Erste Wahl : Veneers und Veneer- Kronen
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Erste Wahl : Veneers und Veneer- Kronen
Erste Wahl: Veneers und Veneer- Kronen Der Entwicklungsstand keramischer Materialien ist sehr hoch. Der Vorteil von Aluminiumund Zirkonoxid ist die Brückenherstellung. Ein Zirkonoxid-Gerüst ist außerdem weniger allergiebedenklich und weniger opak als ein Metallgerüst. Jedoch im Vergleich zum natürlichen Zahn ist auch dieses Material sehr opak. Deshalb müssen für eine ausreichende Stabilität und um der starken Lichtbrechung von Zirkonoxid entgegenzuwirken die Schichtstärken hoch sein. Das bedingt höhere Präparationstiefen zum Nachteil der Zahngesundheit mit mehr Unannehmlichkeiten für den Patienten. Mit dem Veneer-Kronen-Konzept können wir Restaurationen sehr dünn gestalten. Sie variieren fallabhängig zwischen 0,3 und 1 mm maximal. Die Schichtstärken sind also viel geringer als bei vergleichbaren konventionellen vollkeramischen Restaurationen. Generell ist also dieses Konzept immer die erste Wahl. Und im Falle von Brücken oder auch bei Metallstiften und bei sehr stark verfärbten Zähnen wird es kombiniert mit Zirkonoxid, Aluminiumoxid oder VMK. Erst wenn also die Anwendung des Veneer-Kronen-Konzepts nicht möglich ist, greifen wir zu anderen restaurativen Möglichkeiten. Nachfolgend zeigen wir einen Fall, der mit dem Veneer-Kronen-Konzept von Prof. Dr. Tanaka und Prof. Dr. Barghi gelöst wurde. 1 Erste Diagnose Die Patientin ist Mitte 30. Sie hat erhebliche ästhetische und funktionelle Probleme. Ästhetische Probleme Die Zähne der Patientin sind zu kurz, unterschiedlich lang und verfärbt. 13 ist gedreht. Sie hat viele Kunststoff-Füllungen. Funktionelle Probleme Die Patientin leidet an Bulimie. Palatinal und okklusal ist der Schmelz durch ihre Magensäure erodiert, weshalb sie keine gute Eck- und Frontzahnführung mehr hat. Um die Funktion wiederherzustellen, haben wir uns in diesem Fall für Veneer-Kronen (auch 360°-Veneers genannt), die eine sehr hohe Bondingstabilität aufweisen, entschieden. Im Vergleich zu herkömmlich gefertigten Kronen, haben Veneer-Kronen wesentlich geringere Schichtstärken. 2 Das Mock up Abbildung a Abbildung b Abbildung c a) Eingesetzte Abformung des diagnostischen Wax-Up Modells b) Der Kunststoff wird mit dem Licht gehärtet. c) Das Lächeln mit Mock-Up. Nach der Diagnose wurde auf dem Situationsmodell ein Wax-Up gemacht. Von diesem Modell wird für das Mock-Up im Mund eine Tiefziehschiene hergestellt. Das Mock-up hat einige Vorteile: Patienten können die Behandlungsmethode leichter verstehen. Patienten haben Vertrauen, weil sie das Endergebnis vor der Behandlung sehen können. Zahnarzt und Techniker können mit dem Patienten seine präzisen Wünsche über die Formgebung und die Farbe besprechen. Der Zahnarzt kann bereits im Vorfeld die minimalinvasive Präparation am Modell planen. Der Zahntechniker hat eine Vorstellung/Vorgabe, wie die endgültige Restauration aussehen soll. 3 Die Präparation Es wurden labial und palatinal lediglich 0,2 – 0,3 mm präpariert. Wir benötigen keine tiefe Schulter von 0,8 oder 1 mm wie bei konventionellen Vollkeramikrestaurationen. Der Schmelz wird beim natürlichen Zahn von inzisal nach zervikal immer dünner, d.h. wenn eine tiefe Schulter