Sonst nur Stille.

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Sonst nur Stille.
 »Sonst nur Stille.« Zwischen zwei Wimpernschlägen
Ludwig van Beethoven
1770–1827
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Missa solemnis for soloists, choir, orchestra and organ op. 123
Kyrie. Assai sostenuto (Mit Andacht) Gloria. Allegro vivace
Credo. Allegro ma non troppo
Sanctus. Adagio (Mit Andacht) Agnus Dei. Adagio
total time Haydn Orchestra of Bolzano and Trento
Gustav Kuhn, musical director
Chorus Academy of the Tyrolean Festival
Trained by Martin Steidler
Chorus director Gustav Kuhn
Ingrid Kaiserfeld, soprano
Hermine Haselböck, alto
Wolfram Wittekind, tenor
Liang Li, bass
Stefano Ferrario, solo violin
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Ich bin ja nicht auf der Suche nach Gott und jetzt komme ich gerade aus dem D
Hospiz, von einem Mann, der sich nur per Wimpernschlag verständlich machen kann. Zwei Wimpernschläge hintereinander heißt: ja; kein Wimpernschlag heißt: nein. Sonst nur Stille. Lange, lange Pausen. Man kann die Uhr
ticken hören. Seine Augen, meine Augen, mein Mund – auf der Suche nach
einem Wort, zwei Wörtern, einer Geschichte. An der Wand im Hospizzimmer hängen großformatige Fotos mit Unterwasserszenen. Die hat er selbst gemacht, sagt mir die Betreuerin, früher einmal, in den Tiefen des Roten Meeres. Diese Seesterne! Als wäre das ein Himmel.
Stille. Lange, lange Pausen. Buchstabenversuche, aber kein Wort will entstehen. Ein Lächeln ist möglich, eine Speichelspur aus dem Mundwinkel, sonst
nichts. Der Körper ist wie in einer Taucherglocke eingesperrt, der Geist aber
frei und lebendig wie ein Schmetterling. So sagt man. Vielleicht Musik? Zwei
Wimpernschläge und ein Lächeln. Ich drücke auf die Recordertaste; man hat
seine Lieblingsmusik eingelegt – Alice Cooper, 70er-Jahre-Schockrock, Prince
Of Darkness. Ein Lächeln ist möglich, eine Speichelspur oder eine Träne.
»… an angel fell one stormy night / from Heaven’s Glory …«
Beim Heimgehen, weil es auf dem Weg liegt, hole ich mir im col-legno-Büro
die frisch gepresste CD ab, Beethovens Missa solemnis, von Gustav Kuhn dirigiert. Ich gehe zu Fuß, eine halbe Stunde lang, obwohl es jetzt zu schütten
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beginnt. Hätte ich die Musik abstellen müssen, hätte ich dem Personal was
sagen sollen? Ich hab wie in Trance das Hospizzimmer verlassen, raus aus dem
Schweigen, rein in den Regen. Und er, in seiner Taucherglocke, ist jetzt Alice
Cooper ausgeliefert, bis die Pflegerin kommt. Wenn sie ihm die richtige Frage
stellt: »Soll ich die Musik ausmachen?« Und die Wimpernschläge richtig deutet. Zweimal heißt: ausmachen!
Schlaganfall – und dann geht nichts mehr bis auf den Lidschlag. Der Mann ist
so alt wie Alice Cooper, hab ich rausgefunden, zwei Jahre älter als ich. Mitten
im Leben raus aus dem Leben. Was für ein Gott ist da am Werk?
Irgendwie bin ich heimgekommen, durch den Regen und durch die Verstörung. Alice Cooper im Kopf hat sich mit einer Maschinengewehrsalve verabschiedet. Dann der lange mächtige D-Dur-Akkord des Kyrie, endlich, und der
Atem stellt sich wie von selbst um. Der Atem strömt, anders geht das gar nicht,
die behutsam geführten Geigen, das Holz, dieses Anschwellen der Themen,
die Trompeten, die Pauken, der Chor, die Solisten, deren Stimmen wie goldene
Wolken aus dem Gesamtgefüge schweben. »Christe, erbarme dich.« Wie die
Melodien, scheinbar spielerisch, ineinandergreifen, miteinander tänzeln, gegeneinander ansingen, sich aufbäumen, aufgekratzt und würdevoll zugleich – was für ein himmlisches Fließen! Was für ein liebevolles Balancieren zwischen Oben und Unten, zwischen der Welt und dem Himmel, Gott und dem
Menschen, den Vielen und dem Einzelnen, zwischen dem Hellen und dem
Dunklen!
