Diakonie Österreich

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Diakonie Österreich
Ausgabe 3|2006
Diakonie
Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit
Urlaub machen –
Aussteigen aus
dem Alltagsleben
Für Menschen mit Behinderung im
Diakoniewerk gehört der Urlaub zum
Leben ganz selbstverständlich dazu.
Seite 6
Spendenaktion: Mit Ihrer Spende
kann vieles wachsen. Seite 13
Einfach Freizeit: Spiel und Spaß im
Jugendzentrum STUWE. Seite 16
Sonne ohne Reue: Richtige
Schutzmaßnahmen. Seite 22
aktiv für Menschen mit Behinderung
Inhalt
Inhalt 3/2006
3 Panorama: Das Wichtigste in Kürze
Thema: Erholung und Entspannung
6 Urlaub machen – Aussteigen aus dem
Alltagsleben: Behinderung ist kein Hindernis.
7 Interview: Eva Oberbichler über
Urlaube im Diakoniewerk.
8 Wie zuhause fühlen: BewohnerInnen
machten Urlaub im Zillertal.
Aktiv für Menschen im Alter
9 Kurz notiert: Aufbrüche in eine christliche
Alterskultur.
10 Besuche – Brücke in die Vergangenheit:
Im Haus für Senioren Wels haben AngehörigenKontakte eine große Bedeutung.
Danke – Bitte
12 Danke: Tarock-Turnier für einen guten Zweck
13 Bitte: Wenn Sie uns helfen, kann vieles daraus
Urlaub machen – Aussteigen aus dem Alltagsleben.
Für Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk gehört
der Urlaub zum Leben ganz selbstverständlich dazu.
Seite 6
wachsen.
Spiritualität
14 Leben und Spiritualität: Jesus Sirach
wünscht sich, dass Touristen miteinander
respektvoll umgehen.
Aktiv für Menschen mit Behinderung
15 Kurz notiert: Beeindruckende Performance im
UKH Linz.
16 Einfach Freizeit: Jugendliche mit und ohne
Behinderung im Jugendzentrum STUWE.
Porträt
18 Menschen im Diakoniewerk:
Einfach Freizeit: Jugendliche mit und ohne Behinderung
verbringen ihre Freizeit im Jugendzentrum STUWE.
Seite 16
Wenn Urlaub zum Alltag wird.
Aktiv für Ausbildung
19 Kurz notiert: Eine Schule besonderer Art feiert
Jubiläum.
20 Erfahrungen sammeln: Nach der Schule in
den Auslandseinsatz.
Aktiv für Gesundheit
21 Kurz notiert: Herausforderung
Personalmanagement.
22 Sonne ohne Reue: Mit den richtigen
Schutzmaßnahmen die Sonne genießen.
Service
23 Buchtipp, Kreuzworträtsel, Bestell-Coupon
Sonne ohne Reue: Mit den richtigen Schutzmaßnahmen
besteht kein Grund, die wärmenden Sonnenstrahlen zu
fürchten oder gar zu meiden.
Seite 22
Impressum: Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin Boos-Straße 4, 4210 Gallneukirchen, Tel. +43(0)7235/63251-0, [email protected].
Herausgeber: Rektor Dr. Gerhard Gäbler. Chefredakteurin: Mag.a Andrea Klösch. Redaktionsteam: Helga Brunner, Maria Kettl, Andrea Klösch, Gernot Mischitz, Erwin Oberbramberger, Verena Schöpf, Elisabeth Waldhör, Günther Wesely. Fotos: photos.com (S. 14, 22), privat (S. 11, 20, 21), Günther Ringelhann (S. 18 beide, S. 24 oben), Martin
Boos-Schule (S. 19), Diakonie Österreich (S. 24 unten), alle anderen Diakoniewerk. Satz & Layout: Egger & Lerch, Wien. Druck: Mayrhofer & Partner Drucktechnik GmbH.
Erscheint sechsmal jährlich.
Konten des Diakoniewerkes: Allgemeine Sparkasse 2300-000508, BLZ 20320, Evang. Kreditgenossenschaft eG Filiale Wien 7.400.500, BLZ 31800
Sponsoring Post! GZ 02Z032365 S; Diakonie 3/06
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Diakonie 3|2006
Die Wanderung mit Tieren der
Werkstätte Gallneukirchen
erfreut sich als Urlaubsangebot
bei den TeilnehmerInnen – mit
und ohne Behinderung – immer
größerer Beliebtheit. Sie ist ein
Erleben mit allen Sinnen: das
Wahrnehmen von Sonne, Wind
und Regen; blühende Bäume,
singende Vögel, rauschende
Bäche, stille Waldwege ...
Das Gehen und Rasten, die
Kontakte zu den begleitenden
Tieren, die Begegnungen mit
den Menschen unterwegs, das
Miteinander fern ab vom Alltag
– das alles lässt die Teilnehmenden regelrecht aufblühen.
Tierewanderung –
ein Erlebnisurlaub
direkt vor der
Haustüre.
die Martin Boos-Schule in Gallneukirchen feiert in diesem Jahr
ihr 10-jähriges Bestehen (siehe Bericht Seite 19). In dieser Schule
wird für Kinder ohne und mit Behinderung ein pädagogisches
Programm angeboten, das bei vielen Eltern zunehmend größtes
Interesse weckt. In der Martin Boos-Schule mit Klassen für
schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche und vier Integrationsklassen (vorwiegend nach Maria Montessori und reformpädagogischen Ansätzen) werden nicht nur besonders kindgemäß Kulturtechniken, sondern vor allem auch soziale Kompetenz erlernt.
Zwar ist die Martin Boos-Schule eine Landessonderschule, das
heißt, Rechtsträger ist das Land Oberösterreich, aber dennoch
steht diese Schule in Konkurrenz zu den „Regel- Volksschulen“ in
der Stadt Gallneukirchen und den umliegenden Gemeinden. Der
unbestreitbare Erfolg dieser Schule führt aber nicht dazu, dass
sich zuständige Gemeindepolitiker und Schulverantwortliche mit
der inhaltlichen Ausrichtung dieser Schule auseinander setzen
und ähnliche Ansätze realisieren, sondern dass der Martin BoosSchule und den interessierten Eltern bürokratische Hürden in den
Weg gelegt werden. Das österreichische Schulwesen braucht
– so machen es die Pisastudien der letzten Jahre deutlich – aber
dringend eine Weiterentwicklung, damit Kinder und Jugendliche
auf die Gesellschaft und die beruflichen Herausforderungen
von morgen vorbereitet werden. Diese so wertvollen Ansätze
im Privatschulwesen werden oft durch Hürden erschwert, die
www.diakoniewerk.at
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal die Existenz dieser Initiativen
gefährden – dies geschieht oft auch in
anderen Bereichen, z. B. im Sozial- und
Gesundheitswesen. Genau das Gegenteil
sollte aber geschehen: Die Unterstützung
solcher Initiativen und die Anerkennung
als nachahmenswertes Modell für andere
Schulen!
Viele Entwicklungen im Diakoniewerk sind nur möglich, weil
FreundInnen des Diakoniewerkes bereit sind, wichtige Innovationen und spezielle Projekte, die die Lebensqualität von
Menschen verbessern und sicherstellen, mit Spenden zu unterstützen. Neben der damit möglichen Finanzierung von Projekten
sind diese finanziellen Unterstützungen auch eine wesentliche
Ermutigung für MitarbeiterInnen im Diakoniewerk, in ihrem
Engagement für und mit Menschen, die Betreuung, Begleitung
und Unterstützung brauchen, nicht nachzulassen. Danke!
Ihr
Dr. Gerhard Gäbler,
Rektor
Diakonie 3|2006
3
Panorama
Jahreskampagne 2006
Diakonie Österreich wirbt mit
Hausgemeinschaftsmodell
für mehr Lebensqualität im Alter
Was ist los
Flohmarkt
Flohmarkt des Betriebsrates
Bereich Gallneukirchen.
Samstag, 10. Juni, 7.30 bis 13.00 Uhr
Martin Boos-Schule, Gallneukirchen
Tag der offenen Tür
Mit dem Hausgemeinschaftsmodell, erstmals eingeführt im Haus am Ruckerlberg
in Graz und im Haus für Senioren Wels des Diakoniewerkes, will die Diakonie
Österreich in ihrer Jahreskampagne 2006 mehr Aufmerksamkeit auf Fragen der
Lebensqualität von Menschen im Alter lenken. Im Rahmen einer Pressekonferenz Ende März wurde zu Beginn der Kampagne eine aktuelle österreichweite
market-Studie präsentiert, die deutlich macht, wie Frau und Herr Österreicher im
Falle von Pflegebedürftigkeit leben wollen, was sie sich wünschen und was sie
nicht wollen. Einige Antworten auf diese brisanten Fragen kann das Modell der
Hausgemeinschaften des Diakoniewerkes bieten, das den Medien im Anschluss
an die Pressekonferenz vorgestellt wurde.
Die neue Werkstätte Kirchbichl des
Diakoniewerkes lädt zum Kennenlernen ein.
Sonntag, 18. Juni, 10 bis 15 Uhr
Werkstätte Kirchbichl, Tirol
Hoffest
Das traditionelle Hoffest des DiakonissenKrankenhauses Schladming findet zum letzten
Mal am alten Standort statt.
Freitag, 23. Juni, ab 11.30 Uhr
A.ö. Diakonissen-Krankenhaus Schladming
10 Jahre
Martin Boos-Schule
Ein Schulprojekt besonderer Art feiert Jubiläum.
Dienstag, 27. Juni, 14 Uhr
Martin Boos-Schule, Gallneukirchen
Lesung
Ernst Schmid liest aus seinen Kriminalromanen.
Freitag, 30. Juni, ab 19.30 Uhr
Bücherinsel Gallneukirchen
Salzburger
Diakonie-Dialoge
„Wer ist dafür zuständig?“ Fach-Symposion
mit Workshops zu Themen der Altenhilfe.
Freitag, 30. Juni, ab 9 Uhr
Bildungshaus St. Virgil, Salzburg
Salzburger Diakonie-Fest
Ein Familienfest mit vielfältigen Angeboten.
Samstag, 1. Juli, 10.30 bis 16.30 Uhr
Diakonie-Zentrum Salzburg
Sommerfest
Das integrative Café Dienstag für Menschen
mit und ohne Behinderung lädt zum kulturellen
Saisonhöhepunkt ein.
Dienstag, 4. Juli, ab 18 Uhr
Café Dienstag, Evangelisches Pfarrhaus,
Gallneukirchen
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Politiker zu Gast
im Diakoniewerk
Sowohl in Wien als auch in Oberösterreich besuchten
VertreterInnen aus der Politik Einrichtungen in der
Behindertenhilfe des Diakoniewerkes.
Gemeinsam mit dem Direktor der
Diakonie Österreich, Mag. Michael
Chalupka, informierte sich Nationalratsabgeordnete Christine Lapp,
Behindertensprecherin der SP-Parlamentsfraktion über die Wohnungen Steinergasse in Wien. Sie
zeigte sich besonders beeindruckt
vom Konzept der Alltagsgestaltung
und die aktive Einbeziehung der Eltern in die Betreuungsarbeit.
