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rg an se it e .o an SEITE SEITE ww w.s e ite Verein zur Förderung von blinden und körperbehinderten Menschen Ausgabe 2/10 : r o v n e l l e t s Wir i f o r P r e d N LEO eon L d n u h führ n e d n i l B otter H u a r F für ziert n a n i f s au „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Raiffeisen Österreich Benefiz Event 2009 Assistenzhundeausbildung Rendezvous mit der Cote d‘Azur Fazit einer Pressereise mit behinderten Journalisten 7S 843 Die Wiener haben’s gut Z0 t 10 3 Sie haben einen Dienstmann … or ons in os g.P Heute geht‘s um Rugby /Sp „Von HEUTE auf MORGEN“ Po che G st A ... es kann einfach jeden treffen ... Ö rr s te eic his Achtung Stufe INHALT INHALT 3 Seite an Seite 4 Wir stellen Vor: 6 „2 BEINE für 4 PFOTEN“ 9 Assistenzhundeausbildung 4 6 Ein Verein stellt sich vor LEON der Profi Raiffeisen Österreich Benefiz Event 2009 12 Rendezvous mit der Cote d‘Azur 15 Kleiner Ratgeber für Gastwirte im Umgang mit Blinden 16 Die Wiener haben’s gut Fazit einer Pressereise mit behinderten Journalisten Sie haben einen Dienstmann … 18 Heute geht‘s um Rugby 21 „Von HEUTE auf MORGEN“ 22 Achtung Stufe ... es kann einfach jeden treffen ... IMPRESSUM 9 18 2 Seite an Seite Magazin 2/2010 Erklärung über die grundlegende Richtung gem. § 25 Mediengesetz vom 12.6.1981: Das Aufgabengebiet des Magazins „Seite an Seite – Verein zur Förderung von blinden und körperbehinderten Menschen“ ist die Berichterstattung sowie Information über die Tätigkeit des Vereins Seite an Seite. Erscheinungsweise viermal jährlich. Medieninhaber und Herausgeber: Verein Seite an Seite, ZVR Nr. 053868287 Eigenverlag: Seite an Seite – Verein zur Förderung von blinden und körperbehinderten Menschen Adresse: Binderstraße 5, 4540 Pfarrkirchen, Tel. zu erreichen über Fa. Sirius Werbeagentur 07224/65755, Fax DW 666, Web: www.seiteanseite.org Inserate, Satz & Layout: Sirius Werbeagentur GmbH, Wienerstraße 16, 4481 Asten, Tel.: 07224/65755, Fax DW 666 Scampolo-Design, Fischlhamerstraße 14, 4650 Edt/Lambach, Tel.: 07245/20165, Fax DW 4 Druck: AV+Astoria Druckzentrum, Faradaygasse 6, 1030 Wien, Tel.: +43/1/797 85-213, Fax DW 218, www.av-astoria.at Copyright Text und Fotos: Seite an Seite VEREIN Der volle Vereinsname Seite an Seite – Verein zur Förderung von blinden und körperbehinderten Menschen, sagt einerseits schon sehr viel aus, ist aber andererseits sehr dehnbar. Wir haben uns vorgenommen dort einzuspringen, wo das soziale Netz ausfällt. Der Hauptpunkt in unserer Vereinstätigkeit liegt also in der Ausfinanzierung von Hilfsmitteln. Seien das nun Blindenführhunde, Assistenzhunde, Rollstühle, Sanitäreinrichtungen, Fahrstühle, oder auch einfach Kleinigkeiten wie Blindenstöcke, Armbinden oder Winterräder für Rollstühle. Der zweite Schwerpunkt unserer Vereinstätigkeit liegt an der Sensibilisierung unserer gesunden Mitmenschen. Speziell in unserer Vereinszeitschrift Seite an Seite, versuchen wir allen Lesern zu vermitteln, dass kein Mitleid angebracht ist, aber der eine oder andere in gewissen Situationen Hilfe braucht. Der Hauptschwerpunkt liegt nun darin, den Leuten zu zeigen wie man hilft. Hier sind aber noch immer Schwellenängste vorhanden. Es liegt nicht daran, dass niemand helfen will, es liegt daran, dass die Meisten nicht wissen was man tun soll. So werden Blinde beim „Geholfen werden“ aus dem Gleichgewicht gerissen und über die Straße begleitet, obwohl dieser gar nicht auf die andere Seite wollte. Das Geheimnis liegt im Fragen. Kann ich ihnen helfen? Was soll ich tun? Alleine die 2 Fragen garantieren einen richtigen Umgang mit behinderten Menschen. Auch wissen viele Gastwirte noch immer nicht wie man einen Tisch für Blinde deckt, oder welche Barrieren für einen Rollstuhlfahrer unüberwindlich sind. Auch hier werden wir Hilfestellung leisten. Zuallerletzt, kämpfen wir Seite an Seite mit anderen Vereinen für Themen und Aufregungen im Behindertenbereich, wie zum Beispiel die Vereinheitlichung von Ausbildungsrichtlinien für Blindenführhunde, oder die Abschaffung der Umsatzsteuer auf Hilfsmittel für blinde und behinderte Personen. Alles in allem ein sehr umfangreiches Programm, das wir sehr motiviert in Angriff nehmen. Ihr Obmann Andreas Michalik Foto: Hannes Bodingbauer Seite an Seite Ein Verein stellt sich vor www.seiteanseite.org an SEITE SEITE Verein zur Förderung von blinden und körperbehinderten Menschen 3 INTERVIEW Wir stellen Vor: LEON der Pro�. Fr. Hotter aus Salzburg erhielt am Freitag den 12. März die Nachricht, dass der Restbetrag von 8175,– Euro für Ihren Blindenhund Leon von Seite an Seite überwiesen wurde. Ihre überglückliche Reaktion zeigte uns, wie wichtig unsere Arbeit ist, einen kleinen Beitrag für die Unabhängigkeit unserer Mitmenschen zu leisten. Frau Hotter wurde am 2. September 1961 geboren und war von Geburt an kurzsichtig. Im Jahre 1993 wurde die Diagnose Retinitis Pigmentosa gestellt. Von da an ging es mit der Sehstärke ständig bergab. Heute sieht Fr. Hotter fast nichts mehr. In absehbarer Zeit wird Frau Hotter Vollblind sein. Wir führten ein Interview. SAS: Wie viel sehen sie jetzt eigentlich noch? Hotter: Sie müssen sich das so vorstellen: Nehmen Sie sich eine Zeitung und rollen Sie diese zusammen. Dann halten Sie ein Glas davor und sehen durch. Ich kann also durch den Tunnelblick nur mehr durch Kopfbewegungen fokussieren, und kann hell und dunkel unterscheiden. Aber wenn eine Tür nur halb geöffnet ist laufe ich dagegen, weil ich durch den Lichtschein glaube das diese geöffnet ist. Autospiegel oder kleine hervorstehende Dinge kann ich gar nicht wahrnehmen und laufe stets dagegen. Ich habe schon soviel blaue Flecke wie ein Stuntman. SAS: Sie wurden doch auf Bürokaufmann vom AMS umgeschult. Sie könnten doch mittels Computer noch arbeiten. SAS: Wir möchten unseren Lesern ein wenig Ihr Lebensgefühl vermitteln, deshalb haben wir ein paar alltägliche Fragen vorbereitet. Wie kommen sie denn in unserer hektischen Welt mit ihrem Handicap zurecht? Hotter: Ich bastle viel. Ich töpfere und male. Alles Dinge die ich vorher auch gemacht habe. Nur leider wird jetzt halt alles ein bisschen gröber ( lacht ). Ich freue mich auch wenn ich mit meinem Leon wieder Spazierengehen kann. Ich habe zwar eine Tochter, aber die ist ja auch Berufstätig und hat nur begrenzt Zeit. Früher habe ich auch gerne Bücher gelesen, aber in Brailleschrift ist das mühsam und ein Hörbuch dient Hotter: Nicht sehr gut. Die Menschen drängeln und stoßen – sie achten dabei gar nicht auf meinen Blindenstock. Wenn ich mit meinem 4 Hund gehe ist das besser. Obwohl ich zugeben muss, dass ich teils selbst Schuld bin da ich meine Armbinde nicht immer trage. Hotter: Leider nicht. Nach 180 