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Ich setze zwei Wimpernschläge dagegen und habe zwei Augen vor meinen
Augen und einen Körper in den Gedanken, der sich nicht bewegen kann.
Verstehen Sie? Ein Mensch, der alles hört, aber keinen einzigen Buchstaben
mehr sprechen darf, kein Wort – »schön« oder »himmlisch« oder »Hölle«.
Oder »Gott«. Oder »gottverdammt«! An Gott kann man zweifeln, muss man
zweifeln! An solchen Tagen zweifelt man. Beethoven hat »gezweyfelt«, hat als
Zweifelnder diese Missa solemnis komponiert. Nach dem Kyrie ist das Herz
fast schon mit Gott versöhnt.
»Ich hab schon oft den Schöpfer und mein Daseyn verflucht«, schreibt Beethoven. Und dann diese Gottes-Musik! Ein Kirchgänger war Beethoven nie, heißt
es, und die katholischen Dogmatiker waren auch nicht seine Freunde. Alice
Cooper, der Bühnen-Satanspriester, der so viel über den Tod singt und über
Blut und Gift und Schmerzen und der sich bei seinen Auftritten in Zwangsjacken stecken und foltern und am Schluss manchmal – reine Bühnenshow! – enthaupten oder erhängen oder kreuzigen lässt, dieser Alice Cooper, hab ich
gelesen, ist ein gläubiger Christ und geht mit seinen Kids jeden Sonntag zur
Kirche. Auch wenn man vom Teufel redet, sucht man Gott. »Gott« wäre ein
Wort, das leicht zu buchstabieren ist. Oder »Ehre«, jeweils viermal zwei Wimpernschläge, wenn die Buchstabenfolge stimmt. Ein Hospizzimmer ist immer
ein sakraler Raum. Wo der Tod in der Türe steht, steht Gott zwei Schritte dahinter.
Gott, das Gloria! Was für ein »Ehre sei Gott in der Höhe«! Dieser Sturm, der
einen mitreißt, Jubel, Jubel! Anhalten, festschnallen, der Sog ist unglaublich.
Ein Feuer, ein gewaltiger Taumel, und alles zwischen zwei Wimpernschlägen.
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Wie erotisch kann Gottespreisung sein! Und dann das »Qui tollis peccata
mundi«, wir sind bei den Sünden der Welt und schlagen uns, gläubig oder ungläubig, mit drei Fingern der rechten Hand an die Brust, Herzgegend. Kommt
vom Herzen, geht direkt ins Herz hinein. Das muss Beethoven gemeint haben.
Jetzt merke ich erst, dass ich im Pyjama vor dieser Musik knie, auf dem orientalischen Hocker aus dem Basar in Kairo, nach dem Besuch bei den Straßenkindern im Elendsviertel Haggana.
Er war ja auch im Pyjama, vorhin, der Mann im Hospiz, Zimmer zwo, der mit
dem Wimpernschlag. Wie kann man leben, wenn man nicht darüber reden
kann, über dieses gewaltige Furioso beim »Amen« und dann in der Schlussstretta des Gloria, in diesem ansteckend kraftvollen Gotteslob! Da fallen alle
Sterne vom Himmel, alle gleichzeitig, während die Musik nach oben kämpft
und tobt und bohrt und schreit. Nach dem letzten »Gloria«-Ruf schwimme
ich zwischen Seesternen, die so hell leuchten wie Gott, irgendwo tief unten
im Roten Meer. Ich vertiefe mich in meine Buchstabentafel und komme vom
Wort »Gott« nicht mehr los. G – O – T – T. Drei unterschiedliche Buchstaben,
die man deutlich aussprechen oder auf der Buchstabentafel anzeigen muss. G – O – zweimal T. Zweimal Wimpernschlag? Sollen wir über Gott schweigen? Ehre sei Gott in der Höhe und in der Tiefe, bei den Seesternen da unten, beim
Sonnenaufgang und beim Verlöschen der heruntergebrannten Kerze auf dem
Nachtkästchen in einem Sterbebett. Was soll man denn glauben, Auge in Auge
mit dem Leiden?!
