Information für Fachkreise
Transcription
Information für Fachkreise
Klinikum der Universität München Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie – Innenstadt Direktor: Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Möller AKTUELLE INFORMATIONEN ZUR ELEKTROKONVULSIONSTHERAPIE Die Elektrokonvulsionstherapie, auch Elektrokrampftherapie oder abgekürzt oft EKT genannt, ist auch heute noch eine der wirksamsten Therapieformen für einige psychiatrische und neurologische Erkrankungen. Vor allem Patienten, deren Erkrankung auf verschiedene medikamentöse Behandlungen nicht ausreichend angesprochen hat, können von der Durchführung einer Elektrokonvulsionstherapie profitieren und sich eine deutliche Besserung ihrer Krankheitssymptome erhoffen. Im Folgenden werden weiterführende Informationen und Literaturhinweise für Fachkreise angeboten. Am besten, Sie nutzen zur Navigation das folgende Inhaltsverzeichnis. Inhalt 2. Informationen für Fachkreise • Bei welchen Erkrankungen kann die Elektrokonvulsionstherapie eingesetzt werden? • Welche Beweise gibt es für die Wirksamkeit der Elektrokonvulsionstherapie? • Wie wirkt die Elektrokonvulsionstherapie? • Wie wird die Elektrokonvulsionstherapie durchgeführt? • Wie findet die Kontaktaufnahme mit unserer Klinik statt, wenn ein Patient zur Überprüfung der Indikation einer Elektrokonvulsionstherapie angemeldet werden soll? 2. Informationen für Fachkreise 2.1. Bei welchen Erkrankungen kann die Elektrokonvulsionstherapie eingesetzt werden? Die derzeit häufigste Indikationsstellung zur Elektrokrampftherapie bei depressiven Patienten ist die Therapieresistenz gegenüber antidepressiven Pharmakotherapien (Fava, 1996; Katona, 1995; Möller, 1991, 1994; Nunes, 1996; Phillips, 1994; Sharan, 1998; Warneke, 1996; Frey, 2001) einschließlich der obligatorischen begleitenden Psychotherapie. Der Begriff der Antidepressivaresistenz wird unterschiedlich definiert. Der Vorschlag von Helmchen (1990) wird allgemein akzeptiert. Hiernach kann von Antidepressivaresistenz gesprochen werden, wenn 3 mindestens vierwöchige Phasen einer Behandlung mit antidepressiver Medikation, aus unterschiedlichen pharmakologischen Wirkgruppen, in ausreichend hoher Dosierung, auch in kombinierter Anwendung, ohne therapeutischen Effekt verstrichen sind. Bei diesen ausgewählten Patienten, die als Kollektiv besonders schwerer und therapieresistenter Verläufe angesehen werden müssen, werden je nach Studie in der Literatur Ansprechraten auf die EKT von 50% bis 100% berichtet (Brandt, 1996; De Carolis, 1964; Avery, 1979; Davidson, 1978; Ghaziuddin, 1996; Meyendorf, 1980; Markowitz, 1987; Solan, 1988; Stek, 1997). In bestimmten Fällen kann eine EKT erkrankten Patienten auch als Therapie der ersten Wahl angeboten werden. Dies gilt für Patienten, bei denen z.B. aufgrund akuter Selbstmordgefährdung, vor allem im Rahmen schwerster wahnhafter Depressionen, ein besonders rascher Therapieerfolg notwendig ist. Ein rascheres therapeutisches Ansprechen im Vergleich zu einer medikamentösen antidepressiven Therapie ist für die EKT belegt. Ebenso kann und sollte die EKT bei Patienten mit vorbekannter Antidepressivaresistenz früher in Erwägung gezogen und empfohlen werden. Gleiches gilt bei Vorliegen des ausdrücklichen Wunsches, wenn Patienten beispielsweise schon während früherer depressiver Krankheitsphasen bessere Erfahrungen hinsichtlich der Wirksamkeit und Verträglichkeit mit der EKT im Vergleich zu pharmakologischen Therapieverfahren gemacht haben. Da schwere manische