20`000 days on earth
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20`000 days on earth
20’000 DAYS ON EARTH Ein Film von Jane Pollard und Iain Forsyth UK, 2013, 95 Minuten Verleih: Xenix Filmdistribution GmbH Tel. 044 296 50 40 Fax 044 296 50 45 [email protected] http://www.xenixfilm.ch Presse: Anna-Katharina Straumann [email protected] www.xenixfilm.ch Start: 06. November 2014 Bilder sind auf www.xenixfilm.ch erhältlich. KURZINHALT Es ist der 20.000ste Tag im Leben von Nick Cave – er beginnt mit einem Weckerklingeln und endet mitten in seiner Seele. Was bedeutet es, sich ununterbrochen im kreativen Prozess zu befinden? Wie füllt man sein Leben fernab der Bühne und was geschieht bei dem Schritt darauf? Und woraus besteht ein Leben gerade rückblickend überhaupt? Auf der Couch eines Therapeuten oder im Auto mit Wegbegleitern wie Kylie Minogue und Blixa Bargeld nähert sich Nick Cave solch essentiellen Fragen. Der Blick in das Innenleben dieser Ikone liefert schliesslich magische und beglückende Einsichten in das menschliche Dasein. Dabei bleibt zu jeder Zeit unklar, ob es sich um gefilmte Realität oder geniale Inszenierung handelt. Das Kinodebüt des Künstlerduos Iain & Jane ist ein sorgfältig durchkomponiertes, Genre- sprengendes Werk, changierend zwischen Doku und Fiktion. Es ist nicht nur ein atemberaubendes Denkmal für den Kultmusiker Nick Cave, sondern auch ein Porträt rastloser Kreativität und eine ganz universelle Poesie des Lebens. Ein cineastisch und emotional inspirierendes Kinoerlebnis. PRESSENOTIZ 20.000 DAYS ON EARTH war in diesem Jahr eines der Besucher- und KritikerHighlights auf internationalen Festivals, darunter das Sundance Film Festival (Auszeichnungen für Beste Regie und Besten Schnitt) und die Berlinale. Das Künstlerduo Iain Forsyth & Jane Pollard zaubert in seinem Langfilmdebüt eine Kraft auf die Leinwand, die ihresgleichen sucht. Es ist nicht nur die Spiritualität und visuelle Dichte, sondern dazu die schiere Präsenz des Ausnahmekünstlers Nick Cave, die sie spielerisch einzufangen wissen, und damit ihren Film zu einer einzigartigen und innovativen Medienerfahrung machen. Für ihr Projekt wurden die Regisseure unterstützt von Nick Cave selbst, der neben persönlichen Aufzeichnungen seine Fähigkeiten als Autor einbrachte, und den Produzenten von Pulse Films. Gedreht wurde mit einem kleinen Team während der Arbeit an dem letzten Album von Nick Cave and The Bad Seeds „Push The Sky Away“. Daraus entspringt auch ein Teil des atmosphärischen Scores, der von Nick Cave und Bandpartner Warren Ellis komponiert wurde. VOM NOTIZBUCH ZUM FILM – DAS ERFORSCHEN EINER IKONE Iain Forsyth und Jane Pollard arbeiten bereits seit sieben Jahren an einer Vielzahl von Projekten mit Nick Cave zusammen. „Ich mochte schon immer ihre aussergewöhnliche Arbeitsweise und auf der persönlichen Ebene verstehen wir uns auch super. Ich lud sie zum La-FabriqueStudio ein, um Promo-Material für unsere neue Platte ‚Push The Sky Away’ zu drehen. Wie sich am Ende herausstellte, hatten sie einfach alles mitgefilmt, und das Material war so grossartig, dass wir uns entschieden, die Idee weiter auszubauen.“ (Nick Cave) Forsyth und Pollard erkannten schnell, dass dieses Angebot des kamerascheuen Nick Cave eine einzigartige und einmalige Gelegenheit sein würde. Mit einem noch nie gewährten Einblick in Caves Leben begannen sie, die aussergewöhnlichen Momente seines kreativen Arbeitsprozesses mit der Kamera einzufangen, ohne einen konkreten Plan zu haben, was einmal aus dem Material entstehen würde. „Wir waren überrascht, wie brutal Nick mit seinen Ideen umgeht. Neue Songs verändern sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, Texte werden einfach verworfen und vergessen“, sagt Jane Pollard über die Zeit, als sie 2012 in Caves Büro und Tonstudio filmten. „Uns war ganz instinktiv klar, dass das, was wir dort drehten, der Anfangspunkt für einen Film sein musste. Also fingen wir an, dafür Ideen zu entwickeln“, ergänzt Iain Forsyth. Nick Cave willigte bald ein, seine Notizbücher herauszugeben, was sich als sehr fruchtbar für die Filmemacher erwies: „So konnten wir den Prozess seiner Ideenentwicklung verfolgen“, sagt Forsyth. „Wir entdeckten einzelne Sätze und Phrasen, die uns begeisterten. Eine davon war eine Art Rechnung darüber, wie viele Tage er bei Beginn der Aufnahmen zu seinem neuen Album gelebt hatte – direkt daneben die ungewöhnliche Formulierung ‚20.000 Days on Earth’“. Pollard fährt fort: „Wir begannen an der Idee, wie wir zu dem werden, was wir sind, und wie wir unsere Zeit auf der Erde nutzen, zu feilen.