Nutzung des EGNOS Data Access Service (EDAS) im
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Nutzung des EGNOS Data Access Service (EDAS) im
Europaplatz 5 D-64293 Darmstadt Tel. +49 (0) 6151 8257-0 Fax +49 (0) 6151 8257-799 www.telespazio-vega.de [email protected] POSNAV ITS, Berlin, 2013 Nutzung des EGNOS Data Access Service (EDAS) im Straßenverkehr Osman Kalden, Telespazio VEGA Deutschland Antonella Di Fazio, Telespazio S.p.A. Frank Zimmermann, Telespazio VEGA Deutschland 1 Der Kurzfassung European Geostationary Navigation Overlay Service (EGNOS) bietet neben Anwendungen im Luftverkehr und der Präzisionslandwirtschaft auch ein hohes Potential zur Nutzung im Landverkehr. Allerdings ist eine nur eingeschränkte Nutzung des EGNOS Open Service (OS) im Innenstadtbereich möglich. Häufige Abschattungen des über Kommunikationssatelliten übertragenen EGNOS Signal in Space (SIS) durch innerstädtische Bebauung werden hervorgerufen durch die in unseren Breitengraden vergleichsweise geringer Elevation, unter der ein Nutzer das Signal empfängt. Durch Nutzung des EGNOS Data Access Service (EDAS), der über das Internet und mittels terrestrischer Funksignale übertagen wird, kann diesem Nachteil begegnet werden. Im Rahmen des von der Europäischen Kommission finanzierten Projekts EGNOS2road (E2R) im Jahre 2011 wurde der Nutzen von EGNOS im Straßenverkehr unter Einbeziehung der Endnutzer und im Rahmen von umfangreichen Messkampagnen quantifiziert. In den Experimenten wurden u.a. Leistungsvergleiche mit Kombinationen von GPS, EGNOS OS, EGNOS EDAS und einem LoCation Server (LCS) durchgeführt. Die EGNOS2roadErgebnisse zeigen, dass wenn EGNOS und Galileo in die heute etablierten GPSAnwendungen integriert werden, deren Leistungsfähigkeit erhöht und darüber hinaus die Entwicklung neuer Dienste ermöglicht werden kann. LCS selbst wurde von Telespazio entwickelt, um insbesondere Anwendungen im Landverkehr zu unterstützen. Daher wurden im LCS über die standardisierten Algorithmen hinaus speziell auf Straßenanwendungen abgestimmte Algorithmen eingesetzt. LCS stellt die Implementierung eines Dienstes dar, der auf dem EDAS basiert und diesen um Mehrwerte für die Nutzung im Landverkehr erweitert. Er wurde im Rahmen des EU-Projektes „SeCUring the EU GNSS adopTion in the dangeroUs Material transport“ (SCUTUM) im 7ten Rahmenprogramm der EU (FP7) insbesondere für die Nutzung zur Verfolgung von Gefahrguttransporten entwickelt und zusammen mit einem führenden Energieunternehmen erprobt. Dieses nutzt den entwickelten Dienst mittlerweile operationell. Über diese Anwendung hinaus sind weitere Nutzungsmöglichkeiten des LCS vorgesehen, die letztendlich in eine Produktfamilie der Telespazio zu “EGNOS Infrastructure” münden sollen. Zu diesen gehören u.a. die Nutzung des LCS für elektronische Mautsysteme, Verfolgung von Fahrzeugflotten im Stadtverkehr – mit Möglichkeit zur Überwachung von Verbotszonen – sowie die Verfolgung intermodaler Container unter Einbeziehung der Bahn. Diesbezügliche Weiterentwicklungen sind teilweise bereits Bestandteil laufender Projekten, z.B. „CONtainer EGNOS im Straßenverkehr securiTy Advanced Information Networking“ CONTAIN, FP7) und sollen langfristig derzeit noch rein GPS-basierte Systeme ablösen. Dieser Konferenzbeitrag stellt die Funktionalitäten und Leistungsfähigkeit der im LCS implementierten Technologie dar und diskutiert deren Anwendungspotential für die oben genannten Szenarien. 