Episoden im Rahmen bipolarer affektiver Störungen meist gut auf Pharmakotherapien ansprechen, wird bei diesem Krankheitsbild selten die Durchführung einer EKT vorgeschlagen. Auch für Manien ist jedoch die gute Wirksamkeit einer EKT belegt, daher kann auch Patienten mit therapieresistenten Manien die Durchführung einer EKT empfohlen werden. Bei schizophrenen Psychosen stellt die rasche Durchführung einer EKT bei akuter und damit lebensbedrohlicher perniziöser Katatonie im Rahmen einer Notfallindikation die Behandlungsform der ersten Wahl dar (Erfolgsquoten von 98%). Auch die Behandlung eines malignen neuroleptischen Syndroms kann bei Ausbleiben der Wirksamkeit anderer medikamentöser Therapieformen die Durchführung einer EKT erforderlich machen. Bei anderen Formen schizophrener Psychosen ist weiterhin die Pharmakotherapie Therapie der ersten Wahl, auch hier muss bei Therapieresistenz oder bei absoluter Kontraindikation oder Unverträglichkeit medikamentöser Therapien an die Durchführung einer EKT gedacht werden. Literatur 2.1. Avery D, Lubrano A. (1979) Depression treated with imipramine and ECT: the DeCarolis study reconsidered. Am J Psychiatry 136:(4B):559-562 Boiteux J, Roubaud L, Gandelet N, Nezelof S, Vittouris N, Bonin B, Sechter D, Bizouard P. (1997) [Indications for electroconvulsive therapy] La place de l'electroconvulsivotherapie. Encephale 23 Spec No 3:21-26 Brandt B, Ugarriza DN. (1996) Electroconvulsive therapy and the elderly client. J Gerontol Nurs 22:(12):14-20 Devanand DP, Sackeim HA, Prudic J. (1991) Electroconvulsive therapy in the treatment-resistant patient. Psychiatr Clin North Am 14:(4):905-923 Frey R, Schreinzer D, Heiden A, Kasper S (2001) Einsatz der Elektrokrampftherapie in der Psychiatrie. Nervenarzt 72:661-676. Ghaziuddin N, King CA, Naylor MW, Ghaziuddin M, Chaudhary N, Giordani B, Dequardo JR, Tandon R, Greden J. (1996) Electroconvulsive treatment in adolescents with pharmacotherapy-refractory depression. J Child Adolesc Psychopharmacol 6:(4):259-271 Markowitz J, Brown R, Sweeney J, Mann JJ. (1987) Reduced length and cost of hospital stay for major depression in patients treated with ECT. Am J Psychiatry 144:(8):1025-1029 Meyendorf R, Bender W, Baumann E, Athen D, Ortlieb S. (1980) [Comparison of nondominant unilateral and bilateral electroconvulsive therapy--clinical efficiency and side effects (author's transl)] Vergleichende Untersuchung zur unilateralen und bilateralen Elektrokrampf-Therapie. Klinische Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Arch Psychiatr Nervenkr 229:(2):89-112 Mollenberg O. (1997) [Electroconvulsive therapy--anesthesiological procedures] Elektrokrampftherapie--Anasthesiologisches Vorgehen. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 32:(10):593-603 Möller HJ. (1991) [Therapy resistance to antidepressive drugs: risk factors and treatment possibilities]. Nervenarzt 62:(11):658-669 Prudic J, Haskett RF, Mulsant B, Malone KM, Pettinati HM, Stephens S, Greenberg R, Rifas SL, Sackeim HA. (1996) Resistance to antidepressant medications and short-term clinical response to ECT [see comments]. Am J Psychiatry 153:(8):985-992 Rich CL, Spiker DG, Jewell SW, Neil JF, Black NA. (1984) The efficiency of ECT: I. Response rate in depressive episodes. Psychiatry Res 11:(3):167-176 Shapira B, Lerer B. (1986) Clinical response rate to ECT [letter]. Psychiatry Res 17:(3):247-249 Solan WJ, Khan A, Avery DH, Cohen S. (1988) Psychotic and nonpsychotic depression: comparison of response to ECT [see comments]. J