Kreative Dialoge mit und durch Storyline
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Kreative Dialoge mit und durch Storyline
Kreative Dialoge mit und durch Storyline Der Storyline-Ansatz wird bislang vor allem im muttersprachlichen Unterricht eingesetzt. Das Projekt »Creative Dialogues« entwickelte Materialien, die eine sinnvolle Anwendung auch im Fremdsprachenunterricht ermöglichen. Man könnte sich fragen, warum die Projektpartner im Rahmen dieses Europäischen Kooperationsprojekts der Lehreraus- und -fortbildung (Aktion COMENIUS 2.1) gerade in dem bisher fast ausschließlich im muttersprachlichen Unterricht eingesetzten Storyline-Ansatz einen besonders interessanten Arbeitsbereich gesehen haben. Die Antwort ist einfach: Die Projektpartner waren der Meinung, dass noch immer viele der bisher im Fremdsprachenunterricht eingesetzten Methoden einen zu geringen Wert auf die sinnvolle Anwendung der Fremdsprache legen. Nicht selten fehlt es an einem handlungsorientierten Umgang mit der fremden Sprache, die erlernt wird. Eine solche Situation führt häufig zur Künstlichkeit des Lernens, bei der positive Emotionen und Motivationssteigerung kaum zustande kommen können. Auf diese Art und Weise wird den Schülern das Erleben der Funktionalität der Sprache erschwert. Darüber hinaus wird oft die Entwicklung der Lernstrategien und Arbeitstechniken vernachlässigt, was in jedem Lernprozess notwendig ist. Der Storyline-Ansatz kann hier große Hilfe leisten (siehe Beitrag auf dieser Seite), denn es handelt sich dabei um ein Konzept, das allen Bedürfnissen und Herausforderungen im Prozess des Fremdsprachenlernens erfolgreich entgegen kommt. Für die Wahl der Glasgow-Methode sprach außerdem die Tatsache, dass sie nach Ansicht der Projektteilnehmer sehr gute Voraussetzungen für die Lösung jener Probleme schafft, die im Fremdsprachenunterricht in Übergangsphasen, beispielsweise beim Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe oder auch bei einem Lehrerwechsel, entstehen können. Da es in allen Staaten, aus denen die Projektpartner stammen, an solchen Methoden mangelt und alle teilnehmenden Institutionen an der Lösung dieses Problems interessiert sind, entwickelte sich dieser Aspekt zum Schwerpunkt der Projektarbeit. Projektergebnisse Die Mitarbeiter der an dem Projekt beteiligten Einrichtungen erstellten Storyline-Module für den Englischunterricht und den Unterricht Deutsch als Fremdsprache. Bei der Erarbeitung der Module wurde entschieden, thematisch ähnliche Unterrichtsbeispiele auszuwählen. Im Rahmen der Projektarbeit entstanden so vier Module für den Englischunterricht (Our little street, Let`s go on a journey, Castle Hotel, Bom from Bommyland) und drei für den Unterricht Deutsch als Fremdsprache © (Eine Reise machen, Schlosshotel, Bom aus Bommiland). Die Module wurden bereits mit künftigen Fremdsprachenlehrern − Studierenden und Referendaren − in den Partnerländern ausprobiert. Dadurch war und ist die Zusammenarbeit auch eine Begegnung mit dem Fremdsprachenunterricht in verschiedenen europäischen Staaten gewesen und trug so zur Sensibilisierung für die Besonderheiten des jeweiligen Unterrichts bei. Zweimal im Jahr fanden Projekttreffen statt, in denen die jeweiligen Ergebnisse der Arbeit diskutiert und evaluiert wurden. Für die Evaluation der Ergebnisse wurden außerdem externe Experten hinzugezogen. Hinzu kamen zahlreiche Diskussionen mit Fremdsprachenlehrern sowie Fremdsprachenlehrerausbildern aus verschiedenen Staaten (Bulgarien, Deutschland, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Polen), die an der an Konferenzen zur Präsentation der Projektergebnisse teilnahmen. Ergebnisse dieser Projekttreffen sind auf der Website http://www.creativedialogues.lernnetz.de zugänglich. Derzeit befindet sich das Projekt in der letzten Arbeitsphase. Theoretische Grundlagen des Storyline-Ansatzes, Argumente für seinen Einsatz im Fremdsprachenunterricht, insbesondere in Übergangsphasen, sowie die besten der erarbeiteten Module werden derzeit in einem, Handbuch für die Lehrerausbildung zusammengefasst. Interessierten Lehrerausbildern wird damit ein Modul für die Fremdsprachenlehrerausbildung mit verschiedenen Vorschlägen für die Gestaltung von Workshops und zahlreicher Materialien werden zur Verfügung stehen. Für die Hand des Fremdsprachenlehrers wird außerdem ein umfangreiches Materialpaket inklusive CD-ROM mit zahlreichen Storylines angeboten. Über das Projekt Die Idee für das Projekt Creative Dialogues − Ein Modul für die Ausbildung von Fremdsprachenlehrern geht auf ein Kontaktseminar zurück, das der PAD im November 2002 in Bonn durchgeführt hat. Eine Arbeitsgruppe dort befasste sich mit einem Projektvorschlag zur Untersuchung der europäischen Dimension des Storyline-Ansatzes im Fremdsprachenunterricht. In den darauf folgenden Monaten wurde das Konzept erweitert und als Kooperationsprojekt der Lehreraus- und -fortbildung (Aktion COMENIUS 2.1) beantragt. Folgende fünf Institutionen sind daran beteiligt: Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (Deutschland), das die Aufgaben der koordinierenden Einrichtung übernommen hat; Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport Berlin (Deutschland); University of London (Großbritannien); © Universität Turku (Finnland) und Jan Dlugosz-Akademie Czestochowa (Polen). Das Projekt Creative Dialogues ermöglicht somit einen multinationalen Dialog zwischen Hochschulen sowie Einrichtungen der Lehreraus- und -fortbildung. Das Projekt startete am 1. Oktober 2003 und wurde für drei Jahre konzipiert. Der Storyline-Ansatz Der Storyline-Ansatz resultierte aus der Erkenntnis, dass viele Lernsituationen künstlich und wenig authentisch sind. Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde deshalb am Jordanhill College of Education in Glasgow ein themenzentriertes, fächerübergreifendes und lernerzentriertes Konzept erarbeitet, das der Trennung von Schule und realer Lebenswelt der Lerner entgegenwirken sollte. Der Storyline-Ansatz war ursprünglich für den Einsatz im muttersprachlichen Unterricht gedacht. Bald aber war zu erkennen, dass dieses Konzept auch einen lebendigen Sprachunterricht erfolgreich unterstützen kann. Da sich dieser Ansatz auf das Vorwissen der Schüler stützt, wird generell mindestens ein Jahr Fremdsprachenunterricht vor dem Storyline-Einsatz vorausgesetzt. Aus bisherigen im Rahmen des Projektes Creative Dialogues gesammelten Erfahrungen ergibt sich die Tatsache, dass sich der Storyline-Ansatz in Übergangsphasen besonders vorteilhaft auswirken kann. Das Konzept hilft den mit dem Schul- und Lehrerwechsel verbundenen Stress zu verringern und gibt der Lehrkraft die Möglichkeit, eine Information über den Kenntnisstand seiner ihm noch nicht bekannten Schüler zu erhalten. Das Konzept eignet sich aber auch sehr gut für den Einsatz am Ende des Schuljahres als eine Gelegenheit zur Festigung. Der Ausgangspunkt bei der Planung einer Storyline ist die Auswahl eines entsprechenden, mit dem Curriculum übereinstimmenden Themas. Der Lehrer erstellt einen Rahmen für die Storyline, der unabhängig vom Kontext zumeist drei Elemente berücksichtigt: Menschen, Zeit und Ort, Ereignisse. Das Thema wird danach in einzelne, aufeinander bezogene Episoden unterteilt, die mit Hilfe von offenen key questions (Lehrerimpulse) eröffnet werden, die einzelnen Lernschritte bestimmen und die Vielfalt des Unterrichtsgeschehens ermöglichen. Dieser vorstrukturierte Plan ist den Schülerinnen und Schülern nicht im Voraus bekannt. Bei der kreativen Arbeit an einer Storyline müssen sie ihre Vorkenntnisse und Erfahrungen aktivieren sowie notwendigen neuen Lernstoff bewältigen. Letzteres trainiert die individuellen Lern- und Arbeitstechniken sowie die Sozialkompetenz. © Die Arbeit mit der Storyline Methode deckt die Entwicklung aller Fertigkeiten des Sprachenlernens ab. Die Schüler werden zu forschendem und selbständigem Lernen angehalten. Sie bestimmen durch eigene Ideen im Verlauf der Storyline einen Teil der Inhalte mit. Dies motiviert zum Mitmachen und forschenden Lernen. Die Sprachanwendung wird als authentisch erlebt, denn es sind die vielen kleinen aus der Realität selbst eingebrachten Ideen zum Bereichern der Story, welche immer wieder neue Sprech- und Schreibanlässe liefern. Diese decken sich mit den Forderungen des Lehrplans, erhalten aber durch die Nähe zur Begebenheit in der Story einen anderen Stellenwert im Lernprozess der Schülerinnen und Schüler. Diese können zudem altersgemäße multimediale Erfahrungen machen und immer wieder ihre Präsentationskompetenz schulen. Mieczyslawa Materniak Jan Dlugosz-Akademie, Institut für Fremdsprachliche Philologien © Storyline als Motivation für den Sprachunterricht Steve Bell Storyline Scottland Einführung Viele Fremdsprachenlehrer bekunden großes Interesse an der Frage, wie die Techniken der Storyline-Methode angepasst und weiterentwickelt werden können, um den Schülern Anreize für den Gebrauch der Fremdsprache zu bieten. Es gilt als allgemein anerkannt, dass Storyline als Strategie dazu beiträgt, einen Kontext zu schaffen, bei dem es ein Publikum und einen Zweck für den Gebrauch der Sprache in ihren zahlreichen Formen gibt. Viele Fremdsprachenlehrer interessieren sich dafür, verschiedene Storyline-Techniken auszuprobieren, die sich in ihren Augen als wertvoll erweisen könnten. Themengestaltung Ein Lehrer, der sich für die Storyline-Methode als Arbeitsform interessiert, wählt eine Story aus und gestaltet sie, und zwar auf der Grundlage der Erfahrungen der Lernenden und so, dass ihnen das Lernen Spaß macht; zum Beispiel – eine Hauptstraße, ein Spielplatz, ein Bauernhof, ein Laden, eine Familie zu Hause usw. Wenn wir nun die erste dieser Ideen als Beispiel auswählen und so einfache Materialien wie LEGO oder kleine Pappschachteln verwenden, dann bauen die Kinder ein Modell einer verkehrsreichen Straße. Buntpapier, das