Katja Sporn: Eine Kollektion im neuen Gewand. Die Archäologische
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Katja Sporn: Eine Kollektion im neuen Gewand. Die Archäologische
Für die Förderung der vorliegenden Publikation danken wir dem Dekanat der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck, dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, dem Amt der Tiroler Landesregierung – Abteilung Kultur, der Abteilung Wissenschaft und Weiterbildung des Landes Vorarlberg, dem Vizerektorat für Forschung der Universität Innsbruck, der Kulturabteilung der Stadt Wien, der Forschungsplattform Cultural Encounters and Transfers (CEnT) der Universität Innsbruck, der Karl-Franzens-Universität Graz, dem Land Steiermark – Abteilung Wissenschaft und Forschung sowie der Anton Rauch GmbH & Co KG Innsbruck. ARCHÄOLOGIE Forschung und Wissenschaft Band 4 Diese Publikation erscheint zugleich als Band 3 der Reihe SPECTANDA – Schriften des Archäologischen Museums Innsbruck LIT Florian M. Müller (Hg.) Archäologische Universitätsmuseen und -sammlungen im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit LIT Florian M. Müller Archäologisches Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, ATRIUM – Zentrum für Alte Kulturen – Langer Weg 1, A-6020 Innsbruck / Österreich http://archaeologie-museum.uibk.ac.at Umschlagbild: Foto: Veronika Sossau, Innsbruck Redaktion, Textbearbeitung und Lektorat: Florian M. Müller Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-643-50448-7 L © IT VERLAG GmbH & Co. KG Wien 2013 Krotenthallergasse 10/8 A-1080 Wien Tel. +43 (0) 1-409 56 61 Fax +43 (0) 1-409 56 97 E-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.at LIT VERLAG Dr. W. Hopf Berlin 2013 Verlagskontakt: Fresnostr. 2 D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-62 03 20 Fax +49 (0) 2 51-23 19 72 E-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de Auslieferung: Deutschland: LIT Verlag Fresnostr. 2, D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-620 32 22, Fax +49 (0) 2 51-922 60 99, E-Mail: [email protected] Österreich: Medienlogistik Pichler-ÖBZ, E-Mail: [email protected] Schweiz: B + M Buch- und Medienvertrieb, E-Mail: [email protected] E-Books sind erhältlich unter www.litwebshop.de Inhalt Vorwort des Österreichischen Bundesministers für Wissenschaft und Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Karlheinz Töchterle, Wien Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Florian M. Müller, Innsbruck Repräsentation in Gips. Eine Versuchsanordnung für technische Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Martina Dlugaiczyk, Aachen Bildung in der Provinz – Eine Museumsgründung zur (Aus-) Bildung. Das Lindenau-Museum in Altenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Antonie Lau, Altenburg Die Berliner Universitäts-Sammlungen und die Staatlichen Museen zu Berlin: Ein aktuelles Projekt und seine Tradition im Spannungsfeld von Universität, Museum und Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . 45 Astrid Fendt – Veit Stürmer – Lorenz Winkler-Horaček, Berlin Die Lehrsammlung des Berliner Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte . . . . 87 Stefean Laube, Berlin Lost Museum Reanimated. Eine Sammlung der Berliner Universität zwischen Theologie, Kunst und Altertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Sebastian Tegge, Berlin »… von der vorzüglichsten Sammlung …« bis zur Forderung »diese Gipse soll man in die Aare werfen …« – die bis heute wechselvolle Geschichte der Antikensammlung der Universität Bern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Josy Luginbühl – Elena Mango, Bern Das Akademische Kunstmuseum in Bonn – ein Universitätsmuseum mit Modellcharakter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Wilfred Geominy, Bonn Die vor- und frühgeschichtliche Lehr- und Studiensammlung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Katrin Ludwig – Ernst Pohl – Ralf W. Schmitz, Bonn Universitätsmuseum und Öffentlichkeit – wie viel Popularität darf/muss sein? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Michael Höveler-Müller, Mannheim Eine Kollektion im neuen Gewand: Die Archäologische Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg . . . 171 Katja Sporn, Salzburg Fragile Ambivalenz – Die Abgusssammlung der Unité d’archéologie classique der Universität Genf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Lorenz E. Baumer – Clara Fivaz, Genf Die Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Gießen. Geschichte, Aufgaben und Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Matthias Recke, Giessen 80 Jahre vorgeschichtliche Sammlung der Universität Göttingen . . . . . . . . . 207 Thomas Saile, Regensburg Die Archäologischen Sammlungen der Universität Graz . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Maria Christidis – Heinrike Dourdoumas – Manfred Lehner – Christoph Lorenzutti – Daniel Morak – Tina Neuhauser – Erwin Pochmarski, Graz Marmor, Stein und Eisen bricht – Abklatsche leider auch. Alte und neue Wege der Langzeitarchivierung am Beispiel der Epigraphischen Sammlung Graz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Monika Koch – Peter Mauritsch, Graz Gestern. Heute Morgen? Das Archäologische Museum der Martin-Luther-Universität in Halle auf der Suche nach seinem Platz zwischen Tradition und Zukunft . . . . . . . . 267 Stephan Lehmann, Halle an der Saale Das Archäologische Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck: Forschen – Lehren – Vermitteln . . 289 Florian M. Müller, Innsbruck Gute Zeiten – schlechte Zeiten: Die Sammlungen des Lehrstuhls für Klassische Archäologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena . . . . . . . 325 Dennis Graen, Jena Die ur- und frühgeschichtliche Sammlung der Friedrich-Schiller Universität Jena im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit . . 341 Peter Ettel – Ivonne Przemuss, Jena Museum Schloss Wilhelmshöhe – neuer Blick auf die Antike . . . . . . . . . . . . 355 Rüdiger Splitter, Kassel Die Lehrsammlung am Kölner Institut für Ur- und Frühgeschichte . . . . . . . 369 Frederike Albers, Köln Das Antikenmuseum der Universität Leipzig als Stätte der Lehre, Bildung und des ästhetischen Genusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 Hans-Peter Müller, Leipzig Zwischen Verlust und Geschenk – Zur Geschichte der Sammlung Ur- und Frühgeschichte der Universität Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Susanne Grunwald – Ralf Hoppadietz, Leipzig Die Sammlungen des Instituts für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417 Patrick Schollmeyer, Mainz Die Original- und Abguss-Sammlung des Archäologischen Seminars Marburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 Laura Puritani, Marburg Das Geoarchäologische Labor und die Lehrsammlung des Vorgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität Marburg . . . . . . . . . . 441 Tobias Mühlenbruch, Marburg Die Klassische Antike am Königsplatz in München und die Geschichte des Museums für Abgüsse Klassischer Bildwerke . . . . . . . . . . . . 445 Ingeborg Kader, München 125 Jahre Archäologisches Museum der Westfälischen WilhelmsUniversität zu Münster – Räume, Bestände, Personen und Aktivitäten . . . . . 471 Matthias J. Bensch – H.-Helge Nieswandt – Dieter Salzmann – Torben Schreiber – Nadine Theissing, Münster Im alten Weinkeller der Fürsterzbischöfe – Die Abgusssammlung der Universität Salzburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497 Magdalena Stütz – Wolfgang Wohlmayr – Katja Sporn, Salzburg Die „Archäologische Sammlung“ der Universität Wien – Rückblick und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501 Hubert Szemethy, Wien Die Archäologische Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Wien – Aufgaben, Probleme, Perspektiven . . . . 