Aufsichtsbericht 2011
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Aufsichtsbericht 2011
Aufsichtsbericht 2011 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen Aufsichtsbericht 2011 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen Rapport de Surveillance 2011 sur la sécurité nucléaire dans les installations nucléaires en Suisse Regulatory Oversight Report 2011 concerning nuclear safety in Swiss nuclear installations Inhalt Vorwort Préface Preface Zusammenfassung und Übersicht Résumé et aperçu Summary and overview 4 6 8 11 14 17 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 Kernkraftwerk Beznau Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft Personal und Organisation Sicherheitsbewertung 21 21 22 23 27 28 29 29 30 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 Kernkraftwerk Mühleberg Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft Personal und Organisation Periodische Sicherheitsüberprüfung Sicherheitsbewertung 33 33 34 35 39 40 41 42 42 42 3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 Kernkraftwerk Gösgen Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft Personal und Organisation Periodische Sicherheitsüberprüfung Sicherheitsbewertung 45 45 46 47 50 51 52 52 52 53 4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 Kernkraftwerk Leibstadt Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft KKL Personal und Organisation Sicherheitsbewertung 55 55 56 60 64 65 66 66 66 5. 5.1 5.2 5.3 5.4 Zentrales Zwischenlager Würenlingen Zwischenlagergebäude Konditionierungsanlage Plasma-Anlage Strahlenschutz 69 69 70 70 70 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 Notfallbereitschaft Personal und Organisation Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen Vorkommnisse Gesamtbeurteilung 71 71 71 72 72 6. 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11 Paul Scherrer Institut (PSI) Die Kernanlagen des PSI Hotlabor Forschungsreaktor PROTEUS Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen Behandlung radioaktiver Abfälle Lagerung radioaktiver Abfälle Strahlenschutz Notfallbereitschaft Personal und Organisation Strahlenschutz-Schule Gesamtbeurteilung 73 73 73 74 74 74 75 76 76 77 77 77 7. 7.1 7.2 Weitere Kernanlagen Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) Universität Basel 79 79 80 8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung 8.4 Rückführung von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern 8.6 Inspektionen und Audits 81 81 82 82 82 83 84 9. 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6 85 85 87 88 88 88 89 Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Sachplan geologische Tiefenlager Entsorgungsprogramm Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis Kostenstudie Felslaboratorien Internationaler Wissenstransfer 10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse 10.3 Fukushima und Lehren 10.4 Externes Lager Reitnau 10.5 Sistierung des Rahmenbewilligungsverfahrens 91 91 93 94 96 96 Anhang 97 Verzeichnis der Abkürzungen 127 Vorwort Die Aufsichtsarbeit im Jahr 2011 war indessen durch ein gravierendes Ereignis in Japan gezeichnet worden: Als uns im März 2011 die Bilder aus Fukushima erreichten, waren auch wir fassungslos und erschüttert. Wie konnte sich ein derartiges Ereignis ausgerechnet im hoch technisierten Japan ereignen? Unsere Fachleute haben, noch während die ersten Bilder aus Japan eintrafen, mit der wissenschaftlichen Analyse der Ereignisse begonnen. Die Ergebnisse der kritischen Untersuchung durch ein interdisziplinäres ENSI-Team haben die Mängel und Versäumnisse in Japan schonungslos aufgedeckt. Der Befund ist so klar wie erschütternd: Trotz der immensen Schäden, die das Erdbeben und der Tsunami verursacht haben, wäre die radioaktive Kontamination der Umwelt durchaus zu vermeiDie zentrale Aussage im Aufsichtsbericht 2011 den gewesen, wenn die Betreiberfirma und die des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspekto- Aufsichtsbehörden in Japan nicht über Jahre hin- rats ENSI ist kurz und nüchtern: Im vergangenen weg gegen die geltenden internationalen Regeln Jahr ist es in den Schweizer Kernanlagen zu keinen verstossen hätten. Vorkommnissen gekommen, welche die Sicherheit Doch trotz dieses Befunds war Fukushima für uns der Bevölkerung hätten beeinträchtigen können. Anlass, auch die Sicherheitskultur in der Schweiz Diese nüchterne Feststellung war für viele in den erneut zu hinterfragen. Wir haben zahlreiche letzten Jahren zu einer Selbstverständlichkeit Lehren gezogen («Lessons learned») und deren geworden. 2011 ist sie es nicht mehr. Der Unfall Umsetzung in mehreren Verfügungen angeord- von Fukushima hat viele Leute verunsichert, so net. Mit einem Aktionsplan zeigen wir auf, wie dass im Empfinden der Menschen die Selbstver- und bis wann die Betreiber der Schweizer Kern- ständlichkeit zum Ausnahmefall wird. kraftwerke die wichtigsten Massnahmen umge- Doch die Daten, die das ENSI in über 400 Inspek- setzt haben müssen. tionen zusammengetragen und ausgewertet hat, Die Aufarbeitung der Katastrophe von Fukushima zeigen die Fakten: hat eine wichtige Aufgabe des ENSI aufgezeigt, nämlich die gesammelten Daten, Erkenntnisse 4 ❚ In den fünf Kernkraftwerken in der Schweiz sind und Massnahmen in verständlicher Art der Allge- im vergangenen Jahr die bewilligten Betriebsbe- meinheit zugänglich zu machen. Denn es sollen dingungen eingehalten worden. nicht nur wenige Fachleute die komplexen Zusam- ❚ Insgesamt kam es in der Schweiz 2011 zu 27 menhänge verstehen, sondern auch die breite meldepflichtigen Vorkommnissen. Sieben betra- Öffentlichkeit. Damit wollen wir einen sachlichen fen das Kernkraftwerk Beznau, fünf Vorkomm- Beitrag zum Meinungsbildungsprozess leisten. nisse betrafen das Kernkraftwerk Gösgen, elf Mit unserer im letzten Jahr nicht nur optisch, son- das Kernkraftwerk Leibstadt und vier das Kern- dern auch inhaltlich völlig überarbeiteten Website kraftwerk Mühleberg. meinen wir, der berechtigten Forderung der inte- ENSI Aufsichtsbericht 2011 ressierten Öffentlichkeit nach Offenheit und Trans- Seit dem Entscheid der Politik, aus der Kernenergie parenz nachzukommen. Wir wollen mit unserer auszusteigen, haben wir das ENSI organisatorisch Internetpräsenz eine Anlaufstation für Fragen zur neu ausgerichtet. Die zentralen Themen, die Sicherheit der Kernenergie sein und Information unsere Arbeit in den nächsten Jahren prägen wer- aus erster Hand liefern. den, sind der sichere Betrieb der Kernkraftwerke 2011 war auch für die schweizerische Strombran- bis zu deren Stilllegung, die Entsorgung der radio- che ein historisches Jahr: Der Bundesrat hat am 25. aktiven Abfälle mit der anspruchsvollen Suche Mai 2011 entschieden, dass die Schweiz aus der nach geeigneten und gesellschaftlich akzeptierten Kernenergie aussteigen wird. National- und Stän- Standorten für geologische Tiefenlager sowie der derat haben diesen Entscheid bestätigt. Es soll in Rückbau der später stillgelegten Kernanlagen. der Schweiz nur noch so lange Strom aus Kern- Der geänderten Ausgangslage haben sich meine kraftwerken produziert werden, wie die bestehen- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ENSI im ver- den Werke sicher betrieben werden können. gangenen Jahr mit dem nötigen Elan und Engage- Dieser Entscheid hat die Aufgabe des ENSI ver- ment gestellt. Ihnen gilt mein Dank. ändert. Noch im Januar 2011 waren wir anders aufgestellt gewesen: Nach den Ende 2010 fertig gestellten Gutachten des ENSI zu den Rahmenbewilligungsgesuchen für den Bau neuer Kernkraft- Hans Wanner werke waren wir mitten in der Vorbereitung der Direktor behördlichen Vorgaben für die Baubewilligungen solcher Neubauten. ENSI Aufsichtsbericht 2011 5 Préface Le rapport de surveillance 2011 de l’Inspection blement de terre et le tsunami, la contamination fédérale de la sécurité nucléaire IFSN comporte radioactive de l’environnement aurait pu être tota- une déclaration capitale courte et objective: les lement évitée si la société exploitante et les autori- installations nucléaires suisses n’ont pas enregistré tés de surveillance du Japon n’avaient pas enfreint l’année dernière d’incidents susceptibles de com- des années durant les règles internationales en promettre la sécurité de la population. vigueur. Ces dernières années, ce constat objectif était Pourtant, malgré ce constat, Fukushima nous a devenu une chose naturelle pour nombre d’entre permis de nous questionner aussi sur la culture nous. Or ce n’est plus le cas en 2011. L’accident de de la sécurité poursuivie en Suisse. Nous en avons Fukushima a déstabilisé de nombreuses personnes tiré de nombreux enseignements («Lessons lear- qui ont maintenant le sentiment que ce qui sem- ned») que nous avons mis en œuvre dans plusieurs blait évident ne l’est plus et est devenu exception- dispositions. A l’aide d’un plan d’action, nous nel. montrons comment les exploitants des centrales Les données que l’IFSN a réunies et évaluées au nucléaires suisses doivent appliquer les mesures cours de ses plus de 400 inspections mettent en les plus importantes et jusqu’à quand. évidence les faits suivants : Le traitement de la catastrophe de Fukushima a mis en valeur une tâche importante de l’IFSN: rendre ❚ En 2011, les cinq centrales nucléaires de Suisse à la collectivité l’accès simple et aisé aux données ont respecté les conditions d’exploitation auto- recueillies, aux enseignements tirés et aux mesures risées. prises. Car il ne suffit pas que quelques rares spé- ❚ En 2011, 27 événements ont en tout été noti- cialistes comprennent une situation complexe, il fiés en Suisse: sept dans la centrale nucléaire faut aussi que la population dans son entier soit de Beznau, cinq dans celle de Gösgen, onze en mesure de la comprendre. Nous voulons ainsi dans celle de Leibstadt et quatre dans celle de contribuer avec objectivité au processus de forma- Mühleberg. tion d’opinion. Avec notre site Internet entièrement revu en 2011, Mais en 2011, le travail de surveillance a été mar- tant au niveau visuel que sur le plan du contenu, qué par un événement grave au Japon. Lorsque nous entendons répondre à la demande juste les images de Fukushima nous sont parvenues au d’ouverture et de transparence de la population mois de mars de la même année, nous aussi en intéressée. Par notre présence sur Internet, nous avons été décontenancés et ébranlés. Comment voulons servir de plateforme pour toutes les ques- un tel événement pouvait-il se produire dans un tions relatives à la sécurité de l’énergie nucléaire et pays à l’ingénierie justement aussi développée que les informations de première main. le Japon? Pendant que les premières photos du 2011 a été aussi une année historique pour la Japon nous parvenaient encore, nos spécialistes branche suisse de l’électricité: le 25 mai 2011, le ont commencé l’analyse scientifique des événe- Conseil fédéral a décidé que la Suisse sortira du ments. Les résultats de l’analyse critique par une nucléaire. Le Conseil national et le Conseil des équipe interdisciplinaire de l’IFSN ont révélé sans Etats ont confirmé cette décision. On ne produira la moindre indulgence les carences et les négli- d’électricité d’origine nucléaire en Suisse qu’aussi gences du Japon. longtemps que les centrales en place pourront Le constat est aussi clair que bouleversant: mal- être exploitées de manière sûre. gré les immenses dégâts provoqués par le trem- 6 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Cette décision a modifié la tâche de l’IFSN. En jan- A l’IFSN, mes collaboratrices et mes collaborateurs vier 2011, nous avions encore une tout autre posi- ont tous accepté l’année dernière le changement tion: suite aux expertises de l’IFSN terminées fin de situation avec l’élan et l’engagement néces- 2010, relatives aux demandes d’autorisation géné- saires. Je les en remercie ici vivement. rale pour la construction de nouvelles centrales nucléaires, nous étions en pleine préparation des spécifications des autorités pour les autorisations de construire de ces nouvelles constructions. Depuis la décision des politiques de sortir du Hans Wanner nucléaire, nous avons réorienté l’organisation Directeur de l’IFSN. Notre travail se concentrera ces prochaines années sur le fonctionnement sûr des centrales nucléaires jusqu’à leur démantèlement, sur la gestion des déchets radioactifs et l’exigeante recherche de sites appropriés et socialement acceptés de dépôts en couches géologiques profondes, ainsi que sur le démantèlement des installations nucléaires désaffectées ultérieurement. ENSI Aufsichtsbericht 2011 7 Preface The central message of the 2011 Oversight Report the safety culture in Switzerland to renewed scru- of ENSI, the Swiss Federal Nuclear Safety Inspec- tiny. We learned much from the process and the torate is both clear and brief: There were no inci- lessons learned formed the basis of instructions for dents in Swiss nuclear facilities during 2011 that the implementation of certain measures. We pro- could have compromised human safety. duced an action plan showing how and by what In recent years, such a rational statement had, for date the operators of Swiss nuclear NPPs would be many, become routine. However, in 2011 that was required to implement the main measures. no longer the case. The accident at Fukushima The process of investigating the Fukushima disas- unsettled many and so, what had become routine ter highlighted an important task for ENSI, i.e. to was perceived as an exception. make the data, findings and resultant measures And yet, the data collected and analysed by ENSI accessible in a form that could be understood by from more than 400 inspections demonstrate the the general public. After all, such complex infor- facts quite clearly: mation should be understood not just by a few ❚ All five nuclear power plants (NPPs) in Switzer- son, we sought to make an objective contribution experts but by the public as a whole. For that realand complied with their approved operating to the opinion-forming process. conditions. Last year, we completely overhauled our website – ❚ During 2011, there were a total of 27 reportable not just visually but also in terms of content. We events in Switzerland: 7 events at the Beznau are convinced that this new website satisfies the NPP, 5 at Gösgen NPP, 11 at Leibstadt NPP and 4 justified demands of an interested public for grea- at the Mühleberg NPP. ter openness and transparency. We intend to make our website the first port of call for questions rela- That said, our surveillance work during 2011 was ting to nuclear safety and first-hand information. dominated by the serious accident in Japan. When, For the Swiss electricity industry, last year was in March 2011 the pictures from Fukushima also historic. On 25 May, 2011 the Swiss Fede- reached us, we too were stunned and shocked. ral Council decided that Switzerland would phase How could something like that happen, particu- out nuclear power. This decision was endorsed larly in a country as technologically advanced as by both the National Council and the Council of Japan? As soon as the first pictures came in from States. This means that Switzerland will only conti- Japan, our specialists set to work on a scientific ana- nue to generate electricity from nuclear power lysis of the events. This critical review – conduc- for as long as the existing plants can be opera- ted by an interdisciplinary ENSI team – mercilessly ted safely. exposed the defects and failures in Japan. This decision will affect the role of ENSI. Even in The findings were as clear as they were shocking: January 2011, the landscape looked quite diffe- Despite the enormous damage caused by the ear- rent. At the end of 2010, ENSI had completed its thquake and the tsunami, the radioactive conta- report on the general license applications for the mination of the environment would have been construction of new nuclear power plants and at avoided had the operating company and the sur- the beginning of the year, we were in the throes of veillance authorities in Japan not been in breach of preparing the official requirements for the licenses existing international regulations for several years. that would have allowed the construction of new Nevertheless, despite our findings, we used the plants. events at Fukushima as an opportunity to subject 8 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Since the decision by politicians to phase out My staff at ENSI has responded to this fundamen- nuclear power, we have completed a restructu- tal shift with the required vigour and commitment. ring of ENSI and in the next years, we will focus To them I owe a debt of thanks. on the following main themes: the safe operation of nuclear power plants until they are decommissioned, the disposal of radioactive waste including the challenging search for locations for deep geological repositories that are both suitable and Hans Wanner acceptable to society and finally the dismantling of Director General nuclear facilities following shut-down. ENSI Aufsichtsbericht 2011 9 10 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Zusammenfassung und Übersicht Das ENSI zu informieren. Zu spezifischen Themen orientiert Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspekto- Der vorliegende Aufsichtsbericht des ENSI ist Teil es auch im Rahmen von Veranstaltungen. rat ENSI begutachtet und beaufsichtigt als Auf- seiner sichtsbehörde des Bundes die Kernanlagen in der ben publiziert das ENSI jährlich einen Strahlen- Schweiz. Dazu gehören die fünf Kernkraftwerke, schutzbericht sowie einen Erfahrungs- und For- die Zwischenlager bei den Kraftwerken, das Zent schungsbericht. Die Originalsprache der Berichte periodischen Berichterstattung. Dane- rale Zwischenlager der ZWILAG in Würenlingen ist Deutsch. Die Zusammenfassungen werden auf sowie die nuklearen Einrichtungen am Paul Scher- Französisch und Englisch übersetzt. rer Institut (PSI) und an den Hochschulen in Basel Die Berichte werden auch im Internet unter www. und Lausanne. Mittels Inspektionen, Aufsichts- ensi.ch publiziert, wo das ENSI ein breites Angebot gesprächen, Prüfungen und Analysen sowie der an Fachartikeln aufgeschaltet hat. Berichterstattung der Anlagebetreiber verschafft sich das ENSI den notwendigen Überblick über die nukleare Sicherheit der beaufsichtigten Kernanla- Inhalt des vorliegenden Berichts gen. Es wacht darüber, dass die Vorschriften eingehalten werden und die Betriebsführung geset- Das ENSI berichtet in den Kapiteln 1 bis 4 des vor- zeskonform erfolgt. Zu seinem Aufsichtsbereich liegenden Aufsichtsberichts über das Betriebsge- gehören zudem die Transporte radioaktiver Stoffe schehen, die Anlagetechnik, den Strahlenschutz von und zu den Kernanlagen sowie die Vorberei- und die Betriebsführung der Kernkraftwerke Bez- tungen zur geologischen Tiefenlagerung radioak- nau 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt. tiver Abfälle. Das ENSI unterhält eine eigene Not- Jedes dieser Kapitel schliesst mit einer Sicherheits- fallorganisation, die Bestandteil einer landeswei- bewertung. ten Notfallorganisation ist. Im Falle eines schweren Das Kapitel 5 behandelt das Zentrale Zwischen- Störfalls in einer schweizerischen Kernanlage lager der ZWILAG in Würenlingen. Die Kapitel 6 käme sie zum Einsatz. und 7 sind den nuklearen Anlagen des Paul Scher- Die gesetzliche Basis für die Aufsicht des ENSI rer Instituts sowie den Forschungsreaktoren der bilden das Kernenergiegesetz, die Kernener- Universität Basel und der Eidgenössischen Tech- gieverordnung, das Strahlenschutzgesetz, die nischen Hochschule in Lausanne gewidmet. Im Strahlenschutzverordnung sowie weitere Ver- Kapitel 8 kommen die Transporte radioaktiver ordnungen und Vorschriften zur Reaktorsicher- Stoffe von und zu den schweizerischen Kernanla- heit und Ausbildung von Personal, zum Notfall- gen zur Sprache. Kapitel 9 erläutert die Arbeiten schutz, zum Transport radioaktiver Stoffe und zur im Rahmen des Sachplans zur geologischen Tie- geologischen Tiefenlagerung. Gestützt auf diese fenlagerung radioaktiver Abfälle, und Kapitel 10 gesetzlichen Grundlagen erstellt und aktualisiert behandelt anlagenübergreifende Aspekte wie das ENSI eigene Richtlinien. Darin formuliert es zum Beispiel probabilistische Sicherheitsanalysen. die Kriterien, nach denen es die Tätigkeiten und Im Anhang finden sich erläuternde Tabellen und Vorhaben der Betreiber von Kernanlagen beur- Figuren. teilt. Eine Übersicht über die Richtlinien des ENSI findet sich in der Tabelle 10 im Anhang dieses Aufsichtsberichts. Die gültigen Richtlinien sind Kernkraftwerke zudem auf der Website des ENSI (www.ensi.ch) aufgeschaltet. Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz (Beznau Das ENSI berichtet periodisch über seine Aufsichts Block 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt) tätigkeit und die nukleare Sicherheit der schwei- wurden im vergangenen Jahr sicher betrieben. zerischen Kernanlagen. Es nimmt seine gesetz- Das ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten liche Pflicht wahr, die Öffentlichkeit über beson- Betriebsbedingungen eingehalten wurden. Die dere Ereignisse und Befunde in den Kernanlagen Bewilligungsinhaber haben gegenüber der Auf- ENSI Aufsichtsbericht 2011 11 sichtsbehörde ihre gesetzlich festgelegten Meldepflichten wahrgenommen. Alle Anlagen befinden sich in einem sicherheitstechnisch guten Zustand. Paul Scherrer Institut (PSI) und Forschungsreaktoren in Basel und Lausanne Die 27 meldepflichtigen Vorkommnisse im Jahr 2011 verteilen sich wie folgt auf die Schweizer Die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI), Kernkraftwerke: 7 Vorkommnisse betrafen das wie der Forschungsreaktor PROTEUS, das Hot Kernkraftwerk Beznau, 5 Vorkommnisse betrafen labor, die Sammelstelle für die radioaktiven Abfälle das Kernkraftwerk Gösgen, 11 das Kernkraftwerk aus Medizin, Industrie und Forschung sowie das Leibstadt und 4 das Kernkraftwerk Mühleberg. Bundeszwischenlager, stehen unter der Aufsicht Auf der von 0 bis 7 reichenden international gül- des ENSI. Das Bundeszwischenlager wies Ende tigen Ereignisskala INES ordnete das ENSI 26 der 2011 einen Belegungsgrad von rund 85 % auf. 27 Vorkommnisse des vergangenen Jahres in den Die Rückbauarbeiten an den beiden Forschungsre- Kernkraftwerken der Stufe 0 zu. Ein Ereignis im aktoren DIORIT und SAPHIR erfolgten aus radiolo- Kernkraftwerk Mühleberg ordnete es der INES- gischer Sicht korrekt. Im Forschungsreaktor PRO- Stufe 1 zu. Dies betraf eine mögliche Verstopfung TEUS wurden im Berichtsjahr keine Bestrahlungen der Notstandsystem-Wasserfassung bei einem mehr durchgeführt und die betrieblichen Aktivi- Extremhochwasser. Diese Erkenntnis bewog den täten beschränkten sich auf routinemässige War- Kraftwerksbetreiber BKW, das Kernkraftwerk tungsarbeiten und Kontrollen. Mühleberg vor dem geplanten Revisionstermin In den Kernanlagen des PSI ereigneten sich im Jahr abzuschalten und nachzurüsten. 2011 drei hinsichtlich der nuklearen Sicherheit Das ENSI bewertet die Sicherheit eines jeden meldepflichtige Vorkommnisse der INES-Stufe 0. Kernkraftwerks im Rahmen einer systematischen Ein Vorkommnis verzeichnete das ENSI im For- Sicherheitsbewertung. Dabei werden neben mel- schungsreaktor der ETH Lausanne und keines an depflichtigen Vorkommnissen weitere Erkennt- der Universität Basel. nisse berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse Das ENSI kommt zum Schluss, dass im Jahr 2011 der über 400 Inspektionen, die das ENSI im Jahr sowohl beim PSI als auch bei den Forschungsreak- 2011 durchgeführt hatte. toren von Lausanne und Basel die Betriebsbedingungen eingehalten wurden. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Abgaben radioaktiver Stoffe Das Zentrale Zwischenlager der ZWILAG in Würenlingen umfasst mehrere Zwischenlagergebäude, Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt die Konditionierungsanlage und die Plasma- via Abwasser und Abluft der Kernkraftwerke, des Anlage Schmelzanlage). Zentralen Zwischenlagers, des PSI und der Kern- Ende 2011 befanden sich in der Behälterlager- anlagen in Basel und Lausanne lagen im ver- halle 34 Transport- und Lagerbehälter mit abge- gangenen Jahr weit unterhalb der in den Bewilli- brannten Brennelementen und Glaskokillen sowie gungen festgelegten Limiten. Sie ergaben auch für (Verbrennungs- und sechs Behälter mit Stilllegungsabfällen aus dem Personen, welche in direkter Nachbarschaft einer Versuchsatomkraftwerk Lucens. Der Belegungs- Anlage leben, eine maximale berechnete Dosis grad betrug Ende 2011 rund 17 % im HAA-Lager von weniger als 1 % der natürlichen jährlichen und 23 % im MAA-Lager. Strahlenexposition. Im Berichtsjahr wurden zwei Kampagnen zur Verbrennung und Einschmelzung von radioaktiven Abfällen durchgeführt. Transporte radioaktiver Stoffe Im ZWILAG registrierte das ENSI im Jahr 2011 keine meldepflichtigen Vorkommnisse. Aufgrund des zehnjährigen Moratoriums dürfen Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG bis 2016 keine Transporte bestrahlter Brennele- die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2011 mente ins Ausland stattfinden. Im Jahr 2011 fan- eingehalten hat. den zwei Transporte von kompaktierten Wiederaufarbeitungsabfällen aus La Hague in Frankreich zum Zentralen Zwischenlager in Würenlingen statt. Bei allen Transporten von Brennelementen und 12 ENSI Aufsichtsbericht 2011 radioaktiven Abfällen wurden die gefahrgutrecht- Hauptforderungen des ENSI betreffen die Verbes- lichen Vorschriften und die Strahlenschutzlimiten serung des Kenntnisstandes über die Wirtgesteine, eingehalten. die systematische Beschreibung der hydraulischen Fliesswege in den Standortgebieten und vertiefte Untersuchungen von bautechnischen Aspekten. Geologische Tiefenlagerung Die mit internationaler Beteiligung betriebene erdwissenschaftliche Forschungstätigkeit der Nagra Im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager in den beiden Felslaboratorien Grimsel (kristal- hatte die Nagra in der ersten Etappe sechs mög- lines Gestein) und Mont Terri (Opalinuston) wurde liche Standortgebiete für geologische Tiefenlager 2011 fortgesetzt. Das ENSI führt seinerseits im für schwach- und mittelaktive sowie drei für hoch- Mont Terri ein Experiment zur Erfassung des fels- aktive Abfälle vorgeschlagen. Das ENSI hatte nach mechanischen Verhaltens des Opalinustons durch. seiner Prüfung das Vorgehen der Nagra als trans- Zudem beteiligt es sich an zwei weiteren Experi- parent und nachvollziehbar beurteilt, stimmte menten: die Untersuchung des Austrocknungsver- dem Vorschlag zu und empfahl, die vorgeschla- haltens von Stollenwänden im Opalinuston sowie genen Standortgebiete in der zweiten Etappe die Evaluation einer neuen Methode zur Bestim- des Sachplanverfahrens weiter zu verfolgen. Die mung von Durchlässigkeiten. ENSI Aufsichtsbericht 2011 13 Résumé et aperçu L’IFSN d’informer le public des événements et constats particuliers dans les installations nucléaires. Son L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire information sur des thèmes plus spécifiques se IFSN est l’instance de la Confédération chargée poursuit aussi dans le cadre de manifestations. de la surveillance et de l’expertise des installa- Le présent rapport de surveillance fait partie du tions nucléaires en Suisse, soit les cinq centrales compte rendu périodique de l’IFSN. L’IFSN publie nucléaires, les entrepôts situés dans les centrales, chaque année aussi un rapport sur la radioprotec- le Centre de stockage intermédiaire ZWILAG de tion ainsi qu’un rapport sur les expériences et la Würenlingen, les installations nucléaires de l’Ins- recherche. Ces rapports sont publiés dans leur lan- titut Paul Scherrer (IPS) et des Universités de Bâle gue d’origine, l’allemand. Les résumés sont tra- et de Lausanne. Les inspections, entretiens de sur- duits en français et en anglais. veillance, contrôles et analyses, ainsi que les rap- Ces rapports peuvent aussi être consultés sur Inter- ports des exploitants lui permettent d’acquérir la net, à l’adresse www.ifsn.ch, où l’IFSN publie par vue d’ensemble nécessaire sur la sécurité nucléaire ailleurs de nombreux articles spécialisés. des installations surveillées. L’IFSN veille au respect des prescriptions et à la conformité de la gestion de l’exploitation avec la loi. Ses activités de Contenu du présent rapport surveillance s’étendent aussi aux transports de matières radioactives en provenance et à destina- Les chapitres 1 à 4 du présent rapport de sur- tion des installations nucléaires, ainsi qu’aux tra- veillance décrivent le déroulement de l’exploita- vaux préparatoires en vue du stockage en couches tion, la technique de l’installation, la radiopro- géologiques profondes des déchets radioactifs. tection et la gestion des centrales nucléaires de L’IFSN gère sa propre organisation d’urgence dans Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt. le cadre d’une organisation d’urgence nationale Chacun de ces chapitres se termine sur une éva- susceptible d’intervenir, en cas d’accident grave, luation de la sécurité. dans une installation nucléaire suisse. Le chapitre 5 est consacré au Centre de stockage La loi sur l’énergie nucléaire, l’ordonnance sur intermédiaire ZWILAG à Würenlingen. Les cha- l’énergie nucléaire, la loi sur la radioprotection, pitres 6 et 7 concernent les installations nucléaires l’ordonnance sur la radioprotection, ainsi que de l’Institut Paul Scherrer ainsi que les réacteurs d’autres ordonnances et prescriptions sur la sécu- de recherche de l’Université de Bâle et de l’Ecole rité des réacteurs et la formation du personnel polytechnique fédérale de Lausanne, EPFL. Le cha- exploitant, sur la protection en cas d’urgence, sur pitre 8 aborde les transports de matières radioac- le transport de matières radioactives et sur le sto tives en provenance et à destination des installa- ckage en couches géologiques profondes consti- tions nucléaires suisses. Le chapitre 9 commente tuent les bases légales de la surveillance de l’IFSN. les travaux réalisés dans le cadre du plan secto- L’IFSN élabore et met à jour ses propres directives riel «Dépôts en couches géologiques profondes en s’appuyant sur ces bases légales. Elle y formule pour déchets radioactifs» et le chapitre 10 traite les critères d’après lesquels elle apprécie les acti- d’autres aspects transversaux des installations, tels vités et les projets des exploitants d’installations que les analyses probabilistes de sécurité. Tableaux nucléaires. Un aperçu des directives de l’IFSN et figures en annexe complètent ce rapport. figure au tableau 10 de l’annexe de ce rapport de surveillance. De plus, toutes les directives en vigueur peuvent être consultées sur le site Internet Centrales nucléaires de l’IFSN (www.ifsn.ch). L’IFSN atteste pour 2011 de la bonne sécurité d’ex- 14 L’IFSN donne des informations régulières sur ses ploitation des cinq centrales nucléaires de Suisse activités de surveillance et sur la sécurité nucléaire (Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt), des installations suisses. Elle a pour tâche légale ainsi que du respect des conditions d’exploitation ENSI Aufsichtsbericht 2011 autorisées. Les détenteurs d’autorisations ont respecté leurs devoirs de notification, fixés par la loi, Institut Paul Scherrer (IPS) et réacteurs de recherche de Bâle et de Lausanne à l’égard de l’autorité de surveillance. Toutes les installations témoignent d’une bonne situation en matière de sécurité. Les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher- Les 27 événements notifiés en 2011 dans les ins- rer (IPS), comme le réacteur de recherche PRO- tallations nucléaires suisses se répartissent comme TEUS, le laboratoire chaud, le site de ramassage suit: sept événements dans la centrale nucléaire de des déchets radioactifs provenant de la méde- Beznau, cinq dans la centrale nucléaire de Gösgen, cine, de l’industrie et de la recherche, ainsi que onze dans celle de Leibstadt et quatre dans celle l’entrepôt fédéral pour déchets radioactifs, sont de Mühleberg. placées sous la surveillance de l’IFSN. En 2011, le L’IFSN a classé 26 des 27 événements survenus taux d’occupation de l’entrepôt intermédiaire de l’année dernière dans les centrales nucléaires au la Confédération était d’environ 85%. niveau 0 de l’échelle internationale de gravité Les travaux de démantèlement des deux réacteurs des événements INES qui va de 0 à 7. Un événe- de recherche DIORIT et SAPHIR se sont déroulés ment survenu dans la centrale nucléaire de Mühle- du point de vue radiologique correctement. Dans berg et classé au niveau 1 a porté sur l’obstruc- le réacteur de recherche PROTEUS, plus aucune tion potentielle de la prise d’eau du système de irradiation n’a eu lieu en 2011 et les activités d’ex- secours lors d’une crue extrême. Suite à cet événe- ploitation se sont limitées à des travaux d’entre- ment, l’exploitant BKW/FMB a arrêté et rééquipé tien de routine et à des contrôles. la centrale nucléaire de Mühleberg avant la date En 2011, trois événements relatifs à la sécurité prévue pour la révision. nucléaire et classés au niveau 0 de l’échelle INES L’IFSN évalue la sécurité de toute centrale nucléaire ont été notifiés dans les installations nucléaires de dans le cadre d’une évaluation systématique de l’IPS. L’IFSN a notifié un événement dans le réac- la sécurité. En plus des événements notifiables, teur de recherche de l’EPFL et aucun dans celui de l’IFSN tient compte d’autres éléments, notamment l’Université de Bâle. des résultats des plus de 400 inspections réalisées L’IFSN en conclut que tant l’IPS que les réacteurs par ses soins en 2011. de recherche de Lausanne et de Bâle ont respecté les conditions d’exploitation autorisées en 2011. Centre de stockage intermédiaire de Würenlingen Rejets de substances radioactives Le Centre de stockage intermédiaire ZWILAG à En 2011, les rejets de substances radioactives dans Würenlingen comprend plusieurs bâtiments d’en- l’environnement via les eaux usées et l’air d’éva- treposage, l’installation de conditionnement et cuation des centrales nucléaires, du Centre de l’installation plasma (station d’incinération et de stockage intermédiaire ZWILAG, de l’IPS et des fusion). Fin 2011, la halle des conteneurs abri- installations nucléaires de Bâle et de Lausanne ont tait 34 conteneurs de transport et d’entreposage enregistré des valeurs nettement inférieures aux avec assemblages combustibles usés et coquilles limites fixées dans les autorisations. Il en a résulté, de verre, ainsi que six conteneurs de déchets de également pour les personnes vivant au voisinage démantèlement provenant de la centrale nucléaire immédiat d’une installation, une dose maximale expérimentale de Lucens. Fin 2011, le taux d’oc- calculée de moins de 1% de la radio-exposition cupation était d’environ 17% dans le dépôt pour annuelle naturelle. déchets hautement radioactifs et 23% dans le dépôt pour déchets faiblement et moyennement radioactifs. Transports de matières radioactives Deux campagnes d’incinération et de fusion des déchets radioactifs ont eu lieu en 2011. En raison du moratoire de dix ans, il n’y aura pas Au cours de l’exercice sous revue, l’IFSN n’a notifié de transport d’assemblages combustibles usés à aucun événement à ZWILAG. l’étranger jusqu’en 2016. En 2011, deux trans- L’IFSN en conclut que ZWILAG a respecté les condi- ports de déchets de retraitement compactés ont tions d’exploitation autorisées en 2011. eu lieu de La Hague en France à ZWILAG. Tous ENSI Aufsichtsbericht 2011 15 les transports d’assemblages combustibles et de la deuxième étape de la procédure du plan sec- déchets radioactifs se sont déroulés dans le res- toriel. Les principales exigences de l’IFSN concer- pect des prescriptions en vigueur pour le transport nent l’amélioration du niveau des connaissances de marchandises dangereuses et des limites de la des roches d’accueil, la description systématique radioprotection. des voies d’écoulement hydrauliques dans les domaines d’implantation, ainsi que des analyses approfondies des aspects liés à la construction. Stockage en couches géologiques profondes L’activité de recherche sur les sciences de la terre, réalisée de la Nagra, s’est poursuivie en 2011 avec une participation internationale dans les deux Dans le cadre du plan sectoriel «Dépôts en couches laboratoires souterrains du Grimsel (roche cristal- géologiques profondes», la Nagra avait proposé, line) et du Mont Terri (argiles à Opalinus). L’IFSN dans la première étape, six domaines d’implanta- poursuit quant à elle au Mont Terri une expérience tion possibles pour des dépôts géologiques pro- sur l’identification du comportement géo-méca- fonds pour déchets de faible et de moyenne acti- nique des argiles à Opalinus. Par ailleurs, elle par- vité, ainsi que pour déchets de haute activité. Après ticipe à deux autres expériences, l’une sur l’ana- vérification, l’IFSN avait jugé la démarche de la lyse du comportement dessiccateur des parois Nagra transparente et retraçable, approuvé la pro- des galeries dans les argiles à Opalinus, l’autre sur position et recommandé de poursuivre l’étude de l’évaluation d’une nouvelle méthode de mesure tous les domaines d’implantation proposés dans des perméabilités. 16 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Summary and overview ENSI findings in nuclear facilities. ENSI also organises conferences at which information on specific top- The Swiss Federal Nuclear Safety Inspectorate ENSI, ics is circulated. acting as the regulatory body of the Swiss Con- This Surveillance Report is part of the regular federation, assesses and monitors nuclear facilities reporting system of ENSI. In addition to this report, in Switzerland. These include five nuclear power ENSI publishes an annual Radiological Protection plants, the interim storage facilities based at each Report and a Research and Experience Report. The plant, the Central Interim Storage Facility ZWILAG original language of all reports is German. Execu- at Würenlingen together with the nuclear facilities tive summaries are translated into French and Eng- at the Paul Scherrer Institute (PSI) and the two uni- lish. versities of Basel and Lausanne. Using a combina- These reports are also available on the ENSI website tion of inspections, regulatory meetings, examina- at www.ensi.ch as are a range of specialist articles. tions and analyses together with reports from the licensees of individual facilities, ENSI obtains the required overview of nuclear safety in the relevant Contents of the current report facilities. It ensures that the facilities comply with regulations and operate according to the law. Its Chapters 1 to 4 of the current Oversight Report deal regulatory responsibilities also include the trans- with operational experience, systems technology, port of radioactive materials to and from nuclear radiological protection and management of the facilities and the preparations for a deep geologi- nuclear power plants Beznau 1 and 2, Mühleberg, cal repository for nuclear waste. ENSI maintains its Gösgen and Leibstadt. Each chapter concludes with own emergency organisation, which is an integral the ENSI safety rating for the relevant plant. part of a national emergency structure that would Chapter 5 deals with the Central Interim Storage be activated in the event of a serious incident at a Facility (ZWILAG) at Würenlingen. Chapters 6 and nuclear facility in Switzerland. 7 cover the nuclear facilities at the Paul Scherrer The legislative framework for the ENSI area of Institute and the research reactors at the University responsibility is as follows: the Nuclear Energy Act of Basel and the Federal Institute of Technology (NEA), the Nuclear Energy Ordinance (NEO), the in Lausanne. Chapter 8 deals with the transport Radiological Protection Act (StSG – only availa- of radioactive materials to and from Swiss nuclear ble in German), the Radiological Protection Ordi- facilities. Chapter 9 describes the work associated nance (StSV – only available in German) together with the Sectoral Plan for Deep Geological Reposi- with other ordinances and regulations on reac- tories for radioactive waste and Chapter 10 deals tor safety, the training of personnel, emergency with generic issues relevant to all facilities, includ- preparedness, the transport of radioactive mate- ing for example probabilistic safety analyses. The rials and the deep geological repository. Build- Appendix contains a series of explanatory tables ing on this legislative framework, ENSI formulates and diagrams. and updates its own guidelines. These guidelines stipulate the criteria for evaluating both the current activities and future plans of the operators of Nuclear power plants nuclear facilities. Table 10 in the Appendix to this report gives an overview of the guidelines. The In 2011, all five nuclear power reactors in Swit- current guidelines are also available on the ENSI zerland (Beznau Units 1 and 2, Mühleberg, Gös- website (www.ensi.ch). gen and Leibstadt) were operated safely and ENSI concluded that they had complied with their ENSI produces regular reports on its regulatory approved operating conditions. Licensees com- activities and nuclear safety in Swiss nuclear facili- plied with their statutory obligations to provide ties. It fulfils its statutory obligation to provide the reports to ENSI. All plants were rated as possess- public with information on particular events and ing good nuclear safety. ENSI Aufsichtsbericht 2011 17 In 2011, there were 27 reportable events divided Federal Interim Storage Facility was filled up to as follows amongst the nuclear power plants in 85 %. Switzerland: 7 events at Beznau, 5 at Gösgen, 11 From the radiological standpoint, decommission- at Leibstadt und 4 at Mühleberg. ing work at the two research reactors DIORIT and On the international INES scale of 0 to 7, ENSI SAPHIR progressed correctly. There were no fur- rated 26 of the 27 events in nuclear power plants ther irradiation experiments during 2011 at the last year as Level 0. One event – at the Mühleberg PROTEUS research reactor and operational activ- nuclear power plant – was rated as INES Level 1. ities were restricted to routine maintenance and This related to a potential blockage of the emer- checks. gency water intake system in the event of extreme During 2011, there were three reportable events flooding. As a result, the operators BKW, shut at PSI relevant to nuclear safety. All were rated as down the Mühleberg plant ahead of the sched- INES Level 0. ENSI recorded one reportable event uled maintenance date and upgraded the system. at the research reactor at the Federal Institute of ENSI evaluates the safety of each nuclear power Technology in Lausanne and none at the Univer- plant by conducting a systematic safety evalua- sity of Basel. tion. This takes account of both reportable events ENSI concluded that the nuclear facilities at PSI and other findings, in particular the results of the and the research reactors at Lausanne and Basel more than 400 inspections conducted by ENSI dur- had complied with their approved operating con- ing 2011. ditions during 2011. Central Interim Storage Facility Würenlingen Release of radioactive materials Last year, the amount of radioactive material The Central Interim Storage Facility of ZWILAG released into the environment via waste water at Würenlingen consists of several interim stor- and exhaust air from nuclear power plants, the age halls, a conditioning plant and a plasma plant Central Interim Storage Facility, the PSI and the (incineration/melting plant). At the end of 2011, nuclear facilities at Basel and Lausanne was con- the cask storage hall contained 34 transport/stor- siderably less than the limits specified in the oper- age casks with fuel assemblies and vitrified resi- ating licenses. They resulted in maximum calcu- due packages as well as six casks with decom- lated doses, including for those residents in the missioned waste from the experimental nuclear immediate vicinity of a plant, of less than 1 % of power plant at Lucens. At the end of 2011, about the annual exposure to natural radiation. 