schriftlichen Bewerbungen und 150 persönlichen Vorstellungsgesprächen, wurde ich in Berufsunfähigkeitspension geschickt. Das hat gegenüber einer Invaliditätspension den Nachteil, dass ich nicht mal einen Euro dazuverdienen darf. Ich bin also zur Untätigkeit verpflichtet. SAS: Wie verbringen Sie dann den Tag? INTERVIEW eher als Schlafmittel denn einer spannenden Lektüre. mit einem Tandem versucht, aber da sind wir nicht weit gekommen. SAS: Wie geht‘s Ihnen mit alltäglichen Dingen, wie einkaufen, kochen und putzen? SAS: Wenn Sie an ihre Zukunft denken, was werden Sie am meisten gegenüber Sehenden vermissen? Hotter: Oh einkaufen ist ganz schlecht. Meist finden Sie im Supermarkt keine Verkäuferin, und wenn dann ist das wie im Baumarkt, weil die Verkäuferin nicht in der Abteilung arbeitet von der ich etwas benötige. Kochen geht noch ganz gut, muss aber dazu sagen, dass ich bei der Einrichtung meiner Küche bereits Bedacht darauf genommen habe, dass ich Vollblind werde. So öffnen sich meine Hängeschränke nur nach oben, die Knöpfe meiner Elektrogeräte kann man gut greifen, und jedes Gerät hat seinen bestimmten Platz. Eine vollblinde Freundin hat mir gezeigt, dass man auch als Blinde Kochen kann, auch wenn‘s manchmal einige Blessuren gibt. Putzen ist etwas schwieriger da ich auf allen vieren meine Flächen putzen muss, deswegen stehen auch immer weniger Gegenstände in der Wohnung. SAS: Vor was fürchten Sie sich am meisten? Hotter: Das ich meine Unabhängigkeit verliere. Das fängt beim Einkaufen an und hört beim PC auf. Mit genügend Geld können Sie sich Lebensmittel liefern lassen, eine Begleitperson bezahlen, oder auch mal auf Urlaub fahren. Aber als Mindestrentner kann ich mir das nicht leisten. Die einzigen Hilfsmittel zur Erhaltung meiner Unabhängigkeit werden mein neuer Blindenführhund Leon und meine Tochter Katrin. SAS: Wenn sie noch mal einen Tag volle Sehkraft hätten was würden Sie tun? Hotter: Radfahren mit meiner Tochter Katrin. Von allen Entbehrungen welche eine Tochter einer sehbehinderten Frau auf sich nehmen muss, waren Radausflüge die am meisten vermisste Freizeitbeschäftigung. Wir haben es zwar mal Hotter: Ich weiß, dass ich die Kinder meiner Tochter nicht sehen werde. Ich weiß, dass ich die Kinder meiner Verwandten nicht wachsen sehe. Ich kann zwar mit den Händen mittlerweile ein Grundaussehen ertasten, aber das ist nicht dasselbe. Diese Bilder nicht sehen zu können, macht mir am meisten zu schaffen. SAS: Hat ihre Sehbehinderung rückwirkend auch etwas positives? Hotter: Ja. Vor allem wurde mir viel Zeit mit meiner Tochter geschenkt. Deswegen haben wir auch so eine enge Beziehung. Auch gibt mir Hilfe von Leuten welche ich gar nicht kenne ein positives Lebensgefühl. Ob das nun Organisationen, Unternehmen oder Privatleute sind, es zeigt das auch in der heutigen Zeit Menschen füreinander da sind. SAS: Wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihre offenen Worte. Wir werden uns dann Ende April sehen, wenn Sie ihren Leon in Empfang nehmen können. Derzeit ist er ja noch in Ausbildung. Wir wünschen Ihnen bis dahin alles gute und freuen uns auf ein Wiedersehen. Hotter: Gerne, und nicht vergessen, wenn sie in der Nähe sind, einen Kaffee gibt‘s bei mir immer. Es führte das Interview unser Obmann Andreas Michalik 5 AUS ANDEREN VEREINEN „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Raiffeisen Österreich Bene�z Event 2009 Für diese Menschen setzen wir uns ein und arbeiten am Aufbau der Wolfgang Niegelhell Stiftung zur Finanzierung von Blindenführhunden, denn jeder sehbehinderte oder blinde Mensch in Österreich sollte das gleiche Recht auf das wertvolle Hilfsmittel „Blindenführhund“ haben! 6 „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Infotag vor dem Parlament an der Wiener Ringstraße. Foto: Mag. Cornelia Albrecht Der Musiker Wolfgang Niegelhell, selbst blind und stolzer Besitzer von Blindenführhündin „Colima“, ist der Begründer der Stiftungsinitiative. Foto: Mag. Cornelia Albrecht Viele sehbehinderte und blinde Menschen wünschen sich einen Blindenführhund als Mobilitätshilfe und Partner im Straßenverkehr, können aber die hohen Anschaffungskosten nicht aufbringen, haben aufgrund ihrer beruflichen und/ oder sozialen Situation wenig Aussicht auf staatliche Förderungen und finden keinen Zugang zu Mag. Isabella Bukovics, Vertreterin von GroßPrivatsponsponsor „Nestle Beneful“, mit Blindenführhündin „Colima“ und Wolfgang Niegelhell soren. Der blinde Musiker, Behindertensportler und „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Initiator Wolfgang Niegelhell mit seinem Blindenführhund „Colima“ Foto: Robert Steiger, ANS New Media Foto: Mag. Cornelia Albrecht Von 18. bis 28. November 2009 fand unter dem Motto „2 BEINE für 4 PFOTEN“ erstmals auf einer Strecke von 2.000 km quer durch ganz Österreich ein BenefizStaffellauf zur Gründung einer Stiftung zur Finanzierung von Blindenführhunden statt. Panflötenvirtuose & Sänger Wolfgang Niegelhell in der Stadthalle Graz, „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Benefizkonzert 18.12.2009 Im Jahr 2006 spielte er mit seinem ersten, in den Medien viel beachteten Benefizkonzert „Ein Traum wird wahr“ vor 3.000 Besuchern in der Stadthalle Graz Euro 10.000,- für seinen Traum zur Gründung einer Stiftung ein. Mithilfe von laufend stattfindenden Benefizaktionen und Spenden seiner Fans konnte Wolfgang Niegelhell bereits einen beachtlichen Teil des für die Stiftungsgründung erforderlichen Startkapitals auf dem von ihm eingerichteten Spendenkonto ansparen. Foto: Susanne Posch AUS ANDEREN VEREINEN Begeisterte Zuschauer beim 2. Wolfgang Niegelhell Benefizkonzert am 18.12.2009 in der Stadthalle Graz unter dem Motto „2 BEINE für 4 PFOTEN“. Foto: Mag. Cornelia Albrecht Es ist uns gelungen, mit dem „2 BEINE für 4 PFOTEN RAIFFEISEN ÖSTERREICH BENEFIZEVENT“ viele ÖsterreicherInnen umfassend über Möglichkeiten der Integration von Behinderten in die Gesellschaft im allgemeinen und die Aufgaben von Blindenführhunden im Straßenverkehr im besonderen zu informieren. Außerdem haben wir in allen Landeshauptstädten Österreichs das von Papst Benedikt XVI. in Rom gesegnete Adventlicht verteilt und konnten so viele Spenden für die Errichtung der „Wolfgang Niegelhell Stiftung für Blindenführhunde“ zu sammeln. Neben Wolfgang Niegelhell selbst bildeten 20 steirische Ultraläufer und der bekannte Barfußläufer & „Pumuckel“ Dietmar Mücke aus Bayern unter der Führung des bekannten Ultrasportlers und Veranstalters Dietmar Michalitsch das „2 BEINE für 4 PFOTEN“ StaffellaufTeam. Wir konnten auf unserer 2.000 km Strecke durch ganz Österreich auch viele Politiker und Promis für unser Vorhaben, den Aufbau einer Blindenführhundestiftung, begeistern! Auf den Fotos sehen Sie den burgenländischen Landeshauptmann Niessl, Nationalratsabgeordnete und Behindertensprecherin Helene Jarmer, Waterloo, Salzburgs Bürgermeister Schaden, Vorarlbergs Landesrat Schwärzler, und Klagenfurts Bürgermeister Scheider! Sie alle waren nicht nur begeistert von unserem Vorhaben sondern unterstützten uns auch mit großzügigen Spenden! Wolfgang Niegelhell & Blindenfürhhündin „Colima“ übergeben das vom Papst gesegnete „2 BEINE für 4 PFOTEN Friedenslicht an Burgenlands Landeshauptmann Niessl 7 Foto: Susanne Posch AUS ANDEREN VEREINEN Foto: Susanne Posch 2 BEINE für 4 PFOTEN Benefizkonzert Finale – Wolfgang Niegelhell und sein „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Raiffeisen Österreich-Team Foto: Susanne Posch Das großartige Ergebnis des österreichweiten „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Benefiz Events, präsentiert von REHA-Hund „Noah“ und Hauptsponsor Raiffeisen! 