Häufige Hautkrankheiten bei der Katze

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Häufige Hautkrankheiten bei der Katze
Hauterkrankungen
genannte selbst induzierte Alopezie), das kann auch im
Versteckten sein. Denn da sind die Katzen auch wieder
Spezialisten. So zeigen einige Katzen den Juckreiz in Anwesenheit der Besitzer, aber andere Katzen jucken sich
nicht, wenn man zuschaut, sondern verziehen sich an
einen stillen Ort (zum Beispiel unters Bett oder in ein
anderes Zimmer) und verursachen sich da die auffälligen Hautveränderungen. Mit einer Untersuchung einiger
gezupfter Fellhaare der betroffenen Stelle unter dem Mikroskop (Trichogramm) kann dann festgestellt werden,
ob die Haarspitzen schön normal in die Spitze auslaufen.
Dann ist die Alopezie nicht von der Katze selbst induziert. Aber wenn die Haarspitzen ausgefranst oder abgebrochen sind, ist das ein eindeutiges Zeichen, dass sich
die Katze die haarlose Stelle selbst zugefügt hat.
Abb. 1: Haarlose Stelle über den Rücken, die
sich diese Katze durch vermehrtes Lecken und
Putzen selbst zugefügt hat.
Fotos: zVg
Häufige Hautkrankheiten
bei der Katze
Die häufigsten Gründe, warum Katzen beim Tierarzt vorgestellt werden, sind Juckreiz, Krusten, haarlose Stellen, Hautknoten oder Schwellungen. Viele verschiedene Krankheiten können der Grund für
diese Veränderungen sein, die häufigsten werden hier besprochen.
Von Silvia Rüfenacht
Wie kann sich Juckreiz bei der Katze äussern? – Die Katze ist in Sachen Juckreiz eine Künstlerin, denn sie kann
dieses unangenehme Gefühl der Haut in ganz verschiedenen Formen zum Ausdruck bringen:
• Kratzen (meist mit dem Hinterbein)
• vermehrtes Lecken und Putzen
• Beissen und Nagen (zum Beispiel an den Pfoten)
• vermehrtes Reiben (zum Beispiel mit den Vorderbeinen am Kopf)
• Haare ausreissen oder abbeissen
Bei all diesen Formen von Juckreiz kann man auf eine
einfache Art unterscheiden, was noch normal ist und
zum normalen Putzverhalten gehört oder was abnormal
und zu viel ist: Wenn die Katze so viel leckt, putzt, kratzt
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Die 3 häufigen Ursachengruppen für Juckreiz
oder haarlose Stellen:
• Hautparasiten
• Allergien
• Pilzinfektion
Zwei häufige Ursachengruppen für Hautknoten
und Schwellungen:
• Bakterielle Infektionen (z.B. Abszesse)
• Hauttumoren
Bei Juckreiz immer zuerst an Hautparasiten (Ektoparasiten) denken. Die häufigsten Hautparasiten
bei der Katze sind:
• Flöhe (Blutsauger)
• Zecken (Blutsauger)
• Ohrmilben (ernähren sich von Ohrschmalz und Hautschuppen)
• Herbstgrasmilben (ernähren sich von Zellsaft)
• Raubmilben (Cheyletiella, Schuppenfresser)
und so weiter, dass dabei die Haare abbrechen oder ausfallen und dadurch haarlose Stellen entstehen, oder dass
die Haut dabei gereizt und gerötet wird, Kratzspuren
oder Krusten zeigt, ist das zuviel und eindeutig ein Zeichen für Juckreiz (oder selten auch für Schmerzen oder
ein psychogenes Problem) (Abb. 1).
Alle diese Parasiten befallen nicht nur Katzen, sondern
können auch Hunde, Kaninchen, andere Tiere, aber auch
Menschen anstecken. Katzen mit Auslauf haben deutlich
häufiger Hautparasiten, als Katzen ohne Freigang. Auch
Stubenkatzen können sich anstecken, zum Beispiel
wenn andere Katzen (oder Hunde) zu Besuch kommen,
wenn sie an Ausstellungen gehen und so weiter.
Was verursacht haarlose Stellen (Alopezie)?
Die heutigen Mittel gegen Ektoparasiten (Ektoparasitika)
bieten viele Möglichkeiten, die Prophylaxe und Therapie
auf die Stärke des Befalls, die Zahl der Mitbetroffenen
Tiere und dem Wiederansteckungsrisiko anzupassen.
Einzig gegen die Zecken gibt es leider noch keine gut
wirkende Prophylaxe für die Katze. Gute Zeckenmittel
für Hunde sind toxisch für Katzen und dürfen auf keinen
Fall angewendet werden.