17 % of the capacity of the HLW store had been used and about 23 % of the ILW store. During the year, ZWILAG conducted two cam- Transport of radioactive materials paigns to incinerate and melt radioactive waste. ENSI recorded no reportable events at ZWILAG As a result of the 10-year moratorium, no spent during 2011. fuel assemblies can be transported abroad until ENSI concluded that ZWILAG had complied with 2016. During 2011, two consignments of com- its approved operating conditions during 2011. pacted reprocessing waste were transported from La Hague in France to the Central Interim Storage Facility in Würenlingen. The consignments of Paul Scherrer Institute (PSI) and the research reactors at Basel and Lausanne fuel assemblies and radioactive waste were transported in accordance with the limits specified in the regulations on the transport of hazardous waste and radiological protection. ENSI is also responsible for the surveillance of the nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI), such as the research reactor PROTEUS, the hot lab- Geological repository oratory, the collection point for radioactive waste from medicine, industry and research and the Fed- As part of Stage 1 of the Sectoral Plan for the deep eral Interim Storage Facility. The capacity of the geological repository, NAGRA proposed six pos- 18 ENSI Aufsichtsbericht 2011 sible locations for the geological repository for During 2011, NAGRA, in association with interna- low and medium-level waste and three for high- tional partners, continued its geological research level waste. ENSI reviewed the procedure used by at the Rock Laboratories of Grimsel (crystalline NAGRA and found it to be both transparent and rock) and Mont Terri (Opalinus clay). For its part, understandable. It approved the proposed loca- ENSI is conducting an experiment at Mont Terri to tions and recommended that they now progress to determine the geo-mechanical behaviour of the Stage 2 of the Sectoral Plan. The main ENSI demand Opalinus clay. In addition, it is participating in two was for more information on the host rock. In addi- other experiments: one to determine the drying- tion, ENSI demanded a systematic description of out behaviour of the tunnel walls of Opalinus clay the hydraulic flow paths for the various locations another to evaluate a new method for measuring and in-depth studies of structural issues. porosity. ENSI Aufsichtsbericht 2011 19 Blick auf das Kernkraftwerk Beznau. Foto: ENSI 1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktionsschema einer Druckwasserreaktor-Anlage. Das Betriebsjahr 2011 war im Kernkraftwerk Bez- Im Block 1 kam es zu drei meldepflichtigen Vor- nau (KKB) durch einen weitgehend ungestörten kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter- Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass nationalen Ereignisskala INES zugeteilt. das KKB die bewilligten Betriebsbedingungen Im Block 1 dauerte der Revisionsstillstand 13 Tage immer eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die und diente primär dem Brennelementwechsel. Sicherheit des KKB im Jahr 2011 in beiden Blöcken Im Block 2 kam es zu vier meldepflichtigen Vor- hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut, hin- kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter- sichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch, hinsichtlich nationalen Ereignisskala INES zugeteilt. Zustand und Verhalten der Anlage als gut sowie Während des 50-tägigen Revisionsstillstands hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch wurden unter anderem Brennelemente ausge- und Organisation als hoch. wechselt sowie die Hauptleitungen des primären Das KKB umfasst zwei weitgehend baugleiche Nebenkühlwassersystems und ausserhalb des Zwei-Loop-Druckwasserreaktor-Blöcke (KKB 1 und Containments liegende Teile der Frischdampflei- KKB 2), die in den Jahren 1969 bzw. 1971 den tungen ersetzt. Daneben wurden insbesondere Betrieb aufnahmen. Die elektrische Nettoleistung System- und Komponententests beim Abfahren beträgt in beiden Blöcken jeweils 365 MW. Wei- sowie beim Wiederanfahren der Anlage durch- tere Daten sind in den Tabellen 1 und 2 im Anhang geführt. ENSI Aufsichtsbericht 2011 21 Im Berichtsjahr 2011 sind in beiden Blöcken keine betrieb. Damit im Falle einer erneuten, gleichar- Brennelementschäden aufgetreten. tigen Störung die Ursache genauer eingegrenzt Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung werden kann, wurde temporär eine zusätzliche für beruflich strahlenexponierte Personen wurde Überwachungsinstrumentierung eingesetzt. eingehalten. Die radioaktiven Abgaben über die ❚ Am 16. Juni 2011 wurden an der Dichtschweiss Abluft in Form von Aerosolen, Iod und Edelgasen naht des Rückschlagventils der Hilfssprühung an lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilli- drei Stellen geringe Borsäureablagerungen fest- gung festgelegten Grenzwerte. Die dadurch verur- gestellt. Alle drei Ablagerungen waren deut- sachten zusätzlichen Strahlendosen für die Bevöl- lich kleiner als 1 cm3. Eine Farbeindringprü- kerung sind verglichen mit der natürlichen Strah- fung nach der Entfernung der Ablagerungen lenexposition unbedeutend. zeigte keinen Befund. Die Schweissnaht dient Der Anfall radioaktiver Rohabfälle entsprach dem der Abdichtung des darunter liegenden Gewin- aufgrund der durchgeführten Arbeiten zu erwar- des des eingeschraubten Deckels und zusätzlich tenden Umfang. der Sicherung der Verschraubung. Sie hat keine Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 102 tragende Funktion. Die drucktragende Funk- Inspektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver- tion wird durch das Gewinde übernommen. In langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und der Umgebung der Armatur gibt es keine ferri- überwachte deren Umsetzung. tischen Komponenten, die durch eine allfällige Vier Reaktoroperateure und zwei Schichtchefs Tropfleckage beschädigt werden könnten. Das bestanden ihre Zulassungsprüfung. Rückschlagventil wird im laufenden Betriebszyk lus periodisch inspiziert. Die bisherigen Inspektionen haben keinen Befund ergeben. 1.2 Betriebsgeschehen ❚ Im Rahmen eines wöchentlichen Tests wurde am 27. September 2011 die Nichtverfügbarkeit der Die Blöcke KKB 1 und KKB 2 erreichten im Jahr Stabpositionsanzeige von vier Stäben der Regel- 2011 eine Arbeitsausnutzung von 96,0 % bzw. bank A festgestellt. Ursache war eine defekte 85,7 % und eine Zeitverfügbarkeit von 96,6 % Elektronikkarte. Die Elektronikkarte wurde aus- bzw. 86,3 %, wobei der unproduktive Anteil getauscht und die korrekte Funktion der Stab- jeweils im Wesentlichen auf den Revisionsstill- positionsanzeige überprüft. Alle Steuerstäbe stand zurückzuführen war. befanden sich während des Vorkommnisses Die Zeitverfügbarkeiten und die Arbeitsausnut- in ihrer vorgesehenen Position. Die Schnellab- zungen der letzten zehn Jahre sind in Figur 1 dar- schaltfunktion, bei deren Auslösung sämtliche gestellt. Die ausgekoppelte Wärme für das regio- Steuerstäbe in den Reaktorkern einfallen, ist nale Fernwärmenetz (REFUNA) belief sich im Jahr unabhängig von der Stabpositionsanzeige und 2011 auf insgesamt 170,4 GWh. war damit jederzeit gewährleistet. Im Block 1 dauerte der Revisionsstillstand 13 Tage, Im Block 2 ereigneten sich in diesem Jahr vier Vor- im Block 2 50 Tage. kommnisse. Alle wurden der Stufe 0 der internati- Im Block 1 ereigneten sich 2011 drei meldepflich- onalen Ereignisskala INES zugeteilt. tige Vorkommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0 ❚ Am 13. Juli 2011 führte eine Störung im Regel- der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt kreis einer Kälteanlage zu einer kurzzeitigen wurden. Für die systematische Sicherheitsbewer- Nichtverfügbarkeit. Die betroffene Kälteanlage tung wird auf Kap. 1.8 verwiesen, für die risiko- dient der Raumkühlung des Notstandgebäudes. technische Beurteilung auf Kap. 10.1. Die Störung wurde innert 35 Minuten beho- ❚ Am 30. April 2011 führte eine Störung im Regel- ben. Die Ursache konnte nicht eindeutig ermit- kreis der Rückkühlung einer Kälteanlage zu telt werden. Angesichts der kurzen Dauer hatte einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kälte- die Störung keinen Einfluss auf die Verfügbar- kompressoren. Die betroffene Kälteanlage dient keit der Notstandsysteme und auf den Anlage- der Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die betrieb. Damit im Falle einer erneuten vergleich- 22 Störung wurde nach einer halben Stunde beho- baren Störung die Ursache genauer eingegrenzt ben. Die Ursache konnte nicht eindeutig ermit- werden kann, wurde temporär, wie im Block 1, telt werden. Angesichts der kurzen Dauer hatte eine die Störung keinen Einfluss auf die Verfügbar- rung eingesetzt. Bis Ende 2011 kam es in keinem keit der Notstandsysteme und auf den Anlage- Block zu einem weiteren Ausfall der Kälteanlage. zusätzliche Überwachungsinstrumentie- ENSI Aufsichtsbericht 2011 ❚ Im Rahmen der Alterungsüberwachung wurden kommnisses in ihrer vorgesehenen Position. Die die Eigenbedarfstransformatoren zweier 6-kV- Schnellabschaltfunktion ist unabhängig von der Gruppenschienen zu Beginn der Revisionsab- Stabpositionsanzeige und war damit jederzeit stellung ausgebaut. Um die zeitliche Nichtver- gewährleistet. fügbarkeit gering zu halten, wurden die drei Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der ausgebauten Transformatoren (einer pro Phase) vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 einer Gruppenschiene durch Reservetransfor- dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti- matoren ersetzt. Zwei dieser Reservetransforma- gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in toren waren in fabrikneuem Zustand. Der dritte Tabelle 4. Transformator war in der Vergangenheit schon einmal für ein Jahr im Block 1 in Betrieb gewesen. Beim Start einer Speisewasserpumpe am 1.3 Anlagetechnik 26. September 2011 löste der Differenzialschutz eines Transformators aus. Die Gruppenschiene 1.3.1 Revisionsarbeiten und damit die von ihr versorgte 400-V-Schiene Der Block 1 wurde vom 7. bis 20. Juni 2011 vom 21BDH wurden spannungslos. Dadurch war Netz getrennt und für den Brennelementwech- die Versorgung der nicht in Betrieb stehenden sel abgestellt. Weitere Arbeiten waren System- Brennelementlager-Umwälzpumpe B für ca. 15 und Komponententests beim Abfahren sowie Minuten unterbrochen. Die Betriebsbereitschaft beim Wiederanfahren der Anlage. Am RDB wur- der Umwälzpumpe B wurde durch die Versorgung mit einer anderen Schiene wieder sichergestellt. Ursache der Störung waren an den fabrikneuen Transformatoren zum Schutz der Stromwandler temporär installierte elektrische Kurzschlussbrücken. Diese waren bei der Montage nicht ausgebaut worden. Die Brennelementlagerkühlung war jederzeit gewährleistet, da die in Betrieb stehende Umwälzpumpe A von einer nicht betroffenen Schiene versorgt wird. Die Kurzschlussbrücken wurden entfernt und so der ordnungsgemässe Zustand hergestellt. ❚ Am 17. Dezember 2011 trat während des monatlichen Probelaufs der Notstand-Umluftkühler beim Start des Ventilators eine Störungsmeldung auf. Der Umluftkühler dient im Notstandsfall der Kühlung von zwei Räumen mit elektromechanischen Anlagen. Ursache war ein Erdschluss im Klemmenkasten des Ventilatormotors. Nach Behebung des Isolationsschadens konnte der Probelauf erfolgreich durchgeführt werden. ❚ Am 29. Dezember 2011 wurde im Kommando- raum die Nichtverfügbarkeit der Stabpositionsanzeige von vier Stäben der Regelbank B festgestellt. Als Fehlerursache wurde – wie beim Vorkommnis in Block 1 vom 27. September 2011 – eine defekte Elektronikkarte ermittelt. Die Elektronikkarte wurde ausgetauscht und die korrekte Funktion der Stabpositionsanzeige überprüft. Die defekten Karten wurden jeweils vom Hersteller untersucht, wobei sich keine Hinweise auf systematische Fehler ergaben. Alle Steuerstäbe befanden sich während des Vor- ENSI Aufsichtsbericht 2011 23 BrennelementLagerbecken. Foto: KKB den visuelle Prüfungen durchgeführt, insbeson- untersucht. Es wurden weder Rissanzeigen noch dere am RDB-Deckel, an den Regelstabantrieben Leckagepfade festgestellt. und an den Regelstab-Antriebsstangengehäusen. ❚ Die Mischnähte von sieben Deckeldurchfüh- Zusätzlich wurden die Lippendichtschweissnähte rungen des RDB wurden mit einem mechanisier- der Regelstab-Antriebsstangengehäuse in die ten Wirbelstromprüfsystem von der Unterseite Prüfungen einbezogen. Es wurden keine bewer- des Deckels aus geprüft. Ziel war die Untersu- tungspflichtigen Anzeigen festgestellt. An den chung auf Spannungsrisskorrosion und Ermü- Lippendichtschweissnähten wurden keine Borsäu- dungsrisse an der inneren Oberfläche der Misch- reablagerungen gefunden. nähte und des angrenzenden Grundwerkstoffes. An einem Rückschlagventil im Hilfssprühsystem Es wurden Borsäureablagerungen gefunden (vgl. Anzeigen. ❚ An den Lippendichtschweissnähten der Regel- Kap. 1.2). Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elekt stab-Antriebsstangengehäusen wurden visuelle rischer Ausrüstungen wurden alle von der Tech- Prüfungen durchgeführt. Es wurden keine Bor- nischen Spezifikation verlangten wiederkeh- renden Funktionskontrollen und Prüfungen an säureablagerungen festgestellt. ❚ Die Heizrohre der beiden Dampferzeuger wur- elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen den mit einem mechanisierten Wirbelstromprüf- erfolgreich durchgeführt. system geprüft. Die Prüfungen untersuchten Im Revisionsstillstand des Blocks 2 vom 12. August die Heizrohre auf Ermüdungsrisse und Span- bis 1. Oktober 2011 wurden geplante Tätigkeiten nungsrisskorrosion an den inneren und äus- wie Brennelementwechsel, Inspektionen mecha- seren Rohroberflächen sowie auf Wanddicken- nischer und elektrischer Einrichtungen, zerstö- schwächungen der Rohre infolge von Abrieb im rungsfreie Werkstoffprüfungen, wiederkehrende Bereich der Stützkonstruktion. Die Prüfungen Funktionsprüfungen an Komponenten und Sys ergaben keine bewertungspflichtigen Anzeigen. temen sowie Instandhaltungs- und Änderungs- ❚ Bei der Prüfung der Kerninstrumentierungs- arbeiten durchgeführt. In Ergänzung zu den Revi- rohre ergab sich ein Befund, der auf einen deut- sionsarbeiten wurden zahlreiche Anlagenände- lichen lokalen Wandstärkenabtrag hinwies. Als rungen vorgenommen (vgl. Kap. 1.3.2). Erstmassnahme hat das KKB entschieden, das Nachfolgend sind die wichtigsten zerstörungs- betroffene Instrumentierungsrohr nicht mehr freien Prüfungen aufgeführt: zu verwenden und zu verschliessen. Das ENSI ist ❚ Mit einem qualifizierten Ultraschall-Prüfsystem mit dem Vorgehen einverstanden, hat aber ein wurden am RDB die Deckeldurchführungsrohre Pumpen im Primärteil des Notstandsgebäudes. Foto: KKB ergaben sich keine registrierpflichtigen Instandhaltungskonzept verlangt. im Bereich der Einschweissnähte auf axial- und ❚ An sieben von zehn Engspaltschweissnähten umfangsorientierte Risse und Leckagepfade der Hauptkühlmittelleitungen wurden mechanisierte Ultraschallprüfungen durchgeführt. Es wurde dabei besonders auf betriebsinduzierte Fehler längs und quer zur Schweissnaht geachtet. Es ergaben sich keine bewertungspflichtigen Anzeigen. ❚ Die plattierte Innenoberfläche des Druckhalters wurde in ausgewählten Bereichen einer indirekten visuellen Prüfung mit einem Kamera system unterzogen. Die gezielte Prüfung auf Oberflächenfehler umfasste die Bereiche der rostfreien Plattierung im mittleren Übergangsbereich von der Dampfphase zur flüssigen Phase im Normalbetrieb sowie die Kanten der Instrumentierungsstutzen und der Entlastungsstutzen. Es zeigten sich keine bewertungspflichtige Auffälligkeiten. Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elekt rischer Ausrüstungen wurden alle von der Technischen 24 Spezifikation verlangten wiederkeh- ENSI Aufsichtsbericht 2011 renden Funktionskontrollen und Prüfungen an werden. Dazu wurde der Anschluss zum Kanal elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen der Turbogruppe 21 erstellt und die zugehö- erfolgreich durchgeführt. rigen Armaturen eingebaut. Die Inbetriebnahme erfolgt aber erst nach der Realisierung der ent- 1.3.2 Anlageänderungen sprechenden Massnahme im Block 1. Im Block 1 wurden folgende Anlageänderungen ❚ Im Rahmen des altersbedingten Ersatzes der durchgeführt: gesamten elektrischen Installationen der Rund- ❚ Um den Zustand des Blocktransformatorenöls laufkrane und dem Ersatz der Krankatzen bei- laufend zu überwachen, wurde ein System zur der Blöcke wurde der Rundlaufkran des Blocks 2 Messung des Gas- und Wassergehalts installiert. umfassend saniert. Die Arbeiten bestanden aus Es ergänzt die statische Probenanalyse während dem Ersatz der bestehenden Krankatze durch der Revisionsstillstände. eine neu konstruierte Krankatze mit von 93 t auf ❚ Im Rahmen des Ersatzes der elektrischen Instal- 100 t erhöhter Traglast, dem Austausch sämt- lationen des Rundlaufkrans und dem Ersatz der licher elektrischer Installationen inklusive Kran- Krankatze wurden Vorbereitungsarbeiten aus- steuerung sowie der Sanierung der bestehen- geführt. den Kranbrücke. Die mechanische Auslegung Im Block 2 wurden folgende Anlageänderungen der Katze erfolgte neu nach dem KTA-Regel- durchgeführt: werk und erfüllt somit einen höheren Sicher- ❚ Alle Bögen und die geraden Rohre der Frisch- dampfleitungen im Bereich zwischen den Con- heitsstandard als bisher. ❚ Die 125 Niederspannungs-Leistungsschalter wer- tainmentdurchdringungen und den Schnell- den in einem Zeitraum von fünf Jahren ersetzt. schlussarmaturen wurden ersetzt. Die Leitungen Während des Revisionsstillstands 2011 wurden wurden erneuert, da in den Jahren 2006 und 36 Schalter in den klassierten Schaltanlagen aus- 2007 herstellungsbedingte lokale Unterschrei- gewechselt. tungen der rechnerischen Mindestwandstärke Die geänderten Systeme und Komponenten wur- festgestellt worden waren. Der Weiterbetrieb den vor dem Wiederanfahren der Anlage getestet wurde damals durch das ENSI befristet freige- und funktionierten einwandfrei. geben. Bei der Kontrolle der Arbeiten wurde an einer Schweissnaht zwischen Alt- und Neuleitung wieder eine lokale Wanddickenschwä- 1.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern chung festgestellt. Ursache waren nicht sachge- Im Betriebszeitraum traten keine Defekte an mäss durchgeführte Schleifarbeiten nach dem Brennelementen auf. Die Integrität der ersten Bar- Schweissen. Die Unterschreitung lässt nur einen riere zum Schutz gegen den Austritt radioaktiver befristeten Weiterbetrieb der Rohrleitung zu. Stoffe war somit gegeben. Die Reparatur findet 2013 statt. ❚ Jeweils eine der doppelt vorhandenen Contain- ment-Absperrarmaturen beim Ringraum-Rückpumpsystem und beim Aktivitätsüberwachungssystem wurde in das Containment versetzt. Diese Anlageänderung führt zu einer Verbesserung der Erdbebensicherheit der Containmentisolation. ❚ Die Leitungen des primären Nebenkühlwasser systems waren grösstenteils aus Kohlenstoffstahl gefertigt und seit 40 Jahren ununterbrochen im Einsatz. Unter dem Einfluss des sauerstoffreichen Aarewassers Wanddickenschwächungen musste durch mit Korrosion und Leckagen gerechnet werden. Deshalb wurden alle Hauptleitungen des Systems durch solche in rostfreier Qualität ersetzt. Zur Verbesserung der Wasserversorgung bei Anlagestillständen soll zukünftig der stillstehende Block aus dem Zulaufkanal des laufenden Blocks versorgt ENSI Aufsichtsbericht 2011 25 Notstand-Sicherheits einspeisepumpe. Foto: KKB Die Blöcke 1 und 2 des KKB werden mit je 121 bereiten, erachtet das ENSI vor dem Hintergrund Brennelementen betrieben. Während der Revi- der Erkenntnisse aus Japan als nicht ausreichend. sionsstillstände wurden in beiden Blöcken je 20 ❚ Die vorhandenen anlageinternen Notfallmass- abgebrannte durch 20 neue Brennelemente nahmen zur Gewährleistung des Wasserinven- ersetzt. Bei den neuen Brennelementen handelt tars und zum Abführen der Nachwärme bei Aus- es sich um Brennelemente mit wiederaufgear- fall der Kühlung der Brennelementbecken sind beitetem Uran (WAU), das bis zu 4,65 Gewichts- aus Sicht des ENSI nicht abdeckend. Für Situ- prozent Spaltstoff aufweist. Der Reaktorkern des ationen, in denen die Becken nur erschwert Blocks 1 enthält im 40. Betriebszyklus 5 Uran- zugänglich sind oder die Lüftung im Brennele- Brennelemente, 108 WAU-Brennelemente und mentlager nicht verfügbar ist, sind weitere Vor- 8 Brennelemente mit Uran/Plutonium-Mischoxid kehrungen zu treffen. (MOX). Der Reaktorkern des Blocks 2 enthält im Das ENSI verlangte vom KKB bis zum 31. August 38. Zyklus 97 WAU- und 24 MOX-Brennelemente. 2011 geeignete Lösungsansätze. Entsprechend Steuerstab- Am 30. Juni 2011 reichte das KKB den geforderten dem langfristigen Inspektionsprogramm wurde während der Revisi- Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr- onsabstellung die Wirbelstromprüfung sämtlicher lichen Hochwassers ein. In seiner Stellungnahme Steuerstäbe von Block 2 durchgeführt. Die Prü- vom 31. August 2011 ist das ENSI zum Ergeb- fung ergab, dass sich nach einer Einsatzdauer von nis gekommen, dass das KKB den Nachweis 18 bis 22 Jahren alle Stäbe in einem einsatzfähigen unter den vom ENSI gesetzten Randbedingungen Zustand befinden. erbracht hat. Die Reaktorkerne beider Blöcke sind im Berichts- In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011 hat zeitraum auslegungsgemäss und im bewilligten das KKB fristgerecht am 31. August 2011 die Rahmen betrieben worden. Die neuen Kernbe- geplanten weiteren Nachrüstungen dargelegt. ladungen erfüllten die Anforderungen. Das Wie- Diese umfassen die Verbesserung des Erdbe- deranfahren beider Blöcke verlief einwandfrei benverhaltens der Brennelementlager-Gebäude, und wurde vor Ort durch das ENSI inspiziert. Die die Errichtung eines zusätzlichen Kühl- und Ergebnisse der reaktorphysikalischen Messungen Nachspeisesystems stimmten gut mit den Ergebnissen der Kernausle- cken, die Erweiterung des bestehenden alter- für die Brennelementbe- gungsberechnungen überein. Die Betriebsgrenzen nativen Brennelementbecken-Kühlsystems um wurden eingehalten. eine Nachspeisemöglichkeit, die Nachrüstung 1.3.4 Massnahmen nach Fukushima damit auch Wärme aus dem Brennelementla- Wie im Kapitel 10.3 dargestellt, forderte das ENSI ger-Gebäude abzuführen, und die Nachrüstung aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31. einer störfallfesten Instrumentierung für die Füll- einer Druckentlastungsleitung, um Dampf und März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der stands und Temperaturüberwachung der Brenn- Auslegung bezüglich Erdbeben und Überflutung, elementbecken. Das ENSI hat am 11. November den das KKB fristgerecht einreichte. Aufgrund des 2011 den vorgelegten Zeitplan zur Umsetzung Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung der geplanten Massnahmen für angemessen vom 5. Mai 2011 folgende verbesserungsbedürf- erachtet und das KKB aufgefordert, die erforder- tigen Punkte: lichen Antragsunterlagen der Hierarchiestufe 1 26 ❚ Das Erdbebenverhalten des Nebengebäudes B bis Ende Dezember 2011 einzureichen. Das KKB (Brennelementlager) ist verbesserungsbedürf- hat entsprechende Unterlagen fristgerecht ein- tig. Ein Erdbeben könnte zum Versagen einer gereicht. nicht tragenden Backsteinwand führen. Die Das KKB hat entsprechend der in Kapitel 10.3 Tragfähigkeit des Gebäudes wird dadurch nicht erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist- gefährdet, doch ist zum Schutz der Brennele- gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur mente eine Massnahme notwendig. Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen ❚ Im KKB steht kein gegen Erdbeben und Überflu- des EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31. tung ausreichend geschütztes System zur Küh- Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht lung der Brennelementbecken zur Verfügung. eingereicht. Für den Fall eines schweren Erdbebens oder Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima führte einer schweren Überflutung ausschliesslich vor das ENSI im KKB zusätzliche Inspektionen durch: Ort durchzuführende Handmassnahmen vorzu- Am 25. Mai 2011 überprüfte das ENSI die für ENSI Aufsichtsbericht 2011 Auslegungsstörfälle und auslegungsüberschrei- gen, dass bei unterschiedlichen Zonentypen die tende Störfälle getroffenen Vorsorgemassnahmen Luft stets in Richtung der höher eingestuften Zone zur Kühlung der Brennelementbecken. Verbesse- strömt. An der Notschleuse bestanden unzuläs- rungsbedarf stellte das ENSI fest hinsichtlich der sige Druckverhältnisse mit einer Luftströmung aus Vorgaben für den Fall einer gestörten Rückleitung dem Containment in das Hilfsanlagengebäude. des Kühlwassers aus dem Brennelementbecken Das ENSI hat diesen Zustand als Abweichung und hinsichtlich der periodischen Funktionsprü- bewertet. Das KKB wurde aufgefordert, eine kor- fung des alternativen Brennelementbecken-Kühl- rekte Unterdruckstaffelung sicherzustellen. Diese systems. Forderung wurde erfüllt. In einer am 18. November 2011 durchgeführten Die übrigen Inspektionsergebnisse haben gezeigt, Schwerpunktinspektion des Systems zur gefil- dass der Strahlenschutz im KKB sonst gut funk- terten Druckentlastung des Containments identi- tioniert und dem Optimierungsprinzip entspricht. fizierte das ENSI punktuellen Verbesserungsbedarf Das Abfahren zum geplanten Brennelementwech- hinsichtlich der Einsatzbedingungen für Personal, sel im Block 1 verlief ohne Hinweise auf Brenn das Schalthandlungen am Druckentlastungssys elementschäden. Die akkumulierte Kollektivdosis tem vornehmen muss. Dieser Verbesserungsbe- von 104 Pers.-mSv lag nahe bei der Planungsdosis darf betrifft Vorkehrungen für die Beleuchtung von 100 Pers.-mSv. bei einem Stromausfall und Vorkehrungen zur Im Block 2 wurde im Berichtsjahr eine vergleichs- Minimierung der Aufenthaltszeit in Bereichen mit weise lange Revisionsabstellung durchgeführt. erhöhter Strahlung. Das Abfahren verlief wie im Block 1 ohne Hinweise Das ENSI verlangte entsprechende Abklärungen auf Brennelementschäden. Die Kollektivdosis des und Korrekturmassnahmen. Personals für die Revision wurde mit 425 Pers.mSv geplant, akkumuliert wurden 399 Pers.-mSv. Durch engagiertes und erfahrenes Eigenpersonal 1.4 Strahlenschutz und mit einem erhöhten Fremdpersonalbestand wirkte das KKB der seit 2010 engen Personalsi- Im Kalenderjahr 2011 wurden im KKB folgende tuation in der Leitung des operationellen Strah- Kollektivdosen ermittelt: lenschutzes entgegen, so dass im Berichtsjahr die Aktionen KKB 1 KKB 2 KKB 2 KKB 1 und 2 Aktionen KKB 1 Revisionsstillstand 104 Pers.-mSv 399 Pers.-mSv 503 Pers.-mSv Leistungsbetrieb 39 Pers.-mSv 35 Pers.-mSv KKB 3 74 Pers.-mSv Jahreskollektivdosis 143 Pers.-mSv 434 Pers.-mSv 577 Pers.-mSv administrativen und technischen Strahlenschutzund Überwachungsaufgaben adäquat ausgeübt werden konnten. Die Erhöhung des Fremdpersonalbestands war auch deshalb notwendig, weil der Eigenpersonalbestand in Anbetracht der umfangreichen strahlenschutzrelevanten Arbeiten während der Revisionen zu gering war. Das ENSI Im Kalenderjahr 2011 wurde in den beiden stellt fest, dass das KKB bestrebt ist, zukünftig gut Blöcken des KKB eine Kollektivdosis von 577 qualifiziertes, erfahrenes und motiviertes Strah- Pers.-mSv verzeichnet. Die höchste im KKB regis- lenschutzfachpersonal für den längerfristigen Nor- trierte Individualdosis betrug 7,5 mSv und lag malbetrieb der Doppelblockanlage und für die deutlich unterhalb des Dosisgrenzwerts nach geplanten anspruchsvollen Revisionen zur Verfü- Strahlenschutzverordnung für beruflich strahlen gung zu haben. exponierte Personen von 20 mSv pro Jahr. Das Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form entsprechende betriebseigene Planungsziel von von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich maximal 10 mSv pro Person und pro Jahr wurde unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge- eingehalten. Es wurden weder Personenkonta- legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch minationen, die nicht mit herkömmlichen Mitteln für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser. entfernt werden konnten, noch Inkorporationen Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium- über der Triageschwelle gemäss Dosimetrieverord- Abgaben des KKB betrugen rund 12 % des Jahres- nung festgestellt. grenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchge- Das ENSI hat bei einer Inspektion festgestellt, dass führten Kontrollmessungen von Abwasserproben die Unterdruckstaffelung im Sicherheitsgebäude sowie Iod- und Aerosolfiltern zeigten Übereinstim- des KKB 2 nicht den generellen Anforderungen mung mit den vom KKB gemeldeten Analyseer- an die kontrollierte Zone entsprach. Diese verlan- gebnissen. ENSI Aufsichtsbericht 2011 27 als von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb der Anlage Beznau wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI verwiesen. 1.5 Radioaktive Abfälle Radioaktive Rohabfälle fallen im KKB regelmässig aus den Wasserreinigungssystemen sowie der Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle stammen aus dem Austausch von Komponenten bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 26 m3 geringer als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau. Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, kampagnenweise konditioniert und anschliessend zwischengelagert. Die im KKB vorhandenen unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone Arbeiten über dem BrennelementLagerbecken. Foto: KKB aufbewahrt (Nebenanlagengebäude, ZWIBEZ). Aus den tatsächlich über die Abluft und das Der Bestand an unkonditionierten Abfällen liegt Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen im KKB mit 71 m3 unter dem Fünfjahresmittelwert. berechnete das ENSI die Jahresdosis für Einzelper- Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden sonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKB im Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma- unter ungünstigen Annahmen. Die Dosen betru- Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin gen rund 0,001 mSv für Erwachsene, 0,0013 mSv transportiert. für Zehnjährige und 0,0021 mSv für Kleinkinder Als Konditionierungsverfahren kommen im KKB und lag deutlich unterhalb des quellenbezogenen die Einbindung von Harzen in Polystyrol sowie Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss der die Zementierung von Schlämmen zum Einsatz. Richtlinie ENSI-G15. Für alle Verfahren liegen die gemäss Kernener- Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI gieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforder- betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge- lichen Typengenehmigungen vor. Im Berichtsjahr bung des Werkes zeigten keine durch den Betrieb wurden verbrauchte Ionenaustauscherharze und der Anlage erhöhten Werte. Die Thermolumines- Schlämme konditioniert. Ferner wurde auch ein zenz-Dosimeter (TLD), die an ausgewählten Stel- Gebinde mit Filterkerzen zementiert. len am Zaun des Kraftwerkareals angebracht sind, Die konditionierten Abfallgebinde werden routine- zeigten keine nennenswerte Erhöhung gegen mässig in die werkseigenen Zwischenlager (Rück- über der Untergrundstrahlung. Bei den quartals- standslager und SAA-Lager des ZWIBEZ) einge- 28 weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten lagert. Das KKB nutzt aber auch die Kapazitäten Messungen an der Umzäunung des KKB wurden des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen gegen radioaktiven Abfälle des KKB sind in einem von über der Untergrundstrahlung festgestellt. Die allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzverord- elektronischen Buchführungssystem erfasst, so nung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte für dass die Information über Menge, Lagerort und die Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksare- radiologische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Ein wichtiges Element bei der Minimierung der Im Februar und März 2011 hat ein internationa- radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung les Team von 29 Experten der World Association von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im of Nuclear Power Operators (WANO) die Arbeits- KKB wurden im Jahr 2011 insgesamt 55 t Mate- weise des KKB überprüft. Diese Experten sind Spe- rial gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 zialisten aus Kernkraftwerken aus verschiedenen freigemessen. Ländern. Aufgrund von Beobachtungen und Interviews mit Mitarbeitenden des KKB erstellten sie einen Bericht mit Empfehlungen für Ver- 1.6 Notfallbereitschaft besserungen. Im Gegensatz zu den Berichten von OSART-Missionen (siehe Kapitel 2.7.1) sind die Die Notfallorganisation des KKB ist für die Bewäl- WANO-Berichte ausschliesslich den WANO-Mit- tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals gliedern zugänglich. Dadurch sind die Gespräche zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa- zwischen Experten und Überprüften und auch die tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich- Empfehlungen viel offener und direkter. In allen tungen und einer entsprechenden Auslegung der schweizerischen Kernkraftwerken wurden bereits Anlage hat das Werk die Notfallbereitschaft auf mehrere WANO-Peer-Reviews durchgeführt. Das hohem Niveau sicherzustellen. ENSI wurde über den Ablauf dieser Peer Reviews Das ENSI hat im November 2011 anlässlich jeweils informiert. der Werksnotfallübung ARALKUM die Not- Im KKB begeben sich leitende Angestellte regel- fallorganisation beobachtet und beurteilt. Bei mässig auf Rundgänge in der Anlage und pro- der Übung wurde ein Szenario unterstellt, bei tokollieren ihre Feststellungen zum Zustand dem alle externen Stromeinspeisungen und die der Anlage und zum Verhalten des Personals. In gesamte Kühlwasserversorgung verloren gin- Gesprächen mit den Mitarbeitenden vor Ort erhal- gen. Die Massnahmen konzentrierten sich auf ten sie zusätzlich wertvolle Hinweise für mögliche die Bespeisung der Dampferzeuger zur Abfuhr Verbesserungen. Die Feststellungen werden syste- der Nachwärme aus dem Reaktorkern und Acci- matisch analysiert und wo nötig in Massnahmen dent-Management-Massnahmen zur Notstrom- umgesetzt. versorgung. Die Übung zeigte insbesondere den erfolgreichen Einsatz von Feuerwehrmitteln zur 1.7.2 Personal und Ausbildung Bespeisung der Dampferzeuger und die Erstel- Vier Reaktoroperateure und zwei Schichtchefs des lung einer Notstromversorgung durch mobile KKB legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprüfung Aggregate. mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das aus einem theoretischen und einem praktischen ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKB ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Ver- verfügt über eine zur Beherrschung von Störfällen halten der Anlage und zu den anzuwendenden geeignete Notfallorganisation. Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom- eigenen Anlagesimulator und besteht in einer munikationsmittel für den Kontakt zu externen Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Stellen betriebsbereit sind. Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist Das ENSI löste im KKB ohne Voranmeldung einen im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungs- des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI- programm der Abteilung Betrieb durchgeführt. B11 bestätigt wurde. Gegenstand der Inspektion waren die anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator sowie die allgemeine Wie- 1.7 Personal und Organisation derholungsschulung. Mit der Einführung eines E-Learning-Tools, dem Ausbau der Kurse am Soft- 1.7.1 Organisation und Betriebsführung Panel-Simulator und dem vermehrten Simulator- Im Berichtsjahr hat das KKB zur Unterstützung training der Schichtgruppen gemeinsam mit ande- grosser Nachrüstprojekte eine neue Stabstelle ren Teilen der Notfallorganisation wurde das Aus- geschaffen. Ende 2011 betrug der Personalbe- bildungsprogramm weiterentwickelt. Es erfüllt die stand des KKB 543 (2010: 536) Personen. Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10. ENSI Aufsichtsbericht 2011 29 1.8 Sicherheitsbewertung Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs 1.8.1 Block 1: Detaillierte Bewertung skala Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im ❚ Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- der Positionsanzeige von Steuerstäben war auch benen System rund 190 Inspektionsgegenstände, für die Ebene 2 von Bedeutung. Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzel Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der aspekte von Vorkommnisabläufen und Sicher ENSI-Sicherheitsbewertungsskala heitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für ❚ Das Erdbebenverhalten des Nebengebäudes B die nukleare Sicherheit (einschliesslich für beide (Brennelementlager) ist verbesserungsbedürftig. Blöcke relevante Beurteilungen). Berücksichtigt ❚ Im KKB steht kein gegen Erdbeben und Überflu- wurden zusätzlich die im Rahmen der ENSI- tung ausreichend geschütztes System zur Brenn- Verfügung vom 5. Mai 2011 identifizierten elementbeckenkühlung zur Verfügung. Befunde (vgl. Kap. 1.3.4). Dabei kam das ENSI für Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs- Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs Matrix zu folgenden zusammenfassenden skala Beurteilungen: ❚ Durch eine Störung der Regelung war die Not- stand-Kälteanlage kurzfristig nicht betriebsbereit. Ebene 4, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der Bewertungsgegenstand Anforderungen Auslegungs- Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Ziele N Sicherheitsebenen Ebene 3 A Ebene 4 A Integrität des Containments ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung anlageinternen Notfallmassnahmen zur Überdrucken kontrollieren! Gewährleistung des Wasserinventars und zur A N mentbeckenkühlung sind nicht abdeckend für A N Situationen, in denen die Brennelementbecken V N N nur erschwert zugänglich sind oder die Lüftung N N N N Brennelemente Primärkreises ❚ Die V Integrität der Integrität des ENSI-Sicherheitsbewertungsskala A Ebene 2 Ebene 5 Mensch & Organisation Ebene 1 Barrieren Betriebsgeschehen N V A V N N N N N Sicherheitsbewertung 2011 KKB1: 2011 Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung KKB1: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Nachwärmeabfuhr bei Ausfall der Brennele- im Brennelementlager nicht verfügbar ist. Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala ❚ An einer Dichtschweissnaht eines Rückschlag- ventils des Chemie- und Vorlumenregelsystems wurden Borsäureablagerungen festgestellt. Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie Inspektionsergebnisse, folgt aus: Vorkommnisse noch Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien Bewertungsgegenstand A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeZiele 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehr- Kontrolle der Reaktivität zahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheits- Kühlung der ebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung. Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs skala ❚ Wegen einer defekten Elektronikkarte war die Positionsanzeige von vier Steuerstäben kurzfris tig nicht verfügbar. 30 Schutzziele führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln Brennelemente Anforderungen Betriebsgeschehen Auslegungs- Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Mensch & Organisation A N N N V A N A Einschluss radioaktiver Stoffe Strahlenexposition V N N V schutzzielübergreifende Bedeutung A N A N Begrenzung der Sicherheitsbewertung 2011 KKB1: 2011 Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung KKB1: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Überdrucken 1.8.2 Block 1: Gesamtbewertung Bewertungs- ❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separation und Robustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer Anlagen desselben Typs Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Überdrucken kontrollieren Mensch & Organisation N N Ebene 2 A V A N Ebene 3 A V A V Ebene 4 A V N V N N N Ebene 5 herangezogen Integrität der Barrieren PSÜ Betriebs- Ebene 1 Sicherheitsebenen che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul- Betriebsgeschehen Auslegungs- Ziele hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel- Sicherheitsüberprüfung Anforderungen gegenstand Auslegungs-Vorgaben N Brennelemente Integrität des Primärkreises Integrität des Containments ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung V N N V A N N N V Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKB2: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich AuslegungsVorgaben als gut. Matrix zu folgenden zusammenfassenden Beur- Betriebs-Vorgaben teilungen: ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher- Inspektionsergebnisse, heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Betriebs- Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Vorgaben als hoch. Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellen- Vorkommnisse noch Zustand und Verhalten der Anlage bewertungen begründet, die in die Kategorien ❚ Das ENSI beurteilt die kurzfristigen Nichtverfüg- A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge- barkeiten der Positionsanzeige von vier Steuer- führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln stäben und der Notstand-Kälteanlage sowie die 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl Borsäureablagerungen an einer Dichtschweiss der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen naht als Abweichungen mit einer geringen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu- Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Ent- tung. sprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und Ver- gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala halten der Anlage als gut. ❚ Wegen der Spannungslosigkeit einer 400-V- Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Schiene war eine von zwei BrennelementlagerUmwälzpumpen kurzfristig nicht betriebsbereit. ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und ❚ W ie zu einem anderen Zeitpunkt im Block 1 war höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher- im Block 2 die Positionsanzeige von vier Steu- heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand erstäben wegen einer defekten Elektronikkarte und Verhalten von Mensch und Organisation als hoch. kurzfristig nicht verfügbar. Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala vollumfänglich gewährleistet. ❚ Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit der Positionsanzeige von Steuerstäben war auch 1.8.3 Block 2: Detaillierte Bewertung für die Ebene 2 von Bedeutung. Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- ENSI-Sicherheitsbewertungsskala benen System rund 220 Inspektionsgegenstände, ❚ Die unter Block 1 aufgeführte Bewertung des Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelas- Erdbebenverhaltens des Nebengebäudes B pekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheits- (Brennelementlager) betrifft auch den Block 2. indikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nuk ❚ Die unter Block 1 aufgeführte Bewertung des leare Sicherheit (einschliesslich für beide Blöcke Schutzes relevante Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für gegen Erdbeben und Überflutung betrifft auch die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs- den Block 2. ENSI Aufsichtsbericht 2011 der Brennelementbeckenkühlung 31 Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- 1.8.4 Block 2: Gesamtbewertung gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Auslegungs-Vorgaben ❚ W ie zu einem anderen Zeitpunkt im Block 1 war ❚ Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB für beide im Block 2 die Notstand-Kälteanlage durch eine Blöcke weitgehend gleich sind, bewertet das Störung der Regelung kurzfristig nicht betriebs- ENSI auch die Sicherheit des Blocks 2 des KKB bereit. hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut. ❚ Die unter Ebene 1 genannte kurzfristige Unver- fügbarkeit einer Brennelementlager-Umwälz- Betriebs-Vorgaben ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher- pumpe betrifft auch die Ebene 3. ❚ Wegen eines Erdschlusses war die Umluftküh- lung des Notstandgebäudes kurzfristig nur eingeschränkt verfügbar. heit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch. Zustand und Verhalten der Anlage Ebene 4, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der ❚ Das ENSI beurteilt die kurzfristigen Nichtverfüg- ENSI-Sicherheitsbewertungsskala barkeiten ❚ Die unter Block 1 aufgeführte Bewertung der pumpe, der Positionsanzeige von vier Steu- Notfallmassnahmen bei Ausfall der Brennele- erstäben, der Notstand-Kälteanlage und der mentbeckenkühlung betrifft auch den Block 2. einer Brennelementlager-Umwälz- Notstandgebäude-Umluftkühlung sowie die Integrität des Containments, Zustand und Verhal- Druckverhältnisse an der Notschleuse als Abwei- ten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheits- chungen mit einer geringen Bedeutung für die bewertungsskala nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ❚ An der Notschleuse bestanden unzulässige ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsicht- Druckverhältnisse mit einer Luftströmung aus lich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. dem Containment in das Hilfsanlagengebäude. Zustand und Verhalten von Mensch und Organi- Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- sation tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord- ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zustand und folgt aus: Verhalten von Mensch und Organisation als hoch. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit Bewertungsgegenstand Anforderungen Auslegungs- Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Ziele Schutzziele Brennelemente N A N V A V V A N V N N V A N A V A Einschluss radioaktiver Stoffe Begrenzung der Strahlenexposition schutzzielübergreifende schutzzielübergreifende Bedeutung Mensch & Organisation Kontrolle der Reaktivität Kühlung der Betriebsgeschehen vollumfänglich gewährleistet. Überdrucken kontrollieren! Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung 2011 KKB2: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen. 32 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Blick auf das Kernkraftwerk Mühleberg. Foto: ENSI 2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch, hinsicht- Das Betriebsjahr 2011 war im Kernkraftwerk Müh- chend sowie hinsichtlich Zustand und Verhalten leberg (KKM) durch einen nahezu störungsfreien von Mensch und Organisation als hoch. Volllastbetrieb geprägt. Dabei war keine Reaktor- Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) der BKW lich Zustand und Verhalten der Anlage als ausrei- schnellabschaltung zu verzeichnen, nur eine stö- FMB Energie AG, welches seinen kommerziellen rungsbedingte Leistungsabsenkung. Die Einleitung Betrieb im Jahr 1972 aufnahm, ist eine Siedewas- und Umsetzung von Massnahmen zur Verbesse- serreaktor-Anlage mit 373 MW elektrischer Net- rung der Kühlwasserversorgung bei einem Extrem- toleistung. Weitere Daten der Anlage sind in den hochwasser führte zu einem längeren Stillstand Tabellen 1 und 2 des Anhangs zu finden. Figur 7b der Anlage als in den Vorjahren. Das ENSI stellt fest, zeigt das Funktionsschema einer Siedewasserreak- dass das KKM die bewilligten Betriebsbedingungen tor-Anlage. immer eingehalten hat. Jedoch hat das KKM im Im Berichtsjahr waren im KKM vier meldepflichtige Rahmen der Überprüfung der Hochwasserausle- Vorkommnisse zu verzeichnen. Eines ordnete das gung einen Auslegungsfehler identifiziert, der als ENSI auf der internationalen Ereignisskala INES der Vorkommnis der INES-Stufe 1 bewertet wurde und Stufe 1 zu, die übrigen der Stufe 0. zur vorsorglichen Abschaltung der Anlage bis zum Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 112 Abschluss von Nachrüstmassnahmen führte. Das Inspektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver- ENSI beurteilt die Sicherheit des KKM im Jahr 2011 langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als ausreichend, überwachte deren Umsetzung. ENSI Aufsichtsbericht 2011 33 Die ausgekoppelte thermische Energie für die Heizung der Wohnsiedlung «Steinriesel» belief sich auf 1,4 GWh. Zur Durchführung von Wiederholungsprüfungen und Instandhaltungsarbeiten erfolgten geplante Leistungsabsenkungen. Eine weitere Leistungsabsenkung stand im Zusammenhang mit einem meldepflichtigen Vorkommnis. Im Berichtsjahr waren vier meldepflichtige Vorkommnisse zu verzeichnen. Den im Rahmen des Nachweises der Funktion des Notstandsystem-Einlaufbauwerks bei Extremhochwasser gemachten Befund ordnete das ENSI auf der internationalen Ereignisskala INES der Stufe 1 zu, die übrigen drei meldepflichtigen Vorkommnisse der Stufe 0. Für Verlegen von Kabeln. Foto: KKM die systematische Sicherheitsbewertung wird auf Während des Revisionsstillstands wurden neben Kap. 2.9 verwiesen, für die risikotechnische Beur- dem Brennelementwechsel und den üblichen teilung auf Kap. 10.1. Revisionsarbeiten umfangreiche Wiederholungs- ❚ Bei der Anlieferung von neuen Brennelementen prüfungen durchgeführt. Dabei wurden keine am 9. Mai 2011 wurden in einem Container aus- Befunde festgestellt, die einem sicheren Betrieb gelöste entgegenstehen. Im Hinblick auf den Betrieb Die Inspektion aller in diesem Container trans- Beschleunigungssensoren gefunden. über 40 Jahre hinaus und aufgrund der Erkennt- portierten Brennelemente zeigte bei vier Brenn nisse nach den Ereignissen in Fukushima setzte das elementen eine Beschädigung an Abstandhaltern. KKM zahlreiche Verbesserungen und Anlagemo- Die Abstandhalter dienen der Positionierung und dernisierungen um. Stabilisierung der Brennstäbe im Brennelement. Im Berichtsjahr sind keine Brennelementschäden Die formelle Meldung an das ENSI erfolgte am aufgetreten. 27. Mai 2011, nachdem die Stellungnahme des Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverord- Herstellers gezeigt hatte, dass die betroffenen nung für beruflich strahlenexponierte Personen Brennelemente nicht einsetzbar sind. Das ENSI wurde eingehalten. Die radioaktiven Abgaben war bereits vorgängig über die Ergebnisse der lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewil- oben erwähnten Inspektion der Brennelemente ligung festgelegten Grenzwerte. informiert worden. Die betroffenen Brennele- Der Anfall neuer radioaktiver Rohabfälle war auf mente wurden zurück zum Hersteller geschickt. einem niedrigen Niveau. Die Beschädigungen erfolgten auf dem Trans- Das KKM hat im Berichtsjahr keine grösseren port und sind daher in der Sicherheitsbewertung Änderungen seiner Organisation vorgenommen. Im Berichtsjahr legte ein Pikettingenieur seine der Anlage im Kap. 2.9 nicht enthalten. ❚ Am 8. Juni 2011 wurde am Kondensomaten eines der beiden Reaktorkernisolations-Kühlsys Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. teme (RCIC) ein geringfügiger Dampfaustritt festgestellt. Aufgabe des Kondensomaten ist 2.2 Betriebsgeschehen die Abscheidung des in der Frischdampfzuleitung anfallenden Kondensats. Der Dampfaus Das Kernkraftwerk Mühleberg erreichte im tritt konnte an der Dichtung lokalisiert wer- Berichtsjahr eine Arbeitsausnutzung von 76,5 % den. Das betroffene RCIC wurde für die Repara- und eine Zeitverfügbarkeit von 76,8 %. Zeitver- tur abgesichert und die Dichtung wurde ersetzt. fügbarkeit und Arbeitsausnutzung der letzten Die zehn Jahre sind in Figur 1 dargestellt. ten, gemäss Technischer Spezifikation zulässig Die Massnahmen zur Verbesserung der Kühl- ist eine Nichtverfügbarkeit von 10 Tagen. Die wasserversorgung bei einem Extremhochwas- inzwischen vorgenommenen Verbesserungen, ser führten zu einer verglichen mit den Vorjahren siehe Kap. 2.3.2, ermöglichen es, den Konden- deutlich tieferen Zeitverfügbarkeit und Arbeits- somaten ohne Ausserbetriebnahme des RCIC ausnutzung. auszutauschen. 34 Nichtverfügbarkeit dauerte 80 Minu- ENSI Aufsichtsbericht 2011 ❚ Im Rahmen der vom ENSI aufgrund der Ereig- Die Revisionsarbeiten begannen am 2. August nisse in Fukushima geforderten Überprüfung 2011 und dauerten bis zum 9. September 2011. der Auslegung gegen ein 10 000-jährliches Während dieser Zeit wurden geplante Tätigkeiten Hochwasser (vgl. Kap. 10.3) kam das KKM zur wie Brennelementwechsel und Brennelementin- Erkenntnis, dass in bestimmten Extremsituati- spektionen, Inspektionen elektrischer und mecha- onen Kiesbewegungen zu einer Verstopfung nischer Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoff- der Wasserfassung des Notstandsystems füh- prüfungen, wiederkehrende Funktionsprüfungen ren könnten. Dieser Befund wurde der Stufe 1 an Komponenten und Systemen sowie Instandhal- der internationalen Ereignisskala INES zugeord- tungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt. net. Hintergründe und Massnahmen sind in Kap. Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen 2.3.4 beschrieben. an mechanischen Komponenten waren Ultra- ❚ Am 31. Oktober 2011 kam es beim Umschal- schallprüfungen am Kernmantel innerhalb des ten von der Reserve-Hauptkühlwasserpumpe RDB, Ultraschall- und Oberflächenrissprüfungen zurück auf die normalerweise in Betrieb befind- an Schweissnähten des Frischdampfsystems, die liche Hauptkühlwasserpumpe zur Abschaltung integrale Leckratenprüfung des Containments der betroffenen Turbinengruppe, gefolgt von sowie visuelle Inspektionen der Kerneinbauten im einer Reduktion der Reaktorleistung. Die Reser- RDB. Folgende Prüfungen sind hervorzuheben: vepumpe war für Wartungsarbeiten an der nor- ❚ Seit 1990 wurden die Schweissnähte am nicht malerweise eingesetzten Pumpe in Betrieb druckführenden Kernmantel innerhalb des RDB genommen worden. Die Hauptkühlwasserpum- regelmässig mittels visueller Prüftechnik, Wir- pen fördern das zur Wärmeabfuhr benötigte belstrom- und Ultraschalltechnik untersucht. Aarewasser in die Kondensatoren. Die betrof- Dabei wurde auch das Längenwachstum der fene Hauptkühlwasserpumpe war zwar ord- bekannten Risse registriert und nach jeder Mes- nungsgemäss gestartet, jedoch öffnete ihre sung bruchmechanisch bewertet. Im Revisions- Rückschlagklappe nicht, da sie verklemmt war. stillstand 2011 wurde ein verbessertes Verfah- Der Turbinenschnellschluss und die automa- ren für die Ultraschallprüfung eingesetzt, das tische Reduktion der Reaktorleistung verliefen einerseits den Prüfumfang wesentlich erwei- auslegungsgemäss. Nach der Analyse der Stö- tert, andererseits von der Qualifzierungsstelle rung und der Zurückschaltung auf die Reserve- Schweiz neu auch zur Tiefenbestimmung der Hauptkühlwasserpumpe wurde die betroffene Turbinengruppe wieder auf Volllast gebracht. Bis zum Austausch der Rückschlagklappe am 2. November 2011 blieb die Reserve-Hauptkühlwasserpumpe in Betrieb. Die Rückschlagklappen der Hauptkühlwasserpumpen werden technisch dahingehend modifiziert, dass ein Verklemmen nicht mehr möglich sein wird. Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichtigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in Tabelle 4. 2.3 Anlagetechnik 2.3.1 Revisionsarbeiten Die Erkenntnisse aus der Überprüfung der Auslegung veranlassten die BKW, vorsorglich das KKM bereits am 30. Juni 2011 vom Netz zu nehmen, um Massnahmen zur Verbesserung der Kühlwasserversorgung bei einem Extremhochwasser einzuleiten, siehe Kap. 2.2 und 2.3.4. ENSI Aufsichtsbericht 2011 35 Arbeiten zur Erneuerung der bestehenden Schaltund Verteilanlage. Foto: KKM Risse qualifiziert ist. Die Längen der Risse haben nischen Ausrüstungen waren die komponenten- sich nicht weiter vergrössert, mit Ausnahme und verfahrenstechnischen Prüfungen der Leit- der Anzeige an einer Schweissnaht im oberen technik einer Redundanz des Notstandsystems Bereich des Kernmantels. Hier entspricht das SUSAN sowie zweier Redundanzen des Reaktor- Längenwachstum der bisherigen Erfahrung. Die schutzes. Bei den Eigenbedarfsanlagen wurden qualifizierte Tiefenbestimmung der Risse hat die festgelegten Umschaltmöglichkeiten über- gezeigt, dass der Kernmantel im Gegensatz zu prüft. Die erforderliche Kapazität sämtlicher Bat- den bisherigen konservativen Annahmen für die terien einer SUSAN- und einer Reaktorschutz- bruchmechanische Modellierung keine wand- Redundanz wurde durch Entladung und Wieder- durchdringenden Risse aufweist. In den früher aufladung nachgewiesen. Das KKM überprüfte nicht geprüften Bereichen sind neue Anzeigen auch sämtliche Gleich- und Wechselrichter der registriert und bewertet worden. Die Anzeigen 24-V- und 125-V-Anlagen, der beiden sicheren resultieren aus im Materialvolumen eingeschlos- Schienen sowie der Redundanzen des SUSAN. senen Herstellungsfehlern oder sind geome- Bei den durchgeführten Prüfungen ergaben sich triebedingte Messsignale. Bei keiner der neuen keine unzulässigen Befunde oder Abweichungen. Anzeigen wurde visuell ein Riss festgestellt. Erwähnenswert sind bei den Instandhaltungs- Strukturmechanisch stellen sie keine Gefähr- massnahmen der Einbau eines neugewickelten dung für die Integrität des Kernmantels dar. Die Rotors und die Diagnosemessungen bei einem nächste Ultraschallprüfung der Schweissnähte der beiden Generatoren, die Revisionen von zwei des Kernmantels ist im Jahr 2013 fällig. Block- und Eigenbedarfstransformatoren, Schalt- ❚ Die Einbauten des RDB wurden mit einem Kame- anlagen und Motoren, insbesondere eines Spei- rasystem einer visuellen Prüfung unterzogen. sewasserpumpenmotors, von Anfahr- und Haus- Dabei festgestellte Auffälligkeiten wurden als transformatoren und die Inspektion eines Last- zulässig bewertet und werden bei zukünftigen schalters. Prüfungen weiter überwacht. Die Prüfungen Das ENSI erteilte am 23. September 2011 die Frei- der Kerntragstrukturen ergaben keine Auffäl- gabe des Leistungsbetriebs des Reaktorkerns für ligkeiten, insbesondere keine Hinweise auf Risse den 39. Betriebszyklus. Das Wiederanfahren des an den Schweissnähten. Zusätzlich wurden die Reaktors erfolgte schrittweise mit allen erforder- für die Kamerasysteme zugänglichen Bereiche lichen Anfahrtests und dauerte sechs Tage. am Kernmantel untersucht, in denen neue Ultra- Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Quali- schallanzeigen festgestellt worden waren. Es tät und unter Beachtung der Strahlenschutzvor- ergaben sich keine Hinweise auf Risse. gaben geplant und durchgeführt. Die Prüfungen ❚ An den ferritischen Rohrleitungsschweissnäh- ten und Stutzen-Safe-End-Nähten wurden wurden vom ENSI beaufsichtigt. Es wurden keine Befunde festgestellt, die einem sicheren Betrieb Ultraschallprüfungen sowie Magnetpulver- und entgegenstehen. Die durchgeführten Prüfungen Farbeindringprüfungen durchgeführt. Bei den haben insgesamt den guten Zustand der mecha- Ultraschallprüfungen tungspflichtigen wurden Anzeigen keine bewer- festgestellt. Die nischen sowie der elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen bestätigt. Magnetpulverprüfungen an den Rohrleitungsschweissnähten ergaben bewertungspflichtige 2.3.2 Anlageänderungen Anzeigen im Bereich von Einbrandkerben. Sie Im Berichtsjahr wurden namentlich folgende Anla- wurden durch Farbeindringprüfungen nachge- geänderungen durchgeführt: prüft. Alle Befunde wurden als zulässig bewer- ❚ Alle Rohrleitungshalterungen der Frischdampf- tet. und Speisewasserleitungen werden durch sol- ❚ Nach 2007 wurde das Containment in der dies- che eines neuen Fabrikats ersetzt. Der erste Teil jährigen Revisionsabstellung wieder einer integ des Austauschs wurde im Revisionsstillstand ralen Leckratenprüfung unterzogen. Die Prü- 2011 durchgeführt. Der zweite Teil des Aus- fung wurde vom SVTI überwacht und parallel tauschs ist für 2012 geplant. ausgewertet. Die in der Technischen Spezifika- ❚ Im Hilfskühlwassersystem wurde ausserhalb des tion festgelegte Dichtheitsanforderung wurde Reaktorgebäudes eine motorisierte Absperr- erfüllt. klappe eingebaut. Im Falle einer Leckage im Schwerpunkte des diesjährigen Wiederholungs- Reaktorgebäude erlaubt diese Absperrklappe prüfprogramms an elektrischen und leittech- die Isolation des betroffenen Leitungsabschnitts, 36 ENSI Aufsichtsbericht 2011 ohne das gesamte Hilfskühlwassersystem ausser ❚ Das KKM erneuerte Schutz und Vor-Ort-Steu- Betrieb zu nehmen. Diese Massnahme verbessert erung an einer Schiene der 6-kV-Schaltanlage das Anlageverhalten bei postulierten Leitungs- und schloss die Erneuerung der Druckmessstel- brüchen im Reaktorgebäude. Ein Test bestätigte len der Turbineninstrumentierung ab. An einer den stabilen Betrieb des Kühlwassersystems bei Speisewasserpumpe wurden die Messstellen geschlossener Absperrklappe sowie die ein- erneuert. Die Erneuerung der Messstellen an wandfreie Funktion von Steuerung, Bedienung den restlichen Speisewasserpumpen ist im Revi- und Anzeige. sionsstillstand 2012 geplant. ❚ Die Optimierung der Frischdampf-Kondensat- Ableitung für das Reaktorkernisolations-Kühl- ❚ Im Zusammenhang mit der geplanten Erneue- rung der bestehenden Schalt- und Verteilanlage system (RCIC) verbessert dessen Verfügbarkeit. erfolgten Vorbereitungsarbeiten. Die Inbetrieb- Sie ermöglicht, den Kondensomaten und das nahme der neu gezogenen 220-kV-Kabelverbin- Bypassventil während des Betriebs und ohne Ausserbetriebnahme des RCIC auszutauschen. dung ist im Revisionsstillstand 2012 geplant. Die Anlageänderungen zur Verbesserung der Kühl- Das Fehlen dieser Möglichkeit hatte zum mel- wasserversorgung des Notstandsystems SUSAN depflichtigen Vorkommnis vom 8. Juni 2011 und des Hilfskühlwassersystems bei Extremhoch- geführt, siehe Kap. 2.2. Die entsprechende Opti- wasser sind in Kap. 2.3.4 erwähnt. mierung eines RCIC-Stranges war im Vorjahr erfolgt, im Berichtsjahr wurde die Optimierung am anderen Strang durchgeführt. 2.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern ❚ Bei beiden Reaktorumwälzpumpen waren im Im Juni 2011 wurde der 38. Betriebszyklus des Revisionsstillstand 2010 die Antriebssysteme und KKM vorzeitig abgeschlossen. Die eingesetz- die Steuerung vollumfänglich erneuert worden. ten Brennelemente zeigten ein bestimmungs- Aufgrund der Erfahrungen im ersten Betriebs- gemässes Betriebsverhalten. Dies folgte aus der jahr erfolgten im Berichtsjahr Anpassungen des laufenden Überwachung der Kühlmittelaktivität Antriebssystems. Tests bestätigten die korrekte sowie aus Inspektionen an insgesamt 12 ausge- Funktion des modifizierten Antriebssystems wählten Brennelementen. Die Inspektionen bestä- sowie das korrekte Verhalten der Reaktorum- tigten erneut, dass die Edelmetalleinspeisung in wälzpumpen bei 6-kV-Umschaltungen. das Kühlmittel (siehe Kap. 2.4) keinen negativen ENSI Aufsichtsbericht 2011 37 Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare. Foto: KKM Einfluss auf die Brennstab-Hüllrohre oder andere das KKM fristgerecht einreichte. Aufgrund des Strukturteile der Brennelemente hat. Im Rahmen Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung eines Vorläuferprogramms wurden an vier Brenn- vom 5. Mai 2011 folgende verbesserungsbedürf- elementen weiterentwickelte Fremdkörperfilter tigen Punkte: und an vier weiteren Brennelementen Kästen aus ❚ Die Kühlmittelversorgung für das Notstand- Zircaloy-4 eingesetzt. Messungen sowie visuelle system weist keine diversitäre Alternative zur Prüfungen bestätigten deren auslegungsgemässes Kühlwasserentnahme aus der Aare auf. Verhalten. Die Kühlmittelanalysen zeigten einen ❚ Im KKM steht bei geschlossener Dammplatte auslegungsgemässen Zustand der Steuerstäbe. kein gegen Erdbeben und Überflutung ausrei- Während der Revision wurden aufgrund des Errei- chend geschütztes System zur Brennelement- chens ihrer Lebensdauer zwei Steuerstäbe durch beckenkühlung zur Verfügung. Die Dammplatte neue ersetzt. trennt im Leistungsbetrieb das Brennelementbe- Für den 39. Betriebszyklus setzte das KKM ins- cken von der leeren Reaktorgrube. Ein Versagen gesamt 36 frische Brennelemente vom Typ GNF2 führt zu einem starken Absinken des Wasser- ein. Das ENSI überzeugte sich davon, dass nur niveaus im Brennelementbecken, die Brennele- freigegebene und den Qualitätsanforderungen mente bleiben aber mit Wasser bedeckt. entsprechende Brennelemente geladen wurden. Vier beim Transport beschädigte neue Brennele- ❚ Die Wirksamkeit der vorhandenen anlageninter- nen Notfallmassnahmen zur Überwachung des mente wurden für die Reparatur zum Hersteller Brennelementbeckens sowie zur Einspeisung gesandt (siehe Kap. 2.2). Alle Sicherheitsmassnah- von Wasser in das Brennelementbecken sind aus men während des Brennelementwechsels wurden Sicht des ENSI erweiterungsbedürftig. gemäss den Vorgaben eingehalten. Der vom ENSI Das ENSI verlangte vom KKM bis zum 31. August geprüfte Beladeplan des Reaktorkerns erfüllte alle 2011 entsprechende Lösungsansätze. Sicherheitsanforderungen. Am 30. Juni 2011 reichte das KKM den geforderten Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern ausle- Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr- gungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrie- lichen Extremhochwassers ein. Um diesen Nach- ben worden. Die Ergebnisse der reaktorphysika- weis zu führen, hatte das KKM von der ETH Zürich lischen Messungen stimmten gut mit den Ergeb- Modellversuche durchführen lassen. Diese Ver- nissen der Kernauslegungsberechnungen überein. suche führten zur Erkenntnis, dass in bestimmten Extremsituationen Kiesbewegungen zwischen dem 2.3.4 Massnahmen nach Fukushima Wohlensee und dem KKM zu einer Verstopfung Wie in Kap. 10.3 dargestellt, forderte das ENSI der Wasserfassung des Notstandsystems führen Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare. Foto: KKM aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31. könnten. Aufgrund dieser Erkenntnis wurde das März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der Aus- KKM in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2011 legung bezüglich Erdbeben und Überflutung, den vorzeitig zur Jahresrevision abgefahren, um Nachrüstungen durchzuführen: eine Verbesserung des Hochwasserschutzes unter anderem des Pumpenhauses, eine Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare sowie den Bau einer zusätzlichen Leitung zur Einspeisung von Kühlwasser mit mobilen Feuerwehrpumpen. Das ENSI prüfte die Nachrüstungen und hat die Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare sowie die zusätzliche Leitung zur Einspeisung von Kühlwasser mit mobilen Feuerwehrpumpen freigegeben. Die Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare wurde entsprechend den gesetzlichen Vorgaben im Rahmen eines konzentrierten Verfahrens freigegeben. In diesem Verfahren wurden die fachlichen Stellungsnahmen des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und der zuständigen Fachstellen des Kantons Bern einbezogen. Die vom KKM vor Ausführung gemeldete, nicht freigabepflichtige Verbesserung des Hochwasserschutzes 38 ENSI Aufsichtsbericht 2011 des Pumpenhauses wurde vom ENSI ebenfalls fach- an dessen Kühlsystem zu erkennen sind und lich beurteilt und für zweckmässig befunden. hinsichtlich der Schulung der Betriebs-Störfall- In seiner Stellungsnahme zum deterministischen anweisungen zur Kühlung des Brennelement- Nachweis des KKM zur Beherrschung des beckens. 10 000-jährlichen Hochwassers vom 31. August ❚ Am 2. August 2011 inspizierte das ENSI die 2011 ist das ENSI zum Ergebnis gekommen, dass Vorsorgemassnahmen zur Beherrschung des unter Berücksichtigung der genannten Nachrüs 10 000-jährlichen Hochwassers und forderte tungen die Kühlwasserversorgung auch bei einem eine Überprüfung der Strategie, wie die Anlage Extremhochwasser gewährleistet ist. Damit hat bei Hinweisen auf ein bevorstehendes Hochwas- das KKM den Nachweis der Beherrschung des 10 ser abzufahren ist. Ziel ist es, durch eine geeig- 000-jährlichen Hochwassers unter den vom ENSI nete Betriebsweise der Anlage eine Verstopfung gesetzten Randbedingungen erbracht. des Einlaufbauwerks zu vermeiden. Das KKM wurde nach der Verwirklichung der ❚ Anlässlich der Inspektion des Systems zur gefil- Nachrüstmassnahmen am 23. September 2011 terten Druckentlastung des Containments vom wieder angefahren. 8. Dezember 2011 identifizierte das ENSI punk- In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011 hat tuellen Verbesserungsbedarf bei der Überprü- das KKM dem ENSI fristgerecht am 31. August fung der Filterchemikalien und der Stromver- 2011 Massnahmenvorschläge vorgelegt. Diese sorgung einer Messausrüstung zur Bestimmung umfassen namentlich den Aufbau einer von der der Wasserstoffkonzentration. Das ENSI ver- Aare unabhängigen Wärmesenke, die Realisie- langte entsprechende Abklärungen und Korrek- rung eines Einhängekühlsystems für das Brenn turmassnahmen. elementbecken und störfallfeste Messsysteme für Füllstand und Temperatur des Brennelementbeckens. Das ENSI hat am 15. November 2011 den 2.4 Strahlenschutz vom KKM vorgelegten Zeitplan zur Umsetzung der geplanten Massnahmen für angemessen erach- Im Jahr 2011 betrug die akkumulierte Kollektivdo- tet und das KKM aufgefordert, die erforderlichen sis für das KKM 891 Pers.-mSv. Die maximale Indi- Antragsunterlagen der Hierarchiestufe 1 (Kon- vidualdosis lag mit 8,5 mSv unter dem Dosisgrenz- zeptfreigabe) für die Erweiterung der Instrumen- wert der Strahlenschutzverordnung für beruflich tierung des Brennelementbeckens bis Ende März strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr. 2012 und für die Nachrüstung einer erdbeben-, Im Berichtszeitraum traten weder Personenkonta- überflutungs- und verstopfungssicheren Kühlmit- minationen, die nicht mit einfachen Mitteln ent- telversorgung und eines Einhängekühlsystems für fernt werden konnten, noch Inkorporationen auf. das Brennelementbecken bis Ende Juni 2012 ein- Dank der schadenfreien Brennelemente war die zureichen. Ausgangslage für die Revisionsarbeiten radiolo- Das KKM hat entsprechend der in Kap. 10.3 gisch gesehen auch in diesem Jahr günstig. Zum erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist- besonders günstigen radiologischen Zustand in gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur der Anlage hat auch das vorgezogene Abfahren Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen der Anlage am 30. Juni 2011 beigetragen. Bis zum des EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31. Beginn der Revisionsarbeiten am 2. August 2011 Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht bedeutete dies eine längere Abklingzeit radiolo- eingereicht. gisch relevanter Nuklide. Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima Die Kollektivdosis aller Mitarbeiter im Revisions- führte das ENSI im KKM zusätzliche Inspekti- stillstand 2011 lag bei 786,6 Pers.-mSv (EPD). Der onen durch: vom KKM vor Beginn der Arbeiten geschätzte, ❚ Am 27. Mai 2011 bewertete das ENSI im Rah- und wegen der vorgezogenen Jahresrevision revi- men einer Inspektion die für Auslegungsstör- dierte, Wert lag bei 875 Pers.-mSv. fälle und auslegungsüberschreitende Störfälle Die mittlere Dosisleistung an den beiden Umwälz- getroffenen Vorsorgemassnahmen zur Kühlung schleifen ist mit 1,67 mSv/h im Vergleich zum Vor- des Brennelementbeckens. Verbesserungsbe- jahr gleich geblieben. Der Höchststand im Jahr darf stellte das ENSI fest hinsichtlich der Vorga- 1994 betrug 6,4 mSv/h. Die mittlere Dosisleistung ben, wie bei auslegungsüberschreitenden Stör- am Dampftrockner betrug 42 mSv/h und war fällen Leckagen am Brennelementbecken sowie somit 4 mSv/h höher als im Vorjahr. ENSI Aufsichtsbericht 2011 39 unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser einschliesslich Tritium. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasserproben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit den vom KKM gemeldeten Ergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKM unter konservativen, das heisst ungünstigen Annahmen. Die berechneten Dosen betragen 0,0037 mSv für Erwachsene, 0,0038 mSv für Zehnjährige und 0,0043 mSv für Kleinkinder und liegen somit deutlich unter dem quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,3 mSv pro Jahr gemäss Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes in der Umgebung des Werkes (MADUK) zeigten keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines Siedewasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinenhaus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD), welche an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerkareals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahreshöchstwert von 1,4 mSv einschliesslich natürlicher Untergrundstrahlung keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Bei den quartalsweise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten Blick auf den Reaktordeckel (Mitte) und das Brenn elementlagerbecken (Mitte hinten). Foto: KKM Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz Messungen am Zaun des Kraftwerkareals wur- war im ganzen Betriebsjahr angemessen und den ebenfalls keine signifikanten Veränderungen ermöglichte es, die administrativen und tech- festgestellt. Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strah- nischen Schutz- und Überwachungsaufgaben kor- lenschutzverordnung vorgegebenen Immissions- rekt auszuüben und sicherzustellen. Die regelmäs- grenzwerte für Direktstrahlung ausserhalb des sig wiederkehrenden und arbeitsbedingten Kon- Kraftwerksareals von 1 mSv pro Jahr für Wohn- taminationskontrollen der Oberflächen und der und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für Luft bestätigten einen sauberen radiologischen andere Bereiche wurden eingehalten. Zustand der kontrollierten Zone des KKM. Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situ- Die Edelmetalleinspeisung wurde fortgesetzt. ation innerhalb und ausserhalb der Anlage Mühle- Bereits zum siebten Mal wurde eine wasserlös- berg wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des liche Platinverbindung in das Reaktorwasser ein- ENSI verwiesen. gespeist. Gemeinsam mit der kontinuierlichen Zugabe von Wasserstoff sollen dadurch die Einbauten im Reaktordruckbehälter vor Spannungs- 2.5 Radioaktive Abfälle risskorrosion geschützt werden. Die in der Berichtsperiode zum Thema Strahlen- Radioaktive Rohabfälle fallen im KKM regelmäs- schutz durchgeführten Inspektionen bestätigten, sig aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas- dass im KKM ein konsequenter und gesetzeskon- und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn- former Strahlenschutz praktiziert wird. elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form dem Austausch von Komponenten bei Instandhal- von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und 40 ENSI Aufsichtsbericht 2011 den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien. 2.6 Notfallbereitschaft Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 36 m3 geringer als im Die Notfallorganisation des KKM ist für die Bewäl- Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau. zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa- Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich- kampagnenweise konditioniert und anschlies- tungen zusammen mit einer entsprechenden Aus- send zwischengelagert. Die im KKM vorhandenen legung der Anlage hat das KKM die Notfallbereit- unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgese- schaft auf hohem Niveau sicherzustellen. henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone Das ENSI hat im Oktober 2011 an der Werksnot- aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 50 m gering. fallübung MOTUS die Notfallorganisation beo- Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden bachtet und beurteilt. Für die Übung wurde ein im Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma- Szenario unterstellt, bei dem infolge eines Erdbe- Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin bens eine Reaktorschnellabschaltung erfolgte und 3 transportiert. Weitere Rohabfälle wurden eben- alle externen Stromeinspeisungen und etwas spä- falls an die ZWILAG zur Behandlung in der dor- ter die gesamte Kühlwasserversorgung ausfielen. tigen Konditionierungsanlage abgegeben. Der Notfallstab musste mit geeigneten Severe- Als Konditionierungsverfahren kommt im KKM die Accident-Management-Massnahmen die Kühlung Zementierung von Harzen zum Einsatz. Für alle der Brennelemente im Reaktor und im Brennele- angewendeten Verfahren liegen die gemäss Kern mentlagerbecken sicherstellen, um Brennelement- energieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erfor- schäden zu verhindern. derlichen behördlichen Typengenehmigungen vor. Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele Im Berichtsjahr wurden die anfallenden Betriebs- gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. harze mit der Verfestigungsanlage des KKM in drei Das KKM verfügt über eine zur Beherrschung von Kampagnen konditioniert. Störfällen geeignete Notfallorganisation. Die konditionierten Abfallgebinde werden routi- Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom- nemässig in das werkseigene Zwischenlager ein- munikationsmittel für den Kontakt zu externen gelagert. Das KKM nutzt aber auch die Kapazi- Stellen betriebsbereit sind. Abgehobener Deckel über dem Reaktor. Foto: KKM täten des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die radioaktiven Abfälle des KKM sind in einem von allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elektronischen Buchführungssys tem erfasst, so dass die Information über Menge, Lagerort und radiologische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist. Ein wichtiges Element bei der Minimierung der radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKM wurden im Jahr 2011 insgesamt 94 t Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen. Dabei handelte es vorwiegend um metallische Abfälle. Anlässlich der Inspektion zum Thema Abfertigung von Transporten radioaktiver Stoffe stellte das ENSI eine Forderung hinsichtlich der personellen Situation und der administrativen Abwicklung. Die Inspektion fand bei einem komplexen Transportvorgang mit gleichzeitiger An- und Ablieferung mehrerer Versandstücke statt. Die vom KKM vorgeschlagenen und inzwischen umgesetzten Massnahmen sind Voraussetzung dafür, dass derartige Vorgänge zukünftig ebenso klar strukturiert abgewickelt werden können wie einfache Transporte. ENSI Aufsichtsbericht 2011 41 Das ENSI löste im KKM ohne Voranmeldung einen Das ENSI prüfte die eingereichten Dokumente und Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit forderte, wo notwendig, Ergänzungen. Die Über- des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI- prüfung der ergänzten Unterlagen war Ende 2011 B11 bestätigt wurde. noch im Gang. Die Ergebnisse werden publiziert. Bezüglich der Erledigung der Pendenzen aus der PSÜ 2005 wird auf Kap. 10.1 verwiesen. 2.7 Personal und Organisation 2.7.1 Organisation und Betriebsführung 2.9 Sicherheitsbewertung Das KKM hat im Jahr 2011 keine grösseren organisatorischen Änderungen vorgenommen. Ende 2.9.1 Detaillierte Bewertung 2011 umfasste der Personalbestand 328 Personen Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem (2010: 341). Nach der Sistierung der Rahmenbewil- im ligungsgesuche für die Ersatzkernkraftwerke unter- beschriebenen System rund 290 Inspektions- Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) stützten Mitarbeitende der Resun AG das KKM bei gegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprü- der zusätzlichen Sicherheitsüberprüfung. fungen, Einzelaspekte von Vorkommnisabläu- Das KKM hat im November 2011 das Aufrecht- fen und Sicherheitsindikatoren bezüglich ihrer erhaltungsaudit durch die Schweizerische Verei- Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Berück- nigung für Qualitäts- und Managementsysteme sichtigt wurden zusätzlich die im Rahmen der (SQS) ohne Auflagen bestanden. Das QM-System ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 identifizierten ist nach den Normen ISO 9001:2008 (Qualitäts- Befunde (vgl. Kap. 2.3.4). Dabei kam das ENSI management), ISO 14001:2004 (Umweltmanage- für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewer- ment) und OHSAS 18011:2007 (Arbeitssicherheit) tungs-Matrix zu folgenden zusammenfassenden zertifiziert. Beurteilungen: 2.7.2 Personal und Ausbildung Bewertungs- Ein Pikettingenieur des KKM legte im Berichtsjahr Ziele mit Erfolg ab. Zulassungsprüfungen bestehen aus Ebene 1 Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu den anzuwendenden Vor- Sicherheitsebenen seine Zulassungsprüfung unter Aufsicht des ENSI einem theoretischen und einem praktischen Teil. der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungsprogramm 2011 der Abteilung Betrieb durchge- Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Mensch & Organisation N Ebene 2 V A V N N N Ebene 3 1 N A N Ebene 4 A V N V N N N Integrität der Barrieren tration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl Betriebsgeschehen Auslegungs- Ebene 5 schriften nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator und besteht in einer Demons- Anforderungen gegenstand Brennelemente Integrität des V Primärkreises Integrität des Containments ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung V N N N N N V N 1 N Sicherheitsbewertung 2008a KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge führt. Gegenstand waren die anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator, die allgemeine Wiederholungsschu- Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder lung sowie deren Änderungen und Neuerungen. Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Das Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforde- Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese rungen der Richtlinie ENSI-B10. Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge- 2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 2.1 bis 2.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl 42 Ende 2010 reichte das KKM fristgerecht die in Richt- der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen linie HSK-R-48 verlangte Dokumentation der Perio- oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu- dischen Sicherheitsüberprüfung, der PSÜ 2010, ein. tung. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Überdruck Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- 2.9.2 Gesamtbewertung gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Auslegungs-Vorgaben ❚ Die Blockierung einer Rückschlagklappe einer ❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben Hauptkühlwasserpumpe führte zu einer schnel- hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel- len Leistungsreduktion. che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul- Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie 1 der tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das ❚ Bis zur im Sommer 2011 realisierten Nachrüs ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen tung hätte ein Extremhochwasser zu einer Ver- Sicherheitsüberprüfung stopfung der Wasserfassung des Notstandsys und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich tems führen können. PSÜ herangezogen Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separa- Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der tion und Robustheit gegen auslösende Ereig- ENSI-Sicherheitsbewertungsskala nisse bewertet. Da die Auslegung der Wasser- ❚ Im KKM steht bei geschlossener Dammplatte fassung des Notstandsystems bis zur im Som- kein gegen Erdbeben und Überflutung ausrei- mer 2011 realisierten Nachrüstung unzulänglich chend geschütztes System zur Brennelement war, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM beckenkühlung zur Verfügung. hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben insgesamt für Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- das Jahr 2011 nur als ausreichend. gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Betriebs-Vorgaben ❚ Am Reaktorkernisolations-Kühlsystem trat ein ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und Dichtungsdefekt auf. höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher- Ebene 4, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala heit des KKM hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch. ❚ Die für anlageinterne Notfallmassnahmen zur Zustand und Verhalten der Anlage Verfügung stehenden Mittel zur Überwachung ❚ Da das Risiko durch die bei einem Extremhoch- des Brennelementbeckens und zur Wasserein- wasser bestehende Möglichkeit einer Verstopfung der Notstandsystem-Wasserfassung bis speisung sind nicht ausreichend. Ebenenübergreifend, Zustand und Verhalten der zur im Sommer 2011 realisierten Nachrüstung Anlage: Kategorie 1 der ENSI-Sicherheitsbewer- erhöht war, bewertet das ENSI die Sicherheit tungsskala des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten der ❚ Bis zur im Sommer 2011 realisierten Nachrüs Anlage insgesamt für das Jahr 2011 nur als aus- tung führte die bei einem Extremhochwasser reichend. bestehende Möglichkeit einer Verstopfung der Zustand und Verhalten von Mensch und Organi- Notstandsystem-Wasserfassung zu einer Risiko- sation erhöhung. ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher- tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet heit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Per- von Mensch und Organisation als hoch. spektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus: Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit gewährleistet, doch bestand bis zur im Sommer Bewertungsgegenstand Anforderungen Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Mensch & Ziele Organisation Kontrolle der Reaktivität Schutzziele Kühlung der Brennelemente 1 Einschluss radioaktiver Stoffe Begrenzung der Strahlenexposition Betriebsgeschehen Auslegungs- N schutzzielübergreifende Bedeutung N N N V A V V N V N N V N 1 N 2011 realisierten Nachrüstung wegen der Möglichkeit einer Verstopfung der NotstandsystemÜberdrucken kontrollieren! Wasserfassung bei einem Extremhochwasser ein erhöhtes Risiko einer Schutzziel-Verletzung. Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung 2011 KKM: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen. ENSI Aufsichtsbericht 2011 43 Blick auf das Kernkraftwerk Gösgen. Foto: ENSI 3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick das Funktionsschema einer DruckwasserreaktorAnlage. Die letzte ungeplante Reaktorschnell- Das Betriebsjahr 2011 zeichnete sich für das abschaltung trat am 11. Dezember 1990 auf, so Kernkraftwerk Gösgen (KKG) durch einen unge- dass für das KKG mit dem Jahr 2011 das einund- störten Volllastbetrieb aus. Das ENSI stellt fest, zwanzigste Betriebsjahr ohne ungeplante Reaktor- dass das KKG die bewilligten Betriebsbedin- schnellabschaltung verzeichnet werden konnte. gungen zu jedem Zeitpunkt im Betriebsjahr 2011 Wie schon im 32. Betriebszyklus wurde nach der eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicherheit Revisionsabstellung 2011 mit einer langsameren des KKG im Jahr 2011 hinsichtlich Auslegungs- als Vorgaben als gut, hinsichtlich Betriebs-Vorga- 33. Betriebszyklus angefahren. Diese Massnahme ben als gut, hinsichtlich Zustand und Verhalten trug wesentlich dazu bei, dass keine Brennelement der normalen Leistungssteigerung zum der Anlage als gut sowie hinsichtlich Zustand defekte mehr aufgetreten sind. Infolge des seiner- und Verhalten von Mensch und Organisation als zeit ausgewaschenen Brennstoffs ist die Kühlmit- hoch. telaktivität im Primärkreislauf aber noch erhöht, Das KKG ist eine 3-Loop-Druckwasserreaktor- was bei der radiologischen Planung des Revisions- Anlage und nahm seinen Betrieb im Jahre 1979 stillstands zu berücksichtigen war. auf. Die elektrische Bruttoleistung beträgt 1035 Im KKG ereigneten sich 2011 insgesamt fünf mel- MW, die elektrische Nettoleistung 985 MW. Wei- depflichtige Vorkommnisse. Alle Vorkommnisse tere technische Daten sind im Anhang in den wurden der Stufe 0 der internationalen Ereignis- Tabellen 1 und 2 zusammengestellt; Figur 7a zeigt skala INES zugeordnet. ENSI Aufsichtsbericht 2011 45 Das ENSI führte im Rahmen seiner Aufsicht 85 Im Berichtsjahr 2011 waren fünf meldepflichtige Inspektionen durch. Wo erforderlich, verlangte Vorkommnisse zu verzeichnen. Auf der internati- das ENSI Verbesserungen und kontrollierte deren onalen Ereignisskala INES wurden alle Vorkomm- Umsetzung. nisse der Stufe 0 zugeordnet. Für die systema- Neben dem Austausch der Dichtungsgehäuse aller tische Sicherheitsbewertung wird auf Kap. 3.9 drei Hauptkühlmittelpumpen war der Revisions- verwiesen, für die risikotechnische Beurteilung auf stillstand 2011 geprägt durch zahlreiche wieder- Kap. 10.1. kehrende Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten ❚ Am 27. April 2011 kam es bei einer Funktions- an Systemen und Komponenten der Maschinen-, prüfung zur Fehlfunktion einer elektronischen Elektro- und Leittechnik, sowohl im nuklearen als Baugruppe im Reaktorschutz. Die betroffene auch im nicht-nuklearen Anlagenbereich. Es wur- Baugruppe ist Bestandteil der Ansteuerung der den 40 der insgesamt 177 Brennelemente durch Frischdampf-Abblasestation, über die bei stör- neue Brennelemente ersetzt. Letztmalig befinden fallbedingter Nichtverfügbarkeit der sekundär- sich insgesamt 16 sogenannte Mischoxid-Brenn seitigen Hauptwärmesenke die Nachwärmeleis elemente (MOX) im Reaktor. tung aus dem Reaktor sicher abgeführt werden Nach Abschluss der Arbeiten und nachdem sich kann. Bei einem Teilschritt der Prüfung wurde das ENSI vom ordnungsgemässen Zustand der festgestellt, dass ein Teilrücksetzen des durch Anlage zum Wiederanfahren überzeugt hatte, die Prüfung ausgelösten Reaktorschutzsignals nahm das KKG am 30. Juni 2011 die Strompro- nicht möglich war. Dieses Teilrücksetzen kann duktion wieder auf und erreichte am 11. Juli 2011 im Anforderungsfall dazu genutzt werden, die Volllast. Häufigkeit des Ansprechens der Sicherheitsven- Das Betriebsjahr einschliesslich Revision zeich- tile der Frischdampf-Abblasestation zu verrin- nete sich durch eine tiefe Kollektivdosis aus. Die gern. Die betroffene Baugruppe wurde ausge- Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverordnung tauscht und die Verfügbarkeit der Abblasesta- für strahlenexponierte Personen wurden jederzeit eingehalten. Die Abgaben radioaktiver Stoffe an tion nachgewiesen. ❚ Bei einer Dichtheitsprüfung der Gebäudeabsperr die Umgebung lagen unter den behördlich fest- armaturen des Containment-Druckentlastungs- gelegten Grenzwerten. Die dadurch verursachten systems trat am 1. Juni 2011 Flüssigkeit aus dem zusätzlichen Strahlendosen für die Bevölkerung Waschbehälter des Druckentlastungssystems ins sind verglichen mit der natürlichen Strahlenexpo- Containment aus. Der Waschbehälter enthält sition unbedeutend. eine Waschflüssigkeit, die im Anforderungsfall Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im radioaktive Stoffe zurückhält. Zur chemischen mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen Inertisierung befindet sich über der Waschflüs- Niveau. sigkeit ein Stickstoffpolster, das einen Überdruck Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und vier von 0,3 bar aufweist. Durch das vorschriftswid- Pikettingenieure bestanden ihre Zulassungsprü- rige, gleichzeitige Öffnen der Abschlussarma- fung. Zwei Reaktoroperateur-Anwärter absolvierten turen im Leitungsbereich vom Containment zum die theoretische Grundausbildung an der Reaktor- Waschbehälter floss ein Teil der Waschflüssig- schule des Paul Scherrer Instituts erfolgreich. keit aus. Die fehlerhafte Stellung der Absperr armaturen wurde von den Prüfern erkannt und umgehend korrigiert. Die Schichtmannschaft 3.2 Betriebsgeschehen wurde durch eine automatische Störmeldung Die Arbeitsausnutzung des KKG betrug im Betriebs- Druckabfall im Waschbehälter aufmerksam. Die im Hauptkommandoraum ebenfalls auf den jahr 92% bei einer Zeitverfügbarkeit von 92,8%. Prüfung wurde abgebrochen und die Betriebs- Die Nichtverfügbarkeit der Anlage war haupt- bereitschaft des Druckentlastungsystems wurde sächlich durch den Revisionsstillstand bedingt. Im wieder hergestellt. Ursachen des Vorkommnisses Berichtsjahr lieferte die Anlage 174 GWh Prozess- waren eine mangelhafte Prüfungsvorbereitung wärme für die Versorgung der nahe gelegenen und missverständliche Prüfvorschriften. Das KKG Kartonfabrik. Weitere Betriebsdaten sind in der hat einzelne Schritte im Prüfablauf angepasst. Tabelle 2 des Anhangs zusammengestellt. Die Zeit- ❚ Infolge des Ansprechens des Überdrehzahlschut verfügbarkeit und die Arbeitsausnutzung der letz- zes wurde ein rotierender Umformer, der eine gesi- ten 10 Jahre ist in Figur 1 zusammengefasst. cherte Stromschiene versorgt, am 26. Juli 2011 46 ENSI Aufsichtsbericht 2011 automatisch abgeschaltet. Nach einer automa- chen der Brandmeldelinie im betroffenen tischen Umschaltung erfolgte die Versorgung der Gebäudeabschnitt. Unzureichende Vorgaben gesicherten Schiene vorerst durch eine Notstrom- für den Umgang mit Staubsaugern in der kon- schiene. Zur Entlastung der Notstromschiene trollierten Zone hatten zu einer Staubfreisetzung wurde anschliessend ein Reserveumformer auf geführt. Durch das Ansprechen der Brandmelde- die betroffene gesicherte Schiene geschaltet. Ein linie wurden zwei in diesem Gebäudeabschnitt defekter Drehzahlregler hatte zum Ansprechen befindlichen Abluftventilatoren auslegungsge- des Überzahldrehschutzes geführt. Der defekte mäss ausgeschaltet und Brandschutzklappen Drehzahlregler wurde gegen ein geprüftes Reser- geschlossen. Die Abluftventilatoren wurden vegerät ausgetauscht. nach weniger als 20 Minuten wieder zugeschal- ❚ Bei Kalibrierarbeiten in der Reaktorleittechnik tet. Alle im betroffenen Abschnitt befindlichen wurde am 20. September 2011 festgestellt, dass Systeme haben auslegungsgemäss funktioniert. der seit Beginn des Betriebszyklus eingestellte Eine Zusammenstellung der Vorkommnisse der gemeinsame Wert von zwei Totbändern nicht vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 dem berechneten Sollwert entsprach. Diese Tot- dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti- bänder legen fest, bei welcher axialen Asym- gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in metrie der Leistungsverteilung im Reaktorkern Tabelle 4. die Leistungsbegrenzung eingreift (Sicherheitsebene 2). Damit wird verhindert, dass die axiale Asymmetrie lokal zu einer unzulässig hohen 3.3 Anlagetechnik linearen Stableistung führt. Beim Wiederanfahren nach dem Revisionsstillstand war aufgrund 3.3.1 Revisionsarbeiten von nicht eindeutig interpretierbaren Mess- und Während des Revisionsstillstands vom 4. bis zum Einstellprotokollen die notwendige Neueinstel- 30. Juni 2011 wurden Routinetätigkeiten wie der lung der Totbänder fälschlicherweise nicht vor- Brennelementwechsel, genommen worden. Die tatsächlichen Totbän- freie Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten an zahlreiche zerstörungs- der entsprachen somit den höheren Werten, wie mechanischen, elektro- und leittechnischen Ein- sie zu Ende des vorherigen Betriebszyklus einge- richtungen und Systemen, wiederkehrende Funk- stellt worden waren. tionsprüfungen an Komponenten sowie Instand- ❚ Die umgehend durchgeführten Kontrollen der haltungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt. übrigen Einstellungen gemäss dem betroffenen Einige der im Revisionsstillstand durchgeführten Einstellprotokoll zeigten keine weiteren Abwei- Arbeiten und Prüfungen sind nachfolgend aufge- chungen von Sollwerten. führt. Im Rahmen der Analyse des Vorkommnisses hat ❚ An allen drei Hauptkühlmittelpumpen wurden das KKG festgestellt, dass die nicht eindeutig neue Dichtungsgehäuse eingebaut. Infolge der interpretierbaren und unvollständigen Mess- in der Jahresrevision 2008 festgestellten Befunde und Einstellprotokolle die Fehleinstellung der an den Gewindelöchern der Dichtungsgehäuse Grenzwerte begünstigt haben. Die entspre- hat das KKG diese gegen neue Dichtungsge- chenden Protokolle wurden angepasst. Weiter häuse ausgetauscht. Dieser Austausch war für wurde festgestellt, dass auch mit den tatsächlich die Dauer des Revisionsstillstands bestimmend. eingestellten Werten der Totbänder, der glei- ❚ Die Innenflächen der Gehäuse und die Einbauten tende Grenzwert des Reaktorschutzes der drei Hauptkühlmittelpumpen wurden visuell (Sicherheitsebene 3) im Leistungsbetrieb im Falle geprüft. Am Leitapparat einer Hauptkühlmittel- einer axial asymmetrischen Leistungsverteilung pumpe war bei einer visuellen Prüfung im Jahr in ausreichendem Mass reduziert worden wäre. 2008 eine linienförmige Auffälligkeit festgestellt Der gleitende Grenzwert des Reaktorschutzes worden. Die 2011 in diesem Bereich durchge- wird von der Einstellung der Totbänder mitbe- führte Ultraschallprüfung zeigte, dass es sich stimmt. Auf Sicherheitsebene 2 wäre die Leis lediglich um eine oberflächliche Verfärbung tungsbegrenzung über ein anderes, früher infolge Borsäureablagerung handelte, nicht aber ansprechendes Kriterium sichergestellt worden. um einen Riss. ❚ Bei Reinigungsarbeiten im Ringraum des Reak- ❚ Vier Druckspeicher des nuklearen Nachkühl- torgebäudes kam es infolge eines defekten systems wurden im Innern visuell kontrolliert. Staubsaugers am 6. Oktober 2011 zum Anspre- Nachdem in früheren Jahren eine minimale ENSI Aufsichtsbericht 2011 47 Leckage festgestellt worden war, wurde die Plat- grössere Spülluftkapazität als im Revisionstillstand tierung eines Mannlochstutzens ersetzt. 