8 Einen würdigen Abschluss in elegantem Rahmen fand unser Österreich-Event am 18. Dezember mit dem 2. Wolfgang Niegelhell Benefizkonzert in der Stadthalle Graz. Großer Höhepunkt war der feierliche Fackeleinzug unserer „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Österreich-Läufer und die Verkündung der „erlaufenen“ Spendensumme von Euro 30.000,- gemeinsam mit unserem Hauptsponsor Raiffeisen in Gestalt von Marketingleiter Dr. Weinhofer! An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an alle unsere Spender, Fördergeber und Sponsoren, insbesondere an unsere Großsponsoren, ohne die das überwältigende Spendenergebnis von Euro 30.000,- nicht möglich gewesen wäre: Raiffeisen Landesbank Steiermark, Nestle Beneful Purina, Ziegelfertighaus Malli, Bekleidungssponsor Under Armour, KFZSponsor Kia und Royal Canin. Foto: Robert Steiger, ANS New Media AUSBILDUNG Foto: Mag. Cornelia Albrecht Blindenführhund „Colima“ bedankt sich für die großzügige Spende von Andrea Fraunschiel, Bürgermeisterin von Eisenstadt Nationalratsabgeordnete und Behindertensprecherin Helene Jarmer im Gespräch mit „2 BEINE für 4 PFOTEN“ Initiator Wolfgang Niegelhell Texte und Fotos, Initiative „Augen auf Pfoten“, zum Aufbau der Wolfgang Niegelhell Stiftung für Blindenführhunde Weitere Bilder und ausführliche Berichte sowie alles über den Stiftungsaufbau finden Sie auf www.augenaufpfoten.at ! Wolfgang Niegelhell & Mag. Cornelia Albrecht Assistenzhundeausbildung Welche Hunde sind geeignet? Was können sie? Wer benötigt einen Assistenzhund? Fragen genug, um uns bei einer kompetenten Ausbildungsstätte umzusehen. Unsere Auswahl fiel auf den nun fast seit 20 Jahren bestehenden Verein Partner-Hunde Österreich, welcher sich nach den Ausbildungslinien der Assistance Dogs Europe hält. 9 AUSBILDUNG Frau Färbinger, die Leiterin von Partner-Hunde Österreich, gab uns gerne Auskunft wie aus einem Welpen ein voll ausgebildeter Assistenzhund im Wert von 15 000,– Euro wird. Die Auswahl der Welpen beginnt schon bevor Sie auf der Welt sind. Es werden nur Eltern zugelassen welche sehr gutmütige Charaktereigenschaften aufweisen und vor allem vor Gesundheit strotzen. Eine beliebte Mischung ist eine Kreuzung aus Labrador Retriever und Golden Retriever. Die Welpen dieser ansonsten reinrassigen Hunde sind nicht nur sehr gutmütig, sondern meist auch kurzhaarig. Jeder der schon mal einen Langhaarhund seinen Begleiter nennen durfte, weiß wie pflegeaufwendig er ist. Nach 63–65 Tagen Trächtigkeit erblicken 6–10 Welpen das Licht der Welt. Nach den ersten drei Wochen sind sie schon nette herumspielende Welpen und der Ernst des Lebens kann spielerisch beginnen. Schon ab der vierten Woche werden die Junghunde an alles mögliche gewöhnt. Auf dem Lehrplan stehen lärmende Volksschulklassen, der Umgang mit Katzen und anderen Haustieren, Autofahrten, sowie schon das erlernen der Grundkommandos wie Sitz, Platz, Steh sowie das Spazierengehen mit durchhängender Leine. Wir wollen ja einen Partnerhund keinen Schlittenhund. Nach 10–12 Wochen geht‘s dann ab zur Gastfamilie. Diese hat die Aufgabe die erlernten Kommandos weiter zu konditionieren, sowie den Hund best möglich zu sozialisieren. Das heißt mit dem Welpen/Junghund Einkaufen gehen, Bus fahren, auf den Rummel, zu Bauernhöfen gehen etc. Je besser der Hund an Lärm, andere Tiere und Menschen gewöhnt ist, desto besser wird er in allen Lebenssituationen klar kommen. Aber auch die soziale Bindung darf bei der Gastfamilie nicht zu kurz kommen. Normales spielen, kuscheln und ausgelassenes herumtollen stehen ebenso auf dem Ausbildungsplan. Und ein guter Assistenzhund wird 10 auch ein Bad und Fellpflege ungerührt über sich ergehen lassen. Qualitätssicherung ist bei den Partner-Hunden Österreich sehr groß geschrieben, und so werden die Gastfamilien 2 mal in der Woche besucht und betreut, außerdem werden alte Kommandos geübt und neue erlernt. Wenn der Hund dann 8–10 Monate ist kehrt er auf den großen Hof der Partner – Hunde Österreich zurück. Nun kommt die schwerste Prüfung auf ihn zu. Wird er ein Assistenzhund, oder doch nur ein gut erzogener Vierbeiner dessen bester Freund der Mensch ist. Da nur Hunde mit erstklassiger Gesundheit der Veterinärmedizinischen Überprüfung standhalten, fallen hier im Schnitt 40 % der Hunde durch. Nur für die restlichen 60 Prozent ist nun der Weg für die Assistenzhundeausbildung offen. Während dieser Zeit, hat der kaufwillige Interessent und dessen Freunde bereits einen großen Fragebogen ausgefüllt. Es wird vor allem überprüft ob der zukünftige Hundebesitzer eher Menschen oder Arbeitsorientiert ist. Das heißt ist er viel unterwegs und gesellig oder liest er lieber ein Buch auf der Couch. Denn der zukünftige Partner-Hund sollte nun ebenfalls diese Charaktereigenschaften besitzen. Das ist auch der Grund, warum kein Interessent seinen Hund aussuchen kann und keine Warteliste nach Nummern gefertigt werden kann. Nicht der als Erster kommt mahlt, sondern es wird gewartet bis ein Hund zu dem Mahlwerk passt. Dies wird in den nächsten 2 Monaten entschieden währenddessen der Hund zukünftige Fähigkeiten, wie Lichtschalter betätigen, Türaufmachen, etwas bringen oder aufheben erlernt. Erst jetzt wird entschieden wer welchen Hund bekommt und die Ausbildung wird ab jetzt genau auf die Behinderung und Bedürfnisse des zukünftigen Besitzers abgestimmt. Diese Zusatzausbildung kann 2–4 Monate andauern. Zu diesem Zeitpunkt ist der Hund nun 16–18 Monate alt. Während dieser Spezialausbildung AUSBILDUNG hat aber auch das zukünftige Herrchen oder Frauchen etwas zu tun. Die Hörzeichen (Kommandos) werden übergeben und müssen vom zukünftigen Besitzer erlernt werden. Erst jetzt kann sich der Interessent auf ein Blind Date in 2 Monaten freuen. Der große Tag an dem sich die beiden Partner, sprich Hund und