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~ ~..~. . ~ &*& &dr r d darU6-H 4 d . . JG V , . df, 4a. Sonderdruck aus .. ' .. / - , , ,. TRADITION ALS HISTORISCHE KRAFT <.'I .1 - :., . < ' :>, ,, .y .8 , , . .<I!.>.,> , , ' , . .: . +! . . .. : :. ;L , J ."". .b .? ,, ,:. .j , -. [..,C.?,' ' . ,. ,'. :; Y ,'!>, . L 7,' , ' INTERDISZIPLINARE FORSCHUNGEN ZUR GESCHICHTE . '.- ' .C.* .. b.? *' :. ' .N4'<% 8,+,, DES FRUHEREN MImELALTERS , unter Mitwirkung von M. BALZER, K. H. KRUGER U N D L. VON PADBERG herausgegeben von NORBERT KAMP U N D JOACHIM WQLLASCH WALTER DE GRWTER . BERLIN . NEW YORK *. da4*m- r4 # HERMANN HElMPtL Königlicher Weihnachtsdienst auf den Konzilien von Konstanz und Basel I. 1414. Zeicfolge, C. 390. - 11. 1414. Mcsse, Mecrc? S. 396. - 111. 1417. Mette. Erangeliiim EziLf und Homilie. 5. 399. - IV. Zix~ischcnfrnge. Fünfie l.ekiion? Siebente l.ekrion? S. 402. - V. Scliir-err und Hur, S. 403. - VI. Die ganze Weilinachr 1417, S. 404. - VII. Basel: dic Probe aufs Esenipel, S. 408. ,,In der Heiligen Naclit galt es im späten Mittelalter als ein Vorrecht des Römisclieii Kaisers, in volleni Ornat das Evangelium zu singen." Der so von Josef Aiidreas Jungmann' bezeichnete herrscherliche Weilinachtsdienst ist oft beaclitet worden - an verschiedenen, auch an unerwarteten Stellen'. Dabei stand einer klaren Aufliellung des Phänomens im Wege, daß es meist nicht f'ur sich, sondern in verwandten Zusammenhängen erertert wurde, sei es in umfassenden Büchern über „König und Reich" (E. Schubert), sei es in Arbeiten, die geistliclie Privilegien oder Funktionen der Herrscher betrafen, wie „Gebet für Kaiser und Reich" (Biehl), Köiiigskanonikat (Schulte), Kaiserkrönung (Eichmann), Liturgische Gewandung (Braun), Herrschaftszeichen (Schramm)? Die mit solchen Verquickungeii gegebenen kürzenden Aussagen haben oft Richtiges und Unriclitiges vermengt, manclimal Kausalitäten fingiert* oder Vorurteile als Urteile festgeschrieben. Hier Ordnung zu machen wird die Aufgabe einer umfassenderen Abhandlung sein. Dem einstigen ,,Schüler" und heutigen „Jubilar"z widmen wir den Abschnitt einer solchen größeren - von Kar1 IV. ausgehenden - Arbeit, der die Konzilien von Konstanz und Basel betrifft. Für die Geschiclite der herrscherliclien Evange- ' Josii: AZI>RT~AS JUSGMASX, Missarunl solcmnia, "962, 1 C. 567. ' Wer ii-ürde eine - recht ausfühiliclic - Bcrücksicliiiguiig dci 1.esungen Kzils IV. erwartcn in dci Disseiraiion von Hiiisnicii N ~ u n i i i i i r n ,Das Bild Karls IV. in der zeitgenössisclien frarizösisclicn Gescbiclitsscl>reibiing, Diss. Heidelbcig 1965. ' S<:iiiiiii?r,-i- (wie Aiim. 76), B~iiiii.(wic Anm. 52). Ai.ous SCI+III:~Z~, Ileursclie Könige, Kaiser uiid Päpsre als Kanoniker an dcuischen und iömischcn Kiiclicn (Hisroiisches Jahrbucli 54, 1934, S. 137-177), Er>i:hni> Eicii>f:x\-s, I>ie Kaiscrkiönung im Abendland, 2 B d e , Wiirzburg 1942, J o siii: B n w x , ilic liruigisclic. Geivacidung irn Occidcnt und Oiieiic nach Ursprung und i:iirwickluiig, I'erwcndiiiig i ~ n dSymbolik, Frciburg 1907, S c ~ i n (wie ~ i Anin. ~ ~ 62). V l i l i i n gehört schon der Saiz von J U X G M A N N (wie Anni. I), indem der Sarz den gcwiR unge~v\-i>Iltcii f~lsclieiiEindruck ei\vecki, dic „I.csung" liahe ccivas inii der Kriinung zuiii Kaiser i i , Koiii zu tun - \voniir J. nicht allcin srchr. Die in heizlichei Vcibundcnlicir geserzien Aiifülii-ungssriiclie ineinen den nocli auf viclc]$>re nicht zu eimüdenderi M~isrci. Köniclicl>eiWcihnachrsdienst 389 lieniesung sind beide Konzilien aufschlußreich, die einschlägigen Nachrichten aber, obwohl Langst gedruckt", mit einer einzigen, noch dazu in die Irre führenden Ausnahme7 noch nie für unser Problem herangezogen worden, obwohl im Jahre 1964 eine Arbeit zur Liturgie, 1969 eine Abhandlung „Zum Zeremoniell auf den Konzilien von Konstanz und Basel" vorgelegt wurdens. Wir wollen aber nicht nur eine Lücke füllen, sondern: Auf dem Konzil von Konstanz treffen sich zwei Traditionen, in Basel trennen sie sich wieder. Diese heiden Stränge gesellen und entwirrt zu haben ist das Verdienst der sehr gelehrten Wiener Dissertation von E. Cornides: ,,Rose und Schwert im päpstlichen Zeremoniell von den Anfangen bis zum Pontifikat Gregors XIII."". In die Geschichte päpstlicher Ehrengaben (nicht der Rose, aber auch eines 'Hutes') gehört die Evangelienlesung des Herrschers, mit dem Gebrauch eines Schwertes. Schon der Titel des Buches zeigt, daß unser Thema wieder einem nur verwandten Gesichtspunkt - hier: päpstliche Ehrengaben - untergeordnet ist. Würdigt man abcr die gleichsam versteckten Äußerungen der Verfasserin zu unserem Thema, so tritt der durch E. Cornides erzielte Erkenntnisfortschritt hervor: die Evangelien-Lesung mit einem Schwert hat zwei Traditionen: 1. autonome herrscherliche Lesung ohne päpstliche Initiative, ohne Papst; das beim Lesen gehaltene entblößte Schwert ist das Reichsschwert: der König liest in königlichem Gewand, mit der Krone auf dein Kopf, ense evaginato. 2. herrscherliche Lesung mit päpstlicher, näherhin: avignonesischer Initiative, mit Papst; das Schwert ein vom Papst verliehenes. Soweit für diese zweite Tradition verordnende Quellen zuständig sind, hat sich mit diesen die gelehrte Verfasserin eine Mühe gemacht, die ihr sechs Jahre nach Erscheinen ihres Buches hätte abgenommen werden ' Als Ediroi fiagi man sich gelegentlich, für wcii inan ediert. Es war niclit die Aufgabe des iiöclir veidicnsrvollen Buchcs iSon SCIII\I\III.P~:ENNIG (wie Anin. IO), auf die piakrische Anivcnduny. dci „Zercnionienbüclier" einzugchcn. Waruiii bcginnr dann abcr das „Vcizeiclii>is der bciiutzrcn . . . 1.irerarur" (S. 441) mit „Acra coiiciiii Consrancicnsis 1, ed. H. F i s s i , Miiiisrci 189h"? Dorr srelir zum Tliema rein gar nichrs, umso mehr in dem niclir riricrren Band 2 (wie Anm. 18). Die Acta conc. Coi~sr.nur mir deiii 1. Iisnd zu zitiereii, rclieinr aber Tiadiriori zu haben, denn so r i i r auch i i i < ; i i n (wie Anin. 21) in seincr Ilichcniai-Ausgabe. ' S. Anm. 62. " Somolil aus den Ordincr n-ie aus den Akreii isr von 1 . i K~o i : ~(i bchandeii: ) Dic 1,iruigic dci Scssioner Generales auf dein K.K. (Das Konzil von Konsrntiz. Bciträge zu seiner Gescliiclire und Thcologie Iig. von Aucusi- FRAXZEI-WOLFGA\IGMÜLIER,Freibuig 1964, S. 241-221). In kiitiscliei Auseinaiidcrseizung mii der ungenügenden Haiidschiifren-Basis dcr Koepsciicn Arbeit crläuterr u n d ediert Bin\-ii:\ni> Scniii\iii.i~~:risic,Zum Zeremoniell auf den Konzilien von Konsranz und Barci (Quellen und Forschungen aus iralieiiischen Archiven und Bibliorlicken 49, 1969, S. 273-292) drei , , im Chor bei fcierliclier Zelebrarion eines Prälaren mf dem Konzil, (111) über den modi!r rervandr<i bei den öffentlichen Siizungen. Für unsci Tbcina kann die Arbcit nichrs bcirragen, da Perer Assalbiii, scit 1417 Saciisra Mariins V, ,.in seinen Zusärzen zu derii (weiter unten für uns wichtigen) Zeremoiiienbuch seiiics Oiikels I'errus r\melii ((3rd" Roiiianus XV)" „das Konzil r o i i Konsraiiz ~iiclir eiivähnr" (bcr. S. 276). " I ~ i . i s h ~ ~ iGon\-rnis, -ii Kore und Scliweri im päpsrlicbcn Zerernoi~iellvon den AnFängen bis zum Pontifikat Gregors XI11 (W-iener 1)isscnarioncii aus dein Gebiete d c i Gcsciiichre 9) W'ien 1967: dazu H,in-i-~ii-i~ O O C K M A X S ,in: Zeirsclirifr für iiiiciicngeschichre 80, 1970, S. 257f. 390 Iieimann Heirnpei können durch Analyse und Edition der „Zeremonienbücher der römischen Kurie im Mittelalter" durch B. S~himmelpfennig'~. Von der Konstanzer Weihnacht des Jahres 1414 gibt es nicht wenige Berichte. Aus Frankreich meldet Weniges, aber sehr Brauclihares, der 'Mönch von S. Denis"'; eine Erzählung ist in das Magnum Chronicon Belgicum eingegangenJ2. Aus Straßburg erzählen ein Fortsetzer des Königshofen und Reinbold Schlecht, Kantor an Jung St. Peter", aus Basel die Röteler ChronikI4, aus Bern Konrad Justinger'" aus der Ferne die Magdeburger Schöppenchronik und der Fortsetzer der Deutschen-Ordens-Chronik des Johannes von Posilge'"; aus Konstanz selbst, sachlich und zeitlich präzis, der Augustiner-Eremit Dietrich Vrie, der seine Geschichte des Konzils (De consolatione ecclesiae) im Jahre 1417 in Konstanz schrieb". Von den Verfassern bekannter Konzilstagebücher'%chweigt der Kardinal Fillastre, notieren Wesentliches die Kurialen G. de TurreX9und, besonders einIäßlich, Cerretanus'o. Als von dem ausführlichsten Bericht aber ist stets auszugehen von der nicht vor 1424 niedergeschriebenen Konzilschronik des Koustanzer Bürgers Ulrich Richental mit den berühmten Bildern, die abschildern den Einzug des Königs mit Gefolge ins Münster und die erste der drei Messen des Weihnacbtszages 1414". Binx~qini>S c ~ i i i ~ i ; i . i ~ r r : x ~ iDie < : ; Zeicrnonienbüchcr der iömisclien Kurie im Miiielalrer (Bibiiothck des Ueutsclien Historischen Instituts in Rom 40) Tübingen 1973. " Chroniquc dii Rfligieur de Sainr Denis, Iig. von L. BEI.L,~<;I~E.I, 1844, 5 S. 470. " Magnum Clironicon Belgicum, 11%. von J. Pisronius, 3. Aufiagc von U.-G. S ~ n u v i 1726, , S. 388 (356). '" I:. iMour, Quellensnmrnlung zur Badischen Landesgeschichrc 1, 1848, S. 262, Nr. l l ; Keiribold Schiechr, (Foirserzung der) Flores remponim, lig. von R. Firsii:n (Zeirschrifr für die Geschichte des Obciiheins 45, 1594, S. 129). '" Baslci Chroniken, Iig. von A. BERVOULLI,Basel 1595. 5, 5. 152,lO. '"onrad Jusringer, Berncr Chronik bis 1425, hg. von G. STunrn, Bein 1871, C. 221. ' W i e Magdeburger Schöppencl>ronik,hg. von K:w. jr\rrctir (Ilic Chroniken der deutschen Siädie 7) Leipzig 1869. S. 5 3 9 f Llie von \Vo~iic.,~sc. M ü ~ l . i i ~Dei , Ulidciscliein dcs Korisranzer Konzils in den dcurschcii Srädtechroniken (Das Konzil von Konstanz, wie Anm. 8, C. 447-456) S. 454 erwälinie „großartige Schilderung" ,,der (1.übcckci) sog. Ilufus-Cliioniii" (hg. von K . i n ~K o o ~ ~ ~ s s , Chroniken der deutschen Srädre 28, Leipzig 1902) S. 69 bezielir sicli nichr auf die Weihnacht 1414. Forrserzer des Johann von Posilge, hg. von ERNSTS?RI:HLKE (Scripcores rerunl Pru~sicaiurn3) I.cipzig 1866, S. 3491. Dietrich Vrie, De consolaiione ecclesiae, lig. von H. vor ,>in H:\ni>?