SPD Markdorf
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SPD Markdorf
ANZEIGE Markdorf S Ü D KU R I E R N R. 19 0 | F N S D I E N S T A G , 1 9 . A U G U S T 2 0 14 Nachrichten Einen netten katholischen Franzosen wünscht sich Monsieur Claude (Christian Clavier, rechts) als Schwiegersohn. Doch seine vier Töchter spielen dabei nicht mit. BIL D : VER A NSTA LTER THEATERSTADEL Open-Air-Kinosaison wird bis Sonntag verlängert Markdorf – Um eine halbe Woche bis einschließlich kommenden Sonntag, 24. August, verlängert Frank Schirl seine diesjährige Open-Air-Kinosaison im Theaterstadel am Gehrenberg. Nachdem heute Abend zum letzten Mal „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ gezeigt wird, wird vom morgigen Mittwoch an nochmals an fünf Abenden die französische Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ über die Leinwand im Stadel-Hof flimmern. Der Innenhof wird um 20 Uhr geöffnet, Filmbeginn ist jeweils um 21 Uhr. Bei schlechtem Wetter wird der Film im Theaterstadel gezeigt. ....................................... ZURÜCKGEBLÄTTERT ! Vor 25 Jahren im SÜDKURIER Markdorf – Sabine Joos hieß im Frühjahr 1989 die erste hauptamtliche Jugendbetreuerin in Markdorf. Die damals 27-Jährige wurde für das von der Stadt Markdorf und dem Bodenseekreis ins Leben gerufene Pilotprojekt „Jugendbetreuung in Markdorf“ eingestellt. Die studierte Sozialarbeiterin sollte in erster Linie Ansprechpartnerin für Jugendliche „in schwierigen Situationen“ sein, wie es im SÜDKURIER vom 10. März 1989 hieß. Sie kümmere sich „insbesondere um Arbeitslose und Drogengefährdete, um ausländische Jugendliche und um junge Menschen in schwierigen familiären Verhältnissen“. Treffpunkt war immer freitags von 16 Uhr bis 19 Uhr in der Teestube am Weiher. Eingeladen waren Jugendliche ab 15 Jahren, die „auf die herkömmlichen Angebote institutionalisierter Jugendarbeit“ (Kirchen, Vereine und die Schulen werden genannt) nicht mehr ansprechen würden. Heute gibt es mit Wolfgang Butschan einen hauptamtlichen Jugendbetreuer der Stadt Markdorf, der – im Unterschied zu Sabine Joos seinerzeit – Ansprechpartner für alle Jugendlichen der Stadt ist, das Jugendcafé Zepp und die Mofawerkstatt betreut und die Ferienspiele organisiert. ....................................... WALDHORNSTRASSE Wegen Bauarbeiten für einen Monat gesperrt Markdorf – Wegen des Abrisses und Wiederaufbaus eines Wohnhauses ist die Waldhornstraße laut Verwaltung ab Haus Nr. 2 bis Samstag, 20. September, voll gesperrt. Der Busverkehr wird in dieser Zeit in einer Schleife über Pestalozzistraße, Am Neusatz, Rosenweg, Bruggergasse, Waldhornstraße, Am Neusatz, Pestalozzistraße umgeleitet. Die Stadt bittet die Anwohner um Verständnis. Mo bis Fr 9 –18 Uhr · Sa 9 –14 Uhr alles Essbare, au§er Kaffee und Kuchen Zum Salm 10, †berlingen-Nu§dorf 17 www.suedkurier.de/markdorf Helfen ist eine Familientradition Gedächtnis der Region: Die Familie Böhm ist dem DRK Markdorf seit 75 Jahren treu verbunden VON WINFRIED THUM ................................................ Markdorf – DRK ist mehr als nur die „Bereitschaft“. Das Kürzel steht für Erste-Hilfe-Kurse, Blutspende, Sanitätsdienst, Seniorengymnastik, Kleidersammlung und Auslandshilfe. Und 118 Jahre sind vergangen, seit Medizinalrat und Sanitätsarzt Dr. Karl Blum zusammen mit dem Drogisten Stefan Haag, mit Brunnenmeister Johann Schley, Landwirt Johann Rid und Straßenmeister Adolf Ummenhofer am 27. Januar 1896 den Markdorfer Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes aus der Taufe hoben. Wie aus der Chronik des Vereins hervorgeht, gab es „in der friedlichen Zeit um die Jahrhundertwende außer bei Unfällen und bei der Überführung von Schwerkranken in das städtische Krankenhaus Markdorf keine besonderen Einsätze“. Der Grund: Autoverkehr existierte ebenso wenig wie die erst am 1. Oktober 1901 eröffnete Eisenbahnlinie Stockach-Friedrichshafen. Und die Bahn war auch Inhalt der großen Übung von 1908. Es wurde angenommen, dass ein Zug durch falsche Weichenstellung entgleist sei. Fatal: Dass ein Zugunglück mit 106 Toten den Ortsverein1939 vor die größte Herausforderung seiner Geschichte stellen sollte, konnte niemand ahnen. Ab 1909 pflegte der Verein ein Protokollbuch, erster Schriftführer wurde Eduard Wagner, der im Gebäude der heutigen Druckerei Zanker den „Gehrenbergboten“ herausgab. Als vor 100 Jahren der Erste Weltkrieg ausbrach, zählte die Sanitätskolonne 41 aktive Mitglieder, die auch aus Kluftern, Ittendorf und Ahausen kamen. Laut Chronik bestand die Ausrüstung aus drei Tragbaren, zwei Verbandskästen, 25 Verbandstaschen und ebenso vielen Uniformen. Die Zahl der Mitglieder sank auf drei, da alle anderen beim Militär dienen mussten. Ab 1933 wurden 18 Frauen und Mädchen aufgenommen und 1937 ein Ford V 8 als Krankenwagen zum Preis von 8800 Reichsmark angeschafft. Im August 1939, also vor 75 Jahren, trat der 1901 geborene Waldemar Böhm dem DRK bei. Vier Monate später folgte der schwerste Einsatz seines Lebens beim Zugunglück, das 106 Menschenleben forderte. Zwölf Stunden lang retteten die Helfer Verletzte. „Die letzten Toten wurden erst nach 36 Stunden aus dem gewaltigen Trümmerberg herausgeholt“, heißt es in der Chronik. 1940 wird Sophie Schell Bereitschaftsführerin, später an der Ost- und Westfront beim Aufbau von Sanitätsstellen im Einsatz. Auch zahlreiche Bombenabwürfe mit etlichen Toten und Verletzten in der Umgebung forderten Einsätze. Die Alliierten suchten nach dem V2-Werk und warfen über der Gegend Flugblätter mit dem Text „Raderach am Wald finden wir bald“ ab. Mit dem Einmarsch der Franzosen war im April 1945 der „Kriegseinsatz“ des DRK in Markdorf beendet. Am 5. Juni wurde der Ortsverein Damals und heute ➤ Unsere Serie: In der großen Serie „Gedächtnis der Region“ widmet sich der SÜDKURIER in seinem Lokalteil dem Wandel am Hochrhein, am Bodensee und im Schwarzwald in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten. In Bildpaaren aus historischen und aktuellen Aufnahmen zeigt unsere Zeitung, wie sich das Gesicht der Region und mit ihr das Leben verändert hat. ➤ Ihre Bilder und Geschichten: Unsere Zeitung sucht historische und außergewöhnliche Bilder vom Leben in den Dörfern und Städten, von Festen, Vereinen und Arbeitsplätzen. Schicken Sie uns Ihre Die DRK-Bereitschaft Markdorf im Jahr 1971 bei der Einweihung der Rettungswache. In der hinteren Reihe ganz rechts steht Winfried Böhm. Zweiter von rechts in der vorderen Reihe ist sein Vater Waldemar Böhm. B ILD : PRIVAT Welt-Blutspendertag im Schloss Charlottenburg, Berlin: Winfried Böhm (links) wird am 16. Juni 2014 für seine herausragenden Leistungen für das DRK als einer von acht Bürgern aus Baden-Württemberg geehrt. Rechts neben ihm ZDF-Moderatorin Carmen Nebel. B ILD : PR4U durch Kolonnenarzt Dr. Otto Ecarius wiedergegründet. Sein Nachfolger war der langjährige Chefarzt des Krankenhauses, Dr. Karl Lang. Es folgten ruhigere Jahre, modernere Transportfahrzeuge und die Gründung der