2 Satellitenbasierte Unterstützungssysteme, EGNOS Die Leistungen von Globalen Satellitennavigationssysteme (Global Navigation Satellite System, GNSS) werden durch Systemfehler, z.B. Systemzeit, Verzögerung der Datenaktualisierung, Ausfälle von Satelliten und Stationen beeinflusst. Darüber hinaus werden ihre Leistungen durch die Umgebung, z.B. die Atmosphäre, Interferenzen, Signalreflektionen und Abschattung durch Gebäude beeinträchtigt. Bei sicherheitskritischen Anwendungen werden daher Satellitenbasierte Unterstützungssysteme (Satellite Based Augmentation System, SBAS) verwendet. Diese bestehen typischerweise aus einem Netzwerk von Referenzstationen, einer zentralen „Uplink“-Station, und geostationären Satelliten. Die Referenzstationen überwachen lokale Fehler und übermitteln diese an die Zentrale, von wo aus lokal referenzierbare Korrekturdaten über die geostationären Satelliten für alle Benutzer ausgestrahlt werden. Das Ziel eines SBAS-Systems ist die Erhöhung der Leistungsparameter Integrität, Genauigkeit und Verfügbarkeit. Weltweit werden, neben den im Betrieb befindlichen Systemen EGNOS (EU), WAAS (USA), MSAS (Japan) weitere SBAS-Systeme aufgebaut, geplant, bzw. die Servicegebiete existierender Systeme ausgebaut. Abbildung 1 liefert hierzu einen Überblick. 1 Abbildung 1: SBAS-Systeme und deren geplante Servicegebiete Die in der Abbildung dargestellten Servicegebiete berücksichtigen auch Pläne, diese durch zusätzliche Referenzstationen auszubreiten. Wie aus der Abbildung ersichtlich, steht das Servicegebiet in direkter Relation zu den Referenzstationen, aus deren Messdaten regionale Korrektur- und Integritätsinformationen errechnet werden. Das Europäische SBAS-System EGNOS strahlt derzeit Integrität- und Korrektur-Daten in Echtzeit für GPS L1 ab und verbessert die Genauigkeit von ca. 10 auf 2 m. Es besteht aus 37 Referenzstationen, vier Kontroll- und Datenverarbeitungszentren, sechs „Uplink“-Stationen 1 Quellen - Bild links: EC, rechts: Interoperability Working Group 22 EGNOS im Straßenverkehr und drei geostationären Satelliten. EGNOS ist seit 2009 in Europa verfügbar und die Mehrzahl der heute in Telematik-Lösungen verwendeten Empfänger ist für EGNOS geeignet. Darüber hinaus bietet EGNOS den kommerziellen Datendienst EDAS, der in Echtzeit z.B. über Internet zur Verfügung gestellt wird. Aufbauend auf diesem Dienst können kommerzielle Dienstleistungen für spezifische Anwendungen entwickelt werden. Ein Beispiel ist der von Telespazio entwickelte Lokalisationsserver LCS und dessen Anwendungen im Bereich der Intelligenten Verkehrssysteme (IVS, engl. ITS), die nachfolgend beschrieben sind. Abbildung 2 zeigt die EGNOS-Satelliten, die Sichtbarkeit der Satelliten und deutet das EGNOS-Servicegebiet an. Abbildung 2: EGNOS-Sichtbarkeit und Servicegebiet 3 3.1 2 Der Ortungsserver LCS Kurzbeschreibung Die Telespazio Lösung für sicherheitskritische Anwendungen ist der Ortungsserver LCS, der auf dem EGNOS-Datendienst EDAS basiert und die folgenden Eigenschaften aufweist: “Plug-in” Lösung, welche anwendungsspezifisch angepasst werden kann Die Softwaremodule auf dem Zentralrechner bieten, basierend auf EDAS, anwendungsspezifische zusätzliche Funktionen und Dienste mit Mehrwert. Optimiert für ITS, Straßenverkehr, Fracht und Logistik Anwendungen Entspricht dem CEN Workshop Agreement (CWA 16390:2012-Standard) 3 Die Nutzung von LCS ermöglicht Konformität mit dem Italienischen ITS-Verordnung vom 01.02.2013. Das Konzept ist in der Abbildung 3 dargestellt. 2 3 Kowoma.de Comité Européen de Normalisation EGNOS im Straßenverkehr Abbildung 3: LCS-Konzept Die von den EGNOS-Satelliten ausgestrahlten Rohdaten werden zusätzlich durch den EDASDienst in Echtzeit übertragen. Service-Anbieter können diese Daten nutzen, um auf dieser Basis erweiterte Funktionalitäten und Dienste zu entwickeln. LCS nutzt EDAS-Daten in Verbindung mit den in den Benutzerfahrzeugen mittels GPS/EGNOS-Empfängern gesammelten und übermittelten Rohdaten, um dem Endbenutzer in einer anwendungsspezifischen Software, z.B. für Flottenmanagement, entsprechende Daten zur Verfügung zu stellen. 