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Credo. Immer wieder »Credo«, ich glaube, wie zum Trotz oder um sich selber
aus der Verzweiflung rauszuholen. Ja, ich glaube, trotz allem. Der Chor, die
Posaunen, die Bläser, dieses übermenschliche: »Ja, ich glaube!«. Beethoven,
der Gotteszweyfler, verbohrt sich in dieses »Ja, ich glaube!«. Da verliert einer
sein Gehör, dramatisch schnell, einer, dem das Gehör das Leben ist, und trotzdem verbeißt er sich in das »Ja, ich glaube!«. Ein Leidender erzählt von Gott.
Nur ein Leidender kann wahrhaftig von Gott erzählen. Mit tausend unerhörten Klängen oder mit zwei Wimpernschlägen. Aushalten ohne Murren, als
wäre man Habakuk, der Prophet, oder Jesus Christus, der Sohn! Alice Cooper
würde sagen: »Du bist Gift in meinen Venen, Gott. Kein Kuss bitte, ich würde
daran sterben!«
»Et homo factus est«, wir sind mitten im Leiden, aber Beethoven reißt uns
wieder hoch und raus und zu den Sternen hinauf und hinunter. Die Leidensgeschichte, Mensch und Gott, Verzweiflung und Erlösung. Wie kann
ein Mensch so tief in beides eindringen und nur taub und nicht verrückt dabei werden?! »Ich glaube«, dieses hartnäckige, wütende Bekenntnis! Ja, verdammt, ich glaube!!!
Oder das Sanctus. Tiefste Schwärze, gleißendes Licht. Musik des Himmels
und des Meeresbodens. Das ist heilig, beides ist heilig. Natur ist heilig. Natur war Beethoven immer heilig, göttlich sogar. Hosanna in der Höhe, Hosanna am tiefsten Punkt der Erde, Hosanna mitten im Erdball, tief im Meer.
Wie groß ist diese Welt! Zwei Wimpernschläge. Und den Rest. Wir befinden
uns mitten in einem Gottesdienst, in einem Hospiz, in einer Kirche, egal, in
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einem Elendsviertel, auf einem orientalischen Hocker im Nachtgewand. Wer
nach dem Präludium vor dem Benedictus keine Träne in den Augen hat,
der hat seine Seele verspielt. Ach, wir sind längst eine Gemeinschaft, nicht
der Heiligen, der Zweyfler und der Glaubenden, der Musikalischen und der
Nichtmusikalischen, der Experten und der Zufallsgäste, der Trauernden und
der Tröstenden. Wir haben in dieser Missa solemnis alles vom Himmel und
von der Erde erfahren, und von der Hölle ebenso. Jetzt geht es mit mächtigen
Klängen auf den Frieden zu, auf den inneren und den äußeren Frieden. Agnus
Dei. – »Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt: Erbarme dich
unser!«
Jetzt geht es um den Trost in unglaublicher Zärtlichkeit, in Engelsmelodien,
»dona« und »pacem«, in immer neuen Anläufen, auch wenn manchmal fast
kriegerisch herbe Trompeten und Pauken dazwischenfunken, es geht Richtung Frieden, Richtung Versöhnung. Der Friede wird uns ja nicht ins Haus
geliefert, um den Frieden müssen wir ringen, um den Glauben müssen wir
ringen. Um Gott sowieso. Stimmt’s? – Zwei Wimpernschläge. »Love it to
Death!«, singt Alice Cooper. Und dann verlässt er seine Show-Hölle und geht
mit seinen Kids in den Sonntagsgottesdienst. Tiefer, tiefer Frieden.
Wovon träumt der Mann im Sterbezimmer? Von seinen Seesternen, seinen
Kindern, von Gott? Soll ich Musik anmachen?
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Walter Müller
Chorakademie der Tiroler Festspiele
Die Chorakademie der Tiroler Festspiele wurde 2007 gegründet, um dem
schon bestehenden und überaus erfolgreichen Orchester der Tiroler Festspiele
einen musikalischen Partner von gleich hohem Niveau und gleich hoher Motivation zur Seite zu stellen. Durch seine flexible Organisationsstruktur
und die damit verbundene künstlerische Vielseitigkeit konnte sich der Chor
schnell seinen Platz in der Chorszene erarbeiten.
