ALAN LOMAX - THE SONGHUNTER

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ALAN LOMAX - THE SONGHUNTER
ALAN LOMAX - THE SONGHUNTER
ein Film von Rogier Kappers
NL 2004, 90 Min., digital, Englisch/Italienisch/Spanisch mit dt. Untertiteln
Buch & Regie
Kamera
Ton
Schnitt
Produktion
ROGIER KAPPERS
ADRI SCHROVER NSC
HAROLD JALVING
JOS DRIESSEN
JOOST VERHEY
MM FILMPRODUKTIES
Edinburgh International Film Festival 2005
KURZINHALT
Woody Guthrie, Pete Seeger, Muddy Waters: Ihr Entdecker war Alan Lomax, der Songhunter. Der Texaner
reiste einen Großteil seines Lebens durch die Welt, besuchte Haftanstalten und Arbeitslager, ging in die Slums
und Spelunken, auf die Hinterhöfe und Felder und widmete sich der Aufnahme und Archivierung traditioneller
Musik. Er erkämpfte für die bis dahin ‚Sprachlosen’ eine Stimme in der Öffentlichkeit. Rogier Kappers begibt
sich auf die Fährte des 2002 verstorbenen ‚Songhunters’, besucht die Ursprungsorte seiner Aufnahmen und trifft
sich mit Beteiligten von damals. Eine sehr persönliche Beschreibung von Menschen, ihrer Musik und ihren
Gefühlen, aber vor allem das Portrait einer faszinierenden Persönlichkeit - Alan Lomax.
INHALT
Alan Lomax war ein Songjäger. Der gebürtige Texaner reiste einen Großteil seines Lebens durch die Welt und
widmete sich ganz der Aufnahme und Archivierung traditioneller Musik. Diese drohte durch den Einfluss der
aufkommenden Unterhaltungs-Industrie zu verschwinden. Lomax war Musikwissenschafter und
Musikproduzent. In den 1930er und 40er Jahren, präsentierte er als erster in einer eigenen Radiosendung spätere
Größen wie Woody Guthrie, Leadbelly, Burl Ives, Pete Seeger und Muddy Waters. Lomax Reisen führten ihn in
den Süden der USA, in die Karibik, nach Südamerika und Europa. Sein Musik-, Ton,- Foto- und Filmarchiv ist
heute für Universitäten und Musikinteressierte von unschätzbaren Wert. In zahlreichen Filmen, zuletzt in
"Mission Impossible" oder "O Brother Where Art Thou?" war Musik aus Alan Lomaxs Archiv auch einem
großen Publikum erfolgreich zugänglich.
Der Filmemacher Rogier Kappers besuchte Alan Lomax, kurz vor dessen Tod, im Sommer 2001 in Florida. Der
86jährige konnte zu diesem Zeitpunkt aufgrund einer schweren Erkrankung nicht mehr sprechen. Kappers drehte
mit Kollegen, Verwandten und Freunden von Alan Lomax Interviews und montierte diese mit found footage,
sowie mit Bild- und Tonaufnahmen, das seinen Protagonisten und die Darbietungen der traditionellen Musik
zeigt. Kappers filmte zudem in der American Library of Congress, für die Alan Lomax afroamerikanische Musik
in Gefängnissen aufgenommen hatte. Ein Archivar zeigt die historische Walze, mit der Lomax und dessen Vater
im Jahr 1933 Musikaufnahmen machten.
Auf einer Reise, kommentiert durch die Tagebuch Notizen von Alan Lomax, sucht Kappers die originalen
Interpreten auf, die Lomax Jahrzehnte zuvor aufgenommen hatte. Auf einer abgelegenen schottischen Insel trifft
der Filmemacher eine Frau, die über vierhundert Lieder auswendig kennt. In einem kleinen spanischen Dorf
holen die Bewohner, während sie alte Aufnahmen aus Lomax Archiv zu hören bekommen, ihre Dudelsäcke
heraus und beginnen zu singen und zu spielen, so wie es damals war. ALAN LOMAX - THE SONGHUNTER
ist ein stimmungsvolles Road Movie auf den Spuren des leidenschaftlichen Musikjägers und zugleich eine
faszinierende Reise zu den schon fast vergessenen Wurzeln der traditionellen Folk-Musik.
Im Verleih der
EDITION SALZGEBER
Mehringdamm 33, 10961 Berlin
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ALAN LOMAX’ AUFTRAG – DIE SOZIALE FUNKTION DER FOLK-MUSIK
“Alan did an extremely important thing that really changed the view that American have of society outside of the elite
society. You know, that’s how much we have learning society of books and authors and a snobbish upper class that really
thought that all of culture had to be according to their design.
And Alan is the one that really makes the nation as a whole conscious of the fact that poor people also have a culture, not
only have a culture but a culture that is worth everything. That is as good as the other culture.”
