Agathe Fleury “La division de Cassini”

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Agathe Fleury “La division de Cassini”
Agathe Fleury
“La division de Cassini”
Kwadrat, Berlin - 26-03 / 23-04 2011
la réplique - zinc-coated steel rod -2011
la réplique - zinc-coated steel rod -2011 (detail)
untitled_ le tetraedre - 1540 lead pellets - 2011
untitled_ lead - framed silkscreen - 70cmx100cm - 2011
untitled_ definitions - framed silkscreen -70cmx100cm - 2011
3106 carats - framed silkscreen -70cmx100cm - 2011
le casse-tête - stainless steel nails 12cmx12cmx12cm - 2011
le casse-tête - stainless steel nails 12cmx12cmx12cm - 2011
équivoque - bowed stack of euro coins_ variable dimensions - 2010
dilemma - 1’40 looped video - 2011
LA DIVISION DE CASSINI
Agathe Fleurys Atelier hat einen Riss. Es ist ein schmaler Spalt in
der Wand neben dem Fenster, von der Decke bis zum Boden,
gezackt wie ein Blitz. Fleurys Umgang mit dem Riss ist symptomatisch für ihr gesamtes Schaffen: Anstatt ihn zu kitten, hat sie ihn
mit einer exakt 5 cm breiten Bleistiftmarkierung überspannt. So behält sie ihn im Auge, schaut, was passiert. Es ist eine kleine, aber
interessante Intervention, die von einem ausgeprägten Interesse an
ihrer Umwelt zeugt. Und von einer gewissen Faszination für Brüche.
So fungiert denn auch la division de Cassini als Namenspate für
die Ausstellung der 1976 geborenen französischen Künstlerin.
Die »Cassinische Teilung« bezeichnet die größte Lücke im Ringsystem des Planeten Saturn. Noch heute ist unklar, ob es sich
um ein von einem Mond verursachtes Vakuum oder dunkle Materie handelt. Als der italienische Astronom Giovanni Domenico
Cassini sie 1675 entdeckte, galt sie jedenfalls als leerer Raum. Ein
»Nichts« im Weltall zu betiteln – solche Kuriosa faszinieren Fleury.
Ihre Arbeiten stecken selbst voller Brüche. Für la réplique (2011)
perforiert sie eine Baugerüststange – sonst Inbegriff von Stabilität – mit zahlreichen Kreisen. Es ist ein beinah gewaltsamer, physisch anstrengender Arbeitsprozess, der das Stahlrohr zu einem zerlöcherten und nunmehr instabilen Stück Metall macht. An die Wand
angelehnt, wirkt es zerbrechlich – man möchte fast sagen, verletzt.
Die Stange performt einen Akt der Balance. Auch andere Arbeiten
spielen mit Gleichgewicht: Im Gang drängen sich Münzen aneinander, passgenau zwischen die Wände gespannt (équivoque, 2010),
um die Ecke balancieren mehrere zu einem empfindlichen Geflecht
verwobene Nägel (casse-tête, 2011). Besonders die Pyramiden-Arbeit (untitled_le tetraèdre, 2011) steht für tagelange Geduldsproben
beim Versuch, mehr als 1200 Luftgewehr-»Diabolos« zu kontrollieren.
Die für Schießübungen benutzten Projektile bestehen aus Blei,
das einerseits noch immer den einzig bekannten Schutz gegen
schädliche Strahlung darstellt, andererseits toxisch ist – und wiederum traditionell mit dem Saturn in Verbindung gebracht wurde.
So wird eine Bleivergiftung noch heute »Saturnismus« genannt.
Andere Arbeiten wiederum handeln von Wertverschiebungen. Das
Video dilemma (2011) zeigt eine rotierende Münze. Der Zuschauer erfreut sich daran, wie elegant sie auf ihrem Rand tanzt, wie sie versucht,
die Balance zu halten. Doch er weiß: Sie wird kippen. Und plötzlich ist
sie viel mehr wert als 2 Euro, denn sie entscheidet: Kopf oder Zahl.
