100 Jahre Rotary - d
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100 Jahre Rotary - d
씰 FREISTIL P apa?“ Caroline, vier Jahre alt, hat ihr Pixi-Buch auf den Verkehrsübungsteppich geworfen, ihr ist nicht nach Lesen. Mehr nach Reden. Also legt auch der Vater sein Nachrichtenmagazin zur Seite. „Ich habe einen Zauberer gesehen“, sagt Caroline „Wo?“, fragt der Vater. Er sitzt auf einem Kinderstuhl. „Im Kindergarten“, sagt Caroline. „Und was hat er gemacht?“ „Gezaubert.“ „Aha. Was hat er denn gezaubert?“ Magische „Nichts. Er hat etMomente: was weggezaubert.“ Der Vater … „Was denn?“ „Einen Würfel.“ „Ui. Und wie?“ „Mit seinem Zauberhut.“ Der Vater will es genau wissen: „Er hat den Würfel in seinen Hut getan, und dann war er weg?“ „Ja“, sagt Caroline. „Also: Einen Würfel in einen Zauberhut verschwinden zu lassen, ist der einfachste Zaubertrick überhaupt“, sagt der Vater, „das kann jeder.“ „Nein, nur Zauberer.“ „Unsinn. Das kann ja sogar ich.“ „Kannst du nicht.“ „Kann ich doch.“ „Gar nicht.“ „Doch. Soll ich?“ „Mach!“ Das ist ein Befehl. Der Vater rührt sich nicht. „Ma-hach!“ „Gut, gib mir einen Würfel.“ Caroline saust zum Regal, reißt den Deckel vom „Malefiz“-Spiel herunter und fummelt einen Würfel hervor. „Da“, sagt sie und schaut den Vater ernst an. „Danke.“ Der Vater nimmt den Würfel und knetet ein bisschen an ihm herum. Er dreht ihn. Oben sind sechs Punkte, unten ist einer. „Tja“, sagt der Vater. Caroline guckt. „Pass auf“, sagt er, „gleich werde ich ihn verschwinden lassen.“ „Mach“, sagt Caroline. Der Vater dreht die Hand nach links, er dreht sie nach rechts, er hebt sie hoch und schaut nach, ob da noch Platz zwischen Arm und Ärmel ist. „Gleich geht‘s los“, sagt er. Caroline setzt sich vor dem Vater auf den Boden. Plötzlich zögert er nicht mehr. „Hier kannst du aber nicht sitzen bleiben“, … zaubert sagt er, „die Zufür schauer dürfen den Caroline Zauberern nie zu nahe sein, sonst werden sie mitverzaubert. Setz dich aufs Sofa.“ Caroline steht auf, dreht sich um und geht zum Sofa. Sie setzt sich und fragt: „Zauberst du jetzt?“ „Ja, jetzt geht‘s los“, sagt der Vater. Er hat seine Hände kugelförmig umeinander gelegt, so, als würde er einen winzigen verletzten Vogel halten. „Also hier ist der Würfel“, sagt er und schüttelt vorsichtig die Hände, „jetzt pass auf: Ich puste.“ Er pustet. „Und: Weg ist der Würfel.“ Er öffnet die Hände. Und: Weg ist der Würfel. Caroline schweigt einen Augenblick, dann ruft sie „Wie hast du das gemacht?“ und stürmt auf den Vater zu. „Ganz einfach gezaubert“, sagt der Vater, „ich kann das auch ohne Hut.“ „Noch einmal“, sagt Caroline. Und der Vater zaubert weiter. Bis zum Sandmännchen und noch ein RONALD MEYER-ARLT bisschen länger. . 7 der tag Wochenendbeilage Sonnabend, 19. Februar 2005 Hier geht’s rund Rotary-Clubs und andere exklusive Service-Vereinigungen tun seit 100 Jahren Gutes – und darüber sprechen sie auch. Doch das Innenleben dieser Clubs kennt kaum jemand. Wie kommt man hinein? Was wollen gestandene Leute dort, die meist wirklich anderes zu tun haben? Nachrichten von der Kontaktbörse. VON THORSTEN FUCHS MIT FOTOS VON MARTIN SCHLÜTER W as für ein Verein. Rückständig, langweilig, frauenfeindlich. Ein Club für alte Herren. Nie würde er dazugehören, ganz sicher nicht. Zumindest dachte Mathias Wandel das als Jugendlicher und auch noch als Student. Inzwischen ist er 39 Jahre alt, Rechtsanwalt und Notar in Bad Münder, einem Ort zwischen Hannover und Hameln, und seit sieben Jahren bei den Rotariern. Er stutzt einen Moment, verblüfft über die lange Zeit und seinen Wandel. Ja, tatsächlich, seit sieben Jahren. „Aus der Nähe“, sagt er dann, „sieht eben doch manches anders aus.“ Sein Verein ist der Rotary-Club Springe, Treffen jeden Mittwoch, 19 Uhr, der Ort heute: das Deutsche Haus, ein Hotel in Bad Münder. Im linken hinteren Saal, rechts ist Elternabend vom Kindergarten. Die Wände sind dekoriert mit Kupfertöpfen, auf der Garderobe liegt ein Zweig künstlichen Efeus. Dann kommen sie herein, die Herren: manche im Anzug, manche in Jeans, fast alle grauhaarig. Und schließlich Mathias Wandel, das Gesicht gerahmt von modisch breiten Koteletten, der Jüngste hier. Der Präsident, Wirtschaftsprüfer Heinrich Dreyer, stellt den kleinen Rotary-Wimpel auf den Tisch, dann geht es los. „Freund Hofmann“ – so spricht man sich hier an – hatte Geburtstag, herzlichen Glückwunsch, dann geht es um die Fahrt zur Munch-Ausstellung nach Emden, den Ausflug nach Halle und ob die Gattinnen mitkommen. Willkommen im Alltag der Rotarier, diesem so geheimnisumwitterten, verdächtigten und bewunderten Verein. Die Geschichte der Rotarier ist zunächst die eines großen Erfolges. Es war der 23. Februar 1905, vor 100 Jahren also, da beschloss der Anwalt Paul Harris in Chicago gemeinsam mit drei Freunden, einen Club zu gründen. Unzufrieden war er mit den rüden