“ Der Ausdruck wurde schliesslich zum Leitsatz des Films und das Regiepaar begann eine fiktionale Erzählung um Nick Caves 20.000sten Tag auf der Erde zu konstruieren. „Dieser Tag ist sowohl real und weniger real, wahrhaftiger und weniger wahrhaftig und interessanter und weniger interessant als ein wirklicher Tag in meinem Leben. Je nachdem, wie man es betrachtet.“ (Nick Cave) Mit den Aufzeichnungen und Zitaten aus seinem Notizbuch als Anknüpfungspunkt forderten die Regisseure Cave dazu auf, kurze Texte zu unterschiedlichen Themen zu schreiben. Eine Auswahl der Texte sollte das Rückgrat des Voice-Overs von 20.000 DAYS ON EARTH bilden. DER „ECHTE“ NICK CAVE – EINE FRAGE DES STILS „Wir kamen mit Nick schnell überein, was uns an Musik-Dokus nicht gefällt: dieser angeblich unaufdringliche, beobachtende Stil. Den ‚echten’ Nick Cave zu sehen, würde irgendwie mehr von Nick Cave offenbaren. Einem Rockstar dabei zuzusehen, wie er den Abwasch macht oder die Kinder zur Schule bringt, mag als eine stumpfsinnige Art von Promi-Verfolgung interessant sein, fesselt einen aber nicht intellektuell“, erklärt Forsyth. „In gewisser Weise war ich dem Projekt gegenüber zögerlich, weil ich ein grosses Misstrauen für Biografien und Dokumentationen über Stars empfinde, die oft eigennützig und selbstbefriedigend erscheinen. Aber die beiden sind Künstler. Sie kommen aus der Welt der Kunst und nicht der Welt des Films. Deswegen haben sie auch kein Problem mit Ambiguität oder Geheimnissen. Sie gingen die Dinge auf eine andere Weise an und hatten eine gute, originelle Idee.“ (Nick Cave) Im Geiste visionärer Filme wie THE SONG REMAINS THE SAME über Led Zeppelin und Jean-Luc Godards SYMPATHY FOR THE DEVIL begannen Iain & Jane die visuelle und strukturelle Sprache zu entwerfen, die sie verwenden wollten. „Bei diesen Filmen mag das Ergebnis zwar nicht der angestrebten Vision entsprechen, aber sie zeigen uns, dass man sich nie von seinen verrückten und gewagten Ideen entfernen sollte“, erklärt Pollard. Beiden Regisseuren war klar, dass sie kein ehrfürchtiges Porträt des Künstlers anstrebten, ihn aber auch nicht demaskieren wollten, um Gewöhnliches aufzudecken. Vielmehr wollten Iain & Jane mit Rockmythologie spielen und betonen, was Nick Cave so herrlich ausserordentlich macht. Mit 20.000 DAYS ON EARTH stemmen sie sich gegen den Teil unserer Kultur, der Genie und Talent durch Casting-Shows zu normalisieren versucht. „Es sind Stimmen in unserer Gesellschaft zu hören, die behaupten, dass eigentlich jeder zu einem erfolgreichen Star gemacht werden kann“, sagt Pollard. „Viel lieber wäre es mir aber, wenn die aussergewöhnlichen Künstler unter uns – die Cohens, die Dylans, die Caves –, die ihren eigenen Weg gehen und nahezu magisch mit Worten und Musik arbeiten, gefeiert würden.“ „Iain und Jane konnten ohne grosse Kompromisse eingehen zu müssen, das umsetzen, was sie wollten. Es hat mir den Glauben an den Film wiedergegeben! Denn die meisten Filme sind voller Kompromisse. Das liegt in der Natur des Filmemachens. Ich glaube, beiden wurde viel Freiheit gegeben, um das Exzentrische, das Mehrdeutige zuzulassen. Die Szenen bekamen die nötige Ruhe, sich entwickeln und atmen zu können. Der Film hat dadurch eine betörende Atmosphäre.“ (Nick Cave) Die starken Visionen von Forsyth und Pollard heben den Film letztlich über eine gewöhnliche Musikdokumentation hinaus. Ihr Ziel und Können ist, uns ein Gefühl zu vermitteln. „Unser Ansatz ist es, zu Beginn festzulegen, welche Emotion wir der Person, die das Werk erlebt, vermitteln wollen“, sagt Pollard. „Bei 20.000 DAYS ON EARTH geht es darum, andere spüren zu lassen, was man fühlt, wenn man Nick kennenlernt: Man ist inspiriert und beeindruckt. Wir wollen, dass man zum Ende des Films hin denkt: ‚Ich will besser sein, ich will mehr leisten.‘ Jeder von uns hat Ideen. Worauf es ankommt ist sie umzusetzen.“ Die Regisseure waren daran interessiert, das Thema Sterblichkeit, also die Zeit, die uns auf der Erde bleibt, und was wir mit ihr anfangen, zu untersuchen. Dabei prallt jeglicher Anflug von Schwülstigkeit an Forsyths und Pollards Einsatz von Humor ab. „Wir glauben, dass man einen ungemein bewegenden oder inspirierenden Film machen kann, in dem es trotzdem Momente derben Humors gibt“, erklärt Pollard. „Wir wollten einen lustigen Film machen“, sagt Forsyth. Nick ist lustig. Die ganze Band ist lustig. Zeit mit ihnen zu verbringen kann irrsinnig witzig sein, und das wollten wir rüberbringen.