Kamele als Milchlieferanten
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Kamele als Milchlieferanten
Studienprojekt Kamele als Milchlieferanten Lehrstuhl für Bodenschutz und Rekultivierung WS 2014/15 Vorgelegt von: Jenny Altmann, Dorothée Gerling, Christina Gliese, Lisa Krüger Dozentin: PD Dr. habil. Sandra Rose-Meierhöfer Vorgelegt am: 01. Dezember 2014 Danksagung Unser Dank gilt Frau. Dr. Rose-Meierhöfer, die uns die Bearbeitung dieses interessanten und noch nicht viel erforschten Themas ermöglicht hat. Wir möchten uns auch bei Gabriele und Jörg Heidicke, welche den Kamelhof „Fleckschnupphof“ in Nassenheide betreiben, für die freundliche und konstruktive Unterstützung bedanken. II Inhaltsverzeichnis I. II. 1 2 Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... IV Tabellenverzeichnis............................................................................................................... IV Einleitung..................................................................................................................................... 1 Das Kamel .................................................................................................................................... 2 2.1 2.2 2.3 3 Unterschiede von Trampeltier und Dromedar ................................................................... 2 Besonderheiten von Kameliden ............................................................................................... 3 Der natürliche Lebensraum ....................................................................................................... 4 Anforderung an die Haltung ................................................................................................. 6 3.1 Sozialverhalten ............................................................................................................................... 6 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.1.6 3.2 Haltung ............................................................................................................................................... 9 3.2.1 3.2.2 3.3 Kamele als Milchlieferanten.................................................................................................... 15 Euterphysiologie und Melkprozess...................................................................................... 15 Melkstände .................................................................................................................................... 16 Die Kamelmilch ...................................................................................................................... 18 5.1 5.2 5.3 6 7 8 Nahrung ................................................................................................................................. 12 Wasserversorgung ............................................................................................................. 14 Gewinnung der Kamelmilch ............................................................................................... 15 4.1 4.2 4.3 5 Auslauf .................................................................................................................................... 11 Stall .......................................................................................................................................... 11 Fütterung........................................................................................................................................ 12 3.3.1 3.3.2 4 Verhalten in der Herde ........................................................................................................ 6 Veränderungen im Verhalten ........................................................................................... 7 Fortpflanzung ......................................................................................................................... 8 Deckakt ...................................................................................................................................... 8 Tragezeit ................................................................................................................................... 8 Jungtiere.................................................................................................................................... 9 Zusammensetzung der Kamelmilch .................................................................................... 18 Verwendung .................................................................................................................................. 19 Kamelmilch als Heilmittel ........................................................................................................ 21 Diskussion ................................................................................................................................ 23 Zusammenfassung ................................................................................................................. 26 Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 27 III I. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Fuß eines Kamels.................................................................................................................. 3 Abbildung 2: Dromedar/ Trampeltier-Hybrid (Tulu) ....................................................................... 4 Abbildung 3: Weltweite Verbreitung von Dromedar und Trampeltier ...................................... 5 Abbildung 4: Kamelfohlen an Zitze........................................................................................................ 15 Abbildung 5: Fischgräten-Melkstand.................................................................................................... 17 Abbildung 6: Der Käse Caravane ............................................................................................................ 21 II. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Unterschiede/ Gemeinsamkeiten zwischen Trampeltier und Dromedar ............ 2 Tabelle 2: Gegenüberstellung der tierschutzrechtlichen Beurteilung ..................................... 10 Tabelle 3: Mittelwerte der Zusammensetzung der Milch der Altweltkamele ...................... 18 Tabelle 4: Fettkonzentration in Kamelkäse ....................................................................................... 21 Tabelle 5: Inhaltstoffe und Verträglichkeit von Kamelmilch....................................................... 22 Tabelle 6: Vergleich der Inhaltsstoffe von Kuh-, Kamel- und Ziegenmilch ............................ 