519 Marion Meyer, Wien Die Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien – Sammlung, Archäologische Funde, Digitalisierung . . 529 Alois Stuppner – Violetta Reiter, Wien Universität Würzburg. Die Antikensammlung des Martin von Wagner Museums – Forschung, Lehre, Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . 543 Ulrich Sinn, Würzburg Archäologische Universitätsmuseen und private Sammler . . . . . . . . . . . . . . . 555 Martin Flashar, Freiburg Untersuchung zu Methoden der Ausstellung altgriechischer Bauskulptur . . . 585 Laura Snook, Birmingham Antike modern verpackt. Ansätze zur Vermittlung von Archäologie . . . . . . 593 Nina Mayer, Innsbruck Der Internationale Verband zur Bewahrung und Förderung von Abgüssen (IVBFA/AICPM): Von einem alten Wunsch zu neuen Zielen . . . 607 Tomas Lochman, Basel Vor Schmerz schreien wollen – am Leid ersticken. Laokoon und transitorische Momente in der Bildenden Kunst oder: Warum sich bildende Künstler mit der antiken Kunst auseinandersetzen dürfen . . . . . . . . 621 Donald von Frankenberg, Kiel Archäologische Universitätssammlungen in Deutschland – eine Standortbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633 Cornelia Weber, Berlin Verzeichnis archäologischer und verwandter Sammlungen an den Universitäten in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645 Cornelia Weber, Berlin Verzeichnis archäologischer und verwandter Sammlungen an den Universitäten in Österreich und der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659 Florian M. Müller, Innsbruck Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663 Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677 Eine Kollektion im neuen Gewand: Die Archäologische Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Katja Sporn, Salzburg Auch wenn sie nicht durch einen Superlativ der Größe punkten kann, so ist die Archäologische Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität doch ein kleines Juwel. Es ist nämlich für sie gerade ein neuer, permanenter Standort geschaffen worden, an dem erstmals alle ihre Bestände vereint wurden und wo sie sich in einem architektonisch ansprechenden Rahmen voll entfalten kann. Grund für den Umzug in die neuen Räumlichkeiten ist der Umbau der Universitätsbibliothek. In deren Erdgeschoss war ein Teil der Original- und Abgusssammlung zwischen 1998 und 2008 untergebracht. Aus Platzgründen konnte die Sammlung in dem derzeit laufenden radikalen Umbau keine Aufstellung mehr finden, und so musste nach einem Ausweichquartier gesucht werden. Das Schicksal der Freiburger Archäologischen Sammlung war bereits früher mit dem der Universitätsbibliothek verbunden. Folgender Beitrag soll einen kurzen Überblick über die Geschichte und den Bestand der Sammlung, die Bauarbeiten an den neuen Räumlichkeiten und Perspektiven für die neue Präsentation geben.1 1 Die Verfasserin war von April 2007 bis September 2010 Kuratorin der Archäologischen Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und während dieser Zeit besonders mit den Vorbereitungen für den Umbau der neuen Räumlichkeiten, der Restaurierung und der Neukonzeption beschäftigt. Als die Innsbrucker Tagung stattfand, befand sich die Sammlung noch vor der Neueröffnung, worüber im Rahmen der Tagung berichtet wurde. Die Durchführung der Eröffnungsausstellung und der dauerhaften Installation der BaalbekFragmente im Foyer wurde von meinem Nachfolger Lars Petersen mit großer Sorgfalt betreut und durchgeführt. Für die exzellente Zusammenarbeit möchte ich an dieser Stelle noch einmal den Mitarbeitern des Universitätsbauamtes Freiburg, besonders Gunther Krüger und Petra Lipka stellvertretend für die ganze Arbeitsgruppe, sowie dem Leiter der Archäologischen Sammlung Ralf von den Hoff danken. 