Lernergebnis-/Outcome- Orientierung – Was soll das eigentlich?

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Lernergebnis-/Outcome- Orientierung – Was soll das eigentlich?
Prof. Dr. Dietmar Frommberger
Dipl.-Hdl. Anita Milolaza
Prof. Dr. Holger Reinisch
Dipl.-Hdl. Stefanie Schiller
Lehrstuhl für Berufspädagogik
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik
Fakultät für Sozial- und Erziehungswissenschaften
Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Lernergebnis-/OutcomeOrientierung – Was soll das
eigentlich?
Holger Reinisch
DECVET-Fachtagung in Dresden · 23. Juni 2011 ·
Outcome – Orientierung: Begriff und
Modellierung
Was heißt Outcome-Orientierung?
Mit dem Begriff Output bzw. Outcome wird im Kontext von
Lernen das beobachtbare Können (= Wissen, Fertigkeiten,
Fähigkeiten, Einstellungen, etc.) einer Person bezeichnet, das
diese Person in einer (Prüfungs-)situation zeigt (= Output),
soweit das gezeigte Können einem vorher festgelegten
Maßstab entspricht.
Dabei werden keine Aussagen darüber getroffen, wo, wie,
wann und in welcher Zeit dieses Wissen, diese Fertigkeiten,
Fähigkeiten, etc. erworben wurden.
2
Outcome – Orientierung: Begriff und
Modellierung
Dabei wird vom beobachteten Verhalten der Person (=
PERFORMANZ) auf nicht-beobachtbare Dispositionen
geschlossen, weil angenommen wird, dass die Person
dieses Können nur zeigen konnte, weil sie über die
entsprechenden Dispositionen (= KOMPETENZ) verfügt.
Weil vermutet wird, dass die Person über die
entsprechenden Kompetenzen verfügt, wird auch
angenommen, dass die Person das Verhalten nicht nur
einmalig (= Output) zeigen, sondern immer wieder (=
Outcome) generieren kann.
Das Konzept der Learning Outcomes schließt
also begrifflich Kompetenz und Performanz ein.
3
Outcome – Orientierung: Begriff und
Modellierung
Welches Modell von Lernprozessen liegt dem Konzept
der Outcome - Orientierung zugrunde?
 Lernprozesse werden in Analogie zum Produktionsprozess von Gütern modelliert.
Input
Werkstoffe
Betriebsmittel
Ausführende und
Dispositive Arbeit
Informationen
Throughput
Produktionsprozess
durch Kombination der
Produktionsfaktoren
Output
Fertigprodukte
als
Investitions- oder
Konsumgüter
4
Outcome – Orientierung: Begriff und
Modellierung
Input
Lernende
Lehr-/Lernmittel
Lehrkräfte
Ausbilder
Curriculum
Throughput
Output
Lehr-/Lernprozess an
verschiedenen Lernorten
(Schule, Betrieb, etc.)
Ausgebildete und
geprüfte Schüler,
Auszubildende
Studenten, etc.
Die Analogiebildung ist fraglich, weil ...
Schüler, Auszubildende, Studenten, etc. keine „Werkstoffe“ sind , die im Lehr/Lernprozess „veredelt“ werden, denn Lernen funktioniert nur, wenn der
Lernende lernen will, also sich selbst engagiert! ... Das kann man von
Werkstoffen, wie Leder, Holz, Hopfen, Metall, etc., wohl kaum behaupten.
5
Outcome – Orientierung: Begriff und
Modellierung
ALSO ...
.Allerdings ...
handelt es sich bei der OutcomeOrientierung vielleicht wieder nur um
eine neue pädagogische Modeerscheinung, die bald wieder verschwindet, weil ein „neues Schaf durch
das pädagogische Dorf getrieben wird“?
Das „pädagogische Dorf“ ist bei der Outcome Orientierung ziemlich groß – es umfasst (fast)
die ganze Welt. Daher lohnt es sich
wahrscheinlich doch, sich näher mit der Sache
zu befassen.