über eine Tischplatte gelegt wird, wird zu einer breiten Fahrbahn, und auf beiden Seiten der Straße werden Modelle von hohen Gebäuden aufgestellt. Der Lehrer erstellt Bildmaterial von der Straße, indem er Schlüsselfragen stellt, etwa: "Wenn dieses Buntpapier eine geschäftige Hauptstraße darstellt, wie könnten dann Eurer Meinung nach die Gebäude auf der Straßenseite aussehen?” Normalerweise muss der Lehrer ein Beispiel für das Bildmaterial modellieren, je nachdem, welche Vorerfahrungen die Kinder mitbringen. Nachdem die Straße gebaut worden ist, erleben sich die Kinder unmittelbar als für das Modell verantwortlich. Die Straße wurde aufgrund der Fragen des Lehrers gebaut, doch das Modell an sich gehört den Kindern. Wenn sie das Modell gebaut haben, sind sie in aller Regel hoch motiviert und wollen mit dem Lehrer darüber sprechen. Sie fühlen sich als Experten in dieser Situation – das Gegenteil der Norm. Je größer das Modell im Hinblick auf Anzahl und Vielfalt der Gebäude ist, desto größer ist auch die Chance, dass Anreize zum Sprechen der Fremdsprache geboten werden. Die kreativ tätigen Schüler müssen das Vokabular zur Beschreibung ihrer Gebäude benutzen. Es werden Aufgaben konzipiert, um das Erzeugen von Wörtern und die Auseinandersetzung mit Problemen zu fördern. “Wie viele gelbe Gebäude befinden sich in dieser Straße? Wie viele rote? Welches ist das größte Gebäude und welches das kleinste? Wie können wir überprüfen, ob dies tatsächlich das größte Gebäude ist – sollen wir die Ziegel zählen oder besser ein Stück Schnur verwenden, um es zu messen? Wo steht das Gebäude, das Du hergestellt hast? Steht es neben / gegenüber / zwischen oder.... ? "Wer lebt in dem Gebäude?" Die Kinder werden ermuntert, eine oder mehrere Figuren zu entwerfen, die in ihren Gebäuden leben. Es können LEGO Duplo- oder mittels einfacher Collagetechnik hergestellte Figuren verwendet werden, mit denen einfache Biografien erstellt werden. Der Lehrer fordert die Schüler auf, jeder Person einen Namen und ein Alter zu geben und vielleicht etwas zu ihrem Beruf, ihren sozialen Beziehungen und Hobbys zu sagen. Werden mehrere Figuren hergestellt, müssen diese den anderen vorgestellt werden. Damit bietet man den Lernenden einen Grund, etwas zu präsentieren, zu kommunizieren und interaktiv zu werden. Je nach Entwicklungsstadium und ihren persönlichen Fähigkeiten können die Kinder ermuntert werden, über Freundschaften mit anderen Figuren zu diskutieren. " Gibt es Menschen, die Ihr auf der Straße gerne treffen wollt?" fragt der Lehrer. “Gibt es Menschen, die Ihr nicht treffen wollt? Warum nicht?" Auf der Hauptstraße herrscht normalerweise viel Verkehr. "Welche Verkehrsmittel fahren Euren Erwartungen zufolge normalerweise auf der Straße?" Anhand der Vorschläge der Kinder wird eine Liste erstellt – Busse, Lkws, Lieferwagen, Pkws, Fahrräder usw. Es können Spielautos oder LEGO Bausteine oder kleine Schachteln verwendet werden, um die genannten Fahrzeugtypen © herzustellen. Auch Listen mit neuen Vokabeln sind zur Beschreibung des Verkehrs erforderlich. Wir können das Szenario über unsere fünf Sinne erforschen und erfahren Ich sehe? Ich höre? Ich berühre? Ich schmecke? Ich rieche? Zur Beantwortung dieser Fragen können zwei Beispiele für jeden Sinn in Form eines Adjektivs und eines Substantivs aufgelistet werden, etwa: Ich sehe große Lkws, rote Busse Ich höre laute Motoren, quietschende Bremsen. (Tasten und Schmecken sind schwieriger und können entweder mit aufgenommen oder ausgelassen werden) Ich rieche rauchige Abgase, verbrannten Gummi (Das ist unsere Hauptstraße!) Eine solche Struktur eines Gedichts über die Sinne ist ein Beispiel dafür, wie die Visualisierung der Story als Ausgangspunkt für das Sprachenlernen dient. Dabei kann vom Lehrer eine Substantiv-/Verb- oder eine andere Konstruktion gewählt werden. “Welche Kennzeichen befinden sich auf der Straße, um die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen?" Diese können besprochen und mit Kreide aufgemalt oder aus Papier ausgeschnitten und dann aufgeklebt werden. Die Modellfiguren werden auf die Bürgersteige auf beiden Seiten der Fahrbahn gestellt, und der Lehrer fragt: "Wie viele Möglichkeiten gibt es, damit die Menschen die Straße sicher überqueren können?" Mögliche Antworten sind: eine Unterführung, eine Brücke, eine Ampel, ein Verkehrslotse oder ein Zebrastreifen. Diese Vorschläge können im Rahmen einer Diskussion ausgelotet werden, und dann wird eine Auswahl getroffen, die auf dem Modell angebracht wird. Jemand möchte einen Freund besuchen, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnt. "Wie kommt man Deiner Meinung nach am sichersten dort hin?" "Kannst Du Deinem Freund erklären, wie er am sichersten von sich zu Dir kommt?" Die Hauptstraße wird zu einem Arbeitsmodell, das der Lehrer auf vielfältige Art und Weise zum Einüben der Fertigkeiten nutzen kann. "Dein Freund möchte Dir eine Nachricht schicken, doch er kennt Deine Adresse nicht. Kannst Du Dir einen guten Namen für Deine Straße ausdenken und welche Hausnummer hättest Du gerne?" © Die Diskussion über die Adressen kann dazu führen, dass Postkarten, Briefe oder Einladungen verschickt werden. "Wie sieht ein typischer Tag im Leben Deiner Figur aus?" Für jede Storyline können sich die Schüler auch Ereignisse ausdenken. Die Kinder können aufgefordert werden, sich schöne oder traurige Ereignisse auszudenken, die sich auf ihrer Hauptstraße zutragen könnten. So schlagen sie beispielsweise einen Verkehrsunfall vor, einen Brand, eine Geburtstagsfeier, einen Diebstahl oder eine Liebesgeschichte. Alle Vorschläge können vom Lehrer für das praktische Einüben der Sprache genutzt werden. Das Straßenmodell kann fortwährend zur Visualisierung herangezogen, die Figuren können wie Puppen verwendet werden, und die Kinder haben das Gefühl, dass sie ihre eigene Geschichte geschrieben haben. Sie empfinden eine sehr reale und positive Partnerschaft zum Lehrer, der eine professionelle und wesentliche Rolle spielt, weil er die Story anleitet und konzipiert. Dies kommt der gegenseitigen Achtung zugute. Eine Storyline sollte immer mit einem Höhepunkt enden. Hierfür könnte man ein Ereignis auswählen, das gefeiert werden kann – eine Einweihungsfeier für ein neues Gebäude in der Straße, das offiziell von einer wichtigen Person eröffnet wird. Ereignisse dieser Art können der Story ein aufregendes Ende bereiten. Es wurde ein Beispiel – die Hauptstraße – angeführt, um den Storyline-Prozess zu beschreiben, doch können dieselben Aktivitäten auch für jedes andere Thema und für jede andere Geschichte entwickelt werden, die der Lehrer auswählt. Eine der Schwierigkeiten, mit denen sich Fremdsprachenlehrer möglicherweise auseinandersetzen müssen, könnte darin bestehen, dass sie den Vorkenntnissen der Lernenden und dem Input, der notwendig ist, um die Kinder zu aktiveren und ihre Begeisterung für die gewünschten sprachlichen Aktivitäten zu wecken, Rechnung tragen müssen. Hierfür ist die Forschungserfahrung derjenigen, die am Projekt Creative Dialogues mitgewirkt haben, von unschätzbarem Wert. © Schlussfolgerung Lehrer zu sein ist nicht einfach, insbesondere Fremdsprachenlehrer, doch kann dies kreativ sein, Spaß machen und sich als lohnende Erfahrung erweisen, sofern der Lehrer das Gefühl hat, eine kreative Rolle bei der Unterrichtsgestaltung zu spielen. Die Beziehung zwischen Lehrer und Lernendem sollte immer von positiven Gefühlen und gegenseitiger Achtung geprägt sein. Wir hoffen, dass die genannten Beispiele zeigen, dass Storyline hierbei eine wichtige Rolle spielen kann und spielt. © Collage- Figur Figuren für Storylines Zu den wesentlichen Merkmalen des Storyline-Ansatzes gehört auch, dass die Lehrkraft immer dafür Sorge trägt, den Schülern eine klare Struktur für das vorzugeben, was sie tun. Eine Struktur, die ihnen hilft und ihnen die Freiheit gibt, etwas Eigenes zu gestalten, ohne dass sie sich unsicher oder frustriert fühlen. Ein gutes Beispiel für eine solche Struktur ist hier abgebildet. Die Schüler entwerfen eine Figur in Form einer Collagegestalt. Die Hälfte einer DIN A4-Seite entspricht der Größe eines erwachsenen Mannes. Die Figur lässt sich leichter bearbeiten, wenn man ein Papier wählt, das etwas dicker als Kopierpapier ist. Der Kopf wird als Kreis oder Oval auf das Blatt gemalt. Körper, Arme und Beine werden aus Stoff ausgeschnitten und aufgeklebt. Sprechen Sie mit den Schülern über die geometrischen Formen, die sie für die einzelnen Körperteile verwenden können. Falls gewünscht, können die Schüler die Arme bzw. Beine anbeugen, indem sie sie einfach in zwei Teile schneiden. Gesicht und Hände/ Handschuhe werden mit Kreide oder Buntstiften aufgemalt. Die Füße werden gemalt oder ebenfalls aus Stoff ausgeschnitten. Die Figuren bekommen Haare aus Garn oder Wolle. Fordern Sie die Schüler auf, „mehr“ zu ihren Figuren zu „sagen“ und hierzu eine Kopfbedeckung, Schmuck, Gürtel usw. hinzuzufügen. Schneiden Sie die Figur möglichst eng an den Konturen entlang aus. Wenn die Figur aufrecht stehen soll, können Sie sie mithilfe eines gebogenen Pfeifenreinigers, der an der Rückseite angebracht wird, aufstellen. Die Figuren, die von den Schülern anschließend entworfen werden, unterscheiden sich grundlegend vom Beispiel der Lehrkraft. Anders ausgedrückt, es geht nicht darum, ihnen bestimmte Muster zu diktieren, sondern ihrer Fantasie bei der Gestaltung freien Lauf zu lassen. Erstellt von Ylva Lundin für die Öffentlichen Verkehrsbehörden in Göteborg; www.trafikforlivet.se Storyline in der Grundschule - geht das? Meine Erfahrungen mit der Storyline in einem 3.Schuljahr Keine Angst, trotz meiner großen Begeisterung für die mannigfachen Möglichkeiten, die dieser Ansatz auch beim Fremdsprachenlernen in der Grundschule liefern kann, bin ich nicht realitätsfremd. Kollegen, die von der Storyline-Methode gehört und gelesen haben, winken