Lernergebnis-/Outcome- Orientierung – Was soll das eigentlich?
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Lernergebnis-/Outcome- Orientierung – Was soll das eigentlich?
Prof. Dr. Dietmar Frommberger Dipl.-Hdl. Anita Milolaza Prof. Dr. Holger Reinisch Dipl.-Hdl. Stefanie Schiller Lehrstuhl für Berufspädagogik Institut für Berufs- und Betriebspädagogik Fakultät für Sozial- und Erziehungswissenschaften Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Friedrich-Schiller-Universität Jena Lernergebnis-/OutcomeOrientierung – Was soll das eigentlich? Holger Reinisch DECVET-Fachtagung in Dresden · 23. Juni 2011 · Outcome – Orientierung: Begriff und Modellierung Was heißt Outcome-Orientierung? Mit dem Begriff Output bzw. Outcome wird im Kontext von Lernen das beobachtbare Können (= Wissen, Fertigkeiten, Fähigkeiten, Einstellungen, etc.) einer Person bezeichnet, das diese Person in einer (Prüfungs-)situation zeigt (= Output), soweit das gezeigte Können einem vorher festgelegten Maßstab entspricht. Dabei werden keine Aussagen darüber getroffen, wo, wie, wann und in welcher Zeit dieses Wissen, diese Fertigkeiten, Fähigkeiten, etc. erworben wurden. 2 Outcome – Orientierung: Begriff und Modellierung Dabei wird vom beobachteten Verhalten der Person (= PERFORMANZ) auf nicht-beobachtbare Dispositionen geschlossen, weil angenommen wird, dass die Person dieses Können nur zeigen konnte, weil sie über die entsprechenden Dispositionen (= KOMPETENZ) verfügt. Weil vermutet wird, dass die Person über die entsprechenden Kompetenzen verfügt, wird auch angenommen, dass die Person das Verhalten nicht nur einmalig (= Output) zeigen, sondern immer wieder (= Outcome) generieren kann. Das Konzept der Learning Outcomes schließt also begrifflich Kompetenz und Performanz ein. 3 Outcome – Orientierung: Begriff und Modellierung Welches Modell von Lernprozessen liegt dem Konzept der Outcome - Orientierung zugrunde? Lernprozesse werden in Analogie zum Produktionsprozess von Gütern modelliert. Input Werkstoffe Betriebsmittel Ausführende und Dispositive Arbeit Informationen Throughput Produktionsprozess durch Kombination der Produktionsfaktoren Output Fertigprodukte als Investitions- oder Konsumgüter 4 Outcome – Orientierung: Begriff und Modellierung Input Lernende Lehr-/Lernmittel Lehrkräfte Ausbilder Curriculum Throughput Output Lehr-/Lernprozess an verschiedenen Lernorten (Schule, Betrieb, etc.) Ausgebildete und geprüfte Schüler, Auszubildende Studenten, etc. Die Analogiebildung ist fraglich, weil ... Schüler, Auszubildende, Studenten, etc. keine „Werkstoffe“ sind , die im Lehr/Lernprozess „veredelt“ werden, denn Lernen funktioniert nur, wenn der Lernende lernen will, also sich selbst engagiert! ... Das kann man von Werkstoffen, wie Leder, Holz, Hopfen, Metall, etc., wohl kaum behaupten. 5 Outcome – Orientierung: Begriff und Modellierung ALSO ... .Allerdings ... handelt es sich bei der OutcomeOrientierung vielleicht wieder nur um eine neue pädagogische Modeerscheinung, die bald wieder verschwindet, weil ein „neues Schaf durch das pädagogische Dorf getrieben wird“? Das „pädagogische Dorf“ ist bei der Outcome Orientierung ziemlich groß – es umfasst (fast) die ganze Welt. Daher lohnt es sich wahrscheinlich doch, sich näher mit der Sache zu befassen. 6 Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was soll das eigentlich? Gliederung 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 2. Bildungspolitischer Hintergrund 3. Didaktische und curriculare Aspekte der Outcome Orientierung 4. Fazit 7 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung These: Um den hohen Stellenwert, den die OutcomeOrientierung in der aktuellen Bildungspolitik der europäischen Staaten genießt, verstehen zu können, darf man nicht erst - wie üblich - bei der Lissaboner Erklärung der Staats- und Regierungschefs aus dem Jahre 2000 ansetzen, sondern muss weit in die Geschichte der Bildungssysteme, insbesondere der Berufsbildungssysteme, der Staaten zurückgehen und sich deren historisch gewachsene unterschiedliche Steuerungssysteme des Bildungswesens näher anschauen. 