Best of 2000 01 Blue Man 4:07 = track 1 >> Justin Adams
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Best of 2000 01 Blue Man 4:07 = track 1 >> Justin Adams
Best of 2000 01 Blue Man 4:07 = track 1 >> Justin Adams: Desert Road (Wayward) 02. El Picador 3:14 = track 1 >> Calexico: Hot Rail (City Slang) 03. Ballad of of Cable Hogue 3:28 = track 2 >> Calexico: Hot Rail (City Slang) 04. Itku Polska (Weeping Polska) 5:58 = track 11 >> Andrew Cronshaw: On the Shoulders of the Great Bear (Cloud Valley) 05. Fihren Di Makhetonim Aheim 3:38 = track 10 >> Zev Feldman & Andy Statman: Jewish Klezmer Music (Shanachie) 06. Lovesong for Lemberg 7:36= track 6 >> David Krakauer: A New Hot One (Label Bleu/efa) 07. 68 5:04 = track 4 >> Deishovida: Gaisfeld (Extraplatte) 08. O Mare 4:07 = track 2 (leiser atmo Anfang) >> Spaccanapoli: Lost Souls (Realworld) 09. Uncle Joe 4:56 = track 5 >> Djeli Moussa Diawara & Bob Brozman: Ocean Blues (Melodie/FMS) 10. August Day Song 4:37 = track 2 >>Bebel Gilberto: Tanto Tempo (Ziguirboom/Crammed/Efa) 11. Sidiki Diabaté & Djelimadi Sissoko: Duga 4:07 = track 4 >>V.A.: Cordes Anciennes (Buda/FMS) 12. Sakhodougou 3:17 = track 12 >> Jardin de Guinée (Syllart/Melodie) 13. Orchestre de la Pailotte: Kadia Blues 4:43 = track 7 >> V.A. 40 eme anniversaire de Syliphone Vol. 2 (Syllart/Melodie) 14. Bembeya Jazz National: Armée Guinéenne 3:51 = track 5 >>V.A. 40 eme anniversaire de Syliphone Vol. 1 (Syllart/Melodie) 15. Djelimady & Solo Tounkara: Kedo 2:22 = track 18 >> V.A.: In Griot Times (Sterns) 16. Lobi Traoré: Maby Djoudon Don (Live) 3:47 = track 7 >> V.A.: In Griot Times (Sterns) 17. Lo Flo 4:16 = track 3 >>Ex-centric Sound System (Loud Records) 18. Nhamo Zvakare 6:08 = track 9 >> Thomas Mapfumo & the Blacks Unlimited: Chimurenga Explosion (www.anonymousweb.com) 19. Girma Bèyènè: Sét alamenem 5:28 = track 14 (auch gut an Duga II) >> V.A.: Swinging Addis - Ethiopiques 8 (Buda) 20. Alèmayèhu Eshèté: Tchero adari nègn 4:22 = track 4 >> V.A.: Swinging Addis - Ethiopiques 8 (Buda) 21. Tonino Carotone: Mondo Dificile 3:30 = track 1 21. King Mafrudi: Hasta Siempre 5:24 = track 6 >> V.A.: Fuerza! (Virgin) 22. Missing You 4:06 = track 8 >>Bim Sherman: Miracle (On-U Sound/efa) fRoots Critics’ Poll fROOTS NEW ALBUM OF 2000 Justin Adams: Desert Road (Wayward) Calexico: Hot Rail (City Slang) Andrew Cronshaw: On the Shoulders of the Great Bear (Cloud Valley) Deishovida: Gaisfeld (Extraplatte) Djeli Moussa Diawara & Bob Brozman: Ocean Blues (Celluloid) Ex-centric Soundsystem: Electric Voodooland (Loud) Bebel Gilberto: Tanto Tempo (Ziguirboom) David Krakauer: A New Hot One (Label Bleu) Thomas Mapfumo & the Blacks Unlimited: Chimurenga Explosion (anonymous web) Spaccanapoli: Lost Souls (Realworld) fROOTS REISSUE/ HISTORIC/ COMPILATION ALBUM OF 2000 Zev Feldman & Andy Statman: Jewish Klezmer Music (Shanachie) V.A.: Mali Cordes Anciennes (Buda) V.A.: 40ème anniversaire Syliphone 1 & 2 (Syllart) V.A.: In Griot Times (Sterns) V.A.: Fuerza! (Virgin) V.A.: Swinging Addis - Ethiopiques 8 (Buda) Liebe Hörerinnen und Hörer, ich begrüße euch herzlich zur Globalwize Sendung, die heute einen (Rück)Blick auf das Jahr 2000 wirft. Was hat von den vielen CDs, mit denen ich mich im zur Neige gehenden Jahr beschäftigt habe, Bestand, ist heute für mich das Thema?. Die Musikindustrie mit ihrem Fusionswahn war auch in diesem Jahr einer rasenden Beschleunigung ausgesetzt. Musik und noch viel schlimmer, ihre Protagonisten werden von ihr nur als austauschbare Objekte angesehen. So ist es