2010 zur Verfügung stand. ❚ Die Ultraschall- und Oberflächenrissprüfungen eines Dampferzeugers und des Druckhalters 3.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern ergaben keine unzulässigen Befunde. Die zer- Geringe Aktivitätskonzentrationen im Primärkühl- an Schweissnähten der Hauptkühlmittelleitung, störungsfreien Prüfungen an Rohrleitungen des mittel liessen den Schluss zu, dass im 32. Betriebs- Volumenregelsystems, des nuklearen Nachkühl- zyklus (2010/2011) keine Brennstab-Hüllrohr systems und des Speisewassersystems ergaben defekte aufgetreten sind. Während des Revisions- keine unzulässigen Befunde. stillstands wurden 40 frische WAU-Brennelemente ❚ Mit mehr als 600 visuell geprüften Stossbremsen in den Reaktorkern geladen, der damit im 33. wurde der Umfang dieser Prüfungen, verglichen Betriebszyklus insgesamt 4 Uran-, 157 WAU- und mit früheren Jahren, vervielfacht. Dabei ergaben 16 sich 47 Befunde, von denen 43 direkt behoben (MOX-Brennelemente) enthält. Bei umfangreichen Uran-/Plutonium-Mischoxid-Brennelemente und vier belassen werden konnten. Funktions- Inspektionen von Standard-Brennelementen mit prüfungen wurden an 108 Stossbremsen durch- Uran-, MOX- und WAU-Brennstoff und verschie- geführt. 25 Stossbremsen mussten ersetzt wer- denen Standzeiten wurden z.B. bezüglich des den, was im üblichen Rahmen liegt. Brennelement- und Brennstabwachstums sowie ❚ W ie bereits im Vorjahr wurden zwei Druckhalter- Heizstäbe vorsorglich ersetzt. der Brennelementverbiegung auslegungsgemässe Zustände festgestellt. Die untersuchten Hüllrohre ❚ Im Strang 1 des elektrischen Eigenbedarfs wurde von Teststäben aus sogenanntem Material M5 und eine Grossrevision vorgenommen. Dabei wur- die Standard-Hüllrohre wiesen nur geringe, den den auch die 24-V-Gleichrichter ausgetauscht, Erfahrungen entsprechende, Oxidschichtdicken und der rotierende Umformer zur Versorgung auf. Die Bestrahlungsprogramme für Cr2O3- der gesicherten 380-V-Schiene wurde durch sta- dotierten Brennstoff mit DX-D4- und M5-Hüll- tische Wechselrichter ersetzt. rohren sowie für Materialteststäbe werden weiter- ❚ Der über mehrere Jahre verteilte Austausch der ölarmen 6/10-kV-Leistungsschalter gegen neue Vakuumschalter wurde abgeschlossen. ❚ Im Maschinenhaus wurde das Turbinenfunda- geführt. Als Gegenmassnahme zu den in den Zyklen 30 und 31 aufgetretenen Brennstabschäden hat das KKG bereits bei Aufnahme des Leistungsbetriebs ment durch den Einbau von 16 Ankerschwertern zum 32. Zyklus eine modifizierte Anfahrweise mit verstärkt. Erfolg praktiziert. Diese wurde zu Beginn des 33. Die im Bereich der Leittechnik auf der Sekundär- Zyklus wiederholt. Dadurch wird Volllast erst etwa seite neu installierte Turbinenregelung wurde nach 10 Tage nach Zyklusbeginn erreicht. Da es seit zwei dem Revisionsstillstand im Rahmen des Wiederan- Zyklen zu keinen Brennstabschäden mehr gekom- fahrens auf ihr Regelverhalten hin überprüft. Dabei men ist, beurteilt das ENSI die neue Anfahrweise als führte das KKG bei einer Generatorleistung von ca. zweckmässig. Als zusätzliche Massnahme wurden 500 MW einen Lastabwurf auf Eigenbedarf durch. mehrere, die Brennstofftabletten betreffenden, Dabei hat sich das ENSI im Rahmen einer Inspek- Verbesserungen in der Brennelementfertigung tion von der Funktionsfähigkeit der neuen digi- umgesetzt. Einerseits werden die Tabletten im Fer- talen Regelungstechnik überzeugen können. tigungsprozess gegen Belastungen geschützt, die zu Oberflächenschäden führen können und ande- 3.3.2 Anlageänderungen rerseits durch geometrische Änderungen robuster Von den im Berichtsjahr durchgeführten Anlage gemacht. änderungen ausserhalb des Revisionsstillstands ist Die Steuerstabfinger aller 48 Steuerelemente wur- die Erweiterung der Kapazität der betrieblichen den während des Revisionsstillstands mittels Wir- Spülluftanlage erwähnenswert. Diese dient dazu, belstromprüfung auf Wanddickenschwächungen bei Arbeiten an Komponenten des Primärkühl- und Beschädigungen hin untersucht. Bei zwei kreislaufes während der Revisionsstillstände die Steuerelementen der Erstausstattung, die über radioaktiven Stoffe aus der Raumluft besser filtern 20 Zyklen im Einsatz waren, und an einem Steu- zu können. Die Änderungsarbeiten wurden vor erelement einer Nachlieferung, das 17 Zyklen im Beginn des Revisionsstillstands 2011 für den zwei- Einsatz war, sind Rissanzeigen festgestellt wor- ten Lüftungsstrang durchgeführt, womit eine viel den. Sie wurden vorsorglich gegen neue Steuer- 48 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Kommandoraum. Foto: KKG elemente ausgetauscht und kommen nicht mehr das KKG fristgerecht einreichte. Aufgrund des zum Einsatz. Alle anderen Steuerelemente befan- Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung den sich in einem auslegungsgemässen Zustand. vom 5. Mai 2011 den folgenden verbesserungsbe- Im 33. Betriebszyklus befinden sich 39 Steuerele- dürftigen Punkt: mente aus Nachlieferungen sowie 9 aus der Erst- Im Notstandleitstand fehlen Möglichkeiten zur ausstattung im Reaktor. Überwachung der Temperatur und des Füllstands Das ENSI hat sich davon überzeugt, dass das im Brennelementbecken. KKG neue Brennelemente und Steuerstäbe ein- Deshalb verlangte das ENSI vom KKG bis zum setzt, die den Qualitätsanforderungen für einen 31. August 2011 geeignete Lösungsansätze. sicheren Betrieb entsprechen, und dass der Am 30. Juni 2011 reichte das KKG den geforderten Betreiber nur bestrahlte Brennelemente und Steu- Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr- erstäbe mit defektfreien Hüllrohren in den Reak- lichen Extremhochwassers ein. In seiner Stellung- tor einsetzt. nahme vom 31. August 2011 ist das ENSI zum Im Berichtszeitraum 2011 wurde der Reaktor- Ergebnis gekommen, dass das KKG den Nachweis kern auslegungsgemäss und im bewilligten Rah- unter den vom ENSI gesetzten Randbedingungen men betrieben. Die Ergebnisse der reaktorphysika- erbracht hat. lischen Messungen stimmten gut mit den Ergeb- In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011 nissen der Kernauslegungsberechnung überein. hat das KKG fristgerecht am 31. August 2011 Die Betriebsgrenzen wurden eingehalten. die geforderten Lösungsansätze dargelegt. Die geplanten Ertüchtigungen umfassen die Erhöhung 3.3.4 Massnahmen nach Fukushima des Schutzes der Temperatur- und Füllstandsmes- Wie im Kapitel 10.3 dargestellt, forderte das ENSI sung für das Brennelementbecken sowie die Nach- aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31. rüstung von Messanzeigen in der Notsteuerstelle März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der Aus- im Revisionsstillstand 2012. Das ENSI hat am 15. legung bezüglich Erdbeben und Überflutung, den November 2011 diese Massnahmen und den vom ENSI Aufsichtsbericht 2011 49 KKG vorgelegten Zeitplan zu deren Umsetzung für Fall erfüllt das KKG die Anforderungen bei allen angemessen erachtet und das KKG aufgefordert, Prüfpunkten. die erforderlichen Antragsunterlagen einzureichen. In einer Inspektion des Systems zur gefilterten Das KKG hat entsprechend der in Kapitel 10.3 Druckentlastung des Containments identifizierte erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist- das ENSI punktuellen Verbesserungsbedarf: Ein- gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur zelne im Notfallhandbuch enthaltene Verweise auf Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen andere Vorschriften sind unvollständig oder falsch. der EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31. Die Wasserstoffmessung ist seismisch nicht quali- Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht fiziert und liefert bei einem Kühlmittelverluststör- eingereicht. fall nicht in allen Zeitbereichen genaue Messwerte. Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima führte Mehrere Messgrössen werden in der Notsteuer- das ENSI im KKG zusätzliche Inspektionen durch: stelle über ein System angezeigt, das nur für das Am 24. Mai 2011 bewertete das ENSI im Rahmen Betriebserdbeben, nicht aber für das Sicherheits- einer Inspektion die für Auslegungsstörfälle und erdbeben ausgelegt ist. Das ENSI verlangte ent- auslegungsüberschreitende Störfälle getroffenen sprechende Korrekturmassnahmen. Vorsorgemassnahmen zur Kühlung des Brennelementbeckens. Bei allen bewerteten Punkten erfüllt 3.4 Strahlenschutz das KKG die Anforderungen. Am 22. August 2011 inspizierte das ENSI die Vorsorgemassnahmen BrennelementLagerbecken. Foto: KKG zur Beherrschung des 10 000-jährlichen Hochwassers. Auch in diesem Im Kalenderjahr 2011 betrug die Kollektivdosis im KKG 500 Pers.-mSv. Die höchste im KKG registrierte Individualdosis betrug 6,2 mSv. Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung für beruflich strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr wurde unterschritten. Bei den Arbeiten während des Revisionsstillstands wurden 393 Pers.-mSv akkumuliert, geplant waren 567 Pers.-mSv. Es wurden keine Personenkontaminationen festgestellt, die nicht mit einfachen Mitteln (Waschen, Abbürsten) entfernt werden konnten. Es sind keine Inkorporationen aufgetreten. Die Anlage zeigte sich in einem radiologisch sehr sauberen und zonenkonformen Zustand. Die Dosierung von Zink in den Primärkreis trägt zu einer deutlichen Reduktion der Dosisleistungen und Personendosen bei. Im Durchschnitt lag die Dosisleistung an ausgewählten Primärkomponenten um 44 % unter dem Wert, der zu Beginn der Zinkdosierung im Jahr 2005 ermittelt worden war. Im Vergleich zum Vorjahr wurde eine Reduktion der Dosisleistungen um rund 9 % festgestellt. Die radiologische Situation aufgrund der immer noch hohen Menge Trampuran im Kreislauf als Folge der Brennelementdefekte in früheren Jahren (bis 2010) erforderte auch in dieser Revision ein intensives Mess- und Überwachungsprogramm. Dank administrativen und technischen Schutzmassnahmen war eine Zutrittsbegrenzung für das gesamte Containment nur direkt nach dem Abheben des Reaktordruckbehälterdeckels bis zum Abschluss der Reinigungsarbeiten erforderlich. Die Luftkontamination sank innert einiger Stunden 50 ENSI Aufsichtsbericht 2011 unter den für das Jahresmittel geltenden Richt- 3.5 Radioaktive Abfälle wert. Damit bestand keine Gefährdung von Personen und die Umwelt wurde nicht belastet. Radioaktive Rohabfälle fallen im KKG regelmäs- Das ENSI hat sich bei mehreren Inspektionen sig aus den Wasserreinigungssystemen sowie der davon überzeugt, dass im KKG ein konsequenter Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle und gesetzeskonformer Strahlenschutz praktiziert stammen aus dem Austausch von Komponenten wird, der im Hinblick auf den Umgang mit den Fol- bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass- gen der Brennstab-Hüllrohrdefekte vorbildlich war. nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs- Der Personalbestand im Strahlenschutz war jeder- materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl- zeit ausreichend. len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 21 m3 Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form etwas höher als im Vorjahr. Der Anfall bewegt von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deut- sich in der mehrjährigen Schwankungsbreite auf lich unterhalb der in der Betriebsbewilligung fest- einem niedrigen Niveau. gelegten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, auch für die Abgabe radioaktiver Stoffe mit dem kampagnenweise konditioniert und anschlies- Abwasser ohne Tritium. Die für Druckwasserreak- send zwischengelagert. Die im KKG vorhandenen toren typischen Tritium-Abgaben des KKG betru- unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgese- gen rund 27 % des Jahresgrenzwerts. Die quar- henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone talsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll- aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 44 m3 gering. messungen von Abwasserproben sowie Iod- und Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden Aerosolfiltern ergaben eine gute Übereinstim- im Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma- mung mit den vom KKG gemeldeten Analyseer- Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin gebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft transportiert. und das Abwasser abgegebenen radioaktiven Als Konditionierungsverfahren kommen im KKG Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für Ein- die Bituminierung von Harzen und Konzentraten zelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung sowie die Zementierung von nicht brenn- oder des KKG unter konservativen, d. h. ungünstigen schmelzbaren Abfällen zum Einsatz. Für alle ange- Annahmen. Die Dosen liegen unter 0,001 mSv für wendeten Verfahren liegen die gemäss Kern Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder und lie- energieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erfor- gen damit deutlich unterhalb des quellenbezo- derlichen behördlichen Typengenehmigungen vor. genen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss Im Berichtsjahr wurden Waschwasserkonzentrate Richtlinie ENSI-G15. und Harze in Bitumen verfestigt. Die Dosisleistungsmesssonden des vom ENSI Die konditionierten Abfallgebinde werden rou- betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge- tinemässig im werkseigenen Zwischenlager ein- bung des Werks zeigten keine durch den Betrieb gelagert. Das KKG nutzt aber auch die Kapazi- der Anlage erhöhten Werte. Die EDIS-Dosime- täten des Zentralen Zwischenlagers in Würen- ter (Environmental Direct Ion Storage Dosimeter) lingen. Die radioaktiven Abfälle des KKG sind in registrierten keine signifikante Erhöhung gegen- einem von allen schweizerischen Kernanlagen über der Untergrundstrahlung. Bei den quartals- eingesetzten elektronischen Buchführungssys weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten tem erfasst, so dass die Information über Menge, Messungen an der Umzäunung des KKG wurden Lagerort und radiologische Eigenschaften jeder- ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen gegen- zeit verfügbar ist. über der Untergrundstrahlung festgestellt. Die Ein wichtiges Element bei der Minimierung der nach Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver- radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimes- ordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte für sung von Materialien aus der kontrollierten Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals Zone. Im Berichtsjahr wurden 30 t Material von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts- gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche freigemessen. wurden eingehalten. Im Frühjahr 2011 fanden vier innerbetriebliche Für detaillierte Angaben zur radiologischen Situ- Transporte von insgesamt 48 abgebrannten ation innerhalb und ausserhalb der Anlage Gös- Brennelementen aus dem Brennelementbecken gen wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des des Reaktorgebäudes in das externe KKG-Nass- ENSI verwiesen. lager statt. ENSI Aufsichtsbericht 2011 51 3.6 Notfallbereitschaft Die SQS hat im März 2011 ein Aufrechterhaltungsaudit des Managementsystems des KKG Die Notfallorganisation des KKG ist für die Bewäl- (ISO 9001:2008, ISO 14001:2004 und OHSAS tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals 18001:2004) durchgeführt und die Überein- zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa- stimmung des Systems mit den Normen bestä- tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich- tigt. tungen zusammen mit einer entsprechenden Auslegung der Anlage hat das KKG die Notfallbereit- 3.7.2 Personal und Ausbildung schaft auf hohem Niveau sicherzustellen. Im Berichtsjahr bestanden zwei Reaktoroperateur- Das ENSI hat im November 2011 anlässlich der Anwärter des KKG die Abschlussprüfung der kern- Werksnotfallübung KRISTALL die Notfallorgani- technischen Grundlagenausbildung an der Reak- sation beobachtet und beurteilt. Für die Übung torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für wurde ein Szenario unterstellt, bei dem es durch die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs- den Ausfall der externen Stromversorgung prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung nötig wurde, die Anlage auf Eigenbedarf abzu- vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt- fahren. Als Folge der Lasttransiente entstand nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft- ein Dampferzeugerheizrohrbruch, der zusam- werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und men mit einem störungsbedingt teilgeöffneten Strahlenschutz. Abblaseventil zu einer Freisetzung von Radio- Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und aktivität in die Umgebung führte. Der Notfall- vier Pikettingenieure des KKG legten ihre Zulas- stab ordnete die rasche Abkühlung des Reaktors sungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprü- und das mechanische Schliessen des Absperr- fungen bestehen aus einem theoretischen und ventils an. Beim Versuch, das Ventil zu schlies- einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil wei- sen, wurde eine Steuerleitung beschädigt, so sen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse dass ein Mitarbeiter durch heissen radioaktiven zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu Dampf verletzt wurde. Nach dem Schliessen des den anzuwendenden Vorschriften nach. Der prak- Abblaseventils wurde die Freisetzung beendet tische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator und die Anlage in den kalt abgestellten Zustand und besteht in einer Demonstration der Anwen- abgefahren. dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs- Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 gemäss Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das zusammengestellt. KKG verfügt über eine zur Beherrschung von Stör- Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungs- fällen geeignete Notfallorganisation. programm 2011 der Abteilung Betrieb durchge- Eine Inspektion zeigte, dass die Notfallkommuni- führt. Gegenstand der Inspektion waren insbe- kationsmittel für den Kontakt zu externen Stellen sondere die anlagenspezifische Grundausbildung, betriebsbereit sind. die Wiederholungsschulung am Simulator und die Das ENSI löste im KKG ohne Voranmeldung einen allgemeine Wiederholungsschulung. Besondere Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit Bedeutung kommt der Ausbildung neuer Schicht- des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI- chefs und der Weiterbildung von Reaktoropera- B11 bestätigt wurde. teuren zu, womit das KKG angemessen auf die Abgänge bei den Schichtchefs reagiert hat. Das Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforderungen 3.7 Personal und Organisation der Richtlinie ENSI-B10. 3.7.1 Organisation und Betriebsführung Das KKG hat im Jahr 2011 keine grösseren orga- 3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung nisatorischen Änderungen vorgenommen. Ende 2011 arbeiteten im KKG 489 Personen (2010: Die Bearbeitung und Veröffentlichung der Stel- 476). Zur Bewältigung von Grossprojekten und lungnahme des ENSI zur Periodischen Sicher- um genügend Überlappungszeit bei der Neube- heitsüberprüfung (PSÜ) des KKG haben sich setzung von Stellen infolge von Pensionierungen infolge von Ressourcenengpässen wegen des zu ermöglichen, hat das KKG den Personalbestand Unfalls im japanischen Kernkraftwerk Fukushima aufgestockt. verzögert. 52 ENSI Aufsichtsbericht 2011 3.9 Sicherheitsbewertung Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala 3.9.1 Detaillierte Bewertung ❚ Ein sich auf die Leistungsverteilung im Reaktor- Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- kern beziehendes Reaktorschutzkriterium war falsch eingestellt. benen System rund 210 Inspektionsgegenstände, Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzel ENSI-Sicherheitsbewertungsskala aspekte von Vorkommnisabläufen und Sicher ❚ Im Notstandleitstand fehlen Möglichkeiten, die heitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die Temperatur und den Füllstand der Brennele- nukleare Sicherheit. Berücksichtigt wurden zu- mentbecken zu überwachen. sätzlich die im Rahmen der ENSI-Verfügung vom Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: 5. Mai 2011 identifizierten Befunde (vgl. Kap. Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs 3.3.4). Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen skala der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu folgenden ❚ Eine defekte Baugruppe im Reaktorschutz- system führte zu einer Unverfügbarkeit einer zusammenfassenden Beurteilungen: Frischdampf-Abblasestation. Bewertungsgegenstand Anforderungen Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Mensch & Ziele Organisation A Ebene 1 Sicherheitsebenen Betriebsgeschehen Auslegungs- Ebene 2 A V eines Reaktorschutzkriteriums ist auch für die Ebene 3 von Bedeutung. N A V Ebene 4 V V A V N N N Barrieren Integrität der N Brennelemente Containments V ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung ❚ Die unter Ebene 2 genannte falsche Einstellung Ebene 4, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs skala ❚ Eine fehlerhafte Armaturenstellung führte zu N N einer Unverfügbarkeit der gefilterten Contain- V A N ment-Druckentlastungsfunktion. N N N Primärkreises Integrität des mers.Überdrucken kontrollieren! N A Integrität des kam es zum Ausfall eines rotierenden Umfor- N Ebene 3 Ebene 5 ❚ Wegen einer Störung an einem Drehzahlregler Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKG: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Integrität des Containments, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala ❚ Die unter Ebene 4 erwähnte fehlerhafte Arma- turenstellung führte auch zu einer kurzfristigen Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Verletzung der Containment-Integrität. noch Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord- Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellen- net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- bewertungen begründet, die in die Kategorien ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge- folgt aus: führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 3.1 bis 3.7 ausführlicher behandelt. Die Mehr- Bewertungsgegenstand zahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele Ebene 1, Betriebs-Vorgaben: Kategorie A der Kühlung der ❚ Unzureichende Vorgaben für den Umgang mit Staubsaugern führten zu einer Staubfreisetzung bei Belagsarbeiten in der kontrollierten Zone und dadurch zum Ansprechen einer Brandmeldelinie, der Abschaltung der Abluftanlage im Bereich des Brennelementladebeckens und der Schliessung von Brandschutzklappen. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Schutzziele Kontrolle der Reaktivität Brennelemente Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage A Stoffe Strahlenexposition schutzzielübergreifende schutzzielübergreifende Bedeutung Überdrucken kontrollieren! Mensch & Organisation Einschluss radioaktiver Begrenzung der Betriebsgeschehen Betriebs- Ziele von Bedeutung. ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Anforderungen Auslegungs- N A V N A N A A V N N N N A N Sicherheitsbewertung 2008 KKM: 2010 Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung KKG: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen. 53 3.9.2 Gesamtbewertung gen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Ent- Auslegungs-Vorgaben sprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des ❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben Zustand und Verhalten der Anlage che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul- ❚ Das tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von eines ENSI beurteilt die falsche Einstellung Reaktorschutzkriteriums, die kurzfris Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das tigen Unverfügbarkeiten einer Frischdampf- ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen Abblasestation, eines rotierenden Umformers herangezogen und des Containment-Druckentlastungssystems und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich sowie die kurzfristige Verletzung der Contain- Sicherheitsüberprüfung PSÜ Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separa- ment-Integrität als Abweichungen mit einer tion und Robustheit gegen auslösende Ereig- geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. nisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG die Minimalanforderungen und den des KKG hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als gut. Stand ausländischer Anlagen desselben Typs Zustand und Verhalten von Mensch und Organi- übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit sation des KKG hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und gut. 54 KKG hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als gut. hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel- höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher- Betriebs-Vorgaben heit des KKG hinsichtlich Zustand und Verhalten ❚ Das ENSI beurteilt die unzureichenden Vorgaben von Mensch und Organisation als hoch. für den Umgang mit Staubsaugern in der kon- Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit trollierten Zone als Abweichung mit einer gerin- vollumfänglich gewährleistet. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Blick auf das Kernkraftwerk Leibstadt. Foto: KKL 4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick Im Revisionsstillstand wurden mehrere Anlageän- Das Betriebsjahr 2011 war im Kernkraftwerk Leib- derungen zur weiteren Verbesserung der Anlage stadt (KKL) durch einen weitgehend ungestörten umgesetzt. Ein wesentlicher Teil der Ertüchti- Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass das gungsmassnahmen betraf den erst 2010 ausge- KKL die bewilligten Betriebsbedingungen immer tauschten Blocktransformator: Bei einem der drei eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicherheit Transformatorpole wurden seit längerem Anzei- des KKL im Jahr 2011 hinsichtlich Auslegungs-Vor- chen eines Defektes (Gasbildung im Öl) fest- gaben als hoch, hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als gestellt. Er wurde deshalb 2011 durch einen gut, hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage Reservetransformatorpol ersetzt. Bei der Unter- als gut sowie hinsichtlich Zustand und Verhalten suchung von Mensch und Organisation als gut. pols wurde ein Fabrikationsfehler im Bereich der Das KKL ist eine Siedewasserreaktor-Anlage. Es Oberspannungsausleitung nahm seinen kommerziellen Betrieb im Jahr 1984 die Ursache für die elektrischen Teilentladungen des ausgetauschten Transformator- gefunden, welcher auf. Die elektrische Nettoleistung beträgt 1190 und die damit verbundene Gasbildung im Trans- MW. Weitere Daten sind in den Tabellen 1 und formatoröl war. Vorsichtshalber hat das KKL bei 2 des Anhangs zu finden. Die Figur 7b zeigt das allen Transformatorpolen des Blocktrafos die nöti- Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-Anlage. gen Instandsetzungsmassnahmen vorgenommen. Im abgelaufenen Betriebszyklus traten – wie Damit konnte die Fehlerursache behoben und bereits in den vorangegangenen sechs Zyklen – die Betriebsbereitschaft des Blocktransformators keine Schäden an Brennelementen auf. erstellt werden. ENSI Aufsichtsbericht 2011 55 Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverord- Am 24. Februar 2011 kam es zu einer automa- nung für beruflich strahlenexponierte Personen tischen Abschaltung der Turbine (siehe unten). wurde stets eingehalten. Diese ungeplante Lastreduktion machte am Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umge- 26. Februar 2011 eine Anpassung des Steuerstab bung lagen deutlich unter den behördlich fest- musters erforderlich. gelegten Grenzwerten. Die dadurch verursachten Am 18. April 2011 kam es zu einem unerwar- zusätzlichen Strahlendosen für die Bevölkerung teten Anstieg des Kontaminationspegels im sind verglichen mit der natürlichen Strahlenexpo- Maschinenhaus. Ursache war eine Leckage an sition unbedeutend. einer Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im Entwässerungsleitung (siehe unten). Um die Repa- Flanschverbindung einer Frischdampf- mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen ratur durchzuführen, wurden am 28. April 2011 Niveau. die Reaktorleistung auf ca. 25 Prozent abgesenkt, Das ENSI führte in allen Fachgebieten 85 Inspek- die Turbine abgestellt und der Generator vom Netz tionen durch. Wo erforderlich, verlangte das ENSI getrennt. Nach der Reparatur wurde die Anlage Verbesserungsmassnahmen wieder ans Netz geschaltet und im Laufe des und überwachte deren Umsetzung. nächsten Tages auf Volllast gefahren. Infolge die- Acht Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und ser Lastreduktion wurde am 30. April 2011 wiede- ein Pikettingenieur bestanden ihre Zulassungsprü- rum eine Anpassung des Steuerstabmusters erfor- fung. derlich. Während der Sommermonate musste die Reaktorleistung infolge der hohen Umgebungstempera- 4.2 Betriebsgeschehen turen an einigen Tagen um bis zu 14 % reduziert Das KKL verzeichnete in seinem 27. Betriebsjahr Am 3. August 2011 wurde die Anlage planmäs- eine Arbeitsausnutzung von 91,1 % und eine Zeit- sig zum Revisionsstillstand abgefahren. Nachdem verfügbarkeit von 92,4 %. Die Zeitverfügbarkeit alle geplanten Arbeiten der Jahreshauptrevision werden. und die Arbeitsausnutzung der letzten 10 Jahre und die erforderlichen Funktionstests erfolgreich sind im Anhang in Figur 1 dargestellt. abgeschlossen waren, wurde am 22. August 2011 Im Rahmen der Systemdienstleistung «Netzrege- mit dem ersten Teil des Anfahrprogramms begon- lung Tertiär Minus» wurde die elektrische Leistung nen. Ungeplante Instandsetzungsmassnahmen an der Anlage mehrmals vorübergehend um bis zu den Polen des Blocktranformators führten aber 100 MW reduziert. Die Anlage wurde jeweils am zu einer Verlängerung der Revision um mehrere gleichen Tag wieder auf Volllast gefahren. Tage. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde das BrennelementLagerbecken. Foto: KKL 56 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Anfahren der Gesamtanlage weitergeführt. Am leistung auf 67% durch Einschiessen von Steuer- 30. August 2011 konnten der Reaktor endgültig stäben und Verminderung des Kerndurchflusses. in Betrieb genommen und der Generator mit dem Anschliessend reduzierte das Betriebspersonal Netz synchronisiert werden. Die volle elektrische gemäss Störfallanweisung die Reaktorleistung Leistung wurde am 2. September 2011 erreicht. auf 22%. Während des Betriebs mit reduzierter Zwecks Behebung einer Dampfleckage infolge Leistung kam es zur kurzzeitigen Kavitation in einer defekten Dichtung an der Heizdampfleitung den Speisewasserpumpen, zu einer Leckage im eines Zwischenüberhitzers wurde die Reaktor- Bereich der Frischdampfleitungsentwässerung leistung am 12. Oktober 2011 für 4 Stunden auf und zu Schwingungen der Reaktorleistung. Das 15 % reduziert. Ereignis führte aber zu keinen Anforderungen Darüber hinaus waren keine weiteren störungs- von Schutzsystemen und zu keinen sicherheits- bedingten Leistungsreduktionen und auch kein relevanten Einschränkungen. unvorhergesehenes Abfahren der Anlage zu ver- ❚ Beim Hochfahren der Anlage nach der Turbinen- zeichnen. abschaltung am 24. Februar 2011 (siehe oben) Zur Verbesserung des Wirkungsgrads der Anlage stand wegen eines defekten Öldruck-Mano- hat das KKL im Jahr 2010 mehrere Anlageände- staten weiterhin ein Alarm an, welcher auf eine rungen vorgenommen. Der für 2011 geplante Offenstellung der Turbinenbypassventile hinwies, Austausch des Generators gegen einen mit obwohl diese aber ordnungsgemäss geschlos- höherer Leistung konnte nicht vorgenommen wer- sen waren. Zur Sicherstellung des Reaktor- den, da bei Testläufen Mängel festgestellt worden schutz-Auslösesignals im Reaktorschutzkanal A waren. Bei tiefen Aussentemperaturen könnte wurde durch einen leittechnischen Eingriff das mehr elektrische Leistung erzeugt werden als der Signal «Bypassversagen» dauernd aufgeschaltet, bestehende Generator liefern kann. Bei Erreichen so wie dies in der Technischen Spezifikation vor- der maximal zulässigen Generatorleistung wird gesehen ist. Damit wäre bei einem Lastabwurf die thermische Reaktorleistung reduziert. Diese oder Turbinentrip mit echtem Bypassversagen Fahrweise soll bis zum Austausch des Generators sofort 1-kanalig eine Reaktorschnellabschaltung beibehalten werden. ausgelöst worden. Der defekte Manostat wurde Im Berichtsjahr waren elf meldepflichtige Vor- im Revisionsstillstand 2011 ausgewechselt. kommnisse zu verzeichnen. Alle wurden der ❚ Bei einem regelmässig durchzuführenden Test Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES der Drywell-Isolationsventile des Systems zur zugeteilt. Für die systematische Sicherheitsbewer- Entnahme von Proben aus dem Reaktorum- tung wird auf Kap. 4.8 verwiesen, für die risiko- wälzsystem wurde am 15. März 2011 bei zwei technische Beurteilung auf Kap. 10.1. in Serie angebrachten Armaturen eine innere ❚ Bei einem Funktionstest des Hochdruck-Kern- Undichtheit der Armaturenventilsitze festge- sprühsystems am 6. Januar 2011 wurde ein stellt, wodurch die Isolationsfunktion der Arma- dünner Wasserstrahl festgestellt. Dieser trat aus turen in der Probenahmeleitung bei automa- einer Schweissnaht einer zu einem Sicherheits- tischer Anforderung nicht mehr vollumfänglich ventil führenden Kleinleitung aus. Der Funkti- gewährleistet gewesen wäre. Als Sofortmass- onstest wurde abgebrochen und das betroffene nahme wurde die betroffene Durchdringung Stück der Kleinleitung innerhalb der gemäss durch Schliessen von zwei in Serie angebrachten Technischer Spezifikation zulässigen Zeit für die Handventilen Nichtverfügbarkeit des Hochdruck-Kernsprüh- erfolgte in der Jahreshauptrevision 2011. isoliert. Die Instandsetzung systems ersetzt. Das KKL führte vertiefte Abklä- ❚ Am 29. März 2011 kam es wegen eines feh- rungen zum Langzeitverhalten von Schweiss lerhaften Netzgeräts zu einem Ausfall des Steu- nähten an Kleinleitungen durch. Massnahmen erstab-Steuer- und Informationssystems. Nach daraus werden 2012 definiert und umgesetzt. dem Rücksetzen der Störung im betroffenen ❚ Am 24. Februar 2011 führte ein defekter Wider- Leittechnikschrank durch einen Leittechniker stand auf einer Elektronikkarte zum Ausfall einer wurden die Funktion des Systems erfolgreich Baugruppe des Turbinenregelsystems. Dadurch überprüft und eine vertiefte Ursachenabklärung fuhren die Regelklappen der Niederdrucktur- eingeleitet. Nach einem erneuten Ansprechen binen langsam zu. Die Anlage reagierte ausle- des Alarms am 30. März 2011 wurde das defekte gungsgemäss mit einer Turbinenabschaltung Netzgerät als Ursache der Störung erkannt. Das und einer automatischen Reduktion der Reaktor- Gerät wurde ausgetauscht. Die sicherheitsrele- ENSI Aufsichtsbericht 2011 57 vante Schnellabschaltfunktion der Steuerstäbe sich zur kontrollierten Zone gehörende Räume durch das Reaktorschutzsystem ist unabhängig mit Komponenten des Nachwärmeabfuhrsys vom Steuerstab-Steuer- und Informationssystem tems, in denen eine erhöhte Ortsdosisleistung und wurde durch die Störung nicht beeinträch- herrscht. Als Sofortmassnahme wurden die Not- tigt. tet, dass das persönliche Dosimeter zu tragen ist. teten Anstieg des Kontaminationspegels im Systematische Messungen der Ortsdosisleistung Maschinenhaus. Ursache war eine Leckage an in den Notsteuerstellen zeigten keine weiteren einem Blindflansch einer Frischdampf-Entwäs- Stellen mit unzulässiger Ortsdosisleistung. In der serungsleitung. Der Anstieg des Kontamina- Folge wurde die Zone 0 auf die direkt betrof- tionspegels machte eine Höherstufung eines fenen, kleinräumigen Bereiche verkleinert. Ursa- grösseren Teils des Maschinenhauses von Zone che für die erhöhte Ortsdosisleistung sind die I auf Zone IV erforderlich. Die Abgaben radioak- ungenügende Abschirmwirkung der Brandab- tiver Stoffe über die Abluft an die Umwelt lagen schottungen der Kabeldurchführungen und der weit unter den massgeblichen Grenzwerten. Zur Wand im betroffenen Bereich der Gebäudefuge. Behebung der Leckage wurden die Reaktorleis Die verkleinerte Zone 0 bleibt bis zur Umsetzung tung auf 25% reduziert und der Generator vom der geplanten baulichen Verbesserungsmass- Netz getrennt. Nach Abdichtung der Leckage nahmen bestehen. konnte der betroffene Bereich mehrheitlich von ❚ Bei der zweiwöchentlichen Ventilprüfung vom Zone IV auf Zone I zurückgestuft werden, die 29. Oktober 2011 schaltete einer von vier Druck- nähere Umgebung auf Zone II. Im Revisions- schaltern zur Regelöldrucküberwachung der stillstand wurde die Ursache genauer analysiert. Bypassregelventile bei deren Schliessen nicht Die betroffene Dichtung wurde durch eine aus ordnungsgemäss zurück. Trotz Erreichen des einem besser geeigneten Material ersetzt (siehe Schaltpunkts sprach der Druckschalter nicht Kap. 4.3.1). Die Zone II wurde aufgehoben. an. Zur Sicherstellung des Reaktorschutz-Aus- ❚ Während des Revisionsstillstands wurden im lösesignals im Reaktorschutzkanal A wurde Brennelementlager Brennstablängenmessungen durch einen leittechnischen Eingriff das Signal und visuelle Inspektionen durchgeführt. Dafür «Bypassversagen» dauernd aufgeschaltet, so mussten Teilbündel aus dem Brennelementkas wie dies in der Technischen Spezifikation vor- ten gezogen werden. Beim Wiedereinbau eines gesehen ist. Damit würde bei einem Lastab- solchen Teilbündels in den Brennelementkas wurf oder Turbinentrip mit echtem Bypassver- ten am 8. August 2011 wurden trotz Anwen- sagen sofort 1-kanalig eine Reaktorschnellab- dung eines Einfahrtrichters zwei Abstandshalter schaltung ausgelöst. Der Druckschalter wird im beschädigt. Daher konnte das betroffene Brenn Revisionsstillstand 2012 ausgewechselt. Ein ana- element nicht wie vorgesehen für den neuen loges Ereignis fand bereits am 25. Februar 2011 Betriebszyklus im Reaktor eingesetzt werden. statt (siehe oben). Auch damals war der gleiche Ein Ersatzbrennelement wurde bestimmt, und Druckschalter fehlerhaft und wurde deshalb im entsprechende Anpassungen an der Kernausle- Revisionsstillstand ersetzt. Nach dem Wieder- gung wurden vorgenommen. anfahren verliefen vier Ventilprüfungen ohne ❚ Am 5. September 2011 wurde in drei Bereichen 58 steuerstellen als Zone 0 deklariert. Dies bedeu- ❚ Am 18. April 2011 kam es zu einem unerwar- Befund, bis es am 29. Oktober 2011 zum Ausfall der Notsteuerstellen eine Überschreitung des des Schalters kam. Eine vertiefte Ursachenabklä- gemäss Art. 59 Abs. 2 StSV massgeblichen Grenz- rung ist für den Revisionsstillstand 2012 vorge- wertes von 0,0025 mSv/h für die Ortsdosisleis sehen. Weitere Massnahmen werden aufgrund tung an selten begangenen Orten ausserhalb der Ergebnisse definiert. kontrollierter Zonen gemessen. Der höchste ❚ Bei der Durchführung des zweimonatlichen Wert von 0,01 mSv/h wurde an einer Gebäude- Funktionstests eines der beiden Notabluftsys fuge an der Wand zum Reaktorgebäude gemes- teme am 28. Oktober 2011 wurde festgestellt, sen. In diesem Bereich verlaufen Rohrleitungen dass der Druckabfall über einem der drei Aktiv- des Nachwärmeabfuhrsystems, in denen sich kohlefilter zu tief war. Die Ursache lag in einem während des Betriebs radioaktive Partikel abla- vertikalen Riss von ca. 20 cm Länge im feinma- gern. An vier Kabeldurchführungen wurden schigen Drahtnetz, welches die Integrität des 0,0035 mSv/h gemessen. Auf der anderen Seite Aktivkohlefilters gewährleistet. Aus der Schad- der betroffenen Kabeldurchführungen befinden stelle war Aktivkohle in den Zwischenraum zwi- ENSI Aufsichtsbericht 2011 schen Schwebstoff- und Aktivkohlefilter ausgetreten. Die verringerte Aktivkohlemenge reduzierte den Strömungswiderstand, was sich im verminderten Druckabfall über dem Aktivkohlefilter manifestierte. Aktivkohle wurde nachgefüllt und das Drahtnetz instand gesetzt. Da die Beschädigung des Drahtnetzes höchstwahrscheinlich beim Füllen des Filters mit Aktivkohle erfolgte, wurde das Vorgehen in einer speziellen Arbeitsanweisung festgelegt und die Methode des Verdichtens der Aktivkohle mittels Stabrüttlers überprüft. ❚ Die Störfallrechnungen «Extended Analysis of Fast Transients» wurden im Jahr 2011 unter Verwendung neuer Erkenntnisse bezüglich der Schliesszeiten der Turbineneinlass- und -regelventile erneut vorgenommen. Die aktuelle Analyse zeigte, dass im Teillastbereich durch Verwendung eines nicht konservativen Eingabewertes eine falsche thermische Limite für den Abstand zur Siedeübergangsleistung einge- 1800 kg Natriumhypochlorit bei geschlossener stellt worden war. Es kam aber zu keiner Grenz- Abflut dem Kühlwasser zudosiert. Nach einem wertverletzung, da der Reaktor mit einer aus- Unterbruch von einem Tag erfolgte am 30. Juni reichenden Sicherheitsmarge betrieben wurde. 2011 der zweite Schritt mit der Zugabe von Die Herabsetzung der mit dem Kernüberwa- 2100 kg Tetrakis(hydroxymethyl)-phosphoniumsul- chungssystem überwachten thermischen Limite fat (THPS), einem nicht-oxidierenden Biozid, eben- und ihrer Alarmauslösung als Sofortmassnahme falls bei geschlossener Abflut. Nach der Behand- war geeignet, die Einhaltung des tatsächlichen lung wurden die Biozide chemisch in unbedenk- Grenzwerts zu gewährleisten. Das KKL hat dem lichere Stoffe umgewandelt und über etwa eine ENSI darzulegen, welche Massnahmen zur ver- Woche verteilt mit dem Kühlwasser in den Rhein tieften Überprüfung der Analyseinputparame- abgegeben. Die Toxizität des eingeleiteten Wassers ter und Randbedingungen in der Kernüberwa- wurde mit Leuchtbakterientests überwacht. Weder chung aus dem Vorkommnis abgeleitet wurden. Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der im Rheinwasser noch im eingeleiteten Wasser konnte eine Toxizität beobachtet werden. vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 Im Juli und August 2011 wurde die routinemäs- dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti- sige, stossweise Zugabe von Wasserstoffperoxid gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in bis zur Jahresrevision fortgesetzt. Die Kühlturm- Tabelle 4. tasse und das Hauptkühlwassersystem wurden Legionellen ablagerungen in der Tasse, den Wasserkammern in der Revision komplett entleert. Die Schlamm Im Hauptkühlwassersystem des KKL wurden im und in den Rohrleitungen wurden entfernt. Nach Herbst 2010 Bakterien des Typs legionella pneu- dem Füllen des Hauptkühlwassersystems und mophila festgestellt. Die Werte im Wasser der beim Anfahren der Anlage nach der Jahresrevision Kühlturmtasse lagen wiederholt um die 100 000 erfolgten mehrere, erhöhte Wasserstoffperoxidzu- KBE/ℓ (Koloniebildende Einheiten pro Liter Was- gaben von je 300 bis 600 kg. ser). Legionellen sind die Verursacher der unter Die Massnahmen wirkten aber nur kurzfristig. Umständen In Mehrfach wurde im Herbst 2011 bei den wöchent- regelmässigen Abständen wurden die Mitarbei- tödlichen Legionärskrankheit. lichen Analysen des Hauptkühlwassers Konzen- tenden des KKL über den Zustand des Hauptkühl- trationen von Legionella pneumophila über dem wassers und über die notwendigen Schutzmass- Richtwert von 10 000 KBE/ℓ nachgewiesen. Das nahmen informiert. KKL stellte daher im Oktober 2011 einen Freigabe- Die Legionellenbekämpfung erfolgte in zwei antrag für den regelmässigen Einsatz von Natrium- Schritten. Am 28. Juni 2011 wurden insgesamt hypochlorit für die Bekämpfung von Legionellen. ENSI Aufsichtsbericht 2011 59 Zugang zur kontrollierten Zone. Foto: KKL 4.3 Anlagetechnik einen Nachweis, dass die Strukturintegrität für das hydrostatische Lager an beiden Umwälz- 4.3.1 Revisionsarbeiten pumpen auch unter Berücksichtigung des pro- Während des Revisionsstillstands vom 3. bis 30. gressiv verlaufenden Verschleissfortschritts August 2011 wurden geplante Instandhaltungs- gegeben ist und ein Versagen der hydrosta- massnahmen wie Inspektionen an mechanischen tischen Lager im nächsten Betriebszyklus ausge- und elektrischen Einrichtungen, zerstörungsfreie schlossen werden kann. Das KKL hatte zudem Werkstoffprüfungen sowie wiederkehrende Funk- geeignete Überwachungsmassnahmen zu tref- tionsprüfungen und Begehungen an Komponen- fen, die gewährleisten, dass ein Versagen der ten und Systemen durchgeführt. Die Arbeiten hydrostatischen Lager frühzeitig erkannt würde. konnten unter radiologisch günstigen Bedin- ❚ Die Schweissnaht-Stossstellen des Druckluftbe- gungen vorgenommen werden, da während des hälters zum Antrieb eines Frischdampfisolati- vorhergehenden Betriebszyklus keine Brennele- onsventils wurden versuchsweise mit Ultraschall mentschäden aufgetreten waren. geprüft. Ein Vergleich der Ultraschallresultate An den mechanischen Anlageteilen wurden eine mit den Resultaten von früheren Durchstrah- Reihe von Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten lungsprüfungen zeigte keine Übereinstimmung. durchgeführt. Nachfolgend werden davon einige Da bei früheren Durchstrahlungsprüfungen an der sicherheitstechnisch wichtigen erläutert: Druckluftbehältern dieser Art unzulässige Anzei- ❚ An beiden Umwälzpumpen des Reaktorwas- gen von Herstellungsfehlern detektiert worden ser-Umwälzsystems fand neben anderen Unter- waren, liegt eine Abweichung von der Bauvor- suchungen auch eine weitere Überprüfung der schrift vor. Das ENSI forderte daher die Einrei- 2004 ausgeführten Reparatur am hydrosta- chung eines Konzepts, wie die Abweichung von tischen Lager statt. Die Tiefe der umlaufenden der Bauvorschrift bei diesen Druckluftbehältern Erosionsrinne hatte seit der letzten Prüfung behoben werden kann. Das KKL hat sich in der 2010 weiter progressiv zugenommen. An bei- Folge entschieden, diese Druckluftbehälter zu den Pumpen müssen deshalb im Revisionsstill- ersetzen. stand 2012 Instandsetzungen vorgenommen ❚ Als Ursache für die im letzten Zyklus erhöhte werden. Der bisherige Verschleissabtrag liegt Leckagerate im Drywell wurde eine undichte noch im zulässigen Bereich. Das ENSI forderte Flanschverbindung an einem T-Stück für die RDB- Führung auf dem Kraftwerksareal. Foto: KKL 60 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Deckelsprühleitung auf dem RDB-Deckel ermit- Instandhaltungsarbeiten inklusive Funktionsprü- telt und repariert. Dichtflächen und Schweiss- fungen durchgeführt. Die wichtigsten Arbeiten nähte in der Umgebung der Leckagestelle wur- sind im Folgenden zusammengefasst: den mit Oberflächenrissprüfungen und visuellen ❚ Im Revisionsstillstand 2010 war der Zustand Methoden geprüft. Die Leckage hatte nur eine diverser Kabel im Bereich der Vorwärmer, des geringe Auswirkung auf die nukleare Sicherheit. Speisewasserbehälters und im Dampftunnel Das Instandhaltungsintervall für die betroffene beanstandet worden. Diese Kabel wurden nun Flanschdichtung wurde verkürzt. ersetzt. Zudem wurden weitere Kabel bestimmt, ❚ Im April 2011 musste die Turbine aufgrund einer Dampfleitungsleckage an einer Flanschverbin- die in den kommenden Revisionen zu ersetzen sind. dung einer Frischdampf-Entwässerungsleitung ❚ Der Generator wurde einer visuellen Kontrolle vom Netz getrennt werden (siehe Kap. 4.2). Zur unterzogen. Diese ergab keine Befunde. Der Reparatur wurde eine Schelle gesetzt. Im Revisi- Generator und die zugehörigen Hilfssysteme onsstillstand 2011 wurde diese Schelle entfernt sind in einem funktionstüchtigen Zustand. und eine Ursachenabklärung durchgeführt. Es ❚ Ein Blocktransformatorpol musste wegen eines stellte sich heraus, dass die Undichtigkeit des seit Längerem bekannten Defektes durch den Flansches durch eine falsche Werkstoffauswahl Reservetransformatorpol ersetzt werden. Bei der Dichtung verursacht worden war. Bei hohen der Untersuchung des ausgetauschten Trans- Temperaturen härtet das Basismaterial der bis- formatorpols wurde ein Fabrikationsfehler im her eingesetzten Dichtung aus und die Rückfe- Bereich der Oberspannungsausleitung gefun- derrate sinkt stark ab. Die Undichtheit wurde den, welcher die Ursache für die elektrischen durch den Einbau einer Dichtung mit besseren Teilentladungen und die damit verbundene Gas- Eigenschaften beseitigt. Zusätzlich wurden die bildung im Transformatoröl war. Die darauffol- Dehnhülsen entfernt und die Flansche mit kür- gende Kontrolle der andern Pole zeigte eben- zeren Schrauben und einem höheren Anzugs- falls Mängel in diesem Bereich. Auch hier wur- drehmoment montiert, damit durch die auftre- den die nötigen Instandsetzungsmassnahmen tenden Setzungen der Dichtung keine Undich- vorgenommen. Damit wurde die Fehlerursache tigkeiten entstehen können. Die Nachweise für behoben. Der Revisionsstillstand 2011 dauerte die unter den erhöhten Vorspannungen ausreichende Festigkeit der Bauteile wurden erbracht. aus diesem Grund länger als geplant. ❚ Bei den Mittelspannungsanlagen sind neben ❚ Bei jeder Revisionsabstellung werden ausge- den planmässig ausgeführten Schalterrevisionen, wählte Einbauten des RDB einer visuellen Prü- der altersbedingte Austausch von Zubehörteilen fung unterzogen. Mit Unterwasser-Kamera- sowie Modifikationen für den zukünftigen Ein- systemen werden Schweissnähte und Einbauten bau von SF6-Schaltern vorgenommen worden. auf Defekte untersucht. In diesem Jahr wur- ❚ Im Bereich der Gleichstromanlagen und sicheren den insbesondere die Wasserstrahlpumpen und Versorgung wurden drei Batterien altersbedingt der Dampftrockner inspiziert. Die RDB-Boden- durch neue ersetzt. Zur Verbesserung der Perso- kalotte wurde mit einem qualifizierten mecha- nensicherheit sind in allen Batterieräumen anti- nischen Kamerasystem von aussen überprüft. Es wurden keine bewertungspflichtigen Befunde gefunden. ❚ Im nuklearen Dampfsystem wurden sämtliche statische Bodenbeläge eingebaut worden. ❚ Im leittechnischen Anlagebereich wurden diverse Kontrollen und Kalibrierungen zur Aufrechterhaltung einer hohen Systemzuverlässig- 16 Sicherheits- und Abblaseventile auf ihre Funk- keit durchgeführt. Zahlreiche Relais des Reak- tion überprüft. Die Prüfungen ergaben keinen torschutzsystems wurden vorsorglich ersetzt. Im Befund. ❚ Die Gleitlager des Frischdampfrohrleitungssys Neutronenflussmesssystem wurden ein Detektor und sein Antrieb ersetzt. tems wurden einer ausführlichen Inspektion ❚ Im Reaktorschutzsystem wurden hydraulische unterzogen. Insgesamt wurden vier Gleitlager Steuereinheiten revidiert. Bei 20 dieser Steuer- wegen nicht ordnungsgemässem Zustand aus- einheiten wurden die Scram-Vorsteuerventile getauscht. Die Befunde werden analysiert. Die präventiv ersetzt. Ausserdem wurden die elekt Rohrleitungen zeigten keine Schäden. ronischen Baugruppen von zwei Transmittern, Im Revisionsstillstand 2011 wurden an den leit- ein fehlerhaftes Relais sowie ein fehlerhafter technischen und starkstromtechnischen Anlagen Endschalter eines Ventils ersetzt. ENSI Aufsichtsbericht 2011 61 4.3.2 Anlageänderungen und Verhaltens der Anlage aufgeschaltet. Dies Im Berichtsjahr wurden mehrere Änderungen zur erleichtert im Kommandoraum die Bedienung weiteren Verbesserung der Anlage umgesetzt. der Anlage und trägt so zum sicheren Anlagen- Nennenswert sind: betrieb bei. ❚ Das Reaktorwasser-Reinigungssystem wurde auswirkt. Damit wird auch die Einsatzzeit der Fil- 4.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern ter verlängert. Im Berichtszeitraum traten keine Brennelement- verbessert, was sich positiv auf die Filterleistung ❚ Das Überwachungssystem für Aerosole, Edel- schäden auf, so dass die Integrität der ersten Bar- gase und Iod im Containment, welches zum riere zum Schutz gegen den Austritt radioaktiver Schutz vor Inhalation radioaktiver Stoffe dient, Stoffe gewährleistet war. soll durch ein modernes System ersetzt werden. Für den Brennstoffzyklus 28 (2011/2012) wurden Im Revisionsstillstand 2011 wurden dazu Vorbe- 136 frische Brennelemente eingesetzt, 92 vom reitungsarbeiten durchgeführt. Typ SVEA-96 Optima2 und 44 vom Typ ATRIUM ❚ Im Jahr 2004 wurden an den Saugsieben der 10XM. Der Reaktorkern enthält aktuell 394 Brenn- Hauptkondensatpumpen feine Haarrisse ent- elemente vom Typ ATRIUM 10XM-, 246 vom Typ deckt. Die Siebe wurden daraufhin durch neue, SVEA-96 Optima2-, eines vom Typ ATRIUM 10XP- verstärkte Siebe ersetzt, welche aber einen leicht und sieben vom Typ SVEA-96 Optima3. Das ENSI höheren Druckverlust aufwiesen. An einer der hat sich davon überzeugt, dass das KKL nur frische drei Pumpen wurde deshalb in der Folge probe- Brennelemente einsetzt, die den Qualitätsanforde- weise eine verbesserte Konstruktion eingesetzt, rungen für einen sicheren Betrieb entsprechen. Für welche sich bewährt hat. Im Revisionsstillstand den Zyklus 28 wurden keine neuen Steuerstäbe 2011 wurde diese Konstruktion auch an den bei- eingesetzt. Es wurden auch keine Steuerstäbe im den anderen Pumpen eingebaut. Reaktorkern umgesetzt. ❚ Für die Einlagerung von aktiven Komponenten Schwerpunkte der diesjährigen Brennelementin- soll auf der Ostseite des Maschinenhauses ein spektion waren die Messungen von Kastenver- Zwischenlagergebäude gebaut werden (Projekt biegungen und die Überprüfung des Zustands ZENT). Im geplanten Baufeld stand ein Zusatz- von Vorläuferbrennelementen der Typen ATRIUM wassertank, der entfernt werden musste. Wäh- 10XM- und SVEA-96 Optima3. Die Werte der Kas rend der Jahresrevision wurden als Ersatz zwei tenverbiegung lagen im erwarteten Bereich und neue Behälter an einem andern Standort zuge- bestätigen damit das verwendete Modell für die schaltet. Weiter musste die Station, welche Vorausberechnung. Es wurden keine Schwer- den Generator mit dem zur Kühlung benötig gängigkeiten von Steuerstäben festgestellt. Der ten Wasserstoff versorgt, örtlich versetzt wer- Zustand der Vorläuferbrennelemente war ausle- den. Damit wurden wichtige Voraussetzungen gungsgemäss. Das KKL ist gemäss dem langfris für die Erstellung des neuen Zwischenlager tigen Inspektionsprogramm vorgegangen. Es erga- gebäudes erfüllt. ben sich keine Hinweise, dass die Einhaltung der Im Revisionsstillstand wurden an den elektrischen Schutzziele «Kühlung der Brennelemente» und und leittechnischen Ausrüstungen insgesamt 25 «Einschluss radioaktiver Stoffe» nicht gewährleis Anlageänderungen vorgenommen. Eine Vielzahl tet ist. dieser Änderungen waren Vorarbeiten, welche in Beim Einbau des inspizierten Teilbündels eines während des Normalbetriebs nicht zugänglichen Brennelements vom Typ SVEA-96 Optima3 in den Bereichen durchgeführt wurden. Diese Anlageän- Brennelementkasten wurden zwei Abstandhalter derungen können nun während des Leistungsbe- verbogen (vgl. Kap. 4.2). Das betroffene Brenn triebs weitergeführt und abgeschlossen werden. element wurde daher in Zyklus 28 nicht einge- ❚ Die Neutronenflussmesssysteme für den Anfahr- setzt. Die Analyse der Ursache dauert noch an. Das 62 und Zwischenbereich sollen mittelfristig durch ENSI wird über die Ergebnisse informiert. Das Vor- eine Weitbereichsinstrumentierung ersetzt wer- kommnis hat deshalb für den 28. Betriebszyklus den. Im Revisionsstillstand 2011 wurden Vorbe- keine sicherheitstechnische Relevanz. reitungsarbeiten ausgeführt und beispielsweise Durch die 2008 begonnene Wasserstoff- und Pla- Schrankverbindungen und Kabelzüge erstellt. tineinspeisung wurde das elektrochemische Korro- ❚ Im Anlageinformationssystem wurden zahlreiche sionspotenzial erwartungsgemäss abgesenkt. Die neue Signale zur Beschreibung des Zustands wasserchemischen Daten liefern keine Hinweise ENSI Aufsichtsbericht 2011 auf Auswirkungen auf die Brennelemente, die vom 5. Mai 2011 den folgenden verbesserungsbe- deren Einsetzbarkeit in Frage stellen. dürftigen Punkt: Wie im Aufsichtsbericht 2010 dargestellt, waren Im KKL sind die Messwertangaben zur Wasser- im Jahr 2010 Risse an Steuerstäben des Typs temperatur und zum Wasserstand der Brennele- Marathon festgestellt worden. Diese wurden in mentbecken nicht Teil der Störfallinstrumentie- der Sicherheitsbewertung 2010 berücksichtigt. Im rung. In den Notsteuerstellen und im Notstandleit- Jahr 2011 identifizierte der Hersteller die Ursachen stand fehlen Möglichkeiten zur Überwachung der der bereits vor Ende der erwarteten Betriebsdauer Brennelementbeckentemperatur und des Brenn aufgetretenen Risse. In erster Linie sind diese auf elementbeckenfüllstands. eine nicht konservative Auslegung der betrof- Entsprechend verlangte das ENSI vom KKL bis zum fenen Steuerstäbe zurückzuführen. Dieser Aspekt 31. August 2011 geeignete Lösungsansätze. wird nun in der Sicherheitsbewertung 2011 abge- Am 30. Juni 2011 reichte das KKL den geforderten bildet und als Verbesserungsbedarf bewertet. Um Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr- Steuerstabschäden in Zukunft früher erkennen zu lichen Extremhochwassers ein. In seiner Stellung- können, hat das KKL die Kernüberwachungsme- nahme vom 31. August 2011 ist das ENSI zum thoden durch eine Quantifizierung der Bor-Aus- Ergebnis gekommen, dass das KKL den Nachweis waschung und eine Heliummessung ergänzt. unter den vom ENSI gesetzten Randbedingungen Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern ausle- erbracht hat. gungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrie- In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011 hat ben worden. Die Ergebnisse der reaktorphysika- das KKL fristgerecht am 31. August 2011 die lischen Messungen stimmten gut mit den Ergeb- geplanten weiteren Nachrüstungen dargelegt. nissen der Kernauslegungsberechnungen überein. Diese umfassen die Installation einer Temperatur- Es kam zu keiner Überschreitung von thermischen und Füllstandsmessung für das Brennelementbe- Betriebsgrenzwerten. cken mit Fernüberwachung dieser Messungen 4.3.4 Massnahmen nach Fukushima stellen. Die Nachrüstung soll bis Ende 2013 abge- im Hauptkommandoraum und in den NotsteuerWie im Kapitel 10.3 dargestellt, forderte das ENSI schlossen sein. Das ENSI hat am 15. November aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31. 2011 diese Massnahmen und den vom KKL vorge- März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der legten Zeitplan zu deren Umsetzung für angemes- Auslegung bezüglich Erdbeben und Überflutung, sen erachtet und das KKL aufgefordert, die erfor- den das KKL fristgerecht einreichte. Aufgrund des derlichen Antragsunterlagen einzureichen. Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung Das KKL hat entsprechend der in Kapitel 10.3 Prozessbedienstation. Foto: KKL ENSI Aufsichtsbericht 2011 63 erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist- 4.4 Strahlenschutz gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen Die während des Kalenderjahrs 2011 im KKL akku- der EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31. mulierte Kollektivdosis war 1014 Pers.-mSv. Die Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht höchste registrierte Jahresindividualdosis betrug eingereicht. 10,9 mSv. Alle Individualdosen lagen unter dem Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima führte Dosisgrenzwert für beruflich strahlenexponierte das ENSI im KKL zusätzliche Inspektionen durch: Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden keine Am 24. Mai 2011 bewertete das ENSI im Rah- Personenkontaminationen festgestellt, die sich men einer Inspektion die für Auslegungsstörfälle nicht mit einfachen Mitteln entfernen liessen. und auslegungsüberschreitende Störfälle getrof- Inkorporationen von radioaktiven Stoffen ober- fenen Vorsorgemassnahmen zur Kühlung des halb der Triageschwelle gab es ebenfalls keine. Brennelementbeckens. Einen Verbesserungsbe- Die radiologischen Arbeitsbedingungen während darf stellte das ENSI fest hinsichtlich der Vorgaben, des Revisionsstillstands waren in der kontrollierte wie bei auslegungsüberschreitenden Störfällen die Zone des Maschinenhauses gut, da in den ver- Kühlung zu gewährleisten ist und hinsichtlich der gangenen Zyklen keine Brennstabschäden aufge- periodischen Prüfung der Brennelementbecken- treten sind. In der Primäranlage war die Co-60- Kühlung mittels Not- und Nachkühlsystem. Konzentration im Reaktorwasser während des 27. In einer Inspektion des Systems zur gefilterten Zyklus um das 2,5-Fache angestiegen. Das KKL Druckentlastung des Containments identifizierte rechnete daher mit einer Zunahme der Ortsdo- das ENSI punktuellen Verbesserungsbedarf bei der sisleistung an Systemen. Die Referenzmessungen Instandhaltung des Systems. Die Sollwerte für die an den Umwälzschleifen ergaben einen Durch- chemischen Parameter und die Füllstände sowie schnittswert von 2,43 mSv/h und lag damit etwas die nötigen wiederkehrenden Arbeiten am Filter- mehr als doppelt so hoch wie 2010. Der Anstieg der behälter sind in keinem übergeordneten Doku- Ortsdosisleistungen in den begehbaren Bereichen ment geregelt. Zudem bezieht sich der in der Tech- des Drywell betrug rund 50 %. Als eine erste nischen Spezifikation genannte Füllstand auf einen Massnahme hat das KKL zu Beginn des neuen 28. anderen Bezugspunkt als der für die Messungen Zyklus die Zinkeinspeisung erhöht und beobachtet verwendete. Das ENSI verlangte entsprechende sorgfältig die Auswirkungen. Es zeichnete sich bis Abklärungen und Korrekturmassnahmen. Ende des Jahres 2011 eine Verringerung der Co60-Aktivitätskonzentrationen im Primärwasser ab. 4.3.5 Periodische Sicherheitsüberprüfung Die Entwicklung der Aktivitätskonzentrationen Das ENSI hatte im Jahr 2009 gestützt auf die vom und Dosisleistungen im KKL wurde vom ENSI auf- KKL eingereichte Periodische Sicherheitsüberprü- merksam verfolgt. fung eine Reihe von Forderungen erhoben. Die Die Jahresrevision des KKL war mit einer Kollek- Bearbeitung dieser Forderungen durch das KKL tivdosis von 720 Pers.-mSv geplant, tatsächlich verläuft plangemäss. Der grösste Teil der Forde- akkumuliert wurden 604 Pers.-mSv. Gründe für rungen wurde bereits erfüllt die niedrigere Kollektivdosis sind insbesondere das Sicht aufs Maschinenhaus (vorn). Foto: KKL zonenkonforme Verhalten des gesamten Personals, umfangreiche Abschirmmassnahmen und die Verlegung der Drywell-Garderobe in einen Bereich mit niedrigerer Ortsdosisleistung. Die Garderobe für den Zutritt zum Drywell (Zonentyp III) wurde vor das Materialtor des Containments (ZA-Gebäude) verlegt, was eine Dosisersparnis vom 33 Pers.-mSv brachte. Das KKL hat in der Revision erstmalig Funkdosimeter eingesetzt, mit denen die Dosen des vor Ort eingesetzten Personals bei Arbeiten in komplexen Strahlenfeldern vom Strahlenschutz zeitnah überwacht wurden. Im Mai 2011 wurden Instandhaltungsarbeiten am Not- und Nachkühlsystem einer Division mit einer Kollektivdosis von 89 Pers.-mSv durchgeführt. 64 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Als dosisminimierende Massnahme war dabei eine von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden chemische Dekontamination der Pumpe des Sys eingehalten. tems vorgenommen worden. Im Oktober 2011 Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situ- wurde das Not- und Nachkühlsystem der anderen ation innerhalb und ausserhalb des KKL wird auf Division revidiert, wobei die Kollektivdosis nur 64 den Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI verwie- Pers.-mSv betrug, weil der Arbeitsumfang gerin- sen. ger war. Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz war immer angemessen und ermöglichte es, die 4.5 Radioaktive Abfälle administrativen und technischen Schutz- und Überwachungsaufgaben uneingeschränkt auszu Radioaktive Rohabfälle fallen im KKL regelmässig üben. Das ENSI stellte bei mehreren Inspektionen aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas- fest, dass im KKL ein konsequenter und gesetzes- und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn- konformer Strahlenschutz praktiziert wird. elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form dem Austausch von Komponenten bei Instand- von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich haltungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge- und den dabei verwendeten Verbrauchsmateri- legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch alien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 41 m3 etwas klei- ohne Tritium. Die Tritium-Abgaben des KKL betru- ner als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der gen rund 10 % des Jahresgrenzwertes. Die quar- mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem nied- talsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmes- rigen Niveau. sungen von Abwasserproben sowie Iod- und Aero- Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, solfiltern ergaben Übereinstimmung mit den vom kampagnenweise konditioniert und anschlies- KKL gemeldeten Analyseergebnissen. send zwischengelagert. Die im KKL vorhandenen Aus den tatsächlich über die Abluft und das unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgese- Stoffen henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone berechnet das ENSI die Jahresdosis für Einzelper- aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 12 m3 gering. Im Abwasser abgegebenen radioaktiven sonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKL Berichtsjahr wurden 187 Fässer mit brennbaren unter konservativen, d. h. ungünstigen Annahmen. Rohabfällen für die Behandlung in der Plasma- Die Dosen betrugen 0,0022 mSv für Erwachsene, Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin 0,0029 mSv für Zehnjährige und 0,0049 mSv für transportiert. Zusätzlich wurden drei korrodierte Kleinkinder und liegen damit deutlich unterhalb Fässer für eine Umkonditionierung abtransportiert. des quellenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,3 Als Konditionierungsverfahren kommt im KKL die mSv/Jahr gemäss der Richtlinie ENSI-G15. Zementierung von Harzen und Konzentraten zum Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI Einsatz. Für alle angewendeten Verfahren liegen betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge- die gemäss Kernenergieverordnung und Richtli- bung des Werkes zeigten keine durch den Betrieb nie ENSI-B05 erforderlichen behördlichen Typen- der Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines genehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden ver- Siedewasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch brauchte Harze und Konzentrate in zwei Kampag Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinen- nen zementiert. Bereits im August 2010 hatte haus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter, das ENSI die Durchführung der PEAK-Kampagne die an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerks 2010/2011 freigegeben. Im Rahmen dieser Kam- areals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres- pagne wurden ca. 16 t aktivierte Komponenten höchstwert von 1,3 mSv keine Veränderung gegen- aus dem Reaktordruckbehälter unter Wasser zer- über dem Vorjahr. Bei den quartalsweise vom ENSI legt und konditioniert. Insbesondere wurden zer- zur Kontrolle durchgeführten Messungen an der legte Kerneinbauten, Steuerstäbe und Messlanzen Umzäunung des KKL wurden ebenfalls keine signi- in 12 Behälter vom Typ MOSAIK-II verpackt. fikanten Veränderungen festgestellt. Die in Artikel Die konditionierten Abfallgebinde werden routi- 102 Absatz 3 der Strahlenschutzverordnung vor- nemässig im werkseigenen Zwischenlager eingela- gegebenen Immissionsgrenzwerte für Direktstrah- gert. Das KKL nutzt aber auch die Kapazitäten der lung ausserhalb des Kraftwerksareals von 1 mSv ZWILAG. Beispielsweise wurden die oben genann- pro Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und ten Behälter vom Typ MOSAIK-II dorthin trans- ENSI Aufsichtsbericht 2011 65 portiert. Die radioaktiven Abfälle des KKL sind in Im KKL hatten die technischen Abteilungen soge- einem von allen schweizerischen Kernanlagen nannte «Standards» entwickelt, bestehend aus Buchführungssys einem Satz von erwarteten Verhaltensweisen bei tem erfasst, so dass die Information über Menge, eingesetzten elektronischen der täglichen Arbeit. Die Erarbeitung abteilungs- Lagerort und radiologische Eigenschaften jeder- übergreifender Standards wurde im Jahr 2011 zeit verfügbar ist. abgeschlossen. Damit werden die Kommunika- Ein wichtiges Element bei der Minimierung der tion und das gegenseitige Verständnis bei der radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung Zusammenarbeit verbessert. Diese vereinheitlich- von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im ten Standards wurden im Jahr 2011 geschult. KKL wurden im Berichtsjahr insgesamt 30 t Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 4.7.2 Personal und Ausbildung freigemessen. Im Berichtsjahr bestanden zwei ReaktoroperateurAnwärter des KKL die Abschlussprüfung der kerntechnischen Grundlagenausbildung an der Reak- 4.6 Notfallbereitschaft KKL torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs- Die Notfallorganisation des KKL ist für die Bewäl- prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt- zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa- nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft- tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich- werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und tungen zusammen mit einer entsprechenden Aus- Strahlenschutz. legung der Anlage hat das KKL die Notfallbereit- Acht Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und schaft auf hohem Niveau sicherzustellen. ein Pikettingenieur des KKL legten ihre Zulassungs- Das ENSI hat im Oktober 2011 an der Werksnot- prüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen fallübung OVERSPEED die Notfallorganisation bestehen aus einem theoretischen und einem prak- beobachtet und beurteilt. Der Übung lag ein Sze- tischen Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kan- nario zugrunde, das die Zusammenarbeit der Not- didaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau fallorganisation des KKL mit der Kantonspolizei und Verhalten der Anlage bei Betriebs- und Stör- Aargau notwendig machte. fällen und zu den anzuwendenden Vorschriften Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungs- nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anla- ziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wur- gesimulator und besteht in einer Demonstration den. Das KKL verfügt über eine zur Beherrschung der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der von Sicherungsereignissen und der gleichzeitigen zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Gewährleistung der Anlagensicherheit geeignete Tabelle 3 zusammengestellt. Notfallorganisation. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungspro- Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom- gramm 2011 der Abteilung Betrieb durchgeführt. munikationsmittel für den Kontakt zu externen Gegenstand der Inspektion waren insbesondere Stellen betriebsbereit sind. die anlagespezifische Grundausbildung, die Wie- Das ENSI löste im KKL ohne Voranmeldung einen derholungsschulung am Simulator und die allge- Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit meine Wiederholungsschulung. Das Ausbildungs- des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI- programm erfüllt die Anforderungen der Richtli- B11 bestätigt wurde. nie ENSI-B10. 4.7 Personal und Organisation 4.8 Sicherheitsbewertung 4.7.1 Organisation und Betriebsführung 4.8.1 Detaillierte Bewertung Für die Abwicklung grosser Projekte und die Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im Gewährleistung einer ausreichenden Überlap- Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- pungszeit bei der Neubesetzung von Stellen benen System rund 230 Inspektionsgegenstände, 66 infolge von Pensionierungen hat das KKL den Per- Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelas- sonalbestand erhöht. Ende 2011 arbeiteten im pekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheits- KKL 533 Personen (2010: 517). indikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nuk ENSI Aufsichtsbericht 2011 leare Sicherheit. Berücksichtigt wurden zusätzlich ❚ Eine Leckage der Dampfleitungsentwässerung die im Rahmen der ENSI-Verfügung vom 5. Mai führte zu einem erhöhten Kontaminationspegel 2011 identifizierten Befunde (vgl. Kap. 4.3.4). im Maschinenhaus. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen der Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der Sicherheitsbewertungs-Matrix ENSI-Sicherheitsbewertungsskala zu folgenden ❚ In der Störfallinstrumentierung, den Notsteu- zusammenfassenden Beurteilungen: erstellen und im Notstandleitstand fehlen TemBewertungs- Anforderungen gegenstand Auslegungs- Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Sicherheitsebenen Ziele Mensch & Organisation Ebene 1 V Ebene 2 V Ebene 3 A Ebene 4 N Ebene 5 Integrität der Barrieren Betriebsgeschehen Brennelemente Containments übergreifende Bedeutung Überdrucken kontrollieren! N A N A A A V N N Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- N N N gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala A N N N N N A N N A V Primärkreises ebenen- oder barrieren- mentbecken. Ebene 3, Betriebs-Vorgaben: Kategorie A der ENSI- A V Integrität des Integrität des peratur- und Füllstandsanzeigen der Brennele- Sicherheitsbewertungsskala ❚ Für eine thermische Limite des Reaktorkerns bestand eine falsche Vorgabe. ❚ Das Hochdruck-Kernsprühsystem war zur Behe- bung einer Leckage an einer Schweissnaht kurzzeitig nicht betriebsbereit. ❚ Druckluftbehälter für die Frischdampf-Isolati- onsventile wiesen an Schweissnähten unzulässige Stossstellen auf. Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKL: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge ❚ Über einem Notabluft-Aktivkohlefilter wurde eine reduzierte Druckdifferenz gemessen. Diese Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch war auf eine verringerte Aktivkohlemenge im Filter zurückzuführen. Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellen- Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbe- bewertungen begründet, die in die Kategorien wertungsskala A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge- ❚ Beim Hochfahren der Anlage wurde ein Alarm führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 4.1 nicht beachtet und dadurch nicht erkannt, dass bis 4.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der eine begrenzende Betriebsbedingung bezüglich Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder des Reaktorschutzsystems nicht erfüllt war. Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung. Integrität der Brennelemente, Betriebs-Vorgaben: Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala skala ❚ Der Ausfall einer elektronischen Baugruppe der ❚ Die unter Ebene 3 genannte falsche Vorgabe Turbinenregelung führte zu einer schnellen Leis für eine thermische Limite des Reaktorkerns war tungsreduktion. auch von Bedeutung für die Integrität der Brenn- ❚ Ein fehlerhaftes Netzteil führte zu einem kurzfris elemente. tigen Ausfall des Steuerstab-Steuer- und Infor- Integrität des Containments, Zustand und Verhal- mationssystems. ten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheits- ❚ Bei der Brennelementhandhabung wurde die Beschädigung eines Abstandhalters festgestellt. ❚ In selten begangenen Kabelräumen wurde eine Überschreitung des Immissionsgrenzwertes für die Ortsdosisleistung festgestellt. Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate- bewertungsskala ❚ Eine Frischdampf-Entwässerungsleitung wies eine Leckage auf. ❚ An den Drywell-Isolationsventilen des Probenah- mesystems aus dem Reaktorumwälzsystem trat eine Leckage auf. gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Ebenen oder barrierenübergreifende Bedeutung, ❚ Ein Defekt an einem Öldruck-Manostaten führte Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A am 24. Februar 2011 zu einer kurzfristigen der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Unverfügbarkeit eines Reaktorschutz-Kriteriums. ❚ Die unter Ebene 3 erwähnte kurzzeitige Unver- ❚ Am 29. Oktober 2011 trat am selben Öldruck- Manostaten ein analoger Defekt auf. ENSI Aufsichtsbericht 2011 fügbarkeit des Hochdruck-Kernsprühsystems führte zu einer Risikoerhöhung. 67 ❚ Die unter Ebene 1 erwähnte schnelle Leistungs- reduktion war mit einer Risikoerhöhung verbunden. die Sicherheit des KKL hinsichtlich AuslegungsVorgaben als hoch. Betriebs-Vorgaben Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- ❚ Das ENSI beurteilt die falsche Vorgabe für eine tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord- thermische Limite des Reaktorkerns als Abwei- net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- chung mit einer geringen Bedeutung für die ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das folgt aus: ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich BetriebsVorgaben als gut. Bewertungs- Anforderungen gegenstand Zustand und Verhalten der Anlage ❚ Das ENSI beurteilt die schnelle LeistungsredukÜberdrucken kontrollieren! Auslegungs- Betriebs- Zustand und Zustand und Vorgaben Vorgaben Verhalten der Verhalten von Anlage Ziele Kontrolle der Reaktivität Kühlung der Schutzziele Betriebsgeschehen Brennelemente V A A A A A V und Informationssystems, die beschädigten A A N Abstandhalter an einem Brennelement, die V A N Überschreitung des Immissionsgrenzwertes in N A V Stoffe Strahlenexposition tion durch eine Störung der Turbinenregelung, V Einschluss radioaktiver Begrenzung der Mensch & Organisation V schutzzielübergreifende schutzzielübergreifende Bedeutung den kurzzeitigen Ausfall des Steuerstab-Steuer einem selten begangenen Kabelraum, die Ausfälle eines Reaktorschutzkriteriums, die Leckage Sicherheitsbewertung 2008 KKM: 2011 Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung KKL: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen. der Dampfleitungsentwässerung, die kurzzeitige Unverfügbarkeit des Hochdruck-Kernsprühsystems, die Befunde an Schweissnaht-Stossstellen von Druckluftbehältern, die reduzierte Druckdifferenz über einem Notabluft-Aktivkohlefilter, die Leckage an einer Frischdampf-Ent- 4.8.2 Gesamtbewertung wässerungsleitung und die Leckage von Dry- Auslegungs-Vorgaben well-Isolationsventilen als Abweichungen mit 68 ❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben einer geringen Bedeutung für die nukleare hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel- Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul- Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Ver- tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von halten der Anlage als gut. Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das Zustand und Verhalten von Mensch und Organi- ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen sation Sicherheitsüberprüfung herangezogen ❚ Das ENSI beurteilt das fehlende Erkennen der und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich Nichterfüllung einer begrenzenden Betriebsbe- PSÜ Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separa- dingung während des Hochfahrens der Anlage tion und Robustheit gegen auslösende Ereignisse als Abweichung mit einer geringen Bedeu- bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKL tung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend die Minimalanforderungen und den Stand aus- bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hin- ländischer Anlagen desselben Typs übertreffen sichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und und die nach dem Unfall von Fukushima vorge- Organisation als gut. nommenen Überprüfungen die grosse Robust- Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit heit der Auslegung zeigten, bewertet das ENSI vollumfänglich gewährleistet. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Blick auf das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen. Foto: ENSI 5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager (ZZL) der Zwischenla- von Transport- und Lagerbehältern (TL-Behälter) mit ger Würenlingen AG (ZWILAG) umfasst mehrere abgebrannten Brennelementen stattgefunden. Der Zwischenlagergebäude, eine Konditionierungsan- Lagerbestand im HAA-Lager hat sich somit gegen- lage sowie eine Verbrennungs- und Schmelzan- über den Vorjahren nicht verändert. Er betrug 34 lage (Plasma-Anlage). TL-Behälter, davon 5 CASTOR- und 3 TN-Behälter mit insgesamt 224 Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen bei AREVA NC 5.1 Zwischenlagergebäude (La Hague), 25 TN-Behälter mit insgesamt 1832 abgebrannten Brennelementen aus dem Betrieb Die Zwischenlagergebäude der ZWILAG dienen der KKW sowie 1 CASTOR-Behälter mit den Brenn der Lagerung von abgebrannten Brennelementen elementen aus dem stillgelegten Forschungsreak- und von radioaktiven Abfällen aller Kategorien tor DIORIT des Paul Scherrer Instituts (PSI). Die Bele- über mehrere Jahrzehnte hinweg bis zur deren gung des HAA-Lagers beträgt per Ende 2011 rund Einlagerung in ein geologisches Tiefenlager. Die 17%. Neben den erwähnten Transport- und Lager- Lagergebäude umfassen die Behälterlagerhalle behältern mit abgebrannten Brennelementen und (HAA-Lager) für abgebrannte Brennelemente und Glaskokillen befinden sich in der Behälterlagerhalle verglaste hochaktive Abfälle (Glaskokillen) aus der seit September 2003 auch die sechs Grossbehälter Wiederaufarbeitung, das Lagergebäude für mit- mit Stilllegungsabfällen aus dem ehemaligen Ver- telaktive Abfälle (MAA-Lager) und die Lagerhalle suchsatomkraftwerk Lucens. für schwach- und mittelaktive Abfälle (SAA-Lager). Im MAA-Lager wurden im Berichtsjahr MOSAIK-II- Zum Zwischenlager gehören auch das Empfangs- Behälter mit verpackten Reaktorabfällen aus dem gebäude und die sogenannte heisse Zelle. KKL, durch die ZWILAG konditionierte Gebinde Im Berichtjahr hat im HAA-Lager keine Einlagerung sowie mittelaktive Abfälle aus der Wiederaufar- ENSI Aufsichtsbericht 2011 69 beitung in Frankreich (CSD-C) eingelagert. Ende trix ohne organische Stoffanteile zu überführen. 2011 betrug der Bestand im MAA-Lager 6 254 Dieses Produkt stellt nach entsprechender Verpa- Gebinde in Lagergestellen (Harassen), was einem ckung eine zwischen- und endlagerfähige Abfall- Belegungsgrad von rund 23% entspricht. Das form dar. Zur Verarbeitung gelangen Abfälle aus SAA-Lager wird entsprechend dem Nutzungskon- dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke zept der ZWILAG bis auf Weiteres als konventio- sowie aus Medizin, Industrie und Forschung. nelles Lager für nichtradioaktive Ausrüstungen Im Berichtszeitraum wurden wie in den Vorjahren und Materialien genutzt. Demzufolge bleibt der jeweils eine Frühjahrs- und eine Herbstkampagne maschinentechnische Ausbau auf die für diese durchgeführt. Die Arbeiten verliefen planmässig, Nutzung erforderlichen Einrichtungen beschränkt. was sich in der erfolgreichen Verarbeitung von 1008 Abfallfässern und ca. 400 Litern Öl zu 270 konditionierten Gebinden ausdrückt. Dies ent- 5.2 Konditionierungsanlage spricht mehr als dem Jahresanfall aus dem Betrieb in allen schweizerischen Kernanlagen. Die Konditionierungsanlage dient der Behandlung Um die Abgabe von von schwachaktiven Abfällen aus dem Betrieb der den Verbrennungskampagnen zu reduzieren, wird Cs im Abwasser während schweizerischen Kernkraftwerke sowie von radio- seit dem Jahr 2010 137Cs durch Sorption an selektiven aktiven Abfällen aus Medizin, Industrie und For- Molekularsieben abgetrennt. Die verbrauchten schung, die keine Alphastrahler enthalten. Siebe werden in der Plasma-Anlage verbrannt. Das Hochregallager der Konditionierungsanlage In den letzten Verbrennungskampagnen wurden 137 wurde als Eingangslager für Rohabfälle benutzt. weniger Fässer mit Sekundärabfällen produziert Zu einem späteren Zeitpunkt werden diese ins als verarbeitet. Somit konnte eine Verringerung Hochregallager der Plasma-Anlage transferiert des Sekundärabfallbestandes erreicht werden. Im und von dort der Verarbeitung zugeführt. Hochregallager der Konditionierungsanlage befin- Betriebsabfälle aus den Kernkraftwerken, die nicht den sich keine derartigen Fässer früherer Kampag als verbrennbarer oder schmelzbarer Abfall direkt nen mehr. Ein Überschuss an Sekundärabfällen ist in der Plasma-Anlage verarbeitet werden können, nun nicht mehr vorhanden. wurden im Bereich der Konditionierung unterschiedlichen Behandlungsverfahren unterzogen. Das Ziel ist es, eine möglichst grosse Menge als 5.4 Strahlenschutz inaktives Material freizumessen bzw. den kontaminierten Abfall in eine Form zu überführen, die In der Berichtsperiode wurde im ZZL eine Kol- den Anforderungen der Richtlinie ENSI-B05 ent- lektivdosis von 15,2 Pers.-mSv akkumuliert. Der spricht. Im ZZL wurden im Jahr 2011 insgesamt geschätzte Wert von 20,9 Pers.-mSv wurde dank 75,8 t Material gemäss den Vorgaben der Richtli- guter administrativer und technischer Strahlen- nie ENSI-B04 als inaktiv freigemessen. schutzmassnahmen deutlich unterschritten. Die Sekundärabfälle aus dem Betrieb der Lager sowie höchste registrierte Einzeldosis betrug 1,9 mSv. der Konditionierungsanlage und der Plasma- Im Berichtsjahr wurden weder Personenkontami- Anlage wurden im Hinblick auf eine spätere End- nationen, die nicht mit einfachen Mitteln entfernt konditionierung verarbeitet und verpackt. werden konnten, noch Inkorporationen festge- Ferner wurde erstmalig die vorgeschriebene wie- stellt. Die durch den Strahlenschutz regelmässig derkehrende Prüfung an den beiden Transport- erhobenen Proben zeigten weder auf den Ober- behältern TN 9/4, die für die Transporte von flächen noch in der Atemluft Hinweise auf unzu- abgebrannten Brennelementen zwischen dem lässige Kontaminationen. Kernkraftwerk Mühleberg und dem ZWILAG ver- Die radioaktiven Abgaben über die Abluft und wendet werden, erfolgreich ausgeführt. das Abwasser lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll- 5.3 Plasma-Anlage messungen von Abwasserproben und Aerosolfiltern bestätigten die von der ZWILAG gemeldeten Aufgabe der Plasma-Anlage ist es, brenn- und Analyseergebnisse. Die aufgrund der Abgaben schmelzbare schwachaktive Abfälle durch sehr unter ungünstigen Annahmen berechnete Jah- hohe Temperaturen in eine inerte Schlackenma- resdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in 70 ENSI Aufsichtsbericht 2011 der Umgebung des ZWILAG lagen mit weniger Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele als 0,001 mSv für Erwachsene, Zehnjährige und gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Kleinkinder deutlich unterhalb des quellenbezo- Die ZWILAG verfügt über eine zur Beherrschung genen Dosisrichtwerts von 0,05 mSv. von Störfällen geeignete Notfallorganisation. Die ZWILAG und das PSI teilen einen gemeinsamen Im Dezember 2011 löste das ENSI in der ZWILAG Standort; die Umgebungsüberwachung für den ohne Voranmeldung einen Übungsalarm aus, bei gesamten Standort mittels Thermolumineszenz- welchem die Verfügbarkeit des Werksnotfallstabs Dosimetern (TLD) wird vom PSI durchgeführt. Die gemäss Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde. TLD in der Umgebung und am Arealzaun des zent ralen Zwischenlagers der ZWILAG zeigten keine dem Betrieb der beiden Anlagen zuzuschreibende 5.6 Personal und Organisation Erhöhung gegenüber der Untergrundstrahlung. Die nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver- Im Berichtsjahr hat die ZWILAG keine grösseren ordnung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte organisatorischen Änderungen vorgenommen. für Direktstrahlung ausserhalb des Betriebsareals Die Belegschaft hat sich um 6 Personen auf 69 von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts- erhöht. Damit hat sich das Personal des ZWILAG räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt. wurden somit in jedem Fall eingehalten. Besondere Aufmerksamkeit hat die ZWILAG mit Die Tätigkeiten in den Anlagen der ZWILAG wur- rund 440 Ausbildungstagen der Aus- und Weiter- den unter Einhaltung der gesetzlichen und inter- bildung geschenkt. nen Strahlenschutzvorgaben durchgeführt. Die Das Managementsystem der ZWILAG ist seit 2003 Ergebnisse der ENSI-Inspektionen bestätigen, dass entsprechend der Norm DIN EN ISO 9001:2008 im ZZL ein konsequenter und gesetzeskonformer zertifiziert. Im Überwachungsaudit 2011 wurde Strahlenschutz angewendet wird. Für detailliertere festgestellt, dass das Managementsystem für die Angaben zur radiologischen Situation innerhalb Aufgaben der ZWILAG vollständig und geeignet und ausserhalb des gemeinsamen Standortes von sowie in der Praxis gut umgesetzt ist. PSI und ZWILAG wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI verwiesen. 