Künstlerischer Leiter des jungen Ensembles ist Gustav Kuhn, der mit der 36köpfigen Stammbesetzung, die je nach Bedarf vergrößert werden kann, vielseitige Projekte von A-cappella-Programmen bis zu großen Opernproduktionen erarbeitet. Ihm zur Seite steht der deutsche Chorleiter Martin Steidler,
der ebenfalls über einen reichen Erfahrungsschatz in der Chorarbeit verfügt.
Das Besondere an der Chorakademie der Tiroler Festspiele ist die sorgfältige
Pflege der Einzelstimmen, die eine der Säulen bildet, auf denen diese viel
versprechende Initiative beruht. Nach dem Debüt-Erfolg im Herbst 2007
mit Beethovens Missa solemnis folgte 2008 Bachs Matthäus-Passion, jeweils
mit dem Haydn-Orchester von Bozen und Trient. Zum Repertoire der Chorakademie gehören außerdem Verdis Messa da Requiem, Mahlers Symphonie
Nr. 8, die Nelson-Messe von Joseph Haydn sowie die Petite Messe Solennelle
von Gioacchino Rossini.
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Haydn Orchester von Bozen und Trient
Das Haydn-Orchester wurde 1960 auf Veranlassung der Gemeinden und Provinzen Bozen und Trient gegründet und wird vom zuständigen Ministerium
in Rom anerkannt. Das Orchester war in den renommiertesten Konzerthäusern Italiens zu Gast und nahm an verschiedenen internationalen Festivals
teil (Haydn-Festspiele Eisenstadt, Bregenzer Festspiele, Festival Arturo Benedetti Michelangeli in Brescia und Bergamo, Mozart-Festival Rovereto, Gustav
Mahler Musikwochen Toblach, Pedrotti-Wettbewerb für Orchesterdirigenten
in Trient, Busoni-Klavierwettbewerb in Bozen, Tiroler Festpiele Erl usw.). Es
trat in den USA, in Holland, in der Schweiz, sowie in Deutschland, Österreich und Ungarn auf. Das Haydn-Orchester zählt, was die Aufführung des
klassischen und zeitgenössischen Repertoires betrifft, zu den erfolgreichsten
Klangkörpern Italiens: Zeitgenössische Komponisten wie Dallapiccola, Nono,
Berio, Donatoni u.a. vertrauten ihm häufig Uraufführungen ihrer Werke an.
Das Repertoire des Orchesters ist umfangreich, reicht vom Barock bis zur
modernen Musikliteratur und schließt Werke symphonischen, vokalen und
geistlichen Charakters mit ein. Dem Wunsch folgend, ein oft vernachlässigtes Repertoire aufzuwerten, bemüht sich das Haydn-Orchester auch um die
Wiederentdeckung historischer Manuskripte wie etwa Domenico Cimarosas
Dixit Dominus, das im Rahmen des 30. Festivals Geistlicher Musik aufgeführt
wurde. Am Pult des Haydn-Orchesters standen zahlreiche bedeutende Dirigenten wie Claudio Abbado, Riccardo Muti, Riccardo Chailly, Eliahu Inbal
und Daniel Oren. Seit mehreren Jahren erfolgen Platteneinspielungen bei cpo,
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VMC Classic, Agorá, Arts, col legno und Universal. 2003 wurde Gustav Kuhn
zum künstlerischen Direktor des Orchesters ernannt. Unter seiner Leitung
debütierte das Haydn-Orchester beim Rossini Opera Festival in Pesaro und
spielte mehrfach alle Beethoven-Symphonien als Zyklus, stets mit großem
Erfolg bei Publikum und Kritik, etwa 2007 im Salzburger Mozarteum. 2008
absolviert das Haydn-Orchester mit Kuhn ein Japan-Gastspiel des RossiniFestivals Pesaro.