sofort ab und erklären sie als unbrauchbar für diese Arbeit, weil die Kinder keine oder zu geringe sprachliche Entfaltungsmöglichkeiten haben, um den sich ergebenden Fragestellungen bei ihren Konstrukten nachzugehen. Diese Einwände sind selbstverständlich richtig, denn durch die nicht oder nur wenig vorhandene Kompetenz in der zu lernenden Zielsprache sind die besonderen Kriterien wie das Definieren der Schülervorstellungen (Guesses) oder das Formulieren von Erkundungsfragen sind in der angestrebten Form nicht möglich . Und dennoch, welche Vorteile bei der Fremdsprachenvermittlung kann diese Methode gerade in der Grundschule leisten? Meiner Erfahrung nach sind es gerade bei Grundschulkindern mit ihren alterstypischen Vorgeprägtheiten: ¾ die Arbeit und Beschäftigung in einer thematischen fächerübergreifenden Einheit ¾ das Einbringen und Nutzen der kindlichen Erfahrungen ¾ das Neugier stiftende Situationsarrangement ¾ die Weckung der Phantasie ¾ das Suchen nach den Parallelen oder Gegensätzlichkeiten in der fremden Kultur ¾ die mehrkanalige Beschäftigung mit einem Thema ¾ das individuelle Lernen, Üben und Behalten ¾ die sich bietenden Gelegenheiten zur Evaluation der individuellen Lernfortschritte bei den Schülern ¾ die guten Chancen für eine sich aufbauende Verantwortung für den eigenen Lernprozess und ¾ die damit verbundenen Möglichkeiten zum “ selfassessment” © Sind die genannten Punkte nicht Grund genug, den Kindern diese Lernmethode anzubieten und einen aus der Sicht vieler Fremdsprachenlerner wenig effektiven Sprachenunterricht abzulösen zugunsten eines anderen Weges? Das Konzept des Fremdsprachenlernens in der Grundschule, das in SH verfolgt wird, geht von der Integration in den allgemeinen Unterricht aus. Es ist der Klassenlehrer oder ein Langfachlehrer, der nicht nur seine Fächer Deutsch, Kunst, Mathematik, Sachunterricht, Musik etc. in einer Klasse vertritt, sondern auch nach Möglichkeiten der Einbeziehung der Fremdsprache in das unterrichtliche Angebot suchen soll. Die Kinder sollen sich in der Phase der Arbeit mit der Fremdsprache möglichst nicht auf völlig neue Themen einstellen müssen, denn zusätzlich sind da die Anstrengungen des Hörverstehens der fremden Sprache und die allmählich hinzukommende eigene Sprachproduktion! Wie gut tut es unseren schwächeren Kindern, die sich z.B. durch die Verknüpfung zum Wochenthema nicht völlig überfordert fühlen. Es ist aus verschiedenen Gründen wünschenswert, die Fremdsprachenarbeit in gerade behandelte Themenbereiche anderer Unterrichtsfächer einzubetten. (cross curricular) Das Prinzip des EMBEDDING ermöglicht, dass die Kinder: ¾ sich nicht für die kurze Zeit auf völlig andere Unterrichtsthemen einlassen müssen. ¾ die in den deutsch unterrichteten Unterrichtsanteilen gewonnenen Vorerfahrungen und Erkenntnisse zur Entschlüsselung der fremdsprachlichen Aussagen nutzen können. ¾ die fremdsprachliche Ansprache als Abwechslung und Entspannung erfahren können. ¾ die interkulturellen Anteile als Ergänzung zum deutschen Thema wahrnehmen. © ¾ diese Phase ohne Leistungsdruck zur Erholung und angstfreien Vertiefung des Themas nutzen. ¾ die Möglichkeiten des fremdsprachlichen Zugangs für die Ausbildung individueller Fragestellungen erkennen. ¾ die Zielsprache in ihrem kommunikativen Wert kennen lernen und sehr individueller Lernersprachschatz aufgebaut werden kann. Dem entgegen stehen die ängstlichen Befürchtungen vieler Lehrer, die sich durch die Offenheit der Lernabläufe selbst evtl. sprachlich überfordert sehen die nicht mutig genug sind, eigene Unsicherheit in der Zielsprache offen zu legen, um den Weg zur Beschaffung der notwendigen Vokabeln/Strukturen vorzuführen. Sie erkennen trotz eigener Negativerfahrungen mit ihrem schulischen Fremdsprachenlernen nicht, dass ein individuell gesteuerter, forschender und nach Sprachmaterial suchender Schüler viel mehr lernen kann, als sie es bei noch so gründlicher Vorbereitung auf den Unterricht auslösen können. Die Blockade beim Memorisieren ungewünschter Vokabeln und Strukturen ist für einige Schüler ( und nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Lehrer ) der Grund, anzunehmen, sie seien für das Erlernen einer Fremdsprache nicht geeignet. Die Zeit der Fremdsprachenarbeit in der Grundschule ist geradezu dafür prädestiniert, sich in scheinbar spielerischer Weise der Zielsprache zu nähern und individuelle Erfahrungen mit ihr zu machen. Dabei können Einsichten in eigene Fähigkeiten und Lernweisen gewonnen werden, die durch die Engführung des normalen Unterrichts oftmals gar nicht möglich sind. Eine gute Mischung zwischen Lehrer gesteuertem Input ( Sprache als auch Fachinhalte) und dem individuellen Zugang zur Fremdsprache ist sicherlich für das Lernen der Kinder förderlich und für viele Lehrer leistbar. Gisela Ehlers, Studienleiterin Englisch Grundschule, IQSH, Kronshagen/Germany © Eine STORYLINE-Idee Der Zoo Steve Bell, Storyline Schottland Der Kinderzoo Zwei der wichtigsten Merkmale des Storyline-Ansatzes lauten, über Schlüsselfragen ‚auf dem aufbauen, was die Schüler bereits wissen’, und, und Vermittlung dieser Ideen über die ‚Visualisierung’. Der Lehrer hängt ein großes Blatt grünes Papier für ein Wandfries mit den Abmessungen 3 m x 1 m an die Wand. Dieses kann auch aus mehreren DIN A2-Blättern zusammengesetzt werden. Der Lehrer bittet die Klasse, sich vorzustellen, dass dieses große Gelände der Gemeinde zur Einrichtung eines neuen Kinderzoos zur Verfügung gestellt wurde. Welche Tiere würdet Ihr in diesem Zoo gerne besichtigen? Die Kinder diskutieren in Vierergruppen über ihre Lieblingstiere. Anschließend bittet der Lehrer jede Gruppe, jeweils abwechselnd zwei Tiere vorzuschlagen und so mit der ganzen Klasse weiter zu verfahren, bis alle Vorschläge auf der Tafel oder dem Flipchart stehen. Diese Aufgabe könnte in Form eines Brainstorming mit der ganzen Klasse veranstaltet werden, doch wenn sie in Gruppen durchgeführt wird, ist die Chance, dass sich mehr Schüler aktiv beteiligen, größer. Weshalb habt Ihr gerade diese Tiere ausgesucht? Es werden die Gründe für die Entscheidung diskutiert und vorgestellt. Anschließend bereitet der Lehrer Rechtecke aus Kunstdruckpapier in verschiedenen Größen vor, um für die Tiere/Vögel/Reptilien, die von den Kindern als Bildmaterial hergestellt werden, eine bestimmte Größenordnung vorzugeben. © Welche dieser Tiere würdet Ihr gerne für unseren Zoo herstellen? Paarweise wählen die Kinder ein bestimmtes Tier aus und sprechen dann mit dem Lehrer darüber, wie dieses ihrer Auffassung nach aussieht. Der Lehrer zeigt ihnen daraufhin, wie sie diese Lebewesen mit Hilfe der Collagetechnik herstellen können. Zunächst müssen die Schüler das Rechteck aussuchen, das sich aufgrund seiner Größe am besten eignet und auf dem sie ihr Tier dann aufstellen können. Wenn das kleinste Rechteck für die Kaninchen gedacht war, welches könnte dann für den Elefanten in Frage kommen? Die Kinder werden ermuntert, das Tier auf dem Stück Papier so groß zu machen, wie sie können. Der Lehrer hat für die Herstellung der Collagen unterschiedliche Materialien vorbereitet – Tuch, Pelz, Wolle, Leder, alte Tapetenreste, Papiertaschentücher usw. Jetzt können die Schüler paarweise ihre Tiere aus dem geeignetsten Material so gestalten, wie sie ihrer Meinung nach aussehen. Eine so gute Technik wie die Collagetechnik begeistert kleine Kinder in aller Regel. Gruppen, die kleine Tiere herstellen, wollen möglicherweise mehr als ein Exemplar produzieren. Lässt man Schüler etwas aus einem Buch abzeichnen, eine Abbildung nachmalen oder durch eine Schablone zeichnen, kann dies ihre Entwicklung beeinträchtigen und sie in ihrer Kreativität einschränken. Die fertigen Modelle werden ausgeschnitten, und jede Gruppe bzw. jedes Paar stellt ihr(e) Tier(e) vor und beschreibt, wie diese(s) hergestellt wurde(n). Jetzt wollen wir diese Tiere in einer passenden Umgebung ausstellen, damit die Besucher sie aus sicherer Entfernung beobachten können. Wie kann dies Eurer Meinung nach am besten gelingen? Welche Tiere können glücklich nebeneinander leben? Jetzt hat jedes Paar die Aufgabe, einen geeigneten Platz auf dem Wandfries für sein(e) Tier(e) zu finden. Die Vorschläge werden vom Lehrer überwacht, der dem Vorhaben entweder zustimmt oder rät, über eine Alternative nachzudenken. Die Paare können ihr(e) Tier(e) dann mithilfe von Posterstrips an der vereinbarten Stelle auf dem Wandfries anbringen. Welche Art von Gehege oder Einzäunung ist Eurer Meinung nach für Eure/Euer Tier(e) am besten geeignet? © Die Klasse diskutiert darüber, wie ein Gehege am besten gestaltet werden sollte. Dann bringt sie den Entwurf für das Gehege mithilfe von Material und Collagetechnik wie oben beschrieben auf dem Wandfries an. Ihr solltet nicht vergessen, dass die Besucher eine gute Sicht haben sollten. Wie gelingt uns dies am besten? Rund um die Gehege könnten Wege angelegt werden. Wo können wir mehr über die Tiere erfahren und wie können wir diese Informationen für die Besucher aushängen? Die Schüler bekommen jetzt Zeit, um anhand aller verfügbaren, dem Alter der Schüler angemessenen Ressourcen zu recherchieren, z. B. Bücher, Videos, Internet usw.. Die wichtigste Information wird dann für die Besucher in Bild- oder Textform präsentiert. Welche Dienstleistungen sind Eurer Meinung nach außerdem notwendig, damit unsere Besucher sich wohl fühlen? Die Kinder unterbreiten Vorschläge, und der Lehrer trägt diese in eine Liste ein – Café, Toiletten, Wegweiser, Kioske, Andenkenläden, Eingang und Ausgang usw. Davon wird Bildmaterial erstellt und auf dem Wandfries angebracht. Wer kümmert sich um die Tiere und um die Besucher unseres Zoos? Die Klasse veranstaltet ein Brainstorming und erstellt eine Liste der Helfer, die für die Organisation und den Betrieb des Zoos notwendig sind. Wenn Ihr im Zoo arbeiten würdet, was wärt Ihr am liebsten? Der Lehrer führt