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Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was
soll das eigentlich?
Gliederung
1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
2. Bildungspolitischer Hintergrund
3. Didaktische und curriculare Aspekte der Outcome Orientierung
4. Fazit
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1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
These: Um den hohen Stellenwert, den die OutcomeOrientierung in der aktuellen Bildungspolitik der
europäischen Staaten genießt, verstehen zu können, darf
man nicht erst - wie üblich - bei der Lissaboner Erklärung
der Staats- und Regierungschefs aus dem Jahre 2000
ansetzen, sondern muss weit in die Geschichte der
Bildungssysteme, insbesondere der Berufsbildungssysteme, der Staaten zurückgehen und sich deren
historisch gewachsene unterschiedliche
Steuerungssysteme des Bildungswesens näher
anschauen.
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1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
1. Ausgangspunkt: Im 17. und 18. Jahrhundert bot die
Berufsbildung in weiten Teilen Europas ein einheitliches Bild. Sie
bestand aus einer Ausbildung im Handwerksbetrieb (und im
Kaufmannskontor) und wurde durch die Zünfte (und Gilden)
geregelt. Keine staatliche Einflussnahme.
2. Entwicklung: Im Zuge der einsetzenden Industrialisierung
wurden in England schon im 17. Jahrhundert die Privilegien der
Zünfte abgeschafft. Berufsbildung wurde dem Marktgeschehen
überlassen und der Staat hielt sich aus der Berufsbildung heraus
(Liberalismus). In Frankreich wurden nach der französischen
Revolution die Zünfte entmachtet und die Berufsbildung zur
staatlichen Aufgabe erklärt. In Deutschland wurden die liberalen
Reformen Ende des 19. Jahrhunderts zurückgenommen und die
Berufsbildung den Korporationen der Gewerbetreibenden
überantwortet.
9
1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
3. Folgen:

In Frankreich beteiligen sich die Unternehmen so gut wie
gar nicht an der Ausbildung ihres Nachwuchses und sind
zunehmend unzufrieden mit der Qualifikation der aus den
berufsbildenden Schulen entlassenen Jugendlichen und der
Bindung der Tarifpolitik an die von Schulen vergebenen
Zertifikate
hohe Jugendarbeitslosigkeit.

In England ist eine Lehre (= apprenticeship) so gut wie
unbekannt. Schulabgänger werden als ungelernte Arbeitskräfte
beschäftig und betriebsspezifisch am Arbeitsplatz ausgebildet.
Keine überbetriebliche Normierung beruflicher Qualifikationen.

In Deutschland entwickelt sich das „duale System“ der
Berufsausbildung mit der Dominanz der Ausbildung im Betrieb
und gleichzeitiger überbetrieblicher Normierung der beruflichen
Qualifikationen in Ausbildungsberufen
Beruflichkeit.
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1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
3. Folgen:

Sowohl in Frankreich als auch in England häufen
sich ab den 1970er Jahren die Klagen über die mangelnde
Qualifikation der Mitarbeiter und der von diesen
erbrachten Leistungen und hergestellten Produkte. Die
Wettbewerbsfähigkeit der französischen und englischen
Industrie auf den Weltmärkten sinkt beträchtlich.

In beiden Ländern beginnt die Suche nach einer
Alternative zum bisherigen nationalen System der
Berufsausbildung.

WAS HAT DAS MIT OUTCOME - ORIENTIERUNG ZU
TUN?