Der oberösterreichische Landesrat Dr. Josef Stockinger (ÖVP)
war im März im Rahmen seines
Besuches in Oberneukirchen/Mühlviertel auch in den Wohnungen
und in der Werkstätte des Diakoniewerkes zu Gast. Anfang April
schließlich besuchte ÖVP-Klubobmann Michael Struggl, gemeinsam
mit Parteikollegin LAbg. Maria
Jachs aus dem Bezirk Freistadt, das
Wohnhaus Martin Boos-Straße, den
integrativen Kindergarten Mühle
sowie das Haus Elisabeth für Menschen im Alter in Gallneukirchen.
Die ÖVP-Politiker Michael Struggl
und Maria Jachs fühlten sich beim
Besuch im Kindergarten des Diakoniewerkes sichtlich wohl.
Panorama
25-jähriges Dienstjubiläum Rektor Dr. Gäbler
Meilensteine in der Hilfe für Menschen mit Behinderung und Menschen im Alter.
Auf 25 bewegte Jahre als Rektor
konnte Dr. Gerhard Gäbler Anfang
April zurückblicken. Im Rahmen
einer Feierstunde stellte Kuratoriumsvorsitzender Ing. Folkmar Alzner fest: „Die Initiative von Gerhard
Gäbler in der Arbeit für Menschen
mit Behinderung und Menschen im
Alter hat das Diakoniewerk auch
weit über die Grenzen Oberösterreichs und Österreich
„Diakonie ist Nächs- hinaus bekannt gemacht.
tenliebe in unserer
Als Sozialmanager schafft
Zeit“ – dieses Motto er den herausfordernden
hat Rektor Dr. Gäbler Spagat zwischen Theologie und Ökonomie – eine
entscheidend
Spannung, die täglich aufs
mitgeprägt.
Neue auszuhalten ist und
um deren Erfolg man sich
täglich bemühen muss.“
„Ohne das Miteinander wären die
Fülle der Arbeit und auch die Prozesse der Umgestaltung der Organisation des Diakoniewerkes nicht
möglich gewesen. Ich vertraue auf
die MitarbeiterInnen, die im Auftrag des Diakoniewerkes tätig sind:
Vieles geschieht, ohne dass es permanent eingefordert werden muss,“
bedankte sich Gäbler.
Am 1. April 1981 war Gäbler in
sein Amt als Rektor des Diakoniewerkes eingeführt worden. Sieben
Jahre zuvor hatte das Diakoniewerk
den gebürtigen Kärntner Pfarrer von
der Fachschule für Sozialpädagogik
der Diakonie-Anstalten Bad Kreuznach nach Gallneukirchen geholt,
wo er als Konrektor wegweisende
Konzepte zur Weiterentwicklung
der Behindertenhilfe erarbeitete.
In seine Zeit als Rektor fallen
jedoch noch weitere Meilensteine:
Aufbau des Diakonie-Zentrums in
Salzburg sowie der Ausbildungen
für BehindertenpädagogInnen und
AltenfachbetreuerInnen, Erweiterung und Neupositionierung des
Diakonissen-Krankenhauses Linz,
Neubau des A.ö. Diakonissen-Krankenhauses Schladming. In den vergangenen Jahren gelang mit dem
Konzept der Hausgemeinschaften
eine zukunftsweisende Weiterentwicklung in der Altenhilfe.
Feierstunde für den Jubilar: (v. l. n. r.) Kuratoriumsvorsitzender Ing. Folkmar
Alzner, Vorstandsmitglied Mag. Josef Scharinger, Gattin Christiane Gäbler,
Rektor Dr. Gerhard Gäbler, Vorstandsmitglied Dr. Heinz Thaler.
Salzburger Diakonie-Fest am 1. Juli 2006
Das Dutzend ist voll
Im Sommer 1994 wurde das DiakonieZentrum Salzburg feierlich eröffnet und
gesegnet. Das alljährlich stattfindende
Familienfest mit dem Tag der offenen Tür
steht 12 Jahre danach unter dem Motto
„Das Dutzend ist voll“.
Ein buntes Programm für jung und alt –
Gesundheitsstraße, Führungen, Beratungsangebot, Unterhaltung, Aktivstationen mit
großem Gewinnspiel – wird vorbereitet. Als
Höhepunkt des Bühnenprogrammes konnte
die weit über die Grenzen Salzburgs hinaus
bekannte Lungau Big Band für ein Open Air
Konzert gewonnen werden.
Das Diakonie-Fest findet von 10.30 bis
16.30 Uhr – bei jeder Witterung – statt.
Weitere Informationen: Öffentlichkeitsarbeit des
Diakonie-Zentrums (Tel. 0662/6385-400,
[email protected]) oder auf
www.diakonie-zentrum.at
www.diakoniewerk.at
Meilenstein für Diakonie-MitarbeiterInnen
Kollektivvertrag für Diakonie unterzeichnet
Ende März wurde nach jahrelangen
intensiven Verhandlungen der Diakonie-Kollektivvertrag (KV) offiziell
unterzeichnet. Der Diakonie-KV ist
damit der dritte Kollektivvertrag,
nach dem der Caritas und dem der
Bundesvereinigung von Arbeitgebern für Gesundheits- und Sozialberufe, der die DienstnehmerInnenverhältnisse für Beschäftigte im
Sozialbereich der freien Wohlfahrt
in Österreich regelt. Der Diakonie-
KV gilt für die diakonischen Einrichtungen der Behindertenhilfe, Altenhilfe, Jugendwohlfahrt, für den
Rettungs- und Krankentransport
sowie für die Flüchtlingshilfe. Betroffen davon sind ca. 2.500 MitarbeiterInnen in ganz Österreich. Der
Diakonie-KV bietet neben flacheren
Gehaltskurven bei höheren Einstiegsgehältern eine Arbeitszeitverkürzung auf 38 Stunden. Ab 1. Mai
2006 tritt er für alle neuen MitarbeiterInnen in Kraft, die
Arbeitszeitverkürzung
wird mit 1. Jänner 2007
zum Tragen kommen.
Im Rahmen einer Betriebsversammlung wurden die
MitarbeiterInnen im Bereich
Gallneukirchen über den
Inhalt des neuen Kollektivvertrags aufgeklärt.
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Thema: Urlaub
Urlaub machen –
Aussteigen aus dem Alltagsleben
„Wenn ich mal Urlaub machen würde, dann werde ich noch mal nach Wien fahren
und noch ein Musical anschauen, das Musical „Mama Mia“ von Abba!“
Die 17-jährige Sarah E. aus der Mediengruppe der Werkstätte Gallneukirchen hat
sehr genaue Vorstellungen, wohin sie gerne fahren möchte und wie ihr Urlaub
aussehen soll. Für Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk gehört der Urlaub
zum Leben ganz selbstverständlich dazu.
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Schwere Behinderung
kein Hindernis
www.diakoniewerk.at
Eine solche Gruppe fiel in den Urlaubsorten natürlich auf. Kontakte
mit anderen Menschen im Ort kamen kaum zu Stande, manche
spendeten den Gruppen spontan
Geld oder ein Eis. Doch von Integration konnte damals noch keine
Rede sein.
Auf individuelle
Wünsche eingehen
„Früher fanden die Urlaube auf
Selbstversorgerbasis in ausgewählten Häusern statt, in denen
wir sicher waren, dass unsere BewohnerInnen gerne aufgenommen
werden“, berichtet Brunner. „Heute
fahren die Wohnungen im Diakoniewerk zumeist in Kleingruppen
von 3 bis 5 Betreuten auf Urlaub
und die MitarbeiterInnen buchen
dafür ganz normale Hotels, wie jeder andere Urlaubsgast auch.“
Immer häufiger finden wohnungsübergreifende Urlaube statt,
um besser auf die individuellen
Wünsche und Bedürfnisse der BewohnerInnen eingehen zu können.
Manche möchten gerne in die Berge um zu wandern, andere lieber
an den See oder in einen Ort mit
Schwimmbad. Natürlich ist es nicht
leicht, diese Wünsche bei Menschen
zu „erfragen“ die aufgrund ihrer
Behinderung in der Kommunikation stark eingeschränkt sind. Doch
Erfahrung und die enge Beziehung zu den betreuten Menschen,
manchmal auch ein Ausprobieren
von neuen Möglichkeiten, helfen,
auch für sie einen erholsamen und
abwechslungsreichen Urlaub zu gestalten. Rückblickend kann Brunner fast ausschließlich von guten
Erfahrungen mit den Urlaubsaktionen berichten.
Dr. Eva Oberbichler
im Interview
Welchen Stellenwert haben
Urlaube im Diakoniewerk?
In der heutigen Zeit ist Urlaub ein ganz normaler
Bestandteil des Lebens, daher haben auch Menschen
mit Behinderung ein Recht darauf. Urlaub ist eine
Ausnahmesituation, die neue Erfahrungen ermöglicht
und sich nach unseren Erfahrungen bei sehr vielen BewohnerInnen positiv auf die Persönlichkeit auswirkt.
Welche Erfahrungen machen die
betreuenden MitarbeiterInnen dabei?
Urlaube sind natürlich auch mit mehr oder weniger
hohem Aufwand verbunden, je nach Intensität der Betreuung. Dadurch, dass sie viel mehr Zeit miteinander
verbringen als im Alltag lernen sich MitarbeiterInnen
und BewohnerInnen intensiver kennen, entdecken oft
ganz neue Seiten an einander. Die
Urlaubstage sind viel entspannter
„Menschen mit und die gemeinsamen Erlebnisse
Behinderung
auch für die MitarbeiterInnen sehr
bereichernd.
haben
ein Recht auf
Urlaub.“
Entspannung
kontra Urlaubsstress
Eine Gefahr bei der Gestaltung von
Urlauben kann darin liegen, dass
zuviel Programm angeboten wird.
„Weniger ist mehr!“, betont Brunner. „Es geht in erster Linie um
Erholung und Entspannung, auch
wenn neue Erlebnisse den Urlaub
natürlich bereichern. Im Sinne der
BewohnerInnen muss man abwägen können, was ihr oder ihm noch
zumutbar ist und wo die Erlebnisse
zur Belastung oder gar zum Urlaubsstress werden. Es hat wenig
Wie werden die
Urlaube finanziert?
In Oberösterreich können Menschen mit Behinderung dank der Familienbeihilfe,
die sie seit gut einem Jahr persönlich bekommen, die
Urlaube selbst bezahlen. In anderen Bundesländern
müssen Urlaubsaktionen durch das Diakoniewerk mit
Hilfe von Spenden finanziert werden. Auf diese Weise
konnten wir im vergangenen Jahr einigen Kindern aus
der Wohngemeinschaft Steinergasse in Wien erstmals
in ihrem Leben einen Urlaub ermöglichen – für Kinder
und MitarbeiterInnen ein eindrucksvolles Erlebnis, das
alle gerne in diesem Jahr wiederholen möchten.