3.2 Dienste Durch LCS werden verschiedene Ortungsdienste mit verbesserter Ortung, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit zur Verfügung gestellt. Durch die Verteilung der EGNOS-Daten über terrestrische Netzwerke werden die Abhängigkeit von der Sichtbarkeit der Satelliten und die durch die Atmosphäre bzw. die unmittelbare Umgebung verursachte Probleme überwunden und somit eine höhere Verfügbarkeit erreicht. Darüber hinaus wird die Ortungsgenauigkeit für alle Straßen und Sichtverhältnisse auf etwa vier Meter verbessert. Ferner wird die Zuverlässigkeit der Ortung durch die Verarbeitung der Integritätsinformationen von EGNOS erhöht. Damit können Positionsinformationen zusammen mit Aussagen über die Qualität und Vertrauenswürdigkeit (z.B. Toleranz) und einer Garantie bereitgestellt werden. Auf der Basis von LCS können kommerzielle Lösungen für spezifische Anwendungen entwickelt werden. Diese wurde im Rahmen von verschiedenen Europäischen Projekten bereits realisiert, im operationellen Einsatz demonstriert und in verschiedenen kommerziellen Anwendungen durch die Endbenutzer validiert. 3.3 Architektur Der LCS-Server ist verbunden mit EDAS und einer mobilen Plattform, z.B. im Fahrzeug. Die mobile Plattform führt die Ortung, Navigation und die Spuraufzeichnung durch. LCS ist auch mit dem EDAS verbunden und bezieht Daten vom Terminal in Übereinstimmung mit den CWA 16390-Spezifikationen und überträgt Servicedaten an die mobile Plattform. EGNOS im Straßenverkehr Das System kann in zwei Konfigurationen betrieben werden: EGNOS EDAS in Kombination mit EGNOS OS, bzw. ENGOS EDAS allein. 3.4 ITS Anwendungen Die Einsatzgebiete des LCS sind „Business to Business“ und „Business to Institutions“ (B2B bzw. B2I) und insbesondere ITS für kommerzielle und professionelle Anwendungen, z.B. Straßenverkehr - Verfolgung, Spuraufzeichnung, Überwachung von Gefahrgütern - Überwachung und Management kontrollierter Flotten Logistik (Straße, Maritim, Bahn) - Container Verfolgung - Überwachung von Gütern und Beständen Die folgenden Abbildungen zeigen Bilder aus der Anwendung im Bereich Überwachung von Gefahrgut Fahrzeugflotten. Abbildung 4: LCS im Gefahrguttransport – Fahrzeugausrüstung Abbildung 5: LCS im Gefahrguttransport – Überwachungsraum und Ortungsergebnisse EGNOS im Straßenverkehr Die Abbildungen zeigten die am Tankfahrzeug angebrachte Ausrüstung, den Überwachungsraum und ausgewählte Ergebnisse der Ortung. 4 Anwendungen des LCS in Europa Spezifische Anwendungen auf der Basis von LCS wurden im Rahmen von Europäischen Projekten unter Einbeziehung der entsprechenden Behörden und Endbenutzer bzw. kommerziellen Firmen entwickelt. Nachfolgend sind einige ausgewählte Projekte beschreiben. 4.1 Gefahrguttransport im Straßenverkehr – SCUTUM 4 SCUTUM steht für „Securing the EU GNSS Adoption in the Dangerous Material Transport“. Durch das Projekt findet EGNOS beim Transport von Gefahrgütern bereits Verwendung. SCUTUM ist ein internationales Projekt, das von der Europäischen Kommission gefördert und der GSA (European GNSS Agency) verwaltet wurde. Es zeigt europäische Best-PracticeLösungen für die Anwendung von EGNOS bei Gefahrguttransporten. Das Projektteam bestand aus 11 Partnern aus vier EU Ländern und repräsentierte die gesamte Wertekette der EGNOS/Galileo Anwendungen: Nutzer Community für Gütertransport Öffentliche Hand Standardisierungsgremium Im SCUTUM-Projekt wurde die Leistungsfähigkeit des Systems unter realen Betriebsbedingungen demonstriert. Bis zum Ende des Projekts Ende 2011 wurden 300 Tankfahrzeuge des italienischen