Clin Psychiatry 49:(3):97-99 Stek ML, Beekman AT, Verwey B. (1997) [Electroconvulsive therapy in late life depression: a review]. Tijdschr Gerontol Geriatr 28:(3):106-112 Tauscher J, Neumeister A, Fischer P, Frey R, Kasper S. (1997) [Electroconvulsive therapy in clinical practice]. Nervenarzt 68:(5):410-416 2.2. Welche Beweise gibt es für die Wirksamkeit der Elektrokonvulsionstherapie? Die Erfindung der EKT stellte einen wesentlichen Fortschritt in der Behandlung psychisch Kranker dar. Bis heute sind zahlreiche wissenschaftlich anerkannte und hochwertige Publikationen erschienen, welche die Wirksamkeit der EKT bei verschiedensten Krankheitsbildern, nicht nur im Fachgebiet der Psychiatrie, eindrucksvoll belegen (Übersicht bei Abrams 1994). In vielen Untersuchungen zeigte sich die EKT kombiniert mit z.B. medikamentösen Therapieformen im Vergleich zu einer reinen Pharmakotherapie als deutlich überlegen (siehe auch Sauer & Lauter 1987, Folkerts 1995). Im Bereich der Depressionen konnten zahlreiche Studien belegen, dass die EKT bei einem hohen Prozentsatz ein wirksames Behandlungsverfahren darstellt und sowohl der Placebobehandlung, als auch der Therapie mit Antidepressiva überlegen ist (Übersicht siehe Sauer & Lauter 1987, Janicak et al. 1985, Abrams 1994). Auch schwere manische Syndrome sprechen in der Regel sehr gut auf eine EKT an (Übersicht bei Grunze et al. 1999). Nicht chronifizierte paranoid-halluzinatorische Schizophrenien bessern sich ebenfalls in einem hohen Prozentsatz (40 – 90%) unter EKT (Übersichten bei Klimke & Klieser 1991, Fink & Sackeim 1996). Bei der akuten Katatonie liegen die Erfolgsquoten noch wesentlich höher und sind jeder anderen Behandlungsform weit überlegen (Sauer & Lauter 1987). Auch bei nichtpsychiatrischen Krankheitsbilder, darunter vor allem der Morbus Parkinson, findet die EKT erfolgreich Anwendung und zeigt auch dann noch Effekte, wenn Medikamente alleine nicht mehr wirksam sind (Fall et al. 1995). Wichtig ist, dass die EKT auch dann noch Wirkung zeigt, wenn sämtliche alternativen Behandlungsmethoden zu keiner Besserung des Krankeitszustandes der Patienten geführt haben. Außer einer direkten Verbesserung der Krankheitssymptome kann durch die EKT oftmals erreicht werde, daß vor der EKT angewendete als unwirksam befundene Medikamente wieder Wirkung zeigen können, so daß die Patienten in mehrfacher Hinsicht von der EKT profitieren können. Literatur 2.2. Abrams R (1994): Elektrokonvulsionstherapie. 2.Auflage; Lake Bluff; Somatics, Incorporated Fall PA, Ekman R, Granerus AK, Thorell LH, Walinder J (1995): ECT in Parkinson’s disease. Changes in motor symptoms, monoamine metabolites and neuropeptides. J Neural Transm Park Dis Dement Sect 10:129-140 Fink M , Sackeim HA (1996): Convulsive Therapy in Schizophrenia? Schizophrenia Bulletin 22; 27-39 Folkerts H (1995): Elektrokrampftherapie. Dt. Ärztebl 92; A 358-364 Grunze H., Erfurth A, Schäfer M., Amann B., Meyendorf R. (1999): Elektrokonvolsionsbehandlungstherapie in der Behandlung der schweren Manie. Nervenarzt 70: 662667 Janicak PG, Davis JM, Gibbons RD, Ericksen S, Chang S, Gallagher P (1985): Efficacy of ECT: a meta-analysis. Am J Psychiatry 14:297-302 Klimke A, Klieser E (1991): [Effectiveness of neuro-electric therapy in drug resistant endogenous psychoses]. Fortschr Neurol Psychiatr 59:53-9 Sauer H, Lauter H (1987): Elektrokrampftherapie. Nervenarzt 58, 201-209 2.3. Wir wirkt die Elektrokonvulsionstherapie? Die genauen Wirkmechanismen der EKT sind noch nicht ausreichend