- (Magnum oecurnenicum Consraniicnse Concilium, Frankfuit 1697) 1 S. 1541. Uestc Würdigung uoii Biographie und Scliiifien von dem Entdecker ziveier Konziisprcdigten Viies A D ~ L AZRo ~ x i i . i . ~O.S.A., n Unbekannrc Konsianzei Konzilspicdigren der Augusriner-Thcologcn Goiifried Shalc iind Dieiiich Vrie (Analccra Augiisriniana 33, 1970, S. 5-74) bes. S. 13-17. "'ci Haisxicri Fixtiii, Acta conciiii Consranciensis, 2, Münster 3923. In> folgenden immer n u r „Ac'I' " ii". "' " . Acra 2 S. 349. Acra 2 S. 199f. Ua es keine Ausgabc der Koniilsclironik des Ulrich Richenial gibi, die alle bckannren sechs Terre bötc, müsscn mir uns bchclfen mir dem Abdruck dcr einsi Aulendorfcr, ieizi Nen, Yorkei Hand- Wir werden sehen, daß sich diese zehn bzw. elf2' Bericlite verinehren lassen. Die Hofgesellschaft: König Sigmund, Königin Barbara, deren Schwester Königin Anna von Bosnien (von Wossen), Gräfin Elisabeth von Württemberg, Kurfürst Rudolf von Sachsen, dein Richental den Namen „Ludwig" gibt'", und ihr großes Gefolge steigt, aus Stuttgart kommend, in Uberlingen von den Pferden hzw. Wageii „auf den Heiligen Abend", und ruht sich in dieser Reichsstadt aus, und riten da bis ain stund nach mitte7-nacht ($46; aber Buck S.35: v o r mirternacht). Ai11 selben Abend war die Nachricht nach Konstanz gekommen, daß der König 'nahe' sei, ('man sagte aber nicht so genau, nit also durlich, wie nali er a ~ ä re'), worauf die Konstanzer Bürger alle ihre Scliiffe und Schiffleute nach Uberlingen scliicken und für die Erwarteten die Ratsstube heizen lassen, und hieß man die ratstuben wo1 wermen, ,wenn sie kamen, das sy sich .warmten, als och geschaci? ($ 46; vgl. Buck S. 35). Bevor sie - König usw. - sich in Uberlingen zur Ruhe begeben, bittet der König den Papst durch einen Boten, er möge mit den ersten heiden von den drei Weihnaclitsmessen auf ihn und die Königin warten, das er iro solt warten mit den messen, die man vor tag singet: 'was auch geschah' (5 46, vgl. BUCKS. 35). Uni zwei Uhr, m o stund nach rnitternacht, landet die Hofgesellschaft in Konstanz ($ 47). Das Königspaar mit engstem Gefolge samt Dienern begibt sich von der Landestelle ins Rathaus'j, in dessen 'Stube', wo sie sich 'etwa eine Stunde' aufwärmt, und ,wärmten sich wo1 ain sti~nd(§ 47; vgl. BUCKS. 35). Die Bürger r 47; vgl. BUCKC. 35) - es sind schenken zwei Brokattücher, zwai verginlti t i c / ~ e (g die zwei auf je vier Stangen zu tragenden sehr großen Baldacliine (die aclit Träger, angesehene Konstanzer Bürger, werden genannt), unter denen König und Königin mit Umgebung zum Münster schreiten werden. Die in der Ratsstube versaminelte Gesellschaft wird nicht nur gewärmt, sondern auch erquickt: mit 'viel' (heißein?) Malvasier, den sy und all ir diene7 truncken, e sy zu der m e ß gingen ($ 47). Der Gang ins Münster wird von Richental init einein Sätzchen abgetan - freilicli uiiiso ausführlicher abgeinalt. Und wauend also in dem Miinster die mette u ß (S 47; ugl. DUCKS. 35): 'und sie (König usw.) waren in1 Münster (zunächst) die (ganze) Matutin hindurch'. Der Papst hatte also länger gewartet, als der König gebeten hatte: nicht nur mit der ersten Messe, sondern aucli mit dem dieser vorausgehenden Stundengebet, der Matutin, der Mette. scliiifr (A) durch Mlcii:\ii. l<icii:\no Ui;cii, Uliiclis von Ilichental Ciironik des Coiistnii~.eiConcils, Smtigaic 1882, Neudruck Hildesiiciiii-Kew Yoik 1971, und der von O-i-io Fe<;iin, Uliicli Richental. I>as Konzil zii Konstanz 1414-1418, Konsiini. 1964 geboiene~iAusgabe nach der Haridsclirifi dcs Konsrnnzci Kosgarren-Miiseunir (K). dic wir berorziigen, da sic iciciici isr als A. Gelegcnrliclie nerinziehung der zur Gruppe A geliörcnden Prager und der zur Gruppe K zu srellcndcn Wienei Handsciiiifi verdanken ~ v i rder gütigen ~2ushilfcvon Herrn Direkror H . i v l ~ i i x i i naus Kopicn des Konsianzcr Stadraicliivs Wir ziricren Bocx niii den Ziffern der Seiicii, Fe<:ii~riiir den Ziffcrn der Paragraphen. " Wciin wir Kiclicnrals Naciirrag in A, iiiicn 5. 199 als bcsondereii iiciiclir rechnen. Riciicntal nenn? dic Annn von Bosnicii: ,.Illiraberli". iiiid die Elisnhcri> von W'iiitrriiiherg: ,.Aiiin" - uSasdie Hcrausgcbcr gläubig liiiinchrncn. L.iid~vigvon Ilricg: r. iinicii S. 3%. '-' Sog. Alrcr llariiaus aiii Unrcieii 1:iscbiiiaiki. " Wann begann, mit der Matutin, der Gottesdienst des Weihnachtstages 1414? Gelandet war man um zwei Uhr. In der Ratsstube wurde man gewärmt - 'etwa eine Stunde'. Das ergäbe drei Uhr. Aber niemals konnte jetzt die Matutin beginnen. Von der Anlegebrücke bis ins Rathaus waren es zwar nur etwa hundert Meter, aber auch diese waren nicht in äußerster Eile zu überwinden - zu Fuß, zu Pferd? - jedenfalls mit Umständlichkeit, denn eine vornehme Gesellschaft, zumal eine königliche, an Etikette gebundene, mit Damen reichlich versehene, bewegt sich auch auf engem Raum schwerfällig, zumal ein Stadttor, auf das die Landebrücke zulief, durchschritten werden niußte, das Konrads- oder Fischbrucktor, bevor man sich innerhalb der Mauer nach rechts (Norden) zum Rathaus am Fischmarkt wenden konnte". Man kam also schon nicht sogleich nach zwei Uhr ins Rathaus. Freilich: die Zeitangaben nach Stunden, also aucli -2 Uhr" müssen nicht präzise sein, zumal die „Ankunftz' verschieden berechnet werden konnte: als Landung an der Brücke, als Eintreffen im Rathaus; so inag auch Reinbold Schlecht (s. o. S. 390 und U. 405) nicht übcl rechnen, wenn er Sigmund 'in der dritten Stunde nach Mitternacht' nach Konstanz kommen Iäßt. Im Rathaus nun konnte man in einer Stunde vielleicht warm werden. Den Malvasier gab es, wie die Konstanzer Handschrift (§ 47) deutlich sagt, um drei Uhr. Dann erst, wenn zumal König und Königin gewärmt und gestärkt waren, konnte die Obergabe der Baldachine folgen: dies gewiß mit zeremonieller Langsamkeit. Auch ein bestimintes menschliches Rühren forderte - nach eisiger Fahrt und in der Aussicht auf stundenlanges Ausharren in der winterkalten Kirche - Recht und Zeit, und „Sanitäre - sit venia im Konstanzer Rathaus garantierte gewiß nicht rasche Erleichterungen einer aus Herren und Damen bestehenden Gesellschaft - unser Chronist verschwei;t so etwas, doch ebenso diskret deutet die zeitraubenden Nöte Cerretanus an, welcher die völlige Erschöpfung von Papst, Kardiiiäleii uiid Klerus bewundert, die elf Stunden in1 Münster ausgehalten hätten non divertendo ad actum ali~rn'" Und der prozessionale, kerzenbcschienene Fußmarscli des inzwischen zur Masse geschwollenen Zuges zuin Münster konnte auch niclit gerade 'raumgreifend' sein. Zwisclien Landung und Matutin verging also wohl reclit viel Zeit. Wic lang „riiliic" man in til>erliiig~.ii, wie lang dauerrc dic Ubcifaiiri, bis tim 2 Uhr iii Konsrani gciandct ~vurdc?Die Angaben der Ridienial-Handsciiiifren sind wideispiücliiicli. Dic Konstanzer (446) und die \Vieiier (fol. 44) lasscn König uiid Gefolge iuiicn bis aipi stand nacl~mitieinncln,1 Ulii: darin Iiäiic dic Scliiffung (nur) I Srundc gedauerr. Aulciidoii (Bi:<:s S. 35; den uiiseligeii 1.apsus: Landung iiii, 22 Ulir. brauclien wir niclit zu bcachtcn) und Piag (fol. 13.4) gcben dci Keiscgesellscliafr Rii- 'i Landcstellc: Sr. Koniads- oder Fiscli-Briickc. ~'K:I\;% X,\~iiz*K R A ~ S Dic , Kui>srdeiikniälci-dcs KreiKonstanz (Die Kuiistdenkinllei dcs GroRlicizogtums Badcn) Frcibuig 1 S87, S. 275 iiacli J . MAKM o n , Gescliicliiliclic Topographie der Sradr K. . . . 1860, S. 36:. - l~euriiclizu selien und durcil bcigefücre Schiifi. i>ezeicliner ist die niclii breite als lni>ge 1.andebiücke auf dcr Vedure in Scliedels Weitcliroiiik ~ o i 1193, i dic i ~ o l i l1-0" dem seir 1176 i i i K. nacligei~:iescnen Mnrtlilus Giiirechi eiirivoifeii ist: I'. Tiiösi, Vediiten der Stadt Koiisranz von Hai-iiiinnn Sciiedcl bis Mcrian uiid \Volfgang Spenglcr (Unsere Kuiistdciikmäiei 20, 1969, S. 2301.) niit reikleii>circi .Abbildung dcs Exeinplars des Kosgarren-Museuii~s(dessen Format 20,s x 52,j cm). 1Veirer verkleinci-t bci E i . i s n i r ~KOCKIK,D ~ C Scliedelsclie Wclrclironik. das gioRe Bucliiinreinelimen dcr llürei-Zcii (Biblioiliek dcs Germanischcii Naiionaliiiuseums Nürnbey, ii:r deuisclieii Kunst- iiiid Kiilrorgescliichre 33) Münciicii 1973. rZcra 2 C. 200. e s '" Königlicher U~eilinacliisdiensc 393 Iie nur bis 'eine Siundc vor Miüernnchi', 23 Uhr: Secreise 3 Stunden. Nur die ierzrcie Angabe düiire einigermaßen riciitig sein, bei eiiicr Entfernung von etwa 16 Kilornecein, zwar: exakte aus der Zeit i i i i i I900 fiii die Harder Sciiiffahrr, ninilicii fLir die 43 kni von Konsranz nacli Hnrd (südlich von Brcgenz) gewonnene Ern~irrlungcncigeben eincn Duici>sci>nirrzwisciien 7.2-S,6 und 14.3 ScundetikiloniercmJi. Die Scgelbedic>gungcn rnögen bei Vorlieiisclicn nicist nordwestiiciier „Starkwinde iiii Wii>rewierrcliahr" als günstig ierniutct n - e ~ d c n ~ ~ . Abci: „Die maximalen Scbiff~gcscli\vindigkcitc~i bci starkem Wind lagen daiiials auf Vor\i.indkurs bei 13-14 kmlli. O b zum Zcitpunki der Ubeifalirc sperifische Winddiückc von 13,5 irplin' . . . Iicirscliren, isr iinbckanrir. Die für die Ubeifalirr r o i i Uberlingen nach Koilsiarir angegebcnc Zeit von I Stundc crscheirir daher Iiöciisr unii.alirsciieinlich, zuiual eine I:ahirricIirungsindeiu~ig beiin Eichhorn aus Südsüdost in Richtung W-esi notwendig war, dic bci gleichstarken Windeii aus d e i \ i l i i c i i Kichiung mir Siclierlieir eine Vermindcrung der Fahrrgesclin,indigkeir zur Folge haiie." 0.i.eidi,::,:i>sr brieflich). Die Konsranzei Iharrcn 'alle illre Scliiffc und Scliiffieure' gescliicki. In Ubcriinscii imußtcii soriiir iiiehrere Schiffe bcladen werden, mit Mensclien, Gcpick und - bci dunkler Nachi! - mir Pferden; lcrzrerc auf Scliiffe zu verladen, die für Salz und Getreide cingeiiciircc w-nren, m u ß rciciilicii Zcir gekoSter iiaben. Zuden>: die Sci~iffe,cinscliließlich dcs kiiniglicheri, mciden iiiclir in> Korwoi gefaiiren seiii, sondern das eine Scliiff sclineller, das andere langsaiuer. Für dic blasse der Cbeizuserzeiiden niiigeri iiiii Laden, Faliicn und Landcn ieicliiicli iiichr als 3 Srundcn i.eigclicn. Das Köi>igsschiffaber iiiclir als erstes, sondern c h i i als leirrcs abgelegt Ihabeii: das große Gefolge sollte i i i Konsranz niclir ein-arrcr, sondern angecioffcn ~verden. I ü r den Köiiig, 2 Köiiiginiien, i Gräfin und das e n g r e Gefolge ist dic Angnbe: Ruhc bis 23 Uhr durcl~ausa~i~ielinibir, zu~iiaiwcnii dic Zeitangabe weniger auf dar Weckeri als auf die Abfaliir bezogen wird. Denn der Köiiig und dic Seinen konnren niclir vom Berr i i i Boot spriiigeri. Die Damen rnuRren fiisicir wcrdcn - mir den Kioncn auf dein Kopf ivcidcn sie cniclit gesciilafen haben - ein Irühsiü&, irgcndeine Stäikuiig niuilrc gereiclx weiden. Traien die Heriscliafcrn endlich aus den, Haus, konnrcn sie bci Fackelsclicin iiocl> lcrzrc Lndevorgäiigc bcobachicn. Endlich: 'König' lcgr a b : 23 Ulii. Fragen blcibcn: War sternklare Naclii? Fiir Leuclirfcucr gcsorgr, vor Dingclsdoif, auf der Mainau, x,or Staad, ani Eichhorn? War kein, oder ivnr flauer Wind, ca koiinte die Srieckc noch inimer in scbiicllstcns 3 Stundcii bewältigr iverden, denn: „Alle Lastscgelscliiffe koiinten iniiieis Kuder und Sclinitstangen foiibcwcgt werdcii. Jc