Lb 10.10.2013 - Winterthur Glossar

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Lb 10.10.2013 - Winterthur Glossar
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WINTERTHUR 11
DER LANDBOTE
DONNERSTAG, 10. OKTOBER 2013
Zeitzeuge: Im 99-jährigen Betonskelettbau waren einst Trams zu Hause. Das Herzstück des Busdepots Deutweg soll in die geplante Wohnüberbauung integriert werden, fordern Heimatschützer. Bild: Heinz Diener
Gnadenbrot für alte Hallen
Wende im Streit um das Busdepot Deutweg: Statt einen Abriss
durchzuklagen, sucht die Stadt das Gespräch mit dem Heimatschutz
und der IG Busdepot und schliesst einen Teilerhalt nicht länger aus.
an weiteren Verzögerungen und Gerichtskosten. «Wir wollen bauen, nicht
prozessieren», sagt Störi.
Abrissgegner frohlocken
MICHAEL GRAF
Mit dem Ausbau des Busdepots Grüzefeld wird die Einstellhalle am Deutweg
überlüssig. Die Stadt will darum das
rund 10 500 Quadratmeter grosse Gelände an bester Verkehrslage für rund
10 Millionen Franken verkaufen. Drei
Genossenschaften sollen hier 100 Wohnungen sowie Gewerberäume bauen.
Dieser Plan ist politisch unumstritten.
Heikler ist die Frage, wie es mit den
bestehenden Gebäuden weitergehen
soll. Der Stadtrat möchte einen Neubeginn bei null und sprach sich mehrfach
gegen eine Unterschutzstellung aus.
Der Heimatschutz und die IG Busdepot, eine Gruppe aus Anwohnern
und eingemieteten Kunstschaffenden,
wehrten sich gegen die Abrissgenehmigung mit Rekursen und einer Petition.
Eine Einigung schien lange ausser Bei der IG Busdepot ist die Freude
Reichweite. Wie diese Woche aber be- gross. «Nach zweijährigem Engagekannt wurde, hat die Baupolizei beim ment und einem gewonnenen Rekurs
Baurekursgericht die Sistierung des nimmt die Stadt unser Anliegen endlaufenden Prozesses beantragt. Man lich ernst», sagt Hannes Moos. «Offenwolle gemeinsam
sichtlich hat sie gemit den Rekurriemerkt,
dass
in
renden und den
einem
Prozess
«Nach zwei
bauberechtigten
alles so sonJahren nimmt nicht
Genossenschaften
nenklar wäre, wie
man uns
die
Möglichkeit
sie glaubte.» Moos
einer Teilerhaltung
endlich ernst» betont: Eine vollprüfen. Bei einer
ständige
UnterBesichtigung seien
schutzstellung habe
die Parteien mitHannes Moos, IG Busdepot
man nie gefordert.
einander ins GeMan begrüsse den
spräch gekommen,
genossenschaftlisagt Bausekretär Fridolin Störi. Er hof- chen Wohnungsbau. Dieser sei aber
fe nun auf eine einvernehmliche Lö- auch unter Einbezug von bestehenden
sung. Denn weder die Stadt noch die Bauten möglich. «Wir rekurrierten nur,
Genossenschaften hätten ein Interesse weil wir anders nicht gehört wurden.»
NEU IN
WINTERTHUR
Die geheimnisvollen Teilchenzwerge
Geschirr in allen Farben
Der Stoff, aus dem die Löffel, Becher
und Teller von Rice sind, heisst Melamin und ist besonders strapazierfähig. Das Geschirr der Marke fällt aber
vor allem wegen des Designs auf: Die
Produkte sind in fast allen Farben und
Mustern zu haben. Rice ist ein dänisches Label, das seine soziale Verantwortung ernst nimmt. Es wird darauf geachtet, dass die Produkte unter
Einhaltung der Menschenrechte und
unter gesunden Arbeitsbedingungen her gestellt werden. Am 18. Oktober eröffnet an der Metzggasse 16
ein Rice-Pop-up-Store. Allerdings nur
vorüber gehend, bis am 1. März 2014.
Lederjacken und mehr
Die Gebrüder Schott haben vor 100
Jahren eine Firma gegründet und die
Motorradlederjacke schlechthin auf
den Markt gebracht. In zahlreichen
Filmen hat es der Klassiker mit den
vielen Reissverschlüssen zu Weltruhm
gebracht. Jetzt hat an der Ober gasse
20 ein Schott NYC Store eröffnet.