Geschäftsmethoden jener Zeit ebenso wie mit der Armut in der Welt. Zu ethischen Werten wie Freundschaft und Fairness verpflichteten sie sich daher ebenso wie zu regelmäßigen Spenden. Die Idee ging um die Welt: In 166 Ländern gibt es inzwischen mehr als 1,2 Millionen Rotarier. Dazu kommen all jene Vereine, die kurz nach Rotary mit ganz ähnlichen Zielen und Strukturen gegründet wurden, so wie Lions, Round Table, Kiwanis oder auch die weibliche Variante Soroptimist. Es entstand eine neue Klasse von Clubs, die so genannten Service-Clubs. Ihnen allen gemeinsam: Auswahl der Mitglieder statt Beitritt, gehobene soziale Stellung, großzügige Spenden für soziale Projekte – und die Vorbehalte, die einer geschlossenen Gesellschaft aus besseren Kreisen eben notwendig begegnen. „Ist es wahr?“ „Ist es fair für alle Beteiligten?“ „Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?“ „Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?“ Das sind die vier Fragen, an denen die Rotarier ihr Handeln messen wollen. Bei so viel Moral bleibt Misstrauen von außen kaum aus. Worum geht es all den Männern und den wenigen Frauen in jenen Service-Clubs? Und warum nimmt die Zahl der Mitglieder zu? WEITER AUF DEN NÄCHSTEN SEITEN 씰 7. Tradition verpflichtet: der tag Bei den Hamburger Rotariern geht es nobel zu. Hier im Hotel Vier Jahreszeiten ist 1927 der erste deutsche Rotary-Club gegründet worden. SONNABEND, 19. FEBRUAR 2005 7 FRAGEN AN DIE EXPERTIN XXXXXXX ADI MONIKA SCHEDDIN arbeitet im Bereich Coaching und gründete 1996 den WOMAN´s Business Club mit Niederlassungen in München und Frankfurt. Freund unter Freunden Wie nützlich ist es, einem Netzwerk anzugehören? Das Netzwerk hat immer etwas Zukünftiges. Es dient nicht dem schnellen Profit. Wenn man das richtige Netzwerk für sich gefunden hat, trifft man dort auf Gleichgesinnte. Ein Karrierenetzwerk bringt zum Beispiel dann etwas, wenn die Mitglieder schon einige Schritte weiter sind als man selbst. Das kann helfen, Umwege im Berufsleben zu vermeiden. Welche Eigenschaften muss man haben, um von einem Netzwerk zu profitieren? Wichtig sind die Offenheit, anderen gegenüberzutreten, eine Portion Mut, sich den anderen zu öffnen, ein Ziel sollte man haben, und ein Netzwerk braucht Menschlichkeit. FORTSETZUNG Wie findet man das passende Netzwerk? Es kommt auf die eigene Zielsetzung an. Man ist zum Beispiel im Rotary-Club ganz falsch, wenn man die Frau fürs Leben sucht. Will man lokalpolitisch aktiv sein, um zum Beispiel nicht öffentliche Entscheidungen vorab zu erfahren, ist man bei den Rotariern richtig. Recherche über Netzwerke kann im Internet betrieben werden und in Büchern. Ein eleganter Weg ist, sich mit Mitgliedern zu verabreden. Sie können über das Netzwerk Auskunft geben, und vielleicht darf man sie zu einem Treffen begleiten. E rst die Formalitäten, dann das Essen. Wildgulasch, Rotkohl und Kroketten, die Kellnerinnen in Bad Münder tragen dampfende Schüsseln herein. Gespräche über vollen Tellern. Es war wohl, sagt Mathias Wandel, der junge Rechtsanwalt, eine Art Reifeprozess. Angefangen beim Studium in Göttingen, wo er einen Kommilitonen kennen lernte, der in einer Verbindung war, „und dann habe ich gemerkt: der ist ja trotzdem nett“. Abschied von einem Vorurteil. Früher, sagt er und deutet diskret auf einen Mann am Nebentisch, habe er jenen Herrn zum Beispiel stets für „stockkonservativ und rechthaberisch“ gehalten. Nun, zumindest „konservativ“ sei zwar wohl gar nicht so falsch gewesen. Aber als er nach dem Studium nach Bad Münder zurückkehrte, da sah er, was die Herren der Rotarier eben auch taten: zum Beispiel, dass sie jeden Donnerstag Behinderte aus Springe bei ihren Familien abholen, zur Lebenshilfe fahren und später wieder zurückbringen. Woche für Woche, seit 25 Jahren, mit einem Bus, den sie ebenfalls selbst Worin unterscheiden sich die zahlreichen Netzwerke? Es gibt eine Netzwerkhierarchie. Ganz unten stehen die Netzwerke, die für alle offen sind, zum Beispiel die politischen Parteien. Dann gibt es exzeptionelle Netzwerke, in denen die Mitglieder eine Voraussetzung mitbringen müssen, um dabei sein zu dürfen. Zum Beispiel muss man einer bestimmten Berufsgruppe angehören. In geschlossenen Netzwerken gibt es kein Recht auf Mitgliedschaft. Es sind private Netzwerke. Wenn zum Beispiel Bundeskanzler Schröder und seine Frau eine Gesellschaft zum Abendessen einladen, dann ist das eine Form eines Netzwerks. Jeder braucht und sucht sich Gleichgesinnte. Unternehmer gehen gemeinsam bergsteigen oder laufen den New-York-Marathon. Nebenbei werden Kontakte vermittelt. Helfen als vornehme Aufgabe tioniert dann aber nicht. Stiesch ist enttäuscht. „Schade“, sagt er, „ich hatte mir viel davon versprochen.