nach Scliiffsrype und Beladuns dürfren liierbci Gescliivindigkeiieil zeisciicn 3 und 5 knilli crreichr ii-oiden sein" (1.cidcnfrosi bricflicli). Dic aus dem 17. und 14. Jaliiiiundcii srainiiiciidcii, I.cidcnfrosts Bucli rciimückcnde~iAbbildunse~ivon „l;idincn", dcn gröilccn Lasrsegclschifferi, zeigcn vici Rieineiipaaie vor dein Segelbauni. Der Papst begann die Matutin mit größter Verspätung: gegen fünf Uhr. Wir rollen Richentals Zeitangaben von hinten auf und lernen so die Sache selbst kennen. Der ganze Gottesdienst war init Abschluß der dritten Messe, dem Hochamt, der Missa solernnis, vorbei, das war etwa um elf Uhr: die (dritte Messe) verzoch sich bis um die I 1 (5 48; vgl. B u c ~S. 36). Jetzt, endlich, nachdein man noch den Secen an das Volk ausgehalten, den der Papst nach Verlassen des Cliores dem Volk vorn Altar des I.eutpriesters2~espendethatte, g i n ~es in die Herbergen. Der dritten Messe voraus waren Priin, Terz und Sext gesungen, damit war es neun Uhr '; Joii,ts*.as I.ri~r\-rnos-r,Die Lasisegeiscliiffc des Bodensees (Bodeiisee-Bibliorl~ek 11) Sisnisiingen 1975, S. 51-55. '* E. Huss, Beirr5:jc zur Kenntnis cicr Winde im Bodcnsee~cbicr(Schiifren dcs Vereins für die Geschichie des Bodeiisces 93, 1975) S. 207. ' 9 44 ((vgi. B a c S. ~ 36): Rach dem allem ging der l a p i i urier dem chor ifldei l<iprierros alrar iord da den regen nllem volck . . . Llcr Aliar des L.eutpriesteis ivar dci unrer (vor) dciii Lctrner sreIiendc ,,zweirc Konradsalrar", nlrare pn>nci,ieli, Alrar des Münsicrpfniieri: H i i ~ i ~ i Kzirxe~s, i~? Das Münsrer Unserer l.iebcii Frau ZU Konsranz, Konrianz 1955, C. 291, oline unsere Stelie. geworden: das verzoch sich bis umb die nüne (§ 18; vgl. B u c ~C . 36). Deii drei Stundengebeten war die zweite Messe vorausgegangen, diescr die Laudes: das verzoch sich bis uf den tag: nach 8 Uhr wird es an1 25. Dezember hell. Bleibt beim Zurückrechnen Zeit für Laudes (lausmetti), erste Messe, Matutin. Mehr Zeit als drei Stunden vor etwa 8 Uhr sind für diesen 'Anfang': Matutin, erste Messe, Laudes, wohl nicht zu rechnen. Freilich auch nicht viel weniger - die Weihnachtsmatutin mit ihren drei Nokturnen, mit neun Psalmen, neun „Lesungen", einschließlich drei Homilien ist außerordentlich lang. Zudem konnte nicht sofort nach dein Eintritt des Königs usw. ins Münster mit der Matutin eingesetzt werden. Vor den selbst schon uinständliclien Plazierungcn und vor dein endlichen Niedersitzen gab es noch Zeremonien - fünf zeitraubende dem Papst zu gebende bzw. mit ihin zu nrechselnde Küsse: Handkuß, Fußkuß, Mundkuß (Friedenskuß) des Königs, Handkuß und Fußkuß der Königin, uiid es gab viellciclit auch, wie wir noch erwägen werden, Verhandlungen. Daß wir mir dein Beginn der Marurin bis erwa 5 E h r zuriickgclangcn, wird durcii Iiirümcr besrärigr: diese sind so grob, daß sie schon iu-iedcr cinc Wabrl~eitenrlialicn iniüssen. i'urre und Cerrcranus"' noricren inänilich, König uiid Königin liärieii, von Ubcilingeii koliiiiiciid, Koiisranz uni 5 Ulii morgens cireiclir, eisrerer sagt besonders krass, i u a i i liabc den Konsranzei Flafeii um 5 Ulir aiigelaufcn, rranrfietantei rasdem hom qi?inta poii mcdimn nonem portigm ciritati~Conitancie rir>itingi-erri. Das ist, gcgeiiübcr Riclicnrais piäziscn Ansabcii, so falscli ir-ic i i i i i tiiöglicli: die Missa solcmnis Iiäae. bei A~ikiinfian der Konstaiizei l.andcbrücke eisr um 5 Uhr, bis in den Nachmittag hincin dnueni ~iiüssen.I>ic l.ösuiig isi ririhcli: dcn z & r i ~ f f e , ~ d al>gcI>~ichschrcibciii i floß die Ankunfi ili Koi>stan;. iiiid dcr Ucgiiiii des Gotrcsdicnsres i n e i n e Sruiide zusanin>en: fiiiif Ulii. Und es gibr eincn dritten, noch ~iiir,.liclieren Irrturii. llin liefcir uns trorz seiiics sonsiigen .,absiclitlichen Bciseiiclasseiis aller Ciiroiiologie"" Dieiiicli Vric mit sciiici poliriscli gefärbieii Kuiz~ioiiz: nach riefci scli\~eigciidcr(d. I>. dcr Sruiideiigebere entbeliiender) Naclii, post inte>npeirenorti.< iiknciirm iiärten König und Königin Konsraiiz bcrreten und zivar '~iaclirszivisclien vier und fünf Uiir'. So falscli das iiicdcr irr fiir dco 'Eintritt' in dic Siadr, so gciiau isr es fiir das Einiccien ins Miinsrcr, so daß Viic oliiic Zeiianpbc foirfdimn kann: i n i ~ a o i ti8i:icr . . . ecdcsianr". Iiinrrirt ins h4üiister: zivisclien vier iind fiiiif, Ilegii>iider Matiitin: fünf Uhr. Es isr eben iri,nici die gleiclie. Ankunfr an, Hafcn u n d Einrrirr ins \.lünsrci iaffcnde Küizuiig. iiiir der Asclibaclis Richcnral-Varianrc, „Bruchstück einer Diarium"'3, die Aligabe I'ries: 'ziviscl~en r i c r lind i i i ~ i iUhr' besrärigr: /in> baif,cri rug riz Wi>i<iiiiten'a77inoii ka»n ir,>rei her der Roniicl, l<rinig rr;:iic/~en\J i<>><l liii >7.id,~,iitrer~wic/,ter :<nd iin elir!,e f r o s rrnd gingenr :;!icli in ilin i > i i > , a ~iznii r ii;erc»t da die >nett;x i r , ilic <I>-ei niciien nili zeit. Iliciiciiial und Cerictanus he\viindciri -- ivic die eben ziiiciie Kichcnisl-Variarire - das laligc r\usl,alrcii ailci Bereiligtcii bci alieii Siiicken des Corrcsdiensres; X\-obcifrcilicli wieder l:ehler unieriaiifen. Iticlienral: ßj diser >net:i (Marurin), Gy diicn (3) ,>,eisen rm<ib j ddc ggeriingen zite>i (Prim, Tcrz, Sesr) c n r e n >!J? imd ><J?, Köiiig, Königin u i i r l dic andein (Uu<:ti S. 36, kürzer $ 48). Zum i\hscliluß der Missa solemnir sagi der Cliionisr: ßai (dci ganze Gorresdicnsr) c.erioc/> sich IT iii;>zrti!ndcien,<ins 5). in dem mii>iiter waren: (BGCKS. 36; iniclit iii K): jeizt rcclinei Riclieiinl gciviß falrcli - den M ü n rtei;iofenrlialr dcr Königlicbcn ab zivci Uhr - \.ondcr L.zndiing a i i i Hafen ab! Cerreran, dieser Prorcus zwischen 1:aIscliem und Waliicn„ ragt n u n ciiiiiial d i r Riciirige. Aucli er i-ülirnr das hnge Auslialren ~ o n Köiiig und Köiiixiii iiii \.lüiister. All dicseiii: hlariiriii, drei Messen. \voliiiten sie 'pcrsöiilicli' bei. Und dabci recliiiet er zurück lind iccliiici bessci als Riclicntal: Mariiiiii und Messci, dauerrei~6 Srundcn! Das ist: Anfaiig uiii 5 Uhr. Eriniicni xvir uiir der elf Siiindcn, dic laiic Cerrcranus dcr Klerus. der I'apsr "' Wie Aiiiii. 19 iind 20. Hi:~znicii Fisair, 1:orrcliuiigen iiiid Quellen zur < ; e s c h i ~ h i ~CS K O I I C ~ ~ ~Konzils, Z C I Padcihorn 1889, 5. 38. I-ihni>i (wie Aniii. 17) C. 1541. .. Josi:~:As<:iruacii, G~scliiclireKaiser Sigiiiiiiidr, 4 Bdc., i-la8iii>urg 1839-1845, 2 S. 420. ,. 'ara2nldzuo~suazdn~~ro?zrcadw~ 'iramqss aua%ozaS ap!aqss rap sne sep pueH i a p ' p x z run!~aSuenz~sep aiuuoy ua%u!s .i!aquqomat) iap qseu. .aprnA raqs!~ras -!ey uaqs!aZ uinz> . . . 1asa!p yep "iuiw!isaq> ua11eja3 nz ,ras!ex, uiap aqeq i s d e j rap 'azinx U! >%es13 .s!uaa lu!eS sne rau!iy!pauag ayss!sozueq rap IS! 'IainapuE qnne pnn ineyssqsinp Suequauiuresnz u~qss!i!lod uap rap 'unu aS!zu!a I a a .uaiqoip uaUe~yuyaisramqss ui>p 'uueq -01 'al[[os uaqa![j IFUO.\Iuo.4 ra1-ds a~euoyq!arp rap 'uueqol 'alieq u a 2 u n ~ z a O s [ y u o y uaqssinap uaiyeqlan sap %unjnrag rnz S!uox 1ap uap 'uueqol :uainuinz aIrla7 sep snialx uai[auiuresran ralsunyq tu! wap aiynui rasa!p 'isdej uiap aluuoq punuiY!~ p u n .ua[oq ua[nsqlsorj ralyunz pun ra!z!rlej 'a[gu!piex 'isdej qs!s ua1yucU pun uapiam uaSueSaq uai!ayS!solslqstsysn.d 3puas:a.d a p n u axspue pun uauu!%!uox !amz uaOaS uaipnp 'uamnesian nz iqs!u e! rnu asueq3 aqs!pqxuq!am apuarqayrapa!m rqatu lqs!u iqs!aIja!a a!p tun :al!s~ uafeinrq pun uasoarau qs!al0 -nz raiq! uon ia!q y!i![od spunuiS!~uaqas r ! .~. . o ~ s n B n vaLwsa3 W ??!xg :uasaI urn![aSue~z~s e p :iel .mzq uauuoy uni aiieq u!iniem rap U! uoqss qsne ra sem 'uni punurz!~aiuuoy a>ou assaly uaisra rap U! rnu 'uaqaqssaS isua!psiqseuq!aA aqs -![S!uoy rap aluuoy assam nIasa!p U! rnu u u a a .,,a8uijJuw uassazuis?.c azp uww zvp a 'az?ua?so3 n z v p a8?~/?ua~wrn zs wp 'z7ua1~03uaz S J J Y ~ D U?uaLn/pun aj/lyJs n z ua8 -uiy~aqznuon uz8un>1 azp pun B u n ~.1ap apmq luawny p u n :sne y!uorq3 r a p i o ~ arp sSruoly sap assaraiul sasa!p lysnrp a z r n y raqsrljjarlloa u~ .(jaSux .tap e!roIt) 'PI-t'z .sn7 i!") iuiefa0ux tuap 'assaly uaisra rap ue i n u 421 Siuoy u i a a -zuqos wsszw i a p 'itueqsoH uiap 'assamsaSe~rap rsqnua%aä qesuatuuiesnz 'uassaui - q y uap~aq ~ a!p os[e ' w ~ o r uz n ~assam a!p pun ( n l u u ~!1lwU uz) a7JOu uz assaly a!p ~a [ ! a ~LqjeqsJprnu os ' i p [ uauuau cUaSsaly !amz> a!p uq! [eiuaqs!x UUah .nqs!u Y!uox tuap Sej ( u a l r ! ~rap s!ardqo7 uiap i!ui 'OZ-51'~) uin!ya%ue~3-seyn? ui! sl!aisiqseuq!aiX\ sap yn[qss ~ a I!- p iuieuaii!H uiap 'w.(oLnw U?assaly ua~!amzrap uv , , . u a i r e ~nz y u n y u v rau!as nz s!q 'Sunrauiui~pua~roly rap U! assaly rap 'wr -omw U? WS-zu rap i!ui suaisS!uam 'oqe leq S!uox r a a " :iqalsran OS '~a8-s 8w? ron unzu azp 'uassaw uap -tu uapram iaiiemaS aSoui sa :yeqssiog aqs![%!uoy asa!p ra uuam '!aqron 1ya!q3s aqe%sneiqseid-jemaqq JSP raqaSsn~raHI a a juassaly usls -2s ramz Trap I!UI Ualreik\ :i%e!az zueisuo)l qseu i s d e j uinz alog u!a aprn.a 'ua%u![ -raqn U! ueui lern urneg :uoq3s uairoq .iromlutJ a!p isq~asiq!% punui%!~ iuapraM ira!uiieIe aijunz uapua0eriuazray a!p pun iysam -aS raSg~iu!qsep[~g a!p 'yjeqssaS!aqray ua2ue1~pun i ~ y o r g'ra!seapq,q 'iz!aqa% aq -nissieX a!p al!z~ U! tunrem 'iys!qssaO uaSu![~aqn qseu iqseN rs5!s!a U! aina[jj!qsS razueisuoa a!p uaiynui uinlem 'ua%!ais nz f!qssaasuapoa aqey sep jne uin 'uap -ram uass!ra% j z f q s ~uiap sne J q n ~z JOA 'uaSa!isaSuin iiag sjne uaSem\ ~ a p po r a j j uon a!s lern uiney ',cqeqssl[asaf) apnuias!ar a!p uaSu![raqn U! aiynui uinrefi .uaqseS uap nz uairaz uap uoi\ U! iassew -U7i1Js apuap~adsJ C U J E 5%!~ip ~ ~ U J J J L ~ ~ Juap T myne q3ou i i u ~ pcaiq>raq~lu!asZ!uos sap ~ S I O JU,! J~ ir.13 s!p ~ u q o 'u~pio.* i s i ~ r . a ~Y!uoy Y uap jnr o s p u n i ~i3i.k e u i a i e i os 'uau~eijriiriaisulm tu! ''ueion statuit, ut . . . ipse in signum imperatorie dignitatis evangelium Exiit edictum a Cesare Augusto, tenens evaginatum ensem, ~ a n t a r e t " ~Der . Franzose spürt das 'kaiserliche' Interesse des Königs an dem ganzen Aufwand, das Interesse an der Wahrung eines alten oder für alt gehaltenen Rechts: more solito. 11. 