8 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 1. Ausgangspunkt: Im 17. und 18. Jahrhundert bot die Berufsbildung in weiten Teilen Europas ein einheitliches Bild. Sie bestand aus einer Ausbildung im Handwerksbetrieb (und im Kaufmannskontor) und wurde durch die Zünfte (und Gilden) geregelt. Keine staatliche Einflussnahme. 2. Entwicklung: Im Zuge der einsetzenden Industrialisierung wurden in England schon im 17. Jahrhundert die Privilegien der Zünfte abgeschafft. Berufsbildung wurde dem Marktgeschehen überlassen und der Staat hielt sich aus der Berufsbildung heraus (Liberalismus). In Frankreich wurden nach der französischen Revolution die Zünfte entmachtet und die Berufsbildung zur staatlichen Aufgabe erklärt. In Deutschland wurden die liberalen Reformen Ende des 19. Jahrhunderts zurückgenommen und die Berufsbildung den Korporationen der Gewerbetreibenden überantwortet. 9 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 3. Folgen: In Frankreich beteiligen sich die Unternehmen so gut wie gar nicht an der Ausbildung ihres Nachwuchses und sind zunehmend unzufrieden mit der Qualifikation der aus den berufsbildenden Schulen entlassenen Jugendlichen und der Bindung der Tarifpolitik an die von Schulen vergebenen Zertifikate hohe Jugendarbeitslosigkeit. In England ist eine Lehre (= apprenticeship) so gut wie unbekannt. Schulabgänger werden als ungelernte Arbeitskräfte beschäftig und betriebsspezifisch am Arbeitsplatz ausgebildet. Keine überbetriebliche Normierung beruflicher Qualifikationen. In Deutschland entwickelt sich das „duale System“ der Berufsausbildung mit der Dominanz der Ausbildung im Betrieb und gleichzeitiger überbetrieblicher Normierung der beruflichen Qualifikationen in Ausbildungsberufen Beruflichkeit. 10 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 3. Folgen: Sowohl in Frankreich als auch in England häufen sich ab den 1970er Jahren die Klagen über die mangelnde Qualifikation der Mitarbeiter und der von diesen erbrachten Leistungen und hergestellten Produkte. Die Wettbewerbsfähigkeit der französischen und englischen Industrie auf den Weltmärkten sinkt beträchtlich. In beiden Ländern beginnt die Suche nach einer Alternative zum bisherigen nationalen System der Berufsausbildung. WAS HAT DAS MIT OUTCOME - ORIENTIERUNG ZU TUN? 11 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 4. Konsequenzen: Wenn man ... a) b) c) wie in England über kein System verfügt, das rechtlich abgesicherte Spezifikationen über den Input und den Throughput in der Berufsbildung enthält und auch nicht annehmen kann, das ein solches System etablierbar ist, dann kann man zur Schaffung überbetrieblicher Normen in der Berufsausbildung nur auf die Normierung des Outputs bzw. Outcomes setzen und muss den Rest weiterhin dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen, wie in Frankreich zwar ein schulisches System hat, sich aber in der Tarifpolitik von der Bindung an schulische Zertifikate befreien will, dann kann man ebenfalls nur die Feststellung des Könnens (= Outcome) als Ansatzpunkt nehmen, da eine Veränderung der staatlichen Hoheit über die schulische Berufsausbildung politisch nicht durchsetzbar ist, wie in vielen anderen Ländern Europas gar keine systematische Berufsausbildung kennt, berufliche Qualifikationen also durch informelles Lernen erworben werden, dann kann die Normierung ebenfalls nur am Output bzw. Outcome ansetzen. 12 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung Input Throughput Output Lernende Lehr-/Lernmittel Lehrkräfte Ausbilder Curriculum Lehr-/Lernprozess an verschiedenen Lernorten (Schule, Betrieb, etc.) Ausgebildete und geprüfte Schüler, Auszubildende Studenten, etc. In Deutschland Normierung des gesamten Prozesses durch überbetrieblich geltende Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne In England (NVQs) und Frankreich (bilan de competance) Orientierung am Outcome 13 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung ZWISCHENFAZIT: In Deutschland ... ... rechtlich normierter Rahmen der Berufsbildung ... institutionelle und curriculare Festschreibungen ... Normierung der Lernorte, der -zeiten, der -inhalte und der -wege ... Entscheidungskompetenz liegt weitgehend bei den Sozialpartnern (Neokorporatismus) Vorteile: Klare Strukturen, nationalweite Standardisierung, Betriebs- und Arbeitsplatznähe, Berücksichtigung der Bedarfe des Beschäftigungssystems, geringe Jugendarbeitslosigkeit DOMINANZ DES KOMPETENZERWERBS IN FORMELLEN LERNUMGEBUNGEN Nachteile: Starrheit des Systems, Schwierigkeiten bei abweichenden Bildungsbiographien, geringe Durchlässigkeit, kaum Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs in informellen Lernumgebungen 14 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung ZWISCHENFAZIT: WIR KÖNNEN MIT DEM DEUTSCHEN SYSTEM DER BERUFSBILDUNG GANZ ZUFRIEDEN SEIN! MÜSSEN JEDOCH AN DEN NACHTEILEN ARBEITEN! aber 1. ANGESICHTS DER DOMINANZ DES ZIELS DER EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALPOLITIK: FÖRDERUNG DER MOBILITÄT DER ARBEITSKRÄFTE IN EUROPA 2. DER ANDERS GELAGERTEN BERUFSBILDUNGSTRADITIONEN IN DEN MEISTEN EUROPÄISCHEN LÄNDERN SETZT SICH DAS KONZEPT DER OUTCOME-ORIENTIERUNG AUF EUROPÄISCHER EBENE DURCH, WEIL ES VERSPRICHT, DASS EUROPAWEIT VERGLEICHBARE ZERTIFIKATE IN DER BERUFSBILDUNG GESCHAFFEN WERDEN KÖNNEN. 15 Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was soll das eigentlich? Gliederung 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 2. Bildungspolitischer Hintergrund 3. Didaktische und curriculare Aspekte der Outcome - Orientierung 4. Fazit 16 2. Bildungspolitischer Hintergrund WICHTIGE STATIONEN: • 2000 – Lissabonner Erklärung: u. A. Ziel, die europäische Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung zu verstärken → Brügge-Kopenhagen-Prozess • 2001 – Brügge-Initiative (gemeinsame Vision): Einheitlicher europäischer Bildungsraum • 2002 – Kopenhagener Erklärung (Strategien, Prioritäten): u. A. European Qualifications Framework (Europäischer Qualifikationsrahmen) EQF und European Credit System for Vocational Education and Training ECVET 17 2. Bildungspolitischer Hintergrund ECVET Leistungspunktesystem für die berufliche Bildung Prüfung der Frage, wie Transparenz, Vergleichbarkeit, Übertragbarkeit und Anerkennung von Fähigkeiten und/oder Qualifikationen zwischen verschiedenen Ländern und auf unterschiedlichen Ebenen gefördert werden könnten. ECVET ist inzwischen beschlossen – gegenwärtig erfolgt die Erprobung in nationalen und internationalen Pilotinitiativen 18 2. Bildungspolitischer Hintergrund Das ECVET-System… ... soll die Beschreibung einer Qualifikation in Form übertragbarer und akkumulierbarer Lerneinheiten (Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen) sowie die Zuordnung von Leistungspunkten ermöglichen, ... soll die Übertragung und Akkumulierung der Lernleistungen einer Person erleichtern, die sich von einem Lernkontext in einen anderen, von einem Qualifikationssystem in ein anderes begibt, ... stützt sich auf die freiwillige Teilnahme der Mitgliedstaaten und deren Akteure in den jeweiligen Qualifikations- und Berufsbildungssystemen, ... soll die Synergie zwischen den Berufsbildungsanbietern fördern. 19 2. Bildungspolitischer Hintergrund Wie soll ECVET funktionieren? 1. Definition von Lerneinheiten und Zuordnung von Leistungspunkten 2. Bestimmung der zuständigen Stellen für die Vergabe und Anerkennung von ECVET-Punkten und Zertifikaten 3. Bildung von ECVET-Partnerschaften in und zwischen den Mitgliedsstaaten 4. Abschluss eines pädagogischen Vertrags zwischen einer Person und zwei Bildungsträgern 5. Zuteilung und Dokumentation (z.B. im Europass) von Lernergebnissen und Leistungspunkten 6. Übertragung, Bewertung und Akkumulierung der Lernkredite 20 2. Bildungspolitischer Hintergrund ZWISCHENFAZIT: 1. Neben der Förderung lebenslangen Lernens sind die Förderung der Mobilität der Arbeitskräfte in Europa und die Anerkennung von Lernergebnissen, die durch Lernen in informellen Kontexten erworben wurden, die wichtigsten Ziele der Europäischen (Berufs-)Bildungspolitik. 2. Dies erfordert – neben Vertrauen – insbesondere die Vergleichbarkeit von Lernergebnissen, die in unterschiedlichen Kontexten erreicht wurden. Dazu sollen die Instrumente EQF und ECVET dienen. 