Jugend-RotKreuz-Gruppe durch Josef Kraus im Jahr 1964. Erst 1981 wurden Überlegungen zum Bau einer Rettungswache angestellt. Am Welt-Rot-Kreuz-Tag 8. Mai konnte nach Fertigstellung der erste offizielle Dienstabend im neuen Gebäude neben dem Krankenhaus stattfinden. Und am 22. September 1996 wurde der Erweiterungsbau offiziell übergeben – pünktlich zur 100-Jahr-Feier. Ein Mitglied, das zuletzt auf sich aufmerksam machte, ist Winfried Böhm, der Sohn von Waldemar Böhm.1971trat er in die DRK-Bereitschaft ein und erst im Juni 2014 wurde er in Berlin beim Weltblutspendertag als einer von acht Baden-Württembergern geehrt. Er hat in dieser Zeit 115 Mal einen halben Liter Blut gespendet. Erinnerungsschätze und wir gehen dem Wandel auf die Spur! Wenn Sie Erlebnisse oder Bilder dazu haben, schicken Sie uns diese gerne per Post an SÜDKURIER Medienhaus, Lokalredaktion, Hauptstraße 4, 88677 Markdorf, Fax 0 75 44/95 22 59 91 oder per E-Mail an [email protected] ➤ SÜDKURIER damals: Historische Themen sind ein Schwerpunkt bei SK plus, dem Angebot des SÜDKURIER im Internet. Dort finden Sie nicht nur alle Teile der diesjährigen Serie, sondern auch zahlreiche Bilder-Vergleiche von Plätzen, Siedlungen und Bauten früher und heute. Die Serie im Internet: www.suedkurier.de/damals „Pausenlos fuhren Krankenwagen“ Einer der tragischsten Eisenbahnunfälle in der Geschichte der Reichsbahn ereignete sich am 22. Dezember vor 75 Jahren bei Markdorf. 106 Menschen starben. In einem Beitrag für den SÜDKURIER erinnert sich der langjährige Stadtarchivar Manfred Ill. Es war dasselbe Jahr, in dem Waldemar Böhm dem DRK beigetreten ist. Der Markdorfer Ortsverein stand damals vor der größten Herausforderung seiner Geschichte. Ill schreibt unter anderem: „Am 22. Dezember 1939 fuhr ein Sonderzug mit 500 Personen von Oberstdorf ab, um im Laufe der Nacht das Markgräflerland zu erreichen. Bei Lipbach, südlich der Bahnunterführung vor Kluftern kam es zum furchtbaren Zusammenprall mit einem Güterzug, der mit Kohlen beladen war. Noch an der Unfallstelle starben 89 Menschen, unter ihnen 56 Kinder und 27 Frauen. Beide Lokführer und der Heizer waren ebenfalls tot. Weitere Verunglückte starben in den Tagen danach und erhöhten die Zahl der Toten letztlich auf 106 Personen. Hilfszüge mit Ärzten, Personal und Geräten trafen bald am Unfallort ein. Die Verletzten brachte man in die Krankenhäuser Friedrichshafen und Markdorf. Ein völlig überlasteter Fahrdienstleiter hatte dem Kohlenzug das Signal zur Freigabe der Fahrt in Richtung Friedrichshafen gegeben. Der Beamte bemerkte seinen Fehler erst, als der Zug schon in Bewegung war. Er versuchte noch vergeblich, ihn anzuhalten, indem er mit einer roten Signalfahne hinterher rannte, ihn aber nicht mehr erreichen konnte. Waldemar Böhm, 1901 geboren, war ein Rot-Kreuzler mit Leib und Seele. Sofort nach der Nachricht von der Zugkatastrophe wurden alle lokalen Kräfte von Rotkreuz, Feuerwehr und technischer Nothilfe mobil gemacht, um zu helfen und SÜDKURIER zu retten. Die ganze Nacht liefen die Rettungsaktionen und pausenlos fuhren die Krankenwagen, wenn man Opfer aus einem unbeschreiblichen Gewirr von zerstörten Loks und Personenwaggons befreit hatte. Am 24. Dezember standen auf dem Marktplatz 99 Särge und die Angehörigen saßen stumm und tief gebeugt in Tränen dabei.“ Waldemar Böhm war es auch, der 1949/50 das Modell der historischen Altstadt anhand von Plänen aus dem 17. Jahrhundert für die 700-Jahr-Feier gebaut hat. (thu) Gedächtnis der Region