Besitzer das erste mal sehen ist immer wieder großartig anzusehen. Allein die Freude welche der Interessent ausstrahlt überträgt sich auf den Hund sodass sehr schnell eine Freundschaft fürs Leben geschlossen wird. Das Abschlusstraining dauert jetzt noch 14 Tage und ist für beide Partner gleichermaßen anstrengend. All das gelernte von Hund und Mensch muss nun zusammengefügt werden. Unterrichtseinheiten welche täglich von 9–12 und 14–18 Uhr stattfinden verlangen von Beiden Höchstleistungen. Erst bei abschließenden Beobachtungen von ehrenamtlichen Mitarbeitern, beim Einkauf, Gasthausbesuchen oder einfachen Spaziergängen welche zur Zufriedenheit dieser durchgeführt wurden, kann der Hund übergeben werden. Eine weitere Überprüfung findet 2 Monate später statt und mit der dritten erfolgreichen Überprüfung (nochmals 4 Monate später) geht der Partner-Hund ins Eigentum des behinderten Menschen über. Ab diesem Zeitpunkt erfolgt nur noch einmal jährliche eine Überprüfung. Die Frage, wer nun einen Assistenzhund benötigt, ist leicht zu beantworten. Vor allem Behinderte bei welchen die Bewegungsfähigkeit so einschränkt ist, dass das Aufheben von heruntergefallenen Haushaltsgegenständen, Türöffnen, aus der Jacke helfen, Handschuhe und Socken ausziehen, Lichtschalter betätigen und andere alltägliche Tätigkeiten nicht ausgeführt werden können, ist ein Assistenzhund zu empfehlen. Weiters bei Personen die Ihr Lebensspektrum und Aktionsradius wieder erweitern wollen. Es ist eine Entscheidung für ein neues, aktives und spannendes Leben, verbunden mit mehr Lebensfreude und Selbständigkeit. Auch die psychische Komponente darf nicht außer acht gelassen werden. Ein Hund ist noch immer der beste Freund des Menschen und dessen bedingungslose Liebe verändert so manches. Ein Assistenzhund ist allerdings nicht nur eine Erleichterung sondern bedeutet auch die Bereitschaft für jemand anderen die Verantwortung zu übernehmen. Wir wünschen allen Partner-Hunden, Ausbildern und Ehrenamtlichen Mitarbeitern viel Spaß und Erfolg bei Ihrer Tätigkeit um so vielen Behinderten wie möglich das Leben zu erleichtern. Text: Andreas Michalik Fotos: von Verein Partner-Hunde Österreich zur Verfügung gestellt Für mehr Informationen klicken sie bitte auf Ihrem Browser www.partner-hunde.org 11 REISEBERICHT Rendezvous mit der Cote d‘Azur Fazit einer Pressereise mit behinderten Journalisten Für Journalisten – besonders in der Tourismusbranche – sind Pressereisen selbstverständlich. Doch wie steht es für Journalisten mit Behinderung? Spricht man als nicht behinderte Journalistin mit Touristikern über eine Pressereise mit behinderten Journalisten, hat man eher das Gefühl, man spricht über etwas Exotisches. Viele Touristiker schrecken nicht vor der Behinderung, sondern vor dem, durch die Behinderung bedingten, immensen Arbeitsaufwand zurück. Hier müssen die Organisatoren mitdenken, Rücksprachen halten – kurz um: das Hirn einschalten. Für viele ein zu großer Aufwand für eine vermeintlich kleine Gruppe, die reisen möchte. Ausnahmen gibt es immer Die erste organisierte Reise im Jahr 2002 mit behinderten Journalisten erfolgte mit dem Tunesischen Fremdenverkehrsamt auf die Insel Djerba und war für alle erfolgreich. Das gab Mut und Motivation für eine weitere Reise. Doch wohin soll uns die nächste Reise führen? Als ich die Idee unserer Freundin Sandrine Carsalade vom Tourisme Riviera Cote d‘Azur vortrug, war diese zuerst erstaunt. Das war etwas total neues – das gab es bisher an der Cote nicht – sie kannte bisher nur meinen Mann als Rollstuhl-Journalisten. Doch einmal mit der Idee vertraut, übertrug sie nach Rücksprachen in ihrem Büro die Recherche- und Organisationsarbeiten an ihre Mitarbeiterin Florence Lecointre. Doch das war erst der Anfang eines immensen Arbeitsaufwandes. In Wien konnte Maison de la France / Französisches Fremdenverkehrsamt für die Idee gewonnen werden. Für eine Idee zu gewinnen ist nicht das Problem – sondern die Finanzierung. Leider muss gesagt werden, dass seitens der AUA kein Budget für die Flugtickets bereitgestellt wurde. Nur durch das persönliche Engagement von Christel Sarry / Maison de la France gelang es, 12 dass die Journalisten (bis auf eine Journalistin, sie reiste auf eigene Kosten) ihre Flugtickets gesponsert bekamen. Die Begleitpersonen zahlten sich ebenfalls die Tickets selbst. Mit von der Partie waren u.a. eine sehbehinderte Dame mit Blindenführhund sowie drei Rollstuhlfahrer und deren Begleitpersonen. Es ist geschafft! Nach einigen Mails und Absprachen war es soweit: wir hatten das Besichtigungsprogramm für die Reise vorliegen. Da ich privat schon viele Jahre an die „Cote“ komme, wusste ich: das kann nur super werden. Florence hatte sich sehr viel Mühe gegeben, ein Programm zusammenzustellen, das allen gerecht wurde. Es führte uns von Nizza nach Biot, Grasse, Cap d‘Ail, Monaco, Menton und Antibes. Es kann mit Recht gesagt werden – es gab keine Langeweile! Premiere – rundum für alle Alle Fahrten erfolgten in einem gepflegten Kleinbus mit Rampe der Firma Ulysse. Louis, unser Fahrer, erwies sich als Perle ebenso wie unser Guide, Piero Bruni, der als Kapazität unter den Reiseführern an der Cote gehandelt wird. Beide zeigten ein Engagement, weit über ihre übliche Verpflichtung hinaus. Bei der Ausarbeitung der Ausflüge, Auswahl des Hotels, Restaurants musste auf die Rollstuhlzugänglichkeit geachtet werden – hier gab es keine Probleme. Die Aussage „rollstuhlgerecht“ ist – wie immer – mehr als überstrapaziert, besonders die der Hotelbeschreibungen. Selbst die prominentesten – und teilweise neu erbauten! – Hotels verfügen in der Ausstattung des Bades über keine Roll-in-Shower. Immer noch sind Badewannen normal – soweit so gut, wenn es wenigstens Hilfsmittel geben würde. Haltegriffe bei Badewanne und/oder Toilette sind nicht üblich. Hier können die Hotels mit internationalen Stan- REISEBERICHT dards nicht mithalten. Obwohl sich in den letzten Jahren sehr viel verbessert hat, muss noch viel für behinderte Menschen getan werden. Bemerkenswert ist, dass in den letzten Jahren immer mehr Zugänge zum Meer für behinderte Menschen geschaffen wurden. Die Handiplages „Tiralo“ – Schwimmende Standsind meist mit Betreuliege auf den Handiplages ung und Ausstattung wie z.B. mit Tiralo‘s, dies sind spezielle fahrbare Liegen, mit denen der behinderte Gast ins Meer gezogen wird und dann dort „herumschwimmen“ kann. Highlights Eines der Highlights dieser Reise war das Herstellen eines selbst kreierten Parfums im Studio des Fragrances de Galimard in Grasse. Die Komposition von Brust-Kopf- und Basisnoten war eine wahre Herausforderung und fand großen Anklang. Am letzten Tag war eine Segeltour am Plan. Da war zuerst viel Skepsis bei