kein Wunder, dass bis auf eine kleine Ausnahme alle hier vorgestellte Musik von den kleinen, feinen, unabhängigen Labels stammt, denen heute mein Dank gilt für ihre Innovation, ihren langen Atem und ihren nicht zu brechenden Willen, in diesem Wahn einer fast gleichgeschalteten Medienwelt zu bestehen. Unsere erste CD führt uns von der Heimat der durchgedrehten Rinder nach Mali, Reiseleiter ist Justin Adams. Seine Gitarren evozierten früher mit ihren Verzerrer-Effekten den Orient. Ein Aufenthalt in Mali spielte ihm die kleine Laute ngoni in die Hände. Fasziniert von der unendlichen Weite der Wüste und den dort lebenden Tuareg, den „blauen Männern“, oder wie sie sich selber nennen den „Verschleierten“, verschmolz er Anklänge an westafrikanische Traditionen mit seiner eigenen Definition von Blues. In diesem Stück spielt er alle Instrumente selber. Für den legendären Musikjournalisten und –Produzenten Charlie Gillett ist Justin Adams nicht weniger „als der beste zeitgenössische englische Gitarrist“. Gleich im Anschluss hören wir Calexico. Auch Calexico sind von der Wüste fasziniert, schließlich haben sie sich in der Kleinstadt gleichen Namens an der Grenze von Kalifornien und Mexiko niedergelassen. Ihr Konzert war für mich eines der großen Erlebnisse des Jahres. Die weitausufernden Gesänge der Gitarre, die einen Wüstenfilm vor den Augen entstehenden ließen und der Spaß, den die Jungs auf der Bühne hatten, haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Unbeschreiblich der Jubel, als ihre Mariachi-Kollegen von „El Luz del Norte“ in vollem Ornat auf die Bühne stiefelten, um die Fusion mexikanischen Schmalzes mit alternativer Rockmusik zu wagen. 01 Blue Man 4:07 = track 1 >> Justin Adams: Desert Road (Wayward) 02. El Picador 3:14 = track 1 >> Calexico: Hot Rail (City Slang) Hier kommt auf wunderbare Weise Wüstenfeeling und ein Arrangement, das an die Musik von Spaghetti Western erinnert, zusammen. Auf „El Picador“ folgt ein weiteres Kabinettstückchen, das die Stimme einer französischen Freundin der Band genauso herausstellt wie den Bandleader am melancholischen Akkordeon. Und danach wechseln wir die Wüsten. Von den winterlichen Schnee- und Eiswüsten des hohen Nordens, genauer gesagt Finnlands, hat sich der Zitherspieler und Journalist Andrew Cronshaw verzaubern lassen. Nach zahlreichen Reisen, die ihn in die Häuser verschiedener zeitgenössischer Volksmusiker geführt haben, entschied er sich mitten im Winter in Kaustinen, dem Herzland der finnischen traditionellen Musik, ein Album aufzunehmen. Dieses Album lebt nicht nur von einer tiefen Ruhe, sondern auch von der Integrität, mit der er sich dem traditionellen Material angenommen hat. Traurige Polka heißt sein Stück, das ich hier vorstellen möchte. Die Polka ist meist eine schnelle Tanzform. Diese nun eine downtempo Bearbeitung, die gespielt wird, wenn die Braut das Haus der Eltern verlässt. Cronshaw selbst sagt, dies sei sein Lieblingsstück, oft habe er nur Lust, dieses zu spielen. Zuerst die Hitze Mexikos, dann der kühle Norden: 03. Ballad of of Cable Hogue 3:28 = track 2 >> Calexico: Hot Rail (City Slang) 04. Itku Polska (Weeping Polska) 5:58 = track 11 >> Andrew Cronshaw: On the Shoulders of the Great Bear (Cloud Valley) Es gibt keine andere Platte, die die aktuelle Generation der amerikanischen Klezmer mehr beeinflusst hat, wie die vor zwanzig Jahren erschienene, schlicht betitelte „Jewish Klezmer Music“. Für den Zymbalon-Spieler Zev Feldman und den Klarinettisten Andy Statman, die sich vorher allen möglichen Musikstilen verschrieben hatten, war es eine Wiederaneignung ihrer eigenen kulturellen Wurzeln. Statman hatte jahrelang beim legendären Klarinettisten Dave Tarras studiert. Der Meister war von seinem Schüler so angetan, dass er ihm seine Instrumente testamentarisch vermachte. Endlich ist dieses Juwel jüdischer Soul-Musik wieder zu finden. 