Gustav Kuhn
Studium in Salzburg und Wien in den Fächern Komposition und Dirigieren
(bei Wimberger, Overhoff, Swarovsky), Sponsion 1970. Studium der Philosophie, Psychologie und Psychopathologie in Salzburg und Wien (bei Schwarz,
Heintel, Revers, Gastager). Promotion 1970. Dirigierausbildung bei Bruno
Maderna und Herbert von Karajan.
Operndirigent: Wiener Staatsoper, Bayerische Staatsoper München, Royal
Opera House Covent Garden London, Salzburger Festspiele, Glyndebourne
Festival, Opéra National de Paris, Teatro alla Scala di Milano, Teatro di San
Carlo Neapel, Arena di Verona, Rossini-Festival Pesaro, Lyric Opera Chicago,
Suntory Hall Tokyo, Teatro dell’Opera di Roma, Macerata Opera, New National Theatre Tokyo.
Orchesterdirigent: Berliner Philharmoniker, Wiener Philharmoniker, London
Symphony, Royal Philharmonic, Philharmonia Orchestra London, Orchestre National de France, Tschechische Philharmonie, Wiener Symphoniker, Bamberger Symphoniker, Tonhalle Orchester Zürich, Staatskapelle Dresden,
Dresdner Philharmoniker, Israel Philharmonic Orchestra, NHK Symphony
Orchestra, Santa Cecilia Rom, Orchestra filarmonica della Scala, Orchestra
del Maggio Musicale Fiorentino, Orchestre de la Suisse Romande, Orchestre
de l’Opéra National de Paris, Cincinnati Symphony Orchestra.
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Opernregisseur: Der fliegende Holländer, Parsifal, Così fan tutte, Don Carlos,
Don Carlo, Don Giovanni, La Bohème, La traviata, Le nozze di Figaro, Otello
(Rossini), Ariadne auf Naxos, Rigoletto, Capriccio, La serva padrona, Die lustige
Witwe, Falstaff, Guntram, Das Rheingold, Carmen, Siegfried, Götterdämmerung, Die Walküre, Die Fledermaus, Elektra, Tristan und Isolde.
Initiator und Lehrtätigkeit: Gründer und Leiter der Tiroler Festspiele Erl und
der Accademia di Montegral bei Lucca. Seit 1987 künstlerischer Leiter des internationalen Gesangswettbewerbes »Neue Stimmen« der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh.
Künstlerischer Leiter des Haydn Orchesters von Bozen und Trient.
Komponist zahlreicher Werke, zuletzt Instrumentation von Janáčeks Tagebuch
eines Verschollenen, Opéra National de Paris 2007 sowie Japan 2008 (Edition
Peters).
Buchautor: Aus Liebe zur Musik, Henschel Verlag, Berlin.
www.gustavkuhn.at
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Between two blinks
E I’m not in search of God or anything; I’ve just left the hospice, and a man who
can communicate only by blinking. Two blinks for yes; no blink: no. Otherwise,
silence. Long, long pauses. You can hear the clock ticking. His eyes, my eyes, my
mouth – in search of a word, two words, a story. Enlarged underwater photos
hang on the wall of the hospice room. He took these himself, says the nurse, way
back then, deep down in the Red Sea. All those starfish – like a firmament!
Silence. Long, long pauses. Attempts at single letters, but a whole word refuses
to come. A smile is just possible, a trace of saliva from the corner of his mouth – otherwise, nothing. His body is imprisoned as though in a diving-bell, but his
spirit is free and lively as a butterfly. As they say. Music, perhaps? Two blinks
and a smile. I press the button on the recorder; they’ve put his favourite music
in – Alice Cooper, ’70s shock-rock, Prince of Darkness. A smile – maybe, a trace
of saliva or a tear. “An angel fell one stormy night / from Heaven’s Glory…”
On my way home, I call in at the col legno office to collect the newly-pressed CD
of Beethoven’s Missa solemnis, conducted by Gustav Kuhn. I walk – it takes half
an hour – although it’s started to pour. Should I have stopped the music, should
I have said something to the staff? I left the hospice room as if in a trance – away from the silence, into the rain. And in his diving-bell, he is now at the
mercy of Alice Cooper until the nurse comes. Always assuming she asks him
the right question: “Shall I turn off the music?” – and that the blink conveys
the right thing. Twice means: turn it off!
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A stroke – then nothing works any more, except the eyelids. The man is the
same age as Alice Cooper, I found out – two years older than me. In the midst
of life, wrenched out of life. What kind of God is at work here?