Hier gilt es zu unterscheiden, ob die Haare von sich
aus ausfallen (zum Beispiel bei einer Entzündung im
Bereich der Haarwurzeln, wie einer Hautpilzinfektion
oder bakteriellen Infektion), ob die Haare nicht nachwachsen (bei einer inneren Erkrankung) oder ob die
Katze die Haare ausreisst, abbeisst oder ableckt (das so
Kleine Papeln und
Krusten über den
Rücken bei der
miliaren Dermatitis.
Zusätzlich besteht
eine Alopezie.
Abb. 2
Allergien können sich bei Katzen sehr verschieden präsentieren
Nicht nur bei den Ektoparasiten, auch bei der Allergie ist
das wichtigste Symptom der Juckreiz, in all den verschiedenen Formen, die oben beschrieben sind. Im Gegensatz zum Hund können Katzen verschiedene spezielle
Erscheinungsformen bei einer Allergie zeigen. Nicht selten können sogar mehrere dieser Erscheinungsformen
dieselbe Katze plagen.
Miliare Dermatitis – Dabei sieht oder spürt man auf
der Haut unzählige (miliare) kleine gerötete Hauterhebungen (Papeln) mit winzigen Krusten, manchmal zusätzlich auch haarlose Stellen (Abb. 2). Diese Symptome
sind meist über den Rücken, Bauch, Hals und/oder Kopf
verteilt. Die kleinen Krusten fallen dann gerne zusammen mit einem kleinen Haarbüschel aus, oder man kann
sie leicht wegkratzen. Der beobachtbare Juckreiz kann
unterschiedlich stark sein.
Kopf und Hals-Juckreiz – Der Juckreiz ist hier oft
stark und auf den Kopf und Hals fokussiert, manchmal
auch an anderen Körperstellen zu beobachten. Es bilden
sich dadurch deutliche Kratzspuren, blutende Stellen
und Krusten, die sich die Katze immer wieder aufkratzen kann und somit nicht abheilen. Dadurch können
sich bakterielle Infektionen entwickeln und das Ganze
noch verschlimmern (Abb. 3). >
Aufgekratzte und blutige Veränderungen
am Kopf mit Kopfund Hals-Juckreiz.
Abb. 3
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Hauterkrankungen
Haarlose Stellen
beiderseits über den
Rücken: Symmetrische Alopezie.
scharf begrenzte Hautstellen, wo die Katze meist intensiv
dran leckt oder kratzt (Abb. 5). Diese Plaques kommen oft
am Rumpf, Hals oder Kopf vor.
• Der indolente Ulcus: Gewebeverlust (Ulcus) und
Hautverdickung ein- oder beidseitig an der Oberlippe,
der nicht schmerzhaft ist (indolent). Obwohl diese Veränderungen furchterregend aussehen, beeinträchtigen
sie die Katze meist erstaunlicherweise nicht stark beim
fressen, und sie kratzt oder reibt auch nicht auffällig oft
dran (Abb. 6).
• Eosinophiles Granulom: Gerötete, verdickte Hautstellen, die sich knotig anfühlen und manchmal leicht
nässend und haarlos sind. Sie schmerzen nicht bei Berührung und verursachen mehr oder weniger Juckreiz. Sie
kommen gerne angrenzend an die Pfotenballen vor, am
Kinn oder manchmal in der Maulhöhle (Abb. 7 und 8).
Nicht vergessen darf man, dass neben einer Allergie
auch andere Erkrankungen solche Symptome auslösen
können, wie zum Beispiel Infektionen (Bakterien, Pilze,
Viren), Ektoparasiten, Tumoren, etcetera und vor einer
Diagnose nur aufgrund der Fotos oder der Beschreibung
abzuraten ist.
Es gibt drei häufige Ursachengruppen für
Allergien
Abb. 4
Nässende längliche
Stelle am Oberschenkel (eosinophiles
Granulom).
Symmetrische Alopezie – Bei dieser Form fallen vor allem haarlose Stellen (Alopezie) auf, die auf beiden Körperseiten etwa gleich verteilt sind (symmetrisch). Die Haut
selber sieht dabei normal oder nur
leicht gereizt aus mit eventuell leichter Rötung oder kleinen Krüstchen
oder Schuppen. Meistens sind diese
Alopeziestellen über den Rücken
oder am Bauch zu finden (Abb. 4).
Eosinophiler Granulom Komplex – Der Name eosinophil kommt
von den eosinophilen Granulozyten,
einer speziellen Art der weissen Blutkörperchen, die in diesen Hautveränderungen vermehrt vorkommen.