“ Ein Vortrag über automatisierte Hochtechnologie, bei dem eine übliche DVD nicht zum Laufen kommt, das ist eine kleine Pointe zu allmählich schon später Stunde. Aber ist das denn alles? Vorträge, der Kontakt mit Menschen aus anderen Bereichen, soziale Projekte? Mutet man sich dafür nach zehn Stunden Arbeit noch einen Abend in einem Gasthaussaal mit schlechter Luft zu? Wohl nicht. In diesem Club kommen Banker und Ärzte zusammen, Landwirte, Anwälte, Unternehmer und der Stadtdirektor. Viele sehr wichtige Männer der kleinen Stadt. Er sei Dienstleister, sagt Mathias Wandel, „und hier bekommt man zu vielen Leuten einen anderen Zugang“. Einen direkteren, persönlicheren, überhaupt besseren. Man solle die Wirkung nicht zu hoch schätzen, schließlich seien viele Mitglieder schon im Ruhestand. In manchen Clubs sind es mehr als fünfzig Prozent. „Aber natürlich bringt das auch positive Effekte.“ Oder, anders gesagt: Es wird im Beruf schon nicht schaden. SOROPTIMISTINNEN LIONS ROUND TABLE Die größte weltweit aktive Service-Organisation Der Nachwuchs-Club Name: von „sorores optimae“ (lat., „die besten Schwestern“) Gegründet: 1921, USA Aufnahme: nur Frauen Mitglieder weltweit: 95 000 Mitglieder in Deutschland: 4000 in 155 Clubs Wichtiges Ziel: Verbesserung der Stellung der Frau Kontakt: Soroptimist International/ Deutsche Union, Seelhorststraße 51, 30175 Hannover, Telefon (05 11) 2 88 03 26 Internet: www.soroptimist.de Name: von „Liberty, Intelligence, Our Nations Society“ Gegründet: 1917, USA Aufnahme: Männer und Frauen Mitglieder weltweit: 1,4 Millionen Mitglieder in Deutschland: 43 600 in 1299 Clubs Motto: „We serve“ („Wir dienen“) Jugendorganisation: Leo-Clubs Kontakt: Lions Clubs International, Bleichstraße 1–3, 65183 Wiesbaden, Telefon (06 11) 99 15 40 Internet: www.lions.de Die Vielfalt der Namen ist verwirrend, die Konkurrenz der ROTARIER Service-Clubs groß. Wichtiger als alles Trennende sind jedoch die Gemeinsamkeiten. Aufnahmevoraussetzung sind zumeist „besondere Leistungen INTERVIEW: ALEXANDRA HOFFMANN Worin unterscheiden sich Netzwerke von den ominösen „Seilschaften“? In Seilschaften musste man sich hochdienen. Netzwerke haben von ihrem Aufbau her zunächst keine hierarchischen Elemente. Aber in Netzwerken schlägt ein Aktiver den Passiven. Diejenigen, die sich stärker in die Gemeinschaft einbringen, bestimmen. allein auf der Welt“, sagt er, „einen Rotary-Club finden Sie fast immer.“ Oder „Freund Hons“, Clemens Hons, ehemals Stadtdirektor in Bad Münder, der jetzt den Jugendaustausch organisiert, immer wieder selbst auch jemanden aufnimmt und erzählt, „wie viel man da auch über sich selbst erfährt“. Und die Vorträge natürlich, zu denen jeder Rotarier verpflichtet ist. Jede Woche gibt’s im „Meeting“ einen Vortrag aus den eigenen Reihen, sei es über Minnesang oder über neue chirurgische Techniken bei Hüftoperationen, wie neulich. Heute ist „Freund Stiesch“ dran, Horst Stiesch, Maschinenbauer. „Robotergestützte Industrieautomation“ heißt sein Thema, der Computer projiziert es auf den rauen Putz der Wand, weiße Schrift vor blauem Hintergrund. „Ich will jetzt erst mal eine Einführung geben, was das überhaupt ist: ein Roboter.“ So fängt „Freund Stiesch“ an, direkt nach dem Essen. Später hat er Wörter wie „Eigengewichtsverhältnis“ und die VDI-Richtlinie 2860 in seinem Vortrag vorgesehen. An einer Stelle will er einen Film in seiner Power-Point-Präsentation einspielen. Das funk- Der Frauen-Club Wann trägt die Netzwerkzugehörigkeit erste Früchte? Es gibt die Faustformel, dass das neue Pflänzchen Netzwerk nach etwa zwei Jahren erntereif ist. Das heißt, dass es einem Mitglied dann den ersten Nutzen bringen kann. Erfolgreich ist der, der nicht nur nimmt, sondern der auch gibt. Warum sind solche Gemeinschaften derzeit so beliebt? In einem Netzwerk werden Beziehungen aufgebaut und gepflegt. Sie sind eine Lebensversicherung der besonderen Art. Die Clubs haben deshalb solchen Erfolg, weil wir erkannt haben, dass wir uns auf die staatliche soziale Absicherung nicht mehr verlassen können. Private Kontakte werden deshalb zunehmend auch für Arbeitnehmer wichtig. Die Zeiten, in denen unsere Väter eine goldene Uhr für die 25-jährige Betriebszugehörigkeit bekommen haben, werden wir nicht erleben. Heute gilt, dass Arbeitnehmer im Laufe ihres Berufslebens im Durchschnitt sieben Arbeitgeber haben und in fünf Branchen tätig werden. gespendet haben. „Das macht man nicht mal eben einfach so“, sagt Mathias Wandel. Sowenig, wie man stundenlang auf dem Stadtfest alte Bücher verkauft. Nicht jedenfalls, wenn man sehr lange Arbeitstage und eine wartende Familie daheim hat. „Dieses Engagement ist ernst gemeint.