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1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
4. Konsequenzen:
Wenn man ...
a)
b)
c)
wie in England über kein System verfügt, das rechtlich abgesicherte
Spezifikationen über den Input und den Throughput in der Berufsbildung
enthält und auch nicht annehmen kann, das ein solches System etablierbar
ist, dann kann man zur Schaffung überbetrieblicher Normen in der
Berufsausbildung nur auf die Normierung des Outputs bzw. Outcomes
setzen und muss den Rest weiterhin dem freien Spiel der Marktkräfte
überlassen,
wie in Frankreich zwar ein schulisches System hat, sich aber in der
Tarifpolitik von der Bindung an schulische Zertifikate befreien will, dann
kann man ebenfalls nur die Feststellung des Könnens (= Outcome) als
Ansatzpunkt nehmen, da eine Veränderung der staatlichen Hoheit über die
schulische Berufsausbildung politisch nicht durchsetzbar ist,
wie in vielen anderen Ländern Europas gar keine systematische
Berufsausbildung kennt, berufliche Qualifikationen also durch informelles
Lernen erworben werden, dann kann die Normierung ebenfalls nur am
Output bzw. Outcome ansetzen.
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1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
Input
Throughput
Output
Lernende
Lehr-/Lernmittel
Lehrkräfte
Ausbilder
Curriculum
Lehr-/Lernprozess an
verschiedenen Lernorten
(Schule, Betrieb, etc.)
Ausgebildete und
geprüfte Schüler,
Auszubildende
Studenten, etc.
In Deutschland Normierung des
gesamten Prozesses durch
überbetrieblich geltende
Ausbildungsordnungen und
Rahmenlehrpläne
In England (NVQs) und
Frankreich (bilan de competance)
Orientierung am Outcome
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1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
ZWISCHENFAZIT:
In Deutschland ...
... rechtlich normierter Rahmen der
Berufsbildung
... institutionelle und curriculare
Festschreibungen
... Normierung der Lernorte, der -zeiten,
der -inhalte und der -wege
... Entscheidungskompetenz liegt
weitgehend bei den Sozialpartnern
(Neokorporatismus)
Vorteile: Klare Strukturen, nationalweite
Standardisierung, Betriebs- und
Arbeitsplatznähe, Berücksichtigung der
Bedarfe des Beschäftigungssystems,
geringe Jugendarbeitslosigkeit
DOMINANZ DES KOMPETENZERWERBS IN FORMELLEN LERNUMGEBUNGEN
Nachteile: Starrheit des Systems,
Schwierigkeiten bei abweichenden
Bildungsbiographien, geringe
Durchlässigkeit, kaum Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs in
informellen Lernumgebungen
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1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
ZWISCHENFAZIT:
WIR KÖNNEN MIT DEM DEUTSCHEN SYSTEM DER BERUFSBILDUNG
GANZ ZUFRIEDEN SEIN! MÜSSEN JEDOCH AN DEN NACHTEILEN
ARBEITEN!
aber
1. ANGESICHTS DER DOMINANZ DES ZIELS DER EUROPÄISCHEN
WIRTSCHAFTS- UND SOZIALPOLITIK: FÖRDERUNG DER MOBILITÄT
DER ARBEITSKRÄFTE IN EUROPA
2. DER ANDERS GELAGERTEN BERUFSBILDUNGSTRADITIONEN IN DEN
MEISTEN EUROPÄISCHEN LÄNDERN
SETZT SICH DAS KONZEPT DER OUTCOME-ORIENTIERUNG AUF
EUROPÄISCHER EBENE DURCH, WEIL ES VERSPRICHT, DASS
EUROPAWEIT VERGLEICHBARE ZERTIFIKATE IN DER
BERUFSBILDUNG GESCHAFFEN WERDEN KÖNNEN.
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Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was
soll das eigentlich?
Gliederung
1.
Historischer Hintergrund und Entwicklung
2. Bildungspolitischer Hintergrund
3.
Didaktische und curriculare Aspekte der Outcome - Orientierung
4.
Fazit
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2. Bildungspolitischer Hintergrund
WICHTIGE STATIONEN:
•
2000 – Lissabonner Erklärung: u. A. Ziel, die europäische
Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung zu verstärken →
Brügge-Kopenhagen-Prozess
•
2001 – Brügge-Initiative (gemeinsame Vision): Einheitlicher
europäischer Bildungsraum
•
2002 – Kopenhagener Erklärung (Strategien, Prioritäten): u. A.
