Caesar, BG 4, 20,1-4
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Caesar, BG 4, 20,1-4
C. Iulius Caesar, Commentariorum rerum gestarum belli Gallici liber quartus GE GG KiD L < > [ ] [ ... ] = = = = grammatische Erläuterungen zur „Zettelkurs“-Lektion (in der Version des WS 2012/’13) Handout zum Gerundium und Gerundivum Handout und Arbeitsmaterial „Der Konjunktiv im Deutschen“ lat. Sätze der „Zettelkurs“-Lektion (in der Version des WS 2012/’13) umgeben Passagen des lat. Textes, die der Herausgeber für unecht hält umgeben Zusätze der Kommentatorin im lat. Text kennzeichnen Auslassungen 1 Caesar, Bellum Gallicum IV 20,1-2 (IV 20,1) Exigua parte aestatis reliqua 1+2 Caesar, etsi 3 in his locis, quod omnis Gallia ad septentriones vergit, maturae sunt hiemes, tamen in Britanniam proficisci contendit, quod omnibus fere 4 Gallicis bellis2 hostibus nostris inde subministrata [esse] 4a auxilia intellegebat et, (IV 20,2) si 5 tempus anni ad bellum gerendum 6 deficeret 7 , tamen magno 1 exigua parte aestatis reliqua Es handelt sich um einen sogenannten n o m i n a l e n ablativus abs o l u t u s, d.h.: einen abl. abs., der a u s s c h l i e ß l i c h a u s Nomina – S u b s t a n t i v e n, P r o n o m i n a oder auch A d j e k t i v e n – besteht. Dagegen enthielten die Ihnen bisher bekannten Konstruktionen „losgelöster Ablative“ außerdem immer ein Partizip (Präsens Aktiv bzw. Perfekt Passiv/Medium), das die Funktion eines Prädikats erfüllte. Im nominalen abl. abs. ist das Prädikat jedoch lediglich durch ein Prädikatsnomen – hier „exigua“ – vertreten; streng genommen fehlt ein Partizip Präsens(!) Aktiv von „esse“ als Kopula. Deshalb ist das temporale Verhältnis eines nominalen abl. abs. zur übergeordneten Satzeinheit stets g l e i c h z e i t i g. Es bestehen dieselben Übersetzungsmöglichkeiten, die bereits in den GE 7, 4.1 (für den partizipialen abl. abs.) genannt wurden, nämlich Unterordnung, Beiordnung und Einordnung. Im vorliegenden Falle sollten Sie die Unterordnung durch einen konzessiven (einräumenden) Nebensatz wählen und darin eine finite (gebeugte) Form von „sein“ (s.o.) ergänzen: „obwohl/obgleich […] war“. Eine Wiedergabe des nominalen abl. abs. durch eine präpositionale Verbindung (Einordnung) empfiehlt sich besonders dann, wenn sein Prädikatsnomen eine Funktion oder einen Zustand benennt – Beispiele: „L. Domitio Ap. Claudio consulibus“ = „während des Konsulats von Lucius Domitius und Appius Claudius“; „Caesare imperatore“ = „mit Cäsar als Feldherrn“; „Sequanis invitis“ = „gegen den Willen der Sequaner“. Allerdings wären in diesen Zusammenhängen ebenso Übersetzungen durch Unterordnung mit einem Gliedsatz denkbar, nämlich: „als Lucius Domitius und Appius Claudius Konsuln waren“; „wobei Cäsar Oberbefehlshaber war“; „obgleich die Sequaner unwillig waren“. (Vgl. Sie zum Prädikatsnomen nötigenfalls noch einmal die GE 2, 3. sowie die GE 2, 5. a und b.) 2 parte aestatis reliqua omnibus fere Gallicis bellis magno sibi usui Wegen seiner Häufung in IV 20,1-2 sei auf das Stilmittel des H y p e r b a t o n s, der S p e r r u n g, hingewiesen, mit dem Sie immer wieder bei Analysen des lat. Satzbaus rechnen müssen! Die betreffende rhetorische Figur liegt vor, wenn syntaktisch enger zusammengehörige Wörter – hier „parte […] reliqua“, „omnibus […] Gallicis bellis“ bzw. „magno […] usui“ – durch wenigstens ein anderes Wort voneinander getrennt werden; dieses kann einer anderen Wortart angehören („fere“, „sibi“) oder sich aufgrund seines Kasus („aestatis“) in der syntaktischen Funktion von denjenigen Wörtern unterscheiden, die es trennt. Eine vergleichbare Wortanordnung begegnet in präpositionalen Verbindungen so oft, dass man kaum mehr von einer stilistischen Besonderheit sprechen kann, und zwar erscheint dann die Präposition zwischen einem Substantiv und dessen adjektivischem Attribut (wie etwa beim ablativus modi „magna cum laude“; vgl. Sie dazu den letzten Absatz der GE 4, 2.1. Auch Pronomina treten als separat gestellte adjektivische Attribute in einer präpositionalen Fügung auf; vgl. Sie z.B. die Verbindung „qua ex re“). Bereits im Material des „Zettelkurses“ konnten Sie die hier beschriebenen Formen der ‚Verstellung‘ beobachten, nämlich u.a. in den L 2,13; L 3,8; L 4,4; L 5,1a-b und L 5,3a; L 6,8 und L 6,10-12; L 7,3; L 8,4; L 9,4 und L 9,6-7 sowie L 10,2 und L 10,8. 