den Teilnehmern: wie komme ich auf‘s Boot, wie soll das funktionieren? Dabei war dann alles so problemlos. Herr Bompard von der „l‘Association au cœur des voiles“, Antibes hat schon viele Touren mit behinderten Gästen durchgeführt, die Routine im Umgang mit behinderten Menschen war allgegenwärtig. Alle wollten nach Ende der Tour auf dieses Erlebnis nicht mehr verzichten. Diese Stunden auf dem Meer, selbst am Ruder sitzend, waren unbeschreiblich. Sogar der mitgeführte Blindenführhund überstand diese Tour total entspannt – zumindest hatten wir den Eindruck. Selbstüberschätzung Es hat sich allerdings auch gezeigt, dass viele glauben, eine Pressereise sei Urlaub. Bei Gott – wirklich nicht. Das was andere Leute in zwei Wochen sehen, müssen Journalisten oft in ein paar Tagen absolvieren. Das ist knochenharte Unbeschreibliche Blütenpracht – Besuch des Blumen- und Früchtemarktes in Nizza. Über den Dächern von Nizza – Teilnehmer der Journalistenreise Arbeit – das muss man wissen. Wer so etwas noch nicht gemacht hat, muss sich im Klaren sein, dass hier viel Stress angesagt ist. Der Tag beginnt schon sehr früh und endet meist immer sehr spät – in der Nacht. Wer viel Erholungsphasen benötigt, sollte solch eine Reise nicht mitmachen. Sprachbarriere Immer wieder hört man: ich spreche kein französisch – na und? Bitte keine Vorurteile bezüglich der Sprache. Wer spricht schon türkisch oder griechisch – trotzdem fahren wir immer wieder gerne in diese Länder auf Urlaub. Wer mit einer freundlichen Miene und Geste auf die Menschen zugeht, dem wird noch immer gerne geholfen – es liegt nicht nur an der Sprache. Autor/Fotos: Veronika Freund 13 REISEBERICHT Gesundheit: Die ärztliche Versorgung ist sehr gut – es besteht ein Sozialversicherungsabkommen. Reisezeit: Die Cote d‘Azur ist eine Ganzjahres-Reisedestination. Meerwassertemperaturen von Oktober bis Mai nur für Hartgesottene. Behindertengeeignete Unterkünfte / Ausflüge: AGR – Aktion Gemeinsam Reisen, Wien Email: [email protected] www.behindertenreisen.at WICHTIG: Die Internetseite der Riviera www.guideriviera.com gibt es auch deutschsprachig. Weiters www.franceguide.com mit eigener Rubrik zum Thema „Tourismus und Handicap“ in Frankreich. Information: Atout France – Französische Zentrale für Tourismus Lugeck 1/1/7 * 1010 Wien Tel: 0900 25 00 15 (gebührenpflichtig) [email protected], www.franceguide.com Comite regional du Tourisme Riviera Cote d‘Azur 400, Promenade des Anglais * F-06000 NICE Tel.: 0493 37 78 78 / Fax: 0493 86 01 06 www.guideriviera.com Hotel BEAU RIVAGE 4* 24 Rue St François de Paule * 06000 Nice www.nicebeaurivage.com Infrastruktur rollstuhlgeeignet, Beh.-WC im Eingangsbereich. Badezimmer nur mit Hilfe zu benutzen Parfumerie Molinard 60, bd. Victor Hugo * F-06130 Grasse www.molinard.com Zugang nur mit Hilfe. Besichtigungsroute rollstuhlgeeignet Empfehlenswerte Restaurants: Restaurant l‘Ane Rouge 7, Quai des Deux-Emmanuel * F-06300 Nice www.anerougenice.com Infrastruktur: rollstuhlgeeignet – WC nicht überprüft Antibes Juan Les Pins / Port Vauban – Quai des Milliardaires Herr Bompard / « l‘Association au cœur des voiles ». Segeltouren mit behinderten Menschen Restaurant « René Socca » Spezialitäten aus Nizza von René Socca 2, rue Miralhetti * F-0600 Nice Restaurantbereich rollstuhlgeeignet – WC für Rollstuhlfahrer ungeeignet Espace Terroirs 45, chemin des Castors * F-06130 Grasse www.espaceterroirs.com Regionale Spezialitäten – auch zum Mitnehmen Infrastruktur rollstuhlgeeignet – WC für Rollstuhlfahrer ungeeignet Ausflüge: Verrerie de Biot und Ecomusée du Verre / Internationale Glasgalerie Das Mekka der Glasbläserkunst Chemin des Combes – F-06410 BIOT www.verriebiot.com Infrastruktur komplett rollstuhlgeeignet Musée Peynet et du Dessin humoristique Place nationale * F-06600 Antibes www.antibes-juanlespins.com Infrastruktur rollstuhlgeeignet – Behinderten-WC vorhanden Studio des Fragrances de Galimard 5, route de Pégomas * F-06130 Grasse www.galimard.com Infrastruktur komplett rollstuhlgeeignet Matisse Museum Nizza Infrastruktur komplett rollstuhlgeeignet Picasso Museum Antibes Lift für Rollstuhlfahrer geeignet – Ausstattung für Sehbehinderte Tourismusbüros: Office du Tourisme BIOT 46 rue St Sébastien * F-06410 BIOT www.biot-coteazur.com Office du Tourisme Antibes Juan les Pins 11 place de Gaulle * F-06600 Antibes www.antibes-juanlespins.com Office de Tourisme de Cap d‘Ail 104, avenue du 3 Septembre * F-06320 Cap d‘Ail www.cap-dail.com Behinderte: Steg ins Meer, am Strand gibt es Tiralo‘s Office Minicipal du Tourisme Saint Laurent du Var 193, avenue des ORANGERS * F-67000 St Laurent du Var, www.ville-saintlaurentduvar.fr Behinderte: Steg ins Meer, am Strand gibt es Tiralo‘s Fürstentum Monaco: Direction du Tourisme et des Congrès 2a, boulevard des Moulins * MC 98030 Monaco Cedex, www.monaco.tourisme.com Autor / Bilder: Veronika Freund 14 RATGEBER Kleiner Ratgeber für Gastwirte im Umgang mit Blinden Empfangen sie Ihren Blinden Gast wenn möglich bereits an der Tür und fragen Sie ihn wie sie ihn zu seinem Platz geleiten dürfen. Der Sitzplatz sollte wenn möglich geschützt sein so das niemand ihn unabsichtlich anrempeln könnte. (Eckplatz, Mauerbank oder Fensterbank) Räumen sie sämtliche Dekorationen vom Tisch. Lesen Sie dem Blinden die Speisekarte vor, und sprechen Sie Empfehlungen aus. Ganz tolle Gastwirte stellen ein Glöckchen zur Verfügung, mit dem sich der Blinde bemerkbar machen kann (Er sieht Sie ja nicht und ein Blickkontakt ist nicht möglich) Sagen Sie dem Blinden die Positionierung seiner Bestellung auf dem Tisch. Ihr Getränk steht auf 2 Uhr, sowie bei seinem Gericht, Ihr Schnitzel liegt auf 6 Uhr, der Reis auf 3 Uhr und Ihr Salat auf 10 Uhr. Auch ein Blinder muß mal, bitte geleiten Sie ihn aufs WC und schauen Sie bitte ob die Muschel auch sauber ist bevor er sich hinsetzt. Dann warten Sie bitte, geleiten ihn zum Waschbecken und bringen ihn wieder zum Platz zurück. Geben Sie das Wechselgeld einzeln, damit der Blinde fühlen kann, welchen Geldschein er bekommt. Geleiten Sie ihn zum Ausgang, er wird sicher Stammgast bei Ihnen. Text: Andreas Michalik 15 WIR HELFEN Menschen mit Behinderungen brauchen meist jemanden der Ihnen zur Seite steht. Was aber wenn diese Person krank ist, auf Urlaub fährt, oder wenn man einfach selbst auf Urlaub fahren will, und der Assistenz oder Blindenführhund nicht mitgenommen werden kann? Die Wiener haben’s gut Sie haben einen Dienstmann … Wo immer Hilfe benötigt wird, sind Wolfgang Fesl und sein Team zur Stelle. Ob es gilt, eine allein stehende ältere Dame in die Oper zu begleiten, die Einkäufe zu erledigen, weil man mit einer Grippe oder einem gebrochenen Bein ans Bett gefesselt ist, das Jüngste vom Kindergarten