Mineralölunternehmens eni mit dem System ausgerüstet, womit das Unternehmen die Überwachung seiner Tankfahrzeugflotte durchführt. Ferner plant das Unternehmen, den Einsatz auf chemische Produkte und Flugzeugtreibstoffe auszudehnen und diese Technologie auch in Deutschland und der Schweiz sowie mittelfristig in anderen europäischen Ländern einzusetzen. Vor dem Projekt war der EGNOS OS in nationalen „Best Practice“-Fällen im Einsatz und marktreife validierte EGNOS EDAS-Lösungen waren verfügbar. Obwohl EU-Regulierungen für Gefahrguttransporte angedacht waren (im Rahmen der „ITS Roadmap“), fehlte eine Standardisierung und EU-weite Harmonisierung. Daher hatte das Projekt zum Ziel, die italienische operative „Best Practice“-Lösung von EGNOS OS hin zu EGNOS EDAS zu verbessern, diese nach Frankreich und Österreich zu verbreiten, und einen Standardisierungsprozess anzustoßen. So wurde im Rahmen eines Standardisierungsprozesses des europäischen Normungs5 komitees CEN das „CEN Workshop Agreement SCUTUM“ definiert , das sich auf die Entwicklung von EGNOS-basierten kommerziellen Diensten, Produkten und Anwendungen 6 bezieht. Die Übereinkunft folgt den Richtlinien der UNECE/OTIF -Arbeitsgruppe „Telematik für 7 Gefahrguttransporte“, ist aber auch auf andere intelligente Transportsysteme anwendbar . 4 www.scutumgnss.eu www.cen.eu 6 United Nations Economic Commission for Europe- Intergovernmental Organisation for International Carriage by Rail 7 Weitere Literatur: „Sicher per Satellit“; Antonella Di Fazio, Telespazio S.p.A.; Andrea Kurz, Brimatech Services GmbH; Irene Fusco, ERF European Road Federation; www.gefahrgut-online.de, März, 2012 5 EGNOS im Straßenverkehr 4.2 Kontrollierte Flotten in Ballungsgebieten – EGNOS2road Das EGNOS2road-Projekt wurde finanziert durch die Europäische Kommission, um die Nutzen von EGNOS für Straßenverkehr-Anwendungen durch eingehende Versuche unter Einbeziehung der Endbenutzer zu bewerten und zu quantifizieren und ihre Entscheidungs8 prozesse zu unterstützen . Das Projektteam bestand aus Telespazio mit EGNOS/ Galileo/LCS, Magneti Marelli mit Fahrzeug-Telematik-Expertise und fokussierte auf die folgenden zwei Hauptanwendungen mit den angegebenen Endbenutzern bzw. Projektpartnern: Erhebung von Nutzungsgebühren (SAT, Autobahnbetreiber, Italien) Überwachung professioneller Fahrzeugflotten (RSM, Mobility Agency of Rome) Bei Versuchen wurden Massenmarkt GPS-Empfänger mit unterschiedlichen Antennen und GPS mit EGNOS bzw. EGNOS EDAS verwendet. Ferner wurden Leistungstests mit dem LCS durchgeführt. Die Versuche wurden unter realen Betriebsbedingungen sowohl innerstädtisch als auch außerorts durchgeführt. Aufgenommene Daten wurden im Hinblick auf Genauigkeit und Integrität analysiert und die Mehrwertermittlung durch Marktanalysen unterstützt. Anwendungsfälle Die Anwendungsfälle für außerstädtische und innerstädtische Straßenverkehr-Anwendungen wurden durch die entsprechenden Betreiber SAT und RSM definiert: außerstädtisch - elektronische Gebührenerhebung auf Autobahnen („Electronic Toll Collection“, ETC) - Überwachung von Fahrzeugflotten von Unterauftragnehmern für die Instandhaltung von Autobahnen zur Prüfung und Koordination - erfordert Unterscheidung zwischen nahen, parallel laufenden Straßen - erfordert ausreichend genaue Ortung an der Auf- und Ausfahrt gebührenpflichtiger Straßen innerstädtisch - Genehmigung von Reisebusverkehr („Tourist Coaches Electronic Permit“, COA), bisher Papierbasiert - Überwachung von Zonen des eingeschränkten Verkehrs („Limited Traffic Zones“, LTZ), aufgrund fehlender Ortungsgarantie derzeit nicht möglich mit GPS - Überwachung von Öffentlichen Verkehrsmittel („Local Public Transport“, LPT), basiert