“ GESPIELT ODER GELEBT? – WIE REALE FIKTION ENSTEHT „Nick kann nicht schauspielern,“ sagt Pollard lächelnd, „aber er ist wundervoll darin, Nick Cave zu sein. Wir mussten also Szenarien kreieren, die für ihn zumindest irgendetwas Reelles oder Überraschendes enthielten, damit er wirklich unbefangen reagieren, frei denken und die Situation fühlen konnte.“ Um also den 20.000sten Tag, der in Nick Caves Wahlheimat Brighton, an der Südküste Englands spielt, darzustellen, erschufen Forsyth und Pollard eine intensive, hyper-realistische Welt. Ihr Ziel: All das, was an diesem „Tag“ passierte, sollte sich völlig echt anfühlen und – sobald eine Szene im Gange war – mit so wenig Input ihrerseits wie möglich auskommen. Der Tag wurde um zwei Schlüsselszenen konstruiert, die Nick Cave die Möglichkeit gaben, so über sich selbst und seine Ideen zu sprechen, dass darin etwas Sinnstiftendes und Bedeutsames zum Vorschein kommen konnte. In dem ersten Setting trifft Nick auf den berühmten Psychoanalytiker Darian Leader. Das zweite Szenario ist ein Besuch im Nick-Cave-Archiv. Leader, Gründungsmitglied des Centre for Freudian Analysis and Research, lernte die Regisseure kennen, als sie am Goldsmiths College of Art studierten. Sie wurden Freunde. „Wir bauten auf Darian und seine Art andere als die üblichen Journalistenfragen zu stellen“, erklärt Forsyth. „Es gab kein Script und wir stellten sicher, dass sich beide nicht trafen bevor die Kameras liefen. Nick wusste, dass Darian tatsächlich ein Psychoanalytiker ist. Letztendlich unterhielten sie sich zwei Tage lang für mehr als zehn Stunden.“ Viele von Nicks persönlichen Aufzeichnungen und Besitztümern werden in der NickCave- Collection in Melbourne aufbewahrt und gepflegt. Forsyth und Pollard bauten diesen Ort in einem Keller des Rathauses von Brighton nach und brachten Teile der tatsächlichen Sammlung dorthin. „Wir wussten, wenn Nick zwei Tage Zeit hätte, völlig willkürlich oder eben scheinbar willkürlich Objekte und Fotos auszuwählen, würde er sich auf eine authentische Reise begeben, die eine Tür zu seinen Erinnerungen öffnen würde“, erklärt Pollard. Die Regisseure waren immer auf der Suche nach Gänsehaut-Momenten. „Einen dieser Momente gab es im Gespräch zwischen Nick und Darian über Nina Simone und über die Momente, in denen Nick Zeuge einer Verwandlung durch Performance wurde. Wir konnten es förmlich im Raum spüren”, so Pollard. Das Konzept der Performance ist sehr wichtig für das Künstlerduo, und es zieht sich als Thema durch den gesamten Film. „Es geht uns immer darum, eine Situation zu konstruieren, etwas zu erschaffen und dann einen Weg zu finden, den Geist dessen bestmöglich einzufangen“, erklärt Pollard. „Nick ging darauf ein, und wir machten es zu unserer Aufgabe, so viel wir konnten festzuhalten, und es dann im Schnitt zu formen. Das grosse Geheimnis, das wir nie jemandem verrieten, war, dass wir darauf vorbereitet waren zu versagen. Es hat etwas Befreiendes, wenn man das Versagen als eine reale Möglichkeit akzeptiert.“ Der dritte wichtige Ort ist das Zuhause von Warren Ellis, Nick Caves stetiger Kollaborateur bei den Bad Seeds. Zu ihm fährt er zum Mittagessen nach seiner Sitzung mit Darian Leader. „Die Szene ist in der Mitte des Films und wir sahen es als Chance, jemand anderes als Nick sprechen zu lassen. Warren ist ein grossartiger Erzähler und Nick fühlt sich in seiner Gegenwart sehr wohl“, beschreibt Pollard den Tempowechsel zu diesem Zeitpunkt des 20.000sten Tages. Wie im Archiv und im Büro des Psychoanalytikers hatten Iain & Jane eine genaue Vorstellung davon, wie Ellis‘ erdachtes Zuhause aussehen sollte: „Warrens Haus zeugt von seinem Charakter und seiner Persönlichkeit, von dem Zustand, sich an der Grenze von etwas zu bewegen, losgelöst und den Elementen nahe“, beschreibt Forsyth die zugewachsene Hütte, die in Wirklichkeit ein historisches Haus der Küstenwache von Seaford ist, nahe Caves Heimat Brighton. IM AUTO MIT KYLIE, BLIXA UND RAY – WEGGEFÄHRTEN ALS INNERER DIALOG Forsyth und Pollards frühere Werke setzen sich mit der Faszination des Konzepts veränderter Bewusstseinszustände, Tagträumen, Halluzinationen und den Momenten zwischen Traum und Wachsein auseinander. Vor diesem Hintergrund entstand auch die Idee zu den drei Szenen, die Caves tägliche Autofahrten repräsentieren. Sie wollten einen Weg finden, die Momente, in denen der Geist in eine andere Realität driftet, visuell darzustellen. „Das Auto bringt Cave von einem Ort zum nächsten und gibt dem Tag eine Struktur. Es ist aber gleichzeitig der Ort, an dem Nick seine Gedanken ordnen kann. Das Auto ist eine Erweiterung von Nicks Kopf, in dem sich eine Art innerer Dialog mit anderen Menschen ergibt“, sagt Pollard. „Während des Archiv-Drehs sass ich einfach für ein paar Tage dort, schaute mir Fotos an, redete über sie und vergass die Kameras völlig. Man erkennt es an der entspannten Stimmung dieser Szenen. Bei den Szenen im Auto ging es viel mehr um die emotionalen Feinheiten, die zwischen zwei Personen bestehen. Obwohl sie nicht gescriptet und spontan waren, war es sehr viel schwieriger sie zu drehen, als es aussieht. Und ich musste dabei auch noch Auto fahren! Oder jedenfalls so tun als ob. Wir machten es uns nicht leicht, weil wir die Spannung in diesen Szenen haben wollten.