfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, 132, 133, 143 u. 193, bringt einige Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die Mehrzahl dem ‚auserwählten Volke‘ angehörte“; 1918: „allerdings 90 % Juden“ und „meist ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist aus Israel“ und 1928: „Sehr viele Juden!“. Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene ... Wien 1975, S. 56ff., 67 u. 122f. Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49. Special-OrtsRepertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien 1893, S. 74. Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien 1905, S. 70. Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 38. Mathias Macher, Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und Brunnen-Kurort. Graz 1873, S. 24. Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark. Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. 46. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892, S. 114. Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und Gries bei Bozen (Wintersaison). Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19. Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S. 68. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892, S. 96 u. 114. Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Gleichenberg o. J. (1923), S. 57. Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84. Dr. Rudolf Grasmug ist für viele wertvolle Hinweise herzlichst zu danken. Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S. 79. Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 133. Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1927, S. 238. Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, S. 130. Die Villa „Dreibaum“ brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der „Gleichenbergerhof“. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892, S. 125. Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark, in:: Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123. Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S. 44f. Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884. Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892, S. 6. Karl W. Gawalowski (Hg.), Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz 1914, S. 345. StLA, BG Feldbach, KG Bad Gleichenberg, EZ 191. Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca. 1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34. Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff. Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte ist Herrn Dr. Rudolf Grasmug herzlich zu danken. Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 27. 234 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a.d.M. 1925, S. 51. Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, S. 130. Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935. Heimo Halbrainer/Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu einem jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark. In: Korso, 2. Jg., Nr. 9. Graz 1988. Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark. In: Gerald Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211. StLA, Arisierung 1938-45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger ist für seine Hinweise besonders zu danken. Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich „Villa Schuch“ genannt. Sie war eine der originellsten Villen des Kurortes und brannte bei Kriegsende 1945 ab. Heute steht an seiner Stelle der „Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des israelitischen Spitals in Bad Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten Weltkrieg und wurde Jahre später abgetragen. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 292. Anatol P. Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der Zeit. Graz 1988, S. 201f u. 207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen Büchern von Fuksas über Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das einstige jüdische Leben in Bad Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen Buch „Skizzen der Zeit“ erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote z.B., dass bis 1938 der Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwasser noch in den Händen eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 19371997. Erste Kursaison – Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet man auf Seite 65f. noch einen kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten Gleichenberger Kuraufenthalt und das Buch „Die vergebliche Warnung“ des Schriftstellers Manès Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen jüdischer Herkunft.) Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 22 u. 27. Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser, Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien-München 2000, S. 545. Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 295. Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark. In: Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123. Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, Heft 4. Feldbach 1989, S. 115ff. Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman. Locarno 1976, S. 300ff. Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F.J.Schober. Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2 gesendet). Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 116ff. Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97. Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f. Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944-1945. Wien 1999, S. 215f. Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern in Radkersburg – wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine weiteren Hinweise. Schwarz Desider (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew) WO 310/143. Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz. Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52. Judovska usoda 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 Chronik der Volksschule Klöch. Watzek-Chronik (16. März 1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg. Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F.J.Schober. Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der Juden in Österreich, St. Pölten). Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star. A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff. PRO WO 310/167. Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1. Neue Zeit, 11. November 1947, S. 2. Wahrheit, 11. November 1947, S. 2. Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO 1020/2059. Franz Josef Schober, 100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98. In: Heinrich Kranzelbinder/Günther Prutsch/Franz Josef Schober, Ratschendorf. Vom Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer südoststeirischen Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310. Alfred Kolleritsch, Von der schwarzen Kappe. In. Gespräche im Heilbad. Salzburg 1985, S. 49. Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through Austria in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. 231f. Chronik der Volksschule Klöch.Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz. Cäcilia Schönberger (16. u. 23.5.2005). Sammlung Franz Josef Schober. Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through Austria in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. 220. Chronik des Gendarmeriepostens Klöch. Grenzbote, 31. August 1947, S. 5. Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1; Neue Zeit, 11. November 1947, S. 2. Das Steirerblatt, 14. November 1947, S. 2, Neue Zeit, 14. November 1947, S. 3; Wahrheit, 14. November 1947, S. 3. Das Steierblatt, 10. Dezember 1947, S. 2; Neue Zeit, 10. Dezember 1947, S. 3; Wahrheit, 10. Dezember 1947, S. 3. Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13. Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien, Mappe KZ-Friedhöfe. Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u. 26.4.2005), Sammlung F.J.Schober. Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988, S. 130 u. 135f. Anton Rutte (25.5.1946). PRO WO 310/144. Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ Mauthausen (1944/45). In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273. Ladislaus Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71. Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise Einsicht gewährt.) Shmuel Roth, Moreshet A. 1476. Szabolcs Szita, Zwangsarbeit, Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge 1944-1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106. Chronik des Marktes St. Anna am Aigen. StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47. Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F.J.Schober. PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45). Neue Steirische Zeitung, 12. August 1945, S. 5. Das Erschießungsdatum 13. Februar 1945 scheint sehr früh und könnte vielleicht nicht stimmen. Ein Mitglied des Erschießungskommandos soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“. Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in der zweiten Märzhälfte stattfand. 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F.J.Schober. Kleine Zeitung, 4. Februar 2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through Austria in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. 231f. Yad Vashem 05/89. Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f. Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F.J.Schober. Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch. In: Gerhard Baumgartner/Eva Müllner/Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff. Karl Knapp (27.7.2005), Sammlung F.J.Schober. StLA, LG Graz Vg 869/45. Durch Josef Weinhandl, den Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt ich dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor Vandor. Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete mir dann in einem umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen an die Zwangsarbeit in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen wurden von ihm noch in einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet. Sandor Vandor, der heute im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien lebt, schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe von e-mails seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in St. Anna am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in St. Anna konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore Lappin vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war) noch viele Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von Sandor Vandor in: Bildpost, 30. Juni 2005, S. 12 und Süd-Ost Journal, 20. Juli 2005, S. 45. Simson Schvarz und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld bei der Beantwortung meiner Fragen. Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni 2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren. Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von SS abgeholt und dann im Wald bei Röhrl erschossen wurden. ZUR PERSON – O AVTORJU Franz Josef Schober Franz Josef Schober, geb. 1957, wohnhaft in Ratschendorf; Finanzbeamter; Gründungsmitglied der Kulturinitiative Ratschendorf; Mitarbeit an diversen volkskundlichen und zeitgeschichtlichen Ausstellungen. Veröffentlichung mehrerer zeitgeschichtlicher Arbeiten über den Bezirk Radkersburg. – Franz Josef Schober, rojen 1957, stanujoč v Ratschendorfu; finančni uradnik; ustanovni član kulturne iniciative Ratschendorf; sodeluje pri raznih etnografskih in sodobnozgodovinskih razstavah. Objavil je več sodobnozgodovinskih del o okraju Bad Radkersburg. 235 Bildgalerie – galerija slik VII Hoher Besuch anlässlich der Ausstellungseröffnung „Krieg um Slowenien 1991“ – visok obisk ob otvoritvi razstave Vojna za Slovenijo 1991 236 Slovenci po svetu Slovenci po svetu Potopis � Text: Marjan Šrimpf Ekipa televizije Maribor je v zadnjih letih obiskala slovenske izseljence in zdomce v dvajsetih državah sveta. V diaspori – torej zunaj domovine – živi okrog 300.000 Slovencev in njihovih potomcev, največ v ZDA, Avstraliji, Kanadi in Argentini. Amerika – obljubljena dežela. S trebuhom za kruhom so šli Slovenci iz tedanje AvstroEkipa TV Maribor v Venezueli; z leve: izseljenec Albin Valenčič, novinar Marjan Šrimpf, Ogrske že okrog leta 1900. Ob snemalec Robert Zupanc, tonski technik Damijan Krajnc – Das Team von TV Maribor in Venezuela; von links: Aussiedler Albin Valenčič, Journalist Marjan Šrimpf, Kameramann Robert popisu prebivalstva v ZDA leta Zupanc, Tontechniker Damijan Krajnc 1910 se je za slovenski materin jezik odločilo 123.631 oseb prve generacije (rojene na Slovenskem) in 59.800 Slovencev, rojenih že v Združenih državah Amerike. Tik pred drugo svetovno vojno je živelo v ZDA 250.000, Kanadi 6000, v Argentini 25.000, v Braziliji 5000 in v Avstraliji 2000 Slovencev. Po drugi svetovni vojni pa je iz Slovenije v prekomorske države odšlo še 20.000 do 25.000 političnih in tudi ekonomskih emigrantov. K temu moramo prišteti še 80.000 do 100.000 Slovencev, ki jih je v šestdesetih in sedemdesetih letih prejšnjega stoletja zajel ekonomski val. Višji zaslužek in boljše življenje so iskali v zahodnoevropskih državah. Leta 1972 je delalo v Zahodni Evropi 72.000 Slovencev. Nekateri od teh so se vrnili v domovino, mnogi pa tudi ne. Takšna bi bila na kratko slika slovenskega zdomstva in izseljenstva v prejšnjem stoletju. Ekipa Televizije Maribor, ki je bila večkrat tudi na obiskih v Potrni pri društvu 7. člen, ko je gostilo tudi slovenske izseljence iz različnih prekomorskih držav, je obiskala naše ljudi po svetu. Tokrat 237 Slovenci po svetu Toronto, kjer živi največ od 20.000 kanadskih Slovencev. Imajo kar 18 društev, klubov in domov. Mi smo bili gostje v Slovenskem domu Lipa, kjer so pripravili slovenski večer s folklornimi plesi in večerjo s potico in drugimi jedmi iz svoje nekdanje domovine. Med številnimi Slovenci različnih poklicev je še posebej zanimiv John Letnik iz Leon Štukelj med slovenskimi delavci v tovarni Chrysler v Torontu, Kanada. – Leon Štukelj Lenarta v Slovenskih goricah, inmitten der slowenischen Arbeiter der Fabrik Chrysler in Toronto, Kanada. ki je iz Jugoslavije v torontsko pristanišče pripeljal odsluženo potniško ladjo bomo strnili vtise z obiskov v Južni Ameriki, in jo priredil v restavracijo – zdaj tja prihajajo Avstraliji, Kanadi, ZDA in še kje. številni ugledni gostje. Pred tremi leti je bil Največ Slovencev se je v ZDA naselilo v državi tam tudi slovenski olimpionik Leon Štukelj. Ohio in v Clevelandu, ki so ga imenovali tudi Dobitnik številnih olimpijskih kolajn je pred drugo največje slovensko mesto, takoj za tem obiskal nekaj slovenskih domov in bil gost Ljubljano. Tam je bilo kar 13 slovenskih far in 14 slovenskih delavcev v tovarni avtomobilov domov. Mnogi Slovenci so v Združenih državah Crysler, kjer so ga izjemno lepo sprejeli. uspešni na raznih področjih. V ZDA je denimo imelo leta 1990 kar 738 ljudi slovenskega rodu Južna Amerika odpira vrata. Tako kot v doktorat znanosti. Tudi Američani poznajo Severno Ameriko, so Slovenci začeli množično Slovence, kot so Friderik Baraga, Luis Adamič, odhajati tudi v Brazilijo in Argentino že pred Frank Lausche, James Oberstar, George letom 1900. Argentina je na podlagi zakona Voinovič (zadnji trije so politiki), pa vesoljec iz leta 1876 začela s sistematično kolonizacijo Ronald Šega, v širši javnosti so manj znani državnega ozemlja in je v ta namen začela številni slovenski zdravniki, znanstveniki, sklepati pogodbe za priseljevanje evropskega profesorji, gospodarstveniki – pri vesoljski kmečkega prebivalstva. Slovenci so začeli agenciji NASA je delal dr. Petrač. Mi smo se množično z ladjami iz Trsta potovati v Brazilijo v Clevelandu srečali z Joejem Valenčičem, ki in Argentino. To se je nadaljevalo še po koncu pripravlja zgodovino pomembnih Slovencev druge svetovne vojne, ko je Argentina sprejela v zabavnem življenju in v ameriškem filmu. več kot 6000 političnih beguncev. No, in prav Pokazal nam je tudi dokumentarni film, ki ga v Argentini so izjemno dobro organizirali je naredil o življenju Slovencev v Clevelandu šolanje v slovenskem jeziku, tako da tamkajšnji – to je še danes na kulturnem področju zelo Slovenci, predvsem v Buenos Airesu, zelo pestro. dobro govorijo slovenščino – med vsemi Iz Clevelanda smo se odpravili v kanadsko slovenskimi izseljenci, ki smo jih obiskali, zvezno državo Ontario in njeno glavno mesto 238 Slovenci po svetu znajo največ slovenskega jezika. Večina Slovencev živi v Buenos Airesu, kjer je že več kot 50 let zelo dejavna SLOVENSKA KULTURNA AKCIJA, ki združuje intelektualce raznih vrst. Izdajajo literarno revijo Meddobje, organizirali so slikarsko šolo, ki jo je v začetku vodila akademska slikarka Bara Remec, danes deluje tam veliko likovnikov. Obiskali smo kiparja Marjan Šrimpf na poti čez Ande iz Santiaga de Chile v Mendozo. – Marjan Šrimpf auf dem Weg Marjana Gruma – ta prodaja über die Anden von Santiago de Chile nach Mendoza. svoje izdelke iz železa po celem iz Sevnice. Naši izseljenci so nama svetovali, svetu, največ na Japonsko. V šali nam je dejal: naj se odpraviva po zelo slikoviti cesti iz “Japonci so kupili toliko mojih skulptur, da se Santiaga prek Andov v argentinsko Mendozo, je gotovo njihov največji otok Kijušu pogreznil mesto, kjer ima domove okrog 500 Slovencev. za kak centimeter.” Marjan Grum je hišo, v Tako sva tudi storila in po šestih urah vožnje kateri stanuje, preuredil v razstavišče, kamor s taksijem sva prispela v mesto vina in sonca, zdaj prihajajo številni obiskovalci iz Argentine kot pravijo Mendozi. Slovenska kolonija ima in iz drugih držav sveta. Ena zadnjih razstav je lep dom z dvorano za razne prireditve, dobro imela naslov Luč, barve, gibanje – podkrepil jo je organizirana slovenska šola, pevski zbor in je tudi z instalacijami boja proti drogi, ki je še razne druge dejavnosti. V Mendozi smo srečali kako prisotna v znanem predelu Boce, kjer je brata Bajuk – arhitekta Božidarja in zdravnika, Marjanova hiša. kirurga Jurija, ki sta poleg družine Bajda najbolj znana v slovenski skupnosti v Mendozi. Njun Čez Ande v Mendozo. Z letalom sva s brat Andrej je danes slovenski finančni minister snemalcem iz Buenos Airesa odletela še v in bivši predsednik vlade Republike Slovenije. Santiago de Chile, kjer živi približno 100 Martin Bajda vodi podjetje, ki izdeluje največje slovenskih družin. Svojega kluba oziroma sode v Argentini – tudi takšne s prostornino društva nimajo, zato se srečujejo pri različnih 10 in več tisoč litrov. Pred nedavnim so izdelali družinah na domu in obujajo spomin na tudi 300.000-litrsko leseno kad za Guinessovo domovino svojih staršev, ki so tja prišli v knjigo rekordov. glavnem iz Primorske pred in po drugi svetovni vojni. Eden takšnih Primorcev je Angelo V Brazillji živi 1000 Slovencev. Poleg Kovačič iz slovenske vasi blizu Trsta. Kovačič ima v Santiagu že 40 let svoje podjetje, oglasili Argentine je bila tudi Brazilija že pred pa smo se tudi pri zlatarju Jožetu Helmlingerju. devetdesetimi leti cilj revnih slovenskih Skupaj s sinom imata sredi Santiaga lepo kmetov. Tudi po drugi vojni je prišlo tja urejeno zlatarno, sicer pa izvira njegova družina kar nekaj Slovencev, ki pa so bili večinoma 239 Slovenci po svetu ekonomski emigranti – za razliko od pribežnikov v Argentino. Največ jih živi in dela v Sao Paolu in so v glavnem podjetniki. Tudi oni nimajo svojega kluba, pač pa »Skupnost Slovencev v Braziliji«, ki šteje kakšnih 200 družin – njihovi člani se srečujejo, tako kot v Čilu, po domovih. Med najbolj znanimi Slovenci v tej državi so pripadniki družine Hlebanja Projektant Andrej Vadnjal, izseljenec na Novi Zelandiji, ob mostu, ki ga je projektiral (Tauranga z Gorenjske. Prvi je tja prišel Harbour Bridge) – Projektleiter Andrej Vadnjal, Aussiedler in Neuseeland, bei der Brücke, die er geplant hat (Tauranga Harbour Bridge) Janez (pred kratkim je umrl), sledil mu je brat Federico, on ima veliko tovarno kovinskih predmetov k jezeru Valencija kakšnih 400 Slovencev. Med DRAVA in je skupaj s sinom Brankom rojaki v tej deželi je najbolj znan podjetnik uspešen podjetnik. Tudi Janezov sin Sandro Ivan Jerak, ki ima kar štiri manjše tovarne. Prav je podjetnik. Med zanimivimi Slovenci je še gotovo je najuspešnejša tovarna kuhinjskih grafik Peter Slavec, ki pa je tudi najbolj znan korit, ki se prodajajo po celi Latinski Ameriki. slovenski jamar v tej državi in eden najbolj V Venezueli živi tudi nekaj slovenskih prizadevnih raziskovalcev brazilskih jam. zdravnikov, umetnikov, znan je umetniški V Belo Horizontu prav tako srečamo Slovence. fotograf Jože Srša iz Caracasa in slikarkaNajbolj znana je družina Šalej. Ana Šalej ima restavratorka Karolina Koglot. turistični biro in je slovenska častna konzulka. Težko je v takšnem kratkem zapisu zajeti Nasledila je svojega brata Bogdana, podjetnika celovito sliko rojakov v Južni Ameriki, a in novinarja. Šalej je bil celo kandidat za vendar naj omenim še skupnost Prekmurcev: brazilskega gospodarskega ministra. Njegovo Transmurana v Urugvaju združuje kakšnih podjetje je znano po tem, da je prvo osvetlilo kip 100 rojakov iz Pomurja – v Montevideu imajo Kristusa na hribu Corcavalo v Rio de Janieru, svoj klub. Pa še skok v Bolivijo. Tam sta kjer živi tudi Koprčanka Majda Starman. najbolj znana pustolovec Pavel Šimac iz Nove Gorice, ki že 45 let seka les in zdravi Indijance Na slovenskem pikniku v Venezueli. V tem v bolivijski džungli. O svojem razburljivem kratkem in seveda le bežnem sprehodu med življenju – bil je tudi zlatokop in lovec – je Slovenci v Južni Ameriki smo se ustavili še v napisal tri knjige, izšle so v Sloveniji. Druga je mestu Maracay v Venezueli. V tej državi si akademska slikarka Ejti Štih, ki razstavlja po je ustvarilo dom okrog 700 Slovencev. Ti se celem svetu – leta 2003 je razstavljala tudi v enkrat na leto zberejo na pikniku v tem ali Ljubljani in Mariboru. V Boliviji živi Ejti Štih že 25 let in je priznana slikarka v vsej Latinski onem mestu, se pogovorijo, kaj zapojejo in Ameriki. zaplešejo. Tako je bilo tudi tokrat, ko je prišlo 240 Slovenci po svetu Esti Štih iz Santa Cruza / Bolivija – Esti Štih aus Santa Cruz / Bolivien Slovenska dragulja na Tasmaniji. Za konec tega kratkega obiska med slovenskimi izseljenci v prekomorskih državah se ustavimo še v Avstraliji. Po splošnih ocenah naj bi v Avstraliji danes živelo okrog 25.000 Slovencev različnih generacij. Prvi Slovenci so se začeli priseljevati v to državo v 20-ih letih prejšnjega stoletja, žal je ohranjenih le malo sledi o njihovem takratnem življenju in delu. Današnjo slovensko skupnost predstavljajo predvsem priseljenci iz let po 2. svetovni vojni. Večja slovenska središča v Avstraliji so v Melbournu, Sydeyu in Adelaidi, manjša pa v Perthu, Brisbanu oziroma Gold Coastu, Canberri, Geelongu, Albury-Wodongi, Necastlu in v Hobartu na Tasmaniji. V teh mestih je organiziranih tudi po več slovenskih društev, ki imajo skoraj vsa tudi svoje domove. Slovenska verska središča s cerkvami in dvoranami, ki so jih postavili Slovenci sami, delujejo v Sydneyu, Adelaidi in Melbournu. V tej prostrani državi živi in dela veliko pomembnih Slovencev, a imamo premalo prostora, da bi jih pričeli naštevati. Zato le beseda o dveh Slovenkah, ki smo ju obiskali na otoku Tasmanija, enem najlepših predelov Avstralije. V mestecu Devenport živi že več kot 40 let Primorka Anka Makovec, ki je delala kot bolniška sestra. Ob tem je bila vseskozi aktivna pri varovanju okolja. Avstralci so jo spoznali leta 1985, ko je še z nekaterimi somišljeniki preprečila, da bi na čudoviti reki Gordon zgradili hidrocentralo. Takrat so se spopadali s policijo, privezovali na buldožerje in s pomočjo televizijske slike, ki je šla po vsej Avstraliji, tudi uspeli. Hidroelektrarne niso nikoli zgradili, za kar so ji domačini ob reki Gordon še danes neizmerno hvaležni, saj imajo delo v turizmu. Druga Slovenka na otoku je Daniela Hliš. V mestecu Bisheno na zahodni obali Tasmanije je ob Pacifiku postavila turistično naselje Hydeway, kiga obiskujejo turisti iz celega sveta. Naselje se čudovito sklada z naravo, bungalovi ne motijo okolja, v bližini je tudi živalski vrt. Skratka, Daniela Hliš je tukaj ustvarila izjemen kotiček za preživljanje počitnic. Hliševa je prava pesniška duša. Doslej je izdala že tri pesniške zbirke, od tega dve v angleščini in eno v slovenščini, svoje pesmi objavlja tudi v različnih literarnih revijah. Obe Slovenki smo obiskali s kamero in nastal je zanimiv dokumentarni film, ki smo ga poimenovali Tasmanska dragulja. In takšnih draguljev s tega ali onega področja bi med Slovenci po svetu lahko našli še veliko. Potrebujemo le čas, da jih odkrijemo... 241 Slowenen in der Welt Marjan Šrimpf na delovnem mestu. – Marjan Šrimpf am Arbeitsplatz. Slowenen in der Welt Ein Reisebericht Das TV-Team RTV Slovenija aus Maribor hat in den letzten Jahren slowenische Auswanderer und Gastarbeiter in zwanzig Staaten der Welt – der in Diaspora leben rund 300.000 Slowenen, die meisten davon in den USA, Australien, Kanada und in Argentinien – besucht. Amerika – das gelobte Land. Vom Hunger getrieben, verließen Slowenen die damalige Donaumonarchie schon um das Jahr 1900, um anderswo ihr Glück zu finden. Bei der Volkszählung in den USA im Jahre 1910 bezeichneten sich insgesamt 183.431 Personen (davon 123.631 der ersten noch in Slowenien geborenen und 59.800 der zweiten Generation) als Slowenen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in den USA 250.000, in Kanada 6.000, in Argentinien 25.000, in Brasilien 5.000 und in Australien 2.000 Slowenen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten noch 20.000 bis 25.000 politische und Wirtschaftsemigranten nach Übersee aus. Dazu sind noch 80.000 242 bis 100.000 Slowenen hinzuzuzählen, die in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Zuge des „Wirtschaftswunders“ in den westeuropäischen Staaten einen höheren Verdienst und ein besseres Leben suchten. Im Jahre 1972 arbeiteten in Westeuropa 72.000 Slowenen. Einige von ihnen kehrten wieder zurück in die Heimat, viele aber blieben. Das TV-Team aus Maribor, das schon oft in Laafeld/Potrna beim Artikel-VII-Kulturverein zu Besuch war, auch als dieser slowenische Auswanderer aus verschiedenen Überseestaaten zu Gast hatte, besuchte die Slowenen in aller Welt. Diesmal möchten wir die Eindrücke von unseren Besuchen in den USA, Kanada, Südamerika und Australien zusammenfassen. In den USA siedelten sich die meisten Slowenen im US-Staat Ohio und hier vor allem in Cleveland an, das man sogar die zweitgrößte slowenische Stadt, gleich nach Ljubljana, nannte. Dort gibt es 13 slowenische Pfarrgemeinden und 14 Kulturhäuser. In den USA leben viele Slowenen, die auf verschiedenen Gebieten erfolgreich sind. Im Jahre 1990 besaßen 738 Personen slowenischer Herkunft ein Doktorat der Wissenschaften. Auch Amerikaner kennen Slowenen wie Fridrik Baraga, Luis Adamič, Frank Lausche, James Oberstar, George Voinovič (die drei Letzteren sind Politiker) und den Astronauten Ronald Šega. In der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind viele slowenischen Ärzte, Wissenschaftler, Professoren und Unternehmer. In Cleveland trafen wir Joe Valenčič, der einen Artikel oder ein Buch Slowenen in der Welt über die bedeutendsten Slowenen in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie schreibt. Er führte uns einen von ihm gedrehten Dokumentarfilm über das Leben der Slowenen in Cleveland, das über ein reiches und vielfältiges kulturelles Angebot verfügt, vor. Aus Cleveland führte uns der Weg nach Toronto, die Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontario, wo die Mehrzahl der 20.000 in Kanada lebenden Slowenen wohnt. Dort gibt es 18 slowenische Vereine, Klubs und Kulturhäuser. Wir waren im Haus des slowenischen Kulturvereins Lipa zu Gast, wo man einen slowenischen Abend mit Folkloretänzen und einem Abendessen mit Köstlichkeiten aus der ehemaligen Heimat (u.a. die slowenische potica [Potitze]) organisierte. Unter den zahlreichen Slowenen, die die verschiedensten Berufe ausüben, war John Letnik aus Lenart aus den Slovenske Gorice eine der interessantesten Persönlichkeiten. Er überführte ein ausgedientes Passagierschiff aus Jugoslawien in den Hafen von Toronto und baute es zu einem Restaurant um, das heute von vielen angesehenen Gästen besucht wird. Vor drei Jahren stattete auch der mehrfache Olympiamedaillengewinner Leon Štukelj dem Restaurant einen Besuch ab. Vorher besuchte er noch einige slowenische Kulturhäuser und auch die slowenischen Arbeiter in der Chrysler-Autofabrik, wo man ihm einen herzlichen Empfang bereitete. Südamerika öffnet seine Pforten. Vor der Wende zum 20. Jahrhundert wanderten Slowenen in großer Zahl auch nach Brasilien und Argentinien aus. Argentinien begann ab 1876 mit der systematischen Kolonisation seines Staatsgebietes und warb zu diesem Zweck bäuerliche Bevölkerung aus Europa an. Die Slowenen reisten von Triest aus nach Brasili- en und Argentinien. Dieser Trend setzte sich noch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fort, als Argentinien mehr als 6.000 politische Flüchtlinge aufnahm. In Argentinien ist der Unterricht der slowenischen Sprache so gut organisiert, dass die dort lebenden Slowenen, vor allem die in Buenos Aires, wo die meisten slowenischen Einwanderer leben, über sehr gute Slowenischkenntnisse verfügen. In der argentinischen Hauptstadt ist schon seit über 50 Jahren die Slovenska kulturna akcija (Slowenische Kulturaktion), die Intellektuelle unterschiedlicher politischer Ausrichtungen vereinigt, sehr aktiv. Der Kulturverein gibt die literarische Zeitschrift Meddobje heraus und organisiert eine Malschule, die anfänglich von der akademischen Malerin Bara Remec geleitet wurde. Heute sind dort viele Künstler tätig. Wir besuchten den Bildhauer Marjan Grum, der seine Kunstwerke aus Eisen in der ganzen Welt, vor allem in Japan, verkauft. Er sagte im Scherz zu uns: „Die Japaner haben so viele Skulpturen von mir gekauft, dass sich ihre größte Insel Kyushu wahrscheinlich schon um den einen oder anderen Zentimeter abgesenkt hat.