“ Das imponierte ihm. Vielleicht ist der Rest eine Frage des Alters und des Endes jugendlicher Rebellion. Neben Mathias Wandel sitzt sein Vater, Waldemar Wandel, früher Professor für Musik. Der hatte den örtlichen Rotary-Club 1976 mitgegründet. Was nicht so einfach war – die Regeln für neue Clubs sind weltweit vorgegeben, „Rotary International“ in Evanston, einem Vorort der Gründerstadt Chicago, wacht streng über sie. Manche Rotarier in Deutschland lächeln im Stillen zuweilen über so viel Regelungseifer. Denn am Ende hat jeder etwas, dass er jenseits aller Formalitäten an seinem Club schätzt. „Freund Brock“ zum Beispiel, Manfred Brock, ist Unternehmensberater, der viel im Ausland unterwegs ist und dann gern mal bei einem der örtlichen Clubs vorbeischaut, weil Rotarier ja zur Gastfreundschaft verpflichtet sind. „Man ist nie in Beruf oder Gesellschaft“, als Ziel gilt die Verbreitung ethisch-moralischer Werte, Kern des Clublebens sind regelmäßige Treffen, und Mitglied wird man überwiegend nicht durch Beitritt, sondern auf Einladung. 7 Der älteste und traditionsreichste Service-Club Name: abgeleitet von „rotieren“, wegen des anfangs wechselnden Treffpunkts Gegründet: 1905, USA Aufnahme: Männer, in einigen Clubs auch Frauen Mitglieder weltweit: 1,23 Millionen Mitglieder in Deutschland: 43 000 in 866 Clubs Motto: „Service above Self“ („selbstloses Dienen“) Jugendorganisation: Rotaract Kontakt: Rotary in Deutschland, Raboisen 30, 20095 Hamburg, Telefon (0 40) 3 49 99 70 Internet: www.rotary.de Name: vom „Runden Tisch“, dem Treffpunkt Gegründet: 1927, Großbritannien Aufnahme: Männer von 18 bis 40 Jahren Mitglieder weltweit: etwa 100 000 (mit Partnerorganisationen) Mitglieder in Deutschland: 3500 in 217 Clubs Motto: „Adopt, adapt, improve“ („Aufnehmen, anpassen, verbessern“), bezieht sich auf „bewährte Lösungen“) Kontakt: Round Table Sekretariat, Karin Kreuzer, Kastellstraße 53, 74080 Heilbronn, Telefon (0 71 31) 20 40 81 Internet: www.round-table.de KIWANIS Der drittgrößte Service-Club weltweit Name: indianischer Ausdruck, etwa: „Freude an der Aktivität“ Gegründet: 1915, USA Aufnahme: Männer, seit 1987 in einigen Clubs auch Frauen Mitglieder weltweit: 600 000 Mitglieder in Deutschland: 2850 in 130 Clubs Wahlspruch: „Serving the children of the world“ („Den Kindern dieser Erde dienen“) Kontakt: Kiwanis, Marienfelder Straße 52, 56070 Koblenz, Telefon (02 61) 88 44 70 Internet: www.kiwanis.de ZONTA Der älteste Service-Club für Frauen Name: aus dem Indianischen, etwa: „Ehrenhaft handeln“ Gegründet: 1919, USA Aufnahme: nur Frauen Mitglieder weltweit: 35 000 Mitglieder in Deutschland: 3300 in 115 Clubs Ziel: Stellung der Frau zu verbessern Kontakt: Zonta International, Tewaagstraße 13, 44803 Bochum Internet: www.zonta-international.de die sachen der woche F Floh im Ohr ümms bö wo tää zää Uu, pögiff, kwii Ee? Kurt Schwitters, der 1887 in Hannover geborene Dadaist, hatte Spaß am Spiel mit der Sprache und ihren Lauten. Er komponierte in den zwanziger Jahren seine „Sonate in Urlauten“ und notierte bis zu seinem Tod 1948 eine Fülle von Lautgedichten. Diese liegen zwar alle in gedruckter Form vor, doch besser als durch stille Lektüre erschließen sie sich, wenn sie laut gelesen oder gar gesungen werden. Silke Egeler-Wittmann, Martin Ebelt und Thorsten Gietz vom Ensemble „Die Schwindlinge“ entlocken den Lautkombinationen ihren rhythmischen Pfeffer und verwandeln sie gelegentlich auch in dreistimmige Akkordbänder. Derlei musikalisierte Sprache geht nicht gegen den Strich des Urhebers, der seine Ursonate mit Vortragsanweisungen wie „streng taktmäßig“ oder „gesungen“ durchsetzt hat. Das stimmakrobatische Trio und Schwitters bringen viel Schwung in den Nonsens. Mit insgesamt 24 Lautgedichten und der viersätzigen Ursonate wird den Hörern mancher Floh ins Ohr gesetzt. Charakterliche Veränderungen sind nicht ausgeschlossen, denn „der Klang des Horchens schien gerändert“. Manche Lautpoesie wird doppelt oder gar dreifach vorgetragen. In dem Gedicht „Drei“ wird jede Zahl beispielsweise in der Dynamikfassung mit einer Lautstärke verknüpft, und in der Metronomfassung diktiert sie die Zahl der Metronomschläge. Langeweile beim Hören? Nein. Befreiendes Schmunzeln und Lachen? Aber ja. Fümms bö wö tää zää Uu, pögiff, kwii Ee! LUDOLF BAUCKE Kurt Schwitters: What a beauty. Die Ursonate und andere Lautgedichte. Die Schwindlinge. Wergo WER 6313 2 , 1 CD. HÖRSPIEL Schiller Töne ren ist Egon Monks Hörspielfassung des Trauerspiels „Maria Stuart“, in dem Schiller den o präsent wie im Augenblick war Friedrich Konflikt zweier Königinnen – Elisabeth I. von Schiller wohl lange nicht mehr. Anlässlich England und Maria Stuart von Schottland – seines 200. Todestages am 9. Mai stehen sei- dramatisiert hat. Die des Gattenmordes bene Stücke auf den Spielplänen fast aller zichtigte Maria ist aus ihrer schottischen HeiTheater, das Schauspielhaus Hannover zeigt mat geflohen und sucht Schutz am Hofe Elibeispielsweise vom 16. April an sein Drama sabeths, die sie jedoch als potenzielle Rivalin „Don Carlos“. Im Internet hat die Deutsche einsperren lässt. Und in einer Schlüsselszene Schillergesellschaft ihrem Dichter ein