172 | Katja Sporn Geschichte und Bestand Wie so viele Universitätssammlungen gehen die Anfänge bzw. Vorläufer der Freiburger Sammlung ursprünglich in das späte 18. Jahrhundert zurück.2 Weit vor Einrichtung des ersten Lehrstuhls für Klassische Archäologie im Jahre 1891 gelangten antiquarische Objekte auf verschiedenen Wegen und zu unterschiedlichen Zwecken in die Universität, ohne dass sie bereits einer systematischen Intention folgten: Grundstock waren eine Sammlung römischer Münzen sowie einzelne Gipsabgüsse als Anschauungsmaterial für Zeichenübungen von Studenten, im frühen 19. Jahrhundert folgte dann auch eine Lippert’sche Daktyliothek. Diese heute nicht rekonstruierbaren, da gänzlich verschollenen Anfangsbestände wurden erst ab kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts durch weitere Ankäufe von Gipsabgüssen erweitert, zunächst unter Initiative von Anselm Feuerbach, 3 dann besonders unter Franz Studniczka. In Folge der Ausgrabungen des Freiburger Ordinarius Otto Puchstein gelangte dann 1905/06 eine Gruppe von originalen Architekturfragmenten aus Baalbek in die Sammlung.4 Eine erste räumliche Trennung von Institut und Sammlung erfolgte im Jahr 1911, als das Institut in die damalige Universitätsbibliothek in der Bertoldstraße 14 umzog, während die Sammlung an dem alten Standort in der Alten Universität verblieb. Dort war sie der Öffentlichkeit nicht zugänglich und fristete ein bescheidenes Dasein in dunklen, kalten und feuchten Kellerräumen, wie noch der unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkriegs berufene Ernst Curtius beschrieb. Durch sein Geschick gelang 1918 der erste Ankauf von Originalen, eine Sammlung von 38 kleinen antiken Marmorwerken sowie mehrere Hundert Fragmente von antiken Vasenscherben durch den Kunsthändler Paul Arndt in München. Bis auf eine Sammlung von über 150 Fragmenten antiker Vasen hat sich davon heute nichts erhalten. Allein diese Scherben, vornehmlich schwarz- und rotfiguriger Vasen, sind heute von dem gesamten Vorkriegsbestand erhalten. In der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte zunächst und am längsten Walter-Herwig Schuchhardt die Entwicklung des Instituts (1937–1968). Gleich im Jahr seiner Berufung musste die Abgusssammlung der forstlichen Abteilung einen Raum opfern. Aber gerade ein Spezialist der antiken Plastik wie Schuchhardt ließ natürlich einen Schatz wie eine Gipsabgusssammlung nicht ungehoben: Er stellte sie neu auf und öffnete sie dem Publikum zum Tag der Philosophischen Fakultät im Jahr 1938. Wegen des großen Besucherandrangs und des Medieninteresses plante er eine regelmäßige Öffnung der Sammlung an einem Tag der Woche ein, woraus aufgrund des Kriegs nichts wurde. Im Jahr 1944 wurde bei einem Bombenangriff die Sammlung im Keller der Universitätsbibliothek fast komplett zerstört. 2 3 4 Zur Geschichte der Sammlung ausführlich Strocka (1992) und Petersen (2010) mit zahlreicher Literatur, weshalb hier die Literaturangaben nur auf das Nötigste beschränkt sind. Zu Feuerbach siehe Flashar (2001). Petersen (2006). Die Archäologische Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | 173 Die Abgusssammlung wurde zu jener Zeit zwar nicht durch Zukäufe erweitert, sondern lediglich durch die Überlassung einer größeren Zahl von Abgüssen durch die Karlsruher Akademie der Bildenden Künste, die ihre Sammlung auflöste.5 Erst durch die Berufung Volker Michael Strockas im Jahre 1981 kamen entscheidende neue Impulse in die Sammlung, ja ihr heutiger Zustand ist weitgehend von ihm geprägt. Im gleichen Jahr wurde der Freundeskreis der Archäologischen Sammlung e.V. ins Leben gerufen, der bis heute die Interessen der Sammlung vertritt und unterstützt. Außerdem fand bereits im folgenden Jahr „als Vermächtnis W. H. Schuchhardts“6 eine große Ausstellung zu den antiken Gipsabgüssen von Baiae statt, einem Freiburger Forschungsprojekt, das in der ersten großen Freiburger Sonderausstellung thematisiert wurde.7 Durch das Legat Hubert Burda im Jahr 1984 konnte eine ganze Reihe von Gipsabgüssen