“ (Nick Cave) Im Auto tauchen die Stimmen dreier Menschen auf, die in Nicks früherem Leben eine Rolle spielten: Der britische Schauspieler Ray Winstone, der im von Cave verfassten und von John Hillcoat inszenierten Film THE PROPOSITION mitspielte, der deutsche Musiker Blixa Bargeld, der zwanzig Jahre lang in der Originalbesetzung von Nick Cave and the Bad Seeds Gitarre spielte, und die australische Sängerin und Schauspielerin Kylie Minogue, mit der Nick 1996 seine bisher erfolgreichste Single „Where The Wild Roses Grow“ im Duett sang. „Was Ray so attraktiv machte, ist die Tatsache, dass viele von Nicks starker Persönlichkeit überschattet werden, sogar Menschen, die ihn sehr gut kennen. Es gibt eine unausweichliche Ehrfurcht, die Nick hervorruft. Aber Ray ist einfach Ray. Er behandelt alle gleich, bei ihm gibt es sowas nicht“, sagt Forsyth über die Leichtigkeit, mit der Winstone das Gespräch mit Cave über das Älterwerden führt. Blixa Bargeld war ein wichtiger Teil der Bad Seeds und Caves rechte Hand, bevor er 2003 plötzlich die Band verliess. Beide hatten vor dem Dreh der Szene nie über die Gründe für Bargelds plötzlichen Ausstieg gesprochen. „Ich hatte Blixa einige Jahre nicht gesehen, bis ich mit ihm im Auto sass und wir anfingen zu reden. Ich hatte ihn auch nie gefragt, warum er damals die Bad Seeds verlassen hatte. Bei Kylie war es ähnlich. Diese Szenen haben ihre eigene dramatische Spannung einfach von selbst gefunden. In der Szene mit Kylie entstand etwas wirklich Bezauberndes, weil wir den Gesichtsausdruck des anderen nicht sehen konnten, die Kamera aber beide festhielt.“ (Nick Cave) Kylie Minogue gewährte Cave einen kleinen Einblick in die Welt des kommerziellen Mainstream- Erfolgs und das Dasein als Superstar. „Kylie ist eine australische Ikone und eine Art Nationalheiligtum. Nick ist von ihr absolut beeindruckt, von ihrer Arbeitseinstellung und ihrer Professionalität. Er erkannte den allgemeinen Wert von dem was sie tut und der Art, wie sie es tut. Es ist absolut nichts Ironisches an Nicks Interesse für Kylie“, erläutert Forsyth. Pollard ergänzt: „Er strahlte eine solche Zuneigung aus, als er von ihr sprach, dass wir unbedingt beide zum ersten Mal nach so vielen Jahren wieder zusammenbringen wollten.“ Die Regisseure waren bedacht, die drei nicht zu sehr auf die Szene vorzubereiten und zogen es vor, ihnen lediglich den Rahmen zu erklären und warum jeder von ihnen in diesem Moment in Caves Kopf herumschwirrt. „Was mir an den Autofahrten besonders gefiel, war, dass es die riskantesten Szenen waren“, erzählt Pollard. „Man dreht zwei Tage im Archiv oder setzt sich hin für ein Interview und es entsteht eine gewisse Magie. Aber die Autofahrten waren komplett improvisiert. Wir hatten eine vorgezeichnete Strecke und fuhren mit jeder Person zwei Runden. Es hatte keinen Zweck eine weitere dranzuhängen. Die natürliche Konversation war vorbei und sie fingen an sich selbst wahrzunehmen. Wir mussten einfach darauf vertrauen, dass wir die Ideen gut genug vorbereitet hatten und auf den Schnitt warten.“ Ist der Film am Ende so geworden, wie Cave es sich erhofft hat? „Ja. Obwohl er einerseits fiktional ist, ist er gleichzeitig sehr real. Das ist das Schöne darin. Wir sind dadurch Fiktion etwas näher gekommen, und genau darum geht es in dem Film, der die Bedeutung der realen Welt im Kontrast zur imaginären Welt hinterfragt. Oder besser: Der Film versucht dort zu leben, wo beide Ebenen zusammenfliessen. Aus diesen Schöpfungen entstand etwas sehr Rohes und Enthüllendes. Ich freue mich sehr für Iain & Jane, weil ich glaube, sie haben genau das hinbekommen, was sie wollten. Von der ersten Schnittfassung an war es sehr überzeugend. Es fühlte sich immer solide und geerdet an. Jeder konnte also durchatmen, sich zurücklehnen und die Regisseure ihre Arbeit machen lassen.