3. Erforderlich dazu ist eine einheitliche Formulierung der curricularen Dokumente auf der Basis der Formulierung von Outcomes. 21 2. Bildungspolitischer Hintergrund ZWISCHENFAZIT: Schwierigkeiten bei der Anrechnung Qualifikation 1 Ordnungsmittel der bescheinigenden Institution Qualifikation 2 Ordnungsmittel der anerkennenden Institution Prüfungsordnung Prüfungsordnung Schule Lerneinheiten Schule Rahmenlehrplan Rahmenlehrplan Betrieb Betrieb Ausbildungsordnung, Ausbildungsrahmenplan Ausbildungsordnung, Ausbildungsrahmenplan input-orientiert outcome-orientiert input-orientiert 22 Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was soll das eigentlich? Gliederung 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 2. Bildungspolitischer Hintergrund 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung 4. Fazit 23 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Ziele, die mit der Outcome - Orientierung verfolgt werden 1. Vergleichbarkeit von Lernergebnissen im gesamten europäischen Bildungsraum (und in der Perspektive darüber hinaus), 2. Problemlose Anerkennung von Lernergebnissen, die in einem anderen Lernkontext erzielt wurden (Lernortunabhängigkeit), 3. Erleichterung des Nachweises und der Zertifizierung von Qualifikationen bzw. Kompetenzen, die durch Lernen in informellen Lernkontexten erworben wurden, 4. Akkumulation von Lernergebnissen, die in Teilbereichen einer Qualifikation (kann als ECVET-Ausdruck für Beruf angesehen werden), dies bedeutet Modularisierung als Standard, 5. Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Bildungssystemen, Bildungsstufen und Bildungswegen. 24 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Herausforderung 1: Die Annahme, Learning Outcomes ließen sich unabhängig von Input und Throughput bestimmen, ist eine Schimäre! Schließlich können Lernende bestimmte, festgelegte und gewünschte Lernergebnisse nicht durch beliebige Lernprozesse und beliebige Inputfaktoren erreichen. Daher müssen auch weiterhin vollständige Curricula entwickelt werden! Dabei entsteht sofort Herausforderung 2: Schneidung der Lerneinheiten Outcome-Orientierung steht zwar nicht logisch aber faktisch in einem Zusammenhang mit der Aufteilung von Gesamtqualifikationen („Ausbildungsberufe“) in einzelne Lerneinheiten, die einzeln geprüft und zertifiziert werden (Modularisierung). Die Fragen, wie viele Lerneinheiten eine Gesamtqualifikation umfassen soll, welchen Umfang die einzelnen Lerneinheiten haben sollen und wie diese zu gewichten sind, müssen also geklärt werden. 25 Qualifikation 4. Europäisches Leistungspunktesystem für die Berufsbildung (ECVET) Akkumulation Einheit X (lernortunabhängig) Erforderliche Lernergebnisse 6 Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Einheit 4 (lernortunabhängig) Einheit 5 (lernortunabhängig) Erforderliche Lernergebnisse 4 Erforderliche Lernergebnisse 5 Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Einheit 1 (lernortunabhängig) Einheit 2 (lernortunabhängig) Einheit 3 (lernortunabhängig) Erforderliche Lernergebnisse 1 Erforderliche Lernergebnisse 2 Erforderliche Lernergebnisse 3 Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Kenntnisse Fertigkeiten Kompetenzen Gesamtsatz von Einheiten 26 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Vorschlag für die Gewichtung von Lernergebnissen nach ECVET Das relative Gewicht einer Einheit von Lernergebnissen im Rahmen einer Qualifikation sollte nach folgenden Kriterien oder einer Kombination aus Kriterien festgestellt werden: relative Bedeutung der die Einheit bildenden Lernergebnisse • • • für die Erwerbsbeteiligung, für den Erwerb weiterer Qualifikationen oder für die soziale Integration • Komplexität, Umfang und Volumen der Lernergebnisse in der Einheit • Aufwand, der notwendig ist, um die für die Einheit erforderlichen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen zu erwerben (Achtung: Input- bzw. Throughput-orientiertes Kriterium). 