05. Fihren Di Makhetonim Aheim 3:38 = track 10 >> Zev Feldman & Andy Statman: Jewish Klezmer Music (Shanachie) 06. Lovesong for Lemberg 7:36= track 6 >> David Krakauer: A New Hot One (Label Bleu/efa) Vom Klezmer-Klassiker führte uns die Hörreise zu David Krakauer, einem der innovativsten Spieler des Klezmer. Dieser Mann hat die Klezmermusik genauso verinnerlicht wie den Jazz. Diese beiden Ingredienzien addiert er aber nicht einfach, sondern lässt sie aneinander reiben, rocken, wagt den Ausbruch in freie Tonalitäten um danach wieder zu einem lyrischen Spiel zu finden, das völlig verzaubert. Wir hörten seine Liebeserklärung an Lemberg. Nachdem mich schon alle CDs von Deishovida restlos begeistert haben, hat es das mittlerweile zu einem Sextett angewachsene Grazer Quartett wieder geschafft, mit ihrer CD in die Liste meiner Favoriten des Jahres aufgenommen zu werden. Kein Wunder, denn wie keine zweite Gruppe aus dem deutschsprachigen Raum stehen sie für eine reflektierte Bearbeitung von volksmusikalischen Traditionen. Nun kommt zu den akustischen Instrumenten, die sie meisterhaft beherrschen, der Gebrauch aller möglichen elektronischen Mittel der Soundveränderung hinzu. Danach hört ihr Spaccanapoli aus Süditalien. 07. 68 5:04 = track 4 >> Deishovida: Gaisfeld (Extraplatte) 08. O Mare 4:07 = track 2 (leiser atmo Anfang) >> Spaccanapoli: Lost Souls (Realworld) Napoli, chaotische Metropole des Südens, Industriestadt mit starker Arbeiterbewegung. Aber auch Stadt ausgelassener Feste, schön schräg spielender Blaskapellen und der Tarantella, einer Musik, die bis vor gar nicht langer Zeit eingesetzt wurde, um Menschen von Besessenheit oder dem Stich eines Skorpions zu heilen. Bei Spaccanapoli pulsieren die Trommeln, erheben sich soulige Gesänge in den von Möwen bevölkerten Himmel, lässt sich die vibrierende Energie des Straßenkarnevals spüren. Volksmusik, die vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhunderte spielerisch den Bogen schafft. Ocean Blues – Von Afrika nach Hawaii, geht das? Gitarre und Kora, Mande-Musik und Calypso, Bob Brozman und Djeli Moussa Diawara haben es bewiesen: 09. Uncle Joe 4:56 = track 5 >> Djeli Moussa Diawara & Bob Brozman: Ocean Blues (Melodie/FMS) 10. August Day Song 4:37 = track 2 >>Bebel Gilberto: Tanto Tempo (Ziguirboom/Crammed/Efa) Jeder Sommer hat seinen Soundtrack. In diesem war es eindeutig : „Brazilectro“, die entspannte Kreuzung aus akustischer und elektronischer Musik. Für mich war Bebel Gilberto, die Tochter eines der berühmtesten brasilianischen Musiker und Komponisten, die Speerspitze jenes Stiles. Auf „Tanto Tempo“ versuchte sie nicht, „auf Teufel komm raus“ aktuell zu klingen, nein, Geschichte und Schönheit der Bossa Nova bleiben intakt, liegen tief in ihrer wunderschönen erotischen Stimme bewahrt. Die klingt sehnsuchtsvoll, blitzt mal mit Freude auf und wird von ihren Musikern elegant umgarnt. Die folgende CD, die ich vorstellen möchte, ist eine Legende. Ca. 1970 wurde sie von einem deutschen Team in Mali aufgenommen. Sie ist, die erste, die der Kora-Musik Westafrikas als eigenständige Kunstform ein tönendes Denkmal setzte. Bis dahin kannte der Westen die Königin der afrikanischen Harfen vor allem als Begleitinstrument von Sängern. Hier hören wir eine Interpretation des klassischen Jali-Stücks „Duga“ von zwei der großartigsten Koraspieler aller Zeiten und danach gleich zwei weitere Schmankerl, die sogar noch fünf Jahre vorher aufgenommen wurden. 