Dr. Eva Oberbichler ist Geschäftsführerin
im Diakoniewerk mit Schwerpunkt Behindertenhilfe
S
„Urlaub ist ein Ausstieg aus dem
‚normalen‘ Alltag mit seinen Regeln und Ritualen, und das ist auch
bei Menschen mit einer schweren
geistigen Behinderung sehr gut
spürbar“, erklärt Helga Brunner,
Bereichsleitung Behindertenhilfe,
aus ihrer langjährigen Erfahrung
in der direkten Betreuung von
Menschen mit schwersten Behinderungen. „Länger schlafen können,
gemütlich frühstücken, kein Zeitdruck bei Pflegemaßnahmen und
beim Anziehen – das alles trägt
zu mehr Entspannung und zur
Erholung bei. Urlaub bedeutet außerdem, dass die MitarbeiterInnen
den BewohnerInnen mehr Zeit und
Zuwendung widmen können, weil
viele der Aufgaben im Wohnungsalltag wegfallen. Und das wiederum
trägt dazu bei, dass auch die MitarbeiterInnen ausgeglichener und
entspannter sind.“
Im Diakoniewerk haben Menschen mit Behinderung seit über
20 Jahren die Möglichkeit, ein
paar Tage oder eine Woche Urlaub zu machen, unabhängig vom
Grad der Behinderung. In Helga
Brunners Zeit als Mitarbeiterin einer Wohnung des Diakoniewerk
konnten erstmals Urlaube mit BewohnerInnen durchgeführt werden,
damals noch in größeren Gruppen
von teilweise 15 bis 16 Personen.
Thema: Urlaub
So wie Sarah gibt es einige BewohnerInnen oder MitarbeiterInnen
mit Behinderung, die konkrete
Wünsche nach Urlaubszielen und
–aktivitäten ausdrücken können.
Urlaubsaktionen werden im Diakoniewerk sowohl im Wohnbereich
als auch im Zentrum für Bildung
und Freizeit sowie in den Arbeitsbereichen – hier in erster Linie für
die bei ihren Angehörigen lebenden
Menschen – angeboten. Vor einiger
Zeit wurden im Arbeitsbereich Urlaubswünsche und -ziele im Rahmen einer Projektarbeit abgefragt.
Die daraus resultierenden Ergebnisse sind eine gute Anregung für
die Urlaubsgestaltung, auch wenn
nicht alle Wünsche erfüllt werden
können: Eine Urlaubswoche „im
Dschungel in Afrika“, die ein Mitarbeiter mit Behinderung angeregt
hat, ist leider nicht durchführbar!
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Thema: Urlaub
S
Sinn, einem körperlich schwerstbehinderten Menschen eine sechsoder siebenstündige Autofahrt zuzumuten, von der er sich zwei Tage
lang erholen muss, nur damit er
einmal das Meer erleben kann.“
„Den BewohnerInnen soll
es im Urlaub gut gehen“
Für BewohnerInnen aus dem
Wohnhaus Gaisbacher Straße war
der Urlaub in Bibione vor zwei
Jahren ein besonderes Erlebnis. Sie
benötigen aufgrund ihrer Behinderung ein hohes Maß an Zuwendung und Aufmerksamkeit. Durch
ihren Umzug vor drei Jahren in die
Kleinwohnungen in der Gaisbacher
Straße, die einen höheren Betreuungsschlüssel bieten, hat sich ihre
Lebensqualität entscheidend verbessert. „Auch die Urlaubsqualität
ist deutlich gestiegen, berichtet
Markus Mayer, Leitung Wohnen.
„Manche Aktivitäten hätten wir vor
ein paar Jahren unmöglich durchführen können, weil die Gruppe der
Urlauber zu groß war und ein Eingehen auf die Bedürfnisse der Einzelnen nicht zuließ.“ Das Urlaubstagebuch und vor allem die Fotos
zeigen, dass sich die BewohnerInnen wirklich wohlgefühlt haben.
„Den BewohnerInnen soll es im
Urlaub gut gehen! Wenn man auf
ihre Bedürfnisse in der Kleingruppe
mit höherem Betreuungsschlüssel
flexibel eingehen kann, dann sind
auch diejenigen, die in einer größe-
Die mehrtägige
Wanderung mit
Tieren kommt
als Urlaubsangebot sehr gut an.
ren Gruppe überfordert waren und
Verhaltensprobleme zeigten, die
zufriedensten und ausgeglichensten Menschen“, so Mayer.
Urlaub einmal anders
Etwas besonderes hatten sich
Markus Lerchbaumer und Walter
Aigner von der Werkstätte Gallneukirchen einfallen lassen. Sie
organisierten vor drei Jahren die
erste Wanderwoche mit Tieren aus
dem Streichelzoo. Neun Menschen
mit Behinderung, sieben BetreuerInnen, drei Ponys und ein Esel
brachen zu einer gemeinsamen
fünftägigen Wandertour durch das
Mühlviertel auf. Rund 70 Kilometer legte die Gruppe dabei zurück.
Besonders spannend war, wie drei
Teilnehmer mit autistischer Wahrnehmung auf dieses für sie völlig
neue Erlebnis reagieren würden.
„Es stellte sich heraus, dass dieses
Gehen mit den Tieren für sie über-
haupt kein Problem war. Wenn die
Tiere stehen blieben um zu fressen,
warteten sie geduldig. Diese Geduld
hätten sie uns gegenüber sicher
nicht aufgebracht“, erzählt Markus
Lerchbaumer. Die drei jungen Männer waren in den fünf Tagen sehr
viel entspannter als im WerkstattAlltag – ein Zeichen, wie wohltuend sie diesen Urlaub der anderen
Art empfanden. Ein anderer Teilnehmer vollbrachte in dieser Zeit –
nicht zuletzt dank seines Begleiters
– Gehleistungen, die ihm aufgrund
seiner Gehbehinderung niemand
zugetraut hatte. Ein begleitender
Fahrdienst sorgte dafür, dass TeilnehmerInnen auch dann das Ziel
erreichten, wenn das Laufen gar
nicht mehr ging. Heuer findet die
Tier-Wanderwoche bereits zum
4. Mal statt – mit 26 TeilnehmerInnen!
Mag.a Andrea Klösch
[email protected]
„Wir haben uns wie zuhause gefühlt!“
Mehrmals waren fünf BewohnerInnen aus dem
Wohnhaus Martin Boos-Straße im Hotel Kohlerhof im Zillertal auf Urlaub. „Bei meiner ersten
Buchungsanfrage hatte ich sofort den Eindruck:
Hier sind wir willkommen“, erzählt Mitarbeiterin
Eva Fidler. Die persönliche Betreuung durch
Leitung und Hotelpersonal, das liebevolle, wert-
schätzende Umsorgen, ließen die Aufenthalte
zu einem Erlebnis werden. Obgleich sie keinerlei
Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung
hatten, gelang es den Hotel-MitarbeiterInnen
ganz selbstverständlich, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen und eine echte
Beziehung aufzubauen. Von den leckeren Mahl-
Ein
Höhepunkt:
Treffen mit den
„Schürzenjägern“.
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zeiten im Hotelrestaurant, über das Schwimmbad, bis hin zu Abendveranstaltungen – die
UrlauberInnen nutzten die zahlreichen Angebote
wie die anderen Gäste auch. Mit diesen kam es
oft zu schönen Begegnungen.
„Wir haben uns immer im besten Sinne des
Wortes wie zuhause gefühlt“, so Eva Fidler.
Aus dem Leitbild des Diakoniewerkes
Aktiv für Menschen im Alter
Jeder Mensch braucht Raum und Zeit
für sich selbst. Darum achten wir die
persönliche Geschichte der Menschen.
Besuch und Buchpräsentation
Aufbrüche in eine christliche Alterskultur
Graz
Gewalt gegen
Menschen im Alter
Mit dem Projekt „altgegengewalt“ möchte
die Gesellschaft zur Förderung der Alterswissenschaften und des Seniorenstudiums
(Gefas) an der Uni Graz auf Gewalt gegen
Menschen im Alter aufmerksam machen.
Zum Projektstart fand im März im Haus am
Ruckerlberg des Diakoniewerkes in Graz eine
Pressekonferenz statt.
Gewalt ist ein weit auslegbarer Begriff.
Zu diesem Schluss kamen Univ. Prof. Dr.
Josef Hörl, Universität Wien, Mag.a Claudia
Löcker-Tucek, Leiterin Haus am Ruckerlberg
und Geschäftsführerin im Diakoniewerk
sowie Dr. Rosemarie Kurz, Geschäftsführerin
der Gefas. „Besonders dort, wo die Bedingungen schlecht sind und die Überforderung
groß ist, findet auch Gewalt statt“, sagte
Löcker-Tucek. „Häufig steht Gewalt in
Verbindung mit Abhängigkeitsverhältnissen“,
so Hörl. Es müsse nicht immer körperliche
Gewalt sein, „auch das Vereinsamen-Lassen
eines Menschen ist Gewalt“. Diese Gewalt
sei besonders bei alten, pflegebedürftigen
Menschen weit verbreitet.
Detaillierte Infos zum Projekt unter
www.altgegengewalt.at
Gemeinsam mit sieben TeilnehmerInnen
ihrer Gruppe „Frauenmorgen“ war Anfang
April Pfarrerin Dr.in Christa Gäbler-Kaindl
aus Basel zu Gast in Oberösterreich. Anlass ihres Besuches war die Präsentation
des Buches „Frauenmorgen – Aufbrüche
in eine christliche Alterskultur“, das dazu
beitragen will, den länger gewordenen Lebensabschnitt Alter positiv zu erleben und
zu bejahen (siehe Buchtipp S. 23). Drei
Jahren lang arbeitete Gäbler-Kaindl gemeinsam mit ihrer Frauengruppe aus der
Evangelisch-Lutherischen Pfarrgemeinde
in Basel intensiv am Thema Alter/Älterwerden. Die Gespräche und Erfahrungen
aus dieser Zeit sind in das Buch eingeflossen.
Während ihres Aufenthaltes informierte
sich die Frauengruppe im Haus Elisabeth/
Gallneukirchen und im Haus für Senioren
Wels, wie christliche Alterskultur im Diakoniewerk gelebt wird. Am Programm
stand außerdem ein Besuch im Evangelischen Museum Rutzenmoos, in dem Superintendent i.R. Mag. Hansjörg Eichmeyer
und Gattin Ulrike Eichmeyer-Schmid die
Geschichte des Protestantismus in Oberösterreich engagiert präsentierten.
Dr. Christa Gäbler-Kaindl (r.) im Gespräch
mit Moderatorin Christine Haiden bei der
Buchpräsentation in Linz.
Haus für Senioren Salzburg
Alt und jung – mehr als nur eine Begegnung!
Es gibt schon
eine neue
Einladung
die Kinder zu
besuchen.
Im Sommer letzten Jahres kam es bei einem Familienfest im Evangelischen Kinderhaus in Salzburg zur ersten Begegnung: BewohnerInnen
des Hauses für Senioren Salzburg besuchten den integrativen Kindergarten des Evangelischen Diakonievereins Salzburg. Aus der Freude am
Miteinander von Alt und Jung, bei verschiedenen Spielen und gemeinsamem
Singen, entstand mehr: Beim Gegenbesuch im Diakonie-Zentrum Salzburg
im Februar hatten die Kinder und SeniorInnen eine derartige Freude, dass es
allen schwer fiel, aufzuhören. Man war
sich einig: „So etwas könnten wir öfter
einmal machen!“
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Aktiv für Menschen im Alter
Maria Deisenhammer freut sich über
die häufigen Besuche ihrer Töchter.
