Gänse - Gourmet Versand
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Gänse - Gourmet Versand
Inhdt CIFOG - DIE GÄNSE- UND ENTENLEBERSPEZIALISTEN IM DIENSTE EINER LANGEN TRADITION DIE TECHNIKEN DER GÄNSE- UND ENTENLEBERPRODUKTION GÄNSE- UND ENTENLEBER EINE GANZ NATÜRLICHE GESCHICHTE AUFZUCHT UND STOPFEN VON SCHWIMMVÖGELN WIRTSCHAFTLICHER ÜBERBLICK ÜBER DIE GÄNSEUND ENTENLEBERBRANCHE 7 FÜR DEN VERBRAUCHER DIE VERSCHIEDENEN BEZEICHNUNGEN SERVIERVORSCHLAGE BERICHT DES KOMMISSIONSBÜROS ÜBER DAS GÄNSESTOPFEN IM SÜDWESTEN FRANKREICHS 10 Die Gänse-und Entenleberspezialisten im Dienste einer langen Traadition CIFOG (Comite National Interprofessionnel des Palmipedes a Foie Gras = Wirtschaftsverband der Mastschwimmvage lbranche) vereinigt alle Zweige der französischen Enten- und Gänseleberbranche, von der Aufzucht der Tiere bis zur Vermarktung des End-produkts. Der Verband existiert seit 1978 und wurde am 17. September 1987 offiziell als Repräsentant des gesamten Wirtschaftszweigs im Sinne des französischen Gesetzes anerkannt. Die Gänse- und Entenleber ist wie der Champagner oder das Cr-u Classe von Bordeaux Symbol für die Tradition des guten Geschmacks und die EI3kultur in Frankreich, die von den groI3en küchenchefs mit Sorgfalt gepflegt und fortgeführt wird. Foie Gras ist ein begehrtes Produkt. Um die hohe Qualität und den weltweiten Ruf der französischen Gänse- und Entenleber zu sichern, waren die Organisation der Branche und die Gründung von CIFOG wichtig. Der Verband repräsentiert mehr als 20 000 Fachleute aus allen Produktionsregionen und allen Gliedern der Produktionskette. Die Haupziele von CIFOG sind : - Prüfung und Durchführung von Maßnahmen und Forschungsprogrammen zur Verbesserung der Bedingungen von Aufzucht und Stopfen der Tiere über die Qualität der Futtermittel und die , Erstelhmg eines Pflichtenheftes für die Erzeuger.. . - Sicherung und Koordinierung der Kontakte zwischen den Mitgliedern der Branche und französischen und ausländischen Behörden (Landwirtschaftsministerium und Lebensmittelkontrolle in Frankreich, EG-Behörden usw). - Entwicklung wirkungsvoller Verbindungen innerhalb des Wirtschaftszweiges, um Verträge zu erarbeiten, die als Referenz für die gesamte Branche dienen. - Öffentlichkeitsarbeit zur Information der Verbraucher über die Gänse- und Entenleber sowie die Produkte daraus über Bezeichnungen, gesetzliche Bestimmungen und Verwendungsmöglichkeiten. Zu diesem Zweck gründete CIFOG 1990 ein Informations- und ein Pressezentrum für Gänse- und Entenleber. Die 7ixhniken der Gänse- und Entenleberproduktion Eine der vorrangigen Aufgaben von CIFOG ist es zu überwachen, daß in der gesamten Produktionskette ordnungsgemäß gearbeitet wird, daI3 die technischen, sanitären und gesetzlichen Bedingungen für die Herstellung von I Gänse- und Entenleber angewendet werden. Daher führen Fachleute des Verbandes in Übereinstimmung mit den französischen Gesetzen alle notwendigen Kontrollen durch, um den Fortbestand einer langen Tradition und die optimale Qualität der Produkte zu sichern. Zum besseren Verständnis führen wir diese Kontrollen nochfolgen auf. L Von der Aufzucht bis zum Stopfen... Alle Brutstätten werden regelmäßig von Tierärzten der Departement-Behörden kontrolliert. Für die Einrichtung einer Brutanstalt sind hohe Investitionen in technischer, sanitärer und wissenschaftlicher