im zervikalen Bereich präpariert wird, so endet die Präparation sehr wahrscheinlich im Dentin. Die Bondingstabilität ist im Schmelz allerdings wesentlich höher als im Dentin. Daraus folgt: Je mehr Schmelz bei der Präparation erhalten werden kann, desto besser ist es. Die Ränder sind “unsichtbar” und können deshalb supragingival verlaufen. Das ist gut für das Zahnfleisch. Die großen Lücken sind entstanden nach der Entfernung der zahlreichen alten Kunststofffüllungen. Es ist besser sie zu entfernen, da die Bondingstabilität auf alten Füllungen noch schlechter ist als auf Dentin. Und so haben wir natürlich auch mehr Platz für die Keramik. 4 Die Zahntechnik Modellvorbereitung Ein präziser Abdruck ist das A & O einer jeden erfolgreichen Restauration. Veneers sind vor der adhäsiven Befestigung sehr empfindlich, so dass auch hier die präzise Abformung außerordentlich wichtig ist. Wir nehmen immer einen Tripple-tray Abdruck, um die Bissposition darzustellen. 5 Auswahl der Keramikmassen Wir schichten mit der One-Bake-Technik auf feuerfesten Stümpfen, weil dies ein zeitsparendes Verfahren mit exzellenter Passung darstellt. Für unsere vollkeramischen Hochleistungskeramik Restaurationen Delight. Deren benutzen Leuzitgehalt ist wir in zweimal der Regel höher als die bei konventioneller Feldspatkeramik, deshalb ist sie wesentlich härter und Veneers bzw. Veneer-Kronen können sehr dünn gestaltet werden. Außerdem sind die Oberflächen nach der Politur sehr glatt und somit antagonistenfreundlich. Die Oberfläche nach dem Ätzen Konventionelle Keramik Delight Keramik Da die Leuzitkristalle der Delight Keramik sehr klein und rund sind, erhält man nach dem Ätzen eine bessere Oberfläche für das Bonding (= wesentlich mehr Retentionen, s. Abbildung rechts). 6 Die Schichtung Das ist ein Schichtschema für diesen Fall. Wir haben aufhellende Veneer-Kronen hergestellt. Zuerst haben wir für den Adhäsivbrand Clear-Keramik auf den feuerfesten Stumpf geschichtet. Danach haben wir marginal Clear geschichtet, um „unsichtbare“ Ränder herzustellen und anschließend haben wir die Bodymasse aufgetragen. Sie ist transluzenter und weniger chromatisch als eine herkömmliche Dentinmasse. Da in diesem Fall die Stumpffarbe dunkler ist als das gewünschte Farbergebnis, haben wir für die Schichtung eine hellere Bodymasse gewählt. Um die Bodymasse noch heller zu machen, wird sie mit Modifier weiß gemischt. Die Inzisalmasse wird bis drei viertel geschichtet, weil die Bodymasse mit dem Modifier weiß etwas opaker ist als pure Bodymasse. Für die inzisale Verlängerung haben wir im Inzisalbereich eine dentinähnliche Keramik (Bodymasse mit Masking Dentin) eingesetzt. Dadurch wird das Licht ausreichend reflektiert. Ohne dieses Vorgehen würde das Licht nicht ausreichend reflektiert und der Bereich zu dunkel wirken. 