Die Objekte verbindet, dass sie aus dem Kampf um die Balance ihr ästhetisches Kapital schlagen. Fleury entpuppt sich dabei nicht nur als verursachende Agitatorin, sondern ebenfalls als feine Beobachterin. Es ist wie
mit dem Riss in der Wand: Sie schaut mal. Vielleicht passiert da etwas.
Stefanie Gerke
Agathe Fleury
1976 - french nationality
STUDIES
2002: DNSEP Art, Fine art school of Grenoble; professor Gianni Motti.
2000: DNAP Art, Fine art school of Grenoble.
1997: CAP Photographie, Montpellier.
2011
LA DIVISION DE CASSINI - Kwadrat - Berlin
POP HITS - Initiated by Manfred Peckl - Tanzschule projects - München
METROSPECTIVE 1.0 - Program gallery - Berlin
STRIKE - curated by Robert Quint - Atelierhof Kreuzberg - Berlin
2010
TIME AND MOTION STUDY - Kunstverein Freiburg
JOY IN REPITITION - Kunsthaus L6 - Freiburg
PLAY, PAUSE, REWIND, RESTART - APPARTEMENT - Berlin
THRILLER – curated by Xavier Mazzarol and Eric Stephany - Berlin
AVAILABLE WORKS - curated by Annika Von Taube and Johannes Schoen HBC - Berlin
LOOSESHEETS project - curated by Giovanna Sarti ( www.loosesheets.org)
BARBAR - curated by Despina Stokou - Appartement - Berlin
FRESCO MONDO - The forgotten bar project/ Galerie im Regierungsviertel Berlin
THE SHOW - curated by Guillaume Alimoussa - The forgotten bar project/
Galerie im Regierungsviertel - Berlin
FORGOTTEN THINGS - curated by Daniela Carrasco and Kerstin Stoll – The
forgotten bar project/ Galerie im Regierungsviertel - Berlin
INS BLICKFELD GERÜCKT - curated by Gaëlle Boucand and Francisca Würz
– French Cultural Center - Berlin
EQUINOX - curated by Despina Stokou - Grimmuseum - Berlin
REMIX IV- curated by Tjorg Douglas Beer and Madeleine Boschan - The forgotten bar project/ Galerie im Regierungsviertel - Berlin
LOST AND FOUND - curated by Daniel-Leander Kannenberg - The forgotten
bar project/ Galerie im Regierungsviertel - Berlin
2009
ABRISS - Site specific installation with Ludovic Jecker - APPARTEMENT - Berlin
REMIX II - curated by Tjorg Douglas Beer - The forgotten bar project/ Galerie
im Regierungsviertel - Berlin
GEDANKEN ZUR REVOLUTION - curated by Tibor Müller and Stefan Riebel
– Leipzig
PODROSTOK - curated by Anne Neukamp and Renaud Regnery - Sox – Berlin
2007
NIGHTCOMERS VIDEO - IMC in Istanbul 10th Istanbul Biennial - Istanbul
2006
En PARALLE'LE/ IN PARALLELO / MIGRE - French Cultural Center - Milano
OPEN STUDIO / Renaud Regnery - Berlin Art France - Berlin
2004
10th FESTIVAL “CINEMAS & CULTURES D'ASIE” - Lyon
THE WORLD MAY BEE FANTASTIC - La plus petite galerie du monde (ou
presque) - Roubaix
2001
CASCADE REMIX - Sound project w/ Paul Collins, Nicolas Germain & Marcelline Delbecq - Grenoble
PLAYGROUND - SMM Galerie - Berlin
CIRCLES OF CONFUSION - Film festival - Berlin
SUMMERTIME - Art, music and architecture Festival - Belleville-sur-Saône.
Editions 2001, 2002, 2004, 2005
PUBLICATIONS
Sleek magazine #27 (http://www.sleek-mag.com/)
Art Kunstmagazin (http://www.art-magazin.de)
Undo, network for contemporary art (http://www.undo.net)
PROJECTS
« Him + Her » - Assistant editor for the video installation by Candice Breitz
« Invasion of Grenoble » - A proposition by the artist Space Invader
Gianni Motti's assistant
Martin Kwade
KWADRAT
Adalbertstr. 20
10997 Berlin
www.kwadrat-berlin.com
crédit photographique : Ludovic Jecker