eigenes kommt es dann zu der historisch nicht überNetz-Portal (www.schillerjahr2005.de) ge- lieferten Begegnung der beiden Königinnen. widmet. Und auch der Hörfunk erinnert an Nicht zuletzt dank der Mitarbeit zahlreiihn. cher namhafter Schauspieler ist Monks ProSo sendet NDR Kultur unter dem Titel duktion inzwischen selbst ein Hörspiel-Klassi„Schiller Töne“ eine Reihe von Hörspielen, al- ker. So hat Luitgard Im die Rolle der unglückten und neuen. Darunter unter anderem lichen Maria Stuart übernommen, Marianne „Schillers Leiche“ (9. März, 20.05 Uhr) von Hoppe ist als Elisabeth ihre Gegenspielerin Uwe Mengel, das in Tondokumenten an den und Kurt Meisel spricht den Grafen von Leiabsurden Vorgang erinnert, dass der Leich- cester. Und als das Hörspiel 1959 produziert nam des Dichters insgesamt viermal umge- wurde, hatten die Hörer und die Radiomabettet wurde. Und am 20. April um 20.05 Uhr cher noch richtig Zeit. Die Originalfassung ist folgt „Kabale und Liebe“, ein nämlich 109 Minuten lang, wähbereits 1955 produziertes Hörrend die nun ausgestrahlte VerNDR Kultur, Mittwoch, spiel. sion nur noch 90 Minuten dau23. Februar, 20.05 Uhr Auch aus den fünfziger JahERNST CORINTH ert. FRIEDRICH SCHILLER: MARIA STUART S LEBEN OHNE … A ls das Essen noch reine Nahrungsaufnahme war, konnte sich der Nahrungsaufnehmer noch voll auf das Nahrungsaufnehmen konzentrieren. Dann kamen ein paar Nörgelfritzen, erklärten das Essen zum gesellschaftlichen Ereignis und ritualisierten alles: Geschirr, Besteck, nicht rülpsen, schmatzen, schlürfen, Tischgebete, Eierwärmer, Tortenheber. Und alles nur wegen der Kontenongs und damit nichts auf‘n Teppich pladdert. Einige Rituale waren, das wissen wir heute, ein bisschen zu gut gemeint und wurden schließlich wieder von alttestamentarischen Essformen rechts überholt. Menschen, die ein halbes Hähnchen mit Messer und Gabel zu essen versuchen, sehen immer aus, als ob sie das Tier operieren, ja, wieder flügge machen wollen. Das Einzige, was sie aber zum Fliegen bringen, ist ein Stück weißes Fleisch, quer durchs Restaurant. Und wie kriegt man den Schmodder dann wieder von der Wand? Natürlich mit einer Serviette. Servietten sind Verlierer der Wohl- Serviette standsgesellschaft. Sie sind entweder gescheiterte Bettlaken oder verhinderte Papierflieger, sie möchten gerne oben mitspielen, träumen vom Luxusleben in einem silbernen Serviettenring einer großbürgerlichen Familie, manche jobben in teuren Restaurants, andere haben es nicht mal bis in die Kneipe geschafft und hausen zu Hunderten in engen Imbissbudenbatterien. Die Ärmsten müssen schlecht bezahlt (Hungerlohn) als zweilagiges Toilettenpapier oder Rotzfahnen die echte Drecksarbeit machen. Die schlimmste Demütigung ist Hakle feucht. Servietten fühlen sich benutzt. Aber sie tun trotzdem klaglos ihren Job, lassen sich von schmerbäuchigen Schmatzmonstern in den verschwitzten Hemdkragen stopfen und werfen sich heldenhaft in die Schusslinie, wenn einem gefesselten Büroschlips eine Eigelbattacke droht. Helden der Arbeit. Befreien wir sie von ihrem Sklavennamen. Nennen wir sie Tischtücher. UWE JANSSEN WILDE CD 7. der tag SONNABEND, 19. FEBRUAR 2005 Immer wieder neue Netzwerkideen M Die Rotarier aus Springe bevorzugen bei ihren wöchentlichen Treffen einen rustikalen Rahmen. In Bad Münder versammeln sie sich im „Deutschen Haus“ zu Wildgulasch, Rotkohl und Kroketten. Die Teilnehmer opfern viel freie Zeit für die Aktivitäten ihres Clubs. Ein Rechtsanwalt bekräftigt: „Dieses Engagement ist ernst gemeint.“ 씰 Solche Netzwerke hat es immer schon gegeben. Nur hießen sie früher anders. Schützenverein zum Beispiel. Dessen Vorstand war eine Gemeinschaft, in der vor allem in kleineren Städten die Honoratioren versammelt waren. Oder in der Kirche. Nur haben alle diese alten Gemeinschaften eben an Bedeutung verloren. „Diese alten Netzwerke entfallen, und an ihre Stelle treten neue“, sagt Michael Hartmann, Soziologe und Eliteforscher an der Universität Darmstadt. Diese neuen Netzwerke jedoch sind anders strukturiert, nämlich als geschlossene Gesellschaft. Das schürt Vorbehalte. Gleichzeitig wächst jedoch der Bedarf an solchen Treffpunkten. Zum einen, weil die alten festen Strukturen vielerorts verschwunden sind, zum anderen ganz aktuell wegen der schwierigen und unübersichtlichen Lage. „Es wird enger“, sagt Hartmann, „und da fragen sich viele, wie man unter diesen schlechten Bedingungen sein Fortkommen sichert.“ So lassen sich vielleicht all die neu gegründeten Netzwerke erklären, vom Jungunternehmer-Forum bis zum Alumni-Kreis an der Uni, und vielleicht auch ein Teil des Zulaufs, den viele Service-Clubs verbuchen. Andererseits sind viele Service-Clubs eben längst selbst Teil der Tradition, und das lässt sich nirgends so gut beobachten wie mittwochs im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten, dem ersten Haus am teuren Platz. 