Abb. 5
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Unter dem Überbegriff des eosinophilen Granulom Komplexes
werden drei Untergruppen von
Erscheinungsformen
zusammengefasst:
• Das eosinophile Plaque: Nässende, verdickte und erhabene, gerötete
bis leicht orangefarbene, oft längliche,
Die Gründe einer Allergie können sehr verschieden sein
und es ist immer empfehlenswert, diese Abzuklären und
dann wenn möglich gezielt zu beheben. Der Weg bis zur
Diagnose und zur erfolgreichen Therapie kann aufwendig und frustrierend sein, aber ist dennoch immer zu
empfehlen. So hat die Katze eine Chance, wenn möglich
ohne stärkere Medikamente ein glückliches und juckreizfreies Leben zu geniessen.
Die häufigsten Ursachen einer Allergie
Flohallergie – Die Allergie auslösende Substanz (das
Allergen) ist dabei der Flohspeichel, der bei jeder Blutmahlzeit des Flohs in kleinster Menge mit dem Flohstich
in die Haut der Katze gelangt. Typischerweise findet
man bei einer Flohallergie (im Gegensatz zum normalen
Flohbefall) keine oder nur vereinzelt Flöhe auf der Katze, auch Flohkot ist rar oder nicht auffindbar. Dadurch
ist diese Allergieform nicht einfach zu erkennen. Andere
Tiere im selben Haushalt können mehr Flöhe und deutlich weniger Juckreiz haben. Man hat zeigen können,
dass es den Flöhen deutlich wohler ist auf einer nicht
allergischen Katze und sich da besser/schneller vermehren kann. Auf allergischen Katzen findet man daher viel
Gewebeverlust
beidseits an der
Oberlippe bei einer
Katze mit indolentem Ulcus.
Abb. 6
obersten Hautschichten, die Haare und viel seltener
auch die Krallen. Die allerhäufigste Hautpilzart bei der
Katze heisst Microsporum canis. Andere Katzen, Hund
und Menschen können leicht durch Kontakt mit infizierten Haaren, Schuppen oder Pilzsporen direkt von Tier
zu Tier oder durch die Umgebung angesteckt werden.
Junge und langhaarige Katzen sind am häufigsten von
Hautpilzerkrankungen betroffen. >
Knotige Veränderungen an den
Pfotenballen.
weniger Flöhe.Aber ein einziger Flohstich reicht aus, um
bei einer allergischen Katze starken Juckreiz und Hautreaktionen am ganzen Körper auszulösen.
Futterallergie – Bei der Futterallergie reagiert eine
Katze auf ein oder mehrere Nahrungsmittelproteine mit
oben beschriebenen allergischen Symptomen. Allergie
auslösend sind oft ganz normale Futterbestandteile wie
zum Beispiel Rindfleisch, Milchprodukte, Hühnerfleisch,
Lammfleisch, Fisch, Getreideprodukte, Futterzusätze und
so weiter. Eine Futterallergie kann sich ganz plötzlich
gegen einen bestimmten Bestandteil entwickeln, auch
wenn der Patient schon über längere Zeit dasselbe gefressen hat. Manchmal kommen zusätzlich Verdauungsprobleme dazu, oder eine futterallergische Katze kann
auch nur Verdauungsprobleme ohne Juckreiz haben.
Abb. 7
Grosse offene
Stelle am Gaumen
des Oberkiefers.
Atopische Dermatitis – Die atopische Dermatitis ist
eine Allergie gegen Substanzen in unserer Umwelt, vor
allem gegen Hausstaub- und Vorratsmilben, Pilzsporen
oder Blütenpollen von Bäumen, Gräsern oder Kräutern.
Diese Allergene dringen dann durch die Haut in den Körper ein und verursachen da eine allergische Reaktion
mit Juckreiz. Beim Menschen kommt diese Allergieform
auch vor und wird dann oft Neurodermitis genannt. Allergien sind aber nicht ansteckend.
Was ist bei Hautpilzinfektionen (Dermatophytosen) zu bedenken?
Hautpilzerkrankungen stellen ein häufiges und manchmal langwieriges Problem dar. Der Pilz befällt dabei die
Abb. 8
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Hauterkrankungen
Wenn eine Katze einen Hautknoten oder eine Schwellung hat …
… kann es eine bakterielle Infektion
(Abszess) sein. Bei einer Katze mit
Freilauf ist der häufigste Grund für
eine von aussen sichtbare oder beim
streicheln spürbare Schwellung
oder Hautknoten eine Eiterbeule
(Abszess). Dieser bildet sich gerne
nach Auseinandersetzungen mit Artgenossen (oder seltener mit anderen
Tieren), indem durch eine Bissverletzung oder einen Krallenhieb Bakterien tief in die Haut eindringen, sich
Dezente Haarlose Stelle auf der Nase bei
dort schnell vermehren können und
dieser Katze mit einer Hautpilzinfektion.