erworben werden. Der freundlichen Beharrlichkeit Strockas ist es zu verdanken, dass ein Schauraum der Sammlung 1988 in die 1978 fertig gestellte und nun renovierte Universitätsbibliothek am Platz der Universität (heute Platz der Alten Synagoge) einziehen konnte. Damit erhielt die Sammlung erstmals eigene Räumlichkeiten und konnte regelmäßige Öffnungszeiten für den Besucherverkehr anbieten. Allerdings konnten in diesem nur 276 m 2 großen Schauraum mit eigenwilliger Architektur – der Raum verzichtete völlig auf gerade Wände und bestand aus einer Fülle von gerundeten Lamellen – nicht alle Objekte der sich stets vergrößernden Sammlung ausgestellt werden. Durch Zukäufe des Freundeskreises und Leihgaben von Sammlern war nämlich auch die Originalsammlung nun wieder angewachsen. Der Sammlungsbestand musste demnach auf mehrere Standorte innerhalb Freiburgs verteilt werden. Nach dem Umzug des Archäologischen Instituts vom Dachgeschoss des Kollegiengebäudes III in den sog. Panzerkreuzer am Fahnenbergplatz wurde im dortigen Obergeschoss eine Studiensammlung eingerichtet, in der vorwiegend Gipsabgüsse nach griechischen Originalen gezeigt wurden. Der Raum war jederzeit zu den normalen Öffnungszeiten des Rektorats frei zugänglich. Gemeinsam mit zwei seitlichen Depoträumen für Gipsabgüsse umfasste er 181 m 2. Im Keller des gleichen Gebäudes befand sich die 68 m 2 große Gipswerkstatt, in der eine studentische Hilfskraft – über einen Restaurator verfügt die Archäologische Sammlung bedauerlicherweise bis heute nicht – Gipsreparaturen vornehmen konnte und Lehrveranstaltungen zu Restaurierungen und Gipsabformungen stattfanden. Schließlich war in einem Institutsraum das Kleinkunstdepot untergebracht, in dem momentan nicht ausgestellte Originale verwahrt wurden. Abgerundet wurde die „verteilte Sammlung“ durch ein 169 m 2 großes Depot im Tiefkeller 5 6 7 Strocka (1991) 72. In diesem Zusammenhang kamen auch zahlreiche Gipsabgüsse und Teilabgüsse von antiken Baugliedern und -ornamenten von der École des beaux arts in Paris nach Freiburg. Strocka (1991) 73. Gleichzeitig erfolgt die Publikation der Fragmente durch Hees-Landwehr (1982). 174 | Katja Sporn des Kollegiengebäudes III, in dem neben Gipsabgüssen auch Altmaterial von ehemaligen Ausstellungen bis zur künftigen Zweckbestimmung untergebracht waren. Das „feuchte, kalte und dunkle Klima“, das seinerzeit bereits Curtius für die desolaten Zustände bei der Unterbringung im Universitätskeller beklagte, traf für diese Bestände folglich noch lange Zeit zu. Der Sammlungsbestand ist auf rund 570 Originale überwiegend griechischer und römischer, aber auch etruskischer Kunst angewachsen. Er setzt sich teils aus Eigenbesitz und teils aus Leihgaben zusammen. Es überwiegt der Bestand an Keramik und Kleinkunst (Terrakotten, Bronzen, Gläser), aber auch Steinobjekte sind vertreten, neben den bereits genannten rund 50 originalen Architekturfragmenten aus Baalbek besonders originale römische Porträts. Die Abgusssammlung umfasst mittlerweile knapp 800 Abgüsse meist griechischer und römischer Skulpturen. In den Jahren zwischen 1982 und 2009 fanden 28 Sonderausstellungen statt, die einerseits übergreifende Themen, andererseits aber auch einzelne Objekte oder Objektgruppen der Sammlung in den Mittelpunkt stellten. Die neuen Räumlichkeiten im sog. Herderbau Bereits im Jahr 2006 wurden nach einigen Überlegungen seitens des Rektorats Räumlichkeiten von knapp 800 m 2 im Untergeschoss des sogenannten Herderbaus als permanente Bleibe für die Archäologische Sammlung fest ins Auge gefasst und die Nutzanforderung gestellt, im April fiel dann endgültig die Entscheidung für den Raum durch den damaligen Rektor der Universität Werner Jäger. Es handelt sich dabei um einen hallenartigen Bau, dessen Decke von Pfeilern in einem Raster von ca. 4,6 × 4,6 m getragen wird. Tageslicht war zunächst nicht vorhanden (Abb. 1). Der mächtige Bau in