1927 ist hier der erste deutsche Rotary-Club gegründet worden, vorangetrieben vor allem von Wilhelm Cuno, dem ehemaligen Reichskanzler, wegen der guten Handelsbeziehungen vieler Hamburger Kaufleute mit den USA. Ab 1937 gab es eine Unterbrechung, weil sich die Rotarier-Clubs auf Druck der Nazis selbst auflösten. Schon bald nach dem Krieg jedoch ging es hier weiter, und nicht viel später, 1958, kam auch Hellmut Kruse dazu. „Im Grunde“, sagt er, „hat sich hier nicht viel geändert.“ Kurz vor 13 Uhr ist es, als die Männer des Rotary-Clubs Hamburg im Restaurant im Erdgeschoss zusammenkommen, zwischen gediegenen alten Möbeln und mit Blick auf die Alster. Gut 60 Herren, gekleidet in dunkles Tuch, alle mit Krawatte, viele mit Einstecktuch, auch Kruse. Schon sein Vater war hier dabei, ab 1929, er kannte noch die Gründer. Auf dem Messingschild an Kruses Revers steht unter seinem Namen „Textil-Export“. Aber das ist längst schon nicht mehr aktuell. Manager war er, bei Beiersdorf. Das Unternehmen seiner Familie, in dem der 78-Jährige wieder mitarbeitet, handelt heute mit pharmazeutischen Präparaten. Den Einblick in andere Berufswelten, sagt er, „den habe ich hier immer genossen“. Und dass ihm wie manchem anderen beim Vortrag über einen Pastor von Sankt Georg aus dem 19. Jahrhundert das müde Haupt auf die Brust sackt, hat nicht viel zu sagen. Es gab Grünkohl mit Wurst und Kassler, schwere Kost, und er hat schon so viele Vorträge gehört. Sie hätten nun beschlossen, erzählt Kruse später, dass sie neue Mitglieder nur noch bis höchstens 50 Jahren aufnehmen wollen. Was aber leider gar nicht so leicht einzuhalten sei. „Schließlich sollen die Neuen ja auch schon etwas darstellen.“ Der geeignete Nachwuchs – das ist ein Problem für manche Clubs. Genauso wie die Schwierigkeit, bei regelmäßiger Rotation ausrei- chend engagierte Funktionäre zu finden. Die strenge Anwesenheitspflicht schreckt viele Jüngere ab, die sich nur schwer Woche für Woche rund zwei Stunden für ein Club-Treffen reservieren können. Auch für junge Familien bietet Rotary nicht überall Raum. Und mit Frauen als „Freundinnen“ tun sich viele Rotarier noch immer schwer. Noch, betont zum Beispiel Wilhelm Dreyer in Springe, nehme man keine Frauen auf, einige wenige Ältere im Club seien dagegen. Er klingt, als sei ihm das selbst unangenehm. Es ist spät geworden in Bad Münder an diesem Abend. Sie haben noch diskutiert nach „Freund Stieschs“ Vortrag, über abwandernde Firmen und die Zukunft der Arbeit. Große Themen, und nun sind die Scheiben des Saales schon beschlagen, und Mathias Wandel, der junge Anwalt, hat schon ein-, zweimal müde zur Decke geschaut. Aber als dann fast alle schon gegangen sind, steht er nun doch noch in einem kleinen Grüppchen an der Tür. Wieder diskutieren sie, ganz ernsthaft, und es sieht ganz so aus, als würden sie die Lust daran auch so bald nicht verlieren. Geld-, Sach- und Zeitspenden Service-Clubs helfen weltweit bei der Bekämpfung von Polio oder Jodmangel – oder lokal bei der Suchtprävention. Mit Geld und persönlichem Engagement. D er Kampf gegen die tückische Krankheit begann 1979. Da beschloss Rotary, die erste flächendeckende Impfkampagne gegen Polio auf den Philippinen zu starten. Sechs Millionen Kinder wurden erfolgreich gegen Kinderlähmung immunisiert. Es war der Beginn eines erfolgreichen Programms: Allein seit 1988 konnten weltweit fünf Millionen Menschen vor der Infektion bewahrt werden, schätzen Experten. Große Teile der Welt gelten heute als poliofrei. Das ist nicht allein das Verdienst der Rotarier. Die Weltgesundheitsorganisation WHO, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und die US-Gesundheitsbehörde tragen den Kampf gegen die Kinderlähmung mit. Dennoch zeigt das Programm „PolioPlus“ beispielhaft die Leistungskraft von Rotary und anderen weltweit aktiven Service-Clubs: die Verbindung von Spenden und der Bereitschaft der Mitglieder, sich selbst an der Arbeit zu beteiligen. So sorgten etwa bei „PolioPlus“ Tausende Freiwillige dafür, die Kühlkette für das Serum bis in entlegene Regionen der Erde sicherzustellen. Allein in diese Kampagne sind von Rotary seit Beginn 600 Millionen Dollar geflossen. Die Service-Clubs zählen somit längst zu den 7 DIE ZAHLEN DER WOCHE 1,2 Millionen Tonnen Fisch, Krustentiere und Muscheln aßen die Deutschen 2003 75 Prozent davon war Importware, vor allem aus Dänemark, Norwegen und den Niederlanden 31,6 Prozent des verzehrten Fisches waren Alaska-Seelachse, der beliebteste Fisch der Deutschen 15,5 Prozent Marktanteil hatte der He- ring, Platz 2 12,2 Prozent der Tunfisch, Platz 3 32 Prozent der verkauften Fische waren Tiefkühlware 12 Prozent kamen frisch auf den Tisch eco Quelle: Fisch-Informationszentrum Hamburg, „Stern“, umweltlexikon-online.de bedeutenden Hilfsorganisationen. Die Lions sind nach eigener Darstellung