eine einfache Collagetechnik vor, mit deren Hilfe eine Figur bildlich dargestellt wird, und dann wählt jedes Kind eine Figur aus, die im Zoo arbeitet. Der Lehrer kann dann jedem Kind eine bestimmte Tätigkeit zuweisen – etwa als Zoodirektor. Jedes Kind stellt dann eine entsprechende Figur her. Könnt Ihr weitere Angaben zu Eurer Figur machen? Der Lehrer kann eine einfache biografische Struktur vorschlagen – Name, Alter und Geburtsdatum, Anschrift und Telefonnummer, Arbeit, Hobbys und ein paar Worte zur Beschreibung der Persönlichkeit Dann stellen die Kinder ihre Figuren der ganzen Klasse vor. © Als Alternative zur Herstellung der Figuren können die Schüler auch Sicherheitsabzeichen herstellen, die sie beim Rollenspiel der Figuren, in deren Haut sie schlüpfen wollen, tragen. Der Zoo ist fertig, aber jetzt brauchen wir noch einen Namen. Welcher Name würde Euch gefallen? Die Schüler diskutieren in Vierer- oder Fünfergruppen über mögliche Namen. Diese werden dann in die Liste eingetragen, und der Name, der am meisten gefällt, wird ausgewählt Welche Arten von Sicherheitsvorschriften brauchen wir Eurer Auffassung nach für unsere Besucher? Diese Vorschriften werden besprochen und aufgelistet. Jetzt ist unser Zoo fertig und kann die ersten Besucher begrüßen. Welche Möglichkeiten gibt es, um unseren Zoo bekannt zu machen? Im Rahmen einer Diskussion in der Klasse wird eine weitere Liste erstellt – Zeitungen, Broschüren, Radio, Fernsehen, Interviews, Ballons usw.. Der Lehrer wählt die Form aus, mit der sich die Kinder näher befassen sollen. So können die Schüler beispielsweise gebeten werden, ein Radio-Jingle zu einer ihnen bekannten Melodie zu erstellen, dieser allerdings Worte hinzuzufügen, um für den neuen Zoo zu werben. Dies kann noch effizienter gestaltet werden, indem die Schüler aufgefordert werden, die Merkmale aufzulisten, die ihrer Meinung nach einen guten Jingle ausmachen – kurz, lustig, informativ, Ohrwurm usw.. Jetzt steht der Zoo und bietet als KONTEXT viele unterschiedliche und wertvolle Möglichkeiten, um die Sprache einzuüben. Beispiel: • Die Arbeiter im Zoo können gebeten werden, einen typischen Arbeitstag zu beschreiben. Dies kann mündlich oder in Form eines Tagebuchs oder eines Ziffernblatts geschehen, das unterschiedliche Zeiten anzeigt, oder.... Die Schüler können gebeten werden, Überraschungsmomente vorzuschlagen, die eintreten könnten: • ein Tier, das ausgerissen ist, • Fütterungszeiten der Löwen, © • ein Wärter, der angegriffen wird, • ein Kind, das sich verirrt hat, • Tiere, die krank werden, • eines der Tiere, das Junge bekommen hat usw... Anhand dieser Überraschungsmomente kann dann die Sprache eingeübt werden – Schreiben von Geschichten, Zeichnen von Comics, Erstellen von Dialogen, Abfassen eines Zeitungsberichts, Interviews für das Fernsehen oder Radio, Suche nach Informationen über die Tiere, Rollenspiele als Zoowärter, Bearbeitung eines der Überraschungsmomente usw.. Eine Storyline sollte immer mit einem Höhepunkt enden. Im Zusammenhang mit dem Thema Zoo könnte dies der Besuch eines echten Zoos sein oder eine Person, die in einem echten Zoo arbeitet und die Klasse besucht. Diese Person kann als Experte eingeladen werden, um die vielen Fragen der Schüler zu beantworten, die ihnen bei ihrem Versuch, ihren eigenen Zoo zu entwerfen, eingefallen sind. Dieser ‚Höhepunkt’ ist häufig die beste Zeit für die Eltern, der Klasse einen Besuch abzustatten, um dort zu sehen und zu hören, was ihre Kinder gelernt haben, und um sie dabei zu beobachten, wie sie das, was sie gelernt haben, auf viele verschiedene Arten kommunizieren. © Entwicklung der Sprechfertigkeit mithilfe von Storylines Die Entwicklung der Fertigkeiten der Schüler, sich mündlich im Fremdsprachenunterricht auszudrücken, stellt für die meisten Kollegen oft eine Herausforderung dar. Sprechfertigkeiten erstrecken sich auf eine ganze Reihe von Aktivitäten, vom o lauten Lesen, o Nachsprechen eines Beitrags des Lehrers/eines Bandes, o Mitwirken an einem Rollenspiel o bis hin zur Beteiligung an einer Diskussion. Einige dieser Fertigkeiten sind eindeutig schwieriger als andere, und die meisten werden von Anfängern wie auch von Fortgeschrittenen durchaus beherrscht. Zwar werden die Schwierigkeiten, sich im Rahmen der Aktivitäten weiterzuentwickeln, durchaus anerkannt, doch lautet das Ziel, sich mit zunehmender Selbständigkeit vom „Bekannten zum weniger Bekannten“ vorzuarbeiten und die Schüler zu motivieren und in die Lage zu versetzen, ihre Ideen in der Zielsprache korrekt zu kommunizieren. Storylines bieten den Schülern viele Gelegenheiten, ihre Sprechfertigkeiten zusammen mit den anderen Fertigkeiten des Hörens, Lesens und Schreibens zu entwickeln, die sie in jeder Phase des Sprachlernprozesses verwenden können, d. h. PPP (Präsentation-Praxis-Produktion) oder am Ende der Unterrichtseinheit. Dazu gehören: ¾ Wiederholung alle gemeinsam und einzeln ¾ Übungen ¾ Vorstellung der hergestellten Figuren, z. B. Schlosshotel ¾ Rollenspiele ¾ Umfragen ¾ Aktivitäten zum Schließen von Wissenslücken ¾ Einholen von Informationen ¾ Mitteilen von Informationen ¾ Interviews ¾ Zustimmen und anderer Meinung sein ¾ Ideen und Meinungen zum Ausdruck bringen ¾ Eine Reihe von Gefühlen und Eindrücken zum Ausdruck bringen ¾ Überzeugen ¾ Handlungen begründen ¾ Beurteilen. © Dabei bleiben Genauigkeit, Flüssigkeit und Gewandtheit des Ausdrucks allerdings nicht auf der Strecke; es wird von den Schülern erwartet, dass sie die Aussprache und Intonation ausreichend beherrschen und sich der kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten bewusst sind und ein Sprachgefühl entwickeln, z. B. für den Gebrauch von „Sie“ und „Du“ im Deutschen. Es wird ferner von ihnen erwartet, dass sie die Lexik und Strukturen ebenso verwenden, wie dies auch im traditionellen Sprachunterricht der Fall wäre, und Äußerungen von unterschiedlicher Länge produzieren, die ihren Erfahrungen und Fähigkeiten entsprechen. Für die erfolgreiche Entwicklung der Sprechfertigkeiten der Schüler ist es von maßgeblicher Bedeutung, dass sie Vertrauen in ihre kommunikative Kompetenz haben und motiviert sind. Bei einer Storyline gibt der Lehrer die Modelle vor und leitet die Schüler beim Einüben der neuen Lexik und neuer grammatikalischer Strukturen an. Er berichtigt Fehler mit viel Einfühlungsvermögen und lobt die Schüler für ihre Beiträge, während er sie gleichzeitig auch dazu ermutigt, beim Einüben der neuen Sprache durchaus auch Risiken einzugehen. Das gemeinsame Einüben von Kommunikationsstrategien, wie etwa nachzuhaken und um Klärung, Hilfe oder Wiederholung zu bitten, Füllwörter, Umschreibungen usw. zu verwenden, kann das Vertrauen und die Selbstachtung der Schüler stärken, welche zu den Grundbausteinen der Storyline-Methode gehören. Die Aufgaben sollten nicht nur eine Herausforderung für die Schüler darstellen, abwechslungsreich, sinnstiftend, kontextbezogen und interessant, sondern auch lösbar sein, damit die explizit dargelegten Ziele und Lernergebnisse erreicht werden. Während der Aktivitäten, die entweder strukturiert oder eher offen gestaltet werden, haben die Schüler die Möglichkeit, sich mithilfe von Wörterbüchern, Wordbanks oder auch ihrer Mitschüler usw. ein Überraschungsmoment auszudenken und das zum Ausdruck zu bringen, was sie tatsächlich sagen möchten. Es wird nicht von den Schülern erwartet, dass sie Aufgaben ohne ausreichende Übung und Vorbereitung im Vorfeld lösen. Dies ist wichtig, denn sie sollen die gestellten Aufgaben mit Selbstvertrauen und motiviert angehen. Die Storyline-Methode bietet einen Referenzrahmen, insbesondere für einen systematischen und schrittweisen Ansatz, der wichtig ist, damit in der Klasse spontan Interaktion entstehen kann, z. B. anhand von Schlüsselfragen. Die Schüler werden häufig gebeten, sich zu beteiligen und die Führung zu übernehmen. Ebenso wichtig ist, dass die Storyline während des laufenden Prozesses, bei dem die Lernenden von „Medium“ auf „Botschaft“ umschalten, versucht, einen Grund für den Gebrauch der Zielsprache in einem sinnstiftenden Kontext zu liefern. Dadurch wird auch das Bewusstsein des Lehrers für solche sich völlig natürlich ergebenden Möglichkeiten einer sozialen Interaktion geschärft, bei der die Schüler oft durchaus etwas zu sagen haben! Verna Brandford, Institute of Education, Universität London/UK © Arbeit mit der „Storyline Methode“ ? Ein Bericht aus deutscher Sicht. Die Storyline Methode wird international bisher fast ausschließlich in Unterrichtsfächern angewendet, in denen die Muttersprache gesprochen wird, etwa im Sachunterricht der Grundschule oder im Geschichts- oder Erdkundeunterricht der weiterführenden Schularten. Für diesen Fächerkanon war sie ursprünglich in den sechziger Jahren am Jordanhill College in Glasgow von einem Team unter der Leitung von Steve Bell entwickelt worden. In Deutschland wurde sie unter dem Namen "Glasgow Methode" bekannt. International spricht man von der "Storyline", die sich wegen der besonderen Rahmenbedingungen für selbständiges und kreatives Lernen viele Freunde gemacht hat. Lernt man als Fremdsprachenlehrer die Glasgow Methode durch Beispiele für die Anwendung in anderen Unterrichtsfächern kennen, so fällt es nicht schwer, sich dieses Unterrichtskonzept in abgewandelter Form auch und gerade für das Fremdsprachenlehren vorzustellen. Um den Anforderungen nach handlungsorientiertem Umgang mit der Zielsprache gerecht zu werden und neben den reinen Sprachkompetenzen auch die Arbeitstechniken und Lernstrategien zu entwickeln, ergeben sich durch die Prinzipien des Storyline Approach beste Voraussetzungen. So erzielte man z.B. bei normalerweise eher ablehnend eingestellten Hauptschülern, die durch zu verkopften Unterricht, dessen Ziele ihnen wegen mangelnder Gelegenheiten zum sinnvollen Anwenden der Zielsprache verschlossen bleiben, erstaunlich hohe Motivation zum Arbeiten