1414. MESSE, M E T T E ? Der Regelfall war seit Karl IV., daß der König „dasu Evangelium Exiit in der Matutin, der M e t t e 'las', 'sagte', 'sang'. Wir wissen aber, und ebenfalls seit Sigmunds Vater Karl IV., daß die herrscherliche Lesung als auch in der ersten der drei weihnachtliclien Messen geschehen bezeichnet werden konnte; die Evangelien der dritten Nocturn, der Matutin: Luc. 2,1-14; Luc. 2,15-20; Joh. 1,l-14 und die Evangelien der drei Weihnachtsmessen, Brevier und Missale entsprechen sich. Bezüglich der weihnachtlichen Lesung gehen die Berichte über Matutin-Mette und Messe auseinander. Der Fakten-feindliche Dietrich Vrie drückt sich so pathetisch-allgemein aus, daß er nichts beiträgt (oder docli? - wir werden sehen). Die Mehrheit läßt den König in der Matutin, in der ,,MetteMlesen. So der Franzose aus Saint Denis: ut matutinali officio Nativitatis Domini . . . evangelium . . . cantarefi7. Der Königshofen-Fortsetzer aus Straßburg: der König liest das Evangeliuin Exiit edidum a Cesare, nach Gewohnheit der römischen Könige, mit ausgezogenem Schwert, in der Weihnachts-Mette". So auch Cerretaiius: Inceptisque officiü Matutinorum rex diaconali Weste indutus . . . lectionem cecinit . . .39. Nach Schluß der Matutin zelebriert der Papst die drei Messen. Nun aber Richental: dieser sagt zunächst (BUCKS. 35, K 47) nur, der König usw. waren im Münster 'die ganze Mette hindurch', dann aber, das Thema aufnehinend (BUCKS. 190, K 48): Und sang man das ampt Dominus dixit ad me (Introitus des Engelaints, Psalm 2,7) etc. Und do es kam z u dem evangeli, do gtfng der Romsch King mit uil brinnenden kertzen uff die kantze14" und sang das Evangelium Exizt edictum etc. . . . Wer hat Recht? Für Richental, also für den königlichen Weihnachtsdienst in der Messe, spricht 1. die Angabe über die Zeitfolge. Der König hatte gebeten, wie wir bei Richental lesen, man möge mit den ersten Messen auf ihn warten; in der uns bekannten Zeitnot mochte er sich nicht auf die - recht lange - Matutin sondern sogleich auf die Erste Messe eingestellt haben. Als dann der Papst sogar mit der Matutin gewartet hatte, konnte es - vielleicht! - beim Schweigen in der Matutin, bei111 'Singen' in der Messe bleiben. Für Richental .W' \Ge ,\",I,. 11 Wie Anm. 11. W i e Anm. 15 (Königshofcii). \Vie Anm. 20 (Cerreriniis). Welclie K a n i e l ' ? \Venri eincr dci zwei Prcdi~rsrülilearn 1.eiiner niif dem Bild von der Konzilssiizung in I( fol. 15/16 dszu § 56, vgl. H.AK.I.XUI. B«OCKI(:\SN, Ailienaioi~-Bildcr-Atlas zur Deursclicn Geschicliic, lig. von I-Irnniini. J:\XKOHK. HAR.I\IUT BOOC~~MISX, \VII.HFI.M TREUE, Friinkiuri 1968, S. 682 Tafci 2.101, danii wohi der f ü r das Konzil ciiiclireic Prcdigrsruhl auf dcr bieiren „Piatic" im L.a~igl>-ii>.s, &m// man in iaiin prediget Buci: 5. 32), und niclir dcr andere, von den, die Konzilibesshlüsse verkünder wurden. Oder isr dic 'Kanzcl' einiach ein Lesepult, pi~ipirirm,s. unten bci Anin. 43. '" "' spricht 2. die Ausführlichkeit und Geschlossenheit seiner Erzählung sowie 3. was er, in Einklang mit den Bildern, über die Kleidung des singenden Königs mitteilt. Die Bilder zeigen den König beim Lesen, Singen in der Messe; denn die Seiten mit dem lesenden König und dem zelebrierenden Papst gehören zusammen. Richental Iäßt den König als Diakon gekleidet sein und somit für Dienst in der Messe: Sigmund was angelait als ein ewangelier mit kostlichem meßgewant4', und jene Bilder, denen wir in diesem Fall trauen dürfen, stellen den in der Messe lesenden König als Diakon dar: bariiaupt, Krone abgelegt; soweit die diakonalen Gewandstükke sichtbar sind, trägt er über der die Füße fast noch bedeckenden Albe die Dalmatik: man sieht in der Konstanzer und in der Wiener Handschrift ein halblanges, beiderseitig bis unter die Ärmel geschlitztes Gewand mit zwei an Schnüren über den halben Rücken fallenden Quasten, eben eine Dalmatik. Wie Richental, so l'aßt Reinbold Schlecht den König in der Messe lesen - und Reinbold genoß die guten Informationen seines Vetters D. Job Vener, des einflußreichen Rates des Pfalzgrafen (was wir an anderer Stelle dartun): . . . et legit emangelium in müsa . . . coram papa et cardinalibus, publice et in corona sua . . .4' Und sogar Cerretanus könnte dem Richental zu Hilfe kommen, denn er verlegt die Handlung zwar in die Matutin, zieht den König aber als Ewangelier mit einer vestis diaconalzs an: aber in der Matutin liest der König nicht „als" Diakon, sondern als - König4s. So könnte man zugunsten des ortskundigen Richental erwägen: Der weitab schreibende Franzose, der nicht in Konstanz anwesende Straßburger, der Italiener Cerretanus berichten nicht, was sie gesehen haben, sondern was sie als die Regel wissen. Aber wir beruhigen uns nicht. Sollte Richental, der am Hafen und auf der Gasse besser Bescheid wußte als im Münster, wirklich allein recht haben? Die Matutin-Verfechter erhalten Verstärkung: durch ein Schwert. Daß König Sigmund von Papst Johannes XXIII. anläßlich der Evangelienlesung 1414 ein Schwert geschenkt bekam, steht außer allem Zweifel. Die Belege heben wir uns noch auf (bis S. 403). Aber wollten wir es dem Cerretanus nicht glauben: der Narr Massen Borra hat 1417 - wir müssen vorausgreifen - ein solches Schwert geseheii - und dieses mit einem 1414 geschenkten Schwert verglichen. Ein Schwert paßt besser als in die Messe: in die Matutin: So - wieder müssen wir vorgreifen - in den Zeremonienbüchern des 14. und 15. Jahrhunderts, so in der Weihnachtsmatutin 1417, so in der Weihnachtsmatutin 1433 und wieder 1468, so im Caeremoniale der Patrizzi und Burckard von 1488. "' § 48 ("31. B u c s S. 190) irnd wer angelait als ain evangeiier mit koitiichem me&moani. - Irn übrisen lassen wir uns nichi beirren durch Ricbentals übertriebene Neicung, den König als Diakon zu kostiimiwen: er läßr ihn sosar dic Belehnun~Fiiedrichs von Nürnber:: mir der Mark Biandcnburg als eincn ~ e k r ö n i c nund mit Brokat-Dalrnatik bekleideten ewangelier vollziehen: Bucx S . 105, vgl. K 222. " SCIII.ECHT (wie Anm. 13). " K 20'-21 und Wicncr Ha~idschiifr fol. 45'-46, schwarz-weiß im Arhenaion-Bildeiatlar (wie Aom. 40) Taf. 99. Zu B o o c t i h < ~E~r k~lsi r i i n ~der Tafel S. 626 ist aber zu bemerken, da8 der König nichi vor dem Altar, sondern vor dem I.esepulr („Kanzel", der „Gemeinde" zugewandt) licri, auch nicht kniet, sondern wie C S dciii lesendeii Iliakon zukoinmr, srchr: die Spirze des 1:ußes isi unter der überlangen Albe zu selien. Ganz elcnd A fol. 428 zu BUCKS. 190: ein langer, freilich geschlitzter, ahcr offeiibar ärmellos scnieinrer Maniel. 398 Hcrmann Hcimpel Vielleicht hilft der Pathetiker Dietrich Vrie nun doch? 'Der allergläubigste König der Römer, semper augustus, liest: Exiit . . . Augusto. Nach der Lesung completa oero kctione - übergab (contulit) der Papst ihm ein Schwert': gladium, qua tu dulcissimam sponsam meam defendere deberes viribus totis. Und der 'allergläubigste König schwört', se id pro passe semper impleturum. Ermahnung und Versprechen aber, wie es ja auch Hefele - als selbstverständlich - erwähnt, passen zu der oibratio ensis, zu dem Zücken, Fuchteln, Schwingen, das die Ordines dem in der Matutin lesenden König-Kaiser vorschreiben. Und sollte gar des Cerretanus Zwiespältigkeit: 'Matutin', auf dem Kopf behaltene Krone, Schwert in der Hand, aber Dalmatik als Meßgewand, in eine sachliche Zweiheit gedehnt werden können? Sigmund las zweimal. Dann hätte er in der Matutin Luc. 2,1, in der Messe wohl gar Luc. 2,l-14, also in der Messe das ganze Evangelium des Engelamts gelesen. Wir erinnern uns daran, daß Sigmund zwar nur darum gebeten hatte, es möge mit den zwei Messen gewartet werden, da8 der Papst aber auch mit der Matutin gewartet hatte. Daß wedcr das Reichsschwerr noch das vom Papsr verliehene Schwcrr zur Mcsse paßi, diirfien die Biidci zeigen, gerade da, wo ein Schwert auf dem Messe-Bild erschcinr: dem König wird \,on oben ein Schwert mit der Spiize niif den Kopf gcreizi, ja in den Kopf „gesrecki"". Genriß ist das „eine alte zeiemoniösc Schutzgebäide' ( B o o c n ~ n ~ nan ) , dic bcrülimte Erzählung Thictmars von dein jungen Grafen Ansfrid erinnernd, der Orio den Großcn 962 als dessen ipatafcrariirr beim Gebet ad limina aportolo,y.m schürzcn sollre", genau wic das in Riclieoral-Handschrifieri gemali isr: 'du halre, so lang ., . " " wird. Dic \Waffe kann also nieniais als das ~ o n Papst i verliehene Lirurgic-Schwert nufgefaßt werden. Es ist aber auch nicht dar Reichsschweri, das ja den König nicht schürzen soll, sondern von ihm gefühir bzw. (laui C . 22 Goldener Bulle vom Herzog von Sachsen) für ihn gerragen, gehalten wird, wie Ceirctaiius besonders klar erzählt: dem König, der den am 17. Januar 1115 einziehenden Pfalzgrafen feierlicli cinholr, rrägr der Saclisc das Schwcrr vor, diece Sachio,zie oziem =nie rcgem Ro>nanoi.irmprcfercnte'% Fol~eiichiigmali der Aiilcndorfei bei Belehnung dcs ßiandenbuigers neben den schwercbeschüczien König einen Kurfürsten mit Reichsapfel und nackrem Schweiz (mir Spirze nach oben; der Apfel sründe nach Goldener ßuilc C . 22 dein Pfalzgiafcn zu, aber in der Zuicilung der Herrschaftrzeiclieii erlauben sicli die Mnlci überliaupr ciiie solche Willkür, da8 z. B. Zeichen doppelr voikommcn: vom König Sehaircn und doch eincm dcr Kurfüisren-Veirierei in die Hand gegeben). Ilas dem König auf dcn Kopf bzw. in die Kronc gesreckre Schwert ist also einfacli die Waffe des schüizendci~Schwerrrrägeis. der ohiic die auffaileiidc Gesre auf ricicn Bildern beidei Handscliiifren hinrer dcnl König stcht, einoiai (K foi. 1 7 , die Eidlciscung des rnailändiscilcn Gesandren) sogar niir Schwert in der Schcidc. l'erwiiiung cntsrelit n u n durch den Spscemzn,ang, unrer dein der schürzende spaiafc,a~ies als Kurfürst dargenrciir wird. Da bei der Messe andere Hcirscliaftszcichen gczeigr, d. 11. die Kurfüisien bzw. deren als solche genialre Vertreter die Zeichen in der Hand halten (L. B. Apfcl und Szeprer rori e i n c m , K foi. 20', odci von jc e i n e m , W fol. 45', gelialrcn, Krone auf 1.escpuIi nicdergelcgr, KW), muR ein Schwert lici, uiid so wird der Schi~:cirriägeiin eii~eKurfürsren-Uniform gesieckt - mir der rüliniliclien Ausnahme des Aulendorfers, der (fol. 478) den Scliir-cirtiäger iuegläRr und Iiiiirer den König einen Trägcr der Kronc siellr. Bei Beleli~iiingenlierischi insofern wieder \Willkür, als der In-denKopf-Srecker das eine Mal als K u r f ü i i gekleider isr, cin anderes Mal iiiclii. " Am bequemsten zu sehen bei B«ocn\r:~xx ( w i e Anm. 10) Taf. 99, aus W. ." Die Chronik des Bischofs Tliiermar von Merseburg und ihre Comeiei Ubeiaibeitung, hg. "" oirnr H<>C:~ZMASX (MGH SS ier. Germ. NS 9, 1935, >i955) IV 32 S. 169/170. A c t a 2, S. 2071. von Ro- Königlicher Weihnachrsdicnst 399 Nun aber hilft uns der schon bei der Königin von Bosnien 'bcwähire' Namen-Vewechslei Richcnial durch L i c f e r ~ i nvon ~ Ricliiigein durcli Falsclies. Im Aulendorfci wie jedenfalls auch i i i i Konstanzer Text heißt cs nän>lich, in Konstanz sei inii dem König aucli gelander: hertzoK Lzdwig von SarhB e n (von BUCKS. 