3 etsi […], quod […], […] hiemes Ordnen Sie diese Passage folgendermaßen der Übersetzung des nominalen abl.abs. am Satzanfang bei: „obwohl/obgleich […] war und auch wenn die Winter […], weil […]“. 4 fere (Adv.) = hier: fast 4a [esse] Vgl. Sie zu dieser Ergänzung die GE 10, 1.3 unter „Bitte beachten Sie:“ 2. 5 si […] deficeret si […] cognovisset Bedenken Sie bei Ihrer Übersetzung, dass diese Konditional- oder Bedingungssätze nicht von „arbitrabatur“, sondern vom AcI „magno sibi usui fore“ abhängig sind; vgl. Sie dazu auch Anm. 9. 6 gerendum Vgl. Sie zu dieser „nd“-Form das GG. Warum kann es sich hier sowohl um ein G e r u n d i v u m als auch um ein G e r u n d i u m handeln? 7 deficeret Vgl. Sie zu diesem e r s e t z t e n K o n j u n k t i v F u t u r I die Rubrik „Nachzeitigkeit“ der Tabelle „Die Zeitenfolge des Konjunktivs (Consecutio temporum coniunctivi)“ in den GE 8, 1.2.3. Zum Ausdruck einer Möglichkeit (Potentialis) in der Zukunft verwenden Sie an dieser Stelle im Dt. am besten einen Konjunktiv II des Modalverbs „sollen“, wie z.B. in „nicht ausreichen sollte“. 2 Caesar, Bellum Gallicum IV 20,2-3 sibi 8 usui2 fore 9+10 arbitrabatur, si5 modo 11 insulam adisset 12 , genus hominum perspexisset12, loca, portus, aditus 13 cognovisset12+14 ; quae 15 omnia fere4 Gallis 16 erant incognita 17 . (IV 20,3) Neque enim temere 18 praeter mercatores adit 19 ad illos 20 quisquam 21 , neque iis 22 ipsis 23 quicquam 24 praeter oram maritimam atque eas 25 regiones, 8 sibi i n d i r e k t r e f l e x i v, d.h.: bezogen auf das ü b e r g e o r d n e t e S u b j e k t – hier das zu „arbitrabatur“. (Vgl. Sie dazu die GE 8, 1.2.2 bzw. die GE 10, 1.4. Wie muss der Dativ eines Personalpronomens im Dt. lauten, wenn nicht „sich“ gemeint ist?) 9 fore = hier: futurum esse (I n f i n i t i v F u t u r A k t i v von „esse“ in einem unpersönlichen AcI Singular Neutrum – in anderen AcIs auch Singular Femininum {„futuram esse“} bzw. Singular Maskulinum) 10 magno sibi usui fore Vgl. Sie hierzu die GE 1, 5.3.2 c. 11 modo (Adv.) = hier: nur (Vgl. Sie dazu auch die GE 6, 2.3 im zweiten Absatz.) 12 adisset […] perspexisset […] cognovisset Vgl. Sie zu diesen e r s e t z t e n K o n j u n k t i v e n F u t u r I I die Rubrik „Nachzeitigkeit“ der Tabelle „Die Zeitenfolge des Konjunktivs (Consecutio temporum coniunctivi)“ in den GE 8, 1.2.3. 13 aditus, -us m. = hier: Anlandungsmöglichkeit 14 cognoverint „Cognoscere“ kann im P e r f e k t bzw. P l u s q u a m p e r f e k t r e s u l t a t i v verstanden werden („cognovisse“ = „erfahren haben“ Æ „wissen“ oder „kennengelernt haben“ Æ „kennen“); es lässt sich dann je nach dem Kontext mit einem Präsens oder Präteritum übersetzen. Entsprechendes gilt z.B. auch für „consuescere“ („sich gewöhnen“): „consuevisse“ = „sich gewöhnt haben“ Æ „gewohnt sein“/„pflegen“. 15 quae r e l a t i v i s c h e r A n s c h l u s s, d.h.: Ein R e l a t i v p r o n o m e n am Satzanfang (hinter Punkt, Doppelpunkt oder Semikolon) leitet k e i n e n Relativsatz ein, sondern wird w i e e i n D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n v e r w e n d e t und ist dann rückbezüglich mit einer Form von „dieser“/„diese“/„dieses“ zu übersetzen. (Vgl. Sie dazu beispielsweise auch die L 9,8.) Achtung, auch ein gewöhnlicher Relativsatz kann an der Spitze eines Satzgefüges erscheinen, da er – gemäß den GE 3, 2.2.3 – im Lat. ja vor seinem Bezugswort auftreten darf! Sie müssen deshalb von Fall zu Fall entscheiden, ob es sich um einen relativischen Anschluss oder einen Relativsatz handelt. 