“ Sein Haus hat er in eine Kunsthalle umgestaltet, die heute von zahlreichen Kunstliebhabern aus Argentinien und anderen Staaten der Welt besucht wird. Eine der letzten Ausstellungen hieß „Luč, barve, gibanje“ (Licht, Farben, Bewegung), die er mit Installationen zum Kampf gegen Drogen untermalte, die im bekannten Viertel Boce, in dem Grum wohnt, ein großes Problem darstellen. Über die Anden nach Mendoza. Mein Kameramann und ich flogen anschließend nach Santiago de Chile, wo etwa 100 slowenische Familien leben. Da sie in keinem Klub oder Verein organisiert sind, treffen sie sich bei 243 Slowenen in der Welt sich zu Hause und schwelgen in Erinnerungen an die Heimat ihrer Eltern, die überwiegend vor und nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Küstenland (Primorska) nach Chile gekommen sind. Zu ihnen zählt auch Angelo Kovačič, der aus einem slowenischen Dorf in der Nähe von Triest stammt. Bereits seit 40 Jahren besitzt er sein eigenes Unternehmen in Santiago. Wir besuchten auch den aus Sevnica stammenden Juwelier Jože Helmlinger, der mit seinem Sohn im Zentrum der Hauptstadt ein schönes Juweliergeschäft betreibt. Die slowenischen Auswanderer empfahlen uns, den malerischen Weg von Santiago über die Anden in das argentinische Mendoza zu nehmen, wo rund 500 Slowenen leben. Wir befolgten ihren Rat und erreichten nach einer sechsstündigen Taxifahrt die Stadt des Weines und der Sonne, wie Mendoza häufig genannt wird. Die slowenische Kolonie besitzt ein schönes Kulturhaus mit einem Saal für verschiedene Veranstaltungen. Auch eine slowenische Schule, ein Chor und andere kulturelle Aktivitäten sind gut organisiert. In Mendoza trafen wir die Brüder Bajuk (den Architekten Božidar und den Chirurgen Jurij), die neben der Familie Bajda eine der bekanntesten Familien in der slowenischen Gemeinschaft von Mendoza sind. Ihr Bruder Andrej ist heute slowenischer Finanzminister war zuvor Premierminister. Martin Bajda, leitet ein Unternehmen, das die größten Fässer in Argentinien mit bis zu 10.000 Litern Fassungsvermögen herstellt. Vor kurzem stellte sein Betrieb für das Guinessbuch der Rekorde einen 300.000 Liter fassenden Holzbottich her. In Brasilien leben 1.000 Slowenen. Neben Argentinien war Brasilien ein weiteres Auswanderungsziel armer slowenischer Bauern. Auch 244 nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten viele Slowenen in das südamerikanische Land, diese waren aber zum Unterschied zu den politischen Flüchtlingen in Argentinien zumeist Wirtschaftsemigranten. Die Mehrheit von ihnen lebt in Sao Paolo und arbeitet dort als selbständige Unternehmer. Auch sie haben keinen eigenen Klub, aber die so genannte Gemeinschaft der Slowenen in Brasilien, die etwa 200 Familien zählt, organisiert – wie in Chile – Treffen bei verschiedenen Familien zu Hause. Zu den bekanntesten Slowenen in diesem Land zählen die Mitglieder der Familie Hlebanja aus Oberkrain (Gorenjska). Der vor kurzem verstorbene Janez war der erste aus der Familie, der nach Brasilien gekommen ist. Ihm folgte sein Bruder Federico, der jetzt die große Metallfabrik DRAVA besitzt. Sein Sohn Branko ist ebenfalls ein erfolgreicher Unternehmer. Eine interessante Persönlichkeit ist auch der Graphiker Peter Slavec, der zudem der bekannteste Höhlenforscher des Land ist. Auch in Belo Horizonte treffen wir Slowenen. Die bekannteste Familie in dieser Stadt ist die Familie Šalej. Ana Šalej ist Besitzerin eines Reisebüros und slowenische Honorarkonsulin. Ihr Bruder Bogdan, ein Unternehmer und Journalist, war sogar ein Kandidat für den Posten des brasilianischen Wirtschaftsministers. Sein Unternehmen wurde vor allem durch die Beleuchtung der Christusstatue auf dem Berg Corcovado in Rio de Janiero bekannt. Auf einem slowenischen Picknick in Venezuela. Während unseres Südamerika-Trips besuchten wir noch die slowenische Gemeinschaft in Maracay in Venezuela. In diesem Staat schufen sich rund 700 Slowenen ihre neue Heimat. Sie treffen sich einmal jährlich zu einem Picknick bei Tanz und Unterhaltung. Slowenen in der Welt So war es auch diesmal, als rund 400 Slowenen zum See von Valencia kamen. Der bekannteste Slowene ist hier der Unternehmer Ivan Jerak, der vier kleinere Fabriken besitzt. Die erfolgreichste davon ist die Fabrik für Küchenspülbecken, die in ganz Lateinamerika verkauft werden. In Venezuela leben auch einige slowenische Künstler, darunter der Fotograf Jože Srša und die Malerin und Restauratorin Karolina Koglot. Es ist schwierig, in einem kurzen Aufsatz ein ganzheitliches Bild der Slowenen in Südamerika zu vermitteln, doch eines muss noch erwähnt werden: die Gemeinschaft der Auswanderer aus dem Übermurgebiet (Prekmurje) Transmurana in Uruguay zählt ungefähr 100 Slowenen aus der slowenischen Region Pomurje, die in Montevideo ihren eigenen Klub haben. Und jetzt noch ein Sprung nach Bolivien. Die bekanntesten Slowenen sind hier der Abenteurer Pavel Šimac aus Nova Gorica und die akademische Malerin Ejti Štih. Pavel Šimac hackt dort schon seit 45 Jahren Holz und heilt die Indianer im Dschungel von Bolivien. Über sein abenteuerliches Leben – er war auch Goldgräber und Jäger – schrieb er drei Bücher, die auch in Slowenien erschienen sind. Ejti Štih stellt ihre Werke auf der ganzen Welt – im Jahre 2003 in Ljubljana und Maribor – aus. Die in ganz Lateinamerika anerkannte Malerin lebt schon 25 Jahre in Bolivien. Slowenische Juwelen in Tasmanien. Am Ende dieses kurzen Besuches bei den slowenischen Auswanderern in Übersee machen wir noch einen Abstecher nach Australien. Heute leben rund 25.000 Einwanderer slowenischer Abstammung auf den Kontinent. Die ersten Slowenen kamen in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, doch leider blieben nur we- nige Spuren von ihrem damaligen Leben und Wirken erhalten. Größere slowenische Gemeinschaften findet man in Melbourne, Sydney und Adelaide, kleinere in Perth, Brisbane bzw. Gold Coast, Canberra, Geelong, Albury-Wodonga, Newcastle und in Hobard auf der Insel Tasmanien. In diesen Städten gibt es mehrere slowenische Vereine, von denen fast jeder ein eigenes Kulturheim besitzt. Slowenische religiöse Zentren mit Kirchen und Sälen, die die Slowenen in ihrer Freizeit selbst gebaut haben, findet man in Sydney, Adeleida und Melbourne. In diesem großen Land leben und arbeiten viele bedeutende Slowenen, doch leider steht zu wenig Platz zur Verfügung, um sie alle aufzuzählen. Deshalb erwähnen wir nur zwei Sloweninnen, die wir auf der Insel Tasmanien, besuchten. Anka Makovec, die früher als Krankenschwester tätig war und aus dem Küstenland (Primorska) stammt, lebt schon seit über 40 Jahren in der kleinen Stadt Devenport. Die ganzen Jahre setzte sie sich auch für den Umweltschutz ein. Die Australier lernten sie im Jahre 1985 kennen, als sie zusammen mit einigen Gleichgesinnten verhinderte, dass am schönen Fluss Gordon ein Wasserkraftwerk errichtet wurde. Diese lieferten sie sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, ketteten sie sich an Planierraupen fest und hatten schließlich mit Hilfe von TV-Bildern, die durch ganz Australien gingen, Erfolg. Das Wasserkraftwerk wurde nicht gebaut, wofür ihr die Einheimischen am Gordon-Fluss heute noch sehr dankbar sind. Die zweite auf der Insel lebende Slowenin ist Daniela Hliš. Sie errichtete in der kleinen Stadt Bisheno an der Westküste von Tasmanien die Feriensiedlung Hydeway, die von Touristen aus der ganzen Welt besucht wird. Mit der Siedlung, die im Einklang mit der Natur errichtet 245 Slowenen in der Welt wurde, schuf Daniela Hliš ein idyllisches Ferienparadies. Darüber hinaus widmet sie sich der Poesie. Sie hat bereits drei Gedichtssammlungen herausgegeben, zwei davon in englischer und eine in slowenischer Sprache und veröffentlicht ihre Gedichte auch in verschiedenen Literaturzeitschriften. Wir besuchten die beiden Sloweninnen und drehten den Dokumentarfilm „Zwei Tasmanische Juwelen“. Man könnte unter den Slowenen in der Welt noch viele solcher Juwelen finden, die auf so unterschiedlichen Gebieten erfolgreich sind. Alles was man braucht ist Zeit, um sie zu entdecken… 246 O AVTORJU – ZUR PERSON Marjan Šrimpf Na RTV Slovenija (Televizija Slovenija – Studio Maribor) je redno zaposlen 34 let. Dela kot novinar-komentator in spremlja gospodastrvo in politiko. Za svojo dušo pa potuje tudi po svetu in snema filme ter reportaže o Slovencih, ki živijo na tem lepem našem modrem planetu (če ga gledamo iz vesolja). 5 let je bil tudi urednik oddaje Slovenci po svetu in Naši na tujem, ki je tekla na 1. sporedu TV Slovenija in kasneje na TV Maribor. V oddajah smo predstavili prek 1000 naših izseljencev iz prekomorskih držav in zdomcev iz Zahodne Evrope. Govorili smo tudi o manjšinah in pripravljali okrogle mize v studiu na temo: SLOVENCI PO SVETU. Poleg oddaja o Slovencih po svetu je bil v 40-tih državah, je posnel in objavil tudi 18 dokumentarnih filmov (30 minutnih), ki so bili na sporedu TV Slovenija. Zadnja dva v letu 2005: “Dežela dolgega belega oblaka” (govori o Novi Zelandfiji) in Vizija Vide Vidmar (portret zdravilke -Slovenke iz Ilheusa v brazilski zvezni državi Bahia) sta dobili tudi VIKTORJA- to je najvišje priznanje revije STOP, ki ocenjuje TV program v državi kot najboljša dosežka minulega tedna. – Seit 34 Jahren bei RTV Slovenija (Slowenischer Rundfunk) beschäftigt, arbeitet er als Journalist und Kommentator und verfolgt Wirtschaft und Politik. Zur eigenen Freude reist er durch die ganze Welt und dreht Filme und Reportagen über die Slowenen, die auf diesem unserem schönen blauen Planeten Erde leben. Er war fünf Jahre lang Redakteur zweier Sendungen: Slovenci po svetu (Slowenen in der Welt) und Naši na tujem (Landsleute in der Fremde), wobei die letztgenannte zuerst beim nationalen Sender TV Slovenija I und später beim Regionalsender TV Maribor ausgestrahlt wurde. In mehreren Sendungen wurden mehr als 1.000 Auswanderer in Überseeländern und Gastarbeiter in Westeuropa vorgestellt. Wir sprachen auch über die Minderheiten, und im Studio wurden Gespräche am Runden Tisch zum Thema Slowenen in der Welt organisiert. Neben der Sendung „Slowenen in der Welt“ besuchte er 40 Länder und veröffentlichte 18 (30-minütige) Dokumentarfilme, die beim TV Slovenija I ausgestrahlt wurden. Die letzten zwei Dežela dolgega belega oblaka – Das Land der langen weißen Wolke (über Neuseeland) und Vizija Vide Vidmar – Die Vision der Vida Vidmar (das Portrait einer slowenischen Heilpraktikerin aus Ilheus im brasilianischen Bundesland Bahia), wurden im Jahr 2005 gezeigt und bekamen den VIKTOR-Preis, die höchste Auszeichnung der Zeitschrift STOP, die das slowenische TV Programm beurteilt und die Spitzenleistungen des vergangenen Jahres prämiiert. Und sie bewegt sich doch … Und sie bewegt sich doch … Grenzüberschreitende Nachbarschaftspolitik anhand der Region Leutschach � Text: Heinz Wassermann Als der Autor vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einem Forschungsauftrag die Geschichte von vier südsteirischen Gemeinden – Eichberg-Trautenburg, Glanz an der Weinstraße, Leutschach und Schloßberg – recherchierte,1 bekam er den durchaus wohlmeinenden Ratschlag: „Machen Sie mir hier keinen Krieg!“ Dass sich Zeithistoriker grundsätzlich auf vermintem Gebiet bewegen, ist an sich nicht neu. Zumeist ist damit aber die Nazi-Zeit gemeint; das war zwar auch in diesem Falle mit gemeint, „erschwerend“ kam jedoch hinzu, dass Teile der Region Leutschach2 sowohl nach 1918 als auch nach 1945 vom SHS-Staat bzw. Jugoslawien als slowenisches Territorium beansprucht wurden. Als der Verfasser im Rahmen einer Lehrveranstaltung der FH-Joanneum vor Ort Recherchen für ein Videoprojekt anstellte, meinte ein – durchaus wohl gesinnter – Gemeindebediensteter sinngemäß: „Aber das Slowenische betonen Sie nicht allzu sehr.“ Somit ist ein zweites Konfliktfeld, die zumindest partielle „slowenische Vergangenheit“ von zwei Gemeinden, nämlich von Glanz an der Weinstraße und von Schloßberg, benannt. Man kann also von zwei (historischen) „Verwerfungen“ ausgehen: Zum einen die Problematik der Grenzziehung, einschließlich zeitlich begrenzter Besetzungen durch jugoslawische Truppen, zum anderen eine partielle „slowenisch(sprachig)e Vergangenheit“, die im Zuge von Assimilationsprozessen nach 1918 zunehmend liquidiert wurde, teilweise – wie noch weiter unten gezeigt werden wird – aber durchaus noch historisch relevant ist. Grenzstreitigkeiten – Grenzziehung – Grenzübergriffe und Grenzland. Dass sich die Habsburgermonarchie mit Ende des Ersten Weltkriegs – nicht ausschließlich, aber nicht zuletzt auf Grund des Beharrens des „deutschen Elementes“ auch auf künftige Dominanz – auflöste, darf als bekannt vorausgesetzt werden.3 Im November 1918 kam es zwischen der Republik Deutsch-Österreich und dem sich konstituierenden südslawischen Staat zu einem ersten Übereinkommen, das vor allem wirtschaftliche Belange regelte. In diesem wurde auch festgelegt, dass die künftige Grenzziehung Thema der kom- 247 Und sie bewegt sich doch … Quelle: Wasserm./Vg. Classic Der Friedhof von Sv. Duh/Heiligengeist 2003 – Pokopališče v Sv. Duhu/ Heiligengeist, 2003 Zeitgenössische Darstellung der jugoslawischen Gebietsforderungen nach 1945 – Sočasne predstavitve jugoslovanskih ozemeljskih zahtev po letu 1945 menden Friedensverhandlungen sein werde. Was diesen Punkt betraf, war das Abkommen das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben stand. „Noch vor dem am 3. November 1918 zwischen Österreich-Ungarn und der Entente […] geschlossenen Waffenstillstand hatte General Majster [sic!] mit seinen südslawischen Truppen am 1. November die Stadt Marburg besetzt. Am 25. November erfolgte die Besetzung von Spielfeld und am 1. Dezember jene von Radkersburg. Nach der Einnahme Murecks am 3. und Halbenrains am 7. Dezember sowie einiger weiterer Ortschaften kontrollierten die Südslawen praktisch bereits die Murlinie sowie vor allem auch die zwischen Spielfeld und Radkersburg verlaufende Bahn.“4 Anfang Dezember erfolgte auch die Besetzung der Region Leutschach (allerdings ohne die im Norden gelegene Gemeinde Eichberg-Trautenburg). Am 14. Jänner 1919 unternahm die Deutsche Volkswehr einen „überfallsartigen Angriff auf die Besatzungstruppen. […] Rings um den Markt wurde gleichzeitig das Feuer eröffnet. […] Nach 4-stündiger heftiger Beschießung kam es durch Vermittlung zweier Parlamentäre zur Einstellung des Feuers.“5 Im Rahmen dieses lokalen Scharmützels fand auch der unbeteiligte Postbeamte Alois Huber den Tod. Der Angriff auf Leutschach war ein 248 Quelle: Chronik der Gemeinde Glanz/Verlag Classic Quelle: Štajerski deželni arhiv/Stmk. Landesarchiv Am 20. April 1992 fand erstmals der gemeinsame „Georgiritt“ statt. – 20. aprila 1992 so prvič pripravili skupno konjeniško prireditev ob Jurijevem. Mosaikstein(chen) des zunehmenden Widerstandes gegen die südslawische Besatzung, der diese in zunehmendem Maße unter Druck setzte, sodass am 14. Februar 1919 Demarkationslinien festgelegt wurden. In diesem Zusammenhang ist vor allem die Entwicklung in Kärnten im Auge zu behalten, wo der Widerstand wesentlich massiver – wenngleich letztlich militärisch ebenfalls erfolglos – war. Für die vier Rebenlandgemeinden bedeutete dieses Abkommen die vorläufige Teilung. „Im Bereich der Region Leutschach verlief die südliche Demarkationslinie in einem Halbkreis von einem Kilometer südlich um den Markt. Die deutschösterreichische Demarkationslinie verlief hingegen am Nordrand der Region. Damit lagen die fast ausschließlich deutschsprachigen Gemeinden Leutschach und Eichberg-Trautenburg zur Gänze in der neutralen Zone. […] Die Gemeinden Glanz und Schlossberg lagen jedoch zum Großteil innerhalb der südlichen Demarkationslinie und waren auch in zivilen Belangen dem SHS-Staat untergeordnet. […] Bis zum 20. Februar hatten die Besatzungstruppen den Markt Leutschach zu räumen. […] Doch die Teilung der Region Leutschach sollte noch die nächsten eineinhalb Jahre andauern.“6 Auf der Pariser Friedenskonferenz wurden die Und sie bewegt sich doch … Quelle: A. Suppan 1989/Verlag Classic Zwischen jugoslawischen und österreichischen Vorstellungen hinsichtlich des Grenzverlaufs bestanden erhebliche Auffassungsunterschiede. – Med jugoslovanskimi in avstrijskimi predstavami glede poteka meje je bilo mnogo bistvenih razhajanj. Grenzen mit der Tschechoslowakei, Ungarn, Italien und mit dem SHS-Staat gezogen. Für die Steiermark bedeutete dies den Verlust von einem Drittel seiner Bewohner und seines Territoriums. Vorerst umfassten die jugoslawischen Gebietsforderungen „fast die gesamte Region Leutschach und darüber hinaus Radkers- burg, Halbenrain, Purkla, Mureck, Straß, Ehrenhausen und Eibiswald. […] Anfang März wurden auf der Territorialkonferenz der Friedenskonferenz die Forderungen des SHS-Staates im Bereich der Steiermark erörtert. Dabei mußten die slowenischen Vertreter zu ihrem Erschrecken feststellen, daß in der Kommissi- 249 Und sie bewegt sich doch … Quelle: Wassermann/Verlag Classic Das Bad Gleichenberger Abkommen zwischen Österreich und Jugoslawien erleichterte den Grenzübertritt wesentlich. – Sporazum iz Bad Gleichenberga med Jugoslavijo in Avstrijo je bistveno olajšal prehajanje državne meje. on die Tendenz vorherrschte, den Vorschlägen der […] amerikanischen Kommission folgend, das Drautal südlich von Leutschach als ,beste natürliche Grenze’ festzulegen. Außerdem hielt die amerikanische Kommission fest, daß selbst die Bewohner des südlichen Drautals nichts von Jugoslawien wissen wollten.“ Die im Laufe der Verhandlungen reduzierten Gebietsforderungen sparten den Markt Leutschach aus. „Dadurch wären zumindest wenigstens die überwiegend slowenischsprachigen Teile der Gemeinden Schloßberg und Glanz an den SHS-Staat gefallen. […] Im Gegensatz dazu bestimmte der Oberste Rat, einem Vorschlag der Territorialkommission folgend, jedoch die Wasserscheide von der Kärntner Grenze bis Heiligen Geist als künftige Grenze. Von dort bis zur Mur sollte die Grenze dann entlang der bisherigen Grenzlinie der politischen Bezirke Leibnitz und Marburg verlaufen. […] Dieser Passus sollte auch in den endgültigen Friedens- 250 vertrag übernommen werden.“7 Das bedeutete, dass die vier Rebenlandgemeinden – abgesehen von der Kirche von Hl. Geist und eines kleinen Teils der Katastralgemeinde Schloßberg – bei Österreich verbleiben sollten. Im Zuge der endgültigen Grenzziehung (ab Dezember 1920) kam es noch zu geringfügigen Korrekturen. „Insgesamt wurden im Grenzabschnitt Hl. Geist–Spielfeld 585,8 Hektar an den SHS-Staat abgetreten, wovon allein 583,2 Hektar auf den südlichen Teil von Großwalz entfielen. Dafür wurden 514,2 Hektar Territorium gewonnen. Da Österreich damit jedoch eine karge Gebirgslandschaft gegen ein reiches Weinbaugebiet eintauschte, in dem viele Österreicher Überlandbesitz hatten, wurde dieser Tausch seitens des Länder-Zentralbüros als vorteilhaft angesehen. […] Die Begeisterung auf regionaler Ebene (Gemeindevorstand von Schloßberg, Bezirksausschuß von Arnfels) hielt sich jedoch in Grenzen.“8 Im Gegen- Und sie bewegt sich doch … satz zum östlichen Teil der Region Leutschach war die Grenzziehung im westlichen Teil umstrittener. Konkret ging es um die Kirche, den Friedhof und die Schule von Hl. Geist. Am 8. Juli 1921 fasste die Interalliierte Grenzkommission den Beschluss, „daß im fraglichen Grenzabschnitt die Wasserscheidegrenze gelte. Zehn der durch die Grenze zerschnittenen Gehöfte wurden Österreich zugewiesen, fünf fielen an Jugoslawien. Bezüglich des Friedhofs von Hl. Geist wurde weiters entschieden, daß er an den SHS-Staat falle, doch hätten die österreichischen Bewohner das Recht, ihn zu besuchen und ihre Toten in einem bestimmten Abschnitt zu bestatten.“9 Die Volksschule verblieb bei Österreich und wurde 1944, weil sie der Gestapo als Stützpunkt gedient hatte, von Partisanen gesprengt. Somit wurde in diesem Bereich die Südgrenze am 1. November 1921 endgültig festgelegt; mit diesem Datum waren die ausgetauschten Gebiete von der jeweils anderen Seite zu räumen. Daraus folgte auch der Status der „Doppelbesitzer“, also jener Bauern, die Grund und Boden dies- und jenseits der Grenze hatten. Am 23. Februar 1922 wurde zwischen der Republik Österreich und dem südslawischen Staat eine Regelung bezüglich des „kleinen Grenzverkehrs“ getroffen, von dem im Bezirk Leibnitz 147 Besitzer profitieren sollten (umgekehrt verfügten 47 Jugoslawen auf österreichischem Territorium über Grundbesitz).10 Einer Erhebung von Studenten der Universität Graz aus dem Jahre 1939 zufolge besaßen jugoslawische Bauern in der Gemeinde Glanz 33,85 und in der Gemeinde Schloßberg 26,63 Hektar; Grundbesitzer aus der Gemeinde Glanz bewirtschafteten 63,16, aus Schloßberg 10 Hektar11 in Jugoslawien. Christian Promitzer fasst das Verhalten der südslawischen (Besatzungs)Truppen zwischen 1919 und 1921 treffend mit „Behinderungen und Drangsalierungen“12 zusammen. Anfang Jänner 1919 schrieb die nach Arnfels geflüchtete Schloßberger Gemeindeführung an die Landesregierung, dass nunmehr „die slowenischen Truppen in Leutschach den wirtschaftlichen Verkehr mit Deutschösterreich abgesperrt [haben], sodass die Gemeinden Leutschach, Schlossberg und Glanz von Deutschösterreich nichts mehr bekommen, der Zuschub von Mehl, Zucker, Petroleum, Tabak u.s.w. hat aufgehört, aber auch vom jugoslawischen Staate ist ein Zuschub umso weniger zu erwarten, da die Abstimmungsergebnisse uns die Südslawen noch mehr zu Feinden gemacht haben.“13 Tatsächlich versuchte die jugoslawische Seite, mit Lebensmittellieferungen positive Stimmung für sich zu erzeugen; wer sich den Verlockungen widersetzte, ging dementsprechend leer aus. Hausdurchsuchungen standen ebenso an der Tagesordnung wie Requirierungen, Schikanen beim Schul- beziehungsweise, Kirchenbesuch, die Verweigerung ärztlicher Hilfe, Misshandlungen und Übergriffe mit teilweise tödlichen Folgen.14 Allerdings handelte es sich nicht bei allen „Übergriffen“ auch tatsächliche um solche, sondern um übliche Kontrollen, ungeachtet dessen, ob die Grenze nun fix gezogen oder eben nur eine Demarkationslinie war. In diesem Zusammenhang ist darüber hinaus zu bedenken, dass am „4. April 1919 […] die Demarkationslinie von den jugoslawischen Organen geschlossen wurde, um das Einsickern von Schmugglern und feindlichen Agenten nach Jugoslawien zu verhindern.“15 Eine Folge der Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg bestand darin, dass sich beiderseits der Grenze – in den Bezirken „Leibnitz, Radkersburg, Luttenberg/Ljutomer und Marburg/Maribor – eine ,tote Grenze’ herausbilde- 251 Und sie bewegt sich doch … Einladung zum grenzüberschreitenden LFI-Projekt „Ländlicher Raum woher – wohin?“, 1992 – Povabilo k čezmejnemu LFI-projektu Krajinski prostor od kod-kam?, 1992 Quelle: Wassermann/Verlag Classic Das Gedenkkreuz für den am 14. Jänner 1919 erschossenen Alois Haas – Spominski križ za 14. januarja 1919 ustreljenega Aloisa Haasa te. Das Land war ein Randgebiet geworden, an dem die schrittweise Modernisierung der folgenden Jahre weitgehend vorbeiging.“16 Konkret bedeutete dies, dass für den Grenzgürtel – und damit auch für die vier Rebenlandgemeinden – das Fehlen bedeutender Zentren, lange Wege in den Grazer Zentralraum, eine hohe Agrarquote und agrarischer Nebenerwerb, unterdurchschnittliche Betriebsgrößen, stark von außen abhängige Betriebe, unterdurchschnittliche Einkommen und ein hohes Maß an Tages- oder Wochenpendlern typisch waren – ein Umstand, der auch heute noch Gültigkeit hat. Darüber hinaus ist auf die Tatsache zu verweisen, dass die neue Grenze in den Köpfen der Menschen zu keinem Zeitpunkt akzeptiert wurde. Das mag vor allem darin begründet gewesen sein, dass durch die in Saint Germain festgelegte Grenze die ursprüngliche verkehrsgeographische und wirtschaftliche Ausrichtung nach Maribor durchtrennt worden war. Eine Konsequenz bestand in regem Schmuggel, der quasi als Notwehrmaßnahme betrachtet wurde.17 Über den Überfall Nazi-Deutschlands auf Jugoslawien berichtet die Schulchronik von Langegg: „Große Wehrmachtseinheiten stehen in Bereitschaft in unmittelbarer Nähe zur Staats- 252 Quelle: Chronik d. Gem. Glanz/Verlag Classic Quelle: Wassermann/Verlag Classic Quelle: Wassermann/Verlag Classic Grenzstein, aufgenommen im Gebiet Großwalz / Sv. Duh Mejni – kamen, posnet v okraju Großwalz / Sv. Duh Der Gedenkstein für die Partisanen der „Abteilung Lacko“ in Sv. Duh / Hl. Geist – Spominski kamen za partizane Lackovega odreda v Sv. Duhu / Hl. Geist grenze. Am 6. April 1941 um 4h früh kam es zur Entladung der Spannung. Die Deutsche Wehrmacht rückte nach kurzem Gefecht an der Grenze in Jugoslawien ein. Der Vormarsch ging rasch vorwärts [,] und große Abteilungen von Gefangenen wurden an der Schule vorbeigeführt. So wurde die hiesige Schule aus einer Grenzschule zu einer Hinterlandschule“18. Obwohl die Grenze zu Jugoslawien ab April 1941 nicht mehr existierte, sollte die Region – anders als im Ersten Weltkrieg – die Auswirkungen des Krieges wesentlich intensiver zu spüren bekommen. Sieht man von gelegentlichen Bombenangriffen ab, so waren es ab 1944 vor allem die Aktivitäten der Partisanen, die nachdrücklich in Erinnerung blieben.19 Zum Dechanten und zum Gendarmerie-Postenkommandanten von Leutschach knüpften die Partisanen nachweislich Kontakte, die allerdings nichts fruchteten. Der Kommandant der so genannten Poßruck-Partisanen kam letztlich zum ernüchternden Schluss, dass mit den Österreichern „nichts anzufangen“ sei.20 Das Kuriosum der Steiermark in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die fünffache Besetzung durch Amerikaner, Briten, Sowjets, bulgarische Einheiten und Partisanenverbände, hinterließ Und sie bewegt sich doch … auch vor Ort ihre wenn auch kurzlebigen Spuren. Der Leutschacher Dechant, Johann Stoff, schrieb im Februar 1945 an das fürstbischöfliche Ordinariat in Graz: [Aus] „den Andeutungen Wissender […] können wir uns hier für die nächste Zukunft auf allerhand gefaßt machen; im Falle des Falles wäre dann Leibesabwesenheit weit besser als Geistesgegenwart. Betont muß werden, daß von keiner Seite – vorläufig – einem Pfarrhof oder Geistlichen etwas geschehen ist.“21 Die ersten fremden Truppen, die das Pfarrgebiet besetzten, waren bulgarische Einheiten, die im Verband der Roten Armee gekämpft hatten. Ihnen folgten die ersten Partisaneneinheiten aus dem Raum Maribor, über die der Dechant von Leutschach berichtete, dass sie „Freiheitskämpfer im wahrsten Sinne des Wortes und religiös eingestellt“ gewesen seien. „Als jedoch die kommunistischen Partisanen aus dem Laibacher Gebiet und aus dem Balkan nachrückten, mußten die [katholischen] Partisanen vielfach wieder weichen und wegen ihrer Verteidigung [katholischer] Interessen sogar über die Grenze fliehen, um ihr Leben zu retten.“22 Die Gendarmeriechronik berichtet neben den Plünderungen auch von Vergewaltigungen; welches Ausmaß diese annahmen, ist allerdings nicht bekannt.23 Mitte Mai kamen Einheiten der der 14. Stoßdivision der Jugoslawischen Armee nach Leutschach und mit ihnen auch der später berühmt-berüchtigte Kommissar von Leutschach, Fišinger.24 Dieser verkündete, dass er den Anschluss des Gebietes an Jugoslawien vorzubereiten habe. Das bedeutete unter anderem, dass fortan Slowenisch als Amtssprache fungierte. In die Amtszeit des Kommissars von Leutschach, die unzweifelhaft als Terror, als eine Mischung von Todesdrohungen, Plünderungen, Requirierungen und Vergewaltigungen zu bezeichnen ist, fällt auch die Ermordung von mehr als vierzig Soldaten am 22. Mai 1945. Es handelte sich hierbei zum Großteil um kroatische Ustaše, die aus dem Lazarett in der ehemaligen Klosterschule geholt und in einem Graben auf bestialische Art und Weise getötet wurden. Anfang Juli wurden die Partisaneneinheiten von sowjetischen und diese wiederum – gemäß dem Ersten Kontrollabkommen – am 22. Juli 1945 von britischen Einheiten abgelöst. Zwei Jahre später schrieb der Leutschacher Dechant in einem Bericht, er habe „einen MilieuBericht über dieses unruhige und fast kriegsmäßige Grenzgebiet geben wollen“.25 Gemeint war damit, dass die Grenzregion auch Austragungsort der innerjugoslawischen Abrechnung der siegreichen Kommunisten mit ihren Gegnern war.26 Die von Jugoslawien Anfang 1947 erhobenen Gebietsansprüche, die auch die Rebenlandgemeinden betrafen, versetzten die einheimische Bevölkerung in hellen Aufruhr.27 Dem folgte die hermetische Abriegelung der Grenze, die erst mit dem Bad Gleichenberger Abkommen (1953), das den „kleinen Grenzverkehr“ regelte und in der Folge ausgeweitet wurde, aufgehoben wurde. Von Bedeutung war das Abkommen in der Region vor allem für die österreichischen „Doppelbesitzer“, die fortan ihre Besitzungen auf jugoslawischem Staatsgebiet bewirtschaften konnten. Sieht man von gelegentlichen Grenzübergriffen ab, die jedoch nicht mehr die „bleihaltige Qualität“ der Nachkriegsjahre erreichten, herrschte an der Grenze Ruhe, was allerdings auch Stillstand auf mehreren Gebieten bedeutete. Abgesehen von diplomatischen Verstimmungen wegen der von der Republik Österreich – um es zurückhaltend zu formulieren – mehr als zaghaft umgesetzten Minderheitenrechte, 253 Und sie bewegt sich doch … Das Mahnmal für die in der Nähe des Graf-Bunkers am 22. Mai 1945 ermordeten Soldaten – Spominsko obeležje za 22. maja 1945 v bližini grofovega bunkerja umorjenimi vojaki die im Artikel VII des Staatsvertrages festgeschriebenen sind, können die nachbarschaftlichen Beziehungen in den folgenden Jahrzehnten als durchaus korrekt bezeichnet werden.28 Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang, dass die (unverändert gebliebene) Grenze nicht nur eine Abgrenzung staatlicher Territorien, sondern auch eine ideologische Trennlinie war. Vor Ort bedeutete dies, dass sich „einschlägige“ Kreise, die schon vor 1938 ihr (Un)Wesen getrieben hatten, Anfang der fünfziger Jahre die „Grenzlandarbeit“ ins Zentrum ihrer Aktivitäten rückten und die Behauptung des „Deutschtums“ vor einer phantasierten „slawischen Unterwanderung“ ins Zentrum ihrer Agitation stellten.29 Die (lokale) Einschätzung bzw. Interpretation wird jedoch berücksichtigen müssen, dass diese Aktivitäten auch eine soziale Zielrichtung verfolgten, was angesichts großer Armut in dieser Grenzregion die Frage nach der Weltanschauung als sekundär erscheinen ließ. Die „slowenische Vergangenheit“. Um den Anteil der slowenischsprachigen Bevölkerung abschätzen zu können, sind sowohl die Volkszählungen der Monarchie als auch die des republikanischen Österreich nur bedingt brauchbare Indikatoren. Brachten diejenigen aus der Zeit der Monarchie eher sozioökonomische Dominanzverhältnisse zum Ausdruck, so wurde bei 254 Quelle: Chronik der VS Großwalz Quelle: Wassermann/Verlag Classic Quelle: Stmk. Landesarchiv Eine zeitgenössische Darstellung des Grenzverlaufes in Sv. Duh. / Heiligengeist – Takratna predstavitev poteka meje pri Sv. Duhu / Heiligengeist Die im August 1944 gesprengte Volksschule von Großwalz – Avgusta 1944 razstreljena ljudska šola v Großwalzu den Volkszählungen der Ersten Republik das ethnographische Verhältnis nur äußerst ungenau widergespiegelt. Kein Zweifel kann jedenfalls an der Tatsache bestehen, dass auf dem Gebiet der Steiermark nach 1918 (und auch nach 1945) Menschen mit slowenischer Umgangssprache leb(t)en. 1934 wurde beispielsweise nach der Sprache, deren „Kulturkreis man sich zugehörig“ fühle, gefragt. Erhalten sind die Daten auf Bezirksebene. „Auf dem gesamten Gebiet der österreichischen Steiermark gab es […] 3.838 Einwohner mit slowenischer Umgangssprache, davon 1.756 im politischen Bezirk Lipnica/Leibnitz, wohin auch die Dörfer der Radkersburger Ecke mit Radgona/Radkersburg gehörten.