23 IV 1 Einleitung Kamele begleiten den Menschen schon seit ca. 5 000 Jahren.1 Über die damalige Landbrücke der heutigen Beringstraße gelangten die Vorfahren der Kamele von Nordamerika nach Nordostasien und Eurasien.2 Kamele werden unterschieden in Alt- und Neuweltkamele. Zu den Altweltkamelen (Großkamele) gehören die Trampeltiere und Dromedare. Als Neuweltkamele (Kleinkamele) werden Lama, Guanako, Alpaka und Vikunja, welche in Südamerika beheimatet sind, bezeichnet.3 Altweltkamele sind in ihrer Heimat vielseitige Nutztiere. Sie geben Milch, Wolle, Fleisch und Leder. Selbst der getrocknete Kot findet als Brennstoff eine Verwendung. Außerdem kommen ihre Knochen als Elfenbeinersatz zum Einsatz und darüber hinaus dienen sie als Last- und Reittier. In Europa werden Kamele ebenfalls genutzt, jedoch vorwiegend als Schauobjekt oder Liebhabertier. Auch als Reittier findet es Verwendung, so z.B. beim therapeutischen Reiten. Hierbei spielen u.a. die schaukelnden Bewegungen eine wesentliche Rolle.4 Neben den eben genannten Beispielen zur Verwendung von Kamelen ist die Lieferung der Kamelmilch entscheidend für die Ernährung in den ariden und semiariden Gebieten. Selbst in humiden Gebieten verbreitet sich die Haltung von Kamelen immer mehr, denn seit der ersten Domestizierung berichten Nomaden über eine positive Wirkung der Stutenmilch. Diese Arbeit befasst sich mit der Haltung von Kamelen, speziell der Milchgewinnung sowie deren Bestandteile. Des Weiteren wird auf die angebliche positive Wirkung der Kamelmilch eingegangen. Die Besonderheiten der Kamelmilch werden in dieser Arbeit näher beschrieben. Ahrens (2014): Kamel-Handel. URL: <www.kamel-handel.de> [Stand: 08.01.2014]. Ebd. 3 Ebd. 4 Heidicke (2011), S. 83 ff. 1 2 1 2 Das Kamel 2.1 Unterschiede von Trampeltier und Dromedar Trampeltiere und Dromedare lassen sich äußerlich leicht unterscheiden. Das Dromedar (Camelus dromedarius) besitzt einen Höcker, ist schlank, langbeinig, hat ein kurzes Haarkleid, eine tiefgespaltene Oberlippe, schlitzförmig verschließbare Nasenöffnungen und eine Hinterhauptdrüse. Das Trampeltier (Camelus bactrianus/ Camelus ferus) dagegen hat zwei kleine aufrechtstehende Höcker, ist gedrungen, kurzbeiniger, hat einen massigen Körper, ist länger und dichter behaart als das Dromedar. Es ist besonders gut an kalte Temperaturen angepasst. Wie das Dromedar hat auch das Trampeltier eine gespaltene Oberlippe, verschließbare Nasenöffnung und eine Hinterhauptsdrüse. Das Trampeltier wirkt im Vergleich schwerer und kräftiger als das Dromedar.5 Tabelle 1 zeigt einige Aspekte über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Trampeltiere und Dromedare zusammengefasst. Tabelle 1: Unterschiede/ Gemeinsamkeiten zwischen Trampeltier und Dromedar6 Charakteristikum Höcker Rückenhöhe mit Höcker Verbreitung Lebensraum Lebensweise Nutzung Trampeltiere (Camelus bactrianus/ C. ferus) zweihöckrig 190 – 230 cm 7 Dromedare (Camelus dromedarius) einhöckrig 180 – 220 cm Asien (chinesische / mongolische Wüste) Trockensteppe Halbwüste Kältesteppe Innerasiens Keine festen Herdenverbände Reit-, Last- und Zugtier Fell-, Fleisch-, Milch- und Wolllieferant Kot als Brennstoff Afrika / Arabien Australien Wüstenrand Halbtrockenes und trockenes Grasland In Zweckgemeinschaften Reit-, Last-und Zugtier Fell-, Fleisch-, Milch- und Wolllieferant Kot als Brennstoff Opfertier bei islam. Festtagen Meyer-Junghans (o.J.): Tiere im Zoo Hannover. URL: <http://www.zooschulehannover.de/material/Tierinfos/dromedar.pdf> [Stand: 08.01.2014]. 6 O.V. (2011): Die Entstehung der Kamelartigen. URL: <http://www.klett.de/web/uploads/045307_255_256_Muster.pdf> [Stand: 08.01.2014]. 7Ebd. 5 2 2.2 Besonderheiten von Kameliden Kamele sind an extreme Lebensbedingungen angepasst, sind genügsam und widerstandsfähig. Sie können einen Wasserverlust von bis zu 40 % des eigenen Körpergewichts verkraften, ohne Schaden zu nehmen.8 Ausgleichend können Kamele in 10 min. bis zu 100 l Wasser aufnehmen und einlagern. Die Wasserversorgung einer Kamelstute hat einen großen Einfluss auf deren Milchzusammensetzung.9 Die Höcker sind keine Wasserspeicher, sondern dienen der Fettspeicherung. Fett ist kein guter Wärmeleiter, daher halten die Höcker sowohl Hitze als auch Kälte vom Tier fern.10 Abbildung 1: Fuß eines Kamels11 Die Abbildung 1 zeigt den Fuß eines Kamels, dieser unterscheidet sich von denen anderer Säugetiere. Kamele zählen zu den Schwielensohlern und treten mit den Sohlenflächen ihrer Zehenendglieder auf. Bei ihnen ist nur noch die dritte und vierte Zehe vorhanden. Die nagelartig nach vorn gerichteten Hufe sind relativ klein. Das gesamte Körpergewicht wird von den Sohlen getragen, diese sind durch ein elastisches Bindegewebe und zähe Hornschwielen stabilisiert. Ein Vorteil dieser Schwielensohler ist, dass sie nicht so sehr im Sand einsinken.12 8 Heidicke (2011), S. 11. Stahl (2005): Vitamingehalte und Fettsäuremuster in Kamelmilch. URL: < http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/service/servicegesundheit/kamelmilch106.pdf> [Stand: 29.12.2013]; S. 5. 10 Grittmann (2007): Ernährung und Lebensweise der Wiederkäuer. URL: <http://www.zoo.saarbruecken.de/media/download-5329c1e3eb6ae> [Stand: 08.01.2014]. 11 Eig. Darst. J. Altmann (2013). 12 Mandl (o.J.): Kamele. URL: <http://kiwithek.kidsweb.at/index.php/Kamele> [Stand: 08.01.2014]. 9 3 Eine weitere Besonderheit ist, dass Trampeltiere (m) und Dromedare (w) untereinander gekreuzt werden können. Die Nachfahren werden Tulus genannt, welche größer und stärker als ihre Eltern sind.13 Diese Kreuzungen sollen besonders ertragreich als Fleischund Milchlieferant sein.14 Anders als bei den Kreuzungen von Pferd und Esel, bei denen die Nachkommen unfruchtbar sind, können sich Tulus sowohl mit den Ausgangsarten als auch untereinander fortpflanzen. Die Höcker können sehr variabel sein. Sie können aus halbmondförmigem Einzelhöcker oder aus zwei Höckern bestehen.15 Auf Abbildung 2 ist ein Tulu dargestellt. Zu erkennen ist ein Höcker, der sich fast über den gesamten Rücken erstreckt. Abbildung 2: Dromedar/ Trampeltier-Hybrid (Tulu)16 2.3 Der natürliche Lebensraum Die Altweltkamele sind in ariden Tropen und Subtropen beheimatet. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Nord- und Nordostafrika bis ins östliche Zentralasien.17 Altweltkamele leben auf flachen Ebenen und sind auf Wüsten und Halbwüsten spezialisiert.18 Ihr na- Deve (o.J.): Allgemeines. URL: <http://www.kameldungen.de/allgemeinesNEU.htm#klassifizierung> [Stand: 10.01.2014]. 