(aus: ALAN LOMAX - THE SONGHUNTER)
15 Bücher, Filme, eine Vielzahl von Rundfunk- und Fernsehprogrammen, rund 100 Langspielplatten und
unzählige, teilweise unveröffentlichte Tonbänder mit Aufnahmen von seinen musikalischen
Feldforschungsreisen in alle Welt – das ist das für alle sichtbare Ergebnis des Lebenswerks von Alan Lomax.
Als Alan Lomax sich erstmals Anfang der 30er Jahre mit seinem Vater und einem über 150 Kilo schweren
Aufnahmegerät im Gepäck auf den Weg durch Mississippi, Louisiana, Kentucky und Tennessee machte, führte
die Reise Vater und Sohn vornehmlich in karge Wohnstuben, Kirchen, Gefängnisse und Plantagen. Während
Lomax Senior sich als Folklorist dabei vor allem für die Dichtkunst in der Musik interessierte, konzentrierte sich
Alan auf die Frage nach der Herkunft der Musik. Er wollte wissen, welche Verbindungen zwischen den Inhalten
der Songs und ihren sozialen Hintergründen bestehen. »Folkmusik«, so seine persönliche Schlußfolgerung, »ist
eine eigenständige demokratische Kunstform«, die darüber hinaus dem von der Wirtschafts-Depression
zerrissenen Land einen Zusammenhalt bot.
Im Sommer 1933 waren die Lomaxes im Süden der USA unterwegs. Sie waren auf der Suche nach schwarzen
musikalischen Talenten. Und John A. Lomax glaubte zu wissen, wo man sie findet: in den Gefängnissen und
Arbeitslagern. Dort entdeckten John A. und Alan Lomax nicht nur einzigartige Zeugnisse über das harte
Schicksal der Schwarzen aus Afrika in der sogenannten Neuen Welt, sondern auch interessante Aufschlüsse über
ursprüngliche Formen des Blues. Und ihre Suche nach musikalischen Talenten führte zu historischen
Entdeckungen, darunter Leadbelly.
Ein Wendepunkt im Leben von Alan Lomax kam am 3. März 1940. Im Zuge der Veröffentlichung von John
Steinbecks »Früchte des Zorns« trat Lomax im Rahmen einer von dem Schauspieler und Folksänger Will Geer
organisierten Benefizveranstaltung für Wanderarbeiter auf. Das Konzert an jenem Abend war der erste größere
öffentliche Auftritt von Interpreten wie Leadbelly, Woody Guthrie, Burl Ives und einem sehr jungen Pete
Seeger. Für Lomax war die Veranstaltung der Ausgangspunkt für eine Renaissance des amerikanischen
Folksongs. Folkmusik war für Lomax eine alternative Kultur der Arbeiterklasse: die musikalische Botschaft
eines Amerikas, die das offizielle Amerika nicht hören wollte.
Innerhalb von zwei Monaten – im April und im Mai 1940 – stellte Lomax gemeinsam mit Woody Guthrie und
Pete Seeger das Buch »Hard Hitting Songs for Hard Hit People« zusammen. Eine Sammlung von politischen
Protestliedern, die Alan Lomax im Laufe der Jahre gesammelt hatte, weil sein Vater sie wegen der politischen
Inhalte der Songs nicht hatte veröffentlichen wollen. Ein Verleger wurde allerdings erst 1967, 27 Jahre später,
gefunden.
Nach dem 2. Weltkrieg gründete Lomax gemeinsam mit Freunden wie Seeger und Guthrie »People´s Songs«,
eine Gruppe von Liedermachern, die bei Gewerkschaftstreffen, Demonstrationen und fortschrittlichen
Veranstaltungen aller Art auftraten. Zwar waren diese neugeschriebenen Songs erheblich radikaler als die
Lieder, die er im Rahmen seiner Feldforschungen bislang kennengelernt hatte. Doch sie bauten nach Ansicht von
Lomax auf der Tradition des Volkes auf.
1950 war das von Lomax verkündete Folkrevival in voller Blüte. Der Kalte Krieg jedoch auch. Der Name Alan
Lomax tauchte jetzt in den Listen von Red Channel auf, einer Publikation, die davon getrieben war, den
angeblichen Einfluß der Kommunisten auf Radio und Fernsehen aufzudecken. Es hätte wahrscheinlich nicht
mehr lange gedauert, daß auch Lomax vom McCarthy-Ausschuß aufgefordert worden wäre, »Namen zu
nennen«. Was Burl Ives tat und Pete Seeger auf Kosten eines jahrelangen Auftrittsverbots in den Medien
konsequent ablehnte. Lomax verließ das Land
und ging 1950 nach Europa.