European Qualifications Framework (Europäischer
Qualifikationsrahmen) EQF und European Credit System for
Vocational Education and Training ECVET
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2. Bildungspolitischer Hintergrund
ECVET
 Leistungspunktesystem für die berufliche Bildung
Prüfung der Frage, wie Transparenz, Vergleichbarkeit,
Übertragbarkeit und Anerkennung von Fähigkeiten und/oder
Qualifikationen zwischen verschiedenen Ländern und auf
unterschiedlichen Ebenen gefördert werden könnten.
ECVET ist inzwischen beschlossen – gegenwärtig erfolgt die
Erprobung in nationalen und internationalen Pilotinitiativen
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2. Bildungspolitischer Hintergrund
Das ECVET-System…
... soll die Beschreibung einer Qualifikation in Form übertragbarer und
akkumulierbarer Lerneinheiten (Kenntnisse, Fertigkeiten und
Kompetenzen) sowie die Zuordnung von Leistungspunkten ermöglichen,
... soll die Übertragung und Akkumulierung der Lernleistungen einer Person
erleichtern, die sich von einem Lernkontext in einen anderen, von einem
Qualifikationssystem in ein anderes begibt,
... stützt sich auf die freiwillige Teilnahme der Mitgliedstaaten und deren
Akteure in den jeweiligen Qualifikations- und Berufsbildungssystemen,
... soll die Synergie zwischen den Berufsbildungsanbietern fördern.
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2. Bildungspolitischer Hintergrund
Wie soll ECVET funktionieren?
1. Definition von Lerneinheiten und Zuordnung von Leistungspunkten
2. Bestimmung der zuständigen Stellen für die Vergabe und Anerkennung von
ECVET-Punkten und Zertifikaten
3. Bildung von ECVET-Partnerschaften in und zwischen den Mitgliedsstaaten
4. Abschluss eines pädagogischen Vertrags zwischen einer Person und zwei
Bildungsträgern
5. Zuteilung und Dokumentation (z.B. im Europass) von Lernergebnissen und
Leistungspunkten
6. Übertragung, Bewertung und Akkumulierung der Lernkredite
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2. Bildungspolitischer Hintergrund
ZWISCHENFAZIT:
1. Neben der Förderung lebenslangen Lernens sind die Förderung der
Mobilität der Arbeitskräfte in Europa und die Anerkennung von
Lernergebnissen, die durch Lernen in informellen Kontexten erworben
wurden, die wichtigsten Ziele der Europäischen (Berufs-)Bildungspolitik.
2. Dies erfordert – neben Vertrauen – insbesondere die Vergleichbarkeit
von Lernergebnissen, die in unterschiedlichen Kontexten erreicht
wurden. Dazu sollen die Instrumente EQF und ECVET dienen.
3. Erforderlich dazu ist eine einheitliche Formulierung der curricularen
Dokumente auf der Basis der Formulierung von Outcomes.
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2. Bildungspolitischer Hintergrund
ZWISCHENFAZIT: Schwierigkeiten bei der Anrechnung
Qualifikation 1
Ordnungsmittel der
bescheinigenden
Institution
Qualifikation 2
Ordnungsmittel der
anerkennenden
Institution
Prüfungsordnung
Prüfungsordnung
Schule
Lerneinheiten
Schule
Rahmenlehrplan
Rahmenlehrplan
Betrieb
Betrieb
Ausbildungsordnung,
Ausbildungsrahmenplan
Ausbildungsordnung,
Ausbildungsrahmenplan
input-orientiert
outcome-orientiert
input-orientiert
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Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was
soll das eigentlich?
Gliederung
1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
2. Bildungspolitischer Hintergrund
3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
4. Fazit
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Ziele, die mit der Outcome - Orientierung verfolgt werden
1.
Vergleichbarkeit von Lernergebnissen im gesamten europäischen Bildungsraum
(und in der Perspektive darüber hinaus),
2.
Problemlose Anerkennung von Lernergebnissen, die in einem anderen
Lernkontext erzielt wurden (Lernortunabhängigkeit),
3.
Erleichterung des Nachweises und der Zertifizierung von Qualifikationen bzw.