Hinsicht erforderlich, um den Erfolg eines solch komplexen und empfindlichen Wirtschaftszweiges zu sichern. Futter und Lebensbedingungen der Tiere werden ebenfalls sorgfältig überwacht. Die Normen für den Lebensraum der Tiere (Frischluftzufuhr, Ammoniakgehalt der Luft, Temperatur), die von Wissenschaftlern, Tierzuchtfachleuten, Nahrungsmittelproduzenten, Futtermittelherstellern und Baufirmen erarbeitet wurden, damit die Tiere sich gut entwickeln, müssen respektiert werden. Darüber hinaus wird nach einem sanitären Plan gearbeitet, der auf Initiative der Züchter erstellt und von den Veterinärbehörden der Departements anerkannt ist. Und schließlich nehmen die Züchtervereinigungen die Dienste eines geprüften Veterinärberaters in Anspruch . ..und zur Herstellung des Endprodukts Gesetzlich vorgeschriebene Kontrollen finden auch während des gesamten Verarbeitungsprozesses statt. Dafür sind die folgenden Stellen verantwortlich : - Das Technische Zentrum der Konservierung von Agrarprodukten für die technischen und bakteriologischen Kontrollen. - Die Veterinärabteilungen des französischen Landwirtschaftsministeriums für die Prüfung der Bücher und der Rohware sowie der sanitären Bedingungen im gesamten Produktionsablauf, wie Sauberkeit der Räumlichkeiten, Anlagen und Arbeitsgeräte, Hygiene des Personals. - Die Ministerialabteilungen für den Wettbewerb, den Verbrauch und die Lebensmittelkontrolle, wie für die gesamte Nahrungsmittelindustrie üblich. Gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen kommen also zu den Kontrollen hinzu, die die Fachleute aller Produktionsstufen selbst durchführen. Gänse- und Entenleber Eineganz natildicheGeschichte Das Stopfen von Gänsen und Enten hat eine lange Tradition. Es entstammt der Beobachtung, daß die wild lebenden Schwimmvögel große Futtermengen sozusagen auf Vorrat zu sich nehmen, wenn sie ihre lange Flugreise vor sich haben. Dank dieser Energiereserve können sie mehrere Tage lang ununterbrochen fliegen. Das Stopfen folgt damit der natürlichen Veranlagung von Schwimmvögeln zu Freßgier und Mast. Von den Ägyptern sind uns auf Fresken in den Grabmälern die ältesten Dokumente über das Stopfen von Gänsen überliefert. Durch die Zeitalter hindurch setzt sich der Brauch fort. Bei den Römern werden die Gänse mit trockenen Feigen, Milch und Honig gestopft. Nachdem der Mais im 16. Jahrhundert in Europa eingeführt wird, ändert sich das Futter. Seitdem wird dieses Getreide in Frankreich und verschiedenen anderen Ländern verwendet. Aufzucht und Stopfen von Schwimmvögeln Aufzucht und Stopfen von Schwimmvögeln sind heute Spezialbereiche innerhalb der französischen Landwirtschaft. Obwohl die Produktion viel weniger saisongebunden ist als früher, bleibt sie eine Angelegenheit von Familienbetrieben. Die Aufzucht Die Aufzucht von Gänse- und Entenküken zur Gewinnung von Stopfleber setzt voraus, daß die Tiere ab einem Alter von vier bis fünf Wochen Auslauf haben, und zwar mindestens sechs Quadratmeter je Tier. Die Aufzucht dauert relativ lange, 12 bis 14 Wochen. Die in ihrer Muskelentwicklung erwachsenen Vögel werden, anstatt wie ihre wilden Artgenossen fortzuziehen, für die Gewinnung von Stopfleber gemästet. Mit der Aufzucht befassen sich Spezialbetriebe mittlerer Größe, die selten mehr als 800 Gänseoder 1.500 Entenjungtiere und einen Auslaufbereich von mindestens