Somehow I got home, through the rain and my distress. Alice Cooper beat
a retreat from my head with a volley of machine-gun fire. Then at last, the
long, powerful D major chord of the Kyrie, and my breathing adapts of its own
accord. Breath flows – how can it do otherwise? – with the gentle line of the
violins, the woodwind, the swelling themes, the trumpets, timpani, chorus, the
soloists, their voices rising like golden clouds from the overall texture. “Christ,
have mercy”. The melodic lines dovetail, dancing lightly, almost playfully together, singing against each other, rearing up, at once exhilarated and dignified – what a heavenly flow – so lovingly poised between above and below, between
heaven and earth, God and Man, the one and the many, between light and
darkness!
I blink twice to dispel this, and before my eyes are two eyes and in my thoughts
a body, immobile. Understand? A person who can hear everything but can utter
not a single letter, not a word – not “fine” or “wonderful” or “hell”. Or “God”.
Or “goddamn”! You can doubt God – you have to doubt God! On days like this,
you doubt. Beethoven doubted; it was as a doubter that he composed this Missa
solemnis. After the Kyrie, you’re almost reconciled to God.
“I have often cursed my Creator and my existence”, wrote Beethoven. And then
this divine music! It is said that Beethoven was never a church-goer, and the
Catholic dogmatists were no friends of his. Alice Cooper, the stage priest of
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Satan, who sings so much about death and blood and poison and pain, who
for his performances has himself confined in a straitjacket and tortured and
sometimes finally (purely for show!) beheaded or hanged or crucified – this
Alice Cooper, so I’ve read, is a devout Christian, and attends church with his
kids every Sunday. Even if you talk about the devil, you’re looking for God.
“God” – a word that would be easy to spell; or “glory” – two blinks per letter,
if you get them right. A hospice room is always a sacred place. Where death
stands in the doorway, God is two paces behind.
God – that Gloria! Listen to that “Glory to God in the highest”! The storm of
jubilation that sweeps you along. Rejoice, rejoice! Hold tight, strap yourself in – the pull is incredible. Fire, sheer delirium – and all between two blinks. How
erotic, praising God can be! Then “Qui tollis peccata mundi” – here we are at
the sins of the world and, devout or not, we strike our breast with three fingers
of our right hand, close to the heart. Heartfelt, straight to the heart. This is what
Beethoven must have meant. Only now do I realise that I’m in my pyjamas,
kneeling before this music, on the oriental stool purchased in the bazaar in
Cairo after a visit to the street children in the slums of Haggana.
He was in pyjamas, too, the man in the hospice, room two, the one with the
blink. How can you live without being able to talk about it, about this mighty
furioso in the Amen and then in the final stretta of the Gloria, in this infectiously powerful praise of God? All the stars fall from the firmament at once,
while the music battles its way upwards, raging and driving and clamouring.
After the final “Gloria!” I float amongst starfish shining as brightly as God,
somewhere in the depths of the Red Sea. I immerse myself in my letter-chart
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and can’t get beyond the word “God”. G – O – D. Three different letters that
have to be clearly spoken or shown on the chart. G – O – D. Two blinks? Shall
we keep silent about God?
Glory to God in the highest and in the depths, down there with the starfish, at
sunrise and when the candle gutters and burns out beside a deathbed. What
are we supposed to believe, face to face with suffering?
Credo. Over and over again, Credo, I believe – as though in defiance, or to
drag oneself from despair. Yes, I believe, despite everything. The chorus, the
trombones, the winds, this superhuman Yes, I believe! Beethoven, the Goddoubter, obsessed with this Yes, I believe! A man who loses his hearing with
dramatic rapidity, a man to whom hearing is life – yet he still persists in this
Yes, I believe! A sufferer speaks of God. Only a sufferer can truly speak of God.
With a thousand unprecedented sounds, or with two blinks. Enduring without
complaint, as though he were Habakkuk the prophet, or Jesus Christ the Son!
Alice Cooper would say: “You’re poison runnin’ thru my veins, God. No kiss,
please, one kiss could kill!”