5.7 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen 5.5 Notfallbereitschaft In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Gross Die Notfallorganisation der ZWILAG ist für die britannien) werden abgebrannte Brennelemente Bewältigung aller Notfälle innerhalb des Werks aus schweizerischen Kernkraftwerken durch areals zuständig. Mit einer zweckmässigen Orga- die Firmen AREVA NC und SL (Sellafield Ltd.) im nisation, geeigneten Führungsprozessen zusam- Rahmen der abgeschlossenen Verträge wiederauf- men mit einer entsprechenden Auslegung der gearbeitet. Durch das Wiederaufarbeitungsmora Anlagen hat die ZWILAG die Notfallbereitschaft torium (Art. 106, Abs. 4 KEG) beschränken sich auf hohem Niveau sicherzustellen. diese Arbeiten allerdings auf die vor Juli 2006 Das ENSI hat im Juni 2011 an der Werksnotfall dorthin transportierten Brennelemente. Die bei übung FORNAX die Notfallorganisation beobach- der Wiederaufarbeitung entstandenen Abfälle tet und beurteilt. Das Übungsszenario sah vor, müssen vertragsgemäss in die Schweiz zurückge- dass beim Anliefern von Sauerstoff ein Behälter führt werden. Zur Rücklieferung sind bereits ver- beschädigt wurde und durch austretenden Sauer glaste hochaktive Abfälle (Glaskokillen) aus der stoff ein Brand entstand, bei dem ein Mitarbei- Wiederaufarbeitung bei AREVA NC und bei SL ter verletzt wurde und ein Todesopfer zu bekla- sowie verpresste mittelaktive Abfälle der AREVA gen war. Der Notfallstab musste die Einsätze von NC erzeugt. Feuerwehr, Sanität sowie den von internen Stel- Mit den bisherigen ausschliesslich aus Frankreich len koordinieren und seiner Informationspflicht zurück gelieferten Glaskokillen hat die Schweiz gegen aussen nachkommen. Die ZWILAG hat bereits rund 50% ihrer Verpflichtungen gegen- bei der Übung u. a. Optimierungspotenzial beim über AREVA NC für die Rücknahme hochaktiver Informieren des ENSI und der eigenen Belegschaft Abfälle erfüllt. Weitere Transporte dieser Abfallart festgestellt. zum ZZL werden ab 2012 stattfinden. ENSI Aufsichtsbericht 2011 71 Im Berichtsjahr hat sich die Rücklieferung von mit- Kokillen mit Areva NC abgeschlossen. Daher stell- telaktiven verpressten Abfällen (CSD-C) der AREVA ten sie am 8. Februar 2011 beim Bundesamt für NC fortgesetzt. Die entsprechende Rücknahme- Energie ein Vorabklärungsgesuch für diese Abfall- quote dieser Abfallart betrug per Ende 2011 rund Kategorie. Das Bundesamt für Energie hat das 50% der Rücknahmeverpflichtung. Wie die Glas- ENSI mit der sicherheitstechnischen Prüfung des kokillen (CSD-V) werden diese Gebinde in den Gesuchs beauftragt. Das ENSI wird seine Stellung- gleichen Behältern angeliefert, da beide Gebin- nahme zum Vorabklärungsgesuch voraussichtlich detypen zwar unterschiedliche Massen, aber iden- im Frühjahr 2012 fertigstellen. tische Abmessungen haben. Die CSD-C können im Für die Rückführung der Abfälle aus Sellafield ZZL jedoch analog den mittelaktiven Betriebsabfäl- machen die schweizerischen Kernkraftwerks- len wieder ausgeladen und im MAA-Lager einge- betreiber von der Möglichkeit der Substitution lagert werden. Im Berichtsjahr fanden im Frühjahr Gebrauch: An Stelle der schwach- und mittelak- und im Herbst jeweils eine Anlieferung von mit- tiven Abfälle wird eine hinsichtlich der radiolo- telaktiven Abfällen aus La Hague statt. Die Anlie- gischen Eigenschaften gleichwertige, aber volu- ferungen bestanden jeweils aus 60 CSD-C-Behäl- menmässig viel kleinere Menge an verglasten, tern mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung von hochaktiven Abfällen in die Schweiz zurückge- Brennstoff aus dem Betrieb von KKL, KKG und führt und so die Anzahl der Transporte stark redu- KKM. Sie erfolgten in drei Transportbehältern ziert. Erste Rücktransporte der Glaskokillen aus mit je 20 Kokillen. Die CSD-C-Behälter wurden Sellafield sind ab 2013 geplant. jeweils aus den Transportbehältern entladen und in das MAA-Lager der ZWILAG eingelagert. Die entleerten Transportbehälter werden wiederholt 5.8 Vorkommnisse für weitere Rücklieferungen eingesetzt. Das ENSI hat dem jeweiligen Abfalleigentümer für jede der Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen Rücklieferungen eine Genehmigung zum Übertritt Sicherheit keine Vorkommnisse zu verzeichnen, in den Aufsichtsbereich des ENSI gemäss der Richt- welche dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03 linie ENSI-B05 erteilt. gemeldet wurden. Im Jahr 2010 hat Areva NC vorgeschlagen, statt bituminierte Schlämme aus den Wasserreinigungs anlagen der Wiederaufarbeitungsanlage verglaste 5.9 Gesamtbeurteilung mittelaktive Abfälle in Form von sogenannten CSD-B-Gebinden zurückzuführen. Die Schweizer Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG Kernkraftwerksbetreiber haben einen gemein- die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2011 samen Vertrag für die Rücknahme von CSD-B- eingehalten hat. 72 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Links: PSI-Westareal Rechts: PSI-Ostareal Rechts hinten: ZWILAG Foto: ENSI 6. Paul Scherrer Institut (PSI) 6.1 Die Kernanlagen des PSI 6.2 Hotlabor Das PSI ist das grösste eidgenössische Forschungs- Im Hotlabor werden hochradioaktive Substan- institut für Natur- und Ingenieurwissenschaften. zen gehandhabt. Die Abteilung Hotlabor, das For- Zusammen mit in- und ausländischen Hochschu- schungslabor für nukleare Materialien und die len, Instituten, Kliniken und Industriebetrieben Target-Entwicklungsgruppe arbeitet es in den Bereichen Materie und Mate- anderem in Reaktoren oder Beschleunigern stark rial, Mensch und Gesundheit sowie Energie und bestrahlte Werkstoffe und Kernbrennstoffe mit untersuchen unter Umwelt. Das Hotlabor, der Nullleistungs-For- unterschiedlichen makro- und mikroskopischen schungsreaktor PROTEUS, die Anlagen für die Methoden. Behandlung und Lagerung radioaktiver Abfälle Vorkommnis: Anlässlich einer Brennstoffrückfüh- sowie die im Rückbau befindlichen Forschungsre- rungsaktion im Hotlabor wurde ein Logik-Fehler aktoren SAPHIR und DIORIT sind Kernanlagen und im Kernbrennstoff-Buchhaltungsprogramm ent- werden durch das ENSI beaufsichtigt. deckt. Durch diesen Fehler ist es grundsätzlich Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen möglich, unzulässige Materialcodes einzubuchen, Sicherheit drei Vorkommnisse zu verzeichnen, wel- wobei Spaltstoffanteile nicht erfasst werden. Sol- che dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03 gemel- che Materialzusammensetzungen werden bei den det wurden. Diese sind im Kapitel Hotlabor, im Kritikalitätssicherheitsrechnungen nicht berück- Kapitel Forschungsreaktor PROTEUS und im Kapi- sichtigt. Bei den betroffenen vier Fehlbuchungen tel Lagerung radioaktiver Abfälle erörtert. wurden insgesamt 0,7 g U-235 nicht erfasst. Das Vorkommnis wurde dem ENSI am 25. November 2011 gemeldet und als INES 0 eingestuft. Die Kritikalitätssicherheit war zu keiner Zeit gefährdet. ENSI Aufsichtsbericht 2011 73 Im Hotlabor erfolgt auch die Konditionierung dadurch nicht beeinträchtigt. Das Vorkommnis hat radioaktiver Abfälle aus dem Betrieb seiner heis- nur eine geringe sicherheitstechnische Bedeutung. sen Zellen. Darunter fallen insbesondere Abfalllö- Das ENSI bewertet das Vorkommnis mit INES 0. sungen, die bei der Brennstoff-Analytik anfallen, und Aktinide sowie Spalt- und Aktivierungsprodukte enthalten. Zur Verfestigung dieser flüssigen radioaktiven Abfälle hat das PSI die Fixbox- 6.4 Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen 3-Anlage entwickelt und konstruiert. Das ENSI hat bestätigt, dass die Voraussetzungen zur Inbetrieb- Beim stillgelegten Forschungsreaktor SAPHIR sind nahme dieser Anlage per Ende 2011 grundsätzlich Reaktorbecken und biologische Abschirmung voll- erfüllt waren und hat die Durchführung der Typen- ständig abgebaut und entsorgt. Die planmässige prüfung genehmigt. Fortführung der seit Anfang 2009 ruhenden Rück- Auf Gesuch des PSI hat das ENSI einen neuen bauarbeiten ist bis zur vollständigen Entleerung Abfallgebindetyp zur Konditionierung der bei der des Kernbrennstofflagers zurückgestellt. Probenentnahme für die Nachbestrahlungsun- Die biologische Abschirmung des Reaktors DIO- tersuchungen zum MEGAPIE-Target anfallenden RIT wurde bis Ende 2011 mit Ausnahme von zwei radioaktiven Abfälle genehmigt. kleineren Segmenten auf Hallenbodenniveau Im Hotlabor wurden im Jahr 2011 insgesamt 23,5 t zurückgebaut. In der Berichtsperiode wurden 175 Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI- t Material (vorwiegend Beton) gemäss Richtlinie B04 freigemessen. Der grösste Teil stammte aus ENSI-B04 freigemessen und konventionell ent- einer erfolgten Sanierung des Bodenbelags. sorgt. Der Betrieb der Versuchsverbrennungsanlage des PSI wurde Ende 2002 eingestellt. Die Überwa- 6.3 Forschungsreaktor PROTEUS chung dieser abgestellten Kernanlage erfolgt routinemässig durch die Sektion Rückbau und Ent- Die Direktion des PSI hat Anfang 2011 beschlossen, sorgung des PSI. Mitte 2011 hat das PSI für die den Forschungsreaktor PROTEUS aus Kostengrün- Versuchsverbrennungsanlage beim BFE ein Still den stillzulegen. Das Projekt LIFE@PROTEUS wurde legungsgesuch eingereicht. sistiert. Die mit diesem Projekt verknüpfte Erneuerung des PROTEUS wird nicht realisiert. Im Jahr 2011 wurden keine Bestrahlungen im Rahmen von wis- 6.5 Behandlung radioaktiver Abfälle senschaftlichen Forschungsprogrammen durchgeführt. Die 253 Treiberstäbe wurden aus dem Reak- Das PSI ist die Sammelstelle des Bundes für radioak- torkern gezogen, inspiziert und im Stablager ein- tive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung gelagert. Die weiteren betrieblichen Aktivitäten (MIF-Abfälle). Ebenfalls im Eigentum des Bundes beschränkten sich auf routinemässig durchgeführte sind die im PSI anfallenden radioaktiven Abfälle Checks, Wartungsarbeiten und Inspektionen. aus den Anwendungen radioaktiver Isotope in Vorkommnis: Im Forschungsreaktor PROTEUS Forschungsprojekten, insbesondere bei Brenn- haben die Ausfahrzeit von Sicherheits- und stoffuntersuchungen, aus den Beschleunigeran- Abschaltstäben, die Signalisation der Endlagen lagen, aus dem Rückbau von Forschungsanlagen der Stäbe und das Abschalten des Motors sicher- sowie aus dem Betrieb der nuklearen Infrastruktur. heitstechnische Bedeutung für das Verfahren Dazu gehören z.B. Lüftungsfilter und Abfälle aus der Sicherheits- und Abschaltstäbe. Sie werden der Abwasserbehandlung. Alle genannten Abfälle gemäss Betriebsvorschrift monatlich geprüft. Der sind sowohl chemisch als auch physikalisch unter- Reaktor war am 28. Januar 2011 vorbereitet, um schiedlich, so dass vor ihrer Endkonditionierung den monatlichen Check durchzuführen. Teil dieses oft eine Triage und Vorbehandlungen notwendig Checks ist die Messung der Ausfahrzeiten aller sind. Zudem ergeben sich unterschiedliche Kondi- 8 Sicherheits- bzw. Abschaltstabpaare. Die Sicher- tionierungs- und Verpackungskonzepte, was ein 74 heitsstabpaare Nr. 1 bis 4 wurden korrekt ausge- im Vergleich zur Behandlung von Abfällen aus fahren. Beim Abschaltstabpaar Nr. 5 kam es nach den Kernkraftwerken umfangreicheres und häu- dem Ausfahren nicht zum Abstellen des Antriebs- fig änderndes Spektrum an Abfallgebindetypen motors, und die Endlage des Abschaltpaars Nr. 5 bedingt. wurde nicht signalisiert. Die Abschaltfunktion war Im Jahr 2011 wurden insgesamt rund 51 m3 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Abfälle bei der Bundessammelstelle angeliefert, zusammen mit 8 weiteren 200-Liter-Fässern mit davon 43,38 m3 aus dem PSI, 3,75 m3 aus der jähr- Proben aus den Qualitätskontrollprogrammen der lichen Sammelaktion des Bundesamts für Gesund- KKW zur Behandlung in der Plasma-Anlage an die heit (BAG) und weitere 3,72 m3 aus dem CERN. ZWILAG übergeben hat. Unter den 3,75 m3 aus den BAG-Sammelakti- Im Berichtsjahr hat das PSI 27 Fässer à 200 Liter onen befanden sich 79 vorkonditionierte Stahlzy- mit nicht brennbaren MIF-Abfällen endkonditi- linder (0,73 m3). Deren Übertritt in den Aufsichts- oniert. Die geplante Konditionierung von 2 bis 3 bereich des ENSI wurde vorgängig auf Basis der Beton-Kleincontainern vom Typ KC-T12 mit Stillle- Richtlinie ENSI-B05 genehmigt. Derartige Zylinder gungsabfällen aus dem Forschungsreaktor DIORIT mit flüchtigen MIF-Abfällen werden routinemäs- und Abfällen aus den Beschleunigeranlagen des sig in der Industrie hergestellt. Sie sind als dicht PSI-West wurde aufgeschoben. verschweisste, nicht zulassungspflichtige Versand- Des Weiteren hat das ENSI die Nachdokumen- stücke qualifiziert und werden jährlich bei der tation von drei Abfallgebindtypen mit Tritium-, Bundessammelstelle am PSI abgeliefert. Radium und Americium-haltigen MIF-Abfällen Im Herbst 2011 wurden 22 Fässer des KKB, wel- (dicht verschweisste Stahlzylinder) genehmigt. che sich seit mehreren Jahren zu Untersuchungszwecken am PSI befanden, nach Abschluss der Arbeiten an das KKB zurückgeführt. 6.6 Lagerung radioaktiver Abfälle Zur Behandlung in der Plasma Anlage der ZWILAG wurden 47,38 m3 feste, brennbare Rohabfälle aus- Im Bundeszwischenlager (BZL) werden vorwie- sortiert und verpresst; dabei wurden 61 Fässer à gend 200-Liter-Fässer und Kleincontainer (bis 4,5 200 Liter befüllt und zusammen mit 33 analogen, m3) mit konditionierten Abfällen eingelagert. Fall- noch aus der Berichtperiode 2010, übrigen Gebin- weise werden unkonditionierte Komponenten in den an die Zwilag abgeliefert. Daraus resultieren Kleincontainern temporär aufbewahrt. Das ENSI 94 Fässer à 200 Liter mit vorkonditionierten brenn- stimmt der Aufbewahrung nicht endkonditio- baren Abfällen, die das PSI in der Berichtperiode nierter Abfälle im BZL zu, sofern dies dem Opti- ENSI Aufsichtsbericht 2011 75 Blick in den Forschungsreaktor PROTEUS. Foto: PSI mierungsgebot nach Artikel 6 der Strahlenschutz- tivdosis von 100,7 Pers.-mSv (2010: 129,5 Pers.- verordnung entspricht. mSv). Davon stammen 11,7 Pers.-mSv aus dem In der Berichtsperiode wurden insgesamt 32 end- Aufsichtsbereich des ENSI (2010: 14,3 Pers.-mSv) konditionierte 200-Liter-Fässer neu im BZL einge- bei einer höchsten Individualdosis von 0,7 mSv lagert; dabei handelt es sich um 20 dem PSI zuge- (2010: 0,8 mSv). teilte Kokillenfässer aus der Plasma-Anlage der Das ENSI hat vierteljährlich Wasserproben aus Zwilag und 12 weitere, am PSI gemäss geneh- den Abwassertanks des PSI erhoben und bei der migter endkonditionierte gamma-spektrometrischen Auswertung festge- 200-Liter-Fässer. Ende 2011 war der mit 200-Liter- stellt, dass die Ergebnisse des ENSI mit denen der Fässern belegte Raum mit 4 844 Gebinden zu PSI-eigenen Analysen übereinstimmen. Aus den Abfallgebindetypen, knapp 85 % gefüllt (+ 0,66 %). Das Inventar des bilanzierten Abgaben radioaktiver Stoffe über BZL-Container-Teils blieb unverändert. die Fortluftanlagen und über das Abwassersys In weiteren Hallen lagern entsprechend den tem wurde unter konservativen Annahmen für betrieblichen Erfordernissen sowohl unkonditi- den ungünstigsten Aufenthaltsort ausserhalb des onierte als auch konditionierte Abfälle. Das PSI überwachten PSI-Areals eine Personendosis von setzt das gleiche elektronische Buchführungssys rund 0,006 mSv/Jahr berechnet. Diese Dosis liegt tem wie die Kernkraftwerke ein, so dass die Infor- deutlich unterhalb des quellenbezogenen Dosis- mation über Mengen, Lagerort und radiologische richtwerts von 0,15 mSv/Jahr gemäss PSI-Abgabe- Eigenschaften der radioaktiven Abfälle jederzeit reglement. verfügbar ist. Das PSI berichtet dem ENSI viertel- Detaillierte Angaben zu den Personendosen sind jährlich über die Lagerung radioaktiver Abfälle. im Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI zu finden. Die in Kap. 6.5 beschriebenen und abgelieferten 79 Stahlzylinder wurden im Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL temporär in den Lagerhal- 6.8 Notfallbereitschaft len auf dem Gelände AERA untergebracht. Nach Beurteilung der neuen, durch das PSI im März Die Notfallorganisation des PSI ist für die Bewäl- 2011 beim ENSI eingereichten, BZL-Störfallanalyse tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals hat das ENSI im Dezember 2011 die Einlagerungs- zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, freigabe für die besagten Zylinder erteilt. geeigneten Führungsprozessen und einer entspre- Vorkommnis: Anlässlich einer visuellen Inspektion chenden Auslegung seiner Anlagen hat das PSI die an Stahlzylindern mit Tritium-haltigen MIF-Abfäl- Notfallbereitschaft sicherzustellen. len im Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL Das ENSI hat im September 2011 an der Instituts- wurden an mehreren Gebinden sichtbare Män- notfallübung AER zusammen mit dem Bundes- gel und bei Nachuntersuchungen Undichtigkeiten amt für Gesundheit (BAG) die Notfallorganisation festgestellt. Das PSI hat dem ENSI das Vorkomm- des PSI beobachtet und beurteilt. Für die Übung nis am 21. Dezember 2011 gemäss Richtlinie ENSI- wurde ein Szenario gewählt, welches von einem B03 gemeldet und als INES 0 eingestuft. Die Beur- Kurzschluss im Untergeschoss des Hotlabors aus- teilung des ENSI ist Gegenstand laufender Ermitt- ging mit anschliessender Rauchgasentwicklung. lungen. Ein Mitarbeiter erlitt schwere Verbrennungen. Ein Ende 2011 stellte das PSI beim BFE ein Gesuch für Labormitarbeiter liess eine radioaktive Probe fal- den Bau eines Stapelplatzes am PSI-Ost als Entlas len und wurde an den Händen und der Kleidung tungsbau für das Bundeszwischenlager BZL. In kontaminiert. Bei der Flucht aus dem Labor kam dem neuen Gebäude sollen hauptsächlich Beton- es zu einer Verschleppung der Kontamination. Die Kleincontainer der Typen KC-T12 und KC-T30 mit Löschgruppe des Hotlabors rückte unter Atem- Abfällen aus dem PSI (Rückbau- und Beschleuni- schutz in das Untergeschoss vor und begann mit gerabfälle) sowie aus dem MIF-Bereich bis zu ihrer den Löscharbeiten. Die Belegschaft wurde aufge- Endlagerung gestapelt werden. fordert, das Gebäude zu verlassen und den Anweisungen zu folgen. Aufgrund ihrer Übungsbeobachtungen identifi- 6.7 Strahlenschutz zierten das ENSI und das BAG Verbesserungsmög- Im Jahr 2011 akkumulierten die 1397 beruflich sation und der Orientierung der Aufsichtsbehörde strahlenexponierten Personen des PSI eine Kollek- BAG. Das ENSI und das BAG kamen zum Schluss, lichkeiten bei der Alarmierung der Notfallorgani- 76 ENSI Aufsichtsbericht 2011 dass die Übungsziele gemäss der Richtlinie ENSI- die Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle B11 erreicht wurden. Das PSI verfügt über eine zur betreibt, verfügt über ein akkreditiertes Qualitäts- Beherrschung von Störfällen geeignete Notfallorga- managementsystem nach ISO/IEC 17020. nisation. Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Organisation in den Kernanlagen des PSI zweckmässig ist und den Anforderungen der Kernenergiegesetz- 6.9 Personal und Organisation gebung genügt. Der Personalbestand des Hotlabors ist in den letzten Jahren stabil. Zur Sicherstellung des Know- 6.10 Strahlenschutz-Schule how-Transfers hat das Hotlabor zur Vorbereitung der Pensionierung eines Mitarbeiters mit Im Berichtsjahr wurde neben zahlreichen Kursen im sicherheitsrelevanten Aufgaben dessen Nachfol- Bereich Medizin und Forschung auch der vom ENSI ger frühzeitig eingestellt. Das Hotlabor verfügt anerkannte Ausbildungskurs zur Strahlenschutz- über ein Managementsystem, welches nach ISO Fachkraft durchgeführt. Dieser 13-wöchige, pra- 9001:2008 zertifiziert ist. xisbezogene Kurs wurde von acht Teilnehmenden Im Berichtsjahr hat die Hälfte des zulassungspflich- besucht und mit schriftlichen, mündlichen und tigen Personals den Forschungsreaktor PROTEUS praktischen Prüfungen erfolgreich abgeschlossen. verlassen. Es verbleiben drei Reaktorphysiker Die Teilnehmenden kamen aus schweizerischen (höchste Zulassungsstufe) und ein Reaktortechni- Kernkraftwerken, aus dem PSI und aus deut- ker (zweithöchste Zulassungsstufe). Aus Sicht des schen Unternehmen, welche fallweise auch in der ENSI ist diese Besetzung für den abgestellten For- Schweiz tätig sind. Das ENSI hat die Qualität des schungsreaktor ausreichend. Unterrichts beurteilt, die Prüfungen beaufsichtigt Mit dem Stilllegungsentscheid für den Forschungs- und der Schule ein hohes Niveau der Lehrveran- reaktor PROTEUS haben sich die Anforderungen staltungen attestiert. an das zulassungspflichtige Personal geändert, da der Reaktor nicht mehr kritisch geladen werden soll. Themen wie beispielsweise Strahlenschutz, 6.11 Gesamtbeurteilung Arbeitssicherheit, Notfallübungen, etc. sind aber weiterhin von Bedeutung. Das ENSI hat dem Vor- Die nukleare Sicherheit im PSI war sowohl in Bezug schlag des PSI, sich bei der Requalifikation des auf die Auslegung der Kernanlagen als auch auf zulassungspflichtigen Personals auf die für den das Betriebsgeschehen gut. Die Betriebsstörungen abgestellten Reaktor bedeutenden Themen zu und Vorkommnisse waren für das Personal, die beschränken, zugestimmt. Im Berichtsjahr wurde Kernanlagen und die Umgebung von geringer mit der Requalifkation des Personals begonnen. sicherheitstechnischer Bedeutung. Es gab keine Die Personalsituation und die Organisation in radiologischen Auswirkungen auf die Bevölke- den sich im Rückbau befindenden Kernanlagen rung. Das ENSI kommt zum Schluss, dass das Per- SAPHIR und DIORIT ist weitgehend unverändert. sonal der Vielfalt und Komplexität der PSI-Anlagen Die Sektion Rückbau und Entsorgung, welche angemessen Rechnung trägt. ENSI Aufsichtsbericht 2011 77 Reaktorkern des Forschungsreaktors CROCUS. Foto: EPFL 7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) Praktika verwendet. Die Neutronenquelle LOTUS war nicht in Betrieb. Die alte Lüftungsanlage in der kontrollierte Zone Die Kernanlage der EPFL umfasst den Forschungs- wurde während des Sommers durch eine neue reaktor CROCUS, das Neutronenexperiment CAR- Anlage ersetzt. Die bei der Demontage angefal- ROUSEL, die Neutronenquelle LOTUS und die lene Abfallmenge von ca. 52,5 t wurde als inak- angegliederten Labors. Diese Anlagen sind dem tiv freigemessen und konventionell entsorgt. Das Laboratoire de physique des Réacteurs et de com- ENSI hat vor dem geplanten Abtransport des portement des Systèmes (LRS) zugeteilt, das dem Materials eine Inspektion durchgeführt. Eine wei- Institut de Physique de l’Energie et des Particules tere Charge wird im Jahr 2012 freigemessen und (IPEP) angehört. Im Jahr 2011 stand der CROCUS- entsorgt. Reaktor Ingenieur- und Physikstudenten der EPFL, Anlässlich eines Betriebstests des Reaktors Kursteilnehmern der Reaktorschule des PSI, und «CROCUS» wurde am 26. Oktober 2011 festge- Studenten des Swiss Nuclear Engineering Master- stellt, dass ein Spannungsversorgungsmodul nicht kurses der ETHZ/EPFL während 110,3 Stunden bei korrekt funktioniert hat. Der Reaktor konnte zu kleiner Leistung (unter 100 W) für Ausbildungs- diesem Zeitpunkt nicht angefahren werden. Das zwecke zur Verfügung. Dabei wurden 159 Wh Ereignis wurde gemäss der Richtlinie B03 an das thermische Energie erzeugt. Reparaturen und ENSI gemeldet. Die Sicherheit der Anlage war zu Modernisierung an hydraulischen Komponenten keiner Zeit beeinträchtigt. Als Folgemassnahme wurden im Frühjahr 2011 ausgeführt. Deshalb wurden diverse Tests mit Reservemodulen durch- waren die Betriebsstunden des CROCUS-Reak- geführt. Nach weiteren Anpassungen und Ein- tors geringer als im Durchschnitt der vergangenen stellungen konnte der Reaktor am 31. Oktober Jahre. Das Experiment CARROUSEL wurde für 2011 wieder in Betrieb genommen werden. Die ENSI Aufsichtsbericht 2011 79 Brennstabköpfe im CROCUS. Foto: EPFL defekten Module werden zur Untersuchung und jahr betrug die produzierte Energie 31,7 kWh. Reparatur an den Hersteller geschickt. Dieses Vor- Die Nutzung verteilt sich auf die Neutronenak- kommnis wurde auf der internationalen Ereignis- tivierungsanalytik für die Universitäten Bern und skala INES der Stufe 0 (unterhalb der Skala) ein- Basel, die Kurse der Reaktorschule und der Strah- gestuft. lenschutzkurse sowie auf etliche Vorführungen Im Jahr 2011 lagen die Dosen des Personals unter- für Besuchergruppen und Schulklassen. Der halb der Nachweisgrenze. Die Abgabe radioak- Reaktorbetrieb erfolgte im Kalenderjahr 2011 tiver Stoffe über den Luft- und Abwasserpfad war störungsfrei bei einer thermischen Leistung von unbedeutend. Im Dezember 2011 hat das ENSI rund 1 kW. Vom Bewilligungsinhaber wurden seine Jahresinspektion durchgeführt. Dabei wur- zwei umfassende Kontrollen der Reaktorschutz- den technische, organisatorische und personelle instrumentierung durchgeführt und die Reaktor- Änderungen besprochen und es wurde ein Rund- wasseraktivität überprüft, wobei keine Abwei- gang durch verschiedene Anlagenräume durchge- chungen von den Vorgaben festgestellt wurden. führt. Im Jahr 2011 traten keine meldepflichtigen Vor- Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebs- kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeu- bedingungen im Jahr 2011 eingehalten wurden. tung gemäss Richtlinie ENSI-B03 auf. Die Dosen des Personals lagen unterhalb der Nachweisgrenze. Die Abgabe radioaktiver Stoffe über 7.2 Universität Basel den Luft- und den Abwasserpfad war unbedeutend. Im Oktober 2011 hat das ENSI seine Jah- Der Forschungsreaktor AGN-211-P der Universi- resinspektion durchgeführt. Dabei wurden tech- tät Basel dient vorwiegend der Ausbildung von nische, organisatorische und personelle Ände- Studenten und der Anwendung in der Neutro- rungen besprochen und es wurde ein Rundgang 80 nenaktivierungsanalytik. durch die Anlagenräume durchgeführt. Die Nutzung des Reaktors hat sich gegenüber Das ENSI stellte fest, dass die Betriebsbedin- den Vorjahren kaum verändert. Im Berichts- gungen im Jahr 2011 eingehalten wurden. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Transport- und Lagerbehälter in der Behälter-Lagerhalle der ZWILAG. Foto: ZWILAG 8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung gende Kapitel). Das ENSI ist die zuständige schweizerische Behörde für die Ausstellung von Genehmigungszeugnissen gemäss Gefahrgutgesetzge- Die schweizerischen Vorschriften für den Trans- bung, und das unabhängig davon, ob es sich beim port radioaktiver Stoffe auf Strasse und Schiene Transportgut um radioaktive Stoffe aus Kernanla- basieren auf den internationalen Regelwerken gen oder aus anderen Betrieben handelt. Derzeit über den Transport gefährlicher Güter auf der findet in der Schweiz keine Fertigung von zulas- Strasse (ADR1) bzw. mit der Eisenbahn (RID2). Bei sungspflichtigen Versandstücken statt. Die umfas- allen Verkehrsträgern kommen die IAEA-Empfeh- sende Zulassung derartiger Behältertypen im lungen (TS-R-13) für die sichere Beförderung radio Ursprungsland ist somit nicht Aufgabe des ENSI. aktiver Stoffe zur Anwendung. Basierend auf die- Dagegen ist häufig eine Anerkennung der von der sen Empfehlungen wird das internationale Trans- zuständigen Behörde des Ursprungslandes aus- portrecht regelmässig angepasst. Im nationalen gestellten Zulassung von Versandstückmustern Transportrecht für Gefahrgüter der Klasse 7 (radio erforderlich. Dabei prüft das ENSI die Vollständig- aktive Stoffe) gelten u.a. die SDR und die RSD . keit des zugehörigen Sicherheitsberichts insbeson- Die nach diesen Rechtsvorschriften erforderlichen dere hinsichtlich des Nachweises, dass alle gemäss Genehmigungen betreffen je nach Anwendungs- ADR/RID und TS-R-1 vorgeschriebenen Anforde- fall die Versandstücke und/oder den Beförde- rungen erfüllt sind. Beförderungsgenehmigungen rungsvorgang. Sie bilden eine Voraussetzung für sind in bestimmten Fällen erforderlich, vor allem die ebenfalls erforderlichen Bewilligungen nach wenn die Beförderung aufgrund einer Sonderver- Kernenergie- oder Strahlenschutzgesetz (vgl. fol- einbarung erfolgt. In solchen Fällen müssen für 4 ENSI Aufsichtsbericht 2011 5 Europäisches Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse 2 Ordnung für die internationale Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter 3 IAEA Safety Standards Series: Regulations for the Safe Transport of Radioactive Material, 2009 Edition, Safety Requirements TS-R-1 4 Verordnung vom 29. November 2002 über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse (SR 741.621) 5 Verordnung vom 3. De zember 1996 über die Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn (SR 742.401.6) 1 81 den Transport spezielle Massnahmen durch das ENSI festgelegt werden. Zudem wird anhand der 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung eingereichten Dokumente jeweils geprüft, ob Verpackung und Inhalt den Vorschriften entsprechen. Nach den Artikeln 6 und 34 des Kernenergie- Im Berichtsjahr hat das ENSI 7 Gesuche nach gesetzes (KEG) bedarf der Umgang mit Kern- Gefahrgutgesetzgebung beurteilt und die ent- materialien und radioaktiven Abfällen aus Kern- sprechende Genehmigung ausgestellt. 6 Gesuche anlagen einer Bewilligung des Bundes. Arti- betrafen die Anerkennung der Zulassung von Ver- kel 3 des KEG präzisiert den Begriff «Umgang» sandstückmustern. Ein Gesuch bezog sich auf eine als Forschung, Entwicklung, Herstellung, Trans- Beförderungsgenehmigung nach Gefahrgutrecht. port, Einfuhr, Ausfuhr, Durchfuhr und Vermittlung. Zuständig für die Erteilung solcher Bewilligungen ist das BFE. Im Hinblick auf die kernener- 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung gierechtliche Bewilligung von Transporten prüft jeweils das ENSI als Fachbehörde, dass die nukleare Sicherheit und Sicherung gewährleistet und die Vorschriften über die Beförderung gefähr- die Beförderung auf öffentlichen Verkehrswe- licher Güter erfüllt sind. Das BFE erteilt die Bewil- gen sowie die Ein- und Ausfuhr von radioaktiven ligung erst aufgrund einer zustimmenden Beur- Stoffen bewilligungspflichtige Tätigkeiten. Die teilung durch das ENSI. Voraussetzungen für die Erlangung solcher Bewil- Im Berichtsjahr hat das ENSI 12 Beurteilungen ligungen sind im Strahlenschutzgesetz (StSG) und für kernenergierechtliche Transportbewilligun in der Strahlenschutzverordnung (StSV) festge- gen abgegeben. Von diesen betreffen 3 Bewilli- halten. Derartige Bewilligungen sind über einen gungen Transporte von Kernmaterial und 9 sol- längeren Zeitraum befristet und hinsichtlich der che von Abfällen. Bei den Kernmaterialien han- Anzahl Transporte üblicherweise nicht begrenzt. delte es sich a) um die Versorgung des KKL mit Allerdings verlangt die Strahlenschutzverordnung frischen Brennelementen, b) den Transport von jeweils eine separate Bewilligung, falls bei einem abgebrannten Brennelementen aus dem KKL einzelnen Vorgang eine bestimmte Aktivitäts- ins Zentrale Zwischenlager (ZZL) der ZWILAG, menge überschritten wird. Im Bereich der Kern- c) einem Transport von Brennstäben zu Unter- anlagen ist das ENSI die zuständige Behörde, für suchungen in einem ausländischen Laborato- den sonstigen Bereich ist das BAG zuständig. Im rium. Bei den radioaktiven Abfällen bestanden Berichtsjahr hat das ENSI eine allgemeine Bewilli- 2 Transporte aus der Rückführung von Wieder- gung sowie eine der oben beschriebenen Einzel- aufarbeitungsabfällen (CSD-C) von La Hague bewilligungen erteilt. ins ZZL; 7 Transporte waren radioaktive Abfälle Spezial-Strassenfahrzeug der ZWILAG. Foto: ZWILAG Gemäss Artikel 2 des Strahlenschutzgesetzes sind von den KKW ins ZZL zur Verarbeitung und Zwischenlagerung. 8.4 Rückführung von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung Aufgrund des zehnjährigen Moratoriums finden bis 2016 keine Transporte bestrahlter Brennelemente ins Ausland statt. Hingegen fanden 2011 zwei Transporte mit je drei Behältern kompaktierter Abfälle vom Typ CSD-C aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague zum ZZL statt. Aus La Hague wurden damit bereits etwa die Hälfte aller rücknahmepflichtigen Wiederaufarbeitungsabfälle in die Schweiz zurückgeliefert. Die Rückführungen aus Sellafield werden nach derzeitiger Planung in den Jahren 2013 und 2018 stattfinden. 82 ENSI Aufsichtsbericht 2011 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern schiedenen Fertigungsphasen: von der Vorbereitung bis zur Endprüfung der Gesamtdokumentation nach Fertigungsabschluss. Im Jahr 2011 wur- Das Konzept der Zwischenlagerung von bestrahl- den 14 Brennelementbehälter und 6 Behälter für ten Brennelementen und von Glaskokillen besteht hochaktive verglaste Abfälle während der Fertigung darin, diese Abfälle in störfallsicheren Transport- kontrolliert. Soweit sich Beanstandungen ergaben, und Lagerbehältern (TL-Behältern) einzuschlies- wurden diese in allen Fällen vom Hersteller korri- sen, deren Dichtheit im Zwischenlager kontinu- giert oder nach eingehender Prüfung als akzep- ierlich überwacht wird. Diese Behälter werden tabel qualifiziert, sofern die auslegungsgemässe von den Kernkraftwerken bzw. von den Wieder- Sicherheit des jeweiligen Behälters nachgewie- aufarbeitungsanlagen zum jeweiligen Zwischen- sen werden konnte. Die Anzahl solcher Beanstan- lager transportiert, dort in der Behälterlagerhalle dungen hat sich gegenüber dem Vorjahr erhöht. abgestellt und an das Überwachungssystem ange- Bereits vom Hersteller vorgeschlagene Korrektur- schlossen. Die TL-Behälter müssen die Sicherheit massnahmen befinden sich in der Umsetzung. für den gesamten Zeitraum der Zwischenlagerung Zusätzlich wurde die Wartung zweier Transportbe- gewährleisten, weshalb hierfür gegenüber einem hälter in der Schweiz durchgeführt. Das ENSI hat reinen Transportbehälter nochmals erhöhte Anfor- die Wartungsarbeiten inspiziert und sich von der derungen zu erfüllen sind. Die Anforderungen ordnungsgemässen Durchführung nach den Vor- und Verfahren hierzu regelt die Richtlinie ENSI- gaben des Behälterherstellers überzeugt. Im Rah- G05. Mit dieser Richtlinie sind nicht nur die Anfor- men der Inspektion wurde an zwei Punkten Ver- derungen an die Auslegung der TL-Behälter spe- besserungsbedarf innerhalb der Qualitätsprozesse zifiziert, sondern auch die Anforderungen an die identifiziert; die entsprechenden Massnahmen Behälterfertigung, wie etwa Qualitätsanforde- befinden sich in der Umsetzung. rungen, begleitende Kontrollen oder Behälterdo- Im Berichtsjahr wurden seitens des ENSI keine Frei- kumentation. Bei der Fertigung derartiger Behäl- gaben für die Verwendung und für die Einlage- ter sind festgelegte und vom ENSI freigegebene rung von Transport- und Lagerbehälter erteilt. Abläufe einzuhalten, welche im Auftrag des ENSI Zurzeit befinden sich zwei neue Behältertypen im von unabhängigen Experten kontrolliert werden. Zulassungsverfahren nach der Richtlinie ENSI-G05. Für jeden Behälter bestätigt das ENSI schliesslich Aufgrund der neuartigen Eigenschaften dieser den qualitätsgerechten Abschluss der Fertigung Behältertypen und des daraus folgenden Prüfum- durch seine Freigabe zur Verwendung. fanges werden diese Verfahren als Projekte auch Ende 2011 befanden sich 19 Behälter in den ver- unter Beizug externer Experten abgewickelt. ENSI Aufsichtsbericht 2011 83 Nächtlicher Transport eines TL-Behälters. Foto: ZWILAG 8.6 Inspektionen und Audits tereigenschaften wurden jedoch in allen Fällen eingehalten. Bezüglich der Transportdurchführung Bei der Beförderung radioaktiver Stoffe müssen konnte somit in allen Fällen die Einhaltung der Vor- zur Sicherheit des Transportpersonals und der schriften bezüglich Sicherheit und Strahlenschutz Bevölkerung die Strahlenschutz- und Transport- des Personals, der Bevölkerung und der Umwelt vorschriften eingehalten werden. Die Qualitätssi- nachgewiesen werden. cherungsprogramme der Konstrukteure und Her- In einem Fall der Anlieferung von unbestrahlten steller von Verpackungen sowie jene der Spedi- Brennelementen wurde «Gute Praxis» ausgespro- teure, Absender, Beförderer und Empfänger von chen. Damit sollte die vorbildliche, umfassende Ein- radioaktiven Stoffen müssen die Einhaltung der arbeitung neuer Mitarbeiter im Bereich Strahlen- Vorschriften gewährleisten. Im Rahmen der in den schutz und Transportabwicklung honoriert werden. Kapiteln 8.1, 8.2 und 8.3 beschriebenen Bewilli- Bei den beiden Abweichungen zeigte sich die gungsverfahren wird dies vom ENSI überprüft. Notwendigkeit der Verbesserung von den intern Zudem prüft das ENSI im Rahmen seiner Inspekti- benutzten Dokumenten wie Verfahrens- und onen regelmässig übergeordnete organisatorische Arbeitsanweisungen, Formularen und Checklis Aspekte, die als gute Indikatoren für das Qualitäts- ten. Bei den festgestellten Mängeln in der Doku- bewusstsein dienen. mentation ging es um die Verknüpfung der Ver- Das ENSI führte im Jahr 2011 in seinem Aufsichts- fahrens- und Arbeitsanweisungen mit den dazu- bereich 10 Transportinspektionen durch. Betroffen gehörigen Formularen und Checklisten und die waren drei Anlieferungen von frischen Brennele- richtige Protokollierung der Messwerte. Dies erfor- menten, radioaktive Abfälle sowie sonstige radio- derte die Überarbeitung der eingesetzten Doku- aktive Stoffe (Proben, Quellen, Werkzeuge, etc.). mente und die Schulung der betroffenen Mitar- Eine Inspektion betraf den internen Transfer eines beiter bei deren Anwendung. Ferner wurden in Behälters im KKG. In zwei Fällen wurde bei Bewer- einem Fall organisatorische Engpässe festgestellt, tungen dieser Inspektionen Verbesserungsbedarf welche durch klare Festlegung der Pflichten und festgestellt. Sicherheitsrelevante Grenzwerte für ausreichende Unterstützung aller an den Aufga- Kontamination, Dosisleistung und sonstige Behäl- ben Beteiligten behoben werden konnten. 84 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Eine der Versuchs einrichtungen im Felslabor Mont Terri. Foto: ENSI 9. G eologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Für die Abfallverursacher besteht die gesetz- darzulegen ist, wie diese im weiteren Vorgehen liche Verpflichtung, die anfallenden radioaktiven berücksichtigt werden (Kap. 9.3). Die Kernkraft- Abfälle sicher in geologischen Tiefenlagern zu werkbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, alle fünf entsorgen. Im Auftrag der Abfallverursacher ist Jahre die voraussichtliche Höhe der Stilllegungs- die Nationale Genossenschaft für die Lagerung und Entsorgungskosten zu berechnen. Die Entsor- radioaktiver Abfälle (Nagra) für die wissenschaft- gungspflichtigen haben im November 2011 eine liche und technische Vorbereitung dieser Auf- entsprechende Kostenstudie vorgelegt (Kap. 9.4). gabe, insbesondere für die Entwicklung von Pro- Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten jekten zur Tiefenlagerung und die entsprechende werden teilweise in Felslaboratorien ermittelt (Kap. Standortsuche, verantwortlich. Das Entsorgungs- 9.5). Die Verfolgung des Stands von Wissenschaft konzept der Nagra umfasst zwei Tiefenlager, eines und Technik zu Tiefenlager-relevanten Prozessen für schwach- und mittelaktive Abfälle und eines wird durch die Mitarbeit in internationalen Pro- für hochaktive Abfälle. Die Standortsuche für die grammen ergänzt (Kap. 9.6). Nachfolgend wird benötigten Tiefenlager erfolgt durch das im Sach- der Stand der Arbeiten zur geologischen Tiefenla- plan geologische Tiefenlager (SGT) definierte Ver- gerung der radioaktiven Abfälle dargelegt. fahren (Kap. 9.1). Das von der Nagra vorgelegte Entsorgungsprogramm beschreibt den Realisierungsplan und die dafür notwendigen Schritte 9.1 Sachplan geologische Tiefenlager (Kap. 9.2). Der schweizerische Bundesrat verfügte, dass Hinweise und offene Fragen aus dem Entsor- Der vom Bundesrat im April 2008 genehmigte gungsnachweis von den Entsorgungspflichtigen Sachplan geologische Tiefenlager regelt das systematisch zu erfassen sind und in einem Bericht Standortauswahlverfahren für geologische Tie- ENSI Aufsichtsbericht 2011 85 fenlager. Dieses Verfahren ist in drei Etappen auf- genen Standortgebiete werden in der rund vier geteilt. Gegen Ende 2008 reichte die Nagra für Jahre dauernden Etappe 2 vertieft untersucht. die Etappe 1 des Sachplans ihren Vorschlag geo- Der Konzeptteil des Sachplans geologische Tie- logischer Standortgebiete ein. Für das Lager für fenlager sieht vor, dass im Hinblick auf Etappe 2 schwach- und mittelaktive Abfälle (SMA) schlägt die Entsorgungspflichtigen vorgängig mit dem die Nagra die sechs Standortgebiete Südranden, ENSI abzuklären haben, ob der Kenntnisstand Zürich Nordost (ehemals Zürcher Weinland), Nörd- der Prozesse und sicherheitsrelevanten Parame- lich Lägern, Jura Ost (ehemals Bözberg), Jura-Süd- ter ausreicht,um in Etappe 2 provisorische Sicher- fuss und Wellenberg vor. Für die Lagerung hoch- heitsanalysen und den sicherheitstechnischen Ver- aktiver Abfälle (HAA) wurden die drei Standortge- gleich durchführen zu können. Das ENSI hat seine biete Zürich Nordost, Nördlich Lägern und Jura Ost Anforderungen an die provisorischen Sicherheits vorgeschlagen. analysen und den sicherheitstechnischen Vergleich In Etappe 1 des Sachplanverfahrens hat das ENSI im Bericht ENSI 33/075 im April 2010 festgelegt. überprüft, ob sich die vorgeschlagenen Standort- Die Nagra hat im November 2010 den entspre- gebiete sicherheitstechnisch für den Bau eines Tie- chenden Bericht zur Darlegung der Datenlage ein- fenlagers eignen und stimmten der Wahl der vor- gereicht (NTB 10-01). Die dazugehörige Stellung- geschlagenen Standortgebiete zu. Zusätzliche nahme hat das ENSI im März 2011 veröffentlicht Stellungnahmen erfolgten durch die Kommission und im April 2011 im Rahmen einer Fachsitzung Nukleare Entsorgung (KNE), die Kommission für des Technischen Forums Sicherheit vorgestellt. Die nukleare Sicherheit (KNS), die Kantone (AG SiKa/ Kernaussagen dieser Stellungnahme sind: KES) und die deutsche Expertengruppe-Schweizer- ❚ Die Nagra hat in ihrem Bericht NTB 10-01 den Tiefenlager (ESchT). geologischen Kenntnisstand in den jeweiligen Der Bundesrat hat im November 2011 den Ergeb- Standortgebieten und die Ableitung der sicher- nisbericht zur Etappe 1 gutgeheissen und entschie- heitstechnisch relevanten Parameter korrekt den, die von der Nagra vorgeschlagenen Standort- Erforschung des Gastransports. Foto: ENSI dargelegt. gebiete aufgrund der Gutachten und Stellungnah- ❚ Basierend auf dem aktuellen Kenntnisstand, men der Sicherheitsbehörden und Kommissionen zusammen mit den von der Nagra vorgeschla- des Bundes in den Sachplan geologische Tiefen- genen ergänzenden Untersuchungen und den lager aufzunehmen. Er hat zudem das Eidgenös- vom ENSI zusätzlich geforderten Ergänzungen sische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie kann der notwendige Kenntnisstand erreicht und Kommunikation (UVEK) beauftragt, Etappe werden, um in Etappe 2 belastbare Aussagen 2 der Standortsuche zu starten. Die vorgeschla- zur sicherheitstechnischen Einstufung und zur 86 ENSI Aufsichtsbericht 2011 bautechnischen Machbarkeit machen zu kön- ortregionen und Nachbarländer sowie Bundes- nen. behörden sicherheitsrelevante Fragen sammelt, ❚ Das ENSI hat 41 Forderungen gestellt, die vor beantwortet und die Antworten der Öffentlichkeit der Einreichung der Unterlagen der Nagra für zur Verfügung stellt. 2011 fanden vier Sitzungen Etappe 2 erfüllt sein müssen. des Technischen Forums Sicherheit statt. Von den ❚ Vor Einreichung der für Etappe 2 erforderlichen bis Ende 2011 eingetroffenen 63 Fragen sind 52 Unterlagen durch die Nagra wird das ENSI im beantwortet. Fragen und Antworten sind unter Rahmen einer Grobprüfung feststellen, ob die www.technischesforum.ch einsehbar. Im Rah- Unterlagen für die provisorischen Sicherheits men von Fachsitzungen wurden auch spezifische analysen die Anforderungen gemäss ENSI Fragestellungen zu den Themen Gasbildung und 33/075 erfüllen. Gastransport im Tiefenlager und der Zugangsbau- Die Hauptforderungen des ENSI betreffen die werke (Rampe/Schacht) eines Tiefenlagers anhand Verbesserung des Kenntnisstands über die Wirt- des aktuellen Wissensstands dargelegt und disku- gesteine Brauner Dogger und Effinger Schich- tiert. ten, die systematische Beschreibung der hydrau- Beim Aufbau der Regionalkonferenzen, die die lischen Fliesswege in den Standortregionen und Standortgebiete in Etappe 2 im Rahmen der Par- vertiefte Untersuchungen bei den bautechnischen tizipation vertreten werden, hat das ENSI an Aspekten. diversen Informations- und Ausbildungsveran- In Etappe 2 sind je mindestens zwei Standorte für staltungen teilgenommen. Das ENSI hat an diesen ein Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle Veranstaltungen seine Rolle als Aufsichtsbehörde und ein Lager für hochaktive Abfälle vorzuschla- im Sachplan geologische Tiefenlager erläutert, ins- gen. Für diese Standorte sind Sondierbohrungen besondere wie es die Sicherheit von geologischen notwendig, um in Etappe 3 (d.h. im Hinblick auf Tiefenlagern überprüft. die Rahmenbewilligung) den gemäss Kernenergieverordnung geforderten Kenntnisstand zu erreichen. Das ENSI erwartet deshalb, dass die 9.2 Entsorgungsprogramm Nagra zusammen mit den Standortvorschlägen in Etappe 2 entsprechende Gesuche einreicht. Die Kernenergieverordnung (KEV) legt in Artikel Der Sachplan geologische Tiefenlager sieht für die 52 fest, dass die Entsorgungspflichtigen ein Ent- Beantwortung sicherheitstechnischer Fragen das sorgungsprogramm vorlegen müssen. Es ist alle Technische Forum Sicherheit vor, das in Zusam- fünf Jahre anzupassen. Zuständig für die Überprü- menarbeit mit Vertretern der Kantone, der Stand- fung und für die Überwachung der Einhaltung des ENSI Aufsichtsbericht 2011 87 Messung des Verhal tens der Stollenwand bei Luftfeuchtigkeits schwankungen. Foto: ENSI Programms sind das ENSI und das Bundesamt für Standortgebiete in Etappe 1 des SGT berücksich- Energie (BFE). tigt. Einige der Empfehlungen und Hinweise wur- Das BFE prüft den Finanzplan für die Entsorgungs- den in der Zwischenzeit bereits umgesetzt. Das arbeiten bis zur Ausserbetriebnahme der Kernan- ENSI wird seine Stellungnahme im Jahr 2012 ver- lagen sowie das Informationskonzept der Nagra. öffentlichen. Die Unterlagen der Nagra (NTB 08-01) wurden mit den Standortvorschlägen für geologische Tiefenlager im Oktober 2008 eingereicht. Die Prü- 9.4 Kostenstudie fung der Herkunft, Art und Menge der radioaktiven Abfälle, der benötigten geologischen Tie- Die Finanzierung der Stilllegung der Kernkraft- fenlager einschliesslich ihres Auslegungskonzepts werke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle und der Zuteilung der Abfälle zu den geologischen nach Ausserbetriebnahme der Anlagen wird in der Tiefenlagern erfolgte im Rahmen der Prüfung der Schweiz durch zwei unabhängige Fonds sicherge- Standortvorschläge der Nagra in Etappe 1. Das stellt: Der Stilllegungsfonds deckt die Kosten der ENSI legte daher sein Schwergewicht bei der Prü- Stilllegung der Kernanlagen, der Entsorgungs- fung des Entsorgungsprogramms auf den Realisie- fonds deckt die Kosten der sicheren Entsorgung rungsplan für die Erstellung der geologischen Tie- der radioaktiven Abfälle und der abgebrannten fenlager. Brennelemente in geologischen Tiefenlagern. Beide Fonds werden durch Beiträge der Betreiber geäufnet, die gemäss Kernenergiegesetz (Art. 27 9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis und 31) zur Übernahme dieser Kosten verpflichtet sind. Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ver- Der schweizerische Bundesrat verfügte im Juni pflichtet, die voraussichtliche Höhe der Stillle- 2006, dass der Entsorgungsnachweis für abge- gungs- und Entsorgungskosten zu berechnen. brannte Brennelemente (BE), verglaste hochak- Diese Kostenstudien, die gemäss Stilllegungs- und tive Abfälle (HAA) und langlebige mittelaktive Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) alle 5 Jahre Abfälle (LMA) erbracht ist. Er legte fest, dass die aufgrund des neusten Stands von Wissenschaft Kernkraftwerkgesellschaften gleichzeitig mit dem und Technik aktualisiert werden müssen, bilden die Entsorgungsprogramm nach Artikel 32 des Kern- Grundlage für die Berechnung der jährlichen Bei- energiegesetzes dem Bundesrat einen Bericht zu träge der Betreiber an die beiden Fonds, die durch unterbreiten haben, der alle in den Gutachten und eine Verwaltungskommission festgelegt werden. Stellungnahmen der damaligen HSK (einschliess- Die letzten Kostenstudien der Entsorgungspflich- lich KNE) und KSA sowie der OECD/NEA-Experten tigen stammen aus dem Jahr 2006. Swissnuclear, enthaltenen offenen Fragen, Hinweise und Emp- die Fachgruppe Kernenergie des Verbands swiss fehlungen systematisch erfasst und aufzeigt, wie electric, hat im November 2011 der Verwaltungs- diese im weiteren Verfahren zeit- und sachge- kommission der beiden Fonds die Kostenstudien recht beantwortet werden. Diese offenen Einzel- 2011 vorgelegt, welche die Grundlage für die punkte und Empfehlungen stellen die grundsätz- Berechnung der Beiträge in der Veranlagungspe- liche Machbarkeit eines geologischen Tiefenlagers riode 2012 bis 2016 bilden. nicht in Frage, sie müssen aber stufengerecht im Der Abschluss der Prüfung der Kostenstudie, die Verlauf der schrittweisen Realisierung des Lagers das ENSI in Zusammenarbeit mit externen Exper- beantwortet werden. ten vornimmt, ist für 2012 vorgesehen. Die Nagra reichte dazu im November 2008 den Bericht NTB 08-02 ein und legte darin ihre Vorgehensweise zu rund 200 Empfehlungen dar. Diese 9.5 Felslaboratorien Empfehlungen sind teilweise deckungsgleich und betreffen häufig gleiche Themenbereiche. Wich- In der Schweiz werden zwei Felslaboratorien im tige Empfehlungen aus dem damaligen Verfah- Kristallin- und im Tongestein (Felslabor Grimsel und ren sind bereits in den Konzeptteil des Sachplans Felslabor Mont Terri) betrieben, wo unter interna- geologische Tiefenlager und in die Richtlinie ENSI- tionaler Beteiligung umfangreiche Forschungspro- G03 eingeflossen. Die Nagra hat diese Vorgaben jekte durchgeführt werden. Sie dienen einerseits bei der Ausarbeitung der Vorschläge geologischer der Charakterisierung und Erfassung der geotech- 88 ENSI Aufsichtsbericht 2011 nischen, geochemischen und hydraulischen Eigen- felsmechanische schaften dieser Gesteinsformationen sowie ande- suche, mit welchen die fels- rerseits auch der Entwicklung und Überprüfung mechanischen LaborverKennwerte von Lagerkonzepten für den sicheren Einschluss des radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenla- telt und für Rechensimula- gern. Für die Beurteilung der Sicherheit von geo- tionen verfügbar gemacht logischen Tiefenlagern liefern diese Forschungsar- werden. Opalinustons Am ermit- RC-Experiment beteiligen sich beiten wichtige Erkenntnisse und erlauben anhand neben ENSI und ETH die deutsche Bundesanstalt von Demonstrationsversuchen, das Verhalten für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR (geo technischer (Bentonit, Zement, Stahlbehälter) und physikalische Messungen) und die swisstopo (geo- natürlicher Barrieren (Wirtgestein und Rahmenge- dätische Messungen). steine) zu untersuchen. Neben dem RC-Experiment beteiligt sich das ENSI Das ENSI beteiligt sich seit 2003 mit eigenen For- ausserdem an zwei kleineren Experimenten. Das schungsprojekten im Felslabor Mont Terri, um die eine Experiment untersucht das zyklische Aus- behördeninterne Fachkompetenz zu erhalten und trocknungsverhalten der Stollenwand des Opali- zu fördern. Der Schwerpunkt der Forschungsar- nustons in Abhängigkeit des Stollenklimas (Tem- beiten lag 2011 auf der Fortführung und Auswer- peratur, Luftfeuchtigkeit). Mit dem anderen Expe- tung des sogenannten RC-Experimentes, welches riment evaluiert das ENSI zusammen mit der von der Ingenieurgeologie der ETH Zürich betreut swisstopo eine neue Methode der Durchlässig- wird. Zielsetzung dieses vierjährigen Experimentes keitsbestimmung in Bohrungen anhand von Ver- ist es, die durch den Bau der Galerie-2008 infolge dunstungsmessungen. von Spannungsumlagerungen hervorgerufenen Deformationen im Opalinuston quantitativ zu erfassen. Langfristig sollen auch sehr langsam 9.6 Internationaler Wissenstransfer ablaufende Verformungen im Gebirge (Konvergenz, Kriechprozesse) mittels eines Bohrloch-Moni- Die Mitarbeit in internationalen Arbeitsgruppen toring-Systems analysiert werden. Ergänzt wer- bietet dem ENSI Gelegenheit, alle relevanten Fra- den diese Untersuchungen durch umfangreiche gestellungen im Bereich der Entsorgung in geo- ENSI Aufsichtsbericht 2011 89 logischen Tiefenlagern im europäischen Rahmen Gases durch ein wenig durchlässiges Medium (z.B. zu verfolgen und bezüglich Stand von Wissen- ein tonreiches Gestein). 2010 und 2011 wurden schaft und Forschung über die aktuellen Entwick- Vergleichsrechnungen von den teilnehmenden lungen informiert zu bleiben. Die Resultate dieser Gruppen durchgeführt. Dabei wurde der zwei- Arbeiten fliessen in die Begutachtung im Rahmen dimensionale Gastransport für ein Tiefenlager des Sachplans geologische Tiefenlager ein. modelliert. Der Vergleich der Ergebnisse zeigte, Neben der Beteiligung des ENSI an der internati- dass die Berechnungen des ENSI einem internati- onalen Forschung im Felslabor Mont Terri enga- onal hohen Standard entsprechen. giert sich das ENSI im Rahmen internationaler Pro- Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Agneb gramme zur Entsorgung (EU-Projekte) und arbei- (Arbeitsgruppe des Bundes für die nukleare Entsor- tet in verschiedenen internationalen Gremien mit. gung) verfolgt das ENSI eng die Aktivitäten am vier- Das 2009 gestartete vierjährige Forschungsprojekt jährigen Forschungsprogramm MoDeRn («Moni- FORGE («fate of repository gases») der Europä- toring developments for save repository operation ischen Union dient der Erforschung der in einem and staged closure», 2009–2013). Dabei verfolgt geologischen Tiefenlager durch Korrosion oder das ENSI die aktuellen Aktivitäten und technischen Zersetzung produzierten Gase, dem damit verbun- Entwicklungen auf dem Gebiet der Umweltüber- denen Gasdruckaufbau und dem Abtransport des wachung und Messtechnik. 90 ENSI Aufsichtsbericht 2011 10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management ❚ Das KKB arbeitet schwerpunktmässig an der Nachführung der Beznau-PSA im Hinblick auf die nächste Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ). Ferner hat das KKB eine Studie zur proba- 10.1.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen Mit der Probabilistischen bilistischen Bewertung des PTS-Versagens (Pres- Sicherheitsanalyse surized Thermal Shock) des Reaktordruckbehäl- (PSA) wird u.a. das Risiko abgeschätzt, dass ein ters abgeschlossen, deren Ergebnisse in die PSA schwerer Unfall in einem Kernkraftwerk auftritt. einfliessen werden. Das ENSI hat die vom KKB Als schwerer Unfall wird ein Störfall bezeichnet, eingereichte Neubewertung der HRA (Human bei dem der Reaktorkern nicht mehr gekühlt wer- Reliability Analysis) und die PSA der internen den kann und in der Folge zu schmelzen beginnt. Überflutung überprüft, letztere auch anhand Schwere Unfälle sind äusserst unwahrschein- einer Inspektion, bei der insbesondere Verbes- lich und setzen den Ausfall zahlreicher Anlagen- serungspunkte bezüglich der Dokumentation teile voraus. Erst ein schwerer Unfall kann (muss der PSA identifiziert wurden. Die Ergebnisse der aber nicht notwendigerweise) dazu führen, dass Überprüfungen hat das KKB bei der Nachfüh- grössere Mengen radioaktiver Stoffe in die Umge- rung der PSA für die nächste PSÜ zu berücksich- bung freigesetzt werden. Die PSA ist eine wichtige tigen. Methode zur laufenden Beurteilung und Verbesse- ❚ Das ENSI hat die vom KKG im Rahmen der PSÜ rung der Sicherheit von Kernanlagen. 2008 eingereichte PSA überprüft und eine Reihe Eine PSA kann in drei Stufen unterteilt werden: von Verbesserungspunkten identifiziert, wel- Ausgehend von einem breiten Spektrum von aus- che das ENSI in seiner Stellungnahme zur Perio lösenden Ereignissen werden in der Stufe-1-PSA dischen Sicherheitsüberprüfung behandelt. Da alle möglichen Unfallsequenzen bis zum Kern- das PSA-Modell auch als ergänzende Analyse schaden (Kernschmelze) betrachtet. Die auslö- für die gemäss Regelwerk verlangten Anwen- senden Ereignisse umfassen sowohl anlagen dungen herangezogen wird, ist das ENSI auf interne Störfälle wie z. B. Brände, Brüche von einige Verbesserungspunkte vorab eingetreten Kühlmittel führenden Leitungen oder Ausfälle und hat mittels einer Zwischenstellungnahme der Wärmeabfuhr als auch Störfälle mit Ursprung bereits einige Anpassungen des Stufe-1-PSA ausserhalb der Anlage wie Erdbeben, unfallbe- Modells gefordert. dingter Flugzeugabsturz oder Überflutungen. Die ❚ Beim KKL lag im Berichtsjahr der Arbeitsschwer- auf den Ergebnissen der Stufe-1-PSA aufbauende punkt im Bereich PSA bei der Behandlung der Stufe-2-PSA umfasst die Analyse des weiteren Verbesserungspunkte aus der ENSI-Stellung- Verlaufs eines Kernschadens bis zu einer eventu- nahme zur Periodischen Sicherheitsüberprü- ellen Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die fung 2006. Insbesondere wurden die Verfeine- Umwelt. Mit der Stufe-3-PSA wird schliesslich der rung der Modellierung der Sekundäranlage (wie Schaden in der Umgebung des Kraftwerks ana- zum Beispiel des Abgassystems, des Hauptkon- lysiert. densatsystems und der Turbinenventile), die Basierend auf Art. 41 der Kernenergieverordnung Überarbeitung der Erdbebenanalyse, die Aktua- (KEV) verlangt das ENSI für alle schweizerischen lisierung der Stufe-2-PSA sowie die Erweiterung Kernkraftwerke PSA-Studien der Stufen 1 und 2. der Stufe-2-PSA für die Bewertung des Still- Die Anforderungen an die Erstellung und Anwen- standsbetriebs angegangen. Ferner beabsich dung einer PSA sind in den Richtlinien ENSI-A05 tigt das KKL bei der Überarbeitung der PSA das (Qualität und Umfang) und ENSI-A06 (Anwen- Modell so zu gestalten, dass es in Zukunft ein- dungen) festgehalten. Jeder Betreiber hat eine facher möglich sein wird, Erkenntnisse aus der anlagenspezifische PSA entwickelt und aktualisiert PSA für die deterministische Störfallanalyse zu diese regelmässig. nutzen oder Verfahrensvorschriften, Testinter- Im Jahr 2011 wurden im Wesentlichen folgende vall oder Testvorschriften aus Sicht der PSA zu Arbeiten im Bereich PSA durchgeführt: bewerten. ENSI Aufsichtsbericht 2011 91 ❚ Die Grobprüfung der vom KKM im Rahmen der gende, für alle Schweizer Kernkraftwerke gültige PSÜ 2010 eingereichten PSA führte zu Fragen, Aussagen zur probabilistischen Bewertung der welche alle im Laufe des Berichtsjahres beant- Betriebserfahrung machen: wortet wurden. Bei der genannten Grobprü- ❚ Die vorliegenden Daten zeigen für das Jahr fung wurde eine Schwachstelle bei der Beherr- 2010 keine ausgeprägten Risikospitzen und das schung interner Überflutungen innerhalb des kumulative Risiko über dieses Zeitintervall blieb Reaktorgebäudes identifiziert. Daher rüstete das gering. Betrachtet man über mehrere Jahre hin- KKM eine automatische Absperrung eines Teils weg die Risikospitzen oder das jährliche kumula- des Hilfskühlwassersystems nach, die durch die tive Risiko, so sind keine Trends erkennbar. Signalisierung eines erhöhten Wasserstands im ❚ Latente Fehler bleiben unentdeckt, bis die betrof- Sumpf des Reaktorgebäudes ausgelöst wird. Im fene Komponente angefordert oder geprüft Laufe des Berichtsjahres reichte das KKM wei- wird. Für das kumulative Risiko können sie wich- tere umfangreiche Unterlagen zu PSÜ-Forde- tig sein, weil hier nicht nur die momentane Risi- rungen aus der Stellungnahme zur PSÜ 2005 ein. koerhöhung durch eine Komponentenunver- Diese umfassen überarbeitete probabilistische fügbarkeit, sondern auch die Dauer der Unver- Brand- und Erdbebenanalysen sowie eine Unsi- fügbarkeit eine Rolle spielt. Erwähnenswert ist cherheits- und Importanzanalyse für den Still- im Jahr 2010 eine beim KKL im Rahmen einer stand. Die genannten Überarbeitungen stellen Funktionsprüfung festgestellte 2-jährige latente aus Sicht des ENSI eine deutliche Verbesserung Unverfügbarkeit eines Explosionsventils des Ver- der PSA dar. Die Beurteilung der neuen KKM- giftungssystems. Aufgrund der sich dadurch PSA ist Gegenstand der ENSI-Stellungnahme zur ergebenen geringfügigen momentanen Risi- Periodischen Sicherheitsüberprüfung. koerhöhung blieb jedoch auch das kumula- Gemäss den per Ende 2010 vorliegenden Analy- tive Risiko klein. Die Beiträge der latenten Feh- sen der Schweizer Kernkraftwerke wird das von ler zum kumulativen Risiko, welche sich im Jahr der IAEA für bestehende Anlagen empfohlene 2010 ergeben haben, waren bei allen Kernkraft- probabilistische Sicherheitsziel einer Kernscha- werken gering. denshäufigkeit von weniger als 10 pro Jahr von -4 allen Anlagen eingehalten. ❚ Die Daten der probabilistischen Bewertung der Betriebserfahrung werden zudem genutzt, um den Einfluss der Wartungsunverfügbarkeit auf 10.1.2 Risikotechnische Beurteilung der Betriebserfahrung das Risiko zu analysieren. Das wartungsbe- Die probabilistische Bewertung der Betriebser- die wartungsbedingten Risikospitzen waren fahrung eines Kernkraftwerks erfolgt durch die bei allen Werken kleiner als die Planungswerte risikotechnische Bewertung der Vorkommnisse gemäss Richtlinie ENSI-A06. Um die Planungs- dingte inkrementelle kumulative Risiko wie auch sowie durch eine zusammenfassende Bewertung werte zu erreichen, wurden Optimierungen der des Vorjahres. Die zusammenfassende Bewertung Wartungsabläufe in einzelnen Werken vorge- wird gemäss KEV jeweils im Folgejahr eingereicht. nommen. Beispielsweise wurden im KKB u.a. Spezifische Anforderungen an die beiden Analy- Verbesserungen bei der Wartung der Flutdiesel sen (probabilistische Bewertung der Betriebserfah- und der Notstanddiesel eingeführt. rung eines Jahres bzw. eines Vorkommnisses) sind Seit 2009 werden meldepflichtige Vorkommnisse in der Richtlinie ENSI A06 festgehalten. gemäss der Richtlinie ENSI-B03 in Ergänzung zur Alle Kernkraftwerksbetreiber reichten im deterministischen Betrachtungsweise auch syste- Berichtsjahr eine probabilistische Bewertung der matisch mit der PSA bewertet. Dazu wird die inkre- Betriebserfahrung des Vorjahres ein, also 2010. mentelle bedingte Kernschadenswahrscheinlich- Bei diesem Bewertungsverfahren wird anhand des keit eines Vorkommnisses (ICCDPVorkommnis) gemäss PSA-Modells der Einfluss von unvorhergesehenen Richtlinie ENSI-A06 berechnet. Ein Vorkommis Kraftwerksabschaltungen sowie von Komponen- wird anhand der ICCDPVorkommnis einer der Stufen tenunverfügbarkeiten infolge Instandsetzungen, 0 bis 3 der internationalen Bewertungsskala für Wartung oder Funktionstests auf das Risiko eines nukleare Ereignisse (INES) zugeordnet. Kernschmelzunfalls ermittelt. Das ENSI erstellt zur Im Jahr 2011 führte die vom ENSI geforderte Kontrolle anhand der Betreiberinformation eigene Überprüfung der Auslegung des KKM gegen ein Auswertungen und leitet daraus, falls notwendig, 10 000-jährliches Hochwasser zu einem Befund, Forderungen ab. Für das Jahr 2010 lassen sich fol- der aus Sicht der PSA – in Übereinstimmung 92 ENSI Aufsichtsbericht 2011 mit der deterministischen Bewertung – mit INES 1 Module stehen dem ENSI nun für alle Schweizer (ICCDPVorkommnis mindestens 10-6, siehe Richtlinie Kernkraftwerke zur Verfügung. Ausstehend sind ENSI-A06) einzustufen ist. Es handelt sich dabei diverse Programmverfeinerungen, insbesondere um den Befund vom 28. Juni 2011 aus der Nach- die Neugestaltung der grafischen Benutzerober- weisführung der Funktion des SUSAN-Einlaufbau- fläche. Auch im Berichtsjahr stand das ADAM-Sys werks bei Extremhochwasser. Die Nachweisfüh- tem der Notfallorganisation uneingeschränkt zur rung zeigte, dass eine Verstopfung der Zulauf- Verfügung. leitung zum SUSAN-Einlaufbauwerk bei einem 10 000-jährlichen Hochwasser nicht ausgeschlossen werden kann (vgl. Kap. 2). 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse Alle weiteren von den Kernkraftwerksbetreibern im Jahr 2011 mit der PSA bewerteten Vorkomm- Für den sicheren Betrieb der Schweizer Kernkraft- nisse waren risikotechnisch unbedeutend, d.h. als werke sind fundierte Kenntnisse der Erdbeben- INES-Stufe 0 beurteilt (ICCDPVorkommnis mindestens sicherheit wichtig. Bereits beim Bau der heute 10-8, jedoch kleiner als 10-6) oder es erfolgte keine bestehenden Kernkraftwerke wurde der Erdbe- Einstufung auf der INES-Skala (ICCDPVorkommnis klei- bensicherheit grosse Aufmerksamkeit geschenkt. ner als 10 ) aufgrund der Risikobewertung. Für Kernanlagen gelten weitaus strengere Bestim- -8 mungen als für Normalbauten. Der Stand von Wis- 10.1.3 ADAM-System senschaft und Technik wird vom ENSI laufend ver- Dem ENSI werden im Zweiminutentakt von jedem folgt. Neue Erkenntnisse führten bereits in der Schweizer Kernkraftwerk bis zu 27 relevante Anla- Vergangenheit zu Weiterentwicklungen der Erd- genparameter (ANPA) zugestellt. Im ENSI werden bebenanalysen und zu Ertüchtigungen in den die ANPA-Werte vom ADAM-System («Accident Kernanlagen. Diagnostics, Analysis and Management») verar- Als weiteren Schritt dieser fortwährenden Ent- beitet. ADAM besteht aus folgenden vier Modu- wicklung verlangte die HSK (heute ENSI) im Jahre len: 1999 von den Kernkraftwerksbetreibern, die Erd- ❚ PI-Modul: Das PI-Modul unterstützt den Pikett bebengefährdung nach dem fortschrittlichsten ingenieur (PI) des ENSI im Einsatzfall. Es liefert Stand der methodischen Grundlagen neu zu laufend Hinweise auf eine eventuelle Verletzung bestimmen und dabei insbesondere die Unschärfe von Grenzwerten und bereitet die ANPA-Werte der Rechenergebnisse umfassend zu quantifizie- grafisch so auf, dass sich der PI bei einem Stör- ren. Zur Umsetzung dieser Forderung gaben die fall rasch über dessen Ablauf und Ausmass ins Kernkraftwerkbetreiber das Projekt PEGASOS Bild setzen kann. (Probabilistische Erdbebengefährdungsanalyse für ❚ Diagnosemodul: Das Diagnosemodul interpre- die KKW-Standorte in der Schweiz) in Auftrag. In tiert die ANPA-Werte und liefert Hinweise zu Anlehnung an eine in den USA neu entwickelte möglichen Ursachen eines Störfalls und zum Methode wurde in diesem Projekt die Erdbeben- Zustand wichtiger Anlagenteile. gefährdung unter umfassender Berücksichtigung ❚ Simulationsmodul: Mit dem Simulationsmodul des Kenntnisstandes der internationalen Fach- kann eine Vielzahl von Unfallabläufen simuliert welt berechnet. Mit dem Projekt PEGASOS hat die und untersucht werden. Mit dem Modul kann Schweiz Neuland betreten. Es ist die erste und bis- auch der Eintrittszeitpunkt bestimmter kritischer her einzige Studie dieser Art in Europa. Ereignisse (Kernschaden, RDB-Versagen, etc.) Das Projekt wurde vom ENSI von Anfang an mit abgeschätzt werden. ❚ STEP-Modul: Die Abkürzung STEP steht für einem Expertenteam überprüft. Das ENSI kam zum Schluss, dass mit dem Projekt PEGASOS die «Source Term Program». Das Modul verwendet methodischen Vorgaben erfüllt wurden und dass ANPA-Werte und Benutzereingaben, um Quell- hinsichtlich verschiedener Aspekte (Qualitätssiche- terme (Menge und Zeitverlauf der Freisetzung rung, Erweiterung der Methode auf die Charak- radioaktiver Stoffe) bei einem schweren Unfall terisierung der Standorteinflüsse) sogar ein neuer abzuschätzen. Dieser Quellterm wiederum kann Stand der Technik erzielt wurde. Doch stellte das für Ausbreitungsrechnungen verwendet wer- ENSI auch fest, dass die in den PEGASOS-Ergebnis- den. sen ausgewiesene Bandbreite der Unsicherheiten Die im Vorjahr angestossene Überarbeitung des recht gross ist und durch weitere Untersuchungen ADAM-Systems ist weit fortgeschritten, sämtliche verkleinert werden könnte. ENSI Aufsichtsbericht 2011 93 Mit dem Ziel, die Unschärfe der PEGASOS-Ergeb- minutiös und dokumentierte die Erkenntnisse in nisse zu reduzieren, starteten die Kernkraftwerk- mehreren auf der Website verfügbaren Publikati- betreiber im Jahr 2008 das von der swissnuclear onen: geleitete «PEGASOS Refinement Project» (PRP). ❚ Ablauf Fukushima 11032011, Ereignisabläufe Mitte 2009 wurde das PRP auf die damals neu vor- Fukushima Dai-ichi und Daini infolge des gesehenen Kernkraftwerkstandorte erweitert. Die Tohoku-Chihou-Taiheiyou-Oki-Erdbebens Hauptthemenkreise des Projekts sind wie bereits 11.03.2011, ENSI-AN-7614 Rev. 1 (26. August bei PEGASOS die Charakterisierung der Erdbeben- 2011) vom herde, der Erdbebenfortpflanzung und der loka- ❚ Analyse Fukushima 11032011, Vertiefende Ana- len Effekte an den Standorten der Kernkraftwerke. lyse des Unfalls in Fukushima am 11. März 2011 Das PRP berücksichtigt die seit dem Abschluss von unter besonderer Berücksichtigung der mensch- PEGASOS neu vorliegenden Erkenntnisse aus der lichen und organisatorischen Faktoren, ENSI- Erdbebenforschung und die Resultate aus den AN-7669 (29. August 2011) neuen Messungen der seismologischen Boden- ❚ Lessons Fukushima 11032011, Lessons Learned kennwerte an den Kernkraftwerkstandorten. und Prüfpunkte aus den kerntechnischen Unfäl- Parallel zur anhaltenden Diskussion dieses Fort- len in Fukushima, ENSI-AN-7746 (29. Oktober schritts arbeiteten die verschiedenen Expertengruppen des PRP im Jahr 2011 an der Entwicklung 2011) ❚ Auswirkung Fukushima 11032011, Radiolo- der eigentlichen Eingabemodelle für die nume- gische Auswirkungen aus den kerntechnischen rische Berechnung der Erdbebengefährdung. Unfällen in Fukushima vom 11.03.2011, ENSI- Diese Modelle haben die Form logischer Bäume. AN-7800 (16. Dezember 2011) Die Äste bestehen aus alternativen Modellansät- Bereits am 18. März 2011 – eine Woche nach zen, die von den Experten so ausgewählt und Unfallbeginn – hat das ENSI von den Betreibern gewichtet werden, dass die Spanne der in der eine Überprüfung der Auslegung der Schweizer massgebenden Fachwelt vertretenen Interpretati- Kernkraftwerke bezüglich Erdbeben und Über- onen möglichst genau abgebildet wird. Das Pro- flutung verlangt. Insbesondere war zu prüfen, ob jekt wird vom ENSI mit einem Expertenteam kon- Bedingungen für eine vorläufige Ausserbetrieb- tinuierlich überprüft. nahme gemäss der entsprechenden Verordnung (SR 732.114.5) vorlagen. Besondere Aufmerksamkeit lenkte das ENSI dabei auch auf die Verfügbar- 10.3 Fukushima und Lehren keit der letzten Wärmesenke, die Sicherheit der Brennelementlagerbecken und die Auswirkungen Das ENSI hat auf den am 11. März 2011 von grossflächiger Zerstörungen auf die Verfügbar- einem Erdbeben und anschliessenden Tsunami keit externer Einsatzkräfte. Bis zum 31. März 2011 ausgelösten schweren Unfall im Kernkraftwerk hatten die Betreiber dem ENSI erste Berichte vor- Fukushima Dai-ichi rasch und entschlossen rea- zulegen. Bis zum 1. Juni 2011 hatten sie einen giert. Das Naturereignis führte in den Blöcken 1 Zugang zu einem externen Lager zu schaffen, aus bis 4 zum vollständigen Verlust der Wechselstrom- dem auch im Falle eines Erdbebens oder einer versorgung und der letzten Wärmesenke. Weil Überflutung Notfalleinsatzmittel auf dem Luft- aufgrund der durch die Naturgewalten entstan- weg auf das Kraftwerksareal transportiert wer- denen grossflächigen Zerstörungen die Notfall- den können (vgl. Kapitel 10.4). Damit diese Mit- massnahmen stark behindert und verzögert wur- tel selbst dann einsetzbar sind, wenn in Gebäuden den, dauerte das Fehlen der Stromversorgung erschwerte Bedingungen herrschen, verlangte das lange an. In der Folge kam es zu schweren Kern- ENSI bis Ende 2012 zu verwirklichende Nachrüs schäden und grossen Freisetzungen radioaktiver tungen, dank denen Pumpen und Generatoren Stoffe. Das ENSI hat entsprechend dem sich ent- auch ausserhalb der Gebäude angeschlossen wer- wickelnden Kenntnisstand schrittweise die für die den können. Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke nöti- Am 1. April 2011 legte das ENSI genauer fest, 94 gen Lehren gezogen und Massnahmen angeord- wie die Betreiber die Ausserbetriebnahmekri- net. Rasch erkannte das ENSI, dass der Tsunami vor terien zu überprüfen hatten. Es definierte hier- allem wegen schwerer Auslegungsmängel so gra- für drei Schritte: Bis zum 30. Juni 2011 war das vierende Folgen für das Kernkraftwerk hatte. Das Anlageverhalten bei einem alle 10 000 Jahre mög- ENSI analysierte den Unfallablauf von Fukushima lichen Extremhochwasser zu untersuchen. Bis zum ENSI Aufsichtsbericht 2011 31. März 2012 war zu zeigen, ob die Anlage auch zustellen. Das ENSI hat gelernt, dass es im Fall bei einem alle 10 000 Jahre möglichen Extremerd grossflächiger naturbedingter Zerstörungen der beben in Kombination mit einem durch das Erdbe- Infrastruktur wesentlich länger dauern kann, ben bedingten Versagen einer Stauanlage im Ein- Einsatzkräfte und Einsatzmittel an einen Kraft- zugsbereich des Kernkraftwerks und der dadurch werksstandort zu entsenden. Deshalb ist die verursachten Überflutung in der Lage ist, die Notfallvorsorge sowohl auf den Kraftwerksare- Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung einzu- alen als auch durch die Schaffung einer Luft- halten. transportmöglichkeit von Einsatzmitteln aus Am 5. Mai 2011 forderte das ENSI aufgrund der einem zentralen Lager in allen Schweizer Kern- bis zum 31. März 2011 von den Betreibern einge kraftwerken verstärkt worden (vgl. Kapitel 10.4). reichten ersten Berichte für jedes Kernkraftwerk ❚ Zur Verstärkung der Notfallschutzmassnahmen spezifische Nachrüstmassnahmen (vgl. Kapitel für den Fall eines Verlusts aller Systeme zur Kern- 1.3.4, 2.3.4, 3.3.4 und 4.3.4). Zusätzlich verlangte notkühlung sind zusätzliche Massnahmen auf es, die am 1. April 2011 für die Überprüfung der dem Areal der einzelnen Kernkraftwerke und Reaktorsicherheit gemachten Verfahrensvorgaben durch die Nutzung von Einsatzmitteln aus einem auch auf die Auslegung der Brennelementlagerbe- zentralen Lager zu treffen (vgl. Kapitel 10.4). cken, -gebäude und -kühlsysteme anzuwenden ❚ Die Gefahr, dass Kühlwasserfassungen aus Ober- und den Schutz vor Wasserstoffexplosionen im flächengewässern bei einem Extremhochwas- Bereich der Brennelementbecken zu bewerten. Die ser ausfallen, ist grösser als bisher angenommen. entsprechenden Überprüfungen wurden bis zum Eine Alternative zur Kühlwasserentnahme aus 31. März 2012 gefordert. Oberflächengewässern ist deshalb von grosser Am 1. Juni 2011 verlangte das ENSI von den sicherheitstechnischer Bedeutung. Schweizer Kernkraftwerksbetreibern bis zum 31. ❚ Auslegung und Einsatz der Systeme zur gefil- Oktober 2011 eine Neubewertung der Sicherheits- terten Sicherheitsgebäude-Druckentlastung sind margen im Rahmen der EU-Stresstests. Diese Neu- namentlich hinsichtlich des Schutzes vor Wasser- bewertung folgt der Logik der gestaffelten Sicher- stoffexplosionen zu hinterfragen. heitsvorsorge und umfasst die Themenbereiche Die dem Unfall von Fukushima zugrunde liegen- auslösende Ereignisse, Ausfall von Sicherheitsfunk- den schweren Auslegungsmängel gegen Naturge- tionen und Notfallmanagement. Die geforderte fahren und die internationale Reaktion auf diesen Neubewertung auslösender Ereignisse umfasste Unfall haben aber auch gezeigt, dass die Schweiz eine Analyse der Einwirkung extremer Erdbeben, bei der Aktualisierung ihrer Gefährdungsannah- Hochwasser sowie der Kombination von Erdbeben men international führend ist. Dies gilt nament- und von Erdbeben ausgelösten Überflutungen. lich für die Erdbebengefährdung, wo der Prozess Der EU-Stresstest umfasste zudem die Auswir- zur Festlegung neuer Gefährdungsannahmen kungen extremer Wetterbedingungen. Hinsicht- bereits vor Fukushima weit fortgeschritten war lich des Ausfalls von Sicherheitsfunktionen waren und höhere Anforderungen bereits Anwendung die Folgen des Verlustes der Strom- und Kühlwas- fanden. serversorgung unabhängig vom Auslöser zu beur- Der Unfall von Fukushima hat überdies zu Erkennt- teilen. Beim Notfallmanagement war die Wirk- nissen für den anlageexternen Notfallschutz samkeit der vorbereiteten Massnahmen gegen geführt. Das ENSI arbeitet mit in der vom Bundes- schwere Unfälle neu zu bewerten. rat eingesetzten interdepartementalen Arbeits- Während die werksspezifischen Erkenntnisse in gruppe zur Überprüfung der Notfallschutzmass- den Kapiteln über die einzelnen Kraftwerke doku- nahmen bei Extremereignissen in der Schweiz (IDA mentiert sind (vgl. Kapitel 1.3.4, 2.3.4, 3.3.4 und NOMEX). 4.3.4), hat das ENSI für die Schweizer Kernkraft- Nicht zuletzt wirft der Unfall Fragen auf, welche werke insbesondere folgende allgemeinen Lehren die internationale Zusammenarbeit in der Kern- gezogen: energieaufsicht betreffen. Die Überprüfungen ❚ Bisher ging man in der Schweiz von der inter- durch die IAEA, aber auch durch die Betreiberorga- national geteilten Annahme aus, es stelle keine nisation WANO, waren nicht in der Lage, rechtzei- besondere Herausforderung dar, nach einem tig die in Fukushima bestehenden Defizite zu iden- erdbebenbedingten Versagen der Kühlung der tifizieren oder deren Behebung zu erwirken. Brennelementbecken die Kühlung mit Not- Eine ausführliche Darstellung des Unfalls von fallschutzmassnahmen rechtzeitig wieder her- Fukushima und der daraus gezogenen Lehren fin- ENSI Aufsichtsbericht 2011 95 det sich im Erfahrungs- und Forschungsbericht Unfällen. Die Einsatzmittel umfassen insbesondere 2011 des ENSI. Notstromaggregate mit Anschlusskabeln, Pumpen und Schläuchen für die Wassereinspeisung, Borsäure, Treibstoffbehälter und Werkzeuge. Ausrüs 10.4 Externes Lager Reitnau tungen für die Einsatzkräfte ergänzen die Einsatzmittel. Die Betreiber reichten dem ENSI damals ein In Erfüllung einer am 18. März 2011 – eine Woche provisorisches Auslegungs- und Betriebskonzept nach dem Beginn des Unfalls von Fukushima – vor. Das ENSI verlangte bis zum 31. Januar 2012 gestellten ENSI-Forderung, nahmen die Schweizer die Einreichung eines definitiven Konzepts. Kernkraftwerksbetreiber am 31. Mai 2011 im aargauischen Reitnau in einer umgenutzten Armeeanlage ein zentrales externes Lager mit Notfalleinsatzmitteln in Betrieb. Das Lager ist überflutungs- 10.5 Sistierung des Rahmenbewilligungsverfahrens sicher auf einer Anhöhe gelegen und befindet sich in gebunkerten Gebäuden. Es stellt einen zusätz- Beim Bewilligungsverfahren zu den drei Rahmen- lichen Stützpfeiler im Notfallmanagement der bewilligungsgesuchen für neue Kernkraftwerke Schweizer Kernkraftwerke dar und ist in die Not- in der Schweiz kam es im Frühjahr 2011 zu einer fallorganisation der einzelnen Anlagen integriert. Wende. Kurze Zeit nach dem schweren Reaktorun- Die Einsatzbereitschaft des externen Lagers wird fall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Dai- ständig gewährleistet. Das ENSI stellte im Rahmen ichi hat Frau Bundesrätin Leuthard am 14. März einer Inspektion des Lagers am 31. Mai 2011 vor 2011 das Bewilligungsverfahren für neue Kern- Ort fest, dass die eingelagerten Einsatzmittel die kraftwerke in der Schweiz sistiert. Das Bundesamt Anforderungen der Verfügung erfüllen, sowohl für Energie (BFE) als verfahrensleitende Behörde was das Material als auch die Transportierbar- hat die involvierten Stellen von Bund, Kantonen keit mit in der Schweiz verfügbaren Helikoptern und dem Ausland darüber informiert. Die begon- betrifft. Jedes der schweizerischen Kernkraftwerke nenen Arbeiten wurden eingefroren. Das ENSI hat 96 hat damit Zugang zu einem Lager mit zusätzlichen in der Folge seine diesbezüglichen Begutachtungs- Einsatzmitteln zur Bekämpfung von schweren arbeiten eingestellt und sich neu organisiert. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Anhang Sicherheitsbewertung 99 Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala 102 Abbildung 2 Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A 104 Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 105 Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2011 105 Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft 106 in den Kernkraftwerken Ende 2011 Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2011 106 Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr 107 Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im 108 Jahr 2011 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Tabelle 6b Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2011 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Tabelle 6c Fussnoten 110 Tabelle 7 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im 111 Vergleich mit den Abgabelimiten Tabelle 8 Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2011 112 Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2011 112 Tabelle 10 Richtlinien des ENSI/Directives de l’ENSI/Guidelines of ENSI 113 Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2002–2011 119 Figur 2 Vorkommnisse 2002–2011 120 Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2002–2011 121 Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2002–2011 122 Figur 5 Jahreskollektivdosen (Personen-Sv/Jahr) der Kernanlagen, 1979– 2011 123 Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene) 124 in der Umgebung der schweizerischen KKW Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor 125 Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor 125 Verzeichnis der Abkürzungen ENSI Aufsichtsbericht 2011 109 126 97 Sicherheitsbewertung gestaffelten Ebenen von Vorkehrungen, von de- Das ENSI wacht als unabhängige Aufsichtsbehör- len der davor liegenden Ebenen aufzufangen. Zur nen jeweils die nächste dazu dient, Schwachstelde darüber, dass die Betreiber von Kernanlagen 1. Ebene gehören systematische Vorkehrungen ihre Verantwortung für die nukleare Sicherheit zur Vermeidung von Abweichungen vom Normal- umfassend wahrnehmen. Das Ziel nuklearer Si- betrieb. Für den Fall, dass es dennoch zu Abwei- cherheit ist es, Mensch und Umwelt vor schäd- chungen kommt, umfasst die 2. Ebene Vorkeh- lichen Auswirkungen ionisierender Strahlung zu rungen zur Beherrschung von Abweichungen vom schützen. Zur Gewährleistung der nuklearen Si- Normalbetrieb mittels Begrenzungs- und Schutz- cherheit müssen die Betreiber von Kernanlagen systemen und zur Entdeckung von Fehlern. Für Si- eine umfassende Sicherheitsvorsorge treffen, die tuationen, in denen diese nicht erfolgreich sind, verschiedene Aspekte umfasst. Das ENSI beurteilt werden auf einer 3. Ebene Vorkehrungen zur Be- die von ihm beaufsichtigten Aspekte hinsichtlich herrschung von Auslegungsstörfällen getroffen. ihrer Aufgabe innerhalb der Sicherheitsvorsorge. Für die seltenen Fälle, in denen diese nicht ausrei- Bisher fliessen die Inspektionstätigkeit, die Ergeb- chend wirksam sind, werden auf einer 4. Ebene nisse der Zulassungsprüfungen, die Analyse mel- Vorkehrungen zur Beherrschung auslegungsüber- depflichtiger Vorkommnisse und auf der Basis der schreitender Anlagenzustände getroffen. Die Si- periodischen Berichterstattung ermittelte Sicher- cherheitsebenen 1 bis 4 bilden die anlageninter- heitsindikatoren in der nachfolgend beschriebe- ne Sicherheitsvorsorge. nen Weise in eine systematische Sicherheitsbewer- Schliesslich umfasst die gestaffelte Sicherheits- tung ein. Damit deckt das Bild, das sich aus der Si- vorsorge für den noch unwahrscheinlicheren Fall, cherheitsbewertung ergibt, zurzeit vor allem be- dass trotz aller Massnahmen auf den Ebenen 1 bis triebliche Aspekte ab. Weiter unten ist beschrie- 4 grössere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt ben, welche weiteren Datenquellen in Zukunft das werden sollten, auf einer 5. Ebene Vorkehrungen Bild vervollständigen sollen. zur Linderung der Auswirkungen. Die Sicherheits- Das ENSI ordnet alle in die Sicherheitsbewertung ebene 5 umfasst die anlagenexterne Sicherheits- eingehenden Aspekte nach mehreren Kriterien: Es vorsorge. Jede Ebene der gestaffelten Sicherheits- unterscheidet zwischen den in den Dokumenten vorsorge dient dazu, vier grundlegende Schutz- eines Kernkraftwerks festgelegten Vorgaben und ziele zu gewährleisten: Erstens ist beim Umgang dem tatsächlichen Betriebsgeschehen. Da die nuk mit Kernbrennstoffen jederzeit zu gewährleisten, leare Sicherheit sowohl von technischen als auch dass die Reaktivität unter Kontrolle ist (Schutzziel von menschlichen und organisatorischen Faktoren «Kontrolle der Reaktivität»). Zweitens müssen abhängt, macht das ENSI zudem sichtbar, ob sich Brennelemente jederzeit ausreichend gekühlt wer- eine Beurteilung auf die Technik bezieht oder auf den (Schutzziel «Kühlung der Brennelemen- Mensch und Organisation. Dies ergibt vier Berei- te»). Drittens sind radioaktive Stoffe jederzeit si- che, die systematisch zu beurteilen sind: 1. Aus- cher einzuschliessen (Schutzziel «Einschluss ra- legungs-Vorgaben, 2. Betriebs-Vorgaben, 3. dioaktiver Stoffe») und viertens ist die Strahlen- Zustand und Verhalten der Anlage sowie 4. exposition von Mensch und Umwelt jederzeit zu Zustand und Verhalten von Mensch und Or- begrenzen (Schutzziel «Begrenzung der Strah- ganisation. lenexposition»). Die drei ersten Schutzziele die- Die Sicherheitsvorsorge der Kernkraftwerke lässt nen alle dazu, das vierte Schutzziel der Begren- sich aus zwei alternativen Perspektiven betrach- zung der Strahlenexposition sicherzustellen. Mass ten, die im Folgenden dargestellt werden. Die nahmen zur Gewährleistung der Schutzziele 3 eine Perspektive ist das Konzept der gestaffel- und 4 werden auch als Strahlenschutz bezeichnet. ten Sicherheitsvorsorge, das Sicherheitsebenen Für die Ebenen 1 bis 4 der gestaffelten Sicher- und Barrieren umfasst. Die andere Perspektive ist heitsvorsorge – die anlageninterne Sicherheitsvor- das Konzept der Schutzziele, denn der Zweck sorge – gilt, dass jede Sicherheitsebene für jedes der Sicherheitsvorsorge ist letztlich die Einhaltung Schutzziel Vorkehrungen umfasst. Somit werden übergeordneter Schutzziele. für jedes Schutzziel Vorkehrungen auf jeder die- Zum Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsor- ser Sicherheitsebenen getroffen. Einzig die Sicher- ge: Dieses besteht aus mehreren hintereinander heitsebene 5 – die anlagenexterne Sicherheitsvor- ENSI Aufsichtsbericht 2011 99 sorge – dient ausschliesslich dem Schutzziel «Be- lität), V (Verbesserungsbedarf), A (Abweichung), grenzung der Strahlenexposition», weil sie für den 1 (Anomalie), 2 (Zwischenfall) und so weiter ge- äusserst unwahrscheinlichen Fall da ist, dass die mäss INES. anderen Schutzziele in einer Weise verletzt sind, Die Kriterien für die Zuordnung zu den Katego- die zur Freisetzung einer grösseren Menge radio- rien G, N, V und A sind in Abbildung 2 genannt. aktiver Stoffe geführt hat oder führen kann. In den Kategorien G, N, V und A sind stets alle Dem Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe» Schutzziele im gemäss den bewilligten Betriebsbe- dienen in Kernkraftwerken drei hintereinander dingungen geforderten Mass erfüllt. Die Bewer- liegende Barrieren: Die Brennstoffmatrix und die tungen der Kategorien 1 bis 7 basieren auf der Be- Hüllrohre der Brennelemente bilden die erste, die urteilung von drei verschiedenen Kriterien: 1. auf Umschliessung des Primärkreislaufs die zweite den radioaktiven Abgaben an die Umwelt, 2. auf und das Containment die dritte Barriere. Die In- der Strahlenexposition des Personals und 3. (im tegrität dieser Barrieren wird in der systematischen Bereich der Kategorien 1 bis 3) auf der Wirksam- Sicherheitsbewertung dargestellt. keit der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zur Ver- Nicht alle beurteilten Aspekte lassen sich klar ei- hinderung eines Kernschadens und zur Verhinde- ner oder mehreren spezifischen Sicherheitsebe- rung eines Schadens an den radiologischen Bar- nen zuordnen. Manche Aspekte sind potenziell rieren sowie (im Bereich der Kategorien 4 bis 5) für alle Sicherheitsebenen von Bedeutung und auf der Schwere eines Kernschadens oder Barrie betreffen somit das Gesamtrisiko des Kernkraft- reschadens. Es zählt jeweils das Kriterium, das zur werks. Solche Aspekte werden als Aspekte mit höchsten Einstufung führt. Eine Einstufung auf- ebenen- oder barrierenübergreifender Be- grund radioaktiver Abgaben an die Umwelt be- deutung bezeichnet. Ebenso lassen sich nicht deutet ab Kategorie 1, dass das Schutzziel «Ein- alle Aspekte klar einem oder mehreren spezifi- schluss radioaktiver Stoffe» verletzt worden ist, schen Schutzzielen zuordnen. Diese Aspekte wer- wobei die freigesetzte Aktivität bis zur Katego- den als Aspekte mit schutzzielübergreifender rie 7 um mehrere Grössenordnungen zunimmt. Bedeutung bezeichnet. Eine Einstufung aufgrund der Strahlenexpositi- Sämtliche Bewertungen, welche sich auf Aspek- on des Personals bedeutet ab Kategorie 1, dass te der Sicherheitsvorsorge beziehen, finden sich das Schutzziel «Begrenzung der Strahlenexposi- sowohl in der Darstellung der Perspektive der ge- tion» verletzt worden ist, wobei die Strahlendo- staffelten Sicherheitsvorsorge als auch in der Dar- sis bis zur Kategorie 4 um mehrere Grössenord- stellung der Schutzzielperspektive. Alle Bewertun- nungen zunimmt. Eine Einstufung aufgrund der gen, die sich auf den Zustand oder das Verhalten Wirksamkeit der gestaffelten Sicherheitsvorsorge der Anlage beziehen, werden hierbei als Aspekte kann in den Kategorien 1 bis 3 bedeuten, dass die der Sicherheitsvorsorge verstanden und erschei- Schutzziele «Kontrolle der Reaktivität», «Kühlung nen in beiden Darstellungen. Hingegen werden der Brennelemente» oder «Einschluss radioaktiver Bewertungen, die sich auf radiologische Auswir- Stoffe» nicht alle im gemäss den bewilligten Be- kungen beziehen, nur aus der Schutzzielperspek- triebsbedingungen geforderten Mass erfüllt sind. tive sichtbar. Denn wenn zum Beispiel eine Person Es ist aber auch möglich, dass diese Schutzziele einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt wird, ist gerade noch erfüllt sind, aber zusätzliche Fehler zwar das Schutzziel «Begrenzung der Strahlen- zu einer Schutzzielverletzung führen würden. Eine exposition» betroffen, nicht aber die Sicherheits- Einstufung aufgrund der Schwere eines Kernscha- vorsorge. dens oder eines Barriereschadens bedeutet, dass Für alle Bewertungen wird eine einheitliche Skala Schutzziele verletzt worden sind. verwendet. Die Skala basiert auf der internationa- Bei der Sicherheitsbewertung wird jeder beurteil- len Ereignisskala (INES), ist aber nach unten – im te Aspekt sämtlichen Sicherheitsebenen, Barrie- Bereich «below scale» (INES 0) – erweitert. Da- ren und Schutzzielen zugeordnet, für die er von durch deckt sie nicht nur Vorkommnisse ab, son- Bedeutung ist. Dadurch erscheinen manche As- dern auch den ungestörten Normalbetrieb und so- pekte auf mehreren Sicherheitsebenen oder bei gar Aspekte, die Vorbildcharakter für andere An- mehreren Schutzzielen. Ein Aspekt (zum Beispiel lagen haben (vgl. Abbildung 1). Die Skala umfasst eine Komponente, ein Dokument, eine Person folgende Kategorien: G (gute Praxis), N (Norma- oder eine Handlung), der sich auf mehrere Sicher- 100 ENSI Aufsichtsbericht 2011 heitsebenen oder Schutzziele auswirkt, kann ent- Das ENSI betrachtet die Transporte von und zu sprechend auch mehrere Sicherheitsvorkehrun- den Kernkraftwerken bei der systematischen Si- gen schwächen. Da – wie bereits erwähnt – das cherheitsbewertung separat. In den nächsten Jah- Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge und ren werden zusätzliche Datenquellen in die Be- das Konzept der Schutzziele alternative Betrach- wertung einfliessen. Weil zurzeit die verwende- tungsweisen sind, kann jedes Element der Sicher- ten Datenquellen