derzeit auf AVL/AVM 9 - Gütertransport: Überwachung von Lieferfahrzeugen für innerstädtische Logistik, derzeit nicht möglich in Rom aufgrund fehlender Regulierung - erfordert Unterscheidung zwischen nahen, parallel laufenden Straßen, insbesondere in den Zonen des eingeschränkten Verkehrs - erfordert Überwachung von Fahrzeugen und Haltestellen nahezu in Echtzeit - erfordert zuverlässige Ortung von regulierten Fahrzeugflotten 8 Weitere Literatur: „EGNOS2ROAD: Assessing Benefits for Road Applications“; Fiammetta Diani, GSA; Sanna Kuukka, EC; Philippe Hamet, EC; Antonella Di Fazio, Telespazio S.p.A.; SPACE APPLI, 2012 9 Automatic Vehicle Location / Automatic Vehicle Monitoring (Automatische Fahrzeugortung inklusive der Übertragung der Position) EGNOS im Straßenverkehr Methodologie Die Methodologie im EGNOS2road-Projekt bestand aus vier Stufen: 1. Identifikation der Business Cases durch die beiden Betreiber 2. Versuchsdurchführung mit Variationen (Umgebung, Antenne und Szenario) 3. Analyse der Versuchsergebnisse aus technischer und operationeller Sicht 4. Detaillierte Marktanalyse Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass die Ortungsgenauigkeit in allen durch die Endbenutzer definierten kritischen Szenarien verbessert werden kann. Abbildung 6 zeigt einen Vergleich der Ortungsergebnisse für zwei parallel laufende Straßen. Abbildung 6: Ortungsvergleich mit unterschiedlichen Empfängern Außerorts Es wurde festgestellt, dass die Ortungsergebnisse, vor allem unter erschwerten Bedingungen zwischen Gebäuden und bei hoher Mehrwegeausbreitung vom Empfänger und von der Antenne abhängen. Aus der Abbildung sind die Unterschiede zwischen zwei verschiedenen Empfängern ersichtlich. Abbildung 7 zeigt den Vergleich in der Innenstadt. Abbildung 7: Ortungsvergleich mit unterschiedlichen Empfängern Innenstadt EGNOS im Straßenverkehr Die Testversuche wurden in Rom, in einer Zone des eingeschränkten Verkehrs durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit LCS erzielt, der für die Straße angepasste Algorithmen verwendet. Der gelbe Kreis im Bild Rechts deutet den Vertrauensbereich für die Ortung an. Tabelle 1 stellt ausgewählte Beispiele der Versuchsergebnisse dar. Durchschnittswerte für die laterale Genauigkeit liegen bei 6.0 m mit GPS, 4.2 m mit EGNOS OS und 0.3 m mit EGNOS EDAS mit einem Vertrauensbereich von 11.3 m. Tabelle 1: Durchschnittliche Versuchsergebnisse (m) GPS EGNOS OS EGNOS EDAS EGNOS EDAS HPL Außerorts 1.4 1.0 0.9 8.8 Innenstadt 7.4 3.4 1.8 10.9 Empfänger 1 2.0 1.4 1.1 9.1 Empfänger 2 3.0 1.9 0.8 8.8 Dabei wurde mit EGNOS EDAS eine Verfügbarkeit von ca. 97% erreicht. Ferner haben die Versuche gezeigt, dass die Abhängigkeit der Genauigkeit vom Empfänger bei Nutzung von EDAS geringer ist als bei Nutzung von GPS allein (mit GPS: 50%, mit EGNOS EDAS: 14% schlechter). Schließlich ermöglicht der Einsatz des LCS Aussagen über den Vertrauensbereich der Positionslösung. 4.3 Überwachung von Fahrzeugflotten – MENTORE Der LCS kam auch im Forschungsprojekt MENTORE zum Einsatz. Ziel des Projekts war die Ortung und Überwachung von professionellen Fahrzeugflotten mit gefährlichen bzw. hochwertigen Lasten, wie z.B. explosive und nukleare Güter Güter mit hohem finanziellen Wert verderbliche Güter Schwerlasten Bei diesen Anwendungen liefert LCS genaue und verlässliche Ortungsinformationen höheres Vertrauen bzw. Garantie in die Ortung Unterstützung des Risikomanagement Unterstützung bei der Einhaltung gesetzlicher und sicherheitsrelevanter Bestimmungen kommerzieller Nutzen Das MENTORE-Projekt (iMplemENtation of GNSS tracking & tracing Technologies fOR Eu regulated domains) wurde zwischen 2007 und 2009 durchgeführt und wurde durch die European GNSS Agency (GSA) ko-finanziert. EGNOS im Straßenverkehr Es wurden die Nutzen von EGNOS und Galileo in Anwendungen zur Ortung und Überwachung demonstriert. Ein wichtiges Ziel war auch die Unterstützung der Entwicklung nationaler und Europäischer Regelungen und langfristiger EU-Strategien. 