35 und nocli von Fiür-n $ 47 gerieulicli hingci~ommen,s. unsere Anm. 23). Einen Herzog I.udwig von Sachsen gab cs aber nichr, der genieinte sächsische Kudüisr war der Askanier Rudolf (7 1419). Während nun K dem König das ScIi~v,-eii 'in' den Kopf sreckeii lälit, mcider A von dem (hier namenlos bleibcndcn 'Herzog von Sachsen', 4 48, Biicn C. 190): UzdalL die cil(Thieimais conti>zue!)er das eu,a>igcfiu>n las, d o hnb in2 Jienzog Lud+ von Brig ain bio.,? ichwei? ob ini rrnd stakt irn iin spitz in s i n hopr. Da haben wir den iichrigen Ludaig uiid den iichrigen, von den lvIalern jedenfalls in K und W zum Kurfüisren umfunkiionicrtcii Schucrscliweitiräger: Herzog Ludwig i.on Schlesien, Herr von Liegnitz und Bricg! Der I'iasie war zuni Königs-Schürzer trefflich geigncr, gehöiie er doch zu Signiunds ciigerem Verirauenskieis (so als eingcw~eihtesteiwelrlicher Beglcirer und I>iploiuai aiif Siginunds gioRcr Rcise nach Aragon und 1:raiikicicli; 1420 wird er Sclin-iegersohn Friediichs von Biandenburg), und war auch sonsi zeremoniös tärig: als am 22. Januar 1415 die Gesandien Gregois XII. i r i Konsiani feierlich eingeiioli wurden, flankicrien den Kardinal Jolianncs Dominici der Pfalzgraf und d r i „Herzog von Brieg"". 111. 1417. METTE. EVANGEI,IUM E.YIIT U N D HOMII.IE Sigmund feierte Weihnachten dieses Jahres mit dem kurz vorher (am 11. November) gewählten Martin V. Diese Weihnacht ist außer der lakonischen Notiz der Akten, der Papst habe, in Gegenwart Sigmunds, die (feierliche) Messe gelesen und der wenig ergiebigen Erzählung Kichentals nie beachtet wordenax: obwohl spätestens vor 46 Jahren eine Schilderung erschlossen ist, die über den gesamten Komplex königlicher Waltung an Weihnachten in fast sensationeller Weise Auskunft gibt. Heinrich Finke machte in1 Jahre 1936 aufmerksam auf im Kronarchiv zu Barcelona liegende und schon im Jahr 1895 gedruckte, aber unbeaclitet gebliebene Briefe des aragonischen Hofnarren Antonio Tallander, genannt Mossen Borra an seinen Herrn, König Alfons von AragonJ9. In dem letzten dieser drei Briefe schreibt der 'Narr' über das Konstanzer Weihnachtsfest 1417. Mossen Borra war Intimus des Königs, der zeitweise vor der Schwelle des königlichen Gemachs schlief und den König mit Anekdoten versorgte. Er erzählt als Augen- und Ohrenzeuge: zuerst von der Vesper des 24., nach deren Erledigung der Papst dem König einen Raum zum Ausruhen anbietet: bis zur Matutin, was der König dankend ablehnt. Dann aber: Lemperador dis lavangelz e la leyson ,,Iiamqv.e" altament. Mit dieser - in ihrem zweiten Teil noch nicht verständlichen - Mitteilung ist klar: Sigmund las, sagte altament, in1 liturgischen Hochton alta voce, 'sang' am 25. Dezember 1417 nicht wie 1414 in der Messe, sondern in der Matutin, denn die ge-" '* Cerieianus, Acta 2, C. 2CS. H,\RIYI(I>-icAnm. 17) 4 S. 1494, wonacli C,ini. Josi-PH HIFEI.I, Conciliengeschichte 7,l: Geschichte des Concils von Consranz, Freibuig 1869, C. 331; BUCKS. 131. I-Ii:i\-nic~F ~ N K EDes , aragoriischen Hofmiren Moss&n Borra Berichte aus Deurschland (1417, 1418) (Historisches Jahrbuch 56, 1936, S. 161-173) bes. 5. 1671. F. bcnurzi die Ausgabc der Briefe duicli Mn~ui-L »F BOPARUI.I. Y O E SARTORIO, Tres carias nur6grafas c inediras de Anronio 'lallander MossCn Borra maestio dcr los aibaidaner de D. 1:eriiaiido el de Anrcqucia, Baiceloiin 1895. Kopie diescs aucli in Spanien äußersr selrcncn Büchleins verdankc ich gütiger Bemühung vaii Paul M i h r . Es bietet, ncben ciner Biographie Boiias, die drei Briefe in kaialanisclier Originalfoiiii niir spanisciiei Ubcisetzung. meinte 'Lektion' (Ieyson) gehört eben in die siebente Matutin-Lesung, als Homilie Gregors d. Gr. zu Luc. 2, 1-14. N u n aber erfahren wir von dem närrisch-genauen Briefschreiber, daß der König mehr 'las' als d a s Evangelium: auch die zugehörige Homilie. Borra sagt: 'das Evangelium und die Lektion Namque'. Das ist niiriscli nusgcdrückr~~. Borrn meint die siebente I.ehtion, also iviedei 1 . u ~ .2, und aus der dic \'crse 1-14 eikiiicndcn Honiilie Gregors des Großcn deren zweiie Iiilfrc. D a Zitar oiüßre mindestcns heißen Iprc &-amqi<e- aber auch das ist nicht dcr Anfang der Homilie (dieser laurer: 9% largiente Domino), sondern: Ipre namqze beginn< eincn Saiz n~iitenin der Hooiilie, der von Jcsus als den, Brot des Lebens haiidclt; Ipie natnque eir, qiri ait: Ego rum panir -uiviri . . . Massen Borra meint einfach: der König las die sicbcnic Lekrion der Matutin, zitiert dabei aber dic Gregor-Homilie aus der Mirte liciaus. Da das befremdliche Zitat das Richtige meint, ist nun endlich zu fragen: Was hat der König - in Konstanz - gelesen, gesungen, 1417, dann auch 1414? Da findet sich - vorläufig - wie im Verhältnis von Mette und Messe, wieder eine gewisse Beliebigkeit, von einem Maximum zu einem Minimum. Hier müssen wir Zeugnisse außerhalb unserer Konstanzer Beispiele heranziehen. Das Maximum - wir greifen nun weit voraus - wird für die Matutin geboten von dem 1488 verfaßten Caeremoniale der Patrizzi und Burkhard, w o es heißt: 'Dann liest der Kaiser einen Teil des Evangeliums bis zur Homilie, und die Homilie liest (prosequitur) dann der (dem Papst) zur Linken sitzende (Kardinal-) Diakon. Wenn freilich der Kaiser die ganze Lektion lesen will, so wäre (erit) das lobenswert, und der Diakon schweigt (et diaconus nil7il dicit)'. Dann heißt es noch, beiin Fortgang der Zeremonien, vom Kaiser: sive totam sive partem iectionis dixerit, 'mag er nun die ganze (siebente) Lektion, mag er nur einen Teil davon sagen'"'. Dieses Maximum - d. h. das Lesen auch d e r Homilie, war, wie wir sahen, in Konstanz, nämlich in der Matutin Weihnachten 1417, erreicht worden: in der Tat las damals Sigmund nicht nur „dasu Evangelium, sondern auch ,,diec' Homilie. Aber was las er vom Evangelium? Die Antwort ist klar und unausweichlich: er las nur den ersten Vers: Luc. 2,l: Exiit edictum a Cesare Augusto, ut desniberetur universus orbü. So ist schon die im allgemeinen sich haltende Vorsclirift bei Patrizzi - Burkard z u verstehen: der Kaiser liest 'einen Teil des Evangeliums, (nur) bis zur Homilie'. Einen Teil: das heißt nicht etwa: er las Luc. 2,l-14, etwa weil d a s Evangelium nach Luc. 2,14 weitergeht. Die Verse 15-20 gehören nicht mehr zur siebenten, sondern zur achten Lektion. 'Einen Teil des Evangeliums' heißt: Luc. 2,l. Das Caeremoniale von 1488 berücksichtigt die Erfahrungen Papst Pauls 11. mit Kaiser Friedrich 111. in der oft nacherzählten, anlai3lich der Romreise Kaiser Hiufig wird aber die Leciio 7 (und 8) mit „Homilie" bezcichnci. " Augusrinus Pariiriiis und Joiianncs Burckaid, Sncioruni iizuum sivc cacremoniarum ecclcsiasricamn> libii rrcs, Iig. von Cii. M n ~ c i r i . ~ u sVenedig , 1516 S. 7611.: De ,na:iriinii nodii naiizitatir Christi papa presrnte. Nach Kegelung des Zeieiuoniells ohne Kaiser sowie, bci dessen Anwcrenheic, der der Euai>gelienlesuiig rorangelienden Zcremonieri - auf die wir ariliaiid älreier Zeremonienbücher zurückkoinnicn weideri - heißt cr innerhalb der Vorchrifren übcr dic Lecrio Seprima S. 75: Tirm im/>"SILO' legii eua>igeliipnrtern i<r<jizenmiliam t a n i i ~ m ii , placet, er onliliam proieqaitur diacotiirr, qiri . . . airiitir .i i i n i i i r i r . <)uo<iiii~n/>eruior c.r<l,ioimn lecrionem legere, lairdahilc eiii, er <iiaco>iioipie nihil dint. Aiicl, Co~ui»i:s(wie Anni. 9 ) 5. 140. ~ Königlicher Weilinachisdicnsi 401 Friedrichs 111. im Jahr 1468 von Papst und Kaiser gefeierten Weihnacht - Patrizzi hat die damaligen Vorgänge selbst beschrieben. In dieser „Descriptio adventus Frederici 111. imperatoris ad Paulum papam II."j2 erz.ählt er (S. 157): der Kaiser habe 'das Evangelium bis zum Anfang der Homilieo gelesen, die Homilie aber ein Kardinaldiakon, cantavit evangelium usque ad principium homilie. Homiliam vero prosecutus est cardinalis diaconus . . . Das ist genau der im Caeremoniale gesetzte Normalfall, iiämlich das Minimum: Friedrich 111. liest in der römischen Weihnachts-Matutin Luc. 2,l. Seit der Edition des Bandes 22,l der Reichstagsakten durch Ingeborg Most-Kolbe haben wir nun einen zweiten Bericht über Weihnachten 1468, der keine Zweifel mehr zuläßt. Der Gesandte Stefanus de Robiis schreibt an seinen Herrn, Herzog Galeazzo Maria Sforza von Mailand über die Weihlo imperatore cant6 lo princzpio de 10 eaangelio Exllt a nachtsmatutin: la m.'"e cesare Augusto rtc.: 'der Kaiser las den Anfang des Evangeliums'"'. Noch klarer als von diesen späten Berichten, auch klarer als von der Konstanzer Erzählung werde11 wir vom Basler Konzil bedient: (auch) an Weihnachten 1433 las der Kaiser, wie wir noch hören werden, nichts als: Exiit . . . orbü. Das heißt aber: der in der Konstanzer Matutin von 1417 'das' Evangelium 'lesende' König verhielt sich breviergemä0. Denn im Brevier steht, und aus dem Brevier wird gesungen: In illo tempore: Exiit . . . orbis. Et reliqua. Folgt die Homilie. Der König las wohl auch: In illo tempore. Er las aber gewiß auch, und darauf kommt es an: Et reliqua. Wieder hilft uns Basel: dort wird uns aufs klarste gesagt werden: Sigmund 'hörte auf init Et reliqua'. Das Et reliq1r.a ist ja nicht wie ein „usw." eine Leseanweisung, als sei das Evangelium weitergelesen worden, sondern das Et reliqua ist - seit dein 11. Jahrhundert, als man aufhörte, auch in der Mette den ganzen Text Luc. 2,l-14 zu lesen selbst Text, es wurde vom Lesenden gesungen bis zur Verwirklichung der LiturgieReform des Zweiten Vatikanischen Konzils, welche die neun Lesungen der weihnachtlichen Mette beseitigte. Es bleibt die Frage stellen: Was las der Herrscher von d e m Evangelium, das er nicht - im Regelfall - in der Matutin, sondern in der Messe las? Man ist versucht zu erwägen: Er verhielt sich in der Messe so Missale-gemäß wie er sich in der Matutin Brevier-gemäß verhielt. Zur Priina Missa (zum Engelarnt) gehört wieder Luc. 2, nun aber ohne Et yeliqua, die Verse 1-14. Nicht dem ritterlich-analphabetischen Ludwig dem Bayern wäre es zuzutrauen: mehrere lateinische Verse flüssig, init richtiger Betonung und iii der einschlägigen Melodie vorzutragen. Dem lateiiikundigen Sigmund, erst recht seinem laientheologischen Vater, Karl IV., machte das Lesen von Luc. 2,l-14 gewiß ebensowenig Schwierigkeiten wie ein Lesen der Homilie. " Vmrschiedene Aussahen, ziicisr: J. Mnbillon, Museuni Iinlicum 1 2 , 1724. S. 256-272; Auszug (aus dciii wir zitieren) bci Lunvw<: B i e ~ i . ,D a liiur~ischeGeber für Kaiser und Keicli, Pnderborn 1957, C. 1558. (sinrr Mus. Ii. 2 muR cs dort 1.2 IieiRen!) - Von Aiisgaben sei noch genannt 1.. A. Muii:t.T<IKT, Keiuni Italicaruni Sciipiorer 23, Mailand 3733, S. 205-216 und, da liiernach Coinider (wie Aiini. 