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Alan Lomax hatte Columbia Records davon überzeugen können, ihn bei der Produktion einer »World Library of
Folk Music« zu unterstützen. Den ersten Winter in Europa verbrachte er im Westen Irlands. Im darauffolgenden
Sommer ging er nach Schottland. 1953 schickte Columbia Records Alan Lomax nach Spanien, trotz seiner tiefen
Abneigung gegen das dort herrschende faschistische Regime. Einen Monat lang, so schreibt Alan Lomax über
seinen Spanien-Aufenthalt, sei er ziellos herumgezogen, geblendet von der Schönheit des Landes und krank
angesichts der von Armut und von einem Polizeistaat unterdrückten Menschen. Die Rundfunksendungen, die
Alan Lomax über die spanische Musik machte, waren so erfolgreich, daß man ihn daraufhin nach Italien
schickte. Die Zeit in Italien bezeichnete Alan Lomax einmal als die glücklichste seines Lebens. Dort und in
Spanien entstanden auch die Grundlagen für sein in den 60er Jahren mit Kollegen der Columbia-University
entwickelte System zur interkulturellen Analyse von Gesangs-, Tanz-, Bewegungs- und Sprachstilen, was ihn
von da an Zeit seines Lebens beschäftigen sollte.
Nach zwei Schlaganfällen in den 90er Jahren mußte Alan Lomax in seinem unermüdlichen Tatendrang
zurückstecken und er gab die Hauptverantwortung für das Wiederveröffentlichungsprojekt an seine Tochter
Anna Lomax Chairetakis ab, die in Florida lebt. Alan Lomax selbst starb 2002.
Die Leistung von Alan Lomax bestand nicht nur in seinem unermüdlicher Sammelwillen und der enormen
Energie, die er zeitlebens in die Aufnahme und Archivierung traditioneller Musik und Gesänge investiert hat.
Alan Lomax war darüber hinaus auch Wegbereiter für ein neues Verständnis innerhalb der Gesellschaften: durch
seine Besuche in Haftanstalten und Arbeitslagern, bei Afroamerikanern und der ebenfalls im unteren Bereich der
Gesellschaft angesiedelten Arbeiterschicht, erkämpfte er für diese bis dahin „sprachlosen“ Menschen eine
Stimme. Sie wurden gehört und über Schallplatten und Radiosendungen erstmals ins öffentliche Bewusstsein
gebracht. Für Lomax hatte seine Arbeit nicht nur eine musikalische sondern gleichermaßen auch eine soziale
Funktion.
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DIE ALAN LOMAX DATABASE
Schon zu Lebzeiten hatte Alan Lomax die Idee, sein umfangreiches Archiv als interaktives Softwareprogramm
anzubieten. Doch damals – in den späten 70iger und frühen 80iger Jahren - steckte die Computertechnologie
noch in den Kinderschuhen.
Nach seinem Tod 2002 übernahm Tochter Anna Lomax-Chairetakis - wie ihr Vater Musikhistorikerin - nicht nur
das Archiv, sondern auch sein Projekt der ALAN LOMAX DATABASE. Sie und circa ein halbes Dutzend
Mitarbeiter sind seitdem intensiv dabei, die alten Musik- und Bildaufnahmen zu digitalisieren, um sie als
Software im Netz anzubieten.
Mit Hilfe der Database kann der User per Mausklick Bluestunes und Folksongs aus aller Welt abrufen. Das
Programm enthält verschiedene Möglichkeiten, Musik aus verschiedensten Kulturen zu vergleichen. Lomax
filmte in späteren Jahren auch Tänze, die meist zu den Songs gehörten. Bisher sind circa fünftausend Songs und
über eintausend Tänze gespeichert. Lomax interessierte es vor allem, verschiedene Kulturen durch ihre
nonverbalen Ausdrucksweisen kennen zu lernen und zu studieren.
Auf der Weltkarte der Database kann man verschiedenste Regionen der Erde anklicken. Es gibt eine ganze Reihe
von Vergleichsmöglichkeiten. Ein Feature zum Beispiel erlaubt dem User, den Einfluss von schwarzer Musik
auf die Musik der Weißen – und umgekehrt – zu analysieren - anhand von Grafiken und Beispielen. Auch die
Herkunft vieler Stücke lässt sich nachvollziehen. Zu einem Bluesstück, das Alan Lomax in den 50iger Jahren in
Alabama aufnahm, entdeckte der Rechner den fast identischen Song eines afrikanischen Farmarbeiters in
Senegal.
Die Stiftung war schon immer ein Geheimtipp für Musiker und Filmemacher. Rockstars wie Moby, die Stones,
David Bowie und Eric Clapton kennen die Sammlung und fanden in den alten Aufnahmen oft Inspirationen für
eigene Songs.
Seit April 2005 ist die Database unter www.lomaxarchive.com online und sollte nicht nur bei Historikern und
Ethnologen auf großes Interesse stossen, sondern vor allem auch bei Musikern und allen Musikinteressierten.
INTERNETLINKS ZU ALAN LOMAX UND SEINER ARBEIT
http://www.alan-lomax.com
http://www.lomaxarchive.com
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