“30 Die nationalsozialistische Volkszählung im Jahre 1939 – Falschangaben standen unter Strafe – ergab „insgesamt 3.607 Einwohner, die in den nichtdeutschen Sprachgruppen ausgewiesen wurden (,slowenisch’, ,deutsch-slowenisch’, ,windisch’, ,deutsch-windisch’).“ Von diesen lebten 1.444 Personen in den Bezirken Radkersburg und Leibnitz. Die Volkszählung von 1951 wies in der Grenzregion insgesamt 580, diejenige von 1961 229, die von 1971 257 Slowenen aus. 1991 wurden – allerdings für das gesamte Bundesland – insgesamt 1.500 Personen mit slowenischer Muttersprache erhoben.31 Bei diesen Zählungen handelt es sich allerdings um die gesamte slowenischsprachi- Und sie bewegt sich doch … ge Wohnbevölkerung in der Steiermark, unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Bleiben somit als andere Indikatoren, die zumindest eine vorsichtige Abschätzung erlauben, die Schulchroniken32 und als Quellen von eminenter Bedeutung die Unterlagen aus dem Diözesanarchiv Graz. Die Visitationsprotokolle aus den zwanziger Jahren verweisen mehrfach darauf, dass einige Schüler der deutschen Sprache überhaupt nicht mächtig waren.33 Noch 1951 hieß es in einem Schulvisitationsbericht, die Lernschwierigkeiten lägen unter anderem daran, dass die Eltern vielfach „slowenisch“34 seien. Beide Sprachen zu beherrschen, gehörte gewissermaßen zum Anforderungsprofil für ein kirchliches Amt in der Pfarre Leutschach, weil die Bevölkerung „der Natur nach aus Deutschen und Slowenen“35 bestehe. So wies der Nachfolger von Dechant Ribitsch, Anton Waude, in seinem Bewerbungsschreiben darauf hin, dass er „die beiden slowenischen Sprachkurse mit gutem Erfolg besucht [habe] und er der slowenischen Sprache somit mächtig“36 sei. 1953 schrieben die Leutschacher Kapläne an das Ordinariat, dass in der Pfarre „viele Leute die deutschen Sprache schlecht oder gar nicht“37 beherrschten, weshalb der künftige Pfarrer auch des Slowenischen mächtig sein solle. Damals stand die Einsetzung eines Nachfolgers von Johann Stoff (1942 bis 1953) an, der nach Graz resignierte. Viktor Ferdinand Krainer aus Groß St. Florian betonte in seiner Bewerbung, dass er durch seine vormalige „Tätigkeit in der Untersteiermark […] die slowenische Sprache“ beherrsche, sodass ihm „auch der Kontakt mit dem Slowenisch sprechenden Teil von Leutschach nicht schwer fallen würde.“38 In der ebenfalls erfolglosen Bewerbung von Kaplan Alois Hoinig aus Eggersdorf steht, dass es „dort noch alte Leute geben [soll], die überhaupt kein Wort der deutschen Sprache verstehen“39, und natürlich verwies auch der letztlich erfolgreiche Bewerber, Peter Reiter, auf seine einschlägigen Sprachkenntnisse.40 Christian Promitzer hat den Prozess des Verschwindens der Slowenen in der Region Leutschach im Laufe des 20. Jahrhunderts überzeugend nachgezeichnet. Die slowenischsprachige Bevölkerung geriet „zwischen den Hammer der Eindeutschung und den Amboß der Stigmatisierung.“41 Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, wie hoch emotional das „Thema Slowenen“ vor Ort noch immer ist. 1996 setzte der Steiermärkische Landtag einen Unterausschuss zum Verfassungsausschuss ein, der die Thematik der steirischen Slowenen klären hätte sollen.42 Zwischen August 1996 und Jänner 1997 tagte dieser sieben Mal. Gewissermaßen als „Fact-Finding-Mission“, aber auch um „mit der in dieser Frage kaum informierten Bevölkerung zu diskutieren und [um] Mißverständnisse auszuräumen“43 wurden im Juni 1997 in Bad Radkersburg-Umgebung, Soboth und Glanz/ Schloßberg Informationsveranstaltungen oder Gemeindeversammlungen mit Abgeordneten der fünf im Landtag vertretenen Fraktionen und einem Vertreter des Artikel-VII-Kulturvereins durchgeführt. Wie die Veranstaltungen in Radkersburg-Umgebung und Soboth verliefen, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers. Tatsache ist, dass die Veranstaltung am 27. Juni 1997 im Gasthof Mahorko in Glanz äußerst turbulent war. Im Vorfeld arbeitete die Gemeindevertretung von Glanz eine Proklamation und Resolution aus, der sich auch die Gemeindevertreter von Schloßberg anschlossen. Dort hieß es unter anderem, dass die „19 bei der Volkszählung 255 Und sie bewegt sich doch … 1991 festgestellten Personen aus Altjugoslawien (18 Slowenen, 1 Kroate) […] den Aufenthalt bei uns aufgrund der befristeten Beschäftigungs- und Aufenthaltsbewilligungen ständig gewechselt [haben]. Tatsache ist, daß HEUTE bei uns 13 Slowenen und 6 Personen aus Restjugoslawien (einschl[ießlich] Kroatien)[,] großteils im erwerbsfähigen Alter[,] gemeldet sind“, wobei diese aber erst zwischen 1990 und 1997 zugezogen seien. Historische untermauert wurde dies mit Auszügen aus Chroniken, die im ‘s Rebenblattl – einer regionalen Gratiszeitung – abgedruckt wurden, wobei diese allerdings sehr selektiv zitiert wurden.44 Die Versammlung führte zum Eklat. „Während die Abgeordneten Lopatka/ÖVP und Wiedner/FPÖ diese klare Meinung akzeptierten, wollten die Abg. Brünner/Lib[erales] Forum und Zitz/Grüne das Nichtvorhandensein von Volksgruppen nicht ganz wahrhaben. Insbesondere die Aussage von Abg. Brünner löst Unmut aus, daß wir an Slowenien noch etwas gutzumachen hätten. Dies führte zu lautstarken Protesten und zu mehr oder weniger emotionalen und unsachlichen Wortmeldungen. Den Antragstellern wurde vorgeworfen, mit ihrer Antragstellung alte Wunden wieder aufgerissen und damit Unfrieden nach geschaffenen gutnachbarlichen Beziehungen gestiftet zu haben. Nach weiteren verbalen Attacken an die beiden vorgen[annten] Abgeordneten verließen diese vorzeitig die Gemeindeversammlung, da sie sich nach ihren eigenen Angaben bedroht fühlten.“45 Daraufhin distanzierten sich die Gemeindevertretungen der beiden Gemeinden „mit aller Entschiedenheit von Aussagen über ,Hitler, Rauswatschen etc.’“46. Sozusagen unter der Hand wurde dem Verfasser von einem Bürgermeister erzählt, dass der Umstand, dass er einen Slowenischkurs be- 256 sucht habe, von einem Teil der Bevölkerung nicht unbedingt goutiert wurde. Nachbarschaftspolitik vor Ort. Um es noch einmal knapp zusammenzufassen: Die Region Leutschach ist zumindest mit zwei historischen Verwerfungen konfrontiert. Zum einen die Grenze, zum anderen die „slowenische Vergangenheit“ zumindest eines Teiles der Region und der Bevölkerung. Unter diesen beiden geschichtsträchtigen Aspekten muss die regionale Nachbarschaftspolitik (auch) gesehen werden. 1995 schrieb das lokale Gratisblatt, ‘s Rebenblattl, dass die Beziehungen dies- und jenseits der Grenze eine „inzwischen gewachsene echte Freundschaft“47 seien. Gemeint waren damit grenzüberschreitende Aktivitäten im Rahmen der Renovierung der Kirche von Sv. Duh/Heiligen Geist – doch dazu später. Am 21. Jänner 1967 nahmen Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Gornja Radgona am Schulskitag der Volksschule Großwalz teil – es ist dies die erste dokumentierte grenzüberschreitende Aktion.48 Die Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr in Leutschach hält für die Zeit seit den siebziger Jahren fest, dass „sich ein sehr guter Kontakt mit einigen Feuerwehren von Slowenien angebahnt [hat]. Dieser Kontakt drückt sich auch in gegenseitiger Hilfe aus, wenn größere Brände es erfordern.“49 Ebenfalls in den siebziger Jahren wurden „die bis zum Zweiten Weltkrieg üblichen grenzüberschreitenden Wallfahrten nach Hl. Geist wieder aufgenommen.“50 Allerdings waren diese nicht immer frei von Schikanen durch jugoslawische Zöllner, wie der Leutschacher Pfarrer dem Verfasser erzählte. Als sich Mitte der achtziger Jahre in Jugoslawien (beziehungsweise in Slowenien) politi- Und sie bewegt sich doch … sche Veränderungen abzeichneten, kam auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit Schritt für Schritt in Gang. Ein Meilenstein war zweifelsohne die Renovierung der Kirche von Sv. Duh na Ostrem vrhu/Hl. Geist am Osterberg in den späten achtziger Jahren. Treibende Kraft auf österreichischer Seite war der Leibnitzer Bezirkshauptmann Johann Seiler, der im Winter 1989 ein Komitee zur Rettung der Hl. Geist-Kirche gründete, dem vor allem die Bürgermeister der Nachbargemeinden diesseits und jenseits der Grenze angehörten. Insgesamt wurden für die Aktion „Kirche ohne Grenze/Cerkev ne pozna meja“ die beträchtliche Summe von rund 1,5 Millionen Schilling durch verschiedene Benefizaktionen, wie eine Bausteinaktion (Werke der Künstler Gerald Brettschuh, Gert Christian und Willibald Karl), Liederabende usw. aufgebracht. Und die Festschrift anlässlich der hundertjährigen Pfarrerhebung von Sv. Duh wurde bemerkenswerterweise zweisprachig verfasst.51 Überhaupt scheint die Kirche eine nicht zu unterschätzende Triebkraft für eine neue Nachbarschaft(spolitik) gewesen zu sein. Am 7. September 1991 – im Jahr der slowenischen Unabhängigkeit – führte die Dekanatswallfahrt nach Sv. Duh, was „von vielen Menschen als Zeichen besonderer Solidarität“52 aufgefasst wurde. Am 9. Juli 1995 statteten „Pfarrbewohner von St. Georgen an der Peßnitz […] mit ihren Pfarrer Branko Macek [Maček]“ der Pfarre Leutschach einen Besuch ab. „Alle Gläubigen sangen und beteten in ihrer Muttersprache.“53 Nur zum Vergleich: Als knapp fünf Jahrzehnte zuvor Dechant Reiter die Abnahme der Beichte in slowenischer Sprache durch den Pfarrer von Gamlitz in der Pfarrkirche Leutschach ankündigte, wurde dieser deshalb von einigen Gemeindebürgern „als Slowenenfreund bei der staatlichen u[nd] kirchlichen Obrigkeit“ denunziert.54 Am 20. April 1992 wurde erstmals gemeinsam der „Georgiritt“ durchgeführt, der mittlerweile fixer Bestandteil des grenzüberschreitenden Zusammenlebens ist. Für das Schuljahr 1993/94 vermerkt der Jahresbericht der Hauptschule Leutschach „enge Beziehungen zu slowenischen Schulen in Selnica und Ptuj“. Im Oktober 1993 besuchten die Schüler/innen der Hauptschule Leutschach die Hauptschule in Ptuj, der Gegenbesuch in Leutschach fand am 3. Juni 1994 statt. In diesem Schuljahr wurde für die Hauptschule in Selnica gesammelt, weiters standen der Besuch einer Dichterlesung in Maribor und der Besuch einer Ausstellung in Jurij auf dem Programm.55 In den Schuljahren 1995/96, 1996/97 und 1997/98 wurden Slowenischkurse an der Hauptschule Leutschach durchgeführt.56 Die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Großwalz führte im Schuljahr 1995/96 ein Wandertag erstmals nach Slowenien, wo sie die Jugendherberge Dom Škorpion aufsuchten.57 Am 10. Juni 2001 feierten die 3. und 4. Klassen der Volksschule Langegg mit Schülern der Nachbargemeinde Kungota gemeinsam am Eory-Kogel, wobei auch ein slowenisches Lied gemeinsam gesungen wurde.58 1989 wurde in Leutschach erstmals eine Liedertafel unter slowenischer Beteiligung durchgeführt. Neben dem Frauensingkreis Leutschach, dem Arnfelser Gesangsverein nahm auch das Mariborksi Oktet daran teil.59 Damit war der Anstoß für eine Kooperation gegeben, die sich – abgesehen von gegenseitigen Einladungen – nicht zuletzt in den gesanglichen Benefizaktionen zur Sanierung der Kirche von Hl. Geist mehr als bewähren sollte.60 Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiet kam es zunehmend zu Kooperationen. So war der 257 Und sie bewegt sich doch … Georigiritt am 26. April 1998 ein gemeinsames Projekt der Tourismusverbände Rebenland Leutschach und Jurij-Kungota.61 Am 24.01.1992 fand in der Hauptschule Leutschach die Eröffnungsveranstaltung des vom Ländlichen Fortbildungsinstitut in Zusammenarbeit mit dem Beratungsring in der Republik Slowenien und den Gemeinden Arnfels, Eichberg-Trautenburg, Glanz, Gaj, Hl. Geist, Jurij, Oberhaag, Schloßberg, St. Johann i. Saggautal und Svecina initiierten Projekts „Grenzraum – Lebensraum, Slowenien – Steiermark“ unter großer Beteiligung der Bevölkerung aus beiden Teilen des Grenzraumes statt.62 Am 1. August 1999 wurde schließlich der Grenz-Panoramaweg – ein 130 Kilometer langer Wanderweg von der Soboth bis nach Radkersburg dies- und jenseits der Grenze – im Rahmen eines „Grenzenlosen Bergfestes“ offiziell eingeweiht. Planung und Umsetzung des Projektes wurden aus Mitteln des Interreg-Programms der EU maßgeblich gefördert.63 Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Gegenwart. Derzeit wird laut Gemeindeamt Glanz am grenzüberschreitenden Wegprojekt Radweg R 54 – Panoramaweg gearbeitet. Starke Verbindungen gebe es mit dem Projekt Wirtschaftsinitiative Pößnitz-Saggautal, das „aufgrund möglicher Interreg-Mittel mit dem Bereich Ptuj (Pettau) vertieft werden“ soll. Anlässlich des EU-Beitritts Sloweniens am 1. Mai 2004 gab es bei den Grenzübergängen Langegg und Großwalz grenzüberschreitende Feierlichkeiten. Slowenien wird vor Ort als nachbarschaftlicher, aufstrebender Wirtschaftspartner gesehen.64 Demnach sind die nachbarschaftlichen Beziehungen vor allem wirtschaftlich orientiert. Das Interesse an der Sprache und der Kultur des 258 Nachbarlandes lässt hingegen von österreichischer Seite stark zu wünschen übrig. Während die meisten slowenischen Bürgermeister deutsch sprechen, sind bei den österreichischen Bürgermeistern Slowenischkenntnisse lediglich rudimentär (wenn überhaupt) vorhanden. Wollte man Promitzers Diktum von den „verlorenen Brüdern“ geographisch umdrehen, so ist von österreichischer Seite kein Gefühl des Verlustes wahrzunehmen. Der Lauf der Geschichte hat wohl sein abschließendes Urteil gesprochen. Und sie bewegt sich doch … ANMERKUNGEN 34 1 35 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 Vgl. Heinz P. Wassermann, Das 20. Jahrhundert, in: Alexander Wilhelm (Hg.), Die Rebenlandchronik. Graz 2004, S. 191–348. Den Begriff „Region Leutschach“ hat der Grazer Historiker Christian Promitzer geprägt und auch überzeugend argumentiert. Vgl. Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. ÖsterreichUngarn und der Erste Weltkrieg. Graz 1993. Franz Josef Schober – Eduard Staudinger, Dr. Brodmann und das Untersteirische Bauernkommando (1919–1922), in: Gottfried Almer – Norbert Müller (Hg.), 800 Jahre Pfarre Straden 1188–1988. Straden – Graz 1988, S. 466–473 (hier S. 466). Chronik der Gemeinde Glanz. Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert), Phil. Diss. Graz 1996, S. 199. Ebd., S. 201f.. Ebd., S. 221f.. Ebd., S. 223. Ebd., S. 232. Vgl. Helmut Kanzler, Die volkspolitische Lage und Aufgabe im Großraum Ratsch-Lieschen. Graz o. J. [1939]. Lebensfragen der Grenzbevölkerung, untersucht an der steirischen Südgrenze, S. 334. Promitzer, Brüder, S. 205. StLA (Steiermärkisches Landesarchiv), Statth. Präs. A5B-113/11919: Gemeinde Schloßberg an Landesregierung, 4.1.1919. Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 316f. Promitzer, Brüder, S. 205. Stefan Karner, Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Aspekte ihrer politischen, wirtschaftlich-sozialen und kulturellen Entwicklung, 2. Aufl. Graz – Wien 1986, S. 123. Vgl. in diesem Zusammenhang die amüsanten und berührenden Lebenserinnerungen von Fritz Körbler: Vom Leben an der Grenze. Besinnliche und heitere Kurzgeschichten aus entschwundener Zeit. O. O. o. J. [1994] u. ders.: Unvergessene Heimat an der Grenze. Besinnliche und heitere, aber auch tragische Geschichten aus entschwundener Zeit., O. O. o J. [1997]. Chronik der Volksschule Langegg. Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 238–240. Vgl. Promitzer, Brüder, S. 284–289. DAG (Diözesanarchiv Graz), Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 14.2.1945. DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 11.5.1946. Vgl. Chronik des Gendarmerieposten Leutschach. Promitzer, Brüder, S. 303. DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 10.6.1947. Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 322–324. Vgl. Ebd., S. 319–322. Vgl. Helmut Liedermann, Österreichs Image im ehemaligen Jugoslawien, in: Oliver Rathkolb [u. a.] (Hg.), Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeption Österreichs 1955–1990. Wien [u. a.] 2002. Österreichische Nationalgeschichte, Bd. 2, S. 523–562. Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 333–342. Matjaž Klemenčič, Im Lichte der sprachlichen Statistik. Slowenischund Deutschsprachige in der Süd- und Untersteiermark 1830–1991, in: Slowenische Steiermark. Verdrängte Minderheit in: Christian Stenner (Hg.), Österreichs Südosten. Wien [u. a.] 1997. Zur Kunde Südosteuropas, II/23, S. 69–105 (hier S. 96). Ebd., S. 97f.. Auf die Auswertung der Schulchroniken wird platzbedingt verzichtet. Aus ihnen geht eindeutig hervor, dass nach 1918 auch Unterricht in slowenischer Sprache erteilt wurde. Vgl. DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach: Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 3.11.1923; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 9.9.1924; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 1.10.1926; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 29.8.1927; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 14.9.1928; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 6.9.1929. 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach, 4622/49, S. 1900ff. DAG, Pfarre Leutschach, Bischöfliche Visitationen: Fb Seckauer Ordinariat an Kreisdekanat St. Florian an der Lassnitz, 5.6.1922. DAG, Pfarrakten Leutschach, Pfarre (1560) – Besetzung (S. 1900ff), Anton Waude an fb. Ordinariat, 6.2.1932. Ebd., Schreiben der Kapläne von Leutschach an das bischöfliche Ordinariat, 28.10.1953. Ebd., Viktor Ferdinand Krainer an fb. Ordinariat, 15.10.1953. Ebd., Alois Hoinig an fb Ordinariat, 29.10.1953. Ebd., Peter Reiter an bischöfliches Seckauer Ordinariat, 14.10.1953. Promitzer, Brüder, S. 357. Die Unterlagen wurden dem Verfasser freundlicherweise von Univ.-Prof. Dr. Christian Brünner zur Verfügung gestellt. Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Reinhold Lopatka an Peter Kutschi, 30.5.1997. Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Statement zur Minderheitenfrage in unserer Gemeinde anläßlich der Gemeindeversammlung am 27.06.1997, 23.6.1997. Bürgerversammlung der Gemeinden Glanz und Schloßberg zum Thema „Slowenische Minderheit“, in: ´s Rebenblattl, 2/1997, S. 6. Sammlung Brünner/Steirische Slowenen; Gemeindeversammlung zur Minderheitenfrage am 27.06.1997 im GH Mahorko in Glanz; Distanzierung von manchen Äußerungen, 18.7.1997. Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´ Rebenblattl, 4/1995, S.6. Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz. Hans Georg Zach, 111 Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach, in: 111 Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach. 1877–1988, hg v. Freiwillige Feuerwehr Leutschach. Leutschach 1988, S. 21. Promitzer, Brüder, S. 325. Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach u. Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´ Rebenblattl, 4/1995, S.6. Heimatbuch des Marktes Leutschach. Chronik der Gemeinde Glanz. Chronik der Dekanatspfarre Leutschach. Vgl. Jahresbericht der Hauptschule Leutschach 1993/94. Vgl. Jahresberichte der Hauptschule Leutschach 1995/96, 1996/97, 1997/98. Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz. Vgl. Chronik der Volksschule Langegg. Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach. Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach; Hildgard Nagy, Musik kennt keine Grenzen, in: s´ Rebenblattl, 1/1991, S. 4; Christl Zach, Benefizkonzert für die Hl.-Geist-Kirche, in: s´ Rebenblattl, 3/1991, S. 15. Vgl. Georgiritt nach Jurij/St. Georgen, in: s´ Rebenblattl, 1/1998, S. 21. Vgl. Karlheinz Wirnsberger, Grenzraum – Lebensraum, in: s´ Rebenblattl, 1/1992, S. 4. Der Grenz-Panoramaweg, in: s´ Rebenblattl, 2/1999, S. 3. E-Mail von AR Karl Peitler an den Verfasser, Juni 2005. 259 In vendar se premika … In vendar se premika … Čezmejna sosedska politika s pomočjo „Lučanske regije“ Ko je avtor tega prispevka pred nekaj leti opravljal raziskave o zgodovini štirih južnoštajerskih občin – Eichberg-Trautenburg, Klanci ob Vinski cesti (Glanz an der Weinstraße), Lučane (Leutschach) in Gradišče (Schloßberg)1, je dobil vseskozi dobronameren nasvet: „Ne zanetite mi tukaj nobene vojne!“ Da se zgodovinarji načeloma gibljemo po miniranih območjih, ni samo po sebi nič novega. A večinoma mislimo pri tem na obdobje nacizma; to obdobje smo sicer tudi nameravali vključiti v raziskavo, a k temu smo morali dodati še „oteževalno okoliščino“, da so po delih „Lučanske regije“2 tako po letu 1918 kot po letu 1945 bile izražene ozemeljske zahteve s strani države SHS oziroma Jugoslavije, češ da gre za slovenski teritorij. Še drugi preblisk: ko sem kot avtor v okviru seminarja, ki ga je pripravil FH Joanneum, raziskoval na kraju samem in pripravljal videoprojekt, mi je neki – sicer povsem dobrohotni – občinski uslužbenec svetoval nekaj v smislu: „Ampak slovenskega ne poudarjajte preveč.“ In tako smo označili drugo konfliktno polje, namreč vsaj delno „slovensko preteklost“ dveh občin, Klancev ob Vinski cesti in Gradišča. Torej lahko izhajamo iz dveh (zgodovinskih) „prelomov“: na eni strani je to problematika določanja razmejitvene črte, skupaj s časovno omejeno zasedbo s strani jugoslovanskih enot, na drugi pa delna „slovensk(ojezičn)a preteklost“, ki je bila v teku asimilacijskega procesa po letu 1918 sicer vedno bolj zatirana, a deloma – kot bomo pokazali kasneje – še vedno vredna zgodovinskega proučevanja. 260 Mejni spori – določanje meje – prekoračitve pooblastil in obmejna dežela. Da je Habsburška monarhija – ne zgolj, a tudi zaradi vztrajanja „nemškega elementa“ pri nadaljnji dominaciji – s koncem prve svetovne vojne razpadla, lahko predpostavimo, da je splošno znano.3 Novembra 1918 je prišlo med republiko Nemško Avstrijo in nastajajočo južnoslovansko državo do sporazuma, ki je urejal predvsem gospodarske interese. V njem sta se strani tudi dogovorili, da bo natančna določitev meje ena od tem prihodnje mirovne konference. Kar zadeva to točko, sporazum ni bil vreden niti papirja, na katerem je bil napisan. „Še pred 3. novembrom 1918 sklenjenim premirjem med Avstro-Ogrsko in antanto […] je general Maister s svojimi južnoslovanskimi enotami 1. novembra zasedel mesto Maribor. 25. novembra je sledila zasedba Šentilja (Spielfeld) in 1. decembra Radgone (Radkersburg). Po zavzetju Cmureka (Mureck) 3. in Halbenraina 7. decembra ter še nekaj vasi so Južni Slovani praktično že nadzirali linijo reke Mure, predvsem pa med Šentiljem in Radgono speljano železniško progo.“4 V začetku decembra jim je uspelo zasesti tudi „Lučansko regijo“ (vendar brez severne občine Eichberg-Trautenburg). 14. januarja 1919 je „Nemška ljudska straža“ izvedla „totalni napad na zasedbene sile […]. Hkrati so začeli streljati z vseh strani obroča okrog trga. […] Po štiriurnem silovitem streljanju je prišlo po posredovanja pogajalcev z obeh strani do prekinitve ognja.“5 V okviru te lokalne praske je bil ubit tudi neudeleženi poštni uradnik Alois Huber. Napad na Lučane je bil kamen(ček) v mozaiku vse ostrejšega odpora proti južnoslovanski zasedbi, ki je vpletene izpostavil zadostnim pritiskom, da so 14. februarja 1919 določili In vendar se premika … demarkacijske črte. V zvezi s tem ne smemo pozabiti na razvoj sočasnih dogodkov na Koroškem, kjer je bil odpor mnogo bolj množičen – čeprav vojaško v glavnem enako neučinkovit. Za štiri občine „dežele vinskih goric“ (oz. severnega, zdaj avstrijskega dela Slovenskih goric, op. prev.) je ta sporazum pomenil začasno delitev. „V območju Lučanske regije je potekala južna demarkacijska črta znotraj polkroga, kilometer oddaljenega od trga. Avstrijskonemška demarkacijska črta pa je na nasprotni strani potekala po severnem robu regije. S tem sta bili skoraj izključno nemškogovoreči občini Lučane in EichbergTrautenburg v celoti v nevtralni coni. […] Občini Klanci in Gradišče sta se večinoma nahajali znotraj južnega demarkacijskega območja in sta bili tudi v civilnih zadevah podrejeni državi SHS. […] Do 20. februarja bi morale zasedbene enote izprazniti trg Lučane. […] A delitev Lučanske regije naj bi trajala še naslednje leto in pol.“6 Na pariški mirovni konferenci so bile določene meje s Čehoslovaško, Madžarsko, Italijo in seveda tudi z državo SHS. Za Štajersko je to pomenilo izgubo tretjine prebivalstva in ozemlja nekdanje vojvodine. Sprva so jugoslovanske ozemeljske zahteve obsegale „skoraj celotno Lučansko regijo in poleg nje še Radgono, Halbenrain, Purklo, Cmurek, Straß, Ehrenhausen in Eibiswald. […] V začetku marca so v okviru teritorialnega dela mirovne konference razpravljali o ozemeljskih zahtevah države SHS na območjiu Štajerske. Pri tem so morali slovenski predstavniki zgroženo ugotoviti, da je znotraj komisije prevladala težnja, ki je, sledeč predlogom ameriške delegacije, opredelila Dravsko dolino južno od Lučan kot ‚najboljšo naravno mejo‘. Poleg tega je ameriška komisija zavzela stališče, da naj bi celo prebivalci južnega dela Dravske doline ne hoteli niti slišati za Jugoslavijo.“ Trg Lučane je bil iz v teku pogajanj izločen iz zmanjšanih ozemeljskih zahtev. „S tem bi pripadli državi SHS vsaj večinoma slovenskogovoreči deli občin Gradišče in Klanci. […] A v nasprotju s tem je vrhovni odbor sledil predlogu ozemeljske komisije, da naj bi prihodnjo državno mejo med Koroško in Sv. Duhom na Ostrem vrhu (Hl. Geist am Osterberg) zarisali po meji razvodja (prevladujoče smeri izlivanja manjših vodotokov v večje, op. prev.). Naprej do Mure naj bi meja potekala po dotedanjih mejah političnih okrožij Lipnica (Leibnitz) in Maribor. […] Ta navedek naj bi bil vključen tudi v dokončni mirovni sporazum.“7 To je pomenilo, da naj bi štiri občine „dežele vinskih goric“ – z izjemo cerkve Sv. Duha, pa tudi majhnega dela katastrske občine Gradišče – ostala v Avstriji. Med postopkom dokončnega določanja meje (od decembra 1920) pa je vendarle prišlo do neznatnih popravkov. „Skupaj je bilo v mejnem odseku Sv. Duh-Šentilj državi SHS dodeljenih dodatnih 585,8 hektarja ozemlja, od česar je kar 583,2 hektarja odpadlo na južni del Velikega Boča (Großwalz). V zameno je Avstrija pridobila 514,2 hektarja ozemlja. Ker pa je Avstrija tako zamenjala večinoma nerodovitno ozemlje za bogato vinorodno območje, kjer so mnogi Avstrijci imeli odmaknjene posesti, je osrednji deželni urad to menjavo označil kot ugodno. […] Navdušenje na regionalni ravni (občinski glavar Gradišča, občinski odbor Arneža [Arnfels]...) pa je bilo bolj zadržano.“8 Za razliko od „Lučanske regije“ pa je bila razmejitev na zahodnem delu bolj sporna. Konkretno je šlo za cerkev, pokopališče in šolo pri Sv. Duhu. 8. julija 1921 je medzavezniška 261 In vendar se premika … komisija sprejela sklep, „da na spornem mejnem območju velja meja razvodja. Deset z mejo presekanih domačij je bilo dodeljenih Avstriji, pet jih je pripadlo Jugoslaviji. Glede pokopališča pri Sv. Duhu je bilo nadalje določeno, da pripade državi SHS, a avstrijski prebivalci so obdržali pravico do obiskovanja grobov svojih mrtvih na določenem odseku.“9 Ljudska šola je ostala v Avstriji in so jo leta 1944 – ker je služila kot postojanka gestapa – partizani razstrelili. Tako je bila na tem področju procedura zaključena 1. novembra 1921; s tem datumom bi morali obe strani tudi zapustiti zamenjana področja. Iz tega izhaja tudi status „dvolastnikov“, torej kmetov, ki so imeli zemljo in posest to- in onstran meje. 23. februarja 1922 je bila med Avstrijo in južnoslovansko državo sklenjena ureditev „maloobmejnega prometa“, od katere naj bi v „političnem okrožju Lipnica imelo koristi 147 lastnikov“ (na drugi strani pa 47 jugoslovanskih posestnikov, ki so razpolagali z lastništvom zemlje na avstrijskem teritoriju).10 Po poizvedbah študentov graške univerze so jugoslovanski kmetje v občini Klanci posedovali 33,85, v občini Gradišče pa 26,63 hektarjev zemlje; zemljiški posestniki iz občine Klanci so v Jugoslaviji obdelovali 63,16, iz Gradišča pa 10 hektarjev.11 Christian Promitzer je obnašanje južnoslovanskih (zasedbenih) enot med letoma 1919 in 1921 prepričljivo in natančno povzel kot „oviranje in zatiranje“.12 V začetku januarja 1919 je vodstvo občine Gradišče, ki je zbežalo v Arnež, pisalo deželni vladi, da so odtlej „slovenske enote v Lučanah zaprle blagovni promet z Nemško Avstrijo, tako da občine Lučane, Gradišče in Klanci ne dobijo ničesar več; dobava moke, sladkorja, petroleja, tobaka itn. je prenehala, še 262 manj pa je pričakovati dobavo iz jugoslovanske države, saj smo po zadnjih volilnih rezultatih pri Južnih Slovanih še bolj osovraženi.“13 Dejansko se je jugoslovanska stran poskušala pri dobavah življenjskih potrebščin ravnati glede na naklonjenost prebivalstva; kdor se je upiral, je ostal temu primerno praznih rok. Hišne preiskave so bile sprva na dnevnem redu v enaki meri kot zaplembe, šikaniranja pri obiskovanju šole oziroma cerkve, odrekanja zdravniške pomoči, trpinčenja in prekoračitve pooblastil s strani organov prisile, deloma celo s smrtnimi posledicami.14 A v resnici vsi „napadi“ le niso bili dejanski napadi, ampak so izhajali tudi iz povsem legitimne potrebe po (samo)obrambi – ne glede na to, ali so bile meje dokončno določene ali le začasne demarkacijske črte. V zvezi s tem je treba spomniti, da so „jugoslovanski organi 4. aprila 1919 […] zaprli demarkacijsko črto, ker so hoteli tihotapcem in sovražnim agentom preprečiti infiltracijo v Jugoslavijo.