9) ziricrr, H. P i z , Scriprores ieruili Ausriiacaiuiii 2, Rcgei>sbiiig 1745, Sp. 639-622, bcs. 615-617. Deuirche Keichstaysnkien unter Kaiser Fiiediich III., S. Abc. 1. Ilälfre, 1468-1470, iig. von Is<:I:non<; Mosi-Koi.ne (Dcu:sci>e Rcichrrz.grakieii 22,l) Görringcn 1973, S. 4S,21 ss 402 Eiermann Hcimpel Aber wir zögern: sollte, bleiben wir bei Konstanz, Sigmund nicht doch auch in der Messe die Verse 2-14 einem klerikalen Fortsetzer übergeben haben? 117. ZWISCHENFRAGE. FUNFTE I.EKTIOU? SIEBENTE I.EKTION? Cerretanus - nur er, und das wird uns bald wichtig werden - sagt in seinem Bericht über Weihnachten 1414 unter anderem: der König sang die fünfte Lektion: qsintam lectionem c e c i n ~ t ~ ~ . Die iectio V . ist die mittlere der drei Lesungen der zweiten Nokturn. Alle drei sind gebildet aus der ersten Weihnachtspredigt Leos des Großen, die mittlere eben kctio V. - ist jubelnder Preis des Inkarnationswunders. Die Predigt Leos des Großen liat nun aber mit Weihnachten alles, mit dem Kaiser nichts zu tun. Seitdem wir überhaupt Zeugnisse haben, d. h. seit den Anfangen Karls IV. und erst recht nach der Konstanzer Zeit, lesen die Könige bzw. Kaiser Exiit aus der siebenten Lektion. Was Cerretanus schreibt, ist - wieder einmal - schlechthin falsch. Ein böser, vom Herausgeber nicht beanstandeter Lapsus calami. Aber das Falsche ist nicht banal unsinnig, als habe sich der Tagebuchschreiber beim Schreiben nur verzählt. Der Lapsus hat seinen Sinn. Der Kaiser - aber wann hatte der schon die Gelegenheit dazu - aber auch der jeweils anwesende vornehmste Laie, und ein solcher fand sich immer - las bei der vom Papst gehaltenen Weihnachtsmatutin in der Tat die lectio quinta: wenn der Papst Weihnachten feierte, in Rom oder wo sonst er sich aufhielts5. Wie bei der Vermengung von Mette und Messe - bei letzterer durfte er ja die 'Lektion' gar nicht ervähnen - gleitet dem Cerretanus, dem Italiener und dem kurialen Beamten, die Feder 'römisch' aus. Un1 das zu verstehen, greifen wir wieder voraus auf Patrizzis 'Beschreibung' von Weihnachten 1468. Sollte der die Matutin feiernde Paul 11. dem anwesenden Kaiser Friedrich 111. die Lectio quinta angeboten haben, so hätte der Kaiser, der noch mit anderen liturgisch-protokollarischen Änderungswünschen lästig wurde, das Lesen der fünften Lektion abgelehnt und die siebente verlangt. Jedenfalls wollte er Exiit lesen (wie er das vielleicht Weihnachten 1442 in Innsbruck getan hatte)",wie es deutsche Tradition war. Der auch als Kompilger hartnäckige Reklamant kaiserlicher Rechte wollte auch in Rom den Namen 'Augustus' singen. Jedenfalls steht die siebente Lektion als dem Kaiser zustehend im Caereinonialc der Patrizzi-Burckard von 1488". Der Konstanzer Lapsus calami des " Acta 2 S. 200. " Bcs. C o n u i o ~ (wie s Anm. 9) S. 55; dazu die Zeremonicnhüchei, s. unten S. 405. ""Josiri: C i i ~ r : ~Gescliiclite , Kaiser 1:ricdiiciis IV. und seines Soiiiics Mnnimilian I,, 1843, 2 S. 191, fasr wörclicl~aus F. A. Sisxncciix, Beyiräge zur Geschicliie dci biscliöflichen Kirche Sähen und Brixen i i i Tyiol 6 , 1828, S. 254f., ohne Quelienarigabc. Wcnn Chmel richiig referieri: „In der Iieiligen Christnaclit n i i g er in dcr Smcr-Jacobskirchc bci dcm Aiiire als Diakon gekleidcr voll Andacht dar Evangeliuin Eriir - r'iugusro", so muR inan wegen der diakonalen Kleidung eher an dic Prima miiia als ?n dic Marurin dcnhcn. " Die ferie Bchaupiung voii C o ~ ~ i o (wic e s Anm. 9) S. 58 und 57 wird durcli dic Berichre nicht gedeckr. Der Wunsch des Kaisers, stati der fünften dic siebente 1.ektioii zu Icsen, isr aus Paiiizzis Worten n u r zu ~rschiieXen.Diesci zälilr (wie Anm. 52) (S. 156) diejenigen auf, welclie dic einzelnen 1.ekrionen lasen und sagr von der fünftcn: diese pflegt der zu singen, der in dicser Nacht mir dem ~eweilirenSchweri besclienki wird. In diesci Nacht aber wurdc mir dem Schwerr beschenkt der Kai- Cerretanus wäre dann ein früher Widerschein späterer Auseinandersetzungen. Und wir erinnern uns der Worte des „Monclis von S. Denis": Johannes habe Lesung der siebenten Lektion Sigmund „zu Gefallen bestimmt", „zum Zeichen kaiscrlicher Würde" (oben C. 395); durch diesen Satz schimmern Auseinandersetzungen über die Lectio schon 1414. V. SCH\VEIIT U N D H U T Zwei päpstliche „Ehrengeschenke" neben der Goldenen Rose (Cornides). Bevor Schwert und Hut Geschenke des Papstes an auswärtige Standespersonen und somit das wurden, was die Rose von jeher war: päpstliches Ehrengeschenk schlechthin (bei Verlust liturgisclier Einbindung)", sind sie in der vom Papst gefeierten Weihnachtsmatutin dem nobiiis, aber auch dem König bzw. Kaiser nach der Lesung geschenkt wordenj9. Das päpstliche Uberreichen von Schwert uiid Hut in der Weihnachtsmatutin ist, aroraiif Cornides gegen Modern hinwies, als Tatsache zum ersten Mal in Avignon 1357 bezeugt durch das Handeln des kaiserlichen Gesandten Burcliard von Magdeburg, d. h. durch einen - seit 1911 bekannten! Rechnungsbetrag der Päpstlicheii Kaiiinier, nämlich eine Zahlung an einen Goldschmied pro ense cu.m zona de serico micnita de argento dato per papam in vigilia natiwitatis Domini in matidtinis cum capelio cuidam comiti ambaxatori domzni imperatoris - also dem den Kaiser bei der Lesung vertretenden Gesandten Karls IV.! qui leg2 quartam (!) lectionem". Daß Cornides den Vollzug der Zereinoiiie erst bei der von Paul 11. und Friedrich 111. gemeinsam gefeierten Weihnachtsmatutin wiederfindet, erklärt sie mit der unbestreitbaren Tatsache, daß seit dein Interregiiuin deutsche Könige nicht mehr an Weihnachten in Roin waren. Aber konnten scr'. ,Also: den, Kaiser rtclii dic Fünfte " " zii? Dann aber wird, oiinc Kommeiirai, <icssen 1.csun~dci Scprimm erzälilr. Eicic Liste der - von der Lirurgie losgelörren - Scha-ertvcrleiliungen bis zur lcrzicn vom Jalirc 1825 gibt C o ~ ~ i o (iuic r s Aiim. 9) C. 121 f. Anliand dcr in dcn Sainmlunscn des Kaisrilisuses iii \Vien auhen-aliiirri pipsilicliai Elircnscliivcircr bii,:. Ehrcndegen isi das Theiiia zuersr bciiandelr r o n 1Ii:ixnic~i Mooiins, Gei~:eihtcScliiverter und Hüie in dcn kuiisrhisroiisclien Sammlungen dcs Allerhöchsten Kaiseiliaoscr (J~iiibüclierder kuiisrliisroiiscl>cn Saiiimluiigen der A. H . Kaiscrlinuses 22, 1901, S. 127-168). Moi>i;iiss ßeiiierkii~isciiiibci dic lituigisclieii ü'uizeln dci Ehrcngeschcnke sind von Co~xini:s(C. 41) koriigicir ivoideii. - Aus den päpstlichen Kammer-Rccliiiui>geil bezeicliiiet Scii\verircilcihungcn an Hocligestellre schon Euci:si Mür-i-L, 1.cs cptcs d'lionncui dissrribiiicr pai les papes ies XIV", XV' er XVI' sii-cles (Revuc de I'An Cliriricn S . S. 7, 1889, 5. 408-411 und cbd. 4'Strie I, 1890, 5. ?SI-492). Sclienkuiigcii iniicrhalb der Maiuiin: I365 und 1372 (an Hcrzog von A~ijoii;1384 an ciiien Kirrer aus Poitou, qui divii qiiiniaiii iecrioriein; 1419-1425 oiine Kezciclinung <ics Aiiiasscs, so iveirei bis 1502. S. 285 wird Pius i l . - Enea Silvio ziiieii, der in seinen Coiiirnerirarii (Ausgabe Korn 1584'S. 257) ioii sich sagr, cr Ihnbc i. J. 1461 dcni Iicizog I'liilipp voii B i i i ~ u n dein Sclin,err senden lasscn, geweiht in r n c n nocre Natalii Domini. Also Miscliforiii: dir Scha~eri~vcihe noch in der Mariiiin dem Eiiipfängcr zugednclir, abcr von der 1-csung getrciinr und dem abn,esc>ideii ßcdaciiren zugeschickt. Ilas sehr uii>siändlichc Zerenionieil, Conz~i>ris(xvic Anni. 9) C. 55-77, bcaclireii wir Iiier ~iiclir. CC<>KIII~>I;S (wie Aiiiii. 9) S. 3: ziticri die llechnung in: Die Aiisgabcn der aposrolisclien Knniiiier unter ßcncdiki XII., Kleii>cns VI. u n d Iiinozciiz Vl., bcaibeirct von Kzni. H i i i s n i < : ~ S<:iiAi:iin (Vatikiiiisciic Quellen zii: Gescliichte d e ~ päpsiiiclicii Hof- und Finanz-Veiir-altuiig 1316-1378) Koln 1914, 3 5. 642. Die rierre 1.esuiig: s. A n i i l . 84. wir haben den 'Lapsus' des Cerretanus mit der fünften Lektion noch in1 Sinne 'Avignon' und 'Rom' nicht nach Deutschland kominen? Das eben ist auf dem Konstanzer Konzil geschehen: die gelehrte Verfasserin hat sich die längst gedruckten Nachrichten voin Konstanzer Konzil entgelien lassen. Cerretanus notiert zu 1414: Rex . . . quintam I!( lectionem cecinit. N u n aber: sidmmusque pontifex largitus est cidem regi ensem et capell~rm,ut moris est Romanorv.m pont$zcum in nocte nativitatisfacere. 'Und der liöchste Bischof schenkte dem König ein Schwert und einen Hut, wie es die römischen Bischöfe in der Nacht der Geburt (des Herrn) zu tun pflegen'"'. Wir sind schon gewohnt, den Cerretanus vom Richtigen zum Falschen und voin Falschen zuin Richtigen dahinschreiben zu sehen. Diesmal ist er beim Richtigen angelangt: Johannes XXIII. hat dem Römischen König in der Weihnacht 1414 tatsächlich - wovon Richental nichts weiß - Schwert und H u t geschenkt: schon 1414 kam Avignon-Rom nach Deutscliland nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit dem Hut: Cerretanus wird nämlich gerechtfertigt zunächst durch den sich erneut bewährenden Dietrich Vrie. Nachdem dieser erzählt hat, der König habe das Evangelium Exiit gelesen, fahrt er fort: Completa vero lectione dominus apostolicus contulit ei gladiwm (s. schon oben S. 398). Nachdem der König Exiit gelesen, schenkte ihm der Papst das ihm für die Lesung gegebene Scliwert. Das ist, nach den Ordines (von diesen sogleich!), aber auch gemäß den genau bekannten Handlungen des Jahres 1468, genau die richtige Stelle im liturgischen Ablauf - der Matutin! - für die Schenkung von Schwert (und Hut, von letzteren1 redet nur Cerretanus, nicht Vrie): mit dem Schwert wird der König gegürtet, bevor er liest; er liest mit dem Schwert in der Hand; nachdem er gelesen, erhält er das Schwert zum Geschenk. V].. D I E GANZE \VEIHNACIIT 1417 Nun 1417. Mossin Borra, der 'Narr', sagt nicht nur bei der lectio 'die Wahrheit': Lemperador dir lavangelz e la leyson Namque altament, nun aber weiter: tot revestit ab labit real e ab sa corona al cap, e no y vola portar 10 capel que dona 10 papa" sino la corona, mas be tenen lespasa en la ma, quel Papa li dona. Der 'Kaiser' liest . . . 