einem Hektar haben. In der Regel sind die Küken einen Tag alt, ’ wenn sie zu den Züchtern kommen. Die Ställe wurden für ihren Empfang desinfiziert und ausgestattet, der Boden mit Streu belegt. Elektrische oder Gasheizungen ersetzen in den ersten Tagen die Nestwarme. Wenn die Küken größer werden, erweitert sich ihr Freiraum. Im Alter von fünf Wochen haben fünf bis sechs Tiere einen Quadratmeter Platz. Das Futter besteht aus Getreide (Weizen, Mais etc.), Eiweiß (Ölkuchen), Vitaminen und Mineralien. Die Anzahl der Tränken und Futternäpfe ist genau festgelegt, damit alle Tiere an ihr Futter kommen. Arsen-, antimon- oder östrogenhaltige Mittel zu verwenden, ist nach europäischem Recht verboten. Hormone werden also nicht beigemischt. Sie sind im übrigen auch ohne jedes wirtschaftliche Interesse für die hier beschriebene Produktion. Die Tiere ergänzen ihre Mahlzeiten, indem sie draußen Larven und Weichtiere suchen. Während der Aufzuchtzeit von 12 vis 14 Wochen verzehrt eine Ente ungefähr 15 Kilo und eine Gans ungefähr 20 Kilo Futter. Impfungen und Behandlungen gegen Ungeziefer werden nach dem Plan der Veterinärbehörden während der Aufzucht vorgenommen. Man impft die Tiere zum Beispiel gegen Pasteurellose, die zu großen Epidemien fuhren kann und deren Erreger auf den Menschen übertragbar ist. Der Züchter muß auch verhindern, daß die Tiere einander verletzen, indem sie die Federn ihrer Artgenossen ausrupfen. Er kürzt deshalb die hornartige Schnabelspitze der Vögel, ein Vorgang, der dem Schneiden der Fingernägel beim Menschen entspricht. Ein optimaler Gesundheitszustand der Tiere ist die beste Garantie für den Erfolg bei der Mast und für die Qualität der Leber. Das Stopfen Einwandfreie Qualität des Futters Die Fettleber ist ein für Schwimmvögel ganz typisches Phänomen. Wildgänse und Wildenten sind dank ihres Freßtriebs, man kann auch sagen “Selbstmast”, in der Lage, vor dem großen Flug Energiereserven zu bilden. Diese Vorräte werden nicht nur wie bei anderen Tieren unter der Haut angesammelt, sondern auch in der Leber, die den Schwerpunkt des Tieres während des Fluges bildet. Die Futterration besteht aus sorgfältig gereinigtem, gekochtem Mais, dem ein wenig Salz (ca. 10 Gramm je Kilo Trockenmais) zur Verdauungsförderung und etwas Fett beigegeben werden. Für eine gute Entenleber von 400 bis 700 Gramm werden in 14 bis 17 Tagen ungefähr 10 bis 12 Kilo Mais verfüttert. Für eine gute Gänseleber von 600 bis 900 Gramm beträgt die Futtermenge 18 bis 20 kilo Mais in 20 bis 26 Tagen. Mit dem Stopfen nutzt man also das natürliche Verhalten der Tiere. Um Stopfleber von guter Qualität zu erhalten, müssen mehrere Bedingungen zusammenkommen : Perfekter Gesundheitszustand des Tiers, einwandfreie Qualität des Futters, geeignete Stopfräume und das Know-how des Menschen. Wie auch immer der Stall ausgerüstet ist, mit Strohschütte oder Lattenrost, der Stopfraum muß den Tieren maximale Bequemlichkeit bieten. Belüftung und Luftfeuchtigkeit sind für das Wohlbefinden der Vögel und die Qualität der Leber wichtige Voraussetzungen. Perfekter Gesundheitszustand des Tiers Das Know-how des Menschen Nach 12 bis 14 Wochen werden die Tiere in Gruppen von 10 bis 15 Stück zusammengefaßt und täglich zweimal bei Enten bzw. drei- bis viermal bei Gänsen gestopft. Ein gesundes Tier hat ein ein glänzendes Federkleid, wache und klare