abzuholen ist, weil ganz kurzfristig etwas dazwischengekommen ist, ob Sie mit Ihrem Haustier zum Tierarzt gebracht werden müssen (Herr Fesl hat auch rollstuhlgerechte Fahrzeuge), oder auch nur rasch einen Rechtsbeistand zu organisieren ist, um ein Fristversäumnis zu vermeiden, ein spezieller Arzt zu suchen ist, weil der eigene auf Urlaub ist, ganz egal, welcher Art: vertrauen Sie Ihr Problem dem Dienstmann des 21. Jahrhunderts an! Er wird Ihren Auftrag zu Ihrer höchsten Zufriedenheit erfüllen. Das Unternehmen: Wer Hilft Uns – Wolfgang Hilft Uns, kurz genannt WHU, wurde von Wolfgang Fesl gegründet, um sich Ihrer alltäglichen Sorgen anzunehmen, damit Sie beruhigt in den Urlaub fahren können, oder sich auf Ihre wesentlichen Interessen und Notwendigkeiten konzentrieren zu können. WHU oder seit Jänner 2010: „Der Dienstmann“, betreut Ihre Haustiere dort, wo sie sich am wohlsten fühlen – in ihrem Zuhause. Dadurch bleibt Ihnen der Stress eines Transportes und Aufenthaltes in einer Tierpension erspart und eine individuelle Betreuung wird gewährleistet. Auch bei einem längeren Krankenhausaufenthalt wird Ihr Tier in Ihrem Zuhause professionell betreut, versorgt und verpflegt. Selbstverständlich nimmt sich WHU die Zeit Ihr Tier vor Ihrer Abwesenheit kennenzulernen, um auf die individuellen Gewohnheiten und Besonderheiten Ihres Tieres einzugehen und diese auch in Ihrer Abwesenheit berücksichtigen zu können. Über die Jahre ihres Wirkens hindurch, haben sich Wolfgang Fesl und sein Team auch im Umgang mit behinderten Mitmenschen umfassende Kompetenzen angeeignet. Wolfgang Fesl dazu: „Behinderte Menschen wollen zu Recht genauso behandelt werden, wie diejenigen, die ohne Behinderung leben. Wir haben es uns zur 16 WIR HELFEN Aufgabe gemacht, hier keine ‚Befindlichkeiten‘ aufkommen zu lassen. Und Berührungsängste haben wir allesamt keine.“ So ist es für das Team eine Selbstverständlichkeit, bei einem Hausbesuch auch nachzufragen, ob ein Einkauf ansteht, sonstige Besorgungen fällig sind, oder eben Dinge zu erledigen sind, die sonst nur unter einem besonderen Aufwand zu bewältigen wären. „Wir haben keine Pflegerausbildung, oder sind Hochqualifizierte Betreuer.“, betont der Dienstmann, „Aber wir haben alle eine hohe soziale Intelligenz und Achtung vor dem Menschen. Mehr brauchst Du in Wirklichkeit nicht: Einfach aufmerksam zuhören und die Wünsche der Kunden respektieren. Egal, ob behindert oder nicht, da machen wir keinen Unterschied.“ WHU bildet keine Blindenhunde aus, aber sie wissen um die besondere Sorgfalt mit der diese Tiere behandelt werden müssen. Ansonsten ist die Betreuung von dem so genannten „Dogs wich Jobs“ dieselbe, wie bei Tieren ohne spezieller Ausbildung. „Glauben Sie mir, die machen die gleichen Häufchen und wollen genauso gehütet werden.“ sagt Wolfgang Fesl und streichelt dabei seinen Haustiger. Wenn Sie also die Dienste von Herrn Fesl in Anspruch nehmen wollen Rufen Sie einfach 01600 59 53 oder www.whu.at und www.der-dienstmann.at Text und Bilder: WHU 17 SPORT Wer glaubt, dass mit einer Behinderung der sportliche Weg vorbei ist, hat schwer geirrt. Deswegen werden wir pro Ausgabe eine Sportart vorstellen, welche trotz Handicap mit Begeisterung ausgeübt wird. Heute geht‘s um Rugby Ja Sie haben richtig gelesen. Am Samstag dem 8. Februar machte ich mich auf den Weg, um die Österreichische Rugby Nationalmannschaft beim Kräfte raubenden Training zu beobachten. Kurz zu den Regeln. Gespielt wird auf einem Basketballfeld, an welcher bei der letzten Linie eine Begrenzung aufgestellt wird. Diese Begrenzung muß für einen Punktegewinn, der Spieler mit dem Ball in der Hand oder auf dem Schoß (sichere Ballkontrolle) überqueren. Wie die Sportart Rugby verspricht, versucht natürlich die gegnerische Mannschaft den Angreifer zu stoppen. Strengstens verboten ist ein berühren des Rollstuhls oder Körper des Gegners. Gespielt wird Vier gegen Vier. Und hier geht‘s dann richtig zur Sache. Es wird gedrängelt und geblockt, dass die Sportler fast aus ihrem Sportgerät gerissen werden. Das Sportgerät selbst ist immer eine Spezialanfertigung, welche leicht und äußerst stabil hergestellt wird. Es gibt Angriff- und Verteidigerstühle, für welche Position der Spieler geeignet ist, entscheidet grundsätzlich sein Behinderungsgrad. Aber ob Angreifer oder Verteidiger, jeder spielt hier mit vollem Einsatz. Nun ja, es ist ja die Nationalmannschaft, was sollte ich anderes erwarten. Bei einem Probespiel habe ich dann gesehen, warum diese Stühle extra angefertigt werden. Kaum den Ball bekommen, stürmt der Angreifer, mit schnellen Handbewegungen die Räder vorwärts bewegend, in die gegnerische Hälfte. Zwei Verteidiger starten zur Mittellinie und rasen auf den Angreifer zu. Ein kurzer Stopp des 18 SPORT Angreifers, ein kurzer Blick zu seinem Mitspieler, welcher sich schon der Endlinie nähert, und schon wird der Ball welcher auf dem Schoß lag gepasst. Gut gefangen, doch die kurze Ablenkung auf den Ball genügt dem Gegner um mit lautem Krach den Rollstuhl zu stoppen. Der Ball gleitet ihm aus den Händen und rollt auf dem Basketballfeld. Mit einer Eleganz, wie ein Cowboy seinen Hut von der Erde aufhebt, wird der Ball vom Gegner an sich genommen, ein kurzer spurt, uuuund TOUCH DOWN! Obwohl das ganze ein wenig aussieht wie wenn eine ausgelassene Truppe auf der Kirmes Autodrom fährt, (es krachen Sportrollstühle aufeinander), darf man nicht vergessen wie schweißtreibend dieser Sport auch ist. Fahren sie mal eineinhalb Stunden mit dem Rollstuhl quer über ein Basketballfeld. Die dadurch geförderte Durchblutung ist auch nach dem Training noch Jedem anzusehen. Viel wichtiger aber ist der Spirit of the Game. Das wurde mir klar, als wir uns bei einem nahe gelegenen Chinesischen Restaurant gestärkt haben. Der Zusammenhalt der Truppe, das gemeinsame sportliche Ziel, sowie die gemeinsamen Ausflüge. Kein jammern, sondern österreichischer Schmäh, ist der angebende Ton bei den Tischgesprächen. Gemeinsam dankbar noch einen Sport ausüben zu können der Action hat und Spass macht. Auch wenn die Qualifikation für die Weltmeisterschaft verpasst wurde, wünsche ich unserer Nationalmannschaft alles Gute für die sportliche Zukunft. Text: Andreas Michalik Bilder: www.rollstuhlrugby.at Informationen, Ergebnisse und Spielplan finden sie auf der Webseite www.rollstuhlrugby.at 19 VON HEUTE AUF MORGEN „Von HEUTE auf MORGEN“ ... es kann einfach jeden treffen ... Unsere Serie von „Heute auf Morgen“ soll allen zeigen wie schnell sich das Leben verändern kann, ohne Chance auf Vorbereitung. Aber auch wie man durch Lebensmut und Optimismus dieses neue Leben meistern kann. Diese Geschichte handelt von Herrn Michael Koll, heute 43 Jahre welcher an einem schönen Sommertag