11. Sidiki Diabaté & Djelimadi Sissoko: Duga 4:07 = track 4 >>V.A.: Cordes Anciennes (Buda/FMS) 12. Sakhodougou 3:17 = track 12 >> Jardin de Guinée (Syllart/Melodie) 13. Orchestre de la Pailotte: Kadia Blues 4:43 = track 7 >> V.A. 40 eme anniversaire de Syliphone Vol. 2 (Syllart/Melodie) Zuerst hörten wir eine andere Bearbeitung des Duga-Themas aus dem Jahre 1965, diesmal von Jardin de Guinée mit dem großartigen Kanté Manfila an der Gitarre. Der Einsatz eines Vibraphons gibt dem Stück ein wunderbares jazziges feeling. Und sofort nach dem Garten von Guinea haben wir uns in eine aus Palmblättern gebaute Strandbar begeben, um uns den „Khadia Blues“ des Orchestre de la Pailotte“, aus dem gleichen Jahr (1965!), anzuhören. Beim französischen Label Mélodie kam eine Reihe von re-releases zeitloser Klassiker der guineischen Popmusik der Sechziger und Siebziger heraus, wie auch das folgende der Armee von Guinea gewidmete Lied, das von Bembeya Jazz National im Jahre 1968 aufgenommen wurde. Wenn die Bundeswehr solche Stücke für ihre Werbung produziert hätte, wer weiß, vielleicht wäre ich statt Pazifist Offizier geworden? Auf die Klänge der elektrischen folgen dann die der akustischen Gitarre. 14. Bembeya Jazz National: Armée Guinéenne 3:51 = track 5 >>V.A. 40 eme anniversaire de Syliphone Vol. 1 (Syllart/Melodie) 15. Djelimady & Solo Tounkara: Kedo 2:22 = track 18 >> V.A.: In Griot Times (Sterns) Eine faszinierende Lektüre war das Buch „In Griot Times“ des amerikanischen Musikers und Journalisten Banning Eyre. Der fuhr nach Mali, um dort beim Gitarristen Djelimady Tounkara, die Kunst des typischen Mande-Stil zu erlernen. Wie gut ihm dies gelungen ist, hörten wir gerade in dieser Version des Klassikers „Kedo“. Gleich folgt die Live-Aufnahme aus einem Nachtklub. Hier greift MaliBlueser Lobi Traoré in die Saiten und lässt uns den rauen und ungeschönten, dafür aber umso schöneren Sound der Savanne um die Ohren wehen, ganz wie er von den Besuchern des lokalen Musikklubs Ma Kele Kele gehört wird.. 16. Lobi Traoré: Maby Djoudon Don (Live) 3:47 = track 7 >> V.A.: In Griot Times (Sterns) 17. Lo Flo 4:16 = track 3 >>Ex-centric Sound System (Loud Records) Nach elektrischem Mali-Blues hörten wir das Ex-Centric Soundsystem. Ein weiteres meiner diesjährigen Konzert-Highlights. Die Band verschmelzt Melodien aus Ghana mit elektronischer Produktionsweise, was auch live in der Besetzung Flöten, Gesang, kpanlogo Trommeln, Schlagzeug, Bass, Samples richtiggehend detonierte. Banning Eyre ist nicht nur von der Gitarren-Musik der Mandinka fasziniert, sondern auch von der Chimurenga-Musik der Shona Zimbabwes. Seine Freundschaft zu Thomas Mapfumo machte dieses Stück möglich: Die auf der traditionellen Mbira-Musik aufbauende, zumeist auf Gitarren gespielte Chimurenga-Musik trifft auf ein Mandinka-Gitarren-Lick, hierselbst von Banning eingespielt. Und der Text ist auch nicht von Pappe. Mapfumos Lieder feuerten während des Befreiungskampfes gegen die weiße Alleinherrschaft in den Siebzigern die Kampfmoral der Buschkämpfer an. Das brachte ihm Gefängnis ein. Heute beklagt er sich bei demjenigen, dem er ja mit zum Sieg verholfen hat, dem starrsinnigen Diktator Robert Mugabe: „Nichts ist besser geworden, sondern alles nur schlimmer. Eure Versprechungen sind ins Nichts verpufft. Ihr unterdrückt die Leute. Passt auf „Nhamo“, Ärger ist im Anmarsch.