und Lernen. Sie tauten auf und zeigten über Pausenzeichen und Unterrichtsschluss hinaus Interesse an der Arbeit. Sie fertigten unaufgefordert häusliche Zusatzarbeiten an und zeigten nicht nur lebhaftes Interesse an Wortschatz, sondern auch an Strukturen. Schlicht – das Gros der Klassen war wie ausgewandelt. Ebenso erfolgreich gestaltete sich der Einsatz in der Grundschule. Dort, wo Sprache funktional erfahren und erlernt werden soll. Dort, wo das Problem eines optimalen Unterrichts eher in der geringen Unterrichtszeit liegt, in welcher gar nicht immer alle unterschiedlich begabten Schülerinnen und Schüler zu fördern bzw. zu fordern sind. Die Methode bietet ausreichende Möglichkeiten alle Begabungen anzusprechen, ihnen gleichermaßen sinnvolle Aufgaben zu stellen und dennoch ihre individuellen Lernhorizonte zu erweitern. © Schließlich arbeiten selbstverständlich Schüler und Schülerinnen der weiterführenden Schulen (Gymnasium und Realschule), die auf weit höherem Sprachniveau viele Möglichkeiten zum Diskutieren und Argumentieren etc. erhalten, mit verschiedenen Storyline Themen sehr erfolgreich. Sogar in der Erwachsenenbildung z.B. in einem Französischkurs für Senioren der Volkshochschule ist man sehr zufrieden, ja sogar begeistert. Welches Konzept verfolgt der Storyline Approach? Der Storyline Approach ist zu sehen als: • eine schülerorientierte Methode für einen handlungsorientierten Fremdsprachenunterricht • eine Methode zum Lösen des Problems beim Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe Die Methode beruht auf der scheinbar zufälligen Verflechtung der vom Lehrer geplanten Unterrichtsinhalte z. B. „Geschäfte/Waren - Einkaufen gehen – Verkaufsgespräche trainieren“ mit den individuellen Interessen und Ideen der Schüler, die durch gezielte Impulse des Lehrers, den so genannten “key questions“, die treibende Kraft des Lernprozesses darstellen. Mündliches Zitat von Steve Bell 2001: "The teacher leads through the story. He has the plan for it in mind, but the pupils don't know. The teacher holds the red thread which may bend but will not break." Foto rechts Displays zum Thema Einkaufen Foto links: Die Schüler präsentieren ihre Ergebnisse © Lerner entwickeln nach und nach einen Handlungsrahmen mit einer räumlich - zeitlichen Umgebung (setting), handelnden Personen (characters) und einer Folge von Episoden (episodes). Sie durchleben zusätzlich selbst gewählte oder mit einem Überraschungselement eingebrachte Ereignisse (incidents). Mündliches Zitat von Steve Bell 2001: "Isn't it fascinating, you get feelings and attitudes! The children are involved. They feel an ownership for their ideas. It's a pleasure for them to solve little problems." Mindmap zum Thema Schlosshotel Die Themen orientieren sich an ihren Erfahrungen und ihrem Vorwissen, ihrer Vorstellungskraft und selbstverständlich am Lehrplan. Foto links: Die Räume des Schlosshotels werden gestaltet. Foto rechts: Ein Schlosshotel entsteht und ist eine Fundgrube für vielerlei Sprachaufgaben. Eine Storyline kann ohne Textbücher auskommen, bietet jedoch immer wieder Gelegenheit, die anstehenden Übungen des Lehrwerks an geeigneter Stelle zu integrieren. Es geht nicht um das Abarbeiten eines Lehrwerkkapitels oder den didaktisch und methodisch © aufbereiteten Lehrplanstoff, sondern um das kreative Gestalten, Planen, Erleben, Mitdenken, Hypothesen stellen, Erproben, Erfahren, Zusammenfassen und Präsentieren – es geht um aktives Lernen. Hier finden die Erkenntnisse der Lernforschung ihre Bestätigung, dass Lernen ein nichtlinearer Prozess sei. Unterschiedliche Begabungen, Zielsetzungen, Arbeitsschritte, Lerndisziplin und Ergebnisse der Schüler erbringen ein Ganzes, dass zur Visualisierung als Wandfries entwickelt wird. Evaluation Die Leistungserfolge einer Klasse liegen nie unter denen des Frontalunterrichts. Entsprechend ihrer Lernbiographie erreichen bestimmte Schüler auch beim Arbeiten mit der Storyline nur das Minimum des geforderten Standards – aber ihre Einstellung zum Fach ändert sich zum Positiven. Sie sind motivierter, denn sie haben nach eigenen Aussagen das Gefühl, dass sie mitbestimmen, Einfluss nehmen können. Andere Schüler schießen weit über das Lehrziel hinaus, da sie sich beim Bestreben, der selbst erlebten oder angenommenen Realität nachzueifern, sich sprachlich fordern. Sie nutzen ganz selbstverständlich Wörterbücher, surfen nach Modellvorlagen im Internet und bringen sich in allen Fertigkeiten ein. Bei ihrem Tun entwickeln sich Fragen und Hindernisse, die sie selbst versuchen zu bearbeiten. Plötzlich stellt nicht nur der Lehrer Fragen, sondern die Schüler. Auf ihre fragen gibt es nicht ein automatisches richtig oder falsch - sie müssen sich um deren Beantwortung selbst bemühen, sie lernen. Der typische Aufbau einer Storyline: Hinfü Hinfü hrung Warming up ( letter,song,game… letter,song,game… ) Personen Characters ( family,friends,jobs..) family,friends,jobs..) Ort Place ( circus, circus, shops, shops, hotel, hotel, school, school, at home… home… ) Ereignisse Incidents ( birthday, birthday, wedding, wedding, accident, accident, burglary..) burglary..) © Was kann eine Storyline leisten? • Optimale Passung zum Lehrplan / Möglichkeiten des Spiralcurriculum • Schülerorientierung • Realitätsbezug in der Unterrichtsarbeit • Handlungsbezug der Sprache • hohe Motivation durch „ownership“ • natürliche Differenzierungsmöglichkeiten z.B. durch Beispiele aus der Lerngruppe • Berücksichtigung aller Lernertypen • Schaffung eines überschaubaren Arbeitsrahmen • Entwicklung der 4 Fertigkeiten • Entwicklung von Methodenkompetenz und Lernstrategien • Entwicklung der Sozialkompetenz • Nutzung der neuen Medien • Schaffung eines aufgeklärten Lehrer-Schüler-Verhältnisses Um die Storyline Methode kennen zu lernen, muss man sie einmal selbst an einem Beispiel miterleben. Hier nur ein kurzes Planungsbeispiel, das sich im Anspruch an die entsprechende Lernergruppe adaptieren lässt. © Zirkus Storyline Phase Ergebnisse Einstieg: Zirkusplakat/- karten als stummer Impuls 1) Schaubilder Schatztruhe: Tiere Artisten Aktivitäten Strukturen Aktivitäten der Lerner S erzählen von eigenen Zirkuserlebnissen a) S erzählen in der Zielsprache/Muttersprache von Zirkustieren / schon erlebten Zirkusnummern. b) Diese werden vom L in der Zielsprache benannt und in einer WORDBANK/Schatztruhe gesammelt c) S wählen sich eine Zirkusnummer aus und gestalten sie in Einzel- oder Partnerarbeit durch Zeichnen, Schneiden, Collagieren, Anfertigen einer kurzen Beschreibung des Artisten/Tieres ( Nachschlagen/Einzelberatung durch L ) d) Präsentation der Ergebnisse und Zusammenstellung in einem / um ein Zirkuszelt zu einem großen Schaubild.(Namen finden) 2) Die Artisten Steckbrief Personenbeschreibung Kostüme a) Festigung des neuen Wortschatzes beim Ausgestalten eines Steckbriefes der Artisten und ihrer Familie b) Präsentation der Personen ( Gespräche mit dem Zirkusdirektor) 3) Das Programm Internetarbeit Programm a) Festigung des Wortschatzes /Strukturen beim Diskutieren eines eigenen Zirkusprogramms. b) S schreiben das Programm / gestalten ein Plakat ( Möglichkeiten zur Suche nach Vorbildern im Internet ) 4) Werbung Tickets and Prices Plakate / Texte Hörspiele a) Diskusssion der Möglichkeiten zur Ankündigung des Gastspiels / Verbreitung des Zirkusprogramms b) S -Gruppen erstellen Poster, Handzettel, erfinden Texte für die lokale Presse, eine Radiowerbung….. 5) Ereignisse Texte Bildgeschichten Theaterstücke a) S erfinden erfreuliche und unerfreuliche Ereignisse (Tiernachwuchs, Artisten gesund geworden/verunglückt, Heirat, Feuer, Sturmschaden…..) c) Die Ereignisse werden bearbeitet: Texte, Szenische Spiele, Bilder- Fotogeschichten Während der Arbeit erhält die Lehrkraft viele Möglichkeiten, das Lernen und die Fortschritte der Schüler zu evaluieren. Die selbst erstellten Vokabellisten oder neu aufgeworfene und bearbeitete Grammatikthemen werden für Tests genutzt. Idealerweise werden Lehrwerkangebote einbezogen, um eine geforderte Vergleichbarkeit mit einer Parallelklasse zu erhalten. Können Sie sich vorstellen, so zu arbeiten? Probieren Sie es aus! Gisela Ehlers , IQSH - Kronshagen/Germany © Beurteilung der Arbeit mit der Storyline-Methode in einer 4. Klasse in Deutschland 1. Einführung In der vorliegenden Studie werden die Methoden zur Beurteilung der in einer Woche geleisteten Arbeit im Sprachunterricht auf der Grundlage der Storyline-Methode diskutiert. Dabei geht es nicht um eine Bewertung der Storyline-Methode an sich, sondern darum, Informationen und Rückmeldungen zum Lernerfolg der Schüler zu bekommen, um den Unterrichts- und Lernprozess zu verbessern und Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, die künftig möglicherweise zum Einsatz gelangen können. Die wichtigsten Informationsquellen zur Beurteilung dieser einwöchigen Arbeit waren eine Vokabelprüfung und Beobachtungen. Die Vokabelprüfung war als Leistungstest und als Bestätigung des in dieser Woche bewältigten Lernstoffes ausgelegt. Die Beobachtungen werden in Tabellenform präsentiert und beruhen auf meinen eigenen Beobachtungen, die ich in einem formlosen Unterrichtstagebuch während des Unterrichts aufgezeichnet habe. Auf die Frage, in welchem Ausmaß diese Methoden ein Feedback für den Unterricht liefern, werde ich in dieser Studie ebenfalls näher eingehen. 