Kompetenzen, die durch Lernen in informellen Lernkontexten erworben wurden,
4. Akkumulation von Lernergebnissen, die in Teilbereichen einer Qualifikation (kann
als ECVET-Ausdruck für Beruf angesehen werden), dies bedeutet Modularisierung
als Standard,
5. Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Bildungssystemen,
Bildungsstufen und Bildungswegen.
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Herausforderung 1: Die Annahme, Learning Outcomes ließen sich
unabhängig von Input und Throughput bestimmen, ist eine Schimäre! Schließlich
können Lernende bestimmte, festgelegte und gewünschte Lernergebnisse nicht
durch beliebige Lernprozesse und beliebige Inputfaktoren erreichen. Daher
müssen auch weiterhin vollständige Curricula entwickelt werden!
Dabei entsteht sofort
Herausforderung 2: Schneidung der Lerneinheiten
Outcome-Orientierung steht zwar nicht logisch aber faktisch in einem
Zusammenhang mit der Aufteilung von Gesamtqualifikationen („Ausbildungsberufe“) in einzelne Lerneinheiten, die einzeln geprüft und zertifiziert werden
(Modularisierung). Die Fragen, wie viele Lerneinheiten eine Gesamtqualifikation
umfassen soll, welchen Umfang die einzelnen Lerneinheiten haben sollen und wie
diese zu gewichten sind, müssen also geklärt werden.
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Qualifikation
4. Europäisches Leistungspunktesystem für
die Berufsbildung (ECVET)
Akkumulation
Einheit X (lernortunabhängig)
Erforderliche Lernergebnisse 6
Kenntnisse
Fertigkeiten
Kompetenzen
Einheit 4 (lernortunabhängig)
Einheit 5 (lernortunabhängig)
Erforderliche Lernergebnisse 4
Erforderliche Lernergebnisse 5
Kenntnisse
Fertigkeiten
Kompetenzen
Kenntnisse
Fertigkeiten
Kompetenzen
Einheit 1 (lernortunabhängig)
Einheit 2 (lernortunabhängig)
Einheit 3 (lernortunabhängig)
Erforderliche Lernergebnisse 1
Erforderliche Lernergebnisse 2
Erforderliche Lernergebnisse 3
Kenntnisse
Fertigkeiten
Kompetenzen
Kenntnisse
Fertigkeiten
Kompetenzen
Kenntnisse
Fertigkeiten
Kompetenzen
Gesamtsatz von Einheiten
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Vorschlag für die Gewichtung von Lernergebnissen nach ECVET
Das relative Gewicht einer Einheit von Lernergebnissen im Rahmen einer
Qualifikation sollte nach folgenden Kriterien oder einer Kombination aus Kriterien
festgestellt werden:
relative Bedeutung der die Einheit bildenden Lernergebnisse
•
•
•
für die Erwerbsbeteiligung,
für den Erwerb weiterer Qualifikationen oder
für die soziale Integration
•
Komplexität, Umfang und Volumen der Lernergebnisse in der Einheit
•
Aufwand, der notwendig ist, um die für die Einheit erforderlichen
Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen zu erwerben (Achtung:
Input- bzw. Throughput-orientiertes Kriterium).
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Herausforderung 3: Kriteriengeleitete Entwicklung des/der gewünschten
Learning Outcomes je Lerneinheit und Begründung der Entscheidungen.
MÖGLICHE KRITERIEN zur Entwicklung von Lerneinheiten aus der
Perspektive des:
Bildungssystems
Beschäftigungssystems
Curriculare Materialien + Experten
Betriebliche Materialien + Experten
Ausbildungsrahmenpläne, Rahmenlehrpläne, Prüfungsanforderungen,
interne Curricula
z.B. betriebliche Curricula,
Arbeitsplatzanalysen (aktuelle
Tätigkeiten), Expertenbefragungen,
(zukünftige Anforderungen)
Empfehlung: Kombination beider Verfahren
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Generell gilt die folgende Empfehlung:
Die Lerneinheiten sollten
• eine vollständige Arbeitshandlung (Zielbildung, Planung,
Durchführung und Kontrolle) umfassen,
• die eine Person im Arbeitsprozess übernimmt
• und die an einer breiten Palette von Arbeitsplätzen benötigt wird
(keine produkt- oder betriebsspezifischen Inhalte).