Augen, gesunde und solide Fuße, einen farbigen Schnabel, einen aufrechten Bürzel und fühlt sich offensichtlich wohl. Geeignete Stopfräume Die Arbeit des Stopfers ist ausschlaggebend für den Erfolg der Mast. Ein guter Stopfer muß geschickt sein, sich jedem Tier anpassen können, ruhig und geduldig sein und alle täglichen Handgriffe absolut regelmäßig ausführen. w irtschulicher Überblick über die Gänse- und Entenleberbranche Frankreich ist weltweit der größte Produzent von Gänse- und Entenleber. Mit 6.200 Tonnen Rohware stellt es schätzungsweise zwei Drittel der Welterzeugung. Die Branche in Frankreich Produktion 6.200 Einfuhr 2.600 t t j_jj_j__j__ Export 700 t roh 200 t Konserve 500 t Inlandsabsatz 8.100 t roh 4.200 t Zum Wirtschaftsbereich Gänse- und Entenleberproduktion in Frankreich gehören rund 20.000 Fachleute : - rund 100 Brutanstalten - 15.000 bis 20.000 Produzenten - über 700 Verarbeitungsbetriebe - fast 1.500 bäuer liehe Produzenten und Verarbeiter. Zwischen 85 und 90 Prozent der Produktionsbetriebe liegen im Südwesten Frankreichs. Mit ihrem hohen Beschäftigungsgrad tragen sie zum wirtschaftlichen Gleichgewicht und zur Bewahrung des landwirtschaftlichen Charakters dieser großen Region. bei. Gänse-und Entenleber sind auch wichtige Exportprodukte. Im Jahre 1991 wurden über 200 Tonnen rohe Stopfleber exportiert. I Größte Kunden für Rohleber sind : Schweiz 44 T Niederlande 29 T Japan 20 T Italien 19 T Deutschland 18 T Großbritannien 18 T Konserven mit Stopfleber und Zubereitungen daraus erreichen eine Exportmenge von über 800 Tonnen. Wichtigste Kunden für Konserve : Japan 117 Tonnen Schweiz 86 Tonnen Belgien 86 Tonnen Spanien 85 Tonnen Deutschland 63 Tonnen USA 38 Tonnen für den Verbraucher Die verschiedenen Bezeichnungen Die Bezeichnung der Gänse- und Entenleberkonserven ist in Frankreich zum Schutz der Verbraucher genau festgelegt. Reine Stopfleber enthalten nur Konserven, die das Wort “Gras” in der Bezeichnung führen. Um welche Tierart es sich handelt, ist ebenfalls angegeben. Gänseleber heißt “Feie Gras d’Oie”, Entenleber “Foie Gras de Canard”. Gänseleber hat einen milden, cremigen, Entenleber einen kräftigen Geschmack. Es gibt drei verschiedene Präsentationen (denken Sie sich “d’Oie” oder “de Canard” bitte hinzu) : - “Feie Gras Entier” (Gänse- oder Entenleber, ganz enthält einen oder mehrere ganze Leberlappen. - “Foie Gras” (Gänse- oder Entenleber) enthält gepreI3te Leberstücke. - “Bloc de Foie Gras” (Gänse- oder Entenleberblock, geformt) enthält geformte Stopfleber evtl. mit in der Schnittfläche sichtbaren Stücken. Für Zubereitungen mit Gänse- oder Entenleber gibt es die Bezeichnungen “Parfait de Foie d’Oie” oder “Parfait de Foie de Canard”, wenn sie min- destens 75 Prozent Stopfleber enthalten, bzw. “Pate de...” (Pastete) oder “Mousse de...” (Schaum), wenn sie mindestens 50 % Stopfleber enthalten. Die in der deutschen Umgangssprache benutzte Bezeichnung “Gänseleberpastete” steht also nicht für die Spitzenqualität. Getrüffelte (truffe) Gänse- oder Entenleber enthält mindestens drei Prozent Trüffeln. Ein geringerer Anteil muß vermerkt werden. Es gibt Stopfleber als Halb- und Volkonserven. Halbkonserven wurden mit 64 bis 85” sterilisiert. Sie haben bei einer Lagertemperatur von 2 bis 4” eine Haltbarkeit von bis zu sechs Monaten und werden in Dosen oder Glasern angeboten. In Folie vaku-umverpackt sind sie 15 bis 21 Tage haltbar. Das Haltbarkeitsdatum und die Lagertemperatur sind aufgedruckt. Vollkonserven halten sich bei einer Lagertemperatur von 10 bis 15” mehrere Jahre. Wie guter Wein werden sie mit dem Alter sogar besser. 