“ (Nick Cave) REGIE-DUO IAIN FORSYTH & JANE POLLARD Forsyth und Pollard lernten sich in den 1990ern während ihres Kunststudiums am Goldsmith College in London kennen. Ihre künstlerischen Arbeiten werden heute von Museen und Kunstinstituten auf der ganzen Welt ausgestellt. Durch ihre innovativen Nachstellungen spannungsvoller kultureller Momente erlangten sie Aufmerksamkeit in der Kunstwelt und etablierten so die Verwendung von „Reenactment“ als Stilmittel innerhalb der zeitgenössischen Kunst. Für ihre akribische, originalgetreue „Live ReCreation“ von David Bowies finalem Auftritt als Ziggy Stardust vor 25 Jahren regnete es Kritikerlob. Bezeichnend für ihr Werk sind Elemente aus der Performance Art und Musik, wodurch eine Vielzahl an nennenswerten Kollaborationen entstanden ist: so z. B. mit Scott Walker im Sydney Opera House, ausserdem musikalische Experimente zu sogenannten unterschwelligen auditiven Reizen in Zusammenarbeit mit Jason Spaceman von Spiritualized sowie ihr Video-Kunstprojekt mit dem britischen MC Plan B. Seit geraumer Zeit arbeiten sie auch mit Nick Cave an verschiedenen Projekten. Forsyth & Pollard arbeiten ausschliesslich zusammen, allerdings gibt es keine formelle Aufgabenteilung: „Wenn man an etwas Kreativem arbeitet, kann der innere Monolog ein wenig langweilig oder ausufernd werden, es kann zudem eine Unsicherheit, Verletzlichkeit entstehen. Durch die enge Zusammenarbeit gibt es nicht nur einen verbalen Aspekt, sondern du wirst auch dazu gezwungen, für die Dinge, die du wirklich möchtest, zu kämpfen“, sagt Forsyth. „Man stiftet sich quasi gegenseitig dazu an in Aktion zu treten, man fordert einander heraus. Was ich am Kollaborieren auch so schätze, ist das Tempo. Da ist ein anderer Kopf, der mich auf ganz andere Gedanken bringt, und das ist einfach aufregend, es öffnet meinen Horizont für Neues. Wir wissen automatisch wenn unsere ‚Instinkte’ auf der gleichen Linie sind.“ Pollard wirft noch ein: „Wenn wir mal absolut nicht auf den gleichen Nenner kommen, dann machen wir eine geheime Abstimmung. Das funktioniert eigentlich immer“. NICK CAVE: BIOGRAFIE 1957 Nick Cave wird am 22. September geboren, als Sohn von Dawn, einer Bibliothekarin, und Colin Cave, Lehrer für englische Literatur, in Warracknabeal, Australien. Er wächst in einem religiösen anglikanischen Haushalt auf. Caves Kindheit und Jugend ist von den Schriften der Bibel stark geprägt. Bis heute verarbeitet er seine Erfahrungen und biblischen Kenntnisse in seinen Texten. 1976 Beginn des Kunst-Studiums am Caulfield Institute for Technology. Nach knapp zwei Jahren bricht er ab, da er sich für die Musikkarriere entscheidet. Zur gleichen Zeit beginnt er mit dem HeroinKonsum. 1977 Gründung der Band „Boys Next Door“: Mit seiner ersten Band, die lose bereits 1973 zusammenfand, bestehend aus ehemaligen Schulfreunden wie Mick Harvey (Gitarre, Keyboard, Saxophon), Phil Calvert (Schlagzeug), Tracy Pew (Bass) und Rowland S. Howard (Gitarre), spielt Nick Cave lärmenden Post-Punk mit disharmonischen New Wave und Blues-Elementen. 1978 Nick Caves Vater stirbt bei einem Autounfall. 1979 Erste Album-VÖ mit Boys Next Door: Door Door 1980 Kollektiver Umzug der Band von Melbourne nach London. 1980 VÖ: The Birthday Party (Album) von The Birthday Party: Bereits das erste Album unter dem neuen Bandnamen The Birthday Party markiert eine radikale Wendung vom kakophonischen NoiseSound zum aggressiven Punkrock mit Spoken-Word-Gesang und chaotischen Songstrukturen. Auch thematisch unterstreicht Nick Cave mit morbiden düsteren Lyrics und abgründigen Drogengeschichten seine Rolle als Mephisto. 1981 Umzug nach West-Berlin 1983 Nick Cave lernt Blixa Bargeld kennen, der ihn als Frontmann der Einstürzenden Neubauten beeindruckt. Wenig später kontaktiert er ihn für erste Aufnahmearbeiten. Bargeld spielt Gitarrenparts in den Songs „Mutiny in Heaven“ sowie der EP Mutiny ein. 1984 Auflösung von The Birthday Party aufgrund bandinterner Unstimmigkeiten 1984 VÖ: Erstes Album From Her To Eternity als Nick Cave and The Bad Seeds. Der Sound trägt noch immer Spuren von chaotischen Birthday-Party-Elementen. Der Titelsong gilt als Klassiker, vor allem durch den späteren Gastauftritt in Wim Wenders Film DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987). 1985 VÖ: The Firstborn is dead (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 1986 VÖ: Kicking Against the Pricks (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds Coveralbum mit Interpretationen von Tim Rose, The Velvet Underground oder Gene Pitney 1986 VÖ: Your Funeral, My Trial (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 1987 Zusammen mit Blixa Bargeld, Campino und Nina Hagen tritt Cave im Film DANDY von Peter Sempels auf. 1988 VÖ: King Ink (Buch): King Ink ist eine erste Zusammenstellung von Songtexten, Gedichten, Theaterstücken und Kurzgeschichten aus dem Repertoire von Nick Cave. Zuerst in Grossbritannien erschienen, folgen im gleichen Jahr Ausgaben in Japan und Italien. 