“15 Ena od posledic določanja meje po prvi svetovni vojni je bila, da se je tako tostran kot onstran meje – v okrožjih „Lipnica, Radgona, Ljutomer in Maribor – izoblikovala ‚mrtva meja‘. Dežela je postala obrobje, ki ga je postopna modernizacija v prihodnjih letih obšla v velikem loku.“16 Konkretno se je to v obmejnem pasu – in torej samoumevno tudi v štirih občinah „dežele vinskih goric“ – odražalo kot odsotnost pomembnih središč, dolge poti do graškega osrednjega območja, visok delež agrarne in obagrarne dejavnosti, podpovprečna velikost proizvodnih obratov, vodenje obratov od zunaj, podpovprečni dohodki, pa tudi visok delež dnevnih in tedenskih migrantov – kar je bilo od takrat značilno za to območje in velja še danes. In vendar se premika … Glede na to je treba opozoriti na okoliščino, da v glavah ljudi nova meja v nobenem trenutku ni bila sprejeta. To bi lahko utemeljili predvsem s tem, da je bila z v Saint Germainu določeno in nato pred hišnim pragom zarisano mejo prekinjena prastara prometnogeografska in gospodarska usmeritev proti Mariboru. Ena od posledic tega je bila, da so tihotapstvo, če sploh, opravičevali tako rekoč kot nujen ukrep samoohranitve, v katerega so bili prisiljeni.17 Ob napadu nacistične Nemčije na Jugoslavijo so v šolsko kroniko Langegga zapisali, da so bile „velike enote Wehrmachta pripravljene v neposredni bližini državne meje. 6. aprila 1941 je okrog 4. ure prišlo do sprostitve napetosti. Nemška vojska je po kratkem spopadu na meji prodrla v Jugoslavijo. Napredovanje je potekalo hitro in mnoge oddelke ujetnikov so vodili mimo šole. Tako je tukajšnja šola iz šole ob meji postala šola v zaledju.“18 Čeprav meja z Jugoslavijo od 6. aprila 1941 ni več obstajala, je regija – za razliko od prve svetovne vojne – mnogo bolj občutila učinke vojne. Če zanemarimo občasna bombardiranja, so ostale prebivalcem od leta 1944 v neizbrisnem spominu predvsem aktivnosti partizanov.19 Z dekanom in poštnim upravnikom so partizani dokazano navezali stike, ki pa niso obrodili nobenih sadov. Konec koncev je poveljnik tako imenovane „partizanske drhali“ trezno ugotovil, da si z Avstrijci ni mogoče prav nič pomagati.20 Posebnost Štajerske v času takoj po vojni, namreč petkratna zasedba od Američanov, Britancev, Sovjetov, Bolgarov in partizanskih enot, je zapustila neposredne, dasiravno kratke sledi. Lučanski dekan Johann Stoff je februarja 1945 pisal knezoškofijskemu ordinariatu v Gradcu: „Sodeč po namigih […] se lahko mi tukaj v bližnji prihodnosti pripravimo na vse mogoče; v vsakem primeru pa bi bilo zavračanje mnogo boljše od sprejemanja. Poudariti pa je treba, da se – vsaj za zdaj – z nobene strani ni zgodilo nič hudega nobenemu župniku ali duhovniku.“21 Prve tuje čete, ki so zasedle območje župnije, so bile bolgarske enote, ki so se borile v sklopu (sovjetske) Rdeče armade. Sledile so jim partizanske enote, o katerih je lučanski dekan poročal, da so sprva prihajale iz območja Maribora in so jih sestavljali „borci za svobodo v pravem pomenu besede in versko naravnani. A ko so jim sledili komunistični partizani iz ljubljanskega območja in z Balkana, so se morali [katoliški] partizani mnogokrat spet umakniti in zaradi svojega branjenja [katoliških] interesov celo bežati čez mejo, če so si hoteli rešiti življenje.“22 Žandarmerijska kronika poroča poleg ropanja in plenjenja tudi o posilstvih, katerih domnevni obseg pa ni znan niti približno.23 Sredi maja so prišle v Lučane enote 14. udarne divizije Jugoslovanske armade, z njimi pa konec koncev tudi slavno-zloglasni „lučanski komisar“.24 Ta je razglasil, da ima nalogo pripraviti vse za pripojitev območja k Jugoslaviji. To je med drugim pomenilo, da je slovenščina od tistega trenutka postala uradni jezik. V času, ko je opravljal funkcijo „lučanskega komisarja“ Fišinger, in ki ga lahko lokalno brez nadaljnjega označimo kot obdobje najhujšega terorja – torej kombinacije stalnih groženj s smrtjo, ropanj, zaplemb, posilstev ipd. -, je bilo 22. maja 1945 pobitih tudi več kot štirideset vojakov; veliko večino so sestavljali hrvaški ustaši, ki so jih iz lazareta v nekdanji samostanski šoli odvedli do nekega jarka in jih, deloma na zverinski način, postrelili ali dotolkli. V začetku julija so 263 In vendar se premika … partizanske enote zamenjale sovjetske, te pa so se spet – v skladu s prvotnim sporazumom o nadzoru – 22. julija 1945 umaknile britanskim. Dve leti kasneje je lučanski dekan v nekem pismu zapisal, da „želi podati poročilo o položaju v tem nemirnem in skoraj vojnemu stanju podobnem mejnem območju.“25 S tem je hotel povedati, da je bila obmejna regija prizorišče znotrajjugoslovanske državljanske vojne med belo- in rdečegardisti.26 Jugoslovanske ozemeljske zahteve, ki so se dotikale tudi „dežele vinskih goric“, so bile v začetku 1947 umaknjene, kar je med domačini sprožilo vzneseno odobravanje.27 Temu pa je nemudoma sledilo hermetično zaprtje meje, ki je popustilo šele s sporazumom iz Bad Gleichenberga (1953), ko je bil zakonsko urejen, kasneje pa še razširjen, tudi „maloobmejni promet“. Na kraju samem je bil sporazum pomemben predvsem za avstrijske dvolastnike, ki so lahko šele od takrat naprej spet gospodarili s svojo lastnino na državnem ozemlju Jugoslavije. Če zanemarimo občasne prekoračitve pooblastil, ki pa seveda niso več dosegale „svinčene kakovosti“ iz let takoj po vojni, je na meji poslej vladal mir, kar pa je resnici na ljubo pomenilo tudi zastoje na mnogih področjih. Z izjemo s strani Republike Avstrije – če se izrazimo zelo zadržano – več kot le neodločnega uveljavljanja manjšinskih zakonov v skladu z Državno pogodbo (7. člen), bi lahko medsosedske odnose označili kot povsem korektne.28 V zvezi s tem pa ne smemo pozabiti, da ta meja (ki je ostala nespremenjena) ni razmejevala le državnih teritorijev, ampak je bila tudi ideološka ločnica. Na kraju samem je to pomenilo, da so „zadevni“ krogi, ki so se tam že pred letom 1938 igrali svoje „zadevne“ 264 (umazane) igrice, postavili „področje obmejne dežele“ v središče svojih aktivnosti, iz tega izpeljane zgodbice o „slovanski infiltraciji“ pa v središče svoje duhovne drže.29 Seveda je treba ob tem upoštevati (lokalno) relevantno oceno oziroma interpretacijo, saj so te aktivnosti sledile tudi socialno usmerjenim ciljem, kar vsled neverjetne revščine v tej obmejni regiji dopušča možnost, da se nam zazdijo vprašanja o svetovnih nazorih drugotnega pomena. „Slovenska preteklost“. Če želimo določiti delež slovenskogovorečih prebivalcev, so tako podatki ljudskih štetij oziroma popisov prebivalstva v stari monarhiji kot v republikanski Avstriji uporabni le deloma. Kakor so bili v monarhiji predvsem izraz socialnoekonomskih razmerij nadvlade, so bila etnografska razmerja tudi pri ljudskih štetjih v prvi republiki prikazana le skrajno površno. Nobenega dvoma namreč ne more biti, da so na področju Štajerske po letu 1918 (in tudi 1945) živeli (in živijo) ljudje s slovenskim občevalnim jezikom. Leta 1934 so na primer spraševali ljudi po jeziku, „katerega kulturnemu krogu se čutijo pripadni“. Ohranjeni so podatki „na ravni političnih okrožij […]. Na celotnem področju avstrijske Štajerske je bilo […] 3.838 prebivalcev s slovenskim občevalnim jezikom, od tega 1.756 v političnem okrožju Lipnica, h kateremu so spadale tudi vasi Radgonskega kota skupaj z Radgono.“30 Nacionalsocialistično ljudsko štetje v letu 1939 – za dajanje napačnih podatkov je bila zagrožena kazen – je izkazalo „skupaj 3.607 prebivalcev, ki so se izjasnili za pripadnike nenemških jezikovnih skupin (‚slovenske‘, ‚nemško-slovenske‘, ‚vindišarske‘, ‚nemško-vindišarske‘).“ Od tega je 1444 oseb živelo v okrožjih Radgona in Lipnica. Ljudsko In vendar se premika … štetje leta 1951 je v obmejnem območju ugotovilo skupaj 580, leta 1961 229, 1971 pa 257 Slovencev. Leta 1991 se je – resda v celotni zvezni deželi – število oseb s slovenskim maternim jezikom dvignilo na 1500.31 Zaradi natančnosti in odprave nejasnosti pa je k temu treba dodati pojasnilo, da je ta popis štel osebe s stalnim prebivališčem v Avstriji ne glede na njihovo državljanstvo. Preostanejo torej drugi indikatorji, ki dovoljujejo vsaj približne ocene – konkretno šolske kronike32 in kot viri eminentnega pomena dokumenti Škofijskega arhiva v Gradcu. Vizitacijska poročila iz 20-ih let pogosto opozarjajo, da nekateri učenci sploh niso obvladali nemškega jezika.33 Še leta 1951 je bilo v nekem poročilu o šolski vizitaciji zapisano, da učne težave nekaterih otrok med drugim izhajajo iz dejstva, da so njihovi starši pogosto „slovenski“.34 Obvladovanje obeh jezikov je v župniji Lučane do neke mere veljalo za pogoj pri prevzemanju cerkvenih služb, češ da je tamkajšnje prebivalstvo „po naravi sestavljeno iz Nemcev in Slovencev“.35 Tako je Anton Waude, kasneje izbrani naslednik dekana Ribitscha, v svojem prijavnem dopisu omenil, da je „zelo uspešno obiskoval oba tečaja slovenskega jezika in torej obvlada slovenščino.“36 Leta 1953 je lučanski kaplan pisal ordinariatu, da v župniji „mnogo ljudi le slabo govori nemško ali pa sploh ne“37, zaradi česar bi moral prihodnji župnik obvladati tudi slovenščino. Takrat so izbirali naslednika Johanna Stoffa (župnika od 1942 do 1953), ki se je umaknil v Gradec. V svoji vlogi je Viktor Ferdinand Krainer iz Groß St. Floriana zatrdil, da zaradi svoje prejšnje „dejavnosti na Spodnjem Štajerskem […] slovenski jezik“ obvlada, torej mu „tudi stiki s slovensko govorečim delom Lučan ne bi predstavljali težave.“38 Enako velja za prav tako neuspešno vlogo, ki jo je podal kaplan iz Eggelsdorfa Alois Hoinig in v kateri je med drugim zapisal, da naj bi „tam še bili stari ljudje […], ki sploh ne razumejo niti besede nemškega jezika.“39 Samoumevno je, da je na svoja tozadevna jezikovna znanja opozoril tudi na koncu uspešni kandidat Peter Reiter.40 Christian Promitzer suhoparno ugotavlja, da danes v Lučanski regiji ni več Slovencev. „Slovenskogovoreče prebivalstvo“ se je znašlo „med kladivom ponemčenja in nakovalom stigmatizacije.“41 Končno moramo opozoriti še na to, kako močna čustva v tistih krajih še dandanes vzbuja načenjanje teme slovenstva. Leta 1996 je štajerski deželni zbor ustanovil pododbor ustavnega odbora, ki naj bi razčistil vprašanje štajerskih Slovencev.42 Med avgustom 1996 in januarjem 1997 se je pododbor sestal sedemkrat. Deloma kot „fact-finding mission“, a tudi zato, da bi „skozi pogovore s prebivalstvom, ki je s tem vprašanjem komajda kaj seznanjeno, odstranili (tudi) nesporazume“43, so v juniju 1997 v okrožju Radgona-okolica (Bad RadkersburgUmgebung) ter občinah Sobote (Soboth) in Klanci/Gradišče izpeljali informativne shode ali zbore občanov, ki so se jih udeležili tudi poslanci vseh petih v deželnem zboru zastopanih strank in predstavnik Slovenskega kulturnega društva 7. člen za (avstrijsko) Štajersko. Kako sta potekali prireditvi v Radgoni-okolici in Sobotah, se je vedenju avtorja izmuznilo. Dejstvo pa je, da je prireditev 27. junija 1997 v gostilni Mahorko v Klancih potekala izredno burno. Zastopstvo občine Klanci je vnaprej pripravilo izjavo in resolucijo, ki so se jima pridružili tudi zastopniki občine Gradišče. Med drugim je bilo v teh dokumentih zapisano, da 265 In vendar se premika … „je 19 med ljudskim štetjem 1991 ugotovljenih oseb iz nekdanje Jugoslavije (18 Slovencev, 1 Hrvat) tukaj bivalo na osnovi dela za določen čas in stalno zamenjevalo dovoljenja za stalno prebivališče. Dejstvo je, da je DANES pri nas prijavljenih 13 Slovencev in 6 oseb iz preostale Jugoslavije (vklj[učno] s Hrvaško), večinoma v za pridobitno dejavnost primerni starosti,“ a še ti so se priselili med letoma 1990 in 1997. Zgodovinsko so to utemeljevali s kopijami kronik, ki so izhajale v ´s Rebenblattlu („Vinskogoriški list“, op. prev), brezplačnem regionalnem časopisu – a v primerjavi z dosegljivimi originali so bili prikazi v njih zelo selektivni.44 Zborovanje se je sprevrglo v škandal. “Medtem ko sta poslanca Lopatka (ÖVP – Avstrijska ljudska stranka) in Wiedner (FPÖ – Svobodnjaška stranka Avstrije) to jasno izraženo mnenje sprejela, poslanca Brünner (Lib[eralni] forum) in Zitz (Zeleni) trditvam o neobstoju narodnostnih skupnosti nista hotela povsem verjeti. Nejevoljo je sprožila predvsem izjava poslanca Brünnerja, da naj bi bili Sloveniji še nekaj dolžni. To je privedlo do glasnih protestov in bolj kot ne emocionalnih besednih izbruhov, ki s tematiko shoda niso imeli mnogo skupnega. Predlagateljem so očitali, da s svojimi stališči ponovno odpirajo stare rane in s tem vnašajo nemir v dosežene dobrososedske odnose. Po nadaljnjih besednih napadih nanju sta oba prej imen[ovana] poslanca predčasno zapustila zbor občanov, saj sta se po njunih lastnih navedbah počutila ogroženo.”45 Zaradi tega so se predstavniki obeh občin “z vso odločnostjo” ogradili od izjav “v zvezi s ‘Hitlerjem, klofutami itd.’”46 Nekako na uho je eden od tamkajšnjih županov avtorju tega zapisa povedal, da del prebivalstva sploh ni odobraval njegovega obiskovanja tečaja 266 slovenščine, ter da ga je to spravilo v precej neprijeten položaj. Sosedska politika na kraju samem. Če še enkrat na hitro povzamemo. “Lučanska regija” se sooča vsaj z dvema zgodovinskima prelomnicama. Ena je meja, druga pa “slovenska preteklost” vsaj dela regije in njenega prebivalstva. S teh zgodovinsko utemeljenih vidikov je treba gledati (tudi) na regionalno sosedsko politiko. 1995 je lokalni brezplačni časopis ´s Rebenblattl zapisal, da so odnosi med to in ono stranjo meje “medtem prerasli v resnično prijateljstvo”.47 S tem so bile mišljene čezmejne aktivnosti v okviru obnavljanja cerkve v Svetem Duhu – a o tem kasneje. 21. januarja 1967 so učenke in učenci osnovne šole Gornja Radgona sodelovali na šolskem smučarskem dnevu ljudske šole Veliki Boč – to je prvo dokumentirano čezmejno dejanje.48 Slavnostni zbornik prostovoljnih gasilcev ugotavlja za 70-a leta in naprej, da se je utirilo zelo dobro sodelovanje z nekaj gasilskimi društvi v Sloveniji. Ti stiki se odražajo tudi v medsebojni pomoči, kadar je ta potrebna zaradi večjih požarov.”49 Prav tako od 70-ih let naprej so “spet začeli prirejati čezmejna romanja k Svetemu Duhu, kot so bila običajna do druge svetovne vojne.”50 A kot je avtorju tega zapisa povedal lučanski župnik, so jugoslovanski cariniki udeležence romanj občasno šikanirali. Ko so se sredi 80-ih v Jugoslaviji (oziroma v Sloveniji) začele zarisovati politične spremembe, se je postopoma krepilo tudi čezmejno sodelovanje. Mejni kamen je bil predvsem obnavljanje cerkve Svetega Duha na Ostrem vrhu v poznih osemdesetih. Gonilna sila na avstrijski strani je bil nedvomno lipniški okrajni glavar Johann Seiler, ki je “pozimi 1989 In vendar se premika … [ustanovil] komite za rešitev cerkve Sv. Duha, v katerega so se vključili predvsem župani sosednjih občin tostran in onstran meje.” Skupaj je bila v okviru akcije “Kirche ohne Grenze/Cerkev ne pozna meja” s pomočjo različnih dobrodelnih akcij, kot na primer z gradbenim kamnom (svoja dela so prispevali umetniki Gerald Brettschuh, Gert Christian in Willibald Karl), pevskimi večeri in podobnim, zbrana impozantna vsota okrog 1,5 milijona šilingov (26 milijonov sedanjih tolarjev oz. 108 tisoč evrov, op. prev.). In – kar je prav tako vredno še posebne omembe – slavnostni zbornik ob stoti obletnici ustanovitve župnije Sv. Duha je bil pripravljen v dvojezični izdaji.51 Nasploh se zdi, da je bila Cerkev gonilna sila novega sosedstva (in njegove politike), ki je ne kaže podcenjevati. 7. septembra 1991 – v letu slovenske osamosvojitve – je bilo dekanijsko romanje na Sv. Duh “s strani mnogih ljudi razumljeno in sprejeto kot znak posebne solidarnosti.”52 9. julija 1995 so “prebivalci župnije Sv. Jurij ob Pesnici (St. Georgen an der Peßnitz) […] s svojim župnikom Brankom Mačkom” obiskali župnijo Lučane. “Vsi verniki so peli im molili v svojem maternem jeziku.”53 Zgolj za primerjavo: slabih pet desetletij predtem je župnik iz Gomilice (Gamlitz) v župnijski cerkvi v Lučanah napovedal spovedi tudi v slovenskem jeziku. Dekana Reiterja so nekateri občani zato “pri državnih i[n] cerkvenih oblasteh ovajali kot prijatelja Slovencev. Nikomur drugemu,” tako piše Reiter v župnijski kroniki, “ne bi bilo ljubše […], če bi bilo vse v njegovi župniji nemško.”54 20. aprila 1992 je bilo prvič prirejeno skupno “jahanje na jurijevo” z blagoslovom konj, ki je medtem postalo stalnica čezmejnega sožitja. V šolskem letu 1993-1994 je letno poročilo splošne šole Lučane zabeležilo “tesne stike s slovenskima šolama v Selnici in Ptuju.” Oktobra 1993 je sledil šolski obisk na Ptuju, ki so ga ptujski šolarji lučanskim vrnili 3. junija 1994. V tem šolskem letu so zbirali prispevke za šolo v Selnici, v letnem poročilu pa sta zabeležena še obiska literarne prireditve v Mariboru in razstave v Juriju.55 V šolskem letu 1995-1996 so v splošni šoli prvič izpeljali tečaj slovenskega jezika; taka tečaja sta zabeležena še v dveh naslednjih šolskih letih.56 Učenci in učenke ljudske šole Veliki Boč so v šolskem letu 1995-1996 na pohodniškem dnevu prvič obiskali Slovenijo, kjer so si za cilj izbrali mladinski dom Škorpion (pri Sv. Duhu).57 10. junija 2001 sta 3. in 4. razred ljudske šole na Eory-Koglu proslavljala skupaj z učenci iz sosednje občine Kungota; na slavju so učenci obeh šol skupaj zapeli tudi slovensko pesem.58 Leta 1989 so pevsko srečanje v Lučanah prvič pripravili z udeležbo slovenskega zastopstva. Poleg Krožka pojočih žena Lučane in Pevskega društva Arnež se ga je udeležil tudi Mariborski oktet.59 S tem je bilo spočeto sodelovanje, ki se je – poleg medsebojnih povabil – ne nazadnje več kot izkazalo ob pevskih dobrodelnih nastopih za sanacijo cerkve Sv. Duha.60 A tudi na gospodarskem področju je prihajalo do vse tesnejšega sodelovanja. Jurijevo jahanje 26. aprila 1998 je bilo na primer skupni projekt občinskih turističnih zvez Lučan in JurijaKungote.61 “Pod geslom ‘Obmejno območje – življenjski prostor, Slovenija-(avstrijska) Štajerska’ je bila v splošni šoli Lučane 24. 01. 1992 otvoritvena prireditev, ki so se je v velikem številu udeležili prebivalci iz obeh delov obmejnega območja.” Deželni izobraževalni inštitut je pripravil program skupaj “s Svetovalnim centrom Republike Slovenije in lokalnimi skupnostmi Arnež, Eichberg, Trautenberg, Klanci, Gaj, Sv. 267 In vendar se premika … Duh, Jurij, Oberhaag, Gradišče, St. Janez v Seggauski dolini in Svečina […].”62 1. avgusta 1999 je bila v okviru “planinskega praznika brez meja” končno tudi uradno posvečena obmejna panoramska pot. To je pešpot med Sobotami in Radgono, ki poteka to- in onstran meje. “Projekt je bil v veliki meri načrtovan in izveden ob podpori sredstev iz programa Interreg.”63 Ozrimo se končno še za trenutek na sedanjost. Da bi se seznanili s pregledom trenutne situacije, smo s štirimi občinami “dežele vinskih goric” skušali navezati stike s pomočjo elektronske pošte. Odgovorila je le občina Klanci ob Vinski cesti. Tačas – tako piše v odgovoru na naša dopis – se ukvarjajo s projektom čezmejne poti “Kolesarska pot R 54 – panoramska pot”. Močne povezave so tudi s projektom “Gospodarska pobuda Pesnica-Seggauska dolina”, ki pa bi ga bilo “treba zaradi možnosti pridobitev sredstev iz programa Interreg razširiti še na območje Ptuja (Pettau).” Ob vstopu Slovenije v Evropsko unijo so na mejnih prehodih Jurij-Langegg in Sv. DuhGroßwalz potekale čezmejne slovesnosti. “Na Slovenijo v (avstrijskih) obmejnih krajih poslej gledamo kot na dobrososedskega in vzpenjajočega se gospodarskega partnerja.”64 S tem so medsosedske povezave usmerjene in določene predvsem na gospodarskih osnovah. A medtem ko večina slovenskih županov govori nemško, je znanje slovenščine pri avstrijskih županih kvečjemu rudimentarno (če sploh). Če bi želeli Promitzerjevo izjavo o “izgubljenih bratih” geografsko preobrniti, na avstrijski strani ne bi zaznali nobene izgube. Tok zgodovine je najbrž že izrekel dokončno sodbo. OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 268 Prim. Wassermann, Heinz P.: 20. stoletje. V: Kronika Vinske dežele. Izd. Alexander Wilhelm. Gradec 2004. str. 191-348. Pojem “Lučanska regija” je skoval in tudi prepričljivo argumentiral graški zgodovinar Christian Promitzer. Prim. Rauchensteiner, Manfried: Smrt dvoglavega orla. Avstro-Ogrska v prvi svetovni vojni. Gradec 1993. Schober, Franz Josef in Staudinger, Eduard: Dr. Brodmann in spodnještajerska kmečka komanda (1919-1922). V: 800 let župnije Straden 1188-1988. Izd. Gottfried Almer in Norbert Müller. Straden in Gradec 1988. str. 466-473 (tu str. 466). Kronika občine Klanci. Promitzer, bratje, str. 199. Prav tam, str. 201f.. Prav tam, str . 221f.. Prav tam, str. 223. Prav tam, str. 232. Prim. Kanzler, Helmut: Narodnopolitična situacija in naloge na območju Ratsch-Lieschen. Gradec o. J. [1939] (= Del Življenjskih vprašanj obmejnega prebivalstva, raziskanih ob južni štajerski meji). S. 334. Promitzer, bratje, str. 205. Štajerski deželni arhiv (StLA), Stat. predst. A5B-113/11919; Občina Gradišče deželni vladi, 4. januar 1919. Prim. Wassermann, Stoletje, str. 316f.. Promitzer, bratje, str. 205. Karner, Stefan: Štajerska v Tretjem rajhu 1938-1945. Vidiki njenega političnega, gospodarsko-socialnega in kulturnega razvoja, 2., razširjena izdaja. Gradec in Dunaj 1986. str. 123. Prim. v tej zvezi vseskozi zabavne in ganljive življenjske spomine Fritza Körblerja: O življenju ob meji. Zamišljene in vznesene kratke zgodbe iz izginulega časa. O.O. o. J. [1994] in sodelavci: Nepozabna domovina ob meji. O.O. o. J. [1997]. Kronika ljudske šole Langegg. Prim. Wassermann, Stoletje, str. 238-240. Prim. Promitzer, bratje, str. 284-289 Škofijski arhiv Gradec (DAG), Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955; Dekanijski urad Lučane škofijskemu. ordinariatu, 14. februar 1945. Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955; Dekanijski urad Lučane škofijskemu. ordinariatu, 11. maj 1946. Prim. Kronika žandarmerijske postaje Lučane. Promitzer, bratje, str. 303. Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955; Dekanijski urad Lučane škofijskemu. ordinariatu, 10. junij 1947. Prim.. Wassermann, Stoletje, str. 322-324. Prim. prav tam, str. 319-322. Prim. Liedermann, Helmut: Podoba Avstrije v nekdanji Jugoslaviji. V: Videno z drugimi očmi. Mednarodna percepcija Avstrije 1955-1990. Izd. Oliver Rathkolb [idr.] . Dunaj [idr.] 2002 (= Avstrijska nacionalna zgodovina, zv. 2), str. 523-562. Prim. Wassermann, Stoletje, str. 333-342. Klemenčič, Matjaž: V luči jezikovne statistike. Slovensko- in nemškogovoreči v južni in spodnji Štajerski 1830-1991. V: Slovenski Štajerec. Zatirana majnšina na avstrijskem Jugovzhodu. Izd. Christian Stenner. Dunaj [idr.] 1997 (= K dediščini jugovzhodne Evrope, II/23). str. 69-105 (tu str. 96). Prav tam, str. 97f.. Obdelavi šolskih kronik se bomo zaradi pomanjkanja prostora odpovedali. Iz njih pa lahko nedvoumno razberemo, da jim je bil po letu 1918 dodeljen tudi pouk v slovenskem jeziku. Prim. DAG (Škofijski arhiv Grdec), Šolski dokumenti, Dekanijske šolske vizitacije, Lučane 1900ff; Dekanijski urad Lučane škofovskemu ordinariatu, 3. november 1923; 9. september 1924; 1. oktober 1926; 29. avgust 1927; 14. september 1928; 6. september 1929. DAG, Šolski dokumenti, Dekanijske vizitacije, Lučane 1900ff; 4622/49. DAG, Župnija Lučane – škofovske vizitacije; Seckauski škofijski ordinariat okrožnemu dekanatu St. Florian an der Lassnitz, 5. junij 1922. DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Anton Waude ordinariatu; 6. februar 1932. DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); pisanje kaplanov iz Lučan škofijskemu ordinariatu, 28. oktober 1953. In vendar se premika … 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Viktor Ferdinand Krainer ordinariatu; 15. oktober 1953. DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Alois Hoinig ordinariatu; 29. oktober 1953. Prim. DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Peter Reiter škofijskemu ordinariatu Seckau; 14. oktober 1953. Promitzer, bratje, str. 357. Dokumente je avtorju prijazno dal na razpolago univ. prof. dr. Christian Brünner. Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Reinhold Lopatka in Peter Kutschi; 30. maj 1997. Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Izjava o manjšinskem vprašanju v naši skupnosti ob zboru občanov 27. 06. 1997, 23. junij 1997. NN: Zbor občanov občin Klanci in Gradišče na temo slovenska manjšina. V: ´s Rebenblattl, 2/1997. str. 6. Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci; zbor občanov 27. 06. 1997 v Gost. Mahorko v Klancih o manjšinskih vprašanjih; distanciranje od nekaterih zahtev, 18. julij 1997. NN, Hlg. Geist-Sv. Duh, v: s´Rebenblattl, 4/1995. S. 6. Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč. Zach, Hans Georg: 111 let prostovoljnega gasilstva v Lučanah. V: 111 let prostovoljnega gasilstva v Lučanah 1877-1988. Izd. Prostovoljno gasilsko društvo Lučane. Lučane 1988. str. 16-23 (tu str. 21). Promitzer, bratje, str. 325. Prim. Domovinska knjiga trga Lučane in NN, Sv. Duh, str. 6. Domovinska knjiga trga Lučane. Kronika skupnosti Klanci (Glanz). Kronika dekanijske župnije Lučane. Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1993/94. Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1995/96, 1996/97, 1997/98. Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč. Prim. Kronika ljudske šole Langegg. Prim. Domovinska knjiga trga Lučane. Prim. Domovinska knjiga trga Lučane; Nagy, Hildgard: Glasba ne pozna meja. V: s´Rebenblattl, 1/1991. str. 4. Zach, Christl: Dobrodelni koncert za cerkev Sv. Duha. V: s´Rebenblattl, 3/1991. str. 15. Prim. K. N.: Jurijevo jahanje v Jurij/St. Georgen. V: s´Rebenblattl, 1/1998. S. 21. Wirnsberger, Karlheinz: Mejni prostor – življenjski prostor. V: s´Rebenblattl, 1/1992. str. 4. NN: Mejna panoramska pot. V: s´Rebenblattl, 2/1999. str. 3. Elektronsko pismo predstavnika občine Klanci Karla Peitlerja avtorju. ZUR PERSON – O AVTORJU Heinz P. Wassermann Heinz P. Wassermann, Mag. Dr., geb. 1964, Studium der Betriebswirtschaftslehre, Geschichte und Sozialkunde, Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Graz. Diplom 1991, Promotion 1999. Mitarbeiter am Studiengang Journalismus und Unternehmenskommunikation der FH Joanneum in Graz. E-Mail: heinz.wassermann@ fh-joanneum.at – Heinz P. Wassermann, Mag. Dr., roj. 1964, študij ekonomije, zgodovine in spoznavanja družbe, filozofije, psihologije in pedagogike na univerzi iz Gradca. Diplomiral 1991, doktoriral 1999. Sodelavec študijske smeri novinarstva in podjetne komunikacij na FH Joanneum iz Gradca. 269 Protestantizem na slovenskem štajerskem Protestantizem na slovenskem štajerskem Kratek zgodovinski pregled o razvoju protestantizma na Spodnjem Štajerskem od svojih začetkov do prve svetovne vojne. � Text: Dr. Anja Zalta V Mariboru in okolici se je število protestantov povečalo takrat, ko so dobili protestanti leta 1578 na deželnem zboru v Brucku skoraj popolno deželno svobodo. Pred tem Maribora in Spodnje Štajerske v celoti ne moremo primerjati z razmahom protestantizma na Kranjskem in Koroškem. Šele v drugi polovici 16. stoletja je nova vera našla plodna tla tudi v Mariboru: leta 1587 je dal baron Viljem Herberstein protestantom na voljo svojo graščino Betnavo, kjer so ustanovili protestantsko občino, šolo, cerkev in pokopališče, vendar pa se val protireformacije tudi Štajerske ni izognil. Leta 1599 je Maribor obiskala protireformacijska komisija, ki je mariborskemu mestnemu svetu in sodniku dala navodila, kako naj meščani ravnajo v verskem pogledu, nato pa je razdejala protestantsko molilnico in pokopališče na Betnavi, kar je bil začetek konca reformacijskega gibanja v Mariboru. Že 8. januarja tega leta je bila v Mariboru požgana evangeličanska cerkev in šola. Protestanti so še istega leta pokopališče obnovili in ga uporabljali vse do leta 1620. Ko se je val protireformacije polegel, so se evangeličanski verniki, ki so ostali oziroma ki niso bili pregnani in ne rekatolizirani, po letu 1784 in tolerančnem patentu Jožefa II. ponovno organizirali tudi na Štajerskem, v Mariboru in okolici. V prvi polovici 19. stoletja se je mesto Maribor naglo širilo: leta 1851 je štelo 6.706 prebivalcev, v desetletju in pol se pa je število prebivalcev povečalo na 12.670, predvsem zaradi odprtja južne železnice leta 1846, koroške železnice in leta 1863 železniške strojne tovarne.1 Železnica in industrija sta postali glavni faktor mestnega razvoja, velika večina mariborskega uradništva pa je prišla iz avstrijskih nemških krajev. Tako je Maribor postal nemški otok sredi slovenskega podeželja. V mesto so prišli tudi tisti s protestantskimi koreninami in so se vanj naselili kot delavci, obrtniki, trgovci ali uradniki ter se kasneje pridružili evangeličanski občini Gradec. Maribor je leta 1890 štel 19.898 ljudi, od tega 15.950 Nemcev in 2.650 Slovencev; na prelomu stoletja pa je bilo že 24.601 prebivalec, od tega 19.298 Nemcev in 4.602 Slovenca, 24.183 katolikov in 326 protestantov. Po podatkih, ki jih navaja Arnold Suppan, se je po ljudskem štetju med leti 1880 do 1910 nemško govoreče prebivalstvo na Spodnjem Štajerskem povečalo iz 46 734 na 73 148, tj. iz 10,7 % na 15 %.2 270 Protestantizem na slovenskem štajerskem Proč-od-rimskega gibanja (Die Los-von-RomBewegung) in začetek 20. stoletja. 