3 erviervorsdiige Will man sich oder seine Gaste mit Gänse- oder Entenleber überraschen, sollte man 50 Gramm pro Person rechnen. Eine Konserve wird einige Stunden vor dem Gebrauch kühl gestellt und eine Viertelstunde vor dem Servieren aus dem Kühlschrank genommen. Das macht die Foie Gras schnittfest. Man schneidet sie mit einem dünnen, scharfen Messer, das vor jedem Schnitt in warmes Wasser getaucht und abgetrocknet wird. Der Fettrand sollte nicht ganz entfernt werden. Eine Delikatesse wie reine Gänse- oder Entenleber streicht man nicht aufs Brot, Sie hat einen Solo-auftritt verdient. Feinschmecker essen sie mit der Gabel und nehmen gebrochenes Toastbrot oder Weizenmischbrot getrennt dazu. Brot mit Zusätzen, wie Nüsse oder Zwiebeln, verfälscht den Geschmack. Foie Gras hat immer Saison. Im Frühling paßt sie gut zu jungem Gemüse, wie Spargel oder Karotten. Im “Gourmet-Salat” verbindet sie sich im Sommer vorzüglich mit grünen Böhnchen. Bei einem großen Diner darf Gänse- oder Entenleber als Vorspeise oder zum Aperitif eigentlich nicht fehlen, und ein festlicher Imbiß zu zweit wird durch Foie Gras noch delikater. Als Beilage empfiehlt sich hier grüner Salat mit einer milden Sherry-Essig-Vinaigrette. Die Weinwahl ist Geschmacksache. Einige ziehen edelsüßen Weißwein (Sauternes) vor, andere wählen trockenen, kräftigen Weißwein aus dem Elsaß. Auch Champagner pal3t, sogar Sherry oder Rotwein (weicher Saint-Emilion, Medoc mit einem gewissen Alter oder Burgunder). Im Januar 1974 luden französische Behörden, vertreten durch das Landwirtschaftsministerium, die Mitgliedstaaten des Europarates und die Tierschutz-Expertenkommission zur Besichtigung von Stopfbetrieben im Südwesten Frankreichs ein. Dieser Einladung lag die Anfrage eines Abgeordneten des Europaparlaments zugrunde. Im Folgenden die Abschrift des Berichts Bericht desKommhionsbüros überdasGünsestopfen im Südwesten Frankreichs Europarat StralSburg, den 14. Januar 1974 TIERSCHUTZ-EXPERTENKOMMISSION Auf Einladung des französischen Ministeriums für Landwirtschaft besichtigte das Büro der Kommission einige Betriebe im Südwesten Frankreichs, um dort die Technik des “Stopfens” in Augenschein zu nehmen. Teilnehmer der Besichtigung waren Herr SCHULTZE-PETZOLD und Herr G.B. TAYLOR, die von Herrn VON HOLSTEIN begleitet wurden. Der Kommissionspräsident, Herr SIMONSEN, und ein weiteres Mitglied des Büros, Herr VERVOORN, waren verhindert und konnten daher der Besichtigung nicht beiwohnen. Der vorliegende Kommissionsbericht wurde auf ein Minimum reduziert, da er allen ihren Mitgliedern noch vor der nächsten Kommissionssitzung im Januar 1974 zugehen sollte. Das Sekretariat wird auch jeweils ein Exemplar einer Doktorarbeit und eines Artikels von Herr Professor TOURNUT von der Tierärztlichen Hochschule Toulouse versenden. Zusammen mit dem Kommissionsbericht dürfte damit eine ausreichende Dokumentation vorliegen. Wie man feststellen wird, sprechen wir in dem vorliegenden Bericht stets von “Stopfen” und nicht von “Zwangsfütterung”. Unserer Ansicht nach kommt nämlich bei der von uns betrachteten Fütterungsmethode Zwang in keinster