“Et homo factus est” – here we are, in the midst of suffering, but Beethoven
tears us away and upwards to the stars and down again. The Passion, Man and
God, despair and redemption. How can a man penetrate so far into both, and
become only deaf but not mad? “I believe” – this stubborn, furious confession!
Yes, damn it all, I believe!!!
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Or the Sanctus. Deepest black, blazing light. Music of the heavens and the ocean
bed. That’s sacred – both are sacred. Nature is sacred. Nature was always sacred
to Beethoven, even divine. Hosanna in the highest, hosanna in the depths of the
earth, hosanna in the centre of the earth, in the ocean depths. How immense
this world is! Two blinks. And the rest. We’re in the middle of a church service,
in a hospice, in a church – no matter – in a slum, on an oriental stool in nightclothes. Anyone who remains dry-eyed after the prelude to the Benedictus has
gambled his soul away. Ah, we’ve long been a community, not of saints, but
of doubters and believers, of the musical and the unmusical, of experts and
chance guests, of mourners and comforters. In this Missa solemnis we have
experienced all of heaven and earth, and of hell, too. Now a tremendous sound
bears us towards peace, to inner and outer peace. Agnus Dei – Lamb of God,
that takest away the sins of the world: have mercy upon us!
Now we have comfort, with unbelievable tenderness, in angelic melodies,
“dona” and “pacem” again and again – even if occasionally interrupted by stridently martial trumpets and timpani – we are still on the way towards peace and
reconciliation. After all, peace isn’t delivered to our door; we have to struggle for
peace, as we do for faith. And of course for God. Right? – Two blinks. “Love it
to Death!” sings Alice Cooper. Then he leaves his show-hell and takes his kids
to Sunday service. Deep, deep peace.
What does the man in the hospice room dream about? His starfish, his children,
God? Shall I put some music on?
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The ChorUS Academy of the Tyrol Festival
The Chorus Academy of the Tyrol Festival was founded in 2007 to provide
the Tyrol Festival Orchestra, which was already in existence and extremely
successful, with a musical partner of an equally high standard and motivation.
The choir was soon able to establish its place on the choral scene thanks to its
flexible organisational structure and artistic versatility.
Gustav Kuhn is the artistic director of the young ensemble which has 36 regular
members and can be increased as required. This means it can take part in various projects ranging from a cappella programmes to major opera productions.
Kuhn’s assistant is German chorus master Martin Steidler, who has a wealth of
experience in working with choirs. A hallmark of the Chorus Academy of the
Tyrol Festival is the special care given to individual voices, something that is
essential for choral singing and indeed forms one of the pillars of this promising initiative. The Chorus Academy made its successful debut in autumn 2007
with a performance of Beethoven’s Missa solemnis, and in 2008 they performed
Bach’s St. Matthew Passion; both projects were with the Haydn Orchestra of
Bolzano and Trento. The repertoire of the Chorus Academy of the Tyrol Festival also includes Verdi’s Messa da Requiem, Mahler’s Eighth Symphony and
the ‘Nelson’ Mass by Joseph Haydn, as well as La Petite Messe Solennelle by
Gioacchino Rossini.
Walter Müller
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Haydn Orchestra of Bolzano and Trento
The Haydn Orchestra, recognized as a concert institution by the Italian Ministry of Tourism and Entertainment, was founded in 1960 by the provincial
government and local authorities of Trento and Bolzano. It has played in the
principal Italian concert venues and has participated in numerous international festivals (Haydn Festival in Eisenstadt, Festspiele in Bregenz, A. Benedetti
Michelangeli Festival in Brescia and Bergamo, Mozart Festival in Rovereto, Settimane musicali G. Mahler in Dobbiaco, A. Pedrotti Competition for Orchestra Conductors in Trento, Busoni Piano Competition in Bolzano, Tiroler Festspiele Erl, etc.). It has toured in the USA, Netherlands, Switzerland,
Germany, Austria and Hungary.
In its over 48 year long history, the Haydn Orchestra has performed a vast
amount of works across all musical genres, ranging from Baroque to contemporary composers. Renowned authors such as Dallapiccola, Nono, Berio and
Donatoni have often assigned the Orchestra to important first performances.
It has especially focused on an often neglected repertoire, also promoting the
rediscovery of precious long-forgotten manuscripts, such as the Dixit Dominus
by Domenico Cimarosa, performed for the first time in the modern era at the
30th Festival of Sacred Music, or the Messe solennelle by Hector Berlioz, the first
modern-day performance of which in Italy was held last summer.