Abb. 9
eine starke Entzündungsreaktion
hervorrufen (Abszess). Oft sind diese
Zeichen einer Dermatophytose können haarlose Stellen Abszesse anfänglich sehr schmerzhaft. Sie können spämit leichter Schuppung, manchmal gerötet, manchmal ter aufplatzen und der Eiter entleert sich durch ein oder
mit Krusten und Borken bedeckt sein. Zusätzlicher Juck- mehrere Löcher in der Haut nach aussen (Abb. 10).
reiz ist möglich. Kopf und Ohren sind vielfach zuerst betroffen (Abb. 9), aber auch die Vorderbeine und
-pfoten oder seltener andere Körperstellen. Untypische- Es kann auch ein Hauttumor sein
re Bilder können auch vorkommen, wo man nicht von
Anfang an eine Hautpilzerkrankung denkt. Erstaunlicher- Umfangsvermehrungen in oder unter der Haut können
weise sind in einem Mehrkatzenhaushalt meistens nicht auch Tumoren (Neoplasien) sein. Ein Teil davon ist gutalle Katzen von einer Pilzinfektion betroffen, obwohl artig (benigne) und wird dem Patienten keine grossen
der Pilz sehr ansteckend ist. Bei den Katzen ohne Haut- Probleme machen, aber es gibt auch bösartige Hauttuoder Fellveränderungen findet man jedoch oft infektiöse moren bei der Katze, wo man am besten früh genug rePilzsporen im Fell. Solche angesteckten, aber nicht er- agiert. Vom Aussehen her kann man nie genau sagen, um
krankten Katzen nennen wir «stille Träger». Sie stellen welchen Tumor es sich handelt. Die genaue Tumorart
immer wieder neue Infektionsquellen dar, die man bei wird mit Gewebeproben diagnostiziert, die mit einer
der Behandlung nicht vergessen darf.
dünnen Nadel (Feinnadelaspiration) oder mittels Biopsie entnommen werden und mikroskopisch beurteilt
werden. Damit kann der Verlauf und die Prognose abgeGrosse blutige Wunde am der
schätzt und für den einzelnen Patienten die verschiedeSchwanzbasis bei einem Abszess
(Region wurde ausgeschoren).
nen Therapiemöglichkeiten besprochen werden.
Abb. 11: Hautknoten, der sich bei
weiteren Untersuchungen als gutartig
(Trichoblastom) entpuppt.
weissen oder hellen Ohren, Augenlidern und Nase vor
und wird durch die schädlichen UV-Strahlen der Sonne
ausgelöst. Dadurch können in den obersten Hautschichten die Zellen entarten und tumorös werden (sich dauernd vermehren ohne auf die körpereigenen Signale
zum Wachstumsstopp zu reagieren). Die ersten Zeichen
sehen harmlos aus beim Plattenepithelkarzimon: kleine
Kruste(n), vielleicht Schuppen oder gerötete Haut auf
der Nase, am Ohrrand (Abb. 13), Lidrand oder manchmal auch auf der Stirn. Oft wird zuerst eine banale
leichte Verletzung vermutet Abb. 14). Typischerweise
verschwinden diese Veränderungen aber nicht nach
zwei bis drei Wochen, sondern werden ganz langsam
grösser und es entwickeln sich mehr Krusten und blu-
Abb. 12
tige Stellen. Es entstehen keine deutlichen Hautknoten,
sondern eher Löcher. Je früher aber diese Erkrankung
erkannt und behandelt wird um so besser für den Patient, weil die Tumorzellen sich mit langen unsichtbaren Ausläufern tief in das gesunde Gewebe eingraben
können und da schwer zu behandeln sind. Vorbeugend
kann bei schönem Wetter regelmässiges Sonnencremen
mit hohem Schutzfaktor (zum Beispiel Daylong ® 25)
helfen oder die Katze kann beispielsweise animiert werden, über die Mittagsstunden (zehn bis 15 Stunden) ein
Nickerchen im Haus zu machen.
Mehrere Mastzelltumoren am Kopf einer
jungen Katze.
Plattenepithelkarzinom an der Nase.
Abb. 13: beginnendes
Plattenepithelkarrzinom am
Ohrrand.
Häufige Hauttumoren bei der Katze sind:
• Haarwurzeltumoren (Trichoblastom, Abb. 11) und
Basalzeltumoren (beide meist gutartig)
• Mastzelltumoren (meist gutartig bei der Katze)
• Fibrosarkom (bösartig)
• Plattenepithelkarzinom (bösartig)
Was ist ein Plattenepithelkarzinom?
Abb. 10
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Das Plattenepithelkarzinom nimmt bei der Katze eine
Sonderstellung ein und wird darum an dieser Stelle genauer besprochen. Es kommt vor allem bei Katzen mit
Abb. 14
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