Weise zum Tragen. Die Anwendung von Zwang liefe zudem auch den Zielen zuwider, welche mit dieser besonderen Form der Tierhaltung verfolgt werden. Schon in vorgeschichtlicher Zeit wurden Gänse auf dieselbe Art und Weise gemästet ; mit Ausnahme einiger Änderungen ist das Prinzip dasselbe geblieben. Alljährlich, nämlich dann wenn sich der Herbst nähert, beginnen die Gänse nicht nur speziell in der Leber, sondern generell in allen Teilen des Körpers Fettreserven anzulegen. Es handelt sich hierbei um einen physiologischen Prozess, der beim normalen Tier niemals pathologische Veränderungen zur Folge hat. Auf diese Art werden Gänse in Ungarn, in Israel und in Italien gemästet und das Prinzip ist abgesehen von einigen Unterschieden technischer Natur grundlegend stets dasselbe. Wir besichtigten Farmen in den Departements Dordogne und Haute-Garonne. Für diese französische Region stellt die Gänsezucht eine Ihrer Hauptwirtschaftstätigkeiten dar. Die Auswahl der Gänse erfolgt im Hinblick auf die Herstellung “erstklassiger” Leber. Anscheinend ist es nur das männliche Tier, welches für die Grösse und die Qualität der Leber der Nachkommenschaft von ausschlaggebender Bedeutung ist, so dass die Gänseriche demgemäss ausgewählt werden. In Frankreich besteht eine Gänseherde im Durchschnitt etwa aus Hundert Tieren. Die Aufzucht der Gänse umfasst im wesentlichen drei Phasen : 1. von der Geburt bis zu zwei Monaten, 2. von zwei bis vier Monaten (“Vorstopfen”), 3. von vier bis fünf Monaten (“Stopfen”). Die Eier werden in grossen Brutapparaten untergebracht und die Jungvögel darin bis zu einem Alter von zwei Monaten herangezogen. Wir konnten in der Tierärztlichen Hochschule Toulouse sehr interessante Brutvorführungen beobachte, anhand derer uns Herr Professor TOURNUT zeigte, wie dick die Schale eines Gänseeies ist und wie schwierig es für einen einen Tag alten Jungvogel ist, die Schale mit seinem noch sehr zarten Schnabel aufzubrechen. Die Ausschlüpfrate liegt in der genannten Hochschule bei ungefähr 98 %. Die Gänse im Alter von zwei bis veir Monaten lässt man frei umherlaufen, wobei gleichzeitig das sog. “Vorstopfen” praktiziert wird, welches in einem allmählichen Ansteigen der Futterration der Tiere besteht, die aber letztlich so viel Futter zu sich nehmen können, wie sie wollen. Ziel des Vorstopfens ist es, den Verdauungsapparat der Gänse - physiologisch - zu entwickeln, wobei es überhaupt keinen Zweifel an der Tatsache gibt, dass eine Gans praktisch die gesamte Futtermenge zu sich nimmt, die sie vorgelegt bekommt. Im Verlauf dieser zweiten Phase nimmt eine zwei bis vier Monate alte Gans täglich etwa ein Kilo Brassica-Rüben, ein Kilo Äpfel, drei Kilo Möhren und 300 Gramm Mais zu sich. Eine Gans kann schätzungsweise drei Kilo Nahrung aufnehmen, woraus ersichtlich wird, dass sie ihre Verdauungskapazität täglich maximal auslastet. Für das eigentliche Stopfen werden die Gänse in Räumlichkeiten gebracht. Die Stopfphase dauert drei Wochen, in deren Verlauf die Gänse jeweils einzln zwischen fünf Mal am Tag bei einigen selteneren Mastmethoden und zwei Mal an Tag bei den üblicheren Mastmethoden gefüttert werden. Die Gänse bekommen zwischen sieben- und achthundert Gramm Futter pro Tag zum Fressen. Es handelt sich dabei um gekochten Mais mit Zusatz von Gänsefett (welches die Rolle eines “Schmiermittels” spielt) und