geklärt und beruhen in vieler Hinsicht ebenso auf Hypothesen wie die Vorstellung über die Wirkweise der medikamentösen Therapien in der Psychiatrie und in vielen anderen medizinischen Fachgebieten. Allgemein ist zu sagen, daß die vollständige Auslösung eines Krampfanfalles immer noch als entscheidend für die Wirkung angesehen wird. Immer wieder wurde untersucht, ob eine Narkose alleine bzw. eine nur unterschwellige Reizung des Gehirnes ohne Auslösung eines epileptischen Anfalles trotzdem eine therapeutische Wirkung zeigt. Diese Frage konnte klar verneint werden (Übersicht bei Abrams 1994). Durch einen bei der EKT ausgelösten Krampfanfall kommt es zu zahlreichen funktionellen (nicht strukturellen) Veränderungen im Gehirn, die das Hormonsystem (Prolaktin, TRH, TSH, Cortisol, Insulin, Vasopressin) wie auch diverse Neurotransmittersysteme betreffen (Abrams & Swartz 1985, Devanand et al. 1998, Sattin 1999, Sundblom et al. 1999, Swartz 1993 und 1997). Im Bereich der zentralen Neurotransmitter werden Wirkungen auf das noradrenerge System durch Freisetzung von Noradrenalin (Yoshida et al. 1998) ebenso gesehen, wie Änderungen im dopaminergen und serotonergen System (Übersichten bei Newman et al. 1998, Ishihara & Sasa 1999). Unter anderem ist eine Zunahme der Serotonin Ausschüttung zu beobachten (Juckel et al. 1999). Bindungsstellen für Serotonin auf Thrombozyten nehmen im Verlauf der EKT Behandlung zu (Stain-Malmgren et al. 1998). Auch Neuropeptide, die in den letzten Jahren Ansatzpunkte für die Pathogenese der Depressionen und für neue Behandlungsansätze bieten, scheinen bei der Wirkung der EKT eine Rolle zu spielen (Übersicht bei Mathe 1999). Sicher sind auch andere Systeme betroffen, wobei unklar bleibt, ob diese Veränderungen als indirekte Folge der EKT im Rahmen des gebesserten Gesundheitszustandes des Patienten oder als direkte EKT vermittelte Stoffwechselveränderung anzusehen sind (Folkerts 1995). Auch an unserem Hause werden derzeit vor allem endokrinologische Veränderungen im Verlauf einer EKT-Serie untersucht, um weitere Rückschlüsse auf die Wirkungsweise und die Wirkmechanismen dieser Behandlung zu erhalten. Miteinbezogen werden dabei Daten bildgebender Verfahren sowie genetische Untersuchungen. Ziel ist es dabei auch, die Wirksamkeit einer EKT möglichst frühzeitig vorherzusagen, um wissenschaftlich begründete Empfehlungen für die Art der Therapiedurchführung im Sinne einer Therapieoptimierung geben zu können. Literatur 2.3. Abrams R, Swartz CM (1985): ECT and prolactin release: relations to treatment response in melancholia. Convulsive Therapy 1:38-42 Devanand DP, Lisanby S, Lo ES, Fitzsimons L, Cooper TB, Halbreich U, Sackeim HA (1998) Effects of electroconvulsive therapy on plasma vasopressin and oxytocin. Biol Psychiatry 44:610-6 Folkerts H: Elektrokrampftherapie. Dt Ärztebl 92:A-358-364 Ishihara K, Sasa M (1999): Mechanism underlying the therapeutic effects of electroconvulsive therapy (ECT) on depression. Jpn J Pharmacol 80:185-9 2.4. Wie wird die Elektrokonvulsionstherapie durchgeführt? Aufklärung und Vorbereitung Alle Patienten werden nach Indikationsstellung umfangreich vom behandelnden Arzt unter Supervision eines Facharztes für Psychiatrie über die Möglichkeit der Durchführung einer EKT mündlich und schriftlich aufgeklärt. Sie haben mehrfach die Gelegenheit, sich das Therapieverfahren genauer erläutern zu lassen und Fragen zu stellen. Sie werden über das Ziel der Therapie, die Durchführung und mögliche unerwünschte Wirkungen umfassend