im Juli 1988 einen unverschuldeten Motorradunfall hatte, mit sage und schreibe gerade mal 50 km/h. Die Diagnose: 3 gebrochene Rippen, ein gebrochenes Brustbein, und 5 gebrochene Wirbeln ( 6–10 Brustwirbel ). Lesen Sie hier seine Geschichte. Wie bei den meisten kam es unerwartet, von einem Moment auf den anderen wurde mein Leben auf den Kopf gestellt. Plötzlich war fast nichts mehr so wie es war. Im ersten Moment wusste ich nicht was los war und warum ich nichts spürte, dann wurde es dunkel. Die nächste Erinnerung war auch nur kurz und ereignislos und als ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte waren drei Tage vergangen. Ich wusste nicht was los war, mir war nur klar dass ich in einem Spital war, mich nicht richtig bewegen konnte und unten rum nichts spürte. Ein Blick unter die Bettdecke zeigte dass noch alles da war und ich war erleichtert. Die medizinische Diagnose die ich später erfuhr sagte mir nicht viel und ich wusste nicht was auf mich zu kommt. Dadurch hatte es mich vorerst nicht gekümmert wie es weiter geht, ich hatte mehr damit zu tun mich über das Spital und meine Behandlungen zu ärgern. Zwei Wochen später war es dann soweit, endlich raus aus dem Spital und ab ins Rehazentrum. Ich hatte echt keine Ahnung was mich erwartet, ich war nur froh dass ich aus dem Spital kam. Noch immer wusste ich nicht genau wie es weiter geht und ob sich noch was ändert oder nicht. 20 Ich hatte schon früher Menschen im Rollstuhl gesehen und darunter waren auch einer der super drauf war und alles möglich machte also war es nicht so schlimm als ich meine beiden Bettnachbarn sah die gemütlich im Rolli rumkurvten. Erst im Rehazentrum nahm sich jemand die Zeit um mir zu erklären was genau los ist und wie es weiter geht. Was soll ich sagen, ich hatte schon angenehmere Nachrichten bekommen aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt und ich dachte daran dass sich mein Zustand vielleicht noch verbessern würde. Da ich immer schon ein kleiner Rebell war nervten mich eine Menge Dinge darunter auch der Umstand dass ich zu einer bestimmten Zeit ins Bett musste. Da kam mir meine Sturheit ziemlich zu Hilfe denn ich merkte dass ich meine Unabhängigkeit nur dann zurück bekomme wenn ich selbständig werde, somit war mein vorrangiges Ziel klar – Alles zu tun um keine Hilfe mehr zu brauchen. Da ich „nur“ ab dem 6sten Brustwirbel abwärts gelähmt war und meine Hände und Arme voll beweglich waren hatte ich „relativ wenig“ Probleme. Abgelenkt durch den Kampf um Unabhängigkeit verschwendete ich keinen Gedanken daran dass mein zukünftiges Leben statt auf 2 Beinen nun auf 4 Räder stattfindet und mit jedem Tag schaffte ich einen Schritt VON HEUTE AUF MORGEN weiter in die Unabhängigkeit. Es war verdammt anstrengend und mühsam und nicht alle Therapien fanden meine Zustimmung, so schwänzte ich sehr oft die Beschäftigungstherapie, wo ich Blechrosen bauen sollte, und verbrachte viel Zeit in der Kraftkammer um noch mehr Power zu haben. Nach etwa 2 Monaten stellte ich fest dass es kaum mehr Probleme oder Hindernisse gab die ich nicht überwinden konnte und ich machte mir erste ernste Gedanken über die Zukunft. Ich hatte Kfz-Mechaniker gelernt und es war mehr als nur ein Job, ich liebte es an Autos rumzuschrauben und ich hatte echte Sorgen dass dies nun nicht mehr gehen könnte. Ich hatte echt keine Lust darauf in irgendeinem Büro zu enden, das war nichts für mich. Ich musste unbedingt heraus finden ob da noch was ging oder nicht so kam es mir sehr gelegen dass zufällig jemand vom Personal einen neuen Autoradio gekauft hatte und ihn nicht einbauen konnte. So baute ich mitten am Parkplatz vom Rehazentrum den Radio ein und es hat geklappt, so war ich überzeugt dass ich auch andere Sachen am Auto machen konnte. Jetzt ging es nur mehr darum so schnell wie möglich aus dem Rehazentrum zu kommen um alles auszuprobieren. Neben all den unangenehmen und lästigen Dinge habe ich auch ein paar positive Dinge gefunden, es ist nicht nur schlecht im Rollstuhl zu sitzen, die erste positive Erfahrung war im Kaffeehaus des Rehazentrums, ich hatte Besuch und wir wollte was trinken gehen, es gab zwar frei Tische aber zu wenig Sessel und so hatte außer mir niemand einen Sitzplatz. Ich musste lachen denn ich dachte daran dass ich immer einen bequemen Sitzplatz habe, selbst in einer überfüllten U-Bahn. Das nächste positive Erlebnis hatte ich etwas später als ich aus der Reha entlassen wurde und ich mich darum kümmerte ein passendes Auto zu finden. Als Mechaniker musste es na- türlich ein Auto mit ordentlich Power sein aber aus Erfahrung wusste ich dass die Kfz-Steuer bei solchen Autos ziemlich hoch ist, umso erfreuter war ich als ich erfuhr dass Behinderte von der Kfz-Steuer befreit sind und dank des §29b-Ausweis braucht man sich auch ums parken kaum Sorgen machen denn man darf fast überall stehen bleiben und auch in die Fußgängerzone fahren. Da soll noch jemand sagen dass man mit dem Rollstuhl nur Probleme hat. Naja, zugegeben es gibt schon eine Menge Probleme aber die meisten davon kann man meistern wenn man sich ein wenig dahinter klemmt. Der Tag an dem ich aus der Reha entlassen wurde war ein Tag zum feiern und glaubt mir, ich hab gefeiert aber das ist ein anderes Thema. In meine alte Wohnung konnte ich leider nicht mehr, sie war nicht nur zu klein sondern auch nicht erreichbar da sie im 4. Stock war aber ich hatte zum Glück Eltern mit einem eigenen Haus das wir mit ein paar kleinen Änderungen halbwegs rollstuhltauglich machen konnten. Somit konnte ich mich sehr rasch darum kümmern ob ich wieder Autos reparieren konnte. Mein erster Weg war zu einigen Geschäften um mich mit Werkzeug einzudecken und dann musste das Auto meiner Mutter für meine Versuche herhalten. Die ersten Versuche gingen natürlich gewaltig schief, klar aus dem Rollstuhl kommt man nicht wie früher zu allen Schrauben oder Teilen aber das war kein Grund aufzugeben. Ich stellte fest dass ich nun nicht mehr direkt an etwas rangehen konnte sondern den einen oder anderen Umweg machen musste um ans Ziel zu gelangen und dass im Rollstuhl alles etwas länger dauerte als früher aber Zeit hatte ich ja genug. So hatte ich es geschafft nicht nur mechanische Arbeiten durch zu führen sondern auch gleich ein paar Karosseriearbeiten zu erledigen, sogar lackieren klappte, wenn auch nicht perfekt. Ich hatte es tatsächlich geschafft, ich habe ein Auto repariert, ohne Hilfe ganz allein. Es war toll und am meisten freute mich dass ich alle 21 VON HEUTE AUF MORGEN denen die meinten dass man im Rollstuhl sowas nicht machen kann beweisen konnte dass sie falsch lagen. Es hat lange gedauert, es war mühsam und schwer, es gab einige Probleme aber ich habe gesehen dass man auch im