2. Die Storyline-Methode Storyline ist eine Methode, die ursprünglich von Steve Bell in Schottland entwickelt wurde, um das Unterrichten neuer Fächer auf ganzheitliche Art und Weise zu fördern. Zunächst handelte es sich dabei um eine Möglichkeit für den Unterricht im Fach Umweltschutz, das damals in Schottland in den Lehrplan aufgenommen worden war, allerdings gab es zum damaligen Zeitpunkt keinerlei Materialien oder Lehrbücher (Bell 1998). Der unter der Bezeichnung „Storyline-Methode“, „Glasgow-Methode“ oder auch „Schottische Methode“ bekannt gewordene Ansatz wurde in vielen Ländern übernommen, so auch von Klassenlehrern in Finnland, die Schwedisch als Muttersprache unterrichteten (Storyline Method Finland, 2005). © ... Storyline wird aber auch als Medium für den Fremdsprachenunterricht eingesetzt, vornehmlich in Ländern, in denen Lehrbücher erst im zweiten oder dritten Jahr des Fremdsprachenunterrichts verwendet werden, wie dies in Deutschland der Fall ist. Die Storyline-Methode bietet einen allgemeinen Rahmen für auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Aufgaben im Unterricht und kann so konzipiert werden, dass sie auch den Anforderungen des Lehrplans gerecht wird. Storyline setzt bei den Vorkenntnissen der Schüler zu einem bestimmten Thema an. Der Lehrer formuliert ein Thema und entsprechende Schlüsselfragen (key questions, d. h. Lehrerimpulse), aber inhaltlich wird das vom Lehrer vorgegebene thematische Gerüst von den Schülern ausgestaltet. Mit anderen Worten, die Lernerfahrung besteht darin, Probleme zu lösen, und dazu gehören auch das Aufstellen und Erproben von Hypothesen. Darüber hinaus besteht einer der Schlüsselaspekte von Storyline darin, ein Wandfries zu erstellen, eine Präsentation des Themas, die im Klassenzimmer aufgehängt wird. Das Wandfries ist die Brücke zwischen abstraktem Denken und der realen Lebenswelt (Letschert 1997, 5). So kreieren und gestalten die Schüler beispielsweise beim Storyline-Thema „Schlosshotel“ ein schottisches Hotel mit Figuren aus Papier, die als Hotelangestellte und Gäste fungieren. Die Lernenden sind viel motivierter, wenn sie an dem von ihnen selbst gestalteten Wandfries arbeiten, als wenn ihnen der Lehrer fertige Bilder vorlegt. Alles wird für einen ganz bestimmten Zweck entworfen; mit anderen Worten, das Wandfries und die Figuren werden für vielfältige Aktivitäten und Rollenspiele verwendet. Ein- und dasselbe Thema kann je nach Stufe und Altersgruppe abgewandelt werden; so ist es beispielsweise denkbar, dass im Rahmen des Themas Schlosshotel über die Zimmer gesprochen wird, die Berufe der Figuren und die Farben ihrer Kleidung, dass Werbematerial als Reklame für das Hotel hergestellt wird, eine Pressekonferenz abgehalten, Menüs erstellt, Reservierungen vorgenommen werden usw.. © 3. Beurteilung Evaluation und Beurteilung sind Konzepte, die eng ineinander greifen, wobei Evaluation das weiter gefasste Konzept ist, während sich Beurteilung in erster Linie auf „die Beurteilung der Kompetenz der Person, welche die Sprache gebraucht“, bezieht (Modern Languages 1996,142). Ziel der Evaluation sollte sein, die Methoden festzulegen; das Feedback aus den Tests stellt eine verlässliche Ausgangsbasis für die Beurteilung unterschiedlicher Methoden dar (Rea-Dickins & Germaine 1992, 43). Die Beurteilung der Lernenden mithilfe von Tests kann einen summativen (abschließenden) oder formativen (prozessbegleitenden) Zweck verfolgen. Bei summativen Tests handelt es sich um eine auf einer Messung beruhende Evaluation zur Einstufung der Lernenden. Summative Tests sind produktorientiert und wenig aufschlussreich im Hinblick auf die Frage, was bei einer bestimmten Unterrichtsmethode funktioniert bzw. nicht funktioniert, oder darauf, was die Lernenden tun müssen, um ihre Kompetenz zu verbessern (Ibid. 45, 57, 117). Normalerweise finden diese Tests am Ende einer Unterrichtseinheit statt, und es wird eine Note dafür erteilt; sie können, müssen aber nicht unbedingt Leistungstests sein (Modern Languages 1996, 147). Bei formativen Tests dagegen beruht die Evaluation auf deskriptiven Daten wie z.B. Selbstbeurteilung, Fragebögen, Beobachtungen, Checklisten, Bestandslisten und Tagebücher. Formative Tests sind prozessorientiert und liefern ein Feedback über die Unterrichtsmethoden und für die weitere Planung (Rea-Dickins and Germaine 1992, 58). Darüber hinaus sollte ein Bestandteil formativer Tests auch die Eigenkontrolle sein, um die Lernfähigkeit zu verbessern und ein Feedback für den Unterricht zu geben (Modern Languages 1996, 147). Bei der Beurteilung der Lernenden anhand von Tests stehen entweder die Sprachleistung oder die Sprachfähigkeit der Lernenden im Vordergrund. Dementsprechend bezieht sich Leistung auf einen bestimmten Lehrplan, zum Beispiel die Arbeit in einer Woche. Sie kann einen formativen oder © summativen Zweck verfolgen. Lehrer bevorzugen häufig Leistungstests, weil sie damit eine Rückmeldung für ihren Unterricht bekommen (Modern Languages 1996, 145, 147). Dabei ist allerdings zu bedenken, dass nur Sprachleistungstests mit einem formativen Zweck eine Beurteilung erlauben, deskriptiv sind und ein Feedback für die Entwicklung des Lehrplans geben (Rea-Dickins & Germaine 1992, 45, 47). Bei Sprachfähigkeitstests dagegen wird beurteilt, was der Lernende allgemein kann; sie beziehen sich nicht auf das Lehrmaterial an sich. Sprachfähigkeitstests verfolgen häufig einen summativen Zweck, denn sie sind darauf ausgerichtet, die Lernenden einzustufen, und werden demnach beispielsweise auch als Einstufungstests eingesetzt (Ibid. 47). Die Evaluierung der Lernergebnisse ist ein Ziel der Evaluation, doch ist dies nicht für die Beurteilung einer bestimmten Methode des Fremdsprachenunterrichts geeignet (Ibid. 55). Mehr noch: was die Lernenden aus dem Unterricht mitnehmen, entspricht nicht unbedingt dem, was der Lehrer beabsichtigt hat. Der von den Lernenden tatsächlich bewältigte Lernstoff überschneidet sich nicht unbedingt mit den Zielen, die der Lehrer verfolgte oder in einer bestimmten Stunde vorgestellt hat, noch ist er darauf beschränkt. Damit die Schüler tatsächlich etwas aus dem Unterricht mitnehmen, dürfen im Vorfeld keine Erwartungen an die Lernergebnisse gestellt werden, und diese dürfen auch nicht definiert werden. Ein Lehrer, der auf der Grundlage der Unterrichtsziele einen Test durchführen möchte, muss das, was im Unterricht interaktiv vermittelt wurde, weitgehend ignorieren. Die Messung des neu erworbenen Lernstoffes am Ende einer Unterrichtseinheit ist nur dann möglich, wenn die Definition des Sprachenlernens eher eng gefasst wird (Slimani 1992, 197200). Bei der Betrachtung der Dichotomie zwischen Sprachleistung und Sprachfähigkeit zieht Slimani offenbar Sprachfähigkeitstests vor. Es gestaltet sich allerdings problematisch, den Umfang des vom Lernenden bewältigten Lernstoffes zu beurteilen, da dieser individuell variiert und nicht auf die © Unterrichtsziele beschränkt werden sollte, wie bereits weiter oben ausgeführt wurde. Eine Möglichkeit besteht darin, nach den Ansprüchen des Lernenden an den Lernstoff zu fragen, also ihn danach zu fragen, was er gelernt hat, das er vorher noch nicht wusste (Slimani 1992, 199). Will man verlässlichere Ergebnisse erzielen, kann man die Lernenden anschließend einem Test unterziehen, um festzustellen, inwieweit ihre Ansprüche an den Lernstoff ihren tatsächlichen Kenntnissen und Fertigkeiten entsprechen. 3.1 Beurteilung der Arbeit nach der Storyline-Methode Die Storyline-Methode rät von einer Leistungsmessung in künstlichen Situationen ab. Eine Beurteilung der Arbeit nach der Storyline-Methode sollte in jedem Fall realitätsbezogen und konstruktiv sein und auf eine Art und Weise erfolgen, die nicht als bedrohlich empfunden wird. Die Beurteilung dessen, was die Schüler tun, sagen und schreiben, sollte dem Lehrer Hilfestellung bei der Planung des nächsten Lernschritts, bei der Beurteilung der Effizienz der Planung und des Unterrichts und beim Erkennen von Verbesserungsmöglichkeiten bei der Vorstellung des jeweiligen Themas bieten (Bell 1998). Versucht man nun eine Deutung dieser Ausführungen in Anlehnung an das Kapitel über die Beurteilung, so spricht alles dafür, dass formative Tests besonders gut für die Storyline-Methode im Sprachunterricht geeignet sind, obwohl Selbstbeurteilungen an sich kein fester Bestandteil der Storyline-Methode sind. Formative Tests liefern das notwendige Feedback für die Weiterentwicklung des Themas und können in Form von Tests erfolgen, die weniger formal ausfallen und nicht als Bedrohung empfunden werden. Hinzu kommt, dass Sprachfähigkeitstests offenbar eher für die Storyline-Methode geeignet sind, bei der die Authentizität im Mittelpunkt steht, da die Sprachfähigkeit sich eher darauf bezieht, wie die Schüler mit dem Erlernen eines bestimmten, genau abgegrenzten Stoffs umgehen (Leistung). Natürlich sind Sprachfähigkeitstests in Einklang mit der Storyline-Philosophie keine formalen summativen Tests. © 4. Fallbeispiel: Klaus Groth Schule, Schleswig-Holstein, Deutschland Die vierte Klasse an der Klaus Groth Schule bestand aus 19 Schülern, die im vorangegangenen Schuljahr mit Englischunterricht (1 Stunde pro Woche) begonnen hatten. Bis zur fünften Klasse bekommen die Schüler keine Lehrbücher. Sie waren daher damit vertraut, mit den Materialien zu arbeiten, die ihnen der Lehrer zu verschiedenen Themen austeilte, etwa Möbel, Farben und Kleider. Sie waren allerdings noch nie mit der Storyline-Methode in Berührung gekommen, die einen Handlungsrahmen für individuelle Aufgaben im Unterricht vorgibt und den Lernenden mehr Kontrolle über das ermöglicht, was sie produzieren. Außerdem waren sie noch nie ausschließlich in englischer Sprache unterrichtet worden. Im Januar 2005 absolvierten sie innerhalb einer Woche einen siebenstündigen EnglischIntensivkurs, bei dem das Thema „Schlosshotel“ der Storyline-Methode behandelt wurde. Das Thema war für die Stufe A2 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (Sekundarschule) entwickelt worden und ziemlich schreibintensiv. Der Handlungsrahmen war nach einigen Kürzungen und Änderungen gut für die Schüler geeignet, welche in dieser Woche und an diesem Thema viel Spaß hatten. Besonders begeistert waren sie von ihrer neuen englischen Identität. 