aufgeklärt. Anschließend muss, wenn die Durchführung einer EKT gewünscht wird, vor der Therapie das informierte Einverständnis durch Unterschrift auf dem Aufklärungsbogen schriftlich bekundet werden. Es besteht die Gelegenheit, dieses Einverständnis jederzeit, auch nach begonnener Therapie, zu widerrufen. Vor Durchführung einer EKT muss zunächst analog einer Operationsvorbereitung eine sorgfältige internistische, neurologische und psychiatrische Voruntersuchung stattfinden. Zusätzlich werden meist, um organische Erkrankungen zu diagnostizieren bzw. auszuschließen, Röntgenbilder des Brustkorbs sowie der Wirbelsäule angefertigt. Weiterhin erfolgt die Ableitung eines aktuellen Elektrokardiogramms. Eine aktuelle, umfangreiche Kontrolle verschiedener Laborparameter einschließlich der Blutgerinnung wird durchgeführt. Ein Anästhesist klärt gesondert über die im Rahmen der Therapie mehrfach durchzuführende Kurznarkose mit Muskelrelaxation auf. Diese Aufklärung erfolgt ebenfalls mündlich und schriftlich und erfordert die schriftliche Bestätigung der Aufklärung und des Einverständnisses der Patienten. Durchführung der EKT Eine lege artis durchgeführte EKT besteht aus einer Serie von 6 bis 12 Einzelbehandlungen, wobei im Durchschnitt 2 bis 3 Behandlungen pro Woche stattfinden. Jede einzelne Behandlungssitzung wird im Beisein des Anästhesisten vom speziell dafür ausgebildeten Psychiater durchgeführt. Der Anästhesist führt nach Vorbereitung des Patienten (Überwachungsmonitor zur Erfassung von EKG, Pulsfrequenz, Blutdruck, Sauerstoffsättigung im Blut) eine Kurznarkose durch intravenöse Gabe eines Injektionsnarkotikums durch. Anschließend wird ein kurzzeitig wirksames Muskelrelaxans gegeben. Die Atmung der Patienten wird durch den Anästhesisten überwacht und unterstützt. Nach Erreichen der Bewusstlosigkeit im Rahmen der Narkose wird eine kurzzeitige Maskenbeatmung durchgeführt. Anschließend wird vom behandelnden Psychiater nach kurzer Ableitung eines Ruhe-EEG´s durch meist unilaterale elektrische Stimulation über 0,5 bis 8 Sekunden mittels der aktuell gebräuchlichen Kurzpulstechnik (Impulsbreite: 0,5 Millisekunden, Energie: 5 bis 100 Joule) ein generalisierter Krampfanfall unter kontrollierten Bedingungen bei Muskelrelaxation ausgelöst. Der Krampfanfall selbst ist durch die zuvor eingeleitete Muskelrelaxation meist kaum zu sehen, die Dauer des Anfalls wird durch ein EEG- und EMG-Monitoring (Elektromyogramm) überwacht. Der Krampfanfall ist üblicherweise selbstlimitierend und dauert ca. 30 bis 90 Sekunden an. Im Falle eines prolongierten Anfalls hätte der Anästhesist ansonsten die Möglichkeit der medikamentösen Beendigung des Anfalls nach spätestens 120 Sekunden. Wenige Minuten nach dem Einleiten der Narkose erwachen die Patienten wieder und werden bis Sie wieder vollständig bei Bewusstsein und wach sind noch für ca. 30 Minuten im Aufwachraum hinsichtlich der Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Atmung, Sauerstoffsättigung) überwacht, anschließend findet noch eine ca. 2-3 stündige Überwachung von Blutdruck und Puls auf Station statt. Anschließend stehen die Patienten auf und nehmen am üblichen Therapieprogramm der Klinik ohne weitere Einschränkungen teil. Literatur 2.4. Avery D, Lubrano A. (1979) Depression treated with imipramine and ECT: the DeCarolis study reconsidered. Am J Psychiatry 136:(4B):559-562 Boiteux J, Roubaud L, Gandelet N, Nezelof S, Vittouris N, Bonin B, Sechter D, Bizouard P. (1997) [Indications for electroconvulsive therapy] La place de