Rollstuhl noch immer fast alles machen kann was man möchte und dass man niemals einen Traum aufgeben soll, schon gar nicht nur weil andere sagen dass etwas nicht geht. Natürlich wollte ich nun auch noch einen Job als Mechaniker was sich allerdings schwieriger gestaltet als gedacht denn obwohl ich viele Firmen kannte war keiner bereit einen Rollstuhlfahrer einzustellen. Das war schon etwas frustrierend und warf mich schon ein wenig zurück also musste ich einen anderen Weg finden. Gesagt, getan, ich begann die Autos von Freunden und Verwandten zu reparieren, Gott sei Dank hatte ich beim Haus meiner Eltern genug Platz dafür, aber je mehr ich machte und feststellte dass so gut wie alles möglich war desto mehr wollte ich einen Job als Mechaniker. Da alle Versuche fehl schlugen dachte ich mir dass es nur eine Möglichkeit gibt, ich muss meine eigene Werkstätte haben. Der erste Schritt war die Meisterprüfung also wendete ich mich an die Innung der KfzMechaniker und die waren zwar verwundert aber fanden es toll und sicherten mir die volle Unterstützung zu. Nach 3 Monaten und unzäh- ligen Telefonaten und Briefen hatte ich es tatsächlich geschafft, ich war der erste Mechaniker im Rollstuhl der den Befähigungsnachweis zum führen einer Kfz-Werkstätte erhalten hatte. Leider scheiterte die eigene Werkstätte an der Finanzierung aber ich hatte erneut bewiesen dass man so gut wie alles schaffen kann wenn man es nur will. Dank dieser Erfahrungen sah ich den Rollstuhl nie als Behinderung an und dass, auch wenn etwas nicht gleich auf Anhieb klappt, nichts unmöglich ist. Der Rollstuhl ist nicht das Ende sondern einfach nur ein neuer Anfang. Natürlich braucht man auch etwas Glück und zumindest eine Person die an einen glaubt aber aufgeben tut man nur einen Brief. Mittlerweilen sind fast 22 Jahre vergangen, ich habe eine Frau die mich liebt (trotz meiner verrückten Ideen), wohne in einem rollstuhlgerechten Reihenhaus mit Garten, fahre einen 200 PS starken Van, bastle noch immer an Autos rum, versuche selbst die verrücktesten Ideen umzusetzen und betreibe eine eigene Webseite für Rollstuhlfahrer. Trotz einigen gesundheitlichen Problemen lasse ich mich noch immer nicht von meinem Rollstuhl behindern und ich kann aus Erfahrung jedem nur sagen, gib niemals deine Träume und Ideen auf nur weil du im Rollstuhl sitzt. Text und Bild: Michael Koll „Infos aus dem Web“: Egal ob Unfall oder Krankheit, im Rollstuhl zu sein ist alles andere als angenehm. Nachdem man sich erst mal geistig damit abgefunden hat und eine Menge Zeit damit verbracht hat auch körperlich alles soweit wie möglich im Griff zu haben stellt sich die Frage wie es jetzt weiter geht. 22 Als sich vor 22 Jahren für mich diese Frage stellte war es echt mühsam Antworten darauf zu bekommen. Das Internet war noch lange nicht so weit und voll integrierte Rollstuhlfahrer waren selten. Endlose Telefonate, falsche oder fehlende Informationen, Unwissenheit über die Möglichkeiten und noch vieles mehr machten ACHTUNG STUFE es einem so richtig schwer und viele die voll motiviert aus der Reha kamen waren ziemlich schnell ratlos. Vieles dauerte Monate, manche Dinge erfuhr man nur durch Zufall oder erst Jahre später. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich begann alle Infos zusammen zu schreiben und so kamen eine Menge Dinge zusammen und es stellte sich die Frage, was mach ich mit den ganzen Infos, ich hatte ja schon alles hinter mir. 1994 bekam ich meinen Internetzugang und nach einigen Recherchen kam mir die Idee die Infos auf einer Webseite zu präsentieren. Gesagt, getan und es entstand meine erste Webseite damals noch auf dem Gratis-Webspace meines Providers. Schon bald war klar dass so niemand diese Infos finden würde und es musste eine richtige Webseite mit Domain her. So wurde das Projekt „Achtung Stufe“ geboren. 1999 legte ich den Grundstock für die heutige Plattform, unter www.rollstuhl.at entstand ein interaktives Portal. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Seite zu der größten österreichischen Webseite rund um Rollstuhl und Behinderung. Heute knapp 10 Jahre später hat sich eine Menge verändert, es stehen nicht mehr nur die Informationen im Vordergrund, es geht um Kommunikation, Aufklärung und Information und das in allen Bereichen. Es gibt neben den sozialen Informationen immer mehr Bereiche wie Sport, Freizeit, Bildung, Unterhaltung und vieles mehr. Egal ob es um Behindertenparkplätze, einen Kinobesuch oder einen netten Lokalbesuch geht, diese Infos gibt es genauso wie Firmen die Produkte für RollstuhlfahrerInnen vertreiben, Autos adaptieren oder spezielle Dienstleistungen anbieten. Neben alle diesen Informationen gibt es natürlich auch alles Wissenswerte über Förderungen und Unterstützungen, medizinische Forschungsergebnisse aus aller Welt und eine österreichweite Adressdatenbank. Neben all dem gibt es auch noch den „Club Rollstuhl“, in dem die Mitglieder, von verschiedenen Firmen besondere Vergünstigungen geboten werden, wobei hier allerdings die Behinderung nachgewiesen werden muss damit diese Vergünstigungen auch wirklich nur den Betroffenen zu Gute kommen. Das alles und noch einiges mehr ist völlig kostenlos und unverbindlich, eine kleine Registrierung genügt und man hat vollen Zugriff auf alle Daten. Achtung Stufe ist kein Verein oder ein Organisation, es ist ein privates Projekt von Rollstuhlfahrer für Rollstuhlfahrer. Leider muss man auch sagen dass es immer schwieriger wird Infos zu bekommen weil die Entfernungen immer größer werden und es mir allein nur mehr sehr schwer möglich ist überall hin zu fahren um vor Ort zu recherchieren, so bin ich vermehrt darauf angewiesen Infos von anderen Betroffenen zu erhalten weil ich aus Erfahrung weis dass nur Informationen von Betroffenen auch wirklich richtig und sinnvoll sind. Zusätzlich soll natürlich auch der Spaß und die Unterhaltung nicht zu kurz kommen so gibt es auch Onlinespiele, eine Bildergalerie, ein Forum, einen Chat und eine Menge Downloads. Außerdem gibt es noch einen Bazar, einen Veranstaltungskalender und eine Partnersuche. Für die Zukunft sind auch noch ein Wohnungsmarkt, eine Fahrzeugdatenbank und eine Jobbörse geplant. Es würde mich sehr freuen wenn es noch ein paar engagierte RollstuhlfahrerInnen gibt die mithelfen möchten dass es auch bald alle Infos österreichweit gibt auch wenn es kein Geld dafür gibt. Denkt immer daran, nur ein Rollstuhlfahrer weiß was ein Rollstuhlfahrer wirklich braucht und ein einzelner kann kaum etwas verändern aber gemeinsam sind wir stark. Also, bis bald auf www.rollstuhl.at Michael 23 www.seiteanseite.org SEITEanSEITE Verein zur Förderung von blinden und körperbehinderten Menschen www.rollstuhl.at Retouren an Postfach 555; 1008 Wien