14 Ebd. 15 Stiffler (2014): Kamelhof Olmerswil. URL: <www.kamelhof.ch/tiere/kamel-lexikon/systematik/> [Stand: 10.05.2014]. 16 Rose-Meierhöfer, (o.J.). 17 Legel (1990), S. 137. 18 Heidicke (2011), S. 10. 13 4 türlicher Lebensraum liegt in Gebieten, in denen hohe Temperaturschwankungen existieren.19 Wie in Abbildung 3 zu erkennen, zentriert sich der Lebensraum der Dromedare auf Nordafrika, Arabien und Australien, während die Trampeltiere in Zentralasien beheimatet sind. Beide Arten kommen um die Gebiete Indien und Irak vor. Abbildung 3: Weltweite Verbreitung von Dromedar und Trampeltier20 Altweltkamele müssen in diesen Gebieten mit geringen Mengen Futter und wenig Wasser auskommen und haben daher nur wenig Energie zur Verfügung. 21 In der Wüste gibt es keine Fressfeinde für Kamele, daher sind sie dort durch eine innere Grundruhe geprägt und neigen zu keinen plötzlichen Bewegungen oder zur Flucht wie bspw. ein Pferd. Ihnen neue, unbekannte Dinge nehmen Kamele gelassen hin und reagieren nicht mit einem Fluchtinstinkt.22 In Halbwüsten und Steppen, in denen jedoch Fressfeinde vorkommen, haben Kamele ein Fluchttierverhalten ähnlich dem Pferd. Ebd. S. 12. Schwartz (2011): Altweltkamele. URL: <http://amor.cms.hu-berlin.de/~h1981d0z/pdf/2011-11goettingen/altweltkamele.pdf> [Stand: 23.12.2013]. 21 Heidicke (2011), S. 12. 22 Ebd. S. 17. 19 20 5 3 Anforderung an die Haltung 3.1 Sozialverhalten Um den Tieren ein annähernd artgerechtes Leben in Gefangenschaft zu ermöglichen, ist es wichtig, ihre Ansprüche (Sozialverhalten, Psychologie) zu untersuchen. Diese können nur in ihren Ursprungsländern sowie in freier Natur beobachtet werden. Das Verhalten in Gefangenschaft kann keine verwertbaren Informationen über eine artgerechte Haltung geben. Ihr Sozialverhalten ist bisher wenig erforscht. Viele Fragen sind daher bis heute noch ungeklärt.23 Zwischen Dromedar und Trampeltier gibt es keine beziehungsweise kaum Unterschiede im Sozialverhalten.24 3.1.1 Verhalten in der Herde Kamele leben in keinen festen Herdenverbänden und sind fast immer friedlich untereinander. Dies hat sich aus der Notwendigkeit heraus entwickelt, Energie zu sparen und so das Überleben in extremen Standorten zu sichern. Sie bilden daher öfter wechselnde Zweckgemeinschaften. Hengste, Jungtiere, tragende Stuten und Stuten mit gleichaltrigen Fohlen laufen zumeist in jeweils getrennten Herden und nicht zusammen, welches sich durch die unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten ergibt. Des Weiteren benötigen kleine Herden weniger Futter als große Herden.25 Bei Kamelen existiert kein familiärer Zusammenhalt. Die älteren Stuten führen die Gruppe an. Nur in der Brunftzeit übernimmt ein erwachsener Hengst für einige Monate die Führung über mehrere Stuten mit Jungtieren.26 In Gefangenschaft kann in einer stabilen Herde problemlos ein neuer Artgenosse integriert werden. Das Interesse an dem neuen Tier ist nur von kurzer Dauer, sie schauen es sich an, begrüßen es und wenden sich dann wieder ihrem Alltag zu. Es wird akzeptiert und in der Herde aufgenommen, ohne dass eine Ausgrenzung stattgefunden hat. Kamele zeigen innerartlich fast keine Aggressionen.27 Heidicke (2011), S. 9. Ebd. S. 11. 25 Ebd. S. 13. 26 Ebd. S. 14. 27 Ebd. S. 16. 23 24 6 Kamele sind sehr sozial, eine Einzelhaltung ist daher nicht zu empfehlen, nur im Ausnahmefall und vorübergehend bei ausgewachsenen Kamelhengsten.28 Hengste und Wallache können problemlos eine Herde bilden. Wallache können auch mit Stuten und Jungtieren zusammen gehalten werden. Junge Hengste, die in Stutenherden aufwachsen, werden oft nicht als Deckhengste akzeptiert. In freier Wildbahn kann sich der unterlegene Hengst weit zurückziehen, in Gefangenschaft nicht. Daher sollte man Hengste nicht zusammenhalten. Es wird auch kein weiterer geschlechtsreifer männlicher Artgenosse von einem brunftigen Hengst in der Herde akzeptiert.29 Zu beachten ist, dass wenn eine Kamelstute kurz vor dem Kalben ist, keine neuen Tiere in die Herde integriert werden, um eine Infektionsgefahr zu vermeiden.30 Generell kann gesagt werden, dass in Europa nie eine völlig artgerechte Haltung erreicht wird. 3.1.2 Veränderungen im Verhalten Frau Heidicke beobachtete, dass ihre Tiere in Gefangenschaft feste Schlaf- und Ruheplätze haben.31 Außerdem zeigen Hengste auch außerhalb der Brunft eine engere Beziehung zu den Stuten, was ungewöhnlich ist. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Haltung in Gefangenschaft sowie die Domestizierung bei den Tieren zu einer Veränderung im Sozialverhalten führt. Manche Kamele mögen die vom Menschen gegebenen Streicheleinheiten, führen innerartlich aber fast keinen Körperkontakt zueinander durch.32 Rangeleien ums Futter in Gefangenschaft konnten vermehrt beobachtet werden, gerade bei Leckereien wie der täglichen Mineralstoffgabe. Die Haltung auf kleinen Flächen führt zu einer Erhöhung der innerartlichen Aggressionen, da die Tiere zu wenig Platz zur Verfügung haben, um sich gegenseitig ausweichen zu können.33 Bei in Europa gehaltenen Kamelen muss das Fohlen sauber abgesetzt werden. Ansonsten kann es passieren, dass diese ein Leben lang bei fremden Stuten Milch saugen gehen. Da Stuten in Gefangenschaft ihre Herde nicht selbst verlassen können, kann kein natürliHeidicke (2011), S. 22. Ebd. S. 25. 30 Ebd. S. 41. 31 Ebd. S. 20. 32 Ebd. S. 54 f. 33 Ebd. S. 22. 28 29 7 ches Absetzen stattfinden. Demnach sollte das Fohlen für eine bestimmte Zeit von der Mutter getrennt werden. Die Stuten wehren sich zunächst, aber nach einer gewissen Zeit geben sie auf und akzeptieren die Trennung.34 3.1.3 Fortpflanzung In freier Wildbahn werden Kamele mit ca. vier Jahren geschlechtsreif. Durch die stetig vorhandene Futterversorgung in Gefangenschaft werden sie zeitiger geschlechtsreif. Umso jünger Stuten sind, desto komplizierter und problematischer ist die Geburt, da diese mit drei Jahren noch nicht in Bezug auf ihre sexuellen Funktionen ausgereift sind. Die erste Deckzeit junger Kamelstuten ist ungefähr im Alter von vier bis fünf Jahren. Die Stuten sollten spätestens nach drei Wintern oder aber als zweijährige von dem Hengst getrennt werden, um ein frühzeitiges Decken zu unterbinden. Bei den Nomaden werden die Tiere oft nach Geschlechtern getrennt gehalten, um ein ungewolltes Decken zu vermeiden.35 3.1.4 Deckakt Meist kommen die Kamelhengste im Winter in die Brunft. Kamele sind die einzigen Paarhufer, bei der die Paarung im Liegen stattfindet. Diese dauert dann etwa 20 bis 30 Minuten. Eine laktierende Dromedarstute mit Jungtier ist dann in der Regel mindestens sieben Monate nicht paarungsbereit. Wenn ihr Fohlen stirbt, kommt sie innerhalb von ca. drei Wochen erneut in den Östrus und kann wieder gedeckt werden.36 Es gibt jedoch in Gefangenschaft eine Art Fohlenrosse. Während dieser Zeit wird die Stute oft wieder gedeckt. 