der Habsburger Straße wurde 1912 als Verlagsgebäude des Herderverlags fertig gestellt.8 Nach starker Kriegsbeschädigung im Jahr 1944 wurde der Bau wiederhergestellt. Im Zuge dessen wurden auch einige nutzungsbedingte Veränderungen vorgenommen und das Papierlager unter dem Rasen vor der zur Habsburger Straße gerichteten Fassade des Gebäudes errichtet. Große Teile des Gebäudes – mit Ausnahme des zur Hermann-HerderStraße gelegenen Kopfbaus – hat das Land Baden Württemberg 1991 für die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg erworben. Seit 2000 wird das Gebäude auf der Grundlage einer Gesamtplanung der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften in Abschnitten saniert. Das Papierlager wurde bis zuletzt von der Forstwissenschaftlichen Fakultät zur Lagerung von Baumscheiben genutzt. Die Planungen zur Umgestaltung der Räumlichkeiten beschäftigten das Universitätsbauamt bis zum Beginn der Bauarbeiten im April 2008. Manche Planänderungen erfolgten allerdings noch während der Bauphase. Zunächst wurden die 8 Krüger (2006) 3. Die Archäologische Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | 175 Abb. 1. 3D-Visualisierung des Hauptraumes der Sammlung, 2009. Anforderungen an die künftigen Räumlichkeiten definiert: Es musste Raum für die Gipsabgusssammlung, für Depots für Objekte und Vitrinen/Stühle, für ein Kleinkunstdepot sowie für einen Übungsraum geschaffen werden. Gleichzeitig sollte die Konzipierung der geplanten Ausstellung soweit erfolgt sein, dass bestimmte Baudetails darauf Rücksicht nehmen konnten. Somit musste etwa der Bereich, in dem die Baalbekfragmente ausgestellt werden sollten, fest definiert werden, da sie nach Anbringung nicht mehr beliebig verschoben werden können. Gleiches galt für die Anbringung fest installierter Vitrinen. Schließlich musste auch vor Einzug der neuen Mauern zur Verkleinerung und Abteilung der Räume ein Konzept zur Aufhängung der Reliefs erbracht werden, da entsprechende Träger eventuell in die Wände zu integrieren waren. Durch die Kellersituation waren die Architekten zudem vor zwei große Herausforderungen gestellt: einerseits eine einem musealen Raum entsprechende LichtlöAbb. 2. Auf dem Oberlichtsteg, 2011. sung zu finden (Abb. 2), andererseits 176 | Katja Sporn die Belüftungsregulation und Heizmöglichkeiten so anzupassen, dass die Luft für Besucher und Gipse gleichermaßen erträglich ist und die Heizung den Raum gleichmäßig beheizt, ohne wichtige Stellflächen für Exponate an den Wänden zu belegen. Museologische Praxis für Studierende Gleichzeitig wurden mit Studierenden sammlungsbezogene Lehrveranstaltungen abgehalten. Eine Übung im SS 2007 widmete sich der Sammlung der kleinfigürlichen Terrakotten der Freiburger Sammlung. Im WS 2007/08 folgte eine Übung zur Aufarbeitung der Sammlungsbestände in Hinblick auf die Möglichkeiten der Neukonzeption. Hier entstanden Ideen zu einer möglichen Neuaufstellung im Rahmen der Erstpräsentation, die ein Mischkonzept zwischen gattungsspezifischer, chronologischer und themenbezogener Aufstellung vorsah (Abb. 3). Teile dieser Überlegungen wurden tatsächlich umgesetzt. In der Übung im SS 2008 werden Überlegungen zur medialen Präsentation der Sammlung diskutiert. Die Studierenden entwickelten dabei Ideen für einzelne Themengebiete, die im Rahmen der Möglichkeiten der Sammlungsobjekte behandelt werden können (etwa Arzt und Heiltum, Mensch und Natur, Tod, Sport, Von der Scherbe zur Vase, römische Villenausstattung etc.), entwarfen Wandtafeln und stellten Führungsblätter für einzelne Objekte vor. Im WS 2009/10 folgte schließlich eine Übung, im Rahmen derer Studierende unter Anleitung von Jacques Millet Grundkenntnisse im Umgang und mit der Restaurierung von antiken Gipswerken erwarben. In der bereits fertig gestellten Gipswerkstatt in den neuen Räumlichkeiten des Herderbaus konnte jeder Studierende die erworbenen Kenntnisse sofort