Die Wahrheit in der Liebe tun: Evangelisches Plädoyer für

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Die Wahrheit in der Liebe tun: Evangelisches Plädoyer für
APD-DOKUMENTATION
Deutsche Übersetzung des Aufrufs sowie die Liste der Unterzeichner
Die Wahrheit in der Liebe tun:
Evangelisches Plädoyer für "Caritas in veritate"
"Aktuelle globale Ereignisse sensibilisieren uns für die Bedeutung einer nachhaltigen
christlichen Reflexion über das Wesen und Ziel des wirtschaftlichen Lebens, sowohl
innerhalb unserer eigenen Gesellschaften als auch in anderen Teilen der Welt.
Folglich begrüßen wir als evangelikale Protestanten die Veröffentlichung von "Caritas
in veritate" von Papst Benedikt XVI.
Wir rufen Christen überall, aber besonders unsere Mitbürger und die Protestanten im
globalen Norden auf, sie zu lesen, sich mit ihr auseinanderzusetzen und auf "Caritas in
veritate" zu reagieren. Dabei können wir den gemeinsamen Ruf nach Liebe und
Wahrheit in unserem Leben als Bürger, Unternehmer, Arbeitnehmer erkennen und
was noch grundsätzlicher für die Nachfolge Christi gilt.
Durch Tod und Auferstehung Christi nimmt Gott alles von uns, was hinderlich dafür
sein könnte, eine geordnete Beziehung zwischen Gott und Welt, unter den
Menschen und zwischen Menschen und dem Rest der Schöpfung aufzubauen.
Menschliche Entwicklung ist in dieser Wiederherstellung aller Dinge hin zu wahren
Beziehungen enthalten.
Wir empfehlen die Blickrichtung, mit der diese Enzyklika die wirtschaftliche
Entwicklung in Bezug auf die wahre Weichenstellung für menschliche Entwicklung
vorgibt. "Caritas in veritate", die in der Tradition der Enzyklika "Populorum Progressio"
von Papst Paul VI. steht, argumentiert, dass Entwicklung von der Veränderung der
jeweils beteiligten Personen und Institutionen abhängig ist sowie von den
Beziehungen, die unter ihnen herrschen.
Wir stehen hinter dieser Forderung nach einer neuen Vision von Entwicklung, die auf
die Würde des menschlichen Lebens in seiner Fülle setzt und erkennt, dass die Sorge
um das Leben - von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod – sich umfassend für
religiöse Freiheit, für die Bekämpfung der Armut und für die Bewahrung der
Schöpfung einsetzt.
"Caritas in veritate" schlägt ein ganzheitliches Modell der menschlichen Entwicklung
im Kontext der Globalisierung vor, "die Ausweitung der weltweiten Verflechtung". Wir
sind mit dieser Enzyklika in dem Punkt einverstanden, "die Globalisierung der
Menschheit im Sinne von Beziehung, Gemeinschaft und Teilhabe zu leben und
auszurichten" (CV 42). Die Enzyklika stellt korrekt fest, dass die Globalisierung in der Tat
Millionen von Menschen aus der Armut geholt hat, vor allem durch die Integration
der Volkswirtschaften der Entwicklungsländer in die internationalen Märkte.
Doch die Unebenheiten bei dieser Integration hinterlassen in uns tiefe Besorgnis, sind
wir doch mit Ungleichheit, Armut, mangelnder Ernährungssicherheit, Arbeitslosigkeit,
sozialer Ausgrenzung, einschließlich der anhaltenden sozialen Ausgrenzung von
Frauen in vielen Teilen der Welt konfrontiert. Wir sind besorgt über den Materialismus,
der die menschlichen Gemeinschaften zu verderben droht, und die zerstörerischen
Folgen für unseren gemeinsamen Lebensraum auf diesem Planeten.
In "Caritas in veritate" finden wir eine Analyse der globalen Lage, die eine Engführung
der Polarisation des freien Marktes zurückweist und das aktive Eingreifen von
Regierungen mit ihren Lösungen ablehnt.