3.1.5 Tragezeit Eine Kamelstute trägt ungefähr 12-14 Monate.37 Unterteilt man die Familie der Kamele, so trägt ein Trampeltier ca. 370-440 Tage und ein Dromedar ca. 315-393 Tage.38 Von Heidicke (2011), S. 23 ff. Ebd. S. 25 f. 36 Ebd. S. 15. 37 Smolik (1960), S. 250. 38 Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. TVT (2005): Kameliden im Zirkus. Haltung und Vorführung im Zirkus. URL: <http://www.tierschutz-tvt.de/merkblaetter.html#c16> [Stand: 23.12.13]. 34 35 8 Februar bis April fohlen die Kamelstuten, dafür verlassen sie ihre Gruppe. In der Regel bekommen Kamele nur ein Jungtier. Nur selten finden Zwillingsgeburten statt.39 3.1.6 Jungtiere Die Fohlen der Kamele haben bei ihrer Geburt ein Gewicht von bis zu 40 kg. Ihre Schulterhöhe beträgt dabei ca. 1,20 m.40 Die Jungtiere sind Nestflüchter und in der Lage nach einem Tag selbstständig zu laufen.41 In ihrer ursprünglichen Heimat werden die Fohlen aktiv von der Stute getrennt, indem es am Trinken gehindert wird. Die Trennung führt zu einer verstärkten emotionalen Distanz zwischen Stute und Fohlen. Ab einem Alter von ein bis eineinhalb Jahren werden sie in freier Wildbahn abgesetzt.42 3.2 Haltung In ihren ursprünglichen Lebensräumen sind Kamele mit der Suche nach Futter, Liegen und Wiederkäuen beschäftigt. Nomaden halten Kamele artgerechter als europäische Zoos, Tierparks, Zirkusse und Reitbetriebe.43 In Tabelle 2 sind Angaben über die Haltung von Kamelen aus tierschutzrechtlicher Sicht zusammengefasst. Meyer-Junghans (o.J.): Tiere im Zoo Hannover. URL: http://www.zooschulehannover.de/material/Tierinfos/trampeltier.pdf [Stand: 22.12.13]; S. 3. 40 Ebd. 41 Meier (2007): Kamele in Albanien. URL: <http://www.zamenis.com/files/camelmilkproject.pdf> [Stand: 02.01.2013]; S. 8. 42 Ebd. 43 Heidicke (2011), S. 22. 39 9 Tabelle 2: Gegenüberstellung der tierschutzrechtlichen Beurteilung44 Haltungsprobleme von Kamelen in Europa können zum einen Bewegungsmangel, Überfütterung, falsches Futter und zum anderen das feuchte Klima sein.45 Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. TVT (2005): Kameliden im Zirkus. URL: <http://www.tierschutz-tvt.de/merkblaetter.html#c16> [Stand: 23.12.2013]. 45 Ebd. S. 22. 44 10 3.2.1 Auslauf Kamele sind in der Lage, sich ihren jeweiligen Umweltverhältnissen sehr gut anzupassen. In freier Wildbahn leben sie in kleinen Gruppen zusammen und benötigen den Kontakt zu Artgenossen. Kamele animieren sich gegenseitig zur Bewegung, welche für die Gesunderhaltung eine wichtige Rolle spielt.46 In Mitteleuropa werden Altweltkamele in einem eingegrenzten Bereich, der von Zäunen und teilweise auch von Gräben umgeben ist, gehalten.47 Der Auslauf von Kamelen sollte aus trockenem, sauberem Natur- oder Sandboden bestehen, genügend Scheuermöglichkeiten enthalten und ausreichend weitläufig sein.48 Ein Auslauf/Gehege für drei Großkamele in Deutschland sollte eine Mindestgröße von 300 m² aufweisen. Für jedes weitere Kamel muss die Grundfläche um 50 m² erweitert werden. Diese Maße gelten nur, wenn die Tiere durch den Menschen noch zusätzlich täglich bewegt werden. Sonst sollte das Gehege für drei Kamele nicht unter 500 m² groß sein. Für jedes weitere Tier sollten mind. 150 m² zur Verfügung stehen.49 3.2.2 Stall Ein Stall für Kamele ist wichtig. Dabei sollte beachtet werden, dass dieser nicht zu dick mit Stroh eingestreut wird, da sonst ein zu weicher Untergrund entsteht. Die Einstreu dient dem Aufsaugen von Urin. Ein regelmäßiges Reinigen des Stalls gehört zu einer artgerechten Haltung dazu. Der Stall sollte großzügig geschnitten, luftig, unbeheizt und darüber hinaus über teilweise offene Wände verfügen. Kamele sind Schwielensohler und brauchen daher ausreichend Abrieb, den sie nur durch einen festen Untergrund (betonierte Böden oder Steinböden) bekommen.50 TVT (2005), S. 23. Ebd. S. 22. 48 Heidicke (2009): Fleckschnupphof. URL: <http://www.fleckschnupphof.de> [Stand: 20.12.2013]; S. 1 ff. 49 Fleckschnupphof (o.J.): Empfehlungen zur artgerechten Haltung von Altweltkamelen in Europa. URL: <http://www.fleckschnupphof.de/tl_files/homepages/fleckschnupphof.de/downloads/Empfehlungen%2 0zur%20artgerechten%20Haltung%2012_12%20.pdf> [Stand: 24.11.2014]; S. 4. 50 Heidicke (2011), S. 36. 46 47 11 Als Beschäftigungsmöglichkeit dienen Äste und ein Bereich mit Naturboden. Das Fell der Kamele ist fettlos und nicht wasserabweisend, daher sollten Kamele bei extremer Nässe und Feuchtigkeit über einen trockenen Unterstand verfügen.51 Ein Stall für Kamele in Deutschland sollte eine Mindestgröße von 12 m² aufweisen. Bei mehreren Tieren wird eine zusätzliche Stallfläche mit 4 m² pro Tier berechnet. Dies gilt bei einer Haltung mit Freilauf, also einem immer passierbarem Zugang zum Auslauf (bzw. Auslauf bedingt durch den Menschen). Die Maße gelten nicht für die Einzelboxen der Kamele. Bei kleineren Kamelherden und zum Teil geschlossenen Ställen sollten mind. 10 m² pro Kamel berechnet werden.52 3.3 Fütterung 3.3.1 Nahrung Trampeltiere sind Pflanzenfresser und hervorragende Futterverwerter. Sie können bis zu 30 Tage ohne Nahrung auskommen.53 Die Schneidezähne von Kamelen wachsen permanent nach. Sie sind in der Lage, Futter zu verwerten, welches von anderen Nutztierarten nicht aufgenommen und verarbeitet werden kann.54 Ihr Futter wird nur wenig zerkaut.55 Ihre Hauptnahrung in der Wüste und im Freiland sind stachelige Sträucher, Zweige von Büschen, Gräser, Blätter, Disteln und Dornen, aber auch Datteln, Getreide, Wurzeln und salzhaltige Pflanzen. Die Nahrung enthält viel Cellulose und Lignin, jedoch wenig Nährstoffe. Cellulose und Lignin können von Kamelen sehr gut verdaut und verwertet werden.56 Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. TVT, Kameliden im Zirkus, URL: <http://www.tierschutztvt.de/merkblaetter.html#c16> [Stand: 23.12.2013]; S. 4. 52 Fleckschnupphof (o.J.): Empfehlungen zur artgerechten Haltung von Altweltkamelen in Europa. URL: <http://www.fleckschnupphof.de/tl_files/homepages/fleckschnupphof.de/downloads/Empfehlungen%2 0zur%20artgerechten%20Haltung%2012_12%20.pdf> [Stand: 24.11.2014]; S. 4. 53 O.V. (o.J.): Altweltkamele. URL: <http://www.bibliothekregensdorf.ch/documents/admis/201241813108/Eule_2012418131039.pdf> [Stand: 29.12.2013]; S. 2. 54 Stahl (2005): Vitamingehalte und Fettsäuremuster in Kamelmilch. URL: <http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/service/servicegesundheit/kamelmilch106.pdf> [Stand: 29.12.2013]; S. 4. 