19. stoletje je bila rojstna doba modernega nacionalizma. Težnje po zedinjenju vseh Nemcev je zagovarjala predvsem Vsenemška stranka (Alldeutsche Partei) Georga Ritterja von Schönererja, ki je od začetka 80. let 19. stoletja vse bolj obvladoval nacionalno gibanje na Dunaju. Schönerer je v glavnem propagiral združitev z nemškim rajhom in rasni antisemitizem. Novembra leta 1898 izide Schönererjev poziv k prestopanju v protestantizem in tudi spodnještajerski nemški tisk (predvsem Marburger Zeitung in Deutsche Wacht) začne z močno agitacijo za izstopanje iz rimskokatoliške cerkve, glavno propagandno delo pa v svoje roke vse bolj prevzemata vikar Fritz May v Celju in pastor Ludwig Mahnert v Mariboru. Spodnještajerski tisk v propagandni kampanji za izstopanje iz rimskokatoliške cerkve sprva poudarja, da gre v prvi vrsti za politično in nacionalno, nikakor pa ne za religiozno (kar poudarja Schönerer) ali celo protiavstrijsko zadevo.3 Predvsem z delovanjem mariborskega pastorja Ludwiga Mahneta, ki je bil leta 1903 v Mariboru izvoljen za evangeličanskega duhovnika, pa se v pročodrimski propagandi pojavlja tudi verski moment. V svojem romanu „Die Hungerglocke“ med drugim zapiše, da so prav Slovenci (die Windischen) najlepši, a tudi najbolj žalosten dokaz nesposobnosti Rima, da bi neko ljudstvo popeljalo do kulturnega nivoja.4 Čeprav so na Spodnjem Štajerskem obstajali politični pogoji za uspeh pročodrimskega gibanja, pa opaznejše uspehe gibanje doseže šele v letih 1904-1910, ko v Lavantinski škofiji zabeležijo 1.126 od skupaj 1.653 izstopov iz rimskokatoliške cerkve do konca leta 1913.5 Nedvomno so so odnosi med katoliško in evangeličansko cerkvijo v tem času zaostrili. Avstrijski katoliški tabor je pročodrimsko gibanje razumel kot gibanje, ki se želi odcepiti od Avstrije (Los von Österreich), in zanimivo je tudi, da se je od gibanja distanciral tudi vrhovni cerkveni svet (Oberkirchenrat) na Dunaju.6 Razcvet protestantske vere v tem času je nedvomno posledica vpliva pročodrimskega gibanja. Pojav organizacije Südmark, vloga evangeličanskega duhovnika Ludvika Mahnerta in borba za Podravje. Poseben problem, ki je mučil spodnještajerske Nemce, je bilo ozemlje Dravske doline in Slovenskih goric, ki je bilo – razen Maribora in Ptuja – poseljeno z večinskim slovenskim prebivalstvom: delež Nemcev na jezikovno mešanem območju med Špiljem in Mariborom je padel na vsega 25 %.7 Za obrambo fevdalnih gospodarskih in kulturnih postojank na slovenskem Štajerskem in za zaviranje nadaljnjega napredovanja Slovencev so avstrijski Nemci dali že leta 1880 pobudo za ustanovitev nemške šolske družbe – »Schulverein« –, graški Nemci pa so leta 1889 ustanovili organizacijo za gospodarsko utrjevanje slovenještajerskega nemštva – »Südmark«. »Namen Schulvereina je bil pomagati slovenještajerskim Nemcem povsod, kjer so prebujeni Slovenci terjali slovenski šolski pouk; namen Südmarke pa ‘varovati ogroženo nemško zemljiško posest, pridobivati nazaj izgubljeno in gojiti med ljudmi zavest nemške skupnosti’.«8 Organizacija Südmark je s podporo duhovnika Ludwiga Mahnerta v letih med 1906 in 1914 izvedla kolonizacijo okolice Šentilja in Dravske doline, da bi na tak način vzpostavila »nemško mostišče« do Maribora. Od skupaj 75 družin s 443 člani, ki so se priselile do julija leta 1914, so 271 Protestantizem na slovenskem štajerskem kar 64 družin s 368 člani – v glavnem je šlo za evangeličane iz Württemberga – naselili v okolici Šentilja, ostale nemške družine (iz Ogrske) pa so naselili po Dravski dolini.9 Pastor Mahnert je za Slovence poosebljal zagrizenega nemškonacionalističnega hujskača, ki je zaradi izrazito protidržavnega govora ob grobu smrtno ranjenega nemškega vojaka dravske vojašnice, poročnika Emila Gugla, ki je padel ob Maistrovi razorožitvi Schutzwehra, postal trni v peti slovenskih oblastnikov. 28. decembra 1918 so ga aretirali: Mahnert je bil obsojen na dva meseca strogega zapora, vendar mu sodišče obsodbe ni izreklo osebno, saj je sredi pomladi leta 1919 pobegnil v Avstrijo.10 Mariborska evangeličanska občina je nato razpisala prosto mesto duhovnika, na katerega se je prijavil Johann oziroma Janez ali Ivan Baron. Prevratni časi ob koncu prve svetovne vojne. Protestanti v Sloveniji so bili po razpadu Avstro-Ogrske odrezani od svojih avstrijskih in madžarskih verskih predstojništev. Prevratniški časi so bili usodni za mnogo nemških uslužbencev. Ob začetku 1. svetovne vojne so imeli Nemci v rokah vse vajeti gospodarstva in politične oblasti, delež slovenskega prebivalstva pa je padal, zato se je sprožil pogrom nemških ekstremistov proti slovensko usmerjeni inteligenci in tudi duhovščini. Veliko jih je bilo aretiranih, zaprtih in deležnih hišnih preiskav, zaslišanj in drugih šikaniranj.11 Kot odgovor na to početje so bili maja 1919 iz države izgnani vsi odpuščeni nemški železničarji iz Spodnje Štajerske, razpustili so nemška društva, v kolikor niso bila humanitarnega značaja, istočasno pa je deželna vlada za Slovenijo (naslednica narodne vlade) sklenila poslati vsem občinam dopis o prepovedi podeljevanja domovinske pravice Nemcem.12 Po 272 podatkih evangeličanskega župnijskega urada jih je v prevratnem obdobju iz Maribora odšlo okrog 2.000.13 Nemški seniorat in evangeličanska skupnost v Mariboru v obdobju med obema vojnama. Kmalu po letu 1918 je nova oblast številna nemška društva razpustila. Razpuščena so bila stanovska in kulturna društva, društva delavcev in uradnikov, rezervnih oficirjev, upokojencev, vojaška in policijska združenja itd.14 Slovenska oblast ni prepovedala le dela društev Deutscher Schulverein in Südmark, temveč tudi razpečevanje njunih glasil in propagandnih sredstev. V tem obdobju je mariborska gmajna štela 900 duš in njihova nacionalnost je bila – po besedah evangeličanskega duhovnika J. Barona – nemška, zato so nanjo leteli očitki, da je nacionalistična, kar se je čez dobrih deset let tudi pokazalo. O težkem položaju nemških vernikov v Sloveniji je na 29. generalnem zasedanju Evangeličanske zveze junija 1925 v Königsbergu govoril bivši mariborski, takrat innsbruški duhovnik L. Mahnert, ki je ostro obsodil »slovenski teror«, ki da je popolnoma ohromil kulturno življenje Nemcev, jim razpustil društva, ukinil šole in zdaj nad njimi izvaja prisilno slavizacijo. Število vernikov je prav na račun tega pritiska drastično padlo, zato Mahnert navaja primerjave med podatki o številu vernikov za leti 1918 in 1925: Celje je imelo leta 1918 640 evangeličanov, leta 1925 pa le še 270. Šentilj jih je imel najprej 300, potem 260, Maribor prej 1.800 in nato 900, Ptuj jih je imel prej 200 in potem 110, Marenberg (Radlje ob Dravi) pa najprej 180 in nato 90. Slovenci naj bi onemogočali prestope v luteranstvo, vendar se je versko življenje gmajn v odporu zoper slo- Protestantizem na slovenskem štajerskem venski pritisk le še okrepilo. Takrat so bile z izjemo Ljubljane vse ostale gmajne še vedno povsem nemške.15 Seniorja Barona pa je med drugim navduševalo tudi delo z mladino in postal je predsednik deželnocerkvenega mladinskega sveta (landeskirchlicher Jugendrat), njegovo delo pa je, po Zajškovih besedah, v marsičem spominjalo na nacistične koncepte mladinskega gibanja, saj je na veliko poudarjala pomen nacionalne zavesti.16 Evangeličanska mladina v Jugoslaviji se je podobno kot drugod organizirala v mladinskih združenjih in skupinah “križarjev”, svojo aktivnost pa je udejanjala ob raznih družabnih in športnih srečanjih.17 Pomembno vlogo v deželni cerkvi pa je imel tudi Gerhard May, ki je po besedah Georga Wilda veljal celo za »najpomembnejšega teološkega vodjo nemškega protestantizma v Jugoslaviji.«18 Leta 1934 je v Göttingenu izšla njegova knjiga o nemškem poslanstvu cerkve v diaspori (Die volksdeutsche Sendung der Kirche), ki predstavlja najpomembnejše delo kakega jugoslovanskega evangeličanskega teologa. Knjiga je doživela velik odziv v vsej nemškoevangeličanski diaspori. Cerkev mora po Mayevem mnenju ohranjati nemške elemente evangeličanskega duha ter skrbeti za to, da si bodo Nemci v diaspori medsebojno pomagali in tako krepili svoj politično-gospodarski in kulturni položaj. V obdobju med leti 1934 in 1941 se je v okviru t.i. jugovzhodne konference (Südostkonferenz) vršil poskus združevanja nemških evangeličanskih cerkva v diaspori. Kot vemo, se je po razpadu tako nemške kot avstroogrske monarhije leta 1918 njun teritorij razdelil na več držav in nemško govoreče prebivalstvo je ostalo v manjšini. Za pripadnike te manjšine, predvsem v državah vzhodne in jugovzhod- ne Evrope, se je uveljavil izraz »folksdojčer« (Volksdeutscher), ki so si ga izmislili nacisti in je imel politični poudarek.19 Pojav zveze Kulturbund in njena povezanost z evangeličansko cerkvijo v Sloveniji. Po 1. svetovni vojni so se Nemci na slovenskem Štajerskem strnili v pevskih društvih, športnih organizacijah in denarnih zavodih 1. oktobra leta 1922 pa so ustanovili svoje Politično in gospodarsko društvo Nemcev v Sloveniji (Politischer und wirtschaftlicher Verein der Deutschen in Slowenien) s sedežem v Mariboru. Namen društva je bil ozaveščanje Nemcev na Slovenskem o političnih, gospodarskih in kulturnih zadevah ter izboljševanje splošnega položaja nemškega prebivalstva v družbi.20 Poleg svoje politične dejavnosti (sodelovanje pri državnozborskih in občinskih volitvah) pa je društvo delovalo tudi na kulturnem področju, saj je odprlo čitalnico, kjer so bili na razpolago jugoslovanski, nemški in avstrijski časopisi ter revije, septembra 1928 pa je pričela delovati tudi ljudska in otroška knjižnica.21 Društvo je opravljalo tudi socialno poslanstvo, saj je vsakemu nemškemu rojaku, ki je bil brez sredstev, nudilo zdravniško in pravno pomoč. Prvi poskusi združitve nemštva v Kraljevini SHS so se začeli že leta 1919. Takrat je bilo v Zrenjaninu ustanovljeno Nemško gospodarsko in kulturno društvo (Deutscher Wirtschaftsund Kulturverein), leta 1920 pa so Nemci v Novem Sadu osnovali še svojo matično organizacijo švabsko-nemško kulturno zvezo (Schwäbisch-Deutscher Kulturbund), kasneje imenovano preprosto Kulturbund. Kulturbund je bil zasnovan kot nepolitična organizacija, z nalogo ustanavljanja knjižnic, promoviranja knjig, filmov, glasbe, organiziranja predavanj, skrbi za vzgojo nemških učiteljev in duhov- 273 Protestantizem na slovenskem štajerskem nikov itd. Društvo, ki naj bi razvijalo nemško kulturo, se je v naslednjem desetletju izkazalo za najpomembnejši člen utiranja hitlerjanstva pri nas, kulturna društva pa so vse bolj postajala podaljšana roka Kulturbunda, ki je prek njih širil nacistično ideologijo. Kulturbund je po vzponu nacizma postajal vse bolj politična organizacija, ki je s predavanji, ljudskimi večeri, materinskimi dnevi, spoznavanji nemške kulture in nemških pesmi ter folklore, s socialnimi podporami revnejšim, z gostovanji, športnimi igrami itd. širila nacionalistično ideologijo. Kulturbund si je močno prizadeval ustanoviti nemške šole, še posebej po izdanem odloku prosvetnega ministrstva 1. septembra 1930, po katerem se vpisujejo otroci v nemške šole po želji in izjavi staršev. Tako so si z vsemi napori prizadevali, da bi zbrali v raznih krajih primerno število otrok. »Ker pravih Nemcev in nemških otrok razen v Mariboru nikjer ni bilo dovolj, so se z vsemi sredstvi lotili finančno in gospodarsko odvisnih slovenskih staršev, da bi vpisali svoje otroke v nemške manjšinske šole.«22 Leta 1933 je v Kulturbundovih prostorih med drugimi predaval tudi Johann Baron o pomenu Luthra, ob koncu leta pa je bil svečan sprejem novih članov (kameradov), na katerem je Rudolf Holzer v govoru novincem že nakazal smernice delovanja društva. Med drugim je poudaril: »Naš narod mora živeti, tudi če moramo zato umreti. Hvaležni moramo biti, da smo v materinskem naročju našli hrbtenico manjšine, pa naj gre za bojevanje proti brezposelnosti ali čiščenje nemške kulture od židovske umazanije.«23 Po sklepu banske uprave je bil zaradi vse bolj očitnega nacionalsocialističnega delovanja 15. oktobra 1935 Kulturbund v Mari- 274 boru razpuščen, kar pa ni pretrgalo delovanje nacistično usmerjenih Nemcev v Mariboru, saj se je njihovo delovanje strnilo v legalno dovoljenih pevskih društvih, športnih organizacijah in v nemških evangeličanskih cerkvenih občinah ter v vrsti ilegalnih nacističnih organizacij. Po priključitvi Avstrije k nemškemu rajhu leta 1938, po sudetski krizi in razbitju Češkoslovaške, se je Nemcem v Sloveniji povrnilo upanje po obnovitvi Kulturbunda. Leta 1939 je postal Kulturbund osrednja nemška organizacija, njegov razmah pa so spremljale občasne protestne demonstracije in kritike slovenskih rodoljubov, ki so želeli zatreti uničujočo petokolonaško dejavnost v Mariboru. Vsi napori so bili zaman in ob priključitvi slovenske Štajerske k nemškemu rajhu so Nemci v Mariboru pričeli ustanavljati polvojaške formacije (Deutsche Mannschaft). Jeseni leta 1940 so v Mariboru na sestanku okrajnih vodij Kulturbunda izvedli organizacijo »obveščevalnega in informacijskega sistema« in se dogovorili o izdelavi alarmnega sistema, »da bi bila čimbolj zagotovljena zaščita nemške krvi in premoženja.«24 Ob okupaciji se je velika večina mariborskih Nemcev povezala z okupatorjem, predvsem nemški lastniki mariborskih tovarn. Okupatorjevi ukrepi v Mariboru leta 1941 so bili večinoma posledica delovanja nemške manjšine, ki je že pred vojno pripravila gradivo, ki je bilo na voljo okupatorju ob njegovem prihodu v Maribor.25 Evangeličanska cerkev na Štajerskem je sčasoma prevzela vlogo glasnika nemške manjšine pri nas, saj je simbolično že od časov pročodrimskega gibanja predstavljala čisto nemštvo ter vztrajno skrbela za ohranjanje nemškega videza: vsak poskus vdora slovenščine v Cerkev je bil preprečen. V tridesetih letih pa so evangeličanski du- Protestantizem na slovenskem štajerskem hovniki naredili še en odločilni korak: poudarjanje pomembnosti narodnosti in boj za večjo enakopravnost nemštva sta jih zbližala z nacionalsocialističnimi strujami. Posebej očitno je to postalo, ko so se povezali s Kulturbundom. Če so bili do srede 30. let kulturbundovci še zvesti državi, pa so po razpustu društva leta 1936 radikalizirali svojo politiko ter jo povsem približali nacizmu: pričeli so uporabljati gesla o enem narodu in enem vodji. Po vnovični obnovitvi Kulturbunda leta 1939 je prav nemška evangeličanska duhovščina zasedla vodilna mesta v društvu, predsednik pokrajinskega vodstva za Dravsko banovino pa je postal mariborski pastor J. Baron.26 Zajšek pravi, da je J. Baron svojo vlogo vodje Kulturbunda vzel resno, saj je v letu 1940 banu Dravske banovine poslal več dopisov, v katerih opozarja na težek položaj nemške manjšine in našteva konkretne primere, ko si bili Nemci zaradi svoje nacionalne pripadnosti tako ali drugače šikanirani, dotaknil pa se je tudi mnogo primerov verbalnega šikaniranja Nemcev, ki so bili deležni zbadljivk, groženj in psovk kot npr. »nemčur« ali »prekleti švaba«.27 Vendar pa je J. Baron že dobro leto potem, ob drugem valu nemškega preseljevanja štajerskih Slovencev, skupaj s tovarnarjem Franzem Tscheligijem sestavil javno izjavo, v kateri sta izrazila ogorčenje nad nasiljem, ki so ga nemške okupacijske sile izvajale nad štajerskim prebivalstvom nenemške narodnosti, nad ropanjem in zaplenjanjem njihovega premoženja itd. Avtorja izjave sta za teroristične protinemške akcije okrivila okupacijske sile same, njihovo brutalnost in nespamet ter svojeglavo postopanje brez posvetovanja z domačimi Nemci. Na ta način naj bi panslavistom in komunistom dale priložnost, da so s svojo protinemško agitacijo in akcijami pritegnile tukajšnje prebivalstvo, ki naj bi bilo do pred vojne po njunih besedah Nemcem naklonjeno.28 Baronovo odkrito ogorčenje nad početjem nemških okupacijskih sil ga je stalo funkcije v Kulturbundu, ki se je maja 1941 v Mariboru preimenovala v Steirischer Heimatbund: J. Barona so izključili iz kroga ljudi, na katere se je opirala nacistična oblast, in med katerimi je bilo mnogo evangeličanov, med njimi tudi Gerhard May iz Celja, ki je bil pred letom 1941 predsednik Kulturbunda v Celju in nato okrožni kulturni referent Heimatbunda, ki je še naprej aktivno sodeloval pri germanizaciji Spodnje Štajerske.29 Za svoje početje je bil jeseni leta 1944 nagrajen: postal je duhovnik graške cerkvene občine, nato pa je v Avstriji postal celo škof in po vojni predsednik avstrijskega Oberkirchenrata.30 Življenje Mariborske evangeličanske cerkvene občine med in po okupaciji. Slovenske cerkvene občine so po okupaciji postale del avstrijske evangeličanske cerkve, tako kot so bile do leta 1919. Preko avstrijske evangeličanske cerkve so bile vključene v nemško evangeličansko cerkev, naslednico Kirchenbunda. Dunajski Oberkirchenrat je jeseni leta 1941 sestavil pregled stanja protestantskih gmajn v bivši Dravski banovini. Življenje mariborske verske občine se je prilagodilo spremembam, ki jih je narekoval novonastali politični položaj. Bogoslužja so bila vsako nedeljo, razen prve nedelje v mesecu, ko so bila na Ptuju. Po njih so sledila bogoslužja tudi za otroke. V svojem poročilu, ki ga je avgusta leta 1945 napisal za štajersko deželno vlado (potem ko je v Gradcu dobil zatočišče), je J. Baron predstavil nemško manjšino na slovenskem v obdobju 275 Protestantizem na slovenskem štajerskem 1933–1941 kot nacizmu nenaklonjeno: zavrnil je očitke, da bi imel on in njegovi sonarodnjaki zveze z genocidnim preganjanjem Slovencev na Štajerskem, saj so se (z izjemo nekaterih) zavzemali za krščansko-socialno nacionalno politiko. Heimatbund pa naj bi jim bila vsilila okupacijska oblast.31 Na njegovo žalost mu niso verjeli ne zavezniki in tudi ne jugoslovanska oblast. Že novembra 1944 je AVNOJ sprejel odloke, ki so določili povojno politiko do folksdojčerjev v Jugoslaviji: njihova lastnina je po vojni prešla v državno lastnino.32 Po odhodu J. Barona in večine nemških evangeličanov iz Slovenije so se za mariborsko evangeličansko cerkveno občino ponovili težki časi, ki so spominjali na obdobje po koncu prve svetovne vojne: Kristusova cerkev v Trubarjevi ulici je bila skupaj z župniščem in drugim premoženjem podržavljena, cerkev je bila izropana, orgle so odpeljali na Primorsko, porušena pa je bila tudi betonska ograja ob cerkvi in župnišču.33 Leta 1952 je bilo evangeličanom dovoljeno opravljati obrede v svoji cerkvi, vendar v souporabi z verniki pravoslavne veroizpovedi, saj je bila pravoslavna cerkev v Mariboru porušena. Da cerkev ne bi popolnoma propadla, so evangeličani ob pomoči vernikov iz Prekmurja in iz tujine v letih 1985–1992 cerkev v celoti obnovili in elektrificirali. V letu 1994 je bil cerkveni občini vrnjen del podržavljenega premoženja (cerkev, župnišče). K mariborski cerkveni občini, ki je danes del Evangeličanske cerkve v Sloveniji, katere škofijski sedež je v Moravskih Toplicah, še danes spadajo verniki iz bližnje in daljne okolice, ki so do konca druge svetovne vojne imeli svoje bogoslužne in druge pripadajoče objekte, ki pa so jim bili odvzeti ali porušeni. Mariborska gmajna trenutno šteje okoli 100 članov, čeprav lahko na podlagi odseljevanja iz Prekmurja 276 sklepamo, da je v Mariboru in okolici kar nekaj sto evangeličanov, ki pa so se svoji veroizpovedi odtujili.34 Bogoslužja se odvijajo vsako nedeljo ob 9:30 uri, vodi pa jih duhovnica Vladimira Mesarič. Protestantizem na slovenskem štajerskem OPOMBE 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Baš, Franjo: Prispevek k zgodovini Severovzhodne Slovenije, Založba Obzorja Maribor, 1989, str. 139. Suppan, Arnold: Deutsche Geschichte im Osten Europas – Zwischen Adria und Karawanken, Siedler Verlag, Berlin, 1998, str. 297. Cvirn, Janez: Trdnjavski trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. 238– 239. Mahnert, Ludwig, Die Hungerglocke, str. 142, v: Cvirn, Janez: Trdnjavski trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. 241. Kovačič, Fran, Zgodovina Lavantinske škofije (1228–1928), Maribor 1928, str. 419. Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark. Graz – Wien – Köln 1993, str. 495. Kirchengeschichte der Steiermark, Styria, Graz, 1993, str. 505. Baš, Franjo: Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije, Založba Obzorja Maribor, 1989, str. 195. Več v: Cvirn, Janez: Trdnjavski trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. 305. Zajšek, Boštjan, str. 38–39. Ožinger, Anton: Maribor 1848–1914: Od multietičnega do multireligioznega, V: Od Maribora do Trsta, 1850–1914, Zbornik referatov, Pedagoška fakulteta Maribor, 1997, str. 346, glej tudi: Pleterski, Janko: Politično preganjanje Slovencev v Avstriji 1914–1917, Poročili vojaške in vladne komisije, Viri 1, Ljubljana 1980, str. 31–50. Sejni zapiski narodne vlade Slovencev, Hrvatov in Srbov v Ljubljani in deželnih vlad za Slovenijo 1918–1921, 2. del: Od 28. februarja 1919 do 5. novembra 1919, Arhiv Republike Slovenije, Ljubljana 1999, str. 218., navaja Zajšek, str. 40. PAM (Pokrajinski arhiv Maribor), pismo Der Pfarrsprengler Maribor, fond Evangelijska verska občina Maribor, škatla 37, navaja: Zajšek, str. 41. Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 331. PAM, Ludwig Mahnert, Die evangelische Kirche in Oesterreich, Vortrag gelegentlich der 29. Generalversammlung des Evangelischen Bundes, 1925, fond Evangeljska verska občina Maribor, škatla 9, navaja Zajšek, str. 67. 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 Zajšek, str. 93. Wild, Georg: Die deutsche evangelische Kirche in Jugoslawien 1918–1941, Verlag des Südostdeutschen Kulturwerkes, München, 1980, str. 177. Ibid., 196. Enciklopedija Slovenije, 14, U-We, Mladinska knjiga, Ljubljana 2000, str. 359. Nemci na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske fakultete, Ljubljana 1998, str. 83. Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 332–333 . ibid., str. 88. Holzerja navaja Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 334. Ferenc: Nacistična raznarodovalna politika, str. 106, navaja: Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 91. Žnidarič, Marjan: Prispevek k zgodovini Nemcev v Mariboru med obema vojnama, ČZN, 19=54, št. 1–2, Maribor, 1984, str. 219. Enciklopedija Slovenije, 11, Savs-Slovenska m, Mladinska knjiga, Ljubljana, 1997, str. 18 in pravi, da je pod Baronovo pristojnostjo delovalo pet okrožnih vodstev (v Mariboru, Celju, Kočevju, Ljubljani in na Ptuju) z več kot 50 krajevnimi skupinami in z 12.268 člani. Zajšek, str. 103–104. PAM, osnutek javne izjave s popravki, neavtorizirano, nedatirano, fond Evangeljska verska občina Maribor, škatla 61, navaja Zajšek, str. 105, in pa »Nemci« na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske fakultete, Ljubljana 1998, str. 112. Baš, Franjo: Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije, Založba Obzorja Maribor, 1989, str. 117. Kirchengeschichte der Steiermark, Styria, Graz, 1993, str. 573. Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni inštitut Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 75. Več o tem: Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni inštitut Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 76. Kerčman, Vili: Evangeličanska Cerkev na Slovenskem, založba Evangeličanske Cerkve v Sloveniji, Murska Sobota, 1995, str. 276. Ibid., str. 276. 277 Protestantismus in der Steiermark Protestantismus in der Steiermark Ein kurzer historischer Überblick Kurzer historischer Überblick über die Entwicklung des Protestantismus in der Untersteiermark von seinen Anfängen bis zum ersten Weltkrieg. Nachdem die Protestanten im Jahre 1578 auf dem Landtag in Bruck an der Mur die fast vollständige Landesfreiheit erhalten hatten, nahm ihre Zahl in Maribor und Umgebung in der Folge zu. Bis zu diesem Zeitpunkt kann man die Situation in Maribor und in der Untersteiermark mit dem Aufschwung des Protestantismus in Krain (Kranjska) und Kärnten (Koroška) nicht vergleichen. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam die neue Religion auch nach Maribor: Im Jahre 1587 stellte Baron Wilhelm Herberstein den Protestanten das Schloss Betnava zur Verfügung, wo diese eine protestantische Gemeinde gründeten und eine Schule, eine Kirche und einen Friedhof errichteten. Doch die Welle der Gegenreformation erfasste in weiterer Folge auch die Steiermark. Im Jahre 1599 besuchte eine gegenreformatorische Kommission Maribor, die dem Stadtrat und dem Stadtrichter Anweisungen gab, wie sich die Bürger im Sinne der Religion zu verhalten haben. Dann zerstörte die Kommission den protestantischen Beetsaal und den Friedhof in Betnava, was den vorläufigen Anfang vom Ende der reformatorischen Bewegung in Maribor bedeutete. Schon am 8. Jänner desselben Jahres wurden in Maribor die evangelische Kirche und die Schule niedergebrannt. Aber noch im selben Jahr setzten die Protestanten den Friedhof wieder instand und nutzten ihn dann bis 1620. Nach dem Toleranzpatent Josephs II im Jahre 1871 organisierten sich die evangelischen Gläubigen, die 278 nicht verbannt und nicht rekatholisiert worden waren, auch in der Untersteiermark wieder. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt Maribor schnell: Im Jahre 1851 zählte sie 6.706 Einwohner, innerhalb von eineinhalb Jahrzehnten erhöhte sich die Zahl der Einwohner auf 12.670. Das war vor allem eine Folge der Eröffnung der Südbahn im Jahre 1846, der Kärntner Eisenbahn und der Maschinenfabrik für Eisenbahngüter im Jahre 18631. Eisenbahn und Industrie waren die Hauptfaktoren für die Stadtentwicklung, und; die große Mehrheit der Beamten in Maribor kam aus den deutschsprachigen Gebieten Österreichs. So wurde Maribor eine deutschsprachige Insel inmitten des slowenischen Landes. In die Stadt kamen auch Menschen mit protestantischen Wurzeln und ließen sich dort als Arbeiter, Handwerker, Händler oder Beamte nieder. Im Jahre 1890 zählte Maribor 19.898 Einwohner, davon waren 15.950 „Deutsche“ und 2.650 Slowenen; um die Jahrhundertwende betrug die Einwohnerzahl schon 24.601, wovon 19.298 „Deutsche“ und 4.602 Slowenen waren – 24.183 Katholiken und 326 Protestanten. Gemäß den Ergebnissen von Volkszählungen hat sich die Zahl der deutschsprachigen Bevölkerung in der Untersteiermark in den Jahren zwischen 1880 und 1910 von 46.734 auf 73.148, d.h. von 10,7% auf 15% der Gesamtbevölkerung erhöht2. Die Los-von-Rom-Bewegung und der Beginn des 20. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert begann die Zeit des modernen Nationalismus. Die Vereinigung aller „Deutschen“ wurde vor allem von der Alldeutschen Partei von Georg Ritter von Schönerer, der seit den 1880er Jahren einer der wichtigsten Vertreter der nationalen Protestantismus in der Steiermark Bewegung in Wien war, gefordert. Schönerer propagierte vor allem die Vereinigung mit dem Deutschen Reich und den Antisemitismus. Im November 1898 wird Schönerers Aufforderung zum Übertritt zum Protestantismus veröffentlicht, und auch die deutschsprachigen Zeitungen in der Untersteiermark (vor allem die Marburger Zeitung und die Deutsche Wacht) beginnen mit einer starken Agitation für den Austritt aus der römisch-katholischen Kirche. Die Propagandaarbeit wird immer mehr von Vikar Fritz May in Celje und Pastor Ludwig Mahnert in Maribor übernommen. In der Kampagne für den Austritt aus der römisch-katholischen Kirche heben die untersteirischen Zeitungen hervor, dass es sich hierbei in erster Linie um eine politische und nationale, keineswegs aber um eine religiöse (wie auch Schönerer betont) oder gar um eine antiösterreichische Sache handle3. Doch vor allem der Pastor Ludwig Mahnert, der im Jahre 1903 in Maribor zum evangelischen Priester geweiht worden war, betonte auch einen religiösen Faktor in der Los-von-Rom-Propaganda. In seinem Roman „Die Hungerglocke“ erwähnt er unter anderem, dass gerade die „Windischen“ die schönsten Menschen seien, doch seien sie leider auch ein trauriger Beweis für die Unfähigkeit Roms, ein Volk auf Kulturniveau zu heben4. Obwohl es in der Untersteiermark gute politische Voraussetzungen für den Erfolg der Los-von-Rom-Bewegung gab, erreichte diese erst in den Jahren 1904–1910 beachtliche Erfolge, als in der Diözese Lavant bis zum Ende des Jahres 1913 1.126 von insgesamt 1.653 Austritten aus der römisch-katholischen Kirche in Österreich verzeichnet wurden5. Zweifellos haben sich zu dieser Zeit die Beziehungen zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche verschärft. Das öster- reichische katholische Lager verstand die Losvon-Rom-Bewegung als eine Los-von-ÖsterreichBewegung, und es ist sehr interessant, dass sich auch der Evangelische Oberkirchenrat in Wien von dieser Bewegung distanzierte6. Das Aufblühen der protestantischen Religion zu dieser Zeit ist indessen zweifellos die Folge der Los-von-Rom-Bewegung. Der Verein Südmark, die Rolle des evangelischen Priesters Ludwig Mahnert und der Kampf um das Draugebiet (Podravje). Eine Quelle des Unmutes für die deutschsprachige Bevölkerung der Untersteiermark stellten die Landschaft der Windischen Bühel (Slovenske Gorice) und das Drautal (Dravska dolina) dar, wo – außer in Maribor und Ptuj – vornehmlich slowenische Bevölkerung lebte: Der Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung in diesem gemischtsprachigen Gebiet zwischen Spielfeld (Špilje) und Maribor betrug nur 25%7. Um die feudalen wirtschaftlichen und kulturellen Bollwerke in der slowenischen Steiermark zu schützen und um die Emanzipation der Slowenen zu behindern, gründeten die „Deutschen“ im Jahre 1880 den so genannten Schulverein. In Graz wurde im Jahre 1889 die Südmark, ein Verein zur wirtschaftlichen Stärkung des „Deutschtums“ in der Untersteiermark, gegründet. Dessen Aufgabe bestand in der Unterstützung der deutschsprachigen Grundbesitzer und in der Schaffung eines „deutschen Bewusstseins“ in der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe8. Der Verein Südmark setzte sich mit Unterstützung des Priesters Ludwig Mahnert in den Jahren zwischen 1906 und 1914 die Kolonisierung der Umgebung von Spielfeld und des Drautals zum Ziel, um auf diese Weise eine „deutsche Brücke“ zur Stadt Maribor zu schaffen. Von 279 Protestantismus in der Steiermark insgesamt 75 Familien mit 443 Mitgliedern, die bis zum Juli 1914 zugezogen waren, wurden 64 Familien mit 368 Mitgliedern – meistens handelte es sich um Protestanten aus Württemberg – in der Nähe von Spielfeld angesiedelt, während deutschsprachige Familien aus Ungarn im Drautal angesiedelt wurden9. Pastor Mahnert war für das slowenische Volk ein fanatischer deutsch-nationalistischer Hetzer. Nach einer gegen den SHS-Staat gerichteten Rede am Grab des „deutschen“ Leutnants Emil Gugl, der bei der Entwaffnung der Schutzwehr durch General Maister gefallenen war, wurde er am 28. Dezember 1918 verhaftet und zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Mahnert floh allerdings vor Haftantritt im Frühjahr 1919 nach Österreich.10 Die Evangelische Gemeinde Maribor schrieb dann die freie Stelle aus, um die sich Johann Baron mit Erfolg bewarb. Umbruchzeiten am Ende des ersten Weltkriegs. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie hatten die Protestanten in Slowenien keinen Kontakt mehr zu ihren österreichischen und ungarischen Glaubensvorständen. Die Umbruchzeit hatte für viele „deutsche“ Beamte negative Folgen. Am Beginn des Ersten Weltkriegs hatten die Deutschsprachigen die Zügel der Wirtschaft und der politischen Macht fest in ihrer Hand. Der Anteil der slowenischen Bevölkerung sank, und „deutsche“ Extremisten lösten einen Pogrom gegen die slowenische Intelligenz und Geistlichkeit aus. Viele wurden verhaftet, eingesperrt, verhört, es fanden Hausdurchsuchungen statt u. dgl. mehr.11 Als Folge darauf wurden im Mai 1919 alle deutschsprachigen Stahlarbeiter in der Untersteiermark entlassen und des Landes verwiesen, nicht-humanitäre „deutsche“ Vereine 280 aufgelöst, und die Landesregierung für Slowenien sandte an alle Gemeinden ein Schreiben betreffend das Verbot der Erteilung des Heimatrechtes an „Deutsche“.12 Nach Angaben des Evangelischen Pfarramtes verließen in der Umbruchzeit rund 2.000 „Deutsche“ die Stadt Maribor.13 Das Deutsche Seniorat und die evangelische Gemeinde in Maribor während der beiden Weltkriege. Bald nach der Gründung des Staates löste die neue Staatsmacht viele „deutsche“ Vereine, darunter Wohn-, Kultur-, Arbeiterund Beamtenvereine, Vereine von Reservenoffizieren und Pensionisten, Militär- und Polizeivereinigungen, auf.14 Der Deutsche Schulverein und der Verein Südmark sowie deren Zeitschriften wurden verboten. Zu dieser Zeit zählte die evangelische Gemeinde in Maribor 900 Mitglieder, deren Nationalität nach Angaben des evangelischen Priesters Johann Baron „deutsch“ war. Man warf diesen Personen Nationalismus vor, was sich dann auch in einem guten Jahrzehnt bewahrheiten sollte. Auf der Generalversammlung des Evangelischen Bundes in Königsberg im Juni 1925 verurteilte der bereits erwähnte Ludwig Mahnert, der damals Priester in Innsbruck war, in seiner Rede über die schwierige Lage der „deutschen“ Gläubigen in Slowenien den „slowenischen Terror“. Dieser habe durch die Auflösung der Vereine und Schulen das kulturelle Leben der „Deutschen“ gelähmt, und darüber hinaus werde eine Zwangsslawisierung durchgeführt. Auf Grund dieses Drucks sei die Zahl der Gläubigen drastisch gesunken. Mahnert führte einige Beispiele über die Zahl der Gläubigen in den Jahren 1918 und 1925 an: In Celje habe es im Jahre 1918 640 Protestanten gegeben, 1925 Protestantismus in der Steiermark hingegen nur noch 270. In Spielfeld habe es zuerst 300, später nur noch 260, in Maribor 1800 und dann 900, in Ptuj 200, später 110 und in Marenberg ursprünglich 180, dann aber nur noch 90 Protestanten gegeben. Außerdem hätten die Slowenen Übertritte zum Luthertum unmöglich gemacht haben, jedoch habe sich das religiöse Leben durch den Widerstand gegen den slowenischen Druck gestärkt.15 Johann Baron wurde er der Vorsitzende des landeskirchlichen Jugendrates. Seine Arbeit wies indessen – nach Ansicht von Zajšek – nazistische Zügen auf, da er stets die Wichtigkeit des nationalen Bewusstseins betonte.16 Die evangelische Jugend in Jugoslawien organisierte sich in Jugendvereinigungen und Kreuzrittergruppen und veranstaltete verschiedene gesellschaftliche Aktivitäten und Sportfeste.17 Eine wichtige Rolle in der Landeskirche spielte auch Gerhard May, der nach Worten von Georg Wild als „der wichtigste theologische Führer des deutschen Protestantismus in Jugoslawien“ galt.18 Im Jahre 1934 wurde in Göttingen sein Buch über die deutsche Mission der Kirche in der Diaspora (Die volksdeutsche Sendung der Kirche) veröffentlicht. Diese Publikation gilt als das wichtigste Werk eines evangelischen Theologen aus Jugoslawien und fand in der gesamten deutschen evangelischen Diaspora großen Anklang. Nach Mays Ansicht müsse die Kirche die deutschen Elemente des evangelischen Geistes bewahren und dafür sorgen, dass sich die Deutschen in der Diaspora gegenseitig unterstützen und auf diese Weise ihre politisch-wirtschaftliche und kulturelle Lage stärken. In der Zeit zwischen 1934 und 1941 erfolgte im Rahmen der so genannten Südostkonferenz ein Versuch, die deutschen evangelischen Kirchen in der Diaspora zu vereinigen. Die Angehörigen der deutschen Minderheit, vor allem in ost- und südosteuropäischen Staaten, wurden in der nationalsozialistischen Terminologie „Volksdeutsche“ genannt.19 Der Kulturbund und seine Verbindung mit der evangelischen Kirche in Slowenien. Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierten sich die Deutschsprachigen in der Untersteiermark in Gesangvereinen, Sportorganisationen u. Ä. und gründeten am 1. Oktober 1922 den politisch-wirtschaftlichen Verein der Deutschen in Slowenien mit Sitz in Maribor. Der Zweck dieses Vereins war es, die „Deutschen“ in Slowenien über die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Angelegenheiten zu informieren und die allgemeine Lage der deutschsprachigen Bevölkerung in der Gesellschaft zu verbessern.20 Neben der politischen Tätigkeit war man auch im kulturellen Bereich sehr aktiv. So wurde ein Lesesaal eröffnet, wo jugoslawische, deutsche sowie österreichische Zeitungen und Zeitschriften auflagen, und im September 1928 wurde auch eine Volks- und Kinderbibliothek gegründet.21 Der Verein leistete darüber hinaus soziale Arbeit, indem man jedem mittellosen „Deutschen“ kostenlose ärztliche und rechtliche Hilfe zukommen ließ. Die ersten Versuche, die Deutschsprachigen im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) zu vereinigen, gehen auf das Jahr 1919 zurück. In diesem Jahr wurde in Zrenjanin der Deutsche Wirtschafts- und Kulturverein gegründet und 1920 der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund in Novi Sad, der später einfach Kulturbund genannt wurde. Dieser war ursprünglich eine unpolitische Vereinigung, die sich den Betrieb von Bibliotheken sowie die Herausgabe von Büchern, die Produktion von Filmen und Musik, die Organisation von Vorträgen, die Aus- 281 Protestantismus in der Steiermark bildung von deutschsprachigen Lehrern und Priestern u.a. zur Aufgabe gemacht hatte. Der Verein, der ursprünglich zur Förderung der deutschen Kultur gegründet worden war, erwies sich im folgenden Jahrzehnt als die wichtigste Stütze des Nationalsozialismus in diesem Gebiet. Der Kulturbund wurde nach dem Aufstieg des Nationalsozialismus immer mehr zu einer politischen Organisation, die durch verschiedene Vorträge, Lieder- und Folkloreabende, durch soziale Unterstützung der Armen, Sportereignisse usw. seine nationalistische Ideologie verbreitete. Der Kulturbund setzte sich die Gründung deutscher Schulen zum Ziel, vor allem nachdem das Schulministerium am 1. September 1930 eine Verordnung erlassen hatte, derzufolge Kinder auf Wunsch der Eltern in eine deutsche Schule eingeschrieben werden konnten. So setzte man alle Hebel in Bewegung, um in den verschiedenen Städten genügend Kinder zu finden. „Da es außer in Maribor nirgendwo anders genug echte Deutsche und deutsche Kinder gab, versuchte man die finanziell und wirtschaftlich abhängigen slowenischen Eltern zu veranlassen, ihre Kinder in eine deutsche Schule einzuschreiben“.22 Im Jahre 1933 hielt auch Johann Baron in den Räumen des Kulturbundes über die Bedeutung Luthers eine Rede, und am Ende des Jahres fand ein feierlicher Empfang für die neuen Mitglieder (Kameraden) statt, auf dem Rudolf Holzer in seiner Rede den Neukömmlingen die Ziele des Vereins darlegte. Unter anderem betonte er: „Unser Volk muss leben, auch wenn wir dafür sterben müssen. Wir müssen dankbar sein, dass wir in diesem mütterlichen Schoß das Rückgrad der Minderheit gefunden haben, sei es im Kampf gegen die Arbeitslosig- 282 keit oder um die Säuberung der deutschen Kultur vom Judenschmutz.23 Gemäß dem Beschluss der Banschaftsverwaltung (Provinzverwaltung) wurde der Kulturbund am 15. Oktober 1935 wegen seiner immer offensichtlicheren nationalsozialistischen Tätigkeit aufgelöst. Doch die nazistischen „Deutschen“ in Maribor schien das in keinster Weise zu hindern. So begannen sie sich sowohl in legalen Gesangs- und Sportvereinen sowie in deutsch-evangelischen Kirchengemeinden als auch in einer Reihe von illegalen nazistischen Organisationen zu vereinigen, wo sie dann ihre Tätigkeit fortsetzten. Nach „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938, nach der Sudetenkrise und dem Angriff auf die Tschechoslowakei, hegten die „Deutschen“ die Hoffnung, dass der Kulturbund wieder zum Leben erweckt würde. Im Jahre 1939 wurde der Kulturbund tatsächlich eine zentrale Organisation, deren rascher Aufschwung von gelegentlichen Protest-Demonstrationen und Kritiken slowenischer Patrioten, die dessen destruktive Tätigkeit eindämmen wollten, begleitet wurde. Doch alle Anstrengungen waren vergeblich, und mit der Annexion der slowenischen Untersteiermark begannen die „Deutschen“ in Maribor die so genannten Deutschen Mannschaften zu gründen. Im Herbst 1940 wurde im Rahmen einer Sitzung der Bezirksleiter des Kulturbundes in Maribor ein so genanntes „Kommunikations- und Informationssystem“ eingeführt, und man einigte sich auf die Einrichtung eines Alarmierungssystems, „damit der Schutz des deutschen Blutes und Besitzes so gut wie möglich beschützt wird“.24 Bei der Besetzung stellte sich die große Mehrheit der „Deutschen“ in Maribor, vor allem die Fabriksbesitzer, auf Protestantismus in der Steiermark die Seite der Besatzungsmacht. Die darauf folgenden Unterdrückungsmaßnahmen im Jahre 1941 wurden durch die Aktivitäten der deutschsprachigen Minderheit bereits vor dem Krieg vorbereitet.25 Im Laufe der Zeit übernahm die Evangelische Kirche in der Untersteiermark die Rolle des Sprachrohrs der „deutschen“ Minderheit. Das war auch nicht weiter verwunderlich, hatte die Kirche doch schon seit der Zeit der Losvon-Rom-Bewegung das „reine Deutschtum“ betont und sich beharrlich für die Erhaltung der „deutschen“ Kultur eingesetzt: Jeder Versuch, die slowenische Sprache im Gottesdienst einzuführen, wurde sofort vereitelt. In den dreißiger Jahren näherten sich die evangelischen Priester durch die Betonung der Nationalität und durch den Kampf um die Rechte des „Deutschtums“ den nationalsozialistischen Ideen weiter an. Besonders offensichtlich wurde dies, als sie sich mit dem Kulturbund verbanden. Waren dessen Anhänger noch bis Mitte der dreißiger Jahren dem Staat gegenüber loyal, radikalisierten sie ihre Politik nach der Auflösung der Organisation im Jahre 1936, die immer offener nazistisch wurde. So begannen sie die Parole von „einem Volk und einem Führer“ zu verwenden. Nachdem der Kulturbund im Jahre 1939 wieder gegründet worden war, besetzten evangelische Geistliche die leitenden Stellen. Der Präsident der Regionalleitung für die Drau-Banschaft wurde Johann Baron, der ehemalige Pastor in Maribor.26 Gemäß Zajšek nahm Johann Baron seine Rolle als Leiter des Kulturbundes sehr ernst: Im Jahre 1940 sandte er dem Banus (Statthalter) der Drau-Banschaft mehrere Schreiben, in denen er auf die schwierige Lage der deutschsprachigen Minderheit hinwies und konkrete Beispie- le nannte, in denen die „Deutschen“ auf Grund ihrer Nationalität schikaniert, bedroht oder mit Schimpfwörtern, wie „nemčur“ (verächtliche Bezeichnung für Deutsche) oder „prekleti švaba“ (verdammter Schwabe), bedacht wurden.27 Doch schon ein gutes Jahr später, bei der zweiten Umsiedlung der untersteirischen Slowenen durch die Deutschen, gab Johann Baron gemeinsam mit dem Fabrikanten Franz Tscheligi eine öffentliche Erklärung ab, in der sie ihre Empörung über die Gewalt der deutschen Besatzungsmacht ausdrückten. Deren Brutalität, Unvernunft und eigenmächtiges Handeln – ohne sich mit den einheimischen „Deutschen“ abzusprechen – hätten es den Panslawisten und Kommunisten erst ermöglicht, die Bevölkerung, die vor dem Krieg den „Deutschen“ wohlgesinnt gewesen sei, auf ihre Seite zu ziehen.28 Barons Kritik an der Besatzungsmacht kostete ihn seine Stelle im Kulturbund, der im Mai 1941 in Steirischer Heimatbund umbenannt wurde. Johann Baron wurde aus dem Kreis der Personen, auf die sich die Nazi-Herrschaft stützte, ausgeschlossen. Dazu zählten viele Protestanten, u.a. Gerhard May aus Celje, der ehemalige Präsident des Kulturbundes in Celje (bis 1941) und nachmalige Kreiskulturreferent des Heimatbundes, der an der Germanisierung der Untersteiermark maßgeblich beteiligt war.29 Für seine Taten wurde er im Herbst 1944 ausgezeichnet: Er wurde zum Priester der Grazer Kirchengemeinde geweiht, später wurde er Bischof und schließlich sogar Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats in Österreich.30 Das Leben der evangelischen Kirchengemeinde in Maribor während und nach der Besatzung. Die slowenischen Kirchengemein- 283 Protestantismus in der Steiermark den wurden nach der Besatzungszeit ein Teil der österreichischen evangelischen Kirche, wie bereits im Jahre 1919. Über die Österreichische Evangelische Kirche waren sie in die Deutsche Evangelische Kirche, die Nachfolgerin des Kirchenbundes, eingegliedert. Das Leben der Gemeinde in Maribor passte sich den neuen politischen Verhältnissen an. Gottesdienste fanden jeden Sonntag, außer den ersten im Monat, an dem die Messe in Ptuj abgehalten wurde, statt. In seinem Bericht, den Johann Baron im August 1945 für die steirische Landesregierung verfasste (nachdem er in Graz Zuflucht gefunden hatte), bezeichnete er die deutschsprachige Minderheit in Slowenien in der Zeit von 1933– 1941 als nazifeindlich. Er wies die Vorwürfe zurück, dass er und seine Landsleute je etwas mit dem Genozid an den Slowenen in der Untersteiermark zu tun gehabt hätten, denn sie hätten sich (mit wenigen Ausnahmen) für eine christlich-soziale und nationale Politik eingesetzt. Zum Beitritt zum Heimatbund seien sie von der Besatzungsmacht gezwungen worden.31 Das glaubten ihm aber weder die Alliierten noch die jugoslawische Staatsmacht. Schon im November traten die AVNOJ-Beschlüsse in Kraft. Diese regelten die Nachkriegspolitik gegenüber den „Volksdeutschen“ in Jugoslawien: Ihr Besitz wurde vom Staat beschlagnahmt und ging in dessen Eigentum über.32 Nachdem Johann Baron und die Mehrheit der „deutschen“ Protestanten Slowenien verlassen hatten, kehrten für die Evangelische Kirchengemeinde Maribor schwierige Zeiten zurück, wie sie schon nach dem Ersten Weltkrieg bestanden hatten. Die Christuskirche in der Trubar-Straße wurde zusammen mit dem Pfarrhaus und anderen Besitztümern verstaatlicht, die Kirche wurde geplündert und die Orgel 284 ins slowenische Küstenland abtransportiert. Ebenso wurde der Betonzaun um die Kirche und das Pfarrhaus niedergerissen.33 Ab 1952 durften die Protestanten in ihrer Kirche Gottesdienste abhalten, doch mussten sie diese mit den orthodoxen Gläubigen teilen, weil die orthodoxe Kirche in Maribor abgerissen worden war. In den Jahren 1985–1992 wurde die Kirche mit Hilfe von Gläubigen aus dem Übermurgebiet (Prekmurje) und aus dem Ausland renoviert. Im Jahre 1994 bekam die Kirchengemeinde die Kirche und das Pfarrhaus aus dem verstaatlichen Besitz zurück. Zur Kirchengemeinde Maribor, die heute zur Evangelischen Kirche Sloweniens mit dem Bischofssitz in Moravske Toplice gehört, zählen auch die Gläubigen aus der näheren und weiteren Umgebung, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ihre eigenen Kirchen gehabt hatten, die aber später zerstört oder enteignet wurden. Die Gemeinde Maribor zählt heute rund 100 Mitglieder, obwohl man auf Grund der Abwanderung aus dem Übermurgebiet folgern kann, dass es in Maribor und Umgebung einige Hundert getaufte Protestanten gibt, die sich aber von der Religion entfremdet. haben und der Gemeinde nicht angehören34 Gottesdienste finden jeden Samstag um 9:30 statt und werden von der Pfarrerin Vladimira Mesarič geleitet. Protestantismus in der Steiermark ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 Franjo Baš, Prispevki k zgodovini Severovzhodne Slovenije. Maribor 1989, S. 139. Arnold Suppan, Deutsche Geschichte im Osten Europas – Zwischen Adria und Karawanken. Berlin 1998, S. 297. Janez Cvirn, Trdnjavski trikotnik. Maribor 1997, S. 238–239. Ludwig Mahnert, Die Hungerglocke, S. 142, in: Janez Cvirn, Trdnjavski trikotnik, S. 241. Fran Kovačič, Zgodovina Lavantinske škofije (1228–1928). Maribor 1928, S. 419. Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark. Graz – Wien – Köln 1993, S.495. Ebd., S.505. Franjo Baš, Prispevki k zgodovini, S. 195. Janez Cvirn, Trdnjavski trikotnik, S. 305. Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina v Mariboru (1862–1945), phil. DA. Maribor 2002, S. 38f. Anton Ožinger, Maribor 1848–1914. Od multietičnega do multireligioznega, in: Od Maribora do Trsta 1850–1914. Maribor 1997, S. 346; siehe auch: Janko Pleterski, Politično preganjanje Slovencev v Avstriji 1914–1917. Poročili vojaške in vladne komisije. Ljubljana 1980, S. 31–50. Arhiv Republike Slovenije (Hg.), Sejni zapiski Narodne vlade Slovencev, Hrvatov in Srbov v Ljubljani in Deželnih vlad za Slovenijo 1918–1921, 2. del: Od 28.2.1919 do 5.11.1919. Ljubljana 1999, S. 218. Zit. nach Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 40. PAM (Pokrajinski arhiv Maribor), Brief: Der Pfarrsprengler Maribor, Fonds Evangelijska verska občina Maribor, Sch. 37. Zit. nach: Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 41. Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941. Maribor 2003, S. 331. PAM, Ludwig Mahnert, Die evangelische Kirche in Österreich, Vortrag gelegentlich der 29. Generalversammlung des Evangelischen Bundes, 1925, Fonds Evangelijska verska občina Maribor, Sch. 9. Zit. nach Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina S. 67. Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 93. Georg Wild, Die deutsche evangelische Kirche in Jugoslawien 1918–1941. München 1980, S. 177. Ebd., S. 196. Enciklopedija Slovenije, Bd. 14 (U–We). Ljubljana 2000, S. 359. Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941–1955. Ljubljana 1998, S. 83. Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 332–333. Ebd., S. 88. Zit. nach Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 334. Tone Ferenc, Nacistična raznarodovalna politika, S. 106. Zit. nach Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 91. Marjan Žnidarič, Prispevek k zgodovini Nemcev v Mariboru med obema vojnama, ČZN, Nr. 1–2. Maribor 1984, S. 219. Gemäß der Enciklopedija Slovenije (Bd. 11, S. 18) befanden fünf Kreisleitungen (Maribor, Celje, Kočevje, Ljubljana und Ptuj) mit mehr als 50 Ortsgruppen und 12.268 Mitgliedern in Barons Zuständigkeitsbereich. Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 103–104. PAM, Entwurf einer öffentlichen Erklärung mit Korrekturen, nicht autorisiert, undatiert, Fonds Evangelijska občina Maribor, Sch. 61. Zit. nach Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 105 u. Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941–1955, S. 112. Franjo Baš, Prispevki k zgodovini, S. 117. Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark, S. 573. Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem, S. 75. Ebd., S. 76. Vili Kerčman, Evangeličanska Cerkev na Slovenskem. Murska Sobota 1995, S. 276. Ebd.. O AVTORJU – ZUR PERSON Anja Zalta Anja Zalta, rojena l. 1973 v Mariboru je na Filozofski fakulteti v Ljubljani študirala sociologijo kulture in etnologijo. V Indiji je l. 1996 nastala diplomska naloga iz etnologije in kulturne antropologije (Varanasi – trdnjava hinduizma). Leta 1998 je diplomirala na Oddelku za sociologijo FF z nalogo „Prodor drugačne misli – gnostični elementi v herezijah 11. in 12. stoletja“. Leta 2002 je doktorirala s temo „Gnostični elementi v kabali in njen vpliv na evropsko kulturno zgodovino“. prispevke je Strokovno-potopisne objavljala v časnikih Delo in Večer, pripravila je dve fotografski razstavi in prevedla knjigo analitičnega psihologa Edwarda F. Edingerja (Jaz in arhetip). – Anja Zalta, 1973 in Maribor geboren, studierte an der Philosophischen Universität in Ljubljana Soziologie und Ethnologie. In Indien entstand ihre Diplomarbeit im Fach Ethnologie und Kulturantropologie (Varanasi – Festung des Hinduismus). Im Jahr 1998 legte sie ihre Diplomprüfung zum Thema „Vormarsch anderer Gedanken – das gnostische Element in der Häresie des 11. und 12. Jahrhunderts“. 2002 verfasste sie die Dissertation zum Thema „Das gnostische Element in der Kabbala und sein Einfluss auf die europäische Kulturgeschichte“. Sie veröffentlichte wissenschaftliche Reiseberichte in den Zeitungen Delo und Večer, gestaltete zwei Photoausstellungen und übersetzte das analytische Werk von Edward F. Edinger (Ich und der Archetyp) ins Slowenische. 285 Dejavniki razvoja Slovenije Dejavniki razvoja Slovenije Analiza � Text:Jernej Zupančič Prispevek obravnava dejavnike razvoja Slovenije v Evropski uniji. Uvodni predstavitvi nekaterih ključnih procesov v razširjeni EU sledi analiza dejavnikov, ki pomembneje vplivajo na nacionalni razvoj Slovenije. Predstavljene temeljne cilje Slovenije je mogoče doseči le ob skrbno premišljeni strategiji. Ta mora upoštevati predvsem dejavnike, ki imajo na nacionalni razvoj največji vpliv. Prispevek podaja analizo notranjih in zunanjih dejavnikov ter zaključuje z oceno razvojnih možnosti in pasti Slovenije v Evropski uniji. Z vstopom v Evropsko unijo Slovenija zapušča – v zgodovinski perspektivi nedvomno izjemno pomembno, toda kratko in očitno prehodno – vmesno obdobje obstoja neodvisne državnosti. Ponovno se vključuje v zelo raznorodno in kulturno ter jezikovno pestro skupnost. To je velik strateški premik, saj tako obsežna, ekonomsko močna, pravno urejena in v temeljih demokratična skupnost držav na starem kontinentu še ni obstajala. Združevalni proces pomeni tudi zapuščanje in postopno zabrisovanje sledov postblokovske Evrope, ki je potrebovala pol stoletja za izgradnjo in porušitev berlinskega zidu. Zapuščanje na eni strani te, med socialistični in kapitalistični družbeni ustroj razpete Evrope, na drugi pa tudi poslavljanje od modela klasične nacionalne države evropskega tipa, sta vsekakor procesa, ki zahtevata trezen premislek in (sorazmerno) hitro odločanje. Veliki geopolitični premiki so v prvi vrsti posledica spoznanja, da je evropske gospodarske, kulturne in tudi politične dominacije v svetu konec. Celo več: z integracijskimi procesi mora vzpostavljati ravnovesje, če hoče obdržati in razvijati ekonomske in družbene pridobitve preteklosti. Te pridobitve je mogoče postaviti na skupni imenovalec kakovosti življenja. Slovenija je vstopila v Evropsko unijo v fazi njene največje prostorske in prebivalstvene širitve. Širitev je velikanski izziv za vse: za stare članice, za novinke in za evropsko vzhodno obrobje. Stare članice morajo sprejeti izziv ekonomske teže združitve in določena tveganja, ki jih prinašajo (še vedno) neznanke tranzicijskih procesov v nekdanjih socialističnih sistemih, preteča recesija (ki je tudi strukturni problem ter obenem odsev globalizacije), birokratizacija in s tem tudi rastoča javna poraba in neučinkovitost, do ne nazadnje tudi iskanja vloge močne Evrope v svetu. Prav slednje se zdi, da je bilo v pretekli dekadi prava polomija v neposredni – namreč balkanski – soseščini. Nove članice 286 Dejavniki razvoja Slovenije se morajo prilagoditi sprejetim (večinoma dobrim) normam in dosegati kakovosti na vseh področjih. Vzhodna in Jugovzhodna Evropa, ki bosta ostali večinoma zunaj Evropske unije, bosta morali najti »modus vivendi« v poizkusu vstopanja v Unijo v naslednji fazi (če in kadar bo), predvsem pa iskati povezave na različnih ravneh in področjih. Predvsem pa nastopa čas mnogo tesnejšega povezovanja in sodelovanja, izpolnjevanja izzivov lastne promocije in afirmacije, širine in svetovljanstva, pa tudi razvojnih pasti in tveganj, ki jih nosi v sebi tako spremenjena Evropa, ki jo bo treba nadvse odgovorno tudi soupravljati, ustvarjati in spreminjati. V desetletni fazi vključevanja Slovenije v EU so se v prvi vrsti izpostavljali problemi pravne in stvarne-strukturne prilagojenosti. Vrsta študij na različnih področjih je opozarjala na šibkosti slovenskega prostora in družbe, kakor tudi temeljne strateške cilje, ki jih je potrebno doseči, ob njih pa vrednote, ki bi jih ne smeli spregledati. Med temi je bila tudi široko zastavljena raziskava »Slovenija in nadaljnji razvoj Evropske unije«, ki je tudi podlaga tega prispevka. Seveda je obširno tematiko nemogoče podati v skopo odmerjenem prostoru članka, niti ne želimo obremenjevati bralcev z analitičnimi podrobnostmi. Zato smo se usmerili zlasti k temeljnim parametrom slovenskega nacionalnega razvoja v okviru in pogojih razširjene Evropske unije, upoštevajoč pri tem okoliščine, procese in pojave v Sloveniji in v svetu, ki pomembneje vplivajo na ta razvoj. S tem želimo nadaljevati kritično razpravo o perspektivah in pasteh razvoja Slovenije in Slovencev v multietnični evropski skupnosti, še posebej, kar zadeva obstoj in razvoj narodne identitete, jezika in kulture. Značilnosti razvoja Evropske unije. Evropska unija je zveza sedaj petindvajsetih držav, ki združuje 451 milijonov ljudi. Petindvajset držav, devetnajst uradnih jezikov, a precej več jezikov in kultur ter kolektivnih (narodnih) identitet. Poleg nazivnih narodov-nacij sestavljajo pestro evropsko družbo tudi številni priseljenci in njihovi potomci ne le iz evropskega prostora, temveč tudi iz Azije, Afrike in Latinske Amerike. Danes predstavljajo v večini razvitih držav Evropske unije znaten delež prebivalstva, ki se po svoji kulturi, veri, načinu življenja, vrednotah in drugih lastnostih opazno razlikuje od staroselcev. V mešanju generacij se potem stapljajo v novo evropsko prebivalstveno stvarnost. Nacionalne ideologije so v preteklosti stremele k etničnemu poenotenju na ozemlju svojih držav in pri tem uporabile različne asimilacijske politike od pritiskov na področju šolstva in kulture do nasilnih množičnih preseljevanj ali celo genocida. Vendar je evropski etnični in kulturni zemljevid ostal pester. Tako številčna, jezikovno in kulturno raznolika evropska družba, sestavljena iz nacionalnih držav in državnih narodov, narodov in skupnosti brez držav, velikega števila avtohtonih narodnih manjšin in priseljencev ter njihovih potomcev, je po eni strani zelo zahtevna in tudi draga za upravljanje, po drugi strani pa zahteva zelo strpne odnose in vrsto sprotnih kompromisov vseh udeleženih v medsebojnem sporazumevanju in komunikaciji. Dokumenti Sveta Evrope in Evropskega parlamenta ter drugih formalnih organov EU, vsaj na deklarativni ravni, podpirajo kulturno raznolikost Evrope, tako klasične-avtohtone, kakor tudi različnih priseljenskih skupnosti. Varovanje narodne identitete, jezika in kulture je imelo in ima v 287 Dejavniki razvoja Slovenije sodobni Evropi izjemen strateški pomen, zato ga vidno izpostavljajo nacionalne ustave in različni strateški dokumenti držav članic. Poleg raznolikosti evropskega prostora in družbe je treba posebej upoštevati ključne pojave in procese, za katere na podlagi preteklih izkušenj utemeljeno sodimo, da bodo pomembneje vplivali na slovenski nacionalni razvoj. To so predvsem: • premik »periferije« proti vzhodu • naraščajoča periferizacija nekaterih območij • močan imigracijski pritisk iz Azije in Afrike • zelo šibka rodnost in naravno zmanjševanje prebivalstva • problemidemografskestruktureprebivalstva perifernih območij • zelo močna emigracija z nekaterih območij • močna koncentracija moči v nekaj največjih jedrih • asimilacijski pritiski zlasti na manjše skupnosti • naraščajoča socialna stratifikacija • močna regionalistična gibanja • regeneracija manjšin • naraščajoča multikulturnost evropskih družb • birokratizacija upravljanja • povečevanje medregionalih razlik. Temeljni cilji razojva Slovenije v Evropski uniji. Vključitev v Evropsko unijo pomeni izjemno spremembo geopolitičnega položaja Slovenije. Ob tem, strateško nedvomno zelo pomembnem cilju ne gre prezreti drugih ciljev, ki so pravzaprav vrednote, katerih izpolnitev zagotavlja kakovost življenja naroda, države in družbe na različnih področjih. Navedene so samo tiste, ki so izraz družbenega konsenza 288 in se razmeroma pogosto (čeprav ne vedno skupaj) navajajo kot pomembne prioritete v različnih strategijah. To so predvsem: • ohranitev teritorialne celovitosti • ohranitev in razvoj narodne in drugih identitet • ohranitev in razvoj kulturne dediščine in njene institucionalne organizacijske sheme ter kulturne pokrajine • ohranitev in razvoj človeškega potenciala: demografske strukture, vitalnosti, delovne sposobnosti in učinkovitosti ter stabilne poselitve celotne kulturne pokrajine; posebno mesto ima pri tem vzgojnozobraževalni sistem • ohranitev biotske raznovrstnosti in biotske vitalnosti • ohranjanje in izboljšanje okolja ter odpravljanje že povzročenih škod • ohranitev in razvoj gospodarskih potencialov: proizvodnih možnosti, tehničnih, tehnoloških in prostorskih kapacitet na področju industrije in obrti, razvojnih možnosti storitvenega sektorja, konkurenčnih pogojev kmetijstva ob zagotavljanju strateških rezerv in ohranjanju kakovosti okolja ter negovanju kulturne pokrajine • infrastrukturna opremljnost: zajema fizično (prometno) infrastrukturo (ceste, železnice, letališča, pristanišča); energetsko infrastrukturo (električno omrežje, plinovodi, toplovodi ipd.), komunikacijsko infrastrukturo (telefonsko, kabelsko, internetno omrežje, mobilna telefonija) in tudi družbeno infrastrukturo (organizacije in ustanove na državni in nižjih ravneh, javni zavodi, organizacije civilne družbe, organizacije in ustanove kot zasebne Dejavniki razvoja Slovenije • • • • • • iniciative ipd.) kakovost prostora: bivalnega in funkcionalnega okolja, ki ga sestavljajo neposredno naseljen sistem poselitve ter pripadajoče površine za sprostitev in rekreacijo kakovost življenja stalnega in začasno prisotnega prebivalstva, ki poleg bivalnih kvalitet zajema še zlasti sistem socialnega in zdravstvenega varstva socialna varnost in pravičnost ter zagotavljanje enakih možnosti za različne skupine prebivalstva po spolu, starosti, socialnem položaju, verski in narodni pripadnosti ipd. dobri družbeni in medčloveški odnosi enakopravnost in nediskriminatornost do različnih skupin državljanov in začasno prisotnega prebivalstva osebna, premoženjska, pravna in socialna varnost; v tem okviru so pomembni razvitost, organiziranost in usposobljenost varnostnih sil (policije, vojske), ki skrbijo tako za raven osebne kakor kolektivne (nacionalne) varnosti. Dejavniki razvoja Slovenije v Evropski uniji. Predstavljeni strateški cilji razvoja Slovenije v EU so zelo kompleksni in dolgoročni. Uresničevati jih je mogoče z usklajeno politiko različnih dejavnikov, upoštevaje pri tem vse domače in mednarodne okoliščine. Slovenija lahko aktivneje vpliva le na nekatere segmente razvoja, drugod pa se predvsem strukturno prilagaja ter išče zavezništva in partnerstva ter se izogiba poljem s premočno konkurenco ali prikritim hegemonističnim težnjam. Dejavniki, ki jih predstavljamo v