The Haydn Orchestra has hosted several great conductors, among which Claudio Abbado, Riccardo Muti, Riccardo Chailly, Eliahu Inbal and Daniel Oren.
It has also an intense recording activity for cpo, VMC Classic, Agorà, ARTS,
col legno and Universal.
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M.° Gustav Kuhn is its Artistic Director since 2003. Under his management
the Orchestra performed, during the Symphonic Season 2005–06, the complete
cycle of the Nine Symphonies by Ludwig van Beethoven, arousing enthusiasm
among both the audience and the music critics, e.g. at the Mozarteum Salzburg.
In summer 2006, the Haydn Orchestra made its debut at the XXVII Rossini
Opera Festival Pesaro.
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Gustav Kuhn
Studies at the Academies of Salzburg and Vienna in composition and conducting (Wimberger, Overhoff, Swarovsky); final exams in June 1970. Studies at the
Universities of Salzburg and Vienna in philosophy, psychology and psychopathology (Schwarz, Heintel, Revers, Gastager), PHD in January 1970. Further
conducting courses with Bruno Maderna and Herbert von Karajan.
Opera Conductor: Vienna State Opera, Bavarian State Opera, Royal Opera
House Covent Garden London, Salzburg Festival, Glyndebourne Festival, Teatro alla Scala di Milano, Teatro di San Carlo Napoli, Arena di Verona, Rossini Opera Festival Pesaro, Chicago Lyric Opera, Suntory Hall Tokyo, Opéra
National de Paris, Teatro dell’Opera di Roma, Macerata Opera, Tokyo New
National Theater.
Orchestra Conductor: Vienna Philharmonic Orchestra, Berlin Philharmonic
Orchestra, London Philharmonic, London Symphony, Royal Philharmonic Orchestra, Philharmonia Orchestra London, Orchestre National de France, Orchestre della Suisse Romande, Czech Philarmonic Orchestra, Vienna Symphony Orchestra, Bamberg Symphony, Tonhalle Orchestra Zurich, Dresden
State Orchestra, Israel Philharmonic, NHK Symphony Orchestra, St. Cecilia
Rome, Orchestra filarmonica della Scala, Orchestra del Maggio Musicale
Fiorentino, Orchestra of the Opéra National de Paris, Cincinnati Symphony
Orchestra.
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Opera Producer: Flying Dutchman, Parsifal, Don Carlos, Capriccio, Ariadne
auf Naxos, Don Giovanni, Figaro, Così fan tutte, Falstaff, Otello (Rossini), La
traviata, La Bohème, Rigoletto, Capriccio, La serva padrona, Merry Widow,
Carmen, The Bat, Elektra, Guntram, Rhinegold, Siegfried, Twilight of the Gods,
Valkyrie, Tristan and Isolde.
Composer, teacher, director and founder of the Tyrolean Festival Erl and the
Accademia di Montegral near Lucca. Since 1987 artistic director of “New Voices”, the international singing contest supported by the Bertelsmann Foundation
in Gütersloh.
Artistic director of the Haydn Orchestra of Bolzano and Trento.
Composer of countless masterpieces, among the latest works the instrumentation of Janáček’s Diary of one who disappeared, Opéra National de Paris 2007,
and Japan 2008 (Edition Peters).
Book author: Aus Liebe zur Musik, published by Henschel Verlag, Berlin.
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©+
2008 col legno Beteiligungs- und Produktion GmbH
Distribution See our website www.col-legno.com
Producer Stefanie Schurich
Recording date October 10–16, 2007
Recording location Auditorium Haydn, Bolzano, Italy
Recording Producer and Sound Engineer Reinhard Geller
Texts Walter Müller, Haydn Orchestra, Andreas Leisner / TFE
Translations Gail Schamberger, Elisabeth Mortimer, Astrid Tautscher
Photography Gerhard Klocker (Kuhn), Tyrolean Festival Erl (The Chorus Academy)
Editor Walter Weidringer
Design Concept Circus. Büro für Kommunikation und Gestaltung, Innsbruck, www.circus.at
Typesetting & Layout Circus
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