16 Gallis Gemeint sind die Festland-Kelten. Im Gegensatz zur vorliegenden Stelle deutet Cäsar in anderen Passagen des „Bellum Gallicum“ (etwa II 4,7; II 14,4 oder auch III 8,1) an, es habe derart enge Verbindungen der Kelten vom Kontinent zu denjenigen Britanniens gegeben, dass die Leserschaft annehmen muss, die Gallier seien auch mit den geographischen Gegebenheiten der Insel vertraut gewesen. Die Inselkelten werden von Cäsar als „Britanni“ bezeichnet, was Sie mit „Britannier“ oder „Britonen“ wiedergeben können. 17 quae omnia […] erant incognita Vgl. Sie hierzu die GE 4, 3. 18 temere (Adv.) = auf gut Glück; zufällig 19 adit […] sunt jeweils e c h t e s P r ä s e n s, nicht praesens historicum (Vgl. Sie dazu die GE 1, 4. im zweiten Absatz.) 20 illos Hier ist von den Britonen die Rede, die für den Autor r ä u m l i c h vgl. Sie zu „i l l e , i l l a i l l u d“ die GE 6, 1.1. 21 quisquam, quidquam (Pron., indef., subst.) f e r n e r sind; = (irgend)jemand, (irgend)etwas 22 iis Gemeint sind damit die z u v o r e r w ä h n t e n Kaufleute; vgl. Sie zur d e m o n s t r a t i v e n Verwendung von „i s , e a , i d“ die GE 5, 2.2.1 und die GE 6, 1.1. 23 ipsis Auch „ipse, ipsa, ipsum“ = „er/sie/es selbst“ zählen im Lat. zu den Demonstrativpronomina; an dieser Stelle sollten Sie allerdings nur die Partikel „selbst“ (im Sinne von „sogar“) verwenden und sie ausnahmsweise(!) vor die Übersetzung ihres Bezugswortes („iis“) stellen. 24 quicquam = quidquam (Vgl. Sie dazu Anm. 21.) 25 eas hier e i n s c h r ä n k e n d durch die Bezugnahme eines Relativsatzes (Vgl. Sie zu dieser determinativen Verwendung von „i s , e a , i d“ die GE 5, 2.2.3.) 3 Caesar, Bellum Gallicum IV 20,3-4 quae sunt19 contra 26 Galliam, notum est 27 . (IV 20,4) Itaque evocatis ad se undique mercatoribus, neque quanta esset 28 insulae magnitudo 29 , neque quae aut quantae nationes incolerent28, neque quem usum belli 30 haberent28 aut quibus institutis uterentur28+31 , neque qui essent28 ad maiorum navium multitudinem 32 idonei portus, reperire poterat. 26 contra (Präp. mit Akk.) = hier: gegenüber (Präp./Postp. mit Dat.) 27 notum est Für „noscere“ gilt dasselbe, was in Anm. 14 zu „cognoscere“ zu lesen ist. Dass hier ein Passiv vorliegt, ändert nichts daran: „notum esse“ = „in Erfahrung gebracht worden sein“ Æ „bekannt sein“. 28 esset […] incolerent […] haberent […] uterentur […] essent Die Konjunktive werden verwendet, weil i n d i r e k t e F r a g e s ä t z e vorliegen, die im Lat. i m m e r i n n e r l i c h a b h ä n g i g sind; vgl. Sie dazu die GE 8, 1.2.1. Beachten Sie ferner, dass in indirekten Fragesätzen Wörter, die Sie vornehmlich als R e l a t i v p r o n o m e n kennen oder einstufen würden, i n t e r r o g a t i v (fragend) auftreten; in diesem Zusammenhang sind es „qui“, „quibus“, „quem“, „quantae“, „quae“ und „quanta“ („quantus, -a, -um“ = hier: „wie groß“ bzw. im Pl. „wie viele“). 29 magnitudo, -dinis f. = hier: Ausdehnung, Umfang 30 usus, -us m. belli = hier: Praxis der Kriegsführung 31 quibus institutis uterentur Vgl. Sie hierzu Ihre Übersetzung der L 6,9: Zum Deponens „u t i , u t o r , u s u s s u m“ = „benutzen/gebrauchen“ tritt ein A b l a t i v - O b j e k t (eigentl. ein abl. instr.); im Dt. wird daraus ein Akkusativ- oder direktes Objekt. Das Gleiche lässt sich beispielsweise bei „p o t i r i , p o t i o r , p o t i t u s s u m“ = „erobern“ beobachten. 32 ad maiorum navium multitudinem = zur Aufnahme einer Unmenge an ziemlich großen Schiffen Zur Übersetzung des Komparativs beim Adjektiv vgl. Sie die GE 5, 3.2.1. 4