Über den Stellenwert von Angehörigenbesuchen in der Hausgemeinschaft im Haus für Senioren Wels
Besuche – Brücke in die Vergangenheit
58 BewohnerInnen leben seit Mai 2005 im Haus für Senioren Wels in Hausgemeinschaften: Keine
langen Gänge, keine unpersönliche Station, stattdessen wohnen wie in einer großen Familie. Die
Achtung der eigenen Geschichte und der sozialen Kontakte hat im Haus für Senioren Wels eine große
Bedeutung – dementsprechend wichtig ist die Einbeziehung der Angehörigen.
„Der Beitrag, den
der Hausgemeinschaft
„Gott erhalte, Gott beAngehörige
im ersten Stock. Das
schütze …“ tönt es fröhwar nicht immer so
lich durch die Hausgeeinbringen, ist
– Frau Deisenhammeinschaft im Haus für
elementar und
mer hat auch andere
Senioren Wels. Maria
unverzichtbar.“
Zeiten erlebt: Als sie
Deisenhammer ist 96
älter und pflegebeJahre alt und lebt seit
nunmehr sechs Jahren im Haus für dürftig geworden war, lebte sie in
Senioren Wels. „Sie ist eine wahre einer betreuten Wohnung – obwohl
Frohnatur, hat immer ein Lächeln ihre Tochter sie jeden Tag besuchte
im Gesicht und erstaunt uns mit ih- und sie pflegte, war sie oft traurig
rem Schatz an Gedichten“, berichtet und schwermütig. „Unsere Mutter
Karin Wasner, Alltagsmanagerin in hat ihr Leben lang hart gearbeitet
10 Diakonie 3|2006
– der Umstand, dass sie nun ihr
Leben nicht mehr alleine meisterte,
war schwer für sie zu verkraften“,
berichtet Tochter Irmgard Bögl.
Hoher Druck für Angehörige
Als Frau Deisenhammer nach einem
Unfall intensivere Betreuung und
Pflege brauchte, kam sie vor sechs
Jahren ins Haus für Senioren Wels.
„Der Schritt, die eigene Mutter in ein
Heim zu geben, ist sehr schwierig und
für uns Töchter sehr belastend gewe-
Aktiv für Menschen im Alter
Die eigene Mutter in ein Heim zu geben,
war sowohl für Frau Lettner ...
sen. Einerseits wussten wir, dass wir
die intensive Betreuung nicht mehr
leisten konnten, andererseits wollten
wir natürlich unsere Mutter nicht
alleine lassen“, berichtet Christine
Lettner, Frau Deisenhammers zweite
Tochter. „Wir kennen den Druck, der
auf Angehörigen liegt, wenn die Betreuung der geliebten Mutter nicht
mehr möglich ist“, weiß Hausleiter
Peter Kumar-Gubo.
Vorbildhaft
Seit Frau Deisenhammer im Haus
für Senioren Wels lebt, darf sie sich
über täglichen Besuch ihrer Welser
Tochter freuen und Frau Lettner aus
Haag am Hausruck kommt so oft es
für sie möglich ist. „Die Töchter
von Frau Deisenhammer sind vorbildhaft! Sie haben ein sehr gutes
Gespür und reagieren sensibel auf
die Bedürfnisse ihrer Mutter und
auch der ganzen Gruppe“, erzählt
Kumar-Gubo. „Sie sind eine Bereicherung für die ganze Hausgemeinschaft, weil sie auf unaufdringliche
Weise das Leben von außen mit in
die Hausgemeinschaft bringen“,
Kumar-Gubo weiter. „Frau Deisenhammer liebt die Besuche ihrer Töchter, sie strahlt und lächelt
sobald sie kommen. Die Besuche
strukturieren ihren Tag und geben
ihr einen Rhythmus vor, der für sie
Sicherheit und Klarheit bringt“, berichtet Karin Wasner.
Unverzichtbar
Ein Grundstein der Hausgemeinschaftsphilosophie ist, dass die
www.diakoniewerk.at
... als auch für Frau Bögl eine
schwere Entscheidung.
BewohnerInnen ihren Alltag so
autonom wie nur möglich gestalten können sollen. „Der Beitrag,
den Angehörige in Hausgemeinschaften einbringen, ist elementar
und unverzichtbar. Weil Alltag,
Normalität und soziale Kontakte
so wichtig sind, sind auch Familie,
die Herkunft und die Biografie von
unschätzbarem Wert“, so KumarGubo. „Angehörige sind oft eine
Brücke in das Leben und in die
Vergangenheit unserer BewohnerInnen und sie versorgen uns mit
wichtigen Informationen, damit
wir die Würde und die Selbständigkeit wahren können. Die Töchter
bringen auch immer wieder Leckereien wie Krapfen mit. Darüber
freuen sich nicht nur alle anderen
HausgemeinschaftsbewohnerInnen.
Damit schaffen sie die Brücke zu
Frau Deisenhammers Leben. Sie hat
nämlich immer Krapfen gebacken“,
Kumar-Gubo abschließend.
Zu Hause
„Wenn wir am Abend nach Hause
gehen, fragt uns unsere Mutter immer, wohin wir denn gehen. Ganz
kurz ist sie traurig, weil sie uns begleiten möchte. Wenn ich sie aber
daran erinnere, dass sie hier im
Haus für Senioren Wels zu Hause
ist, dann sagt sie: ‚Gö, ein schönes
Zimmer hab ich hier und gut geht’s
mir’ – was immer bleibt, ist das Lachen in ihrem Gesicht.“
Mag.a Verena Schöpf
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit
[email protected]
Eva Trede-Kretzschmar
im Interview
Welchen Stellenwert hat Angehörigenarbeit?
Es gibt keine getrennten Lebenswelten. Wir leben und
arbeiten gemeinsam mit Bewohnern, Familien und den
Mitarbeitern in der Einrichtung. Dementsprechend sind
die Angehörigen genauso Teil dieser Lebenswelt wie die
Bewohner und die Mitarbeiter selbst.
Was ist bei der Übersiedlung in eine
Einrichtung zu berücksichtigen?
Jedem Einzug in eine Pflegeeinrichtung geht ein langer
innerer Entscheidungsprozess voraus. Dieser Prozess ist auf
Seiten der Angehörigen von vielen Emotionen begleitet: Sie
fühlen sich erschöpft, haben das Gefühl versagt zu haben,
andere schämen sich, ihre Familienmitglieder in eine Einrichtung gegeben zu haben. Mit diesen Gefühlen muss man
sich auseinander setzen – am besten in einer Beratungsphase, die dem Einzug in die Einrichtung voraus geht.
Wie gelingt eine gute Angehörigenarbeit?
Angehörige müssen in die Pflegebeziehung miteinbezogen
werden. Dies bedingt eine Kultur des offenen und vertrauensvollen Umgangs in der gesamten Einrichtung.
Eva Trede-Kretzschmar ist Leiterin des Richard-Bürger-Heims in Stuttgart.
Sie wird bei den Diakonie-Dialogen in Salzburg am 30. Juni zum Thema
„Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Familienangehörigen in Einrichtungen der Langzeitpflege“ referieren. Mehr Informationen unter
www.diakonie-zentrum.at
Diakonie 3|2006
11
aktiv für Menschen mit Behinderung
Danke
Ein großes „Danke” an alle SpenderInnen
Den Erfolg mit Menschen teilen
7up – BORG goes Musical. Das war der Titel einer Musicalproduktion, die SchülerInnen des Bundesoberstufen-Realgymnasiums Bad Leonfelden Anfang Februar
insgesamt acht Mal mit großem Erfolg zur Aufführung
brachten. Das Musical hat nicht nur den SchülerInnen
viel Spaß bereitet, auch das Diakoniewerk darf sich
über eine Spende von 2.000 Euro aus dem Reinerlös der
Aufführungen freuen. Herzlichen Dank an die SchülerInnen des BORG Bad Leonfelden. Stellvertretend für
die InitiatorInnen und
den mitwirkenden Lehrkörper möchten wir uns
auch ganz herzlich beim
Direktor des BORG,
Franz Bauer, bedanken.
Ein Teil des Erlöses aus
dem Musical „7up“ kam
Menschen mit Behinderung im Wohnhaus
Friedenshort zugute.
Gutes tun – mit Kabelspenden
Arbeitsplätze schaffen und wertvolle Rohstoffe recyceln
– das ist alles mit Ihrer Kabelspende möglich. Die Kabel werden von Menschen mit Behinderung mit einer
Kabelschälmaschine geschält, das gewonnene Kupfer wird
verkauft und kommt wieder der Behindertenhilfe zugute.
Senden Sie bitte Ihre gesammelten Kabel an: Werkstätte
Gallneukirchen, Michael Klaner 07235/63251-600 oder
0664/8134421, Linzerberg 46, 4209 Engerwitzdorf
Martin (l.) und Dominik haben viel
Spaß an der Kabelschälmaschine in
der Werkstätte Oberneukirchen.
Ein Geburtstagsfest für das Diakoniewerk
Tarock-Turnier für
einen guten Zweck
Über eine großzügige Spende von 750 Euro freuen sich
Wohngemeinschaft und Werkstätte Oberneukirchen des
Diakoniewerkes, die durch das Tarockturnier im Gasthaus
Haudum in Helfenberg Ende April zustande gekommen ist.
Mit der Spende kann einerseits die
Einrichtung in der Wohngemeinschaft ergänzt und zum anderen
der Grundstock für ein TherapieWasserbett in der Fördergruppe der
Werkstätte gelegt werden.
Bereits zum elften Mal fand
dieses Tarock-Turnier statt, dessen Erlös immer für einen guten
Zweck verwendet wird. In diesem
Jahr wurden erstmals Menschen
mit Behinderung im Diakoniewerk
unterstützt.
Konsulent Dir. Kurt Drimmel von der
Raiffeisen-Landesbank (r.) und Gastwirt
Peter Haudum (2. v. r.) als Organisatoren
des Tarockcups übergeben die Spende
an den Leiter der Wohngemeinschaft,
Roland Sattlegger. Mit im Bild auch
drei MitarbeiterInnen der Werkstätte
Oberneukirchen.
Für die Werkstätte Sibiu sammelte Pfarrer Dr. Thomas
Pitters anlässlich seines 50. Geburtstagsfestes. Die Werkstätte Sibiu ist ein Projekt des Diakoniewerkes in Rumänien, das sich derzeit im Aufbau befindet. Pfarrer Pitters,
der selbst seine Wurzeln in Siebenbürgen hat, ist gerade
diesem Projekt des Diakoniewerkes sehr verbunden. Aus
den „Geburtstagsgeschenken“ konnte eine Summe von
2.545 Euro für das Diakoniewerk lukriert werden. Vielen
Dank den Unterstützern und Förderern dieser Geburtstags-Sammelaktion.