55 Meier (2007): Kamele in Albanien. URL: <http://www.zamenis.com/files/camelmilkproject.pdf> [Stand: 02.01.2013]; S. 8. 56 Heidicke (2011), S. 34. 51 12 Ihre Energie beziehen sie hauptsächlich aus faserreichem Futter.57 Kamele können sich somit von minderwertigem Futter ernähren, werden aber in Europa auch mit energiereichem Hochleistungsfutter versorgt, welches jedoch zu wenig Cellulose, aber dafür zu viel Eiweiß und Zucker enthält. Infolgedessen sind die Tiere anfälliger für Krankheiten. Die Aufnahme von Trockenfutter ist abhängig vom Alter, der Umgebung, dem Lebenszyklus, dem Gesundheitszustand und der Qualität des Futters.58 Ihr Bedarf an Salz (ungefähr 140 g/ Tag), Vitamin E und Selen ist sehr hoch. 59 Der Rohfasergehalt des Futters sollte mind. 30 % und der Proteingehalt mind. 6 % betragen, um den Bedarf der Tiere zu decken.60 Trampeltiere holen nach dem Verschlucken das Futter aus dem Vormagen und kauen es ca. 40-mal, um es anschließend wieder herunter zu schlucken. „Biologisch gesehen sind die Kameliden zwar wiederkäuend, aber nicht als Wiederkäuer klassifiziert“.61 Das Futter ist ein wichtiger Faktor für die Milchleistung sowie die Zusammensetzung der Kamelmilch.62 Ein Kamel benötigt zur Produktion von 1 l Milch nicht 9 kg Gras wie ein Rind, sondern nur 2 kg trockene Vegetation.63 In ihrer Heimat stellt die Jahreszeit aufgrund der unterschiedlichen Futterverfügbarkeit einen weiteren Faktor dar.64 Deshalb ist in ariden Regionen die Milchleistung in der Trockenzeit nur halb so hoch wie in der Regenzeit. Ansonsten stellte man bei Kamelen in Kenia nur geringe Schwankungen in der Milchleistung bei unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und den damit in Verbindung stehenden variierenden Weideflächen fest.65 Claus GmbH. (o.J.): Kamelfutter. URL: <http://www.mazuri.de/DataSheets/46_Camel.pdf> [Stand: 29.12.2013]. 58 Heidicke (2011), S. 35. 59 Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. TVT. URL: <http://www.tierschutztvt.de/merkblaetter.html#c16> [Stand: 23.12.13]. 60 Ebd. S. 3. 61 Schepers (o.J.): Kameliden - Herkunft, Haltung und tiermedizinische Besonderheiten. URL: <http://synlab.com/fileadmin/fachinformationen/fi_vet/FI-Kameliden_10-2011_web.pdf> [Stand: 28.11.13]; S. 1. 62 Stahl (2005): Vitamingehalte und Fettsäuremuster in Kamelmilch. URL: <http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/service/servicegesundheit/kamelmilch106.pdf> [Stand: 29.12.2013]; S. 5. 63 Heidicke (2011), S. 109. 64 Stahl (2005): Vitamingehalte und Fettsäuren in Kamelmilch. URL: <http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/service/servicegesundheit/kamelmilch106.pdf> [Stand: 29.12.2013]; S. 5. 65 Ebd. 57 13 3.3.2 Wasserversorgung Trampeltiere können sowohl Süß- als auch Salzwasser vertragen.66 Das aufgenommene Wasser hat Einfluss auf die Zusammensetzung der Kamelmilch67. Ein Kamel ist in der Lage, durch verschiedene homöostatisch adaptive Mechanismen das Wasser im Körper zu sparen und dieses für Milch verfügbar zu machen. Ein Kamel kann bis zu zehn Tage täglich 20 l Milch absondern, ohne während dieser Zeit zu trinken.68 Die Milch wird in Zeiten des Wassermangels verdünnt, das bedeutet, dass der Fett-, Protein- und Laktosegehalt sinkt und der Wasseranteil steigt. Bei ausreichend vorhandenem Wasser beträgt der Anteil des Wassers in der Milch ca. 86 %, bei einmaliger Wasseraufnahme pro Woche steigt er bis auf ca. 91 %. So wird das Fohlen in der Wüste vor dem Austrocknen geschützt.69 Heidicke hat dazu zwei wichtige Fragen aufgeworfen, die noch von der Wissenschaft beantwortet werden müssen. Kann ein Organismus, welcher hoch spezialisiert ist, mit äußerst wenig Wasser auszukommen, auf Dauer gesund funktionieren, wenn immer unbegrenzt Wasser vorhanden ist? Daraus leitet sich auch die nächste Frage ab. Nimmt ein Kamel, welches immer Wasser zur Verfügung hat, genauso viel Wasser auf wie ein Wüstenkamel?70 O.V. (o.J.): Die Salzwasserkamele der Wüsten Taklamakan, Kuruktagh und Gobi. URL: <http://www.bibliothek-regensdorf.ch/documents/admis/201241813108/Eule_2012418131039.pdf> [Stand: 29.09.2013]; S. 4. 67 Stahl (2005): Vitamingehalte und Fettsäuremuster in Kamelmilch. URL: <http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/service/servicegesundheit/kamelmilch106.pdf> [Stand: 29.12.2013]; S. 5. 68 Ebd. 69 Ebd. 70 Heidicke (2011), S. 42 f. 66 14 4 Gewinnung der Kamelmilch 4.1 Kamele als Milchlieferanten In humiden Gebieten ist die Nutzung der Kamelmilch weniger verbreitet. Das Domestizieren des Auerochsen vor mehr als 9000 Jahren und die daraus resultierende heutige Gewinnung der Milch von Kühen spielt beispielsweise in Deutschland eine wesentlich größere Rolle. Altweltkamele sind in der Lage, bei hohen Temperaturen ohne Wasser länger aktiv zu sein als andere Tiere, dafür reduzieren sie unter trockenen Bedingungen ihre Futteraufnahme und ihren Stoffwechsel. Trotzdem geben sie unter ariden Bedingungen mehr und länger Milch als andere milchgebende Tierarten.71 Die Kamelmilch kann bei beiden Altweltkamelarten – den Trampeltieren und den Dromedaren – genutzt werden.72 4.2 Euterphysiologie und Melkprozess Jede Kamelstute besitzt einen Euter mit vier Zitzen, wie in Abbildung 4 erkennbar. Das Euter befindet sich, wie bei den meisten Säugetieren, zwischen den Hinterbeinen. Abbildung 4: Kamelfohlen an Zitze73 Farah (1996), S. 19. Ebd. S. 140. 73 Eig. Darst. J. Altmann (2013). 71 72 15 Um eine Kamelstute melken zu können, muss der Milchfluss durch das Saugen des Fohlens angeregt werden. Dadurch wird das Hormon Oxytocine freigesetzt, welches eine milchtreibende Wirkung hat. Danach wird die Stute meist durch zwei Melker gemolken. Manchmal wird auch nur eine Euterseite gemolken, während die andere Seite dem Fohlen zugeteilt wird. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Kamelstute ihr Fohlen akzeptiert, sonst kann der Melkprozess nicht stattfinden. Wenn das Fohlen stirbt, stellt sich die Milchproduktion ein.74 Bei der Milchproduktion in ariden und semiariden Gebieten ist zu beachten, dass nicht die Verfahren von Industrieländern aus gemäßigtem Klima imitiert werden. Denn in diesen Gebieten sollten die hergestellten Produkte nach Möglichkeit mit sehr geringer bzw. ohne Kühlung auskommen.75 Die Konsumierung erfolgt durch frische oder fermentierte Kamelmilch. Die Fermentation ist die einzige Methode, um Milch in warmen Gebieten haltbar zu machen. Fermentierte Milch kann grundsätzlich aus jeder Art von Milch hergestellt werden. Es ist jedoch unklar, ob reine Kamelmilch zur Fermentation verwendet worden ist oder ob es zu einer Mischung mit anderer Tiermilch kam.76 Um einen erhöhten Milchertrag zu erzielen, sind drei Faktoren entscheidend - Ernährung, Gesundheitspflege und genetisches Potenzial - wobei das Letztere in Afrika schwierig umzusetzen ist. Laut Farah beträgt der tägliche Milchertrag 3 bis 6 kg, während der totale Milchertrag zwischen 1500 und 2500 kg, innerhalb einer Laktationsperiode von 9 bis 18 Monaten, liegt.77 4.3 Melkstände Abbildung 5 zeigt einen Fischgräten-Melkstand der zurzeit am meisten verbreitet ist. Gleichzeitig hat das manuelle Melken von Hand immer noch eine weite Verbreitung. Vollautomatische Melkstände für Kamele wie für Milchkühe wurden noch nicht entwickelt. Die anderen anatomischen Verhältnisse der Kamele machen die Benutzung der schon vorhandenen vollautomatischen Melkstände ohne Umbau unmöglich. Jedoch gibt die Molkerei „Kamelmelkerij Smits“ aus den Niederlanden nach eigenen Angaben an, die Farah (1996), S. 21 ff. Ebd. S. 81. 76 Ebd. S. 61. 77 Ebd. S. 21 f. 74 75 16 einzigen selbst umgebauten vollautomatischen Melkstände zu besitzen78. Selbst in einem Land mit jahrhundertelanger Kamelmilchgeschichte wurde erst 2007 die erste halbautomatische Kamelmilchfarm durch Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktum in Dubai erbaut. Bei dieser Kamelfarm kommt der Fischgräten-Melkstand zum Einsatz.79 Wie schon erwähnt, regt das Fohlen den Milchfluss an und sollte daher nicht während des Melkprozesses von der Mutter getrennt werden. Demzufolge steht dem Fohlen ein geringerer Anteil der Milch zur Verfügung und verbleibt somit im Vergleich zu anderen milchgebenden Tieren länger bei der Mutter. Vollautomatisierte Melkstände sollten demzufolge diese Besonderheit beim Melken berücksichtigen. Abbildung 5: Fischgräten-Melkstand80 Smits (2012): Kamel Molkerei Smits. URL: <http://www.kamelenmelk.nl> [Stand: 30.04.2014]. Kirsch (o.J.): Kamele in Dubai. Aufgalopp eines Wundertieres. URL: <http://www.wagnerphoto.de/wpcontent/uploads/2012/08/GEO_CAMEL.pdf> [Stand: 10.01.2014]. 80 Rose-Meierhöfer (o.J.). 78 79 17 5 Die Kamelmilch 5.1 Zusammensetzung der Kamelmilch Die Milch von Kamelen ist undurchsichtig weiß und hat einen süßlichen, würzigen Geschmack, der manchmal ins salzige tendiert. Dieser Geschmack wird durch die Art des aufgenommenen Futters und die Verfügbarkeit von Trinkwasser beeinflusst. Der pHWert der Milch liegt bei 6,5 bis 6,7.81 In Tabelle 3 sind die wesentlichen Bestandteile der Kamelmilch bei Dromedar und Trampeltier aufgelistet. Tabelle 3: Mittelwerte der Zusammensetzung der Milch der Altweltkamele82 Trockensubstanz Fett (%) Eiweiß (%) Laktose (%) Trampeltier 14,20 5,3 2,9 3,1 Dromedar 10,97 3,9 3,8 4,5 Eine Studie von Sestucheva (1958) und Abu-Lehia (1989) ergab, dass die drei Stunden nach der Geburt entnommene Biestmilch von Kamelen 30,4 % Gesamtfeststoffe, 0,2 % Fett, 19,4 % Eiweiß, 7,2 % Milchzucker und 3,8 % Minerale enthielt. Einige Tage nach der Geburt stiegen Laktose- und Fettgehalt, während im Gegenzug der Anteil der Gesamtfeststoffe, des Eiweißes und der Mineralstoffe sank. Nach einer Woche haben sich die Werte von der Biestmilch wieder auf die Werte des Ausgangszustandes angeglichen.83 Der Lipid-Gehalt im Milchfett dient ernährungsphysiologisch als Energiequelle und fungiert als Lösungsmittel für die fettlöslichen Vitamine. Der Fettanteil in Kamelmilch variiert zwischen 2,7 und 3,6 %. Kurzkettige Fettsäuren C4 bis C12 machen nur einen kleinen Anteil in der Kamelmilch aus, während langkettige Fettsäuren C14, C16 und C18 in relativ hohen Konzentrationen vorkommen.84 Farah (1996), S. 23 f. Legel (1990), S. 141. 83 Ebd. S. 25. 84 Farah (1996), S. 41. 81 82 18 Ein weiterer wichtiger Inhaltsstoff von Kamelmilch ist Laktose. Sie ist ein wichtiger Kohlenhydrat, der in der Milch aller Säugetiere vertreten ist. In der Kamelmilch liegt der Laktosegehalt bei 3,4 % bis 5,6 % und ist damit etwas höher als der Laktosegehalt von Kuhmilch. Eine Dehydrierung des Kamels führt zu einem Rückgang des Laktosegehalts in der Kamelmilch auf bis zu 2,9 %. Diese Änderung erklärt, warum die Milch manchmal süß und zu anderen Zeiten bitter schmeckt. Hassan (1987) bestimmte den Laktosegehalt in der Kamelmilch während der Laktationszeit und fand nur eine minimale Abweichung. Yagil und Etzion (1980) bestimmten einen geringen Laktosegehalt bei der Geburt (2,8 %), welcher jedoch innerhalb von 24 h auf 3,8 % stieg. Es gab noch eine weitere Steigerung bis zu 5 %, insofern Trinkwasser vorhanden war.85 Kamelmilch enthält im Vergleich zu Kuhmilch weniger Vitamin A, B1, B2 und E, während der Gehalt an Vitamin B6 und B12 in etwa auf gleichem Niveau liegen. Der Gehalt an Vitamin C ist wesentlich höher als bei Kuhmilch.86 Der Vitamin C-Gehalt der Dromedarmilch liegt zwischen 2,3 und 5,6 mg/ 100 ml. Die Milch sollte nicht gekocht werden, da sonst das nicht hitzebeständige Vitamin C zerstört wird. Gerade das Vitamin C ist in ariden Gebieten aufgrund der Vegetation und des Klimas notwendig. Der Anbau von Vitamin C-haltigen Pflanzen ist auf Grund des Klimas erschwert bzw. nicht möglich.87 5.2 Verwendung Die Kamelmilch bleibt unpasteurisiert und kann nach jahrhunderterlanger Tradition gleich als Rohmilch getrunken oder weiterverarbeitet werden. In vielen Produkten wird Kamelmilch verwendet, z.B. in Nahrungsmitteln wie Schokolade oder Pralinen, in der Kosmetik bei Gesichtscremes und Badezusätzen. Selbst in Arzneimittelzusätzen ist Kamelmilch zu finden. Mittlerweile gibt es auch Speiseeis, das aus Kamelmilch hergestellt wird. In den Orientalischen Ländern wird auch der Kaffee oder die heiße Schokolade mit Kamelmilch getrunken. Farah (1996), S. 45. Ebd. S. 47. 87 Legel (1990), S. 140. 