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Herausforderung 4: Beschreibung der gewünschten
Lernergebnisse und Bestimmung des Niveaus der
Lernergebnisse
• Die Beschreibung der gewünschten Lernergebnisse muss sich
auf beobachtbare Verhaltensweisen beziehen, daher sind
entsprechende Verben anzugeben (= Operationalisierung der
Lernergebnisse).
•
Hilfsmittel hierzu sind Taxonomien für die kognitive, affektive und
psychomotorische Lerndimension.
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Schwierigkeit:
Spagat zwischen neu geordneten, eher gestaltungsoffen
formulierten Ausbildungsordnungen und den
Anforderungen an outcomeorientierte und eher konkret
formulierten Lerneinheiten
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3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung
Herausforderung 5: Entwicklung von Verfahren und Aufgaben zur
Feststellung, ob eine Person über die gewünschten Learning
Outcomes (in welchem Ausmaß) verfügt.
Herausforderung 6: Sicherung der Übertragbarkeit von
Lernergebnissen aus einem Lernkontext in einen anderen durch:
• suche nach Überschneidungsbereichen zwischen Lerneinheiten in
verschiedenen Bildungsgängen - national wie international
• Äquivalenzvergleich: Überprüfung, ob zwei Lerneinheiten aus
verschiedenen Lernkontexten in Inhalt und Umfang übereinstimmen, ob die
gewünschten Lernergebnisse hinsichtlich Art, Umfang und Niveau
äquivalent sind und ob dies für die Feststellungsverfahren und
Prüfungsaufgaben ebenfalls zutrifft.
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Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was soll
das eigentlich?
Gliederung
1. Historischer Hintergrund und Entwicklung
2. Bildungspolitischer Hintergrund
3. Didaktische und curriculare Aspekte der Outcome Orientierung
4. Fazit
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4. Fazit
 Outcome-Orientierung ist mehr als eine neue „pädagogische Mode“
 Das Konzept bietet Chancen, die gerade für Deutschland in Zeiten des
demographischen Wandels und des heraufziehenden Facharbeitermangels
wichtig sind
• Förderung der Mobilität der Arbeitskräfte
• Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen Bildungsgängen und -wegen
• Erleichterung der Anerkennung von Lernergebnissen, die in informellen
Kontexten erworben wurden
• Erleichterung der Anerkennung von bereits erworbenen Lernergebnissen
bei „gebrochenen“ Bildungsverläufen
• Trend zu einer Vereinheitlichung der Berufsbildung auf curricularer Ebene in
den Staaten der EU
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4. Fazit
ABER:
 das Konzept beinhaltet gerade für Deutschland erhebliche
Herausforderungen und Risiken
• die Curricula für die Berufsbildung müssen umgeschrieben werden. Dies
bedeutet Arbeit für Jahre
• die neuen Curricula können einen didaktischen Rückschritt darstellen – von
gestaltungsoffenen Formulierungen in den neuen Ausbildungsordnungen zu
eng formulierten beobachtbaren Outputs
• der Prüfungsaufwand wird sich erhöhen
GLEICHWOHL:
 Unter der Voraussetzung, dass das Gütemerkmal „Beruflichkeit“ erhalten
werden kann, sollten wir die Herausforderungen annehmen, weil die Chancen
deutlich größer als die Risiken sind.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Prof. Dr. Dietmar Frommberger
Dipl.-Hdl. Anita Milolaza
Prof. Dr. Holger Reinisch
Dipl.-Hdl. Christian Steib
Lehrstuhl für Berufspädagogik
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik
Fakultät für Sozial- und Erziehungswissenschaften
Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Friedrich-Schiller-Universität Jena
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