vor allem Information über das heitsvorsorge sowohl Sicherheitsebenen als auch Betriebsgeschehen liefern, liegt der Erkenntnisge- Schutzzielen zugeordnet werden. Entsprechend winn der systematischen Sicherheitsbewertung erscheint jeder beurteilte Aspekt sowohl in der vorderhand vor allem in diesem Bereich. Sobald Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge wie geplant auch die Beurteilung von Änderungen als auch in der Schutzziel-Perspektive. Einer Bar- im Rahmen von Freigaben für die Sicherheitsbe- riere wird ein bewerteter Aspekt dann zugeord- wertung genutzt wird, wird das Bild im Bereich der net, wenn eine Aussage über den Zustand oder beiden linken Spalten der Sicherheitsbewertungs- die Dichtheit dieser Barriere gemacht wird. Kom- Darstellung vollständiger. Anlagenverbesserungen ponenten mit Barrierenfunktion werden nur dann werden damit in Zukunft auch in der Sicherheits- auch Ebenen der gestaffelten Sicherheitsvorsor- bewertung sichtbar. Ergebnisse wiederkehrender ge zugeordnet, wenn auch die Funktion eines Prüfungen erscheinen in der Sicherheitsbewer- Systems von ihrem Funktionieren abhängt. Kom- tung jeweils im Jahr der Prüfung. Wenn eine Prü- ponenten, welche ausschliesslich eine Barrieren- fung nicht jährlich erfolgt und ein Befund – weil funktion haben, werden keiner Ebene – aber dem er zulässig ist – bis zur nächsten Prüfung belassen Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe» – zu- werden kann, wird er in den Jahren, in denen kei- geordnet. ne Prüfung stattfindet, in der Sicherheitsbewer- Das ENSI hat im Jahr 2010 alle Ergebnisse von In- tung zurzeit nicht dargestellt. Zentrale Ergebnisse spektionen, Zulassungsprüfungen, Vorkommnis- dieser Bewertung für das Aufsichtsjahr 2010 sind analysen und alle Sicherheitsindikatoren nach dem jeweils am Schluss der Kapitel 1 bis 4 unter dem beschriebenen System bewertet. Für die Kern- Punkt «Sicherheitsbewertung» dargestellt. kraftwerke hat es die Bewertungen zu einem um- Das ENSI nimmt aufgrund der Ergebnisse der sys fassenden Gesamtbild zusammengefügt. Das Ge- tematischen Sicherheitsbewertung und weiterer samtbild besteht einerseits aus einer Vielzahl von Erkenntnisse aus der Aufsichtstätigkeit eine vier- Einzelbewertungen in den verschiedenen Zellen teilige Gesamtbewertung der Sicherheit jedes der Sicherheitsbewertungs-Darstellung (z. B. 1 Be- Kernkraftwerks vor, nämlich hinsichtlich der In- wertung A, 5 Bewertungen V, 12 Bewertungen N haltsbereiche Auslegungs-Vorgaben, Betriebs- und 1 Bewertung G). Zum anderen hat das ENSI Vorgaben, Zustand und Verhalten der Anlage so- alle in einer Zelle enthaltenen Bewertungen zu je- wie Zustand und Verhalten von Mensch und Or- weils einer Gesamtbewertung verdichtet (z. B. Be- ganisation. Diese vier Bereiche entsprechen den wertung A). Die Zellen- Gesamtbewertung ist nor- Spalten der Tabellendarstellung der Ergebnisse der malerweise gleich der höchsten Einzelbewertung, Sicherheitsbewertung der einzelnen Kernkraft- weil die Tragweite eines Fehlers naturgemäss grös- werke (vgl. Kap. 1.8, 2.9, 3.9 und 4.8). Für die- ser ist als die Tragweite der erwartungsgemässen se Gesamtbewertung verwendet das ENSI für je- Sachverhalte. Entsprechend müssen sich die aus den einzelnen Bereich in absteigender Reihenfol- der Sicherheitsbewertung abzuleitenden Mass- ge die Kategorien «hoch», «gut», «ausreichend» nahmen auch primär auf die Diskrepanzen zum und «ungenügend». Erwarteten richten. ENSI Aufsichtsbericht 2011 101 Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der Internationalen Ereignisskala INES Anhang 1: ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala 7 Schwerwiegender Unfall Kriterien gemäss INES-Manual 6 Ernsthafter Unfall Kriterien gemäss INES-Manual 5 Unfall mit Gefährdung der Umgebung 5 Kriterien gemäss INES-Manual 4 Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual 4 radioaktive Abgaben an die Umwelt: >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >1 mSv 3 Ernsthafter Zwischenfall Zwischenfall 3 1 Kriterien gemäss INES-Manual Ernsthafter Zwischenfall 3 4 Zwischenfall Anomalie 2 Kriterien gemäss INES-Manual 3 Zwischenfall 2 Kriterien gemäss INES-Manual 1 Kriterien gemäss INES-Manual 0 Ernsthafter Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual Kriterien gemäss INES-Manual radioaktive Abgaben an die Umwelt >KAL und <JAL und Dosis der meist exponierten Person <0,1 mSv 0 Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual Kriterien gemäss INES-Manual 2 Anomalie 4 Schäden an der Anlage radioaktive Abgaben an die Umwelt <JAL und >0,1 mSv Dosis der OffSite meist exponierten Person oder >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person <0,1 mSv 1 Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual radioaktive Abgaben an die Umwelt >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >0,1 mSv und <1 mSv 2 Unfall mit Gefährdung der Umgebung Anomalie 1 Kriterien gemäss INES-Manual 0 Kriterien gemäss INES-Manual 0 Vorkommnisklassierungen: Radioaktive Abgaben an die Umwelt Vorkommnisklassierungen: Strahlenexposition des Personals Vorkommnisklassierungen: Gestaffelte Sicherheitsvorsorge V I g Teilskala 1 Teilskala 2 Teilskala 3 T * nur anwendbar für B 102 ENSI Aufsichtsbericht 2011 er 7 7 Schwerwiegender Unfall* 6 6 Ernsthafter Unfall* 5 5 Unfall mit Gefährdung der Umgebung* 4 4 Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung* 3 3 Ernsthafter Zwischenfall* 2 2 Zwischenfall* 1 1 Anomalie A A Abweichung V V Verbesserungsbedarf N N Normalität G G Gute Praxis ual 4 ung ual 2 Zwischenfall 1E-4 < ICCDPVork. < 1E-2 1 ual Anomalie 1E-6 < ICCDPVork. < 1E-4 0 ICCDPVork. < 1E-6 Vorkommnisklassierungen: ICCDPVorkommnis gemäss ENSI-A06 Teilskala 4 ENSI 1E-2 < ICCDPVork. < 1 ual n: sorge Ernsthafter Zwischenfall INES 3 unterhalb der Skala ICCDPVork. = 1 ual ual Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Zellen-Bewertungen in Sicherheitsbewertungs-Matrix nur anwendbar für Bewertungen, die sich auf radioaktive Abgaben an die Umwelt oder die Strahlenexposition des Personals beziehen * nur anwendbar für Bewertungen, die sich auf radioaktive Abgaben an die Umwelt oder die Strahlenexposition des Personals beziehen ENSI Aufsichtsbericht 2011 103 Abbildung 2 Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A .DWHJRULHQ .ULWHULHQ ! QDFK,1(6.ULWHULHQ $ $EZHLFKXQJ x DOV 9RUNRPPQLV PHOGHSIOLFKWLJHU 6DFKYHUKDOW LQQHUKDOE GHU EHZLOOLJWHQ x $EZHLFKXQJ YRQ HLQHP *HVHW] HLQHU 9HURUGQXQJ RGHU HLQHU EHK|UGOLFKHQ %HWULHEVEHGLQJXQJHQ 5LFKWOLQLHZHOFKHJHVHW]OLFKH$QIRUGHUXQJHQSUl]LVLHUWIDOOVGLH$EZHLFKXQJHLQH $XVZLUNXQJDXIGLHQXNOHDUH6LFKHUKHLWKDW x $EZHLFKXQJ YRQ JHVHW]OLFKHQ 9RUVFKULIWHQ EH]JOLFK $UEHLWVVLFKHUKHLW ZHQQ GLHVHHLQH%HGHXWXQJIUGLHQXNOHDUH6LFKHUKHLWKDEHQ 9 9HUEHVVHUXQJVEHGDUI x 6FKZDFKVWHOOH x $EZHLFKXQJYRQQLFKWIUHLJDEHSIOLFKWLJHQ9RUJDEHQ 1 1RUPDOLWlW x (UIOOXQJGHU9RUJDEHQ * *XWH3UD[LV x (UIOOXQJGHU9RUJDEHQXQGGHXWOLFKHVhEHUWUHIIHQGHU3UD[LVLQDQGHUHQ$QODJHQ 'HILQLWLRQHQGHU+6..DWHJRULHQ*19XQG$ 104 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke KKB 1 KKB 2 KKM KKG KKL Thermische Leistung [MW] 1130 1130 1097 3002 3600 Elektrische Bruttoleistung [MW] 380 380 390 1035 1245 Elektrische Nettoleistung [MW] 365 365 373 985 1190 Reaktortyp Druck- wasser Druck- wasser Siede- wasser Druck- wasser Siedewasser Reaktorlieferant Westing- house Westing- house GE KWU GE Turbinenlieferant BBC BBC BBC KWU BBC Generatordaten [MVA] 2·228 2·228 2·214 1140 1318 Kühlung Fluss- wasser Fluss- wasser Fluss- wasser Kühlturm Kühlturm Kommerzielle Inbetriebnahme 1969 1971 1972 1979 1984 Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2011 KKB 1 KKB 2 KKM KKG KKL Thermisch erzeugte Energie [GWh] 9 543 8 521 7 293 24 184 28 429 Abgegebene elektrische Nettoenergie [GWh] 3 067 2 738 2 504 7 910 9 481 Abgegebene thermische Energie [GWh] 164,5 5,9 1,4 174 – Zeitverfügbarkeit1 [%] 96,6 86,3 76,8 92,8 92,4 Nichtverfügbarkeit durch Jahresrevision [%] 3,4 13,7 23,5 7,2 7,7 Arbeitsausnutzung2 [%] 96,0 85,7 76,5 92,0 91,1 Anzahl ungeplanter Schnellabschaltungen (Scrams) 0 0 0 0 0 Unvorhergesehenes Abfahren der Anlage 0 0 0 0 0 Störungsbedingte Leistungsreduktionen (>10% PN) 0 0 1 0 1 1 Zeitverfügbarkeit (in %): Zeit, in der das Werk in Betrieb bzw. in betriebsbereitem Zustand ist. 2 Arbeitsausnutzung (in %): Produzierte Energie, bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit. ENSI Aufsichtsbericht 2011 105 Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft in den Kernkraftwerken Ende 2011 (in Klammern Werte von 2010) KKB 1 + 2 KKM KKG KKL Reaktoroperateur 39 (40) 21 (21) 26 (27) 17 (24) Schichtchef 23 (24) 13 (14) 18 (20) 20 (19) Pikettingenieur 14 (14) 8 (7) 14 (12) 12 (12) Strahlenschutzsachverständiger 5 (6) 4 (4) 4 (4) 3 (3) Strahlenschutzfachkraft 7 (7) 9 (6) 6 (6) 10 (10) Strahlenschutztechniker 4 (4) 5 (7) 5 (5) 5 (5) 543 (536) 328 (341) 489 (476) 533 (517) Gesamtbelegschaft (Personen) Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2011 106 Datum KKW Vorkommnis Einstufung INES 6.1.2011 KKL Schweissnahtleckage an einer Kleinleitung des HochdruckKernsprühsystems 0 24.2.2011 KKL Teilscram nach Fehler in der Turbinenregelung 0 24.2.2011 KKL Ausfall eines Druckschalters zur Regelöldrucküberwachung der Bypassregelventile 0 15.3.2011 KKL Undichte Isolationsventile an einer Probenahmeleitung 0 29.3.2011 KKL Ausfall der Steuerstab-Stellungsanzeige 0 18.4.2011 KKL Erhöhter Kontaminationspegel im Maschinenhaus 0 27.4.2011 KKG Fehlfunktion einer elektronischen Baugruppe im Reaktorschutz bei Test 0 30.4.2011 KKB1 Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes 0 9.5.2011 KKM 1.6.2011 KKG 8.6.2011 KKM 16.6.2011 KKB1 28.6.2011 KKM 13.7.2011 KKB2 Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes 0 26.7.2011 KKG Ausfall eines rotierenden Umformers 0 8.8.2011 KKL Beschädigung von Abstandshaltern eines Brennelements 0 5.9.2011 KKL Erhöhte Ortsdosisleistung in den Notsteuerstellen 0 20.9.2011 KKG Falsch eingestellte Totbänder der axialen Schieflast 0 26.9.2011 KKB2 Nichtverfügbarkeit einer Umwälzpumpe im Brennelementbecken 0 Beschädigte Abstandshalter an vier neu angelieferten Brennelementen Flüssigkeitsaustritt aus dem Waschbehälter des Containment-Druckentlastungssystems Defekte Dichtung an einem ReaktorkernisolationsKühlsystem Borsäureablagerungen am Rückschlagventil der Druckhalter-Hilfssprühung Verstopfungsgefahr der Zulaufleitung des Notstandsystems bei Extremhochwasser 0 0 0 0 1 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Fortsetzung Tabelle 4 Datum KKW Vorkommnis Einstufung INES 27.9.2011 KKB1 Ausfall der Positionsanzeige von vier Steuerstäben 0 6.10.2011 KKG Abschaltung von zwei Abluftventilatoren im Ringraum 0 28.10.2011 KKL Beschädigung eines Aktivkohlefilters im Notabluftsystem 0 29.10.2011 KKL 31.10.2011 KKM 22.11.2011 KKL 17.12.2011 KKB2 Ausfall der Umluftkühlung im Notstandsgebäude bei Test 0 29.12.2011 KKB2 Ausfall der Positionsanzeige von vier Steuerstäben 0 Ausfall eines Druckschalters zur Regelöldrucküberwachung der Bypassregelventile Teilscram nach Nichtöffnen der Rückschlagklappe einer Hauptkühlwasserpumpe Nicht konservative Berechnung einer thermischen Limite im Teillastbereich 0 0 0 Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr (pro Werk in Pers.-mSv) KKB1 Aktionen 2010 BE-Wechsel Revisionsstillstand KKB2 2011 2010 104 194 691 KKG KKL KKM 2011 2010 2011 2010 2011 2010 2011 399 453 393 1170 598 736 786 Zwischenabstellung Leistungsbetrieb 63 39 60 35 142 107 270 416 240 105 Total 754 143 254 434 595 500 1440 1014 976 891 ENSI Aufsichtsbericht 2011 107 Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im Jahr 2011 für die Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager Würenlingen und die daraus berechnete Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Ort Art der Abgaben1 Medium Berechnete Jahresdosis3 Messung Normiert Limiten4 Bq pro Jahr Bq pro Jahr Bq pro Jahr Prozent der Limite Erw. mSv/Jahr 10j Kind mSv/Jahr 1j Kind mSv/Jahr Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium 4,0·108 - 4·1011 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 3 600 m³ Tritium 8,6·1012 8,6·1012 7·1013 12% <0,001 <0,001 <0,001 Edelgase 4,6·1012 4,5·1012 1·1015 0,5% <0,001 <0,001 <0,001 Aerosole 2,0·105 - 6·109 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Iod: 131I 3,3·106 - 4·109 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 4,2·1010 - - - <0,001 0,0011 0,0019 0,001 0,0013 0,0021 KKB1 + Bilanzierte Abgaben2 Abluft KKB2 Kohlenstoff: 14C in CO2 1,2 Dosis total KKM Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium 1,5·109 - 4·1011 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 3 574 m³ Tritium 1,8·1011 1,8·1011 2·1013 0,9% <0,001 <0,001 <0,001 Edelgase 8,2·1010 - 2·1015 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Aerosole 1,8·106 - 2·1010 <0,1% 0,0028 0,0028 0,0027 Iod: 131I 3,2·106 - 2·1010 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 3,0·1011 - - - <0,001 0,001 0,0016 0,0037 0,0038 0,0043 Abluft Kohlenstoff: 14C in CO2 Dosis total KKG Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium 1,6·106 - 2·1011 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 7 219 m³ Tritium 1,9·1013 1,9·1013 7·1013 27% <0,001 <0,001 <0,001 Edelgase <1,2·1013 <1,4·1013 1·1015 <1,4% <0,001 <0,001 <0,001 Aerosole 3,0·104 - 1·1010 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Iod: 131I 8,6·105 - 7·109 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 6,6·1010 - - - <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 Abluft Kohlenstoff: 14C in CO2 Dosis total KKL Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium 8,9·107 - 4·1011 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 13 684 m³ Tritium 2,0·1012 2,0·1012 2·1013 10% <0,001 <0,001 <0,001 Edelgase 9,1·1010 - 2·1015 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Aerosole 1,1·107 - 2·1010 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Iod: 131I 6,1·107 6,1·107 2·1010 0,3% <0,001 <0,001 <0,001 5,7·1011 - - - 0,0021 0,0028 0,0048 0,0022 0,0029 0,0049 Abluft Kohlenstoff: 14C in CO2 Dosis total Abwasser 468 m³ ZZL Abluft Nuklidgemisch ohne Tritium 2,8·108 - 2·1011 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Tritium 1,1·1011 - - - <0,001 <0,001 <0,001 -/--Aerosole 4,1·105 - 1·109 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 -Aerosole 1,5·104 - 3·107 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Kohlenstoff: 14C in CO2 1,5·108 - 1·1012 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 Tritium 5,8·1010 - 1·1014 <0,1% <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 Dosis total 108 ENSI Aufsichtsbericht 2011 ENSI Aufsichtsbericht 2011 109 [mSv/Jahr] für: Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert1 Kleinkinder Kind 10j Erwachsene Jahresdosis3 Kohlenstoff: <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 <0,00015 – 4,5·1010 Tritium als HTO – 5,2·105 5,1·107 Iod (Summe aller Isotope) in CO2 4,5·103 – 14C – 2,2·108 /-Aerosole4, ohne Iod -Aerosole – 1,6·1011 – – Edelgase und andere Gase Abgaben über die [Bq/a] – Abluft2,4 Tritium – <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – – – 2,4·104 – – – <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – 8,3·109 – – – – – – BetriebsGebäude radioaktive Abfälle <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – 1,2·1010 5,9·103 – 2,0·105 – – – Bundes zwischen lager 3,7 % 0,0056 0,0057 0,0056 – 1,2·1012 6,5·107 – 2,8·1010 1,7·1014 – – Zentrale Fortluftan lagen <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – – – 3,0·106 1,6·1010 – – <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – 5,8·103 – 8,9·103 – – – <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – – – – – <4,0% <0,0060 <0,0060 – – 1,5·107 – – 3,7·1014 – 7,6·106 Aequivalentabgaben <0,0060 1,2·1012 6,5·107 – 2,8·1010 1,7·1014 – 2,1·1010 – – Abluft 3,8·107 Abwasser 1527 m3 Abgaben Bq/Jahr C-Labor Injektor II völkerung Forschungslabor des Paul Scherrer Instituts im Jahr – Saphir, Proteus Dosis für Einzelpersonen der Be- Gesamtanlage des PSI2,4 2011 und der daraus berechneten PSI West Zusammenstellung der Abgaben Nuklidgemisch ohne Tritium Abgaben im Abwasser2,4 [Bq/a] Hochkamin PSI Ost Tabelle 6b Tabelle 6c (Fussnoten) der Art der Abgaben resp. den Bilanzierten Abgaben ist Folgendes zu präzisieren: A bwasser: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-LE-Wert von 200 Bq/kg angegeben. Die LE-Werte für die einzelnen Nuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein LE-Wert von 200 Bq/kg entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Ingestions-Dosisfaktor von 5·10-8 Sv/Bq. Die unnormierte Summe der Abwasserabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Edelgase: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-CA-Wert von 2·105 Bq/m3 angegeben. Die CA-Werte für die Edelgasnuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein CA-Wert von 2·105 Bq/m3 entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Immersions-Dosisfaktor von 4,4·10-7 (Sv/Jahr)/(Bq/m3). Die unnormierte Summe der Edelgasabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Beim KKG wird für die Bilanzierung der Edelgase eine -total-Messung durchgeführt; für die Aequivalent-Umrechnung wurde in diesem Fall ein Gemisch von 80% 133Xe, 10% 135Xe und 10% 88Kr angenommen. Gase: Beim PSI handelt es sich dabei vorwiegend um die Nuklide 11C, 13N, 15O und 41Ar. Deren Halbwertszeiten sind kleiner als zwei Stunden. Hier ist für die einzelnen Abgabestellen und das gesamte PSI die Summe der Radioaktivität dieser Gase und Edelgase ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Für die Gesamtanlage wird zusätzlich auch die auf den Referenz-CA-Wert von 2·105 Bq/ m3 normierten Abgabe aufgeführt. Aerosole: Hier ist in jedem Fall die Summe der Radioaktivität ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Der Dosisbeitrag von Aerosolen mit Halbwertszeiten kleiner 8 Tagen ist bei den Kernkraftwerken vernachlässigbar. Beim KKM ergibt sich der Hauptbeitrag zur Dosis durch die Strahlung der abgelagerten Aerosole, die im Jahre 1986 durch eine unkontrollierte Abgabe in die Umgebung gelangten. Der Dosisbeitrag der Aerosole, welche im Berichtsjahr abgegeben wurden, ist demgegenüber vernachlässigbar und liegt in der Grössenordnung der anderen schweizerischen Kernkraftwerke. Iod: Bei den Kernkraftwerken ist die Abgabe von 131I limitiert; somit ist bei den bilanzierten Abgaben nur dieses Iod-Isotop angegeben. 1Bei 110 Beim PSI, bei dem andere Iod-Isotope in signifikanten Mengen abgegeben werden, ist die Abgabe für die einzelnen Abgabestellen und die Gesamtanlage als Summe der Aktivität der gemessenen Iod-Nuklide angegeben. Für die Gesamtabgabe wird zudem auch ein 131Iod-Aequivalent als gewichtete Summe der Aktivität der Iod-Nuklide angegeben, wobei sich der Gewichtungsfaktor aus dem Verhältnis des Ingestionsdosisfaktors des jeweiligen Nuklides zum Ingestionsdosisfaktor von 131I ergibt. Die Ingestionsdosisfaktoren sind der StSV entnommen. Für die Berechnung der Jahresdosis werden sowohl für die KKW wie für das PSI immer sämtliche verfügbaren Iod-Messungen verwendet, d.h. es ist beispielsweise für KKB auch der Beitrag von 133I berücksichtigt. Kohlenstoff 14C: In den Tabellen ist der als Kohlendioxid vorliegende Anteil des 14C, der für die Dosis relevant ist, angegeben. Die für 14C angegebenen Werte basieren bei allen Werken auf aktuellen Messungen. 2Die Messung der Abgaben erfolgt nach den Erfordernissen der Reglemente «für die Abgaben radioaktiver Stoffe und die Überwachung von Radioaktivität und Direktstrahlung in der Umgebung des...» jeweiligen Kernkraftwerkes resp. des ZZL oder PSI. Die Messgenauigkeit beträgt ca. ± 50 %. Abgaben unterhalb 0,1% der Jahresabgabelimite werden vom ENSI als nicht-relevant betrachtet und werden in der Spalte «Normiert» nicht ausgewiesen (-). 3Die Jahresdosis ist für Personen berechnet, die sich dauernd am kritischen Ort aufhalten, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort beziehen und ihren gesamten Trinkwasserbedarf aus dem Fluss unterhalb der Anlage decken. Die Dosis wird mit den in der Richtlinie ENSI-G14 angegebenen Modellen und Parametern ermittelt. D osiswerte kleiner als 0,001 mSv – entsprechend einer Dosis, die durch natürliche externe Strahlung in ca. zehn Stunden akkumuliert wird – werden in der Regel nicht angegeben. Beim PSI wird die Jahresdosis der Gesamtanlage als Summe über die Abgabestellen gebildet. 4Abgabelimiten gemäss Bewilligung der jeweiligen Kernanlage. Die Abgabelimiten wurden so festgelegt, dass die Jahresdosis für Personen in der Umgebung (vgl. Fussnote 3) für die Kernkraftwerke unter 0,3 mSv/Jahr respektive das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) unter 0,05 mSv/Jahr bleibt. Für das Paul Scherrer Institut (PSI) sind die Abgaben gemäss Bewilligung 6/2003 direkt über den quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,15 mSv/Jahr limitiert. ENSI Aufsichtsbericht 2011 07 08 14 09 10 11 07 08 KKB 10 14 14 10 09 11 07 08 10Kraftwerke KKG 09 10 11 [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] 9 16 07 08 10 16 16 10 Abluft Edelgase Edelgase Edelgase [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] Edelgase 07 08 07 07 08 08 07 08 11 10 11 10 11 11 10 Abluft Iod Iod Iod 10 10 10 11 10 10 9 10 99 10 10 10 8 10 88 9 10 10 7 10 77 8 10 10 6 10 66 7 10 10 10 11 07 08 09 Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite 09 10 KKB 10 09 10 09 KKB 09 10 11 07 08 11 11 07 07 08 08 11 07 09 08 07 08 6 Tritium im Abwasser Tritium Tritium Tritium [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] Abwasser 10 15 15 10 14 10 14 14 15 10 10 13 10 13 13 14 10 10 12 10 12 13 1012 10 11 10 11 12 1011 10 10 10 10 10 11 10 10 10 übrige übrige übrige [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] Abwasser 10 12 12 10 11 10 11 11 1012 10 10 10 10 11 1010 10 9 10 9 10910 10 8 10 889 10 10 7 10 77 8 10 10 10 Limite 11 Abluft Abluft Kohlenstoff Kohlenstoff Abluft Kohlenstoff 09 10 10 KKB 09 10 09 KKB 09 07 08 07 07 08 08 10 11 07 08 11 11 07 07 08 08 07 08 11 07 08 09 09 KKG Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite 10 KKB 10 09 10 09 KKB 09 11 07 08 Kraftwerke 10 11 10 11 08 KKM 09 10 10 08 09 08 10 11 07 08 11 11 07 07 08 08 11 07 08 09 KKG 09 09 KKG 09 KKB 10 11 07 08 Kraftwerke 10Kraftwerke 11 07 08 Kraftwerke 10 11 11 KKM 07 08 09 KKM Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite 09 10 11 07 08 10 10 11 11 07 07 08 08 10 11 07 08 Limite Limite Limite 11 11 11 07 07 07 09 KKM Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite 09 08 09 10 11 07 08 10 10 11 11 07 07 08 08 10 11 07 08 Limite Limite 09 Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite Limite 09 10 11 07 08 10 10 11 11 07 07 08 08 08 07 08 7 09 10 KKB 10 09 10 09 KKB 09 KKB 10 11 Abluft Abluft Edelgas Edelgas Abluft Edelgas 11 11 11 11 Abluft Abluft Iod Iod Abluft Iod 10 11 07 08 11 11 07 07 08 08 11 07 08 09 KKG 09 09 KKG 09 10 10 11 07 08 11 11 11 06 06 06 07 KKG 09 09 KKL KKM Limite Limite Limite Limite Limite Limite 08 KKL 08 08 Kraftwerke KKL 10Kraftwerke 11 06 07 08 10 10 07 07 KKL 10 10 11 11 11 11 Abwasser Abwasser Tritium Tritium Abwasser Tritium 10 KKM 10 09 10 09 KKM Limite Kraftwerke 09 KKM 10 11 11 11 11 Abwasser Abwasser ohne Tritium ohne Tritium Abwasser ohne Tritium Limite Limite 08 08 10 10 KKM 09 10 09 KKM KKL 08 08 Limite 07 09 10 KKM 10 09 10 09 KKM KKL KKL 09 09 Kraftwerke KKL Kraftwerke 10 11 07 08 09 10 10 KKG Limite 07 07 09 KKL 10 11 11 07 08 08 KKL KKG 09 10 09 07 09 09 KKG Kraftwerke KKL KKB 09 10 09 07 07 07 Limite Limite 10 12 10 Limite Limite Limite 08 08 Kraftwerke KKG Limite 07 10 10 11 09 10 KKG 07 08 08 KKL 09 11 09 07 09 KKG Kraftwerke KKL Kraftwerke 08 09 10 11 07 08 09 Limite Limite 07 07 Kraftwerke 11 07 08 KKG KKB 15 ohne Tritium 10 10 [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] Iod 09 KKB 15 10 15 15 16 10 10 14 10 14 14 15 10 10 13 10 13 13 14 10 10 12 10 12 13 1012 10 11 10 11 12 1011 10 09 KKM 10 13 14 1013 10 12 10 Kohlenstoff 12 13 1012 10 11 Kohlenstoff 10 11 12 1011 10 10 Kohlenstoff 10 10 10 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im Vergleich 11 10 10 9 10 mit den Abgabelimiten 07 08 09 10 11 07 08 09 10 11 07 08 09 10 11 99 10 10 07 08 08 KKB 09 10 11 07 08 08 KKG 09 10 11 07 08 08 KKL 09 10 10 11 10 11 10 11 11 10 07 09 07 09 07 09 KKB KKG Kraftwerke KKL 10 08 Kraftwerke 13 Tabelle 7 07 KKL 09 10 06 07 09 09 10 10 06 06 07 07 09 10 06 07 08 09 KKM 09 08 09 08 KKM 08 09 10 10 10 10 KKM Kraftwerke ENSI Aufsichtsbericht 2011 111 Tabelle 8 Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2011 (inklusive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), Bruttovolumina gerundet in m3 unkonditioniert konditioniert Anfall Auslagerung1 Bestand PSI 51 22 403 6 53 14964 KKB 26 60 71 16 - 11593 KKM 36 63 50 14 - 866 KKG 21 18 44 5 - 224 KKL 41 41 12 57 16 1271 Total 175 204 580 98 21 5016 1Bruttovolumen Auslagerung2 Produktion Bestand der im Berichtsjahr zur Zwilag transferierten Abfälle für die Behandlung in der Plasma-Anlage und der Konditionierungsanlage. 2 Transfer konditionierter Abfälle zur Zwischenlagerung bei der Zwilag. 3 Rückgabe der 22 Gebinde von KKB, die das PSI zur Sanierung angenommen hatte. 4 Hierin enthalten sind die 20 mittels der Plasma-Anlage produzierten PSI-Gebinde (4,3 m3), die 2011 ins BZL überführt wurden. Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der Zwilag per 31.12.2011 unkonditioniert Anfall Verarbeitung [m3] konditioniert Annahme zur Kond. bzw. Triage2 441 600 Bestand (konditionierte Abfälle) Bruttovolumen konditionierter Abfälle4 [m3] Bestand Produktion 5123 71 Einlagerung Auslagerung 109 8 Bestand 1475 Anzahl Behälter mit Brennelementen - 26 Anzahl Behälter mit Glaskokillen - 8 Anzahl Behälter mit Lucens-Abfällen - 6 1 Hierin enthalten sind: – Sekundärabfälle aus allen Betriebsbereichen der Zwilag – Im Werksauftrag entstandene, zu verarbeitende Abfälle. 2 Nur teilweise radioaktiver Abfall. 3Hierin enthalten sind 38 Gebinde (8 m3) mit leicht angereichertem uranhaltigem Material aus dem Versuchsatomkraftwerk Lucens. 4 112 Alle Lagerteile der Zwilag, ausgenommen sep. aufgeführtem Bestand des HAA-Lagers. ENSI Aufsichtsbericht 2011 Tabelle 10 Richtlinien des ENSI/Directives de l’ENSI/Guidelines of ENSI Fett gedruckte Richtlinien sind in Kraft resp. übersetzt worden. Bold printed titles are existing/have been translated. (English is not an official language of the Swiss Confederation. English translation is provided for information purposes only and has no legal force.) Die Sicherungsrichtlinien sind nicht aufgeführt. The security guidelines are not listed. (Stand Dezember 2011) G-Richtlinien (Generelle Richtlinien) Datum der gültigenAusgabe/ issue date Nr. Definitiver Titel/Arbeitstitel (Datum früherer Ausgaben/issue date of former versions) G01 Sicherheitstechnische Klassierung für bestehende Kernkraftwerke 2011/1 Safety classification for existing nuclear power plants G02 Spezifische Auslegungsgrundsätze für Kernkraftwerke mit LeichtwasserReaktoren Specific design principles for nuclear power plants with light-water reactors G03 Spezifische Auslegungsgrundsätze für geologische Tiefenlager und Anforderungen an den Sicherheitsnachweis 2009/4 Specific design principles for deep geological repositories and requirements for the safety case G04 Auslegung und Betrieb von Lagern für radioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente 2010/9 Design and operation of storage facilities for radioactive waste and spent fuel assemblies G05 Transport- und Lagerbehälter für die Zwischenlagerung 2008/4 Transport and storage casks for interim storage G06 Anforderungen an die Baudokumentation G07 Organisation von Kernanlagen Requirements for construction documentation 2008/4 Organisation des installations nucléaires Organisation of nuclear Installations G08 Anforderungen an die systematischen Sicherheitsbewertungen G09 Betriebsdokumentation Requirements for the systematic safety assessments Operational documentation G11 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Planung, Herstellung und Montage 2010/5 (2009/2) Vessels and piping classified as important to safety: Engineering, manufacture and installation ENSI Aufsichtsbericht 2011 113 G-Richtlinien (Generelle Richtlinien) Fortsetzung Datum der gültigenAusgabe/ issue date Nr. Definitiver Titel/Arbeitstitel G12 Festlegungen von baulichen und organisatorischen Strahlenschutz-Massnahmen für den überwachten Bereich von Kernanlagen (Datum früherer Ausgaben/issue date of former versions) Determinations for structural and organisational radiation protection measures for controlled areas of nuclear installations G13 Strahlenschutzmessmittel in Kernanlagen: Konzepte, Anforderungen und Prüfungen 2008/2 Instruments de mesure en radioprotection: Concepts, exigences et contrôles Radiation protection measuring devices in nuclear installations: Concepts, requirements and testing G14 2009/12 (2008/2) Berechnung der Strahlenexposition in der Umgebung aufgrund von Emissionen radioaktiver Stoffe aus Kernanlagen Calcul de l’exposition aux radiations ionisantes dans l’environnement due à l’emission de substances radioactives par les installations nucléaires Calculation of radiation exposure in the vicinity due to emission of radioactive substances from nuclear installations G15 2010/11 Strahlenschutzziele für Kernanlagen Objectifs de radioprotection applicables aux installations nucléaires Radiation protection objectives for nuclear installations G16 Sicherheitstechnisch klassierte Leittechnik: Auslegung und Anwendung Instrumentation and control classified as important to safety: Design and application G17 Stilllegung von Kernanlagen Decommissioning of nuclear installations G18 Kommunikationsmittel für Kernkraftwerke Means of communications for nuclear power plants G19 Auslegung und Qualifikation elektrischer Ausrüstungen Design and qualification of electrical equipment 114 ENSI Aufsichtsbericht 2011 A-Richtlinien (Richtlinien für Anlagebegutachtung) Datum der gültigen Ausgabe/ issue date Nr. Definitiver Titel/Arbeitstitel A01 Anforderungen an die deterministische Störfallanalyse für Kernanlagen: 2009/7 Umfang, Methodik und Randbedingungen der technischen Störfallanalyse Requirements for deterministic accident analysis for nuclear installations: Extent, methodology and boundary conditions for technical accident analysis A02 Gesuchsunterlagen für den Bau von Kernkraftwerken Application documents for the construction of nuclear power plants A03 Anforderungen an die Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken Requirements for the periodic safety review for nuclear power plants A04 Gesuchsunterlagen für freigabepflichtige Änderungen an Kernanlagen Application documents for modifications in nuclear power plants requiring a permit A05 Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Umfang und Qualität 2009/9 (2008/7) 2009/1 Probabilistic Safety Analysis (PSA): Quality and Scope A06 Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen 2008/5 Probabilistic Safety Analysis (PSA): Applications A07 Methodik und Randbedingungen für die Störfallanalyse von Kernanlagen mit geringem Gefährdungspotenzial Methodology and boundary conditions for accident analysis in nuclear installations with low hazard potential A08 Quelltermanalyse: Umfang, Methodik und Randbedingungen 2010/2 Analysis of source terms: Extent, methodology and boundary conditions A15 Gesuchsunterlagen für Betriebsbewilligungen ENSI Aufsichtsbericht 2011 115 B-Richtlinien (Richtlinien für Betriebsüberwachung) Nr. Definitiver Titel/Arbeitstitel Datum der gültigen Ausgabe/ issue date B01 Alterungsüberwachung 2011/7 Ageing management B02 Periodische Berichterstattung der Kernanlagen 2011/8 (2008/12, 2008/9) Periodical reporting for nuclear installations B03 Meldungen der Kernanlagen 2010/2 (2008/12, 2008/9) Reports for nuclear installations B04 Freimessung von Materialien und Bereichen aus kontrollierten Zonen 2009/8 Mesurage de libération de matériaux et de secteurs de zones contrôlées Clearance measurement of materials and areas from controlled zones B05 Anforderungen an die Konditionierung radioaktiver Abfälle B06 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Instandhaltung 2007/2 Requirements for the conditioning of radioactive waste 2010/5 (2009/4) Vessels and piping classified as important to safety: Maintenance B07 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Qualifizierung der zerstörungsfreien Prüfungen 2008/9 Vessels and piping classified as important to safety: Qualification of non- destructive testing B08 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Zerstörungsfreie Wiederholungsprüfungen Vessels and piping classified as important to safety: Non-destructive in-service inspections B09 Ermittlung und Aufzeichnung der Dosis strahlenexponierter Personen 2011/7 Collecting and reporting of doses of persons exposed to radiation B10 Ausbildung, Wiederholungsschulung und Weiterbildung von Personal 2010/10 Initial training, recurrent training and continuing education of personnel B11 2007/11 Notfallübungen Exercices d'urgence Emergency excercises B12 2009/4 Notfallschutz in Kernanlagen Protection en cas d’urgence dans les installations nucléaires Emergency preparedness in nuclear installations B13 2010/11 Ausbildung und Fortbildung des Strahlenschutzpersonals Formation et perfectionnement du personnel de radioprotection Training and continuing education of the radiation protection personnel B14 Instandhaltung sicherheitstechnisch klassierter elektrischer und leittechnischer Ausrüstungen 2010/12 Maintenance of electrical and instrumentation and control equipment classified as important to safety 116 ENSI Aufsichtsbericht 2011 R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK verabschiedet) Nr. Arbeitstitel/definitiver Titel R-4 Aufsichtsverfahren beim Bau von Kernkraftwerken, Projektierung von Bauwerken Datum der gültigen Ausgabe/ issue date 1990/12 Supervisory procedures for the construction of nuclear power plants, project engineering of structures R-6 Sicherheitstechnische Klassierung, Klassengrenzen und Bauvorschriften für Ausrüstungen in Kernkraftwerken mit Leichtwasserreaktoren 1985/5 Safety classification, class limits and procedures for construction of equipment in nuclear power plants with light-water reactors R-7 Richtlinien für den überwachten Bereich der Kernanlagen und des Paul Scherrer Instituts 1995/6 Guideline for the radiological monitored area of the nuclear installa-tions and the Paul Scherrer Institute R-8 Sicherheit der Bauwerke für Kernanlagen, Prüfverfahren des Bundes für die Bauausführung 1976/5 Structural safety for nuclear power plants, Swiss Federal supervising procedures for construction work R-16 Seismische Anlageninstrumentierung 1980/2 Seismic plant instrumentation R-30 Aufsichtsverfahren beim Bau und Betrieb von Kernanlagen R-31 Aufsichtsverfahren beim Bau und dem Nachrüsten von Kernkraftwerken, 1E klassierte elektrische Ausrüstungen 1992/7 Supervisory procedures for construction and operation of nuclear installations 2003/10 Supervisory procedures for construction and backfitting of nuclear power plants, 1E classified electrical equipments R-35 Aufsichtsverfahren bei Bau und Änderungen von Kernkraftwerken, Systemtechnik 1996/5 Supervisory procedures for construction and modification of nuclear power plants, systems engineering R-39 Erfassung der Strahlenquellen und Werkstoffprüfer im Kernanlagenareal 1990/1 Collecting data of radiation sources and material testers in nuclear installations R-40 Gefilterte Druckentlastung für den Sicherheitsbehälter von Leicht wasserreaktoren, Anforderungen für die Auslegung 1993/3 Filtered containment venting of light-water reactors, design requirements R-46 Anforderungen für die Anwendung von sicherheitsrelevanter rechnerbasierter Leittechnik in Kernkraftwerken 2005/4 Requirements for the application of computer-based instrumentation and control important to safety in nuclear power plants R-48 Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken 2001/11 Periodic safety review of nuclear power plants R-49 Sicherheitstechnische Anforderungen an die Sicherung von Kernanlagen 2003/12 Requirements important to safety for security of nuclear installations R-50 Sicherheitstechnische Anforderungen an den Brandschutz in Kernanlagen R-60 Überprüfung der Brennelementherstellung 2003/3 Requirements important to safety for fire protection in nuclear installations 2003/3 Inspection of fuel element production ENSI Aufsichtsbericht 2011 117 R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK verabschiedet) Fortsetzung Datum der gültigen Ausgabe/ issue date Nr. Arbeitstitel/definitiver Titel R-61 Aufsicht beim Einsatz von Brennelementen und Steuerstäben in Leichtwasserreaktoren 2004/6 Supervisory procedures when using nuclear fuel and control-rods in light-water reactors R-101 Auslegungskriterien für Sicherheitssysteme von Kernkraftwerken mit Leichtwasser-Reaktoren 1987/5 Design criteria for safety systems of nuclear power plants with light-water reactors R-102 Auslegungskritierien für den Schutz von sicherheitsrelevanten Ausrüstungen in Kernkraftwerken gegen die Folgen von Flugzeugabsturz 1986/12 Design criteria for the protection of safety equipment in nuclear power stations against the consequences of airplane crash R-103 Anlageninterne Massnahmen gegen die Folgen schwerer Unfälle 1989/11 On-site measures against the consequences of severe accidents 118 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2002–2011 KKB 1, 2 100% Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 95% 90% 85% 75% 70% KKM 100% 95% KKB 1 KKB 2 80% 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 90% 85% 80% 75% 70% KKG 100% 95% 2002 2003 2004 Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 90% 85% 80% 75% 70% KKL 100% 95% 2002 2003 2004 Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 90% 85% 70% ENSI Aufsichtsbericht 2011 57,1% 75% 2002 2003 2004 56,7% 80% 2005 119 Figur 2 Meldepflichtige, klassierte Vorkommnisse, 2002–2008 sowie meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2009–2011. Aufgrund der geänderten Meldekriterien können die Zahlen vor 2009 nicht mit denjenigen ab 2009 verglichen werden. KKB 1, 2 12 KKB 1: nur B-Ereignisse 10 KKB 2: nur B-Ereignisse 8 beide Blöcke betreffend 6 4 2 0 KKM 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2010 2011 12 nur B-Ereignisse 10 8 6 4 2 0 KKG 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 12 nur B-Ereignisse 10 8 6 4 2 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 * 2011 * inkl. das im März gemeldete Vorkommnis von 2008 KKL 12 nur B-Ereignisse 10 8 6 4 2 0 120 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2002–2011 KKB 1, 2 5 KKB 1 4 KKB 2 3 2 1 0 KKM 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 5 4 3 2 1 0 KKG 5 4 3 2 1 0 KKL 5 4 3 2 1 0 ENSI Aufsichtsbericht 2011 121 Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2002–2011 5 KKB 1, 2 Anzahl Stäbe 4 3 2 1 0 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr 5 KKM geringfügige Schädena Anzahl Stäbe 4 3 2 1 0 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr 5 KKG Anzahl Stäbe 4 6 geringfügige Schädena grössere Schädenb 3 2 1 0 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr 5 KKL Anzahl Stäbe 4 grössere Schädenb 3 2 1 0 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr a z.B. Haarrisse im Hüllrohr bz.B. grosser Riss oder Bruch des Hüllrohrs mit Brennstoffauswaschung 122 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Figur 5 Jahreskollektivdosen (Personen-Sv/Jahr) der Kernanlagen, 1979–2011 12 Personen-Sv/Jahr 10 8 6 KKB 1+2 4 KKM 2 KKG KKL PSI 0 ZZL 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 Jahr KKB 1 + 2 ENSI Aufsichtsbericht 2011 KKL KKM KKG ZZL PSI 123 Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW 1 Quellenbezogener Dosisrichtwert (0.3 mSv) 0,1 KKB 1, 2 mSv im jeweiligen Jahr KKM KKG KKL 0,01 0,001 0,0001 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Jahr Diese Werte sind mit Vorsicht zu geniessen, da im Laufe der Zeit die Berechnungsgrundlagen für die Dosisberechnungen mehrmals geändert wurden. 124 ENSI Aufsichtsbericht 2011 Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor Zwischenüberhitzer Druckhalter Wasserabscheider G Dampferzeuger Primärkreislauf Kernreaktor Hauptkühlmittelpumpe Hochdruckturbine Hochdruckvorwärmer Niederdruckturbine Generator Sekundärkreislauf Kühlkreislauf (Fluss oder Kühlturm) Kondensator Speisewasserpumpe Niederdruckvorwärmer Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor Zwischenüberhitzer Wasserabscheider Hochdruckturbine Umwälzpumpe Kernreaktor Niederdruckturbine Hochdruckvorwärmer G Generator Kühlkreislauf (Fluss oder Kühlturm) Kondensator Speisewasserpumpe ENSI Aufsichtsbericht 2011 Niederdruckvorwärmer 125 Verzeichnis der Abkürzungen ADAM Accident Diagnostics, Analysis and Management ADREuropean Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road AIRS Advanced Incident Reporting System ALARA «As low as reasonably achievable» (so gering wie vernünftigerweise erreichbar) Konzept der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) zur Dosisbegrenzung AM Accident Management ANPA System zur automatischen Übertragung der Anlageparameter der KKW zum ENSI AÜP Alterungsüberwachungsprogramm ASME American Society of Mechanical Engineers BAG Bundesamt für Gesundheit BFE Bundesamt für Energie Bq Becquerel BZL Bundeszwischenlager BE Brennelement CFS Commission franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection CIS/DAISY Chemie Informationssystem/Daten-Analyse- und Informationssystem CNS Convention on Nuclear Safety DSKDeutsch-Schweizerische Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen DWR Druckwasserreaktor ENSI Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat EOR Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität EPFL Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne ETH Eidgenössische Technische Hochschule GSKL Gruppe der schweizerischen Kernkraftwerksleiter GWh Gigawattstunde = 109 Wattstunden HAA Hochradioaktive Abfälle HRA Human Reliability Anlaysis HSK Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (heute: ENSI) IAEA International Atomic Energy Agency (Internationale Atomenergieagentur), Wien IGA Institut de Génie Atomique, Lausanne INES International Nuclear Event Scale (Internationale Ereignisskala) IRA Institut de radiophysique appliquée, Lausanne IRS Incident Reporting System KEG Kernenergiegesetz KEV Kernenergieverordnung KKB Kernkraftwerk Beznau KKG Kernkraftwerk Gösgen KKL Kernkraftwerk Leibstadt 126 ENSI Aufsichtsbericht 2011 KKM Kernkraftwerk Mühleberg KKW Kernkraftwerk KNE Kommission Nukleare Entsorgung KNS Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit KOMABC Eidgenössische Kommission für ABC Schutz KSREidgenössische Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität kV Kilovolt = 103 Volt, Spannungseinheit LMA Langlebige mittelradioaktive Abfälle LOCA Loss of coolant accident LWR Leichtwasserreaktor MAA Mittelradioaktive Abfälle MADUKMessnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernanlagen MIF Medizin, Industrie und Forschung MOX Uran-Plutonium-Mischoxid mSv Millisievert = 10–3 Sievert µSv Mikrosievert = 10–6 Sievert MW Megawatt = 106 Watt, Leistungseinheit MWe Megawatt elektrische Leistung MWth Megawatt thermische Leistung NADAM Netz für die automatische Dosisleistungsmessung und -alarmierung Nagra Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle NAZ Nationale Alarmzentrale, Zürich NEA Nuclear Energy Agency, Kernenergieagentur der OECD, Paris NFO Notfallorganisation NOK Nordostschweizerische Kraftwerke AG NRC Nuclear Regulatory Commission, USA NTB Nagra Technischer Bericht OECD Organisation for Economic Co-operation and Development OSART Operational Safety Review Team (IAEA) Pers.-mSv Personen-Millisievert = 10–3 Personen-Sievert Pers.-Sv Personen-Sievert = Kollektivstrahlendosis PSA Probabilistische Sicherheitsanalyse PSI Paul Scherrer Institut, Würenlingen und Villigen PSÜ Periodische Sicherheitsüberprüfung QM Qualitätsmanagement QS Qualitätssicherung RCIC Reaktorkernisolations-Kühlsystem RDB Reaktordruckbehälter REFUNA Regionale Fernwärmeversorgung Unteres Aaretal RID Regulations concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Rail SAA Schwachradioaktive Abfälle SAMG Severe Accident Management Guidance ENSI Aufsichtsbericht 2011 127 SMA Schwach- und mittelradioaktive Abfälle StSG Strahlenschutzgesetz StSV Strahlenschutzverordnung SUVA Schweizerische Unfallversicherungsanstalt, Luzern Sv Sievert = Strahlendosisäquivalent (1 Sv = 100 rem) SVTI Schweizerischer Verein für Technische Inspektionen SWR Siedewasserreaktor TBq Terabecquerel (1 TBq = 1012 Bq) TL-Behälter Transport- und Lagerbehälter 128 TLD Thermolumineszenz-Dosimeter UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation WANO World Association of Nuclear Operators WENRA Western European Nuclear Regulators’ Association Wh Wattstunde ZWIBEZ Zwischenlager für radioaktive Abfälle, KKW Beznau ZWILAG Zwischenlager Würenlingen AG ENSI Aufsichtsbericht 2011 Herausgeber Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI CH-5200 Brugg Telefon +41 (0)56 460 84 00 Telefax +41 (0)56 460 84 99 [email protected] www.ensi.ch Zusätzlich zu diesem Aufsichtsbericht… …informiert das ENSI in weiteren jährlichen Berichten aus seinem Arbeits- und Aufsichtsgebiet (Erfahrungs- und Forschungsbericht, Strahlenschutzbericht, Tätigkeits- und Geschäftsbericht des ENSI-Rates). ENSI-AN-7870 ISSN 1661-2876 © ENSI, Juni 2012 130 ENSI Aufsichtsbericht 2011 ENSI-AN-7870 ISSN 1661-2876 ENSI, CH-5200 Brugg, Industriestrasse 19, Telefon +41 (0)56 460 84 00, Fax +41 (0)56 460 84 99, www.ensi.ch