“ Der Hinweis, dass „Nhamo Zvakare“ sofort verboten wurde, erübrigt sich wohl..... 18. Nhamo Zvakare 6:08 = track 9 >> Thomas Mapfumo & the Blacks Unlimited: Chimurenga Explosion (www.anonymousweb.com) 19. Girma Bèyènè: Sét alamenem 5:28 = track 14 (auch gut an Duga II) >> V.A.: Swinging Addis - Ethiopiques 8 (Buda) Nach Thomas Mapfumo, dem Löwen von Zimbabwe hörten wir Girma Bèyènè. Was mich bei der Beschäftigung mit den Wurzeln der zeitgenössischen afrikanischen Musik deprimiert hat, ist die Tatsache, dass dort schon in den späten sechziger und in den siebziger Jahren Popmusik von außerordentlicher Qualität produziert wurde und niemand im Westen, kein Journalist, kein Produzent hat sich zum Sprachrohr dieser Künstler gemacht. Wie gebannt starrten wir nach England und in die USA, die Engländer wieder auf die USA und umgekehrt. Diese Einsicht beschlich mich schon beim Betrachten der Fotografien von Malick Sidibé, der zwischen 1957 und 1976 die Jugendszene in Mali dokumentierte. Das Betrachten dieser sensationellen Fotografien wirft unser hergebrachtes Bild des schwarzen Kontinents um. Denn nie waren sich die urbanen Subkulturen Afrikas, Amerikas und Europas so nahe, wie damals - und wir hatten es nicht bemerkt. Deshalb große Freude immer wieder, wenn eine neue CD der genialen Reihe Ethiopiques, die die Popmusik Äthiopiens zwischen 1969 und 74 dokumentiert erscheit und hier ist der Beweis: James Brown war ein äthiopischer Soulbrother! 20. Alèmayèhu Eshèté: Tchero adari nègn 4:22 = track 4 >> V.A.: Swinging Addis - Ethiopiques 8 (Buda) 21. Tonino Carotone: Mondo Dificile 3:30 = track 1 Das war Alèmayèhu Eshèté in einer Aufnahme von 1970 und danach Tonino Carotone zusammen mit Manu Chao . Manu Chao beschallte auch diesen Sommer die alternativen Cafés. Schwer was los im spanischsprachigen Underground! Denn besagter Manu Chao war nur die Spitze eines Eisberges, der sich auf der Kompilation „¡Fuerza!“ in den verschiedensten Facetten hörbar macht. „Lo mejor de la musicá latina alternativa“ ist der Untertitel und was in Frankreich und Spanien schon ganz groß ist, wird auch hierzulande zum Partyrenner: Latin, Hiphop, Raggamuffin, Reggae, Folk und Elektronik verweben sich mit das (linke) Bewusstsein erweiternden Texten zu einem Cocktail „Molotov“. Sogar Comandante Ché Guevera schaut im Reggae-Sound verjüngt vorbei. Die letzte Party gewinnen wir! 21. King Mafrudi: Hasta Siempre 5:24 = track 6 >> V.A.: Fuerza! (Virgin) Auch in diesem Jahr haben wir den Tod vieler großartiger Künstler zu betrauern. Einen habe ich mir exemplarisch herausgepickt: Bim Sherman. Dieser Mann hatte eine der beeindruckendsten Stimmen der Reggae-Szene. Sie war von einer Weichheit, Anschmiegsamkeit wie allerfeinster Samt und strahlte dabei eine Melancholie aus, die Steine zum Weinen bringen konnte. 1952 in Jamaika geboren, gehörte er zu den wenigen Künstlern, die großen Wert auf ihre Unabhängigkeit legten. Die Konsequenz, für keinen der schlitzohrigen Produzenten zu arbeiten, verschloss ihm die Tür für größeren Ruhm. Sein 1996 erschienenes, epochales Album „Miracle“ wagte den Brückenschlag von Jamaika via Großbritannien nach Indien, wo in Bollywood ein Streichorchester seine Songs mit perlenden Glissandi überzuckerte. Das Ergebnis ist noch heute als himmlisch, als nicht von dieser Welt, zu bezeichnen. Und wir können sagen: We are missing you. 22. Missing You 4:06 = track 8 >>Bim Sherman: Miracle (On-U Sound/efa)