1993 wird das Buch erstmals in den USA herausgegeben. Eine deutsche Übersetzung erscheint 1992. 1988 VÖ: Tender Prey (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 1989 VÖ: Und die Eselin sah den Engel (Buch): Nick Caves Debütroman ist eine fantastische Reise in eine obskure Parallelwelt, die als „Deep Southern Gothic Tragedy“ tituliert wurde. Plot: Euchrid Eucrow wächst in einer inzestuösen ausgestossenen Sektengemeinschaft fernab jeglicher Zivilisation auf. Den Lesern erzählt er seine grausige Lebensgeschichte und eine Tragik seines Daseins, in der er auch zum Mörder wird. Mitten im Drogensumpf schreibt der damals 25-Jährige diesen fiebertraumartigen Roman voll von Düsternis und Nihilismus. 1990 Umzug nach Sáo Paolo. Er heiratet die brasilianische Stylistin Viviane Carneiro. 1991 wird ihr gemeinsamer Sohn geboren. Nur zehn Tage versetzt kommt in Australien sein zweiter Sohn seiner Ex-Freundin Beau Lazenby auf die Welt. 1990 VÖ: The Good Son (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 1992 VÖ: Henrys Dream (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 1993 Familie Cave zieht zurück nach London. Kurz darauf trennt sich Cave von Viviane Carneiro. Ihre Ehe wird 1996 geschieden. 1994 VÖ: Let Love IN (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 1996 VÖ: Murder Ballads (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds: Dass dieses das bis dato kommerziell erfolgreichste Album von Nick Cave & The Bad Seeds wurde, ist vor allem dem weltweiten Hit „Where The Wild Roses Grow“ im Duett mit Kylie Minogue zu verdanken. Während der Album- Produktion hat Nick Cave eine Affäre mit der britischen Alternative-Sängerin PJ Harvey. Er trennt sich von ihr, als er das Model und seine spätere Ehefrau Susie Bick kennen lernt. Die DuettSingle „Henry Lee“ zusammen mit PJ Harvey wird ebenfalls zum Hit. 1997 VÖ: The Boatmans Call (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 1997 VÖ: King Ink II (Buch) 1999 Am Tag der Sonnenfinsternis, dem 11. August, heiratet Nick Cave Susie Bick. 2000 VÖ: The Secret Life of the Love Song/The Flesh Made Word – Two Lectures von Nick Cave (Solo-Album): In bester Spoken-Word-Tradition referiert Nick Cave über die Kunstform der Liebeslieder, gibt Anleitungen und Passagen aus seiner Lesung für Dichtung in Wien, die er 1998 hielt. 2001 VÖ: No More Shall We Part (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds: Nach längerer Bühnenabstinenz und einer intensiven Familienzeit rekrutiert er die The Bad Seeds erneut, um ein zutiefst melancholisches und in sich gekehrtes Album aufzunehmen. Eine geplante USA-Tour fällt wegen der Attentate am 11. September aus. 2003 VÖ: Nocturama (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds 2003 Blixa Bargeld verlässt The Bad Seeds auf eigenen Wunsch, um sich auf seine Band Einstürzende Neubauten und Theaterprojekte zu konzentrieren. 2005 VÖ: Abbattoir Blues/Lyre Of Orpheus (Album): Orchestrales, aufsehenerregendes DoppelAlbum, erstmals mit Gospelchor und ohne Beteiligung von Blixa Bargeld. 2005 VÖ: B-Sides & Rarities von Nick Cave and The Bad Seeds 2006 Drehbuch und Filmmusik für den Western THE PROPOSITION: Der Score entsteht in Zusammenarbeit mit Warren Ellis. Der Film spielt in der australischen Pionierzeit und zeigt den brutalen Kampf der Ureinwohner gegen das Gesetz. 2006 Gründung der Band Grinderman 2007 VÖ: Grinderman (Album) von Grinderman: Das Bedürfnis, schnellen, dreckigen Garage- und Bluesrock zu spielen, realisiert Cave mit dem Nebenprojekt Grinderman, welches die The-Bad-SeedsMitglieder Warren Ellis, Martyn Casey und Jim Sclavunos vereint. Das Ergebnis sind elf von staubtrockenen Fuzz- und Noise-Pedalen geprägte Songs mit Fokus auf E- Gitarren. 2008 VÖ: Dig Lazarus, Dig !!! (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds: Die bis dato rockigste Nick Cave & The Bad Seeds-Platte überhaupt. Das Projekt Grinderman hat deutliche Spuren hinterlassen. 2009 VÖ: White Lunar (Compilation) von Warren Ellis und Nick Cave: Doppelalbum mit selektierten Filmmusikarbeiten 2009 VÖ: Der Tod des Bunny Munro (Buch): Caves zweiter Roman erscheint zeitgleich in 31 Ländern. Eine Sozialsatire über einen hilflosen, sexsüchtigen Vater, der nach dem Suizid seiner Ehefrau zusammen mit seinem Sohn durch die englische Südküste fährt, um Kosmetikartikel als Handelsvertreter zu verkaufen. Ein ursprünglich als Drehbuch angelegtes Roadmovie, niederträchtig, amoralisch und verdorben, bitterböse im Beigeschmack. 