"Die Soziallehre der Kirche ist der Ansicht, dass wahrhaft menschliche Beziehungen in
Freundschaft und Gemeinschaft, Solidarität und Gegenseitigkeit auch innerhalb der
Wirtschaftstätigkeit und nicht nur außerhalb oder »nach« dieser gelebt werden
können" (CV 36). Das wirtschaftliche Leben ist weder amoralisch noch autonom.
Institutionen der Wirtschaft, einschließlich die Märkte selbst, sollten durch innere
Beziehungen von Solidarität und Vertrauen geprägt sein.
Gewinn ist ein notwendiges Ziel im wirtschaftlichen Leben; er kann aber nicht das
Hauptkriterium für wahrhaft menschliche wirtschaftliche Blüte sein. Wir bekräftigen
daher den Schwerpunkt, der in "Caritas in veritate" auf soziale Unternehmungen
gesetzt wird, das heißt auf geschäftliche Bemühungen, die vom Prinzip der
Gegenseitigkeit geleitet sind - ein Grundsatz, der das Gegensatzpaar von "for-profit"
und "non-profit" weit übersteigt und stattdessen soziale Zwecke zur Deckung der
Kosten und zur Investition verfolgt. Des weiteren fordern wir Evangelikalen dazu auf,
die Einladung von Papst Benedikt anzunehmen, und zu prüfen, wer in der
Geschäftsleitung von Unternehmen sein sollte und was die moralische Bedeutung
von aufgenommenen Investitionen ist.
Wir hätten uns eine noch stärkere Kritik der Enzyklika an der götzenhaften
Überbewertung von Geld gewünscht und die sich daraus ergebende gegenwärtige
Dominanz der Finanzmärkte über andere Teile der Weltwirtschaft.
Wir unterstützen die Aussage, dass sich eine Wirtschaft der Nächstenliebe dafür stark
machen sollte, unzähligen Menschen und Institutionen Raum zu geben - nicht nur
Staat und Markt, sondern auch Familien und vielen Beziehungen innerhalb der
Zivilgesellschaft. Es sind vor allem die internen Ressourcen der Kommunen, wie die
von Bürgerinitiativen, Gemeinderäten, Gewerkschaften, Kleinunternehmen und
mehr, die den Ausbau von lokalen Talenten und Ressourcen erleichtern.
Effektive Verwaltung und Beihilfen, die die Entwicklung ankurbeln, erkennen jedoch,
dass ihre eigenen Grenzen auch zum Weg einer ganzheitlichen Entwicklung nötig
sind.
Die Herausforderung, Globalisierung zu "vermenschlichen" oder zu "zivilisieren",
bedeutet nicht unbedingt "mehr Staat". Sie verlangt bessere Regierungsformen,
Rechtsstaatlichkeit und nicht Machtpersonen; die Entwicklung von starken
Regierungseinrichtungen; die Wiederherstellung des Gleichgewichtes zwischen
konkurrierenden Interessen; die Ausrottung der Korruption.
Ethische Globalisierung fordert einen gerechteren und freieren Handel sowie die
Förderung der erfolgreichen Integration aller Armen der Welt in eine florierende
Weltwirtschaft. Eine ethische Globalisierung fordert von den evangelischen Kirchen
überall, sich dem Ruf, die Wahrheit in Liebe zu tun, zu stellen, wo wir doch Antwort
auf den großen Auftrag geben wollen, "alle Völker zu meinen Jüngern" zu machen.
Die Enzyklika erkennt richtig, dass Staaten ihre Pflicht, die Gerechtigkeit zu verfolgen
und das Gemeinwohl in der globalen Wirtschaftsordnung zu suchen, weder
aufgeben dürfen noch darauf verzichten sollten.
Wir teilen die Sorge des Dokuments über den Verfall der Systeme der sozialen
Sicherheit, die schwindende Macht der Gewerkschaften und den Druck der sozial
zerstörerischen Mobilität unter Arbeitskräften. Aber wir teilen auch die Angst vor dem
Wachstum eines übermächtigen Wohlfahrtsstaates, der den sozialen und
bürgerlichen Pluralismus degradiert.. So sind wir uns einig, dass an Subsidiarität und
Solidarität gleichzeitig festgehalten werden müssen, wie "Caritas in veritate" es ja
auch schlägt.