85 86 19 Die Käseproduktion ist aufgrund der Gerinnungseigenschaften von Kamelmilch jedoch ungünstig. Es gibt jedoch einige Studien, die berichten, dass eine Produktion von Käse aus Kamelmilch möglich ist. Einer der frühesten Versuche, Käse aus Kamelmilch herzustellen, erfolgte durch Purchase (1943) im Nordosten Kenias. Es wurden mehrere Versuche gemacht, um aus Kamelmilch Käse mit Lab zu gewinnen. Bei diesen Versuchen konnte jedoch kein guter Käsebruch erzielt werden.88 Es folgten weitere Versuche zum einen durch Mohammed (1990). Dieser schrieb über die Gewinnung von hartem und weichem Käse aus Kamelmilch. Die Käseausbeute von 100 l Kamelmilch lag bei 5 kg. Das Aussehen des Kamelkäses ähnelte dem des Grana-Käses.89 Zum anderen erfolgte eine weitere Studie durch Ramet (1991). Ramet informiert über die Herstellung der folgenden Käsesorten aus Kamelmilch: Frischkäse, Blauschimmelkäse, Hartkäse und Molkenkäse. Hierbei wurde das gleiche Verfahren wie für die Herstellung von Kuhmilch angewendet. Allerdings waren einige Änderungen notwendig, die den schwachen Käsebruch und die Textur des Kamelkäses verbesserten. Der entstandene Käse war von guter Qualität, die Ausbeute jedoch gering.90 Vikas und Fara aus Kenia (1991) machten aus Kamelmilch Schnittkäse. Aussehen und Geschmack des Käses war vergleichbar mit Blauschimmelkäse oder Limburger aus Kuhmilch.91 Hauptschwierigkeiten, die bei der Herstellung von Käse aus Kamelmilch auftreten, sind folglich die geringe Käseausbeute und der schwache Käsebruch. Die Ausbeute ist abhängig von der Konzentration der Milchbestandteile. Die Zusammensetzung der Milch wird durch die Tierart, -rasse, dem Stadium der Laktation, dem Alter, der saisonalen Veränderung des Klimas, der Ernährung, den Gesundheitsbedingungen sowie Mastitis und dem Melkverfahren bestimmt. Innerhalb der Milchbestandteile sind die Konzentrationen von Casein und Fett die bestimmenden Faktoren für die Käseausbeute. Der Kaseingehalt liegt zwischen 1,9 % und 2,3 % und ist niedriger als der Gehalt in Kuhmilch (2,8 % bis 3,2 %).92 Farah (1996), S. 69. Ebd. S. 69. 90 Ebd. S. 70. 91 Ebd. S. 70. 92 Ebd. S. 71. 88 89 20 Abbildung 6 zeigt einen Weichkäse aus Dromedarmilch, welcher von der Molkerei Tiviski in Nouakchott hergestellt wurde. Bei der Herstellung des Kamelkäses geht der Fettgehalt um die Hälfte verloren (Tabelle 4). Daher sollten laut Farah weitere Studien unternommen werden, um den Ertrag und die Qualität des Kamelkäses zu optimieren.93 Abbildung 6: Der Käse Caravane94 Tabelle 4: Fettkonzentration in Kamelkäse95 5.3 Kamelmilch als Heilmittel „Zehnmal so viel Eisen […], ca. viermal so viel Vitamin C […], eine reiche Insulinquelle“ (Granowsky, o.J.).96 Farah (1996), S. 71 f. O.V. (o.J.): Milch und Käse vom Kamel. URL: <http://alpaka-universum.de/milch-und-kaese.xhtml> [Stand: 08.05.2014]. 95 Farah (1996), S. 71 f. 93 94 21 Diese Bestandteile zeichnen die Kamelmilch aus. „Nach Angaben der Nahrungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen ist Kamelmilch nahrhafter als viele andere Milchsorten und für Diabetiker und Laktose intolerante Menschen einfacher zu verdauen“ (Heidicke, 2011).97 Da die Milch von Kamelen nicht die Eiweiße Beta-Laktoglubolin und Beta-Kasein enthält, löst sie auch nicht die bekannten Kuhmilchallergie-Symptome aus. „Experten bestätigen auch, dass die Laktose der Kamelmilch anders aufgebaut ist als die Kuhmilchlaktose. Zudem stärkt die hohe Anzahl von Immunglobulinen (Antikörper) die allgemeine Abwehrkraft“ (Granowsky, o.J.).98 Laut einer israelischen Studie der Ben-Gurion Universität des Negev aus dem Jahr 2005, kann „Kamelmilch schwere Nahrungsmittel-Allergien kurieren“ (Amrehn, 2013).99 In dieser Studie wurden acht Kinder mit Kamelmilch behandelt, die zuvor schwere Allergien gegen Kuhmilch und andere Lebensmittel aufwiesen. „Innerhalb von vier Tagen Milchkur waren alle Symptome der Allergien verschwunden, und die Kinder von sämtlichen Lebensmittel-Allergien geheilt“ (Amrehn, 2013).100 Die Gültigkeit dieser Studie ist jedoch in der Wissenschaft sehr umstritten. Weitere Untersuchungen werden durchgeführt bzw. stehen noch aus. Ausgewählte Inhaltsstoffe und die Verträglichkeit der Kamelmilch sind in der folgenden Tabelle 5 dargestellt. Tabelle 5: Inhaltstoffe und Verträglichkeit von Kamelmilch101 Inhaltsstoffe Verträglichkeit* Laktose (Milchzucker) Für Menschen mit einer Unverträglichkeit (gegen Kuhmilchlaktose) verdaulich Immunglobuline (Antikörper) Ihre hohe Anzahl stärkt die allgemeine Abwehrkraft Vitamin C, Calcium, Eisen Unterstützen die Stärkung der Abwehrkräfte *Negativ: nur unbehandelte Kamelmilch zeigt die erwünschten Heilwirkungen Granowsky (o.J.): Kamelmilch als Alternative zur Kuhmilch. URL: < http://kamelmilchschokolade.de/kamelmilch-als-alternative-zur-kuhmilch/> [Stand: 15.01.2014]. 97 Heidicke (2011), S. 109. 98 Granowsky (o.J.). URL: <http://kamelmilchschokolade.de/kamelmilch-als-alternative-zur-kuhmilch/> [Stand: 15.01.2014]. 99 Amrehn (2013): Warum hilft Kamelmilch als Heilmittel gegen Nahrungsmittel-Allergien? URL: <http://www.planet-wissen.de> [Stand: 13.05.2013]. 100 Ebd. 101 Ebd. 96 22 6 Diskussion Die Inhaltsstoffe der Kamelmilch und deren Wirkung sind trotz der langen Traditionen und Verwendung noch nicht gründlich oder ausreichend wissenschaftlich untersucht worden. Es gibt einzelne durchgeführte Studien, jedoch keine Langzeituntersuchungen oder zusammenhängende Arbeiten. Die meisten Studien wurden im Nahen Osten durchgeführt, dies ist im Anbetracht der Verwendung und Verbreitung der Kamelmilch nicht verwunderlich. Kamelmilch ist in der Europäischen Union noch nicht als Lebensmittel zugelassen. Im Zuge des Zulassungsverfahrens sind wissenschaftliche Untersuchungen der Inhaltstoffe und deren Wirkung auf den menschlichen Körper und der Umwelt erforderlich. Kamelmilch wird voraussichtlich aufgrund der Verwendung als Rohmilch in naher Zukunft nicht zugelassen. Produkte, denen Kamelmilch als Inhaltsstoff dient, sollten nach bestandenen wissenschaftlichen Untersuchungen und Studien als zulassungsfähig gelten. Zahlreiche Inhaltsstoffe der Kamelmilch wurden schon identifiziert, dies ist auch der nachgestellten Tabelle 6 zu entnehmen. Tabelle 6: Vergleich der Inhaltsstoffe von Kuh-, Kamel- und Ziegenmilch Inhaltsstoffe Wasser Laktose Kuhmilch102 87 % 4,9 % Neutralfette 3,7 % Eiweiß 3,6 % ca. 0,8 % (Ca, Fe, Na, K, Mg, …) A, D, E, K, B1, B2, B6, B12, C, H Mineralstoffe Vitamine Kamelmilch103 86 %105 4,3 % Fett: 4,2 %; ungesättigte Fettsäuren: 43 % 3,4 % 0,9 % (Ca, K, Na, P, Mg, …) Ziegenmilch104 88,6 %106 4,4 %107 3% Cu, Zn, P, Ca, K, Na, Mg A, B6, B12, C, E A, B1, B2, C, D, E Fett: 4 % Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V. (2014): Inhaltsstoffe der Kuhmilch. URL: <http://www.bauernhof.net> [Stand: 30.04.2014]. 103 Smits (2012): Zusammensetzung Kamelmilch. URL: <http://www.kamelenmelk.nl> [Stand: 30.04.2014]. 104 Preuße (o.J.): Ziegenmilch Inhaltsstoffe. URL: <http://www.milch-guide.de> [Stand: 30.04.2014]. 105 Shimshoni (o.J.): Eine Studie über eine neue Kamelmilchhaltige Salbe bei Psoriasis betroffenen. URL: <www.rshimshoni.de> [Stand: 29.04.2014]. 106 S., Kirsten (2009): Ziegenmilch - biologisch eine besonders wertvolle Flüssigkeit. URL: <http://www.myheimat.de> [Stand: 30.04.2014]. 107 Kienappel (o.J.): Vergleich: Nährstoffe, Nährwerte und Co. der Ziegenmilch, …, und Kamelmilch. URL: <http://equapio.com/de> [Stand: 30.04.2014]. 