4.4 Intermodale Frachttransport – M-TRADE, METIS, MEDUSA Ziel der Forschungsprojekte M-TRADE, METIS, MEDUSA war die Ortung und Überwachung von Containern im Intermodalen Güterverkehr. Die Abbildung 8 zeigt einige Anwendungsbeispiele. Abbildung 8: Ortung und Überwachung beim Intermodalen Frachttransport Für die Ortung und Überwachung von Containern wurde ein Terminal entwickelt (oben im Bild), der mit Magneten bzw. Schrauben am Container befestigt wird. Das Terminal nutzt GPRS bzw. Satelliten für Kommunikation und kann fernkonfiguriert werden. Anwendungen im Focus dieser Projekte waren Verfolgung intermodaler Container Verfolgung spezieller Fracht Verfolgung von Gütern mit dualer Verwendung Ortung von Schienenfahrzeugen Rangieren von Waggons Abbildung 9: LCS Anwendungen, Intermodaler Frachttransport EGNOS im Straßenverkehr 5 Zusammenfassung und Ausblick Der Mehrwert einer Nutzung von EGNOS, EDAS und dem darauf basierenden LCS wurde in den letzten Jahren in mehreren Projekten unter realistischen, operationellen Bedingungen demonstriert. Endbenutzer wie z.B. Bertreiber von gebührenpflichtigen Straßen oder Gefahrgutfahrzeugflotten wurden dabei in die Definition von kritischen Anwendungsfällen, die Versuchsdurchführung und die Nutzenanalyse eingebunden. Schließlich wurden nationale und Europäische Regulierungsbehörden in die Projekte integriert, um auch die entsprechenden regulatorischen Aspekte und langfristige Europäische Strategien betrachten zu können und ihre Machbarkeit zu demonstrieren. So mündeten die Arbeiten in die Definition von Standards (z.B. CWA 16390:2012 und ist-Verordnung vom 01.02.2013 in Italien) und führten zu einem ersten operationellen Einsatz (z.B. Tankfahrzeugflotte des Mineralkonzerns eni). Folgende weiterführende Aktivitäten wären sinnvolle Ergänzungen für die hier beschriebenen Entwicklungen: weiterer Ausbau und Kommerzialisierung der bisher auf Projektebene implementierten Anwendungen anwendungsspezifische Weiterentwicklung von Standards und Regularien auf EUEbene Weiterentwicklung und Ausbau der Anwendung für den Schienenverkehr Einbeziehung mehrerer GNSS-Konstellationen in die Lösung Die gleichzeitige Nutzung mehrerer GNSS-Konstellationen, z.B. GPS, Galileo und GLONASS, hat das Potential, ohne zusätzliche Kosten für die Benutzer, höhere Verfügbarkeit und Robustheit zu bieten, insbesondere in Umgebungen mit sehr eingeschränkter Sichtbarkeit der GNSS-Satelliten. Die Voraussetzungen sind bereits gegeben. So sind entsprechende Empfänger bereits auf dem Markt und EGNOS wie EDAS werden weiter entwickelt und werden auch mit Galileo interoperabel sein. Telespazio VEGA Deutschland ist ein etabliertes Consulting-, Technologie- sowie Engineering Services Unternehmen. In den letzten 30 Jahren haben wir uns einen erstklassigen Ruf im Hochtechnologiesegment erarbeitet, in dem Qualität und Zuverlässigkeit von größter Bedeutung sind. Unsere Wurzeln liegen im Bereich der Raumfahrt und die dort gesammelten Erfahrungen bringen uns Vorteile in unseren anderen Kernmärkten Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie. Telespazio VEGA Deutschland GmbH ist aus der Verschmelzung der Telespazio Deutschland GmbH mit der VEGA Space GmbH Anfang September 2012 entstanden. Dieser Zusammenschluss sollte vor allem dazu dienen, den Anforderungen der Märkte besser zu entsprechen und unseren Kunden weltweit mehr integrierte Serviceleistungen anbieten zu können.