7 Die Veneer-Kronen Ätzung immer mit Wecker Silanierung immer mit 2Komponenten-System Die Ätzung und das Silanisieren sind sehr wichtige Faktoren für das Bonding. Sie müssen korrekt ausgeführt werden. Die Oberflächenätzung dauert 90 Sekunden. Das Überätzen kann genauso wie das Unterätzen ein Grund für späteres Debonding sein. Daher empfehlen wir, dass man beim Ätzen wirklich mit einem Wecker arbeitet. Nach 90 Sekunden wäscht man das Ätzgel mit einer Zahnbürste unter fließendem Wasser ab. Dann werden die Veneers in ein Ultraschallgerät gelegt und danach mit Druckluft getrocknet. Daraufhin wird die geätzte Oberfläche sorgfältig geprüft und ev. noch sichtbares, weißes Pulver (= herausgelöste Keramikpartikel) mit einer harten Bürste entfernt und nochmals mit Druckluft gesäubert. Es darf kein Pulver mehr auf der geätzten Oberfläche sichtbar sein (Ursache für Debonding). Dann wird das Silan mit einem Pinsel aufgetragen. Nach der Ätzung bis zur Silanisierung darf die Oberfläche auf keinen Fall mehr berührt werden. 8 Das Einsetzen Das Einsetzen dieser Arbeit erfolgt mit einem Wetbond-System (Mirage Primer A & B) und lichthärtenden Kompositen mit langfristig hoher Farbstabilität (Envision). Dualhärtende Komposite verändern beim Aushärten die Farbe und sind deshalb ungeeignet. Sie werden nur eingesetzt, wenn Restaurationen sehr opak oder sehr dick sind. Die Einprobe erfolgt nach dem Silanisieren mit einer transparenten Try-in Paste oder mit dem ausgewählten Kunststoff. Dieser kann jederzeit mit Aceton wieder entfernt werden, bis das gewünschte Farbergebniss erzielt ist. Ein erneutes Silanisieren ist danach nicht nötig. Eine weitere Optimierung der Farbästhetik ist durch den selektiven Einsatz von Intensivfarben möglich. 9 Das Aussehen im Mund Hier ist die Arbeit nach dem Einsetzen. Die Farbe der Veneers ist heller als die Zähne im Unterkiefer, da die Patientin auf unseren Vorschlag hin noch ein Bleaching durchführen lassen wollte. Wenn ich größere Fälle, wie z.B. diese sechs Frontzähne mache, stelle ich immer die ideale Zahnform her. Meine ideale weibliche Zahnform ist eine in sich gerundete Form mit soften Winkeln und etwas in die Länge gezogenen Proportionen. Die inzisale Stufe ist ausgeprägt, die Oberflächenstruktur weich, der Glanzgrad hoch (dann bleibt auch kein Lippenstift daran kleben). Generell arbeite ich mit inzisaler Transluzenz und Mammelon-Effekten. Außerdem gestalte ich Oberflächen immer anatomisch. Der Grund hierfür ist, dass die Zähne, wenn sie im Mund mit Speichel bedeckt sind, immer flacher aussehen. Mit einer anatomischen Oberfläche wird das Licht besser reflektiert und die Zähne sehen natürlicher aus. Die Zähne wirken harmonisch, wenn die Inzisalkurve mit der unteren Lachlinie korrespondiert 10 Das Ergebnis Heute haben wir eine große Auswahl an Restaurationenmaterialien und –systemen. Viele davon sind kompliziert in der Anwendung, sowohl für den Behandler als auch für den Techniker. Das Veneer-Kronen-Konzept mit den dazugehörigen Materialien ist sehr produktiv und unkompliziert anzuwenden. Hinter jeder Restauration steht ein Mensch. Was möchte er, was braucht er und was ist am besten für ihn? Daran sollten wir immer zuerst denken. Deshalb sollten wir heutzutage den Patienten als erste Wahl eine Restauration empfehlen, für die die Präparation minimal ist. So kann die wertvolle Zahnsubstanz langfristig erhalten werden. Das ist gut für die Zahngesundheit und bedeutet wenig Stress für Patienten. Für Restaurationen mit dem Veneer-Kronen-Konzept muss nicht viel Zahnsubstanz geopfert werden, es gibt keine Allergien und sie sehen sehr natürlich aus. Wir finden, dass das die beste Lösung ist. Behandler Dr. Peter Ghaussy 11 Techniker/Autor Akito Kani