Neben den klassischen Lederjacken
für Herren und Damen wird allerlei
trendige Oberbekleidung angeboten,
von der Hose bis zur Mütze. (red)
Schützenswert inden Moos wie auch volks neuen Wohnbauprojekten moHeimatschützer Beat Schwengeler vor mentan mit einiger Skepsis begegnen.
allem die Einstellhalle von 1914. Sie ist Ein allzu starrer Konfrontationskurs
ein früher Betonskelettbau und der hätte für die Stadt zum Bumerang werletzte Zeuge von Winterthurs Tramver- den können.
gangenheit. Auch
Bleibt die Frage,
das Verwaltungsgeob die Genossenbäude von Adolf
schaften die Ein«Wir wollen
Kellermüller, dem
schränkung akzepbauen,
Architekten des abtieren. Die ersten
nicht
gerissenen VolksSignale an der Behauses, indet Moos
gegnung seien posiprozessieren»
schützenswert, im
tiv gewesen, sagt
Gegensatz zu den
Moos. «Sie sind
anderen ErweiteFridolin Störi, Bausekretär
einem
Teilerhalt
rungen.
nicht abgeneigt.»
Für die Stadt
Auch Störi glaubt,
geht es um viel Geld: 7,5 Millionen dass eine Einigung in Reichweite liegt.
Franken aus dem Landverkauf sind be- «Wenn man in Winterthur vernünftig
reits für die Erneuerung des Depots miteinander redet, indet man eigentGrüzefeld verplant. Das überraschende lich immer einen Kompromiss.» Falls
Nein zur Zeughaus-Vorlage könnte mit dieser doch scheitern sollte, können die
zum Umdenken beigetragen haben: Ei- Gegner die Wiederaufnahme des Pronerseits entgingen der Stadtkasse dort zesses verlangen. «Wir haben alle vier
10 Millionen Franken. Andererseits Asse in der Hand und sind dran», sagt
zeigte sich, dass grosse Teile des Stimm- Hannes Moos selbstbewusst.
Die Wanderausstellung Expo
Nano bringt im Technorama bis
Sonntag Risiken und Chancen
der Nanotechnologie näher.
MARC HERTER
Im Atrium des Technoramas herrscht
reges Treiben. Zwischen den Exponaten des Science Centers widmen sich
Besucher der Ausstellung zur Nanotechnologie. An Infosäulen wird gezeigt, wo Nanoteilchen zur Anwendung
kommen und welche Chancen und Risiken sie bergen. Daneben können
Experimente durchgeführt werden. An
einer Säule bietet sich etwa die Möglichkeit, mit einem Wasserzerstäuber
zu testen, wie wasserabweisend eine
nanobeschichtete Krawatte ist.
Doch was sind Nanopartikel eigentlich? Dieser Frage widmete sich eine
Expertenrunde zur Eröffnung der
Wanderausstellung im Technorama.
Peter Gehr vom Nationalen Forschungsprogramm erklärte, dass es sich
dabei um kleinste Partikel aus Mineralien, Metallen oder anderen Substanzen
handelt. Die Partikel seien nicht grös-
Mit kleinen Experimenten wird die Wirkung der Nanopartikel veranschaulicht. Bild: pd
ser als der milliardste Teil eines Meters.
«Das entspricht dem Grössenverhältnis
zwischen einem Fussball und unserer
Erdkugel», sagte Gehr. Nanoteilchen
hätten ganz andere Eigenschaften als
grössere Teile desselben Materials und
könnten darum in verschiedensten Bereichen genutzt werden. Sie inden Verwendung in Sonnencremen, in der Medizin oder als leichter und robuster
Werkstoff, zum Beispiel im Velobau.
Für Babette Sigg, Präsidentin des
Konsumentenforums, birgt die Technologie zwar Risiken, die Vorteile würden
aber überwiegen. Etwa in der Krebsbekämpfung könne die Nanotechnologie
für Verbesserungen sorgen. Hier hakte
Rolf Marti von der Krebsliga ein. Er erklärte, wie Tumore mittels Nanotechnologie gezielt angegriffen werden können, ohne wie bei einer Chemotherapie
den ganzen Körper des Patienten zu
schwächen. Gehr gab trotz der Vorteile
der Nanotechnologie zu bedenken,
dass die Risiken weitgehend unerforscht seien. Zwar bestehe nach heutigen Erkenntnissen keine Gefahr bei gebundenen Partikeln wie dem UVschützenden Titanoxid in Sonnencremen. Doch würden über lange Zeit
viele Nanopartikel eingeatmet, bestehe
ein Krebsrisiko. Fast ganz unerforscht
sind laut Gehr die Auswirkungen von
Nanopartikeln auf die Umwelt. Von
dort könnten sie indirekt auf den Menschen wirken. Konsumentenschützerin
Sigg wünscht sich deshalb, dass Produkte mit Nanopartikeln deklariert
werden. «Die Konsumenten sollen die
Wahlfreiheit haben, ob sie sich den Risiken von Nanopartikeln aussetzen
wollen.» Das Konsumentenforum habe
dazu ein Merkblatt. Sigg räumte ein,
dass das Thema Nano in der Bevölkerung noch nicht angekommen sei. Genau deshalb macht die Nano-Expo im
Technorama halt. Sie soll der Öffentlichkeit das Thema näherbringen.
Expo Nano
Mobile Ausstellung zu Chancen und Risiken
der Nanotechnologie. Bis Sonntag, 13. Oktober,
von 10 bis 17 Uhr im Atrium des Technoramas
(gratis). Internet: www.exponano.ch.