sogar die weltweit größte karitative Vereinigung. In Deutschland bringen die beiden größten Clubs, Lions und Rotarier, pro Jahr je rund 20 Millionen Euro auf. Kleinere Vereinigungen wie Round Table kommen auf 2,4 Millionen Euro im Jahr, die Soroptimistinnen immer noch auf rund 800 000 Euro. Dabei ist ein großer Teil der Hilfe damit noch gar nicht erfasst. Wenn die Mitglieder zum Beispiel Behinderte befördern, Schulhöfe bauen oder sich in der Leseförderung engagieren, dann taucht das in der Spendenstatistik gar nicht auf. Die tatsächliche Leistung liegt also noch weit höher. Jeder Club unterstützt lokale Projekte in seiner Heimatstadt mit oft beträchtlichen Summen. Das kann die Hilfe für ein Hospiz ebenso sein wie die Finanzierung von Kursen für Blinde, um deren Lebensbedingungen zu verbessern. Darüber hinaus übernehmen die Clubs Patenschaften für Projekte in Entwicklungsländern, etwa für den Bau von Brunnen in Afrika oder für Alphabetisierungskampagnen. Außerdem helfen die Clubs bei Katastrophen innerhalb kurzer Zeit mit beträchtlichen Beträgen: So spendeten zum Beispiel 16 Lions-Clubs aus der Region Hannover vor wenigen Wochen 50 000 Euro für die Opfer der Flutkatastrophe in Asien. Neben Projekten einzelner Clubs haben die Organisationen weitere Programme begründet. Wie sich Rotary dem Kampf gegen Polio verschrieben hat, setzen sich die Lions vor allem für die weltweite Behandlung von vermeidbarer WEIN M Spaß für Behinderte: Die Springer Rotarier leisten praktische und unspektakuläre Hilfe. oder heilbarer Blindheit ein. Seit dem Start von „SightFirst“ 1989 haben 4,6 Millionen Menschen durch Operationen ihr Augenlicht zurückgewonnen, bei weiteren 20 Millionen wurde der Verlust der Sehkraft verhindert. Gemeinsam mit Partnerorganisationen finanzierten die Lions den Ausbau und die Erweiterung von mehr als 200 Augenkliniken und -ambulanzen. Das Programm „LionsQuest“ soll die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen unterstützen. Bestandteile sind Gewalt- und Suchtprävention, Poesie aus Portugal anchmal steckt auch im prosaischen All- offenbar so bizarr klingt, dass das gerne abtag versteckte Poesie. Beispielsweise, geschrieben wird. Andere Weinkundler fühwenn Rebsorten Namen tragen, die len sich an grünes Gemüse erinnert. auch einem Poeten gut stehen würIch würde das in diesem Fall auf grüne den: Fernão Pires etwa oder Maria GoPaprika einschränken, prägender aber mes, die obendrein engste Verwandte ist ein pfiffig pfeffriger Geschmack. sind. Letztere neigt zur Edelfäule, ErsÖsterreicher würden das „Pfefferl“ tere ist fleißig: frühreif und ertragnennen und auf einen Grünen Veltlireich. Das mögen Winzer. Kein Wunner tippen, aber dazu ist der Fernão der, dass Fernão Pires gerne angebaut Pires zu duftig und im Aroma auch zu wird: vor allem in Portugal. Oft wird exotisch: Man kann Ananas oder Badie Rebsorte in Cuvées verschnitten nane riechen. oder zur Sektherstellung benutzt. Dass Dieser Wein ist frisch, gut 5 Gramm sie aber auch im Alleingang eigenen Säure bei knapp 4 Gramm Restzucker Charme entwickeln kann, zeigt der machen ihn bekömmlich. Da er auch „Herdade de Pegões“, den die kleine im Alkoholgehalt (12,34 Prozent) und Genossenschaft Santa Isidoro de Pegõdamit in der Kalorienzahl bescheiden es vorstellt. Herdade heißt Landgut, ist, taugt er wunderbar für alle Fastenund Pegões liegt auf der Halbinsel von kuren, die einem ein Schlückchen troSetúbal, südöstlich ckenen Wein erlauvon Lissabon. HERDADE DE PEGÕES 2004, 4,90 EURO. ben. Und der Preis Das „Oxford Weinpasst auch in den beBEI JACQUES‘ WEINDEPOT. lexikon“ erinnert das scheidenen Rahmen DEN NÄCHSTGELEGENEN LADEN Aroma der Rebe an der Fastenzeit. gekochten Kohl, was FINDET MAN UNTER WWW.JACQUES.DE. RAINER WAGNER aber auch die Stärkung von Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein. Weltweit wurden bislang 300 000 und in Deutschland rund 20 000 Lehrer mit dem Programm vertraut gemacht. Hauptprojekt von Kiwanis wiederum ist die Bekämpfung des Jodmangels. 83 Millionen Dollar, davon 500 000 Dollar aus Deutschland, flossen bislang in dieses Projekt, mit dem weltweit Jahr für Jahr 90 Millionen Kinder vor den Folgen des Jodmangels bewahrt werden. DAS DING S THORSTEN FUCHS anchmal ist es sinnvoll, dem Zufall ein wenig nachzuhelfen: Wenn sich durch kluge Organisation Menschen kennen lernen, die sich sonst nicht über den Weg gelaufen wären, können unterm Strich alle davon profitieren. Das ist der Grundgedanke, an dem sich in Hannover zwei ansonsten ganz unterschiedliche Netzwerke orientieren – der gemeinnützige Verein „Civilia“ und der Kommunikationskreis „Montagssalon“. Wenn ein Banker im Gefängnis mit Häftlingen spricht, ein Mediziner über Stadtplanung nachdenkt oder eine Beamtin sich in den Rollstuhl setzt und prüft, wie behindertenfreundlich Busse sind – dann steckt „Civilia“ dahinter. Der Verein bringt Führungskräfte aller Sparten ein Jahr lang jeden Monat zusammen. Ob sie die Messe besuchen oder den Zoo, mit dem Opernintendanten diskutieren oder mit dem Polizeipräsidenten – stets geht es darum, den Teilnehmern mehr Überblick über das Leben in ihrer Stadt zu vermitteln. Sie sollen sich kennen lernen und voneinander lernen, um gemeinsam etwas zu bewegen. Der Begriff des „Netzwerks“ mag überstrapaziert sein, doch anders lasse sich kaum ausdrücken, was der Verein seit 1998 aufgebaut hat, sagt Programmleiterin Christine Fischer. 