nadaljevanju, so torej prehodni in povratni: proces lahko torej poteka v obe smeri. Notranji dejavniki. Med notranje dejavnike razvoja Slovenije sodijo vsi tisti, ki neposredno izhajajo iz slovenskega prostora in družbe. Nanje lahko pomembneje vplivamo. To so: • fizične lastnosti prostora; kot so prehodnost, prometna odprtost, dostopnost, obseg in razporeditev naravnih virov, klimatske poteze, reliefne značilnosti, gostota rečne mreže in vodnatost, pa tudi nekatere družbene poteze, kot sta na primer gostota in tip poselitve. Slovenija je stična, zelo pestra in slikovita, a tudi ranljiva pokrajina s precej omejitvami • infrastrukturna opremljenost; obsega gostoto in kakovost ter medsebojno povezljivost prometne, energetske, komunikacijske in družbene infrastrukture. Slovenija ima solidno razvit avtocestni sistem, toda nezadostno razporejeno omrežje druge infrastrukture, ki je preveč podrejena lokalnim interesom. Nekatera, zlasti obmejna periferna območja, so infrastrukturno zelo slabo opremljena • gospodarska struktura; obsega razmerja med različnimi sektorji dejavnosti, lastniške odnose, učinkovitost in večfunkcionalnost. Slovenija se je v dobrem desetletju spremenila iz tipične industrijske v storitveno gospodarstvo, medtem ko je pomen kmetijstva, razen kot vzdrževalca podeželske kulturne pokrajine, močno nazadoval. Opazen je trend povezovanja podjetij, zapiranje malih obratov, selitev proizvodnje v druge države, prihod tujih podjetij ipd. Lastniška struktura se je močno spremenila (privatizacija; tuji nakupi). Gospodarska struktura velja za dokaj ranljiv člen • prostorska kohezivnost; označuje povezanost različnih predelov države v 289 Dejavniki razvoja Slovenije teritorialno in družbeno skupnost, ki jo omogočajo infrastrukturna opremljenost in povezanost, moč državnega in regionalnih središč, zavest prebivalstva in drugi pogoji. Slovenija je močno notranje integrirana le v osrednjeslovenskem prostoru, medtem ko so obsežna obmejna območja infrastrukturno šibka, s prešibkimi regionalnimi središči (in močnimi konkurenti), zato so že prisotne centrifugalne težnje v smislu gravitacije nekaterih predelov. Značilne in obenem razvojno slabe so različne paritete v slovenskem prostoru od medlokalnih (med vasmi) do medregionalnih • odnosi med središčem in obrobjem: zajemajo vse interakcije politične, kulturne, ekonomske in upravne (administrativne) narave, ki se vzpostavljajo med populacijsko in ekonomsko močnimi urbanimi območji v osredju države ter praviloma šibkejšimi območji (regijami) v robnih in obmejnih predelih. Lokalizmi in regionalizmi, naslonjeni na odpor do »središča«, so v slovenskem prostoru precej močni • moč in vpliv državnega središča; prestolnice so praviloma največja mesta in zaradi koncentracije kapitala, prebivalstva kot človeškega potenciala (znanje, sposobnosti, institucije), infrastrukturnega vozlišča in drugih lastnosti s prevlado tendenc koncentracije izjemno razvojni dejavnik celotne države. Središča nudijo najrazličnejše storitve od delovnih mest najrazličnejših profilov in zahtevnosti, bogato oskrbo (trgovine, gostinskohotelske in turistične kapacitete, zabavo in sprostitev, zdravstvo, družbene dejavnosti), obsežno in raznovrstno kulturno ponudbo ipd., so privlačna in razpoznavna in kot taka olajšujejo prostorsko in narodno 290 identifikacijo. Močna Ljubljana je torej dejavnik povečevanja strateške teže slovenske države. Njena vloga je predvsem zagotavljati storitve nacionalnega pomena za prebivalstvo Slovenije ter privlačna tudi za druge. S tem nikakor ne zanemarjamo pomena regionalnih in lokalnih središč • etnična struktura in medetnični odnosi; so pomembni zaradi stabilnosti ter kot človeški razvojni potencial. Slovenija sodi z manj kot 90 % naslovnega naroda med etnično razmeroma heterogene države. Zgledna skrb za avtohtone manjšinske skupnosti Italijanov, Madžarov, nekoliko manj pa tudi za Rome, se srečuje s podobni pritiski tudi imigrantskih skupnosti iz nekdanjega jugoslovanskega prostora. Slednje so se zaradi jezikovne bližine razmeroma hitro integrirale v slovensko okolje. Pri gospodarskem prodoru proti jugovzhodu so lahko pomemben povezovalni dejavnik • lastnosti narodne identitete in drugih identitet; narodno identiteto sestavlja vrsta objektivnih in subjektivnih elementov, ki jih je mogoče razvrstiti v pet skupin: kulturno-jezikovne, zgodovinske, prostorske, socialnogospodarske in politične. Posameznik si jo pridobi in jo razvija v procesu socializacije, ki poteka vse življenje. Narodna identiteta je dokaj trajna, ni pa nespremenljiva. Slovenska identiteta ima močno poudarjeno jezikovno plat, kar je zlasti med pripadniki manjšin, izseljenci in njihovimi potomci dejavnik ločevanja. Močno prisotne so tudi regionalne in lokalne identitete, ki podčrtavajo močno navezanost na prostor • kulturna aktivnost in organiziranost: je predvsem integracijski dejavnik navznoter, ki utrjuje družbo v povezano skupnost, Dejavniki razvoja Slovenije krepi narodno identiteto (pa tudi regionalno in lokalno), zavest in občutek pripadnosti • odnos do Slovencev po svetu in povezanost z njimi: slovenske manjšine v »zamejstvu«, izseljenci in njihovi potomci predstavljajo pomemben del slovenskega naroda in kulturnega zaledja. Dragoceni so zaradi svojih izkušenj, poznavanja lastnega in slovenskega okolja, kot dejavniki mednarodnega povezovanja ipd. Odnos do manjšinskih ustanov in organizacij mora biti celovit, upoštevajoč lokalne in državne posebnosti ter upoštevajoč lojalnost do držav, v katerih prebivajo, obenem pa naj bi spodbujali čimveč stikov na različnih ravneh. Potrebno je tudi usposabljanje prebivalstva za čezmejno komunikacijo na obeh straneh meje • upravno-administrativna organiziranost; je v prvi vrsti namenjena delovanju različnih služb na različnih ravneh. Pomembna je medsebojna povezanost prebivalstva v administrativnih enotah in oblikovanje ter ohranjanje identitete, obenem pa tudi konkurenčnost s primerljivimi enotami v sosednjih državah. Slovenija je administrativno razdrobljena (majhne občine) in zaradi tega sorazmerno centralizirana (med državno in lokalno ravnijo ni vmesnih stopenj); to je neugodno • izobraževalni sistem; povečuje in vzdržuje človeški potencial, dviga delovne sposobnosti in močno vpliva na kakovost življenja, oblikuje pa tudi narodno zavest in identiteto. Sistem šolstva zajema formalne stopnje od predšolske vzgoje, osnovne šole, poklicnih in srednjih šol, šol za osebe s posebnimi zahtevami, višjih in visokih šol, univerze, umetnostnih akademij, pa tudi znanstvenoraziskovalne sfere. Poleg tega je treba upoštevati še različne neformalne oblike izobraževanja in usposabljanja, kot so npr. različne jezikovne šole, glasbene šole, tečaji, športne in rekreacijske šole/ tečaji, programi dodatnega usposabljanja in različne druge oblike izobraževanja, usposabljanja in vzgoje, ki pripomorejo k večji delovni učinkovitosti, osebni razgledanosti, kulturni dejavnosti, boljši zdravstveni, športni in rekreativni zavesti ter podobno. Pomembna je tako kakovost šol in programov kakor tudi njihova dostopnost. Slovenija ima razvejan šolski sistem, ki pokriva celoten državni teritorij. Zaradi infrastrukturne opremljenosti je dostop do izobraževalnih možnosti otežen oziroma je že opazna gravitacija k središčem v sosednjih državah • varnostni sistem: je namenjen varovanju ozemeljske celovitosti, gospodarskih objektov, splošnih in skupnih kulturnih dobrin, varovanje zasebnega premoženja, zdravja in življenja prebivalstva. Varnostni sistem sestavljajo vojaške (obrambne) in policijske sile ter različne oblike civilne zaščite, pa tudi zasebne (ali družbene) varovalne agencije in ustanove. Vojska in policija sta v večini držav tudi temelja državnosti in pomembna nosilca nacionalne identitete • demografski razvoj in struktura: človek je najpomembnejši razvojni dejavnik. Ohranjanje števila prebivalstva, stalne poselitve, primerne starostne sestave, so zato med najpomembnejšimi izhodiščnimi vrednotami in cilji. Prebivalstvena politika, ki jo sestavljajo različni gospodarski, zdravstveni, socialni in pravni ukrepi za povečanje rodnosti na eni ter urejanje 291 Dejavniki razvoja Slovenije selitvene dinamike na drugi strani, mora voditi k zagotavljanju stabilne demografske strukture. Slovenija sodi med države z zelo nizko rodnostjo in negativnim naravnim prirastkom, zato pa tudi med države, ki bodo morale bistveno večjo pozornost namenjati ukrepom prebivalstvene politike (Malačič, 1993; Šircelj, 1998) • delovne sposobnosti prebivalstva: gre za doseganje formalne in funkcionalne usposobljenosti za opravljanje del in služb v gospodarstvu, kulturi, upravi, socialnih dejavnostih, zdravstvu, storitvah in na drugih področjih, kar navsezadnje vodi k višji kakovosti življenja domačega prebivalstva (Kajzer, 1998), ki ustvarja vabljivo okolje tudi za npr. tuje strokovnjake, ki bi to raven še dvigali. Zunanji dejavniki. Nabor zunanjih dejavnikov vpliva na družbeni in prostorski razvoj Slovenije, zajema pa vse okoliščine, procese in pojave zunaj teritorija Slovenije in slovenske družbe. Večina dejavnikov izhaja iz širše slovenske soseščine (Srednja Evropa, Jugovzhodna Evropa) oziroma Evrope nasploh, nekaj pa je svetovnih-globalnih. Nanje je težje vplivati. Mednje sodijo: • globalizacija: splet procesov in odnosov na področjih gospodarstva, politike, kulture, znanosti, družbenih odnosov in informacij, kjer ima dogodek lahko odmeve v širokem prostoru ali družbi (Boyd, 1999). Slovenije ni mogoče gledati izolirano, temveč v močni povezanosti in soodvisnosti z globalnimi gibanji • regionalizacija: prizadevanja, da bi imele regije večje upravne pristojnosti. EU podpira oblikovanje regij in njihovo krepitev (tudi 292 na račun nacionalnih držav) in uvaja čedalje več programov, ki se prek njih izvajajo. Obenem so se v evropskih državah močno razmahnila različna regionalistična gibanja, bodisi kot odpor proti centralizmu bodisi kot t.i. »etnoregionalizem« • individualizacija: urbani način življenja postavlja posameznika, njegove pravice in potrebe na čedalje vidnejše mesto, obenem pa ga zaradi načina življenja vodi tudi v določeno odtujenost. Učinki individualizacije so zato zelo opazni na področju socializacije in komunikacije. Individualizacija ovira družbeno kohezivnost (Mlinar, 1994) • informatizacija: proces tehničnega in tehnološkega razvoja, ki temelji na razvoju komunikacijske in informacijske tehnologije. Določa družbene odnose, vpliva na lokacijo dejavnosti in poselitve, odloča o kakovosti bivanja, skratka je odločilni dejavnik prostorskega razvoja. Stopnja informatizacije je že sedaj eno temeljnih meril standarda in stopnje družbene in gospodarske razvitosti. Informacijska družba je družba komunikacij; hitrost in kakovost prenosa informacij, spoznanj in znanja ter storitev, je temeljna konkurenčna prednost in razvojna zahteva (Trček, 2000). Informatizacija (tehnična stopnja) in vsebina (kakovost) informacij je tudi izjemno pomembnega kohezivnega značaja tako v smislu družbe tako skupnosti kakor teritorija, ki ga obvladuje in upravlja • tranzicija: proces gospodarskega, političnega in družbenega spreminjanja nekdanjih socialističnih držav v kapitalistične. Proces je zlasti na gospodarskem in tudi družbenem področju počasnejši kot na političnem (demokratizacija) (Boehm, 1997) Dejavniki razvoja Slovenije • fizične lastnosti širšega zaledja Slovenije: Slovenija je reliefno omejena proti Avstriji (gorato ozemlje) in proti delu Hrvaške, medtem ko je proti Madžarski, Italiji in večjemu delu Hrvaške odprta. Ti elementi so pomembni predvsem kot osnova gostote poselitve, gospodarske usmeritve in moči, poteka prometa in infrastrukture. Ti elementi imajo sorazmerno skromno veljavo, če ni tudi ustrezne družbene organizacije in moči; če jih torej družba ne obvladuje učinkovito • značilnosti poselitve širšega zaledja: poselitvene značilnosti kažejo na prebivalstveno in posredno tudi na gospodarsko in kulturno moč izbranih območij. Okolica je povprečno, ponekod bolj in drugod manj gosto naseljena kot Slovenija. Odločilnejši pomen kot gostota poselitve pa ima omrežje mest in njihova funkcija v ožjem in širšem zaledju. V tem pogledu so večinoma neugodne večje koncentracije prebivalstva v bližnji soseščini, ker predstavljajo konkurenčna gravitacijska jedra, čeprav lahko (redkeje) pomenijo tudi dragoceno podporo slovenskemu omrežju mest • infrastrukturna opremljenost širšega zaledja: Infrastruktura ima izjemen pomen predvsem zaradi tega, ker omogoča boljšo (hitrejšo, cenejšo) komunikacijo in usmerja prometne in druge tokove k središčem (pospešuje ali zavira centrifugalne težnje). Prav tako pa je pomembna tudi druga, še posebej informacijska tehnologija in infrastruktura. Območja v Italiji in Avstriji so na splošno infrastrukturno bolje opremljena kot območja v Sloveniji, na Hrvaškem in Madžarskem pa slabše • oblike povezanosti in organiziranosti sosednjih območij: tri od štirih sosednjih držav so članice Evropske unije, dve vojaške zveze NATO. Nič manj niso pomembne regionalne iniciative, kot so na primer Delovna skupnost Alpe-Jadran in pobude za Severni Jadran; programa, ki zadevata predvsem alpski prostor (Euromontana, Alpska konvencija), ali pa za Podonavje in srednjo Evropo (program CADSES), ali pa ne nazadnje tudi pobude za Jugovzhodno Evropo (Pakt stabilnosti) • gospodarska struktura širšega zaledja: je pomembna zaradi gospodarske moči partnerskih oziroma konkurenčnih območij. Gospodarska struktura usmerja prometne tokove, obenem pa je medij, predmet ali celo sredstvo prodora v slovenski prostor, pri čemer obstajajo možnosti vpliva tudi na identiteto slovenskega prostora in različne vidike kakovosti življenja v njem. Gospodarsko zelo močna in v tem pogledu konkurenčna je zlasti severna Italija, regionalno pa še območji Gradca in Zagreba; druga območja v sosedstvu so v večji meri lahko partnerska kot pa konkurenčna. Gospodarska usmerjenost območji v sosedstvu se od slovenskega prostora precej razlikuje • etnična struktura in mednacionalni odnosi v širšem zaledju: Slovenija je na etničnem stičišču precej večjih, jezikovno in kulturno zelo raznolikih sosedov z močnimi in zgodovinsko utrjenimi in uveljavljenimi narodnimi identitetami. Ta širši prostor je torej po eni strani soočen z večetničnostjo in večkulturnostjo, ki je sestavni del zgodovinske dediščine, po drugi strani pa še vedno obremenjen tudi z določeno latentno konfliktnostjo. Trije od štirih sosedov so imeli v preteklosti določeno oblast nad 293 Dejavniki razvoja Slovenije • • • • slovenskim ozemljem in imajo še sedaj predvsem v robnih območjih sorazmerno močan vpliv prisotnost agresivnih ideologij: čeprav se zdi v 21. stoletju v kontekstu združene Evrope in vrste deklaracij o varnosti, miroljubnosti, dobronamernosti... nekoliko nenavadno omenjati obstoj agresivnih ideologij, ne moremo mimo dejstva, da te vendarle še obstajajo. Pri tem ne gre toliko za namere o vojaških podvigih in ozemeljskih pričakovanjih, temveč za ideologije, ki skušajo na različne načine efektivno obvladovati slovenski prostor gospodarsko in kulturno; uperjene so najprej zoper slovenske manjšine kulturna moč in vplivnost sosednjih regij, držav in nacij: je sorazmerna številčnosti in ustvarjenemu dohodku, ki skupaj prispevata k večjemu ali manjšemu vplivu izbrane etnije (naroda, nacije, države) v sosedstvu. Država ima na razpolago vrsto pomembnih institucij, ki pomagajo oblikovati, razvijati in tudi širiti narodno (nacionalno) identiteto. Slovenija je v tem pogledu v položaju šibkejšega: vsi sosednji narodi so številčnejši, imajo starejšo državniško tradicijo in daljši čas vplivanja na slovenski prostor (zlasti na obmejna območja) upravno-administrativna organiziranost: je najprej pomembna zaradi doseganja notranje kohezivnosti, racionalnosti in učinkovitosti delovanja in zagotavljanja storitev na različnih ravneh. Območja v sosednjih državah imajo v povprečju večje administrativne enote, predvsem pa bolj dograjen sistem hierarhije administrativnih enot politična stabilnost širšega okolja: širše 294 zaledje Slovenije je v glavnem nekonfliktno, razen na prostoru nekdanje Jugoslavije zaradi medetničnih vojaških spopadov, in je treba ta prostor opredeliti kot manj stabilen • mednarodne selitve: Evropska unija je v celoti imigracijsko dokaj privlačna za potrebno delovno silo ne le iz Vzhodne in Jugovzhodne Evroope, temveč v čedalje večji meri iz Afrike in Azije. Prostorska mobilnost prebivalstva se povečuje in ustvarja še bolj multikulturna okolja in situacije (Verlič Christensen, 2002). Prostorski, gospodarski, družbeni in etnični razvoj Slovenije je odvisen od niza med seboj prepletajočih se dejavnikov. Na nekatere je mogoče neposredno vplivati in jih spreminjati sebi v prid, pri drugih je smiselno izbirati partnerje in zaveznike, pri tretjih je najprimernejše izogibanje ali pa nasprotovanje. Uspešen slovenski razvoj v evropskih okvirih ne more biti samoumevna posledica vključitve v to naddržavno skupnost, temveč le rezultat zavestnih, premišljenih in vztrajnih dejanj. Ne smemo pozabiti obdobij, ko so bila za neuspehe na zgoraj imenovanih področjih kriva močna središča v jedru večetničnih državnih sistemov (Dunaj v času Habsburške monarhije, Beograd v času obeh Jugoslavij in skoraj bi nekateri videli v podobni vlogi tudi Bruselj). Čeprav ni mogoče zanikati obsežnih področij, kjer je in bo vpliv drugih, še posebej sosednjih držav, izredno pomemben, ima na drugi strani Slovenija na razpolago vrsto institucij države in nižjih upravnih ravni ter možnosti organizacije in institucij civilne družbe. Razpolaga tudi z vrsto izkušenj številnih generacij, ki so živele v okviru različnih državnih sistemov. To je pomembna Dejavniki razvoja Slovenije dediščina na poti sprotnega uveljavljanja in promocije slovenske skupnosti kot ene izmed evropskih družb in držav. Gre torej tudi za odgovornost do pojavov in procesov v novem skupnem evropskem družbenem okolju. Zato je članstvo Slovenije v EU treba jemati ne le kot priložnost gospodarskega in družbenega razvoja, temveč tudi kot soodgovornost za usodo starega kontinenta. Na ta način lahko uspešno premaga tudi eno največjih dosedanjih ovir: slabo prepoznavnost v evropskem in še bolj v svetovnem okviru, predvsem pa lahko dejavnike razvoja, tako notranje kakor zunanje, bistveno uspešneje naravnava v prid lastnega gospodarskega, družbenega, prostorskega, etničnega in kulturnega razvoja. O AVTORJU – ZUR PERSON Doc. Dr. Jernej Zupančič Dela na oddelku za geografijo na Filozofski fakulteti in na Inštitutu za narodnostna vprašanja v Ljubljani. Oddelek za geografijo, Filozofska fakulteta, Aškerčeva 2, 1000 Ljubljana, Slovenija Inštitut za narodnostna vprašanja, Erjavčeva 26, 1000 Ljubljana, Slovenija; jernej.zupancic@guest. arnes.si – Arbeitet am Institut für Geographie an der Philosophischen Fakultät und am Institut für Volksgruppenfragen in Ljubljana. LITERATURA BOYD, G. (ur.), 1999, Structural change in and cooperation in the global economy, E. Elgar, Cheltenham, Northampton BÖHM, A. 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Der einleitenden Darstellung einiger Schlüsselprozesse der EU-Erweiterung folgt eine Analyse der Faktoren, die die nationale Entwicklung Sloweniens bedeutend beeinflussen. Die hier vorgestellten Grundziele Sloweniens kann man nur mit einer sorgfältig durchdachten Strategie erreichen. Diese muss vor allem Faktoren berücksichtigen, die auf die nationale Entwicklung größten Einfluss haben. Der Beitrag gibt die Analyse innerer und äußerer Faktoren wieder und schließt mit der Bewertung der Entwicklungsmöglichkeiten Sloweniens in der Europäischen Union und der damit verbundenen Risiken. Mit dem Beitritt zur Europäischen Union beendet Slowenien eine – aus historischer Perspektive zweifellos äußerst wichtige, aber kurze und offensichtlich vorübergehende – Periode des Bestehens einer unabhängigen Eigenstaatlichkeit. Erneut gliedert sich Slowenien in eine sehr heterogene und sowohl kulturell als auch sprachlich vielfältige Gemeinschaft ein. Dies bedeutet eine große strategische Veränderung, denn eine so große, ökonomisch starke, rechtlich reglementierte und in den Fundamenten demokratische Staatengemeinschaft hat in Europa in dieser Form noch nicht existiert. Dieser Prozess der Vereinigung bedeutet auch die Überwindung und die Verwischung der Spuren des durch feindliche Blöcke geteilten Europas, das ein halbes Jahrhundert bestanden hat. Dies bedeutet einerseits die Auflösung der Spannungen zwischen der kommunisti- 296 schen und der kapitalistischen Gesellschaftsordnung innerhalb Europas, andererseits den Abschied vom Modell des klassischen europäischen Nationalstaates. Diese Prozesse erfordern auf jeden Fall nüchterne Überlegungen und relativ rasche Entscheidungsprozesse. Die großen geopolitischen Veränderungen sind in erster Linie eine Folge der Erkenntnis, dass die wirtschaftliche, kulturelle und politische Dominanz Europas in der Welt vorüber ist. Wenn die ökonomischen und gesellschaftlichen Errungenschaften der Vergangenheit beibehalten und weiterentwickelt werden sollen, muss daher durch Integrationsprozesse ein europäisches Gleichgewicht hergestellt werden. Diese Errungenschaften können auf den gemeinsamen Nenner „Lebensqualität“ gebracht werden. Slowenien ist der Europäischen Union in der Phase ihrer größten räumlichen Erweiterung und der damit verbundenen enormen Vergrößerung ihrer Einwohnerzahl beigetreten. Diese Erweiterung stellt eine ungeheure Herausforderung für alle Beteiligten – für die alten und für die neuen Mitglieder sowie für die im Osten angrenzenden Staaten – dar. Die alten Mitgliedsstaaten müssen die ökonomische Last der europäischen Integration tragen. Hinzu kommen bestimmte Risiken, die die Transformationsprozesse in den ehemaligen kommunistischen Staaten mit sich bringen, drohende Rezession (die die Strukturprobleme und Globalisierung reflektiert), Bürokratismus (damit verbunden: steigender Verbrauch öffentlicher Mittel bei zunehmender Ineffizienz) und nicht zuletzt die Suche nach einer stärkeren Rolle Europas in der Welt. Gerade Letzteres erscheint im vergangenen Jahrzehnt in Bezug auf die unmittelbaren Nachbarregionen auf dem Balkan als regelrechte Bauchlandung. Die neuen Mitglieder müssen sich den Entwicklungsfaktoren Sloweniens akzeptierten und überwiegend bewährten Normen anpassen und in allen Bereichen entsprechende Qualität erreichen. Der Zeitpunkt eines engeren Zusammenschlusses und einer intensiveren Zusammenarbeit ist gekommen. Das bedeutet die Betonung von Offenheit und Weltbürgertum, birgt aber auch die Entwicklungsfallen und Risiken, die das so veränderte Europa in sich trägt. Dieses Europa muss verantwortungsvoll gestaltet, verändert und verwaltet werden. In der zehnjährigen Phase der Annäherung Sloweniens an die EU haben sich in erster Linie Probleme rechtlicher und struktureller Anpassungen gezeigt. Verschiedene Studien warnen vor Unzulänglichkeiten Sloweniens und dessen Gesellschaft. Darunter befindet sich die sehr breit angelegte Untersuchung „Slowenien und die Weiterentwicklung der Europäischen Union1“, die auch die Grundlage dieses Beitrages darstellt. Natürlich kann man diese umfassende Thematik weder in einem kurzen Artikel wiedergeben, und der Leser soll nicht mit analytischen Einzelheiten belastet werden. Deshalb haben wir uns insbesondere an den grundlegenden Parametern der nationalen Entwicklung Sloweniens im Rahmen einer erweiterten Europäischen Union orientiert. Wir berücksichtigen dabei die Umstände, Prozesse und Phänomene in Slowenien und in der Welt, die die Entwicklung grundlegend beeinflussen. Damit wollen wir die kritische Diskussion über die Perspektiven und Gefahren der Entwicklung Sloweniens innerhalb der multiethnischen Europäischen Union fortsetzen, vor allem was Volksidentität, Sprache und Kultur betrifft. Merkmale der Entwicklung der Europäischen Union. Die Europäische Union ist ein Verbund von mittlerweile fünfundzwanzig Staaten mit 451 Millionen Einwohnern. Fünfundzwanzig Staaten, neunzehn Amtssprachen, tatsächlich aber wesentlich mehr Sprachen, Kulturen und kollektive (Volks-)Identitäten. Neben den unterschiedlichen Ethnien und Nationen setzt sich die heterogene europäische Gesellschaft auch aus zahlreichen Einwanderern und deren Nachkommen nicht nur aus dem europäischen Raum, sondern auch aus Asien, Afrika und Lateinamerika zusammen. Heute stellen die Immigranten in den meisten Ländern der Europäischen Union einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung und unterscheiden sich in Bezug auf Kultur, Religion, Lebensweise, Wertvorstellungen und andere Eigenschaften deutlich von den Altansässigen. Die Durchmischung über Generationen hinweg führte zur Verschmelzung und zu einer neuen Realität der europäischen Einwohnerschaft. Die nationalen Ideologien strebten in der Vergangenheit eine ethnische Vereinheitlichung auf dem Territorium der betreffenden Staaten an und übten dabei verschiedene Formen von Assimilationsdruck – von Pression im Bereich Schule und Kultur bis hin zu gewaltsamen Massenumsiedelungen oder sogar bis zum Genozid – aus. Trotzdem ist Europa ethnisch und kulturell inhomogen geblieben. Diese sprachlich und kulturell vielfältige europäische Gesellschaft, bestehend aus Nationalstaaten, Staatsvölkern, ethnischen Gemeinschaften ohne eigenen Staat, einer großen Zahl autochthoner nationaler Minderheiten sowie Zuwanderern ist einerseits sehr aufwändig und teuer zu verwalten und verlangt andererseits ein hohes Maß an Toleranz und ständig neue Kompromisse aller Beteiligten. Die Satzungen des Europarates und des europäischen Parlaments sowie der anderen EU-Behörden 297 Entwicklungsfaktoren Sloweniens unterstützen zumindest deklamatorisch die kulturelle Vielfalt Europas, sowohl in Bezug auf autochthone ethnische Gemeinschaften als auch auf die verschiedenen Einwanderergruppen. Der Schutz der Volksidentität, der Sprache und der Kultur besaß und besitzt in Europa auch weiterhin eine wesentliche strategische Bedeutung, die durch die nationalen Verfassungen und verschiedene Grundsatzdokumente der Mitgliedsstaaten deutlich hervorgehoben wird. Neben der Vielfalt des europäischen Raumes und der Gesellschaft ist es notwendig, spezielle Schlüsselerscheinungen und Prozesse zu berücksichtigen, die erfahrungsgemäß wesentlichen Einfluss auf die nationale Entwicklung in Slowenien haben werden: • Verschiebung der „Peripherie“ in Richtung Osten, • wachsende Peripherisierung bestimmter Gebiete, • starker Immigrationsdruck aus Asien und Afrika, • sehr geringe Natalität und damit verbundener Rückgang der Bevölkerungszahl, • demografische Strukturprobleme in peripheren Gebieten, • starke Konzentration der Macht in einigen großen Zentren, • Assimilationsdruck, vor allem auf kleinere Gemeinschaften, • wachsende soziale Stratifikation, • starke regionalistische Bewegungen, • Stärkung der Minderheiten, • wachsende Multikulturalität der europäischen Gesellschaften, • Vergrößerung interregionaler Unterschiede. Grundziel der Entwicklung Sloweniens in 298 der Europäischen Union. Der Beitritt zur Europäischen Union bringt eine wesentliche Veränderung der geopolitischen Lage Sloweniens mit sich. Neben dieser strategisch bedeutenden Tatsache darf man die Wertvorstellungen nicht übersehen, deren Erfüllung die Lebensqualität einer Nation, eines Staates und einer Gesellschaft in verschiedenen Bereichen sichert. Angeführt werden nur diejenigen, die Ausdruck des gesellschaftlichen Konsenses sind und verhältnismäßig oft – wenn auch nicht immer gemeinsam – als wichtige Prioritäten in Zusammenhang mit verschiedenen Strategien angegeben werden: • Bewahrung der territorialen Einheit, • Bewahrung und Entwicklung nationaler und anderer Identitäten, • Bewahrung des Kulturerbes, • Erhaltung und Entwicklung des menschlichen Potenzials: demografische Struktur, Vitalität, berufliche Qualifikation und Leistungsfähigkeit sowie stabile Besiedelung der gesamten Kulturlandschaft; eine besondere Rolle spielt hierbei das Erziehungswesen, • Bewahrung der biotischen Vielfältigkeit und Vitalität, • Schutz der Umwelt und die Beseitigung bereits eingetretener Schädigungen, • Erhaltung und Entwicklung der wirtschaftlichen Potenziale: Produktionsmöglichkeiten, technische, technologische und räumliche Kapazitäten auf den Gebieten Industrie und Gewerbe, Entwicklung des Dienstleistungssektors, Konkurrenzfähigkeit der Landwirtschaft bei Sicherung der strategischen Reserven sowie Schutz der Umwelt und Pflege der Kulturlandschaft, • Qualität der Infrastruktur: Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Eisenbahnen, Flughäfen, Fluss- und Seehäfen), Energie-Infra- Entwicklungsfaktoren Sloweniens • • • • • • struktur (Strom-, Erdgas-, Fernwärmenetz u. Ä.), Kommunikationsinfrastruktur (Telefonnetz, Internet, Mobilfunknetz) sowie gesellschaftliche Infrastruktur (Organisationen und Einrichtungen auf staatlicher bzw. lokaler Ebene [öffentliche Ämter], private Initiativen als Faktoren der Zivilgesellschaft u. Ä.), Qualität des Lebensraumes, die sowohl das unmittelbar besiedelte Gebiet als auch die dazugehörigen Erholungsgebiete betrifft, Lebensqualität der Bevölkerung, die neben der Wohnqualität insbesondere auch das System der Sozial- und Gesundheitsfürsorge umfasst, soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Zusicherung gleicher Möglichkeiten für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen hinsichtlich Geschlecht, Alter, sozialer Position, Religions- und Volkszugehörigkeit u. Ä., gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, persönliche, soziale, Vermögens- und Rechtssicherheit; in diesem Zusammenhang ist die Effizienz der Sicherheitskräfte (Polizei, Armee) von Bedeutung, die sowohl auf persönlicher als auch auf kollektiver (nationaler) Ebene die Sicherheit garantieren sollen . Entwicklungsfaktoren Sloweniens in der Europäischen Union. Die vorgestellten strategischen Ziele der Entwicklung Sloweniens in der EU sind langfristig und sehr komplex. Verwirklichen kann man sie durch eine alle heimischen und internationalen Umstände berücksichtigende Politik. Slowenien kann nur einige Bereiche der Entwicklung aktiv beeinflussen, kann sich aber anderswo vor allem strukturell anpassen, indem es Verbündete und Partner sucht. Im Folgenden werden die inneren und äußeren Faktoren der Entwicklung