27 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Herausforderung 3: Kriteriengeleitete Entwicklung des/der gewünschten Learning Outcomes je Lerneinheit und Begründung der Entscheidungen. MÖGLICHE KRITERIEN zur Entwicklung von Lerneinheiten aus der Perspektive des: Bildungssystems Beschäftigungssystems Curriculare Materialien + Experten Betriebliche Materialien + Experten Ausbildungsrahmenpläne, Rahmenlehrpläne, Prüfungsanforderungen, interne Curricula z.B. betriebliche Curricula, Arbeitsplatzanalysen (aktuelle Tätigkeiten), Expertenbefragungen, (zukünftige Anforderungen) Empfehlung: Kombination beider Verfahren 28 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Generell gilt die folgende Empfehlung: Die Lerneinheiten sollten • eine vollständige Arbeitshandlung (Zielbildung, Planung, Durchführung und Kontrolle) umfassen, • die eine Person im Arbeitsprozess übernimmt • und die an einer breiten Palette von Arbeitsplätzen benötigt wird (keine produkt- oder betriebsspezifischen Inhalte). 29 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Herausforderung 4: Beschreibung der gewünschten Lernergebnisse und Bestimmung des Niveaus der Lernergebnisse • Die Beschreibung der gewünschten Lernergebnisse muss sich auf beobachtbare Verhaltensweisen beziehen, daher sind entsprechende Verben anzugeben (= Operationalisierung der Lernergebnisse). • Hilfsmittel hierzu sind Taxonomien für die kognitive, affektive und psychomotorische Lerndimension. 30 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Schwierigkeit: Spagat zwischen neu geordneten, eher gestaltungsoffen formulierten Ausbildungsordnungen und den Anforderungen an outcomeorientierte und eher konkret formulierten Lerneinheiten 31 3. Didaktisch-curriculare Aspekte der OutcomeOrientierung Herausforderung 5: Entwicklung von Verfahren und Aufgaben zur Feststellung, ob eine Person über die gewünschten Learning Outcomes (in welchem Ausmaß) verfügt. Herausforderung 6: Sicherung der Übertragbarkeit von Lernergebnissen aus einem Lernkontext in einen anderen durch: • suche nach Überschneidungsbereichen zwischen Lerneinheiten in verschiedenen Bildungsgängen - national wie international • Äquivalenzvergleich: Überprüfung, ob zwei Lerneinheiten aus verschiedenen Lernkontexten in Inhalt und Umfang übereinstimmen, ob die gewünschten Lernergebnisse hinsichtlich Art, Umfang und Niveau äquivalent sind und ob dies für die Feststellungsverfahren und Prüfungsaufgaben ebenfalls zutrifft. 32 Lernergebnis-/Outcome-Orientierung – Was soll das eigentlich? Gliederung 1. Historischer Hintergrund und Entwicklung 2. Bildungspolitischer Hintergrund 3. Didaktische und curriculare Aspekte der Outcome Orientierung 4. Fazit 33 4. Fazit Outcome-Orientierung ist mehr als eine neue „pädagogische Mode“ Das Konzept bietet Chancen, die gerade für Deutschland in Zeiten des demographischen Wandels und des heraufziehenden Facharbeitermangels wichtig sind • Förderung der Mobilität der Arbeitskräfte • Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen Bildungsgängen und -wegen • Erleichterung der Anerkennung von Lernergebnissen, die in informellen Kontexten erworben wurden • Erleichterung der Anerkennung von bereits erworbenen Lernergebnissen bei „gebrochenen“ Bildungsverläufen • Trend zu einer Vereinheitlichung der Berufsbildung auf curricularer Ebene in den Staaten der EU 34 4. Fazit ABER: das Konzept beinhaltet gerade für Deutschland erhebliche Herausforderungen und Risiken • die Curricula für die Berufsbildung müssen umgeschrieben werden. Dies bedeutet Arbeit für Jahre • die neuen Curricula können einen didaktischen Rückschritt darstellen – von gestaltungsoffenen Formulierungen in den neuen Ausbildungsordnungen zu eng formulierten beobachtbaren Outputs • der Prüfungsaufwand wird sich erhöhen GLEICHWOHL: Unter der Voraussetzung, dass das Gütemerkmal „Beruflichkeit“ erhalten werden kann, sollten wir die Herausforderungen annehmen, weil die Chancen deutlich größer als die Risiken sind. 35 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Prof. Dr. Dietmar Frommberger Dipl.-Hdl. Anita Milolaza Prof. Dr. Holger Reinisch Dipl.-Hdl. Christian Steib Lehrstuhl für Berufspädagogik Institut für Berufs- und Betriebspädagogik Fakultät für Sozial- und Erziehungswissenschaften Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Friedrich-Schiller-Universität Jena 36