4.1 Beurteilung der Unterrichtsleistung: Vokabeltest Sinn und Zweck des Tests war es zu bestätigen, dass sich die Schüler den Lernstoff angeeignet hatten, wie dies auch beabsichtigt worden war. Der Test war so ausgelegt, dass nach einer Woche Unterricht die Sprachleistung und nicht die Sprachfähigkeit der Schüler ermittelt werden sollte. Dabei wurde auch das Hörverstehen getestet, da die Aufgaben nur mündlich gestellt wurden. Die Schüler bekamen ein weißes Blatt Papier, das sie nach meinen Anweisungen falteten, um ein Gitter aus acht Zellen („Kästchen“) herzustellen. Sie wurden aufgefordert, etwas in diese „Kästchen“ zu malen oder zu schreiben; ich hatte dasselbe leere Gitter vor mir an der Tafel © angebracht, um den Schülern zu zeigen, an welcher Zelle wir gerade arbeiteten. Ich bat sie, zu malen und auch, den betreffenden Gegenstand „herzustellen“ für den Fall, dass das Verb „malen“ ihnen nicht geläufig sein sollte. In Tabelle 1 werden die Aufgaben und die von den Schülern erzielten Ergebnisse dargestellt: Tabelle 1 Aufgabe 1. Malt einen roten Stuhl Vollkommen richtig 16 Teilweise richtig 2. Schreibt Euren englischen Namen 3. Malt ein blaues Bett Vorname: 11 Vor- und Zuname: 5 16 Vorname: 3 Vor- und Zuname: 4 3 (z.B. war das Kästchen blau gemalt und nicht das Bett) 4. Malt ein Schwimmbad 5. Malt ein Sofa 6. Malt einen Garten 7. Malt einen grünen Tisch 8. Malt ein Schloss 19 18 14 17 9 3 2 9 (Auf dem Gebäude stand das Wort “Hotel” geschrieben) Falsch 3 (z.B. war das Kästchen in roter Farbe ausgemalt) 1 2 1 Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Lernenden mit den Namen von Möbeln und Farben gut vertraut waren. Das schwierigste Wort war „Schloss“, und es kann mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden, das keiner der Schüler dieses Wort vorher kannte, doch haben wir es in der ersten Stunde behandelt, als ich das Schloss aus Pappe präsentiert habe, das unser Hotel werden sollte; das Wort wurde dann an die Tafel geschrieben und blieb dort auch die ganze Woche über stehen. Ein Vokabeltest spiegelt jedoch nicht alles wider, was im Unterricht gelernt wird. So kannten die Lernenden die Farben und einen Großteil der Möbel bereits im Vorfeld, und sie hatten viel Übung darin, sich selbst (die englischen Figuren) vorzustellen, was auch für ihre Aussprache und für das etwas anspruchsvollere Hörverstehen galt, das über das hinausging, was im Test tatsächlich © gemessen wurde. Ein ähnlicher Vokabeltest könnte auch zu Beginn der Woche angesetzt werden, um das Ausgangsniveau zu beurteilen, doch angesichts der entspannten Atmosphäre, die bei der Storyline-Methode geschaffen werden soll, wollte ich unter allen Umständen vermeiden, mit neuen Schülern zu arbeiten und zum Einstieg als erstes einen Test mit ihnen zu machen. Die Ergebnisse des Vokabeltests lieferten kein besonders gutes Feedback zur Frage, wie die Interaktion im Unterricht, das Unterrichtsmaterial usw. verbessert werden sollten. Bestenfalls könnten die Ergebnisse so ausgelegt werden, dass die Aktivitäten offenbar weitgehend erfolgreich waren. Der Test war allerdings insofern hilfreich, als er das von den Lernenden erworbene Wissen bestätigte, auch wenn er diesbezüglich nicht umfassend war. Das Abprüfen der Schülerleistung ist für Lehrer, Lernende und ihre Eltern auch weiterhin wichtig, doch sollte die Leistung der Schüler nicht das einzige Kriterium zur Beurteilung der Unterrichtsmethoden sein. 4.2 Beurteilung der Unterrichtsleistung: Beobachtung Für die Beurteilung der Arbeit im Unterricht empfehlen Rea-Dickins and Germaine (1992), mehr als nur die gemessenen Daten wie etwa die Testergebnisse der Lernenden zu beurteilen. Eine auf Messungen beruhende Evaluation kann durch deskriptive Daten ergänzt werden, welche für eine formative Evaluation und die weitere Entwicklung hilfreich sind. Die Autoren schlagen eine Reihe von Kriterien vor, die berücksichtigt werden sollten, wenn es um die Frage geht, welche Methoden derzeit verwendet werden und wie diese funktionieren (Ibid. 65). Diese Kriterien sind in der ersten Spalte in Tabelle 2 aufgeführt. Die Tabelle enthält eine Übersicht über meine eigenen Beobachtungen der Arbeit mit der 4. Klasse in der betreffenden Woche und beruht auf meinem Unterrichtstagebuch. © Tabelle 2 Merkmal einer Unterrichtsmethode (Rea-Dickins & Germaine 1992) Eingesetzte Materialien Beobachtungen im Unterricht Skizze eines Schlosses aus Karton, Muster einer MindMap, Möbelkataloge, Interviewblätter, Liste englischer Vor- und Zunamen, Muster für einen Personalausweis, Blatt zum Aufzeichnen der Aktivitäten der „Scavenger Hunt“*1 Verwendete Methoden Aufbauen auf den Erfahrungen der Lernenden (Was befindet sich in einem Hotel? Wer arbeitet in einem Hotel? usw.), Arbeit an einem Wandfries, Sprechfertigkeiten (Wiederholung alle zusammen), Schreibfertigkeiten (Übernehmen in die MindMap und das Wandfries), Spiele (setzt Euch, wenn... „Simon says“) Art der Interaktion Lehrerzentriert, da die Lernenden Anfänger waren; überwiegend vom Lehrer zum Lernenden, einige Initiativen wurden von den Lernenden auf Deutsch und Englisch vorgetragen; aber auch von Schüler zu Schüler, zunehmend in Englisch Lernaufgaben Sprechen: Interview, Begrüßung (Wiederholung alle zusammen und einzeln) Schreiben: Abschreiben von Vokabeln, Antworten beim Interview, Ausfüllen des Personalausweises Lesen: Interviewfragen, Personalausweis Zuhören während der gesamten Aktivitäten Verwendung der Mutter- Die Zielsprache wurde die ganze Zeit über und der Zielsprache verwendet (der Lehrer verstand die Muttersprache der Lernenden) Fehlerkorrektur Fehler beim Schreiben wurden schriftlich an der Tafel korrigiert; Fehler beim Sprechen wurden mündlich berichtigt, indem das korrekte Wort bzw. der richtige Satz wiederholt wurden (manchmal haben die Schüler um Wiederholung gebeten) Bedeutung für Storyline Die Materialien waren so konzipiert, dass sie die Kreativität des Lernenden förderten; nichts war fertig Ausgangspunkt waren die Beiträge der Lernenden, auch wenn sie ihre eigenen Ideen in Englisch nicht wirklich formulieren konnten, da sie Anfänger waren Nicht so viel Input von Seiten der Schüler, wie man sich gewünscht hätte, doch angesichts der Umstände ausreichend Arbeiten am Wandfries und Aktivitäten, bei denen das Wandfries eingesetzt wurde (Befragen der Hoteldirektoren zu den Einrichtungen des Hotels usw.) Wie ist der Standpunkt von Storyline? Die Sprache wurde authentisch verwendet, da nur Englisch gesprochen wurde Aufgrund der eingeschränkten englischen Sprachkenntnisse war es nicht möglich, über die Bedeutung zu verhandeln (d. h. den Lernenden die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Hypothesen zu entwickeln) 1 Scavenger Hunt: Spiel, bei dem die Teilnehmer verschiedene Gegenstände in der freien Natur sammeln und nach Hause bringen müssen (AdÜ) © Merkmal einer Unterrichtsmethode (Rea-Dickins & Germaine 1992) Gemeinsames Arbeiten Beobachtungen im Unterricht Bedeutung für Storyline Die Lernenden arbeiteten zu zweit, um die Räume zu gestalten, und in Gruppen, um über einen geläufigen Nachnamen für eine Familie zu entscheiden; sie halfen sich gegenseitig auf Deutsch Erledigung derselben Aufgabe auf unterschiedliche Art und Weise Manche Lernenden haben die Räume mit mehr Details ausgestattet als andere und haben auch mehr Gegenstände gekennzeichnet; die Scavenger Hunt wurde spontan von den Lernenden selbst völlig unterschiedlich verstanden, da die meisten von ihnen das Spiel nicht so spielen konnten, wie es eigentlich angedacht war Hörverstehen, Nachvollziehen des einem Hotel zugrunde liegenden Konzepts, Verstehen des Konzepts einer Familie (nicht alle Familienmitglieder können gleich alt sein) Die Lernenden hatten so viel Kontrolle über ihre Arbeit, wie dies aufgrund ihrer beschränkten Sprachkenntnisse möglich war Die Lernenden konnten entsprechend ihren Fähigkeiten arbeiten Schwierigkeiten der Lernenden Effizienz der Unterrichtsmaterialien Motivation der Klasse Das Thema Hotel ist möglicherweise ein Thema, das vielen Lernenden aufgrund ihrer bisherigen Lebenserfahrung nicht sehr vertraut ist Die Lernenden waren aufgrund der Methode Auch wenn junge Schüler nicht unbedingt mit Hotels hochgradig motiviert; allerdings stellt sich vertraut sind, hatten doch die Frage, ob das Hotelthema tatsächlich alle Spaß an der geeignet ist. Manche Lernenden sind mit Arbeitsmethode und Hotels überhaupt nicht vertraut, und viele beteiligten sich gegen haben beispielsweise die Zimmer ohne Betten gestaltet (obwohl besprochen worden Ende der Woche immer aktiver und reger war, was im Zimmer sein sollte) Auch wenn das Thema Die Klasse war in hohem Maße motiviert, Hotel nicht unbedingt obwohl sie Mühe hatte, dem Unterricht zu ideal für junge Schüler ist, folgen, der ausschließlich auf Englisch waren diese motiviert, abgehalten wurde. Offenbar hat zumindest und das Thema kann um einer der Schüler den Aussagen des interessante Aufgaben Klassenlehrers zufolge ein Interesse für Englisch entwickelt, das er zuvor nicht hatte erweitert werden, insbesondere um die englische Identität der Hotelgäste Die Ergebnisse der Beobachtungen liefern ein Feedback über das, was im Laufe der Woche funktioniert bzw. nicht funktioniert hat, und sind besser geeignet als Leistungstests, um zu entscheiden, wie mit Storyline weiter verfahren wird, sofern dies überhaupt beabsichtigt ist. Die Tatsache, dass ich meine Beobachtungen jeden Tag in meinem Unterrichtstagebuch festgehalten habe, hat mir dabei geholfen, die Aktivitäten während der Woche abzuändern (zum Beispiel, das © Lesen der Briefe auszulassen). Ausgehend von den Beobachtungen kann man aber auch darüber diskutieren, inwieweit die Methoden, die man derzeit verwendet, mit der Storyline-Methode in Einklang stehen und ob die Wahl der Themen der Altersgruppe wirklich angemessen ist. Da die Schüler im Hinblick auf die Zielsprache Anfänger waren und im Unterricht ausschließlich die Zielsprache gesprochen wurde, hatten sie kaum Kontrolle über den Prozess, wie dies bei der Storyline-Methode wünschenswert ist. Die meisten Bestandteile der Storyline-Methode waren jedoch gegeben, und obwohl gewisse Bedenken im Hinblick auf die Anwendbarkeit der Methode bestanden, bot das Hotelthema einen geeigneten Rahmen für die Arbeit mit Anfängern. Die Beobachtungen hätten durch Tonband- oder Videoaufnahmen ergänzt werden können, um die Methode und die Reaktionen der Lernenden darauf weiter zu analysieren. Darüber hinaus hätten solche Aufnahmen im Hinblick auf die Burteilung der Leistung der einzelnen Schüler ein umfassenderes Bild davon geliefert, was die Schüler tatsächlich können (Sprachfähigkeit) im Vergleich zur Messung dessen, woran sie sich aus der Woche noch erinnern (Leistung). Andererseits können solche Aufnahmen zwar Testsituationen mit größerer Realitätsnähe liefern, aber auch die Prüfungsangst schüren, welche die meisten Lernenden verspüren. Des weiteren ist eine so genannte „authentische“ Beurteilung (oder Leistung) nicht unbedingt sehr realistisch, sondern verzerrt möglicherweise die Ergebnisse, da manche Menschen mündlich viel gewandter sind und sich besser „verkaufen“ können als manche ihrer Mitstreiter, die unbeholfener und schwerfälliger wirken (Virta 1999, 47). 