Proteinen wie Milchserum. In dem genannten Artikel von Professor TOURNUT wird aufgezeigt, dass die Proteine für die physiologischen Veränderungen notwendig sind. Wir glauben zu wissen, dass man den Gänsen in einigen Betrieben ein Vitaminkomplement, jedoch keine Zusatzmittel wie Antibiotika oder Kolzidiostate verabreicht. Uns wurde mitgeteilt, eine der wesentlichen Bedingungen der Mastmethode sei, dass die Gänse sich bei guter Gesundheit befänden, also nicht die geringsten Anzeichen einer Krankheit zeigten. Es werden im Durchschnitt 40 Gänse pro Stunde gefüttert, was ca. 40 Sekunden je Tier ausmacht. Die Gänse werden, in der Regel von Frauen, in einer Art und Weise behandelt, die uns ausserordentlich sanft zu sein schien. Auf einem niedrigen Hocker sitzend, nimmt die Frau, welche die Gans stopft, das Tier und führt ihm behutsam ein Gummirohr in den Schnabel ein. Das Futter befindet sich in einem Metallgerät, welches einem Trichter ähnelt und im allgemeinen Futter für sechs bis zehn Gänse enthalten Kann. Das in den Schnabel der Gans eingeführte Kunststoff- oder Gummirohr ist ungefähr zehn Zentimeter lang. Wenn man bedenkt, dass durch die Speiseröhre einer Gans mühelos ein dicker Frosch passt, so ist verständlich, dass ein Rohr von ca. 3 cm Durchmesser keine Belästigung darstellt. Man lässt das Futter entweder von Hand oder mittels einer von einem Elektromotor angetriebenen Schraube langsam aus dem Trichter laufen. Wir untersuchten diesen Vorgang sorgfältig auf ein mögliches Zwangselement hin, der ausgeübte Druck schien uns jedoch kaum höher als der Druck, den das Gewicht des Futters verursacht, zu sein. Eine Hand der Frau, welche die Gans stopfte, lag auf dem Hals der Gans, so dass sie beim Befühlen das Passieren des Futters feststellen konnte. Die durch die Speiseröhre eingeführte Futtermenge wurde streng kontrolliert; nicht einen Augenblick lang hatten wir den Eindruck, der Vorgang brächte ein Element des Zwangs mit sich oder wäre für das Tier in irgendeiner Weise beschwerlich. Es sei dabei auch darauf hingewiesen, dass wir im Zusammenhang mit diesem Teil des Fütterungsvorganges ein gewisses Misstrauen hegten, bevor wir ihm beiwohnten, dachten wir, es handele sich um eine Art der Zwangsfütterung. Wir stellten den Frauen, welche die Gänse stopfen, zahlreiche Fragen und Konnten den Ablauf der Fütterung aus nächster Nähe überprüfen. Wir sind der Ansicht, dass die Fütterung für das Tier überhaupt nicht schmerzhaft ist. Wir fanden die Verfahrensweise vom ästhetischen Standpunkt aus unangenehm, das bedeutet aber nicht, dass wir nicht den Eindruck gehabt hätten, sie sei grausam, ja nicht einmal schmerzhaft für das Tier. Wir konnten die Gänse vor, während und nach dem Stopfen beobachten und sind der Auffassusng, dass sie keine Anzeichen von Beschwerden zeigten und ihr Verhalten vollkommen normal blieb. Eine Gans braucht zur Verdauung zwei Stunden; die Tiere schienen während der zwei Stunden nach dem Stopfen gesättigt zu sein. In all den Betrieben, die wir besichtigten, reichte der Lebensraum, den man den Gänsen liess, bei weitem aus; eine Ausnahme bildete eine Versuchsstation der Tierärztlichen Hochschule, wo die Tiere in Mastkäfigen eingesperrt werden. Diese Situation erschien uns äusserst unbefriedigend, wir waren allerdings der Meinung, dies den unzulänglichen Räumlichkeiten zuschreiben zu