'ganz mit königlichem Kleid gekleidet, mit der Krone auf dem Haupt, und da wollte er nicht den H u t tragen, den der Papst ihm gab; aber wohl trug er willig das Schwert in der Hand, das der Papst ihin gab.'" Dieses Schwert wird von Borra in seiner ganzen Pracht geschildert: docli kostbarer sei das herrli- "' Acra 2 S. 200. SCIIRIMM. Herischaftsieiclieri und Staatssj-iiibolil< (Scliiifren dci M G H 1311-3) Srurrg.,it 1954-1956) 1 S. 93 ist seit 1936 der einzige, der Borias Tcst beachier (wobci er irriümiicl~von der Messe starr von dci Mcrrc spricht). Da S C I ~ K dcn , \ ~Herischnfis~eichcn ~~~ den lirurgischen Kczug cnriichr, bciiaiidclt er die von ihni so genaiiiitc 'Mürze' „bei den unter der Kronc zu tragenden „Mirien" - niir Uniechr, wic 1465 zeigr. Dic H ü t e n m c n geii-iX dci Mode unrcnvoricn, doch d ü d ren die Iiolicn, iiiir riacli hinten iiängenden Bändern reiselicncn crhaircnen Stücke (MODI:RX,W ~ C Anm. 58, Taf. X X I l und X X I I I von 1567 iind 3581) zcige~i,da8 die 'Mürze' aucli 1417 niciir rinier eine Krone paRte. I:ISKI (wie A i i m 49) S. 167. "'Prncv 1:nssi- Königlicher Wcihnachisdiensr 405 che Schwert gewesen, das Sigmund voii Johann XXIII. bekommen habe". Intimus Borra hat die Leiden Schwerter genriß in der Konstanzer Residenz des Königs stehen, liegen, hangen sehen. Außci Massen Borra bciicliiet übci das päpsrlichc-königliche Weihnachrcn 1417: Reinbold Schlecht. Aber die wenigen \Y'one des sonst gur Inforiniercen enrriiiischen ncbcn dci differerizierenden Ausführliclikeir des Narren. Indem Reinbold so gliederr: „Was tut der Papsi!, ,,Was iui der König?', geraten Mcttc und Messc durcbciiinndei: papn ranraiit misiam (ivelcl>e?)et misii rcgi Rnmanorri>n%litd i i m (das Schn,cii seliöit in die iMerte!). C i ~ mglndio e ~ a g i n a t o(Mette!) rex legebat coa>ige/ii!m . . . Unbequeiu isi dic Mcldung: (der I'apsr) 'schickte' dcin Kaiscr das (ein) Scliwcir~'. Ij;is misii ii-üidc vor die lituigisclie Handlung wcisen, auf Voiveilinndlungcn, in denen Signiund die Uberreichung dcs Scliwcnes zugegeben, dcn Hur absclehni liäiie. Schenkung des Schiverrcr gcschal~lbcr erst nach dcr l.esurig, ivie wir sogleich seiicn ivcrden. Was Borra 1417 schreibt, nimmt - bisher allein beachtete - Kontroversen der Weihnacht 1468 zwischen Kaiser Friedrich 111. und Papst Paul 11. voraus. Nach der Beschreibung des Patrizzi wünschte damals der Kaiser, init der Stola nicht diakonisch, sondern priesterlich bekleidet zu werden" - m,ovon wir aus Konstanz nichts hören. Den mit dem Schwert ihm übergebenen Hut @ileus) nahm er zwar an, gab ihn aber 'einem der Umstehenden' weiter. Das Caereinoniale von 1488, das die Erfahrungen von 1468 rezipiert, verrät des Kaisers Motiv dafür, daß er den Hut (galerus)nicht aufsetzt: es sei ein 'Insigne lierzoglicher Würde, die weit unter der kaiserlichen ist'". Der Narr drückt sich nicht so österreicliiscli aus, aber er meldet in der Sache genau dasselbe: auch Sigmund wollte den Hut nicht aufsetzen, die Krone nicht absetzen. Wir lassen jetzt dic Hand des Narrcii los und versuclien, 'Koiistanz, Weilinachten 1417' zu rekonstruieren. Dazu brauchen wir die avignonesisclien zercmoniellen Rubriken. Ober den König-Kaiser in der vom Papst gefeierten Weihnaclitsmatutin unterriciiten - von Bcrnhard Schiinmelpfennig nacli Inhalt und Oberlieferung geiiauestens erklärte - Zerenionienbücher, die an der Kurie in Avignon entstanden sind, doch auch in ihrer jüngsten Form dem Konstanzer Konzil zeitlich vorangehen: 1. das Zeremonienbuch des von Urban VI. zu Cleniens VII. übergegangenen Bindo Fesulani, dessen Leben wir bis 1394 verfolgen können"". 2. Der „Ordo Romanus XV" des iin Jahr 1401 gestorbene11 Petrus Amelii". 3. Ein zur Zeit Benedikts XIII. entstandenes Zerenionienbuciiio. Verfestigung auf Jahrhunderte hindurch, aber auch weseiitliche Veränderungen, die deii König-Kaiser betreffen, " Bo~oitir.~ui.~-i-ie Anni. 49) S.29. Das Scliwerr (das Mlriin V. 1417 sciii.nkre),'war gaiiz bererzi von Goid für 10 Mark, die Handarbeit (la fqio) korierc 1000 Iliikaren; das Schivcir (dasJolinnriec XXIII. 1414 sclieiikrc), lhnttc I0000 I'loiin Fekostct. ganz bcscrir iiiii Gold und Rubincn iind Ijianianrcn: dar Scliönsic. \\-X in der Chiiscenheii zu fiiideri ivai'. " ~ c ~ i . i c r (wie i - i Anm. 15). 'M' ßiiriii. (wie A n i n 52) C. 157. '' I'.+rnizzi (wie Anm. 51) C. 78. ""ubrik XLIX; Driick S < : i i i i r \ i i i i . i ~ i : i x s ~(wie ~; Anm. 10) C. 256-2511, "" M i c s i , PL 78, Sp. 1181 bci 326. Aiisziig Coniiii>iis (wie ,In"?. 9) S. 138. '"Rubrik 1-XXXII, danacli S < : i i i \ i i i i i i . i ~ ~ i i s s ~ ~ Anm. 10) S. 2941. Uiiseic Abkiiiiiing: ..ßeii". Den piobIemreiciicii „ O i d o XI\)" lssseii wir iiiei beicite. zeigt dann das berühmte, von uns schon zitierte, 1488 entstandene Caeremoniale der Patrizzi und Burckard7'. Die avignonesischen Sammlungen unterscheiden sich, was unser Theina betrifft, Iiinsichtlicli der Ausführlichkeit, d. Ii. zugleich: Unvollständigkeit, soweit eben das Bekannte, gegen früher nicht Veränderte, verschn-iegcn wird. Indem wir die drei Sammlungen behutsain koinbinieren, gewinnen wir inindestens ungefähr das den König-Kaiser betreffende Schema. Dieses betrifft: Lesung, Schwert, H u t . Gemäß der päpstlichen, avignonesisclien Tradition liest der vornehmste Laien-Gast des die Matutin feiernden Papstes - im höchsten Falle der Kaiser - die fünfte Lektion (bznr. einen Teil davon), also die mittlere der drei, der zweiten Nokturn zugeordneten niclitbiblischen Lesungen 4-6: Serino I Leos des Großen De nati.vitate Domini. Dabei führen die Sainmlungen den Kaiser so ein, als sei dessen Anwesenheit die Kegel, die lectio durch einen anderen Prominenten cewissermaßen die Ausnahme: Qitintam legit imperator et in eius absentia nobilior in curia existens (Ben.). Der sich zur Lesung am 'Pult', pulpitum (vor diesem wird des Kaisers capuc21cm7' niedergelegt, Am.), Anschickende wird bekleidet mit einem Pluviale (ad modum mantelli, Bindo, ad modldm ci31amydis, Am.), dessen Offnung auf der rccliten Schulter liegt, ,so daß er unbehindert das Schwert mit der rechten Hand aus der Scheide ziehen kann (Ben.)'. Es folgt - wir sprechen im folgenden der Eiiifaclilieit halber nur vom „Kaiser" - Oberreichung und Gürtung eines Schwertes in Scheide und mit Gurt (Deinde sibi datur ensis nobilis cum zona aurea, quem debet precingere, Bindo; ensis clrm vagina, corrigia et pileo . . . et cingunt ensem, Am.). Das Schwert wird sofort gezogen, gefuclitelt-~\zibriert' (letzteres nur Am.) und bleibt nackt in des Kaisers rechter Hand (debet prescingere et postea tenere ensem evaginat~,min manu dextra, Bindo). Bei diesem Schwert-Halten soll der Kaiser den ilim überreichten 'Hut' in Form des 'Baretts' (capellum alias birretum, Ben.) auf dein Kopf haben. Nach Abscliluß der Lesung begibt sich der Kaiser zuin Papste. N u r Bindo hält fest, was für unser Anliegen das Wiclitigste ist: Nach Abschluß der Lesung schenkt der Papst dein Lesenden, so also (auch) dem Kaiscr Sclia-ert und H u t (et deinde dominus noster dat sibi ensem et capellum). Vor dem Lesen nimmt der Kaiser vom sacrista und den clerici das Lektionar entgegen und erhält von einem Kleriker Unterricht: wie er (vom Papst) die Benediktion erbitten, wie er das Schwert erheben, halten, entblößen und 'vibrieren' müsse, wie das Pluriale richtig anzulegen sei, über H u t und anderes (Am.): er ezm honeste instruint de ceremoniis observandis in petendo benedictionem, in lewando ensem cum vagina et extrahendo ipsum vibrando, et de pluziali, pileo et aliis. Nach der Lesung leistet der Kaiser deiii Papst den Fußkuß, wobei er das bloße Schwert in der Hand behält, doch den H u t ablegt: dabei wird dem imperator vel rex die anderen Lesenden zugeinutete Kniebeugung erspart (Ben.). Bei allen Handlungen uingeben den Kaiser die Kammer-Kleriker (Bindo). " Wie Anni. 51. '' l>ie Kap<izc' also SCIIOII \,oiii Pluviale gerieiint, aber nocli nichi ziirii 'Sciiild' rcrkünimerc, V%!. I l i i i i x (wie Anm. 3) S. 30611. Königlicher Weihnachtsdienst 407 Das alles bleibt, was den Kaiser betrifft, Theorie und kann praktisch werden nur für andere nobiles - da eben seit dem Interregnum kein deutscher König oder Kaiser Gelegenheit hatte, in Gegenwart des Papstes Weihnachten zu feiern'2. Bisher meinte man nun, die Vorschriften seien der Anwendung ausgesetzt gewesen erst im Jahre 1468, als der Rompilger Friedrich 111. Weihnachten mit Papst Paul feierte - nun zeigen wir, daß die Vorschriften schon praktisch wurden auf dem Konstanzer Konzil: 1414, als ein Papst (Johannes XXIII.) nach Konstanz kam, 1417, als in Konstanz ein Papst (Martin V.) gewählt worden war. Wir zeigen zugleich, daß der von Friedrich 111. an Weihnachten 1468 inszenierte zeremoniale Krach Vorläufer hat in Auseinandersetzungen schon auf dem Konstanzer Konzil. Kombiniert man die avignonesischen Zeremonialvorschriften mit dem Brief des Narren, kann man die Konstanzer Weihnacht des Jahres 1417 im Groben zutreffend etwa folgendermaßen rekonstruieren. Martin V. feiert die Matutin in Gegenwart König Siginunds - und auch sonst gewiß in großer personaler Aufmachung. Zwei Nokturnen. Nun dritte Nokturn. Drei Psalmen (88, 95, 97). Sacrista und Kainmerkleriker haben Schwert, Gurt und Hut bcreitgelegt (Am.). Während des der siebenten Lektion unmittelbar vorausgehenden dritten (97.) Psalms7$ wird der König von Kämmerer, Sakrist und Klerikern der Kapelle (Am.) unter zeremoniellen Belehrungen bekleidet mit Pluviale (dessen capucium sie - vielleicht [Am.] vor das Lesepult gelegt haben). Der König wird mit dem Schwert.*eg..urtet, das er sofort zieht und 'vibrieren' läßt. Die Gesandten wollen ihm den Hut aufsetzen (Am.: ponunt super caput pileum), was Sigmund, ob erst jetzt in diesem Augenblick, oder nach Verhandlungen? ablehnt. Er behält die Krone auf. Der König erbittet vom Papst unter Kopfneigunc die Benediktion. E r liest die siebente (!) Lektion, und zwar: Exiit . . . Et reliqua, und die Homilie. Man könnte noch fragen: las der König die ganze Homilie, oder nur, den Rest einem Kleriker überlassend, deren Anfang? Für Ersteres dürfte doch wohl sprechen Mossen Borras Namque, denn mit dem Ipse namque - Brot des Lebens - beginnt die zweite Hälfte der Homilie. Mit dem bloßen Schwert in der Hand leistet der König dem Papst den Fußkuß. Dieser schenkt ihm das Schwert. Borra sagt deutlich genug, daß Sigmund beim Lesen der Matutin 1417 einen 'langen Mantel' trug: das ist das für die Matutin durch die Zeremonienbüclier geforderte Pluviale. Dcr Narr gibt seineni Berichr leuclirende Farben, indem er fortfährt: 'Nach Beendigung der Matutin bcklciderc sich der Papst' (zur .Messe) und las (die) zwei (Früh-)Messen nachcinandei, und die Große Mcsse las er zwischen achr und neiin Uhr. An diesem Tag haiic der Kaiser einen langen, bis zum Boden reichenden Mantcl aus scliwaneni plüscliairigem Samr an (de velia negre velutnt) mir Furrci aus Maidcr (Zobcl: de marti gibelinr) e la diviia del rey Danglaterra (den ihm 1416 von Heinrich V. verliehenen Hosenband-Orden). Er irug ein Geliänge als Dreipaß (pendant Jat a manem de t)2olei) von drei Blättern; auf dcni obcrsrcn Blarc cincn großen, wie icli meine, noch nic gcsclicnen (qne jamcifi wlrt tal " C. oben S. 403. '+ Vgi. P n - r ~ i z z i - B u n c i ; (wie ~ ~ ~ Anm. 51) S. 78 jo crech) Diamanien, auf jedem der anderen Blätter groRc Rubinen, in der Mime eine Peile für dreiRig Tausend Uukaren7'. Wir fassen zusammen, was das Konstanzer Konzil für die herrscherliche Waltung im Fest der Geburt des Herrn bedeutet. 