500 Euro für Menschen im Alter
Eine Spende von 2.500 Euro erhielt das Diakoniewerk
von Mag. Wolfgang und Ruth Pfister. Diese Spende wird
zur Anschaffung eines Transportrollstuhles für Menschen
im Alter im Haus für Senioren Wels beitragen. Damit
können pflegebedürftige Personen an den Aktivitäten im
Tagesablauf der Hausgemeinschaften teilnehmen, eine
willkommene Abwechslung, die ihren Alltag bereichert.
Über den Tod hinaus Gutes tun
Kranz- und Blumenspenden in Höhe von 650 Euro erhielt
das Wohnhaus Altes Martinstift des Diakoniewerks in
Gallneukirchen anlässlich des Todes von Pfarrer Mag.
Gerhard Fischer. Gerhard Fischer war in den 50er-Jahren
Praktikant im Wohnhaus Martinstift. Mit dieser Spende
werden wir für die dort lebenden BewohnerInnen eine
Therapieschaukel anschaffen.
12 Diakonie 3|2006
Bitte
Liebevoll kümmert sich Dominik um
Blumen, derzeit noch in der Werkstätte. Mit Hilfe Ihrer Spende kann er das
hoffentlich schon bald rund um den
Ortsplatz in Oberneukirchen tun.
„Wenn man zusammenhilft, kann
vieles daraus wachsen“, das haben Martin und Dominik gelernt.
Spendenprojekt für Menschen mit Behinderung
Wenn Sie uns helfen, kann vieles daraus wachsen
Für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ein Angebot schaffen, das ihren Bedürfnissen entspricht und sie in
den ganz normalen Arbeits- und Gemeindealltag integrieren – das ist der Grundgedanke einer neu gegründeten Werkgruppe
in der Werkstätte Oberneukirchen, die sich schon bald um die Verschönerung der Gemeinde kümmern soll.
Blumenbeete anlegen, das Laub
rund um die Kirche rechen, die
Blumenkästen pflegen, Rasen mähen und Streusplit kehren, solche
Arbeiten sollen Martin S., Rainer
P. und Dominik P., Mitarbeiter der
Werkstätte Oberneukirchen des Diakoniewerkes, schon bald für die
Gemeinde leisten. Für sie geht damit ein lange gehegter Wunsch in
Erfüllung – der Wunsch, im Freien
zu arbeiten und mit ihrer Hände
Arbeit etwas zu schaffen.
Speziell für Dominik
gibt es in der Werkstätte viele Pflanzen, Mit eigenen Händen
die er mit großer
etwas schaffen
Hingabe betreut und
„Besonders wichtig ist, dass die
für die er sich verantwortlich fühlt.
Menschen, die wir betreuen, ein
Angebot bekommen, das ihren spezifischen Bedürfnissen entspricht,“
meint Werkstättenleiter Gerhard
Kern. „Also haben wir eine eigene
Werkgruppe gegründet, die sich im
Auftrag der Gemeinde um die Ortsverschönerung kümmern wird. Die
Arbeit im Freien hilft vielen, überschüssige Energien und zeitweilige
Frustrationen abzubauen. Die MitarbeiterInnen erleben den Erfolg
ihrer Arbeit und können durch die
Vielfalt der Arbeiten ihre Talente
und Fähigkeiten entwickeln,“ so
Kern weiter.
Jeden Tag etwas anderes machen
Auch die durch die Jahreszeiten
bedingten verschiedenen Arbeiten bringen immer wieder Abwechslung. „Es geht mir gut hier,
ich kann da verschiedene Sachen
machen, in der Werkstätte hab ich
immer das gleiche gemacht. Auch
meine Mama sagt, dass es mir jetzt
besser geht,“ so Helmut P., ein be-
Gemeinsam fast schon Profis
Dominik P. (20) arbeitet seit drei Jahren in der Werkstätte in Oberneukirchen. Seine große Leidenschaft sind Blumen, die er mit Liebe
und Hingabe betreut, sein ganzer Stolz ist eine Bambuspflanze,
die er in seinem Zimmer versorgt. Wenn er in der Werkstätte oder
im Garten die Blumen gießen, Pflanzen setzen, Unkraut jäten oder auch nur die Blumen
betrachten kann, dann wird er ganz still, seine Augen beginnen zu leuchten und niemand
darf ihn bei seiner Arbeit stören. Jeden zweiten Samstag im Monat hilft er mit seinem
Freund aus der Werkstätte, dem Rollstuhlfahrer Martin S. (20) auf einem Bauernhof. Die
Liebe zu Pflanzen und Tieren ist für beide zum Lebensinhalt geworden. „Wenn man zusammen hilft kann man alles schaffen, auch mit einer körperlichen Behinderung,“ sind sie
überzeugt. Beide freuen sich schon sehr auf ihre Aufgaben in der neuen Werkgruppe.
www.diakoniewerk.at
treuter Mitarbeiter über seine Arbeit in einem ähnlichen Projekt.
„Eine Kommune lebt vom Netzwerk der Menschen untereinander.
Menschen mit Behinderung in den
Alltag einzubeziehen und nicht nebeneinander sondern miteinander
zu leben, das verstehe ich unter
gelebter Integration.“ (Anneliese
Bräuer, Vizebürgermeisterin von
Oberneukirchen und Förderin des
Projekts)
Nur mit Ihrer Hilfe können wir
ein solches für diese Menschen
maßgeschneidertes Projekt verwirklichen.
Spendenanfragen richten Sie bitte an:
Mag. Markus Aichelburg-Rumerskirch
Tel. 07235/63 251-138 oder 0664/829 44 31
[email protected]
Bitte helfen Sie:
10 Euro kostet
ein Gärtnerspaten
250 Euro kostet eine
Laubsaugmaschine
450 Euro kostet ein
Benzin-Rasenmäher
Diakonie 3|2006
13
Leben und Spiritualität
Drei Dinge gefallen mir, die Gott und den
Menschen gefallen: Wenn Brüder sich vertragen und die Nachbarn sich lieb haben und wenn
Mann und Frau gut miteinander umgehen.
Drei Dinge sind es, die ich von Herzen verabscheue, und es missfällt mir sehr, dass es sie gibt:
Wenn ein Armer hoffärtig ist und ein Reicher lügt
und ein alter Narr ein Ehebrecher ist.
(Jesus Sirach 25, 1-4)
Jesus Sirach lebte zwar vor langer Zeit – aber es
kommt mir vor, als hätte er die Erfahrung von Hotelangestellten – weltweit: Er wünscht sich, dass Touristen miteinander respektvoll umgehen – und sich nicht an den mit
Liegen voll geparkten Stränden an den Schnorchel gehen.
Er wünscht sich, dass Paare, die sich unter dem Arbeitsjahr
nur in der Früh und am Abend sehen, die Zeit nützen, um
sich wieder kennen zu lernen.
Er wünscht sich, dass Touristen nicht als Bedrohung
gesehen werden. Auch, dass die touristische Überheblichkeit endet: Armut ist nicht romantisch und fotogen. Und: Er
fürchtet jene Herren, die „all inclusive“ als Einladung zum
Missbrauch werten.
Jesus Sirach war nie auf Urlaub. Aber er hat genau dafür
einen Kompakt-Reiseführer geschrieben. Wer ihn genau
liest, merkt: ein Reiseführer auch für das Arbeitsjahr. Er
passt in jede Tasche.
Vikar Mag. Herbert Rolle
Was bedeutet Urlaub für mich? Zeit für die
eigenen Interessen haben, persönliche Bedürfnisse
nicht hinten anstellen, Neues erleben, fremde
Kulturen wertschätzen, zu innerer Ruhe und
Zufriedenheit finden und sich wieder auf sich und
die Ziele und Wertigkeiten des Lebens zu besinnen.
Wir alle haben Ecken und Kanten – da gibt es auch
immer neben den Gemeinsamkeiten auch Reibungspunkte, doch sollten wir immer daran denken,
dass etwas das heute nicht zusammen passend
erscheint uns schon morgen ganz neue Perspektiven eröffnen kann.
14 Diakonie 3|2006
Eine indische Weisheit lautet: Wir müssen von Zeit
zu Zeit eine Rast einlegen und warten bis unsere
Seelen uns wieder eingeholt haben!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir
uns wieder Zeit zum Leben lassen! Genießen wir
die schönen gemeinsamen Stunden mit allen
Sinnen, damit wir die wunderbaren Momente des
Urlaubes in Erinnerung behalten und in schwierigen
Momenten des Alltags die Augen schließen, tief
einatmen und die Erholung erneuern können.
Dipl. Somm. Dagmar Kabus, Leitung Seminar & Ferien Gästehaus
Waldheimat & Weikersdorf
Aus dem Leitbild des Diakoniewerkes
Aktiv für Menschen mit Behinderung
Jeder Mensch hat von Gott einen
einzigartigen Wert. Darum darf kein
Mensch zum „Fall“, zur „Behinderung“
oder„Krankheit“ werden.
Kunst am Bau
Atelier gestaltet Linzer „Wissensturm“ mit
Hauptbibliothek und Volkshochschule Linz haben ab Herbst 2007 ein
neues Zuhause: den Wissensturm. Im Wissensturm wird Bildung für alle
geboten. Große Offenheit signalisiert die Stadt Linz auch mit dem Projekt
„Bildung und Behinderung“. Insgesamt 11 Wände á 3 mal 2,5 Meter werden von Menschen mit Behinderung gestaltet. Mit dabei KünstlerInnen
aus dem Diakoniewerk, Institut Hartheim, Caritas und Lebenshilfe. Übergeordnetes Thema für das gemeinsame Arbeiten ist „das Wissen“ ganz
allgemein. In mehreren Workshops setzen sich die KünstlerInnen der
Einrichtungen mit dem Thema unter einer jeweils anderen Schwerpunktsetzung auseinander. Beim
zweiten Workshop, den
Helmut Pum vom Atelier
des Diakoniewerkes leitete,
beschäftigten sich die TeilnehmerInnen mit dem Medium Text.
Diese Wand hat Günther
Zehetner aus dem
Diakoniewerk gestaltet.
1. Fachtagung der Behindertenhilfe
Personzentriertes
Arbeiten
Am 3. und 4. April fand die erste österreichweite Fachtagung der Behindertenhilfe des Diakoniewerkes statt. Das
Diakoniewerk bietet in 5 österreichischen
Bundesländern Angebote für Menschen
mit Behinderungen. Fast 70 TeilnehmerInnen aus allen Bereichen der Behindertenhilfe trafen sich im Kur & Ferien
Hotel Helenenburg in Bad Gastein. Als
Referentin konnte die bekannte Schweizer
Psychologin und Psychotherapeutin Marlis
Pörtner gewonnen werden, die Impulse
zum Thema „Personzentriertes Arbeiten in
der Behindertenhilfe“ setzte. Neben dem
fachlichen Austausch stand das gegenseitige Kennenlernen und die Vernetzung im
Mittelpunkt dieser zwei Tage.
Theater Malaria
Beeindruckende Performance im UKH Linz
Mit der Performance „Metamorphose“ und einer Ausstellung dazu präsentierte sich
kürzlich das Theater Malaria des Diakoniewerkes im neuen Unfallkrankenhaus in Linz.