dargestellt: Innnere Faktoren. Zu den inneren Entwicklungsfaktoren Sloweniens zählen diejenigen, die unmittelbar aus dem slowenischem Raum und der slowenischen Gesellschaft hervorgehen: • Die physischen Eigenschaften des Gebietes: verkehrtechnische Bedingungen, Klima, Landschaftsformen, aber auch verschiedene gesellschaftliche Merkmale, wie Dichte und Typus der Besiedelung. • Die infrastrukturellen Bedingungen umfassen Dichte und Qualität sowie die wechselseitige Verbindung von Verkehrs-, Energie-, Kommunikations- und gesellschaftlicher Infrastruktur. Slowenien besitzt ein gut ausgebautes Autobahnnetz, das System der übrigen Infrastruktur ist hingegen unzureichend und in hohem Maße lokalen Interessen untergeordnet. Einige, vor allem grenznahe, periphere Gebiete sind infrastrukturell sehr schlecht ausgestattet. • Die Wirtschaftstruktur setzt sich aus dem Verhältnis zwischen den verschiedenen Wirtschaftsbereichen, Eigentumsverhältnissen und Produktivität zusammen. Slowenien hat sich in einem guten Jahrzehnt von einer typisch industriellen Wirtschaft hin zur Dienstleistungswirtschaft entwickelt. Unterdessen ist die Bedeutung der Landwirtschaft, abgesehen von der Pflege der ländlichen Kulturlandschaft, stark zurückgegangen. Sichtbar ist der Trend zum Zusammenschluss von Unternehmen, die Schließung von Kleinbetrieben, die Abwanderung der Produktion in andere Länder, die 299 Entwicklungsfaktoren Sloweniens Ansiedlung ausländischer Betriebe u. Ä. Die Eigentumsstruktur hat sich stark verändert (Privatisierung, Erwerb durch Ausländer). Die Wirtschaftsstruktur gilt als relativer Schwachpunkt. • Die räumliche Kohäsion bezeichnet den Zusammenschluss verschiedener Gebiete des Landes zu einer territorialen und gesellschaftlichen Gemeinschaft, die ein infrastrukturelles System und die Einheit des Staates, das Staatsbewusstsein der Einwohner u.a. ermöglicht. Slowenien ist nur im Zentrum stark integriert, während weite Grenzgebiete infrastrukturell unzureichend ausgestattet sind, mit zu schwachen regionalen Zentren, weshalb in einigen Gebieten zentrifugale Tendenzen vorhanden sind. • Die Beziehungen zwischen dem Zentrum und der Peripherie umfassen alle Interaktionen politischer, kultureller, ökonomischer und administrativer Natur, die zwischen den bevölkerungsreichen und ökonomisch entwickelten urbanen Gebieten und in der Regel wirtschaftlich rückständigeren Gebieten in grenznahen Regionen erfolgen. Die auf lokaler und regionaler Ebene vorhandene Abneigung gegenüber dem „Zentrum“ ist in Slowenien stark ausgeprägt. • Die Dominanz der städtischen Zentren: Die Hauptstadt ist in der Regel die größte Stadt des Landes und ist wegen der Konzentration von Kapital, Bevölkerung als menschliches Potenzial (Wissen, Fähigkeiten, staatliche Institutionen), infrastruktureller Knotenpunkte und anderer Eigenschaften führend bei herausragenden Entwicklungen und Errungenschaften des Staates. Das Zentrum bietet die meisten Arbeitsplätze unterschiedlicher Anforderungsprofile, eine 300 hohe Konzentration der Versorgung (Handel, Gastgewerbe, Hotel- und Tourismuskapazitäten, Unterhaltung und Regeneration, Gesundheitswesen, gesellschaftliches Leben), ein umfangreiches und vielfältiges kulturelles Angebot u. dgl. mehr. Es übt eine hohe Anziehungskraft aus und begünstigt damit die Entstehung von staatlicher Identifikation und Volksidentität. Mit dem Gesagten wollen wir aber in keiner Weise die Bedeutung regionaler und lokaler Zentren vernachlässigen. • Die ethnische Struktur und zwischenethnische Beziehungen spielen für die staatliche Stabilität eine wichtige Rolle. Mit weniger als 90 % Slowenen in der Gesamtbevölkerung zählt das Land zu den ethnisch verhältnismäßig heterogenen Staaten. Einem vorbildlichen Status der autochthonen Minderheiten der Italiener und Ungarn – etwas eingeschränkter gilt dies auch für die Roma – steht ein Drängen der Immigrationsgemeinschaften aus dem ehemaligen jugoslawischen Raum nach ähnlichen Rechten gegenüber. Die Letzteren können sich wegen der sprachlichen Verwandtschaft rasch in die slowenische Lebensumwelt integrieren. Bei wirtschaftlichen Kontakten mit dem südosteuropäischen Raum können sie einen bedeutenden verbindenden Faktor darstellen. • Die Eigenschaften der Volksidentität und anderer Identitäten: Die Volksidentität besteht aus einer Reihe objektiver und subjektiver Elemente, die sich in fünf Gruppen (kulturell-sprachliche, historische, geographische, soziale und wirtschaftlich-politische) einordnen lassen. Der Einzelne erlangt und entwickelt sie im Prozess seiner Sozialisation, der ein ganzes Leben lang andauert. Entwicklungsfaktoren Sloweniens Die Volksidentität ist relativ beständig, jedoch nicht unveränderbar. Die slowenische Identität betont stark die sprachliche Komponente, was insbesondere für Angehörige von Minderheiten und Einwanderern einen ausgeprägten Ausgrenzungsfaktor bedeutet. Stark ausgeprägt sind auch regionale und lokale Identitäten, die die starke Verbundenheit mit der Region unterstreichen. • Das kulturelle Leben stellt einen wesentlichen Integrationsfaktor nach innen dar, der die Gesellschaft zu einer stabilen Gemeinschaft verfestigt und (auch regionale und lokale) Volksidentität und das Staatsbewusstsein stärkt. • Die Beziehungen zu den Slowenen im Ausland: Die slowenischen Minderheiten jenseits der Grenze sowie Auswanderer und deren Nachkommen stellen einen wichtigen Teil des slowenischen Volkes und des slowenischen Kulturraumes dar. Bedeutend sind sie vor allem als Faktoren in den internationalen Beziehungen. Die Beziehungen zu Minderheitenorganisationen müssen auf allen Ebenen stattfinden und lokale und staatliche Besonderheiten sowie die Loyalität zu den Ländern, in denen sie ansässig sind, berücksichtigen. Zugleich sollte aber ein möglichst enger Kontakt auf verschiedenen Ebenen angeregt und die Voraussetzungen für eine grenzüberschreitende Kommunikation der Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze geschaffen werden. • Die Organisation der Verwaltung bezieht sich in erster Linie auf die Tätigkeit verschiedener Ämter auf unterschiedlichen Ebenen. Wesentlich ist die Verbundenheit der Bevölkerung mit den eigenen Administrationseinheiten und die Identitätsbildung, zugleich aber auch die Wettbewerbsfähig- keit mit vergleichbaren Einheiten in den benachbarten Staaten. Slowenien ist administrativ in kleine Gemeinden zersplittert, andererseits jedoch relativ zentralistisch organisiert, weil es zwischen der staatlichen und der lokalen Ebene keine Zwischenstufen gibt, was sich als nachteilig erweist. • Das Bildungswesen steigert die Chancen des Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt und beeinflusst maßgeblich die Qualität des Lebens, formt aber auch nationales Bewusstsein und Identität. Das System des Schulwesens umfasst die Stufen der Vorschulerziehung, Grundschulen, Berufschulen und Mittelschulen, die Schulen für Personen mit besonderen Bedürfnissen, Akademien, Fachhochschulen, Universitäten, Kunstakademien und Forschungseinrichtungen. Hinzu kommen noch Weiterbildungseinrichtungen, wie z. B.Sprachschulen, Musikschulen, Sport- und Freizeitvereine, die durch verschiedene Formen der Bildung und Weiterbildung zu größerer Arbeitseffizienz, persönlicher Allgemeinbildung, kulturellem Engagement, besserem Gesundheitsbewusstsein u. Ä. verhelfen. Wichtig sind sowohl die Qualität der Schulen und die Bildungsinhalte als auch ihre Zugänglichkeit. Slowenien hat ein differenziertes Schulsystem, das das gesamte Land abdeckt. Auf Grund der infrastrukturellen Bedingungen ist allerdings der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten erschwert, und es lässt sich ist bereits die Anziehungskraft von Zentren in den Nachbarstaaten feststellen. • Das Sicherheitssystem soll den Schutz der territorialen Einheit, der Wirtschaftsobjekte, der kulturellen Güter, des Privatvermögens, der Gesundheit und des Lebens der Bevölkerung gewährleisten. Das Sicher- 301 Entwicklungsfaktoren Sloweniens heitssystem besteht aus Militär und Polizei, verschiedenen Formen des Zivilschutzes, aber auch aus privaten Sicherheitsdiensten. Armee und Polizei stellen in den meisten Staaten auch das Fundament der der nationalen Souveränität dar und sind wichtige Träger der nationalen Identität. • Die demographische Struktur: Der Mensch stellt den wichtigsten Entwicklungsfaktor dar. Die Erhaltung der Bevölkerungszahl und eine günstige Altersstruktur sind deshalb als die wichtigsten Ziele zu betrachten. Die Bevölkerungspolitik beinhaltet verschiedene Maßnahmen auf wirtschaftlichem, gesundheits- und sozialpolitischem sowie rechtlichem Gebiet. Zum Zweck Sicherung einer stabilen demographischen Struktur wird eine Erhöhung der Geburtenrate angestrebt, und auf der anderen Seite soll eine Regulierung von Landflucht und Verstädterung erreicht werden. Slowenien zählt zu den Staaten mit einer sehr niedrigen Geburtsrate und einem damit verbundenen Bevölkerungsrückgang und muss daher bevölkerungspolitischen Maßnahmen wesentlich größere Aufmerksamkeit schenken.2 • Die berufliche Qualifikation der Bevölkerung: Hierbei geht es um die Erlangung der formalen und funktionalen Befähigung zur Ausübung von Tätigkeiten in Wirtschaft, Kultur, Verwaltung, im Sozialbereich, im Gesundheitswesen, im Dienstleistungssektor und in anderen Bereichen, was schließlich zu einer höheren Lebensqualität der heimischen Bevölkerung führt.3 Äußere Faktoren. Die Einschätzung der äußeren Faktoren, die alle Umstände, Prozesse und Erscheinungen außerhalb des slowenischen 302 Staates und der slowenischen Gesellschaft umfassen, wirkt auf die gesellschaftliche und räumliche Entwicklung Sloweniens zurück. Die Mehrheit der Faktoren geht aus der Nachbarschaft in Mittel- und Südosteuropa bzw. aus Europa im Allgemeinen hervor, einige Faktoren sind auch global bedingt: • Globalisierung: Auf Grund der Verflechtungen von Prozessen und Beziehungen innerhalb von Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft kann ein Ereignis Folgeeffekte im breiten Raum oder in der Gesellschaft hervorrufen.4 Man kann Slowenien nicht isoliert, sondern nur in engem Zusammenhang und in Wechselbeziehung mit globalen Entwicklungen betrachten. • Regionalisierung: Bestrebungen nach größeren Verwaltungskompetenzen der Regionen: Die EU unterstützt die Stärkung der Regionen (auch auf Kosten der Nationalstaaten) und führt immer mehr Programme ein, über die sich diese Bestrebungen realisieren lassen. Gleichzeitig haben sich in europäischen Staaten verschiedene regionale Bewegungen stark entfaltet, entweder als Widerstand gegen den Zentralismus oder als Form eines so genannten „Ethnoregionalismus“. • Individualisierung: Die urbane Lebensweise stellt den Einzelnen, seine Rechte und Bedürfnisse immer deutlicher in den Vordergrund, gleichzeitig aber führt diese Lebensweise auch zu einer gewissen Entfremdung. Die Auswirkungen der Individualisierung sind deshalb auf dem Gebiet der Sozialisation und Kommunikation deutlich sichtbar: Sie beeinträchtigt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.5 • Informatisierung: Der Prozess, der auf der Entwicklungsfaktoren Sloweniens Entwicklung der Kommunikations- und Informationstechnologie basiert. Er bestimmt die gesellschaftlichen Beziehungen, nimmt Einfluss auf Wirtschaftsstandorte und Besiedelung, bestimmt über die Lebensqualität und ist ein entscheidender Faktor der räumlichen Entwicklung. Der Grad der Informatisierung ist schon jetzt einer der grundlegenden Maßstäbe für den Standard der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Die Geschwindigkeit und die Qualität der Informationsübertragung sowie die übermittelten Informationen sind grundlegende Konkurrenzvorteile und Entwicklungsvoraussetzungen6 und spielen eine wesentliche Rolle im Sinne des Zusammenhaltes der Gesellschaft und des Staates. • Die Transformation ist der Prozess des wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Übergangs ehemaliger kommunistischer in kapitalistische Staaten. Dieser Prozess verläuft im wirtschaftlichen und im gesellschaftlichen Bereich langsamer als im politischen (Demokratisierung).7 • Die landschaftliche Beschaffenheit der an Slowenien angrenzenden Gebiete: Slowenien ist gegen Österreich und teilweise gegen Kroatien durch Gebirge begrenzt, während es gegen Ungarn, Italien und den größeren Teil Kroatiens hin offen ist. Diese Faktoren sind vor allem als Grundlage für die Besiedelungsdichte, die wirtschaftliche Ausrichtung sowie den Verkehr und die Infrastruktur wichtig. Diesen Elementen kommt aber nur eine verhältnismäßig geringere Bedeutung zu, wenn es nicht auch eine entsprechende gesellschaftliche Organisation und eine politische Macht gibt, die diese Faktoren kontrolliert. • Die Besiedelungseigenschaften der angren- zenden Gebiete spiegeln die Bevölkerungszahl und indirekt auch die wirtschaftliche und kulturelle Stärke ausgewählter Gebiete wider. Die Nachbargebiete sind durchschnittlich dicht besiedelt, stellenweise dichter und anderswo weniger dicht als in Slowenien. Entscheidendere Bedeutung als die Besiedelungsdichte haben hingegen die Städte mit ihren Funktionen in der unmittelbaren und in der weiteren Umgebung. In dieser Hinsicht sind größere Bevölkerungskonzentrationen in der näheren Nachbarschaft zumeist ungünstig, weil sie konkurrierende Gravitationskerne darstellen. • Die infrastrukturellen Bedingungen in den Nachbarstaaten: Die Infrastruktur hat vor allem deshalb besondere Bedeutung, weil sie schnellere und billigere Kommunikation ermöglicht und die Verkehrsströme in die Zentren lenkt, was die Zentrifugaltendenzen beschleunigen oder mindern kann. Die Gebiete in Italien und Österreich sind im Allgemeinen infrastrukturell besser ausgestattet als diejenigen in Slowenien, während in Kroatien und Ungarn oftmals schlechtere Bedingungen herrschen. • Formen der Integration und der internationalen Zusammenarbeit in den Nachbarstaaten: Drei von den vier Nachbarstaaten Sloweniens sind Mitglieder der Europäischen Union, zwei des Militärbündnisses NATO. Nicht weniger wichtig sind allerdings regionale Initiativen, wie zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Alpe-Adria, die Initiativen für die nördliche Adria, Programme für den Alpenraum (Euromontana, Alpenkonvention), für den Donauraum und Mitteleuropa (CADSES) und nicht zuletzt auch die Initiativen für Südosteuropa (Stabilitätspakt). • Die Wirtschaftsstruktur der Nachbarstaa- 303 Entwicklungsfaktoren Sloweniens ten Sloweniens: Die Wirtschaftsstruktur lenkt die Verkehrsströme und ist zugleich Mittler, Gegenstand oder sogar Mittel des Vordringens in den slowenischen Raum. Dies hat auch Einfluss auch auf die Identität Sloweniens und auf verschiedene Aspekte der Lebensqualität. Eine starke Konkurrenz stellt vor allem der norditalienische Raum dar, was auf die übrigen Nachbarstaaten weniger zutrifft. Von regionaler Bedeutung sind noch die Ballungsräume Graz und Zagreb; die anderen Gebiete in der Nachbarschaft können mehr als Partner denn als Konkurrenten betrachtet werden. Die wirtschaftliche Ausrichtung in den Nachbargebieten unterscheidet sich maßgeblich von der im slowenischen Raum. • Ethnische Struktur und Beziehungen zu den angrenzenden Gebieten: Slowenien befindet sich an einer ethnischen Schnittstelle zwischen größeren sprachlich und kulturell ungleichartigen Nachbarn mit starken und historisch gefestigten Volksidentitäten. Dieser Raum ist also auf einer Seite mit Multiethnizität und Multikulturalität, die Bestandteil des historischen Erbes sind, konfrontiert, auf der anderen Seite hingegen immer noch mit latenten Konflikten belastet. Drei von den vier Nachbarstaaten haben in der Vergangenheit in unterschiedlicher Form Macht über das heutige slowenische Staatsgebiet ausgeübt und beeinflussen auch weiterhin vor allem die Randgebiete relativ stark. • Die Existenz aggressiver Ideologien: Obwohl es im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund eines vereinten Europas und zahlreichen Deklarationen über Sicherheit, Frieden und gute nachbarschaftliche Beziehungen ein wenig ungewöhnlich erscheint, 304 • • • • das Bestehen aggressiver Ideologien zu erwähnen, können wir nicht an der Tatsache vorbei, dass diese dennoch existieren. Dabei geht es weniger um kriegerische Pläne und territoriale Ansprüche, sondern um Ideologien, die versuchen auf verschiedene Weise den slowenischen Raum wirtschaftlich und kulturell zu beherrschen. Der kulturelle Einfluss der benachbarten Regionen, Staaten und Nationen steht in Zusammenhang mit Bevölkerungszahl und Bruttonationalprodukt, die gemeinsam zu größerem oder kleinerem Einfluss in der Nachbarschaft beitragen. Der Staat verfügt über eine Reihe von Institutionen, die die nationale Identität formen und verbreiten. Slowenien ist in dieser Hinsicht in der Position des Schwächeren: Alle Nachbarnationen sind bevölkerungsreicher, besitzen eine ältere Staatstradition und haben über einen gewissen Zeitraum hinweg Einfluss auf den slowenischen Raum (vor allem auf die Grenzgebiete) ausgeübt. Die Verwaltungsstruktur ist für den inneren Zusammenhalt und die Effizienz bei der Gewährleistung staatlicher Leistungen auf verschiedenen Ebenen bedeutend. Die Gebiete in den Nachbarstaaten haben in der Regel größere administrative Einheiten, vor allem aber eine besser entwickelte Verwaltungshierarchie. Die politische Stabilität der Nachbarstaaten: Die Verhältnisse in den an Slowenien angrenzenden Gebiete sind größtenteils konfliktfrei, abgesehen von den Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens, die man auf Grund der vergangenen militärischen Auseinandersetzungen als weniger stabil bezeichnen muss. Internationale Migration: Die Europäische Entwicklungsfaktoren Sloweniens Union ist für Arbeitsimmigranten insgesamt sehr attraktiv, nicht nur aus der Ostund Südosteuropa, sondern in immer größerem Ausmaß auch aus Afrika und Asien. Die Mobilität der Völker steigt und schafft in verstärktem Ausmaß multikulturelle Umwelten.8 Die räumliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethnische Entwicklung Sloweniens ist von einer Reihe miteinander verflochtener Faktoren abhängig. Bei manchen besteht die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen und sie zum eigenen Nutzen zu verändern, bei anderen ist es sinnvoll, Partner und Verbündete zu suchen, bei dritten erscheint eine Ausweichstrategie oder die Konfrontation am besten geeignet. Die erfolgreiche slowenische Entwicklung im europäischen Rahmen ist keine selbstverständliche Folge der Eingliederung in diese übernationale Gemeinschaft, sondern das Resultat bewusster, durchdachter und ausdauernder Vorgangsweise. Die Zeiten sind vorbei, in denen für Misserfolge in den oben genannten Bereichen die Zentren multiethnischer Staatssysteme verantwortlich gemacht werden können (Wien zur Zeit der Habsburger-Monarchie, Belgrad zur Zeit der beiden jugoslawischen Staaten; manche befürchten dass nun Brüssel eine ähnliche Rolle einnehmen könnte). Obwohl Einflüsse von außen – vor allem von den Nachbarstaaten – unbestreitbar sind, besitzt Slowenien auf der anderen Seite eine Reihe von Institutionen auf staatlicher und lokaler Ebene und Organisationen der Zivilgesellschaft. Das Land verfügt auch über vielfältige Erfahrungen mehrerer Generationen, die in verschiedenen staatlichen Systemen gelebt haben. Das ist ein wichtiges Erbe auf dem Weg der Herausbildung einer eigen- ständigen slowenischen Gemeinschaft innerhalb Europas. Es geht auch um die Verantwortung gegenüber Entwicklungen in der neuen, gemeinsamen europäischen Gesellschaft. Deshalb ist die Mitgliedschaft Sloweniens in der EU nicht nur als Möglichkeit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, sondern auch als Mitverantwortung für das Schicksal des alten Kontinents zu sehen. Auf diese Weise kann auch eines der größten bisherigen Hindernisse beseitigt werden: Der unzureichende Bekanntheitsgrad Sloweniens im europäischen und noch mehr im globalen Kontext. Vor allem aber kann Slowenien sowohl innere als auch äußere Entwicklungsfaktoren wesentlich erfolgreicher zugunsten der eigenen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, räumlichen, ethnischen und kulturellen Entwicklung beeinflussen. ENDNOTEN – ANMERKUNGEN 1 2 3 4 5 6 7 8 Milan Bufon – Boris Jesih – Dubravko Škiljan – Jernej Zupančič (Red.), Slovenija in nadaljnji razvoj Evropske unije, zaključno poročilo, raziskovalna naloga. Ljubljana 2003. Janez Malačič, Prebivalstvo Slovenije danes in jutri. Slovenci in prihodnost. Ljubljana 1993; Milivoj Šircelj, Demografski razvoj Slovenije, in IB revija, Jg. 32, H. 1–3 u. 4–5, 1998. Alenka Kajzer, Človeški dejavnik in trg dela. Strategija RS za vključitev v EU. Ljubljana 1998. Gavin Boyd – John H. Dunning (Hg.), Structural change in and cooperation in the global economy. Cheltenham – Northhampton 1999. Zdravko Mlinar, Individualizacija in globalizacija v prostoru. Ljubljana 1993. Franc Trček, Problemi informatizacije Slovenije, in: Teorija in praksa, Jg. 37, H. 6, 2000. Andreja Böhm (Hg.), Privatization in Central and Eastern Europe 1995. Ljubljana 1996. Barbara Verlič Christensen, Evropa v precepu med svobodo in omejitvami migracij. Ljubljana 2002. 305 Zukünftig erscheinende und bisher erschienene Publikationen Wissenschaftliche Reihe Znanstvena zbirka Pavlove hiše Vom Leben an der Grenze Aufsätze zur Zeitgeschichte der südoststeirisch-slowenischen Grenzräume A: Franz Josef Schober Ein Sammelband mehrjähriger Beschäftigung mit der Geschichte der südoststeirisch-slowenischen Grenze im 20. Jahrhundert Auswahl: Vom Leben an der Grenze im 20. Jahrhundert, Der Kampf um die neue Grenze im Raum MureckApače/Abstall, Ocinje/Guizenhof, Kramarovci/Sinnersdorf und Fikšinci/ Füchselsdorf, Erinnerungen an die Jahre 1938 bis 1945, Dr. Julius Matthèy-Guenet, Dr. Sergej Kapralov, Anton Festl, Krieg um Slowenien 1991 … Die steirischen Slowenen Tagungsband zum Symposium Hg.: Katalin Munda Hirnök & Susanne Weitlaner Sammelband mit Vorträgen zur Konferenz „Ethnologisches Erbe und Kulturkreis der steirischen Slowenen“ mit Fachexkursion, 23. – 24. September 2004 in Zusammenarbeit mit der Slowenischen ethnologischen Gesellschaft / Slovensko etnološko društvo 306 Legionäre aus dem Süden Fußballer aus Exjugoslawien in der Steiermark A: Wolfgang Kühnelt Der Autor erarbeitet in einem historischen Teil das Gewesene und geht der Frage nach, was aus ihnen wurde. Diskurs und Erinnerung an der steirisch-slowenischen Grenze. Eine Analyse anlässlich des EU-Beitritts A: Elisabeth Schober Die Autorin untersucht anlässlich des EU-Beitrittes Sloweniens mit Hilfe von Tiefengesprächen Unaufgearbeitetes und Verschüttetes. Audio Compact Disc Ljudska pesem na Štajerskem Eine Bestandsaufnahme der südsteirischen zweisprachigen Liedkultur A: Eva Maria Hois Basierend auf Feldforschungsaufnahmen aus aus dem Jahr 2001 erscheint im Jahr 2006 in Zusammenarbeit mit dem Steirischen Volksliedwerk ein Tonträger mit Dokumentarmaterial slowenischen Liedgutes aus dem Südsteirischen Grenzgebiet. Bodoče izdane publikacije Pavlove hiše Literarische Reihe Literarna zbirka Pavlove hiše Gedichte in dt. und slowenischer Sprache A: Vencelslav Šprager Der umtriebige Künstler veröffentlicht erstmals in der Pavelhausreihe. Lyrikband A: Rezka Kanzian Neue Gedichte der in Graz lebenden Kärntner Slowenin Kunst und Gesellschaft Umetnost in družba Schengenblick A: Michael Petrowitsch, V.A. Themenbeiträge zum Projekt / zbornik k projektu DE 98 S. A5+ 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 10.- ISBN 3-9501567-2-0 Bukaka spat here A: Alexander Brener/Barbara Schurz Katalog zur Ausstellung/katalog k razstavi E 136 S. A5 2002 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 5.- ISBN 3-9501567-1-2 „Leb ich mein Schicksal aus“ A: Josefa Prelog Josefa Prelog – Lebensgeschichte einer steirischen Slowenin – Življenska zgodba Štajerske Slovenke Jožice Prelog DE-SL 168 S. A5 2001 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 10.- ISBN 3-85013-889-5 Machen Sie mir dieses Land wieder … Naredite mi to deželo spet… Make this country…again V.A. Steirischer Herbst 2001, Katalog zur Ausstellung/ zbornik k razstavi DE-SL-E 58 S. A4 2001 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 10.- — 307 Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften Wissenschaftliche Reihe Znanstvena zbirka Pavlove hiše Ardigata! Krucinal! Ein slowenisches Schimpfwörterbuch basierend auf Arbeiten von Josef Matl (1897-1074) zum deutschslawischen Sprach und Kulturkontakt A: Michael Reichmayr DE–SL 424 S. 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 1 A5 EURO 25.- Drugačna Radgona / The hidden side of Bad Radkersburg Plan zum Rundgangsführer A: Heimo Halbrainer DT, SL, E — — 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 2.- DT: ISBN 3-9501567-6-3 SL: ISBN 3-900181-05-5 E: ISBN 3-900181-06-3 ISBN 3-9501-5673-9 Auf den Spuren der Protestanten, Juden, Roma und Slowenen in und um Bad Radkersburg Rundgangsführer, 2.Auflage A: Heimo Halbrainer DE 103 S. 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 2 A5 EURO 10.- ISBN 3-9501567-4-7 Po sledeh protestantov, Judov, Romov in Slovencev v Radgoni in okolici Vodnik za obhod A: Heimo Halbrainer SL 99 st. 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 2a 308 A5 EURO 10.- ISBN 3-9501567-5-5 Die Natur des Sollens... Erstdruck der mit dem Wartinger-Preis ausgezeichneten Dissertation des steirischen Philosophen Franz Weber (1890-1975) Prvi natis disertacije štajerskega filozofa Franceta Vebra (1890-1975), odlikovana z Wartingerjevo nagrado A: Franz Weber DE-SL 181 S. 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 4 A5 EURO 15.- ISBN 3-900181-01-2 Do sedaj izdane publikacije Pavlove hiše Drinnen und draußen, wir und ihr. Fremdenfeindlichkeit als soziale Praxis der Zugehörigkeit – Eine Feldstudie im Radkersburger Winkel Sovražnost do tujcev kot socialna praksa pripradnosti – Raziskava na terenu Radgonskega kota A: Sonja Ebner DE-SL 227 S. 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 5 A5 EURO 15.- Srečko Kosovels Integrali: Ein herausgeberisches Artefakt und sein Rang als herausragende Erscheinung der slowenischen Avantgarde. A: Erwin Köstler DE-SL 223 S. 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 7 A5 EURO 15.- ISBN 3-900181-04-7 ISBN 3-900181-02-0 Die Sprache im Dorf lassen Festhalten und Aufgeben der slowenischen Sprache in Radkersburg und Umgebung. A: Andrea Haberl-Zemljič DE-SL 327 S. 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 6 Vom Erleben und Deuten A5 EURO 15.- Von Ajda bis Žuži Eine kulturhistorische und sprachwissenschaftliche Studie über österreichische Rindernamen. A: Michael Reichmayr DE-SL 199 S. 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 8 A5 EURO 15.- ISBN 3-900181-11X9 ISBN 3-900181-03-9 309 Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften Literarische Reihe Literarna zbirka Pavlove hiše Unsere Jahresschrift Naš letni zbornik Mein grimmiges Jahrhundert Eine Auswahl an Gedichten von Avgust Pavel in ungarischer, slowenischer und deutscher Sprache A: August Pavel DE-SL-H 127 S. 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 1 120 x 210 EURO 10.- ISBN 3-900181-12-8 Signal 2004/2005 Inhalt/vsebina: Hallo EU – Hallo Slowenien / Halo EU – Halo Slovenija; Avstrijski konvent in manjšinske pravice / Der Volksgruppenschutz im Österreichkonvent; Roma in Europa / Romi v Evropi; Judje v Prekmurju / Juden im Prekmurje und vieles mehr / in drugo V.A. DE-SL 115 S. 216 x 280 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 10.- ISBN 3-900181-08-X Signal 2003/2004 Inhalt/vsebina: Josef Schleich – Der Judenschlepper – tihotapec judov; Alois Hergouth – Ein Abend in Sladka Gora – Večer na Sladki Gori; ZeitzeugInnen und Jugendliche im Dialog – Priče časa v dialogu z mladino; Die Minoriten in Graz und Ptuj – Minoriti v Gradcu in na Ptuju; Fremdenfeindlichkeit als soziale Praxis– sovražnost do tujcev kot socialna praksa und vieles mehr / in drugo V.A. 310 Do sedaj izdane publikacije Pavlove hiše DE-SL — 216 x 280 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 10.- Kunstkataloge Umetnostni katalogi — Signal 2002/2003 Inhalt/vsebina: Abstall – aus der Zeitgeschichte eines Grenzraumes / Apače – sodobna zgodovina v obmejnem prostoru; Grußwort Judith Simon-Pavels / Pozdravne besede Judith Simon Pavel; Der „Brückenbauer“August Pavel / „Graditelj mostov“ Avgust Pavel ; Das Gebiet um Radkersburg in der Josephinischen Landesaufnahme Področje Radgone v »Jožefinski izmeri« und vieles mehr / in drugo V.A. DE-SL — A4 2002 Pavelhaus – Pavlova hiša EURO 5.- — Signal 2001/2002 Inhalt/vsebina: Portrait des Slavisten und Balkanologen Josef Matl (1897-1974) / portret slavista in balkanologa Jožeta Matla; Die Deutschen in Slowenien 1918-1941 Nemci v Sloveniji 1918-1941; Die Štajerc-Partei 1914-1918 „Štajerčeva“ stranka 1914-1918; Neue Nachbarn – novi sosedi; Steirer & Štajrer: Ein Sprachenfest – praznik jezikov V.A DE-SL — A4 2001 Pavelhaus – Pavlova hiša In Passing Katalog der Sommerausstellung 2003 des Pavelhauses u. a. mit Sabine Bittner/Helmut Weber, Plamen Dejanoff, Luka Dekleva, Sarah Dis, Petra Gerschner. Kurator: Walter Seidl E 16 S. 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Band / Knjiga 1 190 x 270 EURO 10.- ISBN 3-900181-00-4 EURO 5.- — Radical Positioning Katalog zur Sommerausstellung 2004 des Pavelhauses u. a. mit Barbara Casper, Irwin, Tanja Ostojič, Transparadiso. Kuratorin: Marina Gržinič E 20 S. 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša Band / Knjiga 2 190 x 270 EURO 10.- ISBN 3-900181-07-1 311 Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften Breaking the visual Katalog zu der im Rahmen des Steirischen Herbstes; 2004 im Pavelhaus gezeigten Ausstellung; Mitwirkende Künstler: Tomo Brejc, Richard Crow, Nikolaus Gansterer, N.I.C.J.O.B. u. a.; Kurator: Walter Seidl E 16 S. 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša Band / Knjiga 3 190 x 270 EURO 10.- ISBN 3-900181-10-1 Kontakt/Bestellung Kontakt/naročilo Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark Društvo člen 7 za avstrijsko Štajersko Elisabethinergasse 34 8020 Graz, Austria Telefon/Fax 0043-316-771383 Pavelhaus – Pavlova hiša Laafeld/Potrna 30 8490 Bad Radkersburg, Austria Telefon/Fax 0043-3476-3862 [email protected] www.pavelhaus.at 312