1. Mit den Vorgängen im allgemeinen. „Konstanz" bildet das Gelenk, das zwei nach Herkunft und Tendenz verschiedene Traditionen, ,,zwei Schwerter", beweglicli zusammenfügt: die eigenständige, deutsch-königliche, von päpstlicher Initiative freie Tradition Karls IV.: Lesung d e s Evangeliums insigniis impevialibus, mit Halten des autonom besessenen Schwertes, des entblößten Reichsschwertes, ense ewaginato, und: die vom Papst herbeigeführte, in die vom Papst abgehaltene Mette oder in die vom Papst zelebrierte Messe eingebrachte Lesung d e s Evangeliums in der avignonesischen Tradition des wohl auch mit einer Ermahnung, etwa einer Accipe-Formel verliehenen 'vibrierten' Schwertes (und des Hutes). In der konziliaren Situation, die aus Konstanz ein Stück Rom (oder Avignon) macht, gelingen hzw. müssen gelingen Kompromisse. Sigmund Iäßt sich einiges gefallen: die päpstliche Initiative zur Lesung, das verliehene Schwert, und rettet einiges: lectio septima, kein Hut. 2. Mit der Lesung. Sehen wir jetzt ab von der Homilie: D a s vom König Sigmund in Konstanz gelesene ,,Evangelium" ist - in der Matutin - dessen erster Vers; das gilt, mögliche Ausnahmen nicht ausgeschlossen, irn allgemeinen; es gilt für Karl IV., den Vater. Insigniis impevialibi~s wollten die Könige, das bloße Schwert in der Hand, nicht von Windeln und Krippe 'lesen', sondern vom Kaiser Augustus 'singen', auf dessen Gebot der Erdkreis 'geschätzt', d. h. verwaltet wurde. Lukas 2,l ist der heiligste, der unumstößliche O r t für den liturgisch geformten königlichen Kaiseranspruch. Darauf kam es dem 'anderen Konstantin' an: den Augustusnamen zu singen. So liefern wir „Konstanzer" und ,,Basler" Beiträge zu der von Ernst Schubert gefundenen ausgezeichneten Formulierung (die wir an anderem O r t noch unterbauen werden) der Augustus-Tradition im königlichen Weihnachtsdienst: „Nicht den geistlichen Rang als Diakon will der König liturgisch betonen, sondern als rex Romanorum die Nachfolge des Kaisers Augustus, der die weltliche Herrschaft inne hatte, als Christus geboren wurde" USW.'~. V11 BASEL: DIE PROBE AUFS EXEMPEL So wenig wie die Konstanzer, sind die Belege vom Basler Konzil, obwohl ebenfalls längst gedruckt7', beachtet worden. Eines hat ,,Basel" mit ,,Konstanzx '' F ~ x ~( rWi ~Anm. C 49) pointierte R o i r a Bericlit über die Missa solen~nisin unzulässiger Weise, indem er (S. 167) druckcn IieR: „llabci assisrieire Sigmurid, bekleidet (folgt gekürzic Schilderung nacli Borra) . . ." Das srehi nichi im Brief, Boria geht uniiiirrelbar nach Enr-ähnung des päpstlichen Zclcbiieicns ziir Schiidening von Sigrnunds Kleider- und Schmuckpracht ranit Rostcnangnbcn iihcr. So u.agcn wir keine Parallele zu Basel (unren S. 410) ivo wir -- in voisichcigci \Veise - subdiakonnles „i2ssisrieren" der Kaisers annehnicn. Höchsr unlirurgisclie Aussraüiing (Hosenbandordcii!). '"ERSSI S<:HUBERT,König und Rcich Srudien zur sp%rmitrelalrerlicheii deuischen Verfassungsgeschichre (Veiöffcntliciiungen des &lax-Planck-lnstituis für Gescliich:~ 63) Görtingeii 1979. S. 371. " .Monu~iienra concilioriini gcncialiuin sacc. XV, Wien 1873, Bd. 2 (Segovia). - Conciliuin Rasilierisc. delicet Exiit edictum etc. usque ibi: Et reliqua, also auch wörtliche Ubereinstimmung mit Bmnet in der Beschränkung auf Luc. 2 , l . Sofort (Quo lecto) 'trat ein Bischof heran und beendete die Lektion', complens lectionem, also wieder: der Bischof las die Homilie. Dreimal also hören wir, daß der Kaiser Brevier-gemäß las: nur Luc. 2,l und Et reliqua. Die Verse 2-14 kommen im Brevier nicht vor, der Bischof hatte also nur die Homilie zu lesen. Das nun sagt aufs deutlichste Segovia: der Kaiser las 'das Evangelium der siebenten Lektion', doch nicht die Homilie, omeliam wer0 Gregorii de eadem lectione decanravit archiepiscopus Turonensis. Daß aber der Kaiser nur Luc. 2,1 las, erwähnt Segovia nicht: es war ihm selbstverständlich. Wir hörten nun, daß Bmnet seinen Bericht mit einem Nota an die Worte nur anhängt, mit denen er die Missa solemnis - als das feierlichste Ereignis des Hochfestes - mit Vorzug notiert. Da müssen wir nun genau auf jedes Wort hören: Die Missa solemnis wurde gefeiert durch den Kardinal Branda (celebrata per dominum cardinalem Placentinum) 'unter Assistenz des Herrn Kaisers ohne kaiserliches Kleid', assistente domino imperatore non in habitu imperkli: wobei 'der Herr Kaiser diente': subdiakonales Dienen, in der Missa solemnis; denn das: 'Nicht kaiserlich gekleidet' 1ä13t das assistere vielleicht doch nicht als bloßes Dabei-Sitzen sondern als liturgisches Dienen verstehen. Wir erwägen dies freilich mit Zögern, ja mit schweren Bedenken, da der lakonische Protokollant von der Kleidung des Kaisers nur negativ redet (non in habitu imperiali), nicht positiv (etwa: „als Subdiakon gekleidet") und uns auch mit dem farblosen assistente im Stich läßt. Ein liturgisches ,,AssistierenM entspricht immerhin wohl dem, was in insgesamt acht Ordines für ) die Kaiserkrönung vom Ende des 12. Jahrhunderts („Staufischer O r d ~ ' ' ~bis~ 1529 vorgeschrieben ist: Wenn der Papst seinen Sitz verlaßt (und hinabschreitet zum Altar) pro perficiendis missarum misteriis, reiche ihm der Kaiser, wie (sonst) der Subdiakon tut (more subdiaconz], Kelch und Wasserfläschchen (calicem et ampullam; calicem et patenam, deinde aquam infundendam in vino (1529)86 und bleibe dort am Altar stehen, bis der Papst zu seinem Sitz zurückgekehrt und dort kommuniziert; ebendort empfange er, nach dem Friedenskuß, aus des Papstes Hand die Kommunion und so, auf dem Weg zu seinem Thron, nehme er, am Ambo, Mantel (mantum) und Krone wieder an sichH7. Der gekrönte Kaiser Sigmund hätte dann in der weihnachtlichen Missa solemnis 1433 wie der gekrönte Kaiser in der römischen Krönungsmesse seit Jahrhunderten gehandelt und wie er gewiß bei seiner Kaiserkrönung am 31. Mai 1433 gehandelt hattea8. hanncs). Wohl ebenso irr zu erkl'iien, daß ari Weihnacliren 1357 dci kaiseilichc Gesandre Burkhard von Magdeburg in Avignon qzartam leciionem gelesen haben soll. C o n ~ i u i s(wie Anm. 9) S. 38 Anm. 49 und oben bei Anm. 60. Dic Ordines für die Weihe und Krönuns des Kaisers und dci Kaiserin, hg. von R ~ i w ~ , \ nEILZE o ( M G H Fonces iuiis Germanici anriqui 9, Hannover 1960) Nr. XViI Ziffer 30, S . 68. Ebd. O r d o XXVlI Ziffer 54, S. 175. Dasselbe noch im Caeiemoniaic des Pairizzi. - Daß die Parenc sonsr nichi genanni nird, besaci nichis, da sic (mir der Hosrie) auf dem Kelch miigereiciir wird, ]ONÜM:\NZ (wie Anm. 1) 2 S. 68. fi' O r d o XX (des Guillelinus Ilurandus) Ziffer 39 (wie Anm. S5) S. 117: nimmr an sich Apfel, Szepter, Krone. Leider Iinbcn wir außer Poggio, der für die Missa solemnis nichrs bieier, keinen Bcricla, sondcin n u r " " " Auch ,,Baselc' führt ins Allgemeine, aber auch ins Tagespolitische. Sigmund ist in Basel frei von den Konstanzer Kompromissen: kein Papst ist anwesend, der ihn1 das 'Lesen' erlauben, der ihm Schwert und gar Hut verleihen, schenken konnte. Im Gegenteil, Sigmund durfte sich als Vermittler fühlen zwischen dem Konzil und dem von einem konziliaren Prozeß bedrohten Eugen IV. Er war frei für das weihnachtliche Tun seines Vaters. Das war ein königliches, von der Kaiser!;rönung unabhängiges Walten. Und doch fühlte er sich für den Augustus-Vers dadurch bestärkt, daß er vor knapp sieben Monaten in Rom zum Kaiser gekrönt war. Er sagte es selbst, als er die Kardinäle beschwor, die Mette im Münster nicht zu meiden: es sei das erste Jahr seines Kaisertums . . . ein auf Sign>iind angewandres Exemplar des O i d o XX (wic Anm. 87). Deurschc Reich~ra~sakren 10, I>& von HEKMI\N.I\. HFRRB,Goriia 1906, Ni. 494, einschlägig 5. 828, Z. 13-17. Inhaltsverzeichnis vorwo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII FRIEDRICHOHLY,Deus Geometra. ~ k i z & nzur Geschichte einer Vorsdung von Gott 1 BERNIURD K ö m ~ Die , Beurteilung der zweiten Ehe in der Spätantike und im frühen Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 43 HERWIG WOLPRAM. Die Gofen als Gegenstand einer hitorischen Ethnographie . . . . 53 BIRGITARFGWNNS,Sno& Asa-Etymologie und das Gräberfeid von Almppsala . . 65 KLAUS D-L, Runen und inrerpreratio christiana. Zur religionsgeschichtlichenStellung der Bügelfibel von Nordendorf I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 EUGENEWIG, Die Gebetskkusel für König und Reich in den merowingischen KönigsUrkunden. . . . . . . . . . . . '. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 ARNOWANGENENDT, Rex er Sacerdos. Zur Genese der Königssaibung . . . . . . . . 100 JOACHIM W o w c ~ Benedimcs , abbas Romensu. Das römische Element in der frühen benediktinischen Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 HEINZLöm, Irische Genealogien aus St. G d e n und ihr biswrischer Hintergrund . . . 138 WILHELM KOHL,Honestum monasterium in loco Mimigernaefor. Zur Frühgeschichte des Doms in Münster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 KARLHEINRICH KRUGER, Zur Nachfolgeregelung von 826 in den Klöstern Corbie und Corvey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . 181 HERBERT JANKUHN, Archäologische Anmerkungen zur Vita h k a r ü . . . . . . . . . . 197 JOSEPFLECKENSTEIN, Uber Hrabanus Maunis: MargiuGn zum Verhältnis von Gelehrsamkeit und Tradition im 9. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 H E W BEUMANN, Imperator Romano~m,rex gentium. Zu Widukind 111 76 . . . . 214 G m TELLENEACH,Kaiser, Rom und Renovatio. Ein Beitrag zu einem großen Thema 231 JADRAN FEBLUGA,Archon. E i Beitrag zur Untersuchung der südslavischen Herrscherrite1 im 9. und 10. Jahrhundert im Lichte der byzantinischen Quellen . . . . 241 ~MANPREDBALZER, Zeugnisse für das SelbstverständnisBischof Meinwerks von Paderbom 267 K m SCHMID,Der Srifrer und sein Gedenken. Die Vita Bennonis als Memorialzeugnis 297 Orro G m OEXE,Liturgische Memoria und historische Erinnerung. Zur Frage nadi dem G~ppenbewußtseinund dem Wissen der eigenen Geschichte in den . .. . . . . . . . . . . 323 mittelalterlichen Gilden . . . . . . . . . JÜRGEN VOGEL,Gregors VII. Abzug aus Rom und sein letztes Pontifikatsjahr in Memo 341 HEINZSTOOB,Wesdaen und Niederlothxingen in der Politik Lothars 111. . . . . . . 350 RWHSCHMIDT-WIEGAND, Krienddds Rache. Zu Funktion und Wertung des Rechts im Nibelungenlied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 HE~MANNHEWEL, Königlicher Weihnachtsdienst auf den Konzilien von Konstanz undBasei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 GEORGKA.~FMANN,Uber die Gattungen in der B'ddenden Kumt . . . . . . . . . 412 . . . . . .. . .. . . . . .