An mehreren Abenden erweckten die Mitglieder der integrativen Theatergruppe
mittels einer Performance die interessante
Ausstellung von Objekten und Installationen zum Leben. Die BesucherInnen wurden
in einer Art Stationen-Theater von Installation zu Installation geführt und sahen
dort Szenen aus der griechischen Mythologie, die die SchauspielerInnen der Malaria in interessanter Weise interpretierten.
Für Performance und Ausstellung wurden
www.diakoniewerk.at
Die SchauspielerInnen
zeigten Szenen aus der
griechischen Mythologie.
in Zusammenarbeit mit dem Künstler und
Mitarbeiter im Diakoniewerk, Bernhard
Engljähringer, vorrangig Materialien aus
dem Altstoffsammelzentrum verwendet.
Die Idee zum Projekt entstand aus den Vorarbeiten zu einem neuen Theaterstück, das
sich mit dem Thema „Griechen“ beschäftigt
und 2007 zur Aufführung kommen wird.
Der Aufführungsort ist nicht zufällig gewählt: „Auch das UKH ist ein Ort, wo sich
Schicksale entscheiden“, so Engljähriger.
Diakonie 3|2006
15
Aktiv für Menschen mit Behinderung
Treffpunkt Bar: Hier gibt es alkoholfreie
Getränke und Snacks zu günstigen Preisen.
Einfach Freizeit
Jugendliche mit und ohne Behinderung verbringen ihre Freizeit im Jugendzentrum STUWE. Was als Versuchsprojekt gestartet hat, soll schon bald zu
einem fixen Bestandteil im Konzepts des Jugendzentrums werden.
Wo verbringen Jugendliche ihre
Freizeit? Zum Beispiel im Jugendzentrum. So wie Verena und ihr
Freund Sven. Verena arbeitet im
Kulinarium, dem Cateringservice
des Diakoniewerkes, Sven in der
Werkstätte Linz. Einmal monatlich
gehen sie nach der Arbeit zusammen mit fünf weiteren Jugendlichen mit Behinderungen in das
Jugendzentrum STUWE in der Linzer Steingasse. Das STUWE ist ein
offenes Jugendzentrum der Diözese
Linz. Vor allem Schüler und Schülerinnen nutzen die Möglichkeit sich
im Jugendzentrum zu treffen.
Zum Einstand: Pizza für alle
Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen, gibt es dort viele. An der
Bar ein Cola trinken und einen Toast
16 Diakonie 3|2006
essen zum Beispiel, oder mit anderen gemütlich zusammen sitzen.
Auch Angebote zum Spielen gibt
es: einen Fußballplatz im großen
Garten, Brettspiele, Dart – und nicht
zu vergessen den „Wuzzler“, also
Tischfußball. Sogar eine Küche hat
das STUWE: „Zum Einstand haben
wir hier für alle Gäste eine Pizza gekocht“, erinnert sich Verena an den
ersten Besuch im STUWE.
In der Werkstätte Linz und im
Kulinarium Linz arbeiten viele junge Menschen mit Behinderung. So
entstand bald der Wunsch eines
Treffpunkts für die Jugendlichen
außerhalb ihrer Arbeitszeit. „Wir
waren auf der Suche nach einem
geeigneten Ort. So kamen wir auf
die Idee dorthin zu gehen, wo auch
andere Jugendliche ihre Freizeit
verbringen,“ erzählt Daniela Adelsmair, Mitarbeiterin des Zentrums für
Bildung und Freizeit, die zusammen
mit Maureen Hartl die Gruppe der
Jugendlichen ins STUWE begleitet.
Neben den Jugendlichen aus
dem Diakoniewerk tummeln sich an
diesem Nachmittag ungefähr zwanzig weitere Jugendliche im Jugendzentrum: Eine Gruppe sitzt im Pavillon im Garten, einige schauen ein
Video und im ersten Stock wird im
schallgedämpften Musikproberaum
für den nächsten Auftritt geprobt.
Große Akzeptanz
fürs „Anderssein“
„Die Jugendlichen sind natürlich
sehr unterschiedlich in ihren Interessen. Wir sind daher gewohnt, uns
auf neues Klientel einzustellen,“
Aktiv für Menschen mit Behinderung
Doch auch beim „richtigen“ Fußballspielen
ist Sven mit Begeisterung dabei.
Kontakt
Jugendzentrum STUWE
Das STUWE ist ein Jugendzentrum der Diözese
Linz. An Schultagen steht es in der Zeit von 11.30
Uhr bis 19.00 Uhr für Jugendliche ab 13 Jahren
(besonders SchülerInnen) offen.
Jugendzentrum STUWE, Steingasse 5, 4020 Linz
Verena und Sven liefern sich gerne
heiße Duelle beim Tischfußball.
Jugendliche mit Behinderung, die Interesse am
Besuch des Jugendzentrums haben, können sich
über das Zentrum für Bildung und Freizeit anmelden (s. u.).
Kontakt
Zentrum für
Bildung und Freizeit
„Bei uns
herrscht große
Akzeptanz
für das
Anderssein.”
erklärt Mag. Stephan
Haigermoser, der Leiter
des
Jugendzentrums.
„Die Jugendlichen mit
Behinderungen sind eine neue und
besondere Herausforderung für uns
und die Jugendlichen. Aber wir
wollten das einfach ausprobieren
und es läuft ganz gut. Im STUWE
treffen so viele unterschiedliche
Menschen zusammen. Da herrscht
große Akzeptanz für das ‚Anderssein‘“.
Einstellen will man sich im Jugendzentrum auf Menschen mit Behinderungen auch durch bauliche
Maßnahmen. Im Sommer 2007 soll
das gesamte Jugendzentrum barrierefrei gestaltet werden. Dann sollen
Jugendliche mit Behinderung regelmäßig zu den Besucherinnen und
www.diakoniewerk.at
Besuchern des Jugendzentrums gehören.
Bis dahin freuen
sich Verena, Sven und
die anderen jeden Monat auf den
Besuch im Jugendzentrum. Warum es ihnen dort gefällt? „Weil es
schön ist, einfach mit netten Leuten
zusammenzusitzen und Spaß zu haben – und weil wir so gute Freunde
geworden sind.“
Mag.a Maria Kettl
Kompetenzmanagement Behindertenhilfe
[email protected]
Das Zentrum für Bildung und Freizeit bietet
Freizeit- und Bildungsangebote für Menschen mit
Behinderung und integrative Angebote für Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung.
Die Angebote orientieren sich an den Interessen,
Fähigkeiten und individuellen Besonderheiten der
TeilnehmerInnen:
Regelmäßige Gruppen: Treffpunkte für
gemeinsame Aktivitäten und Interessen
Offene, integrative Treffs
Kurse und Projekte
Das aktuelle Programm können Sie beim Zentrum
für Bildung und Freizeit bestellen oder auf der
Homepage des Diakoniewerkes downloaden:
www.diakoniewerk.at
Zentrum für Bildung und Freizeit
Gaisbacherstrasse 12
4210 Gallneukirchen
Tel. 07235 / 63251-763 und 764
Daniela Adelsmair [email protected]
Mag. Franz Gassner [email protected]
Diakonie 3|2006
17
Porträt – Menschen im Diakoniewerk
Porträt
Wenn Urlaub zum Alltag wird
Inge Gamsjäger lebt und arbeitet dort, wo andere gerne Urlaub machen – im Kur & Ferien Hotel
Helenenburg des Diakoniewerkes in Bad Gastein. Ihr Alltag besteht darin, gemeinsam mit ihren
MitarbeiterInnen den Gästen einen angenehmen und erholsamen Urlaub zu ermöglichen.
Die Helenenburg
ist zu jeder Jahreszeit ein attraktives
Urlaubsziel.
„Ich bin eben ein Genussmensch
…“ – lautet die Antwort von Inge
Gamsjäger auf die Behauptung, sie
wäre ‚eigentlich ein ganzes Jahr in
Urlaub‘. „Beworben habe ich mich in
der Helenenburg ursprünglich nur
aus Spaß, ich habe nicht wirklich
damit gerechnet, dass die Wahl auf
mich fallen würde. Ich hatte mir aus
diesem Grund bei den Vorstellungsgesprächen keinen Druck auferlegt –
ich empfand sie daher auch als sehr
angenehm.“ Seit September 1991
ist sie Mitarbeiterin und seit Jänner 1992 Leiterin des Kur & Ferien
Hotels Helenenburg in Bad
Gastein. Davor
war sie nach der
Matura in Tourismusbetrieben
in
Österreich
und der Schweiz
zunächst
als
Receptionistin,
später als Direktionsassistentin tätig. 1995 schloss sie den Managementlehrgang für Tourismus ab.
Ein Haus mit Tradition
1992 wurde das Haus noch als
Evangelisches Hospiz Helenenburg
bezeichnet. Wie war es für sie, ein
Haus mit Geschichte zu leiten?
„Das war schon etwas Besonderes.
Anfangs war ich mir nicht sicher,
ob mir die Fußstapfen nicht zu groß
sind. Aber im Grunde genommen
habe ich mich auf diese Aufgabe
sehr gefreut und war schon auch
ein wenig stolz!“
Inge Gamsjäger schätzt das Diakoniewerk als Arbeitgeber auch ob
seines wertschätzenden Umganges
mit den MitarbeiterInnen: „Die Offenheit und das Vertrauen, die mir
von Anfang an entgegengebracht
wurden, sind Faktoren, die gerade
in der Hotellerie nicht selbstverständlich sind.“
Stammgäste schätzen die
besondere Atmosphäre
Dass die Helenenburg einen guten
Ruf bei Gästen und Mitarbeitern hat
und als Urlaubs-, Kur- und Seminarhotel sowie als Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen, Vorträge und Ausstellungen geschätzt
wird, ist eine Tatsache. Das wichtigste Anliegen von Inge Gamsjäger und ihrem gesamten Team ist,
den Gästen das Gefühl zu geben,
dass sie willkommen sind und die
MitarbeiterInnen Zeit für sie haben.
Diese besondere Atmosphäre schätzen auch viele Stammgäste.
Die Helenenburg befindet sich
seit 1908 im Besitz des Diakoniewerkes. Inge Gamsjäger schafft es
mit Fingerspitzengefühl, vor diesem geschichtlichen Hintergrund
dem Gast von heute ihre ganze
Aufmerksamkeit zu schenken.
Erwin Oberbramberger
[email protected]
Steckbrief
Inge Gamsjäger
Ich betreibe gerne Sport und achte
(meistens) auf eine gesunde Lebensweise. Ich liebe Städtereisen, mein
absoluter Urlaubsfavorit im Sommer
ist Südfrankreich. Ich würde gerne viel
öfter kochen (aber nicht für 60 sondern
für 6 Personen), im Besonderen liebe
ich die österreichische Hausmannskost
(vor allem die meiner Mutter).
Als alleinerziehende Mutter sind
natürlich meine Kinder Lukas und
Lea das Wichtigste in meinem Leben.
Wichtig sind mir aber auch beruflicher
Erfolg, Anerkennung, Freundschaften
– und mein Glaube, der schon
öfters der berühmte Strohhalm zum
Anhalten war.