102 23 Die besonderen Eigenschaften liegen nicht an anderen Inhaltsstoffen als bei Ziegen-und Kuhmilch, sondern an den anderen vorliegenden Anteilen dieser. Während kurzkettige Fettsäuren C4 bis C12 in Kamelmilch im Vergleich zu Kuhmilch eine kleine Menge ausmachen, liegen andererseits langkettige Fettsäuren C14, C16 und C18 in relativ hohen Konzentrationen vor.108 Auch ist die Laktose der Kamelmilch besser verträglich als die der Kuhmilch. Die Kamelmilch besitzt mit 86% etwas weniger Wasser als die Kuhmilch mit 87 % und die Ziegenmilch mit 88,6 %. Der Laktosegehalt beträgt 4,3 % bei der Kamelmilch während bei Kuhmilch der Laktose Gehalt bei 4,9 % und bei Ziegenmilch der Anteil bei 4,4 % liegt. Die Neutralfette machen bei der Kuhmilch einen Anteil von 3,7 % aus, während bei der Kamelmilch 4,2 % Fette und bei der Ziegenmilch 4 % vorliegen. 0,9 % der Kamelmilch machen die Mineralstoffe (Ca, K, Na, P, Mg) aus. Einen ähnlichen Wert gibt es bei der Kuhmilch mit 0,8 %, dort sind vor allem die Mineralstoffe Ca, Fe, Na, K und Mg vorherrschend. Die Mineralstoffe Cu, Zn, P, Ca, K, Na und Mg sind bei der Ziegenmilch von Bedeutung. In der Kamel- und Kuhmilch liegen die Vitamine A, B6, B12, C und E vor, außerdem besitzt die Kuhmilch noch die Vitamine D, K, B1, B2 und H. Die Ziegenmilch beinhaltet die Vitamine A, B1, B2, C, D und E. Diese Ergebnisse zeigen noch einmal deutlich, dass es nicht viele Unterschiede bei den Inhaltsstoffen zwischen den milchgebenden Arten gibt. Eine hochgezüchtete Milchkuh kann bis zu 50 kg pro Tag109 produzieren und pro Jahr etwa 7000 l.110 Eine Kamelstute kommt auf 3 bis 6 kg Milch und während einer Laktationsperiode (9 bis 18 Monaten) auf 1500 bis 2500 kg. Eine Ziege kommt pro Jahr auf 500 kg.111 Die Milchmengen gelten für in Europa gehaltene Tiere. Kamelmilch schmeckt salziger als Kuh- und Ziegenmilch und besitzt einen strengen Geschmack und Geruch. Jedoch ist die Ziegenmilch wie die Kamelmilch besser für den Menschen verträglich. Laktoseintolerante Menschen können meist Kamelmilch trinken. Farah (1996), S. 41. European Commission - Eurostat and Agriculture and Rural Development DG (2009): Dairy herds and yield. URL: <http://ec.europa.eu/agriculture/agrista/2008/table_en/42001.pdf> [Stand: 03.02.2009]. 110 O.V. (o.J.): Milchleistung deutscher Kühe steigt. URL: <http://animal-healthonline.de/drms/pic/zmp_milchleistung.jpg> [Stand: 2008]. 111 Gall (1982), S. 425. 108 109 24 Die Ziegenmilch hat eine reinweiße Farbe, die durch die sehr kleinen Fetttropfen in der Milch und deren Lichtstreuung zugrunde liegt. Darüber hinaus fehlen in der Ziegenmilch die Karotinoide im Fett. Ebenso besitzt die Kamelmilch eine weißere Farbe als die Kuhmilch. Es ist schwierig, aus der Kamelmilch Käse herzustellen, der eine ähnliche Konsistenz wie Kuhmilchkäse hat. Die unterschiedliche Größenverteilung der Casein-Micellen bei gleicher Konzentration zwischen Kuh- und Kamelmilch könnte der Grund für die geringe Käsebruchfestigkeit und damit die niedrige Käseausbeute aus Kamelmilch sein, denn die Casein-Micellen in der Milch sind bei Kamelen wesentlich breiter als bei Kühen. Kleinere Casein-Micellen bilden eine kompaktere und damit festere Struktur.112 Die Milch der Kuh wird heute nur noch selten als Rohmilch getrunken und ist fast nur noch als pasteurisierte Milch erhältlich, das gilt auch für die Ziegenmilch. Im Gegensatz dazu wird die Kamelmilch als Rohmilch getrunken. Es gab Versuche, die zeigen, dass die positive Wirkung der Kamelmilch mit dem Pasteurisieren verloren geht. Zurzeit ist die Kamelmilch in Europa nur tiefgekühlt als Naturheilmittel erhältlich. Trotz der positiven Eigenschaften der Kamelmilch hat diese nicht die Stellung in der Ernährung der Europäer wie die Kuhmilch. Dies liegt zum einen an der schwierigeren Haltung und zum anderen an der geringen Milchausbeute pro Kamelstute. Da Kamele in Europa nicht heimisch sind, sind sie auch nicht an das humide Klima angepasst, sodass eine gründliche gesundheitliche Überwachung notwendig ist. Dies ist wieder mit einem Mehraufwand verbunden und eine zusätzliche wirtschaftliche Belastung. Eine große Behinderung ist auch der Melkprozess, da die Fohlen für diesen unerlässlich sind. 112 Farah (1996), S. 71. 25 7 Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dromedare und Trampeltiere in der Nutztierhaltung für Europa an Bedeutung gewinnen werden. Dementsprechend werden auch deren Produkte eine größere Bekanntheit und Verbreitung erreichen. Dazu muss beachtet werden, welche besonderen Anforderungen Kamele an ihre Haltung stellen. Zudem unterscheiden sie sich in ihrem Sozialverhalten bedeutend von Rindern und Pferden. Kamele benötigen einen harten Untergrund und einen Schutz vor Regen, sowie weniger Futter und Wasser als die europäischen Nutztiere. Ein Überangebot an Futter kann genauso wie falsche Fütterung zu Krankheiten führen, wird aber nicht die Milchproduktion erhöhen. Außerdem muss beachtet werden, dass eine Kamelstute aufgrund der Anatomie nicht die gleiche Menge Milch produzieren kann, wie eine Kuh. Die Kamelmilch ist aufgrund ihrer Zusammensetzung für Menschen mit Laktoseintoleranz und Kuhmilchallergie gut geeignet. Die Mechanismen, welche die Kamelmilch so gut verträglich machen, sind heutzutage noch nicht vollständig geklärt. Nach Beobachtungen besitzt die Kamelmilch nur im rohen Zustand diese positive Wirkung. Es wurden viele Versuche unternommen, aus Kamelmilch Käse herzustellen. Dies gelingt aber nur bis zu einem buttermilchähnlichen Produkt; Schnittkäse konnte nicht hergestellt werden. Für die Verwendung und den Vertrieb innerhalb der EU muss die Kamelmilch jedoch pasteurisiert werden. Ein Vertrieb als Rohmilch ist durch die geltenden Hygienevorschriften unmöglich. Weitere Untersuchungen und Studien können dabei helfen, dass die Kamelmilch als Lebensmittel in der EU zugelassen wird. 26 8 Literaturverzeichnis Bücher: - Burnie, D. (2000): Faszination Tierwelt. Neuer Honos Verlag. Köln. - Farah, Z. (1996): Camel milk - properties and products. SKAT. Zürich. - Heidicke, G. (2011): „Kamele sind anders“ - Trampeltiere in Mitteleuropa. Sozalverhalten – Haltungsproblematik - Reiten und Therapie. Westarp Verlagsservice. Hohenwarsleben. - Legel, S. (1990): Nutztiere der Tropen und Subtropen. Band 2. Verlag Leipzig. - Meerpohl, M. (2009): Kamele und Zucker – Transsahara-Handel zwischen Tschad und Libyen. (=Institut für Ethnologie Universität zu Köln). - Smolik, H. W. (1960/ 1964 F): Das große Illustrierte Tierbuch. C. Bertelsmann Verlag. Internet: Ahrens, A. 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