220 Teilnehmer finden sich derzeit in der „Civilia“Kartei. Wer mit wem noch wie oft Kontakte pflegt, lässt sich nicht erfassen. Doch jeden Monat kommen weiterhin 30 ehemalige Teilnehmer in wechselnder Besetzung zum Austausch zusammen. Fischer kann viele positive Beispiele für die Zusammenarbeit aufzählen. Da gibt es den Firmenchef, der dem Sozialarbeiter Praktikumsplätze für arbeitslose Jugendliche angeboten hat. Oder die Uni-Angestellte, die eine Reihe von Unternehmen für die Hochschul-Jobmesse „anwerben“ konnte. 2600 Euro pro Teilnehmer geben die beteiligten Firmen und Institutionen für die „Civilia“-Idee aus. Vergleichbare Weiterbildungsprogramme seien teurer, sagt Fischer. Und Gewinne darf der Verein nicht machen. Die Initiatoren des „Montagssalons“ haben eher das gute Gespräch im Blick. Sie beziehen sich auf die Tradition der literarisch-philosophischen Salons im 18. und 19. Jahrhundert. „Wir wollen im Prinzip sinnfrei sein“, sagt Matthias Schmidt-Rex, einer der vier Initiatoren. „Es geht uns weder um ethische Werte noch um Geschäftskontakte, sondern darum, sich einen Abend niveauvoll über alles zwischen Beruf und Beziehung zu unterhalten.“ An jedem ersten Montag im Monat gibt es dazu im Nordstädter Szenelokal „Spandau Projekt“ Gelegenheit. Die vier Organisatoren sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, alle arbeiten in der Werbe- und Medienbranche – und sind typisch für die Zusammensetzung der Runde, zu der jeweils etwa 20 Teilnehmer per E-Mail gebeten werden. Auch Unternehmensberater, Galeristen und Anwälte sind im Salon schon aufeinander getroffen. Die Gesprächspartner werden von den Machern, die mit dem „Spandau“ die Kosten des Abends tragen, auf Empfehlung früherer Besucher eingeladen, so dass ein Netzwerk wächst. 400 Teilnehmer zählt nach zweieinhalb Jahren die Datenbank. Und aus den „sinnfreien“ Abenden haben sich auch schon häufig nähere Kontakte oder Freundschaften ergeben. jk/ste „Civilia“ und „Montagssalon“ – locker geknüpfte Verbindungen Das nächste „Civilia“-Programm startet am 23. Mai, Anmeldungen unter Telefon (05 11) 9 86 12 77. Infos über den Salon gibt es unter www. montagssalon.de Kader und der Springmops eit „Janet Jackson featuring Juslassen!“) oder Grün („Neu, aber tin Timberlake“ den Springmops jung und knackig! Darf alles!“). erfunden haben, sind Prominente Weil aber in dieser kranken Zeit alle auch nicht mehr das, was sie nie waprominent sein wollen, baumelt um ren. Ständig hält irgendein Huhn jedem Durchschnittshals ein VIPsein nacktes Bindegewebe in irHalsband. Daran hängen Autogendeine RTL-Kamera und belästigt schlüssel, Diddl-Mäuse, SonnenbrilZeitgenossen mit penetranter Unlen, Haschkekse – aber keine VIPverhülltheit. Kader Loth zum BeiAusweise. Trotzdem sieht‘s IRRE spiel. Frau Loth ist die neueste wichtig aus. menschgewordene Klingeltonwer- VIP-HALSBAND, Boulevardhühner wie Frau Loth bung. Sie hat kürzlich den schönen glauben, man sei „ja bloß neidisch“. AB 1,50 EURO Satz gesagt: „Ich bin keins von dieUnd sie haben Recht. Jawohl, ich besen PR-geilen Ludern, die sich ins Gespräch neide sie um die Fähigkeit, sich selbst trotz erbringen wollen.“ Dazu muss man wissen, dass wiesener Mittelmäßigkeit für herausragend zu Frau Loth ein PR-geiles Luder ist, das davon halten. Ich beneide sie um die beruhigende lebt, sich ins Gespräch zu bringen. Das wäre al- Ignoranz, mit der sie sich die wirklich wichtigen so ungefähr so, als würde Günter Grass be- Fragen des Lebens vom Leib halten. Ich beneihaupten, er sei kein bekannter Grummelkopf de sie um die Unverblümtheit, mit der sie ihre und Nobelpreisträger, sondern ein junger Hip- Art zu leben für eine bessere halten. „IgnoranHopper aus Frankfurt-Rödelheim. ce is bliss“, sagt der Engländer. „Unwissenheit Prominente erkennt man am Promi-Hals- schützt.“ Zum Beispiel vor der schmerzhaften band. Daran hängt ein VIP-Ausweis, der nach Erkenntnis, dass auch VIP-Halsbandträger ganz Farben gestaffelt ist: Rot („Kanzlerfarbe! Sehr arme Würstchen sind, wenn man ihren Liebwichtig!“), Blau („Bitte gleich zur Theke durch- lingsteddy kaputtmacht. IMRE GRIMM 7 Ver t ass t klar, d estern is g tiit is e r s ju … ng ein u s s a tl n hat. Es die E chspiel a N er s e sch g, und d n Prolo e in e t . gib en uer werd könnte te Zeitenwende