Mein Leitmotiv: Ich versuche, jeden
Tag aufs Neue vertrauensvoll und
ohne Angst durchs Leben zu gehen.
18 Diakonie 3|2006
Inge Gamsjäger sorgt
auch durch ein schönes
Ambiente für das Wohl
der Gäste.
„Ich glaube, in den Mauern
des Hauses immer wieder
den Geist der großen und
gütigen Menschen wahrzunehmen, die hier einmal
gewirkt haben, außerdem
bin ich davon überzeugt,
dass über dem Haus ein
Segen liegt.“
Aus dem Leitbild des Diakoniewerkes
Aktiv für Ausbildung
Jeder Mensch muss seine
eigenen Wege gehen.
Wir wollen jedoch mit unserem
Wissen und Wollen Wege weisen.
Martin Boos-Schule
Eine Schule besonderer Art feiert Jubiläum
Montessori-Pädagogik macht’s
möglich – Kinder mit und ohne
Behinderung lernen gemeinsam.
Ende Juni feiert die Martin Boos-Schule in Gallneukirchen, eine Landessonderschule für schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche, ihr 10-jähriges Jubiläum. Das
Besondere dieser Schule, die mit dem Diakoniewerk eng verbunden ist: Sie führt
neben acht Sonderschul- auch vier Integrationsklassen. Hier geschieht also Integration umgekehrt! Seit 10 Jahren funktioniert dieses Modell mit Vorbildcharakter so
gut, dass Direktorin Silvia Gehrmann jedes Schuljahr mehr Anmeldungen von Kindern ohne Behinderung hat als aufgenommen werden können.
In den Integrationsklassen wird ganzheitlich im offenen Unterricht und vorwiegend nach Maria Montessori und anderen
reformpädagogischen Ansätzen gearbeitet. Die Kinder sollen
befähigt werden selbsttätig zu lernen. In den Sonderschulklassen werden SchülerInnen mit Behinderung ihrem Entwicklungsstand gemäß individuell gefördert. Für ältere SchülerInnen führt
die Martin Boos-Schule in Zusammenarbeit mit den Werkstätten
des Diakoniewerkes einen Vorbereitungslehrgang für Arbeit und
Beschäftigung.
Fachschule für Altendienste und Pflegehilfe
Mindfulness-Based-Stress-Reduction – MBSR 8-Wochen-Kurs
Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit
Dieses Seminarangebot fand zum ersten Mal in Gallneukirchen statt. Stress
ist eine der Hauptpunkte über die in
unserer heutigen Zeit geklagt wird. J.
Kabat-Zinn ein amerikanischer Arzt hat
dagegen auf Basis der meditativen Praxis ein Programm entwickelt, das darauf
aufbaut im eigenen Körper nachzuspüren, was dieser Druck, der uns belastet, in unserem Körper auslöst und dies
wahr- und anzunehmen.
13 MitarbeiterInnen haben sich gemeinsam auf einen 8-Wochen-Weg eingelassen und durchwegs sehr positive
Erfahrungen gemacht. „Der Kurs und die
täglichen Übungen haben mir geholfen,
www.diakoniewerk.at
zur Ruhe zu kommen, die Stressauslöser
und die Auswirkungen auf meinen Körper näher zu betrachten“, so die Rückmeldungen einer Teilnehmerin.
Angela Straberger aus Salzburg hat
als Trainerin dieses Seminar und die
TeilnehmerInnen behutsam begleitet und
erste Schritte auf dem Weg zur Achtsamkeit und einer bewussteren Lebensweise
geführt. Die Nachhaltigkeit liegt natürlich auch in der Verantwortung jedes/r
einzelnen TeilnehmerIn. Eine gute Basis
wurde aber in diesem Kurs gelegt.
Dieses Seminarangebot wird im kommenden Fortbildungsprogramm wiederholt.
Praktikumsberichte
einmal anders
Unter dem Titel „Praktikumsberichte,
Reflexionen und sonst allerlei“ hat Gottfried Madersbacher, ehemaliger Schüler der
Fachschule für Altendienste und Pflegehilfe
Gallneukirchen, ein Büchlein im Eigenverlag
herausgebracht. Auf 88 Seiten schildert er in
sehr anschaulicher und humorvoller Weise
seine Erfahrungen als Praktikant in verschiedenen Bereichen der Altenhilfe. Seine Art zu
schreiben ist zwar sehr salopp und unterhaltsam, doch ist auch immer eine große Wertschätzung gegenüber den Menschen spürbar,
denen er in seiner Ausbildung begegnet ist.
Das Büchlein ist für 9,50 Euro auch in der
Fachschule für Altendienste und Pflegehilfe,
Hauptstr. 7, 4210 Gallneukirchen, erhältlich.
Diakonie 3|2006
19
Aktiv für Ausbildung
Nach der Schule
in den Auslandseinsatz
Karin Bauer aus Asten und Agnes Rudelstorfer aus Linz haben
2005 ihre Ausbildung zu Behindertenpädagoginnen an der
Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe Gallneukirchen absolviert. In dieser Schule ist die Möglichkeit Auslandserfahrungen
im Rahmen von EU-Praktika zu sammeln sehr beliebt. Die
beiden Oberösterreicherinnen wollten dies jedoch lieber nach
dem Diplom-Abschluss nachholen und suchten sich noch dazu
ein ganz ausgefallenes Ziel aus: Südafrika!
Das Miteinander im neuen Südafrika muss künftig vermehrt
auch Menschen mit Behinderung umfassen.
„Ich wollte nach der Ausbildung
nicht sofort ein festes Dienstverhältnis beginnen, sondern meine
erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nutzen um noch etwas Neues
kennen zu lernen“, erklärt die 24jährige Agnes Rudelstorfer. In Karin
Bauer (24) fand sie eine Gleichgesinnte. Über die Kunst-Universität
Linz, die ein Projekt von
Mental Health Südafrika
in Johannesburg unterstützt, ergab sich die
Möglichkeit, für drei
Monate in einer Wohneinrichtung für Kinder
und Jugendliche mit
Behinderungen mitzuarbeiten.
Tebogo Home in
einem Township (=Vor„Wir hoffen
der von der schwarein Umdenken ort,
zen Bevölkerungsmehrin Gang
heit bewohnt wird)
betreut Kinder und Jugesetzt zu
gendliche im Alter von
haben.“
4 bis 21 Jahren. „Wir
wurden sehr freundlich
aufgenommen“, erzählt Karin Bauer. „Doch waren wir von der Art der
Betreuung dort überrascht und ein
wenig schockiert. Behindert wurde
gleichgesetzt mit krank und nicht
lernfähig. Die MitarbeiterInnen waren in erster Linie bestrebt, dass die
BewohnerInnen gut untergebracht,
sauber und ausreichend mit Essen
versorgt sind. Von Beschäftigung
oder Pädagogik keine Spur!“ In einer
Gesellschaft, die nach Jahrhunderten
20 Diakonie 3|2006
der Apartheid-Politik selbst noch im
Aufbau und auf der Suche nach
Identität und Selbstbewusstsein ist,
dringen die Bedürfnisse von Randgruppen noch nicht ins Bewusstsein
der Menschen.
Bei Null beginnen
Die beiden Oberösterreicherinnen
begannen gemeinsam mit den Kindern die Bedürfnisse zu erheben
und stellten fest, dass viele lediglich
eine leichte oder mittelgradige Behinderung hatten und für Aufmerksamkeit und Aktivitäten jeglicher
Art leicht zu interessieren waren.
„Sie waren so begeistert, dass sich
endlich jemand Zeit für sie nahm
und ihnen auch etwas zutraute,“
so Agnes Rudelstorfer. Sie unternahmen Ausflüge mit den Kindern
ins Schwimmbad, gestalteten einen
Entspannungsraum für die Kinder
und bauten eine Reifenschaukel.
„Auch wir haben viel gelernt“, lachen die beiden, wenn sie an ihre
handwerklichen Fähigkeiten denken, die sie vorher auch noch nie
erprobt hatten.
Langsam fand auch eine Veränderung im Denken der einheimischen Betreuenden statt, die überrascht waren, welche Fähigkeiten
bei „ihren“ Kindern zum Vorschein
kommen, wenn man sich auf ihre
Bedürfnisse einlässt. Die beiden
Behindertenpädagoginnen bezogen
die MitarbeiterInnen in ihre Überlegungen und Vorschläge mit ein,
veranstalteten Workshops und Vor-
träge. Nach zwei Monaten kamen
die MitarbeiterInnen von selbst auf
sie zu und baten um Ratschläge und
Unterstützung.
Was wird vom Einsatz bleiben?
Auch wenn drei Monate eine sehr
kurze Zeit sind – Agnes und Karin
haben das Gefühl, dass sie etwas
bewegt haben. „Für drei Kinder
konnten wir die Integration in die
örtliche Schule ermöglichen, ein
18-jähriger hat an dieser Schule
jetzt eine Gärtnerjob bekommen.
Wir haben uns mit dem Schuldirektor sehr gut verstanden und er hat
uns versichert, dass er nach unserer
Heimkehr auf die Kinder in Tebogo Home achten wird,“ erzählt Karin Bauer. Und Agnes Rudelstorfer
ergänzt: „Wir hoffen, dass wir ein
Umdenken in Bezug auf Menschen
mit Behinderung in Gang gesetzt
haben und wünschen uns für die
Kinder und Jugendlichen, dass die
Freiheiten und das Selbstbewusstsein, welche sie gewonnen haben,
weiter bestehen bleiben und sie sich
gut weiterentwickeln können.“
Mittlerweile haben beide ihr
festes Dienstverhältnis, Karin Bauer in einer sozialpädagogischen
Wohngruppe in Pasching, Agnes
Rudelstorfer in der Wohnung 4
Martinstift I des Diakoniewerks. Die
Erinnerungen an die Kinder im fernen Südafrika werden sie aber sicher noch lange begleiten.
Mag.a Andrea Klösch
[email protected]
Aktiv für Gesundheit
Jeder Mensch wird gebraucht – kein
Mensch ist ohne Gaben. Darum gilt es,
die Eigenkräfte der uns anvertrauten
Menschen zu stärken und zu entfalten.
Aus dem Leitbild des Diakoniewerkes
3. Fachtagung der Diakonissen-Krankenhäuser
Herausforderung
Personalmanagement
Zum Thema „Personalmanagement in Krankenhäusern“ fand am 20. April
im Seminar & Ferien Gästehaus Weikersdorf die 3. Fachtagung der Diakonissen-Krankenhäuser statt. Als profilierter Experte zu diesem Thema
konnte Univ. Prof. DDr. Gerhard Reber gewonnen werden, der sich mit den
Veränderungsmöglichkeiten in der Organisationsstruktur und -kultur im
Krankenhaus auseinander setzte. Mag. Scharinger, Vorstand im Diakoniewerk, beleuchtete das Thema aus der Sicht „Personalführung in Zeiten des
Wandels“. Mag.a Andrea Aschenwald, Leiterin des Personalmanagements
im Diakoniewerk, arbeitete in ihrem Beitrag vor allem die Herausforderungen für die Personalentwicklung heraus. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung zum Personalmanagement wurde auch dem persönlichen
Austausch und der Vernetzung der Diakonissen-Krankenhäuser Platz eingeräumt.