umsetzen, wodurch die Studierenden eine intensive persönliche Bindung zu den Gipswerken und ein eigenes Verantwortungsgefühl für sie entwickelten. Im Mai 2011 wurde die Sammlung schließlich mit einer Sonderausstellung zu Pergamon eröffnet (Abb. 4). Sie wurde mit Studierenden im Rahmen von zwei Lehrveranstaltungen im SS 2010 und im WS 2010/11 erarbeitet und erfreute sich großen Interesses. Mit diesem fulminanten Neustart der Sammlung ist nun die Hoffnung verbunden, dass sie auch künftig in der universitären Ausbildung eine wichtige Position einnimmt und gleichzeitig der weiteren Öffentlichkeit in Freiburg und Umgebung Einblicke in die Antike vermittelt. Abbildungsnachweis Abb. 1: 3D-Visualisierung durch Karim Mejdoub. Abb. 2, 4: Foto: Ingeborg F. Lehmann 2011. Abb. 3: Neukonzeption der Verfasserin mit Studierenden. | 177 Die Archäologische Sammlung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Staatsmänner Kleinkunst Homer Pindar Thukydides Euripides Sophokles Vasen Vasen Platon Aristoteles Epikur Metrodor Baiae Treppe Niobidenrelief Niobiden Detailstudien: Köpfe von Gallier, Marsyas, Schleifer, Menelaos Hell. Köpfe: Brunn, Kauffmann, Helios von der Scherbe zur Vase aus der Arbeit des Archäologen Baiae, Tyrannenmörder, Amazonen, Narkissos Chares Arztrelief Heilwesen Skulptur 4. Jahrhundert Praxiteles etc. Apoll von Belvedere Skulptur 5. Jahrhundert Polyklet etc. Grabreliefs Koren Hellenismus Laokoon, Fechter Borghese Genelos Mensch und Natur: Sauroktonos, Dornauszieher, Aphrodite auf der Gans, Tyche von Antiocheia, Barberinischer Faun Kuroi Mensch und Natur: Bukolische Reliefs Grab Totenkult Aigineten Villenausstattung, Archaismus Römische Originale s Römische Reliefs, Archaismus etc. r ä t G o Haus und Ausstattung Pompeji: casa degli amorini dorati Held der Athener Theseus (mit Vasen) ß e s U: Athena/Marsyas, Athena Lemnia, Eirene r p K a i s e o r t Peplos und Chiton: Demeter und Aphrodite (5. Jh.) Gesichter der Macht: Hellenistische Herrscher, Republikanische Gesichter Vitrine: Große Männer mal ganz klein Kultbild: Demeter von Knidos Grab Polybios Grabreliefs Grabstatuen: Budapest, Hermes Andros, republikanischer Kopf? Spartanische Heroenreliefs Architektur Ornament und Form (Stelenkrönungen) Athen: Parhenon, Niketempel, Lysikrates-Denkmal, Kalenderfries Weihreliefs, Götter und Heroen Weihreliefs Abb. 3. Vorschlag einer Neukonzeption im Rahmen der Lehrveranstaltung im WS 2007/08. Abb. 4. Blick in den Sammlungshauptraum, 2011. Römische Grabkunst 178 | Katja Sporn Literaturverzeichnis Flashar (2001) Flashar M., Ein ausgebrannter Vulkan – Zum 150. Todestag des Archäologen Joseph Anselm Feuerbach, Antike Welt 2001, 660–662. Hees-Landwehr (1982) Hees-Landwehr von Ch., Griechische Meisterwerke in römischen Abgüssen. Der Fund von Baiae (Mainz 1982). Krüger (2006) Krüger G., Planertraining Archäologische Sammlung der Albert-LudwigsUniversität im Herder-Gebäude, Vermögen und Bau Baden-Württemberg – Universitätsbauamt Freiburg (ungedrucktes Skript 2006). Petersen (2006) Petersen L., Ornamentale Plastik von wahnsinniger Sicherheit, groß und prachtvoll. Zur Erwerbungsgeschichte der Architekturfragmente aus Baalbek in der Archäologischen Sammlung der Universität Freiburg, Freiburger Universitätsblätter 174, 2006, 5–26. Petersen (2010) Petersen L., Antiken in Freiburg, Freiburger Universitätsblätter 190, 2010, 109–127. Petersen/von den Hoff (2011) Petersen L., von den Hoff R. (Hrsg.), Skulpturen in Pergamon. Gymnasion, Heiligtum, Palast (Bönen 2011). Strocka (1992) Strocka V. M., Hundert Jahre Archäologisches Institut an der Universität Freiburg, Freiburger Universitätsblätter 118, 1992, 59–75. Homepage http://www.archaeologische-sammlung.uni-freiburg.de Kontakt Univ.-Prof. Dr. Katja Sporn Fachbereich Altertumswissenschaften Klassische und Frühägäische Archäologie Residenzplatz 1/II A – 5010 Salzburg Österreich E-Mail: [email protected]