müssen. Man erklärte uns indessen, die solcherart eingesperrten Gänse wurden aud diese Weise besser Fett ansetzen. Wir halten diese Methode ungeachtet dessen für inakzeptabel. Die dem Stopfen unterzogenen Gänse wurden von uns untersucht. Unseres Erachtens wiesen ihre Lebern keine pathologischen Veränderungen auf. Wir konnten weder etwas Ungewöhnliches im Arbeiten dieses Organs feststellen noch irgendwelche Anzeichen von Verdauungsstörungen aufgrund schlechten Arbeitens der Leber noch irgendeine Verhaltensanomalie, die durch diese Fütterungsmethode hervorgerufen worden wäre, beobachten. Wir sahen auch eine Anzahl von Gänserichen, die zwar gestopft, aber wegen ihres genetischen Potentials am Leben gelassen wurden. Es wurde uns erklärt, das erwachsene Tier - Männchen oder Weibchen - reagiere auf diese Art der Aufzucht bis zu einem Alter von fünf oder sechs Jahren gleichermassen zufriedenstellend, und die Leber, die man erhalte, sei von einer sehr hoben Qualität. Aus wirtschaftlichen Gründen verwende man allerdings die Leber jüngerer Tiere. Wir verbrachten einige Zeit in einer Gänseleberfabrik und bekamen sehrviele Gänselebern zu sehen; die Zahl der zurückgewiesenen Lebern ist bemerkenswert niedrig. Zur Zeit unserer Besichtigung arbeiteten zwei Tierärzte im Schlachthof. Unseren Gesprächen lässt sich eindeutig entnehmen, dass die Anzahl der Lebern, die nicht den aufgestellten kriterien entsprechen, sehr gering ist. In Anbetracht der Tatsache, dass die beste Leber, sprich die, welche ein Kilo wiegt, einen Preis von 115 Francs erzielt und der Preis beträchtlich sinkt, sobald das Gewicht ein Kilo übersteigt, liegt es auf der Hand, dass aus der Sicht der Rentabilität Interesse daran steht, dass die Lebern das erforderliche Gewicht und die erforderliche Qualität aufweisen. Die Fabrikanten meinten uns gegenüber eine zu fette Leber sei für sie kaum von Wert, denn wenn die Wande der Leberzellen beschädigt würden, laufe das Fett während der Verarbeitung aus der Leber und die Büchse, in welche die Gänseleber eingedost werde, enthalte demzufolge zuviel Fett. Wir schnitten die Frage der Zellbeschädigungen auch im Gespräch mit Herrn Professor Tournut von der Tierärztliche hochschule Toulouse an. Den Diapositiven, die in dem Artikel von Herrn Professor Tournut wiedergegeben sind, zufolge ist das Stopfen anscheinend ein physiologischer, und kein pathologischer Prozess. Schlussfolgerungen : Nachdem wir die Stopfmethode aus der Nähe geprüft haben, sind wir der Ansicht, dass das Prinzip selbst, welches darin besteht, sich die Gewohnheit der Gänse, Fettreserven in allen Teilen des Körpers und vor allem in der Leber zu bilden, zunutze zu machen, nichts Anstössiges hat. Unserer Erachtens ist das Stopfen keine Form der Zwangsfütterung, da es keinerlei Zwangselement in sich birgt. Die Bedingungen, unter denen die Fütterungsmethode praktiziert wird, erscheinen uns annehmbar. Vom Standpunkt der Ästhetik aus hatte die Vorgehensweise für uns nicht Anziehendes an sich, wir konnten indessen kein Beispiel für eine grausame oder schmerzhafte Behandlung der Gänse im Laufe der Aufzucht, des Vorstopfens und des eigentlichen Stopfens feststellen. Unserer Ansicht nach ist die beschriebene Methode anderen Fütterungsmethoden (Legebatterien usw.), die zum Beispiel für die Aufzucht von Hühnern und Kälbern verwendet werden, vorzuziehen.