Diakonissen-Krankenhaus zu Gast im Salzburger Kongresshaus
Gesundheitsvorsorge „geht auf Tour“
Am 29. April legte die UNIQA VitalTour einen Zwischenstopp im Salzburg
Congress ein. Über 2.000 BesucherInnen nahmen an verschiedenen Gesundheitschecks teil. Das Diakonie-Zentrum Salzburg präsentierte seine Kurs- und
Vortragsprogramme in der Gesundheitsvorsorge, das Kur & Ferien Hotel Helenenburg gab einen Einblick in die bevorstehende Sommersaison in Bad Gastein.
Dr. Florian Aigner (Innere Medizin) stellte im ExpertenTalk den Vorsorgecheck
vor – eine moderne Diagnostik für die Gesundheit, die im Diakonissen-Krankenhaus angeboten wird. Mitarbeiterinnen der Geburtshilfe gaben ExpertinnenTipps zur Babymassage. Dazu finden im Diakonissen-Krankenhaus regelmäßig
Kurse statt.
Seit 1994 ist das UNIQA Gesundheitszentrum im Diakonissen-Krankenhaus
Salzburg ein Garant für Qualität in der Gesundheitsvorsorge.
www.diakoniewerk.at
Diakonissen-Krankenaus Linz
Tipps für die Urlaubsreise
Der Urlaub steht für viele kurz bevor. Damit Sie die Urlaubszeit genießen können
und keine ungewünschten „Souveniere“
mit nach Hause bringen, ist eine gesundheitliche Vorbereitung empfehlenswert.
Für Reisen im europäischen Raum bestehen keine Impfverpflichtungen, das
heißt, Sie müssen keinen Impfpass mitführen. Allerdings sollten Polio, Tetanus,
Hepatitis A und B aktiv und FSME aktuell immunisiert sein. Für manche Länder
gibt es Impfempfehlungen. So wird beispielsweise für Frankreich
die Impfung gegen Tollwut
empfohlen. Vorsicht: Durchfallerkrankungen
können
durch den Konsum von Wasser, Salaten oder auch Speiseeis besonders in südlichen
Ländern Europas übertragen
Tipps von Prim. Dr.
werden.
Franz Hackl, Facharzt für
Bei Fernreisen benötigen
Innere Medizin, SchwerSie
für manche Länder einen
punkt Hepatologie und
internationalen Impfpass, in
Endoskopie, Diakonissen-Krankenhaus Linz.
dem die vorgeschriebenen
Impfungen eingetragen sind.
Diese sind von den Impfempfehlungen zu unterscheiden. Der Impfplan wird individuell unter Berücksichtigung von Reiseziel, Reisestil und Aufenthaltsdauer erstellt.
Beratungsstellen:
Zentrum für Reisemedizin
Tropeninstitut
Gesundheitsamt
Weltgesundheitsorganisation
Diakonie 3|2006
21
Aktiv für Gesundheit
Mit richtigen
Schutzmaßnahmen ist die
Sonne keine Bedrohung sondern
Vitalspender.
Tipp
Die 7 Sonnenregeln
Mittagssonne – nein danke
Von 11 bis 15 Uhr im Schatten bleiben!
3 x H hilft!
Hut, Hemd und Hose schützen!
Creme de la Typ!
Der persönliche Hauttyp bestimmt das
richtige Sonnenschutzmittel.
Indirekte Sonne – direkte Wirkung
Sonne ohne Reue
Mit dem entsprechenden Bewusstsein und richtigen Schutzmaßnahmen besteht
kein Grund, die wärmenden Sonnenstrahlen zu fürchten oder gar zu meiden.
Im Gegenteil, in der „gesunden“ Dosis ist die Sonne ein wahrer Vitalspender.
Beim Thema Sonne ist vorwiegend von Hautkrebs und vorzeitiger Faltenbildung die Rede. Die
Österreichische Krebshilfe und die
Hautfachärzte sind bemüht, in der
Bevölkerung ein Verständnis für
den richtigen Umgang mit der Sonne zu schaffen.
Richtig sonnen
Der vernünftige Umgang mit der
Sonne ist der wesentlichste Faktor
der Hautkrebs-Vorsorge. Das SonnenBesonders in
licht setzt sich aus ulsüdlichen Urlaubs- travioletter Strahlung,
ländern ist Son- dem sichtbaren Licht,
und der Infrarotnenschutz ein
Strahlung zusammen.
unbedingtes Muss. Entscheidend für die
Entstehung von Hautschäden sind die UV-Strahlen.
UVB-Strahlen sind sehr energiereich und für die Bräunung der Haut
verantwortlich, verursachen aber
auch Sonnenbrand und schädigen
die Erbsubstanz der Haut. UVAStrahlen sind energieärmer und
dringen besonders tief in die Haut
ein. Sie schädigen die Haut längerfristig und sind für die vorzeitige
Hautalterung wie Faltenbildung
22 Diakonie 3|2006
und
Pigmentflecken
sowie für Sonnenallergien verantwortlich.
Schwache Pigmentierung der
Haut ist ein hoher Risikofaktor bei
der Entstehung eines Hautkrebses.
Das Melanom kommt wesentlich
häufiger bei Menschen mit heller
Haut, hellen Haaren, hellen Augen und Sommersprossen, als bei
brünetten oder dunkelhaarigen
Menschen vor.
Im Schatten oder bei Bewölkung: 50 %
Sonnenintensität. Wasser, Sand, Schnee
und andere reflektierende Umgebung: Bis
zu 85 % mehr!
Sonnenbrand „löschen“
Bei leichten Rötungen: Kühlende Salben
oder Naturprodukte. Starke Rötung oder
Blasenbildung: Unbedingt ärztliche
Untersuchung!
Risiko im Griff?
Erhöhtes Risiko besteht bei heller
Haut, einschlägigen Erkrankungen in der
Familie und vorwiegendem Aufenthalt im
Freien.
Beobachtung rettet Leben
Monatliche Selbstbeobachtung und bei
zahlreichen, atypischen, unregelmäßigen
Muttermalen auch 1–3 mal jährliche
Kontrolle durch den Facharzt!
www.sonneohnereue.at
Hautvorsorge
Vitalspender Sonne
Die erste und einfachste Maßnahme ist die Selbstbeobachtung – die
regelmäßige Untersuchung der gesamten Haut, um die eigenen Muttermale kennen zu lernen. Aber
erst eine fachärztliche Diagnose
und Kontrolle ermöglicht die Früherkennung eines Melanoms, eine
rechtzeitige Operation bringt hohe
Heilungschancen.
Die in den Diakonissen-Krankenhäusern tätigen Hautfachärzte
führen neben der allgemeinen
Dermatologie und Venerologie
auch Melanomvorsorge, Allergiediagnostik und operative Behandlung
von Hauttumoren durch.
www.diakonissen-krankenhaus.at
Die Sonne hat aber auch positive
Seiten – eine gesunde Portion Sonne schützt vor Vitamin D-Mangel.
Der tägliche Bedarf an Vitamin D
könnte allein durch die Nahrung
nicht gedeckt werden, für eine ausreichende Versorgung sollte man
sich drei Mal pro Woche bis zu 15
Min. den Sonnenstrahlen aussetzen. Das „Sonnenvitamin“ sorgt für
gesunde Knochen und beugt Osteoporose, Diabetes oder Rheuma vor.
Langes, ungeschütztes Sonnenbaden ist aber sinnlos, da nach 20
Minuten die Vitamin D-Produktion
nicht weiter gesteigert wird.
Erwin Oberbramberger
[email protected]
Service
Der aktuelle Buchtipp aus der Bücherinsel
Christa Gäbler-Kaindl
Frauenmorgen
Aufbrüche in eine christliche Alterskultur
bilität. Was dabei zum Vorschein kommt, sind
Impulse, Symbole, Pläne, auch Regeln und Anleitungen, die Einstellungen und Verhalten im
Alter positiv beeinflussen und steuern können.
Dieser schöpferische Weg wird als Entdecken
einer christlichen Alterskultur verstanden. Das
Buch erweitert mit dem Aspekt der Religion die
öffentliche Debatte um eine neue Alterskultur.
Preis: 20,60 Euro
„Alle wollen alt werden, doch niemand will alt
sein“ – damit kommt treffend zum Ausdruck,
wie zwiespältig in unserer Kultur das Alter
gesehen wird. In den christlichen Kirchen
ist vom Alter und von alten Menschen eher
zurückhaltend die Rede, gleichwohl finden
sich zum Älterwerden in der Bibel vielfältige
Weisungen, Ermunterungen, Verheißungen und
lebensdienliche Aussagen. Der „Frauenmorgen“
setzt sich mit ihnen auseinander, konfrontiert
sie mit Erfahrungen von Frauen und fragt nach
ihrer Aktualität, Umsetzbarkeit und Praktika-
Erhältlich in der Bücherinsel
des Diakoniewerkes
Hauptstr. 7
4210 Gallneukirchen
Tel. 07235/625 13
Fax: 07235/63251-270
[email protected]
Nutzen Sie auch unseren Online-Bestellservice über die
Homepage des Diakoniewerkes www.diakoniewerk.at!
Mitmachen
und gewinnen
Die Gewinner des Büchleins „Atempause“ sind:
Wolfgang Raschka, Altenfelden
Agnes Moser, Gaishorn
Herta Stelzer, Reichenau
Katharina Bauschmid, Zell a.d. Pram
Lebenshilfe, Tagesstätte Neustift/Arbesbach
Erraten Sie den in diesem Kreuzworträtsel versteckten Begriff und Sie haben
die Chance auf den Gewinn eines dunkelblauen Kapperls mit dem dezenten
Aufdruck „Diakonie“, das Ihnen im Urlaub Schutz vor der Sonne bietet. Unter
den richtigen Einsendungen bis spätestens 16. Juni (Datum des Poststempels)
werden fünf Diakonie-Kapperl verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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Bitte senden Sie diesen Abschnitt an:
Evangelisches Diakoniewerk
Gallneukirchen
Öffentlichkeitsarbeit
Martin Boos-Str. 4
4210 Gallneukirchen
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Das Lösungswort lautet:
Ich möchte die Zeitschrift Diakonie regelmäßig und
kostenlos beziehen. Bitte senden Sie mir die Diakonie an
die unten angegebene Adresse.
Bitte senden Sie mir nähere Informationen über das
Diakoniewerk zu, insbesondere über die Bereiche
Altenhilfe
Behindertenhilfe
Ausbildung
Gesundheit
Gästehäuser im Diakoniewerk
Vorname:
Nachname:
Straße:
PLZ/Ort:
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E-Mail:
Diakonie 3|2006
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Kur & Ferien Hotel Helenenburg
Kur – Natur – Kultur
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„Hohe Tauern“, eine Schnuppereinfahrt in den Gasteiner Heilstollen, ein Thermenbesuch sowie ein Besuch
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Salzburg)
1 Schnuppereinfahrt in den Gasteiner Heilstollen
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Telefon 0043/6434/3727-0,
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