4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse Ziel der Studie war es festzustellen, inwieweit unterschiedliche Evaluationsmethoden ein Feedback für den Unterricht liefern können. Der Vokabeltest lieferte eine Reihe von Anhaltspunkten im Hinblick auf das von den Lernenden bislang erworbene Wissen, auch wenn in der betreffenden Woche nicht der gesamte Lernstoff bewältigt wurde und lediglich das Hörverstehen und das Vokabular abgefragt wurden. Der Vokabeltest hat gezeigt, dass der Unterricht weitgehend auf dem © richtigen Niveau angesetzt hat und recht erfolgreich war, er hat jedoch nur wenige Anhaltspunkte dafür geliefert, was konkret geändert werden könnte. Die Daten aus den Beobachtungen andererseits waren zu vage, als dass sie einen Hinweis auf die Leistung der einzelnen Schüler hätten liefern können, doch detailliert genug, um bei der Planung der nächsten Unterrichtseinheit in der betreffenden Woche eine Hilfestellung zu bieten. Mit anderen Worten, der Vokabeltest hat hilfreiche Informationen für die Lernenden und den Lehrer über das erworbene Wissen der Lernenden geliefert (obwohl diese Informationen natürlich fortlaufend erhoben werden müssen), während die Daten aus den Beobachtungen für die Unterrichtsplanung und vielleicht auch für die Analyse dessen, was funktioniert bzw. nicht funktioniert hat, besonders aufschlussreich waren. 5. Schlussfolgerung Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen die Beurteilung der Leistung der Schüler und die Möglichkeit, ein Feedback für den Unterricht zu bekommen. Die Lernergebnisse müssen auch künftig stets im Unterricht abgeprüft werden, und sie sind für Lehrer, Schüler und Eltern gleichermaßen von Bedeutung. Wichtig ist, dass zwischen Sprachfähigkeits- und Sprachleistungstests unterschieden wird. Sprachfähigkeit steht in Zusammenhang mit den Forderungen nach einer „authentischen“, leistungsbezogenen Evaluation und bezieht sich auf eine weit gefasste Definition des Sprachlernbegriffs, bei dem eine kommunikative Kompetenz erworben wird. Sprachleistung auf der anderen Seite ist eher geeignet, ein Feedback über die Interaktion im Unterricht zu bekommen. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass Prüfungen der Schülerleistung an sich noch nicht ausreichen, um die Unterrichtsmethoden und Lehrmaterialen zu beurteilen. Es bedarf einer Reihe von prozessorientierten Evaluationsmethoden, um Informationen im Hinblick auf die Verbesserung von Methoden, Materialien und Lehrplänen zu erhalten. Leistungstests sind aber auch komplexer als Tests, bei denen lediglich geprüft wird, ob die vom Lehrer vorgegebenen Ziele erreicht wurden. Das tatsächlich vom Lernenden erworbene Wissen kann gründlicher geprüft werden, indem eine Selbstbeurteilung durch den Lernenden (Ansprüche © an den zu bewältigenden Lernstoff) und Tests dessen, was der Lernende tatsächlich kann, miteinander kombiniert werden. Tiina Peltonen Ainedidaktinen seminaari Turun opettajankoulutuslaitos Turun yliopisto Maaliskuu 2005 Bibliografie Bell, S. 1998: Storyline Method as a strategy for language practice (Capital Tours). Unpublished handout of Storyline mobility 2005 Letschert, J. 1997: Storyline – a thematic approach to learning and teaching. The Netherlands European association for Educational Design. http://www.acskive.dk/storyline/Storyline%20atheamatic%20approach.htm [quoted 2.3.2005] Modern Languages: Learning, Teaching, Assessment. A common European Framework of reference. Draft 2 of a Framework proposal 1996. Strasbourg: Council for Cultural Co-operation, Education committee Rea-Dickins, P & K. Germaine 1992: Evaluation. Oxford University Press. Slimani, A. 1992: Evaluation of classroom interaction. In Alderson, J. and A. Beretta (eds.): Evaluating Second Language Education. Cambridge: Cambridge University Press. Storyline Method Finland 2005 (updated 21.2.05) http://www.acskive.dk/storyline/Finland/index.htm [quoted 2.3.2005] Virta, A. 1999: Uudistuva oppimisen arviointi. Mahdollisuuksia ja varauksia. Turku: Turun opettajankoulutuslaitos © Das Ergebnis zahlreicher Reflexionsgespräche mit Lehrern und Referendaren: Stärken und Grenzen der Storyline-Methode Unterricht • Storyline ist ein ganzheitlicher Ansatz, der die Kreativität und Lernbereitschaft der Schüler fördert. • Der Ansatz räumt dem Lernen Vorrang vor dem Unterrichten ein. • Er kann das selbständige Lernen stärker motivieren als herkömmliche Methoden des Fremdsprachenunterrichts. • Er bietet die Möglichkeit, einen umfassenden Handlungsrahmen für den Lernprozess der Schüler abzustecken. • Die Unterrichtsatmosphäre ist eine erwartungsvolle, da die Schüler versuchen, die weitere Entwicklung der Geschichte vorauszusehen. • Umfassender Gebrauch der Zielsprache. • Erfolgreiche Methode, um die Schüler zu ermutigen, natürlich und unbefangen und zuweilen spontan in der Zielsprache zu kommunizieren. • Möglichkeiten, fächerübergreifend zu arbeiten, z.B. Mathematik (Kopfrechnen). • Auf Fehler beim Schreiben macht die Lehrkraft sofort aufmerksam, und sie zeigt unmittelbar, wie es „richtig“ heißen muss. • Fehler beim Sprechen der Sprache werden berichtigt, indem die Lehrkraft mehrere Antworten zur Wahl anbietet. • Es werden alle vier Fertigkeiten geschult. • Die Sprech- und Schreibfertigkeiten werden in hohem Maße abgerufen. • Brainstorming kann wirksam eingesetzt werden, um die Schüler zu begeistern und sie zu ermuntern, ihre Vorkenntnisse, etwa Strukturen und Vokabular, sowie die neue Sprache zu verwenden. • Bei Hausaufgaben, die darin bestehen, verschiedene Themen zu recherchieren und die Ergebnisse vorzustellen, können Lese- und Schreibfertigkeiten geschult werden. • Mithilfe des Storyline-Ansatzes können viele verschiedene Fächer abgedeckt werden, und er bietet gute Möglichkeiten, um das kulturelle Bewusstsein der Schüler zu schärfen. • Der Ansatz ist bestens dafür geeignet, das Vokabular und die im Unterricht behandelten Themen zu festigen. • Er bietet viele hilfreiche Möglichkeiten, um zu beurteilen, wie die Schüler mit einer fremden Sprache umgehen, wie sie in der Gruppe arbeiten, wie kreativ sie die Sprache einzusetzen usw. © Reaktion der Schüler • Storyline ist eine völlig andere Lernerfahrung. • Die Schüler erarbeiten selbständig und in Eigenverantwortung ein vorgeschlagenes Thema und machen sich dieses zueigen. • Die Schüler sind aufgeregt, begeistert, interessiert und zeigen, was sie gelernt haben. • Die Schüler sind motiviert, da der Ansatz auf ihre Interessen zugeschnitten werden kann, z.B. Break Dancing. • Alle Schüler beteiligen sich am Unterricht, auch in der Präsentationsphase. • Sie können in unterschiedlichen Unterrichtsphasen kreativ sein. • Sie sind dank der flexiblen Struktur, die Storyline bietet, in der Lage, ihr Wissen zu demonstrieren. • Die Schüler schlagen Wörter nach, die sie persönlich interessieren und aus ihrer Lebenswelt stammen, und nicht Wörter, die sie in Lehrbüchern gelernt haben. • Ihr aktiver Wortschatz ist viel größer. • Die Lernergebnisse sind viel organischer und besitzen eine persönliche Bedeutung für die Schüler; sie sind weniger künstlich als im traditionellen Sprachunterricht. • Die Schüler behalten ihr Wissen besser, da sie für einen konkreten Zweck lernen. • Die Schüler haben das Gefühl, viel mehr erreicht zu haben. © Grenzen • Die Lernergebnisse sind möglicherweise unvorhersehbar. • Hoher Arbeitsaufwand und viel Vorbereitung für die Lehrkraft in Bezug auf die Leistung der Schüler. • Die Vorteile des Ansatzes gehen möglicherweise verloren, wenn dieser zu häufig eingesetzt wird. • Lesen und Schreiben werden leicht vernachlässigt. • Umfang, in dem die neue Sprache als Input vorgegeben werden kann • Das Schwergewicht wird mehr auf das Vokabular und weniger auf die Struktur gelegt, wobei die Bildung von Sätzen, welche die Schüler für die Präsentation benötigen, klar vernachlässigt wird. • Aufgrund des Storyline-Ansatzes fallen die Schüler beim Lernen zurück – sie hören auf, vollständige Sätze beim Sprechen zu bilden, und finden es schwierig, mit neuen Strukturen umzugehen. Verbesserungsvorschläge • Maximaler Gebrauch der Zielsprache. • Den Zugang zu unterschiedlichen Arten von Wörterbüchern gewährleisten. • Klare Definition der Ergebnisse von Storyline. • Berücksichtigen, welcher Stellenwert der Bildung vollständiger Sätze beigemessen wird. • Angebot unterschiedlicher Aktivitäten, um zu gewährleisten, dass keine der vier Fertigkeiten zu kurz kommt. • Vorbereitung der entsprechenden Ressourcen im Voraus. • Gewährleisten, dass die Überraschungsmomente von den Schülern entworfen werden – die Lehrkraft kann allenfalls Beispiele anbieten. ©