Wir unterstützen die Forderung nach besseren Modellen einer globalen Regierung,
die sowohl finanzielle als auch politische Rechte haben sollte, aber wir zögern,
unkritisch die aktuellen Modelle wie die von UNO, IWF, Weltbank und WTO zu
übernehmen. Ein globales Gemeinwohl zu unterstützen, ruft in der Tat nach einem
politischen Handeln, das etwas sicherstellen kann; aber auch neue Modelle der
globalen Regierung müssen Teilhabe, Transparenz und Rechenschaftspflicht
gewährleisten sowie zur Stärkung des Nationalstaates beitragen, was das Verhältnis
zur Macht des globalen Finanzsystems angeht.
Mit "Caritas in veritate" verpflichten wir uns, nicht zu "Opfern" der Globalisierung zu
werden, sondern als "Mitstreitern" für die weltweite Solidarität zu arbeiten - für
wirtschaftliche Gerechtigkeit und das Gemeinwohl als Normen, die weit über die
Motive Gewinnabschöpfung und technischer Fortschritt hinausgehen. Wir fordern
einen ernsthaften Dialog zwischen allen Christen und vielen anderen, um diese Ziele
zur konkreten Wirklichkeit werden zu lassen.
•Adel Abadeer, Associate Professor of Economics, Calvin College (Grand Rapids, MI)
•Roy Berkenbosch, Director, Micah Center, King's University College (Edmonton, AB)
•Elwil Beukes, Professor of Economics, The King's University College (Edmonton, AB)
•Daniel K. Bourdanné, General Secretary, International Fellowship of Evangelical
Students (Oxford, UK)
•James Bradley, Professor of Mathematics & Statistics Emeritus, Calvin College
(Grand Rapids, MI)
•Paul Brink, Associate Professor of Political Studies, Gordon College (Wenham, MA)
•Joe Carter, Web Editor, First Things (Manassas, VA)
•Jonathan Chaplin, Director, Kirby Laing Institute for Christian Ethics (Cambridge, UK)
•J. Daryl Charles, Director and Senior Fellow, Bryan Institute for Critical Thought &
Practice (Dayton, TN)
•Richard Cizik, President, The New Evangelicals (Washington, DC)
•Bruce J. Clemenger, President, Evangelical Fellowship of Canada (Markham, ON)
•Javier Comboni, Jean & E. Floyd Kvamme Professor of Political Economy, Wheaton
College (Wheaton, IL)
•Justin D. Cooper, President, Redeemer University College (Ancaster, ON)
•Paul R. Corts, President, Council for Christian Colleges and Universities (Washington,
DC)
•Janel Curry, Byker Chair in Christian Perspectives on Political, Social, and Economic
Thought, Calvin College (Grand Rapids, MI)
•Calvin B. DeWitt, Professor of Environmental Studies, University of Wisconsin-Madison
(Madison, WI)
•Brian Dijkema, Labour Activist (Ottawa, ON)
•Joel Edwards, International Director, Micah Challenge (London, UK)
•Jacob P. Ellens, Vice President, Academic, Redeemer University College (Ancaster,
ON)
•Bruce Ellis Benson, Professor of Philosophy, Wheaton College (Wheaton, IL)
•Janet Epp Buckingham, Director, Laurentian Leadership Centre (Ottawa, ON)
•James Featherby, Fellow, London Institute for Contemporary Christianity (London,
UK)
•Harry Fernhout, President, The King's University College (Edmonton, AB)
•Brian T. Fikkert, Associate Professor of Economics & Community Development,
Covenant College (Lookout Mountain, GA)
•Richard L. Gathro, Dean, Nyack College (Washington, DC)
•Ivy George, Professor of Sociology and Social Work, Gordon College (Wenham,
MA)
•Michael W. Goheen, Geneva Professor of Worldview and Religious Studies, Trinity
Western University (Langley, BC)
•Bob Goudzwaard, Emeritus Professor of Economics and Cultural Philosophy, Free