2010 VÖ: Grinderman 2 von Grinderman. Anschliessend Auflösung des Projekts. 2010 Score für THE ROAD, zusammen mit Warren Ellis 2013 VÖ: Push The Sky Away (Album) von Nick Cave and The Bad Seeds: Zum 30. Bandjubiläum erscheint das reduzierte und minimalistische 15. Studioalbum von Nick Cave & The Bad Seeds. Mehr als je zuvor sind die einzelnen The-Bad-Seeds-Mitglieder in den Songwriting-Prozess miteinbezogen. Allen voran Warren Ellis dirigiert mit exemplarischen Sound- und Loopexperimenten die Grundausrichtung des Albums. Es ist das erste Album, das nicht mehr auf MUTE-Records erscheint, sondern auf Caves neuem, eigenen Label Bad Seed Ltd. 2014 VÖ: 20.000 DAYS ON EARTH (Film) DIE PROTAGONISTEN SUSIE CAVE Susie Cave (ursprünglich Susie Bick) wurde 1969 in der englischen Grafschaft Chesire geboren. Bereits mit 14 Jahren wurde sie während einer New-York-Reise von Star-Modefotograf Steven Meisel entdeckt, der sie dazu ermutigte die Schule abzuschliessen. Sie arbeitete später als Schauspielerin und Model für renommierte Modelabels wie Vivienne Westwood. Ihr Gesicht zierte Kampagnen von Christian Dior, Versace, Nina Ricci und Yves Saint Laurent. Ausserdem ist sie als Darstellerin in Spielfilmen wie Robert Altmans PRÊT-A-PORTER (1994) und John Mayburys LOVE IS THE DEVIL: STUDY FOR A PORTRAIT OF FRANCIS BACON (1998) zu sehen und schmückt mit ihrer filigranen, mysteriösen Aura diverse Cover-Artworks (u. a. Roxy Music – Viva, The Damned – Phantasmagoria). Auf dem aktuellen Cover ihres Ehemannes, dem 15. Nick Cave & The Bad Seeds-Studioalbum Push The Sky Away, ist sie nackt abgelichtet: ein unfreiwilliger Schnappschuss, aufgenommen während eines Fotoshootings für ein französisches Magazin. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ohne Kleidung zu sehen ist, legendäre Catwalk-Auftritte bezeugen ihre Freizügigkeit. Doch es soll das letzte Mal sein, ihren Söhnen zuliebe. Susie Cave umrankt ähnlich wie ihren Ehemann Nick Cave ein gewisser Mythos. Ihre Beziehung zu ihm wirkt dahingehend wie die perfekte Symbiose. Tatsächlich lernte sie ihn in den 90ern im Naturhistorischen Museum in London kennen. Für ihn war es Liebe auf den ersten, für sie Liebe auf den zweiten Blick. Sie heirateten 1999. Gemeinsam mit ihren Zwillingen Arthur und Earl Cave leben sie in einer viktorianischen Villa im englischen Seebad Brighton. WARREN ELLIS Komponist und Multiinstrumentalist Warren Ellis wurde 1965 in der australischen Goldgräberstadt Ballarat geboren. Sein erstes Instrument, das er perfektionierte, war die Geige. Nach einer kurzen Phase als Englisch- und Musiklehrer gründete er 1993 zusammen mit dem Schlagzeuger Jim White und Gitarristen/Bassisten Mick Turner die Instrumental-Band „Dirty Three“, mit der er bislang sieben Alben aufgenommen hat und im Vorprogramm von namhaften Alternative-Grössen wie Sonic Youth oder Pavement aufgetreten ist. Musikalisch sieht sich das Trio in der Tradition von improvisiertem Zigeuner-Folk mit Fokus auf begierigen Geige- Kompositionen. Sein erstes Soloalbum erschien 2002 mit dem Titel Three Pieces of Violin. Für Nick Cave and The Bad Seeds ist Ellis seit 1995 tätig, als er für die Arbeit am Album Murder Ballads engagiert wurde. In den vergangenen Jahren wurde Warren Ellis – vor allem seit dem Ausstieg von Bad-Seeds-Gründungsmitglied Blixa Bargeld – als wegweisender Kreativkopf und seelenverwandter Kompagnon von Nick Cave. Mit seinen vom Jazz inspirierenden Loops hat er den Sound zum aktuellen Album Push The Sky Away massgeblich als Musical Director mitgeprägt. Seit 2005 arbeitet Warren Ellis zusammen mit Nick Cave verstärkt auch an klassischer Filmmusik. Sie schrieben den Soundtrack zum düsteren Western-Epos THE PROPOSITION. 2007 folgte der Score zu THE ASSASSINATION OF JESSE JAMES BY THE COWARD ROBERT FORD. 2009 schrieben sie die Musik zum apokalyptischen Endzeitdrama THE ROAD. Weiterhin zeichnete sich Warren Ellis als unbändiger Kreativkopf für das Songwriting der Gruppe Grinderman verantwortlich, die aus Bad-Seeds-Mitgliedern bestand. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern lebt Warren Ellis Genie in Paris. DARIAN LEADER Darian Leader ist ein britischer Psychoanalytiker und Autor zahlreicher renommierter Sachbücher (What Is Madness?, Strictly Bipolar, The New Black: Mourning, Melancholia and Depression). Er ist Gründungsmitglied des Zentrums für “Freudsche Analyse und Forschung” (CFAR) und bekannt durch seinen therapeutischen Aktionismus auf dem Gebiet psychischer Erkrankungen. Die gesprächstherapeutische Sitzung mit Nick Cave im Film ist konstruiert, jedoch nicht geskriptet. Darian Leader ist in Wirklichkeit nicht Caves praktizierender Psychotherapeut. Vielmehr waren die Regisseure Iain Forsyth und Jane Pollard davon überzeugt, dass Leader durch seine Empathie und sein professionelles Zuhören noch mehr aus Cave herauskitzeln könne als jeder andere. Und tatsächlich: Obwohl sich Cave im Klaren war, dass er sich mit einem echten und praktizierenden Psychoanalytiker unterhielt, erzählt dieser ihm (und dem Zuschauer) bisher unbekannte intime Details aus seinem Leben. Geblieben ist eine nicht zu missende Szene mit einem unglaublich redseligen Nick Cave – und gefilmtem Material von über 10 Stunden. RAY WINSTONE Raymond Andrew Winstone, 1957 in London geboren, ist ein britischer Schauspieler. Nach einer Boxer-Karriere in Jugendjahren besuchte Winstone die Corona School in Hammersmith und studierte Schauspiel. In den letzten 20 Jahren war er vor allem in zahlreichen TV-Serien zu sehen: PALMER (1991), BIRTHS, MARRIAGES AND DEATHS (1999) und VINCENT (2005). Zu seinen Kinofilm-Auftritten zählen NIL BY MOUTH (1997), DEPARTED – UNTER FEINDEN (2006), HUGO CABRET (2001), DIE LEGENDE VON BEOWULF (2007), NOAH (2014). Im Musikvideo zu „Jubilee Street“ spielt Winstone einen einsamen Freier auf der Suche nach etwas körperlicher Nähe. Cave und Winstone lernten sich bei den Dreharbeiten zum Outback-Western THE PROPOSITION kennen, in dem Winston einen britischen Offizier spielt. Cave verfasste das Drehbuch zum Film. Seither sind die beiden Künstler gut befreundet. BLIXA BARGELD Avantgarde-Punk, Noise-Gitarrist, Spoken-Word-Poet und Performance-Künstler, Autor, Komponist: Christian Emmerich alias Blixa Bargeld, 1959 in Berlin geboren, gehört wohl zu den schillerndsten Untergrund-Kreativköpfen der deutschen Musikszene. Bekannt durch seinen überbordenden Zynismus und gleichermassen simple, aber auch kryptische Lyrics geniesst Bargeld auch im Ausland, insbesondere in Japan, einen prominenten Status. Blixa Bargeld ist Gründer der experimentellen Dadaismus-Post-Punk-Band Einstürzende Neubauten und war als Gitarrist bei The Bad Seeds seit 1984 für 20 Jahre als düsterer Sidekick von Nick Cave stilprägend. Zusammen mit ihm zeichnet Blixa Bargeld als Songwriter für Evergreens wie „The Weeping Song“ oder „The Ship Song“ verantwortlich. Markenzeichen von Bargeld sind seine sonore, tiefe Stimme sowie sein expressionistischer Seitenscheitel. Wie auch Nick Cave teilt er seine Vorliebe für stilvolle Anzüge. 2003 verliess Bargeld The Bad Seeds, um sich verstärkt seiner eigenen Hauptband und diversen Theater- und Kunstprojekten zu widmen. „Künstlerische und persönliche Differenzen innerhalb der Band“ gab es nicht, betont Bargeld in Interviews immer wieder. Gleichwohl hat der Ausstieg spürbare Narben bei Nick Cave und The Bad Seeds hinterlassen. Dennoch pflegen Cave und Bargeld heute ein intensives, freundschaftliches Verhältnis. „Wir vermissen ihn noch immer“, sagte Cave in einem Interview. Ob es jemals eine Wiedervereinigung der Gründungsmitglieder geben wird, bleibt gegenwärtig unbeantwortet. Jüngst hat Bargeld mit dem italienischen Multiinstrumentalisten und Komponisten Teho Teardo das Album Still Smiling veröffentlicht. Im Herbst erscheint das neue Einstürzende-Neubauten-Album. KYLIE MINOGUE Zusammen mit Popstar Kylie Minogue (geb. 1968 in Melbourne) hatte Nick Cave 1995 seinen bisher weltweit grössten Single-Hit. Die morbide Ballade „Where The Wild Roses Grow“ erzählt von einem Mann, der aus bedingungsloser Liebe seine Angebetete umbringt. In Deutschland erreichte der Song Platz zwölf der Charts. Auch für Kylie, die Mitte der 80er als Teenie-Idol und einstiger Soap-Star (NEIGHBOURS) bekannt wurde und seither gefällige Pop-Hits lieferte, brachte der Song einen enormen Karriereschub. Später emanzipierte sich Kylie Minogue vom Image des „netten Mädchen von nebenan“ und avancierte ab den 1990er-Jahren mit musikalisch vielseitigen und stets modern ausgerichteten Pop-Elementen zur Stilikone. Auch als Schauspielerin war die Australierin in einigen Produktionen zu sehen, darunter neben Jean-Claude Van Damme in der Videospielverfilmung STREET FIGHTER – DIE LETZTE SCHLACHT von 1994, der 2001-Adaption von MOULIN ROUGE oder zuletzt 2012 im geheimnisvollen französischen Drama HOLY MOTORS. Mit ihrem Comeback als Popkünstlerin mit dem 2001-Mega- Hit „Can ́t Get You out of My Head“ gelangen ihr internationale Charterfolge. Sie ist neben Madonna die einzige weibliche Pop-Ikone, die Nummer-eins-Hits in den 1980ern, 1990ern und 2000er-Jahren vorweisen kann. Kylie Minogue hat bisher zwölf Studio-Alben veröffentlicht. 2014 erschien ihr neuestes Album „Kiss Me Once“.