l'electroconvulsivotherapie. Encephale 23 Spec No 3:21-26 Brandt B, Ugarriza DN. (1996) Electroconvulsive therapy and the elderly client. J Gerontol Nurs 22:(12):14-20 Devanand DP, Sackeim HA, Prudic J. (1991) Electroconvulsive therapy in the treatment-resistant patient. Psychiatr Clin North Am 14:(4):905-923 Ghaziuddin N, King CA, Naylor MW, Ghaziuddin M, Chaudhary N, Giordani B, Dequardo JR, Tandon R, Greden J. (1996) Electroconvulsive treatment in adolescents with pharmacotherapy-refractory depression. J Child Adolesc Psychopharmacol 6:(4):259-271 Markowitz J, Brown R, Sweeney J, Mann JJ. (1987) Reduced length and cost of hospital stay for major depression in patients treated with ECT. Am J Psychiatry 144:(8):1025-1029 Meyendorf R, Bender W, Baumann E, Athen D, Ortlieb S. (1980) [Comparison of nondominant unilateral and bilateral electroconvulsive therapy--clinical efficiency and side effects (author's transl)] Vergleichende Untersuchung zur unilateralen und bilateralen Elektrokrampf-Therapie. Klinische Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Arch Psychiatr Nervenkr 229:(2):89-112 Mollenberg O. (1997) [Electroconvulsive therapy--anesthesiological procedures] Elektrokrampftherapie--Anasthesiologisches Vorgehen. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 32:(10):593-603 Möller HJ. (1991) [Therapy resistance to antidepressive drugs: risk factors and treatment possibilities]. Nervenarzt 62:(11):658-669 Prudic J, Haskett RF, Mulsant B, Malone KM, Pettinati HM, Stephens S, Greenberg R, Rifas SL, Sackeim HA. (1996) Resistance to antidepressant medications and short-term clinical response to ECT [see comments]. Am J Psychiatry 153:(8):985-992 Rich CL, Spiker DG, Jewell SW, Neil JF, Black NA. (1984) The efficiency of ECT: I. Response rate in depressive episodes. Psychiatry Res 11:(3):167-176 Shapira B, Lerer B. (1986) Clinical response rate to ECT [letter]. Psychiatry Res 17:(3):247-249 Solan WJ, Khan A, Avery DH, Cohen S. (1988) Psychotic and nonpsychotic depression: comparison of response to ECT [see comments]. J Clin Psychiatry 49:(3):97-99 Stek ML, Beekman AT, Verwey B. (1997) [Electroconvulsive therapy in late life depression: a review]. Tijdschr Gerontol Geriatr 28:(3):106-112 Tauscher J, Neumeister A, Fischer P, Frey R, Kasper S. (1997) [Electroconvulsive therapy in clinical practice]. Nervenarzt 68:(5):410-416 2.5. Wie findet die Kontaktaufnahme mit unserer Klinik statt, wenn ein Patient zur Überprüfung der Indikation einer Elektrokonvulsionstherapie angemeldet werden soll? Die Überweisung in die Klinik sollte über einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, für Psychiatrie, für Psychiatrie und Neurologie (Nervenarzt), für Psychotherapeutische Medizin oder für Neurologie erfolgen. Wie bei jeder anderen Patienteneinweisung erfolgt die Kontaktaufnahme mit unserer Klinik zunächst über die diensthabenden Kollegen in der Zentralen Aufnahme unseres Hauses. Die Kollegen sind über die Pforte (Telefon 089 / 5160-5511) erreichbar. Dort kann geklärt werden, ab wann und auf welcher Station ein Bett zur Verfügung steht, um Patienten aufzunehmen, die Indikation zur Elektrokonvulsionstherapie zu klären und gegebenenfalls die Behandlung einzuleiten. Bei weiterem Informationsbedarf speziell zur Elektrokonvulsionstherapie können Herr Oberarzt Dr. Grunze oder Herr Dr. Baghai ebenfalls über die Pforte kontaktiert werden. Prof. Dr. H.-J. Möller Dr. T.C. Baghai Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität Nußbaumstraße 7 D-80336 München