University of Amsterdam (Netherlands)
•Andy Hartropp, Research Tutor in Development Studies, Oxford Centre for Mission
Studies (Oxford, UK)
•Peter S. Heslam, Transforming Business, University of Cambridge (Cambridge, UK)
•John Hiemstra, Dean, Faculty of Social Science, The King's University College
(Edmonton, AB)
•Roland Hoksbergen, Professor of Economics and International Development, Calvin
College (Grand Rapids, MI)
•Dennis Hoover, Vice President for Research and Publications, Institute for Global
Engagement (Washington, DC)
•Robert Joustra, Researcher, Cardus (Hamilton, ON)
•Timothy A. Kelly, Director, DePree Center Public Policy Institute (Pasadena, CA)
•David T. Koyzis, Professor of Political Science, Redeemer University College
(Ancaster, ON)
•Tracy Kuperus, Associate Professor, International Development Studies, Calvin
College (Grand Rapids, MI)
•Jamie McIntosh, Executive Director, International Justice Mission Canada (London,
ON)
•Ruth Melkonian-Hoover, Assistant Professor of Political Studies, Gordon College
(Wenham, MA)
•George N. Monsma, Jr., Professor of Economics, Emeritus, Calvin College (Grand
Rapids, MI)
•Stephen V. Monsma, Research Fellow, The Henry Institute, Calvin College (Grand
Rapids, MI)
•Richard Mouw, President, Fuller Theological Seminary (Pasadena, CA)
•Bryant L. Myers, Professor of International Development, Fuller Theological Seminary
(Pasadena, CA)
•David K. Naugle, Professor of Philosophy, Dallas Baptist University (Dallas, TX)
•David Neff, Editor in Chief, Christianity Today (Carol Stream, IL)
•Ray Pennings, Director of Research, Cardus (Calgary, AB)
•Michael Pollitt, Reader in Business Economics, Judge Business School, University of
Cambridge (U.K.)
•Dan Postma, Managing Editor, Comment Magazine (Hamilton, ON)
•Vinoth Ramachandra, Author, Subverting Global Myths (Colombo, Sri Lanka)
•Jonathan S. Raymond, President, Trinity Western University (Langley, BC)
•Paul W. Robinson, Director, Human Needs and Global Resources Program, Wheaton
College (Wheaton, IL)
•Duncan Roper, Former Professor of Mathematics, University of Western Sydney (now
resident of Martinborough, NZ)
•Michael Schluter, Chairman, Relationships Foundation International (Cambridge,
UK)
•Chris Seiple, President, Institute for Global Engagement (Washington, DC)
•Timothy Sherratt, Professor of Political Studies, Gordon College (Wenham, MA)
•Ronald J. Sider, President, Evangelicals for Social Action (Philadelphia, PA)
•James W. Skillen, President, Center for Public Justice (Washington, DC)
•John G. Stackhouse, Jr., Sangwoo Youtong Chee Professor of Theology and Culture,
Regent College (Vancouver, BC)
•Glen Harold Stassen, Lewis B. Smedes Professor of Christian Ethics, Fuller Theological
Seminary (Pasadena, CA)
•Elaine Storkey, President, Tearfund (London, UK)
•Alan Storkey, Economist (Cambridge, UK)
•Gideon Strauss, President (designate), Center for Public Justice (Washington, DC)
•Robert Sweetman, Academic Dean and Acting President, Institute for Christian
Studies (Toronto, ON)
•Steven Timmermans, President, Trinity Christian College (Palos Heights, IL)
•Michael Van Pelt, President, Cardus (Hamilton, ON)
•Jim Wallis, President, Sojourners (Washington, DC)
•Alissa Wilkinson, Associate Editor, Comment Magazine (Brooklyn, NY)
